[0001] Flächig ausgedehnte Materialien, d. h. Materialien, die gegenüber ihrer Dicke eine
sehr große Oberfläche aufweisen, wie zum Beispiel Platten oder Bänder aus einem Polymer,
aus einem Metall oder aus Glas, weisen oftmals eine sehr glatte Oberfläche auf. Teilweise
müssen diese Oberflächen für die Weiterverwendung in technischen Produkten im nanoskopischen
und mikroskopischen Maßstab aufgeraut bzw. strukturiert werden. Unter nanoskopischem
Maßstab sollen nachfolgend Strukturen verstanden werden, die hinsichtlich ihrer Breite
und ihres Abstandes zueinander Abmaße kleiner als 1 µm aufweisen. Dem entsprechend
sollen unter mikroskopischem Maßstab nachfolgend Strukturen verstanden werden, die
hinsichtlich ihrer Breite und ihres Abstandes zueinander Abmaße kleiner als 1 mm und
größer gleich 1 µm aufweisen. Nachfolgend werden diese Dimensionen allgemein als Strukturgröße
bezeichnet. Das Aufrauen einer Oberfläche kann beispielsweise sinnvoll sein, um eine
optische Entspiegelung zu erzielen.
[0002] In
Schönberger, W. at al., Large-area fabrication of stochastic nano-structures on polymer
webs by ion- and plasma treatment, Surface & Coatings Technology, Vol. 205 (2011),
S. 495-S497 (nachfolgend 0 genannt), wird beispielhaft eine Methode vorgestellt, bei der durch
einen Plasmaätzprozess ein transparentes Polymer an seiner Oberfläche nanoskopisch
aufgeraut wird. Dadurch bildet sich eine poröse Oberfläche aus, die einen graduellen
Übergang des optischen Brechungsindex des Polymers zum umgebenden Medium bewirkt.
Damit einhergehend wird die optische Reflexion an dieser Grenzfläche über einen weiten
Spektralbereich reduziert. Eine erhöhte Lichttransmission ist die Folge. Vorteilhaft
ist zusätzlich der zufällige, stochastische Charakter der Strukturierung. Wiederholende
Muster bilden sich nicht aus, welche eventuell zu Beugungsphänomenen führen könnten.
Nachteilig an dieser Methode ist die Beschränkung auf polymere Materialien, deren
Oberflächen aufgeraut werden können.
[0003] Auch die in
Collaud Coen, M. at al., Modification of the micro- and nanotopography of several
polymers by plasma treatments, Applied Surface Science, Vol. 207 (2003) S. 276-286, beschriebene Methode weist ähnliche Nachteile auf. Der beschriebene Prozess ist
langsam, kostenaufwendig und auf stationäre Anwendungen beschränkt. Eine dynamische
Anwendung, das heißt eine Anwendung auf sich bewegenden Substraten ist damit nicht
möglich. Weiterhin ist bei dieser Methode ein großer Nachteil, dass mit einem sogenannten
Bias gearbeitet werden muss. Das bedeutet, dass durch eine zusätzliche technische
Einrichtung ein elektrisches Potenzial an das aufzurauende Substrat angelegt werden
muss, welches die Energie für die zum Aufrauen verwendenden Ionen aus dem Plasma bereitstellt.
[0005] Um beliebige Materialarten mit einer strukturierten Oberfläche auszustatten, gibt
es die Möglichkeit, auf diese Materialien eine Lackschicht aufzubringen, deren Oberfläche
noch im nassen Zustand zu strukturieren und diese Struktur dann im Vernetzungsschritt
des Lackes "einzufrieren". Eine solche Methode wird zum Beispiel in
Bauer F. at al., UV curing and matting of acrylate nanocomposite coatings by 172nm
excimer irradiation in Progress, Organic Coatings, Vol. 64, No. 4, (2009), S. 474-481, beschrieben. Dabei wird durch einen ersten Bestrahlungsschritt ein auf UV-Strahlung
empfindlicher Lack lediglich an der Oberfläche im mikroskopischen Maßstab stochastisch
gefaltet. In einem zweiten Schritt wird unter Verwendung eines zweiten UV-Strahlers
die gesamte Lackdicke vom nassen in den festen Zustand überführt. Man spricht hierbei
von der Vernetzung des Lackes. Bei diesem Verfahren werden Strukturgrößen im mikroskopischen
Bereich generiert. Nanoskopische Strukturgrößen können mit diesem Verfahren jedoch
nicht hergestellt werden. Deshalb kann mit einem solchen Verfahren keine breitbandige
Entspiegelungswirkung erreicht werden.
[0006] Eine weitere sehr aufwändige Methode zum Strukturieren von Oberflächen ist in
Kooy, N. at al., A review of roll-to-roll nanoimprint lithography, Nanoscale Res Lett.,
Vol. 9, No. 1 (2014), S. 320 ff., offenbart. Dabei wird ein auf UV-Strahlung empfindlicher Lack in seinem nassen
Zustand durch einen Stempel geometrisch verformt und unmittelbar im Anschluss ohne
Wegnahme des Stempels vernetzt. Nach dem Vernetzen des Lackes wird der Stempel wieder
entfernt und es verbleibt der geformte Lack als Oberfläche. Der für diese Art des
Strukturierens einer Oberfläche benötigte Stempel kann nur sehr aufwändig hergestellt
werden. Stochastische Strukturen sind damit nicht herstellbar und die Strukturen weisen
über eine gewisse Dimension Wiederholungen auf, da der Stempel für die Strukturierung
größerer Flächen wiederholt aufgesetzt werden muss. An den Ansatzstellen entstehen
darüber hinaus immer Strukturstörungen, da der Stempel nicht exakt und ansatzlos positioniert
werden kann. Für Änderungen der Strukturgrößen muss jedes Mal ein neuer Stempel gefertigt
werden. Das macht den Prozess zusätzlich zeit- und kostenaufwendig.
[0007] Der Erfindung liegt daher das technische Problem zugrunde, ein Verfahren zum Strukturieren
von Oberflächen zu schaffen, mittels dessen die Nachteile aus dem Stand der Technik
überwunden werden können. Insbesondere soll es mit dem erfindungsgemäßen Verfahren
möglich sein, die Oberflächen von Substraten verschiedener Materialien, wie zum Beispiel
aus metallenen oder gläsernen Materialien zu strukturieren.
[0008] Die Lösung des technischen Problems ergibt sich durch Gegenstände mit den Merkmalen
des Patentanspruchs 1. Weitere vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung ergeben
sich aus den abhängigen Ansprüchen.
[0009] Beim erfindungsgemäßen Verfahren zum Herstellen nanoskopischer und/oder mikroskopischer
Oberflächenstrukturen auf einem flächig ausgedehnten Substrat wird zunächst ein Lack
auf die Substratoberfläche aufgetragen und auf der Substratoberfläche in eine feste
Form überführt. In einem zweiten Schritt wird diese feste Lackoberfläche dann einem
Plasmaätzprozess ausgesetzt, durch den die Oberfläche aufgeraut bzw. strukturiert
wird. Der maßgebliche Erfindungsgedanke besteht darin, dem Nasslack vor dem Auftragen
auf das Substrat einen als grenzflächenaktive Substanz ausgebildeten chemischen Zusatzstoff
beizumischen. Dabei bestimmt die Konzentration und die Art der grenzflächenaktiven
Substanz maßgeblich, wie sich beim späteren Plasmaätzprozess die Struktur hinsichtlich
Porosität, Strukturgröße, effektiver Oberfläche usw. ausbilden wird. Unter grenzflächenaktive
Substanz sollen Stoffe verstanden werden, welche sich an Phasengrenzen anreichern
und die Oberflächenspannung bzw. die Grenzflächenspannung zwischen zwei Phasen herabsetzen.
[0010] Der zu verwendende Lack ist flüssiger Natur. Durch chemische oder physikalische Vorgänge
wird er zu einem durchgehenden, großflächigen, festen Film umgebaut. Wichtiger Bestandteil
des flüssigen Lackes ist ein Filmbildner, der Hauptbestandteil der sich später ausbildenden
festen Schicht ist. Zum Einstellen der Viskosität des flüssigen Lackes können Lösemittel
oder Reaktivverdünner dem flüssigen Filmbildner zugegeben werden. Die Verarbeitbarkeit
des Lackes wird dadurch in starkem Maße bestimmt und kann über die Art und Konzentration
der Lösemittel bzw. Reaktivverdünner durch verschiedene Methoden der Nasslackapplikation
angepasst werden. Weitere Bestandteile des Lackes können Pigmente oder andere feste
Füllstoffe sein. Vorteilhaft sind hierbei Lacke, die lösemittelfrei sind. Die Belastung
der Umwelt wird dadurch drastisch verringert. Besonders vorteilhaft stellen sich strahlungsvernetzende
Lacke dar, die acrylatbasiert sind. Dadurch können hocheffiziente und hochproduktive
Methoden der Strahlungsvernetzung eingesetzt werden. Darüber hinaus weisen insbesondere
urethanacrylatbasierte Lacke eine ausreichende Stabilität gegenüber Witterungseinflüssen
auf und können damit auch für Anwendungen im Außenbereich eingesetzt werden.
[0011] Neben flüssigen Lacken ist auch das Verwenden eines Pulverlackes denkbar. Dabei erfolgt
die Zugabe des chemischen Zusatzstoffes bei der Synthese der Pulverpartikel.
[0012] Als chemischer Zusatzstoff zum Einstellen der sich im anschließenden Plasmaätzprozess
ausbildenden Strukturen soll eine grenzflächenaktive Substanz gewählt werden, weil
dadurch gewährleistet ist, dass diese Substanz vorrangig an der Oberfläche der Lackschicht
ihre Wirkung entfaltet. Die Konzentration des Zusatzstoffes soll dabei zwischen 0,01
Gewichtsprozent bis 5 Gewichtsprozent liegen. Die Änderung der Volumeneigenschaften
der Lackschicht wird dadurch gering gehalten. Besonders vorteilhaft hat sich ein Konzentrationsbereich
von 0,05 Gewichtsprozent bis 3 Gewichtsprozent für die grenzflächenaktive Substanz
erwiesen. Dadurch ergibt sich eine große Spannbreite an einstellbaren Strukturgrößen
beim anschließenden Plasmaätzprozess und gleichzeitig ein nahezu unverändertes Eigenschaftsprofil
der Lackschicht, unabhängig vom Vorhandensein der grenzflächenaktiven Substanz.
[0013] Vorteilhaft ist das Verwenden einer siloxanbasierten Substanz als grenzflächenaktive
Substanz, da sich dadurch beim späteren lonenätzprozess die Strukturgrößen über einen
großen Parameterbereich einstellen lassen. Besonders im Zusammenhang mit der Verwendung
eines strahlungshärtenden Lackes ist das Verwenden einer siloxanbasierten Substanz
mit Acrylat-Funktionalität wichtig. Dadurch wird sichergestellt, dass die Substanz
chemisch an die Lackschicht haftfest angebunden wird und sich von dieser durch einfache
mechanische Belastungen, wie zum Beispiel durch Abwischen, nicht trennen lässt. Als
besonders vorteilhaft hat sich das Verwenden eines polyestermodifizierten, multiacrylfunktionellen
Polydimethylsiloxan als grenzflächenaktive Substanz erwiesen. Die Bandbreite an erzielbaren
Strukturgrößen in Abhängigkeit von der Konzentration dieses Stoffes hat sich als sehr
hoch erwiesen und gewährleistet so die Anpassung der Strukturen an verschiedenste
Anwendungsaufgaben.
[0014] Als Methode zum Überführen des Lackes in eine geschlossene, feste Form können gebräuchliche
Trocknungsmethoden (Infrarottrocknung, thermische Trocknung, Mikrowelle oder Einbrennen)
oder Methoden der Strahlungsvernetzung (Elektronenbestrahlung, UV-Bestrahlung, LED-UV-Bestrahlung,
Blitzlampenbestrahlung, Laserbestrahlung) oder Kombinationen daraus angewandt werden.
Vorteilhaft sind insbesondere die Methoden der Strahlungsvernetzung, da hierbei auf
den Einsatz von Lösemitteln im Lack verzichtet werden kann. Als besonders vorteilhaft
ist die Elektronenbestrahlung zu nennen, da eine thermische Beeinflussung des Materials
dadurch weiter minimiert wird und eine sehr hohe Produktivität erreicht werden kann.
[0015] Für den Auftrag des Lackes auf die Materialoberfläche eignen sich jegliche, gebräuchliche
Methoden zur großflächigen Applikation. Beispielhaft können dies eine Walzenbeschichtung,
eine Rakelbeschichtung, eine Sprühbeschichtung oder eine Beschichtung mittels Schlitzdüse
sein. Besonders vorteilhaft stellt sich die Schlitzdüsenbeschichtung dar, da sie auf
großer Breite sehr gleichmäßig und ohne Berührung der Materialoberfläche den Lack
applizieren kann.
[0016] Die Erfindung wird nachfolgend an einem Ausführungsbeispiel beschrieben. Hierbei
wurden drei verschiedene Abschnitte einer PET-Folie (Typ: Melinex® 401, 50 µm dick)
jeweils mit einer 20 µm dicken Lackschicht beschichtet. Die Beschichtung erfolgte
mittels eines Spiralrakels. Im Anschluss wurde die Lackschicht auf den drei Folienabschnitten
durch Elektronenbestrahlung vernetzt, wobei eine Bestrahlungsdosis von 45 kGy unter
inerten Bedingungen (< 200 ppm Sauerstoff) zum Einsatz kam. Die drei Abschnitte der
Folie wurden mit drei verschiedene Lackformulierungen beschichtet. Für den ersten
Abschnitt wurde ein Lack A aus 52,8 % aliphatischem Urethanacrylat und 47,2 % 1,6
Hexandioldiacrylat hergestellt. Für das Beschichten des zweiten Folienabschnitts wurde
ein Lack B hergestellt, welcher aus Lack A besteht, der zusätzlich mit 0,1 Gewichtsprozent
polyestermodifizierten, acrylfunktionellen Polydimethylsiloxan versetzt wurde. Für
das Beschichten des dritten Folienabschnitts wurde ein Lack C hergestellt, welcher
aus Lack A besteht, der zusätzlich mit 3 Gewichtsprozent polyestermodifizierten, acrylfunktionellen
Polydimethylsiloxan versetzt wurde.
[0017] Nach dem Lackieren und Vernetzen der drei Folienabschnitte mit den verschiedenen
Lacken A, B und C, wurden die Lackschichten anschließend ionengeätzt. Das Ätzen erfolgte
mittels Ionen aus einem Sauerstoffplasma über einem Doppelmagnetron unter Verwendung
von Aluminiumtargets bei einem Sauerstoffgasfluss von 200 sccm, einem Prozessdruck
von 0,3 Pa und einer Leistungsdichte am Target von 3,6 W/cm
2. Die Prozessdaten des Doppelmagnetrons wurden dabei derart eingestellt, dass möglichst
kein Sputterabtrag an den Aluminiumtargets entsteht. Ein plasmaerzeugendes Magnetron
fungiert beim erfindungsgemäßen Verfahren vornehmlich zum Erzeugen eines Plasmas und
nicht zum Erzeugen schichtbildender Partikel herrührend aus den Magnetrontargets.
Im Anschluss wurden die hergestellten Proben hinsichtlich verschiedener Eigenschaften
charakterisiert. Die optische Transmission der drei Folienabschnitte (nachfolgend
auch Proben genannt) vor und nach dem Plasmaätzschritt wurde spektral über einen Wellenlängenbereich
von 250 nm bis 2500 nm gemessen. Aus dem Spektrum wurde die visuelle Transmission
über die Wichtung mit der Hellempfindlichkeit des menschlichen Auges berechnet. Im
Anschluss wurde die Transmissionsänderung der Proben, die durch den Plasmaätzschritt
hervorgerufen wurde, berechnet. Es zeigte sich zwischen den Proben des Lackes A und
Lackes B kein Unterschied. Beide zeigten gleichermaßen eine Transmissionssteigerung
um 0,8 % absolut. Die Probe des Lackes C hingegen zeigte einen Transmissionsgewinn
von 1,1 % absolut. Nicht nur die Transmissionssteigerung sondern auch die Absoluttransmission
war für Lack C am höchsten.
[0018] An den geätzten Proben wurde die effektive Oberfläche bestimmt. Dabei wird ermittelt,
wie stark strukturiert bzw. aufgeraut die Oberfläche im Vergleich zu einer perfekt
planen Oberfläche ist. Für Lack B wurde im Vergleich mit Lack A keine Änderung der
effektiven Oberfläche ermittelt. Es zeigte sich jedoch für Lack C eine gegenüber Lack
A verringerte effektive Oberfläche. Im Zusammenhang mit der Beobachtung zur optischen
Transmission ist dies erstaunlich, da man bei einer weniger stark strukturierten Oberfläche
eher eine Transmissionsverringerung statt einer Transmissionserhöhung erwarten würde.
Vorteilhaft ist die hohe optische Transmission bei gleichzeitig verringerter effektiver
Oberfläche zum Beispiel für optische Geräte, die in einem haptischen Einwirkbereich
liegen. Verschmutzungen durch Fingerfett sollten durch die weniger stark strukturierte
Oberfläche des Lackes C weniger leicht "verschmiert" werden.
[0019] Die Beständigkeit gegenüber mechanischen Belastungen (Abrieb) wurde durch einen Taber
Abraser Test in Anlehnung an DIN 52 347 bestimmt. Dabei reiben zwei Reibrollen (CS10F)
100 Mal auf den jeweiligen Probenoberflächen mit einer Belastung von 250 g. Nach definierten
Zeitabständen wurde an den Proben der Glanzverlust als Maß für die Veränderung der
Oberfläche durch den mechanischen Einfluss gegenüber der Ausgangssituation durch Reflexionsmessung
unter einem Winkel von 60° gemessen. Weiterhin wurden Lichtmikroskopbilder angefertigt,
um die Oberflächen hinsichtlich Kratzern und anderen Einflussbildern zu untersuchen.
Der Glanzverlust war bei der Probe des Lackes A am größten. Der geringste Glanzverlust
wurde bei der Probe des Lackes B ermittelt. Die Lichtmikroskopbilder zeigten für die
Lackprobe C die geringsten Kratzerdichten und Kratzertiefen. Die bloße Anwesenheit
des als grenzflächenaktive Substanz ausgebildeten chemischen Zusatzstoffes erhöhte
also die Abriebbeständigkeit für Lack B und Lack C, jedoch ist eine Optimierung hinsichtlich
dessen Konzentration je nach hauptsächlich vorliegender Belastungsart möglich.
[0020] Die Benetzung der plasmageätzten Lackoberfläche durch Wasser wurde mittels einer
Kontaktwinkelmessung untersucht. Dabei zeigte sich bei Lack A und Lack B ein vergleichbarer
Kontaktwinkel, während Lack C einen geringeren Kontaktwinkel aufwies. Insbesondere
für Anwendungen im Außenbereich ist ein hoher Kontaktwinkel positiv, da dadurch die
Selbstreinigung der Oberflächen verbessert wird. Lack B vereint nun die Eigenschaft
eines hohen Kontaktwinkels mit dem geringsten Glanzverlust. Durch den plasmageätzten
Lack B lassen sich zum Beispiel optische Geräte (Solarmodule) im Außenbereich effektiv
gegenüber Verschmutzung und mechanischer Beeinflussung schützen.
[0021] Anhand rasterelektronenmikroskopischer Aufnahmen der plasmageätzten Lackoberflächen
(dargestellt in Fig. 1) sind große Unterschiede der Strukturen der Lacke A, B und
C zu erkennen. Die Bereiche, die in das Material hineinweisen werden im Weiteren als
Poren bezeichnet. Lack A zeigt Strukturen, die einzeln stehend aus der Oberfläche
herausragen. Die Poren sind bei Lack A nicht einzeln, sondern größtenteils miteinander
verbunden. Es bildet sich also ein Netzwerk aus Poren. Lack B und Lack C zeigen dagegen
Strukturen, die netzartig verbunden sind und die Poren sind vereinzelt. Bezogen auf
verschiedene Anwendungsfälle lassen sich also durch Variation des chemischen Zusatzstoffes
die Strukturtypen über einen weiten Charakteristikbereich anpassen.
[0022] Anhand der Fläche der Poren im Verhältnis zur gesamten, projizierten Oberfläche kann
der Porenflächenanteil berechnet werden. Lack A weist den größten Porenflächenanteil
auf. Lack B hat einen mittleren Porenflächenanteil und Lack C den geringsten der drei
Proben. Auch der Porenflächenanteil lässt sich durch den chemischen Zusatzstoff variieren.
Die verschiedenen erfassten Messgrößen zeigen unterschiedliche Abhängigkeiten von
dem chemischen Zusatzstoff. Es ergibt sich daraus ein hohes Potenzial an Optimierungsmöglichkeiten,
um die verschiedenen Parameter auf unterschiedliche Anwendungen anpassen zu können.
1. Verfahren zum Herstellen nanoskopischer und/oder mikroskopischer Oberflächenstrukturen
auf einem flächig ausgedehnten Substrat, wobei die Oberflächenstruktur des Substrates
mittels eines lonenätzprozesses verändert wird,
dadurch gekennzeichnet, dass
a) zunächst ein Lack, welcher eine grenzflächenaktive Substanz mit einer Konzentration
von 0,01 bis 5 Gewichtsprozent aufweist, auf dem Substrat aufgetragen,
b) der auf dem Substrat aufgetragene Lack in eine feste Form überführt und
c) danach der Ionenätzprozess durchgeführt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass ein Lack verwendet wird, der eine grenzflächenaktive Substanz mit einer Konzentration
von 0,1 bis 3 Gewichtsprozent aufweist.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass ein Lack verwendet wird, der mittels Strahlungsvernetzen in eine feste Form überführt
werden kann.
4. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass zum Vernetzen des Lackes eine Elektronenbestrahlung angewendet wird.
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass ein acrylatbasierter Lack verwendet wird.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass ein urethanacrylatbasierter Lack verwendet wird.
7. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass ein siloxanbasierter Zusatzstoff als grenzflächenaktive Substanz verwendet wird.
8. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass ein polyestermodifiziertes, multiacrylfunktionelles Polydimethylsiloxan als grenzflächenaktive
Substanz verwendet wird.
9. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass ein Plasmaätzprozess als lonenätzprozess verwendet wird.
10. Verfahren nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, dass für den Plasmaätzprozess ein mittels eines Magnetrons erzeugtes Sauerstoffplasma
verwendet wird.
11. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Lack mittels Schlitzdüsenauftrag auf das Substrat aufgetragen wird.