[0001] Die Erfindung richtet sich auf einen Neutralisierungskörper, auch Anzünder genannt,
zur Beseitigung von Minen, Munitionen, pyrotechnischer Munitionen oder Gegenständen.
Die Erfindung bezieht sich auch auf einen Bausatz zur Herstellung bzw. Schaffung des
Neutralisierungskörpers.
[0002] Die Munitionsvernichtung etc. erfolgt häufig durch Initiierung selbiger. Verwendet
werden dazu in der Regel Schneid- und Hohlladungen. Pyrotechnische Munition oder offen
zugängige Sprengstoffe werden in sogenannten EOD (Explosive Ordnance Disposal) -Anzündern
angezündet. Zur Beseitigung von Munition im "Low-order"-Verfahren werden pyrotechnische
Anzünder verwendet, um die Außenhülle einer Munition zu durchbrechen und den darin
befindlichen Sprengstoff anzuzünden, sodass dieser gefahrlos abbrennen kann.
[0003] Aus der
GB 2 312 864 A ist eine Vorrichtung zum Schneiden relativ harter und widerstandsfähiger Materialien,
wie Metalle, unter Verwendung einer Thermit-Zusammensetzung offenbart. Ein diese Zusammensetzung
enthaltener Behälter weist umfangsseitig einen Schlitz auf, der durch ein zerreißbares
Material abgedeckt ist.
[0004] Die
US 3,109,369 A beschreibt eine Vorrichtung zur Beseitigung von umhüllten Explosivstoffen. Diese
umfasst einen Behälter zur Aufnahme einer Thermit-Ladung. Bodenseitig ist eine schmale
Öffnung mit einer Kappe verschlossen, die zerstört wird, wenn die Ladung zündet.
[0005] Derartige Vorrichtungen weisen eine geringe Flexibilität auf. Die Ladung wird bei
Gebrauch gezündet und brennt von der Spitze ab. Das kann bewirken, dass hier kein
konstanter Abstand zur Munition etc. eingehalten wird, mit dem Nachteil, dass nicht
die gesamte Energie des pyrotechnischen Satzes auf die Munition aufgebracht wird.
In Konsequenz schwindet die Leistung mit der Brennzeit. Zudem besteht das Problem
zur Bekämpfung und Beseitigung von Munition, welche eine Ummantelung aus Bakelit oder
Ähnlichem aufweist.
[0006] Aus der
DE 10 2009 021 820 B4 ist ein Neutralisierungskörper bekannt, der aus zwei Körpern besteht, die ineinander
gesetzt, zueinander verdrehbar sind. Mit diesem Körper kann ein seitlicher Längsschlitz
oder ein punktueller Austritt im Boden eingestellt werden. Als Wirkmasse wird auch
hier eine Thermit-Ladung bevorzugt, die durch Zuschlagstoffe besonders heiß und energiereich
abbrennt. Derartige Neutralisationskörper haben sich in der Praxis bewährt.
[0007] Darauf aufbauend stellt sich der Erfindung die Aufgabe, eine Vorrichtung aufzuzeigen,
welche beim Abbrand einen konstanten Abstand zur Munition etc., welche vernichtet
werden soll, aufweist.
[0008] Gelöst wird die Aufgabe durch die Merkmale des Patentanspruchs 1. Vorteilhafte Ausgestaltungen
sind in den Unteransprüchen aufgezeigt.
[0009] Der Erfindung liegt die Idee zugrunde, verschiedene Deckel als Böden mit unterschiedlichen
Düsenformen zum Einsatz an einem Neutralisierungskörper zu bringen, um verschiedene
Szenarien bedienen zu können. D.h., mittels der unterschiedlichen Düsenformen im Deckel
(bzw. im Boden) ist es möglich, auf die verschiedenen Szenarien erfolgsversprechend
und auf diese abgestimmt einwirken zu können. Dabei sollte die Geometrie der Düse
auf den Einsatz bzw. einen gewünschten Abbrand abgestimmt sein. Insbesondere kann
noch vor Ort die Wahl der Düsenform vorgenommen werden, abstimmbar auf das zu vernichtende
Objekt selbst, wozu der Deckel bzw. der Boden auswechselbar gestaltet ist. Die Düsen
sind bevorzugt in einem auswechselbaren Boden eingebracht.
[0010] Angedacht ist z.B. eine Düse zum Zentrieren der Leistung auf einen Punkt (Punktdüse).
Mit dieser punktuellen Ausrichtung können dicke Munitionshüllen etc. (Objekt) durchdrungen
werden. Das Anzünden des in den Hüllen befindlichen Sprengstoffs und das Abbrennen
über die gesamte Brennzeit werden sichergestellt.
[0011] Eine weitere andere Düse bzw. Düsenform dient z.B. zum Erzeugen eines gefächerten
Strahls. Dabei wird die Energie in Form einer Linie in das Objekt eingebracht. Genutzt
werden kann diese Düse zum Öffnen beispielsweise von Munitionshüllen mit einer geringeren
Hüllenstärke. Das Einleiten der Verbrennung des Sprengstoffes erfolgt über eine größere
Fläche.
[0012] Wird hingegen ein offener Abbrand benötigt, d.h., gezielt ein hohes Maß an Energie,
um das Objekt zu schädigen, anzuzünden oder ähnliches, kann auf eine Düse auch verzichtet
werden. In diesem Fall kann der Neutralisierungskörper einseitig offen sein.
[0013] Weitere Einsatzmöglichkeiten wie auch weitere Düsenformen bzw. -geometrien sind denkbar,
wie Kreuze, Ellipsen, Vierecke, Ovale etc.
[0014] Der Sprengstoff wird in einem Behälter aus Aluminium o. ä. beispielsweise eingepresst,
der von einem Stahlbehälter des Neutralisierungskörpers umgeben ist. Alternativ kann
der Sprengstoff aber auch direkt im Stahlbehälter untergebracht sein, ggf. auch hier
durch Einpressen.
[0015] Die Zusammensetzung des pyrotechnischen Satzes (Sprengstoff) ist so gewählt, dass
zum einen eine sehr hohe Hitzeentwicklung zur Durchdringung von Materialien und zur
Anzündung von Sprengstoffen entwickelt wird. Zum anderen entwickelt der Satz Gase
beim Abbrand, welche den Abtrag des Hüllenmaterials unterstützen.
[0016] Zur Anwendung können hier beispielsweise Sätze mit einem metallischen Brennstoff
und einem Oxidationsmittel (z. B. Magnesium und Kaliumnitrat) in einem Mengenverhältnis
von ca. 50:50 Gew.% bis 80:20 Gew.% (metallischer Brennstoff: Oxidationsmittel) sowie
Sätze auf Basis von Thermitmischungen mit Zusatz von gasbildenden Komponenten (z.
B. eine Mischung aus Eisen-Oxid, Magnesium, Kaliumnitrat und einem Binder) kommen.
[0017] Die Ladung selbst hat bevorzugt einen inneren Kanal. Durch diesen Kanal kann die
Energie zielgerichtet in den Bereich der bodenseitigen (oder deckelseitigen) Ausblasöffnung
(Düse) geführt werden.
[0018] Nach oben (bzw. unten) herausgeführt ist ein Anschluss für einen elektrischen Anzünder
oder aber ein Zugang für eine Leitfeuerzündung.
[0019] Der Bodenbereich und / oder der Deckelbereich sollten durch eine Keramik- oder Toneinlage
oder dergleichen gegen die starke Hitze (Temperaturbereich < 2800°C) geschützt werden,
damit keine weiteren insbesondere ungewollten Ausblasöffnungen entstehen.
[0020] Zudem sollte eine Verdrehsicherung eingebunden werden. Dies können bodenseitig vorhandene
Stifte oder Noppen am Behälter sein, damit der Körper nicht aus der gewünschten Position
wegbewegt werden kann. Alternativ oder zusätzlich können Ösen zur Anbringung von Verzurrbändern,
Riemen, Seilen, Stricken, Gurten etc. zur Verbindung des Anzünders mit dem zu vernichtenden
Gegenstand (Objekt) vorgesehen werden.
[0021] Zur Beseitigung von Minen, Munitionen, pyrotechnischer Munitionen oder Gegenständen
wird ein Neutralisierungskörper vorgeschlagen, der zumindest aus einem Deckel mit
Anzündvorrichtung, einer Hülle, einem in der Hülle gehaltenen pyrotechnischen Satz
sowie einem von der Hülle lösbaren Boden mit einer Düse besteht. Verschiedene Böden
weisen verschiedene Düsenformen auf. Die Formen der Düse können dabei punktförmig,
fächerförmig, kreuzförmig, viereckig, elliptisch, oval etc. sein. Je nach Wunsch und
Aufgabenstellung kann der Boden gegen einen anderen Boden ausgetauscht werden. Dadurch
kann ein anderer Querschnitt bzw. eine andere geometrische Form der Düse an dem Neutralisierungskörper
befestigt werden. So wird es möglich, durch eine individuelle Vorgabe auf die Gegebenheit
der zu vernichtenden Gegenstände / Objekte reagieren und den Erfolg einwirken zu können.
Ein Bausatz oder System für den Neutralisierungskörper sieht daher zumindest mehrere
Böden mit den verschiedenen Düsen vor. Diese können bestimmungsgemäß an dem Behälter
des Neutralisierungskörpers befestigt werden. Ein Austausch ist dabei vorgesehen.
[0022] Anhand eines Ausführungsbeispiels mit Zeichnung soll die Erfindung näher erläutert
werden. Es zeigt:
- Fig. 1
- einen Neutralisierungskörper in einer Schnittdarstellung,
- Fig. 2
- einen Boden des Neutralisierungskörpers aus Fig. 1 mit einem Loch als Düse,
- Fig. 3
- einen Boden des Neutralisierungskörpers aus Fig. 1 mit einem Längsschlitz als Düse,
- Fig. 4
- den Neutralisierungskörper aus Fig. 1 in Funktion.
[0023] In Fig. 1 ist ein Neutralisierungskörper 1 mit einem Deckel 2, einer Hülle 3 sowie
einem pyrotechnischen Satz 4 in einer Schnittdarstellung dargestellt. Erkennbar bildet
der pyrotechnische Satz 5 einen Kanal 5. Mit 6 ist ein wechselbarer Boden mit Düse
7 gekennzeichnet. Dieser auswechselbare Boden 2 ist an der Hülle 3 befestigbar. Die
Befestigung kann mittels Verschraubung, Verklippsung etc. vorgenommen werden. Ausreichend
kann auch eine Bajonettverbindung sein. Als Wirkmasse bzw. pyrotechnischer Satz 4
ist eine Mischung zu wählen, welche sehr heiß und energetisch abbrennt.
[0024] Die Hülle 3 des Neutralisierungskörpers 1 kann rund, eckig, oval, elliptisch etc.
sein, wobei keine Einschränkungen vorgesehen seind. Gleiches gilt für die Form der
auswechselbaren Böden 6, die jedoch an die geometrische Form der Hülle angepasst sein
sollte.
[0025] Die wechselbaren Böden 6 können ihrerseits verschiedene geometrische Düsenformen
aufweisen. In den Fig. 2 und 3 sind nur auszugsweise zwei mögliche Formen dargestellt.
Fig. 2 zeigt eine Lochdüse 7.1, Fig. 3 eine Fächerdüse 7.2. Die Düsen 7 sind dabei
im Boden 7 eingebracht und bilden entsprechende Ausnehmungen (Öffnungen) im jeweiligen
Boden 6.
[0026] Nach oben aus dem Deckel 2 herausgeführt ist eine elektrische Anzündvorrichtung 8
oder ein Zugang für eine Leitfeuerzündung etc. (nicht näher dargestellt).
[0027] Fig. 4 zeigt die Neutralisierungskörper 1 im Einsatz. Über die Anzündvorrichtung
8 im Deckel 2 wird die Zündung des pyrotechnischen Satzes 4 eingeleitet. Der pyrotechnische
Satz 4 brennt von innen nach außen ab, d. h., vom Kanal 5 zur Hülle 3. Eine entstehende
Flamme wird über die Düse 7 (7.1, 7.2) nach unten aus dem Boden 2 des Neutralisierungskörpers
1 ausgeblasen. Dabei wird ein konstanter Abstand zum zu vernichtenden Objekt 9 eingehalten.
[0028] Eine Punkt-Düse 7.1 dient beispielsweise zum Zentrieren der Leistung auf einen Punkt.
Hier können auch verschiedene Böden 6 mit Punkt-Düsen 7.1 mit unterschiedlichen Durchmessern
vorgesehen werden.
[0029] Eine Fächer-Düse 7.2 kann zur Erzeugung eines gefächerten Strahls eingesetzt werden.
Auch hier können mehrere Böden 6 mit Fächer-Düsen 7.2 unterschiedlicher Längen / Querschnitte
des Schlitzes der Fächer-Düsen 7.2 zum Bausatz gehören.
[0030] Eine Punkt-Düse 7.1 kann beispielsweise gegen eine Fächer-Düse 7.2 ausgetauscht werden
und umgekehrt. Dazu wird der Boden 6 mit der Punkt-Düse 7.1 von der Hülle entfernt
und ein Boden 6 mit einer Fächerdüse 7.2 an der Hülle 3 befestigt.
[0031] Die Geometrie in den Böden 6 können auch Kreuze, Ellipsen, Vierecke, Ovale etc. sein,
wobei auch diese Böden 6 austauschbar an den Neutralisierungskörper 1 angebunden werden
können.
[0032] In einer besonderen Ausführung kann auf einen Boden 6 verzichtet werden. Dadurch
wird erreicht, dass gezielt ein hohes Maß an Energie bereitgestellt wird, um das Objekt
9 zu schädigen, anzuzünden oder ähnliches.
[0033] Als Verdrehsicherung sind zumindest bodenstirnseitig Stifte oder Noppen 10 an der
Hülle 3 angebracht.
1. Neutralisierungskörper (1), bestehend aus
- einem Deckel (2) mit Anzündvorrichtung (8),
- einer Hülle (3),
- einem in der Hülle (3) gehaltenen pyrotechnischen Satz (4).
2. Neutralisierungskörper (1) nach Anspruch 1, gekennzeichnet durch ggf. einen von der Hülle (3) lösbaren Boden (6) mit einer Düse (7, 7.1, 7.2).
3. Neutralisierungskörper (1) nach Anspruch 1 oder 2, gekennzeichnet durch verschiedene Böden (6) mit verschiedenen Düsenformen (7, 7.1, 7.2).
4. Neutralisationskörper (1) nach Anspruch 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Formen der Düse (7) punktförmig (7.1), fächerförmig (7.2), kreuzförmig, viereckig,
elliptisch, oval etc. sein können.
5. Neutralisierungskörper nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass der Bodenbereich und / oder der Deckelbereich durch eine Keramik- oder Toneinlage
oder dergleichen gegen die starke Hitze des pyrotechnischen Satzes (4) geschützt werden
kann.
6. Neutralisierungskörper nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass eine Verdrehsicherung (10) eingebunden ist.
7. Neutralisierungskörper nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass als Verdrehsicherung zumindest bodenstirnseitig Stifte oder Noppen (10) an der Hülle
(3) angebracht sind.
8. Neutralisierungskörper nach einem der Ansprüche 1 bis 7, gekennzeichnet durch, Ösen an der Hülle (3) zur Anbringung von Verzurrbändern, Riemen, Seilen, Stricken,
Gurten etc.
9. Bausatz für einen Neutralisierungskörper (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 8,
gekennzeichnet durch
• wenigstens einen Deckel (2) mit einer Anzündvorrichtung (8),
• wenigstens eine Hülle (3) mit einem darin befindlichen pyrotechnischen Satz (4),
• mehrere Böden (6) mit verschiedenen Düsenformen (7, 7.1, 7.2).