[0001] Die Erfindung betrifft eine Bohrvorrichtung mit einem Antrieb, welcher zum drehenden
Antreiben von Bohrgestängeelementen ausgebildet und entlang einer Führung, insbesondere
eines Mastes, linear verstellbar ist, einer Stelleinrichtung zum linearen Verstellen
des Bohrantriebs, einer Aufnahme zum Aufnehmen und Halten mindestens eines ersten
Bohrgestängeelementes mit einem ersten Gewindebereich, einer an dem Bohrantrieb angeordneten
Spanneinrichtung zum Halten mindestens eines zweiten Bohrgestängeelementes mit einem
zweiten Gewindebereich, welches passend mit dem ersten Gewindeelement verschraubbar
ist, und einer Steuereinheit, durch welche der Bohrantrieb und die Stelleinrichtung
zum Verschrauben des ersten Gewindebereichs und des zweiten Gewindebereichs betätigbar
sind, gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1.
[0002] Die Erfindung betrifft weiterhin ein Verfahren zum Verschrauben von Bohrgestängeelementen
mit einer Bohrvorrichtung, mit einem Bohrantrieb, welcher Bohrgestängeelemente drehend
antreibt und entlang einer Führung, insbesondere einem Mast, linear verfahren wird,
einer Stelleinrichtung zum linearen Verstellen des Bohrantriebes, einer Aufnahme,
welche mindestens ein erstes Bohrgestängeelement mit einem ersten Gewindebereich aufnimmt
und hält, einer an dem Bohrantrieb angeordneten Spanneinrichtung, welche mindestens
ein zweites Bohrgestängeelement mit einem zweiten Gewindebereich hält, wobei das zweite
Bohrgestängeelement durch den Bohrantrieb zum Verschrauben gedreht wird, und einer
Steuereinheit, durch welche der Bohrantrieb und die Stelleinrichtung gesteuert betätigt
werden, wobei der erste Gewindebereich und der zweite Gewindebereich verschraubt werden,
gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 7.
[0003] Zum Erstellen von Bohrungen mit einer größeren Bohrtiefe ist es erforderlich, das
Bohrgestänge aus mehreren Bohrgestängeelementen zusammenzusetzen. Dabei entspricht
die Länge eines Bohrgestängeelementes etwa der Höhe eines Mastes der Bohrvorrichtung.
Mittels eines Bohrantriebes wird zunächst ein erstes Bohrgestängeelement gespannt
und drehend in den Boden eingebracht. Anschließend wird der Bohrantrieb, welcher auch
als Kraftdrehkopf bezeichnet werden kann, rückgestellt und mit einem neuen Bohrgestängeelement
versehen. Dieses weist an seiner Unterseite einen Gewindebereich auf, welcher passend
in einen zugehörigen Gewindebereich am Ende des bereits abgebohrten Bohrgestängeelementes
geschraubt werden kann. Anschließend kann ein weiterer Bohrschritt durchgeführt werden.
Beim Erstellen etwa einer Wasser-, Gas- oder Ölbohrung mit relativ großen Bohrtiefen
kann es erforderlich sein, eine Vielzahl von Bohrgestängeelementen so zusammenzusetzen.
In umgekehrter Weise können die Bohrgestängeelemente nach Durchführen der Bohrung
auch wieder aus dem Boden gezogen und die Schraubverbindungen gelöst werden.
[0004] Bei einem Zusammenfügen von zwei Bohrgestängeelementen durch Verschrauben erzeugt
der Bohrantrieb die Drehbewegung zum Verschrauben. Gleichzeitig ist der Bohrantrieb
entsprechend axial nachzuführen. Aus der
US 2008/0093088 A1 ist es bekannt, eine Vorschubbewegung des Bohrantriebes beim Verschrauben abhängig
von der Drehgeschwindigkeit und einer Gewindesteigung zu bestimmen. Allerdings ist
es bei einem Verschrauben von Bohrgestängeelementen nicht immer eindeutig, wann das
Schraubgewinde greift. So können beispielsweise zu Beginn einer Verschraubungsbewegung
Leerdrehungen auftreten, bei welchen die beiden gegenüberliegenden Gewindebereiche
noch nicht greifen und somit auch keine Axialbewegung auftritt. Wird der Bohrantrieb
bereits bei den Leerdrehungen axial verfahren, kann es zu Überbelastungen an den Gewindegängen
und zu einem erhöhten Reibungsverschleiß sowie zu einem erhöhten Kraftaufwand beim
Verschrauben kommen. Entsprechende Belastungen treten auch dann auf, wenn Gewinde
vorzeitig greifen, so dass der Bohrantrieb der tatsächlichen Verschraubungsbewegung
nacheilt.
[0005] Zur Vermeidung von Überbelastungen lehrt die
US 2008/0093088 A1, eine Seilaufhängung des Bohrgestänges mit dem Bohrantrieb vorzusehen und die Aufhängelast
zu messen. Bei Überschreiten vorgegebener Grenzlasten wird dann die Drehgeschwindigkeit
des Bohrantriebes entsprechend geändert, bis die Grenzlast wieder unterschritten wird.
Für einen praktischen Betrieb, bei welchen Bohrgestängeelemente mit verschmutzten
Gewindebereichen oder bei gebrauchten Bohrgestängeelementen verformte Gewindebereiche
vorhanden sind, sind die Grenzlasten relativ hoch anzusetzen. Damit sind auch bei
diesen bekannten automatischen Verschraubungsverfahren die Belastungen und Beanspruchungen
der Gewinde relativ hoch. Dies hat einen erhöhten Verschleiß und eine reduzierte Lebensdauer
der Bohrgestängeelemente zur Folge.
[0006] Ein ähnliches Verfahren und eine Vorrichtung zum automatischen Verschrauben von Bohrgestängeelementen
geht aus der
WO 2013/081467 A1 hervor. Auch bei diesem bekannten Verfahren wird eine axiale Gewichtskraft und damit
eine axiale Belastung erfasst und zum Steuern der Verschraubbewegung herangezogen.
[0007] Aus der
US 5,321,506 ist weiterhin ein Verfahren zum Vormontieren von Bohrgestängeelementen bekannt, bei
welchen eine Gewindemuffe auf einen Gewindebereich eines Bohrgestängeelementes aufgeschraubt
wird. Die Verschraubbewegung wird jedoch nicht an einer Bohrvorrichtung durchgeführt,
sondern in einer Montagevorrichtung in einer horizontalen Position. Hierbei kann eine
Positionsmessung unter Verwendung einer Kamera und eines Videoprozessors erfolgen.
[0008] Der Erfindung liegt die
Aufgabe zugrunde, eine Bohrvorrichtung und ein Verfahren zum Verschrauben von Bohrgestängeelementen
anzugeben, mit welchen eine Schraubverbindung zwischen Bohrgestängeelementen effizient
und besonders schonend geschlossen oder gelöst werden können.
[0009] Die Aufgabe wird zum einen durch eine Bohrvorrichtung mit den Merkmalen des Anspruchs
1 und zum anderen durch ein Verfahren mit den Merkmalen des Anspruchs 7 gelöst. Bevorzugte
Ausführungsformen der Erfindung sind in den jeweils abhängigen Ansprüchen angegeben.
[0010] Die erfindungsgemäße Bohrvorrichtung ist dadurch gekennzeichnet, dass eine Wegmesseinrichtung
vorgesehen ist, durch welche ein Verstellweg des Bohrantriebs entlang einer Führung
als Ist-Wert erfassbar ist, dass durch die Steuereinrichtung eine Drehzahl des Bohrantriebs
beim Verschrauben erfassbar und unter Berücksichtigung einer vorgegebenen Gewindekonstanten
ein Verstellweg als Soll-Wert ermittelbar ist, dass durch die Steuereinheit ein Vergleich
von Soll-Wert und Ist-Wert durchführbar und ein Differenzwert ermittelbar ist und
dass der Bohrantrieb und/oder die Stelleinrichtung durch die Steuereinheit entsprechend
dem ermittelten Differenzwert verstellbar ist.
[0011] Eine Grundidee der Erfindung liegt darin, eine Steuerung einer Verschraubbewegung
basierend auf einem Verstellweg beim Verschrauben durchzuführen. Dabei wird einerseits
ein theoretischer Verstellweg abhängig von der Drehzahl des Bohrantriebes, also insbesondere
der Anzahl von Umdrehungen beim Verschrauben, und einer vorgegebenen Gewindekonstanten
ermittelt. Es kann so ermittelt werden, welchen theoretischen Verstellweg der Bohrantrieb
durchzuführen hat, um exakt dem axialen Vorschub beim Verschrauben zu folgen. Dieser
errechnete Verstellweg wird als ein Soll-Wert in einer Steuereinheit hinterlegt. Gleichzeitig
wird über eine Wegmesseinrichtung der tatsächliche Verfahrweg des Bohrantriebs beim
Verschrauben als Ist-Wert erfasst. In der Steuereinheit erfolgt ein Vergleich von
Soll-Wert und Ist-Wert, wobei sich gegebenenfalls ein Differenzwert ergibt. Abhängig
von diesem Differenzwert kann dann eine Nachstellung des Bohrantriebes und/oder der
Stelleinrichtung erfolgen, bis der Ist-Wert dem Soll-Wert angenähert ist oder diesem
entspricht.
[0012] Auf diese Weise kann ein schonendes Verschrauben, also ein Schließen oder Lösen einer
Schraubverbindung, erreicht werden, ohne dass übermäßige axiale Kräfte auf die empfindlichen
Gewindegänge der Gewindebereiche der Bohrgestängeelemente ausgeübt werden. Hierdurch
werden der Reibungsverschleiß vermindert, Beschädigungen vermieden und die Lebenszeit
der Bohrgestängeelemente erhöht. Insgesamt wird auch ein schonender und energiesparender
Betrieb der Bohrvorrichtung beim Verschrauben erreicht.
[0013] Die Bohrvorrichtung kann eine stationäre Bohranlage oder ein mobiles Bohrgerät auf
einem Trägerfahrzeug sein.
[0014] Grundsätzlich kann als Stelleinrichtung zum Verfahren des Bohrantriebes jede geeignete
Einrichtung eingesetzt werden, etwa Ketten- oder Spindelantriebe. Besonders bevorzugt
ist es nach einer Ausführungsform der Erfindung, dass die Stelleinrichtung mindestens
einen Stellzylinder und/oder eine Seilwinde aufweist. Der eine oder mehrere Stellzylinder
können insbesondere Hydraulikzylinder sein, welche am Mast zum Verfahren des Bohrantriebes
angeordnet sind.
[0015] Eine vorteilhafte Weiterbildung der Erfindung besteht darin, dass die Gewindekonstante
eine Gewindesteigung oder eine Ganghöhe umfasst. Mit einem derartigen Gewindewert
kann ermittelt werden, welche Axialverschiebung sich bei einer einzelnen Umdrehung
ergibt. Abhängig von der Drehzahl oder der Drehgeschwindigkeit in einer vorgegebenen
Zeitspanne kann so ohne weiteres ein axialer Verstellweg berechnet werden.
[0016] Eine vorteilhafte Variante der erfindungsgemäßen Bohrvorrichtung besteht darin, dass
die Steuereinheit eine Eingabestation zum Eingeben von Daten, insbesondere der Gewindekonstanten,
aufweist. Die Eingabestation kann eine übliche Mensch-Maschine-Schnittstelle aufweisen,
insbesondere ein Eingabeterminal oder einen Touchscreen.
[0017] Dabei ist es besonders vorteilhaft, dass die Eingabestation ein Display aufweist,
an welchem mögliche Gewindekonstanten anzeigbar sind. Dabei können die für Bohrgestänge
üblichen Gewindearten und Gewindegrößen in der Steuereinheit in einem entsprechenden
Datenspeicher hinterlegt sein. Diese Möglichkeiten können an dem Display angezeigt
werden, so dass ein Bediener lediglich eine Auswahl zu den möglichen Gewindekonstanten
treffen muss.
[0018] Eine weitere bevorzugte Ausgestaltung der Erfindung kann darin gesehen werden, dass
eine Einrichtung zum automatischen Erfassen der Gewindekonstanten vorgesehen ist.
Hierzu kann beispielsweise an dem Bohrgestängeelement ein abfragbarer Datenspeicher,
etwa ein RFID-Chip, vorgesehen sein, welcher über eine entsprechende Abfrageeinrichtung
an der Bohrvorrichtung ausgelesen wird. Alternativ oder ergänzend kann auch ein Kamerasystem
vorgesehen sein, welches einen Gewindebereich erfasst und die entsprechende Gewindekonstante
ermittelt.
[0019] Über die Eingabestation können auch beliebigerweise andere Daten, etwa Betriebsdaten
wie Vortrieb und Bohrgeschwindigkeit etc., eingegeben werden.
[0020] Grundsätzlich ist es weiterhin möglich, dass die Bohrvorrichtung beim Verschrauben
auch eine Überlastsicherung aufweist, wobei eine Axiallast an dem Bohrantrieb oder
der Stelleinrichtung erfasst wird. Bei Überschreiten der Grenzlast kann der Verschraubvorgang
verlangsamt oder vorzugsweise abgebrochen werden. Die Erfassung einer Last stellt
somit eine Sicherheitsmaßnahme dar, welche jedoch nicht zur Regelung des Verschraubvorganges
herangezogen wird.
[0021] Das erfindungsgemäße Verfahren ist dadurch gekennzeichnet, dass eine Wegmesseinrichtung
vorgesehen ist, mit welcher ein Verstellweg des Bohrantriebs entlang der Führung beim
Verschrauben als Ist-Wert erfasst wird, dass durch die Steuereinheit eine Drehzahl
des Bohrantriebs beim Verschrauben erfasst wird und unter Berücksichtigung einer vorgegebenen
Gewindekonstanten ein Verstellweg als Soll-Wert ermittelt wird, dass durch die Steuereinheit
der Soll-Wert mit dem Ist-Wert verglichen wird und ein Differenzwert ermittelt wird
und dass der Bohrantrieb und/oder die Stelleinrichtung durch die Steuereinheit entsprechend
dem ermittelten Differenzwert verstellt wird.
[0022] Das erfindungsgemäße Verfahren wird insbesondere mit der zuvor beschriebenen Bohrvorrichtung
ausgeführt. Es können dabei die zuvor beschriebenen Vorteile erzielt werden.
[0023] Eine bevorzugte Verfahrensvariante der Erfindung besteht darin, dass eine Drehgeschwindigkeit,
eine Drehrichtung und/oder eine Drehzahl des Bohrantriebes verstellt wird, bis der
Ist-Wert einem Soll-Wert entspricht. Damit wird bei der Regelung des Verschraubvorganges
maßgeblich der Bohrantrieb gesteuert und in seinem Betrieb verändert.
[0024] Alternativ oder ergänzend ist es nach einer Weiterbildung der Erfindung vorgesehen,
dass die Stelleinrichtung entlang der Führung linear verfahren wird, bis der Ist-Wert
dem Soll-Wert entspricht. Damit wird durch die Regelung die Stelleinrichtung, also
insbesondere der oder die Hydraulikzylinder oder eine Vorschubwinde für den Bohrantrieb
beeinflusst.
[0025] Grundsätzlich kann das Verfahren mit unterschiedlichen Zielsetzungen durchgeführt
werden, so etwa um ein möglichst schnelles Verschrauben der Bohrgestänge zu erzielen.
Hierdurch kann ein besonders effizienter Bohrbetrieb erreicht werden. Eine vorteilhafte
Verfahrensvariante besteht nach der Erfindung darin, dass der Bohrantrieb und die
Stelleinrichtung so aufeinander abgestimmt betätigt werden, dass an den Gewindebereichen
eine geringe Belastung und/oder Reibung auftritt. Hierdurch kann ein besonders gewindeschonender
Betrieb erreicht werden. Dies ist energiesparend und erhöht insgesamt die Lebensdauer
der Bohrgestängeelemente.
[0026] Nach einer weiteren Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens ist es vorgesehen,
dass das Verschrauben ein Schließen und/oder Lösen einer Gewindeverbindung zwischen
dem ersten Gewindebereich und dem zweiten Gewindebereich umfasst. Damit kann das erfindungsgemäße
Verfahren sowohl bei einem Einschrauben sowie bei einem Aufschrauben zwischen den
Bohrgestängeelementen zum Einsatz kommen.
[0027] Die Erfindung wird nachfolgend anhand eines bevorzugten Ausführungsbeispiels weiter
beschrieben, welches nachfolgend im Zusammenhang mit den Zeichnungsfiguren weiter
beschrieben ist. In den Zeichnungen zeigen:
- Fig. 1
- eine schematische Seitenansicht einer erfindungsgemäßen Bohrvorrichtung und
- Fig. 2
- eine vergrößerte Detailansicht einer Eingabestation der Bohrvorrichtung von Fig. 1.
[0028] Eine erfindungsgemäße Bohrvorrichtung 10 weist gemäß Fig. 1 ein Trägerfahrzeug 11
auf, an dessen Heckbereich ein vertikal aufstellbarer Mast 14 vorgesehen ist. An seiner
vom Trägerfahrzeug 11 abgewandten freien Seite weist der Mast 14 eine lineare Führung
16 auf, entlang welcher ein Schlitten 15 mit einem Bohrantrieb 12 angeordnet ist.
Der Schlitten 15 ist mittels einer Stelleinrichtung 30 entlang der Führung 16 des
Mastes 14 linear verfahrbar. Hierzu weist die Stelleinrichtung 30 eine Seilwinde 32
für ein Seil 34 auf. Das Seil 34 ist von der Seilwinde 32 am Trägerfahrzeug 11 über
eine Umlenkrolle 36 am Kopf des Mastes 14 bis zu dem Schlitten 15 geführt.
[0029] An einem unteren Endbereich des Mastes 14 ist eine Aufnahme 20 mit einem Spannzylinder
vorgesehen, durch welchen ein nicht dargestelltes, teilweise in den Boden abgebohrtes
erstes Bohrgestängeelement axial und drehfest gehalten und gespannt werden kann. Weiterhin
ist an dem Bohrantrieb 12 in bekannter Weise eine Spanneinrichtung 13, insbesondere
ein Spannfutter, vorgesehen, an welchem ein weiteres zweites Bohrgestängeelement drehfest
am Bohrantrieb 12 gehalten und gespannt ist. An den jeweiligen freien Endbereichen
der rohr- oder stangenförmigen Bohrgestängeelemente sind zueinander passende Gewindebereiche
vorgesehen, mit welchen die Bohrgestängeelemente miteinander verbunden werden können.
[0030] Zum Verschrauben der ersten und zweiten Bohrgestängeelemente ist eine Steuereinheit
50 vorzugsweise am Heckbereich des Trägerfahrzeuges 11 angeordnet. Die Steuereinheit
50 ist teilweise vergrößert in Fig. 2 dargestellt, wobei diese eine Eingabestation
52 mit einem Display 54 aufweist.
[0031] Zunächst wird mit der Steuereinheit 50 das am Bohrantrieb12 eingespannte Bohrgestängeelement
nach unten bis zum Kontakt mit dem eingespannten ersten Bohrgestängeelement in der
Aufnahme 20 verfahren. Hierbei werden die beiden gegenüberliegenden Gewindebereiche
an den Bohrgestängeelementen miteinander in Kontakt gebracht. Durch die Steuereinheit
50 wird das obere zweite Bohrgestängeelement in Drehung versetzt, wobei der Gewindebereich
des zweiten Bohrgestängeelementes in den passenden Gewindebereich des unteren ersten
Bohrgestängeelementes eingeschraubt wird. Abhängig von einer bekannten Gewindekonstanten,
welche über den Bediener mittels der Eingabestation 52 oder automatisch in die Steuereinheit
50 eingegeben worden ist, wird von der Steuereinheit die Drehzahl des Bohrantriebes
12 beim Verschrauben gemessen und hierdurch ein axialer Verstellweg des Bohrantriebs
12 rechnerisch ermittelt.
[0032] Gleichzeitig wird bei der erfindungsgemäßen Bohrvorrichtung über eine nicht näher
dargestellte Wegmesseinrichtung, welche am Mast 14 angebracht ist, beim Verschrauben
der tatsächliche Verstellweg des Bohrantriebs 12 entlang der Führung 16 als Ist-Wert
gemessen. In der Steuereinheit 50 erfolgt ein Vergleich des gemessenen Ist-Wertes
mit dem Soll-Wert, wobei gegebenenfalls ein Differenzwert ermittelt wird. Entsprechend
einem ermittelten Differenzwert kann durch die Steuereinheit 50 der Bohrantrieb 12,
also insbesondere eine Drehgeschwindigkeit oder eine Drehzahl des Bohrantriebes 12,
oder die Stelleinrichtung 30, insbesondere die Seilwinde 32, verstellt und damit gesteuert
werden. Es versteht sich, dass das Errechnen des SollWertes, das Erfassen des Ist-Wertes
sowie das Ermitteln des Differenzwertes innerhalb von differenziell kleinen Zeiteinheiten
erfolgen kann, so dass vorzugsweise eine ständige und damit sehr exakte und auch verschleißschonende
Verschraubbewereicht werden kann. In entsprechender Weise erfolgt die Steuerung auch
bei einem Lösen der Schraubverbindung zwischen den zwei Gestängeelementen.
1. Bohrvorrichtung mit
- einem Bohrantrieb (12), welcher zum drehenden Antreiben von Bohrgestängeelementen
ausgebildet und entlang einer Führung (16), insbesondere eines Mastes (14), linear
verstellbar ist,
- einer Stelleinrichtung (30) zum linearen Verstellen des Bohrantriebs (12),
- einer Aufnahme (20) zum Aufnehmen und Halten mindestens eines ersten Bohrgestängeelementes
mit einem ersten Gewindebereich,
- einer an dem Bohrantrieb (12) angeordneten Spanneinrichtung (13) zum Halten mindestens
eines zweiten Bohrgestängeelementes mit einem zweiten Gewindebereich, welches passend
mit dem ersten Gewindebereich verschraubbar ist, und
- einer Steuereinheit (50), durch welche der Bohrantrieb (12) und die Stelleinrichtung
(30) zum Verschrauben des ersten Gewindebereichs und des zweiten Gewindebereichs betätigbar
sind,
dadurch gekennzeichnet,
- dass eine Wegmesseinrichtung vorgesehen ist, durch welche ein Verstellweg des Bohrantriebs
(12) entlang der Führung (16) als Ist-Wert erfassbar ist,
- dass durch die Steuereinheit (50) eine Drehzahl des Bohrantriebs (12) beim Verschrauben
erfassbar und unter Berücksichtigung einer vorgegebenen Gewindekonstanten ein Verstellweg
als Soll-Wert ermittelbar ist,
- dass durch die Steuereinheit (50) ein Vergleich von Soll-Wert und Ist-Wert durchführbar
und ein Differenzwert ermittelbar ist und
- dass der Bohrantrieb (12) und/oder die Stelleinrichtung (30) durch die Steuereinheit (50)
entsprechend dem ermittelten Differenzwert verstellbar ist.
2. Bohrvorrichtung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Stelleinrichtung (30) mindestens einen Stellzylinder und/oder eine Seilwinde
(32) aufweist.
3. Bohrvorrichtung nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Gewindekonstante eine Gewindesteigung oder eine Ganghöhe umfasst.
4. Bohrvorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Steuereinheit (50) eine Eingabestation (52) zum Eingeben von Daten, insbesondere
der Gewindekonstanten, aufweist.
5. Bohrvorrichtung nach Anspruch 4,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Eingabestation (50) ein Display (54) aufweist, an welchem mögliche Gewindekonstanten
anzeigbar sind.
6. Bohrvorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet,
dass eine Einrichtung zum automatischen Erfassen der Gewindekonstanten vorgesehen ist.
7. Verfahren zum Verschrauben von Bohrgestängeelementen mit einer Bohrvorrichtung (10),
insbesondere nach einem der Ansprüche 1 bis 6, mit
- einem Bohrantrieb (12), welcher Bohrgestängeelemente drehend antreibt und entlang
einer Führung (16), insbesondere einem Mast (14), linear verfahren wird,
- einer Stelleinrichtung (30) zum linearen Verstellen des Bohrantriebes (12),
- einer Aufnahme (20), welche mindestens ein erstes Bohrgestängeelement mit einem
ersten Gewindebereich aufnimmt und hält,
- einer an dem Bohrantrieb (12) angeordneten Spanneinrichtung (13), welche mindestens
ein zweites Bohrgestängeelement mit einem zweiten Gewindebereich hält, wobei das zweite
Bohrgestängeelement durch den Bohrantrieb (12) zum Verschrauben gedreht wird, und
- einer Steuereinheit (50), durch welche der Bohrantrieb (12) und die Stelleinrichtung
(30) gesteuert betätigt werden, wobei der erste Gewindebereich und der zweite Gewindebereich
verschraubt werden,
dadurch gekennzeichnet,
- dass eine Wegmesseinrichtung vorgesehen ist, mit welcher ein Verstellweg des Bohrantriebs
(12) entlang der Führung beim Verschrauben als Ist-Wert erfasst wird,
- dass durch die Steuereinheit (50) eine Drehzahl des Bohrantriebs (12) beim Verschrauben
erfasst wird und unter Berücksichtigung einer vorgegebenen Gewindekonstanten ein Verstellweg
als Soll-Wert ermittelt wird,
- dass durch die Steuereinheit (50) der Soll-Wert mit dem Ist-Wert verglichen wird und ein
Differenzwert ermittelt wird und
- dass der Bohrantrieb (12) und/oder die Stelleinrichtung (30) durch die Steuereinheit (50)
entsprechend dem ermittelten Differenzwert verstellt wird.
8. Verfahren nach Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet,
dass eine Drehgeschwindigkeit, eine Drehrichtung und/oder eine Drehzahl des Bohrantriebes
(12) verstellt wird, bis der Ist-Wert einem Soll-Wert entspricht.
9. Verfahren nach Anspruch 7 oder 8,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Stelleinrichtung (30) entlang der Führung (16) linear verfahren wird, bis der
Ist-Wert dem Soll-Wert entspricht.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 7 bis 9,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Bohrantrieb (12) und die Stelleinrichtung (30) so aufeinander abgestimmt betätigt
werden, dass an den Gewindebereichen eine geringe Belastung und/oder Reibung auftritt.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 7 bis 10,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Verschrauben ein Schließen und/oder Lösen einer Gewindeverbindung zwischen dem
ersten Gewindebereich und dem zweiten Gewindebereich umfasst.