[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft einen getemperten Meltblown-Vliesstoff mit hoher
Stauchhärte und insbesondere einen getemperten voluminösen Meltblown-Vliesstoff mit
hoher Stauchhärte. Des Weiteren betrifft die vorliegende Erfindung ein Verfahren zum
Herstellen eines solchen getemperten Meltblown-Vliesstoffs.
[0002] Üblicherweise erfolgt die Herstellung von Filzen und Vliesen aus Stapelfasern und/oder
Endlosfilamenten mittels bekannter mechanischer oder aerodynamischer Verfahren. Ein
bekanntes aerodynamisches Verfahren ist das Meltblown-Verfahren nach dem Exxon-Prinzip,
wie dieses zum Beispiel in der
US 3,755,527 beschrieben wird. Bei diesem Verfahren wird ein niedrigviskoses Polymer durch Kapillaren,
die sich an einer Düsenspitze befinden, extrudiert. Die sich bildenden Polymertropfen
werden dann von zwei Seiten mit einer als Blasluft bezeichneten, eine hohe Temperatur
und Geschwindigkeit aufweisenden, Luftströmung beaufschlagt, infolge dessen die Polymertropfen
zu einem Polymerfreistrahl in Form von feinen Filamenten ausgezogen werden. Durch
die im spitzen Winkel auf die Polymertropfen aufeinandertreffenden Luftströmungen
wird in dem Polymerfreistrahl zudem ein Schwingungsvorgang im dann vorliegenden Freistrahl
induziert, infolge dessen es zu hochfrequenten Vorgängen kommt, welche die Polymerstränge
über die Geschwindigkeit der Blasluft hinaus beschleunigen. Dadurch werden die Polymerstränge
zusätzlich verstreckt, so dass die nach Ablegen der Filamente auf einem Träger und
nach Abkühlen erhaltenen Filamente einen Durchmesser und eine Feinheit im einstelligen
Mikrometerbereich oder sogar darunter aufweisen können. Die so hergestellten Meltblown-Vliesstoffe
bzw. Schmelz-Blas-Vliesstoffe werden für unterschiedliche Anwendungen verwendet, wie
zum Beispiel für Barrierefunktionen im Hygienebereich. Für diese Anwendungen werden
die Filamente auf dem Träger als flacher, zweidimensionaler Vliesstoff abgelegt.
[0003] Ein weiteres bekanntes Meltblown-Verfahren ist von der Firma Biax Fiberfilm Corp.
entwickelt worden und zum Beispiel in der
US 4,380,570 beschrieben worden.
[0004] Es können auch voluminöse, dreidimensionale Meltblown-Vliesstoffe hergestellt werden,
indem die gebildeten Filamente zwischen zwei Saugtrommeln bzw. Doppeltrommeln abgelegt
werden, wie dies beispielsweise in der
DE 17 85 712 C3 und in der
US 4,375,446 beschrieben wird. Diese voluminösen Meltblown-Vliesstoffe können zum Beispiel als
Ölabsorber oder als akustische Dämpfungsmaterialien eingesetzt werden. Allerdings
weisen diese voluminösen Meltblown-Vliesstoffe den Nachteil auf, dass sie sehr duktil
sind und sich durch eine schlechte Relaxation auszeichnen, was nach Druckbelastung
zu einem Verlust an Volumen führt.
[0005] Aus der
US 4,118,531 sind Meltblown-Vliesstoffe bekannt, die zusätzlich zu den Meltblown-Filamenten darin
eingebrachte Stapelfasern aus Polyethylenterephthalat enthalten. Diese Vliesstoffe
zeichnen sich durch eine erhöhte Sprungelastizität aus, weswegen der Vliesstoff eine
bessere Relaxation aufweist. Allerdings sind diese Vliesstoffe aus zwei nicht miteinander
kompatiblen Polymeren aufgebaut, was ein Recycling ausschließt, was wiederum zu einem
großen Kostennachteil führt.
[0006] Ein wesentlicher Nachteil der bekannten Meltblown-Vliesstoffe und insbesondere der
bekannten voluminösen Meltblown-Vliesstoffe ist deren vergleichsweise geringe Steifigkeit
und deren daraus resultierende geringe Stauchhärte insbesondere bei größeren Belastungen.
Ferner sind diese Materialien in der Regel biegeschlaff, was bedeutet, dass sie sich
bereits unter Eigengewicht verformen, aber keine bestimmte Form behalten. Aus diesen
Gründen sind diese bekannten Meltblown-Vliesstoffe und insbesondere bekannten voluminösen
Meltblown-Vliesstoffe nur schwer dauerhaft in eine vorbestimmte Form zu überführen.
Eine Verformung führt in der Regel zusätzlich zu einer Komprimierung dieser Vliesstoffe.
[0007] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es daher, einen Meltblown-Vliesstoff und insbesondere
einen voluminösen Meltblown-Vliesstoff bereitzustellen, welcher eine erhöhte Steifigkeit
und insbesondere eine erhöhte Stauchhärte vor allem bei größeren Belastungen aufweist,
und welcher zudem leicht in eine vorbestimmte dauerhafte Form zu überführen ist.
[0008] Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe gelöst durch einen getemperten Meltblown-Vliesstoff,
der durch ein Verfahren erhältlich ist, bei dem zumindest ein Teil des Meltblown-Vliesstoffs
nachträglich bei einer Temperatur getempert wird, die zwischen der Glasübergangstemperatur
und 0,1 °C unterhalb der Schmelztemperatur der Filamente des Meltblown-Vliesstoffs
liegt.
[0009] Diese Lösung basiert auf der überraschenden Erkenntnis, dass ein nachträglich bei
einer zwischen der Glasübergangstemperatur und 0,1 °C unterhalb der Schmelztemperatur
der Filamente des Meltblown-Vliesstoffs liegenden Temperatur getemperter Meltblown-Vliesstoff
im Vergleich zu dem entsprechenden ungetemperten Meltblown-Vliesstoff eine signifikant
erhöhte Steifigkeit aufweist. Aufgrund dessen zeichnet sich der erfindungsgemäße Meltblown-Vliesstoff
zudem durch eine signifikant erhöhte Stauchhärte vor allem bei größeren Belastungen,
wie beispielsweise bei 40% oder 60% Kompression, aus. Des Weiteren lässt sich der
erfindungsgemäße Meltblown-Vliesstoff während des Temperns leicht zu einer gewünschten
Form formen. Ohne an eine Theorie gebunden sein zu wollen, wird vermutet, dass diese
Vorteile zumindest teilweise darauf zurückzuführen sind, dass bei dem erfindungsgemäß
nachträglich durchgeführten Tempern der Kristallisationsgrad der Vliesstofffilamente,
welche zuvor überwiegend amorph sind, signifikant erhöht wird. Dies wird deshalb vermutet,
weil die Erfinder festgestellt haben, dass sich die Schmelztemperatur der Filamente
des Meltblown-Vliesstoffs durch das Tempern in Abhängigkeit von den Bedingungen während
des Temperns um etwa 10 bis 20°C erhöhen kann. Die von den Erfindern durchgeführten
Experimente scheinen zu zeigen, dass durch die sehr hohen Abzugsgeschwindigkeiten
bei der Herstellung der Filamente auf sehr dünne Feinheiten der Filamente, es trotz
der heißen Blasluft zu einer rapiden Abkühlung der Polymerschmelze kommt, wodurch
die amorphe Molekülstruktur der Schmelze gewissermaßen "eingefroren" wird. Wie dargelegt,
wird durch das erfindungsgemäße Tempern der Kristallisationsgrad der amorphen Vliesstofffilamente
erhöht. Vorteilhafterweise wird durch das Tempern die Filamentfeinheit sowie die Vliesstruktur
nicht oder allenfalls unbeträchtlich verändert, so dass der Vliesstoff nach dem Tempern
seine anderen Eigenschaften, wie beispielsweise im Falle eines voluminösen Vliesstoffs,
seine dickenspezifischen akustischen Eigenschaften, wie akustischen Absorptionsgrad,
beibehält.
[0010] Unter einem Meltblown-Vliesstoff wird im Sinne der vorliegenden Erfindung ein mit
einem der bekannten Meltblown-Verfahren hergestellter Vliesstoff verstanden, unabhängig
davon, ob es ein flächiger 2-dimensionaler Vliesstoff oder ein voluminöser Vliesstoff
ist. Verfahren zur Herstellung solcher Meltblown-Vliesstoffe sind beispielsweise in
der
US 4,118,531, in der
US 4,375,446, in der
US 4,380,570 und in der
DE 17 85 712 C3 beschrieben.
[0011] Zudem wird im Sinne der vorliegenden Erfindung unter Tempern allgemein eine Wärmebehandlung
verstanden, also das Erhitzen des Meltblown-Vliesstoffs bei der vorgenannten Temperatur
für eine gewisse Zeitspanne.
[0012] Erfindungsgemäß wird zumindest ein Teil des Meltblown-Vliesstoffs nachträglich getempert,
und zwar bei einer Temperatur, die zwischen der Glasübergangstemperatur und 0,1 °C
unterhalb der Schmelztemperatur der Filamente des Meltblown-Vliesstoffs liegt. Dabei
bezieht sich sowohl die Glasübergangstemperatur als auch die Schmelztemperatur der
Filamente des Meltblown-Vliesstoffs auf die entsprechenden Temperaturen des zu diesem
Zeitpunkt vorliegenden Meltblown-Vliesstoffs. Wie vorstehend dargelegt, haben die
Erfinder festgestellt, dass sich die Schmelztemperatur der Filamente des Meltblown-Vliesstoffs
durch das Tempern in Abhängigkeit von den Bedingungen während des Temperns um etwa
10 bis 20°C erhöhen kann. Daher kann die Temperatur während des Temperns erhöht werden.
Wenn beispielsweise die Schmelztemperatur der Filamente des Meltblown-Vliesstoffs
vor Beginn des Temperns 152°C beträgt und sich die Schmelztemperatur der Filamente
des Meltblown-Vliesstoffs während Temperns beispielsweise auf 170°C erhöht, kann das
Tempern beispielsweise so durchgeführt werden, dass der Meltblown-Vliesstoff zunächst
bei einer Temperatur von 150°C getempert wird, nach einer gewissen Zeitspanne von
beispielswiese 10 Minuten die Temperatur auf 155°C (die 2°C unterhalb der Schmelztemperatur
liegt, welche die Filamente des Meltblown-Vliesstoffs zu diesem Zeitpunkt aufweisen)
erhöht wird, bevor nach einer weiteren Zeitspanne von beispielswiese erneut 10 Minuten
die Temperatur auf 165°C (die 2°C unterhalb der Schmelztemperatur liegt, welche die
Filamente des Meltblown-Vliesstoffs zu diesem Zeitpunkt aufweisen) erhöht wird.
[0013] Dabei wird der Meltblown-Vliesstoff abschnittsweise oder vollflächig getempert. Dabei
kann ein bestimmter Teilbereich des Meltblown-Vliesstoffs oder können mehrere Teilbereiche
des Meltblown-Vliesstoffs getempert werden, wohingegen der Rest des Meltblown-Vliesstoffs
ungetempert bleibt. Ebenso ist es möglich und gemäß der vorliegenden Erfindung auch
besonders bevorzugt, den gesamten Meltblown-Vliesstoff zu tempern.
[0014] Gute Ergebnisse sowohl im Hinblick auf die Formbarkeit als auch im Hinblick auf die
Erhöhung der Steifigkeit und insbesondere der Stauchhärte des getemperten Meltblown-Vliesstoffs
werden insbesondere erhalten, wenn der Meltblown-Vliesstoff bzw. der/die davon zu
tempernden Teilbereich(e) bei einer Temperatur getempert wird/werden, die zwischen
20°C unterhalb der Schmelztemperatur und 1 °C unterhalb der Schmelztemperatur der
Filamente des Meltblown-Vliesstoffs liegt. Besonders bevorzugt wird das Tempern bei
einer Temperatur durchgeführt, welche zwischen 15°C unterhalb der Schmelztemperatur
und 1°C unterhalb der Schmelztemperatur und ganz besonders bevorzugt zwischen 10°C
unterhalb der Schmelztemperatur und 2°C unterhalb der Schmelztemperatur, wie beispielsweise
bei etwa 5°C unterhalb der Schmelztemperatur (also beispielsweise zwischen 8°C unterhalb
der Schmelztemperatur und 2°C unterhalb der Schmelztemperatur) der Filamente des Meltblown-Vliesstoffs
liegt.
[0015] Die Dauer des Temperns hängt von der Temperatur ab, auf welche der Meltblown-Vliesstoff
während des Temperns erwärmt wird, wobei tendenziell eine tiefere Tempertemperatur
eine längere Temperzeitspanne erfordert. Grundsätzlich hat sich eine Temperzeitspanne
von 1 Minute bis 10 Tage und insbesondere von 2 Minuten bis 24 Stunden als geeignet
erwiesen. Bevorzugt beträgt die Zeitspanne des Temperns 2 Minuten bis 2 Stunden, besonders
bevorzugt 2 bis 60 Minuten und höchst bevorzugt 2 bis 10 Minuten.
[0016] Gute Ergebnisse werden insbesondere erzielt, wenn der Meltblown-Vliesstoff für 2
Minuten bis 2 Stunden bei einer Temperatur getempert wird, die zwischen 20°C unterhalb
der Schmelztemperatur und 1 °C unterhalb der Schmelztemperatur der Filamente des Meltblown-Vliesstoffs
liegt. Besonders bevorzugt wird das Tempern des Meltblown-Vliesstoffs für 2 bis 60
Minuten bei einer Temperatur durchgeführt, welche zwischen 15°C unterhalb der Schmelztemperatur
und 2°C unterhalb der Schmelztemperatur der Filamente des Meltblown-Vliesstoffs liegt,
und ganz besonders bevorzugt wird das Tempern des Meltblown-Vliesstoffs für 2 bis
10 Minuten bei einer Temperatur durchgeführt, welche etwa 5°C unterhalb der Schmelztemperatur,
also zwischen 8°C unterhalb der Schmelztemperatur und 2°C unterhalb der Schmelztemperatur
der Filamente des Meltblown-Vliesstoffs liegt.
[0017] Wie vorstehend dargelegt, kann sich der Schmelzpunkt des Meltblown-Vliesstoffs während
des Temperns durch die Zunahme des Kristallisationsgrades erhöhen. In diesem Fall
würde sich bei einer konstanten Tempertemperatur der Abstand zwischen der Tempertemperatur
und dem Schmelzpunkt des Meltblown-Vliesstoffs während des Temperns immer mehr erhöhen
und so die erforderliche Temperzeit vergleichsweise lang sein. Daher wird es gemäß
einer alternativen Ausführungsform der vorliegenden Erfindung vorgeschlagen, die Temperatur
während des Temperns zu erhöhen, um die Tempertemperatur immer knapp (beispielsweise
etwa 2°C oder 5°C) unterhalb des sich während des Temperns erhöhenden Schmelzpunktes
des Meltblown-Vliesstoffs zu halten. Wenn beispielsweise die Schmelztemperatur der
Filamente des Meltblown-Vliesstoffs vor Beginn des Temperns 152°C beträgt und sich
die Schmelztemperatur der Filamente des Meltblown-Vliesstoffs während Temperns beispielsweise
auf 170°C erhöht, kann das Tempern, wie vorstehend dargelegt, beispielsweise so durchgeführt
werden, dass der Meltblown-Vliesstoff zunächst bei einer Temperatur von 150°C getempert
wird, nach einer gewissen Zeitspanne von beispielswiese 10 Minuten die Temperatur
auf 155°C (die 2°C unterhalb der Schmelztemperatur liegt, welche die Filamente der
Meltblown-Vliesstoff zu diesem Zeitpunkt aufweisen) erhöht wird, bevor nach einer
weiteren Zeitspanne von beispielswiese erneut 10 Minuten die Temperatur auf 165°C
(die 2°C unterhalb der Schmelztemperatur liegt, welche die Filamente der Meltblown-Vliesstoff
zu diesem Zeitpunkt aufweisen) erhöht wird.
[0018] Grundsätzlich ist die vorliegende Erfindung hinsichtlich der Art, wie der Meltblown-Vliesstoff
getempert wird, nicht beschränkt. Als nicht nur einfach, sondern besonders wirksam
hat sich im Rahmen der Erfindung ein Tempern erwiesen, bei dem der Meltblown-Vliesstoff
mit heißer Luft und/oder mit überhitztem Wasserdampf beaufschlagt wird. Die heiße
Luft bzw. der überhitzte Wasserdampf weist bei dieser Ausführungsform eine Temperatur
auf, die der entspricht, auf die der Meltblown-Vliesstoff bei dem Tempern erwärmt
werden soll. Vorzugsweise wird der Meltblown-Vliesstoff bei dieser Ausführungsform
mit heißer Luft bzw. mit überhitztem Wasserdampf beaufschlagt, indem der Meltblown-Vliesstoff
mit der heißen Luft bzw. mit überhitztem Wasserdampf umströmt oder weiter bevorzugt
durchströmt wird.
[0019] Um dies zu realisieren, wird der Meltblown-Vliesstoff bevorzugt in einem Ofen getempert,
der wenigstens einen Blaskasten aufweist, der so angeordnet ist, dass die heiße Luft
bzw. der überhitzte Wasserdampf in den Meltblown-Vliesstoff eingeblasen werden kann.
Sofern nur ein oder mehrere Teilbereiche des Meltblown-Vliesstoff getempert werden
sollen, ist der Blaskasten so auszugestalten, dass die heiße Luft bzw. der überhitzte
Wasserdampf nur in den bzw. die zu tempernden Teilbereich(e) des Meltblown-Vliesstoffs
eingeblasen wird.
[0020] Insbesondere in dem Fall, dass der Meltblown-Vliesstoff voluminös ist, wird es in
Weiterbildung des Erfindungsgedankens vorgeschlagen, dass der Meltblown-Vliesstoff
in einem Ofen getempert wird, der wenigstens einen Saugkasten aufweist, der so angeordnet
ist, dass den Meltblown-Vliesstoff durchströmende Luft bzw. überhitzter Wasserdampf
abgesaugt werden kann, um ein sicheres Durchströmen zu gewährleisten. Durch ein beidseitiges
Absaugen wird gewährleistet, dass der Vliesstoff mit der heißen Luft bzw. dem überhitzten
Wasserdampf sicher durchströmt wird und der Vliesstoff zudem nicht kollabiert, sondern
sein Volumen beibehält.
[0021] Gemäß einer besonders bevorzugten Ausführungsform der vorliegenden Erfindung wird
der Meltblown-Vliesstoff in einem Ofen getempert, der wenigstens einen Blaskasten
und wenigstens einen Saugkasten aufweist, wobei der wenigstens eine Blaskasten so
angeordnet ist, dass die heiße Luft bzw. der überhitzt Wasserdampf in den Meltblown-Vliesstoff
eingeblasen werden kann, und, wobei der wenigstens eine Saugkasten so angeordnet ist,
dass die den Meltblown-Vliesstoff durchströmende Luft bzw. überhitzter Wasserdampf
abgesaugt werden kann. Besonders bevorzugt weist der Ofen bei dieser Ausführungsform
zwei Blaskästen und einen oder zwei Saugkästen auf, wobei der Saugkasten im Falle
eines Saugkastens stromabwärts des ersten oder zweiten Blaskastens angeordnet ist,
und, wobei die beiden Saugkästen im Falle von zwei Saugkästen stromabwärts des ersten
und des zweiten Blaskastens angeordnet sind.
[0022] Grundsätzlich ist die vorliegende Erfindung bezüglich des Flächengewichts des Meltblown-Vliesstoffs
nicht besonders limitiert. Vorzugsweise weist der Meltblown-Vliesstoff ein Flächengewicht
von 30 bis 600 g/m
2, besonders bevorzugt von 100 bis 400 g/m
2 und ganz besonders bevorzugt von 250 bis 350 g/m
2, wie etwa von 350 g/m
2, auf.
[0023] Wie vorstehend dargelegt, kann es sich bei dem erfindungsgemäßen Meltblown-Vliesstoff
insbesondere um einen voluminösen Meltblown-Vliesstoff handeln. Vorzugsweise ist der
Meltblown-Vliesstoff ein voluminöser Meltblown-Vliesstoff mit einer Dichte von 5 bis
50 kg/m
3, bevorzugt von 8 bis 25 kg/m
3 und besonders bevorzugt von 10 bis 20 kg/m
3.
[0024] Auch bezüglich der chemischen Natur der Filamente ist der erfindungsgemäße Meltblown-Vliesstoff
nicht besonders limitiert. Grundsätzlich können die Filamente des Meltblown-Vliesstoffs
aus jedem Polymer bestehen, welches einen zur Extrusion geeigneten Schmelzpunkt und
eine im Schmelzzustand für das Meltblown-Verfahren hinreichend niedrige Viskosität
aufweist, wie beispielsweise aus Polyolefinen, Polyamiden, Polyestern, Polyphenylensulfiden,
Polytetrafluorethylen oder einem Polyetheretherketon. Besonders geeignet haben sich
insbesondere Filamente erwiesen, welche aus einem aus der aus Polyethylenterephthalat,
Polybutylenterephthalat, Polypropylen und Polyethylen bestehenden Gruppe ausgewähltem
Polymer zusammengesetzt sind. Ganz besonders bevorzugt sind die Filamente des Meltblown-Vliesstoffs
gemäß der vorliegenden Erfindung aus isotaktischem Polypropylen zusammengesetzt, da
es sich herausgestellt hat, dass bei Filamenten aus isotaktischem Polypropylen der
Kristallisationsgrad während des Temperns besonderes gut erhöht wird.
[0025] Bei Werkstoffen, die kein besonders gutes Kristallisationsverhalten zeigen, kann
dieses durch die Zugabe von Kristallisationskeimen während des Extrusionsprozesses
erhöht werden.
[0026] In Weiterbildung des Erfindungsgedankens wird es vorgeschlagen, den Meltblown-Vliesstoff
in einem Formkörper zu tempern, um den Meltblown-Vliesstoff bei dem Tempern auch in
eine vorgegebene Form zu überführen. Dies kann beispielsweise dadurch erreicht werden,
dass der Formkörper, in welcher der Meltblown-Vliesstoff getempert wird, zumindest
teilweise als Sieb ausgebildet ist, so dass der Meltblown-Vliesstoff bei dem Tempern
mit heißer Luft bzw. mit überhitztem Wasserdampf durchströmt und/oder umströmt werden
kann.
[0027] In einer alternativen Ausführung wird vorgeschlagen, den Meltblown-Vliesstoff nach
dem Erwärmen, aber vor dem Abkühlen in einen Formkörper abzulegen und so in eine vorgegebene
Form zu überführen, um diesen umzuformen, wobei der Meltblown-Vliesstoff in der Form
gekühlt wird um den Temperprozess abzuschließen.
[0028] Auf diese Weise kann beispielsweise der Meltblown-Vliesstoff durch das Tempern als
Stanzteil in eine bestimmte Form, wie zum Beispiel in eine Halbkugel, geformt werden.
Der so getemperte und geformte Meltblown-Vliesstoff ist deutlich dimensionsstabiler
als das Ausgangsmaterial und behält seine Form weitestgehend bei. Der Meltblown-Vliesstoff
kann demnach nach dem Tempern Kräfte übernehmen, so dass bei nach Formung auf zusätzliche
versteifende Strukturelemente in dem Meltblown-Vliesstoff verzichtet werden kann.
[0029] Gemäß einer weiteren bevorzugten Ausführungsform der vorliegenden Erfindung ist es
vorgesehen, dass in dem Meltblown-Vliesstoff wenigstens ein in Dickenrichtung des
Meltblown-Vliesstoffs angeordneter Abstandshalter vorgesehen ist, der eine Länge aufweist,
die größer als die Dicke des Meltblown-Vliesstoffs ist. Dies ist beispielsweise vorteilhaft,
wenn der Meltblown-Vliesstoff als akustischer Absorber eingesetzt werden soll. Durch
das Formen des bzw. der Abstandshalter(s) in den steifen Meltblown-Vliesstoff wird
ein eigensteifes Formteil erhalten, bei dem aufgrund des bzw. der Abstandshalter(s)
- wenn es als akustischer Absorber vor eine reflektierende Ebene, wie zum Beispiel
die Blechwand eines Automobils, montiert ist - zwischen dem Absorber und der reflektierenden
Ebene ein nicht unwesentlicher Luftspalt ausgebildet wird, wobei das so geschaffene
zusätzliche Luftvolumen als integraler Bestandteil des Absorberaufbaus wirkt. Dadurch
kann mit einem deutlich verringerten Materialaufwand ein Formteil aus Meltblown-Vliesstoff
mit einer hervorragenden Absorberwirkung erreicht werden. Durch das zwischen Absorber
und Wand eingeschlossene Luftvolumen wird eine deutliche Verbesserung des tieffrequenten
Verhaltens des Aufbaues bewirkt, was sonst nur durch entsprechend dicke und somit
auch schwere und teure Materialien zu erzielen ist. In einer weiteren erfindungsgemäßen
Ausführungsform kann das oben beschriebene Luftvolumen zwischen Absorber und Wand
auch durch eine Struktur der Wand bei planem Absorber oder eine Struktur der Wand
und des Absorbers geschaffen werden, wobei die Eigensteifigkeit des Absorbers für
die dauerhafte Bildung des Luftvolumens erforderlich ist.
[0030] Wie dargelegt, kann der dem Tempern zu unterziehende Meltblown-Vliesstoff mit jedem
der bekannten Meltblown-Verfahren hergestellt werden, wie beispielsweise mit einem
in der
US 4,118,531, in der
US 4,375,446, in der
US 4,380,570 oder in der
DE 17 85 712 C3 beschriebenen Verfahren. Grundsätzlich wird bei einem Meltblown-Verfahren Vliesstoff
hergestellt, indem durch eine Düse extrudierte Polymerschmelze außenseitig mit strömender
Luft beaufschlagt und verstreckt wird, bevor die dadurch ausgebildeten Filamente auf
einem Träger abgelegt und abgekühlt werden. Im Falle der Ausbildung eines voluminösen
Meltblown-Vliesstoffs ist der Träger bevorzugt eine Doppel-Saugtrommel.
[0031] Wie dargelegt, wird durch das Tempern der Kristallisationsgrad des Meltblown-Vliesstoffs
erhöht. Vorzugsweise weisen die Filamente des getemperten Meltblown-Vliesstoffs zumindest
abschnittsweise und bevorzugt vollflächig einen Kristallisationsgrad von 20 bis 80%,
weiter bevorzugt von 30 bis 75%, besonders bevorzugt von 40 bis 75% und höchst bevorzugt
von 50 bis 70% auf. Bei nur abschnittsweiser Temperung des Meltblown-Vliesstoffs weisen
analog dazu bevorzugt die getemperten Bereiche des getemperten Meltblown-Vliesstoffs
einen Kristallisationsgrad von 20 bis 80%, weiter bevorzugt von 30 bis 75%, besonders
bevorzugt von 40 bis 75% und höchst bevorzugt von 50 bis 70% auf.
[0032] Ferner ist es bevorzugt, dass der Meltblown-Vliesstoff zumindest abschnittsweise
und bevorzugt vollflächig eine in Anlehnung an die DIN EN ISO 3386 gemessene Stauchhärte
(Druckspannung) bei 60% Kompression von mindestens 2 kPa, bevorzugt von mindestens
8 kPa, besonders bevorzugt von mindestens 12 kPa, ganz besonders bevorzugt von mindestens
20 kPa und höchst bevorzugt von mindestens 30 kPa aufweist. Als Stauchhärte bei 60%
Kompression ist abweichend von der oben genannten Norm die erforderliche Druckspannung
zu verstehen, unter der eine Materialprobe eine Dickenminderung um 60% der Ausgangsdicke
erfährt. Weiterhin ist die Vorlast zur Bestimmung der Ausgangsdicke des Materials
auf 0,014 kPa reduziert, um der sehr niedrigen Stauchhärte des ungetetemperten Materials
Rechnung zu tragen. Bei hiervon abweichenden Kompressionsgraden oder anderen Prüfbedingungen
können sich abweichende Druckspannungen mit nicht linearen Zusammenhängen zu den genannten
Werten ergeben.
[0033] Um die Temperzeit zu verkürzen, wird es in Weiterbildung des Erfindungsgedankens
vorgeschlagen, bei dem Tempern die Tempertemperatur kontinuierlich oder stufenweise
anzuheben, und zwar vorzugsweise auch über die Schmelztemperatur der ungetemperten
Filamente des Meltblown-Vliesstoffs hinaus, wobei die Tempertemperatur jedoch immer
mindestens 0,1 °C unterhalb der aktuellen (d.h. der zu diesem Zeitpunkt vorliegenden
Schmelztemperatur) der Filamente des Meltblown-Vliesstoffs beträgt.
[0034] Insgesamt ermöglicht es die vorliegende Erfindung, abschnittsweise oder vollflächig
den Kristallisationsgrad der Filamente von Meltblown-Vliesstoffen und so abschnittsweise
oder vollflächig die Steifigkeit von Meltblown-Vliesstoffen zu erhöhen. Insbesondere
kann die vorliegende Erfindung eingesetzt werden, um den Meltblown-Vliesstoff vollflächig
zu tempern und so den Kristallisationsgrad in dem Meltblown-Vliesstoff vollflächig
anzuheben. Dadurch können eigensteife, druckstabile zweidimensionale Bauteile hergestellt
werden. Alternativ dazu kann der geformte Meltblown-Vliesstoff auch nur teilflächig
getempert werden und so der Kristallisationsgrad in dem Meltblown-Vliesstoff nur teilflächig
angehoben werden, um so beispielsweise die Steifigkeit nur an bauteilspezifischen
Bereichen oder im durchlaufenden Raster des Bauteils zu erhöhen. Beispielsweise können
nur die Randbereiche des Bauteils aus dem Meltblown-Vliesstoff getempert werden, um
so die Randbereiche des Bauteils steifer zu machen, um beispielsweise die Stapelbarkeit
des Bauteils aus dem Meltblown-Vliesstoff zu erhöhen. Alternativ dazu kann durch das
Tempern aus dem Meltblown-Vliesstoff ein Bauteil geformt und in diesem vollflächig
der Kristallisationsgrad angehoben werden, um eigensteife dreidimensionale Bauteile
herzustellen. Andererseits ist es auch möglich, durch das Tempern den Meltblown-Vliesstoff
nur teilflächig zu verformen und nur in dieser Teilfläche den Kristallisationsgrad
anzuheben, um beispielsweise dadurch in dem Meltblown-Vliesstoff ein oder mehrere
Abstandshalter oder eine andere lokale Funktionsgeometrie auszubilden. Bei allen vorgenannten
Anwendungsmöglichkeiten können lokal verdichtete bzw. konsolidierte Bereiche die Funktionalität
erweitern, und zwar zum Beispiel zur Ausbildung von Anlageflächen an Befestigungspunkten.
[0035] Ein weiterer Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist ein getemperter Meltblown-Vliesstoff,
dessen Filamente zumindest abschnittsweise und bevorzugt vollflächig einen Kristallisationsgrad
von 20 bis 80%, bevorzugt von 30 bis 75%, besonders bevorzugt von 40 bis 75% und höchst
bevorzugt von 50 bis 70% aufweisen.
[0036] Ferner betrifft die vorliegende Erfindung einen Meltblown-Vliesstoff mit einer zumindest
abschnittsweise und bevorzugt vollflächig eine in Anlehnung an die DIN EN ISO 3386
gemessene Stauchhärte bei 60% Kompression von mindestens 2 kPa. Bevorzugt weist der
erfindungsgemäße Meltblown-Vliesstoff eine Stauchhärte bei 60% Kompression von mindestens
8 kPa, besonders bevorzugt von mindestens 12 kPa, ganz besonders bevorzugt von mindestens
20 kPa und höchst bevorzugt von mindestens 30 kPa auf.
[0037] Ein weiterer Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist ein Verfahren zum Herstellen
eines getemperten Meltblown-Vliesstoffs umfassend die folgenden Schritte:
- a) Herstellen eines Meltblown-Vliesstoffs vorzugsweise indem durch eine Düse extrudierte
Polymerschmelze außenseitig mit strömender Luft beaufschlagt und verstreckt wird,
bevor die dadurch ausgebildeten Filamente auf einem Träger, welcher bevorzugt eine
Doppel-Saugtrommel ist, abgelegt und abgekühlt werden, sowie
- b) Tempern zumindest wenigstens eines Abschnittes des in dem Schritt a) hergestellten
Meltblown-Vliesstoffs bei einer Temperatur, die zwischen der Glasübergangstemperatur
und 0,1 °C unterhalb der Schmelztemperatur der Filamente des Meltblown-Vliesstoffs
liegt.
[0038] Die vorstehend für den erfindungsgemäßen Meltblown-Vliesstoff als bevorzugt beschriebenen
Verfahrensschritte gelten auch für das erfindungsgemäße Verfahren.
[0039] Dementsprechend ist es besonders bevorzugt, dass der Meltblown-Vliesstoff in dem
Schritt b) für 2 Minuten bis 2 Stunden bei einer Temperatur getempert wird, die zwischen
20°C unterhalb der Schmelztemperatur und 1°C unterhalb der Schmelztemperatur der Filamente
des Meltblown-Vliesstoffs beträgt.
[0040] Nachfolgend wird die vorliegende Erfindung unter Bezugnahme auf diese erläuternde,
diese aber nicht einschränkenden Figuren beschrieben.
[0041] Dabei zeigen:
- Fig. 1
- schematisch einen Ofen zur Herstellung eines getemperten Meltblown-Vliesstoffs gemäß
einem Ausführungsbeispiel der vorliegenden Erfindung.
- Fig. 2
- schematisch eine Form zum gleichzeitigen Formen und Tempern eines Meltblown-Vliesstoffs
gemäß einem anderen Ausführungsbeispiel der vorliegenden Erfindung.
- Fig. 3
- die Ergebnisse der Messung der Schallabsorption des in dem Beispiel 1 hergestellten
getemperten Meltblown-Vliesstoffs gemäß der vorliegenden Erfindung (Kurve A) im Vergleich
zu dem in dem Vergleichsbeispiel hergestellten ungetemperten Meltblown-Vliesstoff
(Kurve B).
- Fig. 4
- die Ergebnisse der Messung des Absorptionskoeffizienten des in dem Beispiel 1 hergestellten
getemperten Meltblown-Vliesstoffs direkt an eine Karosseriewand angebracht (Kurve
A), in einem Abstand von 10 mm an eine Karosseriewand angebracht (Kurve B) und in
einem Abstand von 40 mm an eine Karosseriewand angebracht (Kurve C).
[0042] Die Fig. 1 zeigt schematisch einen Bandofen 10 zur Herstellung eines getemperten
Meltblown-Vliesstoffs gemäß einem Ausführungsbeispiel der vorliegenden Erfindung.
Der Offen 10 umfasst auf Rollen 12 geführte und angetriebene luftdurchlässige Bänder
14, 14', über welche der Meltblown-Vliesstoff 15 in und durch den Ofen 10 geführt
wird. In dem Ofen 10 sind ober- und unterhalb der beiden Bänder 14, 14', in der Förderrichtung
von rechts nach links gesehen in dieser Reihenfolge, ein erster Blaskasten 16, ein
Saugkasten 18 und ein zweiter Blaskasten 16' angeordnet. Während des Betriebs des
Ofens 10 wird der Meltblown-Vliesstoff 15 von rechts nach links auf dem unteren Band
14 durch den Ofen 10 geführt. Dabei wird bei dem Durchlaufen durch die Blaskästen
16, 16' heiße Luft in den Meltblown-Vliesstoff 15 und durch diesen hindurch geströmt,
um die Filamente des Meltblown-Vliesstoffs 15 auf die gewünschte Tempertemperatur
zu erhöhen. In dem Bereich des Saugkastens 18 wird den Meltblown-Vliesstoff 15 durchströmende
Luft abgesaugt, um zu gewährleisten, dass der Meltblown-Vliesstoff 15 mit der heißen
Luft sicher durchströmt wird und der Meltblown-Vliesstoff 15 zudem nicht kollabiert,
sondern sein Volumen beibehält.
[0043] In der Fig. 2 ist schematisch eine Form 20 zum gleichzeitigen Formen und Tempern
eines Meltblown-Vliesstoffs 15 gemäß einem anderen Ausführungsbeispiel der vorliegenden
Erfindung dargestellt. Der Meltblown-Vliesstoff 15 wird durch entsprechend geformte
Siebe 22, 22', aus der die Form 20 zusammengesetzt ist, von beiden Seiten in der gewünschten
Form gehalten und durch Um- oder Durchströmen heißer Luft zum Tempern auf die gewünschte
Temperatur erwärmt. Die dadurch hergestellte Vliesstoffmatte behält die eingeprägte
Form bei und ist dimensionsstabil.
[0044] Nachfolgend wird die vorliegende Erfindung anhand von diese erläuternde, diese aber
nicht einschränkende Beispielen beschrieben.
Beispiel 1
[0045] Aus Filamenten aus isotaktischem Polypropylen mit einer Filamentfeinheit von im Mittel
5 µm wurde ein Meltblown-Vliesstoff mit einem Flächengewicht von 300 g/m
2 und mit einer Dichte von 15 kg/m
3 hergestellt, indem das in der
US 4,375,446 beschriebene Meltblown-Verfahren durchgeführt wurde. Anschließend wurde dieser Meltblown-Vliesstoff
in einem Umluftofen für 10 Minuten bei 158°C getempert. Durch das Einlegen des kalten
Vliesstoffs und das Öffnen der Ofentür lag die Anfangstemperatur unter dem Schmelzpunkt
der Filamente des ungetemperten Vliesstoffs. Durch die unmittelbar einsetzende Kristallisation
mit einhergehender Erhöhung des Schmelzpunktes der Filament konnte für den Rest der
10 Minuten mit 158°C, also über der Schmelztemperatur der ungetemperten Filamente,
aber unterhalb der aktuell zu diesem Zeitpunkt vorliegenden Schmelztemperatur der
Filamente, weiter getempert werden und so die Temperdauer im Vergleich zu einem Tempern
bei niedrigerer Temperatur verkürzt werden.
[0046] Danach wurde gemäß der DIN EN ISO 3386 die Stauchhärte bei 40% Kompression und die
Stauchhärte bei 60% Kompression des getemperten Meltblown-Vliesstoffs gemessen. Die
Ergebnisse sind in der untenstehenden Tabelle 1 zusammengefasst und zeigen, dass das
erfindungsgemäße Tempern zu einer drastischen Zunahme der Stauchhärte führt.
[0047] Zudem wurde gemäß der DIN EN ISO 10534 der Schallabsorptionsgrad des getemperten
Meltblown-Vliesstoffs in Abhängigkeit von der dickennormierten Frequenz gemessen.
Die Ergebnisse sind in der Fig. 3 in Kurve A im Vergleich zu den Werten, die mit dem
in dem Vergleichsbeispiel hergestellten ungetemperten Meltblown-Vliesstoff erzielt
worden sind (Kurve B), dargestellt. Dabei ist die Einheit der Abszisse die Messfrequenz
x Absorberdicke / 15 mm. Der Vergleich der Ergebnisse zeigt, dass die erfindungsgemäße
Temperung keine negativen Auswirkungen auf die Schallabsorptionseigenschaften des
Vliesstoffs ausübt.
[0048] Ein Teil des getemperten Meltblown-Vliesstoffs wurde direkt an eine KfZ-Karosseriewand
angebracht, wohingegen ein weiterer Teil des getemperten Meltblown-Vliesstoffs mit
einem Abstand von 10 mm an eine KfZ-Karosseriewand angebracht wurde und ein weiterer
Teil des getemperten Meltblown-Vliesstoffs mit einem Abstand von 40 mm an eine KfZ-Karosseriewand
angebracht wurde. Danach wurde für die drei Aufbauten der Absorptionskoeffizient in
Abhängigkeit von der Frequenz bestimmt. Die Ergebnisse sind in der Fig. 4 gezeigt,
wobei die Kurve A die Werte für den direkt an die KfZ-Karosseriewand angebrachten
Meltblown-Vliesstoff zeigt, die Kurve B die Werte für den mit einem Abstand von 10
mm an die KfZ-Karosseriewand angebrachten Meltblown-Vliesstoff zeigt und die Kurve
C die Werte für den mit einem Abstand von 40 mm an die KfZ-Karosseriewand angebrachten
Meltblown-Vliesstoff zeigt. Ein Vergleich der erhaltenen Werte zeigt, dass durch das
zwischen Vliesstoff und Karosseriewand eingeschlossene Luftvolumen eine deutliche
Verbesserung insbesondere der tieffrequenten Absorptionseigenschaften des Aufbaues
erreicht wird, was sonst nur durch entsprechend dicke und somit auch schwere und teure
Materialien zu erzielen ist.
Beispiel 2
[0049] Es wurde ein getemperter Meltblown-Vliesstoff gemäß dem in dem Beispiel 1 beschriebenen
Verfahren hergestellt, ausgenommen, dass das Tempern bei 155°C für 10 Minuten durchgeführt
worden ist.
Beispiel 3
[0050] Es wurde ein getemperter Meltblown-Vliesstoff gemäß dem in dem Beispiel 1 beschriebenen
Verfahren hergestellt, ausgenommen, dass das Tempern bei 155°C für 25 Minuten durchgeführt
worden ist.
Vergleichsbeispiel
[0051] Es wurde ein ungetemperter Meltblown-Vliesstoff gemäß dem in dem Beispiel 1 beschriebenen
ersten Verfahrensschritt hergestellt, der im Unterschied zu dem in dem Beispiel 1
beschriebenen nicht getempert wurde.
Tabelle 1
Beispiel |
Tempertemperatur (°C) |
Temperdauer (Min.) |
Stauchhärtefaktor bei 60% Kompression |
Stauchhärtefaktor bei 60% Kompression |
1 |
158 |
10 |
18,5 |
14 |
2 |
155 |
10 |
9,5 |
7 |
3 |
155 |
25 |
12 |
9 |
Vergleichsbeispiel 1 |
- |
- |
1 |
1 |
Stauchhärtefaktor: Verhältnis der Stauchhärte des getemperten Vliesstoffs des Beispiels
geteilt durch die Stauchhärte des ungetemperten Vliesstoffs des Vergleichsbeispiels
[0052] Ein Vergleich der Ergebnisse zeigt, dass das erfindungsgemäße nachträgliche Tempern
des Meltblown-Vliesstoffs zu einer drastischen Zunahme der Stauchhärte des Meltblown-Vliesstoffs
führt.
Bezugszeichenliste
[0053]
- 10
- (Band)ofen
- 12
- Rollen
- 14, 14'
- Luftdurchlässiges Band
- 15
- Meltblown-Vliesstoff
- 16, 16'
- Blaskasten
- 18
- Saugkasten
- 20
- Form
- 22, 22'
- Sieb
1. Getemperter Meltblown-Vliesstoff erhältlich durch ein Verfahren, bei dem zumindest
ein Teil des Meltblown-Vliesstoffs (15) nachträglich bei einer Temperatur getempert
wird, die zwischen der Glasübergangstemperatur und 0,1°C unterhalb der aktuellen Schmelztemperatur
der Filamente des Meltblown-Vliesstoffs (15) beträgt.
2. Meltblown-Vliesstoff nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass
der Meltblown-Vliesstoff (15) bei einer Temperatur getempert wird, die zwischen 20°C
und 1°C unterhalb der aktuellen Schmelztemperatur der Filamente des Meltblown-Vliesstoffs
(15), bevorzugt zwischen 15°C und 1°C unterhalb der aktuellen Schmelztemperatur der
Filamente des Meltblown-Vliesstoffs (15) und besonders bevorzugt zwischen 10°C und
2°C unterhalb der aktuellen Schmelztemperatur der Filamente des Meltblown-Vliesstoffs
(15) beträgt.
3. Meltblown-Vliesstoff nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, dass
der Meltblown-Vliesstoff (15) für 1 Minute bis 10 Tage, bevorzugt für 2 Minuten bis
24 Stunden, besonders bevorzugt für 2 Minuten bis 2 Stunden, ganz besonders bevorzugt
für 2 bis 60 Minuten und höchst bevorzugt für 2 bis 10 Minuten bei der Temperatur
getempert wird.
4. Meltblown-Vliesstoff nach zumindest einem der vorstehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
der Meltblown-Vliesstoff (15) getempert wird, indem er mit heißer Luft und/oder mit
überhitztem Wasserdampf beaufschlagt wird.
5. Meltblown-Vliesstoff nach Anspruch 4,
dadurch gekennzeichnet, dass
der Meltblown-Vliesstoff (15) in einem Ofen (10) getempert wird, der wenigstens einen
Blaskasten (16, 16') und wenigstens einen Saugkasten (18), bevorzugt zwei Blaskästen
(16, 16') und einen oder zwei Saugkästen (18), aufweist, wobei der wenigstens eine
Blaskasten (16, 16') so angeordnet ist, dass die heiße Luft in den Meltblown-Vliesstoff
(15) eingeblasen werden kann, und, wobei der wenigstens eine Saugkasten (18) so angeordnet
ist, dass den Meltblown-Vliesstoff (15) durchströmende Luft abgesaugt werden kann.
6. Meltblown-Vliesstoff nach zumindest einem der vorstehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
der Meltblown-Vliesstoff (15) ein Flächengewicht von 30 bis 600 g/m2, bevorzugt von 100 bis 400 g/m2 und besonders bevorzugt von 250 bis 350 g/m2 aufweist.
7. Meltblown-Vliesstoff nach zumindest einem der vorstehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
der Meltblown-Vliesstoff (15) ein voluminöser Meltblown-Vliesstoff (15) mit einer
Dichte von 5 bis 50 kg/m3, bevorzugt von 8 bis 25 kg/m3 und besonders bevorzugt von 10 bis 20 kg/m3 ist.
8. Meltblown-Vliesstoff nach zumindest einem der vorstehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
der Meltblown-Vliesstoff (15) aus Filamenten zusammengesetzt ist, welche aus einem
aus der aus Polyethylenterephthalat, Polybutylenterephthalat, Polyphenylensulfid,
Polytetraflourethylen, Polyetheretherketon, Polypropylen und Polyethylen bestehenden
Gruppe ausgewähltem Polymer und bevorzugt aus isotaktischem Polypropylen zusammengesetzt
sind.
9. Meltblown-Vliesstoff nach zumindest einem der vorstehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
i) der Meltblown-Vliesstoff (15) in einer Form (20) getempert wird, um diesen bei
dem Tempern umzuformen, wobei die Form (20) vorzugsweise zumindest teilweise als Sieb
(22, 22') ausgebildet ist, so dass der Meltblown-Vliesstoff(15) bei dem Tempern mit
heißer Luft bzw. mit überhitztem Wasserdampf durchströmt und/oder umströmt werden
kann und/oder ii) der Meltblown-Vliesstoff (15) nach dem Erwärmen in eine Form (20)
überführt wird, um diesen umzuformen, wobei der Meltblown-Vliesstoff(15) in der Form
gekühlt wird, um den Temperprozess abzuschließen.
10. Meltblown-Vliesstoff nach zumindest einem der vorstehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
in dem Meltblown-Vliesstoff (15) wenigstens ein in Dickenrichtung des Meltblown-Vliesstoffs
(15) angeordneter Abstandshalter vorgesehen ist, der durch bleibende Ausformung eine
Länge aufweist, die größer als die Dicke des Meltblown-Vliesstoffs (15) ist.
11. Meltblown-Vliesstoff nach zumindest einem der vorstehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
der Meltblown-Vliesstoff (15), der nachträglich getempert wird, hergestellt worden
ist, indem durch eine Düse extrudierte Polymerschmelze außenseitig mit strömender
Luft beaufschlagt und verstreckt wird, bevor die dadurch ausgebildeten Filamente auf
einem Träger, welcher bevorzugt eine Doppel-Saugtrommel ist, abgelegt und abgekühlt
werden.
12. Meltblown-Vliesstoff nach zumindest einem der vorstehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Filamente des Meltblown-Vliesstoffs (15) einen Kristallisationsgrad von 20 bis
80%, bevorzugt von 30 bis 75%, besonders bevorzugt von 40 bis 75% und höchst bevorzugt
von 50 bis 70% aufweisen.
13. Meltblown-Vliesstoff nach zumindest einem der vorstehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
der Meltblown-Vliesstoff (15) eine gemäß DIN EN ISO 3386 gemessene Stauchhärte bei
60% Kompression von mindestens 2 kPa, bevorzugt von mindestens 8 kPa, besonders bevorzugt
von mindestens 12 kPa, ganz besonders bevorzugt von mindestens 20 kPa und höchst bevorzugt
von mindestens 30 kPa aufweist.
14. Meltblown-Vliesstoff nach zumindest einem der vorstehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
bei dem Tempern die Tempertemperatur kontinuierlich oder stufenweise angehoben wird,
und zwar vorzugsweise auch über die Schmelztemperatur der ungetemperten Filamente
des Meltblown-Vliesstoffs hinaus, wobei die Tempertemperatur jedoch immer mindestens
0,1 °C unterhalb der aktuellen zu diesem Zeitpunkt vorliegenden Schmelztemperatur
der Filamente des Meltblown-Vliesstoffs beträgt.
15. Verfahren zum Herstellen eines getemperten Meltblown-Vliesstoffs umfassend die folgenden
Schritte:
a) Herstellen eines Meltblown-Vliesstoffs (15) vorzugsweise indem durch eine Düse
extrudierte Polymerschmelze außenseitig mit strömender Luft beaufschlagt und verstreckt
wird, bevor die dadurch ausgebildeten Filamente auf einem Träger, welcher bevorzugt
eine Doppel-Saugtrommel ist, abgelegt und abgekühlt werden, sowie
b) Tempern zumindest wenigstens eines Abschnittes des in dem Schritt a) hergestellten
Meltblown-Vliesstoffs bei einer Temperatur, die zwischen der Glasübergangstemperatur
und 0,1 °C unterhalb der Schmelztemperatur der Filamente des Meltblown-Vliesstoffs
beträgt.