[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft eine Türanordnung mit einem Türrahmen, einem um
eine Flügelschwenkachse schwenkbar am Türrahmen gelagerten Türflügel, einem Türschließer
zur Betätigung des Türflügels und einem mit dem Türschließer gekoppelten Türschließergestänge,
wobei das Türschließergestänge einends mit einer Schließerwelle des Türschließers
gekoppelt ist und andernends mittels einer Lagerung drehbar um eine Lagerdrehachse
am Türrahmen gelagert ist.
[0002] Aus dem Stand der Technik sind Türanordnungen der eingangs genannten Art mit einem
schwenkbaren Türflügel mit Gestängetürschließer zur Betätigung des Türflügels bekannt,
bspw. aus der
DE 33 29 543 A1. Hiermit ist eine Komplettschließung eines Türflügels möglich.
[0003] DE 37 07 191 C1 offenbart einen hydraulischen Türschließer mit Laufrolle am Türflügel und Fanghaken
am Türrahmen, der die Schließbewegung des Türflügels beim Auftreffen auf den Rahmen
dämpft. Auf Grund optischer und konstruktiver Ausgestaltung ist dieser Türschließer
nicht für jeden Türflügel geeignet.
[0004] Aus
DE 10 2013 205 206 A1 ist eine Einzugsvorrichtung bekannt, die in einen Türflügel integriert ist und mit
einer Gleitschiene am Türrahmen zusammenwirkt. Bei dieser Einzugsvorrichtung ist der
Türflügel weitgehend frei bewegbar und wird nahe der Geschlossenstellung eingezogen.
[0005] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, mit einfachen konstruktiven Mitteln und
hohem Gleichteileanteil mit herkömmlichen Gestängetürschließern eine weitgehend freie
Bewegbarkeit des Türflügels und ein sicheres Überführen in Geschlossenstellung zu
ermöglichen.
[0006] Die Erfindung löst die Aufgabe durch eine Türanordnung mit den Merkmalen des Anspruchs
1. Danach zeichnet sich die Türanordnung dadurch aus, dass die Lagerung derart angeordnet
ist, dass sich bei geschlossenem Türflügel die Achse der Schließerwelle an der von
der Flügelschwenkachse abgewandten Seite der Lagerdrehachse befindet und dass der
Türschließer derart montiert ist, dass bei Betätigung des Türflügels die Drehrichtung
des Türflügels und die Drehrichtung der Schließerwelle identisch (gleichsinnig) sind.
[0007] Eine solche Ausgestaltung hat den Vorteil, dass der Türflügel zwischen einer teilweise
geöffneten Stellung und einer vollständig geöffneten Stellung frei bewegt werden kann,
so als sei kein Türschließer an der Türanordnung vorhanden (Türflügel verharrt kräftefrei
in Ruhe und kann manuell bewegt werden). Zwischen der teilweise geöffneten Stellung
und der Geschlossenstellung des Türflügels wirkt der Türschließer auf den Türflügel,
so dass der Türflügel in Geschlossenstellung eingezogen wird. Hierdurch ist ein Einzugschließer
verwirklicht. Eine Schließkraft übt der Türschließer somit nur zwischen der geschlossenen
Stellung und der teilweise geöffneten Stellung auf den Türflügel aus.
[0008] Diese Ausgestaltung lässt sich auf besonders geschickte Weise realisieren, da ein
herkömmlicher Gestängetürschließer um 180° gedreht "kopfüber" montiert und anders
am Türrahmen angeschlagen wird, indem sich die Achse der Schließerwelle bei geschlossenem
Türflügel an der von der Flügeldrehachse abgewandten Seite der Lagerdrehachse befindet.
Der Abtrieb der Schließerwelle erfolgt zur Lagerung hin, also bspw. "nach oben". Dadurch
stimmt die Drehrichtung der Schließerachse (Wirkungsrichtung) mit der Drehrichtung
des Türflügels bei dessen Betätigung überein (Drehrichtungen gleichsinnig). Der Türschließer
übt ab einem bestimmten Türöffnungswinkel (teilweise geöffnete Stellung) kein oder
nur ein vernachlässigbar geringes Drehmoment auf den Flügel aus.
[0009] Auf diese Weise können Herstellungsaufwand und Lagerhaltungskosten reduziert werden.
Vorgehaltene Türschließer lassen sich flexibel einsetzen, nämlich entweder als herkömmlicher
Türschließer (Komplettschließung) oder als Einzugschließer, der lediglich zwischen
einer teilweise geöffneten Stellung und der Geschlossenstellung des Türflügels auf
den Türflügel wirkt.
[0010] Eine solche Türanordnung kann bspw. an einem Zugang zu öffentlichen Gebäuden, Firmengebäuden
oder einer Gaststätte vorgesehen sein. Der Türflügel wird gegen den Widerstand des
Türschließers bis in die teilweise geöffnete Stellung überführt. Ab dieser Stellung
kann der Türflügel frei bewegt werden (kräftefrei) . Dies bedeutet, dass der Türflügel
nicht schließt und weitere Personen folgen können. Hat die letzte Person die Türanordnung
passiert, genügt es, wenn der Türflügel angestoßen ("zugeschupst") wird. Der Türflügel
fängt sich dann, bspw. ähnlich einer Schublade mit Einzug, und wird durch den Türschließer
kontrolliert und/oder gedämpft in den Türrahmen eingezogen.
[0011] Die Begriffe "Türanordnung", "Türrahmen" und "Türflügel" sind so zu verstehen, dass
hiermit auch eine "Fensteranordnung", ein "Fensterrahmen" oder ein "Fensterflügel"
gemeint ist. Daher schließt die beschriebene Türanordnung auch eine entsprechende
Fensteranordnung mit ein.
[0012] Der Türflügel ist zwischen einer Geschlossenstellung (Türflügel liegt am Rahmen auf
oder befindet sich vollständig im Rahmen) und einer vollständig geöffneten Stellung
oder Offenstellung (maximal mögliche Öffnung des Türflügels) verschwenkbar. Die teilweise
geöffnete Stellung befindet sich zwischen der Geschlossenstellung und der Offenstellung.
Der Türflügel ist mittels Türbändern (Scharnieren) drehbar am Türrahmen gelagert.
Die Drehachse der Türbänder (Scharniere) stellt die Flügelschwenkachse dar.
[0013] Unter einem Türschließergestänge wird ein zweiteiliges Gestänge (Hebelarmgestänge)
verstanden, dessen Arme mittels einer Gelenkachse schwenkbar aneinander gelagert sind,
insbesondere jeweils endseitig. Die beiden Arme können als Gestängeoberarm und Gestängeunterarm
bezeichnet werden.
[0014] Der Türschließer weist insbesondere einen Federkolben, eine Feder, einen Dämpfungskolben
und/oder eine Schließerwelle (Abtriebswelle) mit einer Kontur auf, die mit Federkolben
und/oder Dämpfungskolben zusammenwirken kann (Kurvengetriebe).
[0015] In vorteilhafter Weise können ausgehend von einer teilweise geöffneten Stellung des
Türflügels in Öffnungsrichtung die Gelenkachse des Türschließergestänges und die Flügelschwenkachse
kongruent sein. Auf diese Weise übt der Türschließer ab der teilweise geöffneten Stellung
kein oder nur ein vernachlässigbar geringes Drehmoment auf den Türflügel aus, so dass
der Türflügel kräftefrei in Ruhe verharrt. Der mit der Schließerwelle gekoppelte Arm
des Schließergestänges verschwenkt ab der teilweise geöffneten Stellung in Öffnungsrichtung
nahezu parallel zum Türflügel (Abweichung < 5°).
[0016] Im Konkreten kann die teilweise geöffnete Stellung einem Öffnungswinkel des Türflügels
von 30° bis 50°, vorzugsweise von 35° bis 45°, weiter vorzugsweise von 40°, entsprechen.
Hierdurch wird ein hinreichender Durchtritt für die Türanordnung passierende Personen
geschaffen. Beim Öffnungswinkel handelt es sich um den (kleinsten) Winkel zwischen
der Rahmenebene des Türrahmens und der Türflügelebene des Türflügels.
[0017] Im Konkreten kann der an der Lagerung gelagerte Gestängearm des Türschließergestänges
(Gestängeoberarm) derart ausgebildet sein, dass der Abstand der Lagerpunkte des Gestängearms
(Abstand zwischen lagerseitiger Achse des Gestängearms und Gestängeachse) dem Abstand
zwischen der Lagerachse und der Flügelschwenkachse entsprechen. Auf diese Weise ist
gewährleistet, dass der Türflügel ab der teilweise geöffneten Stellung in Öffnungsrichtung
kräftefrei in Ruhe verharrt, wobei der an der Lagerung gekoppelte Gestängearm nahezu
parallel zur Türrahmenebene angeordnet ist (Abweichung < 5°).
[0018] Die Erfindung wird nachfolgend anhand der Figuren näher erläutert, in denen gleiche
oder funktional gleiche Elemente teilweise nur einmal mit Bezugszeichen versehen sind.
Es zeigen:
Fig.1 ein Ausführungsbeispiel der Türanordnung mit geschlossenem Türflügel in einer
perspektivischen Ansicht;
Fig.2 die Türanordnung aus Fig.1 mit geschlossenem Türflügel in einer Draufsicht;
Fig.3 die Türanordnung aus Fig.1 mit geringfügig geöffnetem Türflügel in einer Draufsicht
(Öffnungswinkel ca. 20°);
Fig.4 die Türanordnung aus Fig.1 mit teilweise geöffnetem Türflügel in einer Draufsicht
(Öffnungswinkel ca. 50°);
Fig.5 die Türanordnung aus Fig.1 mit weiter geöffnetem Türflügel in einer Draufsicht
(Öffnungswinkel ca. 90°);
Fig.6 die Türanordnung aus Fig.1 mit teilweise geöffnetem Türflügel in einer Draufsicht
(Öffnungswinkel ca. 130°).
[0019] Figur 1 zeigt eine Türanordnung, die insgesamt mit dem Bezugszeichen 10 bezeichnet
ist. Die Türanordnung 10 weist einen Türrahmen 12 und einen um eine Flügelschwenkachse
14 schwenkbar am Türrahmen 12 gelagerten Türflügel 16 auf.
[0020] Der Türflügel 16 ist mittels Türbändern 18 schwenkbar am Türrahmen 12 gelagert, wobei
die Drehachse der Türbänder 18 die Flügelschwenkachse 14 bildet, um die der Türflügel
16 verschwenkbar ist. Über einen Türdrücker 20 lässt sich der Türflügel 16, bspw.
ein in den Türflügel 16 integriertes Einsteckschloss (nicht dargestellt), entriegeln.
[0021] Die Türanordnung 10 weist zudem einen Türschließer 22 zur Betätigung des Türflügels
16 und ein Türschließergestänge 24 auf. Das Türschließergestänge 24 ist einends mit
einer Schließerwelle 26 des Türschließers 22 gekoppelt. Andernends ist das Türschließergestänge
24 mittels einer Lagerung 28 drehbar um eine Lagerdrehachse 30 am Türrahmen 12 gelagert.
[0022] Die Lagerung 28 ist derart angeordnet, dass sich bei geschlossenem Türflügel 16 die
Achse 32 der Schließerwelle 26 an der von der Flügelschwenkachse 14 abgewandten Seite
34 der Lagerdrehachse 30 befindet (siehe Figur 1 und 2). Der Türschließer 22 ist derart
montiert, dass bei Betätigung des Türflügels 16 die Drehrichtung des Türflügels 16
und die Drehrichtung der Schließerwelle 26 identisch (gleichsinnig) sind.
[0023] Bei dem Türschließer 22 handelt es sich um einen herkömmlichen Türschließer, der
dazu eingerichtet ist, bei gewöhnlicher Montage zwischen einer geschlossenen Stellung
des Türflügels und einer vollständig geöffneten Stellung des Türflügels stets eine
Schließkraft auf den Türflügel aufzubringen (Komplettschließung) . Der Türschließer
22 ist vorliegend um 180° gedreht "kopfüber" am Türflügel 16 montiert. Dadurch ändert
sich die Wirkungsrichtung der Schließerwelle 26 des Türschließers 22. Der Abtrieb,
d.h. die Ankopplung des Türschließergestänges 24 erfolgt an der Oberseite des Türschließers
22, also "nach oben".
[0024] Schon bei einer geringfügig geöffneten Stellung des Türflügels 16 bewegt sich die
Gelenkachse 36 des Türschließergestänges 24 in Richtung der Flügelschwenkachse 14
(siehe Pfeil Figur 3).
[0025] Ab einer weiteren Öffnung des Türflügels 16 in Öffnungsrichtung, die als "teilweise
geöffnete Stellung des Türflügels 16" bezeichnet ist, sind die Gelenkachse 36 des
Türschließergestänges 24 und die Flügelschwenkachse 14 kongruent (siehe Figur 4).
Die teilweise geöffnete Stellung des Türflügels 16 kann einem Öffnungswinkel des Türflügels
16 von 30° bis 50°, vorzugsweise von 35° bis 45°, weiter vorzugsweise von 40°, entsprechen.
[0026] Sobald die Gelenkachse 36 des Türschließergestänges 24 und die Flügelschwenkachse
14 kongruent sind, übt der Türschließer 22 kein oder nur ein vernachlässigbar geringes
Drehmoment auf den Türflügel 16 aus. Der Türflügel 16 befindet sich dann kräftefrei
in Ruhe und kann, bspw. durch einen Passanten der Türanordnung 10, zwischen der teilweise
geöffneten Stellung und einer maximal geöffneten Stellung bedient werden, so als sei
kein Türschließer vorhanden.
[0027] Die Figuren 5 und 6 zeigen Türflügelstellungen, in denen der Türflügel 16 noch weiter
als die teilweise geöffnete Stellung (siehe Figur 4) in Öffnungsrichtung 37 verschwenkt
wurde.
[0028] Ein an der Lagerung 28 gelagerter Gestängearm 38 (Gestängeoberarm) des Türschließergestänges
24 ist derart ausgebildet, dass der Abstand der Lagerpunkte 40, 42 des Gestängearms
38 dem Abstand zwischen der Lagerdrehachse 30 und der Flügel Schwenkachse 14 entsprechen
(siehe Figur 5).
[0029] Das Türschließergestänge 24 weist einen weiteren Gestängearm 44 auf (Gestängeunterarm).
[0030] Ein Passieren der Türanordnung 10 durch Personen kann wie folgt ablaufen:
Der Türflügel 16 wird ausgehend von der geschlossenen Stellung (siehe Figuren 1 und
2), beispielsweise durch Betätigung des Türdrückers 20, entriegelt und gegen die Kraft
des Türschließers 22 in Öffnungsrichtung betätigt. Nach einer geringfügig geöffneten
Stellung des Türflügels (siehe Figur 3) wird die teilweise geöffnete Stellung des
Türflügels erreicht (siehe Figur 4). Ab dieser Stellung übt der Türschließer 22 kein
oder nur ein vernachlässigbar geringes Drehmoment auf den Türflügel 16 aus. Der Türflügel
16 verharrt kräftefrei in Ruhe und kann in dieser Stellung verbleiben oder in Öffnungsrichtung
37 in eine noch weiter geöffnete Stellung verschwenkt werden (siehe Figur 5 und 6)
.
[0031] Haben die Personen die Türanordnung 10 passiert und soll der Türflügel 16 geschlossen
werden, kann der Türflügel 16 in Türflügelschließrichtung angestoßen ("zugeschupst")
werden. Ab der teilweise geöffneten Stellung (siehe Figur 4) übt der Türschließer
22 in Schließrichtung ein Drehmoment auf den Türflügel 16 aus und verschwenkt den
Türflügel 16 insbesondere unter Wirkung eines Dämpfers des Türschließers 22, kontrolliert
und zuverlässig in die Geschlossenstellung (siehe Figur 1 und 2).
1. Türanordnung (10) mit einem Türrahmen (12), einem um eine Flügelschwenkachse (14)
schwenkbar am Türrahmen (12) gelagerten Türflügel (16), einem Türschließer (22) zur
Betätigung des Türflügels (16) und einem Türschließergestänge (24), wobei das Türschließergestänge
(24) einends mit einer Schließerwelle (26) des Türschließers (22) gekoppelt ist und
andernends mittels einer Lagerung (28) drehbar um eine Lagerdrehachse (30) am Türrahmen
(12) gelagert ist, dadurch gekennzeichnet, dass die Lagerung (28) derart angeordnet ist, dass sich bei geschlossenem Türflügel (16)
die Achse (32) der Schließerwelle (26) an der von der Flügelschwenkachse (14) abgewandten
Seite (34) der Lagerdrehachse (30) befindet und dass der Türschließer (22) derart
montiert ist, dass bei Betätigung des Türflügels (16) die Drehrichtung des Türflügels
(16) und die Drehrichtung der Schließerwelle (26) identisch sind.
2. Türanordnung (10) nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass ab einer teilweise geöffneten Stellung des Türflügels (16) in Öffnungsrichtung (37)
die Gelenkachse (36) des Türschließergestänges (24) und die Flügelschwenkachse (14)
kongruent sind.
3. Türanordnung (10) nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass die teilweise geöffnete Stellung einem Öffnungswinkel des Türflügels () von 30° bis
50°, vorzugsweise 35° bis 45°, weiter vorzugsweise 40°, entspricht.
4. Türanordnung (10) nach einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass ein an der Lagerung (28) gelagerter Gestängearm (38) des Türschließergestänges (24)
derart ausgebildet ist, dass der Abstand der Lagerpunkte (40, 42) des Gestängearms
(38) dem Abstand zwischen der Lagerdrehachse (30) und der Flügelschwenkachse (14)
entsprechen.