(19)
(11) EP 3 399 082 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
07.11.2018  Patentblatt  2018/45

(21) Anmeldenummer: 17168917.7

(22) Anmeldetag:  02.05.2017
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC): 
D03D 1/02(2006.01)
D03D 13/00(2006.01)
D03D 11/02(2006.01)
D03D 3/02(2006.01)
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AL AT BE BG CH CY CZ DE DK EE ES FI FR GB GR HR HU IE IS IT LI LT LU LV MC MK MT NL NO PL PT RO RS SE SI SK SM TR
Benannte Erstreckungsstaaten:
BA ME
Benannte Validierungsstaaten:
MA MD

(71) Anmelder: Leutert, Ruedi
4934 Madiswil (CH)

(72) Erfinder:
  • Leutert, Ruedi
    4934 Madiswil (CH)

(74) Vertreter: Koelliker, Robert 
Patentanwalt Koelliker GmbH Bahnhofstrasse 11
6210 Sursee
6210 Sursee (CH)

   


(54) DOPPELGEWEBE MIT DEFINIERTER HOHLSTRUKTUR


(57) Die vorliegende Erfindung bezieht sich auf ein Doppelgewebe und ein Verfahren zur Herstellung des Doppelgewebes, wobei mindestens ein Schussfaden S(AHBL) das Segment AH des oberen Gewebes GH mit dem Segment BL des unteren Gewebes GL verbindet, und mindestens ein Schussfaden S(ALBH) das Segment AL des unteren Gewebes GL mit dem Segment BH des oberen Gewebes GH verbindet.
Beansprucht wird auch ein aufblasbarer Baukörper umfassend das Doppelgewebe, wobei das Doppelgewebe verschlossen ist und eine verschliessbare Öffnung, einen Gasgenerator und/oder Gasdruckbehälter aufweist, wobei mindestens eines der Segmente AH, AL, BH und/oder BL mit mindestens einer Beschichtung versehen und/oder mit einem flächigen Bauteil BT laminiert ist.
Zudem wird auch die Verwendung des Doppelgewebes, des nach dem Verfahren hergestellten Doppelgewebes und des Baukörpers beansprucht.




Beschreibung


[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Doppelgewebe, ein Verfahren zur Herstellung des Doppelgewebes, ein aufblasbarer Baukörper umfassend das Doppelgewebe sowie die Verwendung des Doppelgewebes und des Baukörpers.

[0002] Doppelgewebe sind eine Form von Mehrfachgewebe. Sie bestehen aus zwei übereinanderliegenden Geweben, welche während dem Weben punktuell miteinander verbunden werden. Doppelgewebe, auch Doppelwandgewebe ("double wall fabric"), Distanzgewebe oder zweilagige Gewebe genannt, sind allgemein bekannt und werden vielseitig eingesetzt.

[0003] Eine spezifische Form eines solchen Doppelgewebes sind 2-Wand-Gewebe, d.h. Distanzgewebe mit zwei Gewebelagen, welche durch eine Vielzahl von Distanzfäden miteinander verbunden sind. Die Seiten solcher 2-Wand-Gewebe sind nach der Herstellung der Gewebe immer offen, d.h. die beiden Gewebelagen sind nicht durch einen gemeinsamen Rand verbunden. Durch Konfektionierung - und somit durch einen zusätzlichen Arbeitsschritt - können die Ränder der Gewebelagen zusammengefügt werden, wodurch beispielsweise durch ein eingebautes Ventil ein Gasdruck aufgebaut werden kann. Dadurch entstehen aufgeblasene Distanzgewebe, wobei eine Vielzahl von Distanzfäden vertikal zu den zwei Gewebelagen angeordnet ist.

[0004] Solche aufgeblasenen Distanzgewebe mit vertikal zu den Distanzgewebeschichten angeordneten Distanzfäden können kosteneffizient hergestellt werden und eignen sich beispielsweise gut für Polsterungen. Da sich jedoch die mit den Distanzfäden verbundenen einzelnen Distanzgewebeschichten zur gegenüberliegenden Distanzgewebeschicht einfach lateral verschieben lassen, geben sie dem aufgeblasenen Distanzgewebe für viele Anwendungen keine ausreichende Stabilität. Deshalb genügen solche Gewebe keinerlei statischen Anforderungen. Zudem ist bei solchen Distanzgeweben der Abstand zwischen den beiden Gewebelagen limitiert, wodurch sie weniger vielseitig eingesetzt werden können.

[0005] Aus diesem Grund ist es bis heute nicht möglich, Baukörper herzustellen, welche im Wesentlichen auf Geweben, wie beispielsweise Doppelgeweben, basieren und welche den entsprechenden statischen Anforderungen genügen. Deshalb muss auf die herkömmlichen Baustoffe zurückgegriffen werden, die oft sperriger, schwerer und teurer sind als Gewebe, was sich wiederum negativ in der Herstellung von Baukörpern auswirkt.

[0006] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist daher die Bereitstellung eines Gewebes mit innerer Hohlstruktur und äusserem gemeinsamem Rand, welches in einem Webvorgang auf einfache Art und Weise hergestellt werden kann. Durch Einpressen eines Gases wie Luft in das hergestellte Gewebe sollen 4-Wand-Gewebe hergestellt werden können, welche als Baukörper auch erhöhten statischen Erfordernissen genügen. Das Gewebe soll einfach hergestellt werden und - insbesondere nach seitlicher Laminierung - hohen physikalischen Anforderungen standhalten können. Enthält das Gewebe und der Baukörper kein oder nur wenig Gas, sollen sie auf kleinem Raum lager- und transportierbar sein und zudem ein geringes Gewicht aufweisen.

[0007] Diese Aufgabe konnte überraschenderweise mit einem Doppelgewebe gelöst werden umfassend ein oberes Gewebe GH und ein unteres Gewebe GL, wobei die Gewebe GH und GL je eine Vielzahl von Kettfäden K, KR, KH und KL und eine Vielzahl von Schussfäden S, SH und SL umfassen und die Gewebe GH und GL im Endbereich der Schussfäden S mit den Kettfäden KR je zu einem gemeinsamen Rand R, R' verwoben sind, wobei zwischen den beiden Rändern R und R' das obere Gewebe GH in ein Segment AH und ein Segment BH unterteilt ist, wobei die Schussfäden SH sich vom Rand R entlang dem ganzen oberen Gewebe GH, welches die Kettfäden KH umfasst, bis zum Rand R' erstrecken, und das untere Gewebe GL spiegelbildlich zu den Segmenten AH und BH in ein Segment AL und ein Segment BL unterteilt ist, wobei die Schussfäden SL sich vom Rand R entlang dem ganzen unteren Gewebe GL, welches die Kettfäden KL umfasst, bis zum Rand R' erstrecken, dadurch gekennzeichnet, dass
  • das Segment AH die gleiche Länge wie das Segment BL und dass das Segment AL die gleiche Länge wie das Segment BH aufweist, und
  • mindestens ein Schussfaden S das Segment AH des oberen Gewebes GH mit dem Segment BL des unteren Gewebes GL verbindet und so den Schussfaden S(AHBL) bildet, und mindestens ein Schussfaden S das Segment AL des unteren Gewebes GL mit dem Segment BH des oberen Gewebes GH verbindet und so den Schussfaden S(ALBH) bildet, wobei der Schussfaden S(AHBL) bevorzugt parallel zum Segment BH und der Schussfaden S(ALBH) bevorzugt parallel zum Segment AH angeordnet ist.


[0008] Beansprucht wird auch ein Verfahren zur Herstellung des erfindungsgemässen Doppelgewebes, wobei mittels Webtechnik mindestens ein Schussfaden S(AHBL) am Segment AH des oberen Gewebes GH befestigt, bevorzugt verwoben, wird und von dort direkt zum Segment BL führt, an welchem der Schussfaden S(AHBL) am unteren Gewebes GL befestigt, bevorzugt verwoben, wird, und mindestens ein Schussfaden S(ALBH) am Segment AL des unteren Gewebes GL befestigt, bevorzugt verwoben, wird und von dort direkt zum Segment BH führt, an welchem der Schussfaden S(ALBH) am oberen Gewebe GH befestigt, bevorzugt verwoben, wird, wobei der Schussfaden S(AHBL) bevorzugt parallel zum Segment BH und der Schussfaden S(ALBH) bevorzugt parallel zum Segment AH verläuft.

[0009] Zudem wird auch ein aufblasbarer Baukörper beansprucht umfassend das erfindungsgemässe Doppelgewebe, wobei das Doppelgewebe im Anfangsbereich und/oder Endbereich der Kettfäden K, insbesondere mit einem durchgehenden Rand und/oder einem angebrachten Deckel, verschlossen ist und eine verschliessbare Öffnung, beispielsweise ein Ventil, und/oder einen Gasgenerator und/oder Gasdruckbehälter aufweist, wobei mindestens eines der Segmente AH, AL, BH und/oder BL des Doppelgewebes mit mindestens einer Beschichtung versehen und/oder mit einem flächigen Bauteil BT, bevorzugt einem rigiden Werkstoff, laminiert ist.

[0010] Beansprucht wird auch die Verwendung des erfindungsgemässen Doppelgewebes, des erfindungsgemäss hergestellten Doppelgewebes und des erfindungsgemässen Baukörpers in der Agrotech, Buildtech, Clothtech, Geotech, Hometech, Indutech, Medtech, Mobiltech, Oekotech, Packtech, Protech und/oder Sporttech, sowie deren Verwendung als Bauelement für den Leichtbau in Gebäuden, Fahrzeugen und/oder Schiffbau; zum Begrünen von Flächen, insbesondere Oberflächen wie Fassaden; als Isolationsmaterial gegen Kälte, Wärme und/oder Schall; zur Filtration von Gasen, Flüssigkeiten und/oder Suspensionen; als Schutzhüllen; (Bau)Träger und/oder als vorgefertigte Gebäude oder Gebäudeteile.

[0011] Das erfindungsgemässe Doppelgewebe, das erfindungsgemäss hergestellte Doppelgewebe, der erfindungsgemässe Baukörper sowie die erfindungsgemässe Verwendung besitzen überraschenderweise viele Vorteile.

[0012] Das erfindungsgemässe Doppelgewebe kann auf einfache Art und Weise mit bestehender Webtechnologie und Webmaschinen hergestellt werden. Trotz neuartigem Verfahren müssen die Webmaschinen nicht oder nur mit kleinem Aufwand umgerüstet werden. So kann das erfindungsgemässe Doppelgewebe mit innerer, definierter Hohlstruktur und äusserem gemeinsamem Rand kosteneffizient in einem Webvorgang auf einfache Art und Weise produziert werden, wodurch ein 4-Wand-Gewebe erhalten wird. Diese 4-Wand-Gewebe kann einfach beschichtet und laminiert werden und/oder beispielsweise zum erfindungsgemässen Baukörper weiter verarbeitet werden, wodurch das erfindungsgemäss erhaltene Doppelgewebe, d.h. das 4-Wand-Gewebe, resp. der Baukörper ganz neue Eigenschaften erhält. Sind die Anfangs- und Endbereiche des Doppelgewebes resp. des Baukörpers verschlossen und umfasst es eine verschliessbare Öffnung, ein Ventil, und/oder einen Gasgenerator und/oder Gasdruckbehälter, kann das Doppelgewebe sowie der Baukörper beispielsweise werkseitig hergestellt werden, zusammengefaltet oder flach gedrückt bei minimalem Volumen und Gewicht gelagert und transportiert werden. Am Zielort kann das erfindungsgemässe Doppelgewebe, d.h. das 4-Wand-Gewebe, respektive der Baukörper befüllt werden, beispielsweise durch Einpressen eines Gases oder Gasgemischs. Dadurch entfaltet sich das Doppelgewebe resp. der Baukörper nicht nur und nimmt ein grösseres Volumen ein, sondern er erhält auch eine wesentlich grössere Stabilität. Denn insbesondere bei Kompression in Richtung der Kettfäden K wird eine Deformation des aufgeblasenen, d.h. befüllten, Doppelgewebes und Baukörpers durch die eingebauten Schussfäden S(AHBL) und S(ALBH) im Wesentlichen verunmöglicht. Dadurch können das Doppelgewebe und der Baukörper, wenn in angebrachter Form verarbeitet, beispielsweise sogar als Gebäude oder Gebäudeteil verwendet werden. Somit besitzen das Doppelgewebe und insbesondere der Baukörper ein ausserordentlich grosses Verhältnis der Belastbarkeit resp. der übertragbaren Kraft zum Eigengewicht.

[0013] Doppelgewebe bestehen aus zwei miteinander auf unterschiedliche Weise verwobenen Geweben. Sie werden in der Regel mit zwei Kett- und zwei Schussfadensystemen hergestellt.

[0014] Der Begriff Gewebe steht erfindungsgemäss für eine Vielzahl von - in der Regel senkrecht - zueinander verkreuzten Fadensystemen - den Kettfäden K und den Schussfäden S. Die Kettfäden K verlaufen in Produktionsrichtung des Gewebes und sind in der gewünschten Anzahl und Fadendichte auf dem sogenannten Kettbaum aufgewickelt. Die Schussfäden S sind parallele Fäden des Gewebes, welche bei der Herstellung des Gewebes quer, d.h. typischerweise senkrecht, zu den im Webstuhl aufgespannten Kettfäden liegen.

[0015] Der Begriff Schussfaden S wird gemäss vorliegender Erfindung als Überbegriff für alle näher spezifizierten Schussfäden verwendet, insbesondere als Überbegriff für die Schussfäden SH, SL, S(AHBL) und S(ALBH). Somit sind die Schussfäden SH, SL, S(AHBL) und S(ALBH) bei Nennung von Schussfaden S respektive von Schussfäden S automatisch mit inbegriffen. Wird der Begriff "Schussfaden" ohne weitere Spezifikation im Singular genannt, wird auch die Vielzahl der entsprechenden Schussfäden mitgenannt.

[0016] Der Begriff Kettfaden K wird gemäss vorliegender Erfindung als Überbegriff für alle näher spezifizierten Kettfäden verwendet, insbesondere als Überbegriff für die Kettfäden KR, KH und KL. Somit sind die Kettfäden KR, KH und KL bei Nennung von Kettfaden K respektive von Kettfäden K automatisch mit inbegriffen. Wird der Begriff "Kettfaden" ohne weitere Spezifikation im Singular genannt, wird auch die Vielzahl der entsprechenden Kettfäden mitgenannt.

[0017] Das erfindungsgemässe Doppelgewebe, das erfindungsgemäss hergestellte Doppelgewebe sowie der erfindungsgemässe Baukörper umfassen ein oberes Gewebe GH und ein unteres Gewebe GL. Die Schussfäden S der Gewebe GH und GL besitzen in der Regel eine sehr grosse Länge, wodurch die Schussfäden S beim Weben vielmals durch die Gesamtheit der Kettfäden K von links nach rechts und von rechts nach links "geschossen" werden kann. Der Einfachheit halber wird jedoch in der vorliegenden Erfindung mit der Länge der Schussfäden S diejenige Länge verstanden, welche den Schussfaden S vom Kettfaden K, welcher das erfindungsgemässe Doppelgewebe auf der einen Seite, z.B. linken Seite, begrenzt, bis zum Kettfaden K, welcher das erfindungsgemässe Doppelgewebe auf der anderen Seite, z.B. rechten Seite, begrenzt, verstanden. Dementsprechend besitzt - im Sinne der vorliegenden Erfindung - der Schussfaden S zwei Endbereiche, die sich bei den Rändern R und R' befinden. Auch wird jeweils nur die eine Schussrichtung der Schussfäden genannt, beispielsweise von links nach rechts. Im Sinne der vorliegenden Erfindung steht das jedoch auch für die andere Schussrichtung - in diesem Falle von rechts nach links.

[0018] Die Kettfäden K, die das erfindungsgemässe Doppelgewebe, das erfindungsgemäss hergestellte Doppelgewebe und den erfindungsgemässen Baukörper seitlich begrenzen, sind typischerweise mit den Schussfäden S zu einem - in Produktionsrichtung - linken Rand R und rechten Rand R' gewoben. Diese Kettfäden K werden nachfolgend Kettfäden KR genannt. Mit anderen Worten: das obere Gewebe GH und das untere Gewebe GL sind bei den Rändern R und R' - und somit im Endbereich der Schussfäden S - kraftschlüssig miteinander verbunden, insbesondere zusammen gewoben und bilden je ein gemeinsames (Rand-)Gewebe, während zwischen den Rändern die Gewebe GH und GL separate Gewebe darstellen. Der Rand R kann die gleiche oder eine unterschiedliche Anzahl Kettfäden KR umfassen wie der Rand R'. Somit können die Ränder R und R' gleich oder unterschiedlich breit sein. Auch kann der Rand R und/oder R' in unterschiedlicher Kettfadenlänge eine unterschiedliche Breite aufweisen, d.h. der Rand R und/oder der Rand R' kann beispielsweise zu Beginn und/oder gegen resp. am Ende des Doppelgewebes breiter sein als in der Mitte des Doppelgewebes.

[0019] Die Schussfäden S des erfindungsgemässen Doppelgewebes, des erfindungsgemäss hergestellten Doppelgewebes und des erfindungsgemässen Baukörpers sind im Wesentlichen mit allen Kettfäden KR zu den Rändern R und R' verwoben. Im Bereich zwischen den Rändern, d.h. dem oberen Gewebe GH und dem unteren Gewebe GL, ist mindestens ein Schussfaden S, nachfolgend Schussfaden SH genannt, mit einem Teil der Kettfäden K, nachfolgend Kettfäden KH genannt, zum oberen Gewebe GH verwoben. Analog dazu ist im Bereich zwischen den Rändern mindestens ein Schussfaden S nachfolgend Schussfaden SL genannt, mit einem Teil der Kettfäden K, nachfolgend Kettfäden KL genannt, zum unteren Gewebe GL verwoben. Vorteilhafterweise sind die Kettfäden KH und KL gleichmässig zwischen den beiden Rändern verteilt.

[0020] Dementsprechend erstrecken sich die Schussfäden SH vom linken Rand R über das ganze obere Gewebe GH zum rechten Rand R' und die Schussfäden SL erstrecken sich vom linken Rand R über das ganze untere Gewebe GL zum rechten Rand R'.

[0021] Das obere Gewebe GH des erfindungsgemässen Doppelgewebes, des erfindungsgemäss hergestellten Doppelgewebes sowie des erfindungsgemässen Baukörpers ist in Schussrichtung, d.h. entlang der Schussfäden S, in ein Segment AH und ein Segment BH unterteilt. Spiegelbildlich zu den Segmenten AH und BH ist das untere Gewebe GL des erfindungsgemässen Doppelgewebes in ein Segment AL und ein Segment BL unterteilt, wobei die Länge des Segmentes AH im Wesentlichen der Länge des Segmentes BL und die Länge des Segmentes AL im Wesentlichen der Länge des Segmentes BH entspricht.

[0022] Das Segment AH unterscheidet sich insofern vom Segment BH, dass mindestens ein Schussfaden S(AHBL) das Segment AH mit dem Segment BL verbindet, während das Segment BH mit mindestens einem Schussfaden S(ALBH) mit dem Segment AL verbunden ist. Typischerweise entspricht zudem die Länge des Schussfadens S(AHBL) der Länge des Segment AH und die Länge des Schussfadens S(ALBH) der Länge des Segment BH, wobei die Länge der Segmente AH, AL, BH und BL in Richtung der Schussfäden S(AHBL) und S(ALBH) gemessen werden.

[0023] In einer Ausführungsform weisen alle Segmente AH, AL, BH und BL die gleiche Länge auf, wodurch das Doppelgewebe und der daraus hergestellte Baukörper im aufgeblasenen, d.h. im befüllten Zustand, einen quadratischen Querschnitt aufweisen.

[0024] Erfindungswesentlich ist, dass mindestens ein Schussfaden S das Segment AH des oberen Gewebes GH mit dem Segment BL des unteren Gewebes GL verbindet und so den Schussfaden S(AHBL) bildet, und mindestens ein Schussfaden S das Segment AL des unteren Gewebes GL mit dem Segment BH des oberen Gewebes GH verbindet und so den Schussfaden S(ALBH) bildet, wobei der Schussfaden S(AHBL) bevorzugt parallel zum Segment BH und der Schussfaden S(ALBH) bevorzugt parallel zum Segment AH angeordnet ist.

[0025] Der Schussfaden S(AHBL) unterteilt somit das Segment AH des oberen Gewebes GH in ein Untersegment aH1 und ein Untersegment aH2, wobei das Untersegment aH1 an den linken Rand R und das Untersegment aH2 an das Segment BH angrenzt. Entsprechend unterteilt der Schussfaden S(AHBL) auch das Segment BL des unteren Gewebes GL in ein Untersegment bL1 und ein Untersegment bL2, wobei das Untersegment bL1 an das Segment AL und das Untersegment bL2 an den rechten Rand R' angrenzt.

[0026] Analog unterteilt der Schussfaden S(ALBH) das Segment AL des unteren Gewebes GL in ein Untersegment aL1 und ein Untersegment aL2, wobei das Untersegment aL1 an den linken Rand R und das Untersegment aL2 an das Segment BL angrenzt. Entsprechend unterteilt der Schussfaden S(ALBH) auch das Segment BH des oberen Gewebes GH in ein Untersegment bH1 und ein Untersegment bH2, wobei das Untersegment bH1 an das Segment AH und das Untersegment bH2 an den rechten Rand R' angrenzt.

[0027] Die Schussfäden S(AHBL) und S(ALBH) sind daher Teil derjenigen Untersegmente welche an die Ränder R und R' angrenzen. So ist der Schussfaden S(AHBL) Teil des Untersegments aH1 und Teil des Untersegments bL2, nicht aber Teil der Untersegmente aH2 und bL1. Und der Schussfaden S(ALBH) ist Teil des Untersegments aL1 und Teil des Untersegments bH2, nicht aber Teil der Untersegmente aL2 und bH1.

[0028] Der Schussfaden S(AHBL) erstreckt sich somit vom linken Rand R herkommend entlang des Untersegments aH1 bis zum Punkt, wo das Untersegment aH2 beginnt. Von dort führt der Schussfaden S(AHBL) weiter zum Schnittpunkt der Untersegmente bL1 und bL2 des Segments BL des unteren Gewebes GL. Anschliessend erstreckt sich der Schussfaden S(AHBL) weiter entlang des Untersegments bL2 zum rechten Rand R'.

[0029] Analog erstreckt sich der Schussfaden S(ALBH) vom linken Rand R herkommend entlang des Untersegments aL1 bis zum Punkt, wo das Untersegment aL2 beginnt. Von dort führt der Schussfaden S(ALBH) weiter zum Schnittpunkt der Untersegmente bH1 und bH2 des Segments BH des oberen Gewebes GH. Anschliessend erstreckt sich der Schussfaden S(ALBH) weiter entlang des Untersegments bH2 zum rechten Rand R'.

[0030] In einer besonders bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemässen Doppelgewebes, des erfindungsgemäss hergestellten Doppelgewebes sowie des erfindungsgemässen Baukörpers ist der Schussfaden S(AHBL) mindestens in den Bereichen W, wo das Untersegment aH1 an das Untersegment aH2 angrenzt, mit dem Segment AH des Gewebes GH, und, wo das Untersegment bL2 an das Untersegment bL1 angrenzt, mit dem Segment BL des Gewebes GL verwoben. Analog, oder alternativ, ist der Schussfaden S(ALBH) mindestens in den Bereichen W, wo das Untersegment aL1 an das Untersegment aL2 angrenzt, mit dem Segment AL des Gewebes GL, und, wo das Untersegment bH2 an das Untersegment bH1 angrenzt, mit dem Segment BH des Gewebes GH verwoben.

[0031] Dabei können die Bereiche W, wo der Schussfaden S(AHBL) mit den Segmenten AH und Segment BL und/oder der Schussfaden S(ALBH) mit den Segmenten AL und Segment BH verwoben ist, beliebig gross gewählt, d.h. der Schussfaden S(AHBL) und/oder der Schussfaden S(ALBH) kann nur mit einigen oder allen Kettfäden KH resp. KL verwoben sein. Alternativ ist es auch möglich, dass der Schussfaden S(AHBL) und/oder der Schussfaden S(ALBH) in verschiedenen Bereichen W entlang der Teilbereiche aH1, aL2, bH2 und/oder bL2 verwoben ist, wobei diese Bereiche W gleich oder unterschiedlich gross sein können.

[0032] Aufgrund der erfindungsgemässen Anordnung der Schussfäden S(AHBL) und S(ALBH) nimmt das erfindungsgemässe Doppelgewebe, das erfindungsgemäss hergestellte Doppelgewebe sowie der erfindungsgemässe Baukörper im befüllten Zustand eine im Wesentlichen rechteckige Form an, wobei im Querschnitt an zwei sich diagonal gegenüberliegenden Kanten die Ränder R und R' angeordnet sind. Dabei sind die Schussfäden S(AHBL) und S(ALBH) - wenn sie parallel zu den jeweiligen Segmenten AL und BH respektive AH und BL angeordnet sind - zueinander im rechten Winkel, d.h. rechtwinklig.

[0033] In einer vorteilhaften Ausführungsform werden mindestens zwei Schussfäden S(AHBL) und mindestens zwei Schussfäden S(ALBH) verwendet, die eine unterschiedliche Länge des Untersegments aH1 resp. des Untersegments aL1 aufweisen. Somit sind auch die Längen der Untersegmente aH2 und aL2 unterschiedlich. Sind die mindestens zwei Schussfäden S(AHBL) parallel zum Segment BH und/oder die mindestens zwei Schussfäden S(ALBH) parallel zum Segment BL, weisen auch die Untersegmente bL1, bL2, bH1 und bH2 eine unterschiedliche Länge auf. Durch eine solche Anordnung entsteht eine Vielzahl von verschiedenen Rechtecken wie beispielsweise Quadrate, die sich innerhalb des oberen Gewebe GH und unteren Gewebe GL befinden.

[0034] In einer bevorzugten Ausführungsform unterteilen somit eine Vielzahl verschiedener Schussfäden S(AHBL) und S(ALBH) die Segmente AH und BL sowie AL und BH in verschieden lange Untersegmente aH1, aH2, bL1 und bL2 sowie aL1, aL2, bH1 und bH2. Dadurch können überraschenderweise ganz unterschiedliche, aber definierte Hohlstrukturen im aufgeblasenen, erfindungsgemässen Doppelgewebe und im erfindungsgemäss hergestellten Doppelgewebe, sowie im aufgeblasenen, erfindungsgemässen Baukörper hergestellt werden. Diese Hohlstrukturen können je nach Verwendung des Doppelgewebes und des Baukörpers gezielt hergestellt werden.

[0035] In einer Ausführungsform wird die Länge der Untersegmente aH1, aH2, bL1 und bL2 sowie aL1, aL2, bH1 und bH2 so gewählt, dass die Untersegmente aH1 und aL1 für jeden nachfolgenden Schussfaden S(AHBL) und S(ALBH) etwas grösser ist - beispielsweise immer um die gleiche Distanz. Entspricht die Länge der Untersegmente aH1 und aL1 beinahe der Länge der Segmente AH resp. AL, wird eine Einheit abgeschlossen und es kann wieder mit der kleinsten Länge der Untersegmente aH1 und aL1 - und somit mit der nächsten Einheit - weitergefahren werden. Solche Einheiten können beliebig oft repetiert werden. Dadurch können im den aufgeblasenen, erfindungsgemässen Doppelgewebe und erfindungsgemäss hergestellten Doppelgewebe, sowie im aufgeblasenen, erfindungsgemässen Baukörper - vom Querschnitt aus in Richtung Kettfäden betrachtet - in den Hohlräumen definierte, typischerweise rechteckige und/oder quadratische Kanäle entstehen, wobei deren Grösse beliebig gewählt und für den entsprechenden Verwendungszweck optimiert werden kann.

[0036] In einer anderen Ausführungsform wird die Länge der Untersegmente aH1, aH2, bL1 und bL2 sowie aL1, aL2, bH1 und bH2 so gewählt, dass die Untersegmente aH1 und aL1 für jeden nachfolgenden Schussfaden S(AHBL) und S(ALBH) eine ganz andere Länge aufweisen. Somit können in den aufgeblasenen, erfindungsgemässen Doppelgewebe und erfindungsgemäss hergestellten Doppelgewebe, sowie im aufgeblasenen, erfindungsgemässen Baukörper Hohlräume entstehen, die durch eine Vielzahl von Schussfäden S(AHBL) und S(ALBH) relativ dicht unterteilt sind. Solche Doppelgewebe und Baukörper können sich beispielsweise dazu eignen, darin verteiltes Material festzuhalten.

[0037] In einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform ist die Anzahl der Schussfäden SH, welche sich über das ganze obere Gewebe GH erstrecken, etwa gleich gross wie die Anzahl der Schussfäden SL, welche sich über das ganze untere Gewebe GL erstrecken. Somit beträgt das Verhältnis der Anzahl Schussfäden SH zur Anzahl der Schussfäden SL zwischen etwa 70:30 und 30:70, bevorzugt zwischen etwa 60:40 und 40:60.

[0038] In einer anderen vorteilhaften Ausführungsform ist die Anzahl der Kettfäden KH, welche zusammen mit den Schussfäden SH das ganze obere Gewebe GH bilden, etwa gleich gross wie die Anzahl der Kettfäden KL, welche zusammen mit den Schussfäden SL das ganze untere Gewebe GL bilden. Somit beträgt das Verhältnis der Anzahl Kettfäden KH des oberen Gewebes GH zur Anzahl der Anzahl Kettfäden KL des unteren Gewebes GL zwischen etwa 70:30 und 30:70, bevorzugt zwischen etwa 60:40 und 40:60.

[0039] In einer anderen vorteilhaften Ausführungsform ist die Anzahl der Schussfäden S(AHBL), welche das Segment AH des oberen Gewebes GH mit dem Segment BL des unteren Gewebes GL verbindet, etwa gleich gross wie die Anzahl der Schussfäden S(ALBH), welche das Segment AL des unteren Gewebes GL mit dem Segment BH des oberen Gewebes GH verbindet. Somit beträgt das Verhältnis der Anzahl Schussfäden S(AHBL) zur Anzahl der Schussfäden S(ALBH) zwischen etwa 80:20 und 20:80, bevorzugt zwischen etwa 70:30 und 30:70. Insbesondere bevorzugt wird, wenn für jeden beliebig definierten Längenbereich der Kettfäden KH und KL die Anzahl der Schussfäden S(AHBL) nicht mehr als 20%, bevorzugt nicht mehr als 10%, insbesondere nicht mehr als 5%, von der Anzahl der Schussfäden S(ALBH) im gleichen Längenbereich abweicht.

[0040] Überraschenderweise wurde gefunden, dass das Verhältnis der Summe der Schussfäden SH und SL zur Summe der Schussfäden S(AHBL) und S(ALBH) in einem sehr grossen Bereich variiert werden kann. So beträgt in einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform das Verhältnis der Summe der Schussfäden SH und SL zur Summe der Schussfäden S(AHBL) und S(ALBH) etwa zwischen 100'000:1 und 1:100, bevorzugt zwischen etwa 10'000:1 und 1:50.

[0041] In einer besonders bevorzugten Ausführung des erfindungsgemässen Doppelgewebes, des erfindungsgemäss hergestellten Doppelgewebe sowie des erfindungsgemässen Baukörpers ist der Schussfaden S(AHBL) bevorzugt parallel zum Segment BH und der Schussfaden S(ALBH) bevorzugt parallel zum Segment AH angeordnet. Dadurch ist auch die Länge des Untersegments aH1 gleich gross wie die Länge des Untersegments bL1 und die Länge des Untersegments aH2 gleich gross wie die Länge des Untersegments bL2. Analog ist auch die Länge des Untersegments aL1 gleich gross wie die Länge des Untersegments bH1 und die Länge des Untersegments aL2 gleich gross wie die Länge des Untersegments bH2.

[0042] Beim erfindungsgemässen Doppelgewebe, beim erfindungsgemäss hergestellten Doppelgewebe sowie beim erfindungsgemässen Baukörper ist vorteilhafterweise das Segment AH nicht mit dem Segment AL über einen oder mehrere Schussfäden S(AHBL) und/oder S(ALBH) verbunden, ausser beim Tripelpunkt, wo sich die Segmente AH und AL mit dem Rand R vereinen. Gleiches gilt für das Segment BH, welches vorteilhafterweise nicht mit dem Segment BL über einen oder mehrere Schussfäden S(AHBL) und/oder S(ALBH) verbunden ist, ausser beim Tripelpunkt der Segmente BH, BL und dem Rand R'.

[0043] Die Länge des mindestens einen Schussfadens S(AHBL) zwischen den Segmenten AH und BL des erfindungsgemässen Doppelgewebes weist vorteilhafterweise die gleiche Länge auf wie das Segment BH. Zusätzlich, oder alternativ, weist die Länge des mindestens einen Schussfadens S(ALBH) zwischen den Segmenten AL und BH vorteilhafterweise die gleiche Länge wie das Segment AH auf, wodurch das Doppelgewebe im aufgeblasenen Zustand ein Hohlraum mit definierten Hohlstrukturen aufweist.

[0044] In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform weisen alle Schussfäden S, SH, SL, S(AHBL) und S(ALBH) die gleiche Länge auf.

[0045] Die maximale Länge und Breite des erfindungsgemässen Doppelgewebes wird im Wesentlichen durch die zur Verfügung stehenden Webmaschinen begrenzt und wird insbesondere durch die jeweilige Anwendung definiert. Während der Länge des Doppelgewebes aufgrund der Webtechnik fast keine Grenzen gesetzt sind, kann die Breite des Doppelgewebes beispielsweise bis zu 10 Meter oder mehr betragen. Vorteilhafterweise beträgt die Länge der Segmente AH und BL sowie BH und AL je etwa 0,5 - 300 cm, bevorzugt je etwa 1 - 100 cm, insbesondere je etwa 1 - 50 cm.

[0046] Den Kettfäden K und den Schussfäden S des erfindungsgemässen Doppelgewebes, des erfindungsgemäss hergestellten Doppelgewebe sowie des erfindungsgemässen Baukörpers sind im Wesentlichen in Bezug auf das Material, die Grösse und das Herstellverfahren der Fäden keine Grenzen gesetzt, solange die Fäden für die Herstellung von Geweben geeignet sind.

[0047] Dem Fachmann sind geeignete Kettfäden K und Schussfäden S bekannt. Er kann auch geeignete Kettfäden K und Schussfäden S auswählen, um dem erfindungsgemässen Doppelgewebe die gewünschten Materialeigenschaften zu geben. Zudem können die Kettfäden K und Schussfäden S identisch oder unterschiedlich sein, insbesondere können sie aus gleichem oder unterschiedlichem Material bestehen. Oft ist es vorteilhaft, wenn alle eingesetzten Kettfäden K aus dem gleichen Material bestehen. Auch können alle Schussfäden S aus gleichem Material gefertigt sein.

[0048] Bevorzugt sind die Kettfäden K und/oder die Schussfäden S auf Basis von Naturfasern, insbesondere Pflanzenfasern, tierischen Fasern und/oder Mineralfasern; Chemiefasern aus natürlichen Polymeren aus pflanzlicher oder tierischer Herkunft, insbesondere Cellulosefasern wie Cuprofasern, Viskosefasern, Modalfasern, Acetatfasern, Triacetatfasern, Fasern auf Basis von Stärke und/oder Glukose, Alginatfasern, Chitosanfasern, Elostidienfasern, Gummifasern, Proteinfasern wie Pflanzeneiweissfasern, Zeinfasern, Tiereiweissfasern und/oder Caseinfasern; Chemiefasern aus synthetischen Polymeren, insbesondere Polymerisationsfasern wie Polyethylenfasern, Polypropylenfasern, Polychloridfasern, Fluorfasern, Polyacrylnitrilfasern, Modacrylfasern, Vinylatfasern, Trivinylfasern und/oder Elastodienfasern, Polykondensationsfasern wie Polyamidfasern, Polyesterfasern und/oder Polyharnstofffasern, Polyadditionsfasern wie Polyurethanfasern und/oder Elastanfasern; und/oder Chemiefasern aus anorganische Rohstoffen, insbesondere Glasfasern, Basaltfasern, Kohlenstofffasern, Carbonfasern, Metallfasern, Keramikfasern und/oder Nanotubefasern, wobei die Auflistung nicht abschliessend ist. Dem Fachmann sind Kettfäden K und/oder die Schussfäden S auf Basis von weiteren geeigneten Materialien wohlbekannt.

[0049] In einer bevorzugten Ausführungsform weist das erfindungsgemässe Doppelgewebe, wenn es fertig gewoben ist, am Anfang und/oder am Ende der Kettfäden K einen durchgehenden Rand auf, d.h. einen Rand, welcher entlang der ganzen Länge der Schussfäden S angeordnet ist. Mit anderen Worten: Die Gewebe GH und Gewebe GL sind mit den Rändern R und R' nicht nur seitlichen miteinander verbunden - beispielsweise verwoben, sondern auch am Anfang und/oder am Ende der Kettfäden K entlang der Schussfäden S. Dadurch entsteht ein befüllbares Doppelgewebe.

[0050] Umfasst das Doppelgewebe und/oder der Baukörper am Anfang und/oder am Ende der Kettfäden K einen solchen, in Richtung der Schussfäden S durchgehenden Rand, ist es oft vorteilhaft, wenn sich der im mittleren Bereich der Kettfadenlänge angeordnete linke Rand R und/oder der rechte Rand R' zum durchgehenden Rand hin vergrössern, wobei sich das obere Gewebe GH und das untere Gewebe GL zum durchgehenden Rand hin verjüngen. Diese Verjüngung kann beispielsweise eine konische und/oder gebogene Form aufweisen.

[0051] Alternativ und/oder zusätzlich ist es auch möglich, das obere Gewebe GH und das untere Gewebe GL am Anfang und/oder am Ende des Doppelgewebes und/oder des Baukörpers anschliessend mit einem Abschluss - beispielsweise einem Deckel - zu versehen. Ein solcher Abschluss, resp. Deckel, kann aus gleichem Material wie das Doppelgewebe sein und an dieses angewoben, angenäht, angeklebt und/oder anderweitig daran befestigt sein.

[0052] In einer Ausführungsform ist das erfindungsgemässe Doppelgewebe, das erfindungsgemäss hergestellte Doppelgewebe sowie der erfindungsgemässe Baukörper im Anfangsbereich und/oder Endbereich der Kettfäden K, insbesondere mit einem durchgehenden Rand und/oder angebrachten Deckel, verschlossen und weist eine verschliessbare Öffnung, beispielsweise ein Ventil, und/oder einen Gasgenerator und/oder Gasdruckbehälter auf. Der durchgehende Rand und/oder der angebrachte Deckel kann auf dem gleichen und/oder einem anderen Material als das Doppelgewebe basieren.

[0053] Die verschliessbare Öffnung, der Gasgenerator und/oder der Gasdruckbehälter sind bevorzugt im Anfangsbereich und/oder Endbereich der Kettfäden K angeordnet. Dies erlaubt eine einfache Befüllung - und in der Regel auch Entleerung - des Doppelgewebes und des Baukörpers. Diese können beispielsweise mit einem oder mehreren Gasen, insbesondere Luft, Kohlendioxid (CO2) und/oder Stickstoff (N2); mit einer oder mehreren Flüssigkeiten, insbesondere mit wässriger Flüssigkeit wie Wasser; und/oder mit Feststoffen, Suspensionen, Schlämmen, Gelen, und/oder expandierbaren Schäumen befüllt werden. Dadurch vergrössert sich der durch die Gewebe GH und GL begrenzte Hohlraum des Doppelgewebes und des Baukörpers. Insbesondere bei Befüllung mit einem oder mehreren Gasen und/oder einer oder mehreren Flüssigkeiten ist es typischerweise auch möglich, das befüllte Doppelgewebe anschliessend wieder zu entleeren.

[0054] Wird ein Gasgenerator und/oder Gasdruckbehälter eingesetzt, ist erfindungsgemäss immer auch ein dazu geeigneter Auslösemechanismus inbegriffen. Zudem wird vorteilhafterweise die zu entweichende Gasmenge so gewählt, dass das aufgeblasene Doppelgewebe und/oder der aufgeblasene Baukörper einen Überdruck aufweisen, sodass sie prall gefüllt sind, nicht aber durch den generierten Gasdruck platzen, d.h. zerstört werden. Ein geeigneter Gasdruckbehälter kann eine kleine Gaskartusche sein oder einem Gasgenerator wie sie beispielsweise in Airbags Anwendung finden.

[0055] Wird das erfindungsgemässe Doppelgewebe, das erfindungsgemäss hergestellte Doppelgewebe und/oder der erfindungsgemässe Baukörper mit einem oder mehreren Gasen befüllt, ist es oft von Vorteil, wenn innerhalb des Doppelgewebes ein leichter Überdruck generiert wird. Dieser kann 5 bar oder mehr betragen. Oft genügt jedoch ein Überdruck von bis zu 3 bar, bevorzugt bis zu 2 bar, insbesondere bis zu 1 bar. Dem Fachmann ist bekannt, auf welche Art und Weise der Überdruck bestimmt wird.

[0056] In einer bevorzugten Ausführungsform sind die Gewebe GH und/oder GL des erfindungsgemässen Doppelgewebes, des erfindungsgemäss hergestellten Doppelgewebes und des erfindungsgemässen Baukörpers mit mindestens einer Beschichtung versehen, wobei die Beschichtung bevorzugt eine Beschichtung auf Basis von Polyvinylchlorid (PVC), Thermoplastisches Polyurethan (TPU), Polyolefin (PO), Thermoplastischem Polyolefin (TPO), Ethylen-Tetrafluorethylen-Copolymer (ETFE), Polytetrafluorethylen-Polymer (PTFE), einem PVC/PU-Blend und/oder Mischungen davon ist. Diese Beschichtung wird auf mindestens einem, bevorzugt auf zwei einander gegenüberliegenden, und insbesondere auf allen, Segmenten AH, AL, BH und/oder BL, und/oder auf die Ränder, aufgetragen. Vorteilhafterweise erfolgt der Auftrag in Form einer Emulsion, Suspension, Flüssigkeit, eines Schaums, Aerosols und/oder Flüssigkeitsgemisches auf das Doppelgewebe, oder einen Teil davon.

[0057] In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform ist mindestens eines der Segmente AH, AL, BH und/oder BL mit einem flächigen Bauteil BT, bevorzugt einem rigiden, d.h. starren resp. steifen, Werkstoff, laminiert. Dabei ist es oft von Vorteil, dass die einander gegenüberliegenden Segmente AH und BL und/oder AL und BH mit dem gleichen oder einem anderen flächigen Bauteil BT laminiert sind.

[0058] In einer anderen bevorzugten Ausführungsform sind alle Segmente AH, AL, BH und/oder BL, welche je eine Wand des 4-Wand-Gewebes bilden, mit einem flächigen Bauteil BT, bevorzugt einem rigiden, d.h. starren resp. steifen, Werkstoff, laminiert. Im Zweifelsfall wird als rigider Werkstoff ein Werkstoff mit einem E-Modul von kleiner als 1000 kN/mm2, gemessen nach EN ISO 527-1, verstanden.

[0059] Das flächige Bauteil BT umfasst bevorzugt einen Kunststoff, faserverstärkten Kunststoff, auch Faser-Kunststoff-Verbund oder Faserverbundkunststoff genannt, einen Glasfaser-Komposit, Karbonfaser-Komposit, Faser-Zement-Komposit, Holz, Karton, Glas, eine Steinplatte, Leichtbauplatte, Zementfaserplatte, Metallplatte und/oder Federstahlplatte.

[0060] Überraschenderweise wurde gefunden, dass das erfindungsgemässe Verfahren zur Herstellung des Doppelgewebes und des erfindungsgemässen Baukörpers mittels bekannten Webtechnologien durchgeführt werden kann. Bevorzugt sind insbesondere die Jacquard Webtechnik und/oder Schaft-Webtechnik hergestellt. Dem Fachmann sind diese Webtechniken bekannt. Er kann auch ohne erfinderische Tätigkeit die verfahrensrelevanten Einstellungen bei den Webmaschinen vornehmen.

[0061] Der erfindungsgemässe aufblasbare Baukörper umfasst das erfindungsgemässe Doppelgewebe respektive das erfindungsgemäss hergestellte Doppelgewebe, d.h. 4-Wand-Gewebe. Dieses ist im Anfangsbereich und/oder Endbereich der Kettfäden K beispielsweise mit einem durchgehenden Rand und/oder einem angebrachten Deckel verschlossen. Dabei kann der Deckel zusammen mit dem Doppelgewebe gewoben, d.h. hergestellt, sein. Alternativ kann der Deckel konfektioniert sein, d.h. am Doppelgewebe befestigt sein, beispielsweise durch Nähen und/oder Kleben. Vorteilhafterweise ist das Doppelgewebe im Anfangsbereich und im Endbereich aller Kettfäden K, bevorzugt mit einem durchgehenden Rand, sowie entlang den seitlichen Rändern R und R' verschlossen, insbesondere verwoben.

[0062] Der aufblasbare Baukörper umfasst mindestens eine verschliessbare Öffnung, beispielsweise ein Ventil, und/oder einen Gasgenerator und/oder Gasdruckbehälter, um den Baukörper zu befüllen.

[0063] Umfasst der der Baukörper eine Öffnung, beispielsweise in Ventil, kann auf einfache Art und Weise der Baukörper beispielsweise am Zielort, d.h. dort, wo er als Baukörper Verwendung finden soll, zum Beispiel mit einem Kompressor aufgeblasen oder anderweitig befüllt werden.

[0064] Mindestens eines der Segmente AH, AL, BH und/oder BL des Doppelgewebes des erfindungsgemässen Baukörpers ist mit mindestens einer Beschichtung versehen, und/oder mindestens eines der Segmente AH, AL, BH und/oder BL ist mit einem flächigen Bauteil BT, bevorzugt einem rigiden Werkstoff, laminiert.

[0065] In einer Ausführungsform des erfindungsgemässen Baukörpers ist das ganze obere Gewebe GH, d.h. beide Segmente AH und BH und/oder das ganze untere Gewebe GL, d.h. beide Segmente AL und BL mit mindestens einer Beschichtung versehen, d.h. beschichtet und/oder mit einem flächigen Bauteil BT, bevorzugt einem rigiden Werkstoff, laminiert.

[0066] In einer anderen Ausführungsform des erfindungsgemässen Baukörpers sind nur die einander gegenüberliebenden Segmente AH und BL oder die einander gegenüberliebenden Segmente AL und BH mit mindestens einer Beschichtung versehen. Vorteilhafterweise sind dann die anderen Segmente mit einem flächigen Bauteil BT, bevorzugt einem rigiden Werkstoff, laminiert.

[0067] Das erfindungsgemässe Doppelgewebe, das nach dem erfindungsgemässen Verfahren hergestellte Doppelgewebe wie auch der erfindungsgemässe Baukörper können überraschenderweise äusserst vielseitig verwendet werden. Aufgrund der deutlichen Vorteile gegenüber herkömmlichen Doppelgeweben finden sie, gegebenenfalls nach einer weiteren Verarbeitung, vielfältigen Einsatz. Nicht limitierende Einsatzgebiete umfassen die Agrotech, wie beispielsweise Gewebe für die Landwirtschaft, Forstwirtschaft, den Gartenbau, als Anpflanzungshilfen und/oder Bewässerungssysteme; die Buildtech, wie beispielsweise Bauelemente für den Leichtbau in Gebäuden, Fahrzeugen und/oder Schiffbau, als vorgefertigte Gebäude und/oder Gebäudeteile, als Gewebe für den Hochbau, Armierungsgewebe, Isoliermaterialien gegen Kälte, Wärme und Schall und/oder Gewebe zum Begrünen von Flächen, insbesondere Oberflächen wie Fassaden; die Clothtech, wie beispielsweise funktionale Gewebe für Bekleidung und/oder Schuhe; die Geotech, wie beispielsweise Gewebe für Landschaftsbau, Deichbau, Drainage, die Hometech, wie beispielsweise für Einstellwände und/oder zur Isolation; die Indutech, wie beispielsweise für die Industrie, beispielsweise zur Filtration; der Medtech, wie beispielsweise als Verbandmaterialien, Schutzhüllen und/oder als Trage; die Mobiltech, wie beispielsweise für Fahrzeuge, Boote und/oder Schiffe, als Airbag, Planen und/oder Wandauskleidungen; die Oekotech, wie beispielsweise Gewebe für den Umweltschutz, beispielsweise als Filter für Abwasser und/oder Luft; die Packtech, wie beispielsweise Säcke, Behälter und/oder Schutzhüllen; die Protech wie beispielsweise Schutzkleidung; und/oder Sporttech, wie beispielsweise als Fallschirm und/oder Tauchanzug.

[0068] Insbesondere kann auch das erfindungsgemässe Doppelgewebe, das nach dem erfindungsgemässen Verfahren hergestellte Doppelgewebe wie auch der erfindungsgemässe Baukörper als Bauelement für den Leichtbau in Gebäuden, Fahrzeugen und/oder Schiffbau; zum Begrünen von Flächen, insbesondere Oberflächen wie Fassaden; als Isolationsmaterial gegen Kälte, Wärme und/oder Schall; zur Filtration von Gasen, Flüssigkeiten und/oder Suspensionen; als Schutzhüllen und/oder als vorgefertigte Gebäude oder Gebäudeteile verwendet werden.

[0069] Im Folgenden werden nicht-limitierende, bevorzugte Ausführungsformen des erfindungsgemässen Doppelgewebes und des erfindungsgemässen Baukörpers anhand der nachfolgenden Zeichnungen beschrieben, die nicht einschränkend auszulegen sind und als Bestandteil der Beschreibung verstanden werden:
Fig. 1
zeigt das erfindungsgemässe Doppelwebe, d.h. 4-Wand-Gewebe, mit einem linken Rand R und einem rechten Rand R'. Dazwischen bilden die Segmente AH und BH das obere Gewebe GH sowie die Segmente AL und BL das untere Gewebe GL (die Gewebe GH und GL sind aufgrund einer besseren Übersichtlichkeit in Fig. 3 beschriftet). Die Schussfäden SH sind an den Rändern R, R' mit den Kettfäden K verwoben und bilden mit den Kettfäden KH das obere Gewebe GH mit den Segmenten AH und BH. Die Schussfäden SL sind ebenfalls an den Rändern R, R' mit den Kettfäden K verwoben und bilden mit den Kettfäden KL das untere Gewebe GL mit den Segmente AL und BL. Gemeinsam sind die Schussfäden SH und SL und die Kettfäden K, KH und KL als dicke ausgezogene Linie dargestellt (Details finden sind in Fig. 4).
Die Segmente AH und BH sind in die Untersegmente aH1 und aH2 resp. bH1 und bH2, sowie die Segmente AL und BL in die Untersegmente aL1 und aL2 resp. bL1 und bL2 unterteilt. Der Schussfaden S(AHBL) - gezeigt als punktierte Linie - führt vom linken Rand R entlang des Untersegments aH1 zum Rand R'. Beim Punkt, wo das Untersegment aH2 beginnt, verlässt der Schussfaden S(AHBL) das Segment AH und führt zum Segment BL des unteren Gewebes GL, wo der Unterbereich bL1 endet und der Unterbereich bL2 beginnt. Von dort führt der Schussfaden S(AHBL) weiter entlang des Unterbereiches bL2 zum rechten Rand R'.
Analog dazu führt der Schussfaden S(ALBH) - gezeigt als gestrichelte Linie - vom linken Rand R entlang des Untersegments aL1. Beim Punkt, wo das Untersegment aL2 beginnt, verlässt der Schussfaden S(ALBH) das Segment AL und führt zum Punkt des Segments BH des oberen Gewebes GH, wo der Unterbereich bH1 endet und der Unterbereich bH2 beginnt. Von dort führt der Schussfaden S(ALBH) weiter entlang des Unterbereiches bH2 zum rechten Rand R'.
In den Bereichen W (eingekreist) ist der Schussfaden S(AHBL) mit den Segmenten AH und BL und der Schussfaden S(ALBH) mit den Segmenten AL und BH verwoben, d.h. an diesen Stellen an den entsprechenden Segmenten befestigt. Diese Bereiche W können - wie dargestellt - relativ kurz sein. Es ist aber auch möglich, dass sie das ganze entsprechende Untersegment umfassen, oder mehrere, beispielsweise unterschiedlich lange Teile davon.
Bei der Herstellung des Doppelgewebes kann auf einfache Art und Weise die Länge der Untersegmente aH1, aH2, bL1, bL2, aL1, aL2, bL1, und bL2 vorgegeben werden. Werden diese nach einem gewünschten Muster eingestellt, kann beispielsweise eine wohl definierte Hohlstruktur entstehen.
Fig. 2
zeigt analog zu Fig. 1 beispielhaft ein befülltes, d.h. aufgeblasenes, Doppelgewebe mit den Segmenten AH und BH des oberen Gewebes GH und den Segmenten AL und BL des unteren Gewebes GL mit den Rändern R und R'. Es ist eine Vielzahl von Schussfäden S(AHBL), die vom Segment AH kommend zum Segment BL führen und jeweils bei den - exemplarisch gezeigten Bereichen W - der Segmente AH und BL an diesen befestigt, bevorzugt verwoben, sind. Analog ist eine Vielzahl von Schussfäden S(ALBH) gezeigt, die vom Segment AL kommend zum Segment BH führen und jeweils an den Segmente AH und BH befestigt, bevorzugt verwoben, sind.
Durch die bei der Herstellung des Doppelgewebes unterschiedlich lang gewählten Untersegmente aH1, aH2, bL1, bL2, aL1, aL2, bL1, und bL2 ist eine in Fig. 2 beispielhaft wohl definierte Hohlstruktur entstanden, d.h. in den Hohlräumen sind definierte, typischerweise rechteckige und/oder quadratische Kanäle entstanden, wobei deren Grösse bei der Herstellung des Doppelgewebes beliebig gewählt und für den entsprechenden Verwendungszweck optimiert werden kann. Je nach Muster der Hohlstruktur erhält das erfindungsgemässe Doppelgewebe - und somit auch der erfindungsgemässe Baukörper - eine andere Funktionalität und somit andere Eigenschaften.
Fig. 3
zeigt beispielhaft das in Fig. 2 dargestellte Doppelgewebe, wobei dieses jedoch nicht befüllt, d.h. nicht aufgeblasen, ist.
Fig. 4
zeigt beispielhaft ein vergrösserter Ausschnitt des linken Randes R mit den Kettfäden KR und ansatzweise die Segmente AH und AL mit den Kettfäden KH und KL. Die Schussfäden S, SH und SL sind mit den Kettfäden KR, KH und KL verwoben, wobei auch andere Webarten eingesetzt werden können. Ein vergrösserter Ausschnitt des rechten Randes R' kann analog aussehen.
Fig. 5
zeigt beispielhaft eine Ausführungsform des erfindungsgemässen Doppelgewebes von oben. Gestrichelt eingezeichnet sind die Kettfäden KR entlang des linken Rands R und rechten Rands R'. Die Ränder R, R' erstrecken sich entlang der ganzen Länge der Kettfäden KR. Zwischen den Kettfäden KR sind die Kettfäden KH des Gewebes GH - und spiegelbildlich darunter die Kettfäden KL des Gewebes GL - angeordnet. Am Anfang und/oder am Ende der Kettfäden KR, KH und KL befindet sich ein durchgehender Rand entlang der ganzen Länge eines Schussfadens S (nicht gezeigt). Zu den Enden der Kettfäden KR, KH und KL hin - und somit zum durchgehenden Rand hin - verjüngen sich das obere und untere Gewebe GH und GL,
In den Randzonen R und R1 sind das obere und untere Gewebe GH und GL - wie in Fig. 4 dargestellt - miteinander vereint. In der Mitte des erfindungsgemässen Doppelgewebes, dargestellt als Sechseck, bildet das Gewebe GH die Segmente AH und BH und das Gewebe GL die Segmente AL und BL, wodurch die Segmente AH, BH, AL und BL die Seiten des 4-Seiten-Gewebes eine innere Hohlstruktur. Durch Einpressen eines Gases wie Luft in das hergestellte Gewebe dehnt sich der innere Teil des Gewebes mit dem oberen und unteren Gewebe GH und GL, nicht aber die Randzone R, R'.
Fig. 6
zeigt beispielhaft eine Ausführungsform eines aufgeblasenen, erfindungsgemässen Baukörpers mit zwei einander gegenüberliegenden Bauteilen BT im Querschnitt auf Basis des erfindungsgemässen Doppelgewebes, d.h. 4-Wand-Gewebes. Darin sind die Schussfäden S(AHBL) und S(ALBH) gezeigt, die hier beispielhaft eine rechteckige Hohlstruktur bilden. Das 4-Wand-Gewebe ist beispielhaft auf zwei gegenüberliegenden Seiten mit einem rigiden Werkstoff laminiert



Ansprüche

1. Doppelgewebe umfassend ein oberes Gewebe GH und ein unteres Gewebe GL, wobei die Gewebe GH und GL je eine Vielzahl von Kettfäden K, KR, KH und KL und eine Vielzahl von Schussfäden S, SH und SL umfassen und die Gewebe GH und GL im Endbereich der Schussfäden S mit den Kettfäden KR je zu einem gemeinsamen Rand R, R' verwoben sind, wobei zwischen den beiden Rändern R und R' das obere Gewebe GH in ein Segment AH und ein Segment BH unterteilt ist, wobei die Schussfäden SH sich vom Rand R entlang dem ganzen oberen Gewebe GH, welches die Kettfäden KH umfasst, bis zum Rand R' erstrecken, und das untere Gewebe GL spiegelbildlich zu den Segmenten AH und BH in ein Segment AL und ein Segment BL unterteilt ist, wobei die Schussfäden SL sich vom Rand R entlang dem ganzen unteren Gewebe GL, welches die Kettfäden KL umfasst, bis zum Rand R' erstrecken, dadurch gekennzeichnet, dass

- das Segment AH die gleiche Länge wie das Segment BL und dass das Segment AL die gleiche Länge wie das Segment BH aufweist, und

- mindestens ein Schussfaden S das Segment AH des oberen Gewebes GH mit dem Segment BL des unteren Gewebes GL verbindet und so den Schussfaden S(AHBL) bildet, und mindestens ein Schussfaden S das Segment AL des unteren Gewebes GL mit dem Segment BH des oberen Gewebes GH verbindet und so den Schussfaden S(ALBH) bildet, wobei der Schussfaden S(AHBL) bevorzugt parallel zum Segment BH und der Schussfaden S(ALBH) bevorzugt parallel zum Segment AH angeordnet ist.


 
2. Doppelgewebe nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass für jeden beliebig definierten Längenbereich der Kettfäden KH und KL die Anzahl der Schussfäden S(AHBL) nicht mehr als 20%, bevorzugt nicht mehr als 10%, insbesondere nicht mehr als 5%, von der Anzahl der Schussfäden S(ALBH) abweicht.
 
3. Doppelgewebe nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Länge des mindestens einen Schussfadens S(AHBL) zwischen den Segmenten AH und BL die gleiche Länge wie das Segment BH aufweist, und/oder die Länge des mindestens einen Schussfadens S(ALBH) zwischen den Segmenten AL und BH die gleiche Länge wie das Segment AH aufweist.
 
4. Doppelgewebe nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass der Schussfaden S(AHBL), welcher das Segment AH in die Untersegmente aH1 und aH2 und das Segment BL in die Untersegmente bL1 und bL2 unterteilt, Teil der Untersegmente aH1 und bL2 ist, nicht aber Teil der Untersegmente aH2 und bL1, wobei der Schussfaden S(AHBL) mindestens in den Bereichen W, wo das Untersegment aH1 an das Untersegment aH2 angrenzt, mit dem Segment AH des Gewebes GH, und, wo das Untersegment bL2 an das Untersegment bL1 angrenzt, mit dem Segment BL des Gewebes GL verwoben ist, und/oder dass der Schussfaden S(ALBH), welcher das Segment AL in die Untersegmente aL1 und aL2 und das Segment BH in die Untersegmente bH1 und bH2 unterteilt, Teil der Untersegmente aL1 und bH2 ist, nicht aber Teil der Untersegmente aL2 und bH1, mindestens in den Bereichen W, wo das Untersegment aL1 an das Untersegment aL2 angrenzt, mit dem Segment AL des Gewebes GL, und, wo das Untersegment bH2 an das Untersegment bH1 angrenzt, mit dem Segment BH des Gewebes GH verwoben ist.
 
5. Doppelgewebe nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Länge der Segmente AH und BL sowie BH und AL je etwa 0,5 - 300 cm, bevorzugt je etwa 1 - 100 cm, insbesondere je etwa 1 - 50 cm, beträgt.
 
6. Doppelgewebe nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Kettenfäden K, KR, KH und KL und/oder die Schussfäden S, SH, SL, S(AHBL) und S(AHBL) auf Basis von Naturfasern, insbesondere Pflanzenfasern, tierischen Fasern und/oder Mineralfasern; Chemiefasern aus natürlichen Polymeren aus pflanzlicher oder tierischer Herkunft, insbesondere Cellulosefasern, Alginatfasern, Elostidienfasern, Gummifasern, Proteinfasern; Chemiefasern aus synthetischen Polymeren, insbesondere Polymerisationsfasern, Polykondensationsfasern und/oder Polyadditionsfasern; und/oder Chemiefasern aus anorganische Rohstoffen, insbesondere Glasfasern, Basaltfasern, Kohlenstofffasern, Carbonfasern, Metallfasern, Keramikfasern und/oder Nanotubefasern, sind.
 
7. Doppelgewebe nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass das Doppelgewebe im Anfangsbereich und/oder Endbereich der Kettfäden K, insbesondere mit einem durchgehenden Rand und/oder angebrachten Deckel, verschlossen ist und eine verschliessbare Öffnung, beispielsweise ein Ventil, und/oder einen Gasgenerator und/oder Gasdruckbehälter aufweist, wobei die Öffnung der Gasgenerator und/oder Gasdruckbehälter bevorzugt im Anfangsbereich und/oder Endbereich der Kettfäden K angeordnet ist.
 
8. Doppelgewebe nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass das Gewebe GH und/oder GL mit mindestens einer Beschichtung versehen ist, wobei die Beschichtung bevorzugt eine Beschichtung auf Basis von Polyvinylchlorid (PVC), Thermoplastisches Polyurethan (TPU), Polyolefin (PO), Thermoplastischem Polyolefin (TPO), Ethylen-Tetrafluorethylen-Copolymer (ETFE), Polytetrafluorethylen-Polymer (PTFE), einem PVC/PU-Blend und/oder Mischungen davon ist.
 
9. Doppelgewebe nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass mindestens eines der Segmente AH, AL, BH und/oder BL mit einem flächigen Bauteil BT, bevorzugt einem rigiden Werkstoff, laminiert ist.
 
10. Doppelgewebe nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, dass der flächige Bauteil ein Kunststoff, faserverstärkter Kunststoff, Glasfaser-Komposit, Karbonfaser-Komposit, Faser-Zement-Komposit, Holz, Karton, Glas, eine Steinplatte, Leichtbauplatte, Zementfaserplatte, Metallplatte und/oder Federstahlplatte umfasst.
 
11. Verfahren zur Herstellung des Doppelgewebes nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet, dass mittels Webtechnik mindestens ein Schussfaden S(AHBL) am Segment AH des oberen Gewebes GH befestigt, bevorzugt verwoben, wird und von dort direkt zum Segment BL führt, an welchem der Schussfaden S(AHBL) am unteren Gewebes GL befestigt, bevorzugt verwoben, wird, und mindestens ein Schussfaden S(ALBH) am Segment AL des unteren Gewebes GL befestigt, bevorzugt verwoben, wird und von dort direkt zum Segment BH führt, an welchem der Schussfaden S(ALBH) am oberen Gewebe GH befestigt, bevorzugt verwoben, wird, wobei der Schussfaden S(AHBL) bevorzugt parallel zum Segment BH und der Schussfaden S(ALBH) bevorzugt parallel zum Segment AH verläuft.
 
12. Verfahren nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, dass das Doppelgewebe mittels Jacquard Webtechnik und/oder Schaft-Webtechnik hergestellt wird.
 
13. Aufblasbarer Baukörper umfassend das Doppelgewebe nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet, dass das Doppelgewebe im Anfangsbereich und/oder Endbereich der Kettfäden K, insbesondere mit einem durchgehenden Rand und/oder einem angebrachten Deckel, verschlossen ist und eine verschliessbare Öffnung, beispielsweise ein Ventil, und/oder einen Gasgenerator und/oder Gasdruckbehälter aufweist, wobei mindestens eines der Segmente AH, AL, BH und/oder BL des Doppelgewebes mit mindestens einer Beschichtung versehen und/oder mit einem flächigen Bauteil BT, bevorzugt einem rigiden Werkstoff, laminiert ist.
 
14. Verwendung des Doppelgewebes nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 10, des nach dem Verfahren nach Anspruch 11 oder 12 hergestellten Doppelgewebes und des Baukörpers nach Anspruch 13 in der Agrotech, Buildtech, Clothtech, Geotech, Hometech, Indutech, Medtech, Mobiltech, Oekotech, Packtech, Protech und/oder Sporttech.
 
15. Verwendung des Doppelgewebes nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 10, des nach dem Verfahren nach Anspruch 11 oder 12 hergestellten Doppelgewebes und des Baukörpers nach Anspruch 13 als Bauelement für den Leichtbau in Gebäuden, Fahrzeugen und/oder Schiffbau; zum Begrünen von Flächen, insbesondere Oberflächen wie Fassaden; als Isolationsmaterial gegen Kälte, Wärme und/oder Schall; zur Filtration von Gasen, Flüssigkeiten und/oder Suspensionen; als Schutzhüllen und/oder als vorgefertigte Gebäude oder Gebäudeteile.
 




Zeichnung













Recherchenbericht









Recherchenbericht