Technisches Gebiet
[0001] Die Erfindung betrifft eine Kokille zum Stranggießen von schmelzflüssigen Metallen,
vorzugsweise Stahl, mit einem oder mehreren Kühlkanälen.
Hintergrund der Erfindung
[0002] Eine Stranggießkokille ist eine trichterförmige Gießform, die meist aus wassergekühlten
Kupferplatten aufgebaut ist. Üblicherweise weist die Kokille einen sich in Gießrichtung
verjüngenden quadratischen oder rechteckigen Querschnitt auf. Die heiße Schmelze wird
durch ein Tauchgießrohr in den Formraum der Kokille bis zum sogenannten Badspiegel
eingeleitet und durch die sich konisch verjüngende Kokille transportiert, wodurch
Brammen im Stranggießverfahren gegossen werden. Die konische Anstellung der Kokillenwände
ist nötig, da der flüssige Stahl in der Kokille stark abkühlt und sich dabei zusammenzieht.
Die Kokillenwände führen und kühlen den Strang, um ein definiertes Gießergebnis, frei
von Rissen und Defekten zu erzielen.
[0003] Um die Wärme des zu gießenden Stahls abzuleiten, weisen die Kokillenwände Kühlkanäle
auf, durch die ein Kühlmittel, etwa Wasser, strömt. So beschreibt die
WO 03/092931 A1 eine Kokille zum Stranggießen von schmelzflüssigen Metallen, die mit Kühlkanälen
in der von der Kontaktfläche mit der Schmelze abgewandten Kokillenseite ausgestattet
ist. Die Kühlkanalwände können beispielsweise als Glattrohre mit allenfalls fertigungstechnischer
Rauheit ausgeführt sein. Bekannt sind außerdem sogenannte U-Slots mit Füllstücken,
insbesondere auf dem Gebiet der Dünnbrammenkokillen, Bohrungen und einfache Kühlkanalgeometrien.
Zur Verbesserung der Kühlwirkung ist es ferner bekannt, die Oberfläche der Kühlkanäle
durch Riefen zu vergrößern oder die Kühlkanäle mit turbulenzerzeugenden Elementen
zu versehen, um eine nicht-stationäre, verwirbelte Strömung zu erzeugen, wodurch eine
bessere Durchmischung des Kühlmittels bewirkt wird. Derartige Maßnahmen gehen neben
der oben genannten
WO 03/092931 A1 auch aus der
WO 2008/086856 A1 und
EP 0 686 444 A1 hervor.
[0004] Nicht in jedem Fall kann eine Dampffilmbildung an der Kühlkanalwand, die Temperaturen
weit über 100°C aufweisen, unterbunden werden, was einen erheblichen Abfall des Wärmeaustauschs
zur Folge haben kann. Die Strömungsgeschwindigkeit des Kühlmittels ist über den Querschnitt
des Kühlkanals nicht konstant, sie verringert sich zur Kühlkanalwand hin bis zu 0
m/s. Dies führt dazu, dass die Ablösung der Dampfblasen aufgrund der niedrigen Strömungsgeschwindigkeit
im Randbereich unzureichend ist. Zwar werden die Dampfblasen ab einer bestimmten Größe
vom Strom mitgerissen, sie verbleiben aber in der Nähe der Kühlkanalwand, wodurch
es zur sogenannten Siedekrise kommen kann, die dann vorliegt, wenn die Dampfbildung
dazu führt, dass der Flüssigfilm an der Kühlkanalwand abreißt und die Wärme somit
nicht mehr ausreichend abgeführt werden kann. Es besteht dann die Gefahr der Überhitzung.
Der zuverlässige und rasche Wärmeaustausch zwischen dem gegossenen Strang und den
Kokillenwänden ist ein wichtiger Faktor für die Produktivität der Gießanlage und die
Qualität der gegossenen Brammen.
Darstellung der Erfindung
[0005] Eine Aufgabe der Erfindung besteht darin, eine Kokille zum Stranggießen von schmelzflüssigen
Metallen, vorzugsweise Stahl, und ein Verfahren zum Kühlen einer solchen Kokille anzugeben,
die eine höhere Produktivität und/oder Produktqualität ermöglichen.
[0006] Gelöst wird die Aufgabe mit einer Kokille mit den Merkmalen des Anspruchs 1 sowie
einem Verfahren mit den Merkmalen des Anspruchs 6. Vorteilhafte Weiterbildungen folgen
aus den Unteransprüchen, der folgenden Darstellung der Erfindung sowie der Beschreibung
bevorzugter Ausführungsbeispiele.
[0007] Die erfindungsgemäße Kokille dient zum Stranggießen von schmelzflüssigen Metallen,
vorzugsweise Stahl. Sie weist eine oder mehrere Kokillenwände auf, vorzugsweise aus
Kupfer oder einer Kupferlegierung, die trichterförmig zulaufend, gegebenenfalls verstellbar
angeordnet sein können. Die Kokille weist mindestens einen Kühlkanal auf, der sich
entlang einer Axialrichtung erstreckt und eingerichtet ist, um von einem Kühlmittel
in Axialrichtung durchströmt zu werden. Die Angabe "Axialrichtung" dient der Festlegung
einer Normalströmungsrichtung des Kühlmittels, sie schließt daher einen gekrümmten,
kurvigen, gekreuzten Verlauf und andere geometrische Formen des Kühlkanals nicht aus.
Vielmehr hat der Kühlkanal besonders bevorzugt eine zylindrische Form, gebildet aus
einer oder mehreren Kühlkanalinnenwänden, so dass die Axialrichtung mit der Erstreckungsrichtung
des Kühlkanals zusammenfällt, die jedoch - wie dargelegt - nicht geradlinig sein muss,
sondern einer anderen, auch komplizierten Trajektorie folgen kann, solange die Normalströmungsrichtung
entlang des Kühlkanals definiert ist. Der Kühlkanal kann etwa durch Bohren, Schneiden,
Ätzen oder andere Techniken in die Kokillenwand eingebracht werden. Unter einer normalen
Arbeitsbedingung ist das Kühlmittel vorzugsweise eine Flüssigkeit, besonders bevorzugt
Wasser oder eine Mischung, die Wasser als eine Hauptkomponente aufweist.
[0008] Erfindungsgemäß weist der Kühlkanal ein Drallerzeugungsmittel auf, das der Kühlmittelströmung
eine definierte radiale Komponente vermittelt. Unter einer "definierten" radialen
Komponente ist zu verstehen, dass diese zumindest abschnittsweise gleichförmig ist,
so dass die radiale rotierende Bewegung des Kühlmittels - im Unterschied zur durchmischenden,
ungerichteten Turbulenz aus dem Stand der Technik - geordnet ist. In anderen Worten:
Das Drallerzeugungsmittel ist dafür verantwortlich, dass das Kühlmittel in Rotation
versetzt wird, wobei eine Achse entlang der oben definierten Axialrichtung, etwa die
Mittellinie des Kühlkanals, sofern eine solche definierbar ist, als Rotationsachse
dient. Die resultierende, wohldefinierte Bewegungsrichtung des Kühlmittels setzt sich
somit aus der Normalströmungsrichtung entlang der Erstreckungsrichtung des Kühlkanals
und einer überlagerten Rotationsbewegung mit radialer Komponente zusammen.
[0009] Durch den so hergestellten Drall, d.h. die Rotation des Kühlmittels bildet sich ein
Sog, wodurch eine Phasentrennung des Kühlmittels stattfindet. Dampfblasen, die tendenziell
an den heißesten Stellen, d. h. am Rand des Kühlkanals oder der Kühlkanalwand entstehen,
werden ins Innere des Kühlkanals transportiert. Gleichzeitig sammelt sich die Flüssigphase
des Kühlmittels am Rand, die benetzte Oberfläche vergrößert sich, wodurch ein optimaler
Wärmeübergang von der Kühlkanalwand zum Kühlmittel begünstigt wird. Ferner erhöht
sich durch den Strudel die Strömungsgeschwindigkeit an der Kühlkanalwand, wodurch
die Dampffilmausprägung verzögert und die Blasenablösung von der Wand begünstigt wird.
Durch diese Wirkungen kann die sogenannte Siedekrise vermieden oder zumindest herausgezögert
werden. Eine Siedekrise liegt vor, wenn die Dampfbildung dazu führt, dass der Flüssigfilm
an der Kühlkanalwand abreißt und die Wärme somit nicht mehr ordnungsgemäß abgeführt
werden kann. Neben den beiden obigen Wirkungen - Phasentrennung, Blasenablösung durch
Erhöhung der Strömungsgeschwindigkeit - finden Nebeneffekte statt, wie etwa eine temperaturbedingte
Gasausscheidung. Die Dampfblasen bilden sich an Keimzellen an der Kühlkanalwand, lösen
sich und werden wiederrum durch das Kühlmittel verdrängt. Durch diese Mechanismen
wird der Wärmetransport begünstigt. Aufgrund des optimierten Wärmetransports werden
die Sicherheit und Zuverlässigkeit des Gießprozesses verbessert. Die Lebenszeit der
Kokille, insbesondere die der Kupferplatten, sofern angewendet, wird erhöht, da temperaturabhängige
Rekristallisationsprozesse speziell bei Kupferwerkstoffen verringert werden oder nicht
mehr auftreten. Dadurch lässt sich die Gießleistung verbessern sowie die Gießgeschwindigkeit
erhöhen. Ferner kann durch die optimierte Kühlleistung die Wassermenge zur Kühlung
reduziert werden. Dies wiederrum führt zu einer Energieeinsparung durch eine geringere
Pumpenleistung.
[0010] Vorzugsweise ist der Kühlkanal zylindrisch ausgebildet und weist einen kreisförmigen
Querschnitt senkrecht zur Erstreckungsrichtung auf. Dadurch lässt sich das Kühlmittel
besonders einfach in Rotation versetzen, und die Rotation kann ungestört über weite
Strecken aufrechterhalten werden. Dies führt zu einer weiteren Optimierung des Strömungsverhaltens.
Abweichungen, insbesondere leichte Abweichungen von einem kreisförmigen Querschnitt
sind allerdings möglich. So kann der Kühlkanal beispielsweise einen ovalen, elliptischen
oder polygonalen Querschnitt aufweisen, sofern das oben beschriebene Strömungsverhalten
erzeugt werden kann.
[0011] Vorzugsweise umfasst das Drallerzeugungsmittel eine oder mehrere Rillen und/oder
Rippen, die besonders bevorzugt spiralförmig an der Kühlkanalinnenwand vorgesehen
sind. Die Anzahl, Steigung und Ausprägung (Tiefe bzw. Höhe), sowie der Abstand, die
Flankengeometrie und andere geometrische Parameter der Rillen oder Rippen können im
Hinblick auf die beabsichtigte Drallbildung, den Durchfluss (insbesondere die Strömungsgeschwindigkeit)
und die Wärmeanforderung des Systems optimiert werden. Gemäß dieser bevorzugten Ausführungsform
wird die Drallströmung des Kühlmittels durch spiralförmige Rillen und/oder Rippen
erzielt. Gemäß einer anderen Ausführungsform befinden sich im Kühlkanal, vorzugsweise
am Eintritt des Kühlkanals, ein oder mehrere Flügel, die ähnlich Turbinenschaufeln
ausgebildet sein können. Die Flügel oder Schaufeln können stationär oder beweglich
ausgebildet sein. Andere Drallerzeugungsmittel umfassen ein Drallblech oder Draht,
vorzugsweise im Wesentlichen über die gesamte Bohr-oder Schlitzlänge. Ferner kann
der Drall erzeugt oder die Drallbildung gefördert werden, indem das Kühlmittel tangential
zugeführt wird.
[0012] Da der Übergang von der einphasigen flüssigen Kühlmittelströmung zur zweiphasigen
Flüssig/Gas-Strömung gerade im hochtemperaturbelasteten Meniskusbereich, d.h. im Bereich
des Badspiegels der Kokille gegeben ist, ist der Kühlkanal mit Drallerzeugungsmittel
vorzugsweise auf der Höhe des Badspiegels vorgesehen.
[0013] Die oben dargelegte Aufgabe wird ferner mit einem Verfahren gelöst, das zum Kühlen
einer Kokille zum Stranggießen von schmelzflüssigen Metallen, vorzugsweise Stahl,
vorgesehen ist. Die Kokille ist wie oben beschrieben aufgebaut. Gemäß dem Verfahren
wird das Kühlmittel so bereitgestellt und/oder in Umlauf gebracht, dass es den Kühlkanal
in Axialrichtung durchströmt. Ferner wird eine definierte radiale Komponente der Kühlmittelströmung
erzeugt, wodurch das Kühlmittel in Rotation versetzt wird, wobei eine Achse entlang
der oben definierten Axialrichtung als Rotationsachse fungiert. Somit findet eine
Trennung der Flüssigphase und Gasphase des Kühlmittels statt, wobei Gasblasen, die
tendenziell am Rand des Kühlkanals oder an einer Kühlkanalinnenwand entstehen, ins
Innere des Kühlkanals transportiert werden.
[0014] Die technischen Wirkungen, bevorzugten Ausführungsformen und Beiträge zum Stand der
Technik, die mit Bezug auf die Kokille beschrieben wurden, gelten analog für das Verfahren
zum Kühlen der Kokille.
[0015] Die beschriebene Kokille dient zum Stranggießen von schmelzflüssigen Metallen, vorzugsweise
Stahl. Besonders bevorzugt weist die Kokille Wände aus einer oder mehreren Kupferplatten
auf, die als Wärmetauscher besonders geeignet sind. Die Erfindung eignet sich zum
Kühlen von Dünnbrammenkokillen mit Verdrängerkörpern oder Tieflochbohrungen zur Formgebung
des einen oder der mehreren Kühlkanäle.
[0016] Weitere Vorteile und Merkmale der vorliegenden Erfindung sind aus der folgenden Beschreibung
bevorzugter Ausführungsbeispiele ersichtlich. Die dort beschriebenen Merkmale können
alleinstehend oder in Kombination mit einem oder mehreren der oben dargelegten Merkmale
realisiert werden, insofern sich die Merkmale nicht widersprechen. Die folgende Beschreibung
der bevorzugten Ausführungsbeispiele erfolgt dabei unter Bezugnahme auf die begleitenden
Zeichnungen.
Kurze Beschreibung der Figuren
[0017] Die Figur 1 zeigt schematisch eine Stranggießanlage mit Kokille im Längsschnitt mit
nachgeordneter Stützführung.
[0018] Die Figur 2 zeigt schematisch die Innenwandstruktur eines Kühlkanals, wobei der Figurenausschnitt
a) eine aufgeschnittene dreidimensionale Ansicht ist und der Figurenausschnitt b)
einen Längsschnitt durch den Kühlkanal zeigt.
Detaillierte Beschreibung bevorzugter Ausführungsbeispiele
[0019] Im Folgenden werden bevorzugte Ausführungsbeispiele anhand der Figuren beschrieben.
Dabei sind gleiche, ähnliche oder gleichwirkende Elemente mit identischen Bezugszeichen
versehen, und auf eine wiederholende Beschreibung dieser Elemente wird teilweise verzichtet,
um Redundanzen zu vermeiden.
[0020] Die Figur 1 zeigt schematisch eine Stranggießanlage mit einer Kokille 1. Unterhalb
der Kokille 1 sind ein Führungsgitter 2, mehrere Stützführungsrollen 3 und ein Treibrollenpaar
4 angeordnet. Zur Umleitung des gegossenen Stranges 5 in die Horizontale sind eine
Biegerolle 6 und eine Leitrolle 7 vorgesehen. Zum Geraderichten des Stranges 5 nach
der Umleitung dient ein Richttreiber 8. Der gegossene Strang 5 kann unterhalb der
Kokille durch Aufsprühen von Wasser gekühlt werden.
[0021] Der Formraum 9 der Kokille 1 wird hier beispielhaft durch eine ebene Formwandung
10' einer ersten Breitseitenwand 10 und eine gewölbte Formwandung einer zweiten Breitseitenwand
11, sowie zwei dazwischen angeordnete Schmalseitenwände (in der Figur 1 nicht gezeigt)
aufgebaut. Die ebene erste Breitseitenwand 10 und die ebenen seitlichen und unteren
Flächen der gewölbten zweiten Breitseitenwand 11 sind in einem Winkel α zur Vertikalen
geneigt. Ein Kokillenrahmen 13 ist an einer Oszillationsführung 14 verschiebbar vorgesehen.
Die beispielhafte Oszillationsrichtung entsprechend dem Neigungswinkel α der ebenen
Breitseitenwand 10 ist durch einen Doppelpfeil 15 verdeutlicht. Das Führungsgitter
2 und die Stützführungsrollen 3 bilden eine im Winkel α zur Vertikalen geneigte, d.h.
der Strangaustrittsrichtung entsprechende Führungsbahn.
[0022] Die Stahlschmelze wird durch ein Tauchgießrohr 16 in den Formraum 9 der Kokille 1
bis zum Badspiegel 17 eingeleitet. Das Tauchgießrohr 16 ist zur Gewährleistung eines
ausreichenden Freiraumes zu den Formwandungen vorzugsweise abgeflacht. Während des
Gießbetriebs befinden sich seitliche Ausströmungsöffnungen 18 unterhalb des Badspiegels
17.
[0023] In den Breitseitenwänden 10, 11 und Schmalseitenwänden der Kokille befinden sich
Kühlkanäle 30, durch die ein Kühlmittel strömt. Das Kühlmittel ist vorzugsweise Wasser
oder eine Mischung, deren Hauptkomponente Wasser ist. Die Kühlkanäle 30 verlaufen
vorzugsweise parallel zu den Innenflächen der Breitseitenwände 10, 11 und Schmalseitenwände.
Durch die rasche Abkühlung der Stahlschmelze erstarrt diese an den Kokillenwandungen
zu einer Strangschale 20.
[0024] Die Figur 2 zeigt schematisch die Innenwandstruktur eines beispielhaften Kühlkanals
30. Hierbei ist der Figurenausschnitt a) eine aufgeschnittene dreidimensionale Ansicht,
während Figurenausschnitt b) einen Längsschnitt durch den Kühlkanal 30 zeigt.
[0025] Der Kühlkanal 30 ist zylindrisch ausgebildet, er weist einen wenigstens ungefähr
kreisförmigen Querschnitt senkrecht zur Mittellinie M auf, die sich in Längsrichtung
des Kühlkanals 30 erstreckt. Zwar ist eine solche zylindrische Form, insbesondere
ein kreisförmiger Querschnitt, bevorzugt, da er der weiter unten beschriebenen Drallwirkung
zuträglich ist, allerdings kommen auch andere Querschnitte - etwa ein ovaler, elliptischer
oder polygonaler - infrage, sofern Mittel vorhanden sind und die Geometrie geeignet
ist, eine strudelähnliche, rotierende Strömung des Kühlmittels zu erreichen.
[0026] Zu diesem Zweck weist die Innenwand des Kühlkanals 30 im vorliegenden Ausführungsbeispiel
eine oder mehrere Rillen, d.h. Vertiefungen 31 auf, die wie ein Gewinde spiralförmig
eingeprägt oder ausgeschnitten oder auf andere Weise eingebracht sind. Eine Herstellungsmöglichkeit
der Rillen 31 besteht darin, mit einem Spezialwerkzeug einen spiralförmigen Verlauf
in die Innenwand des Kühlkanals 30 einzuschneiden. Das zylindrische Werkzeug hinterlässt
auf der Kühlkanalwand Rillen 31 oder Riefen, die spiralförmig parallel oder auch kreuzend
verlaufen können.
[0027] Die beschriebene Geometrie des Kühlkanals 30 führt nun dazu, dass die normale Axialströmung
entlang der Achse M von einer Drallströmung überlagert wird, die eine definierte radiale
Komponente aufweist. Durch die Rillen 31 entsteht somit im Unterschied zu turbulenzerzeugenden
Elementen aus dem Stand der Technik keine ungerichtete, durchmischende Turbulenz des
Kühlmittels, sondern das Kühlmittel erfährt ein wohldefiniertes Strömungsverhalten,
das sich aus einer Normalströmung entlang der Längsrichtung des Kühlkanals 30 und
einer überlagerten Drallströmung, d.h. strudelähnlichen Strömung mit radialer Komponente
zusammensetzt. Dadurch werden Dampfblasen, die durch das Verdampfen der Flüssigkeit
tendenziell an der Kühlkanalwand entstehen, ins Innere des Kühlkanals 30 transportiert.
Es findet somit eine Phasentrennung des Kühlmittels statt, wobei die Flüssigkomponente
sich am Rand des Kühlkanals sammelt, während die Gaskomponente nach innen transportiert
wird. Die Anzahl, Steigung und Ausprägung (Tiefe bzw. Höhe), sowie der Abstand, die
Flankengeometrie und andere geometrische Parameter der Rillen 31 können im Hinblick
auf die beabsichtigte Drallbildung, den Durchfluss (insbesondere die Strömungsgeschwindigkeit)
und die Wärmeanforderung des Systems optimiert werden. Durch den Drall entsteht ein
Sog, der die Separation der Zweiphasenströmung begünstigt und die Gasphase auf die
besprochene Weise ins Zentrum des Kühlkanals 30 drängt. Dadurch wird ein optimaler
Wärmeübergang zwischen der Kühlkanalwand und dem Kühlmittel geschaffen. Ferner erhöht
sich die grenzschichtnahe Strömungsgeschwindigkeit an der Kühlkanalwand, wodurch die
Dampffilmausprägung verzögert sowie die Blasenablösung von der Wand begünstigt wird.
Durch diese Wirkungen erfolgt eine optimale Benetzung der Kühlkanalwand. Folglich
ist ein optimierter Wärmeübergang zwischen der Kühlkanalwand und dem Kühlmittel gegeben.
[0028] Die obigen technischen Wirkungen gehen aus dem Figurenausschnitt 2b) hervor, in dem
die wandseitige Flüssigphase des Kühlmittels mit dem Bezugszeichen 32 und die nach
innen tendierende Gasphase mit dem Bezugszeichen 33 bezeichnet sind. Das Kühlmittel
F strömt im Figurenausschnitt 2b) von unten in den Kühlkanal 30 ein und wird durch
die Rillen 31 in Rotation versetzt. Die mit der Flüssigphase 32 benetzte Oberfläche
ist vergrößert und begünstigt einen optimalen Wärmeübergang zur Kühlkanalwand. Durch
diese wohldefinierte und beabsichtigte Phasentrennung kann die sogenannte Siedekrise
vermieden oder zumindest herausgezögert werden. Eine Siedekrise liegt vor, wenn die
Dampfbildung dazu führt, dass der Flüssigfilm an der Kühlkanalwand abreißt und die
Wärme somit nicht mehr ordnungsgemäß abgeführt werden kann.
[0029] In der Ausführungsform der Figur 2 wird die Drallströmung des Kühlmittels durch spiralförmige
Rillen 31 erzielt. Gemäß einer anderen Ausführungsform befinden sich im Kühlkanal
30, vorzugsweise am Eintritt des Kühlkanals 30, ein oder mehrere Flügel, die ähnlich
Turbinenschaufeln ausgebildet sind. Andere Mittel sind ein Drallblech oder Draht,
vorzugsweise im Wesentlichen über die gesamte Bohr- oder Schlitzlänge. Ferner kann
der Drall erzeugt oder die Drallbildung gefördert werden, indem das Kühlmittel tangential
zugeführt wird. Für Kokillenplatten mit Füllstücken ist eine strömungsoptimierte Prägung
der Füllstücke technisch realisierbar.
[0030] Vorzugsweise durchströmt das Kühlmittel den Kühlkanal 30 mit einer Geschwindigkeit
relativ zur Kühlkanalwand von mehr als 7 m/s, um die Dampffilmbildung wirksam zu unterbinden.
Da der Übergang von der einphasigen Kühlmittelströmung zur zweiphasigen Flüssig/Gas-Strömung
gerade im hochtemperaturbelasteten Meniskusbereich, d.h. im Bereich des Badspiegels
17 gegeben ist, sind Kühlkanäle vorzugsweise in diesem Bereich mit Mitteln zur Drallbildung
versehen.
[0031] Neben den oben beschriebenen technischen Wirkungen finden Nebeneffekte statt, wie
etwa eine temperaturbedingte Gasausscheidung. Die Dampfblasen bilden sich an Keimzellen
an der Kühlkanalwand, lösen sich und werden wiederrum durch das Kühlmittel verdrängt.
Durch diesen Mechanismus wird der Wärmetransport begünstigt. Durch die besprochene
Radialströmung, d.h. den Drall wird das Ablösen der Dampfblasen erleichtert, es kommt
zu einem intensiven Stoffaustausch, wodurch die Kühlleistung erhöht werden kann.
[0032] Aufgrund des optimierten Wärmetransports können die Sicherheit und Zuverlässigkeit
des Gießprozesses verbessert werden. Die Lebenszeit der Kokille, insbesondere die
der Kupferplatten, sofern als Kokillenwände angewendet, wird erhöht, da temperaturabhängige
Rekristallisationsprozesse speziell bei Kupferwerkstoffen verringert werden oder nicht
mehr auftreten. Dadurch lässt sich die Gießleistung verbessern sowie die Gießgeschwindigkeit
erhöhen. Ferner kann durch die optimierte Kühlleistung die Wassermenge zur Kühlung
reduziert werden. Dies wiederrum führt zu einer Energieeinsparung durch eine geringere
Pumpenleistung.
[0033] Soweit anwendbar können alle einzelnen Merkmale, die in den Ausführungsbeispielen
dargestellt sind, miteinander kombiniert und/oder ausgetauscht werden, ohne den Bereich
der Erfindung zu verlassen.
Bezugszeichenliste
[0034]
- 1
- Kokille
- 2
- Führungsgitter
- 3
- Stützführungsrollen
- 4
- Treibrollenpaar
- 5
- Gegossener Strang
- 6
- Biegerolle
- 7
- Leitrolle
- 8
- Richttreiber
- 9
- Formraum
- 10
- Erste Breitseitenwand
- 10'
- Formwandung
- 11
- Zweite Breitseitenwand
- 13
- Kokillenrahmen
- 14
- Oszillationsführung
- 15
- Oszillationsrichtung
- 16
- Tauchgießrohr
- 17
- Badspiegel
- 18
- Ausströmungsöffnung
- 20
- Strangschale
- 30
- Kühlkanal
- 31
- Rille
- 32
- Flüssigphase des Kühlmittels
- 33
- Gasphase des Kühlmittels
- M
- Mittellinie des Kühlkanals/Axialrichtung
- F
- Kühlmittel
1. Kokille (1) zum Stranggießen von schmelzflüssigen Metallen, vorzugsweise Stahl, mit
mindestens einem Kühlkanal (30), der sich entlang einer Axialrichtung (M) erstreckt
und eingerichtet ist, um von einem Kühlmittel (F) in Axialrichtung (M) durchströmt
zu werden, wobei
der Kühlkanal (30) ein Drallerzeugungsmittel aufweist, das der Kühlmittelströmung
eine definierte radiale Komponente vermittelt.
2. Kokille (1) nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Kühlkanal (30) zylindrisch ist, vorzugsweise einen kreisförmigen Querschnitt
senkrecht zur Axialrichtung (M) aufweist.
3. Kokille (1) nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass der Kühlkanal (30) eine Kühlkanalinnenwand aufweist und das Drallerzeugungsmittel
eine und/oder mehrere Rillen (31) oder Rippen umfasst, die vorzugsweise spiralförmig
an der Kühlkanalinnenwand vorgesehen sind.
4. Kokille (1) nach einem der vorigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Drallerzeugungsmittel einen oder mehrere Flügel umfasst.
5. Kokille (1) nach einem der vorigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Kühlkanal (30) mit Drallerzeugungsmittel auf der Höhe des Badspiegels (17) der
Kokille (1) vorgesehen ist.
6. Verfahren zum Kühlen einer Kokille (1) zum Stranggießen von schmelzflüssigen Metallen,
vorzugsweise Stahl, wobei die Kokille (1) mindestens einen Kühlkanal (30) aufweist,
der sich entlang einer Axialrichtung (M) erstreckt, wobei das Verfahren aufweist:
Bereitstellen des Kühlmittels (F), so dass dieses den Kühlkanal (30) in Axialrichtung
(M) durchströmt;
Erzeugen einer definierten radialen Komponente der Kühlmittelströmung, wodurch das
Kühlmittel in Rotation versetzt wird, wobei eine Achse entlang der Axialrichtung (M)
als Rotationsachse fungiert.