[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Erzeugung
von Kunstschnee gemäss den Oberbegriffen der unabhängigen Ansprüche.
[0002] Zur Erzeugung von Kunstschnee ist es allgemein bekannt, einen Schneeerzeuger bereitzustellen,
der mittels Druckluft und Wasser oder mittels ventilierter Luft und Wasser Kunstschnee
erzeugt. Typischerweise wird ein Luft-Wassergemisch in die Atmosphäre entlassen, wobei
die sich im Luft-Wassergemisch befindlichen Wassertropfen abkühlen und als Schnee
zum Boden fallen. Eine derartige Vorrichtung ist beispielsweise mit der
EP 2 232 171 bekannt geworden. Die
EP 2 232 171 richtet sich auf eine Schneilanze. Zur Schneeerzeugung können aber auch konventionelle
Schneekanonen verwendet werden.
[0003] Zur Erzeugung von Kunstschnee werden die Schneeerzeuger, das heisst typischerweise
Schneilanzen oder Schneekanonen, insbesondere Geräte zum Erzeugen von Tropfen oder
einem Wassernebel, mit Wasser beaufschlagt. Das Wasser wird typischerweise aus einem
Reservoir, beispielsweise einem Speichersee entnommen. Die Entnahme von Wasser aus
einem fliessenden Gewässer ist aber ebenso vorstellbar.
[0004] Die Erzeugung von Kunstschnee ist, wie beispielsweise in der
EP 2 232 171 beschrieben, abhängig von der Temperatur in der Atmosphäre aber auch abhängig von
der Wassertemperatur des Wassers, welches zum Erzeugen des Kunstschnees benötigt wird.
Im Stand der Technik wurden daher Versuche gemacht, das Wasser aus den betreffenden
Speicherseen beispielsweise mit Kühltürmen zu kühlen, so, dass das Wasser mit einer
gegenüber dem Speichersee niedrigeren Temperatur den Schneilanzen zugeführt wird.
Mit diesem gekühlten Wasser werden die Schneeerzeuger beaufschlagt. Dies ermöglicht
es, schon bei relativ höheren Aussentemperaturen die Schneeerzeuger in Betrieb zu
nehmen und Kunstschnee zu produzieren.
[0005] Derartige Anlagen sind aufwendig herzustellen und aufwendig in der Wartung.
[0006] Es ist daher Aufgabe der Erfindung, diese und weitere Nachteile des Standes der Technik
zu beheben. Insbesondere soll ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Erzeugung von
Kunstschnee bereitgestellt werden, welche auch bei relativ höheren Temperaturen betreibbar
ist, individuell anpassbar, einfach in der Handhabung und kostengünstig in der Fertigung
ist. Zudem wird vorzugsweise der Wartungs- und Betriebsaufwand reduziert.
[0007] Diese Aufgabe wird durch die in den unabhängigen Patentansprüchen definierten Vorrichtungen
und Verfahren gelöst. Weitere vorteilhafte Ausführungsformen ergeben sich aus den
abhängigen Patentansprüchen.
[0008] Bei einem erfindungsgemässen Verfahren zur Erzeugung von Kunstschnee wird Wasser
aus einem Speichersee entnommen und einem ersten Kreis zugeführt. Der erste Kreis
umfasst zumindest einen Schneeerzeuger und insbesondere zumindest eine Schneilanze.
Der erste Kreis ist zur Beschneiung einer Wintersportlokalität, insbesondere einer
Skipiste, vorgesehen.
[0009] Das Wasser wird im Speichersee mit den folgenden Schritten gekühlt:
- Zuführen von Wasser zu einem zweiten Kreis, umfassend zumindest einen oder mehrere
zweite Schneeerzeuger, insbesondere Schneilanzen,
- Erzeugen von Schnee und/oder Wassertropfen mit dem zweiten Kreis,
- Zuführen des mit dem zweiten Kreis erzeugten Schnees und/ oder der Wassertropfen zum
Speichersee.
[0010] Hier und im Folgenden wird unter Kreis ein Teilabschnitt des Systems verstanden,
der typischerweise eine Verbindung von einem einem Reservoir, wie einem Speichersee,
zur Schneilanze aufweist. Das Reservoir kann dabei beispielsweise auch ein fliessendes
Gewässer sein, dem Wasser entnommen wird. Der Kreis kann offen oder geschlossen sein.
Dabei heisst ein offener Kreis, dass beispielsweise der Schnee, der auf eine Skipiste
aufgebracht wird, im Anschluss, spätestens im Frühling, in der Natur versickert. Ein
geschlossener Kreis zeichnet sich dadurch aus, dass im Wesentlichen der grösste Teil
zurück zum Reservoir, insbesondere zum Speichersee, geführt wird.
[0011] Hier und im Folgenden wird unter dem Begriff Beschneien auch ein Beaufschlagen einer
Lokalität mit Wassertropfen verstanden, die mit einem Schneeerzeuger erzeugt wurden.
Bei hohen Umgebungstemperaturen wird typischerweise nur ein Teil der erzeugten Wassertropfen
in Schnee umgewandelt oder ein Durchgefrieren der Wassertropfen ist nicht möglich.
[0012] Im vorliegenden Verfahren wird mit den zweiten Schneeerzeugern Schnee oder Wassertropfen
erzeugt. Das heisst, mit den zweiten Schneeerzeugern werden Wassertropfen erzeugt,
die der Atmosphäre ausgesetzt sind. Die Atmosphäre entzieht den Wassertropfen Wärme,
so dass die Wassertropfen abgekühlt werden. Bei wunschgemässen Bedingungen (beispielsweise
für die Schneilanze aus der
EP 2 232 171 bei einer Feuchtkugeltemperatur von ca. -3° C) wird den Wassertropfen so viel Energie
erzogen, dass sie eine Phasenumwandlung durchführen und dabei gefrieren. Durch die
Phasenumwandlung wird zusätzliche Energie an die Atmosphäre abgegeben.. Dieser Schnee
und/oder die unterkühlten Wassertropfen werden dem Speichersee zugeführt. Im Fall,
wenn lediglich gekühlte Wassertropfen dem Speichersee zugeführt werden, werden diese
durch die im Speichersee vorhandenen Energie aufgewärmt und zugleich der Speichersee
gekühlt. Zwischen den Wassertropfen und dem Speicherseee stellt sich in Bezug auf
die Temperatur ein Gleichgewicht ein. Für den Fall, dass zumindest ein Teil oder alle
Wassertropfen gefroren sind, wird dem Speichersee zusätzlich Energie zum Schmelzen
der Schneekristalle entzogen, so dass sich ebenfalls ein Gleichgewicht einstellt.
Das heisst, dass zusätzlich die Schmelzenthalpie zum Schmelzen der Schnee- oder Eiskristalle
dem Speichersee entzogen wird. Der Speichersee wird zusätzlich gekühlt.
[0013] In einer bevorzugten Ausführungsform sind die zweiten Schneeerzeuger derart angeordnet,
dass zum Zuführen des mit dem zweiten Kreises erzeugten Schnees und/oder der Wassertropfen
eine Oberfläche des Speichersees direkt beschneit wird.
[0014] Dies ermöglicht ein einfaches und effizientes Einbringen des Schnees und/oder der
Wassertropfen in den Speichersee. Eine einfache Kühlung ist damit ermöglicht.
[0015] Die zweiten Schneeerzeuger können aber auch derart angeordnet sein, dass der mit
dem zweiten Kreis erzeugte Schnee und/oder die Wassertropfen vor dem Zuführen zum
Speichersee in einem Depot zwischengelagert werden.
[0016] Dies ermöglicht es, den Speichersee erst dann zu befüllen und somit zu kühlen, wenn
die Kühlung im Speichersee benötigt wird. Beispielsweise ist es möglich, dass die
Bedingungen zum Beschneien des Speichersees günstig sind, die Kühlung des Speichersees
aber nicht gewünscht ist, weil beispielsweise der See bereits eine tiefe Temperatur
aufweist oder die Wintersportlokalität bereits einen guten Zustand aufweist und das
Beschneien der Wintersportlokalität nicht nötig ist.
[0017] Das heisst, das zum Kühlen des Sees benötigte Medium wird zwischengelagert. Dabei
kann es vorgesehen sein, das zum Kühlen des Sees benötigte Medium über einen längeren
Zeitraum, beispielsweise vom Frühling bis in den Herbst, zu lagern.
[0018] Vorteilhaft ist es vorgesehen, dass der Inhalt des Speichersees umgewälzt wird und
vorzugsweise kontinuierlich umgewälzt wird, so dass sich die einzelnen Wasserschichten
des Speichersees miteinander vermischen.
[0019] Dies ermöglicht es, die Temperatur im Speichersee gesamthaft zu senken und ein gleichmässiges
Temperaturniveau zu erreichen.
[0020] Es ist ebenfalls vorstellbar, dass der Inhalt des Speichersees insbesondere so kontinuierlich
umgewälzt wird, dass das sich im Speichersee befindliche Wasser einem mit dem zweiten
Schneeerzeuger beschneiten Bereich des Speichersees zugeführt wird.
[0021] Dadurch ist gewährleistet, dass der gesamte Inhalt des Speichersees im Lauf der Zeit
mit Schnee/Wassertropfen beschneit wird, das heisst mit dem Schneeerzeuger beaufschlagt
wird.
[0022] Vorzugsweise wird das Wasser des zweiten Kreises dem Speichersee entnommen.
[0023] Dadurch entsteht ein geschlossener Kreis. Das sich im Speichersee befindliche Wasser
wird kontinuierlich umgewälzt und immer weiter gekühlt.
[0024] Dabei kann es vorgesehen sein, das Wasser mit einer Entnahmevorrichtung oberflächennah
im Speichersee zu entnehmen. Dieses wird beim Beschneien als erstes gekühlt. Das oberflächennahe
Wasser weist dabei typischerweise eine Temperatur auf, die gegen 0° geht. Wie vorliegend
dargelegt, hat die Temperatur des Wassers einen hohen Einfluss auf die Effizienz der
Schneeerzeugung.
[0025] Dabei kann es vorgesehen sein, die Lage der Entnahmevorrichtung des ersten und/oder
des zweiten Kreises im Speichersee variabel anzuordnen, so, dass deren Lage im Bezug
zu einer Oberfläche des Speichersees einstellbar ist. Dazu kann diese beispielsweise
schwimmend oder an einem Schwimmkörper angeordnet sein.
[0026] Es ist ebenso vorstellbar, den Inhalt des Speichersees in Abhängigkeit des Schneeerzeugungsfortschrittes
umzuwälzen. Um die Kühlung zu beschleunigen kann der Speichersee zu Beginn des Prozesses
nicht umgewälzt werden, um nur eine oberste Schicht des Speichersees mit unterkühlten
Wassertropfen oder Eis (Schnee) zu kühlen.
[0027] Durch Ansaugen dieses kühleren Wassers im oberen Bereich des Speichersees kann schneller
mehr Eisanteil beim Schneien erreicht werden und damit eine schnelleres und effizienteres
Kühlen.
[0028] Je nach Fortschritt der Kühlung kann die Umwälzung zeitversetzt zum Beginn der Speicherseekühlung
einsetzen.
[0029] Es ist zudem ebenso vorstellbar, dass das dem zweiten Kreis zugeführte Wasser beispielsweise
einem anderen Reservoir entnommen wird, beispielsweise einem fliessenden Gewässer.
Das ermöglicht es, den Speichersee immer weiter zu füllen. Alternativ oder zusätzlich
erlaubt es eine derartige Anordnung ebenso, das mit dem ersten Kreis entnommene Wasser,
welches auf die Wintersportlokalität als Schnee aufgebracht wird, zu ersetzen, so,
dass im Speichersee im Wesentlichen ein gleichbleibendes Niveau von Wasser erhalten
bleibt.
[0030] Ein weiterer Aspekt der Erfindung betrifft eine Vorrichtung zum Erzeugen von Kunstschnee,
insbesondere eine Vorrichtung zur Durchführung des vorliegend beschriebenen Verfahrens.
Die Vorrichtung umfasst einen ersten Kreis mit zumindest einem Schneeerzeuger, insbesondere
einer Schneilanze, zur Beschneiung einer Wintersportlokalität, insbesondere einer
Skipiste. Der erste Kreis ist mit einem Speichersee in Verbindung bringbar und von
diesem mit Wasser beaufschlagbar. Die Vorrichtung weist zudem zumindest einen zweiten
Kreis mit zumindest einem zweiten Schneeerzeuger, insbesondere einer Schneilanze,
auf.
[0031] Der zweite Kreis ist mit einer Wasserquelle und vorzugsweise mit dem Speichersee
in Verbindung bringbar und von diesem mit Wasser beaufschlagbar. Der zweite Kreis
ist derart angeordnet oder anordenbar, dass die Beschneiung des Speichersees ermöglicht
ist.
[0032] Vorzugsweise umfasst die Vorrichtung zum Erzeugen von Kunstschnee einen Speichersee.
Ebenfalls bevorzugt ist der erste Kreis mit dem Speichersee in Verbindung. Alternativ
oder zusätzlich ist der zweite Kreis ebenfalls mit dem Speichersee in Verbindung.
[0033] Eine derartige Vorrichtung ermöglicht es, einen Speichersee zu kühlen, ohne aufwändige
Kühltürme bereitstellen zu müssen.
[0034] Vorzugsweise sind die Schneeerzeuger des zweiten Kreises an einem Rand des Speichersees
anordenbar oder angeordnet, derart, dass der mit dem Schneeerzeuger des zweiten Kreises
erzeugte Schnee direkt dem Speichersee zugeführt wird. Diese Anordnung ist unempfindlicher
gegenüber von Windeinflüssen. Unerwünschte Verfrachtungen des erzeugten Schnees oder
der erzeugten Wassertropfen können vermieden werden.
[0035] Dies ermöglicht eine einfache und zuverlässige Kühlung des Speichersees. Übertragungsverluste
werden minimiert.
[0036] In einer bevorzugten Ausführungsform können die Schneeerzeuger des zweiten Kreises
innerhalb und vorzugsweise zentral des Speichersees anordenbar oder angeordnet sein,
derart, dass der erzeugte Schnee direkt dem Speichersee zugeführt wird.
[0037] Dabei ist es vorstellbar, dass die Schneeerzeuger beispielsweise drehbar auf einer
Plattform oder auf einer drehbahren Plattform innerhalb des Speichersees angeordnet
ist, so, dass die Oberfläche des Speichersees gleichmässig oder kontinuierlich mit
Schnee beaufschlagt wird.
[0038] Durch eine Anordnung der Schneeerzeuger innerhalb des Speichersees und eine entsprechende
Kühlung können innerhalb des Speichersees vorteilhafte Temperaturverteilungen erreicht
werden, die ein Umwälzen des Speichersees begünstigen.
[0039] Die vorliegend beschriebene Vorrichtung weist vorzugsweise zumindest einen Druckerzeuger
für Druckluft zum Betrieb der Schneeerzeuger auf. Ebenfalls vorzugsweise können ein
oder mehrere Pumpen im ersten und/oder im zweiten Kreis zum Fördern von Wasser zum
Betrieb der Schneeerzeuger angeordnet sein.
[0040] Dies ermöglicht es, eine komplette Vorrichtung zu liefern, welche die vollständige
Beschneiung einer Wintersportlokalität ermöglicht. Das Abstimmen der einzelnen Komponenten
untereinander ist vereinfacht.
[0041] Die Vorrichtung kann zumindest eine Umwälzeinrichtung zum Umwälzen des Wassers im
Speichersee aufweisen. Als Umwälzeinrichtung können beispielsweise Pumpen, Turbinen,
Propeller oder Luftströme, die in den Speichersee eingeleitet werden, vorgesehen sein.
[0042] Die einzelnen Wasserschichten des Speichersees können miteinander vermischt werden.
Dies ermöglicht es, die Temperatur im Speichersee gesamthaft zu senken und ein gleichmässiges
Temperaturniveau zu erreichen.
[0043] Die Vorrichtung kann eine Leitung für den zweiten Kreis und eine Leitung für den
ersten Kreis aufweisen. Die Leitung für den zweiten Kreis ist kürzer als die Leitung
für den ersten Kreis und vorzugsweise kürzer als 500m, insbesondere kürzer als 100m.
[0044] Zum Fördern des Wassers im zweiten Kreis und für den Betrieb des zweiten Kreises
wird durch kürzere Leitungen bei unveränderter Querschnittsgeometrie der Leitungen
weniger Energie benötigt.
[0045] In den nachfolgenden Figuren ist beispielhaft eine erfindungsgemässe Vorrichtung
beschrieben. Es zeigt:
- Figur 1:
- Eine Wintersportlokalität mit einer Vorrichtung zum Erzeugen von Kunstschnee.
- Figur 2:
- Ein Speichersee im Querschnitt
[0046] Figur 1 zeigt eine Vorrichtung zum Erzeugen von Kunstschnee. Die Vorrichtung weist
einen ersten Kreis 100 und einen zweiten Kreis 200 auf. Diese beiden Kreise befinden
sich in einer Wintersportlokalität 1, welche eine Skipiste 2 aufweist. In der Nähe
der Wintersportlokalität 1 befindet sich ein Speichersee 30. Der Speichersee weist
eine Oberfläche 31 auf. Auf einer Seite der Skipiste 2 sind erste Schneeerzeuger 10
angeordnet, welche mit einer Leitung 11 für Wasser und Druckluft verbunden sind. Die
Leitung 11 wird mit einer Pumpenanordnung 12 mit Wasser und mit Druckluft beaufschlagt.
Die Pumpenanordnung 12 kann eine oder mehrere Wasserpumpen und einen oder mehrere
Druckluftpumpen aufweisen. Die Wasserpumpen beziehen das Wasser aus dem Speichersee
30.
[0047] Der zweite Kreis der Vorrichtung weist eine Schneilanze 20 und eine Leitung 21 auf.
Die Leitung 21 wird ebenfalls mittels einer Pumpenanordung 23 mit Wasser und/oder
Luft beaufschlagt. Die Pumpenanordnung 23 ist wie die Pumpenanordung 12 ausgebildet
und kann mehrere Wasser- und oder Luftpumpen aufweisen. Eine Wasserpumpe der Pumpenanordnung
23 führt Wasser aus dem Speichersee 30 der Schneilanze 20 zu. Eine Druckluftpumpe
der Pumpenanordnung 23 führt der Schneilanze 20 Druckluft zu. Selbstverständlich können
sämtliche Pumpen separat ausgebildet sein.
[0048] Ein weiterer zweiter Kreis 200' ist gezeigt. Dieser umfasst ebenfalls eine Pumpenanordnung
23 und eine Schneilanze 20. Im Gegensatz zum zweiten Kreis 200 ist der zweite Kreis
200' derart angeordnet, dass der mit der Schneilanze 20 erzeugte Schnee einen Depot
22 zugeführt wird.
[0049] Der mit der Schneilanze 20 erzeugte Schnee des zweiten Kreises 200 wird direkt der
Oberfläche des Speichersees zugeführt.
[0050] Der mit der Schneilanze 20 erzeugte Schnee des zweiten Kreises 200' wird erst zum
gewünschten Zeitpunkt dem Depot 22 entnommen und dem Speichersee 30 zugeführt.
[0051] Das Zuführen des mit den Schneilanzen 20 erzeugten Schnees zum Speichersee 30 kühlt
den Speichersee. Dies ermöglicht es, mit dem ersten Kreis 100 bereits bei höheren
Aussentemperaturen Schnee zu erzeugen, da das Wasser des Speichersees 30 im Gegensatz
zu einem ungekühlten Speichersee eine tiefere Temperatur aufweist und dieses nach
dem Verlassen durch Düsen der Schneilanzen 10 schneller gefriert da die Temperaturdifferenz
geringer ist. Insbesondere beim Einsatz der Schneilanzen, wie in der
EP 2 232 171 beschrieben, ermöglicht die tiefere Temperatur des Wassers, dass dieses nach dem
Verlassen durch die Düsen schneller unter 0°C gekühlt ist und beim Zusammentreffen
mit Nukleationskeimen eher gefrieren kann, statt diese Nukleationskeime wegzuschmelzen.
[0052] Es kann bei den zweiten Kreisen 200 und 200' aber ebenso vorgesehen sein, das Wasser
nicht dem Speichersee 30 zu entnehmen, sondern beispielsweise einem separaten Reservoir
oder auch einem fliessenden Gewässer.
[0053] Es sind selbstverständlich mehrere erste Kreise 100 und mehrere zweite Kreis 200
und 200' vorstellbar, die auch unterschiedlich kombiniert werden können.
[0054] Theoretische Versuche wurden durchgeführt. Diesen wurden folgende Stoffdaten zugrunde
gelegt:
| Stoffdaten |
|
|
|
|
| Dichte von Wasser |
rW |
1000 |
kg/m3 |
|
| Spezifische Wärmekapazität von Wasser |
cpW |
4.2 |
kJ/kg×K |
|
| Erstarrungsenthalpie von Wasser |
hWE |
-334 |
kJ/kg |
|
| Spezifische Enthalpien: |
|
|
|
|
| Referenztemperatur |
TRef |
0 |
° C |
|
| Wasser bei der Temperatur TW1 |
hW1 |
42 |
kJ/kg |
= cpW× (TW1-TRef) |
| Wasser im Schnee bei 0°C |
hSch_N |
0 |
kJ/kg |
= cpW× (0°C-TRef) |
| Eis im Schnee bei 0°C |
hSch_E |
-334 |
kJ/kg |
= CpW× (0°C-TRef)+hWE |
| Wasser bei der Temperatur TFK |
hW_TFK |
-16.8 |
kJ/kg |
= cpW× (TFK-TRef) |
[0055] Es wurden zwei Fälle betrachtet, einerseits, wenn die zweiten Schneilanzen Schnee
in den Speichersee schneien (Fall a) andererseits, wenn lediglich gekühltes Wasser
in den Speichersee geschneit wird.
| Speichersee |
|
|
|
|
| Wasservolumen im See |
VW1 |
100'000 |
m3 |
|
| Mittlere Wassertemperatur im See |
TW1 |
10 |
°C |
|
| Wassermasse im See |
mW1 |
100'000'000 |
kg |
|
| |
|
|
|
|
|
| Kühlung des Speichersees mit Schneilanzen |
|
|
| Anzahl Schneilanzen |
nL |
20 |
|
|
| Volumenstrom pro Schneilanze |
V°L |
90 |
l/min |
|
| Resultierender Massenstrom aller Lanzen |
m°L_tot |
30 |
kg/s |
= nL×V°L×rW |
| Masseverluste (Verfrachtung, Verdunstung) |
xV |
20% |
- |
|
| Schneidauer |
tL |
120 |
h |
|
| Speisung aus gleichem See? |
SP |
Ja |
|
|
| Verbleibende Wassermasse im See bei TW1 |
mW2 |
87'040'000 |
kg |
= mW1-mSchn (für SP= Ja); = mW1 (für SP = Nein) |
| |
|
|
|
|
|
| a) Schneilanzen schneien in den See |
|
|
| Mittlerer Eismassenanteils im Schnee (Schneequalität) |
xE |
50% |
- |
Schätzung über die gesamte Schneidauer |
| Resultierende Schneemasse |
mSch |
12'960'000 |
kg |
= m°L_tot×tL |
| |
davon Wassermasse bei 0°C |
mSch_W |
5'184'000 |
kg |
|
| |
davon Eismasse bei 0°C |
mSch_E |
5'184'000 |
kg |
|
| |
davon Verluste (Verfrachtunq, Verdunstung) |
mSch_V |
2'592'000 |
kg |
|
| Wassermasse im See nach Beschneiung |
mW3 |
97'408'000 |
kg |
=mW2 + mSch_W+mSch_E |
| Total resultierende Enthalpie im See |
HW3_a |
1'924'224'000 |
kJ |
=mW2×hW1+mSch_W xhsch_w+msch_Exhsch_E |
| |
|
|
|
|
|
| Resultierende mittlere Wassertemperatur |
TW3_a |
4.7 |
°C |
= HW3_a/(mW3*cpW) +TRef |
| Resultierende mittlere Abkühlung des Sees |
DTa |
5.3 |
°C |
= TW1 - TW3_a |
| Wasservolumen im See nach Beschneiung |
VW3 |
97'408 |
m3 |
=mW3 / rW3 |
| |
|
|
|
|
|
| b) Schneilanzen regnen in den See |
|
|
| Mittlere Feuchtkugeltemperatur Umqebungsluft |
TFK |
-3 |
°C |
Schätzung über gesamte Schneidauer |
| Resultierende Wassermasse mit TFK |
mW_TFK |
10'368'000 |
kg |
|
| Total resultierende Enthalpie im See |
HW3_b |
3'525'043'200 |
kJ |
=mW2×hW1+mW_TFK ×hW_TFK |
| |
|
|
|
|
|
| Resultierende mittlere Wassertemperatur |
TW3_b |
8.6 |
°C |
= HW3_b/ (mW3*cpW) +TRef |
| Resultierende mittlere Abkühlung des Sees |
DTb |
1.4 |
°C |
= TW1 - TW3_b |
| Wasservolumen im See nach dem Beregnen |
VW3 |
97'408 |
m3 |
=mW3 / rW3 |
[0056] Falls das Wasser nicht dem gleichen Speichersee entnommen wird, so sind die resultierenden
Temperaturen etwas höher, aber auch die Wassermasse im See ist höher.
[0057] Bei dieser Berechnung wurden die Entnahmen von Wasser durch den Betrieb des ersten
Kreises nicht berücksichtigt. Die (laufende) Entnahme resultiert in einer etwas tieferen
Kühlung, da über die Zeit immer weniger Wasser gekühlt werden muss.
[0058] Aus den vorliegenden Daten geht hervor, dass eine zusätzliche Abkühlung des Sees
erzeugbar ist, wenn dieser mit Wassertropfen aus Schneilanzen beaufschlagt ist, die
sich in der Atmosphäre abgekühlt haben (mit obigen Daten ca. 1.4°). Eine zusätzliche
Abkühlung wird erreicht, wenn der See mit Schnee aus Schneilanzen beaufschlagt wird
(mit obigen Daten ca. 5.3°).
[0059] Die Figur 2 zeigt einen Speichersee 30 im Querschnitt. Zentral im Speichersee 30
ist eine Plattform 32 angeordnet. Auf dieser Plattform 32 ist eine Schneilanze 20
eines zweiten Kreises 200 (siehe Figur 1) angeordnet. Im Gegensatz zu Figur 1 befindet
sich die Schneilanze 20 innerhalb des Speichersees 30. Die Folgenden Ausführungen
gelten aber auch für die Anordnungen der zweiten Kreise 200 und 200' aus der Figur
1.
[0060] Der zweite Kreis der Vorrichtung gemäss der Figur 2 weist eine Schneilanze 20 und
eine Leitung 21 auf. Wie zu Figur 1 erläutert, wird die Leitung 21 mit einer hier
nicht dargestellten Pumpenanordung 23 mit Wasser und/oder Luft beaufschlagt. Die Leitung
21 ist relativ kurz, zumeist kürzer als 100m. Das heisst, zum Pumpen von Wasser muss
im Gegensatz zum ersten Kreis, bei dem Leitungen typischerweise einige Kilometer lang
sein können, deutlich weniger Energie aufgewendet werden.
[0061] Das heisst, Elemente des zweiten Kreises sind regelmässig kleiner dimensioniert als
Elemente des ersten Kreises.
[0062] Die Schneilanze 20 der Figur 2 ist der Plattform 32 drehbar ausgebildet, das heisst,
während des Betriebes kann sich diese um 360° um die eigene Achse drehen, so dass
die gesamte Oberfläche 31 des Speichersees 30 beschneit werden kann. Zusätzlich oder
alternativ ist im Speichersee 30 eine Umwälzeinrichtung 40 vorgesehen, die das Wasser
vorzugsweise entgegengesetzt zur Drehrichtung der Schneilanze 20 umwälzt.
[0063] Die Umwälzeinrichtung kann aber auch derart angeordnet sein, dass Wasserschichten,
welche an der Oberfläche des Sees bereits gekühlt sind oder gekühlt werden, mit unteren
Schichten im Speichersee vermischt werden. Eine Kombination ist ebenfalls möglich.
1. Verfahren zur Erzeugung von Kunstschnee, wobei Wasser aus einem Speichersee (30) für
Wasser entnommen wird und einem ersten Kreis (100), umfassend zumindest einen Schneeerzeuger
(10), insbesondere eine Schneilanze, zur Beschneiung einer Wintersportlokalität (1),
insbesondere einer Skipiste (2), zugeführt wird,
dadurch gekennzeichnet, dass das Wasser im Speichersee (30) gekühlt wird, mit den Schritten
- Zuführen von Wasser zu einem zweiten Kreis (200) umfassend zumindest einen oder
mehrere zweite Schneeerzeuger (20), insbesondere Schneilanzen,
- Erzeugen von Schnee und/oder Wassertropfen mit dem zweiten Kreis (200)
- Zuführen des mit dem zweiten Kreis (200) erzeugten Schnees und/oder der Wassertropfen
zum Speichersee (30).
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die zweiten Schneeerzeuger (20) derart angeordnet sind, dass zum Zuführen des mit
dem zweiten Kreis (200) erzeugten Schnees und/oder der Wassertropfen eine Oberfläche
(31) des Speichersees (30) direkt beschneit wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die zweiten Schneeerzeuger (20) derart angeordnet sind, dass der mit dem zweiten
Kreis (200) erzeugte Schnee und/oder die Wassertropfen vor dem Zuführen zum Speichersee
(30) in einem Depot (22) zwischengelagert wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass der Inhalt des Speichersees (30) insbesondere kontinuierlich umgewälzt wird, so,
dass sich die einzelnen Wasserschichten des Speichersees (30) miteinander vermischen.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass der Inhalt des Speichersees (30) insbesondere kontinuierlich umgewälzt wird, so dass
das im Speichersee (30) befindliche Wasser einem mit den zweiten Schneeerzeugern (20)
beschneiten Bereich des Speichersees (30) zugeführt wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass das Wasser des zweiten Kreises dem Speichersee entnommen wird.
7. Vorrichtung zum Erzeugen von Kunstschnee insbesondere zur Durchführung eines Verfahrens
nach Anspruch 1, umfassend, einen ersten Kreis (100) mit zumindest einem Schneeerzeuger
(10), insbesondere einer Schneilanze, zur Beschneiung einer Wintersportlokalität (1),
insbesondere einer Skipiste (2), wobei der erste Kreis (100) mit einem Speichersee
in Verbindung bringbar und von diesem mit Wasser beaufschlagbar ist,
einen zweiten Kreis (200) mit zumindest einem zweiten Schneeerzeuger (20), insbesondere
einer Schneilanze, wobei der zweite Kreis (200) mit einer Wasserquelle und vorzugsweise
mit dem Speichersee (30) in Verbindung bringbar und von diesem mit Wasser beaufschlagbar
ist,
dadurch gekennzeichnet, dass
der zweite Kreis (200) derart anordenbar ist, dass die Beschneiung des Speichersees
(30) ermöglicht ist.
8. Vorrichtung nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Schneeerzeuger (20) des zweiten Kreises (200) am Rand des Speichersees (30) anordenbar
sind, derart, dass der erzeugte Schnee direkt dem Speichersee (30) zugeführt wird.
9. Vorrichtung nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Schneeerzeuger (20) des zweiten Kreises (200) innerhalb und vorzugsweise zentral
des Speichersees (30) anordenbar sind, derart, dass der erzeugte Schnee direkt dem
Speichersee (30) zugeführt wird.
10. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 7 bis 9, umfassend zumindest einen Druckerzeuger
für Druckluft zum Betrieb der Schneeerzeuger.
11. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 7 bis 10, umfassend zumindest eine Pumpe(12,
23) zum Fördern des Wassers in den ersten Kreis (100) oder in den zweiten Kreis (200)
zum Betrieb der Schneeerzeuger.
12. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 7 bis 11, umfassend zumindest eine Umwälzeinrichtung
(40) zum Umwälzen des Wassers im Speichersee (30).
13. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 7 bis 12, umfassend eine Leitung (2) für den
zweiten Kreis 200 und eine Leitung (11) für den ersten Kreis (100), wobei die Leitung
(21) kürzer als die Leitung (11) ist und insbesondere kürzer als 100m.
14. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 7 bis 13, dadurch gekennzeichnet, dass zumindest ein Schneeerzeuger (21) auf einer Plattform (32), vorzugsweise drehbar,
angeordnet ist.
15. Vorrichtung nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass die zweiten Schneeerzeuger (20) derart angeordnet sind, dass der mit dem zweiten
Kreis (200) erzeugte Schnee vor dem Beschneien des Speichersees (30) in ein Depot
(22) einbringbar ist.