[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft einen Ventiltriebhebel zur Betätigung eines Ventils
einer Hubkolbenmaschine, insbesondere einer Brennkraftmaschine. Insbesondere sind,
ohne darauf beschränkt zu sein, ein Ventiltriebhebel zur Betätigung eines Ventils
zur Entnahme von verdichteten Gasen, insbesondere Druckluft, aus einer Brennkammer
der Brennkraftmaschine und eine mit einem solchen Ventiltriebhebel ausgestattete Brennkraftmaschine
offenbart.
[0002] Die Brennkraftmaschine eines Kraftfahrzeugs, insbesondere eines Nutzfahrzeugs, kann
zur Druckluftversorgung eingesetzt werden. Beispielsweise kann im Schub- oder Motorbremsbetrieb
bei nicht befeuerter Brennkraftmaschine diese als Kompressor zur Erzeugung der Druckluft
eingesetzt werden. Ferner können dem Brennraum der Brennkraftmaschine zu definierten
Betriebszyklen verdichtete Gase entnommen werden.
[0003] Die Offenlegungsschrift
AT 514127 A1 beschreibt ein Ventil, über das bei im Brennraum anliegendem Überdruck Luft abgeleitet
wird. Das Ventil wird von einem Nocken über einen Kipphebel zu definierten Betriebszyklen
der Brennkraftmaschine periodisch geöffnet. Im nockenseitigen Arm des Kipphebels ist
eine Kolben-Zylinder-Einheit integriert, deren Kolben über einen Rollenstößel mit
dem Nocken zusammenwirkt. Bei Druckbeaufschlagung im Druckraum der Kolben-Zylinder-Einheit
ist der Kipphebel wirksam. Im drucklosen Zustand der Kolben-Zylinder-Einheit ist der
Kipphebel nicht betätigt und das Ventil bleibt geschlossen.
[0004] Jedoch nimmt der vorbekannte Kipphebel im drucklosen Zustand der Kolben-Zylinder-Einheit
keine definierte Lage ein. Dies ist nachteilig für den Wirkungsgrad der Brennkraftmaschine
und auch für Laufgeräusch und Abnutzung. Insbesondere stellt der herkömmliche Kipphebel
im drucklosen Zustand keinen durchgängigen Rollkontakt zwischen Rollenstößel und Nocken
sicher.
[0005] Ein weiterer Nachteil des herkömmlichen Kipphebels ist dessen Trägheitsmoment. Im
druckbeaufschlagten Zustand muss die Kolben-Zylinder-Einheit auch die Trägheitskräfte
des Kipphebels übertragen. Dies ist im Allgemeinen nicht durch eine größere Dimensionierung
der Kolben-Zylinder-Einheit sichergestellt, da dadurch auch das Trägheitsmoment des
Kipphebels vergrößert wird. Auch ist der zur Druckbeaufschlagung zur Verfügung stehende
Schmieröldruck der Brennkraftmaschine durch deren Betriebszustand vorgegeben, und
kann im Leerlaufbetrieb unter 1 bar betragen.
[0006] Somit besteht die Aufgabe, eine Technik zur Betätigung des Ventils anzugeben, die
Wirkungsgrad, Laufgeräusch und/oder Abnutzung verbessert. Eine weitere oder alternative
Aufgabe ist, die Betätigung des Ventils mittels des für eine Hubkolbenmaschine zur
Verfügung stehenden Öldrucks zu steuern.
[0007] Diese Aufgabe oder Aufgaben werden durch einen Ventiltriebhebel zur Betätigung eines
Ventils einer Hubkolbenmaschine, insbesondere einer Brennkraftmaschine, und eine entsprechend
ausgestattete Hubkolbenmaschine gemäß den unabhängigen Ansprüchen gelöst.
[0008] Gemäß einem Aspekt umfasst ein Ventiltriebhebel einen um eine Achse schwenkbeweglichen
Hebelarm; ein an einem Nocken einer Nockenwelle der Hubkolbenmaschine anliegendes
oder in Anlage bringbares Abgriffselement; eine Kopplungsmechanik, über die das Abgriffselement
mit dem Hebelarm in einem ersten Zustand federelastisch und in einem zweiten Zustand
starr gekoppelt ist; und ein mit dem Hebelarm verbundenes, an einem Ventilstößel des
Ventils anliegendes oder in Anlage bringbares Betätigungselement.
[0009] Durch die federelastische Kopplung im ersten Zustand kann der Hebelarm eine Ruhelage
einnehmen, während das Abgriffselement aufgrund der Federelastizität einer Kontur
des Nockens folgt. Der erste Zustand kann auch als Ruhezustand des Ventiltriebhebels
bezeichnet werden. Im zweiten Zustand kann aufgrund der starren Kopplung das Ventil
der Hubkolbenmaschine betätigt werden, indem die starre Kopplung des Abgriffselements
die Schwenkbewegung des Hebelarms und damit die Betätigung durch das Betätigungselement
bewirkt.
[0010] Indem im ersten Zustand Hebelarm und Betätigungselement eine Ruhelage einnehmen,
können Laufgeräusch und/oder Verlustleistungen verringert werden. Während der Hebelarm
und das Betätigungselement im ersten Zustand in der Ruhelage verharren, kann das Abgriffselement
aufgrund der federelastischen Kopplung der Nockenkontur folgen zur Verringerung von
Verlustleistungen, Laufgeräuschen und/oder Abnutzung.
[0011] Die Hubkolbenmaschine kann eine Brennkraftmaschine sein. Die Hubkolbenmaschine kann
stationär oder mobil sein.
[0012] Der Ventiltriebhebel kann als Kipphebel ausgebildet sein. Das Abgriffselement kann
an einem ersten Ende des Kipphebels angeordnet sein. Das Betätigungselement kann an
einem dem ersten Ende gegenüberliegenden zweiten Ende des Kipphebels angeordnet sein.
Am oder im Hebelarm kann ein Schwenklager zur Schwenkbewegung des Kipphebels zwischen
dem ersten Ende und dem zweiten Ende angeordnet sein. Alternativ kann der Ventiltriebhebel
als Schlepphebel ausgebildet sein. Das Abgriffselement kann an einer ersten Stelle
des Schlepphebels angeordnet sein. Das Betätigungselement kann an einer von der ersten
Stelle verschiedenen zweiten Stelle des Schlepphebels angeordnet sein. Am oder im
Hebelarm kann ein Schwenklager zur Schwenkbewegung des Schlepphebels angeordnet sein.
Die erste Stelle kann zwischen dem Schwenklager und der zweiten Stelle angeordnet
sein. Alternativ kann die zweite Stelle zwischen dem Schwenklager und der ersten Stelle
angeordnet sein.
[0013] Das Abgriffselement kann in einer Querrichtung quer zum Hebelarm beweglich angeordnet
sein, beispielsweise durch eine Führung am Hebelarm. Alternativ oder ergänzend kann
das Abgriffselement in einer von der Querrichtung verschiedenen Längsrichtung (beispielsweise
quer zur Querrichtung, insbesondere parallel zum Hebelarm) unbeweglichen angeordnet
sein.
[0014] Das Abgriffselement kann im ersten Zustand und im zweiten Zustand zum Nocken hin
vorgespannt sein und/oder am Nocken anliegen. Die Kopplungsmechanik kann einen Druckkolbenraum
und einen in der Querrichtung beweglichen Druckkolben im Druckkolbenraum umfassen.
Der Druckkolben kann den Druckkolbenraum begrenzen.
[0015] Der Druckkolben kann zumindest im zweiten Zustand mit dem Abgriffselement zusammenwirken.
Druckkolben kann im zweiten Zustand mit dem Abgriffselement zusammenwirken, indem
der Druckkolben im zweiten Zustand am Abgriffselement anliegt, beispielsweise an einer
dem Hebelarm zugewandten Seite des Abgriffselements.
[0016] Der Druckkolbenraum kann im zweiten Zustand mit einer Hydraulikflüssigkeit gefüllt
sein. Die Hydraulikflüssigkeit kann (zumindest im Wesentlichen) inkompressibel sein.
Die Hydraulikflüssigkeit kann Öl umfassen, insbesondere Schmieröl der Hubkolbenmaschine.
[0017] Das Abgriffselement kann in der Querrichtung vorgespannt sein, beispielsweise vom
Hebelarm weg und/oder zum Nocken hin. Die Kopplungsmechanik kann eine am Hebelarm
abgestützte Druckfeder umfassen. Die Druckfeder kann das Abgriffselement in der Querrichtung
vorspannen.
[0018] Der Druckkolben kann im ersten Zustand und im zweiten Zustand mit dem Abgriffselement
zusammenwirken. Der Druckkolben kann im ersten und zweiten Zustand mit dem Abgriffselement
zusammenwirken, indem der Druckkolben am Abgriffselement anliegt, beispielsweise an
einer dem Hebelarm zugewandten Seite des Abgriffselements. Alternativ kann der Druckkolben
mit dem Abgriffselement verbunden sein. Der Druckkolben und das Abgriffselement können
in der Querrichtung relativ zueinander unbeweglich sein.
[0019] Die Druckfeder kann im Druckkolbenraum angeordnet sein. Die Druckfeder kann am Druckkolben
anliegen. Der Druckkolben und das Abgriffselement können im ersten Zustand und im
zweiten Zustand gemeinsam der Kontur des Nockens folgen.
[0020] Alternativ oder ergänzend kann die Druckfeder, oder eine weitere Druckfeder, am Abgriffselement
anliegen.
[0021] Der Druckkolben kann in der Querrichtung vorgespannt sein, beispielsweise zum Hebelarm
hin und/oder vom Abgriffselement weg. Die Kopplungsmechanik kann eine am Abgriffselement
abgestützte Gegendruckfeder umfassen. Die Gegendruckfeder kann zwischen dem Abgriffselement
und dem Druckkolben angeordnet sein. Die Gegendruckfeder kann den Druckkolben in der
Querrichtung vorspannen. Alternativ oder ergänzend kann der Druckkolben durch eine
einerseits am Hebelarm und andererseits am Druckkolben befestigte Zugfeder vorgespannt
sein.
[0022] Das Abgriffselement kann im ersten Zustand vom Druckkolben in der Querrichtung beabstandet
sein, beispielsweise aufgrund der Vorspannung der Gegendruckfeder und/oder Zugfeder.
Alternativ oder ergänzend kann im ersten Zustand der Druckkolben an einem hebelnahen
oder proximalen Anschlag anliegen und/oder der Druckkolbenraum kann eine minimale
Größe annehmen.
[0023] Im zweiten Zustand kann aufgrund eines Volumens und/oder eines Drucks der Hydraulikflüssigkeit
im Druckkolbenraum entgegen der Vorspannung die Gegendruckfeder kontrahiert und/oder
die Zugfeder gestreckt sein. Im zweiten Zustand kann der Druckkolben an einem hebelfernen
oder distalen Anschlag anliegen und/oder der Druckkolbenraum kann eine maximale Größe
annehmen.
[0024] Das Abgriffselement kann im ersten Zustand und im zweiten Zustand der Kontur des
Nockens folgen. Beispielsweise kann im ersten Zustand nur das Abgriffselement der
Kontur des Nockens folgen. Der Druckkolben kann im ersten Zustand ruhen. Der Druckkolben
kann im ersten Zustand und im zweiten Zustand jeweils relativ zum Hebelarm ruhen.
[0025] Das Abgriffselement kann einen Rollenstößel umfassen. Der Rollenstößel kann eine
Nockenanlaufrolle umfassen.
[0026] Der Ventiltriebhebel kann ferner eine Steuereinheit umfassen zur Steuerung des ersten
Zustands und des zweiten Zustands der Kopplungsmechanik. Die Steuereinheit kann ausgangsseitig
mit dem Druckkolbenraum in Fluidverbindung stehen. Die Steuereinheit kann eingangsseitig
mit einer Steuerleitung in Fluidverbindung stehen.
[0027] Die Steuereinheit kann ein Rückschlagventil und/oder eine hydraulische Druckübersetzung
umfassen. Das Rückschlagventil kann in Flussrichtung von der Eingangsseite zur Ausgangsseite
der Steuereinheit öffnen und umgekehrt schließen.
[0028] Die Steuereinheit kann einen Steuerkolben mit einer eingangsseitigen Wirkfläche und
einer ausgangsseitigen Wirkfläche umfassen, beispielsweise zur Realisierung der Druckübersetzung
und/oder zum Schließen einer Entlastungsleitung. Die ausgangsseitige Wirkfläche kann
kleiner als die eingangsseitige Wirkfläche sein. Die hydraulische Druckübersetzung
kann einen eingangsseitigen Druck (Steuerdruck) in einen größeren ausgangsseitigen
Druck übersetzen, beispielsweise zur Druckbeaufschlagung des Druckkolbenraums im zweiten
Zustand. Die hydraulische Druckübersetzung und das Rückschlagventil können parallel
geschaltet sein.
[0029] Die Steuereinheit kann im ersten Zustand die ausgangsseitige Fluidverbindung zum
Druckkolbenraum mit der Entlastungsleistung verbinden. Die Steuereinheit kann im zweiten
Zustand die ausgangsseitige Fluidverbindung zum Druckkolbenraum schließen. Die Steuereinheit
kann im zweiten Zustand die ausgangsseitige Fluidverbindung zum Druckkolbenraum gegen
den größeren ausgangsseitigen Druck geschlossen halten.
[0030] Die Steuereinheit kann eingangsseitig über ein Magnetventil wahlweise mit dem Ölkreislauf
der Hubkolbenmaschine in Fluidverbindung stehen. Das Magnetventil kann in der Steuerleitung
angeordnet sein. Bei geschlossenem Magnetventil kann die Steuereinheit den ersten
Zustand bewirken. Bei geöffnetem Magnetventil kann die Steuereinheit den zweiten Zustand
bewirken.
[0031] Das Betätigungselement kann wahlweise (beispielsweise im zweiten Zustand) mit dem
Ölkreislauf der Hubkolbenmaschine in Fluidverbindung stehen, beispielsweise über dasselbe
Magnetventil. Das Betätigungselement kann eine Kugelkopfverbindung und/oder eine Betätigungsfläche
umfassen.
[0032] Das Abgriffselement, beispielsweise der Rollenstößel, kann permanent (beispielsweise
im ersten und zweiten Zustand) in Fluidverbindung mit dem Ölkreislauf der Hubkolbenmaschine
stehen.
[0033] Die Steuereinheit kann an der Kopplungsmechanik oder an einem Schwenklager des schwenkbeweglichen
Hebelarms angeordnet sein. Die Fluidverbindung oder Fluidverbindungen zwischen Steuereinheit
und Kopplungsmechanik können Bohrungen im Hebelarm umfassen.
[0034] Ein solcher Ventiltriebhebel kann in einer Hubkolbenmaschine, insbesondere einer
Brennkraftmaschine oder einem Kompressor, zur Verdichtung eines Gases durch selektive
Betätigung des Ventils der Hubkolbenmaschine eingesetzt werden.
[0035] Gemäß einem weiteren Aspekt ist eine Hubkolbenmaschine, insbesondere eine Brennkraftmaschine,
bereitgestellt, die einen Ventiltriebhebel gemäß dem erstgenannten Aspekt umfasst.
Die Hubkolbenmaschine kann ein Ventil zur periodischen Entnahme eines verdichteten
Gases aus einem Verdichtungsraum der Hubkolbenmaschine, beispielsweise einem Brennraum
der Brennkraftmaschine, umfassen. Die Hubkolbenmaschine kann ferner eine Nockenwelle
mit mindestens einem Nocken zur selektiven Betätigung des Ventils über den Ventiltriebhebel
umfassen. Die Betätigung des Ventils kann durch Steuerung der Kopplungsmechanik des
Ventiltriebhebels selektiv sein. Im ersten Zustand kann die Betätigung unterbleiben.
Im zweiten Zustand kann die Betätigung nach Maßgabe des Nockens periodisch ausgeführt
werden.
[0036] Eine solche Hubkolbenmaschine, beispielsweise eine Brennkraftmaschine und/oder eine
entsprechende Vorrichtung zur Erzeugung von Druckluft, kann stationär oder in einem
Kraftfahrzeug eingesetzt werden. Eine primäre Funktion der Brennkraftmaschine kann
der Antrieb des Kraftfahrzeugs sein. Eine sekundäre Funktion der Brennkraftmaschine
kann die Verdichtung des Gases, beispielsweise die Erzeugung der Druckluft, sein.
[0037] Ein weiterer Aspekt betrifft ein Kraftfahrzeug mit einer solchen Brennkraftmaschine.
Das Kraftfahrzeug kann ein Landfahrzeug, ein Wasserfahrzeug oder ein Luftfahrzeug
sein. Das Kraftfahrzeug kann der Güterbeförderung und/oder der Personenbeförderung
dienen. Insbesondere kann das Kraftfahrzeug ein Nutzfahrzeug (beispielsweise ein Lastkraftwagen
oder ein Bus) oder ein Personenkraftwagen sein. Das durch das Ventil im zweiten Zustand
bereitgestellte verdichtete Gas, beispielsweise die Druckluft, kann einer Bremsanlage
und/oder einer Luftfeder des Kraftfahrzeugs zugeführt sein.
[0038] Vorstehend beschriebene Merkmale sind in jeder Kombination realisierbar. Weitere
Merkmale und Vorteile der Erfindung werden im Folgenden unter Bezugnahme auf die beigefügten
Zeichnungen beschrieben. Es zeigen:
- Figur 1
- eine schematische Darstellung eines ersten Ausführungsbeispiels eines Ventiltriebhebels
in einem federelastischen ersten Zustand zu einem ersten Zeitpunkt;
- Figur 2
- eine schematische Darstellung des ersten Ausführungsbeispiels des Ventiltriebhebels
im federelastischen ersten Zustand zu einem zweiten Zeitpunkt;
- Figur 3
- eine schematische Darstellung des ersten Ausführungsbeispiels des Ventiltriebhebels
in einem starren zweiten Zustand zu einem ersten Zeitpunkt;
- Figur 4
- eine schematische Darstellung des ersten Ausführungsbeispiels des Ventiltriebhebels
im starren zweiten Zustand zu einem zweiten Zeitpunkt;
- Figur 5
- eine schematische Darstellung eines zweiten Ausführungsbeispiels des Ventiltriebhebels
mit einer Steuereinheit, die mit jedem Ausführungsbeispiel kombinierbar ist;
- Figur 6
- eine schematische perspektivische Darstellung eines dritten Ausführungsbeispiels des
Ventiltriebhebels, bei dem die Steuereinheit beim Abgriffselement angeordnet ist;
- Figur 7
- eine schematische Schnittdarstellung des dritten Ausführungsbeispiels in einer Schwenkebene;
- Figur 8
- einen vergrößerten Ausschnitt der Schnittdarstellung des dritten Ausführungsbeispiels
im eingebauten Zustand;
- Figur 9
- eine schematische Schnittdarstellung eines vierten Ausführungsbeispiels des Ventiltriebhebels
in der Schwenkebene; und
- Figur 10
- eine schematische perspektivische Darstellung eines fünften Ausführungsbeispiels des
Ventiltriebhebels, bei dem die Steuereinheit achsennah angeordnet ist.
[0039] Figur 1 zeigt schematisch ein erstes Ausführungsbeispiel eines allgemein mit dem
Bezugszeichen 100 bezeichneten Ventiltriebhebels zur Betätigung eines Ventils 122
einer Hubkolbenmaschine, insbesondere einer Brennkraftmaschine. Der Ventiltriebhebel
100 umfasst einen Hebelarm 102, der um eine Schwenkachse 104 schwenkbeweglich ist.
An einer ersten Stelle des Hebelarms 102 ist ein Abgriffselement 106 über eine Kopplungsmechanik
110 zum Zusammenwirken mit einem Nocken 108 der Hubkolbenmaschine angeordnet. Die
Kopplungsmechanik 110 umfasst einen Druckkolbenraum 112 zur Aufnahme einer Hydraulikflüssigkeit,
beispielsweise Schmieröl. Das Abgriffselement 106 und/oder ein im Druckkolbenraum
112 angeordneter Druckkolben weist eine Längsnut auf, in die eine Verdrehsicherung
116 des Hebelarms 102 greift. Optional kommt durch die Druckbeaufschlagung der Hydraulikflüssigkeit
ein Absatz 114 am Abgriffselement 106 oder einem damit verbundenen Element (z.B. dem
Druckkolben) in Anlage an einem Anschlag (der beispielsweise identisch ist mit der
Verdrehsicherung 116) des Hebelarms 102 oder einem damit verbundenen Element. Die
Kopplungsmechanik 110 umfasst ferner eine Druckfeder 118, die sich einerseits am Hebelarm
102 oder einem damit verbunden Element abstützt und andererseits am Abgriffselement
106 oder einem damit verbundenen Element (z.B. dem Druckkolben) anliegt. Die Druckfeder
118 kann insbesondere eine Spiralfeder oder eine Wellenfeder sein.
[0040] In einem ersten federelastischen Zustand der Kopplungsmechanik 110 ist der Druckkolbenraum
112 drucklos, so dass das Abgriffselement 106 der Kontur des Nockens 108 aufgrund
der Federspannung der Feder 118 folgt. Hierzu ist die Federspannung so bemessen, dass
bei einer maximalen Drehzahl die Trägheitskraft des Abgriffselements 106 kleiner ist
als die Federspannung der Druckfeder 118.
[0041] Figur 1 zeigt den federelastischen ersten Zustand der Kopplungsmechanik 110 bei einer
ersten Drehstellung des Nockens 108. Figur 2 zeigt das erste Ausführungsbeispiel im
selben ersten Zustand bei einer zweiten Drehstellung des Nockens 108, bei der die
Spitze des Nockens 108 das Abgriffselement 106 zum Hebelarm 102 führt unter Verkleinerung
des Druckkolbenraums 112 und Stauchung der Druckfeder 118. Somit verbleibt der Hebelarm
102 und das an einer zweiten Stelle des Hebelarms 102 angeordnete Betätigungselement
120 zur Betätigung des Ventils 122 in einer Ruhelage.
[0042] In einer ersten Ausgestaltung wird die Ruhelage aufgrund einer Vorspannung eines
Ventilstößels 124 des Ventils 122 gegen die kleinere Federspannung der gestauchten
Feder 118 gehalten. In einer zweiten Ausgestaltung ist die Schwenkbewegung des Hebelarms
102 um die Schwenkachse 104 im ersten Zustand blockiert, gebremst oder gedämpft. In
einer dritten Ausgestaltung wird der Hebelarm 112 aufgrund seines Trägheitsmoments
bezüglich der Schwenkachse 104 im Wesentlichen in der Ruhelage gehalten, beispielsweise
indem eine Resonanzfrequenz oder Eigenfrequenz des federelastisch gekoppelten Hebelarms
102 klein ist im Vergleich zur Drehzahl des Nockens 108. Die drei Ausgestaltungen
sind paarweise oder vollständig kombinierbar.
[0043] In einem in den Figuren 3 und 4 schematisch gezeigten zweiten Zustand ist der Druckkolbenraum
112 (optional in seiner maximalen Ausdehnung bei Anliegen des Absatzes 114 am Anschlag
116) mit der Hydraulikflüssigkeit befüllt. Im zweiten Zustand der Kopplungsmechanik
110 ist das Abgriffselement 106 mit dem Hebelarm 112 starr gekoppelt über die Hydraulikflüssigkeit,
beispielsweise indem über eine Fluidverbindung in den Druckkolbenraum 112 ein Druck
der Hydraulikflüssigkeit vorgegeben wird oder indem ein Fluidabfluss aus dem Druckkolbenraum
112 unterbrochen ist.
[0044] Aufgrund der starren Kopplung zwischen Abgriffselement 106 und Hebelarm 102 im zweiten
Zustand der Kopplungsmechanik 110 überträgt sich die Bewegung des dem Nocken 108 folgenden
Abgriffselement 106 über den Hebelarm 102 und das Betätigungselement 120 auf den Ventilstößel
124 des Ventils 122. Die Schwenkbewegung 126 um die Schwenkachse 104 im zweiten Zustand
und die daraus resultierende Betätigung 128 des Ventils 122 ist in den Figuren 3 und
4 gezeigt. Bei der in Figur 3 gezeigten ersten Drehstellung des Nockens 108 ist der
Hebelarm 102 in einer ersten Schwenkstellung. Bei der in Figur 4 gezeigten zweiten
Drehstellung des Nockens 108 wirkt dessen Spitze mit dem starr gekoppelten Abgriffselement
zusammen und führt den Hebelarm 102 in eine von der ersten Schwenkstellung verschiedene
zweite Schwenkstellung.
[0045] In jedem Ausführungsbeispiel kann der Hebelarm 102 als Kipphebel ausgebildet sein
mit der Kopplungsmechanik 110 und dem Betätigungselement 120 an jeweils verschiedenen
Teilhebelarmen bezüglich der Schwenkachse 104. Alternativ kann der Hebelarm 102 als
Schlepphebel ausgebildet sein, wobei die Kopplungsmechanik 110 und das Betätigungselement
120 auf derselben Seite bezüglich der Schwenkachse 104 angeordnet sind.
[0046] Figur 5 zeigt schematisch ein zweites Ausführungsbeispiel des Ventiltriebhebels 100
mit einer Steuereinheit 130 zur wahlweisen Steuerung des ersten und zweiten Zustands
der Kopplungsmechanik 110. Äquivalente oder austauschbare Merkmale des zweiten Ausführungsbeispiels
sind mit gleichen Bezugszeichen wie in den Figuren 1 bis 4 des ersten Ausführungsbeispiels
versehen. Die Steuereinheit 130 des zweiten Ausführungsbeispiels ist mit jedem weiteren
Ausführungsbeispiel kombinierbar.
[0047] Die Steuereinheit 130 umfasst ein Rückschlagventil 132 mit einem Schließelement 134,
das in Zulaufrichtung zur Druckkolbenkammer 112 öffnet und in Ablaufrichtung von der
Druckkolbenkammer 112 schließt. Die Steuereinheit 130 umfasst ferner einen Steuerkolbenraum
136 (beispielsweise in einem Zylinder), in dem ein Steuerkolben 138 längsbeweglich
angeordnet ist. Der Steuerkolben 138 begrenzt mit einer eingangsseitigen Wirkfläche
140 den Steuerkolbenraum 136. Eine der eingangsseitigen Wirkfläche 140 gegenüberliegende
Ausgangsseite des Steuerkolbens 138 steht über eine Fluidverbindung 144 in Fluidaustausch
mit dem Druckkolbenraum 112. An der Ausgangsseite ist der Steuerkolben 138 oder ein
am Steuerkolben 138 anliegendes Schließelement dazu ausgebildet, den Querschnitt eines
Ventilsitzes über eine ausgangsseitige Wirkfläche 142 zu verschließen.
[0048] Die eingangsseitige Wirkfläche 140 (beispielsweise mit Querschnittsfläche
Aein) ist größer als die ausgangsseitige Wirkfläche 142 (beispielsweise mit Querschnittsfläche
Aaus). Wird die eingangsseitige Wirkfläche 140 durch eine mit dem Steuerkolbenraum 136
in Fluidverbindung stehende Steuerleitung 146 druckbeaufschlagt (beispielsweise mit
einem Steuerdruck
psteuer), entspricht die durch den Steuerdruck bewirkte Kraft des Steuerkolbens 138 in seiner
Längsbewegungsrichtung (beispielsweise die Kraft
Aein·
psteuer) einem größeren Schließdruck
pschließ an der ausgangsseitigen Wirkfläche 142 (beispielsweise einem im Verhältnis
Aein/
Aaus der eingangsseitigen Wirkfläche 140 zur ausgangsseitigen Wirkfläche 142 größeren
Schließdruck).
[0049] Über das ebenfalls eingangsseitig mit der Steuerleitung 146 verbundene Rückschlagventil
132 ist der Druckkolbenraum 112 beim Übergang vom ersten Zustand in den zweiten Zustand
der Kopplungsmechanik 110 mit Hydraulikflüssigkeit befüllbar. Ein Steuerdruck
psteuer in der Steuerleitung 146 ist ausreichend, um mittels des Steuerkolbens 138 einen
im Verhältnis der Wirkflächen 140 und 142 größeren Schließdruck
pschließ =
psteuer·
Aein/
Aaus in der Druckkolbenkammer 112 zur starren Kopplung des Abgriffselements 106 aufrechtzuerhalten.
[0050] Ohne Druckbeaufschlagung des Steuerkolbenraums 136 über die Steuerleitung 146 nimmt
der Steuerkolben 138 eine Offenstellung ein. In der Offenstellung ist die ausgangsseitige
Fluidverbindung 144 zwischen Steuereinheit 130 und Druckkolbenraum 112 in Fluidverbindung
mit einer Entlastungsleitung 148 zum Übergang vom zweiten Zustand zum ersten Zustand
der Kopplungsmechanik 110.
[0051] Bei dem in Figur 5 gezeigten Ausführungsbeispiel der Steuereinheit 130 stehen das
Rückschlagventil 132 und der Steuerkolben 138 jeweils eingangsseitig und ausgangsseitig
in Fluidverbindung, d. h. Rückschlagventil 132 und der Steuerkolben 138 im Steuerkolbenraum
136 sind parallel geschaltet. Die Eingangsseite der Steuereinheit 130 steht in Fluidverbindung
mit der Steuerleitung 146. Die Ausgangsseite der Steuereinheit 130 ist über eine einzige
Fluidverbindung 144 mit dem Druckkolbenraum 112 verbunden. In einer Variante der Steuereinheit
130, die in jedem Ausführungsbeispiel einsetzbar ist, sind das Rückschlagventil 132
und der Steuerkolben 138 ausgangsseitig über getrennte Fluidverbindungen mit dem Druckkolbenraum
112 verbunden.
[0052] Die Steuerleitung 146 ist vorzugsweise über ein Magnetventil zur Steuerung des ersten
und zweiten Zustands der Kopplungsmechanik 110 mit einer bestehenden Schmierölversorgung
der Brennkraftmaschine verbunden.
[0053] Figur 6 zeigt eine perspektivische Darstellung eines dritten Ausführungsbeispiels
des Ventiltriebhebels 100. Im in Figur 6 gezeigten dritten Ausführungsbeispiel ist
die Steuereinheit 130 an der Kopplungsmechanik 110 angeordnet. Vorzugsweise ist die
Steuereinheit 130 auf der vom Nocken 108 in Längsbewegungsrichtung (d.h., der Querrichtung
zum Hebelarm 102) abgewandten Seite des Abgriffselements 106 angeordnet. Insbesondere
können die Längsbewegungsrichtung des Abgriffselements 106 und die Längsbewegungsrichtung
des Steuerkolbens 138 koaxial sein und/oder die Fluidverbindungen zwischen Steuerkolben
138 und Druckkolbenraum 112 durch eine Bohrung innerhalb eines gemeinsamen Gehäuses
der Kopplungsmechanik 110 und der Steuereinheit 130 realisiert sein.
[0054] Die Schwenkachse 104 ist über einen am Zylinderkopf der Brennkraftmaschine verschraubten
Lagerbock 152 schwenkbeweglich gelagert. Die Steuerleitung 146 ist durch Bohrungen
innerhalb des Hebelarms 102 geführt und steht über die Schwenkachse 104 unabhängig
von der Schwenkstellung des Hebelarms 102 in Fluidverbindung mit dem Magnetventil
zur Steuerung des ersten und zweiten Zustands der Kopplungsmechanik 110.
[0055] In einer in Figur 6 gezeigten ersten Variante, umfasst der Hebelarm 102 zwischen
Schwenkachse 104 und Betätigungselement 120 einen Doppelsteg 154. Zwischen den Stegen
154 ist Bauraum für Anschlüsse einer Einspritzdüse 156 der Brennkraftmaschine frei.
In einer zweiten Variante, die bei jedem Ausführungsbeispiel realisiert werden kann,
ist der Hebelarm 102 über die Einspritzdüse 156 geführt.
[0056] Figur 7 zeigt schematisch einen Querschnitt des dritten Ausführungsbeispiels des
Ventiltriebhebels 100 in der Schwenkebene der Schwenkachse 104. Dem Kipphebel 102
wird über eine Bohrung einer permanenten Öldruckleitung 158 ständig Öl aus dem Motorölkreislauf
zugeführt. Bei Motorbetrieb liegt an der permanenten Öldruckleitung 158 immer ein
Öldruck an, um einen Rollenstößel 160 des Abgriffselements 106 bei seiner Auf- und
Abbewegung auf dem Nocken 108 zu schmieren. Die durch Bohrungen im Kipphebel 102 realisierte
Steuerleitung 146 wird ebenfalls mit dem Öl aus dem Motorkreislauf versorgt, vorzugsweise
über ein davor geschaltetes Magnetventil, welches Öl über die Schwenkachse 104 wahlweise
zuführt zur Steuerung des ersten und zweiten Zustands der Kopplungsmechanik 110.
[0057] Der erste und zweite Zustand der Kopplungsmechanik 110 kann im Hinblick auf die Funktion
des Ventils 122 zur Entnahme des verdichteten Gases (beispielsweise Druckluft) auch
als ausgeschalteter bzw. eingeschalteter Zustand bezeichnet werden. Im eingeschalteten
Zustand liegt also Öldruck in der Bohrung der Steuerleitung 146 an. Durch den Öldruck
wird eine Kugel als Schließelement 134 aus dem durch eine Senkung gebildeten Rückschlagventil
132 gedrückt und lässt das Öl über eine kurze Bohrung als Fluidverbindung 144-1 in
den Druckkolbenraum 112 fließen. Zeitgleich fließt das Öl in den Steuerkolbenraum
136 und drückt den Steuerkolben 138-1 (der die eingangsseitige Wirkfläche definiert)
an eine Kugel als Schließelement 138-2 mit der ausgangsseitigen Wirkfläche. Das Schließelement
138-2 verschließt die Fluidverbindung 144-2 zwischen dem Druckkolbenraum 112 und der
Entlastungsleitung 148. Damit ist der Druckkolbenraum 112 ein geschlossener Raum und
ein Druckkolben 162 des Abgriffselements 106 wird weg vom Hebelarm 102 hin zum Nocken
108 gedrückt. Der Druckkolben 162 liegt stets am Rollenstößel 160 an.
[0058] Die durch einen vorspringenden Schraubenschaft gebildete Verdrehsicherung 116 umfasst
einen Vorsprung, der in eine Längsnut am Druckkolben 162 greift. Optional dient der
Vorsprung auch als Anschlag, wobei das obere Ende der Nut den Absatz 114 bildet.
[0059] Damit liegt der Rollenstößel 160 in starrer Kopplung mit dem Hebelarm 102 auf dem
Nocken 108 auf, und der gesamte Kipphebel 102 wird aufgrund der starren Kopplung durch
den Nocken 108 bewegt zur Betätigung 128 des Ventils 122.
[0060] Zeitgleich, vorzugsweise durch Fluidverbindung mit der Steuerleitung 146, liegt auch
Öldruck in einer gesteuerten Öldruckleitung 164 zur Versorgung des Betätigungselements
120 mit Schmieröl an. Das Betätigungselement 120 umfasst eine Kugelkopfverbindung
166 und eine Betätigungsfläche 168, die jeweils über die gesteuerte Öldruckleitung
164 mit Schmieröl benetzt werden. In der gesteuerten Öldruckleitung 164 wird nur Öl
gefördert, wenn die Kopplungsmechanik 110 im zweiten Zustand, also der Kipphebel 102
im eingeschalteten Zustand, bei geöffnetem Magnetventil ist.
[0061] Im ersten Zustand (d. h. beim ausgeschalteten Zustand) wird über das Magnetventil
die Ölzufuhr in die Steuerleitung 146 (und die damit in Fluidverbindung stehende gesteuerte
Öldruckleitung 164) unterbrochen. Damit liegt auf dem Steuerkolben 138-1 kein Druck
mehr an und die als Entlastungsbohrung ausgebildete Fluidverbindung 144-2 ist nicht
weiter über den Steuerkolben 138-1 und dessen Schließelement 138-2 an der ausgangsseitigen
Wirkfläche 142 geschlossen. Die Offenstellung des Schließelements 138-2 bringt die
Fluidverbindung 144-2 in Verbindung mit der Entlastungsleitung 148. Der Rollenstößel
160 wird aufgrund der Betätigung durch den Nocken 108 zusammen mit dem Druckkolben
162 zum Hebelarm 102 gedrückt. Der Druckkolben 162 drückt aus dem Druckkolbenraum
112 das Öl über die Fluidverbindung 144-2 in die Entlastungsleitung 148 nach außen.
Da nun im Druckkolbenraum 112 kein Druck mehr anliegt und auch nicht mehr über den
Druckkolben 162 auf das Abgriffselement 106 wirkt, wird der Rollenstößel 160 des Abgriffselements
106 nur mehr über die Druckfeder 118 auf den Nocken 108 gemäß dem federelastischen
ersten Zustand der Kopplungsmechanik 110 gedrückt. Das heißt, der Rollenstößel 160
und der Druckkolben 162 des Abgriffselements 106 bewegen sich auf und ab, jedoch nicht
der gesamte Ventiltriebhebel 100, beispielsweise weil die Federkraft der Druckfeder
118 geringer ist als die Druckkraft einer Ventilfeder des Ventils 122, das auf der
gegenüberliegenden Seite des Hebelarms 102 mit dem Betätigungselement 120 zusammenwirkt.
[0062] Das Betätigungselement kann ferner eine Einstellschraube 170 umfassen. Alternativ
oder ergänzend kann ein Ventilspiel des Ventils 122 durch das Fluidvolumen im Druckkolbenraum
112 im zweiten Zustand eingestellt werden.
[0063] Figur 8 zeigt einen vergrößerten Ausschnitt des Querschnitts der Figur 7. Zwischen
der Schwenkachse 104 und einer Bohrung im Hebelarm 102 ist eine Lagerbuchse 172 angeordnet.
Über die Lagerbuchse 172 kann in jedem Ausführungsbeispiel Öl (beispielsweise im Betrieb
der Brennkraftmaschine permanent) in die Öldruckleitung 158 und/oder (beispielsweise
zur Steuerung des Zustands der Kopplungsmechanik 110 wahlweise) in die Steuerleitung
146 zugeführt werden. In jeder Schwenkstellung des Hebelarms 102 verbinden azimutale
Schlitze in der Lagerbuchse 172 an der Mantelfläche der Schwenkachse 104 Enden der
Bohrungen in der Schwenkachse 104 mit den entsprechenden Enden der Bohrungen im Hebelarm
102. Im in Figur 8 gezeigten dritten Ausführungsbeispiel stehen die Steuerleitung
146 und die gesteuerte Öldruckleitung 164 über Bohrungen in der Schwenkachse 104 in
Fluidverbindung, so dass das Betätigungselement 120 genau dann mit Schmieröl versorgt
wird, wenn die Kopplungsmechanik 110 im starren zweiten Zustand ist.
[0064] Figur 9 zeigt einen schematischen Querschnitt in der Schwenkebene eines vierten Ausführungsbeispiels
des Ventiltriebhebels 100. Das vierte Ausführungsbeispiel unterscheidet sich von den
vorstehenden Ausführungsbeispielen in der Ausgestaltung der Kopplungsmechanik 110.
Die Kopplungsmechanik 110 des vierten Ausführungsbeispiels ist in Verbindung mit jedem
vorstehenden Ausführungsbeispiel einsetzbar. Mit den vorstehenden Ausführungsbeispielen
übereinstimmende oder austauschbare Merkmale sind in der Figur 9 mit gleichen Bezugszeichen
versehen.
[0065] Die Druckfeder 118 stützt sich am Hebelarm 102 ab und liegt, statt am Druckkolben
162 des Abgriffselements 106, am Rollenstößel 160 des Abgriffselements 106 an. Eine
zusätzliche Gegendruckfeder 174 drückt den Druckkolben 162 im ersten Zustand der Kopplungsmechanik
110, also im Ausschaltmodus des Ventiltriebhebels 100, ständig nach oben (d. h. hin
zum Hebelarm 102). Der Druckkolben 162 bewegt sich nicht mehr auf und ab im ersten
Zustand und verursacht somit kein ungewolltes Pumpen des Öls.
[0066] Im in Figur 9 gezeigten vierten Ausführungsbeispiel stützt sich die Gegendruckfeder
174 am Druckkolben 162 ab und liegt am Rollenstößel 160 an. In einer alternativen
Ausgestaltung der Kopplungsmechanik sind der Hebelarm 102 und der Druckkolben 162
mit einer Zugfeder verbunden. Dadurch liegt im ersten Zustand der Druckkolben 162
nicht am Rollenstößel 160 an und wird zum Hebelarm 102 (d. h. zu einem minimalen Volumen
des Druckkolbenraums 112) gedrückt. Die Federspannung der Gegendruckfeder 174 des
Druckkolbens 162 ist (in jeder Lage des Druckkolbens 162 und des Rollenstößels 160)
höchstens so groß, dass bei in der Steuerleitung 146 und damit im Druckkolbenraum
112 anliegendem Druck (beispielsweise bei 1 bar Öldruck) der Druckkolben 162 zum Rollenstößel
160 hin gedrückt wird und an diesem anliegt zur starren Kopplung im zweiten Zustand
der Kopplungsmechanik 110.
[0067] In allen Ausführungsbeispielen sorgt die Druckfeder 118 dafür, dass der Rollenstößel
160 auf dem Nocken 108 sowohl im ersten als auch im zweiten Zustand anliegt. Die Federspannung
der Druckfeder 118 für den Rollenstößel 160 ist mindestens so groß, dass die Masse
des Rollenstößels 160 bei der maximalen Drehzahl dem Nocken 108 folgt. Dadurch ist
der Wirkungsgrad verbessert, und Verschleiß und Laufgeräusche sind verringert.
[0068] Die Kopplungsmechanik 110 des vierten Ausführungsbeispiels hat den Vorteil, dass
der Druckkolben 162 im ersten Zustand der Kopplungsmechanik 110 (d. h. im Ausschaltmodus
des Ventiltriebhebels 100) nicht ständig der Auf- und Abbewegung des Rollenstößels
160 folgt und unnötig Öl pumpt. Dadurch ist der Wirkungsgrad verbessert.
[0069] Figur 10 zeigt eine perspektivische Ansicht des fünften Ausführungsbeispiels des
Ventiltriebhebels 100. Das fünfte Ausführungsbeispiel unterscheidet sich von den vorstehenden
Ausführungsbeispielen in der Anordnung der Steuereinheit 130. Die Anordnung der Steuereinheit
130 des fünften Ausführungsbeispiels ist bei jedem vorstehenden Ausführungsbeispiel
entsprechend umsetzbar. Mit den vorstehenden Ausführungsbeispielen übereinstimmende
oder austauschbare Merkmale sind in der Figur 10 mit gleichen Bezugszeichen versehen.
[0070] Im fünften Ausführungsbeispiel ist die Steuereinheit 130 nicht in der verlängerten
Achse über dem Druckkolben 162, sondern an einer anderen (grundsätzlich beliebigen
Stelle, beispielsweise am Hebelarm 102) angeordnet. Die Steuereinheit 130 und die
Kopplungsmechanik 110 können (beispielsweise wie im zweiten Ausführungsbeispiel der
Figur 5) über eine Fluidverbindung 144 oder (beispielsweise wie im fünften Ausführungsbeispiel
der Figur 10) über zwei Fluidverbindungen 144-1 und 144-2 verbunden sein.
[0071] Eine vorteilhafte Stelle am Hebelarm 102 zur Anordnung der Steuereinheit 130 ist
bei der Schwenkachse 104 (beispielsweise über der Schwenkachse 104). Das fünfte Ausführungsbeispiel
der Figur 10 zeigt ein Beispiel dieser Anordnung. Die Anordnung bei der Schwenkachse
104 ergibt eine geringere Bauhöhe. Ferner ist die Massenträgheit (d. h. das Trägheitsmoment
des Ventiltriebhebels 100 bezüglich der Schwenkachse 102) verbessert. Während beim
in der Figur 10 gezeigten fünften Ausführungsbeispiel die Orientierung der Steuereinheit
130 bezüglich der Bewegungsrichtung des Steuerkolbens 138 senkrecht zum Hebelarm 102,
parallel zur Bewegungsrichtung des Ventilstößels 124 und/oder parallel zur Querrichtung
des Hebelarms ist, kann die Steuereinheit 130 auch parallel zum Hebelarm 102, senkrecht
zur Bewegungsrichtung des Ventilstößels 124 oder schräg dazu angeordnet sein. Das
Funktionsgrundprinzip ändert sich dabei nicht, es werden lediglich die Ölbohrungen
an die Stelle und/oder Orientierung der Steuereinheit 130 angepasst.
[0072] Obwohl die Erfindung in Bezug auf exemplarische Ausführungsbeispiele beschrieben
worden ist, ist es für einen Fachmann ersichtlich, dass verschiedene Änderungen vorgenommen
werden können und Äquivalente als Ersatz verwendet werden können. Ferner können viele
Modifikationen vorgenommen werden, um eine bestimmte Situation oder einen bestimmten
Antrieb an die Lehre der Erfindung anzupassen. Folglich ist die Erfindung nicht auf
die offenbarten Ausführungsbeispiele und Implementierungen beschränkt, sondern umfasst
alle Ausführungsbeispiele, die in den Bereich der beigefügten Patentansprüche fallen.
Bezugszeichenliste
[0073]
- 100
- Ventiltriebhebel
- 102
- Hebelarm
- 104
- Schwenkachse
- 106
- Abgriffselement
- 108
- Nocken
- 110
- Kopplungsmechanik
- 112
- Druckkolbenraum
- 114
- Absatz
- 116
- Verdrehsicherung, optionaler Anschlag
- 118
- Druckfeder
- 120
- Betätigungselement
- 122
- Ventil im Zylinderkopf
- 124
- Ventilstößel
- 126
- Schwenkbewegung
- 128
- Betätigungsbewegung
- 130
- Steuereinheit
- 132
- Rückschlagventil
- 134
- Schließelement
- 136
- Steuerkolbenraum
- 138
- Steuerkolben
- 140
- Eingangsseitige Wirkfläche
- 142
- Ausgangsseitige Wirkfläche
- 144
- Fluidverbindung zwischen Steuereinheit und Kopplungsmechanik
- 146
- Steuerleitung
- 148
- Entlastungsleitung
- 152
- Lagerbock
- 154
- Doppelsteg
- 156
- Einspritzdüse
- 158
- Permanente Öldruckleitung
- 160
- Rollenstößel
- 162
- Druckkolben
- 164
- Gesteuerte Öldruckleitung
- 166
- Kugelkopfverbindung
- 168
- Betätigungsfläche
- 170
- Einstellschraube
- 172
- Lagerbuchse
- 174
- Gegendruckfeder
1. Ventiltriebhebel (100) zur Betätigung eines Ventils (122) einer Hubkolbenmaschine,
insbesondere einer Brennkraftmaschine, umfassend:
einen um eine Achse (104) schwenkbeweglichen Hebelarm (102);
ein an einem Nocken (108) einer Nockenwelle der Hubkolbenmaschine anliegendes oder
in Anlage bringbares Abgriffselement (106);
eine Kopplungsmechanik (110), über die das Abgriffselement (106) mit dem Hebelarm
(102) in einem ersten Zustand federelastisch und in einem zweiten Zustand starr gekoppelt
ist; und
ein mit dem Hebelarm (102) verbundenes, an einem Ventilstößel (124) des Ventils (122)
anliegendes oder in Anlage bringbares Betätigungselement (120).
2. Ventiltriebhebel nach Anspruch 1, wobei das Abgriffselement (106) in einer Querrichtung
quer zum Hebelarm (102) beweglich angeordnet ist und/oder in einer Längsrichtung quer
zur Querrichtung unbeweglichen angeordnet ist.
3. Ventiltriebhebel nach Anspruch 2, wobei die Kopplungsmechanik (110) einen Druckkolbenraum
(112) und einen in der Querrichtung beweglichen, den Druckkolbenraum (112) begrenzenden
Druckkolben (162) umfasst.
4. Ventiltriebhebel nach Anspruch 3, wobei der Druckkolben (162) zumindest im zweiten
Zustand mit dem Abgriffselement (106) zusammenwirkt und der Druckkolbenraum (112)
im zweiten Zustand mit einer Hydraulikflüssigkeit gefüllt ist.
5. Ventiltriebhebel nach einem der Ansprüche 2 bis 4, wobei die Kopplungsmechanik (110)
eine am Hebelarm (102) abgestützte Druckfeder (118) umfasst, die das Abgriffselement
(106) in der Querrichtung vorspannt.
6. Ventiltriebhebel nach Anspruch 5 in Verbindung mit Anspruch 3, wobei der Druckkolben
(162) im ersten und zweiten Zustand mit dem Abgriffselement (106) zusammenwirkt, und
die Druckfeder (118) im Druckkolbenraum (112) angeordnet ist und am Druckkolben (162)
anliegt.
7. Ventiltriebhebel nach Anspruch 5, wobei die Druckfeder (118) am Abgriffselement (106)
anliegt.
8. Ventiltriebhebel nach Anspruch 7 in Verbindung mit Anspruch 3, wobei die Kopplungsmechanik
(110) eine am Abgriffselement (106) abgestützte Gegendruckfeder (174) umfasst, die
den Druckkolben (162) in der Querrichtung vorspannt, und das Abgriffselement (106)
im ersten Zustand vom Druckkolben (162) in der Querrichtung beabstandet ist.
9. Ventiltriebhebel nach einem der Ansprüche 1 bis 8, wobei das Abgriffselement (106)
einen Rollenstößel (160) umfasst.
10. Ventiltriebhebel nach einem der Ansprüche 1 bis 9 in Verbindung mit Anspruch 3, ferner
eine Steuereinheit (130) umfassend, die ausgangsseitig mit dem Druckkolbenraum (112)
in Fluidverbindung (144) steht.
11. Ventiltriebhebel nach Anspruch 10, wobei die Steuereinheit (130) eingangsseitig über
ein Magnetventil wahlweise mit dem Ölkreislauf der Hubkolbenmaschine in Fluidverbindung
(146) steht.
12. Ventiltriebhebel nach Anspruch 10 oder 11, wobei die Steuereinheit (130) an der Kopplungsmechanik
(110) oder an einem Schwenklager des schwenkbeweglichen Hebelarms (102) angeordnet
ist.
13. Ventiltriebhebel nach einem der Ansprüche 10 bis 12, wobei die Steuereinheit (130)
einen Steuerkolben (138) mit einer eingangsseitigen Wirkfläche (140) und einer ausgangsseitigen
Wirkfläche (142) umfasst, die kleiner als die eingangsseitige Wirkfläche (140) ist.
14. Hubkolbenmaschine, insbesondere Brennkraftmaschine, mit einem Ventiltriebhebel (100)
nach einem der Ansprüche 1 bis 13.
15. Kraftfahrzeug, insbesondere Nutzfahrzeug, mit einer Brennkraftmaschine nach Anspruch
14.