[0001] Die Erfindung betrifft Hochtemperaturschmierstoffe, insbesondere Öle und Fette auf
Basis eines aromatischen Esters, wie eines Trimellitsäureesters und Mischungen verschiedener
Trimellitsäureester, Alkylaromaten, Estoliden und einem vollhydrierten oder hydrierten
Polyisobutylen oder einer Mischung daraus, einem Verdickungsmittel. Die Erfindung
betrifft ferner die Verwendung dieses Hochtemperaturfetts für Dauereinsatztemperaturen
von bis zu 250°C.
[0002] Neben der Schmierwirkung müssen die Schmierstoffe noch eine Vielzahl weiterer Aufgaben
erfüllen: Sie müssen kühlen, Reibung, Verschleiß und Kraftübertragung verringern,
vor Korrosion schützen und gleichzeitig eine dichtende Wirkung aufweisen. Darüber
hinaus sollten die Hochtemperaturfette geräuscharm sein.
[0003] Herkömmliche Schmierstoffe sind für Hochtemperaturanwendungen nicht geeignet, da
sie bei hohen Temperaturen beispielsweise über Oxidations- und/oder thermische Zersetzungsreaktionen
und Polymerisationen zerstört werden und ihre schmierenden Eigenschaften stark eingeschränkt
werden. Bei Zersetzungsreaktionen wird der Schmierstoff in niedermolekulare flüchtige
Komponenten gespalten. Deren Verdampfen führt zu unerwünschten Viskositätsänderungen,
Ölverlust und zur übermäßigen Dampfbildung. Hieraus resultiert ein Verlust der Schmierwirkung.
Auch durch Polymerisation verlieren die Schmierstoffe ihre Schmierwirkung aufgrund
der Bildung unlöslicher Polymerisationsprodukte.
[0004] Das Entfernen dieser Verschmutzungen erhöht die Wartungsarbeiten und produziert chemische
Abfallstoffe, die aufwendig entsorgt werden müssen. Aufgrund der vermehrten Reinigungs-
und Wartungsarbeiten erhöhen sich die Ausfallzeiten. Insgesamt führt die Verwendung
von ungeeigneten Schmierstoffen bei Hochtemperaturanwendungen zu höheren Kosten, da
die Arbeitsgeräte verschmutzen und ein höherer Bedarf an Schmierstoffen besteht. Darüber
hinaus sinkt die Produktqualität.
[0005] Als Basisöle für Hochtemperaturanwendungen werden oftmals synthetische Ester eingesetzt,
da diese über eine sehr gute oxidative, hydrolytische und thermische Stabilität verfügen.
[0006] Um den vielfältigen Anforderungen bei Hochtemperaturanwendungen gerecht zu werden,
müssen die Schmierstoffe unter anderem eine hohe Stabilität, niedrige Reibungsbeiwerte
und hohe Verschleißfestigkeiten aufweisen. Um eine gleichmäßige Schmierung auch bei
hohen Temperaturen gewährleisten zu können, muss während des gesamten Verarbeitungsprozesses
ein flüssiger Schmierfilm zwischen Metallteilen bestehen bleiben. Deshalb darf der
Schmierstoff bei der maximalen Verarbeitungstemperatur nur wenig verdampfen, wenig
Rückstände bilden und möglichst wenig Vercrackungsrückstände bilden.
[0007] Hohe Temperaturen treten oftmals bei der Verwendung in Ketten, Wälz- und Gleitlagern,
in der Fahrzeugtechnik, der Fördertechnik, dem Maschinenbau, der Bürotechnik sowie
in industriellen Anlagen und Maschinen, aber auch in den Bereichen der Haushaltsmaschinen
und der Unterhaltungselektronik.
[0008] In Wälz- und Gleitlagern sorgen Schmierstoffe dafür, dass zwischen aufeinander gleitenden
oder abrollenden Teilen ein trennender, lastübertragender Schmierfilm aufgebaut wird.
Damit wird erreicht, dass die metallischen Oberflächen sich nicht berühren und somit
auch kein Verschleiß auftritt. Die Schmierstoffe müssen deshalb hohen Anforderungen
genügen. Dazu gehören extreme Betriebsbedingungen, wie sehr hohe oder sehr niedrige
Drehzahlen, hohe Temperaturen, die durch hohe Drehzahlen oder durch Fremderwärmung
bedingt sind, sehr tiefe Temperaturen, beispielsweise bei Lagern, die in kalter Umgebung
arbeiten oder, die bei der Verwendung in der Luft- und Raumfahrt auftreten. Ebenso
sollten die modernen Schmierstoffe unter sogenannten Reinraumbedingungen einsetzbar
sein, um die Raumverschmutzung durch den Abrieb bzw. den Verbrauch an Schmierstoffen
zu vermeiden. Außerdem sollte bei der Anwendung der modernen Schmierstoffe vermieden
werden, dass sie verdampfen und damit "verlacken", d.h., dass sie nach kurzer Anwendung
fest werden und keine Schmierwirkung mehr zeigen. An Schmierstoffe werden auch besondere
Anforderungen bei der Anwendung dahingehend gestellt, dass die Laufflächen der Lager
durch geringe Reibung nicht angegriffen werden, die Lagerflächen geräuscharm laufen,
sowie langen Laufzeiten ohne Nachschmierung erreicht werden. Auch müssen Schmierstoffe
Krafteinwirkungen, wie Fliehkraft, Schwerkraft und Schwingungen widerstehen.
[0009] Wichtige Kenngröße für eine lange Funktionsdauer eines fettgeschmierten Wälzlagers
im Hochtemperaturbereich ist neben der oberen Gebrauchstemperatur das Geräuschverhalten
des Schmierstoffes. Ein Schmierfett kann bei Umlaufteilnahme (Überrollung, Walkung)
Schwingungen im Wälzlager anregen, die als "Schmierstoffgeräusche" in den Frequenzbändern
Medium 300 bis 1.800 Hz und High 1.800 bis 10.000 Hz, gegenüber den Lagergeräuschen
im Frequenzband Low bei 50 bis 300 Hz liegen. Das Schmierstoffgeräusch wird von den
Geräuschspitzen überlagert, die bei der Überrollung von harten Partikeln durch die
Wälzkörper in Form von Stoßimpulsen auf dem Lagerring entstehen. Die Bewertung des
Geräuschverhaltens erfolgt nach der SKF-BeQuiet
+ - MethodeDie Fettgeräuschklasse werden wie folgt eingeteilt:
GNX: etwas schlechter als GN1 (sehr schlechtes Geräuschverhalten)
GN1: >95% aller Peaks sind <=40 µm/s (schlechtes Geräuschverhalten)
GN2: >95% aller Peaks sind <=20 µm/s; > 98% aller Peaks sind <= 40 µm/s (mittleres Geräuschverhalten)
GN3: >95% aller Peaks sind <=10 µm/s; > 98% aller Peaks sind <= 20 µm/s; > 100% aller
Peaks sind <= 40 µm/s (gutes Geräuschverhalten)
GN4: >95% aller Peaks sind <= 5 µm/s; > 98% aller Peaks sind <= 10 µm/s; > 100% aller
Peaks sind <= 20 µm/s (sehr gutes Geräuschverhalten)
[0010] Je besser das Geräuschverhalten eines Schmierfettes, desto geringer sind die durch
den Schmierstoff erzwungenen Schwingungen des Lagers. Dies ist gleichbedeutend mit
einer geringen Belastung des Lagers und führt zu einer längeren Funktionsdauer der
Lagerung.
[0011] Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht darin, ein Hochtemperaturöl und Hochtemperaturfett
bereitzustellen, das den oben genannten Anforderungen entspricht. Insbesondere soll
das Schmieröl- bzw. fett bei hoher Temperatur über einen langen Zeitraum eine gute
Schmierwirkung zeigen. Des weiteren sollen die gebildeten Vercrackungsrückstände nicht
verlacken, sondern durch Frischfett wieder anlösbar sein. Ferner soll der Hochtemperaturschmierstoff
eine gute hydrolytische Stabilität aufweisen, korrosions- und verschleißresistent
sein, sowie eine gute Oxidationsbeständigkeit und ein an die Anforderung angepasstes
gutes Tieftemperaturverhalten besitzen. Dies wir bei Schmierölen durch den Pourpoint
und bei Schmierfetten durch den Fließdruck bei tiefen Temperaturen definiert. Außerdem
soll das Hochtemperaturfett ein gutes Geräuschverhalten zeigen, lange Laufzeiten aufweisen
und im wesentlichen keine Verschleißerscheinungen der Vorrichtungen bewirken.
[0012] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch ein Hochtemperaturöl umfassend folgende
Komponenten gelöst:
- a) 93,9 bis 45 Gew.-% mindestens eines Öls, ausgewählt aus der Gruppe bestehend aus
Alkylaromaten, vorzugsweise einem aliphathisch substituierten Naphthalin, Estoliden,
Trimellitsäureestern, oder einem Gemisch aus verschiedenen Trimellitsäureestern, bei
dem die Alkoholgruppe des Esters eine lineare oder verzweigte Alkylgruppe mit 8 bis
16 Kohlenstoffatomen ist,
- b) 6 bis 45 Gew.-% eines Polymers, nämlich eines hydrierten oder vollhydrierten Polyisobutylen
oder einer Mischung aus hydrierten oder vollhydrierten Polyisobutylen;
- c) 0,1 bis 10 Gew.-% Additive einzeln oder in Kombination, ausgewählt aus der Gruppe
bestehend aus Korrosionsschutzadditiven, Antioxidantien, Verschleißschutzadditiven,
UV-Stabilisatoren, anorganischen oder organischen Feststoffschmierstoffen.
[0013] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch ein Hochtemperaturfett umfassend folgende
Komponenten gelöst:
- a) 91,9 bis 25 Gew.-% mindestens eines Öls, ausgewählt aus der Gruppe bestehend aus
Alkylaromaten, vorzugsweise einem aliphathisch substituierten Naphthalin, Estoliden,
Trimellitsäureestern, oder einem Gemisch aus verschiedenen Trimellitsäureestern, bei
dem die Alkoholgruppe des Esters eine lineare oder verzweigte Alkylgruppe mit 8 bis
16 Kohlenstoffatomen ist,
- b) 6 bis 45 Gew.% eines Polymers, nämlich eines hydrierten oder vollhydrierten Polyisobutylen
oder einer Mischung aus hydrierten oder vollhydrierten Polyisobutylen;
- c) 0,1 bis 10 Gew.-% Additive einzeln oder in Kombination, ausgewählt aus der Gruppe
bestehend aus Korrosionsschutzadditiven, Antioxidantien, Verschleißschutzadditiven,
UV-Stabilisatoren, anorganischen oder organischen Feststoffschmierstoffen und
- d) 2 bis 20 Gew.-% Verdickungsmittel.
[0014] Überraschend wurde gefunden, dass sich das erfindungsgemäße Hochtemperaturöl und
das erfindungsgemäße Hochtemperaturfett durch eine hervorragende Leistungsfähigkeit
auszeichnen. So zeigt das erfindungsgemäße Hochtemperaturöl bzw. Hochtemperaturfett
eine hohe thermische Stabilität kombiniert mit einer hohen Lebensdauer und guten Schmiereigenschaften.
[0015] Das erfindungsgemäße Hochtemperaturöl umfasst als Esterverbindung ein Estolid oder
eine Mischung aus verschiedenen Estoliden oder ein aliphathisch substituiertes Naphthalin
oder eine Mischung aus verschiedenen aliphathisch substituierten Naphthalinen.
[0016] Die bevorzugten Viskositäten der Estolide, gemessen bei 40°C, liegen zwischen 30
und 500 mm
2/sec. Besonders bevorzugt sind Viskositäten von 30 bis 140 mm
2/sec.
[0017] Unter Estoliden versteht man Esterverbindungen, die säure- oder enzymatischkatalysiert
aus Fettsäuren bevorzugt Ölsäure oder Dicarbonsäuren oder einem Gemisch aus beiden
hergestellt werden. Dabei greift die Säurefunktion die Doppelbindung eines benachbarten
Öl Fettsäuremoleküls an, so dass eine höher molekularere Esterverbindung entsteht.
Die endständige Säuregruppe wird dann üblicherweise mit einem Alkohol, bevorzugt 2-Ethyl-hexanol
verestert und anschließend werden die restlichen Doppelbindungen hydriert oder mit
Carbonsäure z.B. Essigsäure verestert. Andere Alkohol wie z.B. Isoamylalkohol oder
Guebert Alkohole sind ebenfalls für die Veresterung der endständigen Säuregruppe denkbar.
[0018] Weitere Estolide können auch über eine Kondensation von Hydroxycarbonsäuren oder
eine Kondensation von Hydroxycarbonsäuren mit Fettsäuren z.B. Ölsäure- oder Stearinsäurederivate
synthetisiert werden. Die Kettenlänge der verwendeten Hydroxycarbonsäuren oder ungesättigte
Säuren können von C
6 bis C
54 reichen. Die Säuren können weitere funktionelle Gruppen z.B. Amine, Ether, schwefelhaltige
Gruppen enthalten.
[0019] Darüber hinaus ist auch eine Veresterung mit alpha-Olefinen oder ß-Farnesen denkbar.
[0020] Das erfindungsgemäße Hochtemperaturöl kann ein zweites Öl enthalten, das einen Alkylaromaten
umfasst. Bevorzugt wird ein Aromat eingesetzt. Unter einem Aromaten wird erfindungsgemäß
ein monocyclisches, bicyclisches oder tricyclisches Ringsystem mit vier bis fünfzehn
Kohlenstoffatomen verstanden, wobei das monocyclische Ringsystem aromatisch ist oder
zumindest einer der Ringe in einem bi- oder tricylischen Ringsystem aromatisch ist.
Bevorzugt wird ein bicyclisches Ringsystem, das vorzugsweise 10 Kohlenstoffatome aufweist,
eingesetzt.
[0021] Bevorzugt ist der Aromat mit einem oder mehreren aliphatischen Substituenten substituiert.
Besonders bevorzugt ist der Aromat mit ein bis vier aliphatischen Substituenten und
insbesondere mit zwei oder drei aliphatischen Substituenten substituiert.
[0022] Eine Alkylgruppe ist erfindungsgemäß eine gesättigte aliphatische Kohlenwasserstoffgruppe
mit 1 bis 30, vorzugsweise 3 bis 20, noch bevorzugter 4 bis 17 und insbesondere 6
bis 15 Kohlenstoffatomen. Eine Alkylgruppe kann linear oder verzweigt sein und ist
wahlweise mit einem oder mehreren der oben genannten Substituenten substituiert.
[0023] Erfindungsgemäß besonders bevorzugt enthält das Schmieröl mindestens ein aliphatisch
substituiertes Naphthalin, insbesondere mindestens ein alkylsubstituiertes Naphthalin.
Bevorzugt ist das Naphthalin mit ein bis vier aliphatischen Substituenten substituiert
und insbesondere mit zwei oder drei aliphatischen Substituenten.
[0024] Praktische Versuche haben gezeigt, dass Gemische unterschiedlich substituierter Naphthaline,
das heißt Gemische aus Naphthalinen, die einen unterschiedlichen Substitutionsgrad
und unterschiedliche aliphatische Substituenten aufweisen, besonders geeignet sind.
Durch Variation der Mischungszusammensetzung können in diesem Fall die Eigenschaften,
wie beispielsweise die Viskosität, des Hochtemperaturschmierstoffs besonders einfach
eingestellt werden. Aliphatisch substituierte Naphthaline zeichnen sich ferner durch
hervorragende Lösungseigenschaften und hohe thermo-oxidative Stabilität aus.
[0025] Die Viskosität, gemessen bei 40 °C, des aliphathisch substituierten Naphthalins beträgt
vorzugsweise 30 bis 600 mm
2/s, bevorzugter 30 bis 300 m
2/s.
[0026] Das erfindungsgemäße Hochtemperaturöl umfasst des weiteren ein Polyisobutylen. Durch
geeignete Wahl des Polyisobutylens, insbesondere im Hinblick auf Hydrierungsgrad und
Molekulargewicht, können die Eigenschaften des erfindungsgemäßen Öls, beispielsweise
dessen kinematische Viskosität und vor allen Dingen dessen Rückstandsbildung, in erwünschter
Weise beeinflusst werden. Das Polyisobutylen kann in hydrierter oder vollhydrierter
Form eingesetzt werden, ebenso kann eine Mischung aus hydriertem und vollhydriertem
Polyisobutylen verwendet werden. Bevorzugt werden vollhydrierte Polyisobutylene eingesetzt.
Das Polyisobutylen ist in einer Menge von 6 bis 45 Gew.-% in der Zusammensetzung vorhanden,
bevorzugt werden 10 bis 45 Gew.-%, insbesondere 15 bis 45 Gew.-% eingesetzt.
[0027] Das erfindungsgemäße Hochtemperaturöl umfasst des weiteren von 0,1 bis 10 Gew.-%,
Additive, die einzeln oder in Kombination eingesetzt werden und aus der Gruppe bestehend
aus Korrosionsschutzadditiven, Antioxidantien, Verschleißschutzadditiven, UV-Stabilisatoren,
anorganischen oder organischen Feststoffschmierstoffen, ausgewählt werden.
[0028] Das erfindungsgemäße Hochtemperaturfett umfasst als eine Esterverbindung einen Trimellitsäureester
oder ein Gemisch aus verschiedenen Trimellitsäureestern, wobei die Alkoholgruppe des
Esters eine lineare oder verzweigte Alkylgruppe mit 8 bis 16 Kohlenstoffatomen ist.
Je nach Wahl des aromatischen Esters können die Eigenschaften des Schmierstoffs, beispielsweise
die Viskosität, das Viskositäts-Temperatur-Verhalten, die Oxidationsbeständigkeit
und Rückstandsverhalten angepasst werden.
[0029] Das erfindungsgemäße Hochtemperaturfett kann ein zweites Öl enthalten, das einen
Alkylaromaten umfasst. Bevorzugt wird ein Aromat eingesetzt. Unter einem Aromaten
wird erfindungsgemäß ein monocyclisches, bicyclisches oder tricyclisches Ringsystem
mit vier bis fünfzehn Kohlenstoffatomen verstanden, wobei das monocyclische Ringsystem
aromatisch ist oder zumindest einer der Ringe in einem bi- oder tricylischen Ringsystem
aromatisch ist. Bevorzugt wird ein bicyclisches Ringsystem, das vorzugsweise 10 Kohlenstoffatome
aufweist, eingesetzt.
[0030] Bevorzugt ist der Aromat mit einem oder mehreren aliphatischen Substituenten substituiert.
Besonders bevorzugt ist der Aromat mit ein bis vier aliphatischen Substituenten und
insbesondere mit zwei oder drei aliphatischen Substituenten substituiert.
[0031] Eine Alkylgruppe ist erfindungsgemäß eine gesättigte aliphatische Kohlenwasserstoffgruppe
mit 1 bis 30, vorzugsweise 3 bis 20, noch bevorzugter 4 bis 17 und insbesondere 6
bis 15 Kohlenstoffatomen. Eine Alkylgruppe kann linear oder verzweigt sein und ist
wahlweise mit einem oder mehreren der oben genannten Substituenten substituiert.
[0032] Erfindungsgemäß besonders bevorzugt enthält das Schmierfett mindestens ein aliphatisch
substituiertes Naphthalin, insbesondere mindestens ein alkylsubstituiertes Naphthalin.
Bevorzugt ist das Naphthalin mit ein bis vier aliphatischen Substituenten substituiert
und insbesondere mit zwei oder drei aliphatischen Substituenten.
[0033] Praktische Versuche haben gezeigt, dass Gemische unterschiedlich substituierter Naphthaline,
das heißt Gemische aus Naphthalinen, die einen unterschiedlichen Substitutionsgrad
und unterschiedliche aliphatische Substituenten aufweisen, besonders geeignet sind.
Durch Variation der Mischungszusammensetzung können in diesem Fall die Eigenschaften,
wie beispielsweise die Viskosität, des Hochtemperaturschmierstoffs besonders einfach
eingestellt werden. Aliphatisch substituierte Naphthaline zeichnen sich ferner durch
hervorragende Lösungseigenschaften und hohe thermo-oxidative Stabilität aus.
[0034] Die Viskosität, gemessen bei 40 °C, des aliphathisch substituierten Naphthalins beträgt
vorzugsweise 30 bis 600 mm
2/s, bevorzugter 30 bis 300 m
2/s.
[0035] Des weiteren können auch Estolide verwendet werden. Bevorzugte Viskositäten, gemessen
bei 40°C liegen zwischen 30 und 500 mm
2/sec. Besonders bevorzugt sind Viskositäten von 30 bis 140 mm
2/sec.
[0036] Das erfindungsgemäße Hochtemperaturfett umfasst des weiteren ein Polyisobutylen.
Durch geeignete Wahl des Polyisobutylens, insbesondere im Hinblick auf Hydrierungsgrad
und Molekulargewicht, können die Eigenschaften des erfindungsgemäßen Fetts, beispielsweise
deren kinematische Viskosität, in erwünschter Weise beeinflusst werden. Das Polyisobutylen
kann in hydrierter oder vollhydrierter Form eingesetzt werden, ebenso kann eine Mischung
aus hydriertem und vollhydriertem Polyisobutylen verwendet werden. Bevorzugt werden
vollhydrierte Polyisobutylene eingesetzt. Das Polyisobutylen ist in einer Menge von
6 bis 45 Gew.-% in der Zusammensetzung vorhanden, bevorzugt werden 10 bis 45 Gew.-%,
insbesondere 15 bis 45 Gew.-% eingesetzt.
[0037] Gemäß einer weiteren bevorzugten Ausführungsform weist das Polyisobutylen ein zahlenmittleres
Molekulargewicht von 115 bis 10.000 g/mol, vorzugsweise von 160 bis 5000 g/mol auf.
[0038] Das erfindungsgemäße Hochtemperaturfett umfasst des weiteren von 0,1 bis 10 Gew.-%,
Additive, die einzeln oder in Kombination eingesetzt werden und aus der Gruppe bestehend
aus Korrosionsschutzadditiven, Antioxidantien, Verschleißschutzadditiven, UV-Stabilisatoren,
anorganischen oder organischen Feststoffschmierstoffen, ausgewählt werden.
[0039] Das erfindungsgemäße Hochtemperaturfett umfasst außerdem ein Verdickungsmittel. Das
Verdickungsmittel in dem erfindungsgemäßen Hochtemperaturfett der Schmierstoffzusammensetzung
ist entweder ein Reaktionsprodukt aus einem Diisocyanat, vorzugsweise 2,4-Diisocyanatotoluol,
2,6-Diisocyanatotoluol, 4,4'-Diisocyanatodiphenylmethan, 2,4'-Diisocyanatophenylmethan,
4,4'-Diisocyanatodi-phenyl, 4,4'-Diisocyanato-3-3'-dimethylphenyl, 4,4'-Diisocyanato-3,3'-dimethylphenylmethan,
die einzeln oder in Kombination verwendet werden können, mit einem Amin der allgemeinen
Formel R'
2-N-R, oder einem Diamin der allgemeinen Formel R'
2-N-R-NR'
2, wobei R ein Aryl-, Alkyl- oder Alkylenrest mit 2 bis 22 Kohlenstoffatomen ist und
R' identisch oder verschieden ein Wasserstoff, ein Alkyl-, Alkylen- oder Arylrest
ist, oder mit Gemischen aus Aminen und Diaminen
oder
wird aus gewählt aus Al-Komplexseifen, Metall-Einfachseifen der Elemente der ersten
und zweiten Hauptgruppe des Perriodensystems, Metall-Komplexseifen der Elemente der
ersten und zweiten Hauptgruppe des Periodensystems, Bentonite, Sulfonate, Silikate,
Aerosil, Polyimide oder PTFE oder einer Mischung der vorgenannten Verdickungsmittel.
[0040] Als Additive für Hochtemperaturöle und -fette haben die nachfolgend genannten Additive
besonders gute physikalische und chemische Eigenschaften:
Der Zusatz von Antioxidantien kann die Oxidation des erfindungsgemäßen Öls oder Fetts,
insbesondere bei seinem Einsatz, verringern oder gar verhindern. Bei einer Oxidation
können unerwünschte freie Radikale entstehen und infolgedessen vermehrt Zersetzungsreaktionen
des Hochtemperaturschmierstoffes auftreten. Durch die Zugabe von Antioxidantien wird
das Hochtemperaturfett stabilisiert.
[0041] Erfindungsgemäß besonders geeignete Antioxidantien sind die folgenden Verbindungen:
Styrolisierte Diphenylamine, diaromatische Amine, Phenolharze, Thiophenolharze, Phosphite,
butyliertes Hydroxytoluol, butyliertes Hydroxyanisol, Phenyl-alphanaphthylamin, Phenyl-beta-naphthylamin,
octyliertes/butyliertes Diphenylamin, dialpha-Tocopherol, di-tert.-butyl-Phenyl, Benzolpropansäure,
schwefelhaltige Phenolverbindungen, Phenolverbindungen und Mischungen dieser Komponenten.
[0042] Weiterhin kann das Hochtemperaturfett Korrosionsschutzadditive, Metalldesaktivatoren
oder Ionen-Komplexbildner enthalten. Hierzu zählen Triazole, Imidazoline, N-Methylglycin
(Sarcosin), Benzotriazolderivate, N,N-Bis(2-ethylhexyl)-ar-methyl-1 H-benzotriazol-1-methanamin;
n-Methyl-N(1-oxo-9-octadecenyl)glycin, Gemisch aus Phosphorsäure und Mono-und Diisooctylester
umgesetzt mit (C
11-14)-Alkylaminen, Gemisch aus Phosphorsäure und Mono-und Diisooctylester umgesetzt mit
tert.-Alkylamin und primären (C
12-14)-Aminen, Dodekansäure, Triphenylphosphorthionat und Aminphosphate. Kommerziell erhältliche
Additive sind die folgenden: IRGAMET® 39, IRGACOR® DSS G, Amin O; SARKOSYL® O (Ciba),
COBRATEC® 122, CUVAN® 303, VANLUBE® 9123, CI-426, CI-426EP, CI-429 und CI-498.
[0043] Weitere Verschleißschutzadditive sind Amine, Aminphosphate, Phosphate, Thiophosphate,
Phosphorthionate und Mischungen dieser Komponenten. Zu den kommerziell erhältlichen
Verschleißschutzadditiven gehören IRGALUBE® TPPT, IRGALUBE® 232, IRGALUBE® 349, IRGALUBE®
211 und ADDITIN® RC3760 Liq 3960, FIRC-SHUN® FG 1505 und FG 1506, NA-LUBE® KR-015FG,
LUBEBOND®, FLUORO® FG, SYNALOX® 40-D, ACHESON® FGA 1820 und ACHESON® FGA 1810.
[0044] Des weiteren kann das Fett Festschmierstoffe wie PTFE, BN, Pyrophosphat, Zn-Oxid,
Mg-Oxid, Pyrophosphate, Thiosulfate, Mg-Carbonat, Ca-Carbonat, Ca-Stearat, Zn-Sulfid,
Mo-sulfid, W-sulfid, Sn-Sulfid, Graphite, Graphen, Nano-Tubes, SiO
2-Modifikationen oder eine Mischung daraus enthalten.
[0045] Praktische Versuche haben gezeigt, dass das erfindungsgemäße Hochtemperaturöl oder-fett
bis zu einer Temperatur von 250°C keine oder zu vernachlässigende Zersetzungserscheinungen
aufweist. Hierunter wird verstanden, dass sich weniger als 10% des Schmierstoffs zersetzen.
[0046] Das erfindungsgemäße Hochtemperaturöl bzw. -fett kann als ein weiteres Grundöl ein
Öl, vorzugsweise ausgewählt aus der Gruppe bestehend aus Mineralöl, aliphatischen
Carbonsäure- und Dicarbonsäureestern, Fettsäuretriglyceriden, Pyromellitsäureester,
Diphenylether, Phloroglucinester und/oder Poly-alpha-olefinen, alpha-Olefinen-Copolymere
enthalten.
[0047] In einer besonderen Ausführungsform enthält das erfindungsgemäße Hochtemperaturöl
bzw. -fett ein Estolid, wobei vorzugsweise die Hauptbestandteile des Estolides gewonnen
werden durch chemische oder enzymatische Prozesse ausgehend von nativen Ölen aus der
Gruppe Sonnenblumenöl, Rapsöl, Rizinusöl, Leinöl, Maisöl, Diestelöl, Sojabohnenöl,
Leinsamenöl, Erdnussöl, "Lesqueralle"-Öl, Palmöl, Olivenöl oder Mischungen aus den
vorgenannten Ölen.
[0048] Praktische Versuche haben gezeigt, dass das erfindungsgemäße Hochtemperaturöl bzw.
-fett aufgrund seiner physikalischen und chemischen Eigenschaften hervorragend bei
der Verwendung in Ketten, Wälz- und Gleitlagern, in der Fahrzeugtechnik, der Fördertechnik,
dem Maschinenbau, der Bürotechnik sowie in industriellen Anlagen und Maschinen, aber
auch in den Bereichen der Haushaltsmaschinen und der Unterhaltungselektronik ist.
Aufgrund seiner guten Temperaturbeständigkeit kann er auch bei hohen Einsatztemperaturen
bis 260°C, vorzugsweise bei Temperaturen von 150 bis 250°C eingesetzt werden.
[0049] Die Erfindung betrifft ferner ein Verfahren zur Herstellung des oben beschriebenen
Hochtemperaturöls bzw. -fetts, bei dem die Grundöle und die Additive miteinander vermischt
werden.
[0050] Die Erfindung wird nun anhand der nachfolgenden Beispiele näher erläutert.
Beispiele 1 bis 2
Herstellung eines erfindungsgemäßen Hochtemperaturöls
[0051] Es werden Estolide oder aliphatisch substituierte Naphthaline in einem Rührkessel
vorgelegt. Bei 100°C wird unter Rühren das Polyisobutylen und ggf. ein weiteres Öl
hinzugegeben. Anschließend wird das Gemisch 1 h gerührt, um eine homogene Mischung
zu erhalten. Die Verschleißschutzmittel und das Antioxidationsmittel werden bei 60°C
unter Rühren in den Kessel zugegeben. Nach ca. 1 Stunde kann das fertige Öl in die
vorgesehenen Gebinde abgefüllt werden.
Zusammensetzung der Hochtemperaturöle:
[0052]
Tabelle 1
| |
Beispiel 1 |
Vergleichsbeispiel 1 |
| Trimellitat |
0,0 |
63,0 |
| Estolid 1 |
44,0 |
0,0 |
| Estolid 2 |
19,0 |
0,0 |
| hydriertes PIB |
30,4 |
30,4 |
| aminisches Antioxidant |
2,0 |
2,0 |
| phenolisches Antioxidant |
1,0 |
1,0 |
| Verschleißschutz EP/WA |
3,5 |
3,5 |
| Korrosionsschutz |
0,1 |
0,1 |
| Anlösbarkeit der Rückstände |
sehr gut (4) |
sehr gut (4) |
Tabelle 2
| |
Beispiel 2 |
Vergleichsbeispiel 2 |
| Trimellitat 1 |
0 |
76,0 |
| alkyliertes Naphthalin |
76,0 |
0,0 |
| hydriertes PIB |
20,0 |
20,0 |
| aminisches Antioxidant |
4,0 |
4,0 |
| Anlösbarkeit der Rückstände |
sehr gut (4) |
sehr gut (4) |
[0053] Die Basisdaten der Ölbeispiele können aus Tabelle 3 entnommen werden.
Tabelle 3
| Rezeptur |
Beispiel 1 |
Vergleichsbeispiel 1 |
Beispiel 2 |
Vergleichsbeispiel 2 |
| Eisenmann-Test [250°C, 72h] |
|
|
|
|
| Anlösbarkeit |
4 |
4 |
4 |
4 |
| Basisdaten |
|
|
|
|
| Flammpunkt (°C) |
> 250 |
> 250 |
> 250 |
> 250 |
| kin. V40 |
280,0 |
270,0 |
300,0 |
140,5 |
| kin. V100 |
29,00 |
25,0 |
25,00 |
16,13 |
| VI |
137 |
120,0 |
105 |
121 |
[0054] Des weiteren wurde das Reibverhalten der Öle im SRV in Anlehnung an DIN 51834-2 und
der Verdampfungsverlust im dynamischen TGA gemessen. Die Ergebnisse werden in den
Tabellen 4 und 5 gezeigt und sind graphisch in den Figuren 1 und 2 wiedergegeben.
Tabelle 4
| |
Beispiel 1 |
Vergleichsbeispiel 1 |
Beispiel 2 |
Vergleichsbeispiel 2 |
| SRV TST (250 N) |
|
|
|
|
| 50 - 120°C |
0,116 |
0,112 |
0,156 |
0,091 |
| 120 - 140°C |
0,111 |
0,127 |
0,155 |
0,091 |
| 140 - 160°C |
0,105 |
0,141 |
0,158 |
0,128 |
| 160 - 180°C |
0,1 |
0,145 |
0,163 |
0,139 |
| 180 - 200°C |
0,095 |
0,143 |
0,171 |
0,165 |
| 200 - 210°C |
0,08 |
0,137 |
0,177 |
0,194 |
| 210 - 220°C |
0,086 |
0,132 |
0,175 |
0,206 |
| 220 - 230°C |
0,085 |
0,129 |
0,179 |
0,208 |
| 230 - 240°C |
0,087 |
0,126 |
0,185 |
0,208 |
| 240 - 250°C |
0,091 |
0,121 |
0,189 |
0,206 |
| 250°C isotherm |
0,093 |
0,118 |
0,186 |
0,201 |
Tabelle 5
| |
Beispiel 1 |
Vergleichsbeispiel 1 |
Beispiel 2 |
Vergleichsbeispiel 2 |
| TGA dynamisch |
|
|
|
|
| 120°C |
0,1 |
0,1 |
0,1 |
0,1 |
| 140°C |
0,3 |
0,2 |
0,3 |
0,2 |
| 160°C |
0,6 |
0,5 |
0,4 |
0,4 |
| 180°C |
1 |
0,9 |
0,9 |
0,7 |
| 200°C |
1,7 |
1,4 |
1,8 |
1,2 |
| 220°C |
2,8 |
2,3 |
3,6 |
2,2 |
| 240°C |
4,6 |
3,7 |
6,6 |
3,7 |
| 260°C |
7,7 |
5,9 |
11,7 |
6,3 |
Beispiele 3 bis 8
Herstellung eines erfindungsgemäßen Hochtemperaturfetts
[0055] Das Grundöl wird in einem Rührkessel vorgelegt. Bei 100°C wird unter Rühren das Polyisobutylen
und ggf. ein weiteres Öl und das Verdickungsmittel hinzugegeben.
[0056] Das Verdickungsmittel entsteht durch eine in situ-Reaktion der eingesetzten Reaktanten
im Grundöl. Anschließend wird das Gemisch auf 150°C bis 210°C erhitzt, mehrere Stunden
gerührt und wieder abgekühlt. Im Abkühlprozeß bei ca. 60°C werden die notwendigen
Verschleißschutzmittel, Antioxidationsmittel und Korrosionsschutzmittel hinzugegeben.
Eine homogene Mischung des Fettes erhält man durch den abschließenden Homogenisierungsschritt
über Walze, Kolloidmühle oder die Gaulin.
[0057] Die Zusammensetzungen der Hochtemperaturfette sind in Tabelle 6 gezeigt.
Tabelle 6
| Typ |
Li-Komplex |
Li-Komplex |
Li-Komplex |
Di-Harnstoff |
Di-Harnstoff |
Di-Harnstoff |
| |
Beispiel 3 |
Beispiel 4 |
Beispiel 5 |
Beispiel 6 |
Beispiel 7 |
Beispiel 8 |
| Trimellitsäureester [Gew.%] |
60 |
0 |
0 |
65,2 |
0 |
0 |
| Estolid [Gew.%] |
0 |
0 |
56 |
0 |
0 |
65,2 |
| alkyliertes Naphtalin [Gew.%] |
0 |
64 |
0 |
0 |
65,2 |
0 |
| vollhydriertes Polyisobutylen [Gew.%] |
26 |
25 |
25 |
25 |
25 |
25 |
| Additiv-Package [Gew.%] |
4 |
1 |
4 |
1 |
1 |
1 |
| Verdicker-Konzentration [Gew.%] |
10 |
10 |
15,0 |
8,8 |
8,8 |
8,8 |
[0058] Bei den in den Beispielen 3 bis 8 verwendeten Verdickungsmitteln handelt es sich
um:
Beispiel 3: LiOH, 12-Hydroxystearinsäure, Azelainsäure,
Beispiel 4: LiOH, 12-Hydroxystearinsäure, Azelainsäure,
Beispiel 5: LiOH, 12-Hydroxystearinsäure, Azelainsäure,
Beispiel 6: Di-Harnstoff; Methylen-Di-phenyl-diisocyanat (MDI), Octylamin, Oleylamin
Beispiel 7: Di-Harnstoff; MDI, Octylamin, Oleylamin
Beispiel 8: Di-Harnstoff; MDI, Octylamin, Oleylamin
[0059] Die allgemeinen Kenndaten der Fettmuster 3 bis 8 werden in Tabelle 7 gezeigt.
Tabelle 7
| Kenndaten |
Beispiel 3 |
Beispiel 4 |
Beispiel 5 |
Beispiel 6 |
Beispiel 7 |
Beispiel 8 |
| Walpenentration nach 60 DT [DIN ISO 2137] |
284 |
283 |
278 |
232 |
232 |
300 |
| Walpenentration nach 100000 DT [DIN ISO 2137] |
324 |
319 |
319 |
254 |
254 |
338 |
| Tropfpunkt [C°] [DIN ISO 2176] |
>300 |
>300 |
>300 |
>300 |
280 |
292 |
| Fließdruck -20°C; [mbar] [DIN 51805] |
>2000 |
275 |
284 |
575 |
525 |
<1400 |
| Fließdruck -30°C; [mbar] [DIN 51805] |
>2000 |
425 |
675 |
<1400 |
<1400 |
<1400 |
| Ölabsch 40°C/168h; [Gew.%] [DIN 51817] |
3,80 |
3 |
1,70 |
1,2 |
0,10 |
5,60 |
| Ölabsch 150°C/30h; [Gew.%] [FTMS 761 C] |
7,4 |
7,5 |
2,50 |
0,20 |
0,30 |
5,00 |
| Verdampfungsverlust 150°C/24°C [DIN 58397 Teil 1] |
2 |
5,3 |
2,50 |
1,6 |
3,5 |
2,1 |
| Wasserbeständigkeit statisch [DIN 51807] |
1 |
2 |
1,00 |
0 |
1 |
1 |
[0060] Die Verdampfungsverluste der verschiedenen Fettmuster bei 150°C nach 30 h liegen
zwischen 2% und 5%, was die sehr gute thermische Stabilität dieser Fettkonzepte unterstreicht.
Einen entscheidenden Einfluss auf die Schmierwirkung eines Fettes hat die Ölabscheidung.
Dabei ist darauf zu achten, dass einerseits die Ölabscheidung nicht zu hoch ist und
das Öl aus dem Lager läuft und somit dem Tribo-System nicht mehr zur Verfügung steht
und anderseits keine Ölabscheidung zu beobachten ist und die Schmierwirkung des Fettes
verloren geht. Die Ölabscheidung sollte idealerweise zwischen 0,5 und 8 Gew.-% liegen,
damit sich ein optimaler Schmierfilm im Lager ausbilden kann.
[0061] Die Fette der Beispiele wurden einem FE 9 Wälzlagertest nach DIN 51 821 unterzogen,
bei dem die Lebensdauer der untersuchten Fette ermittelt wird und die obere Gebrauchstemperatur
von Schmierfetten in Wälzlagern bei mittleren Drehzahlen und mittleren axialen Belastungen
bestimmt wird.
[0062] Die untersuchten Fette und die Ergebnisse der L10 und L50-Werte sind in Tabelle 8
gezeigt.
Tabelle 8
| |
Beispiel 3 |
Beispiel 4 |
Beispiel 5 |
Beispiel 6 |
Beispiel 7 |
Beispiel 8 |
| FE 9 [180°C,6000 1/min, 1500N] |
|
|
|
|
|
|
| L 50 (h) |
249 |
>100 |
207 |
146 |
>100 |
>100 |
| L 10 (h) |
169 |
>50 |
138 |
72 |
>50 |
>50 |
[0063] Die Tabelle 8 zeigt, dass die Laufzeiten durch die Verwendung von PIB in Verbindung
mit verschiedenen Grundölen lange Laufzeiten aufweisen und somit für hohe Anwendungstemperaturen
im Dauerbetrieb geeignet sind.
[0064] Des weiteren wurde das Geräuschverhalten nach der Fette nach SKF Be Quiet
+ gemäß den Beispielen 3 bis 8 gemessen. Die Ergebnisse sind in Tabelle 9 angegeben.
Tabelle 9
| |
Beispiel 3 |
Beispiel 4 |
Beispiel 5 |
Beispiel 6 |
Beispiel 7 |
Beispiel 8 |
| Geräuschprüfung [BeQuiet+ SKF] |
GN4 |
GN3 |
GN3 |
GN2 |
GN3 |
GN4 |
Das Geräuschverhalten der verschiedenen Fettformulierungen wird durch die Verwendung
des vollhydierten Polyisobutylens sehr positiv beeinflußt. Es können mit Ausnahme
von Beispiel 6 gute bis sehr gute Geräuscheigenschaften erzielt werden.
[0065] Die Eigenschaftes des Fetts gemäß Beispiel 3, bei dem vollhydriertes PIB verwendet
wurde, wurde nun mit einem Fett (Vergleichsbeispiel 3) verglichen, dass ein PIB enthielt,
bei dem noch Doppelbindungen vorhanden waren, also ein nicht vollhydriertes PIB.
Die sonstige Zusammensetzung des Fetts gemäß Vergleichsbeispiel 3 entsprach der des
Beispiels 3.
Tabelle 10
| |
Beispiel 3 |
Vergleichsbeisp. 3 |
| FE 9 [180°C, 6000 1/min, 1500N] |
|
|
| L 50 (h) |
249 |
126 |
| L 10 (h) |
169 |
72 |
| Geräuschprüfung [BeQuiet+ SKF] |
GN4 |
GN1 |
| Verdampfungsverlust [DIN ISO 58397] 170°C/24h |
4,3 |
5,1 |
| Verdampfungsverlust [DIN ISO 58397] 180°C/24h |
6,9 |
7,4 |
| Walpenentration nach 60 DT [DIN ISO 2137] |
284 |
301 |
| Walpenentration nach 100000 DT [DIN ISO 2137] |
324 |
356 |
| Korrosionswirkung von Schmierstoffen auf Kupfer [DIN ISO 51811] 150°C/24h |
1a |
n.A. |
| Ölabsch 150°C/30h; [Gew.%] [ASTM D 6184] |
7,4 |
8,4 |
| Ölabsch 150°C/30h; [Gew.%] [ASTM D 6184 |
17,9 |
14,7 |
| Ölabsch 168°C/40h; [Gew.%] [DIN 51817] |
3,8 |
6,5 |
| Prüfung von Schmerfetten auf korrosionsverhindernde Eigenschaften [DIN 51801/ISO 11007] |
0 |
n.A. |
| Tropfpunkt [C°] [DIN ISO 2176] |
>300 |
295,0 |
| Verdampfungsverlust 150°C/24°C [DIN 58397 Teil 1] |
2 |
2,4 |
| Wasserbeständigkeit statisch [DIN 51807] 90°C |
0 |
n.A. |
[0066] Der Vergleich der Fette mit vollhydriertem PIB und nicht vollhydriertem PIB in Tabelle
10 zeigt, dass das Fett des Beispiels 3 eine verdoppelte Laufzeit bei der FE9 Prüfung
zeigt, geringere Verdampfungsverluste und ein signifikant besseres Geräuschverhalten
aufweist.
[0067] Zum Nachweis der vorteilhaften Eigenschaften des Öls, das vollhydriertes PIB enthält,
wurde dies mit einem Öl verglichen, dass ein teilweise hydriertes PIB enthält. Tabelle
11 zeigt die Ergebnisse.
Tabelle 11
| Muster |
Öl 1 |
Öl 2 |
| Estolid 1 |
32,966 Gew.-% |
32,966 Gew.-% |
| Estolid 2 |
26,874 Gew.-% |
26,874 Gew.-% |
| voll hydriertes PIB |
33,65 Gew.-% |
----- |
| teil hydrietes PIB |
----- |
33,65 Gew.-% |
| Antioxidant |
3 Gew.-% |
3 Gew.-% |
| AW |
3,5 Gew.-% |
3,5 Gew.-% |
| Korrosionsschutz |
0,01 Gew.-% |
0,01 Gew.-% |
| Prüfmethoden |
|
|
| V40 (mm2/s) |
277,8 |
277,6 |
| V100 (mm2/s) |
28,28 |
27,90 |
| Viskositätsindex |
136 |
134 |
| Eisenmanntest 72h/250°C Rückstand (%) |
6,6 |
8,0 |
| Eisenmanntest 72h/250°C Anlösbarkeit |
4 |
1 |
| Eisenmanntest 120h/220°C Rückstand (%) |
13,8 |
19,2 |
| Eisenmanntest 120h/220°C Anlösbarkeit |
3 |
1 |
| HTG Kettenprüfstand 220°C/2600N/2m/s (h) |
15 |
13 |
4 = Rückstand nach vollständiger Verdampfung sehr gut anlösbar
3 = Rückstand nach vollständiger Verdampfung gut anlösbar
2 = Rückstand nach vollständiger Verdampfung partiell anlösbar
1 = Rückstand nach vollständiger Verdampfung nicht anlösbar |
[0068] Tabelle 11 zeigt, dass deutliche Unterschiede bei der Verwendung von vollhydriertem
und teilweise hydriertem PIB vorhanden sind. So ist das Anlösen des Rückstandes auf
Basis des teilweise hydrierten PIV nicht mehr möglich, während des Öl mit dem vollhydriertem
PIB sehr gute Wiederanlösungseigenschaften aufweist.
1. Hochtemperaturöl umfassend
a) 93,9 bis 45 Gew.-% mindestens eines Öls, ausgewählt aus der Gruppe bestehend aus
Alkylaromaten, Estoliden, Trimellitsäureestern, oder einem Gemisch aus verschiedenen
Trimellitsäureestern, bei dem die Alkoholgruppe des Esters eine lineare oder verzweigte
Alkylgruppe mit 8 bis 16 Kohlenstoffatomen ist;
b) 6 bis 45 Gew.-% eines Polymers, nämlich eines hydrierten oder vollhydrierten Polyisobutylen
oder einer Mischung aus hydrierten oder vollhydrierten Polyisobutylen;
c) 0,1 bis 10 Gew.-% Additive einzeln oder in Kombination, ausgewählt aus der Gruppe
bestehend aus Korrosionsschutzadditiven, Antioxidantien, Verschleißschutzadditiven,
UV-Stabilisatoren, anorganischen oder organischen Feststoffschmierstoffen.
2. Hochtemperaturöl nach Anspruch 1, bei dem die Ölkomponete als weiteres Öl eine Verbindung
ausgewählt aus der Gruppe bestehend aus Mineralöl, aliphatischen Carbonsäure- und
Dicarbonsäureestern, Fettsäuretriglyceriden, Pyromellitsäureester, Diphenylether,
Phloroglucinester und/oder Poly-alpha-olefinen, alpha-Olefinen-Copolymere umfasst.
3. Hochtemperaturfett umfassend
a) 91,9 bis 25 Gew.-% mindestens eines Öls, ausgewählt aus der Gruppe bestehend aus
Alkylaromaten, Estoliden, Trimellitsäureestern, oder einem Gemisch aus verschiedenen
Trimellitsäureestern, bei dem die Alkoholgruppe des Esters eine lineare oder verzweigte
Alkylgruppe mit 8 bis 16 Kohlenstoffatomen ist;
b) 6 bis 45 Gew.% eines Polymers, ausgewählt aus der Gruppe bestehend aus einem hydrierten
oder vollhydrierten Polyisobutylen oder einer Mischung aus hydrierten oder vollhydrierten
Polyisobutylen;
c) 0,1 bis 10 Gew.-% Additive einzeln oder in Kombination, ausgewählt aus der Gruppe
bestehend aus Korrosionsschutzadditiven, Antioxidantien, Verschleißschutzadditiven,
UV-Stabilisatoren, anorganischen oder organischen Feststoffschmierstoffen und
d) 2 bis 20 Gew.-% Verdickungsmittel.
4. Hochtemperaturfett nach Anspruch 3, bei dem die Ölkomponete als weiteres Öl eine Verbindung
ausgewählt aus der Gruppe bestehend aus Mineralöl, aliphatischen Carbonsäure- und
Dicarbonsäureestern, Fettsäuretriglyceriden, Pyromellitsäureester, Diphenylether,
Phloroglucinester und/oder Poly-alpha-olefinen, alpha-Olefinen-Copolymere umfasst.
5. Hochtemperaturfett nach Anspruch 3, bei dem das Verdickungsmittelausgewählt wird aus
der Gruppe bestehend aus Harnstoff, Al-Komplexseifen, Metall-Einfachseifen der Elemente
der ersten und zweiten Hauptgruppe des Perriodensystems, Metall-Komplexseifen der
Elemente der ersten und zweiten Hauptgruppe des Periodensystems, Bentonite, Sulfonate,
Silikate, Aerosil, Polyimide, PTFE oder einer Mischung der vorgenannten Verdickungsmittel.
6. Hochtemperaturöl oder Hochtemperaturfett nach Anspruch 1 oder 3, bei dem die alkylaromatische
Verbindung ein aliphathisch substituiertes Naphthalin ist.
7. Verwendung des Hochtemperaturöls bzw. des Hochtemperaturfetts nach einem der vorherigen
Ansprüche zum Schmieren von Wälz- und Gleitlagern, in der Fahrzeugtechnik, der Fördertechnik,
dem Maschinenbau, der Bürotechnik sowie in industriellen Anlagen und Maschinen, aber
auch in den Bereichen der Haushaltsmaschinen, der Unterhaltungselektronik und zur
Schmierung von Ketten, Kettenlaufrollen und Bändern von kontinuierlichen Pressen.