Technisches Gebiet
[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zum Beschichten eines Bauteils,
das zum Anordnen im Heißgaskanal einer Strömungsmaschine vorgesehen ist.
Stand der Technik
[0002] Bei der Strömungsmaschine kann es sich bspw. um ein Strahltriebwerk handeln, z. B.
um ein Mantelstromtriebwerk. Funktional gliedert sich die Strömungsmaschine in Verdichter,
Brennkammer und Turbine. Etwa im Falle des Strahltriebwerks wird angesaugte Luft vom
Verdichter komprimiert und in der nachgelagerten Brennkammer mit hinzugemischtem Kerosin
verbrannt. Das entstehende Heißgas, eine Mischung aus Verbrennungsgas und Luft, durchströmt
die nachgelagerte Turbine und wird dabei expandiert. Das vom Heißgas durchströmte
Volumen, also der Pfad von einschließlich der Brennkammer über die Turbine bis zur
Düse wird als "Heißgaskanal" bezeichnet.
[0003] Der vorliegende Gegenstand richtet sich auf ein zum Anordnen im Heißgaskanal vorgesehenes
Bauteil, soll dabei aber zunächst ausdrücklich nicht auf das zur Illustration in Bezug
genommene Strahltriebwerk beschränkt sein. Bei der Strömungsmaschine kann es sich
bspw. auch um eine stationäre Gasturbine handeln.
Darstellung der Erfindung
[0004] Der vorliegenden Erfindung liegt das technische Problem zugrunde, ein besonders vorteilhaftes
Verfahren zum Beschichten eines zum Anordnen im Heißgaskanal einer Strömungsmaschine
vorgesehenen Bauteils anzugeben.
[0005] Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe mit dem Verfahren gemäß Anspruch 1 gelöst. Auf
die unbeschichtete Oberfläche des Bauteils wird also zunächst ein Bindemittel aufgebracht,
welches das Beschichtungsmaterial bzw. eine Vorstufe davon in Partikelform enthält.
Das bereichsweise mit dem Partikel-versetzten Bindemittel bedeckte Bauteil wird dann
wärmebehandelt, wobei sich das Bindemittel auflöst und das Beschichtungsmaterial an
dem Bauteil verbleibt (an der Oberfläche bzw. auch eindiffundiert).
[0006] Bevorzugte Ausführungsformen finden sich in den abhängigen Ansprüchen und der gesamten
Beschreibung, wobei in der Darstellung der Merkmale nicht immer im Einzelnen zwischen
dem Beschichtungsverfahren und einem Herstellungsverfahren, im Zuge dessen beschichtet
wird, bzw. einem entsprechenden Bauteil unterschieden wird. Generell ist die Offenbarung
hinsichtlich sämtlicher Anspruchskategorien zu lesen.
[0007] Mit der Beschichtung kann bspw. ein Bereich des Bauteils geschützt werden, der z.
B. aufgrund einer hohen Strömungsgeschwindigkeit bzw. Temperatur des Heißgases besonders
oxidations- bzw. heißgaskorrosionsgefährdet ist. Umgekehrt haben die Erfinder festgestellt,
dass ein Beschichten der gesamten heißgaszugewandten Oberfläche aerodynamisch nachteilig
sein kann, weil die Beschichtung in der Regel eine rauere Oberfläche als bspw. ein
unbeschichtetes, geschliffenes bzw. poliertes Bauteil hat. Eine Nachbearbeitung der
Beschichtung selbst, etwa durch spanende Bearbeitung, kann andererseits z. B. hinsichtlich
einer Rissbildung in angrenzenden Schichtbereichen problematisch und deswegen weniger
erwünscht sein (eine Nachbearbeitung durch Gleitschleifen wäre denkbar, damit können
aber die geringen Rauheiten polierter Oberflächen nicht oder nur schwer erreicht werden).
Idealerweise wird deshalb nur ein im Besonderen oxidationsgefährdeter Bereich der
Bauteiloberfläche beschichtet.
[0008] Eine solche nur bereichsweise Beschichtung der Oberfläche lässt sich mit dem vorgeschlagenen
Verfahren in vorteilhafter Weise erreichen. Das Partikel-versetzte Bindemittel kann
nämlich einem Lack vergleichbar gezielt auf den zu beschichtenden Bereich aufgebracht
werden. Bei einem Aufsprühen des Bindemittels können der zu beschichtende Bereich
und ein angrenzender von der Beschichtung auszunehmender Bereich bspw. mit einer einfachen,
nur lokalen Maske definiert werden. Alternativ kann das Partikel-versetzte Bindemittel
auch aufgepinselt oder aufgestrichen werden, wofür eine Maske nicht notwendig sein
muss. Wollte man das Beschichtungsmaterial alternativ bspw. aus der Gasphase abscheiden,
müsste das Bauteil hingegen aufgrund der ungerichteten, allseitig wirksamen Abscheidung
weit aufwändiger und nahezu vollumfänglich abgedeckt werden, wobei lediglich die zu
beschichtenden Bereiche unabgedeckt belassen werden könnten. Insbesondere kleine Bauteile
können aber selbstverständlich auch insgesamt bzw. an ihrer gesamten heißgaszugewandten
Oberfläche beschichtet werden (der aerodynamische Einfluss kann hier geringer sein,
im Vergleich zu einer Gasphasenabscheidung in Verbindung mit der Abdeckung von Funktionsflächen
können sich wirtschaftliche Vorteile ergeben).
[0009] Eine solche lediglich bereichsweise Beschichtung, bei der bestimmte Bereiche unbeschichtet
bleiben, ist auch vorteilhaft gegenüber einer vollständigen Beschichtung mit einer
nachträglichen bereichsweisen Entfernung der Beschichtung, beispielsweise von spanend
zu bearbeitenden Funktionsflächen. Damit kann nämlich das Risiko einer Rissbildung
in der Beschichtung aufgrund der Entfernung vermieden werden.
[0010] Generell sind im Rahmen dieser Offenbarung "ein" und "eine" als unbestimmte Artikel
und damit ohne ausdrückliche gegenteilige Angabe immer auch als "mindestens ein" bzw.
"mindestens eine" zu lesen. Soweit also bspw. davon die Rede ist, dass "ein Bereich"
der Bauteiloberfläche beschichtet wird, ist dies selbstverständlich nicht dahingehend
zu lesen, dass nur ein einziger Bereich beschichtet werden soll, die Beschichtung
mehrerer Bereiche kann sogar bevorzugt sein (vgl. das Ausführungsbeispiel zur Illustration).
[0011] Das Beschichtungsmaterial wird auf die "unbeschichtete" Bauteiloberfläche aufgebracht,
das Bauteil wurde also zumindest in dem fraglichen Bereich, bevorzugt insgesamt nicht
bereits zuvor beschichtet. Als "Beschichtung" wird hierbei eine Schicht auf der Oberfläche
verstanden, die insoweit dauerhaft ist, als sie sich im Zuge der Wärmebehandlung nicht
auflösen würde. Im Allgemeinen ist also bspw. denkbar, dass vor dem Aufbringen des
Partikel-versetzten Bindematerials eine Lage des Bindemittels ohne Partikelbeigabe
aufgebracht wird (diese Lage wäre insofern keine Schicht, als sie sich im Zuge der
Wärmebehandlung auflösen würde). Bevorzugt wird das Partikel-versetzte Bindemittel
jedoch direkt auf die Bauteiloberfläche selbst aufgebracht, also unmittelbar an jenen
Werkstoff grenzend, aus dem das Bauteil vorgesehen ist. Die aufgebrachte Lage des
Partikel-versetzten Bindemittels kann bspw. pro Bereich eine Fläche von mindestens
10 cm
2, 20 cm
2 bzw. 30 cm
2 haben (mögliche Obergrenzen hängen von der Bauteilgröße ab, können aber bspw. bei
höchstens 200 cm
2 bzw. 100 cm
2 liegen).
[0012] In das Bindemittel sind die Partikel eingebettet. Bevorzugt ist ein flüssiges Bindemittel,
das insbesondere zähflüssig (hochviskos) sein kann. Die Partikel und das Bindemittel
bilden bevorzugt eine Suspension, diese kann bspw. unmittelbar vor dem Aufbringen
durchmischt werden, etwa mit einem Rührer, um eine möglichst gleichmäßige Verteilung
der Partikel zu erreichen. Das Bindemittel kann bspw. auf Polymerbasis vorgesehen
sein, etwa als Dispersion in wässriger Lösung oder in einem anderen Lösemittel. Das
Bindemittel kann auch Bestandteile aufweisen, die sich bereits vor der Wärmebehandlung,
beim Trocknen der aufgetragenen Lage verflüchtigen. Auch nach einem etwaigen Trocknen
verbleibt jedoch ein Teil des Bindemittels, der sich dann im Zuge der Wärmebehandlung
auflöst und bspw. abdampft bzw. -raucht.
[0013] Im Allgemeinen ist auch ein Beschichtungsmaterial denkbar, das erst im Zuge der Wärmebehandlung
seine endgültige chemische Struktur annimmt. Deshalb kann das Bindemittel auch mit
einer Vorstufe des Beschichtungsmaterials versetzt sein, die in einer während der
Wärmebehandlung ablaufenden chemischen Reaktion in das Schichtmaterial umgewandelt
wird (eine solche Vorstufe kann auch mehrkomponentig sein). Bevorzugt ist das Beschichtungsmaterial
jedoch dem Bindemittel bereits in seiner endgültigen chemischen Form, als Element
oder Verbindung beigegeben.
[0014] Bei einer bevorzugten Ausführungsform weisen die Partikel Aluminium auf, das bei
der Wärmebehandlung anteilig in die Oberfläche des Bauteils eindiffundiert. Es sind
bspw. auch Partikel aus einer Aluminiumlegierung denkbar, bevorzugt sind Partikel,
die im Rahmen des technisch Üblichen aus Reinaluminium bestehen. Alternativ wäre im
Allgemeinen bspw. auch ein keramisches Beschichtungsmaterial denkbar. Das Bauteil
ist generell bevorzugt ein Metallbauteil, also aus einem metallischen Werkstoff vorgesehen,
bspw. einer Legierung. Ganz allgemein kann für das Bauteil ein hochtemperaturfester
Werkstoff vorteilhaft sein.
[0015] In bevorzugter Ausgestaltung ist das Bauteil aus einer Nickellegierung vorgesehen.
Dies bezieht sich auf das Bauteil von dem Beschichtungsmaterial abgesehen; in Verbindung
mit der Nickellegierung ist letzteres besonders bevorzugt Aluminium, siehe vorne.
Das Bauteil kann aus einer Nickelbasislegierung vorgesehen sein, bspw. auch aus einer
Nickelbasis-Superlegierung, die durch Zulegieren weiterer Bestandteile hinsichtlich
der Kriech- bzw. Ermüdungsfestigkeit optimiert sein kann. Es kann bspw. Titan und/oder
Aluminium zulegiert sein, bzw. auch Chrom, Kobalt etc.
[0016] Bei einer bevorzugten Ausführungsform ist das Bindemittel auf organischer Basis vorgesehen,
bspw. auf Epoxidharz- oder Alkydharz-Basis. Das Bindemittel pyrolysiert bei der Wärmebehandlung
und verdampft bzw. raucht ab.
[0017] In bevorzugter Ausgestaltung beträgt die Temperatur bei der Wärmebehandlung mindestens
800 °C, weiter und besonders bevorzugt mindestens 850 °C bzw. 900 °C. Bevorzugte Obergrenzen
können bspw. bei höchstens 1200 °C, 1150 °C, 1100 °C bzw. 1050 °C liegen, wobei die
Obergrenzen im Allgemeinen auch unabhängig von den Untergrenzen offenbart sein sollen,
und umgekehrt. Das Bauteil kann bspw. für eine Zeitdauer von mindestens 30 Minuten
bzw. 60 Minuten in einem entsprechenden Temperaturbereich gehalten werden, mit möglichen
(davon unabhängigen) Obergrenzen bei bspw. höchstens 24 Stunden bzw. 12 Stunden. Besonders
bevorzugt kann eine Temperatur von rund 980 °C sein. Insbesondere im Falle des vorstehend
genannten Aluminiums kann die Wärmebehandlung auch als Diffusionsglühen betrachtet
werden, bei dem sich nicht nur das Bindemittel auflöst, sondern das Aluminium auch
in die Oberfläche des Bauteils eindiffundiert.
[0018] Bei einer bevorzugten Ausführungsform wird von der gesamten heißgaszugewandten Oberfläche
des Bauteils ein Flächenanteil von mindestens 10 %, weiter und besonders bevorzugt
mindestens 15 % bzw. 20 %, mit dem Partikel-versetzten Bindemittel beschichtet; die
"heißgaszugewandte Oberfläche" ist der im Heißgaskanal von dem Heißgas umströmte Teil
der gesamten Bauteiloberfläche. Im Allgemeinen auch unabhängig von den Untergrenzen
liegen bevorzugte Obergrenzen bei höchstens 80 %, 70 %, 60 % bzw. 50 % (in der Reihenfolge
der Nennung zunehmend bevorzugt). Es können aber zusätzlich oder alternativ auch heißgasabgewandte
Oberflächenbereiche des Bauteils beschichtet werden (die außerhalb des Heißgaskanals
liegen). Auch diese können oxidationsgefährdet sein, bspw. entsprechend heiße Zonen
im Sekundär-Luftsystem.
[0019] Umgekehrt ist also bei dem fertig beschichteten Bauteil bspw. ein Anteil von mindestens
20 %, 30 %, 40 % bzw. 50 % der heißgaszugewandten Oberfläche unbeschichtet, dann also
in direktem Kontakt mit dem Heißgas. Dies kann zunächst, wie vorstehend geschildert,
hinsichtlich der Aerodynamik Vorteile bieten, weil die unbeschichtete Oberfläche geglättet
werden bzw. sein kann, bspw. durch Polieren. Wenngleich im Allgemeinen auch eine glättende
Nachbehandlung der Beschichtung selbst denkbar ist, bspw. durch Gleitschleifen, erfolgt
bevorzugt keine Nachbearbeitung. Die Bauteiloberfläche wird bevorzugt vor dem Beschichten
geglättet, insb. geschliffen (auch unabhängig von den genannten Flächenanteilen).
[0020] Von der gesamten Bauteiloberfläche bleibt zumindest ein Funktionsflächenbereich unbeschichtet.
Dieser Funktionsflächenbereich stellt, wenn das Bauteil in der Strömungsmaschine mit
(einem) anderen Bauteil(en) zusammengebaut wird eine Montagegrenze dar. Es kann sich
bspw. um eine Anlagefläche handeln, mit der das Bauteil dann an einem anderen Bauteil
anliegt. Dabei ist es hinsichtlich der Maßhaltigkeit und damit Passgenauigkeit vorteilhaft,
wenn der Funktionsflächenbereich im fertig beschichteten Bauteil unbeschichtet bleibt.
Auch in dieser Hinsicht kann ein Vorteil des vorliegend beschriebenen Verfahrens,
die gute Möglichkeit des bereichsweise selektiven Aufbringens, im Besonderen zum Tragen
kommen (bei der Gasphasenabscheidung würde das Abdecken der Funktionsflächenbereiche
deutlich mehr Aufwand verursachen).
[0021] Bei einer bevorzugten Ausführungsform wird das Partikel-versetzte Bindemittel vor
der Wärmebehandlung sequentiell in mehreren Lagen aufgebracht. Es wird also zunächst
eine erste Lage direkt auf die Bauteiloberfläche aufgebracht und anschließend mindestens
eine weitere Lage auf zumindest einen Bereich der ersten Lage und ggf. anteilig auch
einen bis dahin unbedeckten Oberflächenbereich. Die Lagen sollen zumindest einen Überlapp
haben, sie können auch deckungsgleich sein. Mit dem sequentiellen Aufbringen kann
bspw. einer Schlierenbildung bzw. einem ungleichmäßigen Partikelauftrag vorgebeugt
werden, es lässt sich also gut reproduzierbar die je Flächenbereich gewünschte Menge
an Beschichtungsmaterial einstellen. Nach dem Aufbringen einer Lage und vor dem Aufbringen
der darauf folgenden wird bevorzugt getrocknet, bspw. bei einer Temperatur von mindestens
50 °C, bevorzugt 100 °C, wobei mögliche Obergrenzen (davon unabhängig) bspw. bei höchstens
250 °C bzw. 200 °C liegen können. Alternativ oder zusätzlich kann bspw. auch durch
UV-Bestrahlung getrocknet werden. Bevorzugt wird nach dem Aufbringen jeder der Lagen
getrocknet.
[0022] Werden mehrere Lagen aufgebracht, kann auch ein nur teilweiser, nicht vollständiger
Überlapp dieser Lagen von Interesse sein. So können die Lagen bspw. in einem besonders
oxidationsgefährdeten Bereich (z. B. an Vorder- und/oder Hinterkante, siehe unten
im Detail) überlappen. In einem Übergang zu einem weniger oxidationsgefährdeten Bereich
(z. B. den Seitenflächen) kann dann auch nur eine Lage aufgebracht sein, sodass also
ein gewisser (gestufter) Verlauf eingestellt wird. Mit den im oxidationsgefährdeten
Bereich überlappenden Lagen wird dort im Verhältnis mehr Beschichtungsmaterial aufgebracht.
Mit der nur einen Lage ist in dem Übergangsbereich weniger Beschichtungsmaterial vorhanden
(dort wird auch weniger benötigt), was bspw. hinsichtlich einer geringeren Oberflächenrauigkeit
und damit aerodynamisch, aber auch strukturmechanisch von Vorteil sein kann.
[0023] Im Folgenden wird das Bauteil an sich weiter im Detail erläutert.
[0024] In bevorzugter Ausgestaltung hat es in Bezug auf die Umströmung in dem Heißgaskanal
eine Vorder- und eine Hinterkante, sowie zwei sich jeweils zwischen Vorder- und Hinterkante
erstreckende Seitenflächen. Bevorzugt dient das Bauteil als Verkleidung im Turbinenzwischengehäuse
(siehe unten). Unabhängig davon im Einzelnen wird bzw. werden bevorzugt die Vorder-
und/oder die Hinterkante mit der Beschichtung bedeckt, besonders bevorzugt beide.
Bezogen auf die Erstreckung, welche die entsprechende Kante (Vorder- oder Hinterkante)
hat, soll die Beschichtung jedenfalls einen größeren Teil davon bedecken, also mindestens
50 %, 60 %, 70 % bzw. 80 % (in der Reihenfolge der Nennung zunehmend bevorzugt). Bevorzugt
bleiben die Seitenflächen jeweils zumindest bereichsweise unbeschichtet, was aerodynamisch
vorteilhaft sein kann (siehe vorne). Eine jeweilige Beschichtung kann sich um die
entsprechende Kante und dabei durchaus noch in die beiden Seitenflächen hinein erstrecken,
soll dabei aber nicht durchgehend bis zur jeweilig anderen Kante vorliegen.
[0025] Das Bauteil ist zum Anordnen in einem Turbinenzwischengehäuse (
Turbine Center Frame) vorgesehen. Es kann sich bei dem Bauteil bspw. auch um ein sogenanntes
Panel (auch als Heißgaskanalplatte bezeichnet) handeln, das im Innen- oder Außendeckband
angeordnet wird.
[0026] In bevorzugter Ausgestaltung ist das Bauteil im Turbinenzwischengehäuse als Verkleidung
einer das Lager der Turbinenwelle tragenden Stützstrebe vorgesehen. Das Lager der
Turbinenwelle wird umlaufend, bezogen auf einen Umlauf um die Drehachse der Turbinenwelle,
von mehreren Stützstreben getragen, die aus aerodynamischen und thermischen Gründen
verkleidet werden. Diese Verkleidungen werden auch
Fairings genannt. Eine solche Verkleidung hat Vorder- und Hinterkante sowie Seitenflächen
(siehe vorne), ist also im Prinzip wie eine Leitschaufel aufgebaut. Bezüglich der
bevorzugten Beschichtung von Vorder- und Hinterkante wird auf die vorstehenden Anmerkungen
verwiesen.
[0027] Bei einer bevorzugten Ausführungsform wird der zu beschichtende Bereich mit einer
Maske maskiert, wird also ein umgebender Oberflächenbereich abgedeckt. Wenngleich
im Allgemeinen bspw. auch ein Auftrag des Partikel-versetzten Bindemittels durch Streichen
oder Drucken denkbar ist, wird es bevorzugt gesprüht. Die Maske verhindert dabei einen
Partikelauftrag auf Bereiche, die unbeschichtet bleiben sollen. Bevorzugt ist eine
Maske, die als im Gesamten für sich zusammenhängendes Teil an das Bauteil angehalten
wird, bevorzugt nicht verklebt wird, was einen hohen Durchsatz ermöglicht. Bevorzugt
hat die Maske eine zu einer Oberflächenkontur des Bauteils komplementäre Form und
ist sie in dem zu beschichtenden Bereich unterbrochen.
[0028] Die Erfindung betrifft nicht nur die Erstbeschichtung im Zuge der Bauteilherstellung,
sondern auch ein Verfahren zur Revision und Neubeschichtung eines benutzten Bauteils.
Auch dabei wird ein Partikel-versetztes Bindemittel aufgetragen, bzgl. weiterer Details
(bevorzugte Partikel etc.) wird ausdrücklich auf die vorstehende Offenbarung verwiesen.
Bevorzugt wird im Zuge der Revision die gleiche Maske wie bei der Erstbeschichtung
genutzt, also zumindest eine baugleiche Maske (ggf. auch tatsächlich dieselbe Maske).
[0029] Die Erfindung betrifft ferner ein Verfahren zum Herstellen eines beschichteten Bauteils,
wobei das Bauteil in einer vorliegend beschriebenen Weise beschichtet wird.
[0030] Ferner betrifft die Erfindung auch ein erfindungsgemäß beschichtetes Bauteil.
Kurze Beschreibung der Zeichnungen
[0031] Im Folgenden wird die Erfindung anhand eines Ausführungsbeispiels näher erläutert,
wobei die einzelnen Merkmale im Rahmen der nebengeordneten Ansprüche auch in anderer
Kombination erfindungswesentlich sein können und auch weiterhin nicht im Einzelnen
zwischen den unterschiedlichen Anspruchskategorien unterschieden wird.
[0032] Im Einzelnen zeigt
- Figur 1a
- ein Strahltriebwerk in einer teilweise geschnittenen Seitenansicht, schematischen
Ansicht;
- Figur 1b
- eine schematische Detailansicht zu Figur 1a;
- Figur 2
- in einer Seitenansicht eine Verkleidung einer Stützstrebe aus dem Turbinenzwischengehäuse;
- Figur 3a
- einen schematischen Schnitt durch einen Bereich des Bauteils gemäß Figur 2 zur Illustration
eines Zwischenschritts des Beschichtungsverfahrens;
- Figur 3b
- ebenfalls in einem Schnitt eine gemäß dem Beschichtungsverfahren hergestellte Schicht.
Bevorzugte Ausführung der Erfindung
[0033] Figur 1a zeigt eine Strömungsmaschine 1 in einer teilweise geschnittenen Seitenansicht, konkret
ein Strahltriebwerk.
Figur 1b zeigt eine schematische Detailansicht dazu, die folgenden Anmerkungen beziehen sich
auf beide Figuren. Funktional gliedert sich die Strömungsmaschine 1 in Verdichter,
Brennkammer und Turbine. Sowohl der Verdichter als auch die Turbine sind jeweils aus
mehreren Stufen aufgebaut (nicht dargestellt), jede Stufe setzt sich aus einem Leit-
und einem Laufschaufelkranz zusammen. Die Laufschaufelkränze rotieren im Betrieb um
die Längsachse 2 der Strömungsmaschine 1. Die Turbinenwelle 3 ist in einem Lager 4
geführt, das von Stützstreben 5 (teils strichliert) in der übrigen Strömungsmaschine
1 gehalten wird. Im Bereich des Heißgaskanals ist jede der Stützstreben 5 aus aerodynamischen
und auch thermischen Gründen ummantelt, nämlich von einem Bauteil 6, das eine Verkleidung
darstellt und auch als
Fairing bezeichnet wird.
[0034] Gerade bei der Beschichtung von Fairings bzw. Panels hat sich das erfindungsgemäße
Verfahren als besonders vorteilhaft herausgestellt, weil bei diesen bestimmte Flächen
nach dem Beschichtungsprozess spanend bearbeitet werden. Durch das bereichsweise Beschichten
mittels Sprühen und/oder Pinseln (auch als sog. "Touch-up" coating bezeichnet) kann
eine Rissbildung durch ein lokales Entfernen der Beschichtung während nachfolgender
Prozessschritte vermieden werden. Zudem kann auch ein aufwändiges vollumfängliches
Abdecken für eine lokale Beschichtung mittels Gasphasenabscheidung vermieden werden.
[0035] Figur 2 zeigt eine solche Verkleidung in einer Schrägansicht, nicht dargestellt sind die
typischerweise in einem Guss damit geformten Innen- und Außendeckbandabschnitte. Die
Verkleidung weist in Bezug auf die Heißgasströmung 20 eine Vorderkante 21 und eine
Hinterkante 22 auf, sowie ferner zwei jeweils Vorder- und Hinterkante 21, 22 miteinander
verbindende, einander entgegengesetzte Seitenflächen 23a,b. Die Vorder- und die Hinterkante
21, 22 sind jeweils mit einer Beschichtung 24 versehen. Die Beschichtungen 24a,b bedecken
die Kanten 21, 22 jeweils über den größeren Teil ihrer Erstreckung, lassen aber umgekehrt
die Seitenflächen 23a,b teilweise unbeschichtet. Dies hat aerodynamische Gründe, vgl.
die Beschreibungseinleitung im Detail. Eine solche nur bereichsweise Beschichtung
lässt sich mit dem nachstehend beschriebenen Verfahren im besonders vorteilhafter
Weise erreichen.
[0036] Figur 3a zeigt einen schematischen Schnitt des Bauteils 6 in einem Bereich, der beschichtet
wird. Das Bauteil ist aus einer Nickellegierung vorgesehen und wird mit Aluminium
beschichtet, das allerdings nicht aus der Gasphase auf die unbeschichtete Oberfläche
30 des Bauteils 6 abgeschieden wird. Stattdessen wird das Aluminium in Form von Partikeln
31 in einem Bindemittel 32 vorgehalten, und es wird diese Suspension, also das Partikel-versetzte
Bindemittel 32, auf die unbeschichtete Bauteiloberfläche 30 aufgebracht. Das Bindemittel
32 kann bspw. auf Epoxidharz-Basis vorgesehen sein, die Partikel 31 werden beigegeben
und bspw. durch Verrühren vor dem Aufbringen gleichmäßig verteilt. Die Suspension
kann einem Lack vergleichbar aufgesprüht werden.
[0037] In einem nächsten Schritt wird das Bauteil 6, auf das eine Lage 33 des Partikel-versetzten
Bindemittels 32 aufgebracht wurde, bei einer Temperatur von rund 980°C wärmebehandelt.
Bei diesem Diffusionsglühen pyrolysiert und verdampft einerseits das Bindemittel 32,
andererseits diffundiert das Aluminium anteilig auch in die Oberfläche 30 des Bauteils
6 ein. Dies zeigt
Figur 3b, das Beschichtungsmaterial 35, also das Aluminium, befindet sich zu einem Teil an
der Oberfläche 30, ist aber anteilig auch eindiffundiert. Es resultiert eine Beschichtung,
welche die besonders oxidationsgefährdeten Bereiche an und um Vorder- und Hinterkante
21,22 gut vor einer Oxidation schützt.
BEZUGSZEICHENLISTE
Strömungsmaschine |
1 |
Längsachse |
2 |
Turbinenwelle |
3 |
Lager |
4 |
Stützstrebe |
5 |
Bauteil |
6 |
Vorderkante |
21 |
Hinterkante |
22 |
Seitenflächen |
23a,b |
Bereich |
24a,b |
Oberfläche |
30 |
Partikel |
31 |
Bindemittel |
32 |
Lage |
33 |
Beschichtungsmaterial |
35 |
1. Verfahren zum Beschichten eines Bauteils (6) mit einem Beschichtungsmaterial (35),
welches Bauteil (6) zum Anordnen im Heißgaskanal in einem Turbinenzwischengehäuse
einer Strömungsmaschine (1), insbesondere als Heißgaskanalplatte oder als Verkleidung
einer das Lager (4) der Turbinenwelle (3) tragenden Stützstrebe (5), vorgesehen ist,
in welchem Verfahren
- das Beschichtungsmaterial (35) oder eine Vorstufe davon in Form von Partikeln (31)
in Mischung mit einem Bindemittel (32) vorgehalten wird;
- auf einen Bereich (24a,b) einer unbeschichteten Oberfläche (30) des Bauteils (6)
eine Lage (33) des Partikel-versetzten Bindemittels (32) aufgebracht wird;
- das Bauteil (6) mit dem Partikel-versetzten Bindemittel (32) darauf derart wärmebehandelt
wird, dass sich das Bindemittel (32) auflöst und das Beschichtungsmaterial (35) an
dem Bauteil (6) verbleibt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, bei welchem die Partikel (31) Aluminium aufweisen, das
bei der Wärmebehandlung anteilig in die Oberfläche (30) des Bauteils (6) eindiffundiert,
und/oder bei welchem die Lage durch Sprühen und/oder durch Aufpinseln, insbesondere
lokal, aufgebracht wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, bei welchem das Bauteil (6) aus einer Nickellegierung
vorgesehen ist.
4. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, bei welchem das Bindemittel (32)
auf organischer Basis vorgesehen ist und bei der Wärmebehandlung pyrolysiert.
5. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, bei welchem bei mindestens 800 °C
und höchstens 1200 °C wärmebehandelt wird.
6. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, bei welchem von einem heißgaszugewandten
Teil der Oberfläche (30) des Bauteils (6) ein Flächenanteil von mindestens 10 % und
von höchstens 80 % beschichtet wird.
7. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, bei welchem ein Funktionsflächenbereich
der Oberfläche (30) des Bauteils (6), der hinsichtlich eines Zusammenbaus des Bauteils
(6) mit anderen Bauteilen in der Strömungsmaschine (1) eine Montagegrenze darstellt,
unbeschichtet bleibt.
8. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, bei welchem das Partikel-versetzte
Bindemittel (32) vor der Wärmebehandlung sequenziell in mehreren Lagen (33) aufgebracht
wird, die auf der Oberfläche (30) des Bauteils (6) miteinander zumindest einen Überlapp
haben.
9. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, bei welchem das Bauteil (6) in Bezug
auf eine Umströmung in dem Heißgaskanal eine Vorder- (21) und eine Hinterkante (22)
hat, sowie ferner zwei die Vorder- (21) und die Hinterkante (22) miteinander verbindende
Seitenflächen (23a,b) hat, wobei die Vorder- (21) und/oder die Hinterkante (22) über
jeweils zumindest einen größeren Teil ihrer jeweiligen Erstreckung beschichtet werden,
die Seitenflächen (23a,b) aber jeweils zumindest bereichsweise unbeschichtet bleiben.
10. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, bei welchem der Bereich (24a,b) der
Oberfläche (30), auf den das Partikel-versetzte Bindemittel (32) aufgebracht wird,
bei dem Aufbringen des Partikel-versetzten Bindemittels (32) mit einer Maske maskiert
wird.
11. Verfahren zur Revision und Neubeschichtung eines benutzten Bauteils (6), das gemäß
Anspruch 10 beschichtet wurde, wobei auch bei der Neubeschichtung ein Partikel-versetztes
Bindemittel (32) aufgebracht wird und dafür die gleiche Maske verwendet wird.
12. Verfahren zum Herstellen eines beschichteten Bauteils (6), wobei das Bauteil (6) in
einem Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 10 beschichtet wird, und wobei insbesondere
nur bereichsweise beschichtet wird, beispielswiese mithilfe einer lokalen Maskierung,
und ein während der Beschichtung unmaskierter Bereich unbeschichtet bleibt.
13. Beschichtetes Bauteil (6) zum Anordnen im Heißgaskanal einer Strömungsmaschine (1),
hergestellt gemäß Anspruch 12.