[0001] Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zum Biegen von blechartigen Werkstücken bei
gleichzeitiger Druckspannungsüberlagerung gemäß Oberbegriff des Anspruches 1 sowie
ein entsprechendes Verfahren gemäß Oberbegriff des Anspruches 14.
[0002] Das Biegen von blechartigen Werkstücken ist eine in der Technik vielfältig benötigte
Bearbeitungsaufgabe, zu der eine Vielzahl von verschiedenen Verfahren und Vorrichtungen
bekannt sind. Hierbei sind neben den sog. freien Biegeverfahren auch Verfahrensweisen
beim Biegen mittels Druckspannungsüberlagerung bekannt geworden, durch die die Biegeumformung
genauer und mit geringerer Beeinflussung der Blechdicke im Bereich des Biegeradius'
ausgeführt werden kann.
[0003] So ist z.B. aus der
DE 10 2006 014 093 A1 bekannt, dass nach Erreichen eines eingestellten Biegewinkels der Biegeprozess unterbrochen
wird. Anschließend fährt eine beliebig geformte Rolle von unten über die Biegezone.
Dadurch plastifiziert die Biegezone des blechartigen Werkstücks und die Rückfederung
des gebogenen Werkstücks wird reduziert. Die Geometrie der Rolle gibt dabei den Ort
der Druckspannungsüberlagerung vor. Durch diese Art der Überlagerung wird aber der
Außenbogen des gebogenen Teiles deformiert. Diese Vorrichtung ist nicht in der Lage,
gezielt im Biegeprozess Druckspannungen aufzubringen, sondern überlagert Druck jeweils
nach den Biegefolgen.
[0004] Bei der
DE 404 273 2 B4 wird nach einer vollständigen Biegung ein erneuter Biegevorgang vorgenommen mit dem
Ziel, den Biegewinkel nach Last einzustellen. Dies wird durch Druckspannungsüberlagerung
über ein vorgegebenes Gesenk nach der ersten Biegung erreicht.
[0005] Bei der
EP 0 341 211 A2 wird über einen verfahrbaren Gegenstempel eine Druckspannungsüberlagerung aufgebracht.
Diese wirkt senkrecht von unten und flacht somit den Biegeradius ab. Das Verfahren
wird genutzt, um über die Einstellung der immer vertikal wirkenden Kraft den Biegekonturverlauf
zu kontrollieren. Der Biegekonturverlauf stellt sich aufgrund des freien Biegens material-
und lastabhängig ein.
[0006] Aus der
US 3 978 706 ist bekannt, dass ebenfalls von unten senkrecht Druck auf das Blechteil ausgeübt
wird. Dies führt wiederum zu abgeflachten Biegeradien. Eine Alternative ist hier,
dass das Gegenstück eine gebogene Kontur aufweist. Diese hat dann den Effekt, den
endgültigen Biegeradius an das Gesenk zu drücken. Jedoch ist diese Möglichkeit nur
für eine Kombination aus Biegeradius und Biegewinkel möglich. Ebenso findet die Krafteinleitung
dann nur kurz vor Ende des Biegevorgangs statt.
[0007] Aus der Dissertation von Schiefenbuch [1] ist bekannt, dass beim Biegen das Blech
in ein beliebig geartetes Elastomerkissen gedrückt wird. Das Elastomerkissen bringt
dann unkontrolliert und undefiniert Druckspannungen auf das Blech auf. Dabei ist die
Druckspannung nicht kontrollier- und regulierbar. Ebenso ist das Elastomerkissen ein
Verschleißteil und plastifiziert bei Eindringung des Biegestempels. Daher ist dieses
Verfahren unwirtschaftlich. Es konnte jedoch gezeigt werden, dass die Druckspannungen,
die durch das Elastomerkissen eingeleitet wurden, den Versagenszeitpunkt verzögern.
Die Erhöhung der Formänderungsgrenzen wird dabei auf die zusätzlichen Druckspannungen
zurückgeführt.
[0008] Weiterhin wird in einer bekannten Variante der Biegeumformung mit sich relativ zum
blechartigen Werkstück bei der Umformung drehenden Gesenken gearbeitet.
[0009] Aus der US-PS
4 434 644 ist diese besondere Art des Schwenkbiegens bekannt. Dabei schwenkt durch die rotierende
Gesenkanordnung das Gesenk um das Blech. Dabei wirken zu keinem Zeitpunkt Druckspannungen
in der Biegezone (Biegeradius). Es werden nur Biegemomente eingeleitet. Die Gesenkkontur
dient immer nur zum Vorgeben der Endkontur.
[0010] Bei der
EP 0 575 393 B1 können mit der genutzten Kinematik keine Druckspannungen in der Biegezone aufgebracht
werden. Würde in der Kinematik eine äußere Druckspannung aufgebracht werden, würde
das Biegemoment erhöht, aber keine Druckspannung im Biegebogen erzielt werden. Die
Kinematik kann auch nicht konstruktiv dahin geändert werden.
[0011] Auch bei der
EP 0476092 B1 ist die dort beschriebene Kinematik nicht in der Lage, Druckspannungen in der Biegezone
aufzubringen. Auch bei konstruktiver Änderung/Anpassung würde nur ein erhöhtes Biegemoment
resultieren bzw. die Gefahr des Ausknickens erhöht werden (Stempelablösung).
[0012] Die
EP 2 001 615 B1 zielt nicht auf Druckspannungsüberlagerung während des Prozesses. Es werden nur in
senkrechter Richtung Druckspannungen überlagert. Die Schädigung des blechförmigen
Werkstücks in der Biegezone beim Biegeumformen ist dadurch nicht zu vermeiden. Diese
Druckspannungsüberlagerung findet nach dem vollzogenen Freiformbiegen statt, um dann
den Spannungszustand in Hinsicht auf die Rückfederung zu verändern. Dadurch findet
zudem eine ungewollte Abflachung der Biegezone statt.
[0013] Beim Freibiegen sind keine weiteren Druckspannungsüberlagerungen bekannt. Die bekannten
Verfahren zur Druckspannungsüberlagerung sind hingegen nicht in der Lage, gezielt
Druckspannungen in der Biegezone normal zur Blechoberfläche aufzubauen. Zudem sind
die meisten Verfahren werkzeuggebunden. Der Biegeradius weist bei den aus dem Stand
der Technik bekannten Verfahren zur Druckspannungsüberlagerung eine Abflachung auf.
Kein Verfahren kann gezielt die Druckspannungen in der Biegezone kontrolliert und
flexibel einstellen. Ebenso kann der Biegeradius nicht unabhängig vom Biegewinkel
aufgebaut werden, da bei den freien Biegeverfahren immer eine freie Ausbildung des
Radius' stattfindet. Dieser Radius ist zudem nicht beliebig klein möglich, da sich
der Radius frei einstellt. Zudem hat sich noch kein Verfahren im Stand der Technik
damit befasst, formgebunden eine radiale Druckspannungsüberlagerung zur Erweiterung
des Formänderungsvermögens und zur Material- und Spannungszustandsbeeinflussung zu
nutzen.
[0014] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es daher, ein Verfahren und eine Vorrichtung
anzugeben, bei denen die Biegeumformung durch gezielte Druckspannungsüberlagerung
in der Biegezone wesentlich verbessert und das Biegeergebnis optimiert wird.
[0015] Die Lösung der erfindungsgemäßen Aufgabe ergibt sich hinsichtlich der Vorrichtung
aus den kennzeichnenden Merkmalen des Anspruches 1 und hinsichtlich des Verfahrens
aus den Merkmalen des Anspruchs 14 jeweils in Zusammenwirken mit den Merkmalen des
zugehörigen Oberbegriffes. Weitere vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung ergeben
sich aus den Unteransprüchen.
[0016] Die Erfindung hinsichtlich der Vorrichtung geht aus von einer Vorrichtung zum Biegen
von blechartigen Werkstücken bei gleichzeitiger Druckspannungsüberlagerung, in der
mindestens ein relativ zu Biegeauflagern beweglich angeordneter Biegestempel das blechartige
Werkstück plastisch verformt. Eine derartige gattungsgemäße Vorrichtung wird dadurch
in erfinderischer Weise weiter entwickelt, dass einzelne oder mehrere Biegeauflager
einseitig oder beidseits der Biegelinie an dem blechartigen Werkstück anliegen und
zumindest einzelne Biegeauflager drehbeweglich derart gelagert sind, dass diese Biegeauflager
bei der fortschreitenden Biegung des blechartigen Werkstücks zwischen Biegestempel
und Biegeauflagern mit an der Biegelinie angeordneten Abschnitten des blechartigen
Werkstücks synchron mit verschwenken, wobei diese Biegeauflager eine derartige Kraftwirkung
im Bereich der Biegelinie und nahe der Biegelinie auf das blechartige Werkstück aufbringen,
dass zumindest im Bereich der Biegelinie und nahe der Biegelinie Normalspannungen
immer senkrecht zu entlang der Biegelinie angeordneten Abschnitten des sich biegenden
Blechwerkstücks erzeugt und den dort wirkenden Spannungen aufgrund des Biegens überlagert
werden. Durch die Gestaltung der mitschwenkenden Biegelager werden bei der Vorrichtung
gemäß der Erfindung etwa über eine Führung mit definiertem Drehpunkt gezielt Druckspannungen
auf das zu biegende Blechwerkstück im Bereich der Biegezone aufgebracht. Die Höhe
der Druckspannungsüberlagerung ist dabei flexibel einstellbar und auch über den Prozess
sowohl variabel als auch konstant möglich. Durch die gezielte Führung des zu biegenden
Blechwerkstück in Kombination mit der Druckspannungsüberlagerung kann immer derselbe
Biegeradius auch bei unterschiedlichen Biegewinkeln gewährleistet werden. Durch die
Druckspannungseinbringung werden die Tangentialspannungen im Blechwerkstück verringert.
Durch Reduktion der Zugspannungen im Außenbogen ist die Vorrichtung gemäß der Erfindung
in der Lage, die Biegbarkeit insbesondere höherfester Werkstoffe zu erweitern. Ebenso
ist es möglich, Materialschädigungen des Blechwerkstücks im Bereich der Biegezone,
die durch die Umformung induziert werden, gezielt zu steuern und im Vergleich zu konventionellen
Biegeprozessen zu verringern. Die Druckspannungsüberlagerung beeinflusst dabei das
Versagens- und Schädigungsverhalten des Blechwerkstücks. Somit können durch Druckspannungsüberlagerungen
die Formänderungsgrenzen erhöht werden. Dies ist insbesondere für hoch- und ultrafeste
Werkstoffe relevant. Zudem wird durch Druckspannungsüberlagerungen die Werkstoffschädigung
verzögert, sodass entsprechend hergestellte Blechwerkstücke im Leistungstest besser
abschneiden. Durch die Druckspannungsüberlagerungen kann zudem der Eigenspannungszustand
und das Rückfederungsverhalten positiv beeinflusst werden. Zudem können kleine Radien
(Innenradius in der Größe des Biegestempelradius) winkel- und werkstoffunabhängig
eingestellt werden. Die gängigen Freibiegeverfahren bilden den Biegeradius frei aus
und diese Biegeradien sind wesentlich größer. Mittels der speziellen Gestaltung der
Vorrichtung gemäß der Erfindung kann biegewinkelunabhängig der Biegeradius eingestellt
werden. Durch die Führung des Bleches und die wirkenden Druckkräfte findet kein freies
Biegen mehr statt und die Biegekontur wird vorgegeben. Es können somit Biegeradien
definiert vorgegeben werden. Im Vergleich zum Elastomerbiegen, wirkt die Vorrichtung
verschleißfrei und kontrollierbar.
[0017] In einer ersten vorteilhaften Ausgestaltung können die nicht schwenkbar ausgebildete
Biegeauflager als Klemmelemente ausgebildet sein, die Abschnitte des sich biegenden
Blechwerkstücks klemmend haltern. Hierdurch wird es möglich, einseitige und nicht
symmetrische Biegeoperationen auszuführen, indem ein erster Blechabschnitt seitlich
der Biegelinie nur klemmend gehalten, aber selbst nicht aktiv gebogen wird, wohingegen
ein gegenüberliegender Blechabschnitt mittels der verschwenkenden Biegeauflager erfindungsgemäß
gebogen wird. Hierbei können die als Klemmelemente ausgestalteten Biegeauflager aber
ggf. auch eine Verschwenkbewegung ausführen.
[0018] In einer anderen vorteilhaften Ausgestaltung sind die schwenkbar ausgebildeten Biegeauflager
so gelagert, dass die Biegeauflager aufgrund der Kraftwirkung des Biegestempels bei
zunehmender Biegung des Blechwerkstücks verschwenken und das sich biegende Blechwerkstück
stützen. Der Biegestempel drückt bei seiner Biegebewegung auf das Blechwerkstück und
damit auch auf die schwenkbar ausgebildeten Biegeauflager, die aufgrund ihrer Lagerung
gegenüber dieser Bewegung des Biegestempels zurückweichen können und dabei eine definierte
Schwenkbewegung ausführen. Die Schwenkbewegung der Biegeauflager und damit die Biegung
des an den Biegeauflagern anliegenden Blechwerkstücks erfolgt synchron, wodurch die
sich biegenden Abschnitte des Blechwerkstücks dauernd sicher abgestützt und mit der
Gegenkraft der Biegeauflager beaufschlagt werden. Diese Gegenkraft der Biegeauflager
erzeugt dann zumindest im Bereich der Biegezone die Normalspannungen, die sich den
in der Biegezone herrschenden Spannungen überlagern und das Umformverhalten des Blechwerkstücks
in der Biegezone wie vorstehend beschrieben signifikant verbessern.
[0019] In weiterer Ausgestaltung kann die Verschwenkung der schwenkbar ausgebildeten Biegeauflager
um eine Schwenkachse herum erfolgen, die entlang oder nahe der Biegelinie des zu biegenden
Blechwerkstücks verläuft. Die Biegeauflager sind dabei so gestaltet und gelagert,
dass die Schwenkachse kollinear oder parallel benachbart zur Biegelinie des zu biegenden
Blechwerkstücks verläuft und daher im Bereich der Biegezone. Hierdurch werden die
zu biegenden Abschnitte des Blechwerkstücks im Bereich der Biegezone unterstützt und
geometrisch definiert geführt und bilden daher genaue und wenn gewünscht auch sehr
kleine Biegeradien aus.
[0020] Von besonderem Vorteils ist es, wenn zumindest einzelne Biegeauflager als Schwenkbacken
ausgebildet sind, die einseitig oder beidseitig symmetrisch der Biegelinie schwenkbar
angeordnet sind. Derartige Schwenkbacken können eine vollflächige oder benachbart
zur eigentlichen Biegezone großflächige Unterstützung des zu biegenden Blechwerkstücks
ermöglichen und im unbetätigten Zustand der Vorrichtung das noch ebene Blechwerkstück
komplett stützen. Mit zunehmenden Hub des Biegestempels weichen die Schwenkbacken
gegenüber dem Biegestempel zurück und verschwenken im Wesentlichen um die Biegelinie
herum derart, dass sie synchron zu der zunehmenden Biegung des Blechwerkstücks verschwenken
und das Blechwerkstück laufend zumindest nahe der Biegelinie flächig abstützen und
führen. Damit ist zum einen die Unterstützung des Blechwerkstücks während des kompletten
Biegevorgangs erreicht, zum anderen können durch die Kraftwirkung der Schwenkbacken
entgegen der Kraftwirkung des Biegestempels die schon beschriebenen Normalkräfte laufend
so auf das Blechwerkstück aufgebracht werden, dass diese Kräfte senkrecht zur sich
jeweils ändernden Lage der gebogenen Abschnitte des Blechwerkstücks verlaufen und
die Normalspannungen senkrecht zu den gebogenen Abschnitten des Blechwerkstücks erzeugen.
[0021] Diese laufende Anpassung der Lage der Schwenkbacken an den jeweiligen Biegezustand
des Blechwerkstücks kann dadurch erreicht werden, dass die Schwenkbacken der Biegeauflager
mit einem nahe der Biegelinie angeordneten Endbereich in einen Führungsschlitten hinein
ragen, wobei Schwenkbacken und Führungsschlitten gegengleich und korrespondierend
ausgebildete Führungsflächen aufweisen, an denen sich die Endbereiche der Biegeauflager
und die Führungsfläche des Führungsschlittens bei der zunehmenden Biegung des blechartigen
Werkstücks relativ zueinander bewegen und sich aneinander abstützen. Der Führungsschlitten
bildet eine Art zwangsweise Gleitlagerung der Endbereiche der Schwenkbacken, an der
sich die Schwenkbacken sicher geführt abstützen können, wenn die Schwenkbacken gegenüber
dem sich absenkenden Biegestempel zurückweichen und dabei verschwenken. Der Führungsschlitten
selbst ist dabei ebenfalls so gelagert, dass er gegenüber dem sich absenkenden Biegestempel
zurückweichen kann, gleichzeitig aber wie beschrieben eine Kraftwirkung entgegen der
Kraftrichtung des sich absenkenden Biegestempels auf die Schwenkbacken aufbringen
kann.
[0022] Hierzu kann die Führungsfläche des Führungsschlittens etwa halbkreisförmig vertieft
ausgebildet und die dem Führungsschlitten zugeordneten Endbereiche der Schwenkbacken
zumindest abschnittsweise halbkreisförmig vorstehend ausgebildet sein. Die jeweils
halbkreisförmigen Gestaltungen von Führungsschlitten und Schwenkbacken definieren
die Verschwenkbewegung der Schwenkbacken und erlauben gleichzeitig die Übertragung
der Kräfte vom Biegestempel auf das Blechwerkstück sowie die Gegenkräfte vom Führungsschlitten
auf die Schwenkbacken und damit ebenfalls auf das Blechwerkstück.
[0023] Zur Aufbringung der Gegenkräfte vom Führungsschlitten auf die Schwenkbacken kann
in weiterer Ausgestaltung der Führungsschlitten mit einer im Wesentlichen entgegen
der Kraftrichtung des Biegestempels gerichteten Druckkraft belastbar sein, die über
die Führungsfläche des Führungsschlittens auf die Endbereiche der Schwenkbacken und
von den verschwenkenden Biegeauflagern zu jedem Zeitpunkt senkrecht zum Umformbereich
des sich biegenden blechartigen Werkstücks übertragen wird und eine Normalspannungsüberlagerung
im Bereich der Biegelinie und nahe der Biegelinie hervorruft. Hierbei kann in weiterer
Ausgestaltung die entgegen der Kraftrichtung des Biegestempels gerichtete Kraft mechanisch
und/oder pneumatisch und/oder hydraulisch und/oder elektromechanisch erzeugt werden.
[0024] Weiterhin ist es denkbar, dass die entgegen der Kraftrichtung des Biegestempels gerichtete
Kraft konstant oder abhängig vom Biegezustand des sich biegenden Blechwerkstücks,
insbesondere kraft- oder wegabhängig, steuerbar ist. Durch eine solche Steuerung der
Gegenkräfte vom Führungsschlitten auf die Schwenkbacken kann eine weitere Beeinflussung
des Biegeablaufs des Blechwerkstücks erreicht werden, etwa indem die Gegenkraft kraftabhängig
zur Biegekraft oder wegabhängig vom Weg des Biegestempels oder auch abhängig von weiteren
geometrischen oder werkstoffabhängigen Biegegrößen gesteuert wird.
[0025] Eine weitere Möglichkeit der gezielten Beeinflussung der Biegung im Bereich der Biegezone
lässt sich dadurch erreichen, dass im Bereich der Anlage des zu biegenden Blechwerkstücks
an den Schwenkbacken der Biegeauflager Ausnehmungen oder Formgebungen, insbesondere
Taschen oder Vorsprünge, angeordnet sind, durch die die Krafteinleitung der die Normalspannungen
hervorrufenden Normalkräfte in das zu biegende Blechwerkstück beeinflussbar, insbesondere
in den Bereich rings um die Biegelinie herum konzentrierbar ist. So können etwa direkt
an der Biegelinie z.B. radiusähnliche Vorsprünge vorgesehen werden, die die Normalkräfte
sehr nahe an der Biegelinie in das Blechwerkstück einkoppeln und dadurch gerade diesen
sensiblen Bereich der Biegeumformung gezielt stützen und belasten. Weiter von der
Biegelinie entfernte Bereich des Blechwerkstücks können hingegen durch z.B. taschenartige
Ausnehmungen gezielt entlastet werden.
[0026] Von besonderem Vorteil ist es, wenn die Schwenkachse der Biegeauflager parallel zur
Mittelachse des Stempelradius des Biegestempels, vorzugsweise kollinear zur Mittelachse
des Stempelradius des Biegestempels ausgerichtet ist. Hierdurch lässt sich eine sehr
genaue Ausbildung des eigentlichen Biegeradius' erreichen. Es ist aber auch denkbar,
dass die Schwenkachse der Biegeauflager beabstandet zur Mittelachse des Stempelradius
des Biegestempels ausgerichtet ist, etwa parallel zur Bewegung des Biegestempels oberhalb
oder unterhalb der eigentlichen Biegelinie verläuft. Hierdurch kann das Biegeverhalten
in der eigentlichen Biegezone weiter gezielt beeinflusst und gesteuert werden.
[0027] Zur Einstellung eines Versatzes zwischen Schwenkachse der Biegeauflager und Biegelinie
ist es denkbar, dass Abstandhalter oder Zwischenbleche derart zwischen Biegeauflager
und sich entlang der Biegelinie erstreckenden Abschnitten des sich biegenden Blechwerkstücks
angeordnet werden, dass die Schwenkachse der Biegeauflager beabstandet zur Mittelachse
des Stempelradius des Biegestempels ausgerichtet ist. In anderer Ausgestaltung kann
aber auch eine Verstelleinrichtung derart zwischen Biegeauflager und den sich entlang
der Biegelinie erstreckenden Abschnitten des sich biegenden Blechwerkstücks angeordnet
werden, dass der Abstand zwischen Biegeauflager und den sich entlang der Biegelinie
erstreckenden Abschnitten des sich biegenden Blechwerkstücks zueinander einstellbar
ist, so dass die Schwenkachse der Biegeauflager beabstandet zur Mittelachse des Stempelradius
des Biegestempels ausgerichtet ist.
[0028] In weiterer Ausgestaltung ist es auch denkbar, dass gegenüberliegend und mit den
Schwenkbacken der Biegeauflager zusammenwirkend Spannelemente angeordnet sind, die
zusammen mit den Schwenkbacken die entlang der Biegelinie sich erstreckenden Abschnitte
des sich biegenden Blechwerkstücks haltern und/oder klemmen. Hierdurch wird das zu
biegende Blechwerkstück während der Biegung nicht nur vollflächig abgestützt, sondern
kann auch noch gegen die Schwenkbacken gehaltert oder geklemmt werden, wodurch sich
ungewollte Materialverschiebungen des zu biegenden Blechwerkstücks weiter eliminieren
lassen. So ist es z.B. auch denkbar, dass die Spannelemente tangential mit Schubkräften
belastet werden, die die Spannelemente auf die längs der Biegelinie sich erstreckenden
Abschnitte des sich biegenden Blechwerkstücks übertragen. Hierdurch können etwa Tangentialspannungen
gezielt in Bereich des Blechwerkstücks eingebracht werden, die in Richtung auf die
Biegezone zu oder von der Biegezone weg wirken und das Fließen des Materials in der
Biegezone zusätzlich beeinflussen.
[0029] In einer weiteren Ausgestaltung ist es denkbar, dass die Schwenkbacken der Biegeauflager
in einem Bereich unterhalb der Auflageflächen für das zu biegende Blechwerkstück Ausnehmungen
oder Formgebungen, insbesondere Taschen oder Rücksprünge, aufweisen, die einen größeren
Schwenkwinkel der Biegeauflager zueinander und damit eine Erhöhung des biegbaren Winkels
des zu biegenden Blechwerkstücks ermöglichen. Um Biegewinkel von mehr als 90° zu erzeugen,
ist eine Verringerung der gegenseitigen Beeinflussung der Schwenkbacken der Biegeauflager
anzustreben sowie dafür zu sorgen, dass auch bei derart größeren Biegewinkeln die
Abstützung und Kraftübertragung zwischen Führungsschlitten und Schwenkbacken immer
sicher möglich ist.
[0030] Hierzu ist es weiterhin auch denkbar, dass die Schwenkbacken der Biegeauflager derart
ausgebildet sind, dass jeweils gegengleich kammartig ausgebildete Abschnitte der nahe
der Biegelinie angeordneten Endbereiche wechselweise ineinander greifen und die Schwenkbacken
der Biegeauflager sich dadurch gegenseitig durchdringen. Die kammartig ausgebildete
Abschnitte verschränken quasi die sich durchdringenden Endbereiche der Schwenkbacken
und erlauben daher auch dann noch eine sichere Abstützung und Kraftübertragung zwischen
Führungsschlitten und Schwenkbacken, wenn der Schwenkwinkel größer als 90° wird.
[0031] Weiterhin ist es denkbar, dass die kammartig ausgebildeten Endbereiche der Schwenkbacken
der Biegeauflager durch parallel zur Biegelinie verlaufende Kräfte belastet werden,
die in Blechbreitenrichtungen Spannungen in den sich biegenden Bereichen entlang der
Biegelinie hervorrufen und den dort herrschenden Spannungen überlagern. Hierdurch
werden Tangentialkräfte parallel zur Biegelinie auf das zu biegende Blechwerkstück
aufgebracht, die das Fließen des Materials in der Biegezone zusätzlich beeinflussen
können.
[0032] In einer anderen Ausgestaltung ist es auch denkbar, dass der Biegestempel aus mindestens
zwei Segmenten gebildet ist, die entlang der Biegelinie an dem blechartigen Werkstück
anliegen und drehbeweglich derart gelagert sind, und die Biegestempelsegmente bei
der zunehmenden Biegung des blechartigen Werkstücks zwischen Biegestempel und Biegeauflagern
mit den entlang der Biegelinie angeordneten Abschnitten des blechartigen Werkstücks
synchron mit verschwenken. Hierdurch ist eine weitere Abstützung des Biegestempels
an dem Biegeinnenbogen erreichbar, durch die sich etwaige Einkerbungen an dem Biegeinnenbogen
reduzieren oder sogar eliminieren lassen. Auch wird das blechartige Werkstück gegenüberliegend
zu den Schwenkbacken zusätzlich flächig abgestützt, wodurch ein Abheben des blechartigen
Werkstücks von den Schwenkbacken beim Ausführen des Biegevorganges und damit einhergehende
Materialverformungen ausgeschlossen werden können.
[0033] Von besonderem Vorteil ist es, wenn die Biegestempelsegmente um die Achse des Biegeinnenbogens
des sich biegenden blechartigen Werkstücks synchron mit verschwenken, da hierdurch
eine während des ganzen Biegeablaufs die beschriebene zusätzliche Gegenhalterung des
blechartigen Werkstücks erreicht werden kann. Die Biegestempelsegmente verschwenken
synchron mit der Verschwenkbewegung der Schwenkbacken der Biegeauflager.
[0034] Zur Realisierung einer derartigen Verschwenkbewegung der Biegestempelsegmente ist
es in weitere Ausgestaltung denkbar, dass die Biegestempelsegmente in einer Führungsfläche
einer Biegestempelführung drehbar zueinander gelagert sind, wobei die Biegestempelsegmente
bei Beaufschlagung der Biegestempelführung mit der Biegekraft zueinander um die Biegelinie
herum verschwenken. Diese Anordnung entspricht im Wesentlichen der Lagerung und Führung
der Schwenkbacken der Biegeauflager und ist konstruktiv einfach und robust ausführbar.
Die Führungsfläche der Biegestempelführung kann dabei auch etwa halbkreisförmig vertieft
ausgebildet werden und die der Biegestempelführung zugeordneten Endbereiche der Biegestempelsegmente
sind zumindest abschnittsweise ebenfalls halbkreisförmig vorstehend ausgebildet.
[0035] Weiterhin ist es denkbar, dass die Biegestempelsegmente im Bereich der Achse des
Biegeinnenbogens zueinander jeweils kammartig gegengleich und mit den kammartig ausgebildeten
Vorsprüngen wechselweise ineinander greifend ausgebildet sind, so dass gerade im Bereich
der eigentlichen Biegezone die Biegestempelsegmente sehr sicher aneinander festgelegt
bzw. gegenseitig geführt ausgebildet werden können.
[0036] Die Erfindung betrifft weiterhin ein Verfahren zum Biegen von blechartigen Werkstücken
bei gleichzeitiger Druckspannungsüberlagerung, wobei mindestens ein relativ zu Biegeauflagern
beweglich angeordneter Biegestempel das blechartige Werkstück plastisch verformt,
bei dem das blechartige Werkstück einseitig oder beidseits der Biegelinie von einzelnen
oder mehreren Biegeauflager unterstützt wird, die an dem blechartigen Werkstück anliegen
und zumindest einzelne Biegeauflager drehbeweglich bei der fortschreitender Biegung
des blechartigen Werkstücks mit an der Biegelinie angeordneten Abschnitten des blechartigen
Werkstücks synchron mit verschwenken, wobei diese Biegeauflager eine derartige Kraftwirkung
im Bereich der Biegelinie und nahe der Biegelinie auf das blechartige Werkstück aufbringen,
dass zumindest im Bereich der Biegelinie und nahe der Biegelinie Normalspannungen
immer senkrecht zu entlang der Biegelinie angeordneten Abschnitten des sich biegenden
Blechwerkstücks erzeugt und den dort wirkenden Spannungen aufgrund des Biegens überlagert
werden. Die Eigenschaften und Vorteile des erfindungsgemäßen Verfahren sind schon
vorstehend zur erfindungsgemäßen Vorrichtung ausführlich beschrieben worden, so dass
hierauf ausdrücklich Bezug genommen wird.
[0037] Hierbei ist es in weiterer Ausgestaltung denkbar, dass die Normalspannungsüberlagerung
im Bereich der Biegelinie und nahe der Biegelinie im elastischen Bereich der Werkstoffverformung
des sich biegenden Blechwerkstücks liegt, damit die Tangentialspannungen im Blechwerkstück
reduziert werden, aber kaum bis keine Ausdünnung zusätzliche im Blechwerkstück stattfindet.
So können nahezu gleiche Bauteilend-Geometrien mit unterschiedlicher Belastungshistorie
hergestellt werden.
[0038] In anderer Ausgestaltung ist es aber auch denkbar, dass die Normalspannungsüberlagerung
im Bereich der Biegelinie und nahe der Biegelinie im plastischen Bereich der Werkstoffverformung
des sich biegenden Blechwerkstücks liegt. Hierdurch wird die Streckgrenze überschritten
und gezielt das Bauteil im Biegeradius verjüngt oder ein Blechdickenverlauf vorgegeben.
[0039] Das Verfahren erlaubt weiterhin durch die vollflächige Abstützung des Blechwerkstücks
ein Biegen von weichen oder formschlaffen Materialen, vorzugsweise ein Umformen des
Blechwerkstücks im erwärmten Zustand von weichen Metallen oder von faserfaserverstärkten
Kunststoffen.
[0040] Denkbar ist auch ein temperaturunterstütztes Biegen durch direkte Erwärmung, insbesondere
mittels Stromdurchleitung, oder indirekte Erwärmung, insbesondere durch Aufheizung
der Vorrichtung , wobei durch ein solches temperaturunterstütztes Biegen das Biegen
spröder und gehärteter Metalle verbessert werden kann.
[0041] Eine besonders bevorzugte Ausführungsform der erfindungsgemäßen Vorrichtung zum Biegen
zeigt die Zeichnung.
[0042] Es zeigen:
- Figur 1
- - prinzipielle Darstellung der Anordnung der Bestandteile der erfindungsgemäßen Vorrichtung
während der Biegeumformung eines Blechwerkstücks zwischen einem Biegestempel und einem
geteilten und drehbeweglich angeordneten Biegeauflager in einer dreidimensionalen
Ansicht,
- Figur 2a-2c
- - ein Stadienplan der erfindungsgemäßen Vorrichtung gemäß Figur 1 während der Biegeumformung,
ausgehend von der unverformten Konfiguration des Blechwerkstücks (Figur 2a), in einem
Zwischenstadium (Figur 2b) und im Endzustand der Biegeumformung(Figur 2c) in ebener
Darstellung,
- Figur 3
- - Möglichkeiten zur Verschiebung des Schwenkmittelpunktes der drehbeweglich angeordneten
Biegeauflager,
- Figur 4
- - Anordnung zweier in Richtung der Biegelinie versetzt zueinander angeordneter Biegeauflager
mit Aufbringung einer zusätzliche Kraft in Richtung der Biegelinie auf diese Biegeauflager,
- Figur 5
- - eine Abwandlung der erfindungsgemäßen Vorrichtung gemäß Figur 1 mit verzahnt ineinander
greifenden in Richtung der Biegelinie versetzt zueinander angeordneten Biegeauflagern
zur Erzielung größerer biegbarer Winkel des Blechwerkstücks,
- Figur 6
- - eine Abwandlung der erfindungsgemäßen Vorrichtung gemäß Figur 1 zum einseitigen
Biegen mit einer als Klemmlager ausgebildeten einseitigen Einspannung des Blechwerkstücks,
- Figur 7
- - eine Abwandlung der erfindungsgemäßen Vorrichtung gemäß Figur 1 mit einem geteilten
Biegestempel, dessen Einzelteile in einer offenen Lagerschale schwenkbar angeordnet
sind,
- Figur 8
- - Gestaltung der biegeliniennahen Einzelteile des geteilten Biegestempels gemäß Figur
7 zur Vergrößerung der Anlagefläche des Blechwerkstücks an dem geteilten Biegestempel,
- Figur 9
- - Gestaltung der Anlageflächen des geteilten Biegestempels gemäß Figur 7 mit Taschen
und vorspringenden Radien im Bereich der Anlagefläche des Blechwerkstücks an dem geteilten
Biegestempel,
- Figur 10
- - eine Abwandlung der erfindungsgemäßen Vorrichtung gemäß Figur 7 mit einem geteilten
Biegestempel, dessen Einzelteile stirnseitig zueinander gelagert und durch zusätzlich
Kräfte belastet werden können
- Figur 11
- - eine Hälfte des geteilten Biegestempels gemäß Figur 10 mit einer vergrößerten Darstellung
der Drehlagerung und der Verzahnung zum anderen Hälfte des Biegestempels.
[0043] Die Figur 1 zeigt in einer prinzipiellen Darstellung die Anordnung der Bestandteile
der erfindungsgemäßen Vorrichtung 1 während der Biegeumformung eines Blechwerkstücks
2 zwischen einem Biegestempel 3 und einem geteilten und drehbeweglich angeordneten
Biegeauflager 4 in einer dreidimensionalen Ansicht. Die als Schwenkbacken 4 ausgebildeten
Biegelager 4 können dabei um einen definierten Drehpunkt 9 schwenken. Die Schwenkbacken
4 können dabei spiegelsymmetrisch identische Bauteile sein, wobei jede Schwenkbacke
4 im Wesentlichen plattenförmig ausgebildet ist mit einem Auflagebereich 7 für das
Blechwerkstück 2 und einem vorstehenden Abschnitt 6, der etwa halbkreisförmig mit
einer Führungsfläche 13 vorgewölbt ist. Diese Führungsfläche 13 steht nach unten in
Richtung auf einen Führungsschlitten 5 vor und wird in einer Vertiefung des Führungsschlittens
5 aufgenommen. Der hier etwa viertelkreisförmige Radius der Schwenkbacken 4 und die
etwa halbkreisförmige Vertiefung 12 des Führungsschlittens 5 sind dabei so gewählt,
dass die Schwenkbacken 4 in der halbkreisförmigen Vertiefung 12 des Führungsschlittens
5 gestützt sich verdrehen können und der Drehpunkt 9 der Schwenkbacken 4 im Mittelpunkt
des Stempelradius des Biegestempels 3 liegt. Dadurch wird gewährleistet, dass der
äußere Biegeradius des Blechwerkstücks 2 konstant bleibt. Die Führungsfläche 13 gibt
somit die Kontur des gebogenen Blechwerkstücks 2 vor. In einer Ausgangsstellung vor
der Verformung des Blechwerkstücks 2 liegen die Schwenkbacken 4 flächig auf einem
Gesenklager 8 auf, während der Biegumformung stützen sie sich auf dem Gesenklager
8 mit zunehmender Biegung des Blechwerkstücks 2 auf dem Gesenklager 8 ab.
[0044] Wird der Biegestempel 3 nun in Vorschubrichtung 10 nach unten auf das Blechwerkstück
2 zu bewegt, so belastet der Biegestempel 3 das Blechwerkstück 2 und damit die Schwenkbacken
4. Aufgrund der schwenkbaren Lagerung der Schwenkbacken 4 in dem Führungsschlitten
5 verschwenken die Schwenkbacken 4 bei dieser Belastung nach und nach immer mehr,
je tiefer der Biegstempel 3 sich bewegt. Der Winkel α zwischen den beiden Schwenkbacken
4 vergrößert sich, wie dies genauer in den Figuren 2a bis 2c zu erkennen ist, die
eine Art Stadienplan der Biegeumformung des Blechwerkstücks 2 darstellen. Der Drehpunkt
9 der Schwenkbewegung der Schwenkbacken 4 bleibt dabei konstant, hier wie dargestellt
im Mittelpunkt des Stempelradius des Biegestempels 3.
[0045] Aufgrund der Auflagerung der Schwenkbacken 4 auf dem Gesenklager 8 muss der Führungsschlitten
5 bei zunehmender Absenkung des Biegestempels 3 nach unten ausweichen, wie dies in
den Figuren 2a bis 2c gut zu erkennen ist. Wird der Führungsschlitten 5 aber bei dieser
Bewegung nach unten mit einer gegen die Stempelkraft des Biegestempels 3 wirkenden
Kraft 11 beaufschlagt, so wirkt auf die Schwenkbacken 4 eine Gegenkraft über die Führungsfläche
12 des Führungsschlittens 5 auf die Führungsflächen 13 der Schwenkbacken 4. Diese
Gegenkraft 11 wird dabei durch die Lagerung der Schwenkbacken 4 immer so in die Schwenkbacken
4 eingeleitet, dass diese Kraftkomponenten F
Res senkrecht zur Blechebene des sich verformenden Blechwerkstücks 2 gerichtet ist, also
wie mit der Normalkraftverteilung 14 angedeutet senkrecht zu den beiden sich seitlich
der Biegelinie 28 erstreckenden Auflagebereichen 7 der Schwenkbacken 4 erstrecken.
Diese Normalkraftverteilung 14 wirkt auf die beaufschlagten Abschnitte des Blechwerkstücks
2 als Druckspannung, die sich den in diesen Abschnitten des Blechwerkstücks 2 aufgrund
der Biegung wirkenden Spannungen überlagert und die schon vorstehend ausführlich dargestellten
vorteilhaften Wirkungen auf die Biegeumformung und die Ausbildung der gebogenen Kontur
des Blechwerkstücks 2 hervorruft.
[0046] Der Führungsschlitten 5 kann zur Aufbringung der Gegenkraft 11 beispielsweise mit
einem nicht dargestellten Hydraulikzylinder verbunden sein. Mittels eines solchen
Hydraulikzylinders kann dann genau die gewünschte Druckspannungsüberlagerung aufgrund
der Normalkraftverteilung 14 während des Biegeprozesses vorgegeben werden. Die aufzubringende
Kraft 11 kann jedoch auch durch elektrische oder mechanische Kräfte beispielsweise
durch Federsysteme aufgebracht werden. Dadurch, dass die Kraft 11 einstellbar sein
kann, kann auch die Höhe der Normalkraftverteilung 14 und damit der Druckspannungsüberlagerung
im Blechwerkstück 2 eingestellt werden. Vorzugsweise sollte die Normalkraftverteilung
14 und damit die Druckspannungsüberlagerung im elastischen Bereich des Werkstoffs
des Blechwerkstücks 2 liegen, damit die Tangentialspannungen im Blechwerkstück 2 reduziert
werden, aber wenig bis keine zusätzliche Ausdünnung im Bereich des Biegeradius des
Blechwerkstücks 2 stattfindet. So können nahezu gleiche Bauteilend-Geometrien des
Blechwerkstücks 2 mit unterschiedlicher Belastungshistorie hergestellt werden. Ebenso
ist es denkbar die Streckgrenze des Werkstoffs des Blechwerkstücks 2 zu überschreiten
und gezielt das Blechwerkstück 2 im Biegeradius zu verjüngen oder einen Blechdickenverlauf
vorzugeben.
[0047] Aus den Figuren 1 und 2 ist weiter ersichtlich, dass die zusätzliche Kraft 11 z.B.
aus einem Hydraulikzylinder immer senkrecht von unten wirkt, da der Führungsschlitten
5 axial geführt ist. Die Führungsflächen 13 der Schwenkbacken 4, die direkt an dem
der vertieften Führungsfläche 12 des Führungsschlittens 5 anliegen, können dabei zur
Konzentrierung der Druckspannungsüberlagerung verschiedene Gestalten annehmen. So
kann ein radiusförmiger Vorsprung 23 direkt im Bereich der Biegezone angeordnet werden,
der angefast in den Auflagebereich der Schwenkbacken 4 übergeht, um eine kleinere
Anlagefläche zwischen Führungsschlitten 5 und Schwenkbacken 4 zu erhalten. Somit wird
die Kraft senkrecht auf den Biegestempel 3 geführt. Das gleiche Ziel wird erreicht,
in dem eine Tasche in die Führungsfläche 13 der Schwenkbacken 4 eingebracht wird,
die die Kraftübertragung auf die Umformzone beschränkt. Eine Kombination aus beiden
Anpassungen ist möglich und sinnvoll.
[0048] Weiterhin ist es denkbar, in den Figuren aber nicht ausdrücklich dargestellt, dass
eine Art Gegenhalter das Blechwerkstück 2 auf die zurückweichenden und verschwenkenden
Schwenkbacken 4 drückt oder an den Schwenkbacken 4 auf sonstige Weise festlegt. Ein
solcher Gegenhalter ist nicht zwangsläufig notwendig, da er keine Kräfte in das Blechwerkstück
2 für die Biegeumformung einbringt, sondern vorrangig ein Abheben der äußeren Randbereiche
des Blechwerkstücks 2 verhindern soll. Der Gegenhalter könnte auch wie eine Tasche
in den Schwenkbacken 4 ausgeführt sein oder durch angebrachte Laschen eingebracht
werden. Eine weitere Variante kann sein, den Gegenhalter mit den Schwenkbacken 4 fest
zu verspannen. Dann kann durch zusätzliche äußere Kräfte auf den Gegenhalter und dadurch
auf das Blechwerkstück 2 in Tangentialrichtung ein Aufstauchen bzw. Ausdünnen in der
Biegezone erreicht werden.
[0049] Es besteht weiterhin gemäß Figur 3a und 3b auch die Möglichkeit, den Drehpunkt 9
der Schwenkbacken 4 zu verschieben, um die Druckspannungsüberlagerung zu variieren.
Hierzu können gemäß Figur 3a etwa zwischen Schwenkbacken 4 und Blechwerkstück 2 zusätzlich
Zwischenlagebleche 18 eingelegt werden, wodurch der Drehpunkt 9 der Schwenkbacken
4 in Richtung auf den Biegestempel 3 angehoben wird. Auch wäre es denkbar, durch nur
schematisch als Stellschrauben angedeutete Verstelleinrichtungen 15 das Blechwerkstück
in seiner Lage gegenüber dem Auflagebereich 7 der Schwenkbacken 4 zu verstellen (Figur
3b). Weiterhin ist es möglich, den Drehpunkt 9 des Auflagerradius' der Schwenkbacken
4 konstruktiv anders anzuordnen, d.h. es wären keine Stellschrauben 15 oder Zwischenlagebleche
18 notwendig, der Drehpunkt 9 liegt einfach direkt durch die Konstruktion vorgegeben
beispielsweise 1 mm unter der Radiusmitte des Biegestempels 3. Liegt der Drehpunkt
9 beispielsweise genau in der oberen Ecke der Schwenkbacken 4, würden diese Schwenkbacken
4 sich beim Absenken gar nicht voneinander entfernen und so eine zusätzliche Druckspannung
in Umfangsrichtung einbringen. Durch die Konstruktion kann man daher den Drehpunkt
9 entweder einmalig fest vorgeben oder ihn durch die genannten Möglichkeiten von Stellschrauben
15 oder Zwischenlageblechen 18 variieren.
[0050] Weiterhin ist es denkbar, gemäß Figur 4 die Schwenkbacken 4 selbst jeweils zweiteilig
auszubilden, wobei die Hälften der Schwenkbacken 4 durch einen Spalt 17 voneinander
beabstandet zueinander angeordnet werden. Berühren die Schwenkbacken 4 das Blechwerkstück
wie in Figur 4 dargestellt nur abschnittsweise an Vorsprüngen 16 und wirkt auf die
beiden Hälften der Schwenkbacken 4 eine zusätzliche in Richtung der Biegelinie 28
wirkenden Kraft F
zus, so können Druckspannungen in Blechbreitenrichtungen aufgebracht werden und damit
wird das Fließverhalten des Werkstoffs des Blechwerkstücks 2 im Bereich der Biegezone
zusätzlich beeinflusst. Dieser Spalt 17 ist dann gemäß der elastischen Verschiebungen
ausgelegt und ermöglicht eine Druckspannungsüberlagerung im elastischen Bereich. Durch
diese Druckspannungsüberlagerung kann der Spannungszustand zusätzlich positiv beeinflusst
werden.
[0051] Die Erzeugung der beschriebenen Spannungsüberlagerung mittels des Führungsschlittens
und der Schwenkbacken 4 kann in der in den Figuren 1 und 2 beschriebenen Anordnung
solange Kräfte übertragen, bis der Radius der Schwenkbacken 4 aus der Führungsfläche
12 des Führungsschlittens 5 heraus dreht. Um diesen maximalen Biegewinkel von ca.
90° zu erhöhen, können gemäß Figur 5 die der Schwenkbacken 4 verändert ausgebildet
werden. Hierzu werden die vorstehenden Abschnitte 6 der Schwenkbacken 4 in Richtung
der jeweils anderen Schwenkbacke 4 verlängert und so verschränkt zueinander angeordnet,
dass sich eine Art Verzahnung zwischen den Schwenkbacken 4 bildet. Dadurch greifen
die verlängerten Abschnitte 6 der Schwenkbacken 4 wechselweise in entsprechende nutartige
Vertiefungen der anderen der Schwenkbacke 4 ein, so dass sich die Schwenkbacken 4
quasi sich ein Stück weit durchdringend ineinander drehen können. Hierdurch ist auch
bei größeren Verdrehungen der Schwenkbacken 4 noch ein flächiger Kontakt zwischen
den Führungsflächen 13 der Schwenkbacken 4 und der Führungsfläche 12 des Führungsschlittens
5 möglich und es werden Biegewinkel deutlich über 90°, etwa bis zu 130° und mehr erreicht.
Dadurch kann auch bei größeren Biegewinkeln α noch eine Spannungsüberlagerung stattfinden.
[0052] Gemäß der Figur 7 ist es auch möglich, anstatt eines einteiligen Biegstempels 3 gemäß
Figur 1 oder 2 mit einem mehrteiligen Biegestempel 3, 3' zu arbeiten, dessen Segmente
3, 3' zueinander durch einen Abstand 22 abschnittsweise getrennt angeordnet und ebenfalls
schwenkbar in einer Stempelführung 20 geführt sind. Hierzu kann analog wie bei der
Führung der Schwenkbacken 4 eine etwa halbkreisförmige Vertiefung 29 in der Stempelführung
20 vorgesehen sein, in denen sich die Segmente 3, 3' mit gegengleichen Flächen abstützen
und bei der Vorschubbewegung 10 des Stempels 3 um den Winkel β verschwenkt werden.
Diese Verschwenkbewegung um den Winkel β erfolgt dabei aufgrund der Kontaktverhältnisse
synchron zur zunehmenden Biegeumformung des Blechwerkstücks 2, wie dies etwa aus der
Figur 8 zu entnehmen ist. Die Nutzung eines geteilten Biegestempels 3, 3' hat dabei
den Vorteil, dass die beiden Teile Biegestempels 3, 3' das Blechwerkstück flächig
auf die Schwenkbacken 4 drücken und damit ein Abheben des Blechwerkstücks 2 von den
Schwenkbacken 4 oder sonstige unzulässige Verformungen des Blechwerkstücks 2 minimieren.
Zudem erhöht die mehrteilige Gestaltung de Biegestempels 3, 3' bei entsprechender
Formgebung im Bereich des Biegeinnenbogens wie in Figur 8 dargestellt die Auflagefläche
des Blechwerkstücks 2 am Bereich des Biegeinnenbogens gegenüber einem einteiligen
Biegestempel 3, wodurch festigkeitsmäßig nachteilige Einkerbungen des Biegeinnenbogens
verringert oder ganz verhindert werden können.
[0053] Eine weitere Konzentration der Biegekräfte auf das Blechwerkstück 2 und damit der
Druckspannungsüberlagerung in oder nahe der Biegezone lässt sich bei einem mehrteiligen
Biegstempel 3, 3' erreichen, dass der Auflagebereich zwischen Schwenkbacken 4 und
Blechwerkstück 2 passend geformt wird. Hierzu kann der am nächsten zur Biegezone befindliche
Abschnitt der Schwenkbacken 4 mit einem Vorsprung 23 ausgebildet werden, an den angrenzend
sich eine taschenförmige Ausnehmung 24 weiter nach außen erstreckt, in deren Bereich
kein direkter Kontakt zwischen Schwenkbacken 4 und Blechwerkstück 2 vorliegt. Hierdurch
konzentrieren sich die Normalspannungen 14 auf den Bereich des Vorsprungs 23.
[0054] Die Ausgestaltung mit einem geteilten Biegstempel kann gemäß Figur 6 auch dazu genutzt
werden, dass an dem Blechwerkstück nur eine einseitige Biegeumformung ausgeführt wird.
Hierzu wird nur jeweils einseitig der Biegelinie 28 eine Schwenkbacke 4 und ein Stempelsegment
3 vorgesehen. Auf der anderen Seite der Biegelinie 29 wird dieser Abschnitt des Blechwerkstücks
2 in einer backenähnlichen Klemmeinrichtung 21 lediglich festgelegt, ohne dass hier
symmetrisch zur anderen Seite der Biegelinie 29 ebenfalls gebogen wird.
[0055] Die Figuren 10 und 11 zeigen eine Ausgestaltung mit einem geteilten Biegestempel
3, 3', bei der wie schon beschrieben die beiden Stempelsegmente 3, 3' mittels einer
Stempelführung 20 verschwenkend betätigt und sich synchron zur Verschwenkung der Schwenkbacken
4 bewegen. Hierbei sind aber zusätzlich, wie in der vergrößerten Detailzeichnung der
Figur 11 eine einzelnen Schwenkbacke 4 besser zu erkennen, die beiden Segmente 3,
3' des Biegestempels über eine seitliche Achslagerung 26 zueinander geführt und zusätzlich
mittels zueinander passender Verzahnung 27 einander zugeordnet. Dies ermöglicht es,
in Richtung der Biegeachse 29 auch axiale Kräfte auf die Segmente 3, 3' des Biegestempels
aufzubringen, um auch hier das Fließverhalten des Blechwerkstücks 2 in der Biegezone
positiv zu beeinflussen.
[0056] Mit der Erfindung wird somit eine definierte und variable Aufbringung von Druckspannungen
beim nahezu konstanten Biegeradius und variablen Biegewinkeln gewährleistet.
[0057] Üblicherweise werden Werkstoffe mit begrenztem Umformvermögen bei erhöhten Temperaturen
umgeformt, um zusätzliche Gleitebenen zu aktivieren oder eine Rekristallisation herbeizuführen.
Das erfindungsgemäße Verfahren ermöglicht unter hohen Druckspannungen bereits bei
Raumtemperatur die Erweiterung von Prozessgrenzen (martensitische Stähle, Magnesium-Legierungen,
Titan-Legierungen). Obwohl die Gestaltung konstruktiv einfach umetzbar erscheint,
wird durch die spezielle Werkzeuggestaltung die Druckspannungsüberlagerung in bisher
nicht bekannter Weise ermöglicht. Aufgrund des vielfachen Einsatzes von hochfesten
Metallwerkstoffen ist das erfindungsgemäße Verfahren eine zukunftsorientierte Methode,
die insbesondere für die industrielle Anwendung wegen des einfachen Werkzeugs und
der flexiblen Einstellmöglichkeiten besonders wichtig ist.
[0058] Die erfindungsgemäße Gestaltung hebt sich insbesondere wie folgt von Vorgehensweise
aus dem Stand der Technik ab:
- Keine bekannte Lösung überlagert bisher Druckspannungen radial in der Biegezone reproduzierbar
und genau einstellbar während des gesamten Biegevorgangs,
- Bei keiner bekannten Lösung ist die Höhe der radialen Druckspannungsüberlagerung beliebig
hoch einstellbar (üblicherweise Begrenzung Abflachung des Biegeteils)
- Bei keiner bekannten Methode ist eine Druckspannungsüberlagerung in Umfangsrichtung
beliebig hoch möglich, da sonst ein Ausknicken am Außenbogen auftritt
[0059] In keinem der aus dem Stand der Technik bekannten Verfahren werden somit gezielt
Druckspannungen durch ein drehendes und mitwanderndes Gesenkteil vorgegeben. Ebenso
können mit dem Verfahren gemäß der vorliegenden Erfindung beliebig hohe tangentiale
Druck- oder Zugspannungen eingebracht werden.
Literatur:
Sachnummernliste
[0061]
- 1
- - Vorrichtung
- 2
- - Blechwerkstück
- 3
- - Biegestempel
- 4
- - Biegeauflager/ Schwenkbacke
- 5
- - Führungsschlitten
- 6
- - vorstehender Abschnitt Schwenkbacke
- 7
- - Auflagebereich Schwenkbacke
- 8
- - Gesenkauflager
- 9
- - Schenkmittelpunkt Schwenkbacken
- 10
- - Vorschubrichtung Biegestempel
- 11
- - Gegenkraft auf Führungsschlitten
- 12
- - Führungsfläche Führungsschlitten
- 13
- - Führungsfläche Schwenkbacke
- 14
- - Normalkräfte
- 15
- - Verstelleinrichtung
- 16
- - Vorsprung
- 17
- - Spalt
- 18
- - Zwischenlageblech
- 19
- - Verzahnungsvorsprünge
- 20
- - Stempelführung
- 21
- - Klemmbacken
- 22
- - Abstand zwischen Stempelhälften
- 23
- - radiusförmiger Vorsprung
- 24
- - taschenförmige Ausnehmung
- 25
- - axiale Kraftbeaufschlagung
- 26
- - seitliche Achslagerung
- 27
- - Verzahnung
- 28
- - Biegelinie
- 29
- - Vertiefung Stempelführung
1. Vorrichtung (1) zum Biegen von blechartigen Werkstücken (2) bei gleichzeitiger Druckspannungsüberlagerung,
in der mindestens ein relativ zu Biegeauflagern (4) beweglich angeordneter Biegestempel
(3, 3') das blechartige Werkstück (2) plastisch verformt,
dadurch gekennzeichnet, dass
einzelne oder mehrere Biegeauflager (4) einseitig oder beidseits der Biegelinie (28)
an dem blechartigen Werkstück (2) anliegen und zumindest einzelne Biegeauflager (4)
drehbeweglich derart gelagert sind, dass diese Biegeauflager (4) bei der fortschreitenden
Biegung des blechartigen Werkstücks (2) zwischen Biegestempel (3, 3') und Biegeauflagern
(4) mit an der Biegelinie (28) angeordneten Abschnitten des blechartigen Werkstücks
(2) synchron mit verschwenken, wobei diese Biegeauflager (4) eine derartige Kraftwirkung
im Bereich der Biegelinie (28) und nahe der Biegelinie (28) auf das blechartige Werkstück
(2) aufbringen, dass zumindest im Bereich der Biegelinie (28) und nahe der Biegelinie
(28) Normalspannungen (14) immer senkrecht zu entlang der Biegelinie (2) angeordneten
Abschnitten des sich biegenden Blechwerkstücks (2) erzeugt und den dort wirkenden
Spannungen aufgrund des Biegens überlagert werden.
2. Vorrichtung (1) gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass nicht schwenkbar ausgebildete Biegeauflager (4) als Klemmelemente (21) ausgebildet
sind, die Abschnitte des sich biegenden Blechwerkstücks (2) klemmend haltern.
3. Vorrichtung (1) gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die schwenkbar ausgebildeten Biegeauflager (4) so gelagert sind, dass die Biegeauflager
(4) aufgrund der Kraftwirkung des Biegestempels (3, 3') bei zunehmender Biegung des
Blechwerkstücks (2) verschwenken und das sich biegende Blechwerkstück (2) stützen,
vorzugsweise die Verschwenkung der schwenkbar ausgebildeten Biegeauflager (4) um eine
Schwenkachse (9) herum erfolgt, die entlang oder nahe der Biegelinie (28) des zu biegenden
Blechwerkstücks (2) verläuft.
4. Vorrichtung (1) gemäß einem der Ansprüche 2 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass zumindest einzelne Biegeauflager (4) als Schwenkbacken (4) ausgebildet sind, die
einseitig oder beidseitig symmetrisch der Biegelinie (28) schwenkbar angeordnet sind,
wobei die Schwenkbacken (4) der Biegeauflager (4) vorzugsweise mit einem nahe der
Biegelinie (28) angeordneten Endbereich (6) in einen Führungsschlitten (5) hinein
ragen, wobei Schwenkbacken (4) und Führungsschlitten (5) gegengleich und korrespondierend
ausgebildete Führungsflächen (12, 13) aufweisen, an denen sich die Endbereiche der
Biegeauflager (4) und die Führungsfläche (12) des Führungsschlittens (5) bei der zunehmenden
Biegung des blechartigen Werkstücks (2) relativ zueinander bewegen und sich aneinander
abstützen, und die Führungsfläche (12) des Führungsschlittens (5) vorzugsweise etwa
halbkreisförmig vertieft ausgebildet ist und die dem Führungsschlitten (5) zugeordneten
Endbereiche (6) der Schwenkbacken (4) zumindest abschnittsweise halbkreisförmig vorstehend
ausgebildet sind.
5. Vorrichtung (1) gemäß einem der Ansprüche 2 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass der Führungsschlitten (5) mit einer im Wesentlichen entgegen der Kraftrichtung (10)
des Biegestempels (3, 3') gerichteten, vorzugsweise mechanisch und/oder pneumatisch
und/oder hydraulisch und/oder elektromechanisch, Druckkraft (11) erzeugbar, belastbar
ist, die über die Führungsfläche (12) des Führungsschlittens (5) auf die Endbereiche
(6) der Schwenkbacken (4) und von den verschwenkenden Schwenkbacken (4) zu jedem Zeitpunkt
senkrecht zum Umformbereich des sich biegenden blechartigen Werkstücks (2) übertragen
wird und eine Normalspannungsüberlagerung im Bereich der Biegelinie (28) und nahe
der Biegelinie (28) hervorruft, wobei vorzugsweise die entgegen der Kraftrichtung
(10) des Biegestempels (3, 3') gerichtete Kraft (11) konstant oder abhängig vom Biegezustand
des sich biegenden Blechwerkstücks (2), insbesondere kraft- oder wegabhängig, steuerbar
ist.
6. Vorrichtung (1) gemäß einem der Ansprüche 2 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass im Bereich der Anlage des zu biegenden Blechwerkstücks (2) an den Schwenkbacken (4)
der Biegeauflager (4) Ausnehmungen (24) oder Formgebungen, insbesondere Taschen oder
Vorsprünge (23), angeordnet sind, durch die die Krafteinleitung der die Normalspannungen
hervorrufenden Normalkräfte (14) in das zu biegende Blechwerkstück (2) beeinflussbar,
insbesondere in den Bereich rings um die Biegelinie (28) herum konzentrierbar ist.
7. Vorrichtung (1) gemäß einem der Ansprüche 2 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Schwenkachse (9) der Biegeauflager (4) parallel zur Mittelachse des Stempelradius'
des Biegestempels (3, 3'), vorzugsweise kollinear zur Mittelachse des Stempelradius
des Biegestempels (3, 3') oder beabstandet zur Mittelachse des Stempelradius des Biegestempels
(3, 3'), ausgerichtet ist, wobei vorzugsweise Abstandhalter oder Zwischenbleche derart
zwischen Biegeauflager (4) und sich entlang der Biegelinie (28) erstreckenden Abschnitten
des sich biegenden Blechwerkstücks (2) angeordnet sind, dass die Schwenkachse (9)
der Biegeauflager (4) beabstandet zur Mittelachse des Stempelradius des Biegestempels
(3, 3') ausgerichtet ist.
8. Vorrichtung (1) gemäß einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass eine Verstelleinrichtung (15) derart zwischen Biegeauflager (4) und den sich entlang
der Biegelinie (28) erstreckenden Abschnitten des sich biegenden Blechwerkstücks (2)
angeordnet ist, dass der Abstand zwischen Biegeauflager (4) und den sich entlang der
Biegelinie (28) erstreckenden Abschnitten des sich biegenden Blechwerkstücks (2) zueinander
einstellbar ist, so dass die Schwenkachse (9) der Biegeauflager (4) beabstandet zur
Mittelachse des Stempelradius des Biegestempels (3, 3') ausgerichtet ist.
9. Vorrichtung (1) gemäß einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass gegenüberliegend und mit den Schwenkbacken (4) der Biegeauflager (4) zusammenwirkend
Spannelemente angeordnet sind, die zusammen mit den Schwenkbacken (4) die entlang
der Biegelinie (28) sich erstreckenden Abschnitte des sich biegenden Blechwerkstücks
(2) haltern und/oder klemmen, wobei die Spannelemente vorzugsweise tangential mit
Schubkräften belastbar sind, die die Spannelemente auf die längs der Biegelinie (28)
sich erstreckenden Abschnitte des sich biegenden Blechwerkstücks (2) übertragen.
10. Vorrichtung (1) gemäß einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Schwenkbacken (4) der Biegeauflager (4) in einem Bereich unterhalb der Auflageflächen
(7) für das zu biegende Blechwerkstück (2) Ausnehmungen (24) oder Formgebungen, insbesondere
Taschen oder Rücksprünge, aufweisen, die einen größeren Schwenkwinkel (α) der Biegeauflager
(4) zueinander und damit eine Erhöhung des biegbaren Winkels (α) des zu biegenden
Blechwerkstücks (2) ermöglichen.
11. Vorrichtung (1) gemäß einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Schwenkbacken (4) der Biegeauflager (4) derart ausgebildet sind, dass jeweils
gegengleich kammartig ausgebildete Abschnitte (19) der nahe der Biegelinie (28) angeordneten
Endbereiche (6) wechselweise ineinander greifen und die Schwenkbacken (4) der Biegeauflager
(4) sich dadurch gegenseitig durchdringen, vorzugsweise die kammartig ausgebildeten
Endbereiche (19) der Schwenkbacken (4) der Biegeauflager (4) eine Übertragung von
Druckkräften aus dem Führungsschlitten (5) auf die entlang der Biegelinie (28) sich
erstreckenden Abschnitte des sich biegenden Blechwerkstücks (2) auch bei größeren
Biegewinkeln (α) als etwa 90° ermöglichen, oder die kammartig ausgebildeten Endbereiche
(19) der Schwenkbacken (4) der Biegeauflager (4) durch parallel zur Biegelinie (28)
verlaufende Kräfte belastbar sind, die in Blechbreitenrichtungen Spannungen in den
sich biegenden Bereichen entlang der Biegelinie (28) hervorrufen und den dort herrschenden
Spannungen überlagern.
12. Vorrichtung (1) gemäß einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Biegestempel (3, 3') aus mindestens zwei Segmenten (3, 3') gebildet ist, die
entlang der Biegelinie (28) an dem blechartigen Werkstück (2) anliegen und drehbeweglich
derart gelagert sind, und die Biegestempelsegmente (3, 3') bei der zunehmenden Biegung
des blechartigen Werkstücks (2) zwischen Biegestempel (3, 3') und Biegeauflagern (4)
mit den entlang der Biegelinie (28) angeordneten Abschnitten des blechartigen Werkstücks
(2) synchron mit verschwenken, vorzugsweise die Biegestempelsegmente (3, 3') um die
Achse (9) des Biegeinnenbogens des sich biegenden blechartigen Werkstücks (2) synchron
mit verschwenken, wozu die Biegestempelsegmente (3, 3') vorzugsweise in einer Führungsfläche
(29) einer Biegestempelführung (20) drehbar zueinander gelagert sind, wobei die Biegestempelsegmente
(3, 3') bei Beaufschlagung der Biegestempelführung (20) mit der Biegekraft zueinander
um die Biegelinie (28) herum verschwenken oder die Führungsfläche (29) der Biegestempelführung
(20) etwa halbkreisförmig vertieft ausgebildet ist und die der Biegestempelführung
(20) zugeordneten Endbereiche der Biegestempelsegmente (3, 3') halbkreisförmig vorstehend
ausgebildet sind.
13. Vorrichtung (1) gemäß Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, dass die Biegestempelsegmente (3, 3') im Bereich der Achse des Biegeinnenbogens zueinander
jeweils kammartig gegengleich und mit den kammartig ausgebildeten Vorsprüngen (27)
wechselweise ineinander greifend ausgebildet sind.
14. Verfahren zum Biegen von blechartigen Werkstücken (2) bei gleichzeitiger Druckspannungsüberlagerung,
wobei mindestens ein relativ zu Biegeauflagern (4) beweglich angeordneter Biegestempel
(3, 3') das blechartige Werkstück (2) plastisch verformt,
dadurch gekennzeichnet, dass
das blechartige Werkstück (2) einseitig oder beidseits der Biegelinie (28) von einzelnen
oder mehreren Biegeauflagern (4) unterstützt wird, die an dem blechartigen Werkstück
(2) anliegen und zumindest einzelne Biegeauflager (4) drehbeweglich bei der fortschreitender
Biegung des blechartigen Werkstücks (2) mit an der Biegelinie (28) angeordneten Abschnitten
des blechartigen Werkstücks (2) synchron mit verschwenken, wobei diese Biegeauflager
(4) eine derartige Kraftwirkung im Bereich der Biegelinie (28) und nahe der Biegelinie
(28) auf das blechartige Werkstück (2) aufbringen, dass zumindest im Bereich der Biegelinie
(28) und nahe der Biegelinie (28) Normalspannungen immer senkrecht zu entlang der
Biegelinie (28) angeordneten Abschnitten des sich biegenden Blechwerkstücks (2) erzeugt
und den dort wirkenden Spannungen aufgrund des Biegens überlagert werden.
15. Verfahren gemäß Anspruch 14, dadurch gekennzeichnet, dass die Biegeauflager (4) mit einer im Wesentlichen entgegen der Kraftrichtung (10) des
Biegestempels (3, 3') gerichteten Kraft (11) belastet werden, die auf die Endbereiche
(6) der Biegeauflager (4) und von den verschwenkenden Biegeauflagern (4) zu jedem
Zeitpunkt senkrecht zum Umformbereich des sich biegenden blechartigen Werkstücks (2)
übertragen wird und eine Normalspannungsüberlagerung im Bereich der Biegelinie (28)
und nahe der Biegelinie (28) hervorruft, wobei die entgegen der Kraftrichtung (10)
des Biegestempels (3, 3') gerichteten Kraft (11) vorzugsweise konstant oder abhängig
vom Biegezustand des sich biegenden Blechwerkstücks (2), insbesondere kraft- oder
wegabhängig, gesteuert wird.
16. Verfahren gemäß einem der Ansprüche 14 oder 15, dadurch gekennzeichnet, dass die Normalspannungsüberlagerung im Bereich der Biegelinie (28) und nahe der Biegelinie
(28) im elastischen Bereich oder im plastischen Bereich der Werkstoffverformung des
sich biegenden Blechwerkstücks (2) liegt.
17. Verfahren gemäß einem der Ansprüche 14 bis 16, dadurch gekennzeichnet, dass die Verschwenkung der schwenkbar ausgebildeten Biegeauflager (4) um eine Schwenkachse
(9) herum erfolgt, die entlang oder nahe der Biegelinie (28) des zu biegenden Blechwerkstücks
(2) verläuft.
18. Verfahren gemäß einem der Ansprüche 14 bis 17, dadurch gekennzeichnet, dass die vollflächige Abstützung des Blechwerkstücks (2) ein Biegen von weichen oder formschlaffen
Materialen ermöglicht, vorzugsweise ein Umformen des Blechwerkstücks (2) im erwärmten
Zustand von weichen Metallen oder von faserfaserverstärkten Kunststoffen.
19. Verfahren gemäß einem der Ansprüche 14 bis 18, dadurch gekennzeichnet, dass ein temperaturunterstütztes Biegen durch direkte Erwärmung, insbesondere mittels
Stromdurchleitung, oder indirekte Erwärmung, insbesondere durch Aufheizung der Vorrichtung
(1) ermöglicht, wobei vorzugsweise ein temperaturunterstütztes Biegen das Biegen spröder
und gehärteter Metalle ermöglicht.