[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betreiben eines Fahrerassistenzsystems
für ein Fahrzeug auf einer Straße sowie ein Fahrerassistenzsystem für ein Fahrzeug
auf einer Straße.
[0002] Moderne Fahrzeuge verfügen in zunehmendem Maße über Fahrerassistenzsysteme, die eine
zumindest teilweise automatische Führung des Fahrzeugs erlauben. Bei einer automatisierten
Fahrt muss das System dazu in der Lage sein, die Umgebung des Fahrzeugs wahrzunehmen,
eine Interpretation der Umgebung zu erstellen und anhand dieser Interpretation Fahrentscheidungen
zu treffen. Von besonderer Bedeutung sind hierbei Kreuzungen, bei denen oft eine besonders
komplexe Situation beurteilt werden muss. Insbesondere sind Verkehrsregelungen zu
berücksichtigen, die beispielsweise durch verkehrsrechtliche Vorgaben oder spezifische
Regelungen an der jeweiligen Kreuzung definiert sind.
[0003] Bei dem in der
DE 10 2005 0220 429 A1 vorgeschlagenen Verfahren zur Unterstützung eines Fahrers beim Überqueren einer Verkehrskreuzung
ist vorgesehen, dass die Kreuzung zunächst in mehrere Zonen eingeteilt wird. Für jede
der Zonen wird anhand von Umgebungsinformationen ein situationsabhängiger Zustandswert
für die Befahrbarkeit bestimmt und es wird eine zum Überqueren der Kreuzung geeignete
Fahrbewegung vor der Einfahrt in die Kreuzung festgelegt. Bei Gefahren kann eine Fahrerwarnung
ausgegeben werden.
[0004] Die
DE 10 2014 011 117 A1 beschreibt ein Fahrerassistenzsystem, bei dem mittels einer Beleuchtungseinrichtung
ein in einer digitalen Karte befindliches Objekt mit Licht markiert werden kann. Solche
Objekte erfordern eine besondere Aufmerksamkeit des Fahrers, ferner können dabei Bereiche
auf der Straße markiert werden, beispielsweise Kreuzungen.
[0005] Das in der
US 2016/0293004 A1 beschriebene Verfahren zum Steuern und Überwachen einer Ampel zur Optimierung von
Wartezeiten sieht vor, dass Ampeln die Durchfahrt von Fahrzeugen regeln. Sie können
mit Fahrzeugen kommunizieren und mitteilen, welche optimale Geschwindigkeit eine kontinuierliche
Bewegung ermöglicht.
[0006] Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zum Betreiben
eines Fahrerassistenzsystems für ein Fahrzeug auf einer Straße sowie ein Fahrerassistenzsystem
bereitzustellen, durch die eine sichere und schnell durchführbare Interpretation einer
Verkehrssituation ermöglicht wird.
[0007] Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe durch ein Verfahren mit den Merkmalen des Anspruchs
1 und ein Fahrerassistenzsystem mit den Merkmalen des Anspruchs 14 gelöst. Vorteilhafte
Ausgestaltungen und Weiterbildungen ergeben sich aus den abhängigen Ansprüchen.
[0008] Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren der eingangs genannten Art werden Umgebungsdaten
über die Straße und über eine Umgebung des Fahrzeugs erfasst. Anhand der erfassten
Umgebungsdaten wird zumindest eine Verkehrsregelung für einen in Fahrtrichtung vor
dem Fahrzeug befindlichen Straßenabschnitt erfasst und dem Fahrzeug zugeordnet. Ferner
wird für den Straßenabschnitt anhand der dem Fahrzeug zugeordneten Verkehrsregelung
eine Passierbarkeits-Bewertung erzeugt und ausgegeben. Dabei wird die Passierbarkeits-Bewertung
ferner anhand eines Vertrauensparameters erzeugt, welcher anhand der erfassten Umgebungsdaten
bestimmt wird und ein Maß für eine Komplexität einer Regelungssituation für den Straßenabschnitt
umfasst.
[0009] Durch die Berücksichtigung des Vertrauensparameters kann vorteilhafterweise eine
besonders zuverlässige Beurteilung der Situation, insbesondere an einer Kreuzung,
erreicht werden und auf der Beurteilung basierende Fahrentscheidungen können besonders
sicher getroffen werden. Ferner erlaubt das erfindungsgemäße Verfahren eine besonders
schnelle Verarbeitung der Umgebungsdaten, die zur Beurteilung der Situation herangezogen
werden. Diese Beurteilung kann insbesondere erfolgen, ohne dass dazu eine vollständige
Interpretation der über die Regelungssituation erfassten Daten ausgeführt werden muss
beziehungsweise auch dann, wenn die Passierbarkeits-Bewertung nicht korrekt bestimmt
werden kann. Die Beurteilung erfolgt daher auch besonders schnell und kann bei begrenzten
verfügbaren Ressourcen in Echtzeit durchgeführt werden.
[0010] Die Erfassung der Umgebungsdaten erfolgt auf an sich bekannte Weise, etwa mittels
einer Kamera, einer Stereokamera, eines Laserscanners und/oder eines anderen Detektortyps.
Alternativ oder zusätzlich kann ein Verfahren zur Kommunikation zwischen einem Fahrzeug
und anderen Einrichtungen der Verkehrsinfrastruktur (
Car2
X) verwendet werden, wobei beispielsweise Informationen über Ampelphasen oder andere
Verkehrsregelungen direkt mittels einer entsprechenden Schnittstelle an das Fahrzeug
übertragen werden.
[0011] Erfindungsgemäß betreffen die Umgebungsdaten die Straße und eine Umgebung des Fahrzeugs.
Das heißt, die erfassten Umgebungsdaten werden so erfasst, dass Eigenschaften der
Straße innerhalb eines bestimmten, vom jeweils verwendeten Detektor abhängigen Raums
in der Umgebung des Fahrzeugs erfasst werden. Insbesondere werden die Umgebungsdaten
innerhalb eines bestimmten Radius um die aktuelle Position des Fahrzeugs herum erfasst.
Die Umgebungsdaten umfassen insbesondere Informationen über Einrichtungen der Verkehrsinfrastruktur,
beispielsweise Verkehrsbauwerke, oder Verkehrsregelungseinrichtungen wie Lichtsignalanlagen
(Ampeln), Verkehrszeichen und Fahrbahnmarkierungen, sowie optional über weitere Charakteristika
der Umgebung, etwa die Vegetation, Bebauung und/oder andere.
[0012] Anhand der erfassten Umgebungsdaten wird in einem weiteren Schritt zumindest eine
Verkehrsregelung erfasst. Dazu wird eine Erkennung von Lichtsignalanlagen, Verkehrszeichen,
Fahrbahnmarkierungen und/oder weiteren Einrichtungen zum Signalisieren von Vorgaben
für das Verhalten der Verkehrsteilnehmer durchgeführt. Dabei kann zudem vorgesehen
sein, dass eine durch eine Person vorgenommene Verkehrsregelung, etwa bei der Regelung
des Verkehrs durch die Polizei beziehungsweise einen Verkehrsposten, erkannt wird.
Die Erkennung erfolgt so, dass Verkehrsregelungen für einen bestimmten Abschnitt der
Straße erfasst werden, der sich in Fahrtrichtung vor dem Fahrzeug befindet. Die Verkehrsregelung
kann also in einem räumlichen Zusammenhang mit dem Straßenabschnitt stehen, etwa wenn
eine Einrichtung, durch welche die Regelung signalisiert wird, sich im direkten Umfeld
des Straßenabschnitts oder davor befindet.
[0013] Insbesondere wird zunächst das Vorhandensein einer Einrichtung zum Signalisieren
einer Verkehrsregelung erkannt, wobei beispielsweise eine Lichtsignalanlagen oder
ein Verkehrsschild detektiert wird. In einem weiteren Schritt wird erkannt, welches
Signal durch die zuvor erkannte Einrichtung ausgegeben wird, beispielsweise indem
ein auf einem Verkehrsschild abgebildetes Zeichen und/oder die Form und Farbe eines
Lichtsignals einer Lichtsignalanlage erfasst und ausgewertet wird. Dabei können verschiedene
Kategorien von Verkehrsregelungen erkannt werden, die sich etwa in ihrer Auswirkung
für die Passierbarkeit des Straßenabschnitts unterscheiden.
[0014] Die Verkehrsregelung wird dann dem Fahrzeug zugeordnet. Dabei wird insbesondere berücksichtigt,
wo sich das Fahrzeug auf der Straße befindet und auf welchen Bereich der Straße sich
die Verkehrsregelung bezieht. Insbesondere werden dabei Fahrstreifen auf der Straße
berücksichtigt und es wird bestimmt, auf welchem Fahrstreifen sich das Fahrzeug befindet
sowie welchem Fahrstreifen die Verkehrsregelung zuzuordnen ist. In einem weiteren
Schritt kann zudem bestimmt werden, ob die Verkehrsregelung für das spezifische Fahrzeug
relevant ist, beispielsweise bei einer Verkehrsregelung für bestimmte Fahrzeugtypen,
etwa Lastkraftwagen.
[0015] Anhand der Analyse der Umgebungsdaten und der Bestimmung der für das Fahrzeug und
den Straßenabschnitt relevanten Verkehrsregelungen wird eine Passierbarkeits-Bewertung
erzeugt, die anschließend ausgegeben wird. Die Ausgabe kann dabei beispielsweise durch
eine Anzeige erfolgen, wobei ein Ausgabesignal an einer Anzeigeeinheit übertragen
wird. Als Ausgabe im Sinne der Erfindung kann ferner verstanden werden, dass ein Ausgabesignal
über eine Schnittstelle an eine weitere Einrichtung des Fahrzeugs übertragen wird,
beispielsweise an eine Einheit zur automatischen Steuerung des Fahrzeugs, eine Navigationseinheit
oder eine andere Einrichtung, für die Informationen über die Passierbarkeit eines
Straßenabschnitts für das Fahrzeug relevant sind.
[0016] Die Passierbarkeits-Bewertung umfasst Informationen darüber, ob das Fahrzeug zu einem
bestimmten Zeitpunkt den Straßenabschnitt befahren darf. Ihre Erzeugung entspricht
daher einer Interpretation der Daten, welche über die Straße, insbesondere den Straßenabschnitt,
sowie über Signale für Verkehrsregelungen erfasst wurden. Insbesondere sind ferner
Informationen darüber umfasst, in welcher Weise der Straßenabschnitt passierte werden
darf, beispielsweise mit welcher Geschwindigkeit. Die Passierbarkeits-Bewertung kann
ferner vor dem Straßenabschnitt liegende Bereiche der Straße betreffen, beispielsweise
wenn der Straßenabschnitt nicht befahren werden darf, etwa weil eine Ampel die Durchfahrt
verbietet, und das Fahrzeug in einem Bereich außerhalb des Straßenabschnitte zum Halt
gebracht werden soll. Ferner kann die Passierbarkeits-Bewertung weitere Informationen
umfassen, welche eine Fahrt des Fahrzeugs in dem oder durch den Bereich des Straßenabschnitts
betreffen.
[0017] Gemäß einer Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens umfassen die erfassten
Umgebungsdaten Straßendaten über den Verlauf des in Fahrtrichtung vor dem Fahrzeug
befindlichen Abschnitts der Straße sowie über einen oder mehrere Fahrstreifen der
Straße. Dadurch kann vorteilhafterweise die Verkehrssituation für das Fahrzeug besonders
genau erfasst und umfassend analysiert werden. Zudem können die Umgebungsdaten so
erfasst werden, dass der von dem Fahrzeug befahrene Fahrstreifen besonders zuverlässig
und einfach erkannt wird und relevante Verkehrsregelungen besonders gut zugeordnet
werden können.
[0018] Insbesondere umfassen die Straßendaten Informationen über einen geraden oder kurvigen
Verlauf der Straße, Positionen von Kreuzungen oder Übergängen sowie weitere Besonderheiten
des Straßenverlaufs sowie eines Verkehrswegenetzes, zu dem die Straße gehört. Dabei
wird besonders der Bereich des bei dem Verfahren betrachteten Straßenabschnitts berücksichtigt,
allerdings können ferner andere Abschnitte der Straße, die mit dem Straßenabschnitt
in Beziehung stehen können, ebenso berücksichtigt werden. Anhand der Straßendaten
kann eine Kreuzung innerhalb des durch den Straßenabschnitt definierten Bereichs erkannt
beziehungsweise eine Kreuzung kann lokalisiert werden. Ferner können Eigenschaften
der Kreuzung bestimmt werden, beispielsweise eine Anzahl der aufeinandertreffenden
Verkehrswege sowie ihre relativen Positionen und Winkel.
[0019] Die Straßendaten betreffen ferner Fahrstreifen der Straße, wobei insbesondere deren
Anzahl, Markierung und/oder Anordnung erfasst wird. Dabei erfolgt die Erfassung der
Straßendaten für den Straßenabschnitt, für den durch das erfindungsgemäße Verfahren
eine Passierbarkeits-Bewertung erzeugt werden soll, allerdings kann die Erfassung
ferner für weitere Abschnitte der Straße erfolgen.
[0020] Die Straßendaten umfassen Informationen, die für die Zuordnung des Fahrzeugs beziehungsweise
einer Verkehrsregelung zu einem Fahrstreifen berücksichtigt werden können. Dies sind
insbesondere Daten über die räumliche Anordnung von Einrichtungen, durch die Verkehrsregelungen
signalisiert werden, relativ zu der Straße, den einzelnen Fahrstreifen der Straße
sowie dem Straßenabschnitt.
[0021] Die Sicherheit, mit der Verkehrsregelungen, Fahrstreifen und das Fahrzeug einander
zugeordnet werden können, hängt stark davon ab, wie komplex die Regelungssituation
für den Straßenabschnitt ist. Beispielsweise kann die Zuordnung einer Verkehrsregelung
zu einem Fahrstreifen dadurch erschwert sein, dass mehrere Fahrstreifen und/oder mehrere
Einrichtungen zum Signalisieren der Verkehrsregelung vorhanden sind. Die Komplexität
steigt dabei typischerweise mit der Anzahl der Kombinationsmöglichkeiten für die Fahrstreifen
und Verkehrsregelungen im Bereich des Straßenabschnitts. Zudem kann eine erhöhte Komplexität
dadurch entstehen, dass eine eindeutige Zuordnung einer Verkehrsregelung zu einem
bestimmten Fahrstreifen erschwert wird, etwa weil ein Verkehrszeichen oder eine Lichtsignalanlage
für mehrere Fahrstreifen relevant ist. Umgekehrt können mehrere Verkehrszeichen oder
Lichtsignalanlagen den gleichen Fahrstreifen betreffen.
[0022] Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren ist daher vorgesehen, dass ein Vertrauensparameter
erzeugt wird, der ein Maß für die Komplexität der Regelungssituation widerspiegelt
und insbesondere wiedergibt, mit welcher Sicherheit das Verfahren für eine bestimmte
Regelungssituation zu korrekten Ergebnissen führt. Insbesondere ist der Vertrauensparameter
ein quantitatives Maß für die Komplexität. Die Bestimmung des Vertrauensparameters
kann auf unterschiedliche Weisen erfolgen, wobei die Umgebungsdaten verwendet werden,
um zu einer Beschreibung der Regelungssituation zu gelangen und den Vertrauensparameter
zu bestimmen. Ferner können beliebige andere Daten berücksichtigt werden, beispielsweise
indem bereits vorverarbeitete Daten von einer fahrzeugexternen Einrichtung empfangen
werden, beispielsweise indem über einen zentralen Server ein Vertrauensparameter für
einen bestimmten Straßenabschnitt bereitgestellt wird oder Daten zu seiner Bestimmung
bereitgestellt werden.
[0023] Anhand des Vertrauensparameters kann eine weitere Information darüber bereitgestellt
werden, mit welcher Sicherheit die Passierbarkeits-Bewertung durch das Verfahren erzeugt
wird. Beispielsweise kann es zweckmäßig sein, bei einer Passierbarkeits-Bewertung
für einen besonders kritischen Bereich, in dem etwa ein Konflikt mit weiteren Verkehrsteilnehmern
vorliegen könnte, nur eine mit besonders hoher Sicherheit bestimmte Verkehrsregelung
zu akzeptieren, um damit eine autonome Steuerung des Fahrzeugs durchzuführen. Alternativ
oder zusätzlich kann anhand des Vertrauensparameters eine Ausgabe erzeugt werden,
durch die einem Fahrer des Fahrzeugs mitgeteilt wird, dass die automatische Bestimmung
der Passierbarkeits-Bewertung mit beispielsweise besonders hoher oder niedriger Sicherheit
erfolgt ist.
[0024] Der Vertrauensparameter steht dabei im Gegensatz zu einer Standardabweichung oder
einer Konfidenz, wie sie etwa für einzelne Verfahrensschritte bestimmt werden kann,
etwa für die Erkennung der Verkehrsregelungen, ihre Zuordnung zu den Fahrstreifen
sowie die Zuordnung zu dem Fahrzeug. Die bei diesen Schritten bestimmbare Unsicherheit
kann zwar bei der Bestimmung des Vertrauensparameters berücksichtigt werden, dieser
wird jedoch selbst erzeugt anhand der gesamten erfassten Konfiguration der Straße
sowie der Einrichtungen im Umfeld der Straße, durch welche Verkehrsregelungen signalisiert
werden. Das heißt, anhand des Vertrauensparameters ist abschätzbar, mit welcher Sicherheit
die Erzeugung einer Passierbarkeits-Bewertung, einschließlich der damit verbundenen
Konfidenzwerte, in der jeweiligen Situation erfolgen kann. Insbesondere kann der Vertrauensparameter
bereits vor der Zuordnung der Verkehrsregelungen zu den Fahrstreifen sowie vor der
Zuordnung des Fahrzeugs zu seinem Fahrstreifen erfasst werden. Im Gegensatz dazu wird
eine Standardabweichung oder Konfidenz für einen einzelnen Schritt der Zuordnung erst
bei der Durchführung des jeweiligen Schrittes bestimmt. Insbesondere wird der Vertrauensparameter
ohne die konkrete Bestimmung einer Zuordnung der Verkehrsregelung zu dem Fahrzeug
bestimmt.
[0025] Gemäß einer Ausbildung des Verfahrens werden ferner Kartendaten über die Straße in
der Umgebung des Fahrzeugs erfasst, wobei die Kartendaten Informationen über eine
Anzahl der Fahrstreifen der Straße, die Position von Kreuzungen und/oder die Position
von Verkehrsregelungseinrichtungen umfassen. Dadurch kann vorteilhafterweise eine
Analyse der Situation anhand vorgegebener Kartendaten erfolgen, wobei diese Daten
besonders zuverlässig sein können.
[0026] Die Erfassung der Kartendaten erfolgt auf an sich bekannte Weise, beispielsweise
anhand eines Navigationssystems des Fahrzeugs. Die Kartendaten können von einem nichtflüchtigen
Speichermedium des Fahrzeugs, einer mobilen Einheit oder von einer externen Einheit,
etwa einem externen Server, erfasst werden. Sie umfassen insbesondere Informationen
über ein Verkehrswegenetz, von dem die Straße und insbesondere der Straßenabschnitt
umfasst ist. Die Informationen umfassen beispielsweise absolute oder relative Positionen,
etwa von Kreuzungen, Abweichungen der Verkehrswege von einem geraden Verlauf, die
Anzahl und Anordnung von Fahrstreifen sowie weitere Parameter, beispielsweise verschiedene
Typen von Verkehrswegen und Straßen.
[0027] Anhand der Kartendaten kann beispielsweise eine Positionsbestimmung durchgeführt
werden, wobei insbesondere ein Map-Matching-Verfahren angewandt werden kann. Bei dem
Verfahren kann zudem eine Unsicherheit für die Kartendaten berücksichtigt werden,
beispielsweise indem Positionsangaben mit einer Angabe über deren Genauigkeit erfasst
werden. Die Kartendaten können alternativ oder zusätzlich zu den Straßendaten erfasst
werden, wobei die verschiedenen Typen von Daten sich insbesondere ergänzen können.
[0028] Bei einer weiteren Ausbildung umfassen die erfassten Umgebungsdaten Ego-Positionsdaten
und anhand der Ego-Positionsdaten wird eine Ego-Positions-Wahrscheinlichkeitsverteilung
für die Ego-Position des Fahrzeugs bestimmt. Dadurch kann vorteilhafterweise berücksichtigt
werden, mit welcher Sicherheit die Bestimmung der Position des Fahrzeugs erfolgt.
[0029] Die Erfassung der Ego-Positionsdaten erfolgt auf an sich bekannte Weise, beispielsweise
anhand eines Satellitennavigationssystems (GPS), mittels einer Lokalisierung des Fahrzeugs
anhand von Landmarken, die durch Sensoren des Fahrzeugs erfasst werden und insbesondere
von den Umgebungsdaten umfasst sind, oder durch andere Umgebungsdaten, die etwa mittels
einer Stereokamera, einer Kamera oder eines Laserscanners (Lidar) erfasst werden.
Ferner kann ein
Map-Matching-Verfahren angewandt werden.
[0030] Die Ego-Position kann als absolute Position innerhalb eines globalen Koordinatensystems
oder als relative Position eines lokalen Koordinatensystems erfasst werden. Beispielsweise
kann die Ego-Position relativ zu einem Orientierungspunkt erfasst werden. Insbesondere
wird die Position relativ zu einer Breite der Straße erfasst, wobei die Breite senkrecht
zur Längserstreckung der Straße verläuft.
[0031] Die Ego-Positions-Wahrscheinlichkeitsverteilung umfasst die Wahrscheinlichkeit, dass
sich das Fahrzeug an einer bestimmten Position befindet, in Abhängigkeit von einer
Reihe verschiedener potentieller Positionen. Wird beispielsweise die Ego-Position
des Fahrzeugs bei einer bestimmten Position erfasst, so weist die entsprechende Wahrscheinlichkeitsverteilung
ein Maximum bei dieser bestimmten Position auf, während die Wahrscheinlichkeit für
weitere Positionen in der Umgebung geringer ist, wobei die Verteilung von der Genauigkeit
abhängt. Ferner kann die Ego-Positions-Wahrscheinlichkeitsverteilung für diskrete
Werte von potentiellen Positionen bestimmt werden, insbesondere für bestimmte Bereiche
der Straße.
[0032] Bei einer Weiterbildung weist die Straße zumindest zwei Fahrstreifen auf und die
Ego-Positions-Wahrscheinlichkeitsverteilung wird relativ zu den Fahrstreifen der Straße
bestimmt. Dadurch kann vorteilhafterweise die Ego-Position des Fahrzeugs relativ zu
den Fahrstreifen mit einer quantitativ bestimmten Sicherheit bestimmt werden. Es wird
also bestimmt, auf welchem Fahrstreifen sich das Fahrzeug befindet und mit welcher
Sicherheit diese Aussage getroffen werden kann.
[0033] Insbesondere werden dazu anhand der Umgebungsdaten, etwa der erfassten Straßendaten
und/oder Kartendaten, die Fahrstreifen der Straße sowie ihre Anordnung und Lage erfasst.
[0034] Die Bestimmung der Position des Fahrzeugs relativ zu den Fahrstreifen erfolgt auf
an sich bekannte Weise, wobei ferner eine Wahrscheinlichkeit für die Ego-Position
des Fahrzeugs auf den jeweiligen Fahrstreifen bestimmt wird. Es wird eine Verteilung
dieser Wahrscheinlichkeit für die verschiedenen Fahrstreifen der Straße bestimmt.
Ferner kann die Bestimmung der Ego-Position des Fahrzeugs so erfolgen, dass auch eine
Position innerhalb der Fahrstreifen bestimmt wird, beispielsweise eine Ego-Position
in der Mitte eines Fahrstreifens oder seitlich versetzt dazu. Auch hierzu kann eine
Wahrscheinlichkeitsverteilungen bestimmt werden beziehungsweise die Wahrscheinlichkeitsverteilung
kann von der Ego-Positions-Wahrscheinlichkeitsverteilungen umfasst sein.
[0035] Bei einer Ausgestaltung erfolgt die Zuordnung der erfassten Verkehrsregelung zu dem
Fahrzeug anhand der Ego-Positions-Wahrscheinlichkeitsverteilung. Dadurch kann vorteilhafterweise
die Verkehrsregelung, die für das Fahrzeug berücksichtigt werden muss, besonders einfach
ermittelt werden, wobei ferner bestimmt wird, mit welcher Sicherheit diese Zuordnung
erfolgt.
[0036] Insbesondere wird in einem ersten Schritt, nachdem die Verkehrsregelung an sich erfasst
und erkannt wurde, für die Fahrstreifen der Straße bestimmt, für welchen davon die
Verkehrsregelung relevant ist. Beispielsweise kann eine Lichtsignalanlagen so gebildet
sein, dass sie lediglich einem Fahrstreifen zugeordnet ist. In diesem Fall wird eine
durch sie signalisierte Verkehrsregelung dem Fahrzeug anhand der Verteilung der Wahrscheinlichkeiten
für die Ego-Position auf dem entsprechenden Fahrstreifen zugeordnet.
[0037] Bei einer Ausbildung des Verfahrens umfassen die erfassten Umgebungsdaten Verkehrsregelungsdaten
und zum Erfassen der Verkehrsregelung anhand der Verkehrsregelungsdaten wird eine
Verkehrsregelungs-Wahrscheinlichkeitsverteilung für eine Vielzahl vorgegebener Verkehrsregelungskategorien
bestimmt. Auf diese Weise wird eine Interpretation der Verkehrsregelungsdaten anhand
einer Verteilung von Wahrscheinlichkeiten für die vorgegebenen Kategorien durchgeführt.
[0038] Die Verkehrsregelungsdaten umfassen beispielsweise Daten über Verkehrsregelungseinrichtungen,
das heißt Verkehrszeichen, Schilder, Fahrbahnmarkierungen und Lichtsignalanlagen.
Ferner können weitere Daten umfasst sein, welche für die Bewertung der Fahrsituation
des Fahrzeugs relevant sind, beispielsweise allgemein vorgegebene Regelungen für Fahrsituation,
bei denen etwa keine ausdrückliche Vorfahrtsregelung durch Verkehrszeichen angegeben
ist. Insbesondere können Informationen über den durch eine Verkehrsregelungseinrichtung
signalisierten Regelungsgehalt umfasst sein, etwa über eine spezifische Vorschrift
betreffend die Erlaubnis zum Einfahren in eine Kreuzung oder eine Vorfahrtsregelung.
Zudem können Informationen umfasst sein, welche eine spezifische Zuordnung der signalisierte
Verkehrsregelung zu dem Fahrzeug betreffen.
[0039] Bei der Erfassung der Verkehrsregelungsdaten können unterschiedliche an sich bekannte
Verfahren angewandt werden. Insbesondere können Sensoren des Fahrzeugs, etwa eine
Kamera oder ein Laserscanner, verwendet werden oder es kann eine Übertragung von Daten
mittels einer geeigneten Verkehrsinfrastruktur, etwa bei einer direkten Kommunikation
zwischen Verkehrsregelungseinrichtungen und dem Fahrzeug (
Car-to-Infrastructure,
Car-to-Roadside), verwendet werden.
[0040] Die Verkehrsregelungskategorien können beispielsweise verschiedene Typen von Einrichtungen
zum Signalisieren der Verkehrsregelung umfassen, beispielsweise Straßenschilder, Fahrbahnmarkierungen
oder Lichtsignalanlagen beziehungsweise Ampeln. Auf diese Weise kann zwischen verschiedenen
Kategorien differenziert werden, um eine sichere Auswertung der unterschiedlich gearteten
Signale zu ermöglichen. Die Verkehrsregelungskategorien können auf verschiedene Weise
vorgegeben werden, etwa durch eine Voreinstellung des Systems oder durch eine weitere
Einrichtung des Fahrzeugs, etwa ein Fahrerassistenzsystem.
[0041] Bei einer weiteren Ausbildung wird anhand der erfassten Umgebungsdaten eine Zuordnungs-Wahrscheinlichkeitsverteilung
für eine Zuordnung von Verkehrsregelungseinrichtungen zu dem Fahrzeug bestimmt. Dadurch
wird vorteilhafterweise bestimmt, mit welcher Wahrscheinlichkeit das Signal einer
bestimmten Verkehrsregelungseinrichtung für das Fahrzeug relevant ist. Insbesondere
umfasst diese Wahrscheinlichkeitsverteilung die für unterschiedliche Kombinationen
von Verkehrsregelungen, Fahrstreifen und Fahrzeugen bestimmten Wahrscheinlichkeiten.
[0042] Die Zuordnungs-Wahrscheinlichkeitsverteilung kann bei einer Ausführung anhand zweier
verschiedener Wahrscheinlichkeitsverteilungen bestimmt werden, nämlich anhand einer
ersten Wahrscheinlichkeitsverteilung für die Zuordnung einer Verkehrsregelung zu einem
Fahrstreifen und einer zweiten Wahrscheinlichkeitsverteilung für die Zuordnung des
Fahrzeugs zu einem Fahrstreifen. Diese Wahrscheinlichkeitsverteilungen umfassen insbesondere
für jeden der Fahrstreifen der Straße die Wahrscheinlichkeit, dass eine bestimmte
Verkehrsregelungseinrichtung beziehungsweise das Fahrzeug diesem Fahrstreifen zugeordnet
ist.
[0043] Insbesondere werden Straßendaten, Verkehrsregelungsdaten und/oder Ego-Positionsdaten
bei der Erzeugung der Zuordnungs-Wahrscheinlichkeitsverteilung berücksichtigt. Ferner
kann die Wahrscheinlichkeitsverteilung für alle einzelnen Fahrstreifen der Straße
bestimmt werden, wobei jeweils die Wahrscheinlichkeit für eine Zuordnung einer Verkehrsregelungseinrichtung
zu einem Fahrstreifen sowie des Fahrzeugs zu den Fahrstreifen bestimmt wird. Die Zuordnung
erfolgt demnach anhand der Fahrstreifen.
[0044] Alternativ oder zusätzlich kann die Zuordnung auf andere Weise erfolgen, etwa durch
eine fahrzeugspezifische Zuordnung.
[0045] Bei einer Weiterbildung umfasst die Passierbarkeits-Bewertung eine Passierbarkeits-Wahrscheinlichkeitsverteilung.
Dadurch kann vorteilhafterweise berücksichtigt werden, mit welcher Sicherheit die
Passierbarkeits-Bewertung bestimmt werden kann.
[0046] Die Passierbarkeits-Wahrscheinlichkeitsverteilung wird insbesondere für eine Vielzahl
vorgegebener Passierbarkeitszustände erzeugt. Beispielsweise kann die Bewertung anhand
von Passierbarkeitszuständen erfolgen, die durch ein Fahrerassistenzsystem oder eine
weitere Einrichtung des Fahrzeugs bereitgestellt werden. Beispielsweise kann bei den
Passierbarkeitszuständen unterschieden werden, ob ein bestimmtes Fahrmanöver durchgeführt
werden kann oder nicht, und es können Bedingungen für das Manöver bestimmt werden.
[0047] Bei einer Ausbildung wird für zumindest eine der bestimmten Wahrscheinlichkeitsverteilungen,
das heißt für die Ego-Positions-Wahrscheinlichkeitsverteilung, die Zuordnungs-Wahrscheinlichkeitsverteilung,
die Verkehrsregelungs-Wahrscheinlichkeitsverteilung und/oder die Passierbarkeits-Wahrscheinlichkeitsverteilung,
eine zeitliche Glättung anhand eines Glättungsparameters durchgeführt, wobei bevorzugt
eine exponentielle gleitende Mittelung (
exponential moving average), besonders bevorzugt eine konditionale gleitende exponentielle Mittelung (
conditional exponential moving average) durchgeführt wird. Dadurch können vorteilhafterweise zeitliche Schwankungen bei
der Detektion etwa der Umgebungsdaten ausgeglichen werden und es kann eine auch in
einer zeitlichen Dimension konsistente Interpretation der Umgebung des Fahrzeugs und
des Straßenabschnitts erreicht werden.
[0048] Zeitliche Variationen bei der Bestimmung der Wahrscheinlichkeitsverteilungen können
beispielsweise durch eine sich verändernde Verkehrssituation entstehen. Ferner können
bei der Erfassung der Umgebungsdaten zeitliche Schwankungen zu berücksichtigen sein,
etwa wenn durch eine Kamera Daten in einem Erfassungsraum erfasst werden, der durch
andere Verkehrsteilnehmer, Verkehrsbauwerke oder andere Einrichtungen zeitweise verdeckt
werden kann. Weitere Schwankungen können dadurch entstehen, dass sich die Position
des Fahrzeugs zu Verkehrsregelungseinrichtungen verändert, beispielsweise beim Vorbeifahren
an einer Ampel, deren Signal nur für ankommende Fahrzeuge erfassbar ist.
[0049] Die Glättung erfolgt insbesondere anhand einer gleitenden Mittelung, ferner können
allerdings auch andere Verfahren verwendet werden, etwa war ein Filterungsverfahren,
wobei insbesondere ein Glättungsparameter verwendet wird. Dieser Glättungsparameter
bestimmt den Umgang des Systems mit den zeitlichen Veränderungen, beispielsweise um
hochfrequente Schwankungen auszugleichen und niedrigfrequentierte Schwankungen stärker
zu berücksichtigen. Auf diese Weise können etwa Schwankungen ignoriert werden, die
durch kurzzeitige Änderungen der Detektionsbedingungen verursacht sind. Andererseits
können tatsächliche Änderungen der vorliegenden Verkehrssituation, etwa wenn das Signal
einer Ampel umgeschaltet wird, berücksichtigt werden.
[0050] Die bevorzugte exponentielle Mittelung erlaubt es, durch die Wahl eines geeigneten
Glättungsparameters, eine konservative oder nicht-konservative Glättung durchzuführen.
Bei einer konservativen Glättung wird eine Veränderung des zugrundeliegenden Signals
erst langsam berücksichtigt, bei einer nicht-konservativen Glättung wird dagegen eine
Veränderung schnell berücksichtigt.
[0051] Bei einer besonders bevorzugten konditionalen gleitenden exponentielle Mittelung
kann der Glättungsparameter anhand bestimmter Bedingungen bestimmt werden, etwa je
nach der Richtung der Änderung des Signals, also beispielsweise unterschiedlich für
einen abfallenden oder ansteigenden Wert.
[0052] Alternativ oder zusätzlich kann der Glättungsparameter anhand unterschiedlicher Parameter
für verschiedene Bedingungen gebildet werden, beispielsweise um durch einen unterschiedlichen
Glättungsparameter verschiedene Glättung für verschiedene Kategorien von Verkehrsregelungseinrichtungen
vorzunehmen. Beispielsweise kann berücksichtigt werden, dass eine von einem Verkehrszeichen
oder einer Fahrbahnmarkierung signalisierte Verkehrsregelung typischerweise zeitlich
konstant ist, während Lichtsignalanlagen wechselnde Signale ausgeben können.
[0053] Bei einer weiteren Ausbildung wird anhand der erfassten Umgebungsdaten ein Überquerungszustand
bestimmt und der Glättungsparameter wird in Abhängigkeit von dem Überquerungszustand
bestimmt. Dadurch kann vorteilhafterweise die Fahrsituation des Fahrzeugs besonders
gut zur Interpretation der Umgebungsdaten berücksichtigt werden.
[0054] Die Bestimmung des Überquerungszustands erfolgt dabei auf an sich bekannte Weise
für den betrachteten Straßenabschnitt, insbesondere eine Kreuzung. Beispielsweise
können verschiedene Überquerungszustände für eine Annäherung an eine Kreuzung aus
größerer Entfernung, eine Annäherung in geringerer Entfernung und einen Zustand während
des Überquerens der Kreuzung berücksichtigt werden. Alternativ oder zusätzlich können
weitere Informationen, insbesondere weitere Aspekte der erfassten Umgebungsdaten,
zur Verbesserung der Interpretation genutzt werden.
[0055] Bei einer Weiterbildung wird der Vertrauensparameter mittels eines Maschinenlernverfahrens
bestimmt. Dadurch können vorteilhafterweise unterschiedliche Informationen als Basis
für eine zuverlässige Bestimmung herangezogen werden.
[0056] Die Bestimmung kann beispielsweise anhand eines Systems erfolgen, das mittels eines
vorbekannten Datensatzes trainiert wird und auf diese Weise erkennt, wie zuverlässig
das Verfahren, insbesondere die Zuordnung der Verkehrsregelungen zu dem Fahrzeug,
in verschiedenen Situationen funktioniert, wobei die Situationen anhand der erfassten
Umgebungsdaten sowie weiterer Daten charakterisiert sind. Insbesondere muss kein Modell
vorgegeben werden, welches die Bestimmung des Vertrauensparameters durch eindeutige
Regeln festlegt, sondern das Maschinenlernverfahren kann zu einer Generalisierung
von Entscheidungen aus den Trainingsdatensatz genutzt werden, etwa mittels einer
Support Vector Machine (
SVM), eines neuronalen Netzes beziehungsweise eines künstlichen neuronalen Netzes (KNN)
oder eines anderen Maschinenlernverfahrens.
[0057] Ferner kann vorgesehen sein, dass bei der Ausführung des Verfahrens erfasste Daten
verwendet werden, um ein weiteres Training des Systems mittels Maschinenlernen durchzuführen.
Auf diese Weise kann eine kontinuierliche Verfeinerung und Verbesserung der Bestimmung
des Vertrauensparameters erreicht werden.
[0058] Der Vertrauensparameter kann dabei in Abhängigkeit von unterschiedlichen Klassen
von Verkehrsregelungseinrichtungen bestimmt werden, beispielsweise durch unterschiedliche
Vertrauensparameter für Verkehrsschilder, Fahrbahnmarkierungen und Ampeln. Dabei kann
insbesondere berücksichtigt werden, dass eine Zuordnung bestimmter Klassen von Verkehrsregelungseinrichtungen
mit unterschiedlich guter Sicherheit erfolgen kann. Beispielsweise können Fahrbahnmarkierungen
typischerweise mit hoher Sicherheit einem bestimmten Fahrstreifen zugeordnet werden,
während diese Zuordnung für ein am Rand einer mehrspurigen Straße angebrachtes Verkehrsschild
oder eine Ampel mit geringerer Sicherheit erfolgen werden kann. Dabei können ferner
mehrere Vertrauensparameter für unterschiedliche Klassen von Verkehrsregelungseinrichtungen
bestimmt werden und/oder es kann ein Vertrauensparameter für eine Kombination verschiedener
Klassen von Verkehrsregelungseinrichtungen vorgesehen sein.
[0059] Insbesondere wird der Vertrauensparameter so gebildet, dass er mit einer zunehmenden
Anzahl von Fahrstreifen abnimmt. Alternativ oder zusätzlich kann ferner bei einer
zunehmenden Anzahl von Verkehrsregelungseinrichtungen, insbesondere des jeweils gleichen
Typs, abnehmen. Alternativ oder zusätzlich kann der Vertrauensparameter abnehmen bei
einer zunehmenden Anzahl der Kombinationsmöglichkeiten, in denen die Verkehrsregelungseinrichtungen
den Fahrstreifen zugeordnet werden können. Der Vertrauensparameter präsentiert dann
eine Abschätzung des Grades an Mehrdeutigkeit bei der Zuordnung.
[0060] Bei einer Ausbildung wird die Passierbarkeits-Bewertung für eine vorgegebene Menge
von Fahrmanövern erzeugt. Dadurch kann vorteilhafterweise eine gezielte Bewertung
einzelner Fahrmanöver für das Fahrzeug vorgenommen werden.
[0061] Die Menge der Fahrmanöver, für die eine Passierbarkeits-Bewertung erzeugt wird, kann
beispielsweise durch eine Einrichtung des Fahrzeugs vorgegeben werden, beispielsweise
durch ein Fahrerassistenzsystem, eine Navigationseinrichtung oder eine Einrichtung
zur zumindest teilweise autonomen Steuerung des Fahrzeugs. Alternativ oder zusätzlich
können die Fahrmanöver durch eine weitere Einrichtung, insbesondere eine fahrzeugexterne
Einrichtung, wie ein Mobilgerät oder einen externen Server, bereitgestellt werden.
[0062] Die Menge der Fahrmanöver umfasst insbesondere verschiedene Kategorien von Eingriffen
in die Steuerung des Fahrzeugs, wobei die Längssteuerung und/oder die Quersteuerung
berücksichtigt werden kann. Beispiele für Fahrmanöver, die von der vorgegebenen Menge
umfasst sein können, sind: Rechts oder links abbiegen, Kreuzung in Geradeausrichtung
überqueren, an einer Haltelinie anhalten, Fahrstreifenwechsel vornehmen, beschleunigen
oder verzögern und so weiter.
[0063] Bei einer weiteren Ausbildung wird durch ein Fahrerassistenzsystem eine geplante
Trajektorie des Fahrzeugs erzeugt, die vorgegebene Menge von Fahrmanövern wird anhand
dieser geplanten Trajektorie erzeugt und anhand der Passierbarkeits-Bewertung wird
ein Freigabesignal für das Befahren der geplanten Trajektorie erzeugt. Das Freigabesignal
kann dabei natürlich auch ein Signal umfassen, welches die Freigabe verweigert oder
bestimmte weitere Bedingungen definiert, unter denen die Freigabe gegeben werden kann.
Dadurch wird die Passierbarkeits-Bewertung besonders gezielt für eine spezifische
Trajektorie und/oder ein geplantes Fahrmanöver bestimmt.
[0064] Durch das Fahrerassistenzsystem kann auf unterschiedliche Weise in die Steuerung
des Fahrzeugs eingegriffen werden. Bei einem niedrigsten Grad der Automatisierung
kann ein Fahrer beim Führen des Fahrzeugs unterstützt werden, indem beispielsweise
Informationen ausgegeben werden, beispielsweise ein Warnhinweis oder eine Freigabe,
etwa bei einem Abbiegeassistenten. Bei einem höheren Grad der Automatisierung kann
das Fahrerassistenzsystem Steuersignale erzeugen und an bestimmte Einrichtungen zum
Beeinflussen der Steuerung des Fahrzeugs in Längs- und/oder Querrichtung übertragen.
Beispielsweise kann eine automatische Beschleunigung oder Verzögerung des Fahrzeugs
erfolgen oder es können Fahrmanöver mit automatischer Unterstützung durchgeführt werden.
Bei einem maximalen Grad der Automatisierung wird das Fahrzeug vollständig automatisch
gesteuert, das heißt, der Fahrer wird beim automatischen Befahren einer geplanten
Trajektorie lediglich zur Überwachung der automatischen Fahrt benötigt und kann gegebenenfalls
manuell eingreifen, etwa um Fehlfunktionen zu vermeiden.
[0065] Bei einer zumindest teilweise automatischen Fahrt kann die Passierbarkeits-Bewertung
verwendet werden, um zu bestimmen, ob ein bestimmtes Fahrmanöver durchgeführt werden
darf, wobei insbesondere eine automatisierte Durchführung nur dann erfolgt, wenn die
Passierbarkeits-Bewertung eine sichere Passierbarkeit bestätigt. Dabei kann der Vertrauensparameter
dazu verwendet werden, die Sicherheit der Bestimmung der Passierbarkeits-Bewertung
zu beurteilen und beispielsweise zu erkennen, in welcher Situation ein Fahrer die
automatische Bewertung der Passierbarkeit überprüfen sollte. Ferner können Situationen
erkannt werden, in denen eine zumindest teilweise Rückgabe der Steuerung an den Fahrer
erfolgen sollte.
[0066] Ferner kann vorgesehen sein, dass durch ein Fahrerassistenzsystem erkannt wird, welches
Fahrmanöver ein Fahrer des Fahrzeugs vornehmen will, während die Steuerung des Fahrzeugs
zumindest teilweise manuell erfolgt. Beispielsweise kann erkannt werden, wenn der
Fahrer durch Auslösen des Blinkzeichens oder einen bestimmten Lenkeinschlag eine Intention
zum Abbiegen zu erkennen gibt. Dabei können auch mehrere Fahrmanöver bestimmt werden,
die für das Fahrzeug optional infrage kommen. Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren
können dann Passierbarkeits-Bewertungen für diese verschiedenen Fahrmanöver und gegebenenfalls
alternative Fahrmanöver, die durch das Fahrerassistenzsystem bestimmt werden, erzeugt
und ausgegeben werden.
[0067] Das erfindungsgemäße Fahrerassistenzsystem für ein Fahrzeug auf einer Straße umfasst
eine Erfassungseinheit, durch die Umgebungsdaten über die Straße und über eine Umgebung
des Fahrzeugs erfassbar sind, und eine Erkennungseinheit, durch die anhand der erfassten
Umgebungsdaten zumindest eine Verkehrsregelung für einen in Fahrtrichtung vor dem
Fahrzeug befindlichen Straßenabschnitt erfassbar ist. Es umfasst ferner eine Zuordnungseinheit,
durch welche die erfasste Verkehrsregelung dem Fahrzeug zuordenbar ist, sowie eine
Bewertungseinheit, durch die für den Straßenabschnitt anhand der dem Fahrzeug zugeordneten
Verkehrsregelung eine Passierbarkeits-Bewertung erzeugbar und ausgebbar ist. Dabei
ist die Passierbarkeits-Bewertung ferner anhand eines Vertrauensparameters erzeugbar,
welcher anhand der erfassten Umgebungsdaten bestimmbar ist und ein Maß für eine Komplexität
einer Regelungssituation für den Straßenabschnitt umfasst.
[0068] Das erfindungsgemäße Fahrerassistenzsystem ist insbesondere ausgebildet, das vorstehend
beschriebene erfindungsgemäße Verfahren zu implementieren. Das Fahrerassistenzsystem
weist somit dieselben Vorteile auf wie das erfindungsgemäße Verfahren.
[0069] Bei einer Ausbildung des erfindungsgemäßen Fahrerassistenzsystems ist die Passierbarkeits-Bewertung
durch eine Steuerungseinheit empfangbar, wobei anhand der Passierbarkeits-Bewertung
ein Steuersignal erzeugbar ist, in Abhängigkeit von dem eine zumindest teilweise automatische
Fahrt des Fahrzeugs im Bereich des Fahrstraßenabschnitts durchführbar ist. Dadurch
kann vorteilhafterweise eine besonders sichere automatische Steuerung des Fahrzeugs
erfolgen.
[0070] Die Erfindung wird nun anhand von Ausführungsbeispielen mit Bezug zu den Zeichnungen
erläutert.
Figuren 1A und 1B zeigen ein Ausführungsbeispiel des erfindungsgemäßen Fahrerassistenzsystems
in einem Fahrzeug,
Figuren 2A, 2B und 2C zeigen verschiedene Verkehrssituationen, bei denen das erfindungsgemäße
Verfahren angewandt werden kann,
Figuren 3A bis 3D zeigen ein Ausführungsbeispiel des erfindungsgemäßen Verfahrens
und
Figuren 4A, 4B und 4C zeigen Ausführungsbeispiele einer konditionalen exponentiellen
Mittelung.
[0071] Mit Bezug zu den Figuren 1A und 1B wird ein Ausführungsbeispiel des erfindungsgemäßen
Fahrerassistenzsystems in einem Fahrzeug erläutert.
[0072] Ein Fahrzeug 1 umfasst eine Erfassungseinheit 2 und eine Navigationseinheit 7, die
beide mit einer Steuereinheit 3 gekoppelt sind. Die Steuereinheit umfasst ferner eine
Erkennungseinheit 4, eine Zuordnungseinheit 5 und eine Bewertungseinheit 6.
[0073] Die Erfassungseinheit 2 umfasst bei dem Ausführungsbeispiel eine Kamera und einen
Laserscanner sowie Schnittstellen zu weiteren Einheiten, insbesondere einer Einheit
zum Abrufen von Informationen von einem nichtflüchtigen Datenspeicher. Ferner ist
ein GPS-Modul umfasst, durch das eine Lokalisierung des Fahrzeugs 1 mittels eines
globalen Navigationssatellitensystems erfolgen kann. Alternativ oder zusätzlich kann
eine Lokalisierung mittels anderer Verfahren erfolgen, beispielsweise mittels Landmarken
oder anderer Systeme.
[0074] Das Fahrzeug 1 befindet sich auf einer Straße 10 und bewegt sich in Fahrtrichtung
F. Die Straße 10 weist zwei Fahrstreifen 10.1, 10.2 auf, wobei sich das Fahrzeug 1
auf dem Fahrstreifen 10.2 befindet. Die Straße 1 stößt bei einer Kreuzung auf eine
weitere Straße. Die Straße 1 weist zudem Fahrbahnmarkierungen 12 auf, durch die ein
erster Fahrstreifen 10.1 für die Geradeausfahrt freigegeben ist und ein zweiter Fahrstreifen
10.2 als Linksabbiegerspur 10.2 ausgezeichnet ist. Im Bereich der Kreuzung sind in
Fahrtrichtung rechts am Rand der Straße 1 zwei Ampeln 13 angeordnet, wobei sich die
eine Ampel 13 auf beide Fahrstreifen und die andere Ampel 13 auf die Linksabbiegerspur
10.2 bezieht.
[0075] Bei dem Ausführungsbeispiel ist vorgesehen, dass die Navigationseinheit 7 dazu eingerichtet
ist, eine zumindest teilweise automatische Steuerung des Fahrzeugs 1 zu ermöglichen.
Dies erfolgt auf an sich bekannte Weise, wobei insbesondere automatische Eingriffe
in die Längs- und Quersteuerung des Fahrzeugs 1 vorgenommen werden. Beispielsweise
kann das Fahrzeug 1 durch die automatische Steuerung beschleunigt oder abgebremst
werden, es können Eingriffe in die Lenkung vorgenommen werden und/oder es können Ausgaben
erzeugt werden, die den Fahrer des Fahrzeugs 1 über Maßnahmen zur Steuerung des Fahrzeugs
1 informieren.
[0076] Mit Bezug zu den Figuren 2A, 2B und 2C werden verschiedene Verkehrssituationen erläutert,
bei denen das erfindungsgemäße Verfahren angewandt werden kann. Dargestellt sind zur
Vereinfachung jeweils Straßenabschnitte, die einen Bereich vor einer Haltelinie umfassen.
Weitere Abschnitte der Straße sind hier nicht dargestellt und können auf verschiedene
Weise gebildet sein, beispielsweise als Kreuzung, Fußgängerübergang oder in anderer
Art.
[0077] Bei dem in Figur 2A gezeigten Fall umfasst die Straße 10 einen einzelnen Fahrstreifen
10.1, in deren Umfeld eine Ampel 13 angeordnet ist. Dieser Fall repräsentiert eine
Regelungssituation geringer Komplexität, da die Ampel 13 dem Fahrstreifen 10.1 typischerweise
eindeutig zugeordnet ist.
[0078] Bei dem in Figur 2B gezeigten Fall umfasst die Straße 10 drei Fahrstreifen 10.1,
10.2, 10.3, die ferner Fahrbahnmarkierungen 12 aufweisen, durch die jeweils ein Fahrstreifen
10.1, 10.2, 10.3 für Rechtsabbieger, für eine Geradeausfahrt oder für entweder eine
Geradeausfahrt oder Linksabbieger ausgewiesen ist. In der Umgebung der Straße 10 sind
fünf Ampeln 13 angeordnet. Vier der Ampeln 13 sind bei dem hier beispielhaft gezeigten
Fall gleichartig ausgeführt und beziehen sich auf alle drei Fahrstreifen 10.1, 10.2,
10.3, während die fünfte Ampel 13 lediglich den nach rechts abbiegenden Verkehr regelt,
welcher bei dem Ausführungsbeispiel auf den rechten Fahrstreifen 10.3 beschränkt ist.
[0079] Die Regelungssituation bei dem in Figur 2B gezeigten Fall ist komplexer als bei dem
oben mit Bezug zu Figur 2A erläuterten Fall, da hier ein Fahrzeug, welches den Straßenabschnitt
befahren soll und sich auf einem der drei Fahrstreifen 10.1, 10.2, 10.3 befindet,
Signale von fünf Ampeln 13 erfassen kann und anschließend das aus der eigenen Perspektive
relevante Signal erkennen muss. Dabei ist nicht unbedingt direkt ersichtlich, welche
Ampel 13 für das Fahrzeug 1 auf einer einem der Fahrstreifen 10.1, 10.2, 10.3 relevant
ist.
[0080] Bei dem in Figur 2C gezeigten Fall umfasst die Straße 10 fünf Fahrstreifen 10.1,
10.2, 10.3, 10.4, 10.5, in deren Umgebung drei Ampeln 13 angeordnet sind. Auch hier
liegt eine komplexere Regelungssituation vor als oben bei dem mit Bezug zu Figur 2A
erläuterten Fall, da für ein Fahrzeug, ähnlich wie bei dem oben mit Bezug zu Figur
2B erläuterten Fall, zunächst die eigene Position auf einem der fünf Fahrstreifen
10.1, 10.2, 10.3, 10.4, 10.5 erkannt werden muss und anschließend die für das Fahrzeug
auf seinem Fahrstreifen relevanten Signale erkannt werden müssen.
[0081] In weiteren Ausführungsbeispielen sind alternativ oder zusätzlich zu den Ampeln 13
und den Fahrbahnmarkierungen 12 weitere Verkehrszeichen vorgesehen, die für die Zwecke
der nachfolgenden Erläuterung des Ausführungsbeispiels in einer gemeinsamen Kategorie
mit den Fahrbahnmarkierungen 12 behandelt werden. In weiteren Ausführungsbeispielen
können weitere Kategorien von Verkehrsregelungseinrichtungen vorgesehen sein und auf
unterschiedliche Weisen behandelt werden.
[0082] Mit Bezug zu den Figuren 3A bis 3D wird ein Ausführungsbeispiel des erfindungsgemäßen
Verfahrens erläutert. Dabei wird insbesondere von dem oben mit Bezug zu den Figuren
1A und 1B erläuterten Ausführungsbeispiel des erfindungsgemäßen Fahrerassistenzsystems
sowie von Verkehrssituationen ausgegangen, wie sie etwa oben mit Bezug zu den Figuren
2A, 2B und 2C erläutert sind.
[0083] Bei dem Ausführungsbeispiel wird von einer zumindest teilweise automatisierten Fahrt
des Fahrzeugs 1 ausgegangen, wobei die Navigationseinheit 7 Steuersignal erzeugt,
anhand derer einzelne Fahrmanöver automatisch durchgeführt werden. Der Fahrer des
Fahrzeugs 1 behält dennoch die Verantwortung für die Fahrt und kann die Kontrolle
jederzeit wieder vollständig übernehmen. In anderen Ausführungsbeispielen können andere
Grade der Automatisierung vorgesehen sein, etwa eine vollautomatisierte Fahrt entlang
einer vorgegebenen Route.
[0084] Um eine automatisierte Fahrt oder zumindest einzelne automatisierte Fahrmanöver durchzuführen,
muss zunächst die Umgebung des Fahrzeugs erfasst werden. Anschließend wird das erfasste
Szenario interpretiert und eine geeignete Strategie für die Fahrt bestimmt. Die Szenariointerpretation
hat die Aufgabe, die für die Fahrsituation relevanten Informationen, insbesondere
Verkehrsregelungen, zu erkennen, zu verarbeiten und zu interpretieren.
[0085] Beispielsweise kann die Passierbarkeit einer Kreuzung anhand dreier verschiedener
Typen von Einrichtungen zur Verkehrsregelung vorgegeben werden: Mittels Verkehrszeichen,
mittels Lichtsignalanlagen (Ampeln) oder ohne Verkehrszeichen, wobei in diesem Fall
allgemeine Vorfahrtsregelungen gelten, etwa "Rechts vor Links". Zudem kann eine Verkehrsregelung
durch eine Person vorgegeben werden, etwa mittels Handzeichen. Ein zentrales Problem
der Bewertung einer Verkehrssituation an einer Kreuzung, insbesondere in einem urbanen
Kontext, besteht also darin, die verschiedenen erkannten Ampelphasen und/oder Verkehrszeichen
richtig zu interpretieren, um das Fahrverhalten des Fahrzeugs 1 und gegebenenfalls
ein nachfolgend automatisch ausgeführtes Fahrmanöver zu planen.
[0086] Bei dem Ausführungsbeispiel des erfindungsgemäßen Verfahrens wird die Passierbarkeit
anhand von Wahrscheinlichkeitsverteilungen für verschiedene Zustände bewertet. Es
wird eine Passierbarkeits-Bewertung erzeugt, die anschließend verwendet werden kann,
um ein geeignetes Fahrverhalten an einer urbanen Kreuzung automatisch zu bestimmen
und auszuführen.
[0087] Bei dem Ausführungsbeispiel werden durch die Erfassungseinheit 2 des Fahrzeugs 1
Umgebungsdaten über eine Umgebung des Fahrzeugs 1 erfasst. Die Umgebungsdaten umfassen
hier beispielhaft Straßendaten, Kartendaten, Ego-Positionsdaten und Verkehrsregelungsdaten.
Die Umgebungsdaten werden bei dem Beispiel ferner so vorverarbeitet, dass anhand der
Rohdaten eine Umfeldwahrnehmung bereitgestellt wird, wobei für einige relevante Elemente
bereits eine Erkennung durchgeführt wurde.
[0088] In einem Schritt S1 wird eine Verkehrszeichenerkennung durchgeführt und in einem
Schritt S4 eine Ampelerkennung. Auf diese Weise werden etwa Verkehrszeichen beziehungsweise
Ampelphasen erkannt. Ferner werden in einem Schritt S2 Kartendaten und in einem Schritt
S3 Daten über die Ego-Position des Fahrzeugs 1 erfasst. Anhand der im Schritt S3 erfassten
Daten wird eine Schätzung der Ego-Position des Fahrzeugs 1 auf der Straße 10 erzeugt.
Die im Schritt S2 erfassten Kartendaten können auf unterschiedliche Weise berücksichtigt
werden, etwa um an einer bestimmten Position der Straße 10 die Anzahl der vorhandenen
Fahrstreifen zu erfassen.
[0089] Bei weiteren Ausführungsbeispielen kann durch die Erfassungseinheit 2 eine direkte
Kommunikation mit Verkehrsinfrastruktureinrichtungen erfolgen, insbesondere anhand
einer
Car-
to-
X-Kommunikation, durch die beispielsweise eine datentechnische Verbindung zu einer
zentralen Einrichtung und/oder einer Lichtsignalanlage hergestellt wird und Daten
über eine Verkehrsregelung an das Fahrzeug 1 übertragen werden. Das heißt, in diesem
Fall können die Verkehrszeichenerkennung im Schritt S1 und die Ampelerkennung im Schritt
S4 vereinfacht werden.
[0090] Zunächst wird bei dem Ausführungsbeispiel anhand der erfassten Umgebungsdaten eine
Erkennung von Elementen der Verkehrsinfrastruktur in der Umgebung des Fahrzeugs vorgenommen,
beziehungsweise für den Straßenabschnitt, für den eine Passierbarkeits-Bewertung erzeugt
werden soll. Alternativ oder zusätzlich können andere Verfahrensschritte ausgeführt
werden, um Informationen über die Verkehrssituation zu erfassen und auszuwerten. Die
in den Schritten S1 bis S4 erfassten und gegebenenfalls vorverarbeitet Daten weisen
bestimmte Unsicherheiten auf, beispielsweise bedingt durch Ungenauigkeiten der verwendeten
Sensoren der Erfassungseinheit 2, Ungenauigkeiten der erfassten Kartendaten und/oder
bei Schritten zur Erkennung, insbesondere von Schildern und Ampeln 13. Bei dem in
Figur 3A gezeigten Diagramm wird dies anhand von Wahrscheinlichkeitswerten angegeben,
welche eine Unsicherheit der Verkehrszeichenerkennung
P(TSRj) im Schritt S1, eine Unsicherheit des Kartenmaterials
P(AM) im Schritt S2, eine Unsicherheit bei der Bestimmung der Ego-Position
P(Pos) im Schritt S3 beziehungsweise eine Unsicherheit bei der Ampelerkennung
P(TLRi) im Schritt S4 wiedergeben. Dabei bezieht sich der Index
i auf unterschiedliche Ampeln 13 und der Index
j auf unterschiedliche Fahrbahnmarkierungen 12 und Verkehrszeichen. Bei dem Ausführungsbeispiel
wird davon ausgegangen, dass gegebenenfalls vorhandene Verkehrszeichen auf die gleiche
Weise wie Fahrbahnmarkierungen 12 betrachtet werden.
[0091] Diese Wahrscheinlichkeiten werden berücksichtigt, um in den Schritten S5, S6 und
S7 das Fahrzeug und die erfassten Verkehrsregelungen jeweils einzelnen Fahrstreifen
zuzuordnen. Das heißt, es wird bestimmt, auf welchem Fahrstreifen 10.1, 10.2, 10.3,
10.4, 10.5 sich das Fahrzeug befindet und welche Verkehrsregelungen, die durch Fahrbahnmarkierungen
12, Verkehrszeichen oder Ampeln 13 signalisiert werden, für welchen Fahrstreifen 10.1,
10.2, 10.3, 10.4, 10.5 relevant sind.
[0092] In einem Schritt S5 werden Verkehrszeichen den Fahrstreifen zugeordnet, wobei die
Ergebnisse der Verkehrszeichenerkennung (Schritt S1), der Erfassung der Kartendaten
(Schritt S2) und der Erfassung der Ego-Position (Schritt S3) mit den jeweiligen Unsicherheiten
P(TSRj), P(AM) und
P(Pos) berücksichtigt werden. Für resultierende Zuordnung der Verkehrszeichen wird eine
Unsicherheit bestimmt, die durch die Wahrscheinlichkeit
P(TSAjf) repräsentiert wird, wobei der Index
f für die einzelnen Fahrstreifen 10.1, 10.2, 10.3, 10.4, 10.5 der Straße 10 vorgesehen
ist.
[0093] Auf ähnliche Weise erfolgt in einem Schritt S7 die Zuordnung der erfassten Ampeln
13 zu den Fahrstreifen 10.1, 10.2, 10.3, 10.4, 10.5, wobei die Ergebnisse der Ampelerkennung
(Schritt S4), der Erfassung der Kartendaten (Schritt S2) und der Erfassung der Ego-Position
(Schritt S3) mit den jeweiligen Unsicherheiten
P(TLRi), P(AM) und
P(Pos) berücksichtigt werden. Hierbei wird eine Wahrscheinlichkeit
P(TLAif) erzeugt.
[0094] Zudem wird in einem Schritt S6 das Fahrzeug 1 einer der Fahrstreifen 10.1, 10.2,
10.3, 10.4, 10.5 der Straße 10 zugeordnet, wobei in dem Ausführungsbeispiel die im
Schritt S2 erfassten Kartendaten mit der Unsicherheit P(
AM) und die im Schritt S3 bestimmte Ego-Position mit der Unsicherheit P(
Pos) berücksichtigt werden, wobei für diesen Schritt eine Unsicherheit
P(LAf) bestimmt wird.
[0095] Anschließend soll bei dem Ausführungsbeispiel bestimmt werden, welche Verkehrsregelungen
für das Fahrzeug 1 relevant sind.
[0096] Dazu wird in einem Schritt S8 eine Zuordnung der erfassten Fahrbahnmarkierungen 12
und/oder Verkehrszeichen zu dem Fahrzeug 1 vorgenommen, wobei die im Schritt S6 bestimmte
Zuordnung der Position des Fahrzeugs 1 zu den Fahrstreifen 10.1, 10.2, 10.3, 10.4,
10.5 und die im Schritt S5 bestimmte Zuordnung der Verkehrsregelungen zu den Fahrstreifen
10.1, 10.2, 10.3, 10.4, 10.5 mit den jeweiligen Wahrscheinlichkeiten
P(LAf) und
P(TSAjf) berücksichtigt werden.
[0097] Bei dem Ausführungsbeispiel des erfindungsgemäßen Verfahrens wird in diesem Schritt
S8 ferner ein Vertrauensparameter
γj für die Zuordnung von Verkehrszeichen verwendet, der in Abhängigkeit von der Komplexität
der Regelungssituation für den Straßenabschnitt, dessen Passierbarkeit bewertet werden
soll, bestimmt wird. Dies erfolgt bei dem Ausführungsbeispiel mittels eines Maschinenlernverfahrens,
wobei unterschiedliche an sich bekannte Verfahren verwendet werden können. Insbesondere
kann eine
Support Vector Machine (SVM, Stützvektormethode) verwendet werden. Durch ein Training anhand geeigneter
Trainingsdaten, beispielsweise durch den Hersteller des Systems, wird ein Klassifikator
trainiert. Alternativ oder zusätzlich kann ein anderes Maschinenlernverfahren genutzt
werden, etwa ein neuronales Netz beziehungsweise ein künstliches neuronales Netz (KNN)
oder ein anderes Maschinenlernverfahren.
[0098] Dies erlaubt es, anhand der erfassten Umgebungsdaten, für den Vertrauensparameter
γj einen Wert zu bestimmen, der insbesondere zwischen 0 und 1 liegt und angibt, mit
welcher Wahrscheinlichkeit durch das System unter den gegebenen Umständen eine zuverlässige
Zuordnung der Verkehrszeichen zu den Fahrstreifen 10.1, 10.2, 10.3, 10.4, 10.5 erreicht
wird. Insbesondere wird dabei die Komplexität der vorliegenden Regelungssituation
berücksichtigt, wobei insbesondere die Anzahl und Anordnung der Fahrstreifen 10.1,
10.2, 10.3, 10.4, 10.5 und/oder die Anzahl und Anordnung von Verkehrszeichen und Fahrbahnmarkierungen
12 einfließen. Alternativ oder zusätzlich können verschiedene Parameter verwendet
werden, welche die Regelungssituation unabhängig von der Funktionsweise des eigentlichen
Verfahrens zur Bestimmung der Passierbarkeits-Bewertung beschreiben, beispielsweise
die Anzahl der erkannten Ampeln 13, die Anzahl der Fahrstreifen 10.1, 10.2, 10.3,
10.4, 10.5, der laterale Abstand der erkannten Ampeln 13 zur Mitte der verschiedenen
Fahrstreifen 10.1, 10.2, 10.3, 10.4, 10.5, Abstand des Fahrzeugs 1 zu den Ampeln 13
und so weiter
[0099] Die im Schritt S8 bestimmte Zuordnung der Verkehrszeichen zu dem Fahrzeug 1 ist mit
einer Wahrscheinlichkeit
P(TSl) verbunden, die ebenfalls bestimmt wird und deren Index / für verschiedene Kategorien
von Verkehrszeichen steht. Das heißt, es wird eine Wahrscheinlichkeitsverteilung bestimmt,
die angibt, mit welcher Wahrscheinlichkeit ein Verkehrszeichen einer bestimmten Kategorie
dem Fahrzeug zugeordnet wurde. Ein Beispiel einer solchen Wahrscheinlichkeitsverteilung
ist in Figur 3B gezeigt, wobei für verschiedene Arten von Verkehrszeichen jeweils
eine bestimmte Wahrscheinlichkeit als Balkendiagramm dargestellt ist. Bei dem Beispiel
werden etwa die folgenden Zustände berücksichtigt: "Kein Verkehrszeichen erkannt ",
"rechts vor links", "Vorfahrtstraße", "Vorfahrt gewähren", "Stoppschild". Äquivalente
Verkehrsregelungen sind jeweils von den Kategorien mit umfasst.
[0100] Diese Wahrscheinlichkeitsverteilung
P(TSl) kann bei dem Ausführungsbeispiel also in folgender Weise als Produkt der konditionalen
Wahrscheinlichkeiten der oben erläuterten Zwischenschritte ausgedrückt werden:

[0101] Dabei bezeichnet:
P(TSl) die Wahrscheinlichkeit, dass ein Verkehrszeichen der Kategorie l für das Fahrzeug zu beachten ist;
P(TSl|LAf,TSAjf) die konditionale Wahrscheinlichkeit für ein Verkehrszeichen der Kategorie l mit der Zuordnung des Fahrzeugs 1 zu einem Fahrstreifen f und eine Zuordnung des Verkehrszeichens j zu dem Fahrstreifen f;
P(LAf|Pos,AM) die konditionale Wahrscheinlichkeit für die Zuordnung des Fahrzeugs 1 zu einem Fahrstreifen
f mit den Wahrscheinlichkeiten für die Bestimmung der Ego-Position und für die erfassten
Kartendaten;
P(TSAjf|AM,Pos,TSRj) die konditionale Wahrscheinlichkeit für die Zuordnung des Verkehrszeichens j zu der Fahrspur f mit den Wahrscheinlichkeiten für die erfassten Kartendaten, die Bestimmung der Ego-Position
und der Erkennung des Verkehrszeichens j;
γj den Vertrauensparameter für die Zuordnung des Verkehrszeichens j zum Fahrzeug 1;
P(TSRj) die Wahrscheinlichkeit der Erkennung des Verkehrszeichens j aus Schritt S1;
P(Pos) die Wahrscheinlichkeit der Bestimmung der Ego-Position aus Schritt S3; und
P(AM) die Wahrscheinlichkeit der erfassten Kartendaten aus Schritt S2.
[0102] Analog dazu erfolgt in einem Schritt S9 eine Zuordnung der erfassten Ampeln 13 zu
dem Fahrzeug 1, wobei die im Schritt S6 bestimmten Zuordnung der Position des Fahrzeugs
1 zu den Fahrstreifen 10.1, 10.2, 10.3, 10.4, 10.5 und die im Schritt S7 bestimmte
Zuordnung der Ampeln 13 zu den Fahrstreifen 10.1, 10.2, 10.3, 10.4, 10.5 mit den jeweiligen
Wahrscheinlichkeiten
P(LAf) und
P(
TLAif) berücksichtigt werden.
[0103] Statt des Vertrauensparameters
γj für die Zuordnung von Verkehrszeichen wird hier ein Vertrauensparameter
θi für die Zuordnung von Ampeln 13 verwendet, welcher auf prinzipiell die gleiche Weise
bestimmt wird wie oben beschrieben. Auch hier kann eine SVM verwendet werden, die
anhand geeigneter Daten trainiert wird, insbesondere durch den Hersteller des Systems,
und die insbesondere dazu eingerichtet ist, einen Wert zwischen 0 und 1 zu bestimmen,
welcher eine Wahrscheinlichkeit dafür angibt, dass durch das System unter den gegebenen
Umständen eine zuverlässige Zuordnung der Ampeln 13 zu den Fahrstreifen 10.1, 10.2,
10.3, 10.4, 10.5 erreicht wird. Wie oben erläutert, wird auch hier insbesondere die
Komplexität der vorliegenden Regelungssituation berücksichtigt. Auch hier kann alternativ
oder zusätzlich ein anderes Maschinenlernverfahren genutzt werden, etwa ein neuronales
Netz beziehungsweise ein künstliches neuronales Netz (KNN) oder ein anderes Maschinenlernverfahren.
[0104] Analog zum Schritt S8 wird für die im Schritt des neuen bestimmte Zuordnung der Ampeln
13 zu dem Fahrzeug 1 eine dem Fahrzeug 1 zugeordnete Wahrscheinlichkeit
P(TLk) bestimmt, deren Index
k für verschiedene Ampelzustände steht. Die Ampelzustände werden anhand der Ampelphasen
bestimmt und bezeichnen verschiedene Verkehrsregelungen, denen nicht unbedingt eine
eindeutige Ampelphase zugeordnet sein kann. Unterschiedliche Ampelphasen können der
gleichen Verkehrsregelung zugeordnet sein, durch welche die Passierbarkeit einer Kreuzung
klassifiziert wird. Beispielsweise kann ein grünes Ampelsignal oder eine grüne Ampel
mit einer Pfeildarstellung vorgesehen sein, wobei beide Alternativen bedeuten, dass
die Durchfahrt für das Fahrzeug erlaubt ist. In einem solchen Fall ist also die konkrete
Ampelphase weniger relevant als der daraus resultierende Ampelzustand, um zu entscheiden,
ob das Fahrzeug ein bestimmtes Fahrmanöver ausführen darf.
[0105] Figur 3C zeigt Beispiele der Zuordnung verschiedener Ampelphasen zu verschiedenen
mit
k bezeichneten Ampelzuständen. Die dargestellte Übersicht ist beispielhaft zu verstehen
und stellt keinen Anspruch auf Vollständigkeit oder verkehrsrechtliche Korrektheit.
Gezeigt sind Ampeln mit jeweils drei Leuchtflächen, die rot (obere Leuchtfläche),
gelb (Mitte) und/oder grün (unten) leuchten können. Die Leuchtflächen können ferner
rund oder in einer Pfeilform ausgebildet sein, wobei die Pfeilformen nach vorne (beziehungsweise
oben), rechts, links, schräg rechts oder schräg links zeigen können. In der Zeichnung
sind nicht aktivierte, das heißt dunkle, Leuchtflächen durch ungefüllte Umrisse angedeutet,
während aktivierte, das heißt leuchtende, Leuchtflächen als gefüllte Umrisse gezeigt
sind. Selbstverständlich können auch Lichtsignalanlagen mit lediglich zwei oder einer
Leuchtfläche vorgesehen sein, die Leuchtflächen können auf unterschiedliche Weisen
zueinander angeordnet sein, die Formen der Leuchtflächen können auf andere Weisen
ausgebildet sein und so weiter. Ferner können zeitlich veränderliche Lichtsignale
als eigene Ampelphase berücksichtigt und einem Ampelzustand zugeordnet werden, insbesondere
eine blinkende gelbe Leuchtfläche.
[0106] Bei der in Figur 3C gezeigten Übersicht entspricht
k=1 einem Ampelzustand, bei dem die Ampel deaktiviert, insbesondere ausgeschaltet ist.
Die für
k=2 gezeigten Ampelphasen weisen eine rot leuchtende Leuchtfläche der Ampel auf, während
die weiteren Leuchtflächen deaktiviert sind, und sind einem Ampelzustand zugeordnet,
bei dem eine Einfahrt in die Kreuzung nicht erlaubt ist. Die
k=3 zugeordneten Ampelphasen mit einer grün leuchtenden Leuchtfläche oder gleichzeitig
leuchtenden roten und gelben Leuchtflächen sind einem Ampelzustand zugeordnet, bei
dem die Einfahrt in die Kreuzung erlaubt ist. Ampelphasen, bei denen lediglich die
gelbe Leuchtfläche aktiviert ist, sind in der Übersicht
k=4 zugeordnet und somit einem Ampelzustand, bei dem die Einfahrt in die Kreuzung für
eine begrenzte Zeit erlaubt ist. Dem Ampelzustand
k=5 sind Ampelphasen zugeordnet, bei denen die Erlaubnis rechts abzubiegen durch einen
grün aufleuchtenden Pfeil oder gleichzeitig auf leuchtende Pfeile in Rot und Gelb
signalisiert wird. Der Ampelzustand
k=6 ist analog zu
k=5 gebildet und umfasst die Erlaubnis, links abzubiegen. Analog zu den Ampelzuständen
k=5 und
k=6 umfassen die dem Ampelzustand
k=7 und
k=8 zugeordneten Ampelphasen jeweils einen gelb leuchtenden Pfeil nach rechts beziehungsweise
nach links und signalisieren die zeitlich begrenzte Erlaubnis, in die jeweilige Richtung
abzubiegen. Dem Ampelzustand
k=9 in der Übersicht ist eine Ampelphase zugeordnet, bei der ein dauerhaft grüner Pfeil
nach rechts bei einer rot aufleuchtenden Ampel angeordnet ist, was einer bedingten
Erlaubnis entspricht, rechts abzubiegen.
[0107] Alternativ oder zusätzlich können unterschiedliche weitere Ampelzustände auf andere
Weise definiert sein, wie etwa "Ampelzustand nicht erkannt", "Ampel aus", "Einfahren
nicht erlaubt", "Einfahren erlaubt", "Verträgliches Abbiegen", "Bedingt verträgliches
Abbiegen", "Verträgliches Links-/Rechtsabbiegen bei roter Ampel" (etwa: Ampel mit
grünem Pfeil), wobei alternativ oder zusätzlich weitere Ampelzustände definiert sein
können.
[0108] Es wird eine Wahrscheinlichkeitsverteilung erzeugt, die analog zu der in Figur 3B
dargestellten Verteilung erzeugt wird und die Wahrscheinlichkeiten für die verschiedenen
mit
k bezeichneten Ampelzustände angibt. Eine solche Wahrscheinlichkeitsverteilung ist
in Figur 3D beispielhaft dargestellt, wobei entlang der X-Achse die Werte für
k und entlang der Y-Achse die jeweils zugeordneten Wahrscheinlichkeiten
P(TLk) aufgetragen sind. Bei dem hier dargestellten Ausführungsbeispiel wird ein Maximum
für
k=3 ermittelt, das heißt, die detektierte Ampelphase zeigt mit der höchsten Wahrscheinlichkeit
an, dass eine Einfahrt in die Kreuzung erlaubt ist. Diese Wahrscheinlichkeitsverteilung
P(TLk) kann bei dem Ausführungsbeispiel also in folgender Weise als Produkt der konditionalen
Wahrscheinlichkeiten der oben erläuterten Zwischenschritte ausgedrückt werden:

[0109] Dabei bezeichnet:
P(TLk) die Wahrscheinlichkeit, dass der Ampelzustand k für das Fahrzeug 1 zu beachten ist;
P(TLk|LAf,TLAif) die konditionale Wahrscheinlichkeit für den Ampelzustand k mit der Zuordnung des Fahrzeugs 1 zu einem Fahrstreifen f und eine Zuordnung der
Ampel i zu dem Fahrstreifen f;
P(LAf|Pos,AM) die konditionale Wahrscheinlichkeit für die Zuordnung des Fahrzeugs 1 zu einem Fahrstreifen
f mit den Wahrscheinlichkeiten für die Bestimmung der Ego-Position und für die erfassten
Kartendaten;
P(TLAif|AM,Pos,TLRi) die konditionale Wahrscheinlichkeit für die Zuordnung der Ampel i zu der Fahrspur f mit den Wahrscheinlichkeiten für die erfassten Kartendaten, die
Bestimmung der Ego-Position und der Erkennung der Ampel i;
θi den Vertrauensfaktor für die Zuordnung der Ampel i zum Fahrzeug 1;
P(TLRi) die Wahrscheinlichkeit der Erkennung der Ampel i aus Schritt S4;
P(Pos) die Wahrscheinlichkeit der Bestimmung der Ego-Position aus Schritt S3; und
P(AM) die Wahrscheinlichkeit der Bestimmung der erfassten Kartendaten aus Schritt S2.
[0110] Bei weiteren Ausführungsbeispielen kann die Erzeugung der Vertrauensfaktoren
γj,
θi auf andere Weise erfolgen. Insbesondere können Vertrauensfaktoren
γj,
θi für unterschiedliche Bedingungen fest vorgegeben sein, beispielsweise für bestimmte
Kategorien von bekannten Verkehrszeichen, für eine bestimmte Anzahl Fahrstreifen 10.1,
10.2, 10.3, 10.4, 10.5, Verkehrszeichen, Fahrbahnmarkierungen 12 und/oder Ampeln 13
oder für ein bestimmtes Verhältnis der Anzahlen von Fahrstreifen 10.1, 10.2, 10.3,
10.4, 10.5 und Verkehrsregelungseinrichtungen zueinander oder für einen bestimmten
Straßenabschnitt.
[0111] In einem weiteren Schritt S10 wird anhand der zuvor bestimmten Wahrscheinlichkeiten
beziehungsweise Wascheinigkeitsverteilungen eine Passierbarkeits-Bewertung für den
Straßenabschnitt erzeugt. Bei dem Ausführungsbeispiel erfolgt eine Ausgabe der Passierbarkeits-Bewertung,
indem ein Signal an die Navigationseinheit 7 übertragen wird, welche ein für die Situation
sicheres Fahrmanöver, insbesondere eine Solltrajektorie des Fahrzeugs 1, bestimmt
und Steuerungssignale so erzeugt, dass die Längs- und Querführung des Fahrzeugs entsprechend
angesteuert wird.
[0112] Bei dem Ausführungsbeispiel ist vorgesehen, dass als Passierbarkeits-Bewertung eine
Wahrscheinlichkeit
P(
Passm) für bestimmte Zustände m der Passierbarkeit bestimmt wird, das heißt, es wird eine
Passierbarkeits-Wahrscheinlichkeitsverteilung bestimmt. Es wird eine vorgegebene Menge
verschiedener Zustände der Passierbarkeit betrachtet und ihre Wahrscheinlichkeit wird
berechnet. Beispielsweise kann die Navigationseinheit 7 solche Zustände vorgeben,
die für eine Routenführung und/oder eine zumindest teilweise automatische Fahrt entlang
der bestimmten Route relevant sind.
[0113] Die Bestimmung der Passierbarkeits-Bewertung kann auf verschiedene Weise erfolgen,
beispielsweise mittels eines
Fuzzy-Logic-Verfahrens, eines regelbasierten Verfahrens oder auf eine andere Art. In weiteren
Ausführungsbeispielen können zudem weitere Daten erfasst und berücksichtigt werden,
zum Beispiel Vorgaben für einen besonderen Straßenabschnitt.
[0114] Insbesondere ist eine Normierung vorgesehen, das heißt, die Summe sämtlicher m Wahrscheinlichkeiten
P(Passm) beträgt 1. Zudem sind die Wahrscheinlichkeitsverteilungen für mögliche Ampelzustände
k und die möglichen Verkehrsschilder / normiert.
[0115] Die Passierbarkeits-Bewertung wird erfindungsgemäß ausgegeben, wobei bei dem Ausführungsbeispiel
eine Übertragung an die Navigationseinheit 7 vorgesehen ist. Die Passierbarkeits-Wertung
wird bei der Ausführung von Fahrmanövern 3 einer zumindest teilweise automatischen
Steuerung des Fahrzeugs 1 berücksichtigt. Dazu wird anhand der Passierbarkeits-Bewertung
ein Freigabesignal erzeugt, welches Informationen darüber umfasst, ob das Fahrmanöver
sicher durchgeführt werden kann oder nicht.
[0116] Das erfindungsgemäße Verfahren kann für Ampeln und/oder Verkehrszeichen ausgeführt
werden sowie alternativ oder zusätzlich in analoger Weise für verschiedenste Arten
von Verkehrsregelungen, beispielsweise auch für Fahrbahnmarkierungen, Verkehrszeichen
an Baustellen oder ähnliche Regelungen.
[0117] Mit Bezug zu den Figuren 4A, 4B und 4C werden Beispiele einer konditionalen exponentiellen
Mittelung erläutert, die bei den vorstehenden Ausführungsbeispielen eingesetzt werden
können.
[0118] Um eine richtige Interpretation zeitlicher Veränderungen innerhalb der erfassten
Umgebungsdaten zu gewährleisten, wird eine Glättung der erfassten Wahrscheinlichkeiten
durchgeführt. Beispielsweise können temporäre Schwankungen bei der Erkennung oder
Zuordnung eines Verkehrsschildes, eines Ampelzustands oder eines Fahrstreifens auftreten,
etwa bei einer zeitweisen Verdeckung durch andere Verkehrsteilnehmer oder weitere
Effekte.
[0119] Die in den Figuren 4A bis 4C dargestellte durchgezogene Linie stellt die für einen
bestimmten Ampelzustand bestimmte Wahrscheinlichkeit P in Abhängigkeit von der Zeit
dar. Die Wahrscheinlichkeit beträgt in diesem vereinfachten Beispiel zunächst 0, springt
dann auf 1, nimmt kurzzeitig den Wert 0 und wieder 1 an und fällt zum Ende des dargestellten
Bereichs auf 0. Beispielsweise ist eine rote Ampel zu Beginn des betrachteten Zeitintervalls
nicht sichtbar, wird dann erkannt, wird anschließend kurzzeitig von einem anderen
Fahrzeug verdeckt und wird zum Ende, etwa nach dem Umschalten der Ampel auf ein grünes
Signal, nicht mehr registriert.
[0120] Die in Figur 4A gezeigte gestrichelte Linie zeigt das Ergebnis P* einer exponentiellen
Mittelung (
Exponential Moving Average; EMA), wobei ein Glättungsparameter ∝ einen Wert zwischen 0 und 1 einnimmt und den
Grad der Glättung bestimmt:

[0121] Dabei bezeichnet
P*(
Ak,
n) die geglättete Wahrscheinlichkeit
P(
Ak,
n) ein bestimmtes Ampelsignal
Ak für die entlang der Abszisse aufgetragenen Zeitpunkte
n.
[0122] Bei dem Ausführungsbeispiel ist vorgesehen, dass der Wert von ∝ nicht konstant gewählt
wird, sondern von bestimmten Bedingungen abhängt, etwa für verschiedene Ampelzustände
oder Verkehrszeichen.
[0123] Insbesondere ist eine konditionale oder bedingte exponentielle Mittelung
(Conditional Exponential Moving Average; cEMA) vorgesehen, wobei der Glättungsparameter ∝ in Abhängigkeit davon gewählt wird,
ob der zu glättende Wert abnimmt (∝
ab) oder zunimmt (∝
zu)
. Je nachdem ob der Glättungsparameter für den zunehmenden Wert (∝
zu) größer oder kleiner ist als der Glättungsparameter für den abnehmenden Wert (∝
ab), kann eine konservative exponentielle Mittelung (∝
zu<∝
ab) oder eine nicht-konservative exponentielle Mittelung (∝
ab<∝
zu) erreicht werden.
[0124] Bei dem in Figur 4B gezeigten Fall (siehe gestrichelte Linie) wird eine konservative
exponentielle Mittelung vorgenommen, bei der eine Abnahme des Werts verlangsamt wird,
sodass etwa die kurzzeitige Abnahme auf 0 weniger deutlich wird. Bei dem in Figur
4C gezeigten Fall (siehe gestrichelte Linie) wird dagegen eine nicht-konservative
exponentielle Mittelung vorgenommen, wobei umgekehrt eine Zunahme des Werts verlangsamt
wird und bei dem Beispiel die kurzzeitige Abnahme auf 0 sehr deutlich erhalten bleibt.
[0125] Der Glättungsparameter ∝ kann auf verschiedene Weisen gebildet werden, etwa in Abhängigkeit
davon, für welchen Ampelzustand die Wahrscheinlichkeit geglättet werden soll. Beispielweise
kann eine konservative Glättung für besonders kritische Signale gewählt werden, etwa
ein erkanntes Verbot, in die Kreuzung einzufahren, etwa bei einer roten Ampel oder
einem Stoppschild. Dagegen kann eine nicht-konservative Glättung für Signale gewählt
werden, die im Zweifelsfall zurückhaltend bewertet werden, etwa bei einer erkannten
Erlaubnis, in die Kreuzung einzufahren, etwa bei einer grünen Ampel oder einem Schild
"Vorfahrtsstraße".
Bezugszeichenliste
[0126]
- 1
- Fahrzeug
- 2
- Erfassungseinheit
- 3
- Steuereinheit
- 4
- Erkennungseinheit
- 5
- Zuordnungseinheit
- 6
- Bewertungseinheit
- 7
- Navigationseinheit
- 10
- Straße
- 10.1, 10.2, 10.3, 10.4, 10.5
- Weitere Fahrstreifen
- 12
- Fahrbahnmarkierung
- 13
- Lichtsignalanlage, Ampel
- α
- Glättungsparameter
- γj
- Vertrauensparameter (Verkehrszeichen)
- θi
- Vertrauensparameter (Ampel)
- F
- Fahrtrichtung
- S1
- Verkehrszeichenerkennung
- S2
- Erfassung von Kartendaten
- S3
- Erfassen einer Ego-Position
- S4
- Ampelerkennung
- S5
- Zuordnung Verkehrszeichen - Fahrstreifen
- S6
- Zuordnung Fahrzeug - Fahrstreifen
- S7
- Zuordnung Ampel - Fahrstreifen
- S8
- Interpretation relevantes Verkehrszeichen
- S9
- Interpretationen relevante Ampel
- S10
- Erzeugung Passierbarkeits-Bewertung