[0001] Die Erfindung betrifft ein knotenloses Fischzuchtgitter, mit einer durch Längsgitterstege
und quer dazu verlaufende Quergitterstege ausgebildeten, rechteckigen Gitterstruktur.
[0002] Zur Bildung von Fischzuchtkäfigen in Aquafarmen werden Netze eingesetzt, wobei der
Durchmesser mehr als 100 m betragen kann. Die Netze sind mit angenähten Gurtbändern
versehen, um sie an Auftriebskörpern befestigen zu können. Bei Algenbewuchs werden
die Netze je nach Verschmutzungsgrad unter Wasser gebürstet oder vollständig aus dem
Wasser geholt und gewaschen. Herkömmliche Netze scheuern beim Reinigungsvorgang teilweise
auf, insbesondere aufgrund der rauen Nähte, und müssen dann manuell geflickt werden.
[0003] Traditionell werden Fischernetze aus Schnüren geknüpft, wobei an den Kreuzungspunkten
jeweils eine Verknotung erfolgt; die Verbindung von Schnüren über Knoten entspricht
auch der ursprünglichen Definition eines Netzes.
[0004] Die
DE1585538A beschreibt ein knotenlos geflochtenes Netz und dessen Herstellung. Aus der
WO2011/155847A1 ist ein ähnliches knotenloses Fischzuchtgitter bekannt, das durch Raschel-Wirkverfahren
gebildete Maschen aus Monofilamenten besitzt. Längsgitterstege und Quergitterstege
sind gleichartig ausgebildet, wobei sie jeweils aus mindestens vier miteinander verflochtenen
Fäden bestehen, so dass Längs- und Quergitterstege relativ dick sind und dadurch eine
große Oberfläche für die Ansiedlung von Meeresorganismen wie eine großen Strömungswiderstand
bilden.
[0005] Die
DE 43 01 232 C2 beschreibt die Herstellung eines netzartigen Flächengebildes durch ein Wirkverfahren.
Allerdings zielt dieses auf eine hohe Strukturvariabilität ab, das heißt, die Maschenweite
soll leicht zu verändern sein, was der Anwendung als Fischzuchtgitter diametral entgegen
steht. Sofern eine höhere Maschenstabilität erreicht werden soll, werden chemische
und thermische Fixierungen vorgeschlagen, durch welche die Fadenfestigkeit gemindert
wird.
[0006] Die Aufgabe der Erfindung besteht darin, ein knotenloses Fischzuchtgitter mit hoher
Maschenstabilität zu schaffen, das verschleißfest und gut zu reinigen ist und das
gerade auch bei kleineren Maschenweiten eine kleine Stegbreite aufweist, um insgesamt
den Strömungswiderstand des Fischzuchtgitters im Gewässer gering zu halten.
[0007] Diese Aufgabe wird durch ein Fischzuchtgitter mit den Merkmalen des Oberbegriffs
des Anspruchs 1 gelöst, das mehrere Vorteile besitzt:
- Es ist auf einer Kettenwirkmaschine gut maschinell zu fertigen.
- Es können stabile Fäden mit großem Titer verwendet werden, ohne dass die Stege zu
breit werden und das Verhältnis von Stegbreite zu Maschenweite zu groß wird.
- Nur an den Längsgitterstegen wird durch den Bindefaden eine Verdickung erzielt, die
aber durch den Beschichtungsprozess nahezu vollständig kompensiert wird. An allen
Quergitterstegen ist der Strömungswiderstand mangels Bindefäden ohnehin reduziert.
- Dadurch, dass zwei Gruppen von mäanderförmig gelegten Trägerfäden mit zueinander gegensätzlicher
Ausrichtung aufeinander gelegt werden , werden bei der anschließenden Einbindung mit
dem Bindefaden stabile Kreuzungspunkte geschaffen.
- Das Fischzuchtgitter nach der Erfindung besitzt konstante Maschenweiten und besitzt
bereits ohne Beschichtung eine hohe Maschenstabilität.
- Die thermoplastische Beschichtung, insbesondere PVC-Beschichtung, glättet die Oberfläche,
reduziert den Bewuchs, erleichtert die Reinigung und erhöht zusätzlich die Maschenstabilität.
Besonders wichtig ist, dass die Beschichtung das nachträgliche Anschweißen von Gurten
und dgl. ermöglicht, ohne die Grundstabilität des Gitters zu beeinflussen und zu schwächen.
Aufhänggurte müssen somit nicht mehr angenäht werden, wodurch raue Nahtzonen vermieden
werden und zudem der Fertigungsaufwand sinkt.
- Die Verwendung von Multifilamenten hat im Zusammenhang mit der Beschichtung folgenden
weiteren Vorteil: Der Auftrag der Beschichtung erfolgt am fertigen Gitter, das zum
einen unter Zugspannung steht und zum anderen durch Quetschwalzen läuft. Durch diesen
Behandlungsschritt werden die Stege gestrafft; gerade die Multifilamente in den Querstegen
werden bei der Beschichtung dadurch deutlich dünner als im unbeschichteten Zustand.
Die Beschichtung reduziert also auch die Stegbreite und damit den Strömungswiderstand.
[0008] Die Beschichtung erfolgt vorzugsweise nach dem an sich bekannten Plastisol-Tauchverfahren.
Ein Plastisol ist eine physikalische Mischung aus einem pulverförmigen thermoplastischen
Polymer und Weichmachern. Die Plastisol-Mischung ist stabil lagerfähig ohne zu gelieren.
Erst durch Temperung, also Erwärmung über einige Minuten bei typischerweise 160 bis
180 °C, wird die Mischung durch teilweise Abdunstung der Weichmacher zu einem dauerhaft
zähelastischen Kunststoff.
[0009] Das erfindungsgemäße Fischzuchtgitter wird also zunächst fertig gewirkt und dann
als fertige Bahnware durch ein Plastisol-Tauchbad geführt, wobei das Gitter - wie
beschrieben - unter Spannung steht. Nach dem Durchlaufen des Tauchbads durchläuft
es wenigstens ein Paar von Quetschwalzen, um überschüssiges Plastisol abzustreifen.
Danach erfolgt die Temperung durch Aufheizen auf etwa 180° C. Hierdurch entsteht eine
feste, aber flexible und elastische Beschichtung, die die Fäden in den Längs- und
Querstegen vollständig einschließt.
[0010] Neben PVC-Beschichtungen könne auch Polyurethan-Beschichtungen verwendet werden.
[0011] Die Maschenweite kann je nach der zu züchtenden Fischart bis zu 35 mm betragen, beträgt
aber typischerweise nur etwa die Hälfte. Nach der Erfindung ist es insbesondere möglich,
auch bei kleinen Maschenweiten von beispielsweise 17 mm die kunststoffbeschichteten
Stege mit nur 2 - 3 mm Stegbreite schmal zu halten und ein Breitenverhältnis von Stegbreite
zu Maschenweite von ca. 15% : 85% nicht zu überschreiten.
[0012] Die Erfindung wird nachfolgend mit Bezug auf das in den Zeichnungen dargestellte
Ausführungsbeispiel näher erläutert. Die Figuren zeigen jeweils in Draufsicht:
- Fig. 1
- eine erste Gruppe von Trägerfäden;
- Fig. 2
- eine erste und eine zweite Gruppe von Trägerfäden, und
- Fig. 3
- ein fertiges Fischzuchtgitter.
[0013] Die Figuren 1 bis 3 zeigen nach und nach immer mehr Einzelheiten zum Aufbau eines
erfindungsgemäßen Fischzuchtgitters 10, wobei die Reihenfolge der zeichnerischen Darstellung
der Komponenten in den Figuren nicht mit der Produktionsreihenfolge übereinstimmt.
[0014] Figur 1 zeigt vier Trägerfäden 1.1, ..., 1.4. Die Produktionsrichtung verläuft, wie
durch den Blockpfeil, angedeutet, in vertikaler Richtung. Jeder Trägerfaden 1.1, ...,
1.4. ist für sich mäanderförmig verlegt, das heißt, in alternierender Abfolge werden
Schenkel gebildet, die längs - in Produktionsrichtung - verlaufen und dann wieder
quer dazu. Hierdurch werden erste Teile von Quer- und Längsgitterstegen 5, 6 geschaffen.
Die sich berührenden Ecken aneinander liegender Trägerfaden 1.1, ..., 1.4 stellen
die späteren Kreuzungspunkte 7 dar.
[0015] Um ein Fischzuchtgitter mit quadratischen Maschen zu erhalten, ist die Länge der
vertikalen und horizontalen Abschnitte gleich groß, jedoch ist auch die Einstellung
unterschiedlicher Längen möglich, wenn rechteckige Gitter ausgebildet werden sollen.
[0016] Um in der schematischen Darstellung der Figur 1 und in den folgenden Abbildungen
die Trägerfäden einzeln identifizieren zu können, sind nebeneinander liegende Trägerfäden
abwechselnd gestrichelt und mit durchgezogenen Linienzügen gezeichnet. Alle nebeneinander
liegenden Trägerfäden 1.1, ..., 1.4. sind jedoch tatsächlich gleichartig. Sie bestehen
aus Kunstfaser-Multifilamenten und besitzen denselben Titer.
[0017] In Figur 2 ist eine zweite Gruppe mit weiteren Trägerfäden 2.1, 2.2, 2.3, 2.4 hinzugekommen,
die zur Unterscheidung ebenfalls abwechselnd gestrichelt und mit durchgezogenen Linien
gezeichnet sind. Die gegenüber der Darstellung in Figur 1 hinzugekommenen Trägerfäden
2.1, 2.2, 2.3, 2.4 sind hier jeweils als Doppellinien gezeichnet. Sie besitzen die
gleiche mäanderförmige Konfiguration wie die erste Gruppe von Trägerfäden 1.1, 1.2,
1.3, 1.4, nur dass diese um eine Länge eines Längsstegs 6 versetzt zur ersten Gruppe
angeordnet sind, so dass jeweils ein Längssteg der ersten Gruppe von Trägerfäden 1.1,
1.2, 1.3, 1.4 an einem Längssteg der zweiten Gruppe von Trägerfäden 2.1, 2.2, 2.3,
2.4 anliegt, ohne damit verbunden zu sein. Vereinfacht gesagt, liegt die erste Gruppe
von Trägerfäden 1.1, 1.2, 1.3, 1.4 spiegelbildlich zur zweiten Gruppe von Trägerfäden
2.1, 2.2, 2.3, 2.4. Dadurch, dass gegenläufig je ein Trägerfaden der ersten und der
zweiten Gruppe über einen Kreuzungspunkt 7 läuft, ergibt sich die gute erfindungsgemäße
Maschenstabilität.
[0018] Bei der in Figur 2 abgebildeten Konfiguration beider Gruppen von Trägerfäden 1.1,
..., 1.4, 2.1, ..., 2.4, die übereinander liegen, wird der Aufbau des erfindungsgemäßen
Fischzuchtgitters 10 bereits deutlich. Erkennbar ist bereits die Ausbildung von quadratischen
Maschen, bei denen sowohl in Längsrichtung wie auch in Querrichtung jeweils zwei Stege
5, 6 benachbarter Trägerfäden 1.1, ..., 1.4, 2.1, ..., 2.4 nebeneinander liegen, ohne
dass diese miteinander verknüpft oder sonst wie verbunden sind.
[0019] Die Fertigstellung des Fischzuchtgitters erfolgt durch eine abschließende Verbindung
der zuvor in den Figuren 1 und 2 dargestellten, durch die Trägerfäden 1.1, ..., 2.4
gebildeten Grundstruktur, und zwar erfolgt die Verbindung durch Bindefäden 3.1, ...,
3.5, welche bei der Darstellung in Figur 3 hinzugekommen sind.
[0020] Die Bindefäden 3.1, ..., 3.5, sind hier nur als Zick-Zack-Linien angedeutet. Es handelt
sich jedoch jeweils um ein Maschengewirk aus einem Bindefaden pro Längssteg, durch
welches jeweils zwei Längsstege benachbarter Trägerfäden 1.1,...1.4, 2.1, ..., 2.4
umhüllt werden und wobei insbesondere auch die Kreuzungspunkte 7 eingebunden werden,
ohne dass an den Kreuzungspunkten 7 eine Knotenbildung erfolgt.
[0021] In Figur 3 sind die Bindefäden 3.1, ..., 3.5 jeweils noch nicht ganz bis zum oberen
Rand des Gitters aus Trägerfäden 1.1,...1.4, 2.1, ..., 2.4 gelegt. Dies entspricht
auch der tatsächlichen Produktionsweise: Die Maschenstäbchen werden fortlaufend auf
einer Kettenwirkmaschine aus den Bindefäden 3.1, ..., 3.5 gebildet. Davor wird jeweils
im Wege der Teilschusslegung bei allen nebeneinander geführten Trägerfäden jeweils
eine neue, U-förmige Masche gelegt, bevor die Längsstege der aneinander liegenden
Stege der ersten und zweiten Gruppe von Trägerfäden vom jeweiligen Bindefaden erreicht
und in einer durch den Bindefaden gebildeten Masche eingeschlossen werden.
[0022] Die Mäander-Form im Verlauf der Trägerfäden 1.1,...1.4, 2.1, ..., 2.4 hat den Vorteil,
dass im fertigen Gitter die quer und längs verlaufenden Teile des Gitters nicht ohne
Kraftanstrengung gegeneinander verschoben werden können, obwohl an den Kreuzungspunkten
keinerlei Verknotung oder Verschweißung erfolgt, sondern der Kreuzungspunkt nur durch
den Einschluss im Bindefaden fixiert ist.
[0023] Hierdurch wird nach der Erfindung ein knotenloses Fischzuchtgitter 10 geschaffen,
das bereits im Rohzustand, also ohne Beschichtung, eine hohe Maschenstabilität aufweist.
Greift man in die Maschen des gewirkten Fischzuchtgitters, so sind diese nicht leicht
zu erweitern. Es besteht also bereits im Rohzustand nicht die Gefahr, dass sich die
Maschen durch die Aktivitäten der eingeschlossenen Fische selbst oder auch durch eindringende
Fremdkörper aufweiten. Zwar können im Rohzustand die lose aneinander liegenden Querstege
der Trägerfäden gegriffen werden und etwas aus dem in Längsrichtung verlaufenden,
von den Bindefäden umhüllten Abschnitt gezogen werden. Hierfür ist aber bereits eine
größere Kraft erforderlich, die zudem auch nicht zu größeren Verschiebungen in der
Gitterstruktur führt, sondern allenfalls einen Effekt auf den unmittelbar benachbarten
Abschnitt desselben Trägerfadens bis zur nächsten 90°-Kehre hat.
[0024] Die Maschenstabilität erhöht sich bei der bevorzugten Ausführungsform der Erfindung,
welche schon allein aus Gründen eines Antifouling-Schutzes und verbesserter Reinigungsmöglichkeiten
eine vollständige Umhüllung aller Stege des Fischzuchtgitters 10 mit einer PVC-Beschichtung
vorsieht. Durch die PVC-Beschichtung werden nicht nur alle Quer- und Längsstege vollständig
eingehüllt und teilweise miteinander verklebt, sondern es werden insbesondere auch
die Kreuzungspunkte zusätzlich fixiert und die Maschenstabilität mit der Beschichtung
weiter erhöht. Die Beschichtung bildet eine glatte Oberfläche, die Anhaftung von Meeresorganismen
wie Algen und Seepocken reduziert und die spätere Reinigung des Fischzuchtgitters
10 erleichtert.
1. Knotenloses Fischzuchtgitter (10), mit einer durch Längsgitterstege (6) und quer dazu
verlaufende Quergitterstege (5) ausgebildeten, rechteckigen Gitterstruktur,
dadurch gekennzeichnet,
- dass eine gewirkte Gitterstruktur aus Träger- und Bindefäden (1.1, ...1.4; 2.1,..., 2.4,
3.1, .., 3.4) ausgebildet ist;
- dass die Quergitterstege (5) jeweils durch aneinander anliegender Abschnitte wenigstens
zweier benachbarter, mäanderförmig gelegter Trägerfäden (1.1, ...1.4; 2.1,..., 2.4)
gebildet sind,
- dass die Längsgitterstege (6) jeweils durch aneinander anliegende Abschnitte von wenigstens
zwei Trägerfäden (1.1, ...1.4; 2.1,..., 2.4) gebildet sind, welche mit wenigstens
einem Gewirk aus wenigstens einem Bindefaden (3.1, .., 3.4) umschlungen sind; und
- dass die Gitterstruktur beidseitig mit einer thermoplastischen Kunststoffbeschichtung
überzogen ist.
2. Fischzuchtgitter (10) nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Binde- und Trägerfäden (1.1, ...1.4; 2.1,..., 2.4, 3.1, .., 3.4) Kunststoff-Multifilamente
sind und dass der Titer der Trägerfäden (1.1, ...1.4; 2.1,..., 2.4) wenigstens das
1,5fache der Bindefäden (3.1, .., 3.4) beträgt.
3. Fischzuchtgitter (10) nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass der Titer der Trägerfäden (1.1, ...1.4; 2.1,..., 2.4) 5500 bis 7500 dtex beträgt
und der Titer der Bindefäden (3.1, .., 3.4) 2500 dtex bis 4000 dtex beträgt.
4. Fischzuchtgitter nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Maschenstruktur mit einem Plastisol-PVC-Überzug versehen ist.