[0001] Die Erfindung bezieht sich auf eine verriegelbare Selbstlade-Handfeuerwaffe mit:
a.) einem im Waffengehäuse gradlinig in Längsrichtung zurück- und wieder vorlaufenden
Verschlussträger, in dem
a.1.) eine als Langloch ausgeformte, sich schräg zur Längsrichtung erstreckende Steuerkulisse
mit
a.1.1.) einer Entriegelungs-Steuerkante und einer ihr gegenüberliegenden Verriegelungs-Steuerkante
ausgebildet ist und
b) einem Verschlusskopf, der
b.1.) zur Ver- und Entriegelung der Waffe längsverschieblich und um die Längsrichtung
verdrehbar mit seinem hinteren Teil im Verschlussträger gelagert ist und
b.2.) an diesem hinteren Teil einen sich quer zur Längsrichtung erstreckenden Steuerbolzen
aufweist, der
c) seinerseits in die Steuerkulisse eingreift, sodass
c.1.) bei Beginn der Öffnungsbewegung des Verschlussträgers der Verschlusskopf bezüglich
der Längsrichtung ortsfest bleibt, aber durch Einwirken der Entriegelungs-Steuerkante
auf den Steuerbolzen eine Drehbewegung bis zur Entriegelung durchführt und erst dann
an der Öffnungsbewegung und der sich daran anschließenden Schließbewegung des Verschlussträgers
teilnimmt und
c.2.) erst kurz vor dem Ende der Schließbewegung der Verschlusskopf bezüglich der
Längsrichtung zum Stillstand gelangt und während der Endphase der Schließbewegung
des Verschlussträgers durch Einwirken der Verriegelungs-Steuerkante auf den Steuerbolzen
eine Rückwärtsdrehung bis zur Verriegelung durchführt.
[0002] Eine derartige Waffe ist aus der
DE 196 16 397 C2 (Gühring et al.) bekannt und hat sich ausgezeichnet bewährt, insbesondere unter erschwerten Bedingungen,
wie etwa im Sand-Schlamm-Test nach NATO AC225.
[0003] Ähnliche Waffen sind beispielsweise aus der
DE-PS 478 630 nebst zugehöriger Stammanmeldung
DE-PS 459 454 (beide Kiraly),
DE 28 12 732 A (Zedrosser),
US-PS 2,941,449 (Reed),
US-PS 4,604,942 (Benelli),
US-PS 3,318,192 (Miller),
US-PS 3,955,470 (Kruzell), bekannt; ebenso als Sturmgewehre HK416, Steyr Aug, FN C.A.L.und US-Schnellfeuergewehr
M16.
[0004] Im Militäreinsatz, bei größeren Polizeiaktionen oder bei Jagdexpeditionen ist es
oft erforderlich, Handfeuerwaffen, wie verriegelbare Selbstladegewehre, über längere
Zeit hinaus schussbereit oder allenfalls nur gesichert und offen mitzuführen, ohne
dass es eine Gelegenheit zum Reinigen der Waffe gibt. Im Mechanismus der Waffe wird
sich daher unvermeidlich Sand, Staub und Schlamm absetzen.
[0005] Außerdem ist oft aus falsch verstandener Vorsicht der Lauf der Waffe stark eingeölt.
Wenn nun die nachgeladene Patrone, etwa wegen einer sie beschädigenden Einwirkung
beim Nachladevorgang, oder aus einem sonstigen Grunde nicht mehr völlig öldicht ist,
kann Öl in die Patrone gelangen und einen Teil der Treibladung unwirksam machen. Die
Folge ist ein sog. "schlapper Schuß".
[0006] Wenn nun in einer Gefahrensituation geschossen werden muss, dann kann es geschehen,
dass eine Ladehemmung auftritt, weil entweder der zurücklaufende Verschluss von angesammelten
Verunreinigungen zu stark abgebremst wird oder weil in Folge eines Munitionsfehlers
die Einwirkung der Verbrennungsgase auf den Nachlade-Mechanismus nicht ganz ausreicht.
[0007] Weitere Schüsse erfolgen in der Regel unbehindert, da die ggf. von Hand durchgeführte
Verschlussbewegung die Verschmutzung zur Seite geräumt hat bzw. bei der nachfolgenden
Patrone keine Störung mehr zu erwarten ist.
[0009] Hiervon ausgehend zielt die Erfindung darauf ab, eine alternative Verschluss-Steuerung
zur Verfügung zu stellen, welche insbesondere an die Energieverhältnisse in der Waffe
beim Selbstladevorgang stärker angepasst und einfach herstellbar ist.
[0010] Dieses Ziel erreicht die Erfindung mit dem Gegenstand des Patentanspruchs 1, also
dadurch, dass die eingangs genannte verriegelbare Selbstlade-Handfeuerwaffe zusätzlich
folgende Merkmale aufweist:
d) die Entriegelungs-Steuerkante setzt sich im Wesentlichen aus drei ineinander übergehenden
unterschiedlichen Kantenabschnitten zusammen, nämlich
d.1.) einem geradlinigen, ersten Kantenabschnitt mit einem flachen ersten Neigungswinkel
zur Längsrichtung,
d.2.) einem sich daran anschließenden geradlinigen zweiten Kantenabschnitt mit einem
deutlich größeren zweiten Neigungswinkel zur Längsrichtung und
d.3.) einem sich daran anschließenden gekrümmten dritten Kantenabschnitt, dessen Tangenten
zunehmend größer werdende Neigungswinkel zur Längsrichtung haben, als der zweite Neigungswinkel
des zweiten Kantenabschnittes,
e.) die Verriegelungs-Steuerkante sich im Wesentlichen aus zwei ineinander übergehenden
unterschiedlichen gradlinigen Kantenabschnitten zusammensetzt, nämlich
e.1.) einem vierten Kantenabschnitt, der parallel zum zweiten Entriegelungs-Kantenabschnitt
verläuft und
e.2.) einem fünften Kantenabschnitt, der parallel zum ersten Entriegelungs-Kantenabschnitt
verläuft und
f) am entriegelungsseitigen Ende der Steuerkulisse ein sechster Kantenabschnitt das
Ende des gekrümmten dritten Entriegelungs-Kantenabschnitts mit dem Beginn des geradlinigen
ersten Verriegelungs-Kantenabschnitts kreisbogenartig verbindet, und den Steuerbolzen
in seiner Entriegelungsposition aufnimmt, wobei
f.1.) dieser kreisbogenartige Kantenabschnitt in Längsrichtung einen etwas größeren
Durchmesser hat als der Steuerbolzen.
[0011] Die Einteilung der Entriegelungs-Steuerkante in drei unterschiedliche, ineinander
übergehende Kantenabschnitte mit jeweils zunehmendem Neigungswinkel gegenüber der
Längsrichtung dient der Optimierung der Entriegelungs-Funktion des von der Steuerkulisse
über den Steuerbolzen gesteuerten Verschlusskopfes. Beim Öffnen des Verschlusses trifft
dabei die Steuerkulisse des rückwärts bewegten Verschlussträgers mit ihrem ersten
Entriegelungs-Kantenabschnitt mit sehr flacher Steigung auf den längsstationären Steuerbolzen
des Verschlusskopfes. Dieser erste Entriegelungs-Kantenabschnitt dient als Lifterschräge
zum Lösen und zur Erstbewegung des unter Anpressdruck stehenden Verschlusskopfes.
Infolge des flachen Neigungswinkels tritt dabei kaum ein Geschwindigkeitsverlust des
rücklaufenden Versschlussträgers ein - wie an sich aus den
DE-PS 478 630 und
DE-PS 459 454 (Kiraly) bekannt. Der sich daran anschließende zweite Entriegelungs-Kantenabschnitt
beschleunigt über den Steuerbolzen die Drehbewegung des Verschlusskopfes in Richtung
seiner entriegelten Stellung. Dies ist ebenfalls aus den beiden vorgenannten deutschen
Patentschriften Kiraly an sich bekannt. Der sich schließlich anschließende dritte
Entriegelungs-Kantenabschnitt beschleunigt in Folge seiner Krümmung zusätzlich und
kontinuierlich die Drehbewegung des Verschlusskopfes bis in seine endgültige entriegelte
Stellung.
[0012] Im sich an die Entriegelungs-Steuerkante anschließenden sechsten Kantenabschnitt
der Steuerkulisse verbleibt der Steuerbolzen und mit ihm der Verschlusskopf in seiner
entriegelten Position. Er nimmt nunmehr an der Rücklaufbewegung des Verschlussträgers
teil. Dabei löst er die sich im Patronenlager entliderte Patronenhülse und zieht sie
aus. Bei Beschussversuchen hat sich Folgendes herausgestellt: nach Abschuss der Patrone
sowie dem Lösen der Patronenhülse im und dessen beginnenden Auszug aus dem Patronenlager
herrscht noch ein sicherheitsunschädlicher Restgasdruck im Patronenlager und Rohr.
Dieser Restgasdruck beschleunigt die im Patronenlager entliderte Patronenhülse samt
schon rücklaufendem Verschlusskopf mit Steuerbolzen zusätzlich nach hinten. Der Verschlusskopf
würde aufgrund dieser Rückwärtsbeschleunigung den rückwärts bewegenden Verschlussträger
sogar überholen, wäre da nicht der an der Steuerkulisse anstehende Steuerbolzen. Dieses
Phänomen wird dadurch genutzt, dass der Längsdurchmesser des sechsten Kantenabschnitts
etwas größer als der Durchmesser des Steuerbolzens ist. Deshalb hat der von der Steuerkulisse
nach rückwärts mitgenommene Steuerbolzen zunächst einen geringen Abstand vom rechten,
d.h. in Rückwärtsrichtung gerichteten unteren Teil des sechsten Kurvenabschnitts und
prägt diesem infolge der zuvor genannten Zusatzbeschleunigung einen Impuls auf, der
seinerseits die Rücklaufbewegung des gesamten Verschlussträgers nochmals beschleunigt.
Gleichzeitig erfolgt diese Impulsaufprägung - entsprechend der Vergrößerung des Längsdurchmessers
- etwas verzögert, was sich bei Beschußversuchen sehr bewährt hat. Verschlussträger
und Verschlusskopf laufen also insgesamt beschleunigt auf die Schliessfeder auf, von
der sie schließlich zum Stilstand gebracht und sodann wieder nach vorne beschleunigt
werden.
[0013] Der Verschlusskopf kommt bei seinem Vorlauf kurz vor dem Patronenlager zum Stillstand
- nicht aber der Verschlussträger. Dessen vordere, am Übergang vom sechsten zum vierten
Kantenabschnitt z. B. gerundete Kante hebt nun den Steuerbolzen stark an. Die Verriegelungsdrehung
des Verschlusskopfes beginnt und wird langsamer werdend vom vierten Kantenabschnitt
und weiter vom fünften Verriegelungs-Kantenabschnitt sanft zum Ende geführt.
[0014] Die Anmelderin behält sich hiermit ausdrücklich vor, die Merkmalsgruppen d.) bis
d.3.) sowie f.) und f.1.) in Form eigenständiger unabhängiger Ansprüche weiter zu
verfolgen, denen sich geeignete Unteransprüche anschließen können.
[0015] Bevorzugte Ausführungsformen der Erfindung ergeben sich aus den nachstehend behandelten
Unteransprüchen.
[0016] Bevorzugt entspricht der Krümmungsradius des an den dritten Entriegelungs-Kantenabschnitt
und/oder des an den vierten Verriegelungs-Kantenabschnitt angrenzenden Teiles des
kreisbogenartigen sechsten Kantenabschnitts dem Radius des Steuerbolzens (vgl. Anspruch
2). Diese Maßnahme gewährleistet eine gute Halterung des Steuerbolzens in seiner vollständig
entriegelten Position während des Rück- und anschließenden Vorlaufes des Verschlussträgers;
ebenso eine gute Übertragung des infolge des Rohr-Restgasdruckes ausgeübten Rückwärtsimpulses
von der entliderten Patronenhülse auf den Verschlusskopf samt Steuerbolzen und schließlich
- über das rückwärtige Ende des sechsten Kantenabschnittes - auf den Verschlussträger.
[0017] Schiesstechnische Versuche haben ergeben, dass die Differenz zwischen dem gelängten
Längsdurchmesser des sechste Kantenabschnitts und dem Durchmesser des Steuerbolzens
vorzugsweise im Bereich von 0,2mm bis 1mm, besonders bevorzugt zwischen 0,3mm und
0,8mm, insbesondere im Bereich von 0,4mm bis 0,6mm liegt (vgl. Anspruch 3). Bei der
konkreten Wahl dieser Durchmesser-Differenz sind jedoch auch die Waffengeometrie sowie
die verwendete Munition, z.B. Kal. 5,56 x 45 NATO, insbesondere der Treibsatz zu berücksichtigen.
[0018] Am verriegelungsseitigen Ende der Steuerkulisse verbindet bevorzugt ein im Wesentlichen
U-förmig ausgebildeter siebter Kantenabschnitt den Anfang des ersten Entriegelungs-Kantenabschnittes
mit dem Ende des fünften Verriegelungs-Kantenabschnittes (vgl. Anspruch 4). Diese
Maßnahme gewährleistet einen sicheren Sitz des Steuerbolzens in der verriegelten Position
des Verschlusskopfes. Gleichzeitig sorgt sie dafür, dass die Entriegelungs-Drehung
des Verschlusskopfes je nach Länge der U-Schenkel verzögert beginnt, d.h. wenn der
Gasdruck im Rohr bereits ausreichend abgefallen ist. Zusätzlich kann dadurch der Verschlussträger
bereits Fahrt aufnehmen, bevor dessen Steuerkulisse den Steuerbolzen u schwenken beginnt.
[0019] Eine gute Führung des Steuerbolzens in der Steuerkulisse wird dadurch erreicht, dass
der Abstand zwischen den zueinander parallelen Entriegelungs- und Verriegelungs-Kantenabschnitten
sowie zwischen den beiden U-Schenkeln dem Durchmesser des Steuerbolzens entspricht,
vorzugsweise einige hundertstel Millimeter größer als dieser Durchmesser (vgl. Anspruch
5).
[0020] Schiesstechnische Versuche haben ergeben, dass die Steuerkulisse vorzugsweise so
gewählt ist, dass sie eine Längsverschiebung des Verschlussträges relativ zum Steuerbolzen
von 9mm bis 17mm, vorzugsweise 11mm bis 15mm, insbesondere 12mm bis 14mm erlaubt (vgl.
Anspruch 6).
[0021] Gleiches gilt für die Maßnahme, den ersten Neigungswinkel des Entriegelungs-Kurvenabschnitts
im Bereich von 16° bis 32°, vorzugsweise 20° bis 28°, besonders bevorzugt im Bereich
von 22° bis 26° zu wählen; den zweiten Neigungswinkel des zweiten Entriegelungs-Kurvenabschnitts
im Bereich von 30° bis 45°, vorzugsweise 34° bis 41°, besonders bevorzugt im Bereich
von 35° und 40° zu wählen und die Krümmung des dritten Entriegelungs-Kurvenabschnitts
so zu wählen, dass die dritten Neigungswinkel der daran angelegten Tangenten sich
im Bereich von 55° bis 85°, vorzugsweise 60° bis 80° bewegen (vgl. Anspruch 7).
[0022] Bevorzugt ist derjenige U-Schenkel des siebten Kantenabschnitts, der an den Beginn
des ersten Entriegelungs-Kantenabschnittes angrenzt und länger als der dazu parallele
an das Ende des fünften Verriegelungs-Kantenabschnitts angrenzende U-Schenkel (vgl.
Anspruch 8). Hierdurch wird der Beginn der Entriegelungs-Drehung des Verschlusskopfes
weiter verzögert, d.h. bei noch geringerem Druck entriegelt.
[0023] Der eingangs geschilderten und insbesondere in der
DE 196 16 397 C2 (Gühring et al) behandelten Verschmutzungsproblematik wird vorzugsweise dadurch begegnet, dass der
kreisbogenartige sechste Kantenabschnitt an seinem vorderen Ende und/oder ein Teil
der zu diesem Ende hinweisenden und/oder von diesem Ende abweisenden Peripherie des
Steuerbolzens eine Aussparung zur Aufnahme von etwaigem Schmutz aufweisen (vgl. Anspruch
9). Meist tritt die Schmutzproblematik nur beim ersten Schuss auf, weil weitere Schüsse
oder Bewegungen des Steuerbolzens in der Steuerkulisse in der Regel dafür sorgen,
dass der Schmutz von den Steuerkanten abfällt.
[0024] Eine zusätzliche Sicherung des Steuerbolzens in seiner voll entriegelten Position
während seines gemeinsamen Vor- und Rücklaufes mit dem Verschlussträger wird durch
eine am Waffengehäuse oberhalb des Steuerbolzens angeordnete horizontale Führungsschiene
herbeigeführt (vgl. Anspruch 10).
[0025] Bevorzugt ist die Steuerkulisse seitlich gegenüber dem Patronenauswurf-Fenster so
angeordnet, dass deren Entriegelungskante oberhalb, d.h. über der Verriegelungskante
liegt (vgl. Anspruch 11). Diese Maßnahme dient dazu, an der Entriegelungskante etwa
anhaftendem Schmutz zu begegnen. Infolge der Schwerkraft fällt er nämlich leichter
nach unten.
[0026] Die Waffe als Gasdrucklader auszubilden (vgl. Anspruch 12) hat den Vorteil, dass
weitere Steuermaßnahmen über eine regulierbare Gasabnahme am Rohr vorgenommen werden
können, insbesondere nach einem etwaigen Auswechseln des Rohrs und damit verbundener
Kaliber- und Treibsatzänderung.
[0027] Nachfolgend werden Ausführungsbeispiele der Erfindung anhand der beigefügten schematischen
Zeichnungen näher erläutert.
[0028] In den Zeichnungen zeigen:
- Fig. 1
- das hintere Ende eines Waffenrohres mit Verschluss in verriegelter Stellung,
- Fig. 2
- die selbe Anordnung wie in Fig. 1, jedoch mit entriegeltem Verschluss,
- Fig. 3
- ein Rohr der Waffe mit Verriegelungswarzen und Gasabnahme,
- Fig. 4a
- einen Verschlussträger mit Verschlusskopf in Seitenansicht,
- Fig. 4b
- eine Draufsicht auf den Verschlussträger der Fig. 4a,
- Fig. 5
- eine vergrößerte Kontur der Steuerkulisse des Verschlusses gemäß Fig. 1,2,
- Fig. 6-14
- Steuerbolzen in den verschiedenen Funktionsstellungen in der Steuerkulisse und
- Fig. 15
- einen Steuerbolzen.
[0029] Alle Figuren verwenden für gleiche Elemente durchgehend gleiche Bezugszeichen. Erläuterungen
einer Figur beziehen sich sinngemäß auch auf die jeweils anderen Figuren.
[0030] Die Figuren 1 bis 4b zeigen jeweils schematisch das Verschluss-System oder Teile
davon eines hier als Gasdrucklader ausgebildeten Schnellfeuergewehrs. Das Rohr 2,
mit seiner als Längsrichtung 4 bezeichneten Selenachse, weist an seinem hinteren Ende
ein Patronenlager 6 auf und ist drehfest in einer Verriegelungshülse 8 befestigt,
die ihrerseits starr im (nicht gezeigten) Waffengehäuse angebracht ist. Das hintere
Ende der Verriegelungshülse 8 weist einen runde Öffnung 10 auf, von der rundum mit
gegenseitigem Abstand angeordnete Radialnuten 12 ausgehen, die jeweils einen etwa
rechteckigen Querschnitt aufweisen. Zwischen der Vorderkante 14 dieser Öffnung und
dem hinteren Ende des Rohrs 2 ist eine runde Kammer 16 gebildet, deren Innendurchmesser
etwa dem Durchmesser entspricht, den die Nutböden der runden Öffnung 10 bilden.
[0031] Der Verschluss weist einen Verschlussträger 18 und einen darin längsverschieblich
und drehbeweglich gelagerten Verschlusskopf 20 auf. Der Verschlusskopf 20 hat an seinem
vorderen Ende einen zur runden Öffnung 10 der Verriegelungshülse 8 komplementären
Querschnitt mit Vorsprüngen bzw. Verriegelungswarzen 22, deren Geometrie der der Radialnuten
12 entspricht; sowie eine Länge, die der Länge der Kammer 16 entspricht.
[0032] Somit kann der Verschlusskopf 20 in einer auf die runde Öffnung 10 ausgerichteten
Drehwinkellage durch diese hindurch bis in die runde Kammmer 16 eingeführt werden.
Diese Drehwinkellage des Verschlusskopfes entspricht seiner vollständig entriegelten
Position. Aus dieser Position wird der Verschlusskopf 20 bei weiterem Vorlauf des
Verschlussträgers 18 in seine verriegelte Drehlage gedreht und nach Abschuss einer
Patrone wieder vollständig entriegelt. Seine entriegelte Drehwinkellage muss der Verschlusskopf
20 während seines sich anschließenden gemeinsamen Rücklaufes mit dem Verschlussträger
18 und sich daran wiederum anschließenden Vorlaufes so lange beibehalten, bis er wieder
durch die runde Öffnung 10 nach vorne hindurchgelaufen ist.
[0033] Wird der Verschlusskopf 20 dann in dieser Lage wieder verdreht, hintergreifen seine
Verriegelungswarzen 22 die Stege, auch Gegenwarzen genannt, zwischen den Radialnuten
12 der Verriegelungshülse 8, während der Verschlusskopf 20 gleichzeitig auf dem hinteren
Ende des Rohres 2 aufsitzt oder nahezu aufsitzt. Nun kann der Verschlusskopf 20 nicht
mehr geradlinig in Längsrichtung 4 des Rohres 2 bewegt werden; er ist "verriegelt".
Wird er wieder in seine vorherige Lage zurück gedreht, d.h. "entriegelt", dann kann
er wieder nach hinten aus der runden Kammer 16 herausgezogen werden.
[0034] Der Verschlusskopf 20 ist mit seinem hinteren Teil im Verschlussträger 18 geführt.
Der Verschlussträger 18 wird mittels einer nicht gezeigten Gaskolben-Einrichtung (Fig.
3 zeigt lediglich eine Gasabnahme-Einrichtung 34 am Rohr 2) beim Schuss nach hinten
in Richtung des Pfeils 32 gegen eine (nicht gezeigte) Schließfeder bewegt und danach
von dieser wieder in den Vorlauf gezwungen.
[0035] Die Figuren zeigen außerdem noch eine durch den Verschlusskopf 20 hindurchgehende
Bohrung 24 für den Schlagbolzen 26; Fig. 4b zeigt zusätzlich einen Patronenauszieher
28 nebst Patronenausstoßer 30. Ein am hinteren Teil des Verschlusskopfes 20 angebrachter
Steuerbolzen 36 durchsetzt eine als Langloch in einer Wandung des Verschlussträgers
18 ausgebildete Steuerkulisse 40.
[0036] Fig. 5 zeigt schematisch die Kontur der Steuerkulisse 40 ist in vergrößertem Maßstab.
[0037] Wenn der Verschlusskopf 20 verriegelt ist (Fig. 1) bzw. sich in einer verriegelten
Stellung befindet (Fig. 4a und 6), dann befindet sich der Verschlussträger 18 in seiner
vordersten Lage und steht am hinteren Ende des Rohres 2 an. Der Steuerbolzen 36 liegt
demzufolge kurz vor dem hinteren Ende des U-förmigen siebten Kantenabschnittes 80.
Beim Schuss wird der Verschlussträger 18 in Richtung des Pfeils 32 in Fig. 2 bewegt,
und gleitet mit seinen in Fig. 5 darstellten Schenkeln und Kantenabschnitten 82, 52,
54 und 56 über den Steuerbolzen 36. Da der Verschlusskopf 20 verriegelt ist, verbleibt
er längsstationär; ebenso der mit ihm starr verbundene Steuerbolzen 36. Der Verschlusskopf
20 ist dabei drehbeweglich im Verschlussträger 18 gelagert mit der Folge, dass ihn
die Entriegelungs-Steuerkante 50 zunächst mit Hilfe ihres ersten Kantenabschnitts
52, danach ihres zweiten Kantenabschnittes 54 und schließlich ihres dritten Kantenabschnitts
56 zunehmend stärker nach unten drückt und ihn dabei entgegen dem Uhrzeigersinn -
von hinten her gesehen - zunehmend schneller bis in die entriegelte Lage dreht. Nach
Verlassen des dritten Entriegelungs-Kantenabschnitts 56 verbleibt der Steuerbolzen
36 im sechsten Kantenabschnitt 70. In dieser voll entriegelten Stellung des Verschlusskopfs
20 fluchten dessen Verriegelungswarzen 22 mit den Radialnuten 12 der Verriegelungshülse
8. Der weiter zurücklaufende Verschlussträger 18 nimmt nun den Verschlusskopf 20 mit,
d.h. er zieht ihn aus der Kammer 16 heraus. Der im Rohr 2 noch befindliche Restgasdruck
beschleunigt nunmehr die Patronenhülse nach hinten, sodass ein Impuls über den Verschlusskopf
20 und den Steuerbolzen 36 auf die hintere Kante des sechsten Kantenabschnitts 70
der Steuerkulisse 40 und damit auf den Verschlussträger 18 übertragen wird. Der Verschlussträger
18 beschleunigt sich dadurch abermals, gewinnt also durch diese Energieausnutzung
nochmals an Fahrt.
[0038] Der sich samt Verschlusskopf 20 zurückbewegende Verschlussträger 18 läuft nun (in
an sich bekannter Weise) gegen eine (nicht dargestellte) Schließfeder an, bis er durch
deren Rückstellkraft zum Stillstand kommt und dann von der Schließfeder wieder nach
vorne gedrückt wird.
[0039] Der Steuerbolzen 36 liegt bei dieser Vorwärtsbewegung am hinteren Abschnitt des sechsten
Kantenabschnitts 70 an. Dieser Vorlauf dauert so lange an, bis der Verschlusskopf
20 vor dem hinteren Ende des Rohrs 2 anliegt. Sobald er und mit ihm der Steuerbolzen
36 längsstationär geworden sind, wird der Steuerbolzen 36 von der Verriegelungskante
60, genauer von deren vierten und fünften Kantenabschnitten 62 und 64 in die verriegelte
Position gedreht - also von hinten gesehen im Uhrzeigersinn. Er befindet sich nun
wieder in der in den Figuren 1 und 6 gezeigten verriegelten Position.
[0040] Das Auswerfen der leeren Patronenhülse beim Rücklauf des Verschlusskopfes 20 und
das Nachführen einer neuen Patrone während dessen Verlauf erfolgt in an sich bekannter
Weise.
[0041] Im Übrigen kann die voll entriegelte Drehstellung des Verschlusskopfes 20 während
seines gemeinsamen Rück- und Vorlaufes mit dem Verschlussträger 18 durch Untergreifen
des Steuerbolzens 36 unter eine im Waffengehäuse befestigte Führungsschiene 90 zusätzlich
gesichert werden (siehe Fig. 12).
[0042] Der rückwärtige Kantenabschnitt 80 der Steuerkulisse 40 hat U-Form und nimmt den
Steuerbolzen 36 in seiner verriegelten Schwenkposition auf. Er geht mit seinen beiden
in Längsrichtung 4 verlaufenden Schenkeln in den ersten Entriegelungs-Kantenabschnitt
52 bzw. den fünften Verriegelungs- Kantenabschnitt 64 über. Die Länge dieser beiden
U-Schenkel bestimmt diejenige Strecke D1, welche der Verschlussträger 18 nach dem
Schuss zunächst zurückläuft und dabei Bewegungsenergie aufnimmt, bevor dessen Entriegelungs-Steuerkante
50 am Steuerbolzen 36 angreift.
[0043] Der Fig. 5 ist weiter entnehmbar, dass der Verschlussträger 18 und damit seine Steuerkulisse
40 sich gegenüber dem Verschlusskopf 20 zur vollständigen Drehung desselben in seine
entriegelte oder verriegelte Position eine Strecke D2 durchläuft, deren Länge - je
nach verwendeter Waffengeometrie und Munition, z.B. Kal. 5,56 x 45 NATO, insbesondere
Treibladung - vorzugsweise im Bereich von 9mm bis 17mm, weiter bevorzugt 11mm bis
15mm, besonders bevorzugt 12mm bis 14mm, beispielsweise bei 13mm liegt. Der Mittelpunkt
des in der Steuerkulisse 40 liegenden freien Endes des Steuerbolzens 36 durchläuft
dabei etwa die mit den Bezugsziffern 41, 42, 44, 46 und 49 gekennzeichnete Strecke.
Der bereits angesprochenen Ausnutzung des auf die entliderte Patrone wirkenden Rohr-Restgasdruckes
dient der Streckenabschnitt Δd 49. Die Länge von Δd entspricht der Differenz zwischen
Längsdurchmesser des sechsten Kantenabschnitts 70 und dem Durchmesser des Steuerbolzens
36. Sie liegt vorzugsweise im Bereich von 0,2mm und 1mm, insbesondere von 0,3mm und
0,8mm, besonders bevorzugt im Bereich von 0,4mm und 0,6mm, beispielsweise 0,5mm. Zwar
sind die Krümmungsradien des vorderen und hinteren Bereichs des sechsten Kantenabschnitts
70 dem Radius des Steuerbolzens 36 angepaßt, durch die zusätzliche Strecke Δd 49 wird
aber der Längsdurchmesser dieses Kantenabschnittes 70 gelängt, ist also größer als
der Durchmesser des Steuerbolzens 36.
[0044] Gemäß Fig. 5 setzt sich die Entriegelungs-Steuerkante 50 aus dem ersten geradlinigen
Kantenabschnitt 52 mit relativ flachem Neigungswinkel α zur Längsrichtung 4, dem sich
daran anschließenden geradlinigen zweiten Kantenabschnitt 54, mit deutlich steilerem
Neigungswinkel β zur Längsrichtung 4 und einem sich daran anschließenden gekrümmten
dritten Kantenabschnitt 56 zusammen, dessen sämtliche Tangenten γ
i einen größeren Neigungswinkel zur Längsrichtung 4 haben, als der zweite Kantenabschnit
54 mit seinem Neigungswinkel β. Diese Neigungswinkel liegen - je nach innerer Waffengeometrie
und verwendetem Kaliber, insbesondere Treibsatz - bevorzugt in folgenden Bereichen:
Neigungswinkel α im Bereich von 16° bis 32°, vorzugsweise 20° bis 28°, besonders bevorzugt
22° bis 26°, beispielsweise 24°; Neigungswinkel β im Bereich von 30° bis 45°, vorzugsweise
34° bis 41°, besonders bevorzugt 35° bis 40°, beispielsweise 38°. Die dritten Neigungswinkel
γ
i der Tangenten an dem gekrümmten sechsten Entriegelungs-Kantenabschnitt 70 bewegen
sich im Bereich von 55° bis 85°, vorzugsweise 60° bis 80°.
[0045] Der erste Kantenabschnitt 52 mit dem Neigungswinkel α sichert einen sanften Einlauf
der Steuerkulisse 40 in ihre Entriegelungs-Arbeit und ist deutlich kürzer als der
zweite Kantenabschnitt 54. Dessen größerer Neigungswinkel β beschleunigt die Entriegelungsdrehung
des Verschlusskopfes 36 bis der dritte Kantenabschnitt 56 als gekrümmter Kantenabschnitt
dem Steuerbolzen 36 nochmals eine zusätzlich größer werdende Drehbeschleunigung aufprägt.
In seiner vollständig entriegelten Position befindet sich der Steuerbolzen 36 im sechsten
Kantenabschnitt 70 und liegt zunächst mit seinem nach vorne, d.h. in Längsrichtung
4 gerichteten Peripherie-Abschnitt an dem ebenfalls vorne liegenden Abschnitt des
sechsten Kantenabschnitts 70 an. Die beiden aneinander anliegenden Bereiche des Steuerbolzens
36 und des Kantenabschnittes haben einander entsprechende Radien.
[0046] Beim nunmehr folgenden Ausziehen der Patronenhülse aus dem Patronenlager 6 wird diese
Hülse nochmals infolge des im Rohr befindlichen Restgasdrucks nach hinten beschleunigt
und überträgt ihren Impuls über den Verschlusskopf 20 und den daran befestigten Steuerbolzen
36 auf den hinteren Abschnitt des sechsten Kantenabschnitts 70. Auch hier sind die
Radien des Steuerbolzens 36 und der Krümmungsradius des hinteren Abschnitts des sechsten
Kantenabschnitts 70 einander angepaßt. Die Impulsübertragung bewirkt eine weitere
Beschleunigung des Verschlussträgers 18 und nutzt dadurch die im Rohr befindliche
Restdruckenergie.
[0047] Nach seinem Rücklauf und anschließendem Vorlauf kommt der Verschlusskopf 20 in der
runden Kammer 16 vor dem Patronenlager 6 zum Stillstand. Die Verriegelungs-Steuerkante
60 des weiter in Längsrichtung 4 vorlaufenden Verschlussträgers 18 wirkt jetzt auf
den Steuerbolzen 36 ein und verriegelt dadurch den Verschlusskopf 20 mit Hilfe ihrer
Kantenabschnitte 62 und 64. Diese beiden Kantenabschnitte verlaufen parallel zu den
zuvor genannten Entriegelungs-Kantenabschnitten 52 und 54. Ist der Verschlusskopf
20 verriegelt, läuft der Verschlussträger noch ein wenig vor, aber nicht so weit,
dass der Steuerbolzen 36 an das rückwärtige Ende des siebten Kantenabschnitts 80 anstößt.
Er wird vorher durch geeignete Mittel abgebremst.
[0048] Nach einer erneuten Schussabgabe beginnt der soeben beschriebene Zyklus von vorne.
[0049] Bei heutigen Waffen ist mit einer Kadenz von mindestens 600 Schuß pro Minute zu rechnen,
d.h. 10 Schuß pro Sekunde mit jeweils 10 Vor- und 10 Rückläufen der Steuerkulisse
40 pro Sekunde und entsprechend vielen Steuervorgängen des Verschlusssystems.
[0050] Die Figuren 6 bis 14 zeigen die Steuerkulisse 40 des Verschlussträger 18 und den
Steuerbolzen 36 in ihren unterschiedlichen Funktionsstellungen, während eines Zyklusses
der Verschlusssteuerung.
[0051] Fig. 6 zeigt den Steuerbolzen 36 in verriegelter Stellung des Verschlusskopfes 20
- wie bekannt in der oberen hinteren horizontalen Nische der Steuerkulisse 40 des
Verschlussträgers 18. Die Steuerkulisse 40 befindet sich - wie schon aus der eingangs
genannten
DE 196 16 397 C2 (Gühring et al.) bekannt - an der linken vertikalen, dem Patronen-Auswurffenster abgewandten Seite
des Verschlussträgers 18. Im Gegensatz zur soeben genannten
DE 196 16 397 C2 (Gühring et al.) laufen jedoch der erste und der zweite Kantenabschnitt 52, 54 der Entriegelungs-Steuerkante
50 parallel zu den jeweils gegenüberliegenden vierten und fünften Kantenabschnitten
62 und 64 der Verriegelungs-Steuerkante 60. Dies hat u.a. auch fertigungstechnische
Vorteile, da die zueinander parallelen Kanten der Steuerkulisse leichter herstellbar
sind, also unterschiedlich geneigte Steuerkanten, beispielsweise in einem einzigen
Fräsgang gefertigt werden können.
[0052] Ebenfalls anders als in der genannten
DE-PS 196 16 397 (Gühring et al.) ist der untere vordere Kantenabschnitt 70 der Steuerkulisse 40 als eine in Längsrichtung
gelängte, kreisartig gerundete Aussparung vorgesehen, deren Durchmesser in Längsrichtung
etwas größer als der Durchmesser des Steuerbolzens 36 ist.
[0053] Fig. 6 zeig weiter, dass sich ein freier Spalt 81 zwischen dem in seiner verriegelten
Position verharrenden Steuerbolzen 36 und dem rechten Ende der Steuerkulisse 40, also
dem rechten Ende seines siebten Kantenabschnitts 80 befindet. Der Steuerbolzen steht
also im verriegelten Zustand nicht am Verschlussträger an.
[0054] Zur Optimierung der Entriegelungsfunktion des von der Steuerkulisse 40 über den Steuerbolzen
36 gesteuerten drehbaren Verschlusskopfes 20 dient zunächst die erste Steuerschräge,
d.h. der erste Entriegelungs-Kantenabschnitt 52. Aufgrund seiner flachen Steigung
dient er als Lifterschräge zum Lösen und zur Erstbewegung des unter Anpressdrucks
stehenden Verschlusskopfes 20. Durch den sanften Auflauf der ersten flachen Entriegelungsschräge
52 auf den Steuerbolzen findet kaum ein Geschwindigkeitsverlust des rücklaufenden
Verschlussträgers 18 statt.
[0055] Bei Fig. 7 befindet sich die Steuerkulisse 40 bereits in ihrer Rückwärtsbewegung
infolge des nach dem Schuß vom Gaskolben nach hinten angetriebenen Verschlussträgers
18.
[0056] In Fig. 8 befindet sich der Verschlussträger 18 nach wie vor auf seinem Rücklauf.
Der zweite Kantenabschnitt 54 läuft auf die Peripherie des Steuerbolzens 36 auf und
beschleunigt erneut dessen Drehbewegung infolge des steileren Neigungswinkels β. Die
Entriegelungsdrehung des Verschlusskopfes 20 erhöht sich also.
[0057] Fig. 9 zeigt den Verschlussträger 18 nach wie vor auf seinem Rücklauf. Dessen dritter
Entriegelungs-Kantenabschnitt 56 läuft nun über die Peripherie des Steuerbolzens 36
und drückt infolge ihrer stärkeren Krümmung den Steuerbolzen 36 noch schneller nach
unten. Die Schwenkbewegung desselben und damit die Entriegelungsdrehung des Verschlusskopfs
20 wird abermals beschleunigt.
[0058] Die zuvor beschriebene mehrstufige Entriegelung und Drehbeschleunigung des Verschlusskopfs
20 nach dem Schießen spart Energie und gewährleistet einen fließenden Entriegelungsvorgang.
Nach dem endgültigen Verlassen des gekrümmten dritten Entriegelungs-Kantenabschnitts
56 (Fig. 10) befindet sich der Steuerbolzen 36 in seinem entriegelten Zustand im sechsten
Kantenabschnitt 70. Dieser Kantenabschnitt hat insoweit eine etwas elliptische Form,
als die Krümmungsradien seines vorderen und seines hinteren Abschnitt jeweils dem
Radius des Steuerbolzens 36 zwar entsprechen, aber sein Längsdurchmesser um die Distanz
Δd länger als der Steuerbolzen-Durchmesser ist.
[0059] Durch die bereits beschriebene Nutzung der Restdruck-Energie im Rohr 2 schlägt der
Steuerbolzen 36 nun gegen den hinteren Abschnitt des sechsten Kantenabschnitts 70
an und beschleunigt diesen nochmals (siehe hierzu Fig. 11). Der hieraus für den Verschlussträger
18 zusätzlich resultierende Geschwindigkeits-Zuwachs kann bis zu 1m pro Sekunde und
mehr betragen, je nach Restgasdruck im Rohr 2, also abhängig vom Ort der Gasdruckabnahme-Einrichtung
34 am Rohr 2 sowie dem verwendeten Kaliber, insbesondere Treibsatz.
[0060] Gleichzeitig findet die Impulsübertragung vom Steuerbolzen 36 auf den Verschlussträger
18 infolge der Längsdurchmesser-Verlängerung um den Betrag Δd etwas verzögert statt.
[0061] Um im Falle eines Schießens unter erschwerten Bedingungen (z.B. Sand-Schlammtests
nach NATO AC225) die vollständige Bewegung des Steuerbolzens 36 in seine unterste
Position (Entriegelungs-Position) in der Steuerkulisse 40 auch dann sicherzustellen,
wenn Verschmutzungen in die Steuerkulisse und sonstwohin eingedrungen sind, sind die
in den Figuren 10, 11 und 15 gezeigten Ausgestaltungen des Steuerbolzens 36 und des
sechsten Kantenabschnitts 70 vorgesehen. Der Steuerbolzen 36 weist in seinem dem vorderen
und/oder dem hinteren Kantenabschnitt des sechsten Kantenabschnittes 70 jeweils gegenüber
liegenden Peripherie-Abschnitte eine Ausnehmung 37 auf, so dass nur noch der dunkel
schraffierte Bereich des Steuerbolzens 36 stehen bleibt. Zusätzlich oder alternativ
ist der sechste Kantenabschnitt 70 in Längsrichtung 4 elliptisch ausgewölbt. Die dabei
entstehenden Freiräume dienen als Schmutzreservoir für eventuell in der Steuerkulisse
befindliche oder nicht mehr schnell genug entfernbare Verschmutzungsreste. Bei der
weiteren Bewegung der Steuerkulisse 40 in Relation zum Steuerbolzen 36 lösen sich
in aller Regel etwaige Schmutzreste automatisch heraus. Bei entsprechender Akkumulation,
insbesondere vor dem ersten Schuß, können sie jedoch zu hohen Reibungsverlusten und
Störungen führen.
[0062] Nach Auszug und Auswurf der abgeschossenen Hülse erreicht der rücklaufende Verschluß
seine hinterste Position im Gehäuse, wonach ihm die im Rücklauf gespannte (nicht gezeigte)
Schließfeder wieder umkehrt und nach vorne in Richtung Patronenlager 6 treibt.
[0063] Im Verschlussvorlauf liegt die hintere untere Rundung des Steuerbolzens 36, wie Fig.
12 zeigt, an der hinteren ebenfalls gerundeten Aussparung der Unterseite des sechsten
Kantenabschnitts 70 an. Der Steuerbolzen 36 wird dabei von einer an sich bekannten
im Waffengehäuse befestigten Führungsschiene 90 in seiner unteren Position gehalten
und daran gehindert, vorzeitig diese Position zu verlassen. Ein Schwenk des Verschlusskopfs
18 und des Steuerbolzens 36 in die verriegelte Position ist erst möglich, nachdem
der Verschlusskopf 20 seine vorderste Position in Längsrichtung 4 innerhalb der runden
Kammer 16, d.h. vor dem Patronenlager 6 erreicht hat. In dieser Lage des Verschlusskopfes
20 ist der Steuerbolzen 36 in Längsrichtung 4 bereits vor die Führungsschiene 90 gelaufen
und wird dann von den Kanten 62 und 64 der Verriegelungs-Steuerkante 60 des weiter
vorlaufenden Verschlussträgers 18 in seine Verriegelungsposition geschwenkt, wie die
Fig. 13 und 14 zeigen.
[0064] Fig. 15 zeigt ein Ausführungsbeispiel eines Steuerbolzens 36 mit der Bohrung 24 für
den Schlagbolzen 26 und Ausnehmungen 37 zur Bereitstellung eines Freiraums für etwa
in die Steuerkulisse 40 eingedrungenen Schmutz. Der mit Bezugsziffer 35 gezeigte Abschnitt
des Steuerbolzens 36 ragt aus der Steuerkulisse 40 heraus. Die periphere Schlagbolzen-Oberseite
38 und die gegenüberliegende periphere Schlagbolzen-Unterseite werden von den Steuerkanten
der Steuerkulisse 40 geführt.
1. Verriegelbare Selbstlade-Handfeuerwaffe mit
a.) einem im Waffengehäuse geradlinig in Längsrichtung (4) zurück- und wieder vorlaufenden
Verschlussträger (18), in dem
a.1.) eine als Langloch ausgeformte, sich schräg zur Längsrichtung (4) erstreckende
Steuerkulisse (40) ausgebildet ist, mit
a.1.1.) einer Entriegelungs-Steuerkante (50) und einer ihr gegenüberliegenden Verriegelungs-Steuerkante
(60)
und
b.) einem Verschlusskopf (20), der
b.1.) zur Ent- und Verriegelung der Waffe längsverschieblich und um die Längsrichtung
(4) verdrehbar mit seinem hinteren Teil im Verschlussträger (18) gelagert ist und
b.2.) an seinem hinteren Teil einen sich quer zur Längsrichtung (4) erstreckenden
Steuerbolzen (36) aufweist,
c.) der seinerseits in die Steuerkulissse (40) eingreift, sodass
c.1.) bei Beginn der Öffnungsbewegung des Verschlussträgers (18) der Verschlusskopf
(20) bezüglich der Längsrichtung (4) ortsfest bleibt, aber durch Einwirken der Entriegelungs-Steuerkante
(50) auf den Steuerbolzen (36) eine Drehbewegung bis zur Entriegelung durchführt und
erst dann an der Öffnungsbewegung und der sich daran anschließenden Schließbewegung
des Verschlussträgers (18) teilnimmt und
c.2.) erst kurz vor dem Ende der Schliessbewegung der Verschlusskopf (20) bezüglich
der Längsrichtung (4) zum Stillstand gelangt und während der Endphase der Schliessbewegung
des Verschlussträgers (18) durch Einwirken der Verriegelungs-Steuerkante (60) auf
den Steuerbolzen (36) eine Rückwärtsdrehung bis zur Verriegelung durchführt,
dadurch gekennzeichnet, dass
d.)die Entriegelungs-Steuerkante (50) sich im Wesentlichen aus drei ineinander übergehende
unterschiedliche Kantenabschnitte (52, 54,56) zusammensetzt, nämlich
d.1.) einem geradlinigen ersten Kantenabschnitt (52) mit einem flachen ersten Neigungswinkel
(α) zur Längsrichtung (4),
d.2.) einem sich daran schließenden geradlinigen zweiten Kantenabschnitt (54) mit
einem deutlich größeren zweiten Neigungswinkel (β) zur Längsrichtung (4) und
d.3.) einem sich daran anschließendem gekrümmten dritten Kantenabschnitt (56), dessen
Tangenten zunehmend größer werdende Neigungswinkel (γi) zur Längsrichtung (4) haben als der zweite Neigungswinkel (β) des zweiten Kantenabschnittes
(54),
e.) die Verriegelungs-Steuerkante (60) sich im Wesentlichen aus zwei ineinander übergehende
unterschiedliche geradlinige Kantenabschnitte (62, 64) zusammengesetzt, nämlich
e.1.) einem vierten Kantenabschnitt (62), der parallel zum zweiten Entriegelungs-Kantenabschnitt
(54) verläuft und
e.2.) einem fünften Kantenabschnitt (64), der parallel zum ersten Entriegelungs-Kantenabschnitt
(52) verläuft, und
f.) am entriegelungsseitigen Ende der Steuerkulisse (40) ein sechster Kantenabschnitt
(70) das Ende des gekrümmten dritten Entriegelungs-Kantenabschnittes (56) mit dem
Beginn des geradlinigen vierten Verriegelungs-Kantenabschnitts (62) kreisbogenartig
verbindet und den Steuerbolzen (36) in seiner Entriegelungs-Position aufnimmt, wobei
f.1.) dieser kreisbogenartige Kantenabschnitt (70) in Längsrichtung (4) einen etwas
größeren (Δd) Durchmesser als der Steuerbolzen (36) hat.
2. Waffe nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Krümmungsradius des an den dritten Entriegelungs-Kantenabschnitt (56) und/oder
an den vierten Verriegelungs-Kantenabschnitt (62) angrenzenden Teiles des sechsten
Kantenabschnitts (70) dem Radius des Steuerbolzens (36) entspricht.
3. Waffe nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Differenz (Δd) zwischen dem Längsdurchmesser des sechstens Kantenabschnitts (70)
und dem Durchmesser des Steuerbolzens (36) im Bereich von 0,2mm und 1mm, vorzugsweise
von 0,3mm und 0,8mm, besonders bevorzugt von 0,4mm und 0,6mm liegt.
4. Waffe nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass am verriegelungsseitigen Ende der Steuerkulisse (40) ein siebter Kantenabschnitt
(80) den Anfang des ersten Entriegelungs-Kantenabschnitts (52) mit dem Ende des fünften
Verriegelungs-Kantenabschnitts (64) im Wesentlichen U-förmig verbindet, wobei die
beiden Schenkel der U-Form sich in der Längsrichtung (4) parallel zueinander erstrecken
und mit ihren freien Enden in den ersten bzw. fünften Kantenabschnitt (52, 64) übergehen.
5. Waffe nach einem der vorstehenden Ansprüche, insbesondere nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass der Abstand zwischen den zueinander parallelen Entriegelungs- und Verriegelungs-Kantenabschnitten
(52, 54, 62, 64), sowie zwischen den beiden U-Schenkeln des siebten Kantenabschnittes
(80) dem Durchmesser des Steuerbolzens (36) entspricht, vorzugsweise einige hundertstel
Millimeter größer ist.
6. Waffe nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Länge der Steuerkulisse (40) so gewählt ist, dass sie eine Längsverschiebung
des Verschlussträgers (18) relativ zum Steuerbolzen (36) von 9mm bis 17mm, vorzugsweise
11mm bis 15mm, insbesondere 12mm bis 14mm erlaubt.
7. Waffe nach einem der vorstehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass der
- erste Neigungswinkel (α) im Bereich von 16° bis 32°, vorzugsweise 20° bis 28°, insbesondere
22° bis 26° liegt,
- der zweite Neigungswinkel (β) im Bereich von 30° bis 45°, vorzugsweise 34° bis 41°,
insbesondere 35° bis 40° liegt und
- die dritten Neigungswinkel (γi) der Tangenten sich im Bereich von 55° bis 85°, vorzugsweise 60° bis 80° bewegen.
8. Waffe nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der an den Beginn der ersten Entriegelungs-Kantenabschnittes (52) angrenzende horizontal
verlaufende U-Schenkel des siebten Kantenabschnitts (80) länger als der dazu parallele,
an das Ende des fünften Verriegelungs-Kantenabschnittes (64) angrenzende U-Schenkel
ist, und beide Schenkel () eine Länge von 2mm bis 6mm, vorzugsweise 3mm bis 5mm haben.
9. Waffe nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der kreisbogenartige sechste Kantenabschnitt (70) an seinem in der Längsrichtung
(4) vorderen Ende und/oder ein Teil der zu diesem Ende hinweisenden und/oder von diesem
Ende weg weisenden Peripherie des Steuerbolzens (36) einer Aussparung (37) zur Aufnahme
von etwaigen Verunreinigungen aufweist.
10. Waffe nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass eine im Waffengehäuse angeordnete horizontale Führungsschiene (90) den Steuerbolzen
(36) in seiner entriegelten Position während seines gemeinsamen Rück- und Vorlaufes
mit dem Verschlussträger (18) so lange niederhält, bis die Verriegelungswarzen (22)
des Verschlusskopfes (20) sich auf ihrem Vorlauf zwischen den hierzu korrespondierenden
Gegen-Verriegelungswarzen am hinteren Rohrende eines hinteren Rohrfortsatzes oder
einer Verriegelungsbuchse (8) hindurch bewegt haben.
11. Waffe nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Steuerkulisse (40) seitlich gegenüber einem Patronenauswurf-Fenster so angeordnet
ist, daß die Entriegelungs-Kante (50) über der Verriegelungs-Kante (60) liegt.
12. Waffe nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass sie als gasdruckladende Waffe ausgebildet ist.