[0001] Die Erfindung betrifft eine Blechbearbeitungsanlage sowie ein Verfahren zur Herstellung
eines Blechbauteils.
[0002] Für die Herstellung von Blechbauteilen, insbesondere Karosserie-Blechbauteilen ist
ein kontinuierlicher Fertigungsprozess aus der Praxis weithin bekannt, bei dem die
Blechbearbeitungsanlage unter anderem eine Coil-Halteeinrichtung umfasst, in der ein
Coil mit aufgewickeltem Metallband drehbar gelagert ist. Das Metallband für die Herstellung
des Blechbauteils wird dann von dem Coil abgehaspelt und einem Materialspeicher als
(Band-) Puffer zugeführt, z.B. einer Schlaufengrube. Aus dem Materialspeicher wird
das Metallband einer Presse der Blechbearbeitungsanlage zugeführt, die dann aus einem
Bandabschnitt des abgewickelten Metallbandes das Blechbauteil formt und den Bandabschnitt
von dem Rest des Metallbandes abtrennt.
[0003] Aus der Karosserie-Blechbauteilherstellung ist ferner die Handhabung und Fertigung
einzelner Platinen in diskontinuierlichen Fertigungsprozessen bekannt. In derartigen
diskontinuierlichen Prozessen werden einzelne Platinen vor ihrer Weiterverarbeitung
in einer Presse und der damit umgesetzten Kaltumformung bei Raumtemperatur einer Wärmebehandlung
unterzogen, um das Formänderungsvermögen, gerade bei hochfesten Aluminiumlegierungen
der 7000er-Werkstoffgruppe, z.B. AH7021+v2 zu erhöhen. Derartige diskontinuierlichen
Prozesse sind beispielsweise aus der
WO 2014/053657 A1, der
WO 2016/037922 A1 und der
EP 3 006 579 A1 bekannt.
[0004] Ausgehend von dem eingangs genannten Stand der Technik liegt der Erfindung die Aufgabe
zugrunde, die Herstellung eines Blechbauteils in einem kontinuierlichen Fertigungsprozess
zu verbessern und insbesondere die Herstellung von Blechbauteilen aus hochfesten Aluminiumlegierungen
mit höherer Ausbringung zu ermöglichen.
[0005] Diese Aufgabe wird sowohl mit einer Blechbearbeitungsanlage des Anspruchs 1 als auch
mit einem Herstellungsverfahren des Anspruchs 16 gelöst.
[0006] Bei einer erfindungsgemäßen Blechbearbeitungsanlage ist zwischen dem Materialspeicher
und der Coil-Halteeinrichtung eine Wärmebehandlungseinrichtung innerhalb der Blechbearbeitungsanlage
vorgesehen, mittels der im Betrieb der Blechbearbeitungsanlage das kontinuierlich
in Richtung des Materialspeichers geförderte Metallband auf Lösungsglühtemperatur
erwärmt und anschließend abgeschreckt wird. Erfindungsgemäß wird somit in einem kontinuierlichen
Prozess der Bauteilformung eine Wärmebehandlung nach Art eines so genannten W-Temper-Prozesses
vorgelagert, wobei diese Wärmebehandlung am kontinuierlich durchlaufenden Metallband
und mithin nicht an einer einzelnen bereits abgetrennten Platine durchgeführt wird.
[0007] In einer Ausführungsvariante weist die Wärmebehandlungseinrichtung für die Erwärmung
auf Lösungsglühtemperatur mindestens eine (Wechselstrom-) Induktionsspule auf. Die
Verwendung mindestens einer Induktionsspule und damit die Durchführung der Wärmebehandlung
mittels Induktion ist nicht nur vergleichsweise schnell und präzise, sondern erlaubt
auch eine homogene Erwärmung des Metallbandes in der Wärmebehandlungseinrichtung.
Darüber hinaus kann die Wärmebehandlungseinrichtung deutlich kompakter bauen als zum
Beispiel ein Durchlaufofen.
[0008] Selbstverständlich können auch mehrere Induktionsspulen vorgesehen sein. Diese können
z.B. hintereinander geschaltet und/oder einzeln oder in Kombination betreibbar sein,
um die Flexibilität der Blechbearbeitungsanlage hinsichtlich der zu verarbeitenden
Blechdicke des Metallbandes und/oder der Vorschubgeschwindigkeit und/oder des Zieltemperaturbereichs
zu erhöhen. Die Anzahl der betriebenen Induktionsspulen ist somit in Abhängigkeit
von einer Blechdicke und/oder der gewünschten Vorschubgeschwindigkeit und/oder des
Zieltemperaturbereichs des Metallbandes in der Blechbearbeitungsanlage variabel.
[0009] Insbesondere in diesem Zusammenhang kann auch vorgesehen sein, dass beim Einsatz
mehrerer Induktionsspulen und hierfür vorgesehener Umrichter die Induktionsspulen
der Wärmebehandlungseinrichtung mit unterschiedlichen Frequenzen betreibbar sind.
Die Umrichterfrequenzen für die induktive Erwärmung betragen hierbei zum Beispiel
25 kHz bis 100 kHz.
[0010] Um die Blechbearbeitungsanlage trotz der zusätzlich vorgesehenen Wärmebehandlungseinrichtung
vergleichsweise platzsparend auszugestalten, weist die Wärmebehandlungseinrichtung
in einer möglichen Weiterbildung mindestens eine Umlenkstelle auf, an der im Betrieb
der Blechbearbeitungsanlage das Metallband umgelenkt wird. Beispielsweise ist die
mindestens eine Induktionsspule der Wärmebehandlungseinrichtung zwischen zwei Umlenkstellen
angeordnet, sodass das Metallband für die Zuführung in den Bereich, in dem die induktive
Erwärmung erfolgt, wenigstens einmal umgelenkt wird und auch nach der Erwärmung mindestens
ein weiteres Mal umgelenkt wird.
[0011] Grundsätzlich kann die Wärmebehandlungseinrichtung für eine Erwärmung des Metallbandes
(oder genauer: für eine Erwärmung des durch die Wärmebehandlungseinrichtung aktuell
geförderten Bandabschnitts des Metallbandes) auf eine Zieltemperatur zwischen 370°C
und 560°C eingerichtet und vorgesehen sein. In einer hierauf basierenden Weiterbildung
ist die Wärmebehandlungseinrichtung für eine Erwärmung auf eine Zieltemperatur zwischen
460°C und 530°C eingerichtet und vorgesehen.
[0012] Alternativ oder ergänzend ist die Wärmebehandlungseinrichtung in einer Ausführungsvariante
eingerichtet und vorgesehen, das Metallband (a) auf eine Zieltemperatur zu erwärmen,
die zum Beispiel auf eine Zieltemperatur im Bereich von 460°C bis 530°C, und (b) für
eine Haltezeit im Bereich von 1s bis 30s, insbesondere im Bereich von 1s bis 10s oder
im Bereich von 1s bis 5s, in einem Zieltemperaturbereich um die Zieltemperatur zu
halten. Es wird somit eine vergleichsweise geringe Haltezeit vorgesehen. Gegebenenfalls
kann auch vorgesehen sein, die Zieltemperatur nicht zu halten. Es kann somit auch
in einer Weiterbildung eine "Haltezeit" von 0 Sekunden vorgesehen sein. Der Zieltemperaturbereich
liegt hierbei z.B. bei ±10 K oder ±5 K um die für das Material des Metallbandes vorgegebene
Zieltemperatur.
[0013] Die Wärmebehandlungseinrichtung kann ferner derart konfiguriert sein, dass die Erwärmung
des Metallbandes in der Wärmebehandlungseinrichtung auf eine Temperatur im Bereich
von ±5 K um die vorgegebene Zieltemperatur erfolgt und/oder die während der Erwärmung
über eine Bandbreite des Metallbandes auftretenden Temperaturgradienten weniger als
±10 K, insbesondere ±3 K betragen.
[0014] Für das Abschrecken des Metallbandes kann eine Kühlung mittels eines Kühlmediums
vorgesehen sein. Beispielsweise ist ein Wasserbad Teil der Wärmebehandlungseinrichtung.
Insbesondere durch ein solches Wasserbad kann die Wärmebehandlungseinrichtung für
ein Abschrecken auf eine Temperatur von weniger als 110 °C, insbesondere auf eine
Temperatur im Bereich zwischen Raumtemperatur und 100 °C, mithin insbesondere von
weniger als 80 °C eingerichtet und vorgesehen sein. Dem Wasserbad können beispielsweise
Zusätze zugefügt sein, die dem Abschreckungsprozess auf unterschiedliche Weise zuträglich
sind, zum Beispiel Aquatenside oder Aqua-Quench
®.
[0015] In einer Ausführungsvariante ist in dem Wasserbad eine Umlenkstelle vorgesehen, an
der im Betrieb der Bearbeitungsanlage das Metallband umgelenkt wird. Das abzuschreckende
Metallband wird somit innerhalb des Wasserbades umgelenkt, um eine möglichst kompakte
Anordnung des Wasserbades innerhalb der Blechbearbeitungsanlage zu erreichen. Die
Umlenkung ist hierbei zum Beispiel größer als 90°, in einer Ausführungsvariante sogar
größer als 160°.
[0016] Bei einem Ausführungsbeispiel ist alternativ oder ergänzend zu einer Umlenkstelle
in dem Wasserbad eine Umlenkstelle vorgesehen, an der im Betrieb der Blechbearbeitungsanlage
das Metallband nach dem Wasserbad umgelenkt wird. Im Anschluss an diese Umlenkstelle
wird das abgeschreckte Metallband dann beispielsweise einer Richtanlage zugeführt
oder dem Materialspeicher, also z.B. einer Schlaufengrube.
[0017] Alternativ oder ergänzend zu einem Wasserbad können für die kontinuierliche Metallband-Abschreckung
mittels eines Kühlmediums auch Einrichtungen für eine Schwall-, Sprudel-, Sprüh- oder
Rieselkühlung in die Wärmebehandlungseinrichtung integriert sein. Zum Abschrecken
des Metallbandes nach dem Lösungsglühen kann ferner zum Beispiel mindestens eine Druckluftdusche
oder ein Salzbad vorgesehen sein. Grundsätzlich kann auch eine Dampfabsaugung Teil
der Wärmebehandlungseinrichtung sein.
[0018] Mit Blick auf die beim Erhitzen und Kühlen auftretenden thermischen Längenänderungen
kann an einer Umlenkstelle mindestens eine Vorrichtung zur flexiblen Kompensation
von Bandlängendehnungen und -schrumpfungen vorgesehen sein. Eine solche Vorrichtung
an einer Umlenkstelle für das Metallband umfasst dann beispielsweise ein federnd gelagertes
Umlenkelement. Beispielsweise ist an wenigstens einer Umlenkstelle mindestens eine
federnd gelagerte Umlenkrolle für eine Bandlängenkompensation vorgesehen.
[0019] Die Blechbearbeitungsanlage kann grundsätzlich eine Richtanlage umfassen, bei deren
Durchlaufen das Metallband geglättet wird. Mittels der Richtanlage werden somit beispielsweise
Verwerfungen beseitigt, die unter anderem durch die Wärmebehandlung in der Wärmebehandlungseinrichtung
hervorgerufen werden können. Die Richtanlage kann grundsätzlich vor oder nach dem
Materialspeicher angeordnet sein.
[0020] In einer Ausführungsvariante umfasst die Blechbearbeitungsanlage eine Einrichtung,
mittels der im Betrieb der Blechbearbeitungsanlage zum Abschrecken verwendetes Kühlmedium
von dem Metallband entfernt wird. Beispielsweise umfasst die Blechbearbeitungsanlage
in diesem Zusammenhang eine Abblaseinrichtung zur Erzeugung mindestens eines Luftstroms,
mittels dem im Betrieb der Blechbearbeitungsanlage zum Abschrecken verwendetes Kühlmedium
von dem Metallband entfernt wird. Mittels der Abblaseinrichtung kann beispielsweise
mindestens ein Luftvorhang erzeugbar sein, durch den das Metallband in Richtung des
Materialspeichers gefördert wird. Zu diesem Zweck weist die Ablasseinrichtung dann
beispielsweise mehrere Flachstrahldüsen auf. Alternativ oder ergänzend kann die Einrichtung
zur Entfernung des Kühlmediums mindestens eine Abquetschwalze umfassen.
[0021] In einer Ausführungsvariante ist die Wärmebehandlungseinrichtung innerhalb der Blechbearbeitungsanlage
überbrückbar und damit die Blechbearbeitungsanlage auch ohne Wärmebehandlungseinrichtung
betreibbar. Mit anderen Worten kann somit die Blechbearbeitungsanlage auch derart
betrieben werden, dass kontinuierlich zu dem Materialspeicher gefördertes Metallband
nicht erwärmt und abgeschreckt wird. Um damit die Blechbearbeitungsanlage in zwei
Konfigurationen mit und ohne Wärmebehandlungseinrichtung betreiben zu können, ist
die Wärmebehandlungseinrichtung beispielsweise - mit den hierin vorgesehenen Mitteln
zur Erwärmung auf Lösungsglühtemperatur und zum nachfolgenden Abschrecken - aus der
Blechbearbeitungsanlage herausfahrbar. Die Wärmebehandlungseinrichtung kann insbesondere
in diesem Zusammenhang modular aufgebaut sein, sodass die Wärmebehandlungseinrichtung
bei Bedarf auch in eine bestehende Blechbearbeitungsanlage nachträglich integrierbar
ist, um zwischen einer Coil-Halteeinrichtung und einem Materialspeicher, wie einer
Schlaufengrube, und der sich hieran anschließenden Presse angeordnet zu werden. Derart
wird eine Blechbearbeitungsanlage zur Blechumformung und damit Erstellung eines (flächigen)
Blechbauteils bereitgestellt, die bei Bedarf hochfeste Aluminiumlegierungen verarbeiten
kann, gleichzeitig aber auch - ohne Zuschaltung der Wärmebehandlungseinrichtung -
konventionelle Blechgüten ohne vorgeschaltete Wärmebehandlung verarbeiten kann.
[0022] Eine erfindungsgemäße Blechbearbeitungsanlage ist beispielsweise zur Verarbeitung
von Metallbändern mit einer Blechdicke zwischen 0,8 mm bis 4,5 mm, insbesondere 1,0
mm bis 3,0 mm eingerichtet und vorgesehen. Mögliche zu verarbeitenden Bandbreiten
sind beispielsweise 200 mm bis 2000 mm, insbesondere 400 mm bis 1700 mm. Eine exemplarische
Vorschubgeschwindigkeit für die Förderung des abgewickelten Metallbandes liegt in
einer Ausführungsvariante im Bereich von 200 mm/s bis 700 mm/s zum Beispiel im Bereich
von 300 mm/s bis 500 mm/s.
[0023] Ein weiterer Aspekt der Erfindung ist die Bereitstellung eines Herstellungsverfahrens
für ein Blechbauteil. Dieses Herstellungsverfahren umfasst wenigstens die folgenden
Schritte:
- Abwickeln eines Metallbandes von einer Coil-Halteeinrichtung,
- Kontinuierliches Fördern des abgewickelten Metallbandes zu einem Materialspeicher
und
- Zuführen des Metallbandes aus dem Materialspeicher zu einer Presse, in der aus einem
Bandabschnitt des abgewickelten Metallbandes das Blechbauteil geformt und der Bandabschnitt
von dem Rest des Metallbandes abgetrennt wird.
Zwischen dem Materialspeicher und der Coil-Halteeinrichtung wird das kontinuierlich
in Richtung des Materialspeichers geförderte Metallband lösungsgeglüht und anschließend
abgeschreckt.
[0024] Ein erfindungsgemäßes Verfahren ist insbesondere mittels einer erfindungsgemäßen
Blechbearbeitungsanlage durchführbar. Dementsprechend gelten vorstehend und nachstehend
für Ausführungsvarianten einer erfindungsgemäßen Blechbearbeitungsanlage dargelegte
Vorteile und Merkmale auch für Ausführungsvarianten eines erfindungsgemäßen Herstellungsverfahrens
und umgekehrt. Die beigefügten Figuren veranschaulichen exemplarisch mögliche Ausführungsvarianten
der vorgeschlagenen Lösung.
[0025] Hierbei zeigen:
- Figur 1
- schematisch eine erste Ausführungsvariante einer erfindungsgemäßen Blechbearbeitungsanlage
zur Durchführung eines erfindungsgemäßen Herstellungsverfahrens;
- Figur 2
- schematisch eine weitere Ausführungsvariante einer erfindungsgemäßen Blechbearbeitungsanlage
zur Durchführung eines erfindungsgemäßen Herstellungsverfahrens.
[0026] Die Figur 1 zeigt eine Ausführungsvariante einer erfindungsgemäßen Blechbearbeitungsanlage
A, in der ein kontinuierlich von einem Coil C abgehaspeltes Metallband B einer Presse
P der Blechbearbeitungsanlage A zugeführt wird, um hieraus einzelne flächige Blechbauteile
herzustellen, beispielsweise Karosserieteile für ein Kraftfahrzeug. Das Coil C ist
auf einer Haspel H einer Coil-Halteeinrichtung E der Blechbearbeitungsanlage A drehbar
gehalten und kann hiervon abgewickelt und entlang einer Förderrichtung F zu der Presse
P gefördert werden. Der Presse P ist ein Materialspeicher in Form einer Schlaufengrube
S als (Band-) Puffer vorgeschaltet. Die Schlaufengrube S folgt auf eine Richtanlage
R der Blechbearbeitungsanlage A, an der eine Glättung des Metallbandes B erfolgt.
[0027] Um an dem kontinuierlich geförderten und von dem Coil C abgehaspelten Metallband
B eine Wärmebehandlung durchzuführen und damit auch hochfeste Aluminiumlegierungen
in einem kontinuierlichen Presswerksprozess verarbeiten zu können, ist zwischen der
Coil-Halteeinrichtung E und der Richtanlage R eine Wärmebehandlungseinrichtung W vorgesehen.
An dieser Wärmebehandlungseinrichtung W wird das kontinuierlich geförderte Metallband
B mittels eines Induktionserwärmers 1, der mindestens eine (Wechselstrom-) Induktionsspule,
gegebenenfalls mehrere Induktionsspulen aufweist, zunächst auf Lösungsglühtemperatur
erwärmt. Durch die induktive Erwärmung baut die Induktionserwärmung 1 dabei äußerst
kompakt. Zur kompakten Integration der Wärmebehandlungseinrichtung W in die Blechbearbeitungsanlage
A wird das Metallband B ferner vor dem Induktionswärmer 1 über eine Umlenkstelle 5c
umgelenkt, an der eine gegebenenfalls federnd gelagerte Umlenkrolle vorgesehen ist.
[0028] Dem Induktionserwärmer 1 innerhalb der Wärmebehandlungseinrichtung W nachgeschaltet
ist ein Wasserbad 2 zum Abschrecken des Metallbandes B. Innerhalb des Wasserbades
2 wird das Metallband B an einer weiteren Umlenkstelle 5b umgelenkt. Oberhalb des
Wasserbades 2 ist ferner eine Dampfabsaugung 4 vorgesehen.
[0029] Nach dem Abschrecken im Wasserbad 2 wird das Metallband B durch eine Abblaseinrichtung
3 geführt, in der mittels mindestens eines Luftstroms zum Abschrecken verwendetes
Kühlmedium aus dem Wasserbad 2 von dem Metallband B entfernt wird. Anschließend wird
das Metallband B erneut an einer Umlenkstelle 5a (über eine federnd gelagerte Umlenkrolle)
umgelenkt und der Richtanlage R zugeführt.
[0030] Mit der dargestellten Blechbearbeitungsanlage A wird innerhalb der Blechbearbeitungsanlage
ein Presswerksprozess mit integrierter W-Temper-Erwärmung dargestellt. Wärmebehandlung
und Abpressung erfolgen somit hier unmittelbar auf derselben Blechbearbeitungsanlage
A. Dementsprechend integriert die Blechbearbeitungsanlage A vier unterschiedliche
Bearbeitungsprozesse, die in der Figur 1 mit "A" bis "D" gekennzeichnet sind.
[0031] Der mit "C" gekennzeichnete Bearbeitungsprozess, der durch die Wärmebehandlungseinrichtung
W umgesetzt wird, kann dabei in der Blechbearbeitungsanlage A der Figur 1 optional
sein. Die Wärmebehandlungseinrichtung W ist hierfür beispielsweise modular ausgeführt
und an der Blechbearbeitungsanlage A herausfahrbar vorgesehen, sodass das abgehaspelte
Metallband B aus der Coil-Halteeinrichtung E auch ohne Wärmebehandlung und damit direkt
der Richtanlage R und anschließend der Schlaufengrube S zugeführt werden kann.
[0032] Bei der weiteren Ausführungsvariante der Figur 2 ist die Blechbearbeitungsanlage
A erneut mit einer Wärmebehandlungseinrichtung W für die induktive Erwärmung des kontinuierlich
geförderten Metallbandes B vorgesehen. Die in der Figur 1 schematisch dargestellte
Presse P ist in der Figur 2 der Übersichtlichkeit halber ausgespart.
[0033] Im Unterschied zu der Ausführungsvariante der Figur 1 baut in der Variante der Figur
2 die Wärmebehandlungseinrichtung W kompakter, indem das Metallband B in dem Wasserbad
2 an der Umlenkstelle 5b um nahezu 180° umgelenkt wird und das Metallband B vor dem
Eintritt in den Induktionserwärmer 1 sowie vor dem Eintritt in die Richtanlage R um
mehr als 60° umgelenkt wird. Ferner ist der Induktionserwärmer 1 in der Variante der
Figur 2 länger ausgebildet, sodass entlang der Förderrichtung F ein größerer Bandabschnitt
innerhalb des Induktionserwärmers 1 erwärmt wird. Auch kann in dem Induktionserwärmer
1 der Figur 2 eine größere Anzahl an Induktionsspulen hintereinander angeordnet und
selektiv betreibbar sein, um Metallbänder B unterschiedlicher Dicke auf die gewünschte
Zieltemperatur für das Lösungsglühen zu erwärmen.
Bezugszeichenliste
[0034]
- 1
- Induktionserwärmer mit Induktionsspule
- 2
- Wasserbad
- 3
- Abblaseinrichtung
- 4
- Dampfabsaugung
- 5a, 5b, 5c
- Umlenkrolle / Umlenkstelle
- A
- Blechbearbeitungsanlage
- B
- Metallband
- C
- Coil
- E
- Coil-Halteeinrichtung
- F
- Förderrichtung
- H
- Haspel
- R
- Richtanlage
- S
- Schlaufengrube (Materialspeicher)
- W
- Wärmebehandlungseinrichtung
1. Blechbearbeitungsanlage zur Herstellung eines Blechbauteils, mit
- einer Coil-Halteeinrichtung (E), in der ein Coil (C) mit aufgewickeltem Metallband
(B) drehbar lagerbar ist, und
- einem Materialspeicher (S), zu der im Betrieb der Blechbearbeitungsanlage (A) von
dem Coil (C) abgewickeltes Metallband (B) kontinuierlich gefördert wird und aus der
das Metallband (B) einer Presse (P) der Blechbearbeitungsanlage (A) zugeführt wird,
wobei in der Presse (P) aus einem Bandabschnitt des abgewickelten Metallbandes (B)
das Blechbauteil geformt und der Bandschnitt von dem Rest des Metallbands (B) abgetrennt
wird,
dadurch gekennzeichnet, dass
zwischen dem Materialspeicher (S) und der Coil-Halteeinrichtung (E) eine Wärmebehandlungseinrichtung
(W) innerhalb der Blechbearbeitungsanlage (A) vorgesehen ist, mittels der im Betrieb
der Blechbearbeitungsanlage (A) das kontinuierlich in Richtung des Materialspeichers
(S) geförderte Metallband (B) auf Lösungsglühtemperatur erwärmt und anschließend abgeschreckt
wird.
2. Blechbearbeitungsanlage nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Wärmebehandlungseinrichtung (W) für die Erwärmung auf Lösungsglühtemperatur mindestens
eine Induktionsspule aufweist.
3. Blechbearbeitungsanlage nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass die mindestens eine Induktionsspule zwischen Umlenkstellen (5b, 5c) angeordnet ist,
an denen im Betrieb der Blechbearbeitungsanlage (A) das Metallband (B) umgelenkt wird.
4. Blechbearbeitungsanlage nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Wärmebehandlungseinrichtung (W) für eine Erwärmung des Metallbandes (B) auf eine
Zieltemperatur zwischen 370°C und 560°C, insbesondere zwischen 460°C und 530°C einrichtet
und vorgesehen ist.
5. Blechbearbeitungsanlage nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Wärmebehandlungseinrichtung (W) eingerichtet und vorgesehen ist, das Metallband
(B) auf eine Zieltemperatur zu erwärmen und für eine Haltezeit im Bereich von 1s bis
30s, insbesondere im Bereich von 1s bis 10s oder im Bereich von 1s bis 5s, in einem
vorgegebenen Zieltemperaturbereich um die Zieltemperatur zu halten.
6. Blechbearbeitungsanlage nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass für das Abschrecken des Metallbands (B) eine Kühlung mittels eines Kühlmediums vorgesehen
ist.
7. Blechbearbeitungsanlage nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass für das Abschrecken des Metallbandes (B) ein Wasserbad vorgesehen ist und in dem
Wasserbad (2) eine Umlenkstelle (5b) vorgesehen ist, an der im Betrieb der Blechbearbeitungsanlage
(A) das Metallband (B) umgelenkt wird.
8. Blechbearbeitungsanlage nach Anspruch 6 oder 7, dadurch gekennzeichnet, dass eine Umlenkstelle (5a) vorgesehen ist, an der im Betrieb der Blechbearbeitungsanlage
(A) das Metallband (B) nach dem Abschrecken umgelenkt wird.
9. Blechbearbeitungsanlage nach Anspruch 3, 7 oder 8, dadurch gekennzeichnet, dass an der Umlenkstelle (5a, 5b, 5c) mindestens eine Vorrichtung zur flexiblen Kompensation
von Bandlängendehnungen und -schrumpfungen vorgesehen ist.
10. Blechbearbeitungsanlage nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Blechbearbeitungsanlage (A) eine Richtanlage (R) umfasst, die bezogen auf die
Förderrichtung (F) des Metallbandes (B) nach der Wärmebehandlungseinrichtung (W) angeordnet
ist.
11. Blechbearbeitungsanlage nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Blechbearbeitungsanlage (A) eine Einrichtung (3) umfasst, mittels der im Betrieb
der Blechbearbeitungsanlage (A) zum Abschrecken verwendetes Kühlmedium von dem Metallband
(B) entfernt wird.
12. Blechbearbeitungsanlage nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Wärmebehandlungseinrichtung (W) überbrückbar ist und die Blechbearbeitungsanlage
(A) damit auch ohne Wärmebehandlungseinrichtung (W) betreibbar ist.
13. Blechbearbeitungsanlage nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, dass die Wärmebehandlungseinrichtung (W) aus der Blechbearbeitungsanlage (A) herausfahrbar
ist.
14. Verfahren zur Herstellung eines Blechbauteils, mit wenigstens den folgenden Schritten:
- Abwickeln eines Metallbandes (B) von einem Coil (C) einer Coil-Halteeinrichtung
(E),
- Kontinuierliches Fördern des abgewickelten Metallbandes (B) zu einem Materialspeicher
(S) und
- Zuführen des Metallbandes (B) aus dem Materialspeicher (S)zu einer Presse (P), in
der aus einem Bandabschnitt des abgewickelten Metallbandes (B) das Blechbauteil geformt
und der Bandschnitt von dem Rest des Metallbands (B) abgetrennt wird,
dadurch gekennzeichnet, dass
zwischen dem Materialspeicher (S) und der Coil-Halteeinrichtung (E) das kontinuierlich
in Richtung des Materialspeichers S) geförderte Metallband (B) auf Lösungsglühtemperatur
erwärmt und anschließend abgeschreckt wird.
15. Verfahren nach Anspruch 14, dadurch gekennzeichnet, dass das Verfahren mittels einer Blechbearbeitungsanlage nach einem der Ansprüche 1 bis
13 durchgeführt wird.