[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Steuerung eines Schraubenverdichters, insbesondere
eines Doppelschraubenverdichters im Leerlaufbetrieb. Ein solcher Schraubenverdichter
besitzt mindestens eine erste und eine zweite Verdichterstufe, wobei die erste Verdichterstufe
ein gasförmiges Medium, üblicherweise Luft, komprimiert und an die zweite Verdichterstufe
führt, welche das Medium weiter komprimiert und an ein nachgeordnetes System abgibt.
Das erfindungsgemäße Verfahren eignet sich zur Steuerung von direkt angetriebenen
Schraubenverdichtern, bei denen beide Verdichterstufen getrennt voneinander und drehzahlregelbar
angetrieben sind. Die Erfindung betrifft außerdem einen Kompressor mit einem Doppelschraubenverdichter,
der durch dieses Verfahren im Leerlaufbetrieb gesteuert wird.
[0002] Zur Kompression von gasförmigen Medien, insbesondere zur Erzeugung von Druckluft
sind unterschiedlichste Bauformen von Kompressoren bekannt. Beispielsweise zeigt die
DE 601 17 821 T2 einen Mehrstufen-Schraubenverdichter mit zwei oder mehr Verdichterstufen, wobei jede
Verdichterstufe ein Paar von Rotoren zum Verdichten eines Gases umfasst. Weiterhin
sind zwei oder mehr Antriebsmittel mit veränderbarer Geschwindigkeit vorgesehen, wobei
jedes Antriebsmittel eine jeweilige Verdichterstufe antreibt. Eine Steuereinheit steuert
die Geschwindigkeiten der Antriebsmittel, wobei das Drehmoment und die Geschwindigkeit
jedes Antriebsmittels überwacht wird, sodass der Schraubenverdichter Gas bei einer
geforderten Strömungslieferrate und bei einem geforderten Druck bereitstellt und gleichzeitig
der Energieverbrauch des Schraubenverdichters minimiert werden soll.
[0003] Im praktischen Einsatz solcher mehrstufigen Schraubenverdichter tritt der sogenannte
Leerlauf als ein Betriebszustand auf. Dabei wird von dem nachgeordneten System keine
Druckluft abgenommen, sodass zur Vermeidung einer Drucküberhöhung das Fördern weiteren
Mediums eingestellt werden muss. Dennoch soll der Kompressor im Leerlauf nicht vollständig
abgeschaltet werden, wenn mit einem kurzfristig wieder erforderlichen Nachliefern
von Druckluft gerechnet werden muss. Um diesen Leerlaufbetrieb zu ermöglichen, wird
gewöhnlich eine Drosselklappe in der Saugleitung geschlossen und über einen Bypass
nur noch ein Teilstrom der ersten Verdichterstufe zugeführt. Diese Funktionen übernimmt
zumeist ein sogenannter Ansaugregler, der am Einlass der ersten Verdichterstufe angeordnet
ist. Gleichzeitig öffnet auf der Ausgangsseite, also am Ausgang der zweiten Verdichterstufe
ein Abblasventil zur Atmosphäre, sodass die zweite Verdichterstufe gegen Atmosphärendruck
fördert. Die Druckverhältnisse in beiden Verdichterstufen bleiben gleich, wodurch
auch die Austrittstemperaturen beider Stufen nahezu gleich bleiben. Nachteilig ist
an dieser Leerlaufregelung der relativ hohe Energieverbrauch des Verdichters. Außerdem
besteht ein hoher konstruktiver Aufwand für den Ansaugregler und dessen Steuerung.
(vgl.
Konka, K.-H., Schraubenkompressoren: Technik und Praxis, VDI-Verlag 1988, ISBN 3-18-400819-3,
Seite 332 ff.)
[0004] In der
DE 100 03 869 C5 ist ein Verfahren zum Komprimieren von fluiden Fördermedien in einer Schraubenverdichteranlage
mit zwei Schraubenverdichtereinheiten beschrieben. Dabei ist der Auslass der vorgeschalteten
Schraubenverdichtereinheit mit dem Einlass der nachgeschalteten Schraubenverdichtereinheit
verbunden und jede Schraubenverdichtereinheit wird von einem eigenen Antriebsaggregat
angetrieben. Zumindest ein Teil der Arbeitsparameter der zwei Schraubenverdichtereinheiten
werden erfasst und verarbeitet und die Antriebsaggregate werden über die erfassten
Arbeitsparameter der Schraubenverdichtereinheiten gesteuert. Mittels der Änderung
der Arbeitsparameter der Antriebsaggregate, insbesondere Stromaufnahme, Spannungsaufnahme
oder Kraftstoffzufuhr wird die Drehzahl der vorgeschalteten Schraubenverdichtereinheit
mit der Drehzahl der nachgeschalteten Schraubenverdichtereinheit derart korreliert,
dass der End-Auslassdruck oder die End-Fördermenge der Schraubenverdichteranlage konstant
gehalten wird, und/oder die Gesamtleistungsaufnahme der Schraubenverdichteranlage
minimiert wird, oder bei vorgegebener Gesamtleistungsaufnahme ein maximaler End-Auslassdruck
bzw. ein maximales End-Fördervolumen erreicht wird. Zur Optimierung des Betriebs im
Leerlauf des Systems und zu einer daraus resultierenden Energieeinsparung gibt dieses
Steuerverfahren jedoch keine Auskünfte.
[0005] Eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht somit darin, ein verbessertes Verfahren
zur Steuerung eines Doppelschraubenverdichters bereitzustellen, welches einen sicheren
Leerlaufbetrieb unter gleichzeitiger Reduzierung des Energieverbrauchs des Verdichters
gestattet. Außerdem soll der konstruktive Aufwand des kompletten Schraubenverdichters
reduziert werden, woraus eine Kostenreduzierung bei dessen Herstellung ableitbar sein
soll.
[0006] Diese und weitere Aufgaben werden durch ein Verfahren zur Steuerung eines Schraubenverdichters
gemäß dem beigefügten Anspruch 1 gelöst. Die Unteransprüche nennen einige bevorzugte
Ausführungsformen. Darüber hinaus stellt die Erfindung einen Kompressor in der Art
eines Doppelschraubenverdichters bereit, der mit diesem Verfahren betrieben werden
kann.
[0007] Es hat sich überraschender Weise gezeigt, dass durch eine veränderte Ansteuerung
der direkt angetriebenen Verdichterstufen des Schraubenverdichters im Leerlaufbetrieb
sowohl eine deutliche Reduzierung des Energieverbrauchs als auch ein Vereinfachung
des Aufbaus des Gesamtanlage erreichbar sind.
[0008] Das erfindungsgemäße Verfahren dient zur Steuerung eines Schraubenverdichters mit
mindestens einer ersten und einer zweiten Verdichterstufe, wobei die erste Verdichterstufe
ein gasförmiges Medium komprimiert und an die zweite Verdichterstufe führt, welche
das Medium weiter komprimiert. Die erste Verdichterstufe liegt also in Strömungsrichtung
des Mediums gesehen vor der zweiten Verdichterstufe. In den meisten Fällen besitzen
solche Schraubenverdichter genau zwei Verdichterstufen, jedoch sind auch Bauformen
mit mehr als zwei Stufen möglich. Weiterhin ist es für die Ausführung des Verfahrens
erforderlich, dass beide Verdichterstufen getrennt voneinander und drehzahlregelbar
angetrieben sind, d. h. jede Verdichterstufe wird von einem drehzahlregelbaren Antrieb
angetrieben, insbesondere von einem Direktantrieb, sodass auf ein Verteilergetriebe
verzichtet werden kann.
[0009] In einem ersten Schritt des Verfahrens wird ein Volumenstrom des komprimierten gasförmigen
Mediums, welches am Ausgang der zweiten Verdichterstufe abgenommenen bzw. an nachfolgende
Einheiten abgegeben wird, mit einem geeigneten Geber erfasst. Dabei kann eine direkte
Volumenstrommessung zum Einsatz kommen oder der abgenommene Volumenstrom wird indirekt
z. B. aus den am Ausgang der zweiten Verdichterstufe herrschenden Druckverhältnissen
oder aus dem am Antrieb der zweiten Verdichterstufe auftretenden Drehmoment / Antriebsstrom
ermittelt.
[0010] Im normalen Lastbetrieb wird ein Volumenstrom abgenommen, der zwischen einem Maximalwert,
für welchen der Schraubenverdichter ausgelegt ist, und einem vorbestimmten Minimalwert
schwanken kann. In diesem Lastbetrieb wird der Schraubenverdichter in an sich bekannter
Weise geregelt, wozu auch gehört, dass die Drehzahl der Antriebe der beiden Verdichterstufen
in einem vorgegebenen Bereich variiert werden kann. Wenn im Lastbetrieb der abgenommene
Volumenstrom in einem Bereich zwischen einem Maximalwert und einem vorbestimmten Minimalwert
sinkt, reduziert die Steuerung die Drehzahl beider Verdichterstufen, und wenn der
Volumenstrom in diesem Bereich wieder ansteigt, erhöht die Steuerung die Drehzahl
der Verdichterstufen wieder, sodass im normalen Lastbetrieb ein vorbestimmter Ausgangsdruck
beibehalten wird.
[0011] Wenn hingegen der Volumenstrom den vorbestimmten Minimalwert unterschreitet, d. h.
es wird kein oder nur ein sehr geringer Volumenstrom abgenommen, wechselt der Betriebszustand
des Schraubenverdichters vom Lastbetrieb in den Leerlaufbetrieb. Dazu wird im nächsten
Schritt des Verfahrens ein Abblasventil geöffnet, um den von der zweiten Verdichterstufe
zunächst weiterhin gelieferten Volumenstrom über das Abblasventil zumindest teilweise
austreten zu lassen. Damit wird verhindert, dass der Druck am Ausgang des Schraubenverdichters
eine maximal zulässige Größe überschreitet. Das Abblasventil kann beispielsweise ein
gesteuertes Magnetventil sein.
[0012] In einem weiteren Schritt, der vorzugsweise mit nur geringer Verzögerung oder im
Wesentlichen gleichzeitig mit dem Öffnen des Abblasventils ausgeführt wird, wird die
Drehzahl mindestens der ersten Verdichterstufe auf eine vorbestimmte Leerlaufdrehzahl
V1
L reduziert, um den von der ersten an die zweite Verdichterstufe gelieferten Volumenstrom
zu reduzieren. Abweichend zum Stand der Technik wird dafür gerade nicht eine Drosselklappe
bzw. ein Ansaugregler geschlossen. Vielmehr bleibt der Einlass der ersten Verdichterstufe
vollständig geöffnet. Eine Drosselklappe bzw. ein Ansaugregler und deren Ansteuerung
können vollständig entfallen. Die Reduzierung des von der ersten Verdichterstufe geförderten
Volumenstroms erfolgt bevorzugt ausschließlich über die Reduktion der Drehzahl der
ersten Verdichterstufe auf die Leerlaufdrehzahl V1
L.
[0013] Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform wird in einem nächsten Schritt auch die Drehzahl
der zweiten Verdichterstufe auf eine Leerlaufdrehzahl V2
L reduziert. Vorzugsweise werden die Drehzahlen beider Verdichterstufen im Wesentlichen
parallel laufend jeweils bis auf die Leerlaufdrehzahl V1
L bzw. V2
L reduziert.
[0014] Die Leerlaufdrehzahl V1
L der ersten Verdichterstufe (Low Pressure - LP) wird in Abstimmung mit der Leerlaufdrehzahl
V2
L der zweiten Verdichterstufe (High Pressure - HP) so gewählt, dass die Austrittstemperatur
des Mediums an der zweiten Stufe nicht kleiner als die Eintrittstemperatur an dieser
Stufe wird. Eine solche ungewollte Betriebsbedingung kann eintreten, wenn das Druckverhältnis
an der zweiten Verdichterstufe kleine als 0,6 wird. Durch die Wahl der Leerlaufdrehzahlen
ist daher sicherzustellen, dass die zweite Stufe nicht als "Expander" arbeitet und
die Medientemperatur dadurch sinkt. Andernfalls kann es zu einer unerwünschten Kondensation
im Verdichter kommen. Weiterhin ist bei der Wahl der Leerlaufdrehzahlen sicherzustellen,
dass die zweite Verdichterstufe nicht über das transportierte Medium von der ersten
Verdichterstufe angetrieben wird, da andernfalls der Antrieb der zweiten Stufe in
den Generatorbetrieb wechseln würde, was zu einer Schädigung des diesen ansteuernden
Frequenzumrichters führen könnte.
[0015] Die minimalen Leerlaufdrehzahlen werden auch dadurch bestimmt, welche Verzögerung
beim Wiedereintritt in den Lastzustand hinnehmbar ist. Um so kürzer diese Rückkehrzeit
sein muss, desto höher wird die Leerlaufdrehzahl zu wählen sein.
[0016] Vorzugsweise liegt das Drehzahlverhältnis im Leerlauf zwischen zweiter und erster
Stufe im Bereich 2 bis 3, besonders bevorzugt etwa 2,5. Das Druckverhältnis der ersten
Stufe liegt dabei bei etwa 1,5 und das Druckverhältnis der zweiten Stufe liegt etwa
im Bereich von 0,6 bis 0,75. Bevorzugt beträgt die Leerlaufdrehzahl V2
L der zweiten Verdichterstufe etwa 1/2 bis 1/4 der Lastdrehzahl dieser Stufe. Bevorzugt
beträgt die Leerlaufdrehzahl V1
L der ersten Verdichterstufe etwa 1/5 bis 1/8 der Lastdrehzahl dieser Stufe.
[0017] Ein Vorteil dieses Steuerverfahrens besteht somit darin, dass beide Verdichterstufen
im Leerlaufbetrieb mit deutlich niedrigeren Drehzahlen betrieben werden können. Dies
reduziert den Energieverbrauch und den Verschleiß. Außerdem sinken die Temperaturen
des komprimierten Mediums am Auslass der jeweiligen Verdichterstufe, was sich ebenfalls
vorteilhaft auswirkt. Dennoch kann der Schraubenverdichter bei erneuter Anforderung
von Volumenstrom sehr schnell zurück in den Lastbetrieb gebracht werden, indem die
Drehzahlen der Verdichterstufen wieder hochgefahren werden.
[0018] Der von der Erfindung bereitgestellte Kompressor zur Verdichtung von gasförmigen
Medien umfasst einen Schraubenverdichter, welcher mindestens eine erste und eine zweite
Verdichterstufe besitzt, wobei die erste Verdichterstufe das gasförmige Medium komprimiert
und an die zweite Verdichterstufe führt, welche das Medium weiter komprimiert, und
wobei beide Verdichterstufen getrennt voneinander und drehzahlregelbar angetrieben
sind. Der Kompressor umfasst weiterhin eine Steuereinheit, welche zur Ausführung des
zuvor beschriebenen Verfahrens konfiguriert ist.
[0019] Insbesondere zeichnet sich der Kompressor dadurch aus, dass der Einlass der strömungstechnisch
vorderen, ersten Verdichterstufe ohne ein den Volumenstrom begrenzendes, steuerbares
Drosselelement bzw. ohne einen Ansaugregler an die Umgebungsatmosphäre geführt ist.
Der Kompressor besitzt am Auslass der strömungstechnisch hinteren, zweiten Verdichterstufe
ein Abblasventil, welches von der Steuereinheit zum Öffnen veranlasst wird, wenn der
abgenommene Volumenstrom einen vorbestimmten Minimalwert unterschreitet.
[0020] Weitere Vorteile und Einzelheiten ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung
einer bevorzugten Ausführungsform unter Bezugnahme auf die Zeichnung. Es zeigen:
- Fig. 1
- eine vereinfachte Darstellung der Betriebsparameter in einem Schraubenverdichter mit
zwei Verdichterstufen während des Lastbetriebs;
- Fig. 2
- eine vereinfachte Darstellung der Betriebsparameter in dem Schraubenverdichter während
des Leerlaufbetriebs.
[0021] Fig. 1 zeigt den prinzipiellen Aufbau eines Kompressors, der als ein Doppelschraubenverdichter
200 ausgebildet ist. Neben den einzelnen Elementen des Doppelschraubenverdichters
sind außerdem typische Parameter angegeben, wie sie im Lastbetrieb auftreten, wenn
Druckluft mit einem Volumenstrom oberhalb eines vorbestimmten Minimalwertes und nicht
größer als ein anlagenspezifischer Maximalwert abgefordert wird.
[0022] Eine erste Verdichterstufe 201 besitzt einen ersten Direktantrieb 202, der drehzahlgeregelt
ist. Der Einlass der ersten Verdichterstufe 201, über welchen Umgebungsluft angesaugt
wird, ist ohne Zwischenschaltung eines Ansaugreglers direkt an einen Ansaugstutzen
203 gekoppelt, an welchem Umgebungsatmosphäre mit einem Druck von 1,0 bar bei einer
Temperatur von z. B. 20°C anliegt. Am Einlass der ersten Verdichterstufe 201 liegt
somit ein Druck von 1,0 bar an.
[0023] Die erste Verdichterstufe 201 wird z. B. mit einer Drehzahl von 15.500 min
-1 betrieben, um die Luft zu komprimieren. Am Auslass der ersten Verdichterstufe 201
herrscht dann ein Druck von 3,2 bar, sodass die erste Verdichterstufe im Lastbetrieb
ein Verdichtungsverhältnis von 3,2 aufweist. Durch die Kompression erhöht sich die
Temperatur des Mediums (Druckluft) auf 170°C. Die Druckluft wird vom Auslass der ersten
Verdichterstufe 201 über einen Zwischenkühler 204 zum Einlass einer zweiten Verdichterstufe
206 geführt, welche einen zweiten, drehzahlgeregelten Direktantrieb 207 besitzt. Nach
dem Zwischenkühler 204, am Einlass der zweiten Verdichterstufe 206, besitzt die Druckluft
eine Temperatur von beispielsweise 30°C und weiterhin einen Druck von 3,2 bar. Im
Lastbetrieb wird die zweite Verdichterstufe 206 mit einer Drehzahl von z. B. 22.000
min
-1 betrieben, sodass es zu einer weiteren Kompression kommt. Die Druckluft besitzt demzufolge
am Auslass der zweiten Verdichterstufe 206 einen Druck von 10,2 bar und eine Temperatur
von 180°C. Die zweite Verdichterstufe weist somit ein Kompressionsverhältnis ebenfalls
von etwa 3,2 auf. Die Druckluft wird vom Auslass der zweiten Verdichterstufe 206 durch
einen Nachkühler 208 geführt und dort auf etwa 35°C abgekühlt. Schließlich ist am
Ausgang des Doppelschraubenverdichters 200 ein Abblasventil 209 angeordnet, welches
von einer Steuereinheit (nicht dargestellt) angesteuert wird.
[0024] Der beispielhaft beschriebene Doppelschraubenverdichter 200 zeigt bei maximaler Drehzahl
der Direktantriebe 202, 207 eine Leistungsaufnahme von 150 kW und liefert Druckluft
mit einem maximalen Druck von 12 bar und minimalem Druck von 6 bar. Das Drehzahlverhältnis
zwischen den Verdichterstufen beträgt im Lastbetrieb etwa 1,4.
[0025] Fig. 2 zeigt den Doppelschraubenverdichter 200 im Leerlaufbetrieb, d.h. wenn im Wesentlichen
keine Druckluft abgenommen wird. Neben den Elementen des Doppelschraubenverdichters
sind wiederum typische Parameter angegeben, wie sie im Leerlaufbetrieb auftreten.
Um in den Leerlaufbetrieb einzutreten, wird das Abblasventil geöffnet und die Drehzahl
beider Verdichterstufen wird reduziert. Der Einlass der ersten Verdichterstufe 201,
über welchen weiterhin Umgebungsluft angesaugt wird, wenn auch in reduzierter Menge,
ist weiterhin ohne Zwischenschaltung eines Ansaugreglers direkt an den Ansaugstutzen
203 gekoppelt, an welchem Umgebungsatmosphäre mit einem Druck von 1,0 bar bei einer
Temperatur von 20°C anliegt. Am Einlass der ersten Verdichterstufe 201 liegt somit
unverändert ein Druck von 1,0 bar an.
[0026] Die erste Verdichterstufe 201 wird nun mit einer Leerlaufdrehzahl V1
L = 2.500 min
-1 betrieben, um die Luft zu komprimieren. Am Auslass der ersten Verdichterstufe 201
herrscht dann ein Druck von 1,5 bar, sodass die erste Verdichterstufe im Leerlaufbetrieb
ein Verdichtungsverhältnis von 1,5 aufweist. Durch die verringerte Kompression erhöht
sich die Temperatur des Mediums (Druckluft) nur noch auf 90°C. Die Druckluft wird
vom Auslass der ersten Verdichterstufe 201 über den Zwischenkühler 204 zum Einlass
der zweiten Verdichterstufe 206 geführt. Nach dem Zwischenkühler 204, am Einlass der
zweiten Verdichterstufe 206, besitzt die Druckluft im Leerlauf eine Temperatur von
beispielsweise 30°C und weiterhin einen Druck von 1,5 bar (Zwischendruck). Die nötige
Kühlleistung für die Zwischenkühlung ist somit im Leerlaufbetrieb verringert. Im Leerlaufbetrieb
wird die zweite Verdichterstufe 206 mit einer Leerlaufdrehzahl V2
L von 7.500 min
-1 betrieben. Die Druckluft besitzt am Auslass der zweiten Verdichterstufe 206 einen
gegenüber dem Zwischendruck verringerten Druck von etwa 1,2 bar und eine Temperatur
von 70°C. Die zweite Verdichterstufe weist somit ein Kompressionsverhältnis von etwa
0,8 auf (Expansion). Die Druckluft wird vom Auslass der zweiten Verdichterstufe 206
durch den Nachkühler 208 geführt und dort auf etwa 30°C abgekühlt.
[0027] Der beispielhaft beschriebene Doppelschraubenverdichter 200 zeigt im Leerlaufbetrieb
eine Leistungsaufnahme von 7 kW und liefert einen maximalen Druck von 1,2 bar. Das
Drehzahlverhältnis zwischen den Verdichterstufen beträgt etwa 3.
Bezugszeichenliste
[0028]
- 200
- Doppelschraubenverdichter
- 201
- erste Verdichterstufe
- 202
- erster Direktantrieb
- 203
- Ansaugstutzen
- 204
- Zwischenkühler
- 205
- -
- 206
- zweite Verdichterstufe
- 207
- zweiter Direktantrieb
- 208
- Nachkühler
- 209
- Abblasventil
1. Verfahren zur Steuerung eines Schraubenverdichters mit mindestens einer ersten und
einer zweiten Verdichterstufe, wobei die erste Verdichterstufe ein gasförmiges Medium
komprimiert und an die zweite Verdichterstufe führt, welche das Medium weiter komprimiert,
und wobei beide Verdichterstufen getrennt voneinander und drehzahlregelbar angetrieben
sind, folgende Schritte umfassend:
- Erfassen eines am Ausgang der zweiten Verdichterstufe abgenommenen Volumenstroms
des komprimierten Mediums;
- Anpassen der Drehzahl beider Verdichterstufen, wenn der abgenommene Volumenstrom
in einem Bereich zwischen einem Maximalwert und einem vorbestimmten Minimalwert schwankt,
unter Beibehaltung eines vorbestimmten Ausgangsdrucks;
- Öffnen eines Abblasventils, wenn der Volumenstrom den vorbestimmten Minimalwert
unterschreitet, um den von der zweiten Verdichterstufe gelieferten Volumenstrom über
das Abblasventil zumindest teilweise austreten zu lassen;
- weiteres Reduzieren der Drehzahl mindestens der ersten Verdichterstufe auf eine
vorbestimmte Leerlaufdrehzahl (V1L), um den von der ersten an die zweite Verdichterstufe gelieferten Volumenstrom zu
reduzieren.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Reduzieren der Drehzahl der ersten Verdichterstufe die Leerlaufdrehzahl (V1L) gleichzeitig mit dem Öffnen des Abblasventils erfolgt.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass in einem weiteren Schritt die Drehzahl der zweiten Verdichterstufe auf eine vorbestimmte
Leerlaufdrehzahl (V2L) reduziert wird, solange der abgenommene Volumenstrom den vorbestimmten Minimalwert
unterschreitet.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Steuerung der Drehzahl der Verdichterstufen durch Drehzahlregelung von zwei Direktantrieben
erfolgt, welche die jeweilige Verdichterstufe antreiben.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass der abgenommene Volumenstrom mittelbar aus der Leistungsaufnahme mindestens einer
der beiden Verdichterstufen bestimmt wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Drehzahlen der beiden Verdichterstufen erhöht werden, sobald der abgenommene
Volumenstrom des komprimierten Mediums über dem vorbestimmten Minimalwert liegt.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass das Verhältnis Leerlaufdrehzahl (V2L) der zweiten Verdichterstufe : Leerlaufdrehzahl (V1L) der ersten Verdichterstufe im Bereich 2 bis 3 liegt.
8. Kompressor mit einem Schraubenverdichter, der mindestens eine erste und eine zweite
Verdichterstufe umfasst, wobei die erste Verdichterstufe ein gasförmiges Medium komprimiert
und an die zweite Verdichterstufe führt, welche das Medium weiter komprimiert, und
wobei beide Verdichterstufen getrennt voneinander und drehzahlregelbar angetrieben
sind, dadurch gekennzeichnet, dass der Kompressor weiterhin eine Steuereinheit umfasst, welche zur Ausführung eines
Verfahrens gemäß einem der Ansprüche 1 bis 6 konfiguriert ist.
9. Kompressor nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass der Einlass der strömungstechnisch vorderen, ersten Verdichterstufe ohne ein den
Volumenstrom begrenzendes, steuerbares Drosselelement an die Umgebungsatmosphäre geführt
ist.
10. Kompressor nach Anspruch 8 oder 9, dadurch gekennzeichnet, dass am Auslass der strömungstechnisch hinteren, zweiten Verdichterstufe ein Abblasventil
angeordnet ist, welches von der Steuereinheit zum Öffnen veranlasst wird, wenn der
abgenommene Volumenstrom einen vorbestimmten Minimalwert unterschreitet.