[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur korrosionsschützenden Vorbehandlung
metallischer Bauteile, die zumindest teilweise Oberflächen eines metallischen Werkstoffes
aufweist, der überwiegend aus einem oder mehreren der Elemente Eisen, Zink und/oder
Aluminium besteht, unter Verwendung einer sauren wässrigen Zusammensetzung enthaltend
freies Fluorid und primäre aromatische Amine in Gegenwart einer in Wasser gelösten
Verbindung, die eine Quelle für Nitrit-Ionen darstellt.
[0002] Im Stand der Technik ist eine Vielzahl an Vorbehandlungsverfahren von aus Metallen,
insbesondere aus Aluminium, gefertigten Bauteilen zur Vermittlung eines Korrosionsschutzes
und als Lackhaftgrund bekannt, die auf sauren Zusammensetzungen basieren. Üblicherweise
wird dabei die Aluminiumoberfläche in einem ersten Schritt von der natürlichen oder
durch den Fertigungsprozess bedingten Oxidschicht durch Beizen bzw. Dekapieren befreit.
Das Beizen umfasst nicht lediglich die Entfernung der Oxidschicht, sondern schließt
üblicherweise auch das Beizen des aus Aluminium gefertigten Bauteils selbst ein, um
eine homogene reproduzierbare metallische Oberfläche für eine nachfolgende Passivierung
bereitzustellen. In der jüngeren Vergangenheit haben sich im Stand der Technik zusehends
chrom(VI)-freie Zusammensetzungen, wie in der
WO2001/066827 A1 offenbart, auf Basis wasserlöslicher anorganischer Verbindungen der Elemente Zr,
Ti und Cr(III) etabliert, die eine Konversion der Metalloberfläche zu einer eine wenige
Nanometer dünnen, amorphen und zumindest temporär vor Korrosion schützenden Beschichtung
herbeiführen. Diese Konversionsschichten stellen jedoch einen guten Lackhaftgrund
für weitere organische Deckschichten dar und verbessern auf diese Weise auch den Schutz
vor Korrosion von fertig oberflächenbehandelten Bauteilen (sogenannter "permanenter
Korrosionsschutz").
[0003] Auch die Selbstabscheidung von organischen Beschichtungen auf metallischen Substraten
unter Verwendung von sauren wässrigen Bindemitteldispersionen in Gegenwart von Eisen(III)-lonen
und Fluorid-haltigen ist für die Vermittlung eines permanenten Korrosionsschutzes
bekannt und beispielsweise in der
WO2011/029680 A1 beschrieben. Eine solche autophoretische Abscheidung einer organischen Erstbeschichtung
gefolgt von einer Reaktionsspüle, in der Schichtdefekte ausgeheilt werden, hat sich
aber bisher nur für Stahl- und oder verzinkte Stahloberflächen durchsetzen können,
da die hohen Fluorid-Gehalte auf Aluminiumoberflächen eine starke Beizreaktion hervorrufen,
die die Abscheidung einer homogenen organischen Erstbeschichtung verhindert.
[0004] Auch in Anbetracht der Vielzahl unterschiedlicher Vorbehandlungsverfahren, die im
Stand der Technik zur Verfügung stehen, besteht weiterhin Bedarf an alternativen oder
verbesserten Verfahren um metallischen Bauteilen, insbesondere aus Aluminium gefertigten
Bauteilen, einen Korrosionsschutz zu verleihen. Es wäre allerdings vorteilhaft, wenn
einerseits auf den separaten Beizschritt vor dem eigentlichen Behandlungsverfahren
verzichtet werden könnte und eine organische Erstbeschichtung erfolgt, die einen guten
temporären Korrosionsschutz aufweist zudem einen guten Haftgrund für die Aufbringung
weiterer organischer Deckschichten darstellt.
[0005] Es ist bekannt, dass Arylamine in Lösung bei niedrigem pH und in Gegenwart von Nitrit
in Diazonium-Ionen umgewandelt werden können. Es ist beispielsweise aus der
CN 102352501 A bekannt, dass diese Diazoniumverbindungen an metallische Oberflächen angelagert werden
können, um diesen einen Korrosionsschutz zu verleihen. Es ist allerdings bisher nicht
möglich, die Diazonium-Ionen direkt an Metalle anzulagern, die eine Oxidschicht aufweisen.
[0006] Weiterhin ist die Stabilität von Zusammensetzungen kritisch, die bei einem niedrigen
pH-Wert Arylamine und Nitrit enthalten, da die Bildung der Diazonium-Ionen spontan
und in Lösung erfolgt und dort unter Stickstoffabspaltung eine Degradation zu Phenolen
erfolgt. Die Ausbeute an Diazonium-Ionen, die auf den Metalloberflächen angelagert
werden, ist in derartigen Zusammensetzungen üblicherweise gering und daher verbesserungswürdig.
[0007] Überraschenderweise wurde nun gefunden, dass sich diazotierte Arylamine ausgehend
von einer Zusammensetzung enthaltend Arylamine, freies Fluorid und einer wasserlöslichen
Verbindung, die eine Quelle für Nitrit-Ionen darstellt, in einem selbstinitiierten
Prozess selektiv auf den metallischen Oberfläche der Bauteile anlagern lassen, ohne
dass zuvor die Entfernung der Oxidschicht notwendig ist und ohne dass im Lösungsinneren
bereits eine Degradation der Arylamine erfolgt. Überraschenderweise koppeln die angelagerten
diazotierten Arylamine mit weiteren in der unmittelbaren Grenzfläche zur Metalloberfläche
befindlichen Diazonium-Ionen und liefern so organische Erstbeschichtungen mit gegenüber
bekannten Verfahren vergleichbaren oder sogar verbesserten Korrosionsschutz.
[0008] Voraussetzung für die Ausbildung einer solchen vor Korrosion schützenden organischen
Erstbeschichtung und die nur selektiv auf den Metalloberflächen stattfindende Konversion
der Arylamine ist der Aufbau eines Konzentrationsgradienten für Nitrit-Ionen an der
Phasengrenze zur Metalloberfläche. Daher ist an die wasserlöslichen Verbindungen,
die ihrer Funktion eine Quelle für Nitrit-Ionen gerecht werden soll, die Bedingung
zu stellen, dass sie zumindest ein Stickstoffatom in der Oxidationsstufe größer als
+III enthalten und mit Nitrit-Ionen als reduzierte Spezies ein RedoxPaar mit einem
Standardreduktionspotential E°(Ox/Red) oberhalb von Null Volt (SHE) bilden.
[0009] In einem ersten Aspekt betrifft die vorliegende Erfindung daher ein Verfahren zur
korrosionsschützenden Vorbehandlung eines Bauteils, das zumindest teilweise Oberflächen
eines metallischen Werkstoffes aufweist, der überwiegend aus einem oder mehreren der
Elemente Aluminium, Eisen und Zink besteht, durch In-Kontakt-Bringen des Bauteils
mit einer wässrigen Behandlungslösung mit einem pH-Wert unterhalb von 3 enthaltend
- a) mindestens 0,5 mmol/kg eines aromatischen primären Amins,
- b) mindestens 1 mg/kg freies Fluorid, und
- c) mindestens eine in Wasser gelöste Verbindung als Quelle für Nitrit-Ionen, die zumindest
ein Stickstoffatom in der Oxidationsstufe größer als +III aufweist und mit Nitrit-Ionen
ein Redoxpaar mit einem Standardreduktionspotential E°(Ox/Red) oberhalb von Null Volt
(SHE) bildet.
[0010] Die gemäß vorliegender Erfindung behandelten Bauteile können alle beliebig geformten
und ausgestalteten räumlichen Gebilde sein, die einem Fabrikationsprozess entstammen,
insbesondere auch Halbzeuge wie Bänder, Bleche, Stangen, Rohre, etc. und Verbundkonstruktionen
zusammengefügt aus vorgenannten Halbzeugen, wobei die Halbzeuge vorzugsweise durch
Kleben, Schweißen und/oder Bördeln zur Verbundkonstruktion miteinander verbunden sind.
[0011] Ein metallischer Werkstoff besteht überwiegend aus den Elementen Eisen, Zink und/oder
Aluminium, wenn der atomare Anteil dieser Elemente im Werkstoff insgesamt größer als
50 at.-% ist.
[0012] Der metallische Werkstoff kann auch ein metallisch beschichtetes Substrat sein, insofern
die metallische Beschichtung eine Schichtdicke von zumindest 1 µm aufweist und zu
mehr als 50 at.-% aus den zuvor definierten konstituierenden Elementen besteht. Derartige
Werkstoffe sind alle plattierten Eisenwerkstoffe wie elektrolytisch- oder schmelztauchverzinkter
Stahl, vorzugsweise Plattierungen in Form von Zink (Z), Aluminium-Silizium (AS), Zink-Magnesium
(ZM), Zink-Aluminium (ZA), Aluminium-Zink (AZ) oder Zink-Eisen (ZF).
[0013] Die Oxidationsstufe eines Atoms, das Bestandteil einer Verbindung ist, ist im Sinne
der vorliegenden Erfindung definiert als diejenige hypothetische Ladung des Atoms,
die es innehätte, wenn nur diejenigen Bindungselektronen dem Atom vollständig zugerechnet
würden, die mit Atomen geteilt werden, die eine niedrigere Elektronegativität besitzen,
während Bindungselektronen, die mit Atomen gleicher Elektronegativität geteilt werden,
unter Annahme einer homolytischen Bindungstrennung dem Atom zugerechnet würden, wobei
die generellen IUPAC Regeln für die Festlegung der Oxidationsstufe Anwendung finden
("Oxidation State", IUPAC, Compendium of Chemical Terminology, Gold Book, Version
2.3.3, Seite 1049).
[0014] Das Standardreduktionspotential eines Redoxpaares E°(Ox/Red) ist im Sinne der vorliegenden
Erfindung definiert als die elektrochemische Spannung zwischen der elektrochemischen
Halbzelle enthaltend das Redoxpaar jeweils mit der thermodynamischen Aktivität von
1 bei pH=0 und der Halbzelle der Standardwasserstoffelektrode (SHE) bei einer Temperatur
in den Halbzellen von 25 °C. Beispielhaft sei an dieser Stelle, dass Redoxpaar Nitrat/Nitrit
genannt, das über folgende elektrochemische Teilreaktion miteinander verknüpft ist,
so dass Nitrate eine geeignete Quelle für Nitrit-Ionen im Sinne der vorliegenden Erfindung
darstellen, da das Stickstoffatom im Nitrat zudem die Oxidationsstufe +V innehat:
NO
31- + 3H
+ + 2e
- → HNO
2 + H
2O E°(NO
3/HNO
2) = +0,94 V (SHE)
[0015] Im erfindungsgemäßen Verfahren wird erreicht, dass die Metalloberflächen in einem
Verfahrensschritt sowohl von der durch den Fertigungsprozess bedingten Oxidschicht
befreit und mit einer korrosionsschützenden organischen Erstbeschichtung versehen
werden. In verschiedenen Ausführungsformen ist daher kein vorhergehender Schritt der
Entfernung der Oxidschicht, beispielsweise mittels Beizen, vorgesehen. Weiterhin sind
die Behandlungslösungen stabil und eine Degradation der primären Amine über eine bereits
im Lösungsinneren stattfindende Diazotierung in Gegenwart von Nitrit-Ionen tritt nicht
ein. Die Diazotierung findet in einer dünnen Diffusionsschicht, innerhalb der die
Quelle für Nitritionen oxidativ zu Nitriten umgewandelt wird, ausschließlich an der
Phasengrenze von Metalloberfläche zur Behandlungslösung statt, so dass die Anlagerung
der diazotierten Arylamine an der Metalloberfläche besonders effektiv erfolgen kann.
In weiteren bevorzugten Ausführungsformen kann auch auf die Verwendung einer externen
Stromquelle bzw. das Anlegen einer elektrischen Spannung verzichtet werden.
[0016] Die im erfindungsgemäßen Verfahren einzusetzende Quelle für Nitrit-Ionen ist vorzugsweise
ausgewählt aus Salpetersäure und deren Salzen oder organischen Verbindungen, die zumindest
eine an ein Stickstoff-Atom gebundene Nitro-Gruppe aufweisen.
[0017] Geeignete Vertreter der organischen Verbindungen, die zumindest eine an ein Stickstoff-Atom
gebundene Nitro-Gruppe aufweisen, sind Nitroguanidin, 1-Methyl-3-nitroguanidin, 1-Nitropyrazol,
2-Nitroamino-2-imidazolin, Diisopropylnitramin, Propyl-2-oxohydrazincarboxylat-2-oxid,
Ethyl-2-oxohydrazincarboxylat-2-oxid, Methyl-(1-methyl-2-oxido-2-oxohydrazino)acetat,
3,3-(Nitroazandiyl)dipropansäure und Methyl-2-(1-methyl-2-oxido-2-oxohydrazino)ethylcarbamat.
[0018] Die organischen Verbindungen, die zumindest eine an ein Stickstoff-Atom gebundene
Nitro-Gruppe aufweisen und daher im Rahmen des ersten Aspekts der vorliegenden Erfindung
eine Quelle für Nitrit-Ionen darstellen, sind ferner vorzugsweise ausgewählt aus solchen,
bei denen das an die Nitro-Gruppe gebundene Stickstoff-Atom die Oxidationsstufe -II
oder -I, besonders bevorzugt die Oxidationsstufe -II, aufweist.
[0019] In einer besonders bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens ist
die organische Verbindung, die zumindest eine an ein Stickstoff-Atom gebundene Nitro-Gruppe
aufweist, ausgewählt aus Nitraminen (R
1R
2N-NO
2 mit R
1 und R
2, die unabhängig voneinander Wasserstoff oder aliphatische verzweigte, unverzweigte
und/oder brückenbildende Reste sein können), wie Diisopropylnitramin oder 3,3-(Nitroazandiyl)dipropansäure,
aus Nitroamiden (weisen die Struktureinheit -C(=O)-NH-NO
2 auf), wie Ethyl-2-oxohydrazincarboxylat-2-oxid, und/oder aus Nitroiminen (weisen
die Struktureinheit >C=N-NO
2 auf), insbesondere bevorzugt aus Nitroiminen, wobei wiederum Nitroimine der folgenden
Strukturformel (I) bevorzugt sind,

wobei R
2 ausgewählt ist aus R
1 und/oder-NH-R
1; und R
1 jeweils unabhängig von den übrigen Resten R
1 ausgewählt ist aus Wasserstoff, einem aliphatischen verzweigten oder unverzweigten
Alkylrest mit nicht mehr als 6 Kohlenstoffatomen oder einem brückenbildenden Alkylenrest,
der durch Brückenbildung einen von fünf- bis sieben Atomen gebildeten Heterozyklus
umfassend das Stickstoffatom, welches nicht kovalent mit der Nitrogruppe gebunden
ist, ausbildet.
[0020] Bevorzugte Vertreter der Nitroimine gemäß Strukturformel (I) sind 2-Nitroamino-2-imidazolin,
Nitroguanidin und/oder 1-Methyl-3-Nitroguanidin, ganz besonders bevorzugt Nitroguanidin
und/oder 1-Methyl-3-Nitroguanidin, wobei die Nitroguanidine die jeweils höchsten Nitritbildungsraten
aufweisen.
[0021] Für eine schnelle Anlagerung sind Behandlungslösungen in erfindungsgemäßen Verfahren
bevorzugt, bei denen die Menge der in Wasser gelösten Verbindungen, die eine Quelle
für Nitrit-Ionen darstellen, in der Behandlungslösung insgesamt mindestens 1 mmol/kg,
vorzugsweise insgesamt mindestens 2 mmol/kg, besonders bevorzugt insgesamt mindestens
4 mmol/kg beträgt, jedoch aus Gründen der Wirtschaftlichkeit vorzugsweise insgesamt
10 mmol/kg nicht überschreitet, insofern Salpetersäure oder deren Salze ausgenommen
sind, da diese auch zur Einstellung des pH-Wertes verwendet werden können und daher
in einer die Konzentration von 10 mmol/kg überschreitenden Menge enthalten sein können.
[0022] Das aromatische primäre Amin der wässrigen Behandlungslösung des erfindungsgemäßen
Verfahrens kann substituiert oder unsubstituiert sein, wobei es vorzugsweise nur solche
weiteren Substituenten aufweist, die ein Atom ausgewählt aus Kohlenstoff, Silizium,
Stickstoff, Phosphor, Sauerstoff oder Schwefel unmittelbar kovalent mit dem aromatischen
Kern verknüpfen, wobei diese Substituenten ganz besonders bevorzugt ausgewählt sind
aus -R
1, -COOR
2, -(C=NR
2)
2,-N(R
2)
2, - (C=O)-N(R
2)
2, -CH=O, -Si-(OR
2)
3, -N(R
2)
2, -OR
2, -NO
2 -NR
2-(N=NR
2)-N(R
2)
2, -(SO
2)- -SO
2)-NR
2-(N=NR
2)-N(R
2)
2, -SO
3R
2 und -(P=O)-(OR
2)
2, wobei R
1 ein Alkyl-Rest mit weniger als 6 Kohlenstoffatomen und R
2 Wasserstoff oder R
1 ist, und ganz besonders bevorzugt kernsubstituiert eine Carboxyl- und/oder Sulfonyl-Gruppe
aufweist.
[0023] In einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung ist das aromatische Amin als Aktivkomponente
der wässrigen Behandlungslösung gemäß erstem Aspekt der vorliegenden Erfindung also
eine Verbindung der Formel (I),

wobei R abwesend sein oder ein oder mehrere H-Atome am aromatischen Ring ersetzen
kann und wobei jedes R unabhängig aus solchen Substituenten ausgewählt wird, die ein
Atom ausgewählt aus Kohlenstoff, Silizium, Stickstoff, Phosphor, Sauerstoff oder Schwefel
unmittelbar kovalent mit dem aromatischen Kern verknüpfen, wobei diese Substituenten
vorzugsweise ausgewählt sind aus -R
1, - COOR
2, -(C=NR
2)-N(R
2)
2, -(C=O)-N(R
2)
2, -CH=O, -Si-(OR
2)
3, -N(R
2)
2, -OR
2, -NO
2 -NR
2-(N=NR
2)-N(R
2)
2, -(SO
2)- -(SO
2)-NR
2-(N=NR
2)-N(R
2 -SO
3R
2 und -(P=O)-(OR
2)
2, wobei R
1 ein Alkyl-Rest mit weniger als 6 Kohlenstoffatomen und R
2 Wasserstoff oder R
1 ist. Die Reste R, sofern vorhanden, sind vorzugsweise in der para-Stellung relativ
zu der Aminogruppe gebunden. Alternativ können auch zwei oder mehr R zusammen mit
den Kohlenstoffatomen, an welche sie gebunden sind, einen 5-8 gliedrigen (hetero)alicyclischen
oder (hetero)aromatischen Ring bilden, der wiederum mit einem oder mehreren R substituiert
sein kann, die wiederum zu weiteren Ringen kombinieren können. Dadurch können sich
als Kernstruktur beispielsweise auch Naphthalin-, Anthracen- und Phenanthren-Ringe
ergeben. Insbesondere bevorzugt ist 4-Aminobenzoesäure, Sulfanilsäure und/oder Sulfaguanidin
als aromatisches Amin im Kontext der vorliegenden Erfindung.
[0024] In den verschiedenen Ausführungsformen des erfindungsgemäßen Verfahrens ist es bevorzugt,
dass das molare Verhältnis von aromatischen primären Amin-Gruppen zu in Wasser gelösten
Verbindungen, die eine Quelle für Nitrit-Ionen gemäß dem ersten Aspekt der Erfindung
darstellen, nicht größer als 5 : 1 ist, jedoch vorzugsweise größer als 1 : 10 ist.
[0025] Die wässrige Behandlungslösung im erfindungsgemäßen Verfahren enthält freies Fluorid.
Dementsprechend enthält eine wässrige Behandlungslösung gemäß ersten Aspekt der vorliegenden
Erfindung eine Quelle für Fluorid-Ionen. Als Quelle für Fluorid-Ionen ist jede anorganische
Verbindung geeignet, die in Wasser gelöst oder dispergiert Fluorid-Ionen freizusetzen
vermag. Eine bevorzugte Quelle für Fluorid-Ionen sind komplexe oder einfache Fluoriden.
Unter einfachen Fluoriden versteht der Fachmann Fluorwasserstoffsäure sowie deren
Salze wie Alkalifluoride, Ammoniumfluorid oder Ammoniumbifluorid, während komplexe
Fluoride erfindungsgemäß Koordinationsverbindungen darstellen, in denen Fluoride als
Liganden eines oder mehrerer Zentralatome koordiniert vorliegen. Bevorzugte Vertreter
der komplexen Fluoride sind Fluor-haltige Komplexverbindungen der Elemente Zr, Ti
oder Si.
[0026] Der Anteil an freiem Fluorid in einer wässrigen Behandlungslösung im erfindungsgemäßen
Verfahren beträgt vorzugsweise mindestens 2 mg/kg, besonders bevorzugt mindestens
4 mg/kg, jedoch vorzugsweise nicht mehr als 100 mg/kg, besonders bevorzugt nicht mehr
als 40 mg/kg, ganz besonders bevorzugt nicht mehr als 20 mg/kg, um speziell auf Oberflächen
des Werkstoffes Aluminium eine moderate Beizwirkung einzustellen und auf diese Weise
eine homogene organische Erstbeschichtung zu gewährleisten. Der freie Fluorid-Gehalt
kann mittels kalibrierter Fluoridsensitiver Elektrode direkt in der sauren wässrigen
Behandlungslösung bei 20 °C bestimmt werden.
[0027] Die wässrige Behandlungslösung kann in verschiedenen Ausführungsformen des erfindungsgemäßen
Verfahrens wasserlösliche Verbindungen der Elemente Zr, Ti und/oder Si enthalten,
die während der Anlagerungsphase der Diazonium-Ionen und des weiteren Schichtaufbaus
eine anorganische Konversion der noch nasschemisch zugänglichen Bereiche der Metalloberflächen
bewirken oder zusätzlich die Aufgabe erfüllen für Bauteile, die aus einem Mix verschiedener
metallischer Werkstoffe bestehen, auf den Oberflächen auf denen vergleichsweise langsame
Anlagerung von Diazonium-Ionen erfolgt, dennoch eine hinreichenden Korrosionsschutz
in einem Zeitfenster zu gewährleisten, bei dem auf Oberflächen eines anderen metallischen
Werkstoffes bereits eine vollständige organische Erstbeschichtung ausgebildet ist.
Die wasserlöslichen Verbindungen der Elemente Zr, Ti und/oder Si können beispielsweise,
wie bereits oben beschrieben, als komplexe Fluoride eingesetzt werden. Vorzugsweise
enthält die wässrige Behandlungslösung demnach insgesamt mindestens 5 mg/kg, besonders
bevorzugt mindestens 10 mg/kg, an wasserlöslichen Verbindungen der Elemente Zr, Ti
und/oder Si berechnet als Menge Zr in der wässrigen Zusammensetzung enthält, jedoch
vorzugsweise insgesamt nicht mehr als 500 mg/kg, besonders bevorzugt nicht mehr als
200 mg/kg an wasserlösliche Verbindungen der Elemente Zr, Ti und/oder Si berechnet
als Menge Zr.
[0028] Erfindungsgemäß ist eine Verbindung der Elemente Zr, Ti und/oder Si wasserlöslich,
wenn ihre Löslichkeit in Wasser (κ=1µScm
-1) bei 60°C mindestens 1 g/L berechnet als in Wasser gelöste Menge an Zr beträgt.
[0029] Dazu können der wässrigen Behandlungslösung beispielsweise Fluorometallate der Elemente
Zr, Ti und/oder Si, vorzugsweise Hexafluorozirkonate, Hexafluorotitanate und/oder
Hexafluorosilikate, besonders bevorzugt Hexafluorozirkonate und/oder Hexafluorotitanate,
oder deren freie Säuren hinzugesetzt werden. Geeignete Vertreter der wasserlöslichen
Verbindungen der Elemente Zr und/oder Ti sind beispielsweise Verbindungen wie H
2ZrF
6, K
2ZrF
6, Na
2ZrF
6 und (NH
4)
2ZrF
6 und die analogen Titan-Verbindungen.
[0030] Alternativ oder zusätzlich können aber auch fluorfreie Verbindungen der Elemente
Si, Zr oder Ti, insbesondere des Elements Zr, als wasserlösliche Verbindungen erfindungsgemäß
eingesetzt werden, beispielsweise (NH
4)
2Zr(OH)
2(CO
3)
2 oder TiO(SO
4).
[0031] Generell ist für eine optimale Umwandlung einer Metalloberfläche, insbesondere solcher
des Werkstoffes Eisen, durch In-Kontakt-Bringen mit einer wässrigen Behandlungslösung
bevorzugt, dass das molare Verhältnis von Gesamtfluorid-Gehalt zur Gesamtmenge der
Verbindungen der Elemente Si, Zr oder Ti bezogen auf die Elemente Zr, Ti und Si größer
als 4,5, vorzugsweise größer als 5,0, besonders bevorzugt größer als 5,5 ist. Der
Gesamtfluorid-Anteil kann mit einer Fluoridsensitiven Elektrode in einem TISAB gepufferten
aliquoten Teil der sauren wässrigen Behandlungslösung bei 20 °C bestimmt werden (TISAB:
"Total lonic Strength Adjustment Buffer"), wobei das volumenbezogene Mischungsverhältnis
von Puffer zum aliquoten Teil der sauren wässrigen Zusammensetzung 1:1 ist. Der TISAB
Puffer wird hergestellt durch Auflösung von 58 g NaCl, 1 g Natriumcitrat und 50 ml
Eisessig in 500 ml entionisiertem Wasser (κ < 1µScm
-1) und Einstellen eines pH-Wertes von 5,3 mittels 5 N NaOH sowie Auffüllen auf ein
Gesamtvolumen von 1000 ml wiederum mit entionisiertem Wasser (κ < 1µScm
-1).
[0032] In verschiedenen bevorzugten Ausführungsformen gemäß ersten Aspekt der vorliegenden
Erfindung weist die wässrige Behandlungslösung einen pH-Wert unterhalb von 2,5, besonders
bevorzugt unterhalb von 2,0, jedoch vorzugsweise oberhalb von 1,0 auf. Dabei kann
die wässrige Behandlungslösung insbesondere schwefelsauer und/oder salpetersauer sein,
d.h. Schwefelsäure und/oder Salpetersäure aber nicht mehr als 0,001 mol/L einer anderen
starken Säure mit pK
S1-Wert von kleiner als 2 enthalten.
[0033] Für das erfindungsgemäße Verfahren hat sich insbesondere die Behandlung solcher Bauteile
als vorteilhaft herausgestellt, die zumindest teilweise aus metallischen Werkstoffen
der Elemente Eisen, Zink und/oder Aluminium, insbesondere Aluminium, bestehen. Auf
den Oberflächen dieser metallischen Werkstoffe, insbesondere solchen aus Aluminium,
kann im Vergleich zu den übrigen metallischen Werkstoffen eine weitergehende Verbesserung
des Korrosionsschutzes und der Vermittlung eines vor Korrosion schützenden Lackhaftgrundes
festgestellt werden. Ein metallischer Werkstoff der Elemente Eisen, Zink und/oder
Aluminium ist dadurch gekennzeichnet, dass sein Gehalt an den genannten Metallen mehr
als 50 at.-% beträgt.
[0034] Bevorzugte Eisenwerkstoffe sind Stahl, wobei als Stahl metallische Werkstoffe umfasst
sind, deren Massenanteil an Eisen größer ist als der jedes anderen Elementes, und
deren Kohlenstoffgehalt ohne Berücksichtigung von Carbiden kleiner als 2,06 Gew.-%
ist.
[0035] Besonders bevorzugt werden im erfindungsgemäßen Verfahren metallische Bauteile behandelt,
die zumindest teilweise Oberflächen eines solchen Werkstoffes aufweisen, der überwiegend
aus Aluminium besteht.
[0036] In den erfindungsgemäßen Verfahren kann, in bevorzugten Ausführungsformen, unmittelbar
nach dem In-Kontakt-Bringen des Bauteils mit der wässrigen Behandlungslösung - mit
oder ohne dazwischenliegendem Spül- und/oder Trocknungsschritt - eine zumindest teilweise
Lackierung der Bereiche des Bauteils erfolgen, die zuvor mit der wässrigen Behandlungslösung
in Kontakt gebracht wurden, vorzugsweise eine Tauchlackierung oder Pulverlackierung.
In verschiedenen Ausführungsformen umfassen die erfindungsgemäßen Verfahren daher
nach dem In-Kontakt-Bringen des Bauteils mit der wässrigen Behandlungslösung einen
oder mehrere Spül- und/oder Trocknungsschritte.
[0037] Ein "Spülschritt" im Sinne der vorliegenden Erfindung bezeichnet einen Vorgang, der
allein dazu bestimmt ist, Aktivkomponenten aus einem unmittelbar vorausgegangenem
nasschemischen Behandlungsschritt, die in einem dem Bauteil anhaftenden Nassfilm gelöst
vorliegen, mittels einer Spüllösung von der Oberfläche des Bauteils möglichst weitgehend
zu entfernen, ohne dass die zu entfernenden Aktivkomponenten durch andere ersetzt
werden. Aktivkomponenten sind dabei in Wasser gelöste Verbindungen, die sich bereits
durch das bloße In-Kontakt-Bringen der metallischen Oberflächen des Bauteils mit der
Spülflüssigkeit verbrauchen. So kann die Spülflüssigkeit lediglich Stadtwasser sein.
[0038] Ein "Trocknungsschritt" im Sinne der vorliegenden Erfindung bezeichnet einen Vorgang,
bei dem die einen Nassfilm aufweisenden Oberflächen des metallischen Bauteils unter
Zuhilfenahme technischer Maßnahmen getrocknet werden sollen, bspw. Zuführung thermischer
Energie oder Überleiten eines Luftstromes.
[0039] Mit dem beschriebenen erfindungsgemäßen Verfahren können Schichten von zumindest
0,01 µm innerhalb üblicher Behandlungszeiten von 30-180 Sekunden durch Eintauchen
in die wässrige Behandlungslösung erzielt werden.
[0040] Die erfindungsgemäßen Verfahren können bei Temperaturen von 20 bis 60, vorzugsweise
30 bis 50°C durchgeführt werden.
[0041] Die hierin beschriebenen erfindungsgemäßen Verfahren haben den Vorteil, dass sie
das Pfropfen von Diazonium-Ionen an oxidierte Metalloberflächen ohne die Notwendigkeit
der Entfernung der Oxide in einem vorangehenden Schritt, d.h. in einem einzigen Schritt,
erlauben, ohne dass dafür eine externe Stromquelle notwendig wäre und ohne dass eine
Degradation der Aktivkomponenten des Tauchbades erfolgt. Des Weiteren ergibt sich
eine homogene organische Erstbeschichtung selbst auf komplexen Strukturen und in im
Vergleich zur stromunterstützen Abscheidung schwer zugänglichen Hohlräumen, insoweit
der bloße Kontakt der Werkstoffoberflächen mit der wässrigen Behandlungslösung sichergestellt
wird.
[0042] In einem zweiten Aspekt betrifft die Erfindung auch eine wässrige chrom(VI)- und
phosphatfreie Zusammensetzung mit einem pH-Wert unterhalb von 3,0 enthaltend
- a) 0,5-10 mmol/kg eines aromatischen primären Amins,
- b) 2-100 mg/kg, vorzugsweise mindestens 4 mg/kg, jedoch vorzugsweise weniger als 40
mg/kg, besonders bevorzugt weniger als 20 mg/kg, freies Fluorid, und
- c) 1-10 mmol/kg an organischen Verbindungen, die zumindest eine an ein Stickstoff-Atom
gebundene Nitro-Gruppe aufweisen.
[0043] Die wässrige Zusammensetzung gemäß zweitem Aspekt der vorliegenden Erfindung ist
in besonderem Maße geeignet homogene Beschichtungen auf Basis der aromatischen primären
Amine auf metallischen Oberflächen von Werkstoffen, die überwiegend von Metallen der
Elemente Eisen, Zink und/oder Aluminium, insbesondere des Elements Aluminium, gebildet
werden, abzuscheiden.
[0044] Alle im Zusammenhang mit dem erfindungsgemäßen Verfahren als bevorzugt ausgelobten
und näher spezifizierten Komponenten der wässrigen Behandlungslösung konstituieren
ebenso bevorzugte chrom(VI)- und phosphatfreie Zusammensetzungen gemäß dem zweiten
Aspekt der vorliegenden Erfindung. Dies gilt gleichermaßen für bevorzugte primäre
aromatische Amine, besondere Quellen an freiem Fluorid und diejenigen bevorzugten
Quellen für Nitrit-Ionen, die mindestens eine organische Verbindung enthalten, die
zumindest eine an ein Stickstoff-Atom gebundene Nitro-Gruppe aufweisen, sowie alle
in bevorzugten Ausführungsformen des erfindungsgemäßen Verfahrens erörterten zusätzlichen
Komponenten der wässrigen Behandlungslösung, ihres Gesamtfluoridgehaltes, ihres pH-Wertes
und der Art der zur Einstellung des pH-Wertes überwiegend verwendeten Säure.
[0045] Erfindungsgemäß ist eine Zusammensetzung "phosphatfrei", wenn der Anteil an in Wasser
gelösten Phosphaten kleiner als 100 mg/kg, vorzugsweise kleiner als 20 mg/kg berechnet
als Menge an Phosphor ist.
[0046] Erfindungsgemäß ist eine Zusammensetzung "chrom(VI)frei", wenn der Anteil an in Wasser
gelösten Verbindungen des Elements Chrom in der Oxidationsstufe +VI kleiner als 100
mg/kg, vorzugsweise kleiner als 20 mg/kg, besonders bevorzugt kleiner als 1 mg/kg
ist.
Beispiele
[0047] Entfettete und gereinigte Bleche der Aluminiumlegierung AA6014 wurden mit Behandlungslösungen
wie in Tabelle 1 aufgeführt behandelt. Sämtliche Behandlungslösungen enthielten zudem
8 g/L H
2SO
4 und 1.39 g/L H
2TiF
6.
[0048] Es wurde Infrarot-Reflexions-Absorptions-Spektroskopie (IRRAS) verwendet, um die
Anlagerung der diazotierten Arylamine auf den Aluminiumoberflächen zu detektieren.
Als IRRAS Referenz wurde eine entfettete und gereinigte Platte der Aluminiumlegierung
AA6014 ohne weitere Behandlung verwendet. Es zeigt sich zunächst, dass eine Anlagerung
der diazotierten Arylamine stattfindet, die allerdings im Vergleich zu einer Anlagerung
aus einer Behandlungslösung, die bereits Nitrit-Ionen enthält, eine geringere Schichtauflage
liefert (Abbildung 1: CE1 vs E1). Während jedoch eine Anlagerung aus einer Nitrit-haltigen
Behandlungslösung nach einer Alterung der Lösung von 168 Stunden nicht mehr erfolgt,
findet diese aus einer unter gleichen Bedingungen gealterten Nitroguanidin-haltigen
Behandlungslösung problemlos statt (Abbildung 2: CE2 vs. E2).
Tab. 1 |
Übersicht über die Beschichtungsversuche von Aluminiumblechen (AA6014) |
|
Behandlungslösung * |
Beschichtungszeitpunkt ** |
Sulfoguanidin in mmol/kg |
Nitrit-Quelle |
0 h |
168 h |
Art |
mmol/kg |
|
|
E1 |
5 |
Nitroguanidin |
5 |
x |
|
E2 |
5 |
Nitroguanidin |
5 |
|
x |
E3 |
5 |
Nitroguanidin |
10 |
x |
|
E4 |
10 |
Nitroguanidin |
10 |
x |
|
CE1 |
5 |
HNO2 |
5 |
x |
|
CE2 |
5 |
HNO2 |
5 |
|
x |
* pH-Wert; Behandlungstemperatur 40 °C ; Behandlungsdauer 180 Sekunden
** nach Ansatz der Behandlungslösung in Stunden, bis zum Beschichtungszeitpunktwurde
die Behandlungslösung bei 40 °C unter Lichtausschluss gelagert |
1. Verfahren zur korrosionsschützenden Vorbehandlung eines Bauteils, das zumindest teilweise
Oberflächen eines metallischen Werkstoffes aufweist, der überwiegend aus einem oder
mehreren der Elemente Aluminium, Eisen und Zink besteht, durch In-Kontakt-Bringen
des Bauteils mit einer wässrigen Behandlungslösung mit einem pH-Wert unterhalb von
3 enthaltend
a) mindestens 0,5 mmol/kg eines aromatischen primären Amins,
b) mindestens 1 mg/kg freies Fluorid, und
c) mindestens eine in Wasser gelöste Verbindung als Quelle für Nitrit-Ionen, die zumindest
ein Stickstoffatom in der Oxidationsstufe größer als +III aufweist und mit Nitrit-Ionen
ein Redoxpaar mit einem Standardreduktionspotential E°(Ox/Red) oberhalb von Null Volt
(SHE) bildet.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die in Wasser gelöste Verbindung, die eine Quelle für Nitrit-Ionen darstellt, ausgewählt
ist aus Salpetersäure und deren Salzen oder organischen Verbindungen, die zumindest
eine an ein Stickstoff-Atom gebundene Nitro-Gruppe aufweisen.
3. Verfahren nach einem oder beiden der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Menge der in Wasser gelösten Verbindungen, die eine Quelle für Nitrit-Ionen darstellen,
in der wässrigen Behandlungslösung insgesamt mindestens 1 mmol/kg, vorzugsweise insgesamt
mindestens 2 mmol/kg, besonders bevorzugt insgesamt mindestens 4 mmol/kg beträgt,
jedoch vorzugsweise insgesamt 10 mmol/kg nicht überschreitet, insofern Salpetersäure
oder deren Salze ausgenommen sind.
4. Verfahren nach einem oder beiden der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das metallische Bauteil zumindest teilweise Oberflächen eines Werkstoffes aufweist,
der überwiegend aus dem Metall Aluminium besteht.
5. Verfahren nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass unmittelbar nach dem In-Kontakt-Bringen des Bauteils mit der wässrigen Behandlungslösung
- mit oder ohne dazwischenliegendem Spül- und/oder Trocknungsschritt - eine zumindest
teilweise Lackierung der Bereiche des Bauteils erfolgt, die zuvor mit der wässrigen
Behandlungslösung in Kontakt gebracht wurden, vorzugsweise eine Tauchlackierung oder
Pulverlackierung.
6. Wässrige phosphat- und chromfreie Zusammensetzung mit einem pH-Wert unterhalb von
3 enthaltend
a) insgesamt 0,5-10 mmol/kg eines oder mehrerer aromatischer primärer Amine,
b) 2-100 mg/kg freies Fluorid, und
c) 1-10 mmol/kg an in Wasser gelösten organischen Verbindungen, die zumindest eine
an ein Stickstoff-Atom gebundene Nitro-Gruppe aufweisen.
7. Verfahren oder Zusammensetzung nach einem der vorhergehenden Ansprüche 2-5, dadurch gekennzeichnet, dass die in Wasser gelösten organischen Verbindungen, die zumindest eine an ein Stickstoff-Atom
gebundene Nitro-Gruppe aufweisen, als Quelle für Nitrit-Ionen ein an die Nitro-Gruppe
gebundenes Stickstoff-Atom in der Oxidationsstufe -II oder -I, besonders bevorzugt
in der Oxidationsstufe -II, aufweisen, und vorzugsweise ausgewählt sind aus Nitraminen,
Nitroamiden und oder Nitroiminen, besonders bevorzugt aus Nitroiminen.
8. Verfahren oder Zusammensetzung nach Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet, dass die Nitroimine der folgenden allgemeinen Strukturformel (I) genügen:

wobei R
2 ausgewählt ist aus R
1 und/oder -NH-R
1; und R
1 jeweils unabhängig von den übrigen Resten R
1 ausgewählt ist aus Wasserstoff, einem aliphatischen verzweigten oder unverzweigten
Alkylrest mit nicht mehr als 6 Kohlenstoffatomen oder einem brückenbildenden Alkylenrest,
der durch Brückenbildung einen von fünf- bis sieben Atomen gebildeten Heterozyklus
umfassend das Stickstoffatom, welches nicht kovalent mit der Nitrogruppe gebunden
ist, ausbildet, und die Nitroimine vorzugsweise ausgewählt sind aus 2-Nitroamino-2-imidazolin,
Nitroguanidin und/oder 1-Methyl-3-Nitroguanidin, insbesondere bevorzugt aus Nitroguanidin
und/oder 1-Methyl-3-Nitroguanidin.
9. Verfahren oder Zusammensetzung nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass das aromatische primäre Amin nur solche weiteren Substituenten aufweist, die ein
Atom ausgewählt aus Kohlenstoff, Silizium, Stickstoff, Phosphor, Sauerstoff oder Schwefel
unmittelbar kovalent mit dem aromatischen Kern verknüpfen, wobei diese Substituenten
vorzugsweise ausgewählt sind aus -R1, -COOR2, -(C=NR2)-N(R2)2, -(C=O)-N(R2)2, -CH=O, -Si-(OR2)3, -N(R2)2, -OR2, -NO2 -NR2-(N=NR2)-N(R2)2, -(SO2)- -(SO2)-NR2-(N=NR2)-N(R2 -SO3R2 und -(P=O)-(OR2)2, wobei R1 ein Alkyl-Rest mit weniger als 6 Kohlenstoffatomen und R2 Wasserstoff oder R1 ist, und besonders bevorzugt kernsubstituiert eine Carboxyl- und/oder Sulfonyl-Gruppe
aufweist.
10. Verfahren oder Zusammensetzung nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass das die Menge an aromatischen primären Aminen in der wässrigen Zusammensetzung mindestens
1 mmol/kg, vorzugsweise mindestens 2 mmol/kg, besonders bevorzugt mindestens 4 mmol/kg
beträgt, jedoch vorzugsweise 10 mmol/kg nicht überschreitet.
11. Verfahren oder Zusammensetzung nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass das der Anteil an freiem Fluorid in der wässrigen Zusammensetzung mindestens 2 mg/kg,
vorzugsweise mindestens 4 mg/kg beträgt, jedoch vorzugsweise 100 mg/kg, besonders
bevorzugt 40 mg/kg, insbesondere bevorzugt 20 mg/kg nicht überschreitet.
12. Verfahren oder Zusammensetzung nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass die wässrige Zusammensetzung zusätzlich wasserlösliche Verbindungen der Elemente
Zr, Ti und/oder Si enthält.
13. Verfahren nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, dass die wässrige Zusammensetzung insgesamt mindestens 5 mg/kg, vorzugsweise mindestens
10 mg/kg, an wasserlöslichen Verbindungen der Elemente Zr, Ti und/oder Si berechnet
als Menge Zr in der wässrigen Zusammensetzung enthält, jedoch vorzugsweise insgesamt
nicht mehr als 500 mg/kg, besonders bevorzugt nicht mehr als 200 mg/kg, an wasserlösliche
Verbindungen der Elemente Zr, Ti und/oder Si berechnet als Menge Zr.
14. Verfahren oder Zusammensetzung nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass die wässrige Zusammensetzung einen pH-Wert unterhalb von 2,5, besonders bevorzugt
unterhalb von 2,0, jedoch vorzugsweise oberhalb von 1,0 aufweist.
15. Verfahren oder Zusammensetzung nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass die wässrige Zusammensetzung schwefel- und/oder salpetersauer ist.