HINTERGRUND DER ERFINDUNG
GEBIET DER ERFINDUNG
[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von geschmiedeten
Bauteilen aus einer TiAl - Legierung, insbesondere von Bauteilen für Gasturbinen,
vorzugsweise Flugturbinen und insbesondere Turbinenschaufeln für Niederdruckturbinen.
STAND DER TECHNIK
[0002] Bauteile aus Titanaluminiden bzw. TiAl - Legierungen sind aufgrund ihres geringen
spezifischen Gewichts und ihrer mechanischen Eigenschaften für den Einsatz in Gasturbinen,
insbesondere Flugturbinen, interessant.
[0003] Unter Titanaluminiden bzw. TiAl - Legierungen werden hierbei Legierungen verstanden,
die als Hauptbestandteile Titan und Aluminium aufweisen, sodass deren chemische Zusammensetzung
als Bestandteile mit den höchsten Anteilen Aluminium und Titan aufweist. Darüber hinaus
zeichnen sich TiAl - Legierungen durch die Ausbildung von intermetallischen Phasen,
wie γ - TiAl oder α
2 - Ti
3Al aus, die dem Werkstoff gute Festigkeitseigenschaften verleihen.
[0004] Allerdings sind TiAl - Legierungen nicht einfach zu verarbeiten und die Gefüge von
TiAl - Werkstoffen müssen exakt eingestellt werden, um die gewünschten mechanischen
Eigenschaften zu erzielen.
[0005] So ist beispielsweise aus der
DE 10 2011 110 740 B4 ein Verfahren zur Herstellung geschmiedeter TiAl - Bauteile bekannt, bei welchem
nach dem Schmieden eine zweistufige Wärmebehandlung zur Einstellung eines gewünschten
Gefüges durchgeführt wird. Auch die Dokumente
DE 10 2015 103 422 B3 und
EP 2 386 663 A1 offenbaren Verfahren zur Herstellung von Bauteilen aus TiAl - Legierungen.
[0006] In der europäischen Offenlegungsschrift
EP 2 386 663 A1 wird bereits die Problematik angesprochen, dass bei TiAl - Legierungen häufig das
Problem auftreten kann, dass das Gefüge inhomogen ausgebildet ist und somit auch die
Eigenschaften des TiAl - Werkstoffs Inhomogenitäten aufweisen. Dies ist jedoch für
einen Einsatz der TiAl - Legierungen in Strömungsmaschinen, wie Flugtriebwerken, unerwünscht.
Die
EP 2 386 663 A1 schlägt hierzu eine Wärmebehandlung des umgeformten TiAl - Werkstoffs zur Durchführung
einer Rekristallisation vor. Allerdings kann damit das Problem der inhomogenen Gefügeausbildung
nicht vollständig gelöst werden.
OFFENBARUNG DER ERFINDUNG
AUFGABE DER ERFINDUNG
[0007] Es ist deshalb Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein Herstellungsverfahren für
die Herstellung von Bauteilen aus TiAl - Werkstoffen bereit zu stellen, welche in
Gasturbinen, insbesondere Flugturbinen, vorzugsweise im Bereich der Niederdruckturbine,
eingesetzt werden können und eine homogene Gefügeausbildung und somit ein homogenes
Eigenschaftsprofil aufweisen.
TECHNISCHE LÖSUNG
[0008] Diese Aufgabe wird gelöst durch ein Verfahren mit den Merkmalen des Anspruchs 1.
Vorteilhafte Ausgestaltungen sind Gegenstand der abhängigen Ansprüche.
[0009] Die Erfindung schlägt vor, bei einem Schmiedeverfahren zur Herstellung eines geschmiedeten
Bauteils aus einer TiAl - Legierung die Umformung durch das Schmieden so durchzuführen,
dass eine homogene Umformung für das gesamte Bauteil stattfindet. Es hat sich nämlich
gezeigt, dass bei einer gleichmäßigen Umformung über das gesamte Bauteil hinweg, in
einfacher Weise eine homogene Gefügeausbildung des geschmiedeten Bauteils erreicht
werden kann, sodass auch das Eigenschaftsprofil des geschmiedeten Bauteils über das
gesamte Bauteil homogen ist. Entsprechend wird für das Schmieden ein Rohling bereitgestellt,
dessen Form so gewählt wird, dass die Umformung über dem gesamten Volumen des Rohlings
bzw. des aus dem Rohling geschmiedeten Halbzeugs im Wesentlichen gleich ist. Hierzu
wird ein definierter Umformgrad eingestellt, von dem lediglich um ±1 über dem gesamten
nutzbaren Volumen des geschmiedeten Halbzeugs abgewichen wird. Unter nutzbarem Volumen
des geschmiedeten Halbzeugs wird der Bereich des geschmiedeten Halbzeugs verstanden,
der dem herzustellenden, geschmiedeten Bauteil entspricht, beispielsweise dem Bereich
oder dem Volumen einer herzustellenden Turbinenschaufel. Entsprechend wird unter dem
nutzbaren Volumen des geschmiedeten Halbzeugs der Bereich des geschmiedeten Halbzeugs
verstanden, der nach einer materialabtragenden Nachbearbeitung nach dem Schmieden
als fertiges Bauteil verbleibt. Unter einem geschmiedeten Halbzeug kann somit insbesondere
ein Schmiederohteil oder geschmiedetes Zwischenerzeugnis verstanden werden, das über
einen oder mehrere Bearbeitungsschritte zu einem fertigen Bauteil, beispielsweise
einer Turbinenschaufel, bearbeitet werden kann. Unter einem Rohling kann insbesondere
ein Schmiedeeinsatzmaterial verstanden werden, das durch einen Schmiedeprozess zu
dem Halbzeug verarbeitet werden kann.
[0010] Der Umformgrad ϕ ist hierbei bei einer eindimensionalen Abmessungsänderung in einem
kartesischen Bezugssystem definiert als der natürliche Logarithmus des Verhältnisses
von Endabmessung x
1 nach der Umformung zur Anfangsabmessung x
0. Bei einer dreidimensionalen Umformung wird die Umformung durch den größten Umformungsgrad
ϕ
g charakterisiert, der gegeben ist durch:

wobei ϕ
x, ϕ
y, ϕ
z die Umformgrade in x - , y - und z - Richtung sind.
[0011] Der Rohling kann nun so geformt werden, dass der Umformgrad bei der Umformung zum
gewünschten geschmiedeten Halbzeug in einer der Richtungen des Bezugssystems, also
beispielsweise der x - , y - oder z - Richtung eines kartesischen Bezugssystems einen
definierten Wert aufweist und von diesem nur innerhalb der zulässigen Schwankungsbreite
abweicht oder dass der Umformgrad in mehreren Richtungen des Bezugssystems oder in
jeder Richtung, insbesondere jeder Hauptrichtung des Bezugssystems einen definierten
Wert aufweist und von diesem nur innerhalb der zulässigen Schwankungsbreite abweicht.
Darüber hinaus ist es auch möglich den Rohling so auszubilden, dass von den Umformgraden
verschiedener Richtungen der wertmäßig größte und/oder der wertmäßig kleinste Umformgrad
die vorgegebenen Bedingungen der homogenen Umformung erfüllt.
[0012] Insbesondere kann die Form des Rohlings so gewählt werden, dass die durchzuführende
Umformung einen definierten Umformgrad aufweist, der innerhalb des nutzbaren Volumens
des geschmiedeten Halbzeugs von dem definierten Wert des Umformgrads maximal um ±
0,5, insbesondere ± 0,25 abweicht.
[0013] Der definierte Wert des Umformgrades kann insbesondere größer oder gleich 0,7 sein,
sodass eine Mindestumformung in diesem Maße stattfindet. Vorzugsweise wird der Umformgrad
von 0,7 innerhalb des nutzbaren Volumens nicht unterschritten, sodass das gesamte
Material des geschmiedeten Halbzeugs eine Mindestumformung durch das Schmieden erfährt.
[0014] Darüber hinaus kann der definierte Wert des Umformgrades möglichst gering gehalten
werden, um den Aufwand für das Umformen niedrig zu halten. Entsprechend kann der Wert
des Umformgrades kleiner oder gleich 2,5, insbesondere kleiner oder gleich 2,0 betragen.
[0015] Die Umformgeschwindigkeit, also die Änderung des Umformgrads pro Zeiteinheit, kann
beim Schmieden im Bereich von 0,01 bis 0,5 1/s und insbesondere im Bereich von 0,025
bis 0,25 1/s liegen.
[0016] Darüber hinaus kann die Form des Rohlings so gewählt werden, dass entlang der Längsachse
des Rohlings, also der Achse mit der größten Dimension, die Masse so verteilt wird,
dass an den beiden Enden mehr Masse vorliegt als in der Mitte des Rohlings. Hierzu
kann der Rohling entlang seiner Längsachse in drei gleich lange Bereiche oder Abschnitte
unterteilt werden, und zwar einen ersten und zweiten Endbereich sowie einen Mittelbereich
wobei die Masse des Rohlings in den Bereichen so verteilt ist, dass in den Endbereichen
mehr Masse vorliegt als in dem Mittelbereich. Entsprechend kann der Rohling so ausgebildet
werden, dass gilt: M
M < M
E1 ≤ M
E2 wobei M
M die Masse des Rohlings im Mittelbereich, M
E1 die Masse des Rohlings im ersten Endbereich und M
E2 die Masse des Rohlings im zweiten Endbereich ist.
[0017] Weiterhin kann der Rohling die Bedingung erfüllen: M
M ≤ M
E2 / 1,25.
[0018] Für die Herstellung von geschmiedeten Bauteilen aus TiAl-Legierungen, insbesondere
für Gasturbinenbauteile, wie beispielsweise Niederdruckturbinen-Turbinenschaufeln,
sind vor allem mit Niob und Molybdän legierte Titanaluminid - Legierungen verwendbar.
Derartige Legierungen werden auch als TNM-Legierungen bezeichnet.
[0019] Für das vorliegende Verfahren kann eine Legierung mit 27 bis 30 Gewichtsprozent Aluminium,
8 bis 10 Gewichtsprozent Niob und 1 bis 3 Gewichtsprozent Molybdän verwendet werden,
wobei der Rest durch Titan gebildet sein kann.
[0020] Der Aluminiumgehalt kann insbesondere im Bereich von 28,1 bis 29,1 Gewichtsprozent
Aluminium gewählt werden, während 8,5 bis 9,6 Gewichtsprozent Niob und 1,8 bis 2,8
Gewichtsprozent Molybdän zulegiert sein können.
[0021] Darüber hinaus kann die Legierung mit Bor legiert sein, und zwar im Bereich von 0,01
bis 0,04 Gewichtsprozent Bor, insbesondere 0,019 bis 0,034 Gewichtsprozent Bor.
[0022] Ferner kann die Legierung unvermeidbare Verunreinigungen bzw. weitere Bestandteile
wie Kohlenstoff, Sauerstoff, Stickstoff, Wasserstoff, Chrom, Silizium, Eisen, Kupfer,
Nickel und Yttrium aufweisen, wobei deren Gehalt ≤ 0,05 Gewichtsprozent Chrom, ≤ 0,05
Gewichtsprozent Silizium, ≤ 0,08 Gewichtsprozent Sauerstoff, ≤ 0,02 Gewichtsprozent
Kohlenstoff, ≤ 0,015 Gewichtsprozent Stickstoff, ≤ 0,005 Gewichtsprozent Wasserstoff,
≤ 0,06 Gewichtsprozent Eisen, ≤ 0,15 Gewichtsprozent Kupfer, ≤ 0,02 Gewichtsprozent
Nickel und ≤ 0,001 Gewichtsprozent Yttrium betragen kann. Weitere Bestandteile können
einzeln im Bereich von 0 bis 0,05 Gewichtsprozent bzw. insgesamt von 0 bis 0,2 Gewichtsprozent
enthalten sein.
[0023] Das Schmieden des Rohlings kann insbesondere als isothermes Schmieden durchgeführt
werden, wobei lediglich eine einstufige Umformung, also lediglich ein Umformschritt
vorzugsweise in lediglich einem Schmiedegesenk vorgenommen werden kann, ohne dass
ein weiteres Umformen oder Schmieden in einem anderen Schmiedegesenk erfolgt. Auf
diese Weise kann der Aufwand für das Umformen niedrig gehalten werden.
[0024] Einstufig bedeutet hierbei somit sowohl, dass der Umformvorgang in einem einzigen
kontinuierlichen Vorgang stattfindet, als auch, dass nur eine einzige Umformung im
Herstellungsverfahren stattfindet.
[0025] Demnach kann das Umformen des beispielsweise gegossenen, noch nicht umgeformten Rohlings
zum Halbzeug in einem einzigen Schmiedeschritt erfolgen, ohne dass eine weitere Umformung
zum fertigen Bauteil nötig ist. Es muss also nicht mehrfach und aus unterschiedlichen
Richtungen gepresst werden, sondern es ist lediglich eine Presse bzw. ein Gesenk mit
zwei Formen erforderlich, zwischen denen der Rohling eingelegt und beim Pressen der
beiden Formen gegeneinander umgeformt wird. Dabei muss das Schmiedeteil also nicht
zwischen verschiedenen Schmiedeschritten umgelegt oder bewegt werden.
[0026] Das Schmieden der entsprechenden Bauteile kann durch Gesenkschmieden im Temperaturbereich
des α+γ+β - Phasengebiets erfolgen, wobei die Schmiedetemperatur im Bereich von 1150°C
bis 1200°C liegen kann. Ein entsprechendes Gesenk kann durch Heizen während des Schmiedevorgangs
auf der Temperatur gehalten werden. Abhängig vom Material des Gesenks kann eine inerte
Umgebungsatmosphäre während des Schmiedens eingestellt werden.
[0027] Nach dem Schmieden können die geschmiedeten Halbzeuge einer zweistufigen Wärmebehandlung
unterzogen werden, wobei die erste Stufe der Wärmebehandlung ein Rekristallisationsglühen
unterhalb der y/a - Umwandlungstemperatur für eine Zeitdauer von 50 bis 100 Minuten
vorsieht. Das Glühen bei einer Temperatur unterhalb der y/a - Umwandlungstemperatur,
bei der entsprechend dem Phasendiagramm für die verwendete TiAl - Legierung α-Titan
in γ-TiAl umgewandelt wird, kann möglichst nahe an der y/a - Umwandlungstemperatur
stattfinden, wobei eine Temperatur von 8 %, insbesondere 4 %, unterhalb der y/a -
Umwandlungstemperatur nicht unterschritten werden soll.
[0028] Das Rekristallisationsglühen kann vorzugsweise für 60 bis 90 Minuten, insbesondere
70 bis 80 Minuten, durchgeführt werden.
[0029] Der ersten Stufe der Wärmebehandlung mit dem Rekristallisationsglühen kann sich eine
zweite Stufe der Wärmebehandlung mit einem Stabilisierungsglühen im Temperaturbereich
von 800°C bis 950°C für 5 bis 7 Stunden anschließen.
[0030] Das Stabilisierungsglühen kann insbesondere im Temperaturbereich von 825°C bis 925°C,
vorzugsweise von 850°C bis 900°C bei einer Haltedauer von 345 Minuten bis 375 Minuten
durchgeführt werden.
[0031] Die Abkühlung beim Rekristallisationsglühen kann durch Luftabkühlung erfolgen, wobei
im Temperaturbereich zwischen 1300°C und 900°C die Abkühlgeschwindigkeit ≥ 3°C pro
Sekunde sein soll, um ein feinlamellares Gefüge aus α
2-Ti
3Al und γ-TiAl einzustellen, welches die erforderlichen mechanischen Eigenschaften
gewährleistet.
[0032] Die Abkühlung bei der zweiten Wärmebehandlungsstufe, also dem Stabilisierungsglühen,
kann mit entsprechend niedrigeren Abkühlgeschwindigkeiten im Ofen erfolgen.
[0033] Für die Einstellung des Gefüges und Reproduzierbarkeit einer entsprechenden Gefügeeinstellung
ist es von Bedeutung, dass die Wärmebehandlungsschritte möglichst genau bei der entsprechend
gewählten Temperatur durchgeführt werden. Allerdings ist eine zunehmend exakte Einstellung
der Temperatur und Halten der Bauteile auf den entsprechenden Temperaturen mit wachsendem
Aufwand verbunden, so dass für eine wirtschaftlich sinnvolle Bearbeitung ein Kompromiss
gefunden werden muss. Für die Wärmebehandlung von geschmiedeten TiAl - Bauteilen hat
sich eine Temperatureinstellung mit einer Abweichung im Bereich von 5°C bis 10°C nach
oben und unten von der Soll - Temperatur als vorteilhaft herausgestellt. Entsprechend
kann die gewählte Soll - Temperatur für die Wärmebehandlungsschritte der vorliegenden
Erfindung in einem entsprechenden Temperaturfenster mit 5°C bis 10°C Abweichung von
der Soll - Temperatur nach oben und unten eingestellt und gehalten werden.
[0034] Als Rohlinge für das Schmieden können gegossene und/oder heiß - isostatisch gepresste
Rohlinge eingesetzt werden. Alternativ zum Gießen kann das Vormaterial auch über Metallformspritzen
(MIM), pulvermetallurgische Verfahren, additive Verfahren (z.B. 3D-Druck, Auftragsschweißen)
oder Kombinationen davon hergestellt werden. Unabhängig von der Herstellung können
die Rohlinge bzw. das Vormaterial vor dem Schmieden heiß-isostatisch gepresst werden.
Es kann vorteilhaft sein, das Vormaterial vor dem Schmieden allseitig oder lokal mit
einem materialabtragenden Bearbeitungsverfahren zu bearbeiten, um Oberflächenrandzonen
abzuarbeiten und/oder dem Rohling die gewünschte Form für die anschließende Umformung
zu geben. Als materialabtragendes Bearbeitungsverfahren kann jedes geeignete Verfahren
eingesetzt werden, insbesondere spanabhebende Verfahren oder elektrochemische Bearbeitungsverfahren.
[0035] Die Rohlinge können durch Erschmelzen im Vakuum oder Schutzgas mit selbstverzehrenden
Elektroden oder im gekühlten Tiegel mittels Plasmalichtbogenschmelzen hergestellt
werden, wobei ein einmaliges oder mehrmaliges Umschmelzen der Legierung durchgeführt
werden kann. Das Umschmelzen kann mittels Vakuuminduktionsschmelzen oder Vakuumlichtbogenumschmelzen
(VIM vacuum induction melting; VAR vacuum arc remelting) erfolgen und das abgegossene
Material kann heiß-isostatisch gepresst werden, wobei Temperaturen ≥ 1200°C bei einem
Druck ≥ 100 MPa und einer Haltezeit ≥ 4 Stunden angewendet werden können.
[0036] Nach dem Schmieden und vor oder vorzugsweise nach der zweistufigen Wärmebehandlung
kann das geschmiedete Halbzeug mit einem materialabtragenden Bearbeitungsverfahren
nachbearbeitet werden, um das fertige Bauteil zu erzeugen. Als materialabtragendes
Bearbeitungsverfahren kann jedes geeignete Verfahren eingesetzt werden, insbesondere
spanabhebende Verfahren oder elektrochemische Bearbeitungsverfahren.
KURZBESCHREIBUNG DER FIGUREN
[0037] Die beigefügten Zeichnungen zeigen in rein schematischer Weise in
- Figuren 1a und 1b
- einen Verfahrensablauf zur Herstellung einer Turbinenschaufel gemäß der vorliegenden
Erfindung, in
- Figur 2
- ein Diagramm zur Verdeutlichung möglicher Masseverteilungen in einem Rohling für das
Schmieden und in
- Figur 3
- ein Zustandsdiagramm für eine TiAl - Legierung, wie sie bei der vorliegenden Erfindung
eingesetzt werden kann, mit der Angabe des Phasenfeldes, in dem das Schmieden bzw.
die Umformung stattfindet.
AUSFÜHRUNGSBEISPIELE
[0038] Weitere Vorteile, Kennzeichen und Merkmale der vorliegenden Erfindung werden bei
der nachfolgenden detaillierten Beschreibung der Ausführungsbeispiele deutlich. Allerdings
ist die Erfindung nicht auf diese Ausführungsbeispiele beschränkt.
[0039] Die Figuren 1a und 1b zeigen die Abfolge der Verfahrensschritte bei der Durchführung
eines Ausführungsbeispiels des erfindungsgemäßen Verfahrens.
[0040] Zu Beginn wird ein Rohling 5 hergestellt, indem in eine Gießform 1 mit einem Hohlraum
2 entsprechend der Form des herzustellenden Rohlings 5 eine schmelzflüssige TiAl -
Legierung eingefüllt wird.
[0041] Nach dem Abgießen der TiAl - Legierung in der Form 1 und Erstarren der TiAl - Legierung
kann der Gussrohling 4 in einer Anlage 3 für heiß - isostatisches Pressen entsprechend
gepresst werden, um den Gussrohling 4 zu verdichten und mögliche Gusslunker oder dergleichen
zu schließen. Das heiß - isostatische Pressen dient somit nicht der Umformung des
Gussrohlings 4, sondern lediglich der Materialverdichtung.
[0042] Danach kann der Rohling 5 zusätzliche einer materialabtragenden Nachbearbeitung unterzogen
werden, beispielsweise durch spanabhebende Verfahren oder durch elektrochemische Bearbeitung.
[0043] Der entsprechend hergestellte Rohling 5 wird in einer Gesenkschmiede 6 zu einem endkonturnahen,
geschmiedeten Halbzeug 9 geschmiedet, wobei die Gesenkschmiede 6 zwei Gesenkhohlformen
7 und 8 aufweist, die zwischen sich eine Kavität entsprechend der Form des zu schmiedenden
Halbzeugs 9 definieren, wie in der gestrichelten Darstellung der Figur 1b gezeigt
ist. Durch das Zusammenpressen der Gesenkhohlformen 7 und 8 mit dem dazwischen angeordneten
Rohling 5 wird die TiAl - Legierung zu dem geschmiedeten Halbzeug 9 umgeformt. Durch
ein entsprechendes Erwärmen der Gesenkhohlformen 7 und 8 kann die Umformung des Rohlings
5 zum geschmiedeten Halbzeug 9 durch isothermes Schmieden bei einer möglichst konstanten
Temperatur durchgeführt werden. Das Zusammenpressen der Gesenkhohlformen 7 und 8 ist
durch die Pfeile in der Figur 1b dargestellt.
[0044] Nach dem isothermen Schmieden liegt ein endkonturnahes, geschmiedetes Halbzeug 9
vor, welches zu dem fertigen Bauteil, nämlich einer Turbinenschaufel 10, durch eine
materialabtragende Nachbearbeitung gefertigt werden kann. Die Nachbearbeitung durch
Materialabtrag kann durch spanabhebende Verfahren oder elektrochemische Bearbeitungsverfahren
durchgeführt werden.
[0045] Nach der Nachbearbeitung liegt eine fertige Turbinenschaufel 10 mit einem Schaufelblatt
13, einem Schaufelfuß 11 und einem Deckband 12 vor.
[0046] Wie sich aus den Figuren 1a und 1b ergibt, kann bei dem erfindungsgemäßen Verfahren
durch einen einzigen Umformschritt durch isothermes Schmieden in einer Gesenkschmiede
6 eine endkonturnahe Form des herzustellenden Bauteils hergestellt werden, sodass
die Nachbearbeitung minimiert werden kann. Durch die erfindungsgemäße Verwendung eines
Rohlings 5 für das isotherme Schmieden, der in seiner Form auf das isotherme Gesenkschmieden
abgestimmt ist, ist insbesondere sichergestellt, dass bei der Umformung des Rohlings
5 zu dem geschmiedeten Halbzeug 9 eine über dem Bauteil möglichst gleichmäßigen Umformung
stattfindet, wobei eine Mindestumformung nicht unterschritten wird, aber die Umformung
so gering wie möglich gehalten werden kann. Dadurch kann eine homogene Gefügeeinstellung
bei der TiAl - Legierung vorgenommen werden, sodass die Eigenschaften des Werkstoffs
homogen über der fertigen Turbinenschaufel 10 vorliegen.
[0047] Die Figur 2 zeigt in den Beispielen 1 bis 3 verschiedene Verläufe der Massenverteilung
über der Längsachse eines Rohlings 5, wie sie bei der vorliegenden Erfindung Verwendung
finden können. Figur 2 zeigt, dass ein Rohling 5 in gleich große Abschnitte entlang
der Längsachse des Rohlings 5 eingeteilt werden kann , wobei innerhalb dieser Abschnitte
unterschiedliche Massen des Rohlings vorliegen, nämlich an den beiden Enden der Längsachse
jeweils mehr Masse als in einem mittleren Bereich. Die Masse der jeweiligen Bereiche
an den Enden kann dabei gleich oder unterschiedlich groß sein.
[0048] Die Figur 3 zeigt ein sogenanntes quasibinäres Zustandsdiagramm einer TiAl - Legierung,
wie sie bei der vorliegenden Erfindung eingesetzt werden kann. Quasibinär bedeutet,
dass sich im gezeigten Zustandsbereich lediglich die Anteile von zwei Bestandteilen,
vorliegend Ti und Al ändern, und die übrigen Legierungsbestandteile, vorliegend Nb
und Mo, konstant bleiben. Das gestrichelte Arbeitsfeld 14 liegt im α + β + γ - Phasengebiet
und zeigt den Temperaturbereich an, in welchen bei der entsprechenden Zusammensetzung
der TiAl - Legierung das isotherme Schmieden durchgeführt werden kann. Die y/a - Umwandlungstemperatur
entspricht im Phasendiagramm der Linie zwischen dem β + α - Phasengebiet und dem α
+ β + γ - Phasengebiet
[0049] Obwohl die vorliegende Erfindung anhand der Ausführungsbeispiele detailliert beschrieben
worden ist, ist für den Fachmann selbst verständlich, dass die Erfindung nicht auf
diese Ausführungsbeispiele beschränkt ist, sondern dass vielmehr Abwandlungen in der
Weise vorgenommen werden können, dass einzelne Merkmale weggelassen oder andersartige
Kombinationen von Merkmalen verwirklicht werden können, solange der Schutzbereich
der beigefügten Ansprüche nicht verlassen wird.
BEZUGSZEICHENLISTE
[0050]
- 1
- Gießform
- 2
- Hohlraum
- 3
- Anlage zum heiß - isostatischen Pressen
- 4
- Gießrohling
- 5
- Rohling
- 6
- Gesenkschmiede
- 7
- Gesenkhohlform
- 8
- Gesenkhohlform
- 9
- geschmiedetes Halbzeug
- 10
- Turbinenschaufel
- 11
- Schaufelfuß
- 12
- Deckband
- 13
- Schaufelblatt
- 14
- Arbeitsfeld
1. Verfahren zur Herstellung eines geschmiedeten Bauteils (10) aus einer TiAl - Legierung,
insbesondere einer Turbinenschaufel, bei welchem ein Rohling (5) aus einer TiAl -
Legierung bereitgestellt wird und durch Schmieden zu einem geschmiedeten Halbzeug
(9) umgeformt wird, wobei in dem geschmiedeten Halbzeug ein nutzbares Volumen definiert
ist, welches dem herzustellenden, geschmiedeten Bauteil entspricht,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Form des Rohlings (5) so gewählt wird, dass der Umformgrad innerhalb des nutzbaren
Volumens des geschmiedeten Halbzeugs durch das Schmieden einen definierten Wert aufweist,
der über das nutzbare Volumen maximal um ± 1 von dem definierten Wert abweicht.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass
der verwendete Umformgrad der Umformgrad in einer oder mehreren Richtungen eines Bezugssystems
ist, der Umformgrad in jeder Richtung eines Bezugssystems ist, der wertmäßig größte
und/oder der wertmäßig kleinste Umformgrad ist oder der Umformgrad ϕg ist, wobei ϕg = |ϕmax | = ½(|ϕx|+|ϕy|+|ϕz|) ist und wobei ϕx, ϕy, ϕz die Umformgrade in x - , y - und z - Richtung sind.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, dass
der Umformgrad innerhalb des nutzbaren Volumens des geschmiedeten Halbzeugs (9) von
dem definierten Wert maximal um ± 0,5, insbesondere ± 0,25 abweicht.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
der definierte Wert des Umformgrades größer oder gleich 0,7 ist, wobei insbesondere
der Umformgrad von 0,7 innerhalb des nutzbaren Volumens nicht unterschritten wird.
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
der definierte Wert des Umformgrades kleiner oder gleich 2,5, insbesondere kleiner
oder gleich 2,0 ist.
6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Umformgeschwindigkeit im Bereich von 0,01 bis 0,5 1/s, insbesondere 0,025 bis
0,25 1/s liegt.
7. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Form des Rohlings (5) so gewählt wird, dass entlang der Längsachse des Rohlings
der Rohling in drei gleiche Bereiche unterteilt wird, und zwar einen ersten und zweiten
Endbereich sowie einen Mittelbereich, wobei gilt MM < ME1 ≤ ME2 und MM die Masse des Rohlings im Mittelbereich, ME1 die Masse des Rohlings im ersten Endbereich und ME2 die Masse des Rohlings im zweiten Endbereich ist.
8. Verfahren nach Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet, dass
MM ≤ ME2 / 1,25 ist.
9. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
eine TiAl-Legierung mit Niob und Molybdän, insbesondere eine Legierung mit 27 bis
30 Gew.% Aluminium, 8 bis 10 Gew.% Niob und 1 bis 3 Gew.% Molybdän verwendet wird.
10. Verfahren nach Anspruch 9,
dadurch gekennzeichnet, dass
eine Legierung mit 0,01 bis 0,04 Gew.% Bor verwendet wird.
11. Verfahren nach Anspruch 9 oder 10,
dadurch gekennzeichnet, dass
eine Legierung verwendet wird, die neben unvermeidbaren Verunreinigungen mindestens
einen weiteren Bestandteil aus der Gruppe aufweist, die Kohlenstoff, Sauerstoff, Stickstoff,
Wasserstoff, Chrom, Silizium, Eisen, Kupfer, Nickel und Yttrium umfasst, wobei deren
Gehalt ≤ 0,05 Gew.% Chrom, ≤ 0,05 Gew.% Silizium, ≤ 0,08 Gew.% Sauerstoff, ≤ 0,02
Gew.% Kohlenstoff, ≤ 0,015 Gew.% Stickstoff, ≤ 0,005 Gew.% Wasserstoff,
≤ 0,06 Gew.% Eisen, ≤ 0,15 Gew.% Kupfer, ≤ 0,02 Gew.% Nickel und ≤ 0,001 Gew.% Yttrium
betragen kann.
12. Verfahren nach einem der Ansprüche 9 bis 11,
dadurch gekennzeichnet, dass
eine Legierung verwendet wird, deren chemische Zusammensetzung Titan in einer Menge
umfasst, sodass die Legierung mit den übrigen Bestandteilen der Ansprüche 8 bis 10
100 Gew.% umfasst.
13. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
das Umformen durch isothermes Schmieden, insbesondere Gesenkschmieden im Temperaturbereich
des α+γ+β - Phasengebiets der TiAl - Legierung erfolgt, insbesondere bei einer Schmiedetemperatur
zwischen 1150°C und 1200°C.
14. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
die TiAl - Legierung nach dem Umformen durch isothermes Schmieden einer zweistufigen
Wärmebehandlung unterzogen wird, wobei die erste Stufe der Wärmebehandlung ein Rekristallisationsglühen
für 50 bis 100 Minuten bei einer Temperatur unterhalb der γ/α - Umwandlungstemperatur
und die zweite Stufe der Wärmebehandlung ein Stabilisierungsglühen im Temperaturbereich
von 800°C bis 950°C für 5 bis 7 h umfasst, und wobei die Abkühlgeschwindigkeit bei
der ersten Wärmebehandlungsstufe im Temperaturbereich zwischen 1300°C bis 900°C größer
oder gleich 3°C/s ist.
15. Verfahren nach Anspruch 14,
dadurch gekennzeichnet, dass
das Rekristallisationsglühen für 60 bis 90 Minuten, insbesondere 70 bis 80 Minuten
und/oder das Stabilisierungsglühen im Temperaturbereich von 825°C bis 925°C, insbesondere
850°C bis 900°C und/oder für 345 bis 375 Minuten durchgeführt wird.
16. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Temperatur bei der Wärmebehandlung mit einer Genauigkeit von 5°C bis 10°C Abweichung
von der Solltemperatur nach oben und unten eingestellt und gehalten wird.
17. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
als Vormaterial für das Schmieden Rohlinge (5) verwendet werden, die durch mindestens
eines der Verfahren aus der Gruppe hergestellt sind, die Gießen, Metallformspritzen
(MIM), pulvermetallurgische Verfahren, additive Verfahren, 3D-Druck, Auftragsschweißen,
heiß - isostatisches Pressen und materialabtragende Bearbeitungsverfahren umfasst.
18. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
das isotherme Schmieden und/oder das Umformen in einem einstufigen Umformschritt,
insbesondere in einem Schmiedegesenk erfolgt und/oder das isotherme Schmieden als
Gesenkschmieden mit beheiztem Gesenk erfolgt.
19. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
der bereitgestellte Rohling (5) ungeschmiedet ist und mit nur einem Schmiedeschritt
zu dem Halbzeug umgeformt wird, wobei der nur eine Schmiedeschritt insbesondere dadurch
ausgeführt wird, dass zwei Formen eines Gesenks in jeweils nur eine Richtung und gegeneinander
gepresst werden, um dabei den zwischen den Formen liegenden Rohling zu dem Halbzeug
(9) umzuformen.
20. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
das geschmiedete Halbzeug (9), das insbesondere mit ausschließlich einem Schmiedeschritt
umgeformt wurde, mit einem materialabtragenden Bearbeitungsverfahren, insbesondere
durch eine spanabhebende Bearbeitung, vorzugsweise Fräsen und/oder eine elektrochemische
Bearbeitung, nachbearbeitet wird, um das geschmiedete Bauteil, insbesondere ohne weitere
Umformung, zu erzeugen, und/oder dass das geschmiedete Bauteil eine Schaufel einer
Strömungsmaschine, insbesondere eine Turbinenschaufel, vorzugsweise einer Niederdruckturbine
ist.