[0001] Die Erfindung betrifft ein Bodenverdichtungsgerät mit einem Oberwagen und einem Unterwagen
mit einer Vibrationsplatte und einer Mehrzahl von Erregereinheiten, wobei zumindest
ein Teil der Erregereinheiten von einem Antrieb jeweils individuell antreibbar ist.
Stand der Technik
[0002] Üblicherweise weisen Bodenverdichtungsgeräte mit einer Vibrationsplatte, wie beispielsweise
eine Rüttelplatte, einen Verbrennungsmotor zum Antrieb von zwei gleichartigen, parallelen,
über ein Getriebe starr gekoppelten und gegenläufigen Unwuchtwellen auf. Die gegensätzliche
Rotation der mit gleicher Umdrehungszahl betriebenen Unwuchtwellen bewirkt, dass sich
die durch die Unwuchten erzeugten Fliehkräfte in Abhängigkeit vom Phasenwinkel gegenseitig
verstärken oder kompensieren. Durch eine geeignete Einstellung der jeweiligen Phasenlage
der Unwuchten zueinander entsteht ein resultierender Kraftvektor, der zur Fortbewegung
und/oder Verdichtung eingesetzt werden kann. Dabei weist eine Rüttelplatte zumeist
eine Hydraulik zur Verstellung der Phasenlage der mechanisch miteinander gekoppelten
Wellen auf. Häufig erfolgt dies mit Hilfe einer axial verschiebbaren Spiralwelle.
[0003] Da der durch Überlagerung entstehende Kraftvektor stets senkrecht zur Rotationsachse
der Unwuchtwellen orientiert ist, ist die Antriebsrichtung ohne weitere Maßnahmen
auf eine Vor- und Rückwärtsfahrt beschränkt.
[0004] Zur Verbesserung der Lenkeigenschaften ist aus der
DE 10 2006 000786A1 ein Plattenverdichter bekannt, der eine Vielzahl von Erregereinheiten zur Ausbildung
eines Kraftvektors aufweist, wobei die einzelnen Erregereinheiten beispielsweise nach
zuvor beschriebenen Prinzip arbeiten. Die Vielzahl der Erregereinheiten erlaubt dabei
unter anderem auch die Ausbildung von Kraftvektoren, die in seitlicher Richtung wirken.
Dabei erhöht jedoch die Vielzahl der Erregereinheiten die mechanische Komplexität
erheblich.
[0005] Ferner beschreibt die
DE 10 2005 029434 A1 einen Betrieb einer Vibrationsplatte mit einer Vielzahl von Einzelerregern. Diese
sind individuell ansteuerbar und werden von auf der Vibrationsplatte befindlichen
Hydraulikmotoren betrieben. Dabei sind allerdings die auf der Vibrationsplatte angeordneten
Hydraulikmotoren aufwendig und zudem sehr hohen mechanischen Beanspruchungen ausgesetzt.
Offenbarung der Erfindung
[0006] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist die Angabe einer kostengünstigen und zugleich
zuverlässigen Lösung für ein komfortables Bodenverdichtungsgerät mit einer fein abstimmbaren
und präzisen Lenkung, die eine bequeme Steuerung des Bodenverdichtungsgerätes in jede
Richtung der Plattenebene erlaubt.
[0007] Die Lösung der Aufgabe erfolgt erfindungsgemäß durch die Merkmale des unabhängigen
Anspruchs. Vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen
angegeben.
[0008] Erfindungsgemäß vorgesehen ist ein Bodenverdichtungsgerät mit einem Oberwagen und
einem Unterwagen, wobei der Unterwagen eine Vibrationsplatte und eine Mehrzahl von
Erregereinheiten aufweist, wobei zumindest ein Teil der Erregereinheiten von jeweils
einem Antrieb jeweils individuell antreibbar ist und jeweils zumindest einen Vibrationserreger
aufweist, welcher mit einer Messeinrichtung zur Erfassung seiner Phasenlage verbunden
ist, wobei die Phasenlage einer Steuer-/Regeleinrichtung zuführbar ist, und wobei
einzelne Vibrationserreger jeweils über ein elastisches Element, einen jeweiligen
elektrisch steuerbaren Antrieb und die Steuer-/Regeleinrichtung miteinander gekoppelt
sind und die relative Phasenlage der einzelnen Vibrationserreger zueinander über die
Steuer-/Regeleinrichtung einstellbar ist.
[0009] Zumindest zwei der Erregereinheiten sind von jeweils einem Antrieb jeweils individuell
antreibbar und weisen jeweils zumindest einen Vibrationserreger auf. Dabei kann eine
Erregereinheit einen oder zwei gegenläufige, mit einander gekoppelte Vibrationserreger
aufweisen. Ein Vibrationserreger kann beispielsweise aus einer Unwuchtwelle und einer
rotierenden Unwucht oder einem Oszillator mit einer oszillierenden Masse bestehen.
Vorteilhaft weist eine Erregereinheit genau einen Vibrationserreger mit einer Unwuchtwelle
und einer rotierenden Unwucht auf.
[0010] Weiterhin kann die Steuer-/Regeleinheit vorteilhaft aus einer übergeordneten Steuereinrichtung
und mehreren von der Steuereinrichtung gesteuerten Regeleinrichtungen bestehen, wobei
jeweils ein mit einer Messeinrichtung verbundener Vibrationserreger jeweils eine Regeleinrichtung
aufweist und die von den jeweiligen Messeinrichtungen erfassbaren Phasenlagen den
jeweiligen Regeleinrichtungen zuführbar sind. Bei dieser Ausgestaltung weist jeder
Vibrationserreger einen eigenen Regelkreis zur Regelung seiner Phasenlage auf, welche
der jeweiligen Regeleinrichtung als Führungsgröße vorgebbar ist. Die Phasenlage von
zumindest zwei Vibrationserregern zueinander ist elektrisch veränderbar. Die Veränderung
der Phasenlage zumindest eines einzelnen Vibrationserregers ist relativ zu der Phasenlage
eines anderen oder weiterer Vibrationserreger durch die Änderung seiner Soll-Phasenlage
als Führungsgröße änderbar. Die Soll-Phasenlage ist von der Steuerungseinrichtung,
beispielsweise als Ergebnis der Umsetzung eines der Steuereinrichtung zugeführten
Lenkbefehls vorgebbar.
Die Vibrationserreger sind jeweils über ein elastisches Element mit dem jeweiligen
elektrischen Antrieb verbunden. Eine Abweichung einer Ist-Phasenlage von einer Soll-Phasenlage
aufgrund der elastischen Verbindung ist durch die Regeleinrichtung kompensierbar.
Eine Kopplung der Phasenlage zwischen zwei Vibrationserregern ist über zumindest ein
elastisches Element gegeben und die Phasenlage zumindest eines der über ein elastisches
Element gekoppelten Vibrationserreger ist über eine Regeleinrichtung regelbar. Eine
derartige Struktur ermöglicht einen einfachen und modularen Aufbau der Steuer-/Regeleinheit.
[0011] Mit anderen Worten ist beispielhaft ein Bodenverdichtungsgerät vorgesehen, dessen
Vibrationsplatte eine Mehrzahl von elektrisch angetriebenen und elektrisch regelbaren
Erregereinheiten aufweist. Dabei sind zum Beispiel die elektrischen Antriebe alle
jeweils über ein elastisches Element mit den jeweiligen Vibrationserregern verbunden.
[0012] Eine derartige Anordnung weist mehrere Vorteile auf. Die Anordnung einer Mehrzahl
von Erregereinheiten auf der Vibrationsplatte bietet die Möglichkeit, diese in verschiedenen
Ausrichtungen anzuordnen und durch entsprechende Ansteuerung Kraftvektoren in jede
Richtung zu generieren. Dabei können unterschiedliche Anzahlen baugleicher Erregereinheiten
zum einen zur modularen Herstellung von Bodenverdichtungsgeräten unterschiedlicher
Gewichtsklasse verwendet werden, und/oder zum anderen kann durch eine Verteilung ihrer
Ausrichtungen auf der Vibrationsplatte, beispielsweise durch eine Verteilung der Ausrichtung
entsprechend der Verteilung einer Intensität von Bewegungsrichtungen, eine Optimierung
des Lenkungsvermögens erreicht werden.
[0013] Desweiteren bietet die Verwendung elektrischer Antriebe den Vorteil, dass elektrische
Zuleitungen im Vergleich zu anderen Zuleitungen wie beispielsweise Hydraulikschläuchen,
eine sehr gute Dauerschwingfestigkeit aufweisen und somit verschleißfester sind.
[0014] Weiterhin bietet die Verwendung eines elastischen Elements zwischen dem Antrieb,
bzw. dessen Antriebswelle und der Unwuchtwelle den Vorteil, dass es dämpfend wirkt
und Schwingungen der Unwuchtwelle weniger stark auf die elektrischen Antriebe einwirken.
[0015] Dabei kann der gegenüber den herkömmlichen Erregern eintretende Verlust der starren
Kopplung zwischen den Unwuchtwellen durch eine schnell ansprechende, präzise elektrische
Regelung zumindest teilweise kompensiert werden.
[0016] Erfindungsgemäß ist dazu die Phasenlage zumindest einer der über ein elastisches
Element gekoppelten Unwuchtwellen oder Oszillatoren über eine Regeleinrichtung regelbar.
[0017] Eine Erregereinheit weist eine mit dem Vibrationserreger verbundene Messeinrichtung
zur Erfassung der Phasenlage des Vibrationserregers auf. Ist dieser in Form einer
Unwuchtwelle ausgebildet, ist die Phasenlage von der Messeinrichtung durch die Messung
des Phasenwinkels erfassbar.
[0018] Die Messeinrichtung ist in der Lage, den Phasenwinkel der Unwucht im Bezug auf eine
Nullstellung, beispielsweise der gravitationsbedingten Ruhestellung im Freilauf, zu
erfassen und als Phasenlage an die Regeleinrichtung weiterzugeben. Die Regeleinrichtung
ist eingerichtet, die Stellgrößen des Antriebs zur Erreichung einer Soll-Phasenlage
einzustellen. Damit ist sie in der Lage, die Phasenlage zwischen zwei Unwuchtwellen
oder Oszillatoren zu verändern, bzw. eine vorgebbare Phasenlage einzustellen. Vorteilhaft
ist zumindest einem Teil der Erregereinheiten jeweils individuell eine Regeleinrichtung
zugeordnet. Durch eine übergeordnete Steuereinrichtung können den individuell zugeordneten
Regeleinrichtungen ihre jeweilige Soll-Phasenlage als Führungsgröße vorgegeben werden
[0019] Der Antrieb ist elektrisch ausgeführt. Ebenso weist die Messeinrichtung vorteilhaft
einen Encoder zur digitalen Verarbeitung der Messwerte auf. Vorteilhaft stellt die
Messeinrichtung der Regeleinrichtung neben der Phasenlage auch die Winkelgeschwindigkeit
einer Welle zur Verfügung.
[0020] Die erfindungsgemäß vorgesehene Dämpfung der elektrischen Antriebe gegenüber der
Unwuchtwelle reduziert die Anforderungen an die Belastbarkeit der elektrischen Antriebe,
insbesondere ihre Vibrationsfestigkeit, und erlaubt die Verwendung vergleichsweise
einfacher und preisgünstiger Komponenten.
[0021] Vorteilhaft sind die elektrischen Antriebe in dem Oberwagen angeordnet, die Vibrationserreger
im Unterwagen angeordnet, und die elektrischen Antriebe im Oberwagen jeweils individuell
mittels je einem elastischen Element, vorteilhaft einem Riemen, mit jeweils einem
Vibrationserreger im Unterwagen verbunden.
[0022] Auf diese Weise kann die Beanspruchung der elektrischen Antriebe um etwa eine Zehnerpotenz
reduziert und die Lebensdauer der elektrischen Antriebe entsprechend verlängert werden.
[0023] Vorteilhaft weisen die Erregereinheiten genau einen Vibrationserreger mit einer einzelnen
Unwuchtwelle auf. Eine derartige Ausgestaltung ist wartungsarm und kostengünstig zu
realisieren.
[0024] Vorteilhaft ist zumindest für einen Teil der Erregereinheiten der elektrische Antrieb
als im Wesentlichen einzelner Elektromotor ausgeführt. Elektromotoren sind einfach
und kostengünstig herstellbar, eine Verwendung einer Mehrzahl der gleichen Elektromotoren
für die Mehrzahl der Erregereinheiten fördert durch die Verwendung gleichartiger Bauteile
die Rationalisierung der Herstellung. Alternativ kann ein einzelner elektrischer Antrieb
auch als elektrische Kupplung ausgebildet sein, welche ausgebildet ist, eine Antriebsenergie
eines übergeordneten Antriebs partiell abzuzweigen und hinsichtlich Phasenlage und
Winkelgeschwindigkeit zu individualisieren.
[0025] Vorteilhaft ist der elektrische Antrieb als Schrittmotor ausgeführt. Ein Schrittmotor
bietet den Vorteil, dass die Winkelstellung und somit die Phasenlage der Antriebswelle
einstellbar ist und somit als bekannt angenommen werden kann. Bei einer Anordnung,
bei welcher die Messeinrichtung zur Erfassung der Phasenlage, in der Wirkrichtung
des Antriebs gesehen, vor dem elastischen Element direkt auf der Antriebswelle angeordnet
ist, kann ein Schrittmotor die Funktion der Messeinrichtung übernehmen. Die Ausführung
einer Messeinrichtung als eigenständiges Bauteil kann in diesem Fall entfallen, die
Messeinrichtung kann in diesem Fall als in den Schrittmotor integriert betrachtet
werden. Desweiteren ist ein Schrittmotor vibrationsfest ausführbar.
[0026] Weiterhin vorteilhaft ist eine Regeleinrichtung als PI- oder als PID-Regler ausgebildet.
Die Verbindung der Unwuchtwelle mit dem elektrischen Antrieb über ein elastisches
Element führt bei einer Änderung der Winkelgeschwindigkeit zu einer Energieaufnahme
des elastischen Elements, welches diese Energie zeitverzögert an die Anordnung zurückgibt.
In Kenntnis der Sprungantwort der Regelstrecke, bestehend aus elektrischem Antrieb,
Antriebswelle, elastischem Element und Unwuchtwelle inklusive der Unwucht, ist es
möglich, den elektrischen Antrieb durch eine Regeleinrichtung derart anzusteuern,
dass ein Überschwingen der Unwuchtwelle reduziert oder vermieden wird. Vorteilhaft
ist eine Regeleinrichtung ausgebildet, ein Einschwingen einer Erregereinheit nach
einer Phasen- oder Frequenzänderung zu minimieren.
[0027] Die Messeinrichtung zur Erfassung der Phasenlage kann vor dem elastischen Element
auf der Antriebswelle, oder hinter dem elastischen Element auf der Unwuchtwelle angeordnet
sein. Eine Anordnung der Messeinrichtung auf der Unwuchtwelle eines Vibrationserregers
im Unterwagen des Bodenverdichtungsgeräts bietet den Vorteil, dass einer Regeleinrichtung
die tatsächliche Phasenlage und Winkelgeschwindigkeit der Unwuchtwelle zugeführt werden
können.
[0028] Bei einer Anordnung der Messeinrichtung auf der Antriebswelle ist die Messeinrichtung
nur indirekt über das elastische Element mit der Unwuchtwelle verbunden, so dass auf
Grund einer Federwirkung des elastischen Elements die ermittelte Phasenlage und Winkelgeschwindigkeit
geringfügig von der tatsächlichen Phasenlage und Winkelgeschwindigkeit der Unwuchtwelle
abweichen kann.
In Kenntnis der Sprungantwort der Regelstrecke und der Federkonstante des elastischen
Elements sowie der Masse der Unwuchtwelle kann die Abweichung zwischen der gemessenen
und der tatsächlichen Phasenlage durch die Regeleinrichtung abgeschätzt werden.
[0029] Die Drehrichtungen, Winkelgeschwindigkeiten und Phasenlagen der Vibrationserreger
bilden in ihrer Überlagerung ein translatorisches und/oder rotatorisches Moment gegenüber
einer Standfläche des Bodenverdichtungsgeräts. Dieses translatorische und/oder rotatorische
Moment ist zur Fortbewegung und Lenkung nutzbar.
[0030] Vorteilhaft sind die Vibrationserreger winkelig, insbesondere sternförmig auf der
Vibrationsplatte angeordnet. Eine symmetrische Anordnung unter gleichen Winkeln erlaubt
für eine Steuereinrichtung, die beispielsweise einen Lenkbefehl in jeweilige Soll-Phasenlagen
als Führungsgrößen für die jeweiligen Vibrationserreger umsetzt, eine einfache Berechnung
der erforderlichen Stellwerte, um ein gewünschtes translatorisches und/oder rotatorisches
Moment zu erzeugen. Dabei kann die Eingabe eines Lenkbefehls beispielsweise mittels
eines in zwei Achsen beweglichen Control-Sticks als Teil einer Handsteuerung erfolgen.
Weiterhin kann es sich bei der Handsteuerung um einen integrierten Bestandteil des
Bodenverdichtungsgerätes oder um eine Fernsteuerung handeln.
[0031] Vorteilhaft ist eine Regeleinrichtung als digitaler Regler ausgebildet. Digitale
Regler sind hinreichend schnell realisierbar und bieten große Flexibilität hinsichtlich
ihrer Reglereigenschaften. Vorteilhaft weist eine Regeleinrichtung einen digitalen
Regler auf, der für die Erzeugung der Stellgrößen für den elektrischen Antrieb einen
Vorverzerrer aufweist, welcher eine derartige zeitliche Vorverzerrung der Stellgrößen
bewirkt, dass ein Einschwingen in Folge einer Phasen- oder Frequenzänderung vermieden
oder vermindert wird. Vorteilhaft ist die Regeleinrichtung zur Kompensation von Schwingungen
eingerichtet, welche durch das elastische Element ermöglicht oder begünstigt werden.
[0032] Vorteilhaft erfolgt die Vorverzerrung der Stellgrößen oder ein Einstellen der Parameter
eines PI- oder PID-Reglers auf Basis der Sprungantwort der Regelstrecke. In Kenntnis
der Parameter der Sprungantwort, beispielsweise deren Wendepunkt, sind die Parameter
eines PI- oder PID-Reglers nach in der Literatur bekannten Einstellregeln, z.B. nach
Ziegler/Nichols, dimensionierbar.
[0033] Vorteilhaft weist das Bodenverdichtungsgerät einen Kalibriermodus zum Ermitteln der
Sprungantwort auf, in welchem die Sprungantwort der Regelstrecke, beispielsweise nach
einem Riemenwechsel, ermittelbar ist. In einem derartigen Modus kann der Regelkreis
geöffnet und die Reaktion des Vibrationserregers in Antwort auf eine Lenkbewegung
respektive einer Änderung der Phasenlage des Vibrationserregers ermittelt und gespeichert
werden.
[0034] Weiterhin vorteilhaft ist eine Regeleinrichtung ausgebildet ist, die Messwerte mehrerer
Messeinrichtungen gemeinsam auszuwerten und die Stellgrößen für die elektrischen Antriebe
von mehreren Vibrationserregern derart zu optimieren, dass ein unerwünschtes Schwingen
des Bodenverdichtungsgerätes vermieden oder vermindert wird.
[0035] Die verschiedenen Erregereinheiten sind über die Vibrationsplatte miteinander gekoppelt,
so dass sie sich gegenseitig zur Schwingung anregen, es treten Energieausgleichsvorgänge
auf. Aufgrund dieser Kopplung sind auch die einzelnen Regelkreise zur Einstellung
der Phasenlage nicht vollständig entkoppelt.
[0036] Vorteilhaft weist das Bodenverdichtungsgerät eine Regeleinrichtung auf, die ausgebildet
ist, die Phasenlagen mehrerer Messeinrichtungen gemeinsam auszuwerten und die Stellgrößen
für mehrere Vibrationserreger derart zu optimieren, dass eine vom Benutzer gewünschte
translatorische oder rotatorische Bewegung derart auf Phasenänderungen der Vibrationserreger
umgesetzt werden, dass die Höhe der Phasensprünge minimiert wird. Dabei könnte die
Optimierung beispielsweise entsprechend der Methode der minimalen Fehlerquadrate derart
erfolgen, dass unter Beibehaltung des resultierenden Bewegungsvektors nicht die Regeldifferenz
einzelner Regelkreise, sondern der Betrag des Regeldifferenzvektors minimiert wird.
Eine derartige Optimierung ist insbesondere dann möglich, wenn eine Vielzahl von Vibrationserregern
verfügbar ist und zur Ausbildung eines bestimmten gemeinsamen Kraftvektors verschiedene
Auswahlen von dazu beitragenden Vibrationserregern möglich sind.
Zeichnungen
[0037] Nachfolgend wird die Erfindung unter Bezugnahme auf die anliegenden, schematischen
Zeichnungen anhand bevorzugter Ausführungsformen näher erläutert.
[0038] Es zeigen
- Fig. 1
- eine Skizze zum Prinzip des Bodenverdichtungsgeräts;
- Fig. 2
- eine bevorzugte Anordnung von Erregereinheiten auf einer Vibrationsplatte bei einer
Anordnung der Messeinrichtung auf der Unwuchtwelle;
- Fig. 3
- die bevorzugte Anordnung von Erregereinheiten bei einer Anordnung der Messeinrichtung
auf der Antriebswelle;
- Fig. 4
- ein Prinzipschaltbild zur Regelung einer Erregereinheit bei einer Anordnung der Messeinrichtung
auf der Antriebswelle;
- Fig. 5
- ein Prinzipschaltbild zur Regelung einer Erregereinheit bei einer Anordnung der Messeinrichtung
auf der Unwuchtwelle;
- Fig. 6
- ein Prinzipschaltbild zur Kopplung zwei einzelner Vibrationserreger über jeweils ein
elastisches Element, einen jeweiligen elektrisch steuerbaren Antrieb und eine elektronische
Steuereinrichtung;
- Fig. 7
- ein Prinzipschaltbild zur gemeinsamen Regelung der Erregereinheiten.
[0039] Fig. 1 zeigt eine Skizze zum Prinzip eines Bodenverdichtungsgeräts 1 mit einem Oberwagen
2 und einem Unterwagen 3, wobei der Unterwagen 3 eine Vibrationsplatte 4 und eine
Mehrzahl von Erregereinheiten 5 aufweist. Die Erregereinheiten 5 weisen jeweils einen
im Unterwagen 3 auf der Vibrationsplatte 4 angeordneten Vibrationserreger in Form
einer Unwuchtwelle 7 auf und sind über ein elastisches Element 9 in Form eines Riemens
mit einem im Oberwagen 2 angeordneten Antrieb 6 verbunden.
[0040] Fig. 2 zeigt eine bevorzugte Anordnung von Erregereinheiten 5 auf einer Vibrationsplatte
4 bei einer Anordnung der Messeinrichtungen 8 auf der Unwuchtwelle 7. Die Erregereinheiten
5 sind sternförmig und achsensymmetrisch zu einander angeordnet. Die Drehachsen ihrer
Unwuchtwellen 7 liegen bei diagonal angeordneten Erregereinheiten 5 auf einer Geraden.
Die fiktiv verlängerten Drehachsen aller Unwuchtwellen 7 schneiden sich in einem Punkt,
welcher in etwa mittig auf der Vibrationsplatte 4 gelegen ist.
[0041] Weiterhin zeigt Fig. 2 den prinzipiellen Aufbau einer Erregereinheit 5. Die Erregereinheiten
5 sind von einem elektrischen Antrieb 6 jeweils individuell antreibbar und weisen
jeweils einen Vibrationserreger mit einer Unwuchtwelle 7 und einer rotierende Unwucht
10 sowie eine mit dem Vibrationserreger verbundene Messeinrichtung 8 zur Erfassung
der Phasenlage der Unwuchtwelle 7 auf. Dabei wird die Phasenlage des Vibrationserregers
gleichgesetzt mit der Phasenlage seiner Unwuchtwelle 7. Die Messeinrichtung 8 ist
in der Richtung der Wirkung des Antriebs, das heißt in Richtung der Unwuchtwelle 7
hinter dem elastischen Element 9 angeordnet. Der elektrische Antrieb 6 ist bevorzugt
im Oberwagen 2 angeordnet, er kann jedoch auch im Unterwagen 3 zusammen mit dem Vibrationserreger
auf der Vibrationsplatte 4 angeordnet sein.
[0042] Fig. 3 zeigt dieselbe bevorzugte Anordnung von Erregereinheiten 5 auf einer Vibrationsplatte
4 bei einer Anordnung der Messeinrichtungen 8 auf der Antriebswelle des elektrischen
Antriebs 6. Im einzigen Unterschied zur Fig. 2 ist die Messeinrichtung 8 in der Richtung
der Wirkung des Antriebs, das heißt in Richtung der Unwuchtwelle 7, vor dem elastischen
Element 9 angeordnet.
[0043] Fig. 4 zeigt ein Prinzipschaltbild zur Regelung einer Erregereinheit 5 bei einer
Anordnung der Messeinrichtung 8 auf der Antriebswelle. Bei der dargestellten Ausführungsvariante
ist die Messeinrichtung 8 im Oberwagen 2 angeordnet und zur direkten Erfassung der
Phasenlage des elektrischen Antriebs 6 eingerichtet. Die Unwuchtwelle 7 kann eine
von dieser Phasenlage leicht abweichende Phasenlage aufweisen, deren Unterschied zur
erfassten Phasenlage nicht konstant ist, sondern welche in Abhängigkeit von Änderungen
der Drehzahl des Antriebs 6 oder durch die Übertragung von Schwingungen auf die Unwuchtwelle
7 zeitlich variieren kann. In Kenntnis der Masseverhältnisse, der Federkonstante des
elastischen Elements 9 sowie des zeitlichen Verlaufs von Phasenlage und Drehzahl kann
die Regeleinrichtung 12 die Abweichung der Phasenlage der Unwuchtwelle 7 von der Phasenlage
der Antriebswelle abschätzen.
[0044] Die von der Messeinrichtung 8 erfassbare Phasenlage der Antriebswelle ist als Ist-Phasenlage
und Rückführungsgröße eines Regelkreises der Regeleinrichtung 12 zuführbar. Unter
Bestimmung der Abweichung zu einer von einer übergeordneten Steuereinrichtung 11 vorgegeben
Soll-Phasenlage als Führungsgröße ist durch die Regeleinrichtung 12 eine Stellgröße
bestimmbar und einer Motorsteuerung 13 zuführbar. In Abhängigkeit von der Ausgestaltung
des elektrischen Antriebs 6, beispielsweise als Asynchron- oder als Schrittmotor,
setzt die Motorsteuerung 13 die Stellgröße in entsprechende Steuerspannungen oder
-signale zur Phasen- oder Drehzahländerung des elektrischen Antriebs 6 um.
[0045] Fig. 5 zeigt ein Prinzipschaltbild zur Regelung einer Erregereinheit 5 bei einer
Anordnung der Messeinrichtung 8 auf der Unwuchtwelle 7. Bei der dargestellten Ausführungsvariante
ist die Messeinrichtung 8 im Unterwagen 3 angeordnet und zur direkten Erfassung der
Phasenlage der Unwuchtwelle 7 eingerichtet. Damit ist im Unterschied zu Fig. 4 die
tatsächliche Ist-Phasenlage der Unwuchtwelle 7 direkt mit der Soll-Phasenlage vergleichbar.
Gleichzeitig ist das elastische Element 9 mit seinem Zeitverhalten Δϕ(t) Teil der
Regelstrecke. Ist die Regeleinrichtung 12 eingerichtet, eine Stellgrößenänderung unter
Berücksichtigung einer bekannten Sprungantwort der Regelstrecke zu generieren, und
ist der elektrische Antrieb 6 genügend schnell, um auf eine Stellgrößenänderung entsprechend
schnell anzusprechen, ist eine präzise Regelung der Phasenlage der Unwuchtwelle 7
unter Kompensation des Zeitverhaltens Δϕ(t) des elastischen Elements 9 möglich.
[0046] Fig. 6 zeigt ein Prinzipschaltbild zur Kopplung zwei einzelner Vibrationserreger
über jeweils ein elastisches Element 9, 9', einen jeweiligen elektrisch steuerbaren
Antrieb 6, 6', eine jeweilige Regeleinrichtung 12, 12' und eine übergeordnete Steuereinrichtung
11; Durch die übergeordnete Steuereinrichtung 11 können den Vibrationserregern der
Erregereinheiten 5, 5' mit individuell zugeordneten Regeleinrichtungen 12, 12' ihre
jeweilige Soll-Phasenlage als Führungsgröße vorgegeben werden, so dass zwischen den
Unwuchtwellen 7, 7' der Vibrationserreger eine relative Phasenlage Δϕ einstellbar
ist.
[0047] Fig. 7 zeigt ein Prinzipschaltbild zur gemeinsamen Regelung von beispielhaft vier
Erregereinheiten 5 über eine Steuer-/Regeleinerichtung 14. Wie aus Fig. 6 ersichtlich
werden die Phasenlagen mehrerer Messeinrichtungen 8 gemeinsam als Ist-Größenvektor
einer Steuer-/Regeleinrichtung 14 zugeführt. Auf Grund der mechanischen Verbindung
über die gemeinsame Vibrationsplatte 4 sind die Vibrationserreger 5 untereinander
parasitär gekoppelt, wobei der Grad der Kopplung zusätzlich von der Ausrichtung der
schwingungserzeugenden Elemente der Vibrationserreger 5 abhängt.
[0048] Die Steuer-/Regeleinrichtung 14 berechnet unter Berücksichtigung der Koppelungen
der Regelkreise einen Stellgrößenvektor, dessen Koeffizienten den einzelnen Motorsteuerungen
13 zugeführt werden.
[0049] Dabei kann die Berechnung des Stellgrößenvektors für die mehreren Regelkreise derart
optimiert werden, dass hohe Phasensprünge für einzelne Regelkreise vermieden werden,
bzw. dass unter Beibehaltung des resultierenden Bewegungsvektors eine Minimierung
des Betrags des Regeldifferenzvektors erfolgt.
1. Bodenverdichtungsgerät (1) mit einem Oberwagen (2) und einem Unterwagen (3), wobei
der Unterwagen (2) eine Vibrationsplatte (4) und eine Mehrzahl von Erregereinheiten
(5) aufweist, wobei zumindest ein Teil der Erregereinheiten (5) von jeweils einem
Antrieb (6) jeweils individuell antreibbar ist und jeweils zumindest einen Vibrationserreger
aufweist, welcher mit einer Messeinrichtung (8) zur Erfassung seiner Phasenlage verbunden
ist, wobei die Phasenlage einer Steuer-/Regeleinrichtung (14) zuführbar ist,
dadurch gekennzeichnet, dass
einzelne Vibrationserreger jeweils über ein elastisches Element (9), einen jeweiligen
elektrisch steuerbaren Antrieb (6) und die Steuer-/Regeleinrichtung (14) miteinander
gekoppelt sind und die relative Phasenlage der einzelnen Vibrationserreger zueinander
über die Steuer-/Regeleinrichtung (14) einstellbar und regelbar ist.
2. Bodenverdichtungsgerät (1) nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Steuer-/Regeleinrichtung (14) eine übergeordnete Steuereinrichtung (11) und mehrere
von der Steuereinrichtung (11) gesteuerte Regeleinrichtungen (12) umfasst, wobei jeweils
ein mit einer Messeinrichtung (8) verbundener Vibrationserreger jeweils eine Regeleinrichtung
(11) zugeordnet ist und die von den jeweiligen Messeinrichtungen (8) erfassbaren Phasenlagen
den jeweiligen Regeleinrichtungen (11) zuführbar sind.
3. Bodenverdichtungsgerät (1) nach Anspruch 1 oder Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass zumindest ein Teil der Erregereinheiten (5) von einem elektrischen Antrieb (6) jeweils
individuell elektrisch antreibbar ist und die Steuer-/Regeleinerichtung (14) oder
eine Regeleinrichtung (12) ausgebildet ist, ein Einschwingen einer Erregereinheit
(5) nach einer Phasen- oder Frequenzänderung zu minimieren.
4. Bodenverdichtungsgerät (1) nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Unterwagen (3) elastisch mit dem Oberwagen (2) verbunden ist, der Oberwagen (2)
mehrere elektrische Antriebe (6) aufweist und die Vibrationserreger im Unterwagen
(3) jeweils individuell über ein elastisches Element (9) mit einem der elektrischen
Antriebe (6) verbunden sind.
5. Bodenverdichtungsgerät (1) nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Vibrationserreger eine einzelne Unwuchtwelle (7) aufweisen.
6. Bodenverdichtungsgerät (1) nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass zumindest bei einem Teil der Erregereinheiten (5) der elektrische Antrieb (6) jeweils
im Wesentlichen durch einen Elektromotor, insbesondere einen Schrittmotor, ausgebildet
ist, das elastische Element (9) jeweils als Riemen ausgeführt ist, der Vibrationserreger
jeweils eine Unwuchtwelle (7) aufweist und die Messeinrichtung (8) jeweils im Unterwagen
(3) angeordnet ist.
7. Bodenverdichtungsgerät (1) nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Vibrationserreger winkelig, insbesondere sternförmig, auf der Vibrationsplatte
(4) angeordnet sind und über eine Steuereinrichtung (11) die Drehrichtungen, Frequenzen
und Phasenlagen der Vibrationserreger derart einstellbar sind, dass in ihrer Überlagerung
gegenüber einer Standfläche des Bodenverdichtungsgeräts (1) ein translatorisches oder
rotatorisches Moment entsteht.
8. Bodenverdichtungsgerät (1) nach einem der Ansprüche 2 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass zumindest einem Teil der Vibrationserreger individuell jeweils eine Regeleinrichtung
(12) zugeordnet ist.
9. Bodenverdichtungsgerät (1) nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Steuer-/Regeleinerichtung (14) oder eine Regeleinrichtung (12) als PI- oder PID-Regler
ausgebildet ist.
10. Bodenverdichtungsgerät (1) nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Steuer-/Regeleinrichtung (14) oder eine Regeleinrichtung (12) als digitaler Regler
ausgebildet ist, und die Regeleinrichtung (12, 14) für die Erzeugung der Stellgrößen
für den elektrischen Antrieb (6) einen Vorverzerrer aufweist, welcher eine zeitliche
Vorverzerrung der Stellgrößen bewirkt, so dass ein Einschwingen in Folge einer Phasen-
oder Frequenzänderung vermieden oder vermindert wird.
11. Bodenverdichtungsgerät (1) nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, dass die Vorverzerrung auf Basis der Sprungantwort der Regelstrecke erfolgt.
12. Bodenverdichtungsgerät (1) nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, dass das Bodenverdichtungsgerät (1) einen Kalibriermodus aufweist, in welchem die Sprungantwort
der Regelstrecke, insbesondere nach einem Austausch des elastischen Elements (9),
durch das Bodenverdichtungsgerät (1) ermittelbar ist.
13. Bodenverdichtungsgerät (1) nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Steuer-/Regeleinrichtung (14) ausgebildet ist, die Messwerte mehrerer Messeinrichtungen
(8) gemeinsam auszuwerten und die Stellgrößen für die elektrischen Antriebe (6) von
mehreren Vibrationserregern derart zu optimieren, dass ein unerwünschtes Schwingen
des Bodenverdichtungsgeräts (1) vermieden oder vermindert wird.
14. Bodenverdichtungsgerät (1) nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das die Steuer-/Regeleinrichtung (14) ausgebildet ist, die Messwerte mehrerer Messeinrichtungen
(8) gemeinsam auszuwerten und die Stellgrößen für mehrere Vibrationserreger derart
zu optimieren, dass eine vom Benutzer gewünschte translatorische oder rotatorische
Bewegung derart auf Phasenänderungen der Vibrationserreger umgesetzt wird, dass die
Höhe der Phasensprünge minimiert wird.