[0001] Die Erfindung betrifft ein antistatisches Dekorlaminat, ein Verfahren zu seiner Herstellung
sowie die Verwendung des erfindungsgemäßen antistatischen Dekorlaminats als Wand-
oder Dachpaneele oder in der Herstellung von Wand- oder Dachpaneelen, als Möbelfolie,
als 3D-Folie und/oder als graphische Folie.
[0002] Günstige Herstellungs- und Materialpreise, leichte Verarbeitbarkeit, chemische Beständigkeit,
hohe Transparenz, gute Abriebfestigkeit und hohe Elastizität haben in der Vergangenheit
Polyvinylchlorid (PVC) zum vorherrschenden künstlichen Grundstoff für Bodenbeläge,
Wandverkleidungen und Möbelfolien werden lassen.
[0003] Vielfältige Anwendung haben beispielsweise PVC-Folien in der Herstellung von preiswerten
Möbeloberflächen, Wandverkleidungen oder Bodenbelägen gefunden, in denen Holz- oder
Steinoberflächen imitiert werden, teilweise unter Verwendung von Holz, teilweise unter
Verwendung von mit Holz- oder Steindesign bedruckten Papier- oder Folienschichten.
[0004] Den Vorteilen stehen Nachteile in der mangelnden Gesundheits- und Umweltverträglichkeit
des PVC sowie im Brandverhalten gegenüber, die die Suche nach alternativen Werkstoffen
als Ersatz für das PVC befeuern.
[0005] Als Ersatzmaterialien sind vielfach Polymere wie Polyolefine, Polyamide, Polyurethane,
Polystyrol, Polyester sowie deren Copolymere und Abkömmlinge vorgeschlagen worden,
die ähnlich günstig und leicht zu verarbeiten sind, allerdings in Bezug auf ihre mechanischen
Eigenschaften und Abriebfestigkeit dem PVC unterlegen waren. Oftmals sind die Sichtseiten
herkömmlicher Bodenbeläge, Wandverkleidungen, Möbelfolien und ähnlicher Verbünde durch
Lack- oder Harzschichten, bspw. aus Melaminharz, verstärkt. Dies erhöht die Kosten
der Verbundfolien durch höhere Rohstoff- und Verarbeitungskosten und verschlechtert
ihre Ökobilanz. Es sind auch bereits Verbundmaterialien beschrieben worden, die versuchen,
die Vorteile von preisgünstigen Polyolefinen als Substratmaterial mit den überlegenen
mechanischen Eigenschaften polarer Polymere zu verbinden. Hierbei stoßen die Bemühungen
bis heute auf Schwierigkeiten, einen sicheren, beständigen Verbund der Schichten,
möglichst ohne Verwendung von Klebstoff und Lösungsmittel zu gewährleisten, ein effizientes,
kontinuierliches Verfahren für die Herstellung des Verbundes bereitzustellen und das
Herstellungsverfahren so auszugestalten, daß das Erscheinungsbild der Mehrschichtfolie
höchsten ästhetischen Anforderungen genügt und als Ersatz für natürliche Werkstoffe
wie beispielsweise Holz-, Stein- oder Korkoberflächen dienen kann.
WO 95/08593 A1 beschreibt abnutzungsbeständige Bodenbeläge als Alternative zu PVC-Bodenbelägen,
die eine transparente Deckschicht aus Ionomer, über eine Klebstoffschicht auf eine
Dekorschicht auflaminiert, aufweist.
DE 41 07 150 A1 beschreibt eine mehrschichtige Fußbodenbelagfolie, wobei eine Oberfolie, die polare
Gruppen enthaltenden Kunststoff enthält, über eine Haftschicht, Haftfolie, Reaktantschicht
oder Haftvermittlerschicht auf eine Unterfolie angeordnet wird.
DE 10 2012 103 016 A1 beschreibt einen Folien-Kaschierverbund mit mindestens zwei Kunststoffolien, enthaltend
eine Trägerfolie und eine Nutzfolie, wobei die Nutzfolie auf einer Seite der Trägerfolie
angeordnet ist und bedruckt sein kann, die Trägerfolie eine vorzugsweise pigmentierte
Polyolefin-Folie ist und die Nutzfolie aus einem thermoplastischen Polyurethan besteht.
Diese Kaschierverbünde werden ausdrücklich unter Vermeidung eines Dekorpapiers in
Kleb- oder Heißkaschierung hergestellt und werden zur Verwendung in der Fußboden-,
Möbel-, Interieur- und/oder Exterieur-Industrie empfohlen.
[0006] Zu den besonderen Anforderungen an Dekorlaminate, insbesondere an Fußbodenbeläge,
gehört der Schutz vor elektrostatischer Aufladung. Das Einhalten der Norm für die
Begehspannung nach DIN EN 1815:2016-12 stellt sicher, daß unangenehme Entladungen
über die Haut vermieden werden oder Staubfreiheit gewährleistet werden kann. Fußböden
in Räumen zur Fertigung elektronischer Bauteile setzen besondere Standards an antistatischer
Wirksamkeit voraus. Auch in der Herstellung der Laminate, beispielsweise von Bodenbelags-Laminaten,
können statisch aufgeladene Dekorfolien/Dekorlaminate Probleme bereiten. Um Wirkung
zu entfalten, werden konventionell Antistatika in der sichtseitig obersten polymeren
thermoplastischen Schicht von Bodenbelags-Laminaten und -Schichtkörpern vorgesehen.
Zum Schutz gegen Abrieb werden solche antistatischen Laminate konventionell mit einem
Schutzlack versehen. Das Lackieren stellt hierbei einen im Prinzip unerwünschten,
apparativ aufwendigen weiteren Verfahrensschritt dar, der Mehrkosten und Lösungsmittelemissionen
verursachen kann.
[0007] WO 2013/143903 A1 beschreibt eine PVC-freie Oberflächenfolie für Faservlies-basierte Oberflächenbeläge,
die sich aufgrund Imprägnierung des Faservlieses auf Polyolefin-Basis durch besonders
gute Verklebbarkeit mit der zu bedeckenden Oberfläche auszeichnen sollen. Allgemein
kann dieser Druckschrift zufolge eine "Verschleißschicht" verschiedene Kunststoffe
enthalten, darunter Ionomere. Eine darunterliegende "Trägerschicht" aus mit Säureanhydrid
modifiziertem Polymer kann unterschiedlichste Füllstoffe und Funktionsadditive enthalten.
Eine Kombination einer ionomerhaltigen "Verschleißschicht" und einer "Trägerschicht"
enthaltend Antistatika wird nicht beschrieben. Im Gegenteil weist die Folie eine eventuelle
dekortragende Schicht ausnahmslos zwischen "Verschleißschicht" und "Trägerschicht"
auf und wird zum Schutz konkret mit einem Schutzüberzug aus Lack versehen.
[0008] Die vorliegende Erfindung stellt sich daher die Aufgabe, möglichst normgerecht antistatische
Dekorlaminate bereitzustellen, die u.a. als Fußbodenbelag oder in der Herstellung
von Fußbodenbelägen dienen können, die ohne Lackierschicht auskommen und in einem
Minimum an Verfahrensschritten kontinuierlich hergestellt werden können, ohne nennenswerte
Abstriche bei Abriebfestigkeit, Dauerhaftigkeit der antistatischen Wirkung, und weiterer
Nutzeigenschaften wie Antistaining zu machen.
[0009] Fußbodenbeläge im Sinne der Erfindung sind vorzugsweise starre Fußbodenbeläge wie
Paneelen und Fliesen, die als Holzersatzlaminate oder beispielsweise als Ersatz für
Steinböden dienen können.
[0010] Starre Dekorlaminate als Fußbodenbeläge, die optional Antistatika enthalten können,
werden unter anderem in
WO 2016/088897 A1,
WO 2016/047780 A1 oder
JP 2016064628 A beschrieben. All diesen Offenbarungen ist gemein, daß zur Herstellung geeigneter
Oberflächeneigenschaften wie Stainingeigenschaften oder Verschleiß schutz ein gehärteter,
vernetzter Überzug (Lack) benötigt wird. Alternativ werden beispielsweise in
WO 1995/035210 A1 Bodenbeläge beschrieben, die migrierende Antistatika wie kationische, anionische,
nichtionische oder amphotere oberflächenaktive Mittel in einer äußersten ionomerhaltigen
Schicht aufweisen, die über eine Heißklebstoffschicht auf eine dekortragende Schicht
auflaminiert sind.
[0011] WO 03/037622 A1 beschreibt antistatische Deckfolien unter anderem für Fußböden, Wände und Decken,
die als äußerste Schicht eine Verschleißschicht aus elektrisch leitendem ionomeren
Polyelektrolyt (IPE), zusätzlich gegebenenfalls Füllstoffe, aufweist. Die Deckfolie
weist elektrisch mit der Verschleißschicht verbunden eine "zweite" Schicht auf, die
beispielsweise durch darin enthaltende elektrisch leitende anorganische Partikel leitfähig
gemacht ist. Als Matrixmaterialien werden beispielsweise Polyolefine, Ethylen-Methacrylsäure-Butylacrylatterpolymere
oder Polyurethan-Elastomere vorgeschlagen. Lediglich die oberste Schicht ist transparent
ausgebildet, und sofern eine dekortragende Schicht mit aufgedruckten Mustern, Texten
oder Holzimitationen vorgesehen ist, befindet sich diese Schicht zwischen der äußersten
Schicht, der Verschleißschicht und der antistatisch wirkenden "zweiten Schicht". Hierzu
muß die dekortragende Schicht eigens durch geeignete Zusätze leitfähig gemacht werden.
[0012] US 2015/0179315 A1 beschreibt antistatische Polymerzusammensetzungen, die ein Gemisch aus einem Basisharz
aus Polyolefin und Ethylencopolymer mit einem gepfropften EthylenCopolymer mit Polyetheramidsegmenten
als antistatische Schicht enthalten. Ionomere als Bestandteile dieser Schicht werden
nicht beschrieben.
US 2015/0179315 empfiehlt die antistatische Polymerzusammensetzung als koextrudierbare Zwischenschicht
"intermediate layer" einer Mehrschichtstruktur, wobei unterschiedlichste Materialien
für die Oberflächenschicht vorgeschlagen werden, darunter Ionomere, Polyester, Polycarbonate,
Polymethylmethacrylate etc..
US 2015/0179315 erwähnt weder eine dekortragende Schicht, noch eventuelle damit zusammenhängende
Herausforderungen oder Probleme von Kompatibilität und Haftung der Schichten.
[0013] Es besteht daher weiterhin ein Bedürfnis nach einem antistatischen Dekorlaminat,
das eine einfache und ökonomische kontinuierliche Herstellung erlaubt, möglichst im
Coextrusionsverfahren, das einen sparsamen Einsatz von Haftvermittlern und insbesondere
von Klebstoffen bis hin zu deren vollständiger Vermeidung erlaubt, das bei exzellenter
Adhäsion der Schichten untereinander, sehr guter Antiverschleiß- und Antistainingeigenschaften
sowie ohne wesentliche Einbußen in den antistatischen Eigenschaften dennoch durch
eine hervorragende Transparenz, Klarheit und Farbneutralität der darüberliegenden
Schichten, den ästhetischen Eindruck und die Bedruckbarkeit der dekortragenden Schicht
nicht beeinträchtigt, sondern bestens zur Geltung bringt.
[0014] Die vorliegende Erfindung löst mindestens eins, vorzugsweise mehrere bis alle der
angesprochenen Probleme.
[0015] Erfindungsgemäß wird die Aufgabe gelöst durch ein Dekorlaminat umfassend eine Sichtseite
und eine Substratseite, sichtseitig umfassend mindestens die folgenden unmittelbar
aufeinanderfolgenden, miteinander haftend verbundenen Schichten F-A und substratseitig
der Schicht A noch eine oder mehrere dekortragende Schicht(en) D, dadurch gekennzeichnet,
dass die Schicht F sichtseitig die äußerste Schicht darstellt und 90 bis 100 Gew.-%
extrudierbares thermoplastisches Ionomer enthält; die an die Schicht F anschließende
Schicht A 70 bis 90 Gew.-% extrudierbares thermoplastisches Ionomer enthält; und
Schicht A insgesamt 10 bis 30 Gew.-% eines oder mehrerer nichtmigrierender Antistatika
enthält.
[0016] Das Ionomer oder die Ionomere, die erfindungsgemäß in den Schichten F und A zur Anwendung
kommen, müssen per se keine besondere elektrische Leitfähigkeit aufweisen. Bevorzugt
werden für die Schichten F und A elektrisch per se nichtleitende Ionomere verwendet.
[0017] Wenn erfindungsgemäß die Schicht F die äußerste Schicht darstellt, ist darunter zu
verstehen" daß das Dekorlaminat keine Lackschicht und keinen aus härtbaren bzw. vernetzbaren
oder vernetzten Monomeren bestehenden Überzug enthält und ganz besonders bevorzugt
aus einer einzigen thermoplastischen Ionomerschicht besteht, die gegebenenfalls 1
bis 10 Gew.-% Füllstoffe enthalten kann.
[0018] Während nämlich konventionell eine gewünschte antistatische Funktion meist durch
die Verwendung von Antistatika in der äußersten sichtseitigen thermoplastischen Schicht
erzielt wird, werden Antistatika erfindungsgemäß in der Funktionsschicht A unter einer
darüberliegenden thermoplastische Ionomere enthaltenden oder reinen thermoplastischen
und antistatikafreien Ionomerschicht F eingesetzt. Bevorzugte Schichtdicke der sichtseitigen
Schicht F ist im Bereich von 10 bis 100 µm, insbesondere 20 bis 80 µm oder noch stärker
bevorzugt 30 bis 50 µm Die Abriebsanfälligkeit konventioneller Dekorlaminate, die
migrierende ANtistatika verwenden und die ohne schützende zusätzliche Lackschicht
im Gebrauch bald ihren Antistatik-Effekt verlieren, kann so auch ohne den Einsatz
einer Lackschicht erfindungsgemäß überraschend überwunden werden, ohne daß Abstriche
bei der Wirksamkeit des antistatischen Effekts und/oder bei Antistaining-Eigenschaften
oder bei der Abriebfestigkeit gemacht werden müssen.
[0019] Ein erfindungsgemäßes Dekorlaminat kann somit beispielweise und nicht abschließend
einen Schichtaufbau F-A-D oder F-A-B-D oder auch F-A-B-C-D oder F-A-B1-C1-B2-C2-D
aufweisen, wobei die Schichten B weitere, vorzugsweise extrudierbare und thermoplastische
polymere Schichten darstellen, die jeweils extrudierbare thermoplastische Kunststoffe
enthalten können, und die Schichten C bevorzugt modifizierte thermoplastische Kunststoffe
beispielsweise zur Haftvermittlung enthalten können. Besonders bevorzugt im Sinne
der Erfindung ist das Dekorlaminat sichtseitig der dekortragenden Schicht D vollständig
oder nahezu vollständig transparent, weist bevorzugt eine Transparenz (400-800 nm)
von mindestens 85, besser mindestens 90 oder auch mindestens 95% oder mindestens 98
% nach DIN 5033-1:2009-05, DIN 5036-3 und bevorzugt eine Trübung (Haze) von weniger
als 2 %, besser weniger als 1 %, insbesondere weniger als 0,5 % oder auch weniger
als 0,1 % beziehungsweise weniger als 0,01 % nach ASTM D 1003-13 auf.
[0020] Antistatika vermeiden oder eliminieren elektrostatische Ladung, die durch den triboelektrischen
Effekt oder auch kontaktlos durch eine hohe elektrische Spannung erzeugt werden kann.
Elektrostatische Ladung kann im Herstellungsprozeß von Kunststoffbahnen beispielsweise
beim Ablauf über Rollen erzeugt werden oder ist beim Gehen über Kunststoffoberflächen
unvermeidlich. Antistatika haben dabei die Aufgabe, die Oberfläche des Kunststoffs
selbst leitend zu machen, so daß aufgebaute Ladung rasch abgeleitet werden kann. Als
nichtmigrierende (permanente) Antistatika werden solche Antistatika bezeichnet, die
an ihrer relativen Position im Polymer verbleiben und nicht wie migrierende Antistatika
zur Oberfläche wandern ("migrieren"). Als nichtabschließende Beispiele für nichtmigrierende
Antistatika seien angeführt: leitfähige Fasern oder Nanomaterialien, Graphit, Ruße,
Metalle oder intrinsisch leitfähige Polymere, insbeondere leitfähige organische Polymere
(nichtmigrierende organische Antistatika). Im Gegensatz zu migrierenden Antistatika
"wandern" nichtmigrierende ("permanente") Antistatika nicht mit der Zeit zur Oberfläche
des umgebenden Kunststoffs, wo migrierende Antistatika durch Feuchtigkeit, beispielsweise
bereits bei normaler Reinigung abgewaschen werden.
[0021] Unter den am meisten bevorzugten nichtmigrierenden Antistatika sind nichtvernetzende
und nichtvulkanisierende organische Antistatika wie Polyester, Polyamide oder thermoplastische
Copolyamide wie z.B. Polyetheramid. Diese sind farbneutral bzw. farblos und klar.
Wie bereits ausgeführt wurde, enthält das erfindungsgemäße Dekorlaminat bevorzugt
keine Lackierung oder Coating. Auf diese Weise kann sichergestellt werden, daß die
Schichten F und A wie auch gegebenenfalls weitere Schichten wie die Schichten B und
C vollständig oder nahezu vollständig transparent und farbneutral sind und so der
Blick auf die dekortragende Schicht frei und ungetrübt bleibt. Dies ist beispielsweise
bei der Verwendung üblicher permanenter anorganischer Antistatika wie Graphit, Anthrazit,
Metallpartikeln, Rußen, Carbon Blacks, leitfähigen Nanopartikeln, oder auch leitfähiger
Fasern beispielsweise Carbonfasern oder Geflechten und Verbünden daraus, die im Sinne
der Erfindung unter die "anorganischen Antistatika" gezählt werden, nicht der Fall.
Zudem ermöglicht die Wahl zueinander kompatibler unmittelbar aufeinanderfolgender
Schichten, beispielsweise F-A-B-C, eine Coextrusion gemäß dem erfindungsgemäßen Verfahren
und optimale Haftung bei minimalem Einsatz von Haftvermittlern und ohne den Einsatz
von Klebstoffen mit den damit verbundenen Nachteilen. Zudem kann erfindungsgemäß darauf
verzichtet werden, die dekortragende Schicht D mit antistatisch wirkenden Additiven
zu versetzen. Dadurch können eine höhere Qualität des Drucks und des Bildes erzielt
werden und werden gegebenenfalls auftretende Nachteile in der Haftung der dekortragenden
Schicht zu den angrenzenden Schichten vermieden.
[0022] Besonders bevorzugt ist, daß Schicht F frei von Antistatika ist. Auf diese Weise
wird zudem sichergestellt, daß die Mikro-Oberflächenstruktur des Ionomers so dicht
und regelmäßig wie möglich verbleibt und auch bei mechanischer Beanspruchung noch
optimale Anti-Staining-Eigenschaften erzielt werden.
[0023] Im erfindungsgemäßen Dekorlaminat enthält Schicht F vorteilhaft 75 bis 99 Gew.-%,
bevorzugt 80 bis 98, insbesondere 94 bis 96 Gew.-% eines oder mehrerer extrudierbarer
thermoplastischer Ionomere. Bevorzugt ist die Schicht F frei von Polyurethan.
[0024] Im erfindungsgemäßen Dekorlaminat enthält Schicht A vorteilhaft 60 bis 95 Gew.-%,
bevorzugt 65 bis 85 Gew.-%, insbesondere 70 bis 80 Gew.-% eines oder mehrerer extrudierbarer
thermoplastischer Ionomere.
[0025] Die Verwendung von extrudierbaren thermoplastischen Ionomeren in der äußersten Schicht
F hat beispielsweise gegenüber herkömmlichen Kunststoffen wie Polyurethan den Vorteil
besserer Oberflächeneigenschaften insbesondere bessere Anti-Staining-Eigenschaften
bei gleicher oder besserer Verarbeitbarkeit, beispielsweise durch Koextrusion. Insbesondere
wenn die extrudierbaren thermoplastischen Materialien der aneinander angrenzenden
Schichten F und A chemisch ähnlich sind, wird die Adhäsion und damit die Peelingbeständigkeit
verbessert.
[0026] Die Ionomere für die Schicht A können vorteilhaft unabhängig voneinander aus denselben
Polymeren ausgewählt werden wie für die Schicht F. Zur Verwendung in der Schicht A
und in der Schicht F besonders vorteilhafte Ionomere sind Ionomer-Blends, beispielsweise
Blends von verschiedenen Ionomeren mit Polyamid(en) oder Ionomere, die eine Dichte
(DIN EN ISO 1183-1:2013-04) im Bereich von 0,8 bis 1,2 g/cm
3, insbesondere 0,9 bis 1,0 g/cm
3, ganz besonders etwa 0,94 bis 0,96 g/cm
3 aufweisen. Bevorzugt werden Ionomere, die einen Schmelzindex (Melt flow index MFI,
bei 190 °C und 2,16 kg nach (DIN EN ISO 1183-1:2013-04) im Bereich von 0,4 bis 7,0
g/10 min, insbesondere 0,5 bis 5,7 g/10 min, ganz besonders vorteilhaft 0,6 bis 0,9
g/10 min oder auch 5,3 bis 5,6 g/10 min. Der Schmelzpunkt (DIN EN ISO 3146:2002-06)
des eingesetzten Ionomers liegt vorteilhaft im Bereich von 85 bis 98 °C, insbesondere
88 bis 97 °C, ganz besonders vorteilhaft 89 bis 92 °C, oder auch 94 bis 96 °C. Der
Erweichungspunkt (vicat softening point, DIN EN ISO 306:2012-01) des eingesetzten
Ionomers liegt vorteilhaft im Bereich von 60 bis 70 °C, insbesondere 62 bis 68 °C,
ganz besonders vorteilhaft bei etwa 65 °C. Beispielsweise wird erfindungsgemäß ein
Surlyn-Ionomer oder ein Gemisch aus Surlyn-Ionomeren eingesetzt. Von Vorteil ist,
wenn das Polymer oder das Polymergemisch transparent oder halbtransparent ist. Bevorzugt
im Sinne der Erfindung ist das Dekor der dekortragenden Schicht D durch die Schichten
A und F hindurch sichtbar.
[0027] Die Schichten F und A können ein oder mehrere identische Ionomere enthalten, bevorzugt
dasselbe Ionomer oder Ionomergemisch umfassen. Insbesondere können die eingesetzten
Ionomere selbst, d.h. bereits ohne zugesetztes Antistatikum, antistatische Eigenschaften
besitzen oder nicht.
[0028] Die verwendeten Ionomere, Ionomergemische sowie Ionomer-Blends können in den Schichten
A und F voneinander teilweise oder vollständig verschieden sein oder sich nur in den
jeweiligen Anteilen unterscheiden. Besonders bevorzugt ist jedoch eine Ausführungsform,
in der für die Schicht A dasselbe Ionomer, Ionomergemisch oder Ionomer-Blend verwendet
wird wie in der Schicht F. In diesem Fall ist die Adhäsion der Schichten A und F besonders
hoch, was sich vorteilhaft auf die Peelingbeständigkeit auswirkt. Besonders vorteilhaft
sind die jeweiligen eingesetzten Ionomere identisch.
[0029] Der Ionomeranteil der Schicht A kann aus einem Ionomer bestehen oder ein Gemisch
aus zwei oder mehreren Ionomeren oder ein Ionomer-Blend aufweisen. In einer Ausführungsform
besteht der Ionomeranteil der Schicht A im wesentlichen aus einem Ionomer. In einer
bevorzugten Ausführungsform liegt der Ionomeranteil der Schicht A im Bereich von 75
bis 100 Gew.-%, insbesondere 80 bis 98 Gew.-%, stärker bevorzugt 90 bis 97 Gew.-%
und ganz besonders 94 bis 96 Gew.-%. Der Anteil an Füllstoffen und Funktionsadditiven
in der Funktionsschicht liegt somit im allgemeinen zwischen 0 und 25 Gew.-%, bevorzugt
im Bereich von 1 bis 25 Gew.-%, insbesondere 2 bis 20 Gew.-%, stärker bevorzugt 3
bis 10 Gew.-% und ganz besonders 4 bis 6 Gew.-%.
[0030] Erfindungsgemäß enthält die Schicht A des Dekorlaminats insgesamt 5 bis 40 Gew.-%,
bevorzugt 15 bis 35 Gew.-%, insbesondere bevorzugt 20 bis 30 Gew.-% eines oder mehrerer
nichtmigrierender Antistatika.
[0031] In den erfindungsgemäßen Dekorlaminaten kann Schicht F 0 bis 25 Gew.-%, bevorzugt
3 bis 10 Gew.-%, insbesondere 5 Gew.-% eines oder mehrerer Funktions- und/oder Füllstoffe
enthält, wobei die Funktionsadditive bevorzugt ausgewählt sind aus der Gruppe bestehend
aus UV-Stabilisatoren, UV-Absorber, Farbpigmenten, Wachsen, Gleitmitteln, Anti-Slip-Additiven,
antimikrobiellen sowie dehäsiv wirkenden Additiven und Flammschutzmitteln sowie deren
Gemischen und die Füllstoffe bevorzugt ausgewählt sind aus der Gruppe bestehend aus
Korund, Titandioxid, Sand, Talkum, Kreide, Kieselsäure, Glasperlen sowie deren Gemischen.
[0032] Schicht A kann einen oder mehrere Funktions- und/oder Füllstoffe enthalten. Bevorzugt
enthält die Schicht A neben den nichtmigrierenden Antistatika jedoch keine Funktionsadditive,
insbesondere bevorzugt keine Füllstoffe.
[0033] Durch die eingesetzten Kunststoffe, den erfindungsgemäßen Schichtaufbau sowie das
erfindungsgemäße Verfahren kann ganz oder weitgehend auf die Anwesenheit von Weichmachern
in den Kunststoffen verzichtet werden. Ebenso entfällt die Gegenwart etwaiger krebserzeugender
Restmonomere, wie sie beispielsweise im PVC auftreten. Dennoch werden die eingangs
genannten hohen Abriebfestigkeiten, Flexibilität, Einfachheit und Ökonomie in der
Herstellung, Optik und Haptik des Produkts erzielt, so daß die vorliegende Erfindung
einen mindestens gleichwertigen Ersatz für PVC-Folien darstellt - ohne die damit verbundenen
Nachteile aufzuweisen. Insbesondere ist bevorzugt, wenn das erfindungsgemäße Dekorlaminat
frei von PVC, Vinylchloridmonomeren und/oder Melaminharz ist.
[0034] Die Schichtdicke der Schicht A ist im erfindungsgemäßen Dekorlaminat unkritisch.
Bevorzugt werden aus verfahrenstechnischen Gründen Schichtdicken im Bereich von 5
bis 30 µm, insbesondere 10 bis 20 µm Die Schichtdicke der Schicht F wird jedoch bevorzugt
so eingestellt, daß sie im Bereich von 10 bis 100 µm stärker bevorzugt 20 bis 80 µm,
besonders bevorzugt 30 bis 50 µm liegt, da unterhalb des genannten Bereichs die Kratzfestigkeit
nachlassen kann und oberhalb des genannten Bereichs sich die antistatische Wirkung
verringern kann. Alle Angaben zu Schichtdicken beziehen sich in geprägten Bereichen
auf arithmetische Mittel bzw. auf Schichtdicken ohne Prägung.
[0035] Die Dicke der Schichten bzw. des Dekorlaminats oder Schichtenverbunds wird erfindungsgemäß
als arithmetischer Mittelwert fachüblich über den Durchsatz der Extruder eingestellt
und überwacht.
[0036] Je nach Einsatzzweck und weiterem Schichtaufbau der erfindungsgemäßen Dekorlaminate
kann es bevorzugt sein, zusätzlich gegebenenfalls eine, zwei oder mehrere weitere
Schichten, die thermoplastische Polymere enthalten, sowie zusätzlich optional eine
oder mehrere Haftvermittlerschicht(en) vorzusehen. Kern der Erfindung ist jedoch in
jedem Fall die unmittelbare Aufeinanderfolge der Schicht F als äußerster Schicht und
daran anschließend der Schicht A wie oben definiert.
[0037] Eine Haftvermittlerschicht kann eine homogene Schicht darstellen. Sie kann alternativ
mehrere, beispielsweise zwei, drei oder mehr Schichten umfassen, die jeweils gleiche
oder verschiedene modifizierte Kunststoffe zur Haftvermittlung enthalten. In manchen
Ausführungsformen wird durch eine Abfolge unterschiedlicher haftvermittelnder modifizierter
Kunststoffe eine bessere Haftung der angrenzenden Schichten erzielt. Geeignete Materialien
für die Haftvermittlerschichten umfassen ein oder mehrere mit Maleinsäureanhydrid,
alkyliertem Maleinsäureanhydrid und/oder Carbonsäure modifizierte(s) Polymer(e). Der
oder die modifizierte Kunststoff(e) zur Haftvermittlung kann/können vorteilhaft ein
oder mehrere Copolymer(e) oder gepfropfte (Co-)Polymere von Carbonsäurefunktionalität
tragenden Monomeren, insbesondere Maleinsäureanhydrid und/oder alkyliertem Maleinsäureanhydrid
mit Polypropylen, Polyethylen (bspw. LDPE oder LLDPE), Ethyl-Vinylacetat (EVA), Ethylen-Butyl-Acrylat
(EBA), Ethylen-Ethl-Acrylat (EEA), Ethylen-Acrylsäure (EAA), Ethylen-Methacrylsäure
(EMAA), Maleinsäureacetat (MAA) und/oder Polyacrylat-Kautschuk (ACM) umfassen. Auf
diese Weise lassen sich die erfindungsgemäßen Dekorlaminate selbst bei mehrschichtigem
Aufbau unter Verwendung unpolarer dekortragender Schicht(en) beispielsweise klebstofffrei
und unter Minimierung der Verfahrensschritte in Coextrusion und unmittelbarer Schmelzekaschierung
herstellen.
[0038] Durch die Verwendung von Haftvermittlern können Klebstofflaminierungen vermieden
werden, beispielsweise zur Verbindung der Schichten B und D oder A und D. bevorzugt
ist das erfindungsgemäße Dekorlaminat frei von Klebstoffen und/oder organischen Lösungsmitteln.
In einer weniger bevorzugten Ausführungsform können im erfindungsgemäßen Dekorlaminat
jedoch auch mittels Klebstoff laminierte Schichten umfaßt sein.
[0039] In einer Ausführungsform der Erfindung enthält die mindestens eine dekortragende
Schicht D ein extrudierbares thermoplastisches Polymer, ausgewählt aus der Gruppe
bestehend aus Polyethylenen, Polypropylenen und Polybutylenen, Polystyrol, Polyamid,
Polyester wie Polyethylenterephthalat (PET) sowie deren Gemischen. Ein Vorteil solcher
kunststoffolienhaltiger dekortragender Schichten sind ihre gute Bedruckbarkeit, gute
Prozessfähigkeit, ihre Wasserfestigkeit sowie ihre chemische Beständigkeit.
[0040] Besonders bevorzugte Dekorlaminate der vorliegenden Erfindung sind dadurch gekennzeichnet,
daß in die Oberfläche des Dekorlaminats sichtseitig ein oder mehrere Muster oder Strukturen
plastisch eingeprägt sind, wobei die plastischen Muster oder Strukturen weniger tief,
gleich oder tiefer als die Schichtdicke der äußeren Schicht F eingeprägt sein können.
Auf diese Weise können beispielsweise Holzmaserungen oder Steinoberflächen realitätsgenau
nachgeahmt werden.
[0041] Die erfindungsgemäßen Dekorlaminate werden bevorzugt in einem Verfahren hergestellt,
das die Coextrusion mindestens der Schichten F und A umfaßt, bevorzugt beispielsweise
oben definierte Schichten F, A und B oder etwa Schichten F, A, B und C oder mehr.
Vorteilhaft kann gleichzeitig im selben Schritt während der Schmelzekaschierung des
Dekorlaminats auf der Sichtseite ein oder mehrere Muster plastisch aufgeprägt werden,
wobei die Temperatur des Schichtenverbunds zwischen dem ersten und dem zweiten Verfahrensschritt
nicht unter die Schmelztemperatur des coextrudierten Schichtenverbunds sinkt. Auf
diese Weise kann ein erfindungsgemäßes, strukturiertes Dekorlaminat erhalten werden.
[0042] Vorteilhafterweise wird hierbei der zweite Verfahrensschritt bei einer Temperatur
von 150-300 °C ausgeführt. Das erfindungsgemäße Verfahren wird bevorzugt kontinuierlich
durchgeführt. Bevorzugt wird die Prägung auf der Sichtseite mit dem bedruckten Dekor
der dekortragenden Schicht synchronisiert.
[0043] Die Coextrusion erfolgt dabei auf konventionelle Weise unter dem Fachmann geläufigen
Bedingungen. Besonders vorteilhafte Eigenschaften der erfindungsgemäßen Dekorlaminate
können dadurch erzielt werden, daß die für sich bekannten Verfahrensschritte des Schmelzekaschierens
und Prägens in einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung gleichzeitig und ohne
erneuten Aufheizvorgang im kontinuierlichen Betrieb durchgeführt werden.
[0044] Das Dekorlaminat gemäß der vorliegenden Erfindung kann beispielsweise und ideal als
Bodenbelag oder in der Herstellung eines Fußbodenbelags, Bodenbelags, als Wand- oder
Dachpaneele oder in der Herstellung von Wand- oder Dachpaneelen, als Möbelfolie, Türfolie,
3D-Folie insbesondere in der Herstellung von Sperrholz- oder Spanplatten und/oder
als graphische Folie, insbesondere Druckfolie verwendet werden.
[0045] Die Erfindung betrifft daher auch einen Bodenbelag, Fußbodenbelag, Wand- und Dachpaneele,
eine Möbelfolie, Türfolie, 3D-Folie, Sperrholz und Spanplatten und graphische Folie,
insbesondere Druckfolie umfassend ein erfindungsgemäßes Dekorlaminat. Schichtkörper
gemäß der vorliegenden Erfindung, umfassend ein erfindungsgemäßes Dekorlaminat, insbesondere
strukturiertes Dekorlaminat, sind insbesondere ein Fußbodenbelag, Möbelfolie oder
3D-Folie.
[0046] Ein erfindungsgemäßer Fußbodenbelag kann dabei vorteilhaft eine weitere, an Schicht
D anschließende Substratschicht E aufweisen, die mit Schicht D unmittelbar, über eine
Haft- oder Klebeschicht, durch Kaschierung oder durch mechanische Verbindungselemente
verbunden ist. Die Substratschicht E wird im Rahmen der vorliegenden Offenbarung nicht
als Bestandteil des Dekorlaminats angesehen.
[0047] Die Substratschicht E umfasst dabei bevorzugt eine der folgenden Schichten: Rutschverhindererschicht,
Wärmedämmschicht, Schall-, insbesondere Trittschalldämpfschicht, Wärmeleitschicht,
Klebeschicht, Sperrholz- oder Spanplattenschicht, Wood-Plastic-Composite (WPC)-Schicht,
Faserbetonschicht.
[0048] Fig. 1 zeigt einen Querschnitt einer Ausführungsform des Dekorlaminats der Erfindung
mit dem Schichtaufbau F-A-D. Die Schichten sind in diesem Beispiel ausgeführt aus:
Schicht F (60 µm) 93 Gew.-% Surlyn-Ionomer und 7 Gew.-% Kieselsäure als Füllstoff;
Schicht A (200 µm) 80 Gew.-% Surlyn-Ionomer und 20 Gew.-% nichtmigrierendes organisches
Antistatikum;
Schicht D (100 µm) mit Kaseinfarbe bedrucktes und mit Klebstoff (10 µm) beschichtetes
Papier oder Kunststoffolie.
[0049] Die Schichten F und A werden coextrudiert und mit Klebstoff auf die dekortragende
Schicht D auflaminiert.
[0050] Fig. 2 zeigt einen Querschnitt einer weiteren Ausführungsform des Dekorlaminats,
beispielsweise als Fußbodenbelag mit dem Schichtaufbau F-A-C-D. Die Schichten sind
in diesem Beispiel ausgeführt aus:
Schicht F (60 µm) 95 Gew.-% Surlyn-Ionomer und 5 Gew.-% Kieselsäure als Füllstoff;
Schicht A (220 µm) 85 Gew.-% Surlyn-Ionomer und 15 Gew.-% nichtmigrierendes organisches
Antistatikum;
Schicht C (20 µm) Maleinsäureanhydrid-modifiziertes Polyethylen als modifizierter
Kunststoff zur Haftvermittlung;
Schicht D (300 µm) mit Kaseinfarbe bedrucktes und mit Primer (10 µm) beschichtetes
Papier oder Kunststoffolie.
[0051] Die Schichten F, A und C werden coextrudiert und unmittelbar mit der dekortragenden
Schicht D schmelzekaschiert.
[0052] Fig. 3 zeigt einen Querschnitt einer weiteren Ausführungsform des erfindungsgemäßen
Dekorlaminats, beispielsweise als Möbelfolie mit dem Schichtaufbau F-A-B-C-D. Die
Schichten sind in diesem Beispiel ausgeführt aus:
Schicht F (70 µm) 100 Gew.-% Surlyn-Ionomer;
Schicht A (150 µm) 75 Gew.-% desselben Surlyn-Ionomers wie in Schicht F und 25 Gew.-%
nichtmigrierendes organisches Antistatikum;
Schicht B (140 µm) 91 Gew.-% desselben Ionomers wie in Schichten F und A und 9 Gew.-%
Metallocen-Polyethylen
Schicht C (5 µm) Maleinsäureanhydrid-modifiziertes Polyethylen als modifizierter Kunststoff
zur Haftvermittlung;
Schicht D (100 µm) mit Kaseinfarbe bedrucktes und mit Primer (10 µm) beschichtetes
PET.
[0053] Die Schichten F, A, B und C wurden coextrudiert und unmittelbar mit der dekortragenden
Schicht D schmelzekaschiert.
[0054] In einer Abwandlung wird in Schicht D statt PET BOPP (biaxial orientiertes Polypropylen)
eingesetzt.
[0055] Fig. 4 zeigt einen Querschnitt einer weiteren Ausführungsform des erfindungsgemäßen
Dekorlaminats, beispielsweise als Bodenbelag mit dem Schichtaufbau F-A-B-C-D. Die
Schichten sind in diesem Beispiel ausgeführt aus:
Schicht F (80 µm) 90 Gew.-% Surlyn-Ionomer und 10 Gew.-% Korund;
Schicht A (150 µm) 78 Gew.-% desselben Surlyn-Ionomers wie in Schicht F und 22 Gew.-%
nichtmigrierendes organisches Antistatikum;
Schicht B (180 µm) 90 Gew.-% desselben Ionomers wie in Schichten F und A und 10 Gew.-%
Metallocen-Polyethylen
Schicht C (5 µm) Maleinsäureanhydrid-modifiziertes Polyethylen als modifizierter Kunststoff
zur Haftvermittlung;
Schicht D (100 µm) mit Kaseinfarbe bedrucktes und mit Primer (10 µm) beschichtetes
PET
[0056] Die Schichten F, A, B und C werden coextrudiert und unmittelbar mit der dekortragenden
Schicht D schmelzekaschiert, wobei im selben Verfahrensschritt gleichzeitig ein Holzmaserungsmuster
aufgeprägt wird.
[0057] Fig. 5 zeigt einen Querschnitt einer weiteren Ausführungsform des erfindungsgemäßen
Dekorlaminats aus Fig. 1, verwendet als Fußbodenpaneel mit dem Schichtaufbau F-A-D-E.
Sperrholzschicht Schicht E (1500 µm) ist mittels Klebstoff mit dem erfindungsgemäßen
Dekorlaminat verbunden.
[0058] Fig. 6 zeigt einen schematischen und typischen Aufbau des erfindungsgemäßen Verfahrens.
Hierbei wird in der Düse (1) ein Verbund aus einer beispielsweise aus Füllstoffe enthaltendem
Ionomer bestehenden Schicht F, einer ionomerhaltigen und nichtmigrierende Antistatika
enthaltenden Schicht A und einer (substratseitigen) Haftvermittlerschicht C als Schmelze
(2) bei einer Temperatur von 200 bis 280 °C coextrudiert und unmittelbar darauf bei
derselben Temperatur auf der Substratseite mit einer bedruckten Papierschicht D (3),
die über eine Walze (4), beispielsweise eine Gummiwalze zugeführt wird, in Verbindung
gebracht. Schicht D und der Schichtverbund F-A-C können gleichzeitig oder unmittelbar
nach dem Zusammenbringen bei Temperaturen beispielsweise im Bereich von 150 bis 300
°C zwischen Prägewalze (5) und Walze (4) schmelzekaschiert und in dieser Ausführungsform
gleichzeitig sichtseitig geprägt werden.
Beispiel:
[0059] Ein strukturiertes Dekorlaminat umfassend eine Sichtseite und eine Substratseite,
sichtseitig umfassend die folgenden unmittelbar aufeinanderfolgenden, miteinander
haftend verbundenen Schichten F-A und substratseitig der Schicht A noch über eine
Haftvermittlerschicht C eine dekortragende Polypropylen-Schicht D, wurde durch Coextrusion
der Schichten F, A und C bei 250 °C und unmittelbar anschließende Schmelzekaschierung
mit Schicht D noch bei 230 °C und einer Linienlast von 14,5 kN/m (145 N/cm) erhalten.
Schicht F stellte sichtseitig die äußerste Schicht dar und enthielt 75 bis 100 Gew.-%
extrudierbares thermoplastisches Ionomer; die an die Schicht F anschließende Schicht
A enthielt 60 bis 95 Gew.-% extrudierbares thermoplastisches Ionomer und insgesamt
5 bis 40 Gew.-% eines nichtmigrierenden organischen Antistatikums.
[0060] Es wurde die Norm für die Begehspannung nach DIN EN 1815:2016-12 erfüllt, und die
Schichten F-A-C waren praktisch vollständig transparent und klar.
1. Dekorlaminat umfassend eine Sichtseite und eine Substratseite, sichtseitig umfassend
mindestens die folgenden unmittelbar aufeinanderfolgenden, miteinander haftend verbundenen
Schichten F-A und substratseitig der Schicht A noch eine oder mehrere dekortragende
Schicht(en) D, dadurch gekennzeichnet, dass
die Schicht F sichtseitig die äußerste Schicht darstellt und 75 bis 100 Gew.-% extrudierbares
thermoplastisches Ionomer enthält;
die an die Schicht F anschließende Schicht A 60 bis 95 Gew.-% extrudierbares thermoplastisches
Ionomer enthält; und
Schicht A insgesamt 5 bis 40 Gew.-% eines oder mehrerer nichtmigrierender organischer
Antistatika enthält.
2. Dekorlaminat nach Patentanspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß Schicht F frei von Antistatika ist.
3. Dekorlaminat nach Patentanspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß Schicht F 75 bis 100 Gew.-%, bevorzugt 90 bis 97, insbesondere 95 Gew.-% eines oder
mehrerer extrudierbarer thermoplastischer Ionomere enthält.
4. Dekorlaminat nach einem der Patentansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß Schicht A 60 bis 95 Gew.-%, bevorzugt 65 bis 85, insbesondere 70 bis 80 Gew.-% eines
oder mehrerer extrudierbarer thermoplastischer Ionomere enthält.
5. Dekorlaminat nach einem der Patentansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Schichten F und A ein oder mehrere identische Ionomere enthalten, bevorzugt dasselbe
Ionomer oder Ionomergemisch umfassen.
6. Dekorlaminat nach einem der Patentansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß Schicht A insgesamt 5 bis 40 Gew.-%, bevorzugt 15 bis 35, insbesondere 20 bis 30
Gew.-% eines oder mehrerer nichtmigrierender Antistatika enthält.
7. Dekorlaminat nach einem der Patentansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß Schicht F 0 bis 25 Gew.-%, bevorzugt 3 bis 10 Gew.-%, insbesondere 5 Gew.-% eines
oder mehrerer Funktions- und/oder Füllstoffe enthält, wobei die Funktionsadditive
bevorzugt ausgewählt sind aus der Gruppe bestehend aus UV-Stabilisatoren, UV-Absorber,
Farbpigmenten, Wachsen, Gleitmitteln, Anti-Slip-Additiven, antimikrobiellen sowie
dehäsiv wirkenden Additiven und Flammschutzmitteln sowie deren Gemischen und die Füllstoffe
bevorzugt ausgewählt sind aus der Gruppe bestehend aus Korund, Titandioxid, Sand,
Talkum, Kreide, Kieselsäure, Glasperlen sowie deren Gemischen.
8. Dekorlaminat nach einem der Patentansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß es frei von PVC, Vinylchloridmonomeren und/oder Melaminharz ist.
9. Dekorlaminat nach einem der Patentansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß die Schichtdicke der Schicht F 10 bis 100 µm, bevorzugt 20 bis 80 µm insbesondere
30 bis 50 µm beträgt.
10. Dekorlaminat nach einem der Patentansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß es zusätzlich gegebenenfalls eine, zwei oder mehrere weitere Schichten, die thermoplastische
Polymere enthalten, umfaßt, zusätzlich optional eine oder mehrere Haftvermittlerschicht(en).
11. Dekorlaminat nach Patentanspruch 10, dadurch gekennzeichnet, daß mindestens eine dekortragende Schicht D ein extrudierbares thermoplastisches Polymer,
ausgewählt aus der Gruppe bestehend aus Polyethylenen, Polypropylenen und Polybutylenen,
Polystyrol, Polyamid, Polyester, sowie deren Gemischen, und optional bedrucktes Papier,
enthält.
12. Dekorlaminat nach einem der Patentansprüche 1 bis 11, dadurch gekennzeichnet, daß in die Oberfläche des Dekorlaminats sichtseitig ein oder mehrere Muster oder Strukturen
plastisch eingeprägt sind, wobei die plastischen Muster oder Strukturen weniger tief,
gleich oder tiefer als die Schichtdicke der äußeren Schicht F eingeprägt sein können.
13. Verfahren zur Herstellung eines Dekorlaminats nach einem der Patentansprüche 1 bis
12, dadurch gekennzeichnet, daß mindestens die Schichten F und A coextrudiert werden.
14. Verwendung des Dekorlaminats nach einem der Patentansprüche 1 bis 12 als Bodenbelag
oder in der Herstellung eines Bodenbelags, als Wand- oder Dachpaneele oder in der
Herstellung von Wand- oder Dachpaneelen, als Möbelfolie, insbesondere in der Herstellung
von Sperrholz- oder Spanplatten, als 3D-Folie, insbesondere in der Herstellung von
Türen und Möbeln und/oder als graphische Folie, insbesondere Druckfolie.