[0001] Die vorliegende Beschreibung betrifft durch Thermodiffusion verzinkte Gegenstände,
einen Apparat sowie ein Verfahren zur Thermodiffusionsverzinkung. Des Weiteren werden
für das genannte Verfahren geeignete Zinkpulver und Zinkpulvermischungen beschrieben.
[0002] Die Beschichtung mit Zink stellt einen effektiven Korrosionsschutz von Bauteilen
aus Eisenwerkstoffen dar. Bei hochfesten Stählen scheiden allerdings alle Verfahren
aus, bei denen im Prozess atomarer Wasserstoff erzeugt wird, also insbesondere die
galvanische Beschichtung, bzw. Beschichtungsprozesse, bei denen die Prozesstemperatur
die Anlasstemperatur der Werkstücke überschreitet. Hier bietet sich die Zink-Thermo-Diffusion
als effektive Methode an. Die zu beschichtenden Teile werden mit einem speziellen
Zinkpulver vermischt und in einer rotierenden Kammer auf eine Temperatur zwischen
300 und 400 °C aufgeheizt. Hierbei diffundiert Zink in die Stahloberfläche und bildet
eine widerstandsfähige Zink-Eisen-Legierungsschicht bzw. Zink-Eisen-Legierungszone.
Durch eine zusätzliche Lackierung kann die Korrosionsbeständigkeit zusätzlich gesteigert
werden, wodurch sich ein Einsatz insbesondere bei hochfesten Stahlteilen empfiehlt.
[0003] Um Bauteile aus Metall vor Korrosion zu schützen, werden heute meist verschiedene
Verfahren, wie beispielsweise Feuerverzinken, Brünieren, Phosphatieren oder galvanisch
Verzinken eingesetzt. Ein bereits lange bekanntes Verfahren findet durch die Aufwertung
der Verfahrenstechnik in den letzten Jahren zunehmend Beachtung. Die so genannte Zink-Thermo-Diffusion
zeigt viele Vorteile gegenüber herkömmlichen Korrosionsschutzverfahren. Die Zink-Thermo-Diffusion
(ZTD) bietet hochwertigen Schutz für Teile aus unterschiedlichsten Bereichen, wie
zum Beispiel Automobil- und Fahrzeugbau, Luftfahrt, Infrastruktur oder Offshore bei
niedrigen und hohen Umgebungstemperaturen, auch an Kanten und Gewinden.
[0004] Zudem wird die Verschleißfestigkeit erhöht und die Anbindung an Gummi und Kunststoffe
verbessert.
[0005] Der ZTD-Prozess basiert auf dem bekannten Sherardisieren und bietet die Vorteile
eines homogenen Schichtaufbaus und der Verformbarkeit. Bei diesem Verfahren wird Zink
nicht als Schicht auf den Grundwerkstoff abgelagert, sondern das Zink wird in die
Randschicht oder Randzone der metallischen Strukturen des Grundwerkstoffs eingelagert.
Dadurch entsteht eine starke Adhäsionsverbindung, die verhindert, dass die Schicht
abplatzt beziehungsweise bei Beschädigungen (z. B. Kratzer) durch eindringende Feuchtigkeit
unterwandert werden kann. Außerdem entsteht ein optimaler Untergrund für weiterführende
Oberflächenverfahren wie Lackieren oder Vulkanisieren.
[0006] Durch bisher bekannte ZTD-Verfahren können Schicht- bzw. Zonenstärken von 15 Mikrometer
bis weniger als 125 Mikrometer erhalten werden. Durch die verhältnismäßig geringe
Prozesstemperatur können beispielsweise auch Federn behandelt werden, ohne dass die
mechanischen Eigenschaften oder die Festigkeit des Stahls verloren gehen. Der Prozess
findet in geschlossenen, rotierenden Kammern unter Zugabe eines speziellen Zinkpulvers
bei Temperaturen zwischen 300 und 400 °C statt. Bei diesen Temperaturen kann an der
Bauteiloberfläche eine intermetallische diffusionsgesteuerte Phasenreaktion stattfinden,
die zur Bildung einer widerstandsfähigen Zink-Eisen-Legierungsschicht bzw. -zone führt.
Im Vergleich zu anderen Verzinkungsverfahren können durch ZTD-Verfahren auch Legierungen
und Bauteile aus Federstahl, hochfestem Stahl, Kohlenstoff- und niedrig legierte Stähle,
Gusseisen, Schmiedestahl und Sintermetall, Titan- und Nickellegierungen, verzinkt
werden.
[0007] Die zu behandelnden Teile brauchen nur vorbehandelt werden, wenn Verunreinigungen
(z. B. Walzzunder oder Rost) vorhanden sind. Diese Verunreinigungen werden beispielsweise
durch Sandstrahlen beseitigt. Sind die Produkte metallisch blank ist eine Vorbehandlung
nicht notwendig.
[0008] Anschließend werden die Teile zusammen mit einer geeigneten Menge Zinkpulver in der
ZTD-Anlage unter rotierenden Bewegungen erhitzt. Durch die Reaktion mit der Randzone
des Bauteils entsteht die Zink-Eisen-Legierungsschicht/-zone. Der Schicht- bzw. Zonenaufbau
zeigt eine abnehmende Zinkkonzentration in Richtung Bauteilkern. Im äußeren Schicht-/Zonenbereich,
der den größten Teil der Schicht-/Zonenstruktur darstellt, ist Zink mit circa 90 %
dominant. Ist das Ende der Prozesszeit erreicht, werden die Bauteile aus der Anlage
entnommen, kühlen an der Luft ab und werden mechanisch über Siebmaschinen vom Restpulver
getrennt. Dieses Restpulver, das jetzt vorwiegend aus Hilfs- und Trägerstoffen besteht,
kann in den Prozess zurückgeführt werden und ist somit umweltverträglich.
[0009] Die durch den ZTD-Prozess entstandene Randzone ist auch bei komplizierten Bauteilen
(z. B. mit Hohlräumen und Innengewinden) sehr gleichmäßig in der Schicht-/Zonendicke
und homogen in der Struktur. Es entsteht eine glatte Oberfläche ohne Zinkhautbildung.
Es wird eine Schicht-/Zonenhärte von etwa 500 HV erreicht. Dadurch weisen die so behandelten
Bauteile eine sehr hohe Verschleißfestigkeit auf, was mit anderen Korrosionsschutzverfahren
unter Einsatz von Zink nicht erreicht wird.
[0010] Die Gefahr der Wasserstoff Versprödung besteht vor allem aufgrund von Beizprozessen
und galvanischen Beschichtungsprozessen aus wässrigen Elektrolyten. Durch das Eindringen
und Einlagern von atomarem Wasserstoff in das Metallgefüge entstehen hierbei Änderungen
in der Dehnbarkeit (Duktilität) des Materials, was zu Sprödbruch und so genannter
Spannungsrisskorrosion und damit zum Bauteilversagen führen kann. Durch den trocken
ablaufenden ZTD-Prozess kann die Gefahr der Wasserstoff Versprödung für die bearbeiteten
Bauteile ausgeschlossen werden, wodurch das Verfahren auch besonders für sicherheitsrelevante
Bauteile geeignet ist.
[0011] Ein weiterer Vorteil beim Einsatz der Zink-Thermo-Diffusion an sicherheitsrelevanten
Bauteilen ist die Gewährleistung der Maßtoleranzen und Anzugsmomente. Durch die Oberflächenbeschichtung
mit herkömmlichen Verfahren können sich je nach Schichtdicke die definierten Anzugsmomente
durch die aufgebrachte Schutzschicht verändern. Außerdem müssen die Gewinde dieser
beschichteten Schrauben oder Bolzen oft nachbearbeitet werden, damit sie die geforderten
Toleranzen gewährleisten. Allerdings wird durch die mechanische Nachbearbeitung die
aufgebrachte Schutzschicht teilweise wieder zerstört und der Korrosionsschutz verschlechtert.
[0012] Da bei der Zink-Thermo-Diffusion ein homogener und gleichmäßiger Schicht-/Zonenaufbau
vorliegt und der Korrosionsschutz in den Randbereich des Materials eingebracht wird,
ist eine mechanische Nachbearbeitung nicht notwendig und die definierten Maßtoleranzen
und Anzugsmomente ändern sich nicht. Darüber hinaus kommt es im Gegensatz zu anderen
Schichten auch zu keinem Setzverhalten, was bei sicherheitsrelevanten Bauteilen ebenfalls
von besonderer Bedeutung ist.
[0013] Mit der Zink-Thermo-Diffusion behandelte Bauteile lassen sich durch KTL-Beschichtungen
oder durch andere Nass- oder Pulverlackierungen mit einer hoch korrosionsfesten Oberfläche
in jeder Farbe versehen und zu einem Duplex-System aufwerten. Unter Duplex-Systemen
ist gemäß EN ISO 12944-5 ein Korrosionsschutz-System, das aus einer Verzinkung in
Kombination mit einer oder mehreren nachfolgenden Beschichtungen besteht, zu verstehen.
Verzinkung und Beschichtung ergänzen sich. Die Verzinkung wird durch die darüber liegende
Beschichtung vor atmosphärischen, chemischen und mechanischen Einflüssen geschützt.
Hierdurch wird die Lebensdauer der Verzinkung erhöht.
[0014] Umgekehrt haben Beschädigungen an Beschichtungen keine nachteiligen Auswirkungen
zur Folge, da die Verzinkung aufgrund ihrer hohen Widerstandsfähigkeit und Abriebfestigkeit
hohen Belastungen standhält. Hierdurch können bei Beschichtungen typische Unterrostungen
nicht entstehen. Durch diesen Synergieeffekt zwischen Verzinkung und Beschichtung
ist die Gesamtschutzdauer eines Duplex-Systems etwa 1,2- bis 2,5-fach höher als die
Summe aus der jeweiligen Einzelschutzdauer von Verzinkung und Beschichtung. Auch für
Beschichtungen mit Gummi (Vulkanisieren) oder Kunststoffen sind ZTD-Bauteile geeignet
und bieten eine gute Adhäsion.
[0015] Thermo-Diffusions-Verzinkungen unterliegen den Richtlinien der ELV (End of Life Vehicles),
RoHS (Restriction of the use of certain hazardous substances in electrical and electronic
equipment) und der WEEE (Waste Electrical and Electronic Equipment). Als standardisierte
Prüfungen für die Bewertung des Korrosionsschutzes werden in der Regel Salzsprühtests
(ASTM B117, DIN EN ISO 9227) durchgeführt.
[0016] Darüber hinaus gibt es auch Langzeittests unter realen Bedingungen, bei denen verschieden
behandelte Bauteile, zum Beispiel in Prüfanordnungen auf dem Meer, über Wochen und
Monate den Umwelteinflüssen ausgesetzt werden. Je nach verwendetem Zinkpulver ergibt
sich eine Korrosionsbeständigkeit von 1000 Stunden (ohne KTL) bis 1500 Stunden (mit
KTL). Durch Korrosion entsteht auch immer ein gewisser Materialverlust; dieser ist
bei ZTD im Vergleich mit anderen Verzinkungsverfahren relativ gering. Dies trägt ebenfalls
zur Bauteilsicherheit bei.
[0017] Trotz aller bereits erreichten Vorteile durch Anwenden bisher bekannter Verfahren
zur Thermo-Diffusions-Verzinkung besteht weiterhin Bedarf die Qualität der Zink-Metall-Legierungsschicht
bzw -zone im Randbereich der verzinkten Werkstücke sowie die an der Oberfläche gebildeten
Zinkbeschichtungen - und damit den Korrosionsschutz der betreffenden Werkstücke -
zu verbessern. So zeigen elektronenmikroskopische Aufnahmen im Querschnitt von durch
bisher übliche Sherardisier-Verfahren erhaltenen Zinkschichten, dass diese feine Risse
aufweisen können, welche den Korrosionsschutz vermindern können im Vergleich zu Schichten,
die keine solche Risse aufweisen würden. Es zeigt sich auch, dass die durch bisher
bekannte Sherardisier-Verfahren erhaltene Verzinkung aus einer Zink-Metall-Legierungsschicht
bzw. -zone gewisser Dicke und einer darauf abgeschiedenen mehr oder weniger reinen
Zinkschicht größerer Dicke besteht. Da wie oben dargelegt, die Zink-Metall-Legierungsschicht
bzw. -zone Vorteile gegenüber einer auf der Oberfläche des Werkstoff abgeschiedenen
(reinen) Zinkschicht aufweist, wäre es von Vorteil, wenn man im Verhältnis zur oberen
(reinen) Zinkschicht eine dickere Zink-Metall-Legierungsschicht bzw. -zone erhalten
könnte.
[0018] Den Erfindern der vorliegenden Erfindung ist es nun gelungen, durch ein modifiziertes
und verbessertes Verfahren zur Thermo-Diffusions-Verzinkung von metallischen Werkstücken
derartige Verzinkungen zu erhalten, also solche mit verbesserter Oberflächenqualität
und mit einer im Verhältnis zur oberen (reinen) Zinkschicht dickeren Zink-Metall-Legierungsschicht/-zone.
[0019] Die vorliegende Erfindung betrifft daher einen Gegenstand umfassend einen Kernbereich
aus Metall, eine sich an den Kernbereich anschließende Thermodiffusionszone aus dem
Metall und Zink sowie eine sich an die Thermodiffusionszone anschließende Zinkschicht,
dadurch gekennzeichnet, dass das Verhältnis der Dicke der Thermodiffusionszone zur
Dicke der Zinkschicht mindestens 2:1 ist.
[0020] Als "Gegenstand" im Sinne der Erfindung können alle aus Metall oder einer Metalllegierung
bestehenden Bauteile, Werkstoffe, Artikel, Komponenten und dergleichen verstanden
werden, die die weiteren oben bzw. in Anspruch 1 definierten Merkmale aufweisen. Dies
können Bauteile aus dem Automobilbau, dem Maschinenbau oder Bauteile für sonstige
Konstruktionen sein. Es können auch Massenartikel aus Metall wie Schrauben, Muttern,
Bolzen, usw. sein. Denkbar sind auch Hybridbauteile, die eine Metallkomponente mit
frei zugänglicher Metalloberfläche sowie eine oder mehrere andere mit der Metallkomponente
verbundene Komponente(n), wie z.B. Keramik oder Glas, aufweisen.
[0021] Eine bevorzugte Ausführungsform der Erfindung ist somit ein Gegenstand bestehend
aus Metall oder einer Metalllegierung oder ein Gegenstand, der ein Hybridbauteil mit
einer Metallkomponente und mindestens einer mit der Metallkomponente verbundenen Nicht-Metallkomponente
ist, wobei die Metallkomponente zumindest teilweise an der Oberfläche des Gegenstandes
angeordnet ist. Unter "Metallkomponente" werden auch Komponenten verstanden, die aus
einer Metalllegierung bestehen.
[0022] Unter dem Begriff "Metall" werden hier ganz allgemein Metalle und Metalllegierungen
zusammengefasst. Im Einzelfall kann jedoch zwischen (reinen) Metallen und Metalllegierungen
unterschieden werden. Im Rahmen dieser Erfindung in Frage kommende Metalle sind insbesondere
Eisen und Eisenlegierungen, und zwar in Form von Gusseisen, Stahl und deren Legierungen.
Gusseisen und Stahl sind bevorzugt. Beispiele für geeignete Stahlsorten sind aufgelistet
in
Theo Pintat: "Werkstoff-Tabellen der Metalle", Alfred Kröner Verlag Stuttgart, Jahr
2000, Seiten 3-379, ISBN 3-520-90208-7. Von den dort gelisteten Stahl-, Stahlguß- und Gußeisen-Sorten sind insbesondere
die Sorten bevorzugt, die nicht als Edelstahl bezeichnet werden.
[0023] Ein weiteres geeignetes Metall im Rahmen dieser Erfindung ist z.B. auch Kupfer.
[0024] Der "Kernbereich aus Metall" ist der unter der Oberfläche des Gegenstandes liegende
Bereich, der nicht als Zinkschicht und nicht als Thermodiffusionszone aus dem Metall
und Zink definiert ist.
[0025] Die sich an den Kernbereich "anschließende Thermodiffusionszone aus dem Metall und
Zink" ist ein Bereich des Gegenstandes in Form einer Zone aus einer Metall-Zink-Legierung,
die durch Eindiffundieren von Zink in die Metalloberfläche eines Grundwerkstoffs aus
Metall, aus dem der erfindungsgemäße Gegenstand hervorgegangen ist, entstanden ist.
Das Eindiffundieren in die Metalloberfläche kann zum Beispiel durch Erwärmen des Metallgegenstandes
oder seiner Oberfläche in Gegenwart von pulverförmigem, flüssigem oder gasförmigem
Zink erfolgen. Es handelt sich also nicht um eine Beschichtung in dem Sinne, dass
auf den ursprünglichen Grundwerkstoff aus Metall eine Metall-Zink-Legierung aufgebracht
wird, sondern die Schicht bzw. Zone entsteht direkt unterhalb der Oberfläche des ursprünglichen
Grundwerkstoffes. Da sich durch das Eindiffundieren von Zink in die Metalloberfläche
ein Zink-Konzentrationsgradient von der Oberfläche in die tieferen Bereiche des Grundwerkstoffs
ausbildet, wird definiert, dass dort wo im Gegenstand die Konzentration von Zink unter
einen Wert von 0,40 Gew.-% fällt, die Grenze zwischen der "Thermodiffusionszone" und
dem "Kernbereich aus Metall" liegt. Bei einer Zink-Konzentration von unter 0,40 Gew.-%,
z.B. 0,385 Gew.-%, befindet man sich also definitionsgemäß im "Kernbereich aus Metall".
[0026] Die Dicke der "Thermodiffusionszone" hängt letztlich davon ab, wie lange und mit
welchen Einstellungen das Verfahren zur Thermodiffusionsverzinkung des Grundwerkstoffs
aus Metall betrieben wird. Auch Größe, Menge und Art des Metalls beeinflussen bis
in welche Tiefe das Zink in den Gegenstand eindringt. Die Dicke der "Thermodiffusionszone"
eines erfindungsgemäß hergestellter Gegenstand kann bis mehrere Hundert µm betragen.
[0027] In einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung weist der Gegenstand eine Dicke
der "Thermodiffusionszone" im Bereich von 20 bis 400 µm, bevorzugt im Bereich von
30 bis 300 µm, weiter bevorzugt im Bereich von 40 bis 200 µm, und besonders bevorzugt
im Bereich von 50 bis 150 µm auf. Typisch ist auch eine Dicke im Bereich von 75 bis
100 µm. Zur experimentellen Bestimmung der Dicke der Thermodiffusionszone siehe unten
unter "Experimentelles".
[0028] Die sich an die Thermodiffusionszone anschließende Zinkschicht ist ein Bereich des
Gegenstandes in Form einer Schicht bestehend überwiegend aus Zink, die durch, z.B.
thermisch induziertes, Anlagern an und Aufwachsen von Zink auf die Metalloberfläche
des Grundwerkstoffs aus Metall, aus dem der erfindungsgemäße Gegenstand hervorgegangen
ist, entstanden ist. Es handelt sich also um eine Beschichtung in dem Sinne, dass
auf den ursprünglichen Grundwerkstoff aus Metall eine überwiegend Zink-haltige Schicht
aufgebracht wurde.
[0029] Es zeigt sich, dass die gebildete Zinkschicht mindestens zwei Phasen aufweist, eine
δ-Phase mit über 80 Gew.-% und bis zu 99 oder 100 Gew.-% Zink in der Phase, typischerweise
mit über 86 Gew.-% und bis zu 92 Gew.-% Zink in der Phase, und eine γ-Phase mit über
70 Gew.-% und bis zu 80 Gew.-% Zink in der Phase, typischerweise mit über 73 Gew.-%
und bis zu 78 Gew.-% Zink in der Phase. Diese Phasen können in einem Probenquerschnitt
durch Mikroskopie, z.B. im Rasterelektronenmikroskop, bei entsprechender Vergrößerung
und Probenvorbereitung sichtbar gemacht werden.
[0030] In einem sharardisierten Gegenstand, also einem durch Thermo-Diffusions-Verzinkung
hergestellten Gegenstand, ist der Übergang von der "Zinkschicht" zur "Thermodiffusionszone"
in Bezug auf den Zinkgehalt relativ abrupt. Er fällt von über 70 Gew.% schnell auf
deutlich unter 10 Gew.-% und nimmt dann mit sich vergrößerndem Abstand von der Grenzzone
weiter ab. Im Lichtmikroskop - zur Probenvorbereitung und genaueren Durchführung der
Untersuchung siehe unten - ist eine scharfe Grenzlinie erkennbar oberhalb derer der
Zinkgehalt über 70 Gew.% liegt und unterhalb derer der Zinkgehalt deutlich unter 10
Gew.-% liegt.
[0031] Im Rahmen der vorliegenden Erfindung soll dort, wo im Gegenstand die Konzentration
von Zink von über 70 Gew.% auf unter 10 Gew.-% fällt, die Grenze zwischen der "Zinkschicht"
und der "Thermodiffusionszone" liegen. Als Grenzwert festgelegt wird hiermit 40 Gew.-%.
Bei einer Zink-Konzentration von unter 40 Gew.-%, zB. 39,95 Gew.-%, befindet man sich
also definitionsgemäß in der "Thermodiffusionszone". Bei einer Zink-Konzentration
von 40 Gew.-% oder darüber, z.B. 40,00 Gew.-%, befindet man sich damit definitionsgemäß
in der "Zinkschicht".
[0032] Die Dicke der "Zinkschicht" hängt letztlich davon ab, wie lange und mit welchen Einstellungen
das Verfahren zur Thermodiffusionsverzinkung des Grundwerkstoffs aus Metall betrieben
wird. Auch Eigenschaften und Menge des verwendeten Zinkpulvers beeinflussen die Schichtdicke.
Die Dicke der "Zinkschicht" eines erfindungsgemäß hergestellter Gegenstand kann bis
50 µm oder mehr betragen.
[0033] In einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung weist der Gegenstand eine Dicke
der "Zinkschicht" im Bereich von 2 bis 100 µm, bevorzugt im Bereich von 5 bis 80 µm,
weiter bevorzugt im Bereich von 10 bis 60 µm, und besonders bevorzugt im Bereich von
15 bis 50 µm auf. Typisch ist auch eine Dicke im Bereich von 20 bis 40 µm. Zur experimentellen
Bestimmung der Dicke der Zinkschicht siehe unten unter "Experimentelles".
[0034] Der verzinkte metallene Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist dadurch gekennzeichnet,
dass die Dicke der Thermodiffusionszone deutlich dicker ist als die sich daran anschließende
Zinkschicht. Die "Dicke der Zinkschicht" ergibt sich aus dem Abstand zwischen Oberfläche
der Zinkschicht (gleich Oberfläche bzw. Grenze des Gegenstandes) und der Grenze zwischen
der "Zinkschicht" und der "Thermodiffusionszone". Die "Dicke der Thermodiffusionszone"
ergibt sich aus dem Abstand wischen der Grenze zwischen der "Zinkschicht" und der
"Thermodiffusionszone" und der Grenze zwischen der "Thermodiffusionszone" und dem
"Kernbereich aus Metall". Der ermittelte Wert für die Dicke der Thermodiffusionszone
wird dann ins Verhältnis gesetzt zum ermittelten Wert für die Dicke der Zinkschicht.
Dieses Verhältnis ist mindestens 2:1, bevorzugt liegt es im Bereich von 4:1 bis 100:1,
besonders bevorzugt im Bereich 6:1 bis 50:1, ganz besonders bevorzugt im Bereich 8:1
bis 20:1.
[0035] In einer bevorzugten Ausführungsform ist die Zinkschicht des erfindungsgemäßen Gegenstandes
im Wesentlichen frei von Silicium, Aluminium, Natrium, Kalium, Fluor, Sulfat und Chlor.
[0036] In den bisher bekannten Verfahren zur Verzinkung von metallenen Werkstücken bei denen
Zinkpulver oder Zinkpulvermischungen zum Einsatz kommen, zum Beispiel bei den bisher
angewendeten Sherardisierverfahren, aber auch bei anderen Verfahren wie zum Beispiel
dem Feuerverzinken, werden dem Zink(Pulver) üblicherweise Hilfsmittel zugegeben, die
die Verarbeitbarkeit des Zinks verbessern sollen, z.B. Fließ- und Wärmetransportmittel.
Typische Hilfsmittel sind Siliciumdioxid, Aluminiumoxid, Aluminium-Pellets, Stahlkies,
Zinkchlorid, Natriumchlorid, Kaliumchlorid, und andere. In dem Verfahren, welches
zur Herstellung des erfindungsgemäßen Gegenstandes angewendet werden kann, brauchen
derartige Hilfsmittel nicht eingesetzt werden. Wie weiter unten bei der Beschreibung
dieses Verfahrens, welches ebenfalls Teil der vorliegenden Erfindung ist, ausgeführt
wird, kann reines Zinkpulver oder eine geeignete Zinkpulvermischung ohne Zusatz bestimmter
Hilfsmittel, wie z.B. Fließ- und Wärmetransportmittel, verwendet werden. Der damit
herstellbare erfindungsgemäße Gegenstand, einschließlich der sich an die Thermodiffusionszone
anschließenden Zinkschicht, ist dann folglich frei von Rückständen oder Bestandteilen
derartiger Hilfsmittel.
[0037] Die Formulierung "im Wesentlichen frei von" im Zusammenhang mit dem Zinkpulver bzw.
den Zinkpulvermischungen bedeutet, dass der Gehalt an Silicium, Aluminium, Natrium,
Kalium, Fluor, Sulfat und Chlor unter den in folgender Tabelle 1 angegebenen Mengen
liegt.
Tabelle 1: Gehalt und Bestimmung bestimmter Verunreinigungen bzw. Zusätze in den erfindungsgemäß
eingesetzten Zinkpulvern bzw. Zinkpulvermischungen
| |
ppm (Gewicht) |
Messmethode |
| Silicium |
< 200 |
ICP-OES |
| Aluminium |
< 200 |
ICP-OES |
| Natrium |
< 20 |
ICP-OES |
| Kalium |
< 20 |
ICP-OES |
| Fluor |
< 20 |
IC nach DIN EN ISO 10304-1 (D20) - Teil 1 |
| Sulfat |
< 20 |
IC nach DIN EN ISO 10304-1 (D20) - Teil 1 |
| Chlor |
< 20 |
IC nach DIN EN ISO 10304-1 (D20) - Teil 1 |
[0038] Das Verzinken eines Werkstoffs aus Metall unter Erhalt des erfindungsgemäßen Gegenstands
kann unter Anwendung des weiter unten beschriebenen Verfahrens erfolgen. Die Durchführung
dieses Verfahrens wird ermöglicht durch die Neuentwicklung einer Apparatur, bei der
im Gegensatz zur bisher üblichen Thermodiffusionsverzinkung das zu verzinkende Werkstück
nicht durch eine äußere Wärmequelle, z.B. einen befeuerten Ofen, Gasbrenner oder elektrische
Widerstandsheizung, bis zur Prozesstemperatur von außen erwärmt wird, sondern dadurch,
dass das metallene Werkstück durch Induktionsstrom insgesamt angeregt und letztlich
(indirekt) erwärmt wird, insbesondere durch im Werkstück induzierte Wirbelströme und
darauf folgende Ummagnetisierungsverluste. Der Induktionsstrom wird erzeugt durch
mindestens einen Induktor, die an einer Kammer oder um eine Kammer herum, in der das
zu verzinkende Werkstück eingelegt wird, angeordnet wird. Um brauchbare Resultate
hinsichtlich der Dicke und Qualität der erzeugten Thermodiffusionszone und der darüber
gebildeten Zinkschicht zu erhalten, ist es wichtig, dass die Kammer und der bzw. die
Induktor(en) baulich jeweils so ausgeführt und zueinander angeordnet werden, dass
durch geeignetes Einstellen der relevanten Parameter am Induktionsgerät, wie z.B.
Wechselstromfrequenz, Wechselstromspannung, Wechselstromfluß und Pulsrate des Stromflusses,
ein in der Kammer befindlicher Grundwerkstoff auf eine Temperatur im Bereich von 200
°C bis unterhalb des Schmelzpunktes von Zink, also <419 C°, erwärmt werden kann. Vorzugsweise
kann der Grundwerkstoff auf eine Temperatur im Bereich von 300 °C bis 410 C°, besonders
bevorzugt auf eine Temperatur im Bereich von 360 °C bis 400 C° erwärmt werden.
[0039] Die vorliegende Erfindung betrifft somit auch einen Apparat zur Thermodiffusionsverzinkung
eines Grundwerkstoffs aus Metall, wobei der Apparat eine Kammer zur Aufnahme des Grundwerkstoffs
aus Metall sowie mindestens ein Induktionsgerät mit ein oder mehreren Induktoren umfasst,
dadurch gekennzeichnet, dass die Kammer und der oder die Induktor(en) baulich jeweils
so ausgeführt und zueinander angeordnet sind, dass ein in der Kammer befindlicher
Grundwerkstoff auf eine Temperatur im Bereich von 200 °C bis unterhalb des Schmelzpunktes
von Zink, also <419 C°, erwärmt werden kann. Vorzugsweise sind die Kammer und der/die
Induktor(en) baulich jeweils so ausgeführt und zueinander angeordnet, dass ein in
der Kammer befindlicher Grundwerkstoff auf eine Temperatur im Bereich von 300 °C bis
410 C°, besonders bevorzugt auf eine Temperatur im Bereich von 360 °C bis 400 C° erwärmt
werden.
[0040] Als "Grundwerkstoff aus Metall" können alle aus Metall oder einer Metalllegierung
bestehenden oder mindestens ein Metall oder eine Metalllegierung enthaltenden Bauteile,
Werkstoffe, Artikel, Komponenten und dergleichen dienen, die eine frei zugängliche
Metalloberfläche aufweisen. Dies können Bauteile aus dem Automobilbau, dem Maschinenbau
oder Bauteile für sonstige Konstruktionen sein. Es können auch Massenartikel aus Metall
wie Schrauben, Muttern, Bolzen, usw. sein. Denkbar sind auch Hybridbauteile, die eine
Metallkomponente mit frei zugänglicher Metalloberfläche sowie eine oder mehrere andere
mit der Metallkomponente verbundene Komponente(n), wie z.B. Keramik oder Glas, aufweisen.
[0041] Wird in der vorliegenden Beschreibung der Erfindung vom "Grundwerkstoff aus Metall"
oder vom erfindungsgemäßen "Gegenstand" im Singular gesprochen, so ist damit gleichzeitig
der Plural als Alternative gemeint, es sei denn dies macht im entsprechenden Kontext
keinen Sinn. Insbesondere bei der Beschreibung des erfindungsgemäßen Apparats und
Verfahrens ist der Grundwerkstoff aus Metall oder der erfindungsgemäße Gegenstand
häufig eine Vielzahl an Grundwerkstoffen oder Gegenständen, die sich in der Kammer
des Apparats befinden oder im erfindungsgemäßen Verfahren gleichzeitig verzinkt werden,
z.B. Massenartikel wie Schrauben, Muttern, Bolzen und ähnliche Artikel.
[0042] Der erfindungsgemäße Apparat umfasst eine Kammer, die zur Aufnahme des Grundwerkstoffs
aus Metall geeignet sein muss, also zum Beispiel eine geeignete Dimensionierung, Formgebung
und mechanische Stabilität aufweisen muss. Die Kammer muss auch über ausreichende
thermische Stabilität verfügen, damit der in der Kammer befindliche Grundwerkstoff
ohne Probleme auf eine Temperatur im Bereich von 200 °C bis unterhalb des Schmelzpunktes
von Zink, also <419 C°, erwärmt werden kann. Die Kammer ist vorzugsweise um mindestens
eine ihrer Achsen rotierbar oder schwenkbar, damit eine gleichmäßigere Verzinkung
des Grundwerkstoffs in der Kammer erreicht wird.
[0043] Der erfindungsgemäße Apparat umfasst auch mindestens ein Induktionsgerät mit ein
oder mehreren Induktoren, welches in Abhängigkeit von der Bauausführung der Kammer,
des übrigen Apparats sowie der Menge bzw. Größe des sich in der Kammer befindlichen
und zu verzinkenden Grundwerkstoff geeignet sein muss, diesen auf eine Temperatur
im Bereich von 200 °C bis unterhalb des Schmelzpunktes von Zink, also <419 C°, zu
erwärmen.
[0044] Im Rahmen der vorliegenden Erfindung können Induktionsgeräte verwendet werden, die
- je nach Masse des zu erwärmenden Behälters inklusive darin befindlicher Werkstoffe
- eine Leistung im Bereich von 200 Watt bis 1 MWatt aufweisen. Bezogen zum Beispiel
auf eine Masse von 20 kg Behälter und Werkstoff werden bis 45 kWatt Leistung für die
Aufheizphase und zwischen 3 und 5 kWatt für das Halten der erreichten Temperatur benötigt.
Für größere Behälter und/oder schwerere Werkstoffe werden entsprechend größere Leistungen
benötigt.
[0045] Die im Rahmen der vorliegenden Erfindung verwendbaren Induktionsgeräte haben typischerweise
einen Frequenzbereich der zwischen 1 kHz und 400 kHz liegt. Bevorzugt sind Geräte
mit einem Frequenzbereich von 15 kHz bis 45 kHz.
[0046] Bezüglich der Stromspannung können Induktionsgeräte verwendet werden, die innerhalb
eines Bereichs von 100 V bis 1000 V arbeiten. Vorzugsweise werden Induktionsgeräte
verwendet, die innerhalb eines Bereichs von 300 V bis 600 V arbeiten.
[0047] Die Auswahl geeigneter Induktionsgeräte, das Arbeiten damit sowie das Einstellen
der relevanten Parameter am Induktionsgerät erfolgt durch den Fachmann.
[0048] Die Kammer des Apparats kann so gestaltet sein, dass der oder die Grundwerkstoffe
einfach lose in die Kammer gelegt werden können. Die Kammer kann aber auch so gestaltet
sein, dass sie Einbauten aufweist, die geeignet sind, einen Grundwerkstoff oder eine
Mehrzahl an Grundwerkstoffen in der Kammer festzuhalten, dass also ein Durcheinanderpurzeln
im Betrieb des Apparats verhindert wird.
[0049] Der oben beschriebene Apparat eignet sich zur Herstellung eines Gegenstands umfassend
einen Kernbereich aus Metall, eine sich an den Kernbereich anschließende Thermodiffusionszone
aus dem Metall und Zink sowie eine sich an die Thermodiffusionszone anschließende
Zinkschicht.
[0050] Der mit Hilfe des Apparats herstellbare Gegenstand ist vorzugsweise der oben beschriebene
erfindungsgemäße Gegenstand, also ein Gegenstand umfassend einen Kernbereich aus Metall,
eine sich an den Kernbereich anschließende Thermodiffusionszone aus dem Metall und
Zink sowie eine sich an die Thermodiffusionszone anschließende Zinkschicht, dadurch
gekennzeichnet, dass das Verhältnis der Dicke der Thermodiffusionszone zur Dicke der
Zinkschicht mindestens 2:1 ist. Auch die näher beschriebenen und gegebenenfalls bevorzugten
Ausführungsformen des erfindungsgemäßen Gegenstands können mit Hilfe des Apparats
hergestellt werden.
[0051] Die vorliegende Erfindung betrifft auch ein Verfahren zur Thermodiffusionsverzinkung
eines Grundwerkstoffs aus Metall und den Gegenstand, der nach diesem Verfahren hergestellt
wird.
[0052] Das erfindungsgemäße Verfahren umfasst folgende Schritte:
- a) Bereitstellen eines Apparats zur Thermodiffusionsverzinkung, wobei der Apparat
eine Kammer sowie mindestens ein Induktionsgerät mit ein oder mehreren Induktoren
umfasst, vorzugsweise ein erfindungsgemäßer Apparat wie oben beschrieben,
- b) optional, Vorbereiten des Grundwerkstoffs und/oder der Kammer,
- c) Befüllen der Kammer mit dem Grundwerkstoff und mit einer geeigneten Menge Zinkpulver
oder Zinkpulvermischung,
- d) optional, Rotieren oder Schwenken der Kammer,
- e) Einstellen und ggf. Anpassen der Parameter des Induktionsgerät derart, dass der
in der Kammer befindliche Grundwerkstoff auf eine erste Ziel-Temperatur im Bereich
von 200 °C bis unterhalb 419 C° erwärmt wird,
- f) optional, Einstellen und ggf. Anpassen der Parameter des Induktionsgerät derart,
dass der in der Kammer befindliche Grundwerkstoff auf eine oder mehrere weitere Ziel-Temperatur(en)
im Bereich von 200 °C bis unterhalb 419 C° erwärmt wird, wobei die weitere(n) Ziel-Temperatur(en)
jeweils höher ist/sind als die jeweils vorherige Ziel-Temperatur und jeweils derart,
dass das Zinkpulver oder die Zinkpulvermischung nicht auf oder über 419 °C erwärmt
wird,
- g) Einstellen und ggf. Anpassen der Parameter des Induktionsgerät derart, dass die
zuletzt erreichte Ziel-Temperatur über einen Zeitraum von 10 bis 300 Minuten gehalten
wird und derart, dass das Zinkpulver nicht auf oder über 419 °C erwärmt wird,
- h) Erhalten eines Gegenstands umfassend einen Kernbereich aus Metall, eine sich an
den Kernbereich anschließende Thermodiffusionszone aus dem Metall und Zink sowie eine
sich an die Thermodiffusionszone anschließende Zinkschicht, vorzugsweise eines erfindungsgemäßen
Gegenstands wie oben beschrieben.
[0053] Zu den optionalen Schritten "Vorbereiten des Grundwerkstoffs" und/oder "Vorbereiten
der Kammer" zählen zum Beispiel: 1) Ein Abstrahlen der Bauteile, z.B. mit Glasperlen,
vorzugsweise der Größe 0-50 µm, 2) eine Reinigung der Bauteile, z.B. in alkalischem
oder saurem Medium und ggf. mit Hilfe von Ultraschall, 3) eine Kaskadenspülung (mindestens
zwei Becken) in vollentsalztem Wasser (VE-Wasser), 4) ein Beizen der Bauteile, z.B.
in verdünnter Schwefelsäure zum Beseitigen von z.B. Oxiden, 5) eine erneute Kaskadenspülung
in VE-Wasser, sowie 6) ein Trocknen der Bauteile, z.B. im Umluftofen. Die zuvor genannten
Schritte können unabhängig voneinander oder miteinander kombiniert im erfindungsgemäßen
Verfahren angewendet werden.
[0054] Das verwendete Zinkpulver oder die Zinkpulvermischung enthält vorzugsweise sowohl
kleine als auch größere Zinkpartikel. Dadurch kann ein besonders homogener und qualitativ
hochwertiger Schicht-/Zonenaufbau erzielt werden bei gleichzeitig gutem Fließverhalten
des Zinkpulvers oder der Zinkpulvermischung in der rotierenden oder schwenkenden Kammer.
Besonders bevorzugt enthält das verwendete Zinkpulver oder die Zinkpulvermischung
Zinkpartikel im Korngrößenbereich bis 16 µm sowie Zinkpartikel im Korngrößenbereich
von über 16 µm bis 125 µm. Weiter bevorzugt enthält das verwendete Zinkpulver oder
die Zinkpulvermischung Zinkpartikel im Korngrößenbereich bis 10 µm sowie Zinkpartikel
im Korngrößenbereich von 32 µm bis 90 µm. Besonders bevorzugt enthält das verwendete
Zinkpulver oder die Zinkpulvermischung Zinkpartikel im Korngrößenbereich von 5 µm
bis 10 µm sowie Zinkpartikel im Korngrößenbereich von 45 µm bis 63 µm. Die Bestimmung
der Korngrößenbereiche kann z.B. gemäß der Normen DIN ISO 3310 Teil 3 in Verbindung
mit ISO 2591-1:1988 erfolgen.
[0055] Von den kleineren Zinkpartikeln im Korngrößenbereich bis 16 µm oder in den weiter
bevorzugten Korngrößenbereichen bis 10 µm bzw. von 5 µm bis 10 µm sind vorzugsweise
mindestens 5 Gew.-%, besonders bevorzugt im Bereich von 5 bis 50 Gew.-%, vorhanden,
bezogen auf die Menge des Zinkpulvers oder der Zinkpulvermischung.
[0056] Von den größeren Zinkpartikeln im Korngrößenbereich von über 16 µm bis 125 µm oder
in den weiter bevorzugten Korngrößenbereichen von 32 µm bis 90 µm bzw. 45 µm bis 63
µm sind vorzugsweise ebenfalls mindestens 5 Gew.-%, besonders bevorzugt im Bereich
von 5 bis 50 Gew.-%, vorhanden, bezogen auf die Menge des Zinkpulvers oder der Zinkpulvermischung.
[0057] In einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung ist das verwendete Zinkpulver
oder die Zinkpulvermischung frei von Silicium, Aluminium, Natrium, Kalium, Fluor,
Sulfat und Chlor; siehe obige Definition und Tabelle 1. Es kann reines Zinkpulver
oder eine geeignete Zinkpulvermischung ohne Zusatz von Silicium-, Aluminium-, Natrium-,
Kalium-, Fluor-, Sulfat- und/oder Chlor-haltigen Hilfsmitteln, wie z.B. viele Fließ-
und Wärmetransportmittel, verwendet werden.
[0058] Erfindungsgemäß kann reines Zinkpulver mit einem Reinheitsgrad bis zu 100 Gew.-%,
vorzugsweise mit einem Reinheitsgrad von über 99 Gew.-% bis zu 100 Gew.-%, verwendet
werden oder eine Zinkpulvermischung enthaltend Zinkpulver in einer Menge von bis zu
99 Gew.-%, vorzugsweise in einer Menge von mindestens 40 Gew.-% bis 99 Gew.-%. Die
restliche Menge der Zinkpulvermischung kann andere Metallpulver, z.B. Aluminium, Magnesium,
etc., oder Nichtmetallpulver, z.B. Siliciumoxid, enthalten. In jedem Fall ist bevorzugt,
dass das Zinkpulver oder die Zinkpulvermischung wie oben beschrieben frei von Silicium,
Aluminium, Natrium, Kalium, Fluor, Sulfat und Chlor ist.
[0059] Mit einer "geeigneten Menge" Zinkpulver oder Zinkpulvermischung ist gemeint, dass
so viel Zinkpulver oder Zinkpulvermischung in die Kammer gegeben wird, dass sämtliche
in die Kammer gefüllten Grundwerkstoffe beim Schwenken oder Rotieren der Kammer von
allen Seiten mit dem Zinkpulver oder der Zinkpulvermischung in Kontakt kommen. Dazu
können - müssen aber nicht - die in die Kammer gefüllten Grundwerkstoffe vollständig
mit Zinkpulver oder Zinkpulvermischung bedeckt werden.
[0060] Der in der Kammer befindliche Grundwerkstoff soll auf eine Temperatur erwärmt werden,
die in Abhängigkeit des Größe, Beschaffenheit, Form, Materialzusammensetzung und ggf.
weiteren Eigenschaften des Grundwerkstoffs sowie in Abhängigkeit der Menge, Beschaffenheit,
Zusammensetzung und ggf. weiteren Eigenschaften des Zinkpulvers oder der Zinkpulvermischung
gewählt wird. Auch die gewünschte Dicke, Qualität und ggf. weitere Eigenschaften der
Zinkschicht und der Thermodiffusionszone können eine Rolle bei der Wahl der einzustellenden
Temperatur eine Rolle spielen. Das Optimieren des Temperaturmanagements ist Aufgabe
des fachmännischen Anwenders und kann durch diesen durch Routineversuche erfolgen.
Das Erwärmen kann - muss aber nicht - in mehreren Schritten erfolgen. So kann es vorteilhaft
sein, den Werkstoff zunächst auf eine erste Ziel-Temperatur im Bereich von 200 °C
bis unterhalb 419 C°, z.B. auf 320 °C, und nach Erreichen dieser ersten Ziel-Temperatur
auf eine zweite Ziel-Temperatur, z.B. auf 380 °C, zu erwärmen. Es kann Anwendungen
geben, bei denen auch weitere Temperaturzwischenschritte sinnvoll sind. In jedem Fall
sollte die weitere bzw. sollte jede weitere Ziel-Temperatur höher sein als die jeweils
vorherige Ziel-Temperatur. Auch die Geschwindigkeit mir der der Grundwerkstoff auf
die gewählte Zieltemperatur oder die mehreren gewählten abgestuften Zieltemperaturen
erwärmt wird, kann angepasst werden, um das Ergebniss der erfindungsgemäßen Thermodiffusionsverzinkung
zu beeinflussen und zu optimieren.
[0061] Nach Erreichen der zuletzt gewählten Ziel-Temperatur wird diese über einen Zeitraum
von 10 bis 300 Minuten gehalten innerhalb dessen der Thermodiffusionsprozess fortschreitet.
Die Dauer dieses Schrittes hängt naturgemäß von der Größe, Beschaffenheit, Form, Materialzusammensetzung
und ggf. weiteren Eigenschaften des Grundwerkstoffs, von der Menge, Beschaffenheit,
Zusammensetzung und ggf. weiteren Eigenschaften des Zinkpulvers oder der Zinkpulvermischung
sowie von der gewünschten Dicke, Qualität und ggf. weiteren Eigenschaften der Zinkschicht
und der Thermodiffusionszone ab.
[0062] Nach Beendigung der Thermodiffusion wird ein erfindungsgemäßer Gegenstand erhalten.
Dieser umfassend einen Kernbereich aus Metall, eine sich an den Kernbereich anschließende
Thermodiffusionszone aus dem Metall und Zink sowie eine sich an die Thermodiffusionszone
anschließende Zinkschicht.
[0063] Schließlich betrifft die vorliegende Erfindung die Verwendung von Zinkpulver oder
einer Zinkpulvermischung zur Thermodiffusionsverzinkung eines Grundwerkstoffs aus
Metall unter Verwendung eines Apparats umfassend mindestens ein zur Erwärmung des
Grundwerkstoffs vorgesehenes Induktionsgerät mit ein oder mehreren Induktoren.
[0064] Besonders bevorzugt enthält das verwendete Zinkpulver oder die Zinkpulvermischung
Zinkpartikel im Korngrößenbereich bis 16 µm sowie Zinkpartikel im Korngrößenbereich
von über 16 µm bis 125 µm. Weiter bevorzugt enthält das verwendete Zinkpulver oder
die Zinkpulvermischung Zinkpartikel im Korngrößenbereich bis 10 µm sowie Zinkpartikel
im Korngrößenbereich von 32 µm bis 90 µm. Besonders bevorzugt enthält das verwendete
Zinkpulver oder die Zinkpulvermischung Zinkpartikel im Korngrößenbereich von 5 µm
bis 10 µm sowie Zinkpartikel im Korngrößenbereich von 45 µm bis 63 µm. Die Bestimmung
der Korngrößenbereiche kann z.B. gemäß der Normen DIN ISO 3310 Teil 3 in Verbindung
mit ISO 2591-1:1988 erfolgen.
[0065] Von den kleineren Zinkpartikeln im Korngrößenbereich bis 16 µm oder in den weiter
bevorzugten Korngrößenbereichen bis 10 µm bzw. von 5 µm bis 10 µm sind vorzugsweise
mindestens 5 Gew.-%, besonders bevorzugt im Bereich von 5 bis 50 Gew.-%, vorhanden,
bezogen auf die Menge des Zinkpulvers oder der Zinkpulvermischung.
[0066] Von den größeren Zinkpartikeln im Korngrößenbereich von über 16 µm bis 125 µm oder
in den weiter bevorzugten Korngrößenbereichen von 32 µm bis 90 µm bzw. 45 µm bis 63
µm sind vorzugsweise ebenfalls mindestens 5 Gew.-%, besonders bevorzugt im Bereich
von 5 bis 50 Gew.-%, vorhanden, bezogen auf die Menge des Zinkpulvers oder der Zinkpulvermischung.
Figur 1 zeigt schematisch eine mögliche Ausführungsform einer Kammer, die mit dem
Grundwerkstoff und mit einer geeigneten Menge Zinkpulver oder Zinkpulvermischung befüllt
werden kann.
Figur 2 zeigt schematisch eine mögliche Ausführungsform der Kammer sowie eine mögliche
Ausführungsform eines um die Kammer angeordneten Induktors
Figur 3 zeigt eine mikroskopische Aufnahme einer Zinkschicht hergestellt durch Sherardisieren
nach Stand der Technik.
Figur 4 zeigt eine mikroskopische Aufnahme einer Zinkschicht hergestellt durch das
erfindungsgemäße Verfahren.
Figur 5 zeigt eine weitere mikroskopische Aufnahme einer Zinkschicht hergestellt durch
das erfindungsgemäße Verfahren.
Figur 6 zeigt den Zustand einer Probe (M10 Mutter, unlegierter Stahl) nach verschiedenen
metallografischen Präparationsschritten (links: M10 Mutter, aus unlegiertem Stahl;
Mitte: Probe getrennt und entgratet; rechts: Probe eingebettet, geschliffen und poliert).
Figur 7 zeigt eine lichtmikroskopische Aufnahme einer mit Nital angeätzten thermodiffusionsverzinkten
Probe (M10 Mutter aus unlegiertem Stahl). Bemerkung: Die in der Figur 7 angegebenen
Dicken, z.B. 197,415 µm, beziehen sich nicht auf die Thermodiffusionszone wie definiert
mit einem Grenzwert von 0,4 Gew.-% Zink, sondern zeigen die Dicke der Zone an, welche
durch das Anätzen mit Nital im Lichtmikroskop erkennbar ist. Die Thermodiffusionszone
wie definiert ist tatsächlich dicker als die angegebenen µm-Werte.
BEISPIEL und EXPERIMENTELLES
1. Durchführung Beschichtung (Versuch V20160707)
[0067] Zinkthermodiffusionsbeschichtung in reinem Zinkpulver (Type 16V0002, Reinheitsgrad
99,90%, Lieferant Eckart) durch direkte induktive Erwärmung der zu beschichtenden
Bauteile.
| Beispiel |
V20160707 |
|
|
| Lieferant |
Max Mothes Gmbh |
Stückgut |
M10 Mutter DIN 934-8 |
| Festigkeitsklasse |
8,8 |
Menge |
200 |
| Einzelgewicht |
≈ 10,340 g |
Gesamtgewicht |
2067,998 g |
| Fläche/Stück |
≈ 9,867 cm2 |
Gesamtfläche |
1973,400 cm2 |
| Vorbehandlung |
Ultraschallbad mit Aceton |
Beschichtungsmaterial |
2 kg Zinkpulver: 16V0002 |
| Umdrehung/Minute |
1/2 (3000 Hz) |
Schutzgas |
Argon-Wasserstoff-Gemisch, 2l /min |
| Versuchsbeginn |
09:05 Uhr |
Versuchsende |
10:35 Uhr |
| Durchlaufzeit [s] |
Aufheizstufe |
Soll-Temperatur [°C] |
Ø Frequenz [kHz] |
Ø Leistung [kW] |
| 0 |
1 |
300 |
18,0 - 18,9 |
2,8 - 5,6 |
| 600 |
2 |
360 |
17,2 - 17,8 |
3,0 - 5,9 |
| 1200 |
3 |
380 |
16,6 - 17,9 |
2,3 - 6,2 |
| 4800 |
4 |
350 |
16,8 - 17,5 |
1,4 - 5,2 |
| 5000 |
5 |
250 |
17,5 - 19,2 |
0,5 - 1,9 |
| 5400 |
6 |
STOP |
- |
- |
2. Ergebnis der Zinkthermodiffusionsbeschichtung (Versuch V20160707)
[0068]
Bauteilentnahme: 11:56 Uhr
Gesamtgewicht der entnommenen verzinkten Bauteile: 2096,619 g
Differenz zum eingesetzten Gesamtgewicht der Bauteile: 28,621 g
Dicke der Zinkschicht: 35,5 µm
3. Ermittlung der Dicke der Zinkschicht
[0069] Die Schichtdickenmessung der Zinkschicht erfolgt nach den Vorgaben und der Beschreibung
der Vorgehensweise in der Norm EN ISO 1463:2004 (D). In Ergänzung dazu bzw. ggf. in
Abweichung davon wird bei der Bestimmung der Dicke der Zinkschicht wie folgt vorgegangen:
3.1. Metallografiegerechtes Trennen der Proben
[0070] Die metallografische Präparation beginnt mit dem Trennen der Proben in der gewünschten
Form. Dabei sollte das zu untersuchende Stück in den Abmessungen nicht größer als
40 mm sein, da durch den später verwendeten Probehalter bzw. Probenbeweger der Schleif-
und Poliermaschine (LaboPol-30 mit dem Probebeweger LaborForce-50 der Firma Struers)
die Größe jeder Probe beschränkt ist. Die Proben werden mit Hilfe der Trennmaschine
Labotom-5 der Firma Struers getrennt. Für das Trennen wird eine SIC-Trennscheibe verwendet.
Während des Trennprozesses wird die Probe mit der an der Trennmaschine installierten
Umlaufkühlanlage wassergekühlt, um thermische Belastungen zu vermindern bzw. zu vermeiden.
Nachdem die Probe in der gewünschten Form getrennt wurde, wird sie entgratet, damit
beim folgenden Schleif- und Poliervorgang keine Grate durch abfallen und die zu untersuchende
Probe beschädigen können. Das Entgraten kann beispielsweise an einer Schleifmaschine
durch Anpressen der getrennten Probe mit der Hand auf ein Schleifpapier mit der Körnung
von 220 bei einer niedrigen Drehzahl (50-100 Umdrehungen/Minute) erfolgen. Um die
Probe von anhaftendem Schmutz und Spänen zu befreien, werden diese nach dem Entgraten
mit Wasser gereinigt. Anhaftender Schmutz kann sonst beim Einbetten mit dem Einbettmittel
reagieren und sich negativ auf den Einbettvorgang auswirkt, z.B. durch Verfärbung
der Einbettmasse, schlechtes Aushärten der Einbettmasse und/oder Verminderung der
Haftung des Einbettmittels an der Probe.
3.2. Kalteinbetten
[0071] Beim Kalteinbetten werden Harz- und Härterkomponente in einem vorgegebenen Verhältnis
gemischt, anschließend wird die Probe in eine für den Probenhalter/Probenbeweger (der
Schleif- und Poliermaschine) angepasste Einbettform eingelegt und das Einbettmittel
drüber gegossen. Das vorzugsweise zu verwendende ClaroCit-Einbettgemisch besteht aus
dem ClaroCit-Powder (Harzkomponente, Pulver) und dem ClaroCit-Liquid (Härterkomponente).
Das Mischungsverhältnis der Härterkomponente (ClaroCit-Liquid) zu Harzkomponente (ClaroCit-Powder)
beträgt 6 zu 10 (Gewichtsverhältnis). Die Mischzeit beträgt 1,5 Minuten. Nach der
Mischzeit wird die Probe in die Einbettform eingelegt und das Einbettmittel drüber
gegossen. Die Aushärtezeit des Einbettmittels beträgt 20 Minuten. Um Luftblasen in
der Einbettmasse zu vermeiden sollte die Aushärtung in einen Drucktopf bei einem Überdruck
von ca. 2.2 bar und bei Raumtemperatur erfolgen.
3.3. Schleif- und Poliervorgang
[0072] Die thermodiffusionsverzinkten Proben werden in 3 Schleifvorgängen geschliffen und
anschließend in einem Poliervorgang poliert. Die dafür verwendeten Parameter sind
den folgenden Tabellen zu entnehmen. Nach jedem Schleifvorgang müssen die Proben gereinigt
werden, um ein Mitschleppen von gröberen Schleifkörnern aus den vorherigen Vorgängen
zu vermeiden. Hierfür kann die Probe mit Ethanol abgespült/gereinigt und anschließend
mit einem Fön getrocknet werden. Nach dem Poliervorgang müssen die Proben abgespült/gereinigt
und mit einem Fön getrocknet werden. Für die Schleifvorgänge und den Poliervorgang
wird das Gerät LaboPol-30 mit dem Probebeweger LaborForce-50 der Firma Struers verwendet.
| Schleifvorgang |
Schleifpapier |
Kraft |
Umdrehung |
Dauer |
Schmierung |
| Erster |
SIC-Schleifpapier, Körnung 300 |
30 N |
300 1/min |
2 min |
Wasser |
| Zweiter |
SIC-Schleifpapier, Körnung 800 |
30 N |
300 1/min |
2 min |
Wasser |
| Dritter |
SIC-Schleifpapier, Körnung 1200 |
30 N |
300 1/min |
2 min |
Wasser |
| Polierscheibe |
Schmiermittel |
Kraft |
Umdrehung |
Dauer |
| MD DAC der Firma Struers |
DiaPro Dac 3 µm, Firma Struers |
25 N |
150 1/min |
2 min |
3.4. Ermittlung der Dicke der Zinkschicht
[0073] Nach der Präparation der Proben erfolgt die Messung der Zinkschichtdicke mittels
eines Lichtmikroskops (hier: Leica DM-RME). Die Schicht wird 200-fach vergrößert und
auf einem Bildschirm dargestellt. Die Dicke der Zinkschicht ist an mindestens fünf
gleichmäßig über die abgebildete Länge verteilten Stellen zu messen. Jede Messung
an einer Stelle ist mindestens zweimal durchzuführen und ein Mittelwert daraus zu
bilden. Von den Messwerten der mindestens fünf Stellen ist der arithmetische Mittelwert
zu errechnen.
[0074] In der Figur 5 ist die Messung dreier Zinkschichtdicken einer M10 Mutter aus dem
Beschichtungsbeispiel V20160707 beispielhaft dargestellt.
4. Ermittlung der Dicke der Thermodiffusionszone
[0075] Für die Bestimmung der Dicke der Thermodiffusionszone kann dieselbe Probe verwendet
werden, die wie oben beschrieben für die Bestimmung der Dicke der Zinkschicht vorbereitet
und verwendet wurde. In jedem Fall müssen vor der Bestimmung der Dicke der Thermodiffusionszone
die oben unter 3.1. bis 3.3. beschriebenen Vorbereitungen getroffen werden.
[0076] Um den Verlauf der Zinkkonzentration im gesamten thermodiffusionsverzinkten Werkstoff,
d.h. der Verlauf von der Randzone bis zum Bauteilkern, zu ermitteln, wird ein Linienscan
auf der Schnittfläche des Bauteils mittels Röntgenfluoreszenzanalyse (hier: ED-RFA
Spektrometer SPECTRO MIDEX) durchgeführt. Beim Liniescan wird mit Hilfe der EDX-Analyse
(EDX: energy dispersive X-ray spectroscopy, energiedispersive Röntgenspektroskopie)
ein Konzentrationsprofil des Zinks vom Randbereich bis zum Bauteilkern erstellt. Der
Linienscan ist senkrecht zur Oberfläche vom Bauteilteilrand bis zum Bauteilkern durchzuführen.
[0077] Im Bereich der Grenze zwischen Thermodiffussionszone und Grundwerkstoff, also im
Konzentrationsbereich um 0,40 Gew.-% Zink, wird in möglichst kurzen Distanzabständen
gemessen, um die Grenze von 0,40 Gew.-% Zink zu finden. Der Konzentrationsverlauf
wird dann in einem Abstands-/Konzentrations-Diagramm dargestellt. Aus dem Abstands-/Konzentrations-Diagramm
wird dann abgelesen, bei welchem Abstand (Tiefe) die Konzentration des Zink im Werkstoff/Bauteil
auf unter 0,40 Gew.-% fällt.
[0078] Die Dicke der Thermodiffusionszone ist an mindestens fünf gleichmäßig über die abgebildete
Länge verteilten Stellen zu messen. Von den Messwerten der mindestens fünf Stellen
ist der arithmetische Mittelwert zu errechnen.
1. Gegenstand umfassend einen Kernbereich aus Metall, eine sich an den Kernbereich anschließende
Thermodiffusionszone aus dem Metall und Zink sowie eine sich an die Thermodiffusionszone
anschließende Zinkschicht, dadurch gekennzeichnet, dass das Verhältnis der Dicke der Thermodiffusionszone zur Dicke der Zinkschicht mindestens
2:1 ist.
2. Gegenstand gemäß Anspruch 1, wobei der Gegenstand aus Metall oder einer Metalllegierung
besteht oder wobei der Gegenstand ein Hybridbauteil mit einer Metallkomponente und
mindestens einer mit der Metallkomponente verbundenen Nicht-Metallkomponente ist,
wobei die Metallkomponente zumindest teilweise an der Oberfläche des Gegenstandes
angeordnet ist.
3. Gegenstand gemäß Anspruch 1 oder 2, wobei der Gegenstand aus Eisen in Form von Gusseisen
oder Stahl besteht.
4. Gegenstand gemäß einem der Ansprüche 1 bis 3, wobei die Zinkschicht im Wesentlichen
frei ist von Silicium, Aluminium, Natrium, Kalium, Fluor, Sulfat und Chlor.
5. Gegenstand gemäß einem der Ansprüche 1 bis 4, wobei das Verhältnis der Dicke der Thermodiffusionszone
zur Dicke der Zinkschicht im Bereich von 4:1 bis 100:1, besonders bevorzugt im Bereich
6:1 bis 50:1, ganz besonders bevorzugt im Bereich 8:1 bis 20:1, liegt.
6. Apparat zur Thermodiffusionsverzinkung eines Grundwerkstoffs aus Metall, wobei der
Apparat eine Kammer zur Aufnahme des Grundwerkstoffs aus Metall sowie mindestens ein
Induktionsgerät mit ein oder mehreren Induktoren umfasst, dadurch gekennzeichnet, dass die Kammer und der oder die Induktor(en) baulich jeweils so ausgeführt und zueinander
angeordnet sind, dass ein in der Kammer befindlicher Grundwerkstoff auf eine Temperatur
im Bereich von 200 °C bis <419 C° erwärmt werden kann.
7. Apparat gemäß Anspruch 6, wobei die Kammer um mindestens eine ihrer Achsen rotierbar
oder schwenkbar ist.
8. Apparat gemäß Anspruch 6 oder 7, wobei das Induktionsgerät eine Leistung im Bereich
von 200 Watt bis 1 MWatt aufweist.
9. Verfahren zur Thermodiffusionsverzinkung eines Grundwerkstoffs aus Metall, wobei das
Verfahren folgende Schritte umfasst:
a) Bereitstellen eines Apparats zur Thermodiffusionsverzinkung, wobei der Apparat
eine Kammer sowie mindestens ein Induktionsgerät mit ein oder mehreren Induktoren
umfasst, vorzugsweise ein erfindungsgemäßer Apparat wie oben beschrieben,
b) optional, Vorbereiten des Grundwerkstoffs und/oder der Kammer,
c) Befüllen der Kammer mit dem Grundwerkstoff und mit einer geeigneten Menge Zinkpulver
oder Zinkpulvermischung,
d) optional, Rotieren oder Schwenken der Kammer,
e) Einstellen und ggf. Anpassen der Parameter des Induktionsgerät derart, dass der
in der Kammer befindliche Grundwerkstoff auf eine erste Ziel-Temperatur im Bereich
von 200 °C bis unterhalb 419 C° erwärmt wird,
f) optional, Einstellen und ggf. Anpassen der Parameter des Induktionsgerät derart,
dass der in der Kammer befindliche Grundwerkstoff auf eine oder mehrere weitere Ziel-Temperatur(en)
im Bereich von 200 °C bis unterhalb 419 C° erwärmt wird, wobei die weitere(n) Ziel-Temperatur(en)
jeweils höher ist/sind als die jeweils vorherige Ziel-Temperatur und jeweils derart,
dass das Zinkpulver oder die Zinkpulvermischung nicht auf oder über 419 °C erwärmt
wird,
g) Einstellen und ggf. Anpassen der Parameter des Induktionsgerät derart, dass die
zuletzt erreichte Ziel-Temperatur über einen Zeitraum von 10 bis 300 Minuten gehalten
wird und derart, dass das Zinkpulver nicht auf oder über 419 °C erwärmt wird,
h) Erhalten eines Gegenstands umfassend einen Kernbereich aus Metall, eine sich an
den Kernbereich anschließende Thermodiffusionszone aus dem Metall und Zink sowie eine
sich an die Thermodiffusionszone anschließende Zinkschicht, vorzugsweise eines Gegenstands
gemäß Anspruch 1 oder 2.
10. Verfahren gemäß Anspruch 9, wobei das Zinkpulver oder die Zinkpulvermischung Zinkpartikel
im Korngrößenbereich von 1 bis 10 µm und Zinkpartikel im Korngrößenbereich von über
10 bis 100 µm aufweist.
11. Verfahren gemäß Anspruch 9 oder 10, wobei von den Zinkpartikeln im Korngrößenbereich
von 1 bis 10 µm mindestens 5 Gew.-% und von den Zinkpartikeln im Korngrößenbereich
von 30 bis 70 µm ebenfalls mindestens 5 Gew.-% vorhanden sind, jeweils bezogen auf
die Menge des Zinkpulvers oder der Zinkpulvermischung.
12. Verfahren gemäß einem der Ansprüche 9 bis 11, wobei das verwendete Zinkpulver oder
die Zinkpulvermischung frei von Silicium, Aluminium, Natrium, Kalium, Fluor, Sulfat
und Chlor ist.
13. Gegenstand, hergestellt nach dem Verfahren gemäß einem der Ansprüche 9 bis 12.
14. Verwendung von Zinkpulver oder einer Zinkpulvermischung zur Thermodiffusionsverzinkung
eines Grundwerkstoffs aus Metall unter Verwendung eines Apparats umfassend mindestens
ein zur Erwärmung des Grundwerkstoffs vorgesehenes Induktionsgerät mit ein oder mehreren
Induktoren, dadurch gekennzeichnet, dass das Zinkpulver oder die Zinkpulvermischung Zinkpartikel im Korngrößenbereich bis
16 µm sowie Zinkpartikel im Korngrößenbereich von über 16 bis 125 µm aufweist.
15. Verwendung gemäß Anspruch 14, wobei das Zinkpulver oder die Zinkpulvermischung frei
von Silicium, Aluminium, Natrium, Kalium, Fluor, Sulfat und Chlor ist.