Technisches Gebiet
[0001] Die Erfindung betrifft einen hydraulischen Antrieb zum Beschleunigen und Abbremsen
von dynamisch zu bewegenden Bauteilen, insbesondere von Ventilen in Gaswechselsteuerungen
von Verbrennungsmotoren und anderen Kolbenmaschinen.
Stand der Technik
[0002] Variable Ventilsteuerungen an Verbrennungsmotoren sind als geeignete Mittel bekannt,
sowohl den Drehmomentverlauf über der Drehzahl zu verbessern, als auch den Gesamtwirkungsgrad
des Motors zu verbessern sowie die Schadstoffemissionen zu senken. Die Vielzahl von
Optimierungsmöglichkeiten ist in der Literatur beschrieben.
[0003] Heute ist eine grosse Vielzahl mechanischer, elektromechanischer, pneumatischer und
hydraulischer Baumöglichkeiten für teil- oder vollvariable Ventilsteuerungen bekannt,
die sich aber aufgrund ihres hohen Eigenenergieverbrauchs oder aufgrund hohen technischen
Aufwands und der damit verbundenen Herstellkosten zumeist nur punktuell durchsetzen
konnten. Des Weiteren besteht bei vielen solchen Systemen keine volle Variabilität;
z.B. können Öffnungszeitpunkt und Öffnungsdauer oder Öffnungsdauer und Öffnungshub
fest miteinander verkoppelt sein, was die Möglichkeiten zur Optimierung des Verbrennungsmotors
oder einer anderen Kolbenmaschine erheblich einschränken kann. Insbesondere hydraulische
Systeme können aufgrund ihrer hohen Energiedichte raumsparend gebaut werden (SAE-1996-0581)
und sind daher für variable Ventilsteuerungen an Verbrennungsmotoren besonders geeignet,
wenn es gelingt, sowohl einen geringen Eigenenergieverbrauch als auch einen niedrigen
Systemaufwand und eine hohe Zuverlässigkeit zu erzielen.
[0004] An einem Verbrennungsmotor können heute - je nach Aufgabenstellung - folgende Steuerungsaufgaben
an eine vollvariable Ventilsteuerung gestellt sein:
- Freies, nämlich unabhängiges Einstellen von Öffnungs- und Schliesszeitpunkten, d.h.
der sogenannten Steuerzeiten, von Einlass- und Auslassventilen, bei Bedarf auch zylinderselektiv.
Beispielsweise kann über die Öffnungsdauer der Einlassventile die Luft- oder Gemischmenge
gesteuert werden.
- Schnelles Öffnen und Schliessen der Ventile auch bei niedrigen Motordrehzahlen, also
geringe Drosselverluste beim Gaswechsel.
- Von der Öffnungsdauer unbeeinflusste Steuerung bzw. Variationsmöglichkeit des Öffnungshubes,
beim Einlassventil zum Beispiel zur gewollten Turbulenzerzeugung in der Frischgasmenge,
beim Auslassventil zum Beispiel zur Erhöhung der Motorbremswirkung sowie bei beiden
zum Beispiel zur Minimierung des Eigenenergie- bzw. Gesamtenergieverbrauchs.
- Unabhängiges und sicheres Schliessen zwecks Vermeidung von Verlusten und Vermeidung
von Schäden durch ungeplantes Durchströmen heisser Gase, aber auch zur Vermeidung
von Kollisionen der Gaswechselventile untereinander oder mit dem Kolben.
- Sichere Maximalhubbegrenzung zwecks Vermeidung von Kollisionen der Gaswechselventile
untereinander oder mit dem Kolben.
- Elektronische Ansteuerbarkeit mit hoher Robustheit und geringem Aufwand an Sensorik
und Aktorik.
- Sanftes Aufsetzen der Ventile beim Schliessvorgang.
- Abschalten einzelner Ventile oder Ventilgruppen, beispielsweise zwecks Drallerzeugung
oder Zylinderabschaltung.
[0005] Hydraulische Ventilantriebe, insbesondere für Gaswechselventile im Arbeitsraum eines
Verbrennungsmotors, sind an sich seit langer Zeit z.B. aus der Deutschen Offenlegungsschrift
1'940'177 A bekannt. Sie wurden als Ersatz zum nockenwellengesteuerten Öffnens eines
Gaswechselventils verwendet, während das Schliessen des Ventils weiterhin durch einen
Federmechanismus vorgesehen war. Die Rückstellung der Gaswechselventile mittels Federmitteln,
meistens in Form von Schraubendruckfedern, ist auch heute noch die bei weitem meistangewendete
Schliessmethode, da sie sicheres Schliessen gewährleistet.
[0006] Das Ziel dieser Systeme war die Optimierung der Steuerzeiten des Gaswechselventils
und ein steileres/schnelleres Öffnen und Schliessen der Ventile, wobei eine Optimierung
des Eigenenergieverbrauchs zumeist noch nicht explizit vorgesehen war. Eine Hubverstellung
war in DE 1'940'177 A nicht vorgesehen, jedoch wurde daran gedacht, hartes Anschlagen
an der mechanischen Hubbegrenzung sowie im Aufsetzpunkt beim Ventilsitz des Gaswechselventils
durch Verdrängen des Mediums durch einen Drosselquerschnitt abzudämpfen.
[0007] Zur Optimierung des Eigenenergieverbrauchs von hydraulischen Ventilantrieben wurden
verschiedene "symmetrische Pendelsysteme" vorgeschlagen, bei denen Federmittel zur
Energiespeicherung eingesetzt werden.
DE 38 36 725 A zeigt eine Lösung mit mechanischen Spiral-Druckfedern.
Typischerweise führt bei solchen Systemen eine symmetrisch zwischen zwei Federn eingespannte
Ventilmasse eine Schwingbewegung um eine Mittellage aus. In den End- (Halte-)Positionen
ist die Energie in Form von Federenergie gespeichert. Diese wird bei der Erzeugung
der Bewegung in kinetische Energie umgewandelt, um in der anderen Endposition wiederum
in Form von Federenergie zwischengespeichert zu werden.
In den Endpositionen muss jeweils ein Festhalten bzw. Einfangen des bewegten Bauteils
stattfinden. Solche symmetrischen Pendelsysteme werden u.a. dadurch aufwendig, dass
das anzutreibende Gaswechselventil vor dem Start in eine der jeweiligen Endlagen gebracht
werden muss. Ausserdem treten im Motorbetrieb durch die Gasdrücke insbesondere bei
Auslassventilen zum Teil hohe einseitig wirkende Kräfte auf, welche nach unsymmetrischen
Antriebskräften verlangen. Reibungsbedingte Energieverluste müssen durch die Fangeinrichtungen
wieder ergänzt werden.
[0008] In der
WO 93/01399 A1 wird aufgezeigt, dass auch an Systemen mit einfacher, einseitig wirkender Federrückstellung
wie in der DE 1'940'177 A, eine Minimierung des Eigenenergieverbrauchs möglich ist.
Dabei wird die kinetische Bewegungsenergie, die aus dem hydraulischen Antrieb resultiert,
in Kompressionsarbeit des einseitigen, rückstellenden Federspeichers zwischengespeichert,
bevor sie für die Schliessbewegung wieder genutzt wird.
Man kann dieses Prinzip daher auch als «asymmetrisches Pendelsystem» bezeichnen. Nachteilig
beim Vorschlag der
WO 93/01399 A1 ist beispielsweise, dass jeweils eine der Stellbewegungen des steuernden Hydraulikventils
mitten in der Bewegungsphase erfolgt, nämlich während sich der Antriebskolben des
Gaswechselventils mit hoher Geschwindigkeit bewegt und ein hoher Volumenstrom durch
das Hydraulikventil strömt. Damit in dieser Situation keine hohen Drosselverluste
entstehen, muss das steuernde Ventil sehr schnell sein. Ebenso muss es beispielsweise
im Öffnungsendpunkt der Gaswechselventilbewegung präzise und zuverlässig schalten,
damit die Bewegungsenergie in vollem Masse eingefangen und in der Feder behalten werden
kann. Diese Anforderungen bedingen also sehr aufwendige, hochschnelle Steuerventile
und eine aufwendige Steuerelektronik.
[0009] Ein weiteres solches asymmetrisches Pendelsystem ist in SAE 2007-24-008 beschrieben.
Über die Höhe des hydraulischen Betriebsdrucks kann der Öffnungshub unabhängig von
der Ansteuerdauer verstellt werden. Im Gegensatz zu
WO93/01399 A1 verzichtet das System auf hochschnelle Schaltvorgänge des hydraulischen Steuerventils
mitten in der Bewegungsphase. Die Stellbewegung des Steuerventils insgesamt muss jedoch
ebenfalls präzise mit der Bewegung des Gaswechselventils koordiniert sein. Der Strömungspfad
für das Öffnen muss punktgenau schliessen, wenn das Gaswechselventil seine kinetische
Energie an die Rückstellfeder abgegeben hat. Schliesst der Steuerventilquerschnitt
zu früh, wird die Bewegung des Gaswechselventils verlustbehaftet abgebremst, schliesst
es zu spät, wird das Gaswechselventil bereits wieder durch die Feder zurückgedrückt,
wird nicht in der gewünschten Position gehalten, und wird dann in der Rückbewegung
wiederum unter Verlusten abgebremst. Für diese hochpräzise, zeitgenaue Bewegungssteuerung
des hydraulischen Steuerventils wird einem Hauptschieber ein genau definierter Volumenstrom
eines Pilotventils beaufschlagt. Beispielsweise wird das Pilotventil von einem gesonderten
Konstantdrucksystem gespiesen, um den definierten Volumenstrom zur Steuerung des Hauptventils
bereitzustellen. Abweichungen des Pilotvolumenstroms durch Verschleiss oder Verstopfen
der Pilotventilöffnungen haben jedoch Auswirkung auf die Geschwindigkeit des Hauptventils
und damit auf die Qualität der zeitlichen Koordination mit der Antriebskolben- bzw.
der Gasventilbewegung.
[0010] US 4 009 695 A zeigt unter anderem den Aufbau eines hydraulischen Ventilantriebs mittels Drehschieber-Steuerventilen.
Die Schieberwellen laufen kontinuierlich mit Nockenwellendrehzahl (halbe Motordrehzahl)
in Drehschieberhülsen; dabei werden im Ausführungsbeispiel die Phasenwinkel mit einfachen,
vergleichsweise langsamen Schneckenantrieben in der Winkelphase verstellt, während
die schnellen Vorgänge mittels der drehenden Schieberwelle automatisch getaktet werden.
Der Motor lässt sich dadurch in stationären Betriebspunkten vollständig auch ohne
Steuerungseingriffe betreiben; Verstellungen sind nur beim Wechseln eines Betriebspunkts
angezeigt. Solche einfachen Verstellmechanismen können prinzipiell sogar ohne Steuerelektronik
ausgeführt werden. Leider ermöglicht
US 4 009 695 A keine Steuerung des Gaswechselventilhubs und lässt keine Möglichkeit der Rückgewinnung
hydraulisch eingespeister Energie erkennen.
Darstellung der Erfindung
[0011] Aufgabe der Erfindung ist es somit, einen hydraulischen Antrieb zum Beschleunigen
und Abbremsen von dynamisch zu bewegenden Bauteilen zur Verfügung zu stellen, bei
dem die oben erwähnten Nachteile des Standes der Technik nicht in Kauf genommen werden
müssen. Die Erfindung löst diese Aufgabe mittels eines hydraulischen Antriebs gemäss
Anspruch 1. Es ist klar, dass die vorliegende Erfindung insbesondere für in Gaswechselsteuerungen
von Verbrennungsmotoren und anderen Kolbenmaschinen anwendbar ist. Es ergibt sich
aber aus den verwendeten Elementen, dass der erfindungsgemässe Antrieb ganz allgemein
vorteilhaft ist, also auch bei anderen Anwendungen, bei denen hochdynamisch Massen
bewegt werden müssen.
[0012] Die hier vorgestellte Erfindung arbeitet - wie die anderen vorgenannten «asymmetrischen
Pendelsysteme» - ebenfalls mit einfachem, einseitigen rückstellenden Energiespeicher
bzw. Federmittel und mit den beschriebenen Energieumwandlungen. Dabei ist die Steuerung
so vorteilhaft ausgebildet, dass Streuungen in Schnelligkeit, Präzision und Gleichmässigkeit
der Steuerventile kaum Einfluss auf die hydraulischen Verluste des Antriebs nehmen,
so dass dieser im Gegenzug aus einfachen und robusten Elementen aufgebaut werden kann.
Daher wird ein echtes vollvariables hydraulisches Antriebsystem für Gaswechselventile
oder andere hochdynamisch zu bewegende Massen dargestellt, welches den Eigenenergieverbrauch
minimal hält und dennoch einfach und zuverlässig aufgebaut ist.
[0013] Die Erfindung eignet sich auch gut für eine Ansteuerung mit Drehschieberventilen
ähnlich
US 4 009 695 A. Die volle Variabilität der Öffnungs- und Schliesszeitpunkte der Gaswechselventile
bleibt dabei erhalten, eine Hubsteuerung ist via Druckniveau möglich und der Eigenenergieverbrauch
wird aufgrund EnergieRückgewinnung minimiert.
[0014] Die vorteilhaften Ausführungen der vorliegenden Erfindung sind teilweise vorstehend
schon benannt, teilweise auch in den abhängigen Patentansprüchen definiert.
[0015] Die vorbenannten sowie die beanspruchten und in den nachfolgenden Ausführungsbeispielen
beschriebenen, erfindungsgemäss zu verwendenden Elemente unterliegen in ihrer Grösse,
Formgestaltung, Materialverwendung und ihrer technischen Konzeption keinen besonderen
Ausnahmebedingungen, so dass die in dem jeweiligen Anwendungsgebiet bekannten Auswahlkriterien
uneingeschränkt Anwendung finden können.
Kurze Beschreibung der Zeichnungen
[0016] Weitere Einzelheiten, Vorteile und Merkmale des Gegenstandes der vorliegenden Erfindung
ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung der dazu gehörenden Zeichnungen, in
denen - beispielhaft - erfindungsgemässe Vorrichtungen erläutert werden. In den Zeichnungen
zeigt:
- Fig. 1
- eine Ventilanordnung zu einem ersten Ausführungsbeispiel der vorliegenden Erfindung
mit zwei 2/2-Wegeventilen, zwei Hochdruckniveaus und einem dritten 2/2-Wegeventil
mit einer aktiv geschalteten Bremsdrossel;
- Fig. 2
- eine Ventilanordnung zu einem zweiten Ausführungsbeispiel der vorliegenden Erfindung
mit einem Hochdruckniveau, einem 3/2-Wegeventil und einer automatischen hydraulisch
zeitgesteuerten Bremsdrossel;
- Fig. 3
- eine Ventilanordnung zu einem dritten Ausführungsbeispiel der vorliegenden Erfindung
mit einem 4/2-Wegeventil, zwei Hochdruckniveaus und einer automatischen druckgesteuerten
Bremsdrossel;
- Fig. 4
- Schematische zeitliche Darstellung der Gaswechselventil-Bewegungsphasen und der Öffnungsverläufe
der hydraulischen Steuerventile.
- Fig. 5
- eine Variante zum Ausführungsbeispiel 1 in ausschnitthafter Darstellung
- Fig. 6
- eine weitere Variante zum Ausführungsbeispiel 1 in ausschnitthafter Darstellung
Wege zur Ausführung der Erfindung
[0017] In einem ersten Ausführungsbeispiel der vorliegenden Erfindung wird - wie in Fig.
1 dargestellt - ein Gaswechselventil 20 für einen Motor sowohl zum Öffnen als auch
zum Schliessen mittels eines hydraulischen Antriebs 10 mit einem Arbeitszylinder 22
und einem Antriebskolben 23 sowie einer gegen die Kraftbewegung des Antriebskolbens
wirkenden Feder 25 betrieben.
Der hydraulische Antrieb 10 kann zur Vereinfachung des Verständnisses in einen Kernteil
11 und in einen Versorgungsteil 90 aufgeteilt werden. Im Versorgungsteil erfolgt die
Druckbereitstellung für die vorgeschlagenen Druckreservoire, in an sich bekannter
Weise vorzugsweise mit regelbaren Pumpen 91, 92, welche den Förderstrom dem Volumenstrom
und Druckbedarf anpassen lassen. Die Regelung erfolgt in diesem Beispiel über Drucksensoren
96 und eine Steuerelektronik 97. Die Regelelektronik übernimmt auch das Ansteuern
der aktiv elektrisch schaltenden Ventile 46, 56 und 66. Diese Ventile sind in diesem
Ausführungsbeispiel als direktgesteuerte, magnetbetätigte 2/2-Wegeventile ausgeführt,
wobei die elektrischen Anschlussleitungen zwecks besserer Übersicht nicht dargestellt
sind. Die Versorgungseinheit enthält auch ein Druckbegrenzungsventil 99, welches das
System gegenüber Drucküberschreitung absichert und gleichzeitig, wie weiter unten
ausgeführt wird, dafür sorgt, dass der Gaswechselhub keinen kritischen Wert erreicht.
Im Ausführungsbeispiel wurde ein leicht angehobener Basisdruck p
0 gewählt, aus welchem Grund eine kleine Pumpe 95 aus einem Sammeltank 98 die über
eine Leck-Sammelleitung 94 aus dem Federraum 93 zugeführten Leckmengen des Druckmediums
30 wieder in das an sich geschlossene System zurückführt. Eine Ausführung des Basisdruckreservoirs
als normaler, umgebungsbelüfteter Tank ist grundsätzlich auch möglich, jedoch hat
der leicht angehobene Druck verschiedene Vorteile. Beispielsweise wird keine Andrückfeder
benötigt, um den Arbeitskolben in Kontakt mit dem Gaswechselventil 20 zu bringen.
So hat man einen inhärenten Ventilspielausgleich.
[0018] Die Phasen des Bewegungsablaufs und die zugehörigen Ventilöffnungen sind in Fig.
4 dargestellt.
Im Ruhezustand - Phase 0, Gaswechselventil geschlossen - ist das sogenannte dritte
Ventil 66 geöffnet und der Arbeitszylinder 22, in welchem der Antriebskolben 23 mit
Druckwirkfläche 24 des Flächeninhalts A beweglich angeordnet ist, ist mit dem Basisdruckreservoir
40 auf dem Druckniveau p
0 verbunden. Die Vorspannkraft F
Fv der Feder 25 im Ruhezustand (Antriebs bzw. Gaswechselventilhub h=0) ist so bemessen,
dass das Gaswechselventil gegenüber der öffnenden Kraft aus dem Produkt p
0 x A, aber auch gegenüber anderen öffnenden Kräften, beispielsweise am Teller 21 des
Gaswechselventils 20 angreifend durch Unterdruck im Motorzylinder 15 oder Überdruck
im Gaswechselkanal 16, sicher in der geschlossenen Ruhestellung verbleibt bzw. sich
zuverlässig dorthin zurückbewegen kann, selbst bei zu erwartenden Reibkräften, wie
beispielsweise von Ventilschaftdichtung 17 oder Ventilführung 19.
Es sei hier bemerkt, dass die genannten angreifenden Kräfte je nach Betriebspunkt
und Einsatz (Art des Verbrennungsmotors bzw. der Kolbenmaschine, Einlass- oder Auslassventil)
variieren und auch ihre Richtung wechseln können. Eine kurze Zeit vor dem geplanten
Öffnen des Gaswechselventils wird das entlastende Ventil 66 geschlossen.
Zum Öffnen des Gaswechselventils 20 (Phase I) wird die hydraulische Druckkraft hier
aus einem ersten Druckreservoir mit dem Druck p
1, über ein erstes 2/2-Wegeventil 46 und ein erstes Rückschlagventil 47 dem Antriebskolben
23 bzw. seiner Druckwirkfläche 24 des Flächeninhalts A beaufschlagt. Das Gaswechselventil
20 beginnt sich zu öffnen, sobald die hydraulische Druckkraft p
1 x A die Vorspannfederkraft F
Fv der Feder 25 übersteigt.
Es ist klar, dass die tatsächliche Kraft, bei der Öffnen stattfindet, entsprechend
der genannten, zusätzlich angreifenden Kräfte variieren kann. Bei kleinem Anteil werden
die Zusatzkräfte in den folgenden Formeln vernachlässigt oder anstelle von F
Fv kann eine entsprechende Ersatzkraft eingesetzt werden. Ebenfalls wird sich in der
konkreten Ausführung aufgrund von Strömungsverlusten und Wellenvorgängen im Arbeitszylinder
ein effektiver Druck einstellen, der nicht exakt dem Druck p
1 entspricht. Auch dies kann durch Korrekturwerte berücksichtigt werden. Im Ausführungsbeispiel
ist die als Energiespeicher verwendete Feder 25 mit einer hohen Federkonstante c ausgelegt,
so dass eine schnelle Bewegung der Masse erreicht wird. Die Zeit für volles Öffnen
entspricht in etwa der halben Periodendauer T
1/2 einer Schwingung des Masse-Feder-Schwingers, gebildet aus der wirksamen Masse m,
nämlich die Masse aus Gaswechselventil 20, Federteller, Antriebskolben 22, ggf. Ventilbrücke,
Massenanteil der Feder 25 und von mitschwingendem Druckmedium 30, und der Feder 25
mit Federkonstante c: d.h.:

Die hohe Federkonstante c bewirkt, dass die Federkraft F
F mit zunehmendem Öffnungshub h markant ansteigt. Sobald die hydraulische Kraft p
1xA auf den Antriebskolben 23 durch die Federkraft (und etwaige Zusatzkräfte) ausgeglichen
ist (statischer Gleichgewichtspunkt), ist die Bewegung - statisch betrachtet - beendet,
wobei das System aus bekannten physikalischen Gründen - in der bewegten Masse m gespeicherte
kinetische Energie - zu einem Überschwingen tendiert, welches das Zweifache des statischen
Hubes erreichen kann.
Für den statischen Hub h
stat gilt:

Dynamisch kann der zweifache statische Hub erreicht werden:

bzw.

erreicht werden.
[0019] Aus der Formel ist leicht ersichtlich, dass ein gewünschter Hub h
max über die Höhe des Drucks p
1 auch über die Grösse der Kraft F
Fv gesteuert werden kann. So ist sogar auf zweierlei Art eine Hubsteuerung möglich.
[0020] Damit beispielsweise Kollisionen des Gaswechselventils mit dem Kolben oder mit anderen
Ventilen vermieden werden, kann der maximal gewünschte Hub über den maximalen Druck
p
1 in bekannter und zuverlässiger Weise mittels eines Druckbegrenzungsventils sicher
gestellt werden, im Ausführungsbeispiel vorgesehen mit dem Druckbegrenzungsventil
99.
[0021] Mit der Verwendung einer Feder 25 mit progressiver Federcharakteristik kann die Hubsteuerung
im kleinen Hubbereich verfeinert werden, während die Absicherung gegen zu grossen
Hub entsprechend robust wird.
Der Fachmann erkennt zudem, dass sich eine solche progressive Feder sehr gut auch
als pneumatische Feder darstellen lässt. Ebenso erkennt er, dass auch das Einstellen
der Vorspannkraft F
Fv bei einer pneumatischen Feder durch Einstellen ihres pneumatischen Vorspanndrucks
in besonders einfacher Weise möglich ist. der pneumatische Vorspanndruck entsprechend
eingestellt wird. Es ist klar, dass die Gleichungen 1 bis 4 geeignete Anpassungen
erfahren müssen, wenn anstelle einer linearen Feder mit fester Federkonstante c eine
progressive Feder eingesetzt wird.
[0022] Durch das erste Rückschlagventil 47, welches ein Zurückströmen von Druckmedium in
Richtung Druckreservoir verhindert, bleibt das Gaswechselventil 20 nunmehr in seiner
offenen Stellung stehen, auch wenn das 2/2-Wegeventil noch nicht geschlossen hat.
Hiermit beginnt die Haltephase (Phase II) des Gaswechselventils. Lediglich eine minimale
Rückwärtsbewegung (Schliessbewegung) des Gaswechselventils aufgrund des Einfederns
des Druckmediums selbst - verursacht im Wesentlichen durch dessen wenn auch geringe
Kompressibilität - wird zu beobachten sein. Damit kann der Gaswechsel des Motors nun
mit dem gewünschten Hub weiter ablaufen.
Vorsorglich sei bemerkt, dass sich auf dem Strömungspfad zwischen Arbeitszylinder
22 und Rückschlagventil jegliche anderweitigen Strömungsverzweigungen oder Leckwege
verbieten bzw. geschlossen sein müssen, da diese die Haltefunktion beeinträchtigen
würden. Da das Rückschlagventil die Sperrfunktion übernommen hat, kann das 2/2-Wegeventil
46 nun in einem vergleichsweise weiten Zeitbereich geschlossen werden, ohne dass es
auf den genauen Schliesszeitpunkt ankäme. Fig. 4 zeigt für die Ventilöffnung 49 drei
beispielhafte Querschnittsverläufe der Ventilöffnung 49: A
1a, A
1b und A
1c, die alle im Ausführungsbeispiel möglich sind. Das Öffnen des Strömungsquerschnittes
des Schaltventils 46 muss nur etwa so schnell erfolgen, wie die Bewegung des Gaswechselventils
abläuft. Es wird also kein aufwendiges und teures Ventilprinzip benötigt. Darüber
hinaus sorgt das Rückschlagventil 47 selbsttätig dafür, dass die kinetische Energie
der bewegten Masse nahezu vollständig in Federenergie umgewandelt wird und auch in
der Feder 25 zwischengespeichert bleibt - was beides mit einem aktiven Steuerungseingriff
von Ventil 46 nur bei grossem Aufwand erreichbar wäre.
Es sei bemerkt, dass sich in dieser Phase im Arbeitszylinder 22 ein Druck einstellt,
welcher - als Folge des Überschwingens und der gespeicherten Federenergie - in der
Regel höher ist als der Druck p
1
[0023] Aus Fig. 1 wird auch der Schliessvorgang des Gaswechselventils 20, Phase 3, mittels
eines weiteren Teils des hydraulischen Antriebs ersichtlich. Hierzu wird das zweite
2/2-Wegeventil 56 geöffnet. Der Fachmann sollte darauf hingewiesen werden, dass dieses
zweite 2/2-Wegeventil bislang (in Phase I und II) geschlossen war (Fig. 4, Verlauf
A
2). Ventil 56 ist mit einem zweiten Druckreservoir 42 mit einem Druck p
2 verbunden, der in der Regel niedriger ist als der Druck p
1, jedoch höher als p
0. Es findet ein hydraulischer Fluss in das Druckreservoir 42 statt, während der Antriebskolben
23 die Schliessbewegung vollzieht (Fig. 4, Hubdiagramm, Phase III). Wenn nun der Druck
im Arbeitszylinder 22 unter den Druck p
2 fällt, wird der hydraulische Rückfluss beendet, und zwar durch das zweite Rückschlagventil
57, welches selbstverständlich in der anderen Richtung wie das erste Rückschlagventil
angeordnet ist und einen Rückfluss aus dem Druckreservoir 42 in den Arbeitszylinder
verhindert. Es bewirkt dadurch - in ähnlicher Weise wie das Rückschlagventil 47 beim
Öffnen des Gaswechselventils - dass das Gaswechselventil in der erreichten Position
stehenbleibt, und dass das 2/2-Wegeventil erst später und zu einem beliebigen Zeitpunkt
vor dem nächsten Gaswechselventil-Öffnungszyklus geschlossen sein muss (Fig. 4, A
2a, A
2b). Vor allem wird durch diesen Automatismus ein Maximum an Energie rekuperiert.
[0024] Durch die fehlende Notwendigkeit eines präzisen Schliessens kann auch das Ventil
56 einfach gebaut sein und der Aufwand der elektronischen Ansteuerung reduziert sich
erheblich. Auch darf das Steuerventil 56 wiederum vergleichsweise langsam schalten,
wodurch in vielen Fällen auf aufwendige Konstruktion unter Verwendung von z.B. wirbelstromhemmenden
Magnet-Sondermaterialien verzichtet werden kann.
Schliesslich sei erwähnt, dass das späte Schliessen der Nutzung der Drehschiebertechnik
sehr entgegenkommt, da ein unterschiedlich langes Offenbleiben des Querschnitts nicht
störend ist.
[0025] Grundsätzlich wäre es möglich, das Druckniveau p
2 so zu bemessen, dass das Gaswechselventil exakt zu diesem Arbeitspunkt geschlossen
ist, das heisst auf seinem Sitz quasi mit einer Geschwindigkeit nahe Null aufgesetzt
hat. Dies ist jedoch nicht ganz einfach und besonders im Falle eines Auslassventils
eines Verbrennungsmotors ist dieser Arbeitspunkt auch nicht für alle Betriebszustände
gleich. Aus diesem Grund ist in dem in Fig. 1 dargestellten Ausführungsbeispiel der
Druck p
2 so ausgelegt, dass der Vorgang des Rückflusses durch das zweite 2/2 Wegeventil 56
in Druckreservoir 42 in einem bestimmten Abstand vor dem Aufsetzpunkt des Gaswechselventils
20 beendet ist (Fig. 4, Übergang Phase III-IV).
[0026] Das Aufsetzen des Gaswechselventils 20 - also das Schliessen vom «Anhaltepunkt» aus
bis auf den Ventilsitz (Phase V) - wird in dem in Fig. 1 dargestellten Ausführungsbeispiel
dadurch ermöglicht, dass ein drittes 2/2-Wegeventil 66 einen Strömungsweg vom Arbeitszylinder
22 zum Basisdruckreservoir mittels einer Verbindungsleitung 68 hin öffnet. In Reihe
zu diesem befindet sich eine Bremsdrossel 67, mittels welcher die Geschwindigkeit
des Aufsetzvorgangs gesteuert werden kann. Die Kraft für das sichere Schliessen und
Aufsetzen des Gaswechselventils wird aus der restlichen Energie der Feder 25 gewonnen,
die so ausgelegt ist, dass die Schliesskraft im Aufsetzpunkt, welche gleich der Federvorspannkraft
F
Fv ist, grösser ist, als das Produkt des Drucks p
0 x A und anderer öffnender Kräfte, wie weiter oben schon beschrieben.
[0027] Der Schaltzeitpunkt des dritten 2/2-Wegeventils 66 (Fig. 4, A
V3, Beginn Phase V) bestimmt die Verweildauer in der Haltephase in der Nähe des Ventilsitzes
(Phase IV). Oft ist bei Verbrennungsmotoren und anderen Kolbenmaschinen hier kein
Verweilen gewünscht; der Schliessvorgang eines Gaswechselventils soll zügig vollzogen
werden. Da das System ein Schwingungssystem darstellt, entspricht die Zeitdauer der
Phase III (Beginn der Schliessbewegung des Gaswechselventils bis zum Anhaltepunkt)
näherungsweise der halben Periodendauer T
1/2 des Feder-Masse-Schwingers nach Gleichung 1.
Die elektronische Steuerung kann nun so programmiert werden, dass der Öffnungsbeginn
von 2/2-Wegeventil 66 um T
1/2 später als der Öffnungsbeginn des 2/2 Wegeventils 56 erfolgt. Dabei wird der Fachmann
in vielen Fällen die Zeitdauer geringfügig länger wählen, um bezüglich maximaler Energierückgewinnung
auf der sicheren Seite zu sein.
[0028] Oftmals ist aus Geräusch und Verschleissgründen ein besonders sanftes Aufsetzen der
Gaswechselventile auf die Ventilsitze gewünscht. Das Ausführungsbeispiel nach Fig.
1 kann dazu mit einer weggesteuerten Abbremseinrichtung ausgestattet werden, wie ausschnitthaft
in Figur 5 dargestellt. Die Verbindungsleitung 68 muss für diese Aufgabe separat von
den anderen Verbindungsleitungen 48 und 58 in den Arbeitszylinder 22 geführt werden,
so dass damit der Übergangsquerschnitt 61 vom Arbeitszylinder in die Verbindungsleitung
68 bei Annäherung des Arbeitskolbens 23 an die Position h=0 bzw. Annäherung des Gaswechselventils
20 an den Ventilsitz 18 durch die Steuerkante 26 des Arbeitskolbens so weit geschlossen
wird, dass das Gaswechselventil stark gebremst und sanft in den Sitz fährt. Dem Fachmann
ist klar, dass der Übergangsquerschnitt geeignet geformt sein kann, beispielsweise
mit einer kerbartigen Konturierung in der Wand des Arbeitszylinders, oder als Bohrung
oder Nut im Antriebskolben.
[0029] In Figur 6 ist ausschnitthaft dargestellt, wie die Sanftabbremsung alernativ ausgeführt
werden kann. Hier ist die Verbindungsleitung 68 in zwei Anschlüsse 62 und 63 aufgeteilt,
wobei der erste Anschluss 62 spätestens in der Nähe von Hub Null, also kurz vor Aufsetzen
des Gaswechselventils 20 auf den Ventilsitz 18 durch die Steuerkante 26 des Antriebskolbens
23 abgesperrt wird, so dass das Druckmedium nur noch über Anschluss 63 und die Drossel
64 fliessen kann. Diese kann dabei auch im Arbeitskolben angeordnet sein.
[0030] Schliesslich kann das Ausführungsbeispiel nach Fig. 1 vorteilhaft auch mit Drehschieberventilen
ausgeführt werden. Dabei werden die 2/2-Wegeventile 46, 56 und 66 durch je ein Drehschieberventil
ersetzt. Die Verstellung erfolgt mittels der Verstellung der Phasenwinkel. Da es bei
der Steuerung der Strömungswege 49 und 59 dank der erfindungsgemässen automatischen
Haltefunktion der Rückschlagventile 47 und 57 für jede Bewegungsrichtung jeweils hauptsächlich
nur auf den Öffnungszeitpunkt ankommt, während der Schliesszeitpunkt in einem vergleichsweise
weiten Stellbereich liegen darf, spielt es - zumindest in einem gewissen Rahmen -
keine Rolle, wenn der Schliesszeitpunkt infolge der Phasenverdrehung mitverschoben
wird. Somit erlaubt die Erfindung, auch mit - zum Verbrennungsmotor - zyklussynchron
laufenden Drehschieberventilen einen vollvariablen und energieeffizienten hydraulischen
Gaswechselventilantrieb aufzubauen.
[0031] Im zweiten Ausführungsbeispiel nach Fig. 2 wird nur mit einem Hochdruckreservoir,
nämlich Druckreservoir 41 mit Druck p
1 gearbeitet. Dadurch ist p
2 = p
1. Diese Ausführungsvariante kann insbesondere bei ausreichender Querschnittsauslegung
aller hydraulischen Ventile und Verbindungsleitungen und reibungsoptimierter Gestaltung
der beweglichen Elemente (Antriebskolben 23 im Antriebszylinder 22 und Gaswechselventil
20 in der Ventilführung 19 mit Ventilschaftdichtung 17) mit Vorteil angewendet werden,
da bei geringen Energieverlusten ein Rückschwingen bis nahe zum Ventilsitz erfolgt.
Der Bauaufwand wird dadurch insgesamt kleiner.
Als weitere Vereinfachung wird das 3/2-Wegeventil 84 verwendet, wobei die Rückschlagventile
47 und 57 in diesem Fall zwischen dem 3/2-Wegeventil und dem Druckreservoir 41 angeordnet
sind. Das Öffnen des Gaswechselventils (Phase I) wird durch Einschalten des Stellaktors
88 eingeleitet, das Offenhalten (Phase II) in bekannter Weise durch das Rückschlagventil
47 erreicht, das Schliessen des Gaswechselventils wird durch Abschalten des Stellaktors
88 eingeleitet. Schliesslich erfolgt die zweite Haltephase in Sitznähe in bekannter
Weise mittels des Rückschlagventils 57.
In einer anderen Ausführung wird das dritte Ventil 66 als hydraulisch zeitgesteuertes
Ventil 86 ausgebildet. In diesem Fall wird es durch einen Mitnehmer 87 des Stellaktors
88 mitbetätigt. Dieser Mitnehmer ist so gestaltet, dass beim Bestromen des Stellaktors
88 zunächst der Ventilquerschnitt 69 des Ventils 82 geschlossen wird, bevor das 3/2-Wegeventil
nennenswert bewegt wird, damit beim Öffnen des Querschnitts 49 kein unnötiger Kurzschluss
vom Druckreservoir 41 zum Basisdruckreservoir 40 entsteht. Dies wird durch das Spiel
83 zwischen Mitnehmer und Ventilteil des 3/2-Wegeventils erreicht.
Die Zeitsteuerung des Ventils 82 funktioniert nun wie folgt:
Beim Abschalten des Stellaktors 88, also beim Einleiten der Schliessphase des Gaswechselventils,
wird durch Zurückziehen des Mitnehmers neben dem 3/2-Wegeventil auch die Rückstellung
des Ventils 82 freigegeben.
Die Bewegung durch die Rückstellfeder 73 erfolgt jedoch langsam, da über eine Druckwirkfläche
71 des Ventils Druckmedium durch die Drossel 72 gepresst werden muss. Das hier parallel
zur Drossel 72 angeordnete Rückschlagventil 74 sperrt in dieser Situation. Drossel,
Druckwirkfläche und Federkraft sind so abgestimmt, dass erst nach der gewünschten
Zeitverzögerung der Querschnitt 69 zum Basisdruckreservoir hin öffnet. Wiederum wird
die Zeitverzögerung gegenüber der halben Periodendauer des Feder-Masse-Schwingers
etwas grosszügiger gewählt. Dadurch liegt man bzgl. optimaler Energierückgewinnung
auf der sicheren Seite, was durch die automatische Haltefunktion des Rückschlagventils
57 sichergestellt ist.
Wenn der Stellaktor ausgeschaltet wird, vollzieht das 3/2-Wegeventil 84, gesteuert
durch seine Rückstellfeder, eine schnelle Bewegung in seine Ruhestellung 0. Das parallel
geschaltete 2/2 Wegeventil 82 stellt sich jedoch langsam zurück, weil seine Rückstellbewegung
durch die Drossel 72 gebremst ist. Die Öffnungsbewegung erfolgt aufgrund eines Rückschlagventils
74 ungebremst.
[0032] Im dritten Ausführungsbeispiel nach Fig. 3 kommt das 4/2-Wegeventil 86 zum Einsatz.
Dieses eignet sich für die Nutzung wiederum zweier Hochdruckniveaus. Des Weiteren
ist das dritte Ventil 66 in druckgesteuerter Ausführung 80 in der Verbindungsleitung
68 zwischen Arbeitszylinder und Basisdruckreservoir angeordnet. Das Ventil 80 nutzt
den Effekt, dass das Gaswechselventil 20 beim Übergang von Phase III zu Phase IV ähnlich
wie beim Übergang von Phase I zu II etwas zurückfedert, d.h. wieder zu öffnen versucht,
wodurch im Arbeitszylinder 22 ein Unterdruck erzeugt wird. Dieser öffnet das druckgesteuerte
Ventil 80 und stellt über die im Querschnitt 69 integrierte Drossel 67 die gewünschte
Verbindung zum Basisdruckreservoir her.
Bezugszeichenliste
[0033]
- 10
- Hydraulischer Antrieb
- 11
- Kernteil des Antriebs
- 15
- Motorzylinder
- 16
- Gaswechselkanal
- 17
- Ventilschaftdichtung
- 18
- Ventilsitz
- 19
- Ventilführung
- 20
- Gaswechselventil
- 21
- Teller des Gaswechselventils
- 22
- Arbeitszylinder
- 23
- Antriebskolben
- 24
- Druckwirkfläche des Antriebskolbens 23
- 25
- Feder
- 26
- Steuerkante des Antriebskolbens
- 30
- Druckmedium
- 40
- Basisdruckreservoir mit Druckniveau p0
- 41
- erstes Druckreservoir mit Druckniveau p1
- 42
- zweites Druckreservoir mit Druckniveau p2
- 46
- erstes Ventil
- 47
- erstes Rückschlagventil
- 48
- erste Verbindungsleitung
- 49
- steuerbare Öffnung des ersten Ventils 46
- 56
- zweites Ventil
- 57
- zweites Rückschlagventil
- 58
- zweite Verbindungsleitung
- 59
- steuerbare Öffnung des zweiten Ventils 56
- 61
- Übergangsquerschnitt v. Arbeitszylinder 22 in die Verbindungsleitung 68
- 62
- erster Anschluss der Verbindungsleitung 68 am Arbeitszylinder 22
- 63
- zweiter Anschluss der Verbindungsleitung 68 am Arbeitszylinder 22
- 64
- Drossel im zweiten Anschluss 63
- 66
- drittes Ventil
- 67
- Drossel
- 68
- Verbindungsleitung d. Arbeitszylinders 22 mit dem Basisdruckreservoir 40
- 69
- steuerbare Öffnung des dritten Ventils 66
- 70
- geschlossene Zwischenstellung des dritten Ventils 66
- 71
- Druckwirkfläche des dritten Ventils 66
- 72
- Drossel des dritten Ventils 66
- 73
- Feder zur Rückstellung des dritten Ventils 66
- 74
- Rückschlagventil
- 80
- Ausführung des dritten Ventils 66 als druckgesteuertes Ventil
- 82
- Ausführung des dritten Ventils 66 als hydraulisch zeitgesteuertes Ventil
- 83
- Spiel zwischen Mitnehmer 87 und Ventilteil des 3/2-Wegeventils 84
- 84
- 3/2-Wegeventil
- 86
- 4/2-Wegeventil
- 87
- Mitnehmer des Stellaktors
- 88
- gemeinsamer Stellaktor
- 90
- Druckmedium-Versorgungsteil
- 91
- Pumpe für erstes Druckreservoir
- 92
- Pumpe für zweites Druckreservoir
- 93
- Federraum
- 94
- Leck-Sammelleitung
- 95
- Pumpe für Rückeinspeisung des Lecks
- 96
- Drucksensor
- 97
- Elektronik
- 98
- Sammelbehälter
- 99
- Druckbegrenzungsventil
- A
- Flächeninhalt der Druckwirkfläche 24 des Antriebskolbens 23
- p0
- Druck des Basisdruckreservoirs 40
- p1
- Druck des ersten Druckreservoirs 41
- p2
- Druck des zweiten Druckreservoirs 42
- Bemerkung:
- alle Drücke seien relativ zum Umgebungsdruck verstanden.
- h
- Hub des Gaswechselventils 20 bzw. Antriebskolbens 23
- hmax
- maximaler Öffnungshub
- hstat
- theoretischer statischer Öffnungshub
- m
- Wirksame Masse des bewegten Bauteils
(= Summe der Massen von:
- Gaswechselventil mit Federteller, ggf. Ventilbrücke usw.
- Masse des Antriebskolbens 23
- Massenanteil der Feder 25
- Massenanteil mitbewegten Druckmediums 30
- weitere mitbewegte Teile wie Ventilbrücke usw.)
- FF
- Federkraft der Feder 25, abhängig von Einfederung
- FFv
- Vorspannkraft der Feder 25
(in der geschlossenen Stellung des Gaswechselventils, h=0)
- c
- Federkonstante der Feder 25 (für lineare Kennlinie)
- t
- Zeit
- T1/2
- Halbe Periodendauer des Federmasseschwingers aus m und c
Phasen:
[0034]
- O
- Ruhephase
- I
- Öffnen des Gaswechselventils
- II
- Erste Haltephase im offenen Zustand
- III
- Schliessen des Gaswechselventils
- IV
- Zweite Haltephase vor Ventilsitz
- V
- Endgültiges Schliessen des Gaswechselventils
- VI
- Ruhephase
- A1a, A1b. A1c
- Querschnittsverlaufsvarianten a,b,c des ersten Ventils
- A2a, A2b
- Querschnittsverlaufsvarianten zweites Ventil
- A3
- Querschnittsverlauf drittes Ventil
1. Hydraulischer Antrieb (10) zum Beschleunigen und Abbremsen von dynamisch zu bewegenden
Bauteilen, insbesondere von Ventilen in Gaswechselsteuerungen von Verbrennungsmotoren
und anderen Kolbenmaschinen, wobei der hydraulische Antrieb folgendes umfasst:
- zumindest ein anzutreibendes Bauteil, insbesondere ein Ventil, vorzugsweise ein
Gaswechselventil (20) oder mehrere, über eine Ventilbrücke gemeinsam betätigbare Gaswechselventile
eines Verbrennungsmotors oder einer anderen Kolbenmaschine,
- einen Arbeitszylinder (22) mit einer Druckwirkfläche (24) eines Antriebskolbens
(23),
- zumindest ein erstes Druckreservoir (41), zum Bereitstellen eines ersten Druckes
p1 eines hydraulischen Druckmediums (30),
- zumindest einen, vorzugsweise als Feder (25) ausgebildeten, am Bauteil bzw. am Gaswechselventil
(20) angreifenden, rückstellenden Energiespeicher mit einer Vorspannkraft FFv,
- zumindest ein hydraulisches Basisdruckreservoir (40), welches einen niedrigeren
Druck p0 als das erste Druckreservoir (41) aufweist,
dadurch gekennzeichnet, dass
in einer ersten Verbindungsleitung (48) zwischen dem ersten hydraulischen Druckreservoir
(41) und dem Arbeitszylinder (22) eine steuerbare Öffnung (49) eines ersten Ventils
(46) mit zumindest einem im Strömungspfad davor, im oder dahinter in Reihe geschalteten,
vorzugsweise federbelasteten Rückschlagventil (47) angeordnet ist, welches dem Druckmedium
(30) ein Strömen in Richtung Arbeitszylinder (22) erlaubt, aber ein Rückströmen in
Richtung Druckreservoir (41) verhindert.
2. Hydraulischer Antrieb (10) nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass in einer zweiten Verbindungsleitung (58) zwischen dem ersten Druckreservoir (41)
und dem Arbeitszylinder (22) eine steuerbare Öffnung (59) eines zweiten Ventils (56)
mit zumindest einem im Strömungspfad vor, im oder hinter der steuerbaren Öffnung des
zweiten Ventils in Reihe geschalteten, vorzugsweise federbelasteten Rückschlagventil
(57) angeordnet ist, welches ein Strömen in Richtung Arbeitszylinder (22) verhindert,
aber ein Rückströmen in Richtung Druckreservoir (41) erlaubt.
3. Hydraulischer Antrieb nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass der Antrieb zumindest ein zweites Druckreservoir (42) mit einem Druck p2 aufweist, und die steuerbare Öffnung (59) des zweiten Ventils (56) mit diesem zweiten
Druckreservoir (42) anstelle des ersten Druckreservoirs (41) verbunden ist, wobei
der Druck des zweiten Druckreservoirs (p2) vorzugsweise zwischen und dem Druck des hydraulisches Basisdruckreservoirs p0 und dem ersten Druck p1 liegt und vorzugsweise so niedrig gewählt ist, dass das Gaswechselventil beim Schliessvorgang
zuverlässig bis auf den Ventilsitz zurückschwingen kann.
4. Hydraulischer Antrieb nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Vorspannkraft FFv des rückstellenden Energiespeichers verstellbar ist.
5. Hydraulischer Antrieb nach Anspruch 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass der rückstellende Federspeicher mit einer progressiven Federcharakteristik ausgebildet
ist.
6. Hydraulischer Antrieb nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass zumindest die steuerbare Öffnung (49) des ersten Ventils (46) und die steuerbare
Öffnung (59) des zweiten Ventils (56) zu einer Ventileinheit mit einem gemeinsamen
Stellaktor (88) zusammengefasst sind, wobei die zusammengefasste Ventileinheit vorzugsweise
als 3/2-Wegeventil (84) oder als 4/2-Wegeventil (86) ausgebildet ist.
7. Hydraulischer Antrieb (10) nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass in einer Verbindungsleitung (68) zwischen dem Arbeitszylinder (22) und dem Basisdruckreservoir
(40) eine dritte steuerbare Öffnung (69) eines dritten Ventils (66) angeordnet ist,
wobei im Strömungspfad vor, im oder hinter dem dritten Ventil (66) eine - vorzugsweise
einstellbare - Drossel (67) angeordnet ist.
8. Hydraulischer Antrieb nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass die steuerbare Öffnung (69) des dritten Ventils (66) zeitgesteuert um eine vorgegebene
Zeit verschoben nach Öffnen des zweiten Ventils (56) öffnet, welche vorzugsweise so
bemessen ist, dass das zweite Rückschlagventil (57) zu diesem Zeitpunkt bereits wieder
geschlossen hat und das Gaswechselventil (20) in dieser Position fixiert hält.
9. Hydraulischer Antrieb nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass das dritte Ventil (66, 82) eine geschlossene Zwischenstellung (70) aufweist und mit
dem Öffnen des zweiten Ventils (56) die vorzugsweise von einer Feder (73) getriebene
Rückstellbewegung des dritten Ventils (66) freigegeben und gestartet wird, wobei Druckmedium
über eine Druckwirkfläche (71) des Ventils verdrängt und durch eine Drossel (72) gedrückt
wird, so dass die Zwischenstellung (70) des Ventils nur langsam durchfahren wird und
der Querschnitt (69) erst nach der gewünschten Verzögerungszeit öffnet.
10. Hydraulischer Antrieb nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass das dritte Ventil (66) allein drucksteuerbar oder zusätzlich zu einer anderen Betätigung
drucksteuerbar ausgeführt ist, und zwar vom Druck im Arbeitszylinder (22) aus in der
Weise, dass es unterhalb eines Schaltdruckniveaus öffnet und oberhalb dieses Druckniveaus
schliesst, wobei dieses Druckniveau vorzugsweise ein geringes Mass über dem Druck
im Basisdruckreservoir und deutlich niedriger als die Drücke im ersten oder zweiten
Druckreservoir liegt.
11. Hydraulischer Antrieb nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass der Übergangsquerschnitt (61) vom Arbeitszylinder in die Verbindungsleitung (68)
so ausgebildet ist, dass dieser bei Annäherung des Gaswechselventils (20) an den Ventilsitz
(18) durch eine Steuerkante (26) des Antriebskolbens (23) so verkleinert wird, dass
das Gaswechselventil abgebremst und sanft auf den Ventilsitz aufsetzt.
12. Hydraulischer Antrieb nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Verbindungsleitung (68) sich in zwei Anschlüsse am Arbeitszylinder aufteilt,
wobei der erste Anschluss (62) bei Annäherung des Gaswechselventils (20) an den Ventilsitz
(18) durch die Steuerkante (26) des Antriebskolbens (23) abgeschnitten wird und der
zweite Anschluss (63) über eine feste oder verstellbare Drossel (64) geführt ist,
so dass das Gaswechselventil abgebremst und sanft auf den Ventilsitz aufsetzt.
13. Hydraulischer Antrieb nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das erste Ventil (46) und/oder das zweite Ventil (56) und/oder das dritte Ventil
(66) als Drehschieberventil ausgebildet ist, wobei das Drehschieberventil bzw. die
Drehschieberbventile synchron, in einem festen Drehzahlverhältnis zur Arbeitszyklusfrequenz
der Kolbenmaschine oder des Verbrennungsmotors angetrieben wird bzw. werden.
14. Hydraulischer Antrieb nach Anspruch 13, dadurch gekennzeichnet, dass der Phasenwinkel bei dem das Drehschieberventil öffnet, gegenüber einem Referenzpunkt
im Arbeitszyklus der Kolbenmaschine oder des Verbrennungsmotors verstellbar ist.