[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Ermittlung eines Munitionsbedarfs
eines Waffensystems zur Bekämpfung eines Ziels in einer Realumgebung.
[0002] Für eine Vielzahl von Waffensystemen, insbesondere für Waffensysteme mit einer hohen
Reichweite zur Bekämpfung eines Ziels ist eine ausreichende Versorgung mit Munition
signifikant mitentscheidend über den Erfolg oder Misserfolg einer Mission oder eines
Auftrages. Als Beispiel für ein derartiges Waffensystem kann ein Artilleriesystem
herangezogen werden, welches eine der wichtigsten Unterstützungsfunktionen in modernen
militärischen Konflikten darstellt. Denn Artilleriesysteme wie auch vergleichbare
Waffensysteme sind flexibel einsetzbar und können sowohl defensiv als auch offensiv
eingesetzt werden. Dabei haben Artilleriesysteme und vergleichbare Waffensysteme durch
ihre grundlegenden Eigenheiten und Eigenschaften einen insgesamt vergleichsweise hohen
Munitionsbedarf, woraus sich entsprechend hohe Anforderungen an Planung und Logistik
des Einsatzes solcher Waffensysteme ergeben.
[0003] Denn wie eingangs bereits dargestellt, ist die ausreichende und rechtzeitige Versorgung
mit Munition von besonderer Wichtigkeit für die genannten Waffensysteme, weshalb zum
Beispiel die Planung, beispielsweise in Form von Logistikplanung für Betriebsstoffe
und Munition sowie die Versorgung, beispielsweise in Form von Transporten und Verteilvorgängen,
gleichermaßen anspruchsvoll und wichtig für den Betrieb entsprechender Waffensysteme
ist.
[0004] Daraus folgt im Umkehrschluss jedoch auch, dass eine besonders hohe Effizienz bei
der Verwendung der vorhandenen Munition wünschenswert ist. Denn bei einem effizienten
Einsatz von Munition kann der Bedarf an Nachschub und der damit verbundene Aufwand
reduziert werden. Ein effizienter Einsatz der Munition bedeutet aber auch, dass die
entsprechenden Waffensysteme entsprechend länger autonom agieren können und/oder entsprechend
mehr oder komplexere Missionen ausführen können.
[0005] Um die Effizienz der Verwendung der vorhandenen Munition zu verbessern, kommen gemäß
des Standes der Technik bereits Waffenführungssysteme und von diesen Führungssystemen
entsprechend durchgeführte Waffenführungsverfahren zum Einsatz. Im Fall von Artillerieführungssystemen
sollen diese beispielsweise den gesamten Prozess der Feuerleitung unterstützen und,
wo möglich, den Munitionsbedarf des entsprechenden Waffensystems reduzieren. Dabei
ist beim Einsatz von Waffenführungssystemen und Verfahren zur Waffenführung ein hohes
Maß an Automatisierung wünschenswert, um ein entsprechend schnelles und sicheres Handeln
oder Eingreifen durch die geführten Waffensysteme zu ermöglichen.
[0006] Im Rahmen der Unterstützung der Feuerleitung durch die besagten Waffenführungssysteme
kann beispielsweise ausgehend von einem vorgegebenen Ziel und dessen Zielposition
oder Zielausdehnung sowie unter Vorgabe eines Missionsziels oder einer Bekämpfungsart
durch das Waffenführungssystem basierend auf stochastischen Methoden eine Mehrzahl
von Auftreffpunkten im Zielgebiet oder in der Umgebung der Zielposition errechnet
werden, wobei die Auftreffpunkte anschließend als Zielpunkte einer zu berechnenden
Feuerleitlösung für ein jeweiliges Waffensystem gemacht werden.
[0007] Auch wenn mit den vorangehend beschriebenen Waffenführungssystemen und deren Verfahren
bereits eine gewisse Verbesserung hinsichtlich des effizienten Einsatzes von Munition,
wie beispielsweise durch die stochastische Ermittlung der Auftreffpunkte, erreicht
werden kann, so hat sich in der Vergangenheit doch gezeigt, dass der effiziente Einsatz
von Munition in erheblichem Maße von den Gegebenheiten oder von der Gesamtsituation
des zu bekämpfenden Ziels und dessen Umgebung abhängt. Da diese Gesamtsituation jedoch
einen jeweils besonders individuellen Charakter besitzt und darüber hinaus hochkomplex
ist, bestehen derzeit keine Möglichkeiten, diese Eigenschaften und Gegebenheiten des
zu bekämpfenden Ziels bei der Waffenführung und damit auch bei der Ermittlung des
Munitionsbedarfs zu berücksichtigen.
[0008] Die Berücksichtigung dieser Eigenschaften ist darüber hinaus auch deshalb von besonderem
Interesse, da es beim Einsatz jeglicher Waffensysteme immer zu den vorrangigen Zielen
gehört, mögliche Kollateralschäden von vornherein zu vermeiden. Aber auch um dieses
Ziel zu erreichen, ist es beim Einsatz von Waffenführungssystemen und entsprechenden
Verfahren zur Ermittlung eines Munitionsbedarfs unerlässlich, über ein entsprechend
hohes Maß an aktuellen und zuverlässigen Informationen über das zu bekämpfende Ziel
und dessen Kontext, also insbesondere über den räumlichen Zusammenhang, in dem sich
das Ziel befindet, zu verfügen, was jedoch derzeit nicht oder nur in sehr eingeschränktem
Maße gegeben ist.
[0009] Ausgehend von der vorangehend dargestellten Situation stellt sich die vorliegende
Erfindung die
Aufgabe, ein Verfahren zur Ermittlung eines Munitionsbedarfs eines Waffensystems zur Bekämpfung
eines Ziels in einer Realumgebung anzugeben, bei dem die Nachteile des Standes der
Technik eliminiert oder minimiert werden. Insbesondere liegt die Aufgabe der Erfindung
darin, den Einsatz entsprechender Waffensysteme sicherer und effizienter zu machen.
[0010] Gelöst wird diese Aufgabe bei einem Verfahren der eingangs genannten Art dadurch, dass eine
Zielposition des zu bekämpfenden Ziels mit einer georeferenzierten Simulationsdatenbasis,
welche eine die Realumgebung geospezifisch abbildende Simulationsumgebung umfasst,
analysiert wird, wobei mittels einer Klassifizierung der Simulationsumgebung die Simulationsumgebung
an der Zielposition ausgewertet wird und der Munitionsbedarf in Abhängigkeit der Auswertung
bestimmt oder angepasst wird.
[0011] Dadurch werden verschiedene vorteilhafte Wirkungen erreicht. Einerseits können aufgrund
der georeferenzierten und geospezifisch klassifizierten Simulationsumgebung der Simulationsdatenbasis
eine Vielzahl von Eigenschaften und Gegebenheiten an der Zielposition des zu bekämpfenden
Ziels ermittelt und berücksichtigt werden. Andererseits besteht der Vorteil beim Einsatz
einer entsprechenden georeferenzierten Simulationsdatenbasis darin, dass diese aufgrund
von jüngeren Entwicklungen eine besonders hohe räumliche Auflösung und darüber hinaus
eine besonders hohe zeitliche Aktualität aufweisen können. Damit sind die für die
Ermittlung des Munitionsbedarfs berücksichtigten Informationen über die Eigenschaften
und Gegebenheiten an der Zielposition räumlich sehr genau und hoch aktuell. Des Weiteren
wird durch die Georeferenzierung der entsprechenden Simulationsdatenbasen sichergestellt,
dass zur Ermittlung des Munitionsbedarfs Informationen herangezogen und berücksichtigt
werden, die die Eigenschaften und Gegebenheiten der tatsächlichen Zielposition in
der Realumgebung wiederspiegeln.
[0012] Als Beispiel für ein entsprechendes Waffensystem soll in der nachfolgenden Beschreibung
der Erfindung auf ein Artilleriesystem Bezug genommen werden. Die Erfindung kann selbstredend
jedoch auch im Zusammenhang mit anderen Waffensystemen zum Einsatz kommen.
[0013] Die entsprechende Simulationsdatenbasis kann beispielsweise auf der Grundlage von
Bildaufnahmen erzeugt werden, die bei einem Überflug über die Realumgebung und/oder
eine Durchfahrt durch die Realumgebung aufgenommen wurden. Die Georeferenzierung kann
dabei anhand einer entsprechenden Dokumentation über die Position, Ausrichtung und
Eigenschaften einer Aufnahmevorrichtung bei der jeweiligen Aufnahme erreicht werden.
Als Simulationsumgebung können beispielsweise auf Punktwolken basierende oder auf
einem Höhenraster basierende 2,5-dimensionale oder dreidimensionale Abbildungen der
Realumgebung zum Einsatz kommen, wobei insbesondere durch eine Texturierung derartiger
Abbildungen auf Grundlage der entsprechenden Bildaufnahmen geospezifische Simulationsumgebungen
erstellt werden können.
[0014] Die Texturierung kann auch als datentechnische Eigenschaft, beispielsweise als datentechnische
Verknüpfung mit Punkten, Dreiecken oder Flächen der Oberfläche der Simulationsumgebung,
vorliegen, die nicht der Darstellung der Simulationsumgebung bedarf. Es kann also
eine Auswertung der Simulationsumgebung an der Zielposition auch auf der Grundlage
der Daten der Simulationsumgebung erfolgen, ohne dass es zwangsläufig einer entsprechenden
Darstellung derer bedarf. Andererseits kann sowohl aus Kontrollals auch aus Interaktions-
oder Bedienungsgründen des Verfahrens und entsprechender das Verfahren ausführender
Vorrichtungen eine Darstellung der Simulationsumgebung sinnvoll und vorteilhaft sein.
[0015] Aufgrund der geospezifischen Abbildung der Realumgebung durch die Simulationsumgebung
der Simulationsdatenbasis kann wiederum ermöglicht werden, dass die Simulationsumgebung
mit hoher Zuverlässigkeit einer vollautomatischen oder weitestgehend automatisierten
Klassifizierung unterzogen wird, was hier dazu führt, dass einzelne Teile, Bereiche
oder Abschnitte der Simulationsumgebung einer oder mehreren Klassen und/oder Unterklassen
zugeordnet werden. Auf die möglichen Klassifizierungen und Klassen wird im Weiteren
noch detaillierter eingegangen werden. Allgemein kann vorgesehen sein, dass die Klassifizierung
vor der Durchführung des Verfahrens durchgeführt und zusammen mit der Simulationsumgebung
in der Simulationsdatenbasis gespeichert wird. Alternativ oder zusätzlich kann auch
vorgesehen sein, dass die Klassifizierung mit jeder Aktualisierung oder Veränderung
einer Simulationsumgebung erneuert oder aktualisiert wird. Für den Fall, dass eine
Aktualisierung der Simulationsumgebung während der Durchführung des hier beschriebenen
Verfahrens erfolgt, kann auch vorgesehen sein, dass die Klassifizierung während der
Laufzeit des erfindungsgemäßen Verfahrens aktualisiert wird.
[0016] Im Rahmen der vorliegenden Beschreibung soll von einem weiten Verständnis des Begriffs
der Bekämpfung eines Ziels ausgegangen werden. Beispielsweise soll auch die Herstellung
einer Gefechtsfeldbeleuchtung oder der Einsatz von Rauchkanistern oder Nebelgeschossen
zur Sichthemmung als Bekämpfung eines Ziels verstanden werden. Bei der Auswertung
der Simulationsumgebung an der Zielposition handelt es sich auf Grund des an sich
die Realumgebung nachbildenden Charakters der Simulationsumgebung um eine Auswertung
einer Entsprechung der Zielposition in der Simulationsumgebung. Die Zielposition der
Realumgebung wird also in eine georeferenzierte Entsprechung in der Simulationsumgebung
umgewandelt oder umgerechnet und diese Entsprechung in der Simulationsumgebung wird
ausgewertet.
[0017] Gemäß einer ersten vorteilhaften Ausführungsform des Verfahrens kann vorgesehen sein,
dass die Klassifizierung der Simulationsumgebung in der Umgebung der Zielposition
ausgewertet wird. Dadurch kann in vorteilhafter Weise erreicht werden, dass das zu
bekämpfende Ziel noch besser im entsprechenden Gesamtkontext betrachtet und die Ermittlung
des Munitionsbedarfs zum effektiven und sicheren Bekämpfen des Ziels weiter optimiert
werden kann.
[0018] Bei dem Ausmaß der Umgebung, die im Rahmen der Auswertung der Klassifizierung der
Simulationsumgebung berücksichtigt wird, kann es sich in Abhängigkeit von dem zu bekämpfenden
Ziel, dem verwendeten Waffensystem und der verwendeten oder zur Verwendung beabsichtigten
Munition um einige Meter je Raumrichtung bis hin zu einigen 100 m je Raumrichtung
handeln. Beispielsweise kann bei einem Einsatz oder einem geplanten Einsatz von Munition
mit Sprenggeschossen, die an der Zielposition zur Detonation gebracht werden sollen,
bei der Auswertung der Klassifizierung der Simulationsumgebung ein größeres Umfeld,
also ein größeres Ausmaß der Umgebung der Zielposition berücksichtigt werden, als
wenn Munition eingesetzt wird, die als Gefechtsfeldbeleuchtung an der Zielposition
eingesetzt werden soll.
[0019] Insgesamt soll an dieser Stelle zudem herausgestellt werden, dass es sich auch bereits
bei einer Zielposition im Sinne der vorliegenden Erfindung um eine zweidimensionale
Fläche oder ein dreidimensionales Volumen handeln kann. Dies hängt insbesondere auch
mit der Tatsache zusammen, dass die von dem entsprechenden Waffensystem zu bekämpfenden
Ziele mitunter keine Punktziele, sondern zwei- oder dreidimensional ausgedehnte Ziele
darstellen, so dass eine entsprechende Ausdehnung des Begriffs der Zielposition angezeigt
und notwendig ist. Demnach kann die Auswertung der Klassifizierung der Simulationsumgebung
an der Zielposition bereits eine Auswertung auf einer zweidimensionalen Fläche oder
in einem dreidimensionalen Raum der Simulationsumgebung beinhalten.
[0020] Die vorangehend beschriebene vorteilhafte Ausgestaltung sieht darüber hinaus jedoch
auch vor, dass eine Auswertung der Klassifizierung jenseits der entsprechenden, gegebenenfalls
zwei- oder dreidimensional ausgedehnten Zielposition, erfolgen kann.
[0021] Eine weitere, besonders bevorzugte Ausgestaltung des Verfahrens sieht vor, dass die
Simulationsdatenbasis, insbesondere die Simulationsumgebung ein Geländemodell umfasst,
welches das reale Gelände georeferenziert abbildet und zumindest Teile des Geländemodells
in Geländeklassen klassifiziert sind und die Geländeklassen bei der Auswertung der
Zielposition und insbesondere der Umgebung der Zielposition berücksichtigt werden.
[0022] Das Geländemodell kann beispielsweise hinsichtlich der Beschaffenheit der Geländeoberfläche,
hinsichtlich der Verdichtung des Geländes, hinsichtlich der Topografie, insbesondere
der Steigung des Geländes und/oder hinsichtlich des Bewuchses oder der Vegetation
im Gelände klassifiziert sein. Beispielsweise kann die Klassifizierung der Oberfläche
des Geländes eine Unterteilung in eine Wasseroberfläche, eine wässrige oder wenig
feste Oberfläche und eine feste Oberfläche umfassen. Darüber hinaus können noch weitere
Einteilungen und abgestufte, ggf. baumartig verzweigte Einteilungen in der jeweiligen
Klassifizierung des Geländemodells vorgesehen sein.
[0023] Aufgrund der Auswertung der Zielposition und insbesondere der Umgebung der Zielposition
unter Berücksichtigung einer entsprechenden Klassifizierung eines Geländemodells kann
beispielsweise der ermittelte Munitionsbedarf derart bestimmt oder angepasst werden,
dass bei einer geplanten oder beabsichtigten Bekämpfung eines Flächenziels, welches
sich am Rande eines Gewässers befindet, die Bekämpfung des Ziels unter weitestgehender
Vermeidung eines Beschusses der Wasserflächen erfolgt, wenn Munition verwendet wird
oder verwendet werden soll, die bei einem Auftreffen auf der Wasseroberfläche wirkungslos
wäre und darüber hinaus potentiell zum Hinterlassen von gefährlichen Blindgängern
(auch: UXO, unexploded ordnance) im Wasser oder in den Wasserflächen führen könnte.
[0024] Gemäß einer weiteren bevorzugten Ausgestaltung des Verfahrens kann vorgesehen sein,
dass die Simulationsdatenbasis, insbesondere die Simulationsumgebung eine Mehrzahl
von Objektmodellen umfasst, welche reale Objekte abbilden und zumindest ein Teil der
Objektmodelle in Objektklassen klassifiziert sind und die Objektklassen bei der Auswertung
der Zielposition und insbesondere der Umgebung der Zielposition berücksichtigt werden.
[0025] Bei den Objektmodellen realer Objekte kann es sich bevorzugt um Modelle von Gebäuden
oder anderen Bauwerken handeln. Aber auch verhältnismäßig großflächige oder großvolumige
Teile der Vegetation, wie beispielsweise Bäume, können als Objektmodelle in der Simulationsdatenbasis,
insbesondere in der Simulationsumgebung vorhanden sein. Allgemein können all diejenigen
Gegenstände in der Simulationsumgebung der Simulationsdatenbasis als Objektmodelle
realer Objekte vorgehalten werden, die sich in erheblichem Maße, insbesondere mit
einem sprunghaften Höhenstieg, vom Geländemodell der Simulationsumgebung abheben.
[0026] Als Klassifizierung der Objektmodelle kommt insbesondere eine Klassifizierung nach
Gebäuden und Vegetation und eine entsprechende Unterklassifizierung in Betracht. Beispielsweise
können Objektmodelle zunächst als Gebäude und darüber hinaus als Wohngebäude oder
Wohnhäuser oder industriell oder gar militärisch genutzte Häuser oder Gebäude klassifiziert
werden. Durch die Berücksichtigung der Klassifizierung der Objektmodelle der Simulationsumgebung
im Rahmen der Auswertung der Simulationsumgebung zur Bestimmung oder Anpassung des
Munitionsbedarfs können in erster Linie besonders effektiv Kollateralschäden vermieden
werden, indem beispielsweise der Munitionsbedarf derart bestimmt oder angepasst wird,
dass ein unmittelbarer Beschuss oder eine mittelbare Beschädigung von Wohnhäusern
unterbleibt.
[0027] Eine weitere, besonders vorteilhafte Ausführungsform des Verfahrens sieht vor, dass
in Abhängigkeit von der Zielposition stochastisch ermittelte Auftreffpunkte als Zielpunkte
einer zu berechnenden Feuerleitlösung auf der Grundlage der Auswertung der Simulationsumgebung
bewertet werden.
[0028] Demnach kann beispielsweise vorgesehen sein, dass anhand von einer Koordinate der
Zielposition oder mehreren Koordinaten der Zielposition zunächst eine stochastisch
ermittelte Mehrzahl von Auftreffpunkten als Zielpunkte einer zu berechnenden Feuerleitlösung
bestimmt wird. Die jeweilige Stochastik kann dabei von dem individuellen Missionsziel
oder der individuellen Auftragslage, der Art des zu bekämpfenden Ziels und/oder der
Art und Funktionsweise der eingesetzten oder zum Einsatz vorgesehenen Munition abhängen.
[0029] Dabei ist es einerseits möglich, dass zunächst die Zielposition der Realumgebung
in eine Entsprechung der Simulationsumgebung umgewandelt wird und anschließend die
Auftreffpunkt als Entsprechungen realer Auftreffpunkte in der Simulationsumgebung
ermittelt werden. Umgekehrt kann jedoch auch zuerst eine Berechnung der Auftreffpunkte
und anschließend eine Bestimmung der Entsprechungen in der Simulationsumgebung erfolgen.
[0030] Nach einer zunächst rein stochastischen Bestimmung oder Ermittlung der Auftreffpunkte
können diese wiederum zur Grundlage der Analyse der die Realumgebung abbildenden Simulationsumgebung
gemacht werden und die Klassifizierung der Simulationsumgebung an den ermittelten
Auftreffpunkten und in der Umgebung der ermittelten Auftreffpunkte ausgewertet werden.
Diese Auswertung kann hiernach als Grundlage einer Bewertung herangezogen werden.
Die Bewertung kann, rein beispielhaft, eine Einteilung gemäß eines Ampelsystems vorsehen.
In diesem können die stochastisch ermittelten Auftreffpunkte als unkritisch, möglicherweise
kritisch oder bedingt kritisch und als kritisch oder hochkritisch eingestuft werden.
[0031] In diesem Zusammenhang kann gemäß einer weiteren vorteilhaften Weiterbildung des
Verfahrens vorgesehen sein, dass anhand der Bewertung der Auftreffpunkte die Auftreffpunkte
geändert oder entfernt und/oder eine Warnung an einen Benutzer ausgegeben wird.
[0032] Beispielsweise kann je nach Automatisierungsgrad des Verfahrens vorgesehen sein,
dass ein als kritisch bewerteter errechneter Auftreffpunkt automatisch entfernt wird.
Zusätzlich oder alternativ kann vorgesehen sein, dass die Entfernung des Auftreffpunkts
einem Benutzer in Form einer Warnung bekannt gegeben wird oder dass einem Benutzer
in Form einer Warnung die letztendliche Entscheidung und/oder Verfügung über die Entfernung
oder Änderung des Auftreffpunktes übergeben oder zumindest angekündigt wird.
[0033] Außerdem kann vorgesehen sein, dass automatisch oder halbautomatisch, also beispielsweise
nach einer entsprechenden Benutzerinteraktion, eine Neuberechnung oder Veränderung
eines entsprechend als kritisch oder möglicherweise kritisch bewerteten Auftreffpunkts
durchgeführt wird. Die geänderte Berechnung kann beispielsweise auch auf stochastischen
Grundlagen aufbauen. Vorteilhaft ist dabei, wenn die oder der geänderte Auftreffpunkt
in identischer oder ähnlicher Weise wie die ursprünglichen Auftreffpunkte einer Bewertung
auf der Grundlage der Auswertung der Simulationsumgebung erfahren.
[0034] Unter anderem kann gemäß einer vorteilhaften Ausführungsform des Verfahrens vorgesehen
sein, dass die Bewertung der Auftreffpunkte in Abhängigkeit eines Abstands des Auftreffpunktes
von einem Objekt einer bestimmten Objektklasse und/oder in Abhängigkeit des Abstands
des Auftreffpunktes von einem Geländeteil einer bestimmten Geländeklasse erfolgt.
Hierbei können beispielsweise Mindestabstände zu bestimmten Objekten oder Objektklassen
sowie zu bestimmten Geländeteilen einer bestimmten Geländeklasse definiert werden,
so dass im Rahmen der Bewertung des Auftreffpunktes beispielsweise ermittelt werden
kann, ob der Auftreffpunkt die definierten Mindestabstände einhält.
[0035] Außerdem kann gemäß einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung des Verfahrens insgesamt
vorgesehen sein, dass eine Bekämpfungsart, mit der das zu bekämpfende Ziel bekämpft
werden soll, bei der Auswertung der Simulationsumgebung an dem Zielpunkt, und insbesondere
in dessen Umgebung, berücksichtigt wird.
[0036] Unter einer Bekämpfungsart können beispielsweise verschiedene Aufgaben und/oder Missionsziele
der jeweiligen Bekämpfung des Ziels verstanden werden. Diese können beispielsweise
vom Erzeugen einer Sichtbehinderung für feindliche Kräfte bzw. zur Erzeugung eines
Sichtschutzes für eigene oder verbündete Kräfte über die Bekämpfung gepanzerter statischer
oder mobiler Ziele bis hin zur Bekämpfung unterirdisch angelegter stark befestigter
oder gepanzerter Bunker reichen. Abgestimmt auf die jeweilige Bekämpfungsart kann
die Simulationsumgebung an der Zielposition und insbesondere in der Umgebung der Zielposition
analysiert werden, wobei die jeweiligen Klassifizierungen der Simulationsumgebung
berücksichtigt werden können und der Munitionsbedarf basierend auf der Analyse oder
Auswertung bestimmt oder angepasst wird.
[0037] Alternativ oder zusätzlich sieht eine weitere, besonders bevorzugte Ausführungsform
des Verfahrens vor, dass eine Wirkweise einer gewählten Munitionsart bei der Auswertung
der Simulationsumgebung berücksichtigt wird. Beispielsweise kann eine Munitionsart,
mit der Rauch- und/oder Nebelgeschosse verschossen werden, hinsichtlich der Auswertung
der Simulationsumgebung unter Berücksichtigung der Klassifizierung der Simulationsumgebung
anders zu bewerten sein als eine Munitionsart, mit der Sprenggeschosse oder Hohlladungsgeschosse
verschossen werden.
[0038] Durch die Berücksichtigung der Bekämpfungsart und/oder der Wirkungsweise einer Munitionsart
kann die Effizienz und die Sicherheit der Zielbekämpfung sowie die Verringerung von
Kollateralschäden weiter verbessert werden, da dadurch das durch die Simulationsumgebung
vermittelte und anhand der Klassifizierung der Simulationsumgebung bewertbar oder
berücksichtigbar gemachte Wissen über die Zielposition und insbesondere die Umgebung
der Zielposition optimal ausgenutzt werden, um den Munitionsbedarf zur erfolgreichen
und sicheren Bekämpfung des Ziels und/oder Erreichen des Missionsziels zu gewährleisten.
[0039] Eine weitere bevorzugte Variante des erfindungsgemäßen Verfahrens sieht vor, dass
zumindest eine Zielposition unter Zuhilfenahme der Simulationsdatenbasis, insbesondere
unter Zuhilfenahme der Simulationsumgebung der Simulationsdatenbasis ermittelt wird.
Grundsätzlich ist es möglich, eine Zielposition durch verschiedenste Verfahren und
unter Zuhilfenahme verschiedenster Vorrichtungen zu bestimmen und zur Ermittlung des
Munitionsbedarfs anhand des erfindungsgemäßen Verfahrens an ein entsprechendes Waffenführungssystem
zu übermitteln oder auf sonstige Weise zur Verfügung zu stellen.
[0040] Bei den verschiedenen Verfahren zur Bestimmung von zumindest einer Zielposition in
der Realumgebung können jedoch unterschiedliche Fehler auftreten, die zu einer ungenauen
oder insgesamt fehlerhaften Identifikation der Zielposition führen. Der damit einhergehende
Nachteil für das erfindungsgemäße Verfahren liegt insbesondere darin, dass die Analyse
der die Realumgebung geospezifisch und georeferenziert abbildenden Simulationsumgebung
an der Zielposition und in der Umgebung der Zielposition sowie die darauf basierende
Auswertung zur Ermittlung eines Munitionsbedarfs zumindest zu einem Teil nutzlos wird,
sobald eine fehlerhafte oder ungenaue Zielposition zur Grundlage der Analyse der Simulationsumgebung
gemacht wird.
[0041] Die Nutzlosigkeit bezieht sich dabei jedoch nicht auf den Schutz vor Kollateralschäden,
sondern lediglich auf eine sichere und effiziente Bekämpfung des Ziels. Denn der Vorteil
des vorgeschlagenen Verfahrens zur Ermittlung eines Munitionsbedarfs besteht darin,
dass selbst bei einer falschen oder ungenauen Angabe der Zielposition diese Zielposition
über die Georeferenzierung der Simulationsumgebung der Simulationsdatenbasis korrekt
in eine entsprechende Zielposition oder Entsprechung in der Simulationsumgebung überführt
wird und die Ermittlung des Munitionsbedarfs, auch unter Berücksichtigung der Maßnahmen
zur Minimierung von Kollateralschäden, korrekt durchgeführt werden, sodass zwar ggf.
eine ungenaue Zielposition die Grundlage der Ermittlung des Munitionsbedarfs und im
Anschluss daran ggf. auch die Grundlage der Bestimmung von Feuerleitlösungen bildet,
die im Rahmen des Verfahrens zur Ermittlung des Munitionsbedarfs vorgesehene Analyse
der Simulationsumgebung und die darin ausgeführten Verfahrensschritte zur Minimierung
von Kollateralschäden jedoch voll durchgreifen.
[0042] Um jedoch nicht nur Kollateralschäden effektiv zu vermeiden, sondern auch eine sichere
und effiziente Bekämpfung des Ziels zu ermöglichen, ist eine korrekte und genaue Bestimmung
der Zielposition von besonderem Interesse für das vorgeschlagene Verfahren. Dabei
können wiederum die Eigenschaften der Simulationsdatenbasis und ihrer Simulationsumgebung
vorteilhaft zum Einsatz kommen.
[0043] Denn über die mitunter sehr hohe räumliche Auflösung von bis zu wenigen Zentimetern
pro Raumrichtung und die besonders hohe Realitätsnähe der Simulationsumgebung aufgrund
ihrer Eigenschaft als geospezifische Abbildung der Realumgebung, eignen sich derartige
Simulationsdatenbasen, insbesondere derartige Simulationsumgebungen besonders gut,
um eine Zielposition zu bestimmen oder zu ermitteln. Beispielsweise kann dazu vorgesehen
sein, dass zumindest ein Teil der Simulationsumgebung dargestellt wird, insbesondere
dass zumindest ein Teil der Simulationsumgebung auf einer Anzeigeeinheit dargestellt
wird und entsprechende Vorrichtungen und Verfahren bereitgestellt werden, um die Darstellung
des Teils der Simulationsumgebung zu manipulieren und insbesondere in der Darstellung
eines Teils der Simulationsumgebung eine Markierung zumindest einer Position vorzunehmen,
von der oder von denen ausgehend, abermals über die Georeferenzierung der Simulationsumgebung
der Simulationsdatenbasis eine Zielposition in der Realumgebung abgeleitet oder berechnet
wird.
[0044] Um die Ermittlung oder Bestimmung einer Zielposition mittels der Simulationsdatenbasis
noch besser und effektiver zu gestalten, kann beispielsweise auch vorgesehen sein,
dass ein Teil der Simulationsumgebung überlagert mit einem entsprechenden Teil der
Realumgebung dargestellt und/oder angezeigt wird. Die resultierende Darstellung oder
Anzeige vermittelt dem Benutzer dann einen Sinneseindruck einer erweiterten Realität
(Augmented Reality). Eine derartige Ermittlung der Zielposition hat den Vorteil, dass
für den Benutzer sowohl ein Teil einer Simulationsumgebung, als auch eine Darstellung
der Realumgebung, insbesondere eine Echtzeitdarstellung einer Realumgebung, in der
das zu bekämpfende Ziel dementsprechend naturgemäß dargestellt wird, überlagert werden,
sodass die Bestimmung oder Ermittlung der Zielposition noch zuverlässiger erfolgen
kann, da die vermeintliche Position des Ziels, in der die Realumgebung abbildenden
Simulationsumgebung noch leichter und genauer erkannt und bestimmt werden kann.
[0045] Zu einer überlagerten Darstellung bietet sich beispielsweise eine perspektivische
Darstellung der Simulationsumgebung an. Alternativ kann, insbesondere wenn keine Überlagerung
mit einer Darstellung der Realumgebung erfolgen soll, die Simulationsumgebung auch
in einer zweidimensionalen Kartendarstellung dargestellt werden. Dies entspricht dann,
zumindest was die Vorgehensweise betrifft, weitestgehend der Bestimmung einer Zielposition
beim sogenannten "Kartenschießen", wobei jedoch die Genauigkeit gegenüber dem klassischen
"Kartenschießen" deutlich erhöht ist oder erhöht werden kann.
[0046] Ebenfalls kann bevorzugt vorgesehen sein, dass Objektmodelle der Simulationsumgebung
oder Geländeteile der Simulationsumgebung gemäß ihrer Klassifizierung im Rahmen der
Darstellung von zumindest einem Teil der Simulationsumgebung hervorgehoben dargestellt
werden, um die zuverlässige und korrekte Bestimmung oder Ermittlung der Zielposition
über die Simulationsumgebung weiter zu verbessern.
[0047] Weitere Einzelheiten und Vorteile der Erfindung werden nachfolgend anhand der in
den Zeichnungen schematisch dargestellten Ausführungsbeispielen erläutert. Darin zeigen:
- Fig. 1
- eine schematische Darstellung einer beispielshaften Situation, in der die Ermittlung
eines Munitionsbedarfs eines Waffensystems notwendig ist;
- Fig. 2
- eine schematische Abbildung einer Darstellung einer georeferenzierten geospezifischen
Simulationsumgebung;
- Fig. 3
- ein Ablaufdiagramm des erfindungsgemäßen Verfahrens zur Ermittlung eines Munitionsbedarfs
gemäß einer ersten Ausführungsform;
- Fig. 4
- eine schematisierte Darstellung einer Klassifizierung einer Simulationsumgebung.
[0048] Die Fig. 1 zeigt beispielhaft eine Situation eines militärischen Einsatzes, in dem
ein Ziel besonders ressourcensparend, effizient, sicher und unter Vermeidung jeglicher
Kollateralschäden bekämpft und zu diesem Zwecke die Ermittlung eines Munitionsbedarfs
durchgeführt werden soll.
[0049] In der Ausgangssituation der Fig. 1 ist ein Waffensystem 01 dargestellt, welches
über ein Waffenführungssystem 02.1 und eine mit dem Waffenführungssystem 02.1 verbundene
Feuerleiteinrichtung 02 verfügt. Beispielsweise soll es sich bei dem Waffensystem
01 um ein Panzerhaubitzen-System handeln. Das Waffensystem 01 soll dabei in der beispielhaften
Situation der Fig. 1 eine Unterstützungsfunktion für weitere militärische Einheiten
wahrnehmen. Die Unterstützungsfunktion soll auch dem Infanterietrupp 03 zukommen,
der sich von dem Waffensystem 01 entfernt in der Realumgebung 05 befindet.
[0050] Im Beispiel der Fig. 1 kann angenommen werden, dass der Infanterietrupp 03 sich auf
einer Patrouille befindet oder eine Aufklärungsmission durchführt. In diesem Zusammenhang
sei darauf hingewiesen, dass die Entfernungen und Abmessungen in der Darstellungen
der Fig. 1 keinesfalls maßstabsgetreu sind. Vielmehr soll angenommen werden, dass
sich der Infanterietrupp 03 in einem Abstand von mehreren Kilometern vom Waffensystem
01, jedoch noch innerhalb der Reichweite des Waffensystems 01 befindet.
[0051] Nunmehr soll davon ausgegangen werden, dass der Infanterietrupp 03 im Rahmen seiner
Mission einen mittelbaren oder unmittelbaren Kontakt, insbesondere Sichtkontakt, zu
einem zu bekämpfenden Ziel 04 herstellt, welches sich, wie auch das Waffensystem 01
und der Infanterietrupp 03, in der Realumgebung 05 befindet. Die Realumgebung 05 soll
im Zuge der Beschreibung dieser Erfindung in ein reales Gelände 30 und in im realen
Gelände 30 befindliche reale Objekte 28 unterteilt sein oder unterteilbar sein. Bei
dem zu bekämpfenden Ziel 04 kann es sich beispielsweise um irreguläre Truppen handeln,
die an der Zielposition 06, welche eine flächenmäßige oder räumliche Ausdehnung aufweist,
eine improvisierte Gefechtsstellung, wie beispielsweise eine Mörserstellung installieren.
[0052] Sollte der Infanterietrupp 03 im weiteren Verlauf seiner Mission von dem dazu bekämpfenden
Ziel 04 bedroht oder angegriffen werden, kann es insbesondere abhängig von der Mission
des Infanterietrupps 03, der Art des Ziels 04 oder weiteren Gegebenheiten sinnvoll
sein, dass die Bekämpfung des Ziels 04 nicht durch den Infanterietrupp 03, sondern
durch das Waffensystem 01 erfolgt, welches somit seiner Unterstützungsfunktion für
den Infanterietrupp 03 nachkommt. In diesem Fall ist es jedoch einerseits besonders
wünschenswert, dass eine effektive und erfolgreiche Bekämpfung des Ziels 04 mit einem
Mindestmaß an Munition erfolgen kann und darüber hinaus die Bekämpfung des Ziels 04
unter Vermeidung von Kollateralschäden durchgeführt wird.
[0053] Wie anhand des erfindungsgemäßen Verfahrens eine Ermittlung eines Munitionsbedarfs
für das Waffensystem 01 zur Bekämpfung des Ziels 04 in der Realumgebung 05 durchgeführt
werden kann, wird nachfolgend unter Bezugnahme auf die Figuren 2 und 3 beschrieben.
[0054] Die Fig. 2 zeigt eine schematische Darstellung eines Ausschnitts aus einer geospezifischen
Simulationsumgebung 11, welche Teil einer georeferenzierten Simulationsdatenbasis
ist und eine Abbildung der Realumgebung 05, insbesondere eine Abbildung des Teils
der Realumgebung 05 umfasst, in welchem sich das zu bekämpfende Ziel 04 befindet.
Zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens ist eine Darstellung der Simulationsumgebung
11, wie sie in der Fig. 2 dargestellt ist, nicht zwangsläufig erforderlich. Zur besseren
Veranschaulichung des erfindungsgemäßen Verfahrens soll die Darstellung der Simulationsumgebungen
gemäß der Fig. 2 herangezogen werden.
[0055] Wie ausgehend von der Darstellung der Fig. 2 erkenntlich ist, umfasst die Simulationsumgebung
11 eine realitätsnahe oder realitätsgetreue Abbildung der Realumgebung 05. In der
Simulationsumgebung 11 sind dabei Objektmodelle 25 vorgesehen, welche reale Objekte
28 der Realumgebung 05 abbilden. Darüber hinaus sind Teile oder Geländeteile 26 eines
Geländemodells 29 von der Simulationsumgebung 11 umfasst, welche das reale Gelände
30 der Realumgebung 05 abbilden. Die Objektmodelle 25 und die Geländeteile 26 der
Simulationsumgebung 11 können jeweils entsprechenden Klassen von Geländeklassen oder
Objektklassen zugeordnet sein. Beispielsweise können die realabbildenden Objektmodelle
25.1 als Gebäude, zivile Gebäude, Wohngebäude klassifiziert sein und darüber hinaus
noch weiteren Objektklassen oder Objektunterklassen zugeordnet sein. Gleichermaßen
können die Objekte 25.2 der Objektklasse großvolumiger Bewuchs, Bäume oder dergleichen
zugeordnet sein.
[0056] Der Geländeteil 26 des Geländemodells 29 der Simulationsumgebung 11 kann beispielsweise
zumindest einer der Geländeklassen: fester Untergrund, verdichtete Oberfläche, asphaltiertes
Gelände, Straße oder dergleichen zugeordnet sein. Die Fig. 2 umfasst zudem eine Position
oder Fläche 20, die der Zielposition 06 der Realumgebung 05 entspricht. In welcher
Form und mittels welcher Verfahren die Zielposition 06 bestimmt und in das erfindungsgemäße
Verfahren übernommen, und insbesondere zur Analyse der Simulationsumgebung 11 verwendet
wird, ist grundsätzlich beliebig. Gemäß einer vorteilhaften Ausführungsform kann jedoch
vorgesehen sein, dass auch die Ermittlung oder Bestimmung der Zielposition 06 in der
Realumgebung 05 über eine Darstellung der Simulationsumgebung 11 erfolgt, wie sie
beispielhaft in der Fig. 2 dargestellt ist.
[0057] Ausgehend von den Veranschaulichungen der Fig. 2 soll nunmehr ein beispielhafter
Ablauf eines erfindungsgemäßen Verfahrens gemäß des Ablaufdiagramms der Fig. 3 skizziert
werden.
[0058] Zunächst wird die grundsätzlich beliebig bestimmte Zielposition 06 in der Realumgebung
05 in Beziehung zu der georeferenzierten Simulationsumgebung 11 der Simulationsdatenbasis
gebracht, so dass eine Analyse der Zielposition 06 mit der Simulationsdatenbasis,
insbesondere mit der Simulationsumgebung 11, durchgeführt werden kann. Dazu kann eine
Entsprechung der Zielposition 06 in Form der Fläche 20 bestimmt werden. Anschließend
kann vorgesehen sein, dass ebenfalls im ersten Verfahrensschritt S1 ausgehend von
der Größe der Zielposition 06 oder von der flächenmäßigen Erstreckung der Zielposition
06 aufgrund stochastischer Verfahren Auftreffpunkte 31 als Zielpunkte für eine zu
berechnenden Feuerleitlösung für das Waffensystem 01 und dessen Feuerleiteinrichtung
02 ermittelt werden.
[0059] Die entsprechenden Auftreffpunkte 31 können anschließend beispielsweise im Verfahrensschritt
S2 über die Georeferenzierung der Simulationsdatenbasis in die Simulationsumgebung
11 übertragen und dort einer Bewertung unterzogen werden. Die Bewertung der Auftreffpunkte
31 kann beispielsweise auf Grundlage der Abstände der Auftreffpunkte 31 von einer
Objektklasse zugeordneten Objektmodellen 25.1 und 25.2 sowie in Abhängigkeit des Abstands
der Auftreffpunkte 31 von Geländeklassen zugeordneten Geländeteilen 26 des Geländemodells
29 erfolgen. So kann beispielsweise ermittelt werden, dass ein erster Auftreffpunkt
31.1 einen Mindestabstand 32 zu einem Objektmodell 25.1, das der Objektklasse 38 Wohnhaus
zugeordnet ist, unterschreitet. Auf Grundlage der Unterschreitung des Mindestabstands
32 kann der ursprüngliche Auftreffpunkt 31 beispielsweise als kritischer Auftreffpunkt
bewertet werden.
[0060] Im Anschluss daran kann beispielsweise im Verfahrensschritt S3 eine Warnung an einen
Benutzer ausgegeben werden, die dem Benutzer signalisiert, dass im Rahmen des Verfahrens
zur Ermittlung eines Munitionsbedarfs zumindest ein kritischer Auftreffpunkt 31 ermittelt
wurde oder anders ausgedrückt, ein ermittelter Auftreffpunkt 31 als kritisch bewertet
wurde.
[0061] Daraufhin kann beispielsweise im Verfahrensschritt S4 eine Benutzereingabe erfolgen,
die eine möglichst automatische Veränderung oder Anpassung des Auftreffpunkts 31.1
auslöst und zum Ziel hat, einen veränderten Auftreffpunkt 31.3 zu identifizieren,
der in der Bewertung des Auftreffpunkts 31 in Abhängigkeit von der Auswertung der
Simulationsumgebung 11 basierend auf der Klassifizierung 33 der Simulationsumgebung
11 als nicht mehr kritisch bewertet wird. Ausgehend von dieser Benutzereingabe kann
im nachfolgenden Verfahrensschritt S5 eine automatische oder automatisierte Suche
nach einem veränderten Auftreffpunkt 31.3 durchgeführt werden, der einerseits noch
von der Ausdehnung der Zielposition 06 oder der Fläche 20 umfasst wird und andererseits
bei der Bewertung auf Grundlage der Auswertung der Simulationsumgebung 11 nicht mehr
als kritisch bewertet wird.
[0062] Soweit ein geänderter und nicht mehr als kritisch bewerteter alternativer Auftreffpunkt
31.3 identifiziert werden kann, fährt das Verfahren mit dem anschließenden Verfahrensschritt
S6 fort. Sofern für den als kritisch bewerteten Auftreffpunkt 31.1 kein geeigneter
geänderter Auftreffpunkt 31.3 identifiziert werden kann, kann vorgesehen sein, dass
in dem Verfahrensschritt S7 der Auftreffpunkt 31.1 automatisch entfernt wird, um Kollateralschäden
im Bereich des als Wohnhaus klassifizierten Objektmodells 25.1 und dessen realer Entsprechung,
Objekt 28.1 zu vermeiden.
[0063] In einem anschließenden Verfahrensschritt S8 können beispielsweise die Auftreffpunkte
31.2 und 31.3 an die Feuerleiteinrichtung 02 des Waffensystems 01 übergeben werden,
um für die Auftreffpunkte 31.2 und 31.3 entsprechende Feuerleitlösungen zu generieren.
[0064] Wie aufgrund der vorangegangenen Beschreibung des Verfahrens deutlich wird, kann
über eine möglichst weitgehende und detaillierte Klassifizierung 33 einer georeferenzierten
und geospezifischen Simulationsumgebung 11 einer Simulationsdatenbasis ein Munitionsbedarf
ermittelt werden, der eine gleichzeitig effektive und sichere Bekämpfung von Zielen
04 in der Realumgebung 05 ermöglicht, wobei über die Analyse der Simulationsumgebung
11 an der Zielposition 06 oder einer Entsprechung der Zielposition 06 in der Simulationsumgebung
11 eine Vielzahl von Informationen berücksichtigt werden können und damit in die Ermittlung
des Munitionsbedarfs eingehen können, die bei bekannten Verfahren zur Ermittlung eines
Munitionsbedarfs unberücksichtigt bleiben und dementsprechend zu einer weniger effektiven
oder zumindest weniger sicheren Bekämpfung von Zielen führen.
[0065] Die Fig. 4 zeigt beispielhaft die Einteilung der Simulationsumgebung 11 in eine Klassifizierung
33 mit einer Baumstruktur 34 an Klassen 35. Zunächst ist die Simulationsumgebung in
ein Geländemodell 29 und in Objektmodelle 25 unterteilt. Das Geländemodell 29 oder
bestimmte Teile des Geländemodells 29 ist wiederum in unterschiedliche Geländeklassen
36 klassifiziert, von denen zumindest einige abermals Unterklassen 37 aufweisen, mit
denen das Gelände der jeweiligen Teile des Geländemodells 29 weiter oder genauer klassifiziert
wird. Auch die Objektmodelle sind unterschiedlichen Objektklassen 38 zugeordnet, die
zumindest teilweise in weitere Unterklassen 37 aufgegliedert sind. Die Verzweigungen
der Klassifizierung 33 der Fig. 4 kann über die dargestellten Ebenen hinaus beliebig
komplex ausfallen.
[0066] Für jede Geländeklasse 36 oder Objektklasse 38 sowie die Unterklassen 37 können entsprechende
Vorgaben vorgesehen sein, die bei der Auswertung der Simulationsumgebung 11 berücksichtigt
werden. Als Beispiel für eine solche Vorgabe kann der Mindestabstand 32 verstanden
werden.
[0067] Anstatt der in der Fig. 4 dargestellten Baumstruktur 34 kann auch eine alternative
Klassifizierung 33, beispielsweise gemäß einer zwei- oder mehrdimensionalen Matrix
vorgesehen sein.
Bezugszeichen:
[0068]
- 01
- Waffensystem
- 02
- Feuerleiteinrichtung
- 02.1
- Waffenführungssystem
- 03
- Infanterietrupp
- 04
- Ziel
- 05
- Realumgebung
- 06
- Zielposition
- 11
- Simulationsumgebung
- 20
- Fläche
- 25
- Objektmodell
- 25.1
- Objektmodell
- 25.2
- Objektmodell
- 26
- Geländeteil/Teil des Geländemodells
- 28
- Objekt
- 28.1
- Objekt
- 29
- Geländemodell
- 30
- Gelände
- 31
- Auftreffpunkt
- 31.1
- Auftreffpunkt
- 31.2
- Auftreffpunkt
- 31.3
- Auftreffpunkt
- 32
- Mindestabstand
- 33
- Klassifizierung
- 34
- Baumstruktur
- 35
- Klassen
- 36
- Geländeklassen
- 37
- Unterklassen
- 38
- Objektklassen
1. Verfahren zur Ermittlung eines Munitionsbedarfs eines Waffensystems (01) zur Bekämpfung
eines Ziels (04) in einer Realumgebung (05),
dadurch gekennzeichnet,
dass eine Zielposition (06) des zu bekämpfenden Ziels 04 mit einer georeferenzierten Simulationsdatenbasis,
welche eine die Realumgebung (05) geospezifisch abbildende Simulationsumgebung (11)
umfasst, analysiert wird, wobei mittels einer Klassifizierung (33) der Simulationsumgebung
(11) die Simulationsumgebung (11) an der Zielposition (06) ausgewertet wird und der
Munitionsbedarf in Abhängigkeit der Auswertung bestimmt oder angepasst wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Klassifizierung (33) der Simulationsumgebung (11) in der Umgebung der Zielposition
(06) ausgewertet wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Simulationsumgebung (11) ein Geländemodell (29) umfasst, welches das reale Gelände
(30) georeferenziert abbildet und zumindest Teile (26) des Geländemodells (29) in
Geländeklassen (36) klassifiziert sind und die Geländeklassen (36) bei der Auswertung
der Zielposition (06), und insbesondere deren Umgebung, berücksichtigt werden.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Simulationsumgebung (11) eine Mehrzahl von Objektmodellen (25, 25.1, 25.2) umfasst,
welche reale Objekte (28) abbilden und zumindest ein Teil der Objektmodelle (25, 25.1,
25.2) in Objektklassen (38) klassifiziert sind und die Objektklassen (38) bei der
Auswertung der Zielposition (06) und/oder deren Umgebung berücksichtigt werden.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
dass in Abhängigkeit von der Zielposition (06) stochastisch ermittelte Auftreffpunkte
(31, 31.1, 31.2) als Zielpunkte einer zu berechnenden Feuerleitlösung auf Grundlage
der Auswertung der Simulationsumgebung (11) bewertet werden.
6. Verfahren nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet,
dass anhand der Bewertung der Auftreffpunkte (31, 31.1, 31.2) die Auftreffpunkte geändert
oder entfernt und/oder eine Warnung an einen Benutzer ausgegeben wird.
7. Verfahren nach Anspruch 6,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Bewertung der Auftreffpunkte (31, 31.1, 31.2) in Abhängigkeit eines Abstandes
des Auftreffpunktes (31, 31.1, 31.2) von einem Objektmodell (25, 25.1, 25.2) einer
bestimmten Objektklasse (38) und/oder eines Geländeteils (26) einer bestimmten Geländeklasse
(36) erfolgt.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7,
dadurch gekennzeichnet,
dass eine Bekämpfungsart zur Bekämpfung des zu bekämpfenden Ziels (04) bei der Auswertung
der Simulationsumgebung (11) berücksichtigt wird.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8,
dadurch gekennzeichnet,
dass eine Wirkweise einer gewählten Munitionsart bei der Auswertung der Simulationsumgebung
(11) berücksichtigt wird.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 9,
dadurch gekennzeichnet,
dass zumindest eine Zielposition (06) mittels der Simulationsdatenbasis ermittelt wird.