[0001] Die Erfindung betrifft eine Röntgeneinrichtung zur Erzeugung von hochenergetischer
Röntgenstrahlung, umfassend einen Linearbeschleuniger und ein Target. Der Linearbeschleuniger
ist zur Erzeugung von Röntgenstrahlung dazu ausgebildet, einen auf das Target gerichteten
Elektronenstrahl zu erzeugen, dessen kinetische Energie pro Elektron zumindest 1MeV
beträgt.
[0002] Röntgeneinrichtungen weisen typischerweise eine Elektronenstrahlquelle auf, die einen
beschleunigten Elektronenstrahl zur Beaufschlagung eines Targets (auch: Zielmaterial)
bereitstellen. Beim Auftreffen der Elektronen auf das Target entsteht im Bereich des
sogenannten Brennflecks Röntgenstrahlung. Die Elektronenstrahlquelle wird für gewöhnlich
von einer Kathode gebildet, wobei die austretenden Elektroden durch eine anliegenden
Beschleunigungsfeldstärke in Richtung einer Anode, welche in derartigen Ausführungen
das Target bildet, beschleunigt werden. Bei Hochenergieanwendungen ist es ferner bekannt,
einen Linearbeschleuniger als Elektronenstrahlquelle einzusetzen, der einen auf das
Target gerichteten Elektronenstrahl bereitstellt.
[0003] In vielen Anwendungen der Radioskopie oder Radiologie besteht das Bedürfnis, einen
möglichst kleinen Brennfleck zu erzeugen. Bei der Bildgebung kann dadurch beispielsweise
eine hohe Ortsauflösung bei optischer Vergrößerung erreicht werden oder die von den
das Röntgenstrahlenfeld begrenzenden Blenden verursachten Halbschatten verkleinert
werden. Bei der Strahlentherapie, insbesondere bei der intensitätsmodulierten Strahlentherapie,
kann so weiterhin eine präzisere Dosisverteilung der deponierten Röntgenstrahlung
realisiert werden.
Aus
DE 10 2012 103 974 A1 ist eine Röntgenröhre für die medizinische Bildgebung wie der Computertomographie
bekannt, die eine Kathode und eine Anode umfasst. Der Elektronenstrahl ist auf ein
Target zur Erzeugung von Röntgenstrahlung gerichtet. Zur Begrenzung der Brennfleckgröße
auf dem Target durchläuft der Elektronenstrahl einen diesen seitlich begrenzenden
Blendenkanal, der in einem Blendenkörper eingebracht ist. Um die bei der Absorption
der Elektronen entstehende Wärme abführen zu können, muss der Bereich um den Blendenkanal
möglichst massiv ausgeführt werden, gegebenenfalls ist zusätzlich eine Wasserkühlung
vorgesehen.
[0004] Ausgehend von diesem Stand der Technik ist Aufgabe der vorliegenden Erfindung, eine
Röntgeneinrichtung zur Erzeugung von hochenergetischer Röntgenstrahlung anzugeben,
bei der die Ausdehnung des Brennflecks auf dem Target minimiert werden kann.
[0005] Gemäß der Erfindung wird diese Aufgabe gelöst durch eine Röntgeneinrichtung zur Erzeugung
von hochenergetischer Röntgenstrahlung der eingangs genannten Art mit den kennzeichnenden
Merkmalen des Patenanspruchs 1.
[0006] Vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sind Gegenstand der Unteransprüche.
[0007] Eine Röntgeneinrichtung zur Erzeugung von hochenergetischer Röntgenstrahlung umfasst
einen Linearbeschleuniger und ein Target. Das Target besteht typischerweise aus einem
Zielmaterial, welches zur Erzeugung von Röntgenstrahlung durch Abbremsung der beschleunigten
Elektronen dient. Der Bereich des Targets, in dem diese Konvertierung stattfindet,
wird als Brennfleck bezeichnet. Der Linearbeschleuniger ist weiterhin dazu ausgebildet
und ausgerichtet, einen auf das Target gerichteten Elektronenstrahl zu erzeugen, dessen
kinetische Energie pro Elektron zumindest 1MeV beträgt. Gemäß der Erfindung ist im
Strahlengang des Elektronenstrahls zwischen dem Linearbeschleuniger und dem Target
eine Blende angeordnet, welche einen eine Blendenöffnung umgebenden Randbereich aufweist,
dessen Materialstärke in Propagationsrichtung des Elektronenstrahls weniger als 10%
der mittleren Reichweite von Elektronen der erzeugten kinetischen Energie im Material
des Randbereichs beträgt.
[0008] In Linearbeschleunigern werden typischerweise hohe kinetische Energien erreicht,
so dass die emittierten Elektronen eine im Vergleich zu den in herkömmlichen Röntgenröhren
erzeugten Elektronen erhöhte mittlere Reichweite in Materialien haben. Die Erfindung
wählt zur Begrenzung des Brennflecks in diesem energetischen Bereich den Ansatz, eine
Blende vorzusehen, die nicht dazu ausgebildet ist, die Elektronen des erzeugten Energiebereichs
in merklichem Ausmaß zu absorbieren, vielmehr ist vorgesehen, dass die Wechselwirkung
im Wesentlichen auf inelastische oder elastische Streuvorgänge beschränkt werden soll.
Hierzu weist die Blende zumindest in dem die Blendenöffnung begrenzenden Randbereich
eine Materialstärke auf, die lediglich ein Bruchteil der mittleren Reichweite von
Elektronen der erzeugten kinetischen Energie im Material der Randbereichs beträgt.
Bei der Transmission des Elektronenstrahls durch den Randbereich der Blende erfahren
die peripheren Elektronen, welche den Randbereich durchdringen, eine Auslenkung und
werden gestreut. Die daraufhin divergent propagierenden Elektronen treffen anschießend
im Allgemeinen nicht mehr auf das Zielmaterial auf, welches das Target bildet. Der
den Brennfleck erzeugende Bereich des Elektronenstrahls ist somit im Wesentlichen
auf den Bereich der Blendenöffnung begrenzt. Gleichzeitig ist der Energieübertrag
auf die Blende minimal, da dieser im Wesentlichen nur auf inelastische Streueffekte
beruht. Dies bedingt unter anderem einen geringeren Wärmeeintrag auf die Blende, die
daher nicht notwendigerweise zusätzlich gekühlt werden muss.
[0009] Mit anderen Worten bildet der Randbereich der Blende einen Streukörper (auch: Diffusor)
für die hindurchtretenden Elektronen des von der anliegenden Beschleunigungsspannung
vorgegebenen Energiebereichs. Die dabei zufällig ausgelenkten Elektronen können in
anderen Bereichen der Röntgeneinrichtung absorbiert werden und sind somit im Nutzstrahlenfeld
der erzeugten Röntgenstrahlung nicht mehr sichtbar. Die Begrenzung der Ausdehnung
des Brennflecks auf dem Target (auch: Zielmaterial) bedingt unter anderem eine verbesserte
Bildqualität bei bildgebenden Verfahren. So weisen die erfassten Bilder eine geringere
Unschärfe bzw. kleinere Halbschatten auf, da sich die Ausdehnung des Brennflecks einer
idealen Punktquelle annähert. Mögliche Anwendungsfelder betreffen beispielsweise die
Radioskopie, insbesondere die zerstörungsfreie Prüfung von Werkstücken, Bauteilen
oder anderen Objekten, die Überprüfung von Transportgut, insbesondere im Rahmen einer
Frachtgutkontrolle, bei der beispielsweise Lastkraftwägen oder Frachtcontainer für
Züge oder Containerschiffe durchleuchtet werden, um deren Inhalt sichtbar zu machen
oder Anwendungen im Bereich der Medizin, insbesondere im Bereich der Strahlentherapie.
So kann beispielsweise durch die von der Erfindung bereitgestellte Begrenzung des
Brennflecks eine präzisere Dosisverteilung bei der Strahlentherapie, insbesondere
bei der intensitätsmodulierten Strahlentherapie realisiert werden, da die Halbschatten
des das Photonennutzstrahlenfeld begrenzenden Kollimators kleiner sind. Zudem können
die Röntgeneinrichtungen hinsichtlich ihres Gewichts optimiert werden, da nachgeschaltete
Kollimatoren zur Kollimation der erzeugten Röntgenstrahlung wegfallen oder zumindest
begrenzt können.
[0010] Die Blende besteht in einem einfachen Ausführungsbeispiel aus einem dünnen Blech
insbesondere aus Stahl oder einem anderen Übergangsmetall oder -legierung. Ein weiteres,
besonders bevorzugtes nichtmetallisches Material für die Blende ist beispielsweise
Graphit.
[0011] Es versteht sich, dass das Material und die Materialstärke der Blende zumindest in
dem die Blendenöffnung umgebenden Randbereich auf die kinetische Energie der beim
bestimmungsgemäßen Gebrauch der Röntgeneinrichtung erzeugten Elektronen abgestimmt
ist. Bei kinetischen Energien im MeV-Bereich liegt die Materialstärke typischerweise
im Bereich von einem oder mehreren Millimetern, wenn diese aus einem leichten Material
wie beispielsweise Graphit besteht. Blenden aus einem schwereren Material, insbesondere
Metall weisen geringere Materialstärken beispielsweise im Submillimeterbereich, insbesondere
im Bereich von etwa 1/10 mm, auf.
[0012] In einem bevorzugten Ausführungsbeispiel der Erfindung ist zumindest der die Elektronen
streuende Randbereich der Blende von einer Folie oder mehreren Folien gebildet. Derartige
Ausführungen sind als kostengünstige Implementationen eines Streukörpers von hinrichtend
geringer Dicke zu sehen, bei denen sichergestellt ist, dass die Wechselwirkung mit
den Elektronen der erzeugten kinetischen Energie im Wesentlichen auf Streuprozesse
beschränkt ist. Ist der Bereich der Blende, der ursächlich für die Streuung der Elektronen
ist, von einem derartigen Folienmaterial gebildet, so ist der Wärmeeintrag minimal.
Die derartig ausgebildeten Blenden müssen daher während des Betriebs der Röntgeneinrichtung
nicht notwendigerweise aktiv gekühlt werden.
[0013] Die Folie besteht vorzugsweise aus einem Metall. Besonders bevorzugt besteht die
Blende bzw. zumindest der streuende Randbereich der Blende aus Titan. In anderen Ausführungsbeispielen
besteht die Blende oder zumindest der die Blendenöffnung umgebende Randbereich aus
Edelstahl, Wolfram oder Kupfer oder aus einem anderen Übergangsmetall oder Übergangsmetalllegierung.
[0014] Die Blende, insbesondere die vorstehend beschriebene Blende bestehend aus zumindest
einer metallischen Folie, ist in einem möglichen Ausführungsbeispiel mittels einer
Kühleinrichtung, insbesondere mittels einer Wasserkühleinrichtung kühlbar. Somit ist
sichergestellt, dass auch der durch inelastische Streuprozesse übertragene, relativ
geringe Wärmeübertrag zuverlässig abgeführt werden kann.
[0015] Vorzugsweise ist ein Kollimator im Strahlengang der durch Beaufschlagung des Targets
erzeugten Röntgenstrahlen angeordnet. Dieser dient zur Begrenzung des Nutzstrahlenfelds
der erzeugten Röntgenstrahlung. Ist der Ort der Röntgenstrahlentstehung (Brennfleck)
klein, so sind auch die Halbschatten an den Grenzen des Nutzstrahlenfeldes klein.
[0016] Besonders bevorzugt ist ein zumindest den Linearbeschleuniger, die Blende und das
Target umgebendes Vakuumgehäuse oder eine diese Bauteile umgebende Vakuumhülle zumindest
bereichsweise mit einer Abschirmung versehen, die dazu geeignet ist, Röntgenstrahlung
zu absorbieren, die von gestreuten Elektronen hervorgerufen wird, welche auf das Vakuumgehäuse
auftreffen und dadurch abgebremst werden. Die dabei entstehende Röntgenstrahlung kann
durch die Wahl des Wandungsmaterials spektral beeinflusst werden und ist lokal bevorzugt
durch eine außerhalb des Vakuumgehäuses angeordnete Abschirmung abzuschirmen. In anderen
Ausführungsbeispielen ist die Abschirmung im Inneren des Vakuumgehäuses vorgesehen.
Da das Vakuumgehäuse der Röntgeneinrichtung evakuiert ist, besteht die im Inneren
des Vakuumgehäuses vorgesehene Abschirmung vorzugsweise aus einem Material mit hohem
Dampfdruck, besonders bevorzugt umfasst die Abschirmung Elemente mit kleiner Kernladungszahl.
Außenseitig am Vakuumgehäuse können zur Abschirmung auch Materialien zum Einsatz kommen,
welche einen niedrigen Dampfdruck aufweisen. Diese Abschirmung besteht beispielsweise
ganz oder zum Teil aus Blei. Da die gestreuten Elektronen vom Material der Blende
nicht absorbiert werden, breiten diese sich divergent zur Propagationsrichtung des
Elektronenstrahls aus und treffen auf das mit Abschirmmaterialien versehene Vakuumgehäuse
auf, von welchem sie absorbiert werden. Da die Absorption der an der Blende gestreuten
Elektronen in keinem stark lokalisierten Bereich, sondern in großflächigen Bereichen
des Vakuumgehäuses erfolgt, kann auch hier im Allgemeinen auf eine externe Kühlung
verzichtet werden.
[0017] In anderen möglichen Ausgestaltungen der Erfindung ist das Vakuumgehäuse der Röntgeneinrichtung,
mittels einer Fluidkühlung kühlbar.
[0018] Besonders bevorzugt weisen die mit der Abschirmung versehenen Bereiche gegenüber
Bereichen des Vakuumgehäuses ohne Abschirmung eine für Elektronen der erzeugten kinetischen
Energie erhöhte Absorption auf. Mit anderen Worten ist vorgesehen, lediglich diejenigen
Bereiche mit einer Abschirmung zu versehen, welche für die Absorption von gestreuten
Elektronen relevant sind. Dies trägt unter anderem zur Gewichtsreduktion bei.
[0019] Die mit der Abschirmung versehenen Bereiche liegen vorzugsweise ausschließlich innerhalb
eines von der Blende ausgehenden, sich in Propagationsrichtung des Elektronenstrahls
erstreckenden Raumwinkelbereichs. Der Raumwinkelbereich wird bevorzugt von einer Vielzahl
von überlagerten Streukegeln gebildet, deren Kegelspitzen innerhalb des die Blendenöffnung
umgebenden Randbereichs liegen. Mit anderen Worten ist die Abschirmung dort angeordnet,
wo die im Randbereich der Blende gestreuten Elektronen zumindest mit hoher Wahrscheinlichkeit
auftreffen.
[0020] In Weiterbildung der Erfindung ist vorgesehen, dass der abzuschirmende Raumwinkelbereich
einem mittleren Streuwinkelbereich der im Randbereich der Blende gestreuten Elektronen
entspricht. Diese Weiterbildung macht sich die Beobachtung zunutze, dass der mittlere
Streuwinkel sowohl von der kinetischen Energie der einfallenden Elektronen als auch
vom Streukörper, welcher hier von dem die Blendenöffnung umgebenden Randbereich bereitgestellt
wird, abhängt. In Abhängigkeit der bei Betrieb angelegten Beschleunigungsspannung
und dem zur Begrenzung des Brennflecks eingesetzten Streumaterials ist somit ermöglicht,
eine selektive Dimensionierung der Abschirmung vorzusehen. Dadurch ist insbesondere
eine weitergehende Gewichtsreduktion ermöglicht, da nur diejenigen Bereiche des Vakuumgehäuses
mit einer Abschirmung versehen werden, in denen der Großteil der gestreuten Elektronen
absorbiert wird. So ist beispielsweise die Auslenkung der gestreuten Elektronen bezüglich
der Propagationsrichtung der nicht gestreuten Elektronen bei höheren Energien kleiner
als bei Elektronen geringerer kinetischer Energie. Im Ergebnis kann daher die Abschirmung
bei Röntgeneinrichtungen, die zur Bereitstellung von höherenergetischer Röntgenstrahlung
ausgebildet sind, auf einen kleineren, um die Propagationsrichtung des nicht gestreuten
Elektronenstrahls konzentrierten Raumwinkelbereich begrenzt werden.
[0021] Als mittlerer Streuwinkelbereich im Sinne der vorliegenden Spezifikation wird ein
um den mittleren Streuwinkel zentrierter Streukegel angenommen, dessen Öffnungswinkel
einer für den Streuprozess charakteristischen mittleren Abweichung, insbesondere einer
Standardabweichung entspricht. Der mittlere Streuwinkel bezeichnet den Mittelwert
der Winkel der gestreuten Elektronen zur Beschleunigungsachse, welch mit der Propagationsrichtung
der ungestreuten Elektronen übereinstimmt.
[0022] Der Linearbeschleuniger der Röntgeneinrichtung ist bevorzugt dazu ausgebildet, einen
Elektronenstrahl zu erzeugen, dessen kinetische Energie pro Elektron weniger als 20MeV
beträgt. Die Röntgeneinrichtung ist somit bevorzugt für die bereits beschriebenen
Anwendungen im Bereich der Radioskopie oder Radiologie einsetzbar.
[0023] Die Erfindung betrifft ferner ein Verfahren zur Herstellung einer Röntgeneinrichtung
zur Erzeugung von hochenergetischer Röntgenstrahlung, insbesondere ein Verfahren zur
Herstellung einer der vorstehend beschriebenen Röntgeneinrichtungen. Die Röntgeneinrichtung
umfasst einen Linearbeschleuniger und ein Target, wobei der Linearbeschleuniger zur
Erzeugung von Röntgenstrahlung dazu ausgebildet ist, einen auf das Target gerichteten
Elektronenstrahl zu erzeugen, dessen kinetische Energie pro Elektron zumindest 1MeV
beträgt. Gemäß der Erfindung wird ein Bauteil im Strahlengang des Elektronenstrahls
zwischen Linearbeschleuniger und Target angeordnet wird, dessen Materialstärke in
Propagationsrichtung des Elektronenstrahls weniger als 10% der mittleren Reichweite
von Elektronen der erzeugten kinetischen Energie im Material des Bauteils beträgt.
In das Bauteil wird eine Blendenöffnung dadurch eingebracht, dass das Bauteil mit
einem von dem Linearbeschleuniger erzeugten Elektronenstrahl beaufschlagt wird. In
diesem Sinne bildet das Bauteil nach Einbringen der Blendenöffnung die bereits beschriebene
Blende.
[0024] Es hat sich gezeigt, dass die mittels Linearbeschleunigern erzeugten Elektronenstrahlen
auf Grund der anliegenden elektrischen Feder bereits stark fokussiert sind, so dass
die Teilchendichte im Zentrum des Elektronenstrahls stark erhöht ist. Diese Eigenschaft
macht sich die Erfindung zunutze, um die vorstehend beschriebene Blendenöffnung in
das Bauteil einzubringen. Hierzu wird gegebenenfalls die vom Linearbeschleuniger bereitgestellte
Stromstärke des beschleunigten Elektronenstrahls gegenüber der im normalen Betrieb
generierten Stromstärke erhöht, um ein Loch in das im Strahlengang eingebrachte Bauteil
-welches beispielsweise von einer oder mehrerer der vorstehend beschriebenen Folien
gebildet isthinein zu brennen. Die Dimensionierung der so erzeugten Blendenöffnung
entspricht dabei dem zentralen Bereich des Elektronenstrahls und damit automatisch
einer Blendenöffnung mit den vorstehend beschriebenen Streucharakteristik für die
abseits des zentralen Bereichs propagierenden Elektronen. Eine aufwendige Justage
einer bereits eine Blendenöffnung aufweisende Blende kann vermieden werden und damit
Montage- und Justierungskosten eingespart werden.
[0025] Für eine weitere Beschreibung der Erfindung werden auf die in den Zeichnungsfiguren
gezeigten Ausführungsbeispiele verwiesen. Es zeigen in einer schematischen Darstellung:
Fig. 1: eine Röntgeneinrichtung gemäß einem ersten Ausführungsbeispiel in einer schematischen
Schnittdarstellung;
Fig. 2: eine Röntgeneinrichtung gemäß einem zweiten Ausführungsbeispiel in einer schematischen
Schnittdarstellung;
Fig. 3: mittlere Streubereiche bei der Elektronenstreuung an einem ausgewählten Streukörper.
[0026] Einander entsprechende Teile oder Bezugsgrößen sind in allen Figuren mit den gleichen
Bezugszeichen versehen.
[0027] Figur 1 zeigt eine Röntgeneinrichtung 1 gemäß einem ersten Ausführungsbeispiel der
Erfindung in einer schematischen Schnittdarstellung. Die Röntgeneinrichtung 1 umfasst
einen lediglich schematisch dargestellten Linearbeschleuniger 2, der dazu ausgelegt
ist, einen Elektronenstrahl E der kinetischen Energie von zumindest 1MeV pro Elektron
zu erzeugen. Der Elektronenstrahl E ist auf ein Target 3 gerichtet. Das Target 3 emittiert
im Bereich eines Brennflecks Röntgenstrahlung R.
[0028] Im Strahlengang zwischen Linearbeschleuniger 2 und Target 3 ist eine Blende 4 angeordnet,
die einen peripheren Teil des einfallenden primären Elektronenstrahls E diffus streut,
so dass die Ausdehnung des Brennflecks auf dem Target 3 reduziert wird. Hierzu besteht
zumindest ein eine Blendenöffnung 5 umgebende Randbereich B der Blende 4 aus einem
Material, welches dazu geeignet ist, Elektronen der erzeugten kinetischen Energie
zu streuen. Der Randbereich B der Blende 4 weist in Propagationsrichtung P des Elektronenstrahls
E eine Materialstärke auf, die im Vergleich der Reichweite der Elektronen der erzeugten
kinetischen Energie im Material des Randbereichs B klein ist. Konkret beträgt die
Materialstärke des Randbereichs B in dem hier betrachteten Ausführungsbeispiel weniger
als etwa 10% der Reichweite von Elektronen mit der kinetischen Energie von 1MeV im
Material des Randbereichs B.
[0029] Die abseits vom Zentrum des Elektronenstrahls E propagierenden Elektronen werden
vom Randbereich B diffus gestreut und somit großflächig über die innere Oberfläche
eines Vakuumgehäuses 6 der Röntgeneinrichtung 1 verteilt. Entsprechend verteilt sich
auch der von der Absorption dieser Elektronen verursachte Wärmeeintrag über weite
Bereiche des Vakuumgehäuses 6, so dass auf eine externe Kühlung des Vakuumgehäuses
6 verzichtet werden kann.
[0030] Außenseitig am Vakuumgehäuse 6 ist eine Abschirmung 7 angeordnet, die in dem exemplarischen
Ausführungsbeispiel aus Blei besteht und sich - mit Ausnahme des Bereichs des Targets
3 - über die gesamte äußere Oberfläche des Vakuumgehäuses 6 erstreckt.
[0031] Dadurch, dass seitliche Randbereiche des Elektronenstrahls E vom Target 3 weggestreut
werden, können Halbschatten in mittels der erzeugten Röntgenstrahlung R erfassten
Bildern minimiert werden. Als Anwendungsfeld für die Röntgeneinrichtung 1 bietet sich
somit die Radioskopie an, andere Anwendungsfelder betreffen beispielsweise die medizinische
Strahlentherapie.
[0032] Die Blende 4 ist in dem gezeigten Ausführungsbeispiel aus einem einfachen Blech oder
einer Folie aus Metall gebildet. Da die Wechselwirkung der Elektronen mit dem Material
der Blende 4 im Wesentlichen auf inelastische und elastische Streuereignisse beschränkt
ist, ist auch hier der Wärmeeintrag minimal. Eine Kühlung der Blende 4 ist somit nicht
zwingend erforderlich.
[0033] Optional ist eine Kühleinrichtung 8 zur Fluidkühlung der Blende 4 vorgesehen, die
schematisch in Figur 1 dargestellt ist. In diesem Fall ist die Blende 4 derart ausgestaltet,
dass ein Kühlfluid, beispielsweise Wasser, zumindest durch einen Abschnitt der Blende
hindurch geleitet werden kann. In einem möglichen Ausführungsbeispiel ist die Blende
4 von zwei planparallelen Folien gebildet, zwischen denen ein Zwischenraum gebildet
ist, in den das Kühlfluid einbringbar ist.
[0034] Der Anteil der durch gestreute Elektronen verursachten Röntgenstrahlung R kann weiter
reduziert werden, wenn eine Kollimation der vom Target 3 ausgehenden Röntgenstrahlung
R erfolgt. Hierzu ist optional ein Kollimator 9, beispielsweise ein Lamellenkollimator,
im targetnahen Bereich der austretenden Röntgenstrahlung R angeordnet.
[0035] Figur 2 zeigt eine Röntgeneinrichtung 1 gemäß einem zweiten Ausführungsbeispiel.
Das zweite Ausführungsbeispiel unterscheidet sich von der in Figur 1 illustrierten
Ausführung lediglich hinsichtlich der Ausdehnung der Abschirmung 7, so dass zunächst
auf die diesbezüglichen Beschreibung verwiesen wird, um Wiederholungen zu vermeiden.
[0036] Bei dem in Figur 2 dargestellten zweiten Ausführungsbeispiel ist die Abschirmung
7 auf einen Teilbereich des Vakuumgehäuses 6 beschränkt. Die Auslegung der Abschirmung
7 erfolgt derart, dass zumindest der überwiegende Anteil der im Randbereich B gestreuten
Elektronen von der Abschirmung 7 absorbiert werden. Hierzu ist ein von dem streuenden
Randbereich B ausgehender Raumwinkelbereich Ω (in Figur gestrichelt angedeutet) abzuschirmen,
in den im Mittel zumindest die überwiegende Mehrzahl Elektronen gestreut werden. Die
Ausdehnung der Abschirmung 7 ist somit in Abhängigkeit der kinetischen Energie der
Elektronen nach Maßgabe des mittleren Streuwinkels φ und der mittleren Abweichung
von diesem mittleren Streuwinkel φ auszulegen.
[0037] Die zur Auslegung der Abschirmung 7 relevante Information ist in Figur 3 für ein
ausgewähltes Streumaterial und für bestimmte Energiebereiche zwischen 2MeV und 18MeV
illustriert. Gezeigt sind jeweils der für Elektronenstreuung der jeweiligen Energie
maßgebliche mittlere Streuwinkel φ und die mittlere Abweichung σ hiervon, die als
um den mittleren Streuwinkel φ zentrierte Balken dargestellt ist. Die mittlere Abweichung
σ entspricht hier der Standardabweichung, so dass in dem hier illustrierten Beispiel
unter der Annahme von normalverteilten Streuereignissen davon auszugehen ist, dass
etwa 68% der in den von dem mittleren Streuwinkel φ und der mittleren Abweichung σ
festgelegten mittleren Streuwinkelbereich gestreut werden.
[0038] Die Kenntnis der mittleren Streuwinkelbereiche in Abhängigkeit der kinetischen Energie
der einfallenden Elektronen kann dazu genutzt werden, die Röntgeneinrichtung 1 gezielt
geometrisch auszugestalten und abzuschirmen. Der Raumwinkelbereich Ω, den die Abschirmung
7 abdeckt, entspricht der Summe der mittleren Streuwinkelbereiche, deren Streuzentren
in dem für die Elektronenstreuung maßgeblichen Randbereich B der Blende 4 liegen.
Die Ausdehnung der Abschirmung 7 kann durch diese Konstruktionsweise deutlich reduziert
werden.
[0039] Ein bevorzugtes Verfahren zur Herstellung der vorstehend beschriebenen Röntgeneinrichtung
1 umfasst einen Verfahrensschritt, in dem ein Bauteil, welches im endmontierten Zustand
die Blende 4 bildet, in den Strahlengang des vom Linearbeschleuniger 2 bereitgestellten
Elektronenstrahls E eingebracht wird. Die Blendenöffnung 5 wird in das Bauteil mittels
des Elektronenstrahls E hinein gebrannt. Hierzu kann gegebenenfalls vom Linearbeschleuniger
2 bereitgestellt Stromstärke des Elektronenstrahls gegenüber der beim regulären Betrieb
erzeugten Stromstärke erhöht werden. Da die Anzahl der Elektronen aufgrund der fokussierenden
Eigenschaften des Linearbeschleunigers 2 in einem zentralen Bereich des Elektronenstrahls
E stark erhöht ist und randseitig stark abnimmt, verbleibt bei einem derartigen Vorgehen
ein die Blendenöffnung 5 umgebender Randbereich B mit den vorstehend beschriebenen
streuenden Eigenschaften. Randseitige Strahlbereiche des Elektronenstrahls E, in denen
die Elektronenanzahl im Vergleich zum zentralen Bereich des Elektronenstrahls E stark
vermindert ist, werden somit im regulären Betrieb der Röntgeneinrichtung 1 vom Target
3 weggestreut und so die Ausdehnung des Brennflecks auf dem Target 3 minimiert.
[0040] Obwohl die Erfindung im Detail mit Bezug auf das bevorzugte Ausführungsbeispiel näher
illustriert und beschrieben wurde, so ist die Erfindung nicht hierdurch eingeschränkt.
Andere Variationen und Kombinationen können vom Fachmann hieraus abgeleitet werden,
ohne vom wesentlichen Gedanken der Erfindung abzuweichen.
1. Röntgeneinrichtung (1) zur Erzeugung von hochenergetischer Röntgenstrahlung, umfassend
einen Linearbeschleuniger (2) und ein Target (3), wobei der Linearbeschleuniger (2)
zur Erzeugung von Röntgenstrahlung (R) dazu ausgebildet ist, einen auf das Target
(3) gerichteten Elektronenstrahl (E) zu erzeugen, dessen kinetische Energie pro Elektron
zumindest 1MeV beträgt, gekennzeichnet durch eine im Strahlengang des Elektronenstrahls (E) zwischen Linearbeschleuniger (2) und
Target (3) angeordneten Blende (4), welche einen eine Blendenöffnung (5) umgebenden
Randbereich (B) aufweist, dessen Materialstärke in Propagationsrichtung (P) des Elektronenstrahls
(E) weniger als 10% der mittleren Reichweite von Elektronen der erzeugten kinetischen
Energie im Material des Randbereichs (B) beträgt.
2. Röntgeneinrichtung (1) nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass zumindest der Randbereich (B) der Blende (4) aus Graphit besteht.
3. Röntgeneinrichtung (1) nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass zumindest der Randbereich (B) der Blende (4) von zumindest einer Folie gebildet ist.
4. Röntgeneinrichtung (1) nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Folie aus einem Metall besteht.
5. Röntgeneinrichtung (1) nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Folie zumindest zum Teil aus Titan, Edelstahl oder Kupfer besteht oder mit Titan,
Edelstahl oder Kupfer beschichtet ist.
6. Röntgeneinrichtung (1) nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Blende (4) mittels einer Kühleinrichtung, insbesondere mittels einer Wasserkühleinrichtung
kühlbar ist.
7. Röntgeneinrichtung (1) nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass ein Kollimator (9) im Strahlengang der durch Beaufschlagung des Targets (3) erzeugten
Röntgenstrahlen (R) angeordnet ist.
8. Röntgeneinrichtung (1) nach einem der vorhergehenden Ansprüche, gekennzeichnet durch ein zumindest den Linearbeschleuniger (2), die Blende (4) und das Target (3) umgebendes
Vakuumgehäuse (6), welches zumindest bereichsweise mit einer Abschirmung (7) versehen
ist, die dazu geeignet ist, durch Abbremsung von gestreuten Elektronen verursachte
Röntgenstrahlung zu absorbieren.
9. Röntgeneinrichtung (1) nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass die mit der Abschirmung (7) versehenen Bereiche gegenüber Bereichen des Vakuumgehäuses
(6) ohne Abschirmung eine für Röntgenstrahlung erhöhte Absorption aufweisen.
10. Röntgeneinrichtung (1) nach Anspruch 8 oder 9, dadurch gekennzeichnet, dass die mit der Abschirmung (7) versehenen Bereiche ausschließlich innerhalb eines von
der Blende (4) ausgehenden, sich in Propagationsrichtung (P) des Elektronenstrahls
(E) erstreckenden Raumwinkelbereichs (Ω) liegen.
11. Röntgeneinrichtung (1) nach einem der Ansprüche 8 bis 10, dadurch gekennzeichnet, dass der Raumwinkelbereich (Ω) einem mittleren Streuwinkelbereich der im Randbereich (R)
der Blende (4) gestreuten Elektronen entspricht.
12. Röntgeneinrichtung (1) nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die kinetische Energie pro Elektron im erzeugten Elektronenstrahl (E) weniger als
20MeV beträgt.
13. Verfahren zur Herstellung einer Röntgeneinrichtung (1) zur Erzeugung von hochenergetischer
Röntgenstrahlung (R), umfassend einen Linearbeschleuniger (2) und ein Target (3),
wobei der Linearbeschleuniger (2) zur Erzeugung von Röntgenstrahlung (R) dazu ausgebildet
ist, einen auf das Target (3) gerichteten Elektronenstrahl (E) zu erzeugen, dessen
kinetische Energie pro Elektron zumindest 1MeV beträgt, dadurch gekennzeichnet, dass ein Bauteil im Strahlengang des Elektronenstrahls (E) zwischen Linearbeschleuniger
(2) und Target (3) angeordnet wird, dessen Materialstärke in Propagationsrichtung
(P) des Elektronenstrahls (E) weniger als 10% der mittleren Reichweite von Elektronen
der erzeugten kinetischen Energie im Material des Bauteils beträgt, wobei in das Bauteil
eine Blendenöffnung (5) dadurch eingebracht wird, dass das Bauteil mit einem von dem
Linearbeschleuniger (2) erzeugten Elektronenstrahl (E) beaufschlagt wird.