[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft eine Gelenkanordnung mit richtungsabhängigem Schwenkwiderstand,
umfassend ein erstes Gelenkteil und ein zweites Gelenkteil, die entlang einer Schwenkachse
und in einer Schwenkrichtung und einer Gegenschwenkrichtung gegeneinander verschwenkbar
angeordnet sind. Des Weiteren betrifft die Erfindung eine Scharnieranordnung, umfassend
eine erste und eine zweite Gelenkanordnung mit richtungsabhängigem Schwenkwiderstand,
sowie ein Fahrzeug, umfassend eine Tür und eine erfindungsgemäße Scharnieranordnung.
[0002] Es sind vielerlei Anwendungen und Einsatzszenarien für Gelenkanordnungen denkbar,
die einen richtungsabhängigen Schwenkwiderstand aufweisen, d.h. einem Schwenken in
eine erste Richtung einen anderen Widerstand entgegenbringen als einem Schwenken in
die Gegenrichtung zu der ersten Richtung. Beispiele hierfür könnten Anwendungen sein,
in denen ein Öffnen einer Tür mit einem höheren Widerstand verbunden sein soll als
ein Schließen der Tür, oder beispielsweise auch ein Fall, in dem eine Klappe nach
oben gegen die Wirkung der Schwerkraft geöffnet werden soll und durch Vorsehen einer
Gelenkanordnung, die beim Schwenken nach oben einen geringeren Widerstand aufweist
als beim Schwenken nach unten, die Wirkung die Schwerkraft zu einem gewissen Grad
ausgeglichen werden soll, um beim Öffnen und Schließen der Klappe ein ähnliches Widerstandsverhalten
hervorzurufen.
[0003] Um eine Gelenkanordnung mit richtungsabhängigem Schwenkwiderstand und umfassend ein
erstes Gelenkteil und ein zweites Gelenkteil, die entlang einer Schwenkachse und in
einer Schwenkrichtung und einer Gegenschwenkrichtung gegeneinander verschwenkbar angeordnet
sind, bereitzustellen, das sich durch einen einfachen und kostengünstigen Aufbau und
eine hohe Betriebszuverlässigkeit auszeichnet, weisen in der vorliegenden Erfindung
die beiden Gelenkteile jeweilige Laufflächen auf, wobei die Gelenkanordnung derart
ausgebildet ist, dass die beiden Laufflächen miteinander in Kontakt stehen und bei
einer Schwenkbewegung aneinander abgleiten, wobei die beiden Laufflächen derart ausgebildet
sind, dass sie jeweils wenigstens eine Flächengruppe umfassen, wobei jede der Flächengruppen
in Schwenkrichtung aufeinanderfolgend einen ersten bis vierten Flächenabschnitt umfasst,
wobei der erste und der dritte Flächenabschnitt jeweils eben ausgebildet sind und
in Ebenen verlaufen, welche senkrecht zu der Schwenkachse und voneinander beabstandet
sind, der zweite Flächenabschnitt wenigstens abschnittsweise schräg zu der Schwenkachse
verläuft und den ersten und dritten Flächenabschnitt verbindet, und der vierte Flächenabschnitt
in einer Ebene parallel zu der Schwenkachse verläuft und den dritten Flächenabschnitt
mit dem ersten Flächenabschnitt oder einem ersten Flächenabschnitt einer benachbarten
Flächengruppe verbindet.
[0004] Gemäß der hier und im Folgenden verwendeten Nomenklatur bezieht sich der Begriff
"Schwenkrichtung" auf diejenige Richtung, in der die Gelenkanordnung beim Schwenken
einen niedrigeren Schwenkwiderstand aufweist, während sich der Begriff "Gegenschwenkrichtung"
auf die entgegengesetzte Richtung bezieht, in der die Gelenkanordnung beim Schwenken
einen höheren Schwenkwiderstand aufweist.
[0005] Es versteht sich, dass die Schwenkrichtung in der erfindungsgemäßen Gelenkanordnung
je nach Einsatzzweck der Gelenkanordnung in Richtung mit oder gegen den Uhrzeigersinn
vorgesehen sein kann.
[0006] Um das Abgleiten der beiden Laufflächen aneinander beim Schwenken der Gelenkanordnung
über den gesamten möglichen Schwenkwinkelbereich sicherzustellen, können in der erfindungsgemäßen
Gelenkanordnung die Laufflächen des ersten und des zweiten Gelenkteils identisch bzw.
punktsymmetrisch zueinander gebildet sein. Da in der erfindungsgemäßen Ausbildung
der beiden Flächengruppen der vierte Flächenabschnitt als Anschlag in Schwenkrichtung
dient, versteht es sich, dass er nicht streng parallel zu der Schwenkachse verlaufen
muss, sondern auch in einem geringen Winkel gegenüber dieser angeordnet sein kann,
durch den jedoch weiterhin ein sicherer Anschlag gewährleistet sein muss und ein Abgleiten
des jeweils anderen Gelenkteils über den vierten Flächenabschnitt ausgeschlossen ist.
Hierbei ist eine Anordnung streng parallel zu der Schwenkachse in jedem Fall vorteilhaft,
da so eine großflächige Anlage in der Anschlagsposition sichergestellt werden kann
und ein Eindringen von Fremdmaterial verhindert wird.
[0007] Um auch beim Abgleiten des zweiten Flächenabschnitts einen großflächigen Kontakt
sicherzustellen, kann der zweite Flächenabschnitt ebenfalls eben sein. In alternativen
Ausführungsformen könnte der zweite Flächenabschnitt jedoch auch Abschnitte mit verschiedenen
Steigungen aufweisen, beispielsweise um einen schwenkwinkelabhängigen Schwenkwiderstand
bei seinem Abgleiten bereitzustellen.
[0008] Sofern die erfindungsgemäße Gelenkanordnung an den beiden Laufflächen jeweils nur
eine Flächengruppe umfasst, kann der maximale Schwenkwinkelbereich der Anordnung theoretisch
volle 360° betragen. Sofern im jeweiligen Anwendungsfall ein maximaler Schwenkwinkelbereich
von 180° oder weniger für die Gelenkanordnung vorgesehen sein soll, kann es vorteilhaft
sein, wenn die Laufflächen des ersten und zweiten Gelenkteils jeweils wenigstens zwei
identische und in Schwenkrichtung versetzte Flächengruppen umfassen. Hierdurch kann
eine bessere Verteilung der in der Gelenkanordnung wirkenden Kräfte erzielt werden
und insbesondere können in der Gelenkanordnung wirkende Biegemomente vermieden werden.
[0009] Je nach Anwendungsfall kann es in der erfindungsgemäßen Gelenkanordnung nötig sein,
die beiden Gelenkteile durch ein elastisches Element, beispielweise eine Schraubenfeder,
entlang der Schwenkachse aufeinander zu vorzuspannen. Diese Maßnahme kann beispielsweise
in Konstellationen notwendig sein, in denen die Gelenkanordnung derart montiert werden
soll, dass ihre Schwenkachse in horizontaler Richtung verläuft. In einem solchen Fall
wird durch das elastische Element sichergestellt, dass die Laufflächen der beiden
Gelenkteile in der Tat aneinander abgleiten und durch die durch das elastische Element
auf die beiden Gelenkteile einwirkende Kraft können die beiden Schwenkwiderstände
in Schwenkrichtung und Gegenschwenkrichtung eingestellt werden.
[0010] Andererseits kann, insbesondere wenn die Gelenkanordnung derart montiert werden soll,
dass ihre Schwenkachse in vertikaler Richtung oder wenigstens unter einem Winkel zur
horizontalen Richtung verläuft, unter Umständen auf ein derartiges elastisches Element
verzichtet werden, da in solchen Fällen auch bereits allein durch die Wirkung der
Schwerkraft sichergestellt sein kann, dass die beiden Laufflächen in der gewünschten
Weise aneinander abgleiten. Selbstverständlich können diese beiden Ansätze auch miteinander
kombiniert werden, so dass auch bei einer vertikalen Ausrichtung der Schwenkachse
zusätzlich ein elastisches Element vorgesehen sein kann, um die beiden Schwenkwiderstände
in Schwenkrichtung und in Gegenschwenkrichtung auf den jeweils gewünschten Wert unter
Berücksichtigung der Wirkung der Schwerkraft und der Reibungswerte der für die beiden
Laufflächen verwendeten Materialien einzustellen.
[0011] In einer einfachen Bauform einer erfindungsgemäßen Gelenkanordnung dient der vierte
Flächenabschnitt lediglich als Anschlag bei einer Schwenkbewegung in der Schwenkrichtung,
und die Gelenkanordnung erfährt daher in Gegenschwenkrichtung keinerlei Einschränkung
ihres Schwenkwinkelbereichs, so dass sie, sofern sie nicht von einer externen Komponente
bei einem vorbestimmten Schwenkwinkel angehalten wird, eine Endlosdrehbewegung vollführen
kann. In Anwendungsfällen, in denen diese Eigenschaft nicht erwünscht ist und in denen
die Schwenkbewegung in Gegenschwenkrichtungen auch nicht durch eine externe Komponente
beschränkt werden soll, kann die erfindungsgemäße Gelenkanordnung ferner eine Anschlagseinrichtung
umfassen, die dazu eingerichtet ist, ein Schwenken in der Gegenschwenkrichtung an
einer vorbestimmten relativen Schwenkposition der Gelenkteile zu begrenzen.
[0012] In einer Weiterbildung kann die erfindungsgemäße Gelenkanordnung ferner derart gebildet
sein, dass das erste oder das zweite Gelenkteil zwei Elemente umfasst, welche sich
entlang der Schwenkachse beiderseits des anderen Gelenkteils erstrecken und dazu eingerichtet
sind, eine gemeinsame Schwenkbewegung bezüglich dem anderen Gelenkteil auszuführen.
Indem in dieser Weise beispielsweise das erste Gelenkteil durch ein einzelnes Element
gebildet ist, an dessen beiden Enden entlang der Schwenkachse sich die beiden Elemente
des zweiten Gelenkteils befinden, wobei das erste Gelenkteil einer ersten externen
Komponente zugeordnet ist und die beiden Elemente des zweiten Gelenkteils einer zweiten
externen Komponente zugeordnet sind und das Gelenk eine Schwenkbewegung der beiden
Komponenten ermöglicht, kann auch durch diese Konstruktion ein auf die Gelenkanordnung
wirkendes Biegemoment in verbesserter Weise aufgenommen werden.
[0013] Des Weiteren bietet die Weiterbildung, in der eines der beiden Gelenkteile zwei Elemente
umfasst, die Möglichkeit, einem der beiden Elemente eine der Laufflächen und dem anderen
der beiden Elemente die Anschlagseinrichtung zuzuordnen, die, wie oben beschrieben,
ein Schwenken in der Gegenschwenkrichtung an einer vorbestimmten relativen Schwenkposition
der Gelenkteile begrenzt. In diesem Fall kann die Anschlagseinrichtung beispielsweise
durch zwei sich in Richtung der Schwenkachse erstreckende Flächen gebildet sein, die
in ähnlicher Weise wie der vierte Flächenabschnitt der Flächengruppen der Laufflächen
in einem vorbestimmten Schwenkwinkel der Gelenkanordnung miteinander zur Anlage kommen.
Es versteht sich, dass dieser vorbestimmte Schwenkwinkel auf die Form und Winkelanordnungen
der entsprechenden Laufflächen einer solchen Gelenkanordnung angepasst sein sollte.
[0014] Neben den bereits oben beschriebenen möglichen Anwendungsbeispielen für eine erfindungsgemäße
Gelenkanordnung kann diese auch in kompliziertere Baugruppen integriert werden, beispielsweise
in eine erfindungsgemäße Scharnieranordnung. Es sei jedoch bereits hier festgehalten,
dass die im Folgenden beschriebene erfindungsgemäße Scharnieranordnung nicht nur mit
der erfindungsgemäßen Gelenkanordnung mit richtungsabhängigem Schwenkwiderstand ausgeführt
werden kann, sondern mit beliebigen Gelenkanordnungen, deren Schwenkwiderstand in
Schwenkrichtung und in Gegenschwenkrichtung verschieden ist.
[0015] Wenngleich für viele Anwendungsfälle, beispielsweise beim Anlenken von Türen an Fahrzeugen,
wie beispielsweise Fahrertüren oder ähnliche Komponenten, in der Regel ein einzelnes
Gelenk ausreichend sein kann, so sind auch Anwendungsfälle bekannt, in denen auf ein
Mehrfachgelenk oder eine Scharnieranordnung zurückgegriffen werden muss, beispielsweise
wenn die Geometrie des Fahrzeugs im Bereich des Gelenks dies erfordert oder wenn eine
Öffnung einer derartigen Tür um wenigstens 180° erforderlich ist und die einsetzbaren
Gelenke einen solch großen Schwenkwinkel nicht ermöglichen. Insbesondere kann hierbei
an eine Tür eines Batteriefachs eines elektrisch betriebenen Fahrzeugs gedacht werden,
die um wenigstens 180° zwischen einer geschlossenen und einer geöffneten Position
schwenkbar sein muss, um ein ungehindertes Heranfahren eines Flurförderzeugs oder
Hubwagens an das Batteriefach zur Entnahme der in dem Batteriefach aufgenommenen Batterie
bzw. zum Einsetzen einer derartigen Batterie zu ermöglichen. Hierbei ist es wünschenswert,
eine Beeinträchtigung des Designs des Fahrzeugs, die beispielsweise durch Teilungen
oder Durchbrechungen an der Tür oder Freistellungen oder Freiräume am Fahrzeugrahmen
oder anderen sichtbaren Teilen des Fahrzeugs auftreten könnte, zu vermeiden.
[0016] Ferner ist in derartigen Anwendungsfällen darauf zu achten, dass die Tür im Fall
von auftretendem Wind, oder auch wenn das Fahrzeug auf einem abschüssigen Untergrund
aufsteht, nicht unerwünscht zufallen kann, damit die angesprochenen Batteriewechselvorgänge
sicher und störungsfrei durchgeführt werden können. Es kann daher wünschenswert sein,
eine Scharnieranordnung bereitzustellen, die ein Öffnen der Tür mit nur einem geringen
Schwenkwiderstand ermöglicht, allerdings in Schließposition der Tür einen erhöhten
Schwenkwiderstand aufweist. Selbstverständlich ist auch insbesondere bei der Gestaltung
von Nutzfahrzeugen stets darauf zu achten, die Herstellungskosten der einzelnen Komponenten
möglichst niedrig zu halten, aber andererseits eine solide und wartungsarme Lösung
vorzusehen.
[0017] Die angesprochenen Erfordernisse, beispielsweise eines Schwenkwinkels von wenigstens
180°, sind in einem einzelnen oder einteiligen Gelenk in der Regel nicht zu lösen,
so dass eine Scharnieranordnung in Form eines wenigstens zweiteiligen Gelenks verwendet
werden muss. Allerdings macht jedes weitere Gelenk eine derartige Scharnieranordnung
komplexer, anfälliger, größer und letztlich auch teurer.
[0018] Eine derartige Lösung ist beispielsweise aus der
DE 103 42 659 A1 bekannt, in der ein Doppelscharnier mit dem Rahmen eines Fahrzeugs einerseits und
einer Tür andererseits verbunden ist. Allerdings ist dieses durch die dort verwendete
Nockensteuerung des Doppelscharniers mit seinen gleitreibenden Wirkflächen, variablen
Spaltmaßen und dem durch Reibung bedingten Verschleiß zwischen Nockenkörper und Nockenbahn
sowie die ungeführten Betätigungskräfte selbsthemmungsanfällig. Ferner verlangt ihr
Funktionsprinzip ein gerades Verbindungsstück zwischen den beiden Gelenken, wodurch
das Türblatt zwangsläufig geteilt oder zumindest durchbrochen werden muss, was ebenfalls
zu erhöhtem Verschleiß führen kann und ästhetische Nachteile mit sich bringt. Zuletzt
ist in dem genannten Doppelscharnier auch kein richtungsabhängiger Schwenkwiderstand
vorgesehen, so dass sich dieses Scharnier für die oben genannten Anwendungsfälle nur
bedingt eignet.
[0019] Andererseits ist aus der
DE 79 03 458 U1 für einen ähnlichen Zweck ein Doppelgelenk mit einem U-förmigen Verbindungsstück
bekannt, wodurch wenigstens das Problem der Teilung oder Durchbrechung der Tür behoben
wird. Allerdings können sich in einer derartigen Lösung die beiden Gelenke unabhängig
voneinander bewegen, was einen vergrößerten und unter Umständen ebenfalls die Gestaltung
der Tür und ihrer Anbindung beeinträchtigenden Bewegungsfreiraum nach sich zieht und
die Bedienung der Tür allgemein unpräzise macht.
[0020] Es ist hinsichtlich der genannten Probleme von bekannten gattungsgemäßen Scharnieranordnungen
die Aufgabe der vorliegenden Erfindung, eine derartige Anordnung bereitzustellen,
die einerseits eine durchbrechungsfreie Gestaltung der Tür erlaubt und andererseits
ein unerwünschtes Zufallen der Tür sicher verhindert und obendrein wartungsarm, kostengünstig
und kompakt ist.
[0021] Zur Lösung der vorgenannten Aufgabe umfasst die erfindungsgemäße Scharnieranordnung,
die insbesondere für eine schwenkende Anbindung einer Tür an einem Fahrzeug geeignet
ist, eine erste Gelenkanordnung mit richtungsabhängigem Schwenkwiderstand, beispielsweise
eine erfindungsgemäße Gelenkanordnung der oben beschriebenen Bauart, mit einer ersten
Schwenkachse, eine zweite Gelenkanordnung mit richtungsabhängigem Schwenkwiderstand,
erneut beispielsweise eine der oben beschriebenen erfindungsgemäßen Gelenkanordnungen,
mit einer zweiten Schwenkachse, und ein Verbindungselement, welches dem zweiten Gelenkteil
der ersten Gelenkanordnung und dem ersten Gelenkteil der zweiten Gelenkanordnung entspricht,
wobei die erste und die zweite Schwenkachse parallel zueinander sind.
[0022] Durch die Kombination bzw. serielle Anordnung zweier Gelenkanordnungen mit richtungsabhängigem
Schwenkwiderstand kann somit eine Scharnieranordnung gebildet werden, die die oben
genannten vorteilhaften Eigenschaften gegenüber bekannten Scharnieranordnungen aus
dem Stand der Technik aufweist.
[0023] Insbesondere kann das Verbindungselement eine gebogene Form aufweisen, um sich bei
einem Schwenken der Scharnieranordnung um ein im Schwenkbereich vorgesehenes externes
Bauteil herum zu erstrecken. Hierzu kann es beispielsweise U-förmig gebildet sein,
es kann sowohl gebogene als auch gerade Abschnitte aufweisen, oder es kann andererseits
aber auch eine kompliziertere Form mit einem oder mit mehreren Wendepunkten oder Biegungen
aufweisen.
[0024] Um einen vorbestimmten Ablauf der Schwenkbewegung der erfindungsgemäßen Scharnieranordnung
sicherstellen zu können, d.h. dafür zu sorgen, dass bei einem Schwenken der Scharnieranordnung
zunächst beispielsweise die erste Gelenkanordnung über ihren gesamten Schwenkwinkelbereich
schwenkt und erst anschließend die zweite Gelenkanordnung ihre Schwenkbewegung beginnt,
können die erste und die zweite Gelenkanordnung in Schwenkrichtung und/oder Gegenschwenkrichtung
einen unterschiedlichen Schwenkwiderstand aufweisen.
[0025] Alternativ oder zusätzlich kann die erfindungsgemäße Scharnieranordnung derart gebildet
sein, dass die jeweiligen Schwenkrichtungen der ersten und der zweiten Gelenkanordnung
gegenläufig zueinander sind, so dass bei einer Schwenkbewegung einer solchen Scharnieranordnung
die erste Gelenkanordnung beispielsweise in ihre Schwenkrichtung schwenkt, während
die zweite Gelenkanordnung in ihre Gegenschwenkrichtung schwenkt. Auch auf diese Weise
kann mit geringem konstruktivem Aufwand eine Ablaufsteuerung erzielt werden, sofern
die jeweiligen Schwenkwiderstände der ersten und der zweiten Gelenkanordnung in Schwenkrichtung
bzw. Gegenschwenkrichtung nicht identisch sind.
[0026] Des Weiteren kann die erfindungsgemäße Scharnieranordnung derart ausgebildet sein,
dass die beiden Gelenkanordnungen gleich ausgebildete Laufflächen aufweisen. Auf diese
Weise kann der nötige Konstruktionsaufwand der erfindungsgemäßen Scharnieranordnung
weiter verringert werden. Insbesondere kann eine derartige Scharnieranordnung mit
gleich ausgebildeten Laufflächen für die beiden Gelenkanordnungen vorteilhaft mit
gegenläufigen Schwenkrichtungen wie eben beschrieben kombiniert werden, wodurch auch
bei gleich ausgebildeten Laufflächen eine Ablaufsteuerung in der Scharnieranordnung
sichergestellt werden kann.
[0027] Des Weiteren kann die erfindungsgemäße Scharnieranordnung dazu eingerichtet sein,
einen Gesamt-Schwenkwinkel von wenigstens 180° zu ermöglichen, wobei sich der Gesamt-Schwenkwinkel
aus der Summe der beiden Schwenkwinkel der ersten und der zweiten Gelenkanordnung
ergibt.
[0028] Zuletzt betrifft die vorliegende Erfindung ein Fahrzeug, beispielsweise ein Flurförderzeug,
umfassend eine Tür und eine erfindungsgemäße Scharnieranordnung, wobei die Tür mittels
der Scharnieranordnung zwischen einer geschlossenen Position und einer offenen Position
schwenkbar an dem Fahrzeug angebracht ist.
[0029] Hierbei können sich die ersten und die zweite Schwenkachse ggf. in im Wesentlichen
vertikaler Richtung erstrecken, wobei in einem solchen Fall unter Umständen auf das
Vorsehen eines elastischen Elements zum Vorbelasten der jeweiligen Gelenkteile der
beiden Gelenkanordnungen gegeneinander verzichtet werden kann, da diese Vorbelastung
allein durch die Wirkung der Schwerkraft gegeben sein kann.
[0030] Weiterhin kann das erfindungsgemäße Fahrzeug derart ausgebildet sein, dass die Tür
in ihrer geschlossenen und/oder offenen Position an einem Abschnitt des Körpers des
Fahrzeugs zum Anschlag kommt, so dass in einem derartigen Fall unter Umständen auf
das Vorsehen einer der oben beschriebenen Anschlagseinrichtungen in wenigstens einer
der beiden die Scharnieranordnung bildenden Gelenkanordnungen verzichtet werden kann.
[0031] Weitere Eigenschaften und Vorteile der vorliegenden Erfindung werden aus der nachfolgenden
Beschreibung von Ausführungsformen von erfindungsgemäßen Gelenkanordnungen, Scharnieranordnungen
und Fahrzeugen deutlich, wenn diese zusammen mit den beiliegenden Figuren betrachtet
werden.
[0032] Diese zeigen im Einzelnen:
Figuren 1a und 1b eine Ausführungsform einer erfindungsgemäßen Gelenkanordnung in
einer ersten und einer zweiten Winkelposition;
Figuren 2a - 2c vergrößerte Ansichten der Laufflächen der Gelenkanordnung aus Figur
1 in verschiedenen Winkelpositionen;
Figuren 3a und 3b eine Ausführungsform einer erfindungsgemäßen Scharnieranordnung
in einer montierten bzw. in einer Explosionsansicht;
Figuren 4a und 4b vergrößerte Ansichten der Laufflächen bzw. der Anschlagseinrichtung
einer der beiden Gelenkanordnungen der Scharnieranordnung aus den Figuren 3a und 3b;
Figuren 5a - 5c schematische Draufsichten auf die Scharnieranordnung aus den Figuren
3a und 3b in drei Winkelpositionen während eines Schwenkvorgangs;
Figuren 6a und 6b eine Ausführungsform eines erfindungsgemäßen Fahrzeugs im Bereich
einer Tür bzw. eine vergrößerte Ansicht der in dem Fahrzeug verwendeten Scharnieranordnung;
Figur 7 eine alternative Ausführungsform einer Gelenkanordnung mit richtungsabhängigem
Schwenkwiderstand; und
Figur 8 ein Paar von Laufflächen einer weiteren alternativen Ausführungsform einer
erfindungsgemäßen Gelenkanordnung
[0033] In den Figuren 1a und 1b ist eine erfindungsgemäße Gelenkanordnung gezeigt und ganz
allgemein mit dem Bezugszeichen 10 bezeichnet. Die Gelenkanordnung 10 umfasst ein
erstes Gelenkteil 20 und ein zweites Gelenkteil 30, die entlang einer Schwenkachse
A angeordnet sind und gegeneinander um die Schwenkachse A schwenkbar sind. Hierbei
kann sich zur Verbindung der Gelenkteile 10 und 20 beispielsweise ein nicht gezeigter
Bolzen in Richtung der Schwenkachse A erstrecken, auf den die Gelenkteile 10, 20 aufgesetzt
sind.
[0034] Das erste Gelenkteil 20 umfasst einen Körper 22, der sich von der Schwenkachse A
weg erstreckt und an dem ein Befestigungsabschnitt 24 vorgesehen ist, mittels welchem
das Gelenkteil an einer externen Struktur, wie beispielsweise einer Tür, befestigt
werden kann. In gleicher Weise umfasst das zweite Gelenkteil 30 einen Körper 32, der
sich ebenfalls von der Schwenkachse A weg erstreckt und in einem Befestigungsabschnitt
34 endet, mittels welchem das zweite Gelenkteil 30 an einer anderen externen Struktur,
wie beispielsweise der Karosserie eines Fahrzeugs, anbringbar ist.
[0035] Das erste Gelenkteil 20 und das zweite Gelenkteil 30 stehen miteinander entlang einer
Ebene senkrecht zu der Schwenkachse A in Kontakt, wobei im Kontaktbereich der beiden
Gelenkteile 20 und 30 jeweilige Laufflächen 26 und 36 vorgesehen sind. In der in Figuren
1a und 1b gezeigten Konfiguration sind die beiden Gelenkteile 20 und 30 vertikal übereinander
angeordnet, so dass durch die Wirkung der Schwerkraft die beiden Laufflächen 26 und
36 in permanentem Kontakt stehen und bei einer Schwenkbewegung der beiden Gelenkteile
20 und 30 relativ zueinander aneinander abgleiten.
[0036] Die jeweiligen Laufflächen 26 und 36 umfassen jeweils zwei Flächengruppen, wie sie
beispielsweise in der Figur 4a in ähnlicher Weise besser sichtbar dargestellt sind.
Jede der Flächengruppen 26 und 36 umfasst erste bis vierte Flächenabschnitte 26a -
26d bzw. 36a - 36d, durch die erreicht werden kann, dass die in den Figuren 1a und
1b gezeigte Gelenkanordnung 10 einen richtungsabhängigen Schwenkwiderstand aufweist.
[0037] Es sei festgehalten, dass bei einem Schwenken der Gelenkanordnung 10 von dem in Figur
1a gezeigten Zustand in den in Figur 1b gezeigten Zustand, d.h. in Richtung des Uhrzeigersinns,
das Schwenken des ersten Gelenkteils 20 gegenüber dem zweiten Gelenkteil 30 in "Schwenkrichtung"
S abläuft (siehe den Pfeil in Figur 2a), während eine Schwenkbewegung des ersten Gelenkteils
20 vom in Figur 1b gezeigten Zustand zum in Figur 1a gezeigten Zustand entgegen dem
Uhrzeigersinn in "Gegenschwenkrichtung" G (siehe den Pfeil in Figur 2c) im Sinne der
Erfindung abläuft. Es sei ferner darauf hingewiesen, dass in dem in Figur 1b gezeigten
Zustand ein weiteres Schwenken in Schwenkrichtung S nicht möglich ist, da die im Folgenden
beschriebenen vierten Flächenabschnitte 26d und 36d in einer Ebene parallel zu der
Richtung der Schwenkachse A zur Anlage kommen, während ein Schwenken in Gegenschwenkrichtung
G in der in den Figuren 1a und 1b gezeigten Gelenkanordnung 10 zu jedem Zeitpunkt
möglich ist, da in dieser Richtung ein derartigen Anschlag nicht vorgesehen ist.
[0038] Der Mechanismus, durch den in der erfindungsgemäßen Gelenkanordnung 10 der richtungsabhängige
Schwenkwiderstand erzeugt wird, sei im Folgenden unter Bezugnahme auf die Figuren
2a - 2c erklärt. Diese Figuren zeigen jeweils vergrößerte Darstellungen des ersten
und zweiten Gelenkteils 20, 30 im Bereich ihrer jeweiligen Laufflächen 26 bzw. 36.
[0039] Hierbei zeigt die Figur 2a die beiden Gelenkteile 20, 30 in einem Winkelverhältnis,
das der Darstellung aus Figur 1a entspricht. In dieser Darstellung sind die vier Flächenabschnitte
36a - 36d erkennbar, die an der Lauffläche 36 des zweiten Gelenkteils 30 eine Flächengruppe
bilden. Der erste Flächenabschnitt 36a und der dritte Flächenabschnitt 36c liegen
hierbei jeweils in einer Ebene orthogonal zu der Schwenkachse A, die voneinander um
einen gewissen Abstand beabstandet sind. Der erste und der dritte Flächenabschnitt
36a, 36c sind durch einen zweiten Flächenabschnitt 36b verbunden, der in einer Ebene
schräg zu der Schwenkachse A verläuft. Zuletzt verbindet der vierte Flächenabschnitt
36d den dritten Flächenabschnitt 36c mit einem in der Darstellung aus Figur 2a nicht
zu erkennenden ersten Flächenabschnitt einer zweiten Flächengruppe (entsprechend dem
Flächenabschnitt 326a' aus Figur 4a). Die durch die Flächenabschnitte 36a - 36d gebildete
Flächengruppe erstreckt sich um die Schwenkachse A herum über einen Winkel von 180°,
wie sich ebenfalls anhand der Figur 4a nachvollziehen lässt.
[0040] In der in Figur 2a gezeigten Winkelposition zwischen dem ersten Gelenkteil 20 und
dem zweiten Gelenkteil 30 sind diese mit ihren jeweiligen Laufflächen 26 und 36 lediglich
im Bereich ihrer ersten Flächenabschnitte 26a, 36a in Kontakt, wobei festzuhalten
ist, dass die Lauffläche 26 des ersten Gelenkteils 20 in gleicher Weise aufgebaut
ist wie die Lauffläche 36 des zweiten Gelenkteils 30 und diese bei Anlage aneinander
demnach punktsymmetrisch sind.
[0041] Wird nun die anhand der Figuren 1a und 1b erläuterte Schwenkbewegung in Schwenkrichtung
vom in Figur 1a gezeigten Zustand zum in Figur 1b gezeigten Zustand durchgeführt,
die in der Figur 2a durch den Pfeil S angedeutet ist, so gleiten die beiden ersten
Flächenabschnitte 26a und 36a aneinander ab, wobei ein Schwenkwiderstand auftritt,
der mit einem Reibwert µ zusammenhängt, der sich unter anderem aus der Oberflächenbeschaffenheit
der beiden ersten Flächenabschnitte 26a und 36a ergibt.
[0042] Wird die Schwenkbewegung in Schwenkrichtung S nun soweit durchgeführt, bis die beiden
vierten Flächenabschnitte 26d und 36d, wie in den Figuren 1b und 2b gezeigt, miteinander
in Anlage kommen, so laufen auf dem Weg dorthin die beiden Laufflächen 26 und 36 der
beiden Gelenkteile 20 und 30 in einer Weise aneinander ab, die den Abstand des ersten
Gelenkteils 20 und zweiten Gelenkteil 30 verringert, indem die beiden zweiten Flächenabschnitte
26b und 36b, wie durch den Pfeil P angedeutet, aneinander ablaufen. Auch während dieser
Bewegung wirkt zwischen den beiden Gelenkteilen 20 und 30 als Schwenkwiderstand lediglich
eine Reibung mit einem Reibwert µ, wobei zusätzlich die Gewichtskraft des ersten Gelenkteils
20 zu einem weiter erleichterten Schwenken beitragen kann, wenn die beiden zweiten
Flächenabschnitte aneinander abgleiten und somit als schiefe Ebene wirken, wie durch
den Pfeil -P angedeutet.
[0043] Dem hingegen tritt, wie in der Figur 2c angedeutet, bei einem Schwenken in Gegenschwenkrichtung
G neben der Reibung eine zusätzliche Widerstandskraft auf, die sich dadurch ergibt,
dass das erste Gelenkteil 20 gegen die Wirkung seiner Gewichtskraft von dem zweiten
Gelenkteil 30 abgehoben werden muss. Somit ergibt sich ein größerer Schwenkwiderstand
der Gelenkanordnung 10 in Gegenschwenkrichtung G verglichen mit der Schwenkrichtung
S, wie durch den Pfeil µ+P angedeutet.
[0044] Die Figuren 3a und 3b zeigen nun eine Ausführungsform einer erfindungsgemäßen Scharnieranordnung,
die ganz allgemein mit dem Bezugszeichen 100 bezeichnet ist und zwei erfindungsgemäße
Gelenkanordnungen umfasst, die mit 200 bzw. 300 bezeichnet sind. Hierbei zeigt die
Figur 3a die Scharnieranordnung 100 in montiertem Zustand, während die Figur 3b sie
in Explosionsdarstellung zeigt, wobei zudem das weiter unten beschriebene erste Element
330a des zweiten Gelenkteils 330 der zweiten Gelenkanordnung 300 um 180° gekippt ist,
um einen Blick auf die Lauffläche 336 zu erlauben.
[0045] Im Gegensatz zu der in den Figuren 1 und 2 gezeigten Gelenkanordnung 10 sind die
erste und die zweite Gelenkanordnungen 200 und 300 der Scharnieranordnungen 100 derart
aufgebaut, dass jeweils eines ihrer Gelenkteile zwei Elemente umfasst, die oberhalb
und unterhalb des jeweils anderen Gelenkteils angeordnet sind. Im Fall der ersten
Gelenkanordnung 200 bilden die beiden Elemente 220a und 220b das erste Gelenkteil
220, während in der zweiten Gelenkanordnung 300 die beiden Elemente 330a und 330b
das zweite Gelenkteil 330 bilden.
[0046] Des Weiteren umfasst die Scharnieranordnung 100 ein Verbindungselement 400, welches
dem zweiten Gelenkteil 230 der ersten Gelenkanordnung 200 und dem ersten Gelenkteil
320 der zweiten Gelenkanordnung 300 entspricht und sich bogenförmig zwischen den parallelen
Schwenkachsen A und B der beiden Gelenkanordnungen 200, 300 erstreckt.
[0047] In ähnlicher Weise wie die in den Figuren 1a bis 2c gezeigte Gelenkanordnung umfassen
auch die beiden Gelenkanordnungen 200 und 300 der Scharnieranordnung 100 jeweilige
Paare von Laufflächen 226 und 236 bzw. 326 und 336. Diese sind identisch aufgebaut,
so dass der jeweilige Schwenkwiderstand der beiden Gelenkanordnungen 200 und 300 sowohl
in Schwenkrichtung als auch in Gegenschwenkrichtung im Wesentlichen identisch ist.
Da allerdings in der ersten Gelenkanordnung die Lauffläche 226 dem zweiten Element
220b des ersten Gelenkteils zugeordnet ist, während in der zweiten Gelenkanordnung
die Lauffläche 336 dem ersten Element 330a des zweiten Gelenkteils 300 zugeordnet
ist, sind die Schwenkrichtung S
1 der ersten Gelenkanordnung (entgegen dem Uhrzeigersinn) und die Schwenkrichtung S
2 der zweiten Gelenkanordnung (mit dem Uhrzeigersinn) gegenläufig.
[0048] Zudem weisen die beiden Gelenkanordnungen 200 und 300 noch weitere Laufflächen 240
bzw. 340 an den Elementen 220a und 330b auf, die gegebenenfalls mit nicht gezeigten
externen Laufflächen im Bereich von Montagevorrichtungen für die beiden Gelenkanordnungen
eingreifen können, so dass in einem montierten Zustand jede der Gelenkanordnungen
200 und 300 über zwei Paar Laufflächen abgleiten kann, wodurch eine verbesserte Kraftaufnahme
und Momentenverteilung erzielt wird. Selbst wenn kein Eingriff mit externen Laufflächen
vorgesehen sein sollte, wird durch diese Maßnahme in jedem Fall ermöglicht, die entsprechenden
Komponenten als Gleichteile auszubilden, wodurch Herstellungskosten eingespart werden
können, indem lediglich ein einzelnes Werkzeug zu ihrer Herstellung herangezogen werden
muss.
[0049] Zur Verdeutlichung der Funktionsweise der Paare von Laufflächen 226, 236 und 326,
336 sei erneut auf die Figur 4a verwiesen, in der beispielhaft in vergrößerter Darstellung
das Paar 326, 336 von Laufflächen gezeigt ist, sowie auf die Beschreibung der Figuren
1a - 2c mit ihren Gelenkanordnungen mit gleichen Laufflächen. In der Figur 4a sind
die einzelnen Flächenabschnitte dementsprechend in gleicher Weise bezeichnet wie in
den Figuren 1a - 2c, lediglich erhöht um 300, wobei die gezeigten Laufflächen jeweils
zwei identische Flächengruppen umfassen und bei einer von ihnen sämtliche Bezugszeichen
mit einem Hochkomma versehen sind.
[0050] Wie in diesem Zusammenhang bereits erwähnt, erfolgt eine Begrenzung der jeweiligen
Schwenkbewegungen durch die Laufflächen 226 und 336 nur in Schwenkrichtung, während
in Gegenschwenkrichtung eine endlose Schwenkbewegung möglich ist. Um dieses Schwenken
in Gegenschwenkrichtung jedoch auch bei einem vorbestimmten Winkel zu stoppen, umfasst
die erste Gelenkanordnung 200 der Scharnieranordnung 100 eine Anschlageinrichtung
250, die in den Figuren 3a und 3b bereits zu erkennen ist und in Figur 4b vergrößert
dargestellt ist.
[0051] Die Anschlageinrichtung 250 besteht aus zwei Vorsprüngen 228 und 238, die dem ersten
Element 220a des ersten Gelenkteils 220 bzw. dem zweiten Gelenkteil 230 zugeordnet
sind. Indem die Vorsprünge 228 und 238 gegeneinander bei einem vorbestimmten Winkel
zwischen dem ersten Gelenkteil 220 und dem zweiten Gelenkteil 230 zum Anschlag kommen,
kann die Schwenkbewegung in Gegenschwenkrichtung bei diesem Winkel gestoppt werden.
Zudem kann andererseits auch ein weiterer Anschlag für das Begrenzen der Schwenkbewegung
in Schwenkrichtung geschaffen werden, der dementsprechend mit den vierten Flächenabschnitten
der Laufflächen 226 und 236 ausgerichtet sein muss. Auf diese Weise wird durch die
Anschlagseinrichtung 250 mit ihren beiden Vorsprüngen 228 und 238 ein erlaubter Schwenkwinkelbereich
der Gelenkeinrichtung 200 definiert. Es sei ebenfalls darauf hingewiesen, dass die
beiden Vorsprünge 228 und 238 bezüglich ihrer Ausdehnung entlang der Schwenkachse
S
1 ausreichend dimensioniert sein müssen, so dass auch durch den Hub h, der durch das
Abgleiten der zweiten Flächenabschnitte 226b, 236b der Laufflächen 226 und 236 bei
der Schwenkbewegung in Gegenschwenkrichtung auftritt, diese Vorsprünge 228 und 238
nicht aus ihrem jeweiligen Eingriffsbereich herausgehoben werden.
[0052] Anhand der Figuren 5a - 5c sei nun ein Ablauf einer Schwenkbewegung der Scharnieranordnung
100 verdeutlicht, wobei die Scharnieranordnung in der in den Figuren 6a und 6b gezeigten
Weise über das erste Gelenkteil 220 der ersten Gelenkanordnung 200 mit der Karosserie
eines Fahrzeugs F verbunden ist und über das zweite Gelenkteil 330 der zweiten Gelenkanordnung
300 mit einer Tür T des Fahrzeugs F verbunden ist. Hierbei ist die Scharnieranordnung
100 in Draufsicht entlang der Schwenkachsen A und B gezeigt, und der Übergang von
der in Figur 5a gezeigten Stellung zu der in Figur 5c gezeigten Stellung entspricht
einem Öffnen der Tür T.
[0053] Wenn nun die Tür T von einem Benutzer gegriffen wird, der eine Kraft zum Öffnen der
Tür T ausübt, so wirkt das hierbei auf die Scharnieranordnung 100 wirkende Drehmoment
in Richtung mit dem Uhrzeigersinn. Wie oben angesprochen, sind die Schwenkrichtungen
S
1 und S
2 der beiden Gelenkanordnungen 200 und 300 gegenläufig und die Bewegung im Uhrzeigersinn
entspricht der Schwenkrichtung S
2 der zweiten Gelenkanordnung 300, während sie für die erste Gelenkanordnung 200 die
Gegenschwenkrichtung darstellt. Somit weist für diese Öffnungsbewegung der Tür T zunächst
die zweite Gelenkanordnung 300 einen geringeren Schwenkwiderstand auf als die erste
Gelenkanordnung 200 und die Scharnieranordnung 100 beginnt, in den in Figur 5b gezeigten
Zustand überzugehen.
[0054] In diesem in Figur 5b gezeigten Zustand sind dann die vierten Flächenabschnitte 326d
und 336d (siehe Figur 4a) der zweiten Gelenkanordnung 300 gegeneinander zum Anliegen
gekommen, so dass eine weitere Schwenkbewegung der zweiten Gelenkanordnung 300 aufgrund
des nun praktisch unendlich großen Schwenkwiderstands nicht mehr möglich ist. Ab diesem
Zeitpunkt ist folglich der Schwenkwiderstand der ersten Gelenkanordnung 200 in Gegenschwenkrichtung
niedriger als der Schwenkwiderstand der zweiten Gelenkanordnung 300 in Schwenkrichtung,
so dass die Schwenkbewegung der ersten Gelenkanordnung 200 und der Übergang der Scharnieranordnung
100 von dem in Figur 5b gezeigten Zustand zu dem in Figur 5c gezeigten Zustand beginnt.
[0055] Diese Schwenkbewegung der ersten Gelenkanordnung 200 läuft so weit ab, bis sie von
der im Zusammenhang mit der Figur 4b beschriebenen Anschlagseinrichtung 250 im Zustand
aus Figur 5c gestoppt wird und die Schwenkbewegung der Scharnieranordnung 100 mit
geöffneter Tür T beendet ist. Da sich im Zustand aus Figur 5c somit beide Gelenkanordnungen
200 und 300 in einer Winkelposition befinden, in der eine weitere Schwenkbewegung
in Richtung geöffneter Tür nicht mehr möglich ist, kann auf einen externen Anschlag
für die Tür T am Fahrzeug F verzichtet werden.
[0056] Eine Schließbewegung der Tür T läuft dementsprechend in entgegengesetzter Reihenfolge
ab, da ein Übergang der Scharnieranordnung 100 von dem Zustand aus Figur 5c in den
Zustand aus Figur 5b entgegen dem Uhrzeigersinn und damit in Schwenkrichtung S
1 der ersten Gelenkanordnung 200 abläuft. Erst wenn diese erste Gelenkanordnung 200
bis zu dem in Figur 5b gezeigten Zustand zurückgeschwenkt ist, in dem die vierten
Flächenabschnitte der Laufflächen 226 und 236 zur Anlage kommen und ein weiteres Schwenken
unmöglich machen, beginnt die Schwenkbewegung der zweiten Gelenkanordnung 300 in ihre
Gegenschwenkrichtung. Diese läuft soweit ab, bis die Tür T ihren geschlossenen Zustand
aus Figur 5a erreicht. In diesem Zustand kommt die Tür T gegen ein Bauteil des Fahrzeugs
F zur Anlage und kann mittels einer nicht gezeigten Verriegelung manuell oder automatisch
festgesetzt werden, so dass eine Begrenzung des Gegenschwenkwinkels in der zweiten
Gelenkanordnung 300 im vorliegenden Fall nicht notwendig ist, sondern von einem externen
Bauteil übernommen wird. In anderen Ausführungsbeispielen könnte jedoch ohne weiteres
auch die zweite Gelenkanordnung 300 eine Anschlagseinrichtung umfassen, beispielsweise
in der Art der Anschlagseinrichtung 250 der ersten Gelenkanordnung 200.
[0057] In den Figuren 6a und 6b ist die Scharnieranordnung 100 nun in eingebautem Zustand
in dem bereits angesprochenen Fahrzeug F mit der Tür T gezeigt, wobei in Figur 6a
die Position Z
1 der Tür T dem Zustand aus Figur 5a entspricht, die Position Z
2 der Tür T dem Zustand aus Figur 5b entspricht und die Position Z
3 der Tür T dem Zustand aus Figur 5c entspricht.
[0058] Es zeigt sich, dass durch das Zusammenwirken der Ablaufsteuerung der Scharnieranordnung
100 mit den beiden Gelenkanordnungen 200 und 300 und der gebogenen Form des Verbindungselements
400 auf eine Durchbrechung der Tür T verzichtet werden kann, diese um insgesamt 180°
geschwenkt werden kann, so dass sie vollständig aus dem Bereich ihrer Türöffnung herausbewegt
werden kann, und sie ferner um die Fahrzeugkarosserie im Bereich der Scharnieranordnung
100 herumgeschwenkt werden kann (siehe die gestrichelte Linie aus Figur 6b). Des Weiteren
liegt die erste Gelenkanordnung 200 geschützt innerhalb der Fahrzeugkarosserie, so
dass ein Eindringen von Fremdstoffen in diesen Bereich verhindert werden kann.
[0059] Weiterhin seien noch andere mögliche Ausführungsformen von Gelenkanordnungen mit
richtungsabhängigem Schwenkwiderstand genannt, die miteinander zu erfindungsgemäßen
Scharnieranordnungen kombiniert werden können. Zum einen sei unter Bezugnahme auf
Figur 7 eine Gelenkanordnung 500 mit einer Kugelraste genannt, die ebenfalls ein erstes
Gelenkteil 520 und ein zweites Gelenkteil 530 umfasst, die sich in einer Ebene senkrecht
zu der Schwenkachse S gegenüberliegen. Hierbei ist in dem ersten Gelenkteil 520 eine
Kugelpfanne 522 vorgesehen und in dem zweiten Gelenkteil 530 eine durch eine Feder
534 vorgespannte Kugel 532. Wenn die Kugel 532 nun in der Kugelpfanne 522 einliegt,
wirkt ein höherer Schwenkwiderstand als wenn die Kugel 532 sich außerhalb der Kugelpfanne
522 befindet.
[0060] Des Weiteren sind Gelenkanordnungen bekannt, in denen die Schwenkbewegung über zusammenwirkende
Gewinde abläuft, d.h. die Gelenkteile werden aufeinander aufgeschraubt bzw. voneinander
abgeschraubt. Auf diese Weise entsteht bei einer Schwenkbewegung ein Hub, der die
Gelenkteile zusammen- oder auseinanderführt. Wenn eine derartige Anordnung ferner
mit einem elastischen Element kombiniert wird, das die Gelenkteile aufeinander zu
vorspannt, kann ein zum Drehwinkel proportional steigender Schwenkwiderstand bereitgestellt
werden, der ferner abhängig von der Schwenkrichtung ist. Im Gegensatz zu der in den
Figuren 5a bis 5c erläuterten Ausführungsform wird bei einer solchen Anordnung der
Übergang zwischen einer ersten derartigen Gelenkanordnung einer zweiten derartigen
Gelenkanordnung in einer Scharnieranordnung jedoch nicht abrupt, sondern kontinuierlich
ablaufen, wodurch die gesamte Ablaufsteuerung weniger scharf definiert ist.
[0061] Zuletzt ist in Figur 8 ein Paar von Laufflächen einer weiteren alternativen Ausführungsform
einer erfindungsgemäßen Gelenkanordnung gezeigt. Diese unterscheidet sich von der
in den Figuren 1a bis 2c gezeigten Ausführungsform dadurch, dass neben den wie oben
beschrieben ausgebildeten ersten, dritten und vierten Flächenabschnitten 636a, 636c
und 636d ein zweiter Flächenabschnitt zum Einsatz kommt, der wiederum drei Unterabschnitte
636b1, 636b2 und 636b3 umfasst. Hierbei weisen die Unterabschnitte 636b1 und 636b3
gleiche oder wenigstens ähnliche Steigungen auf, während der zwischen den beiden liegende
Unterabschnitt 636b2 eine niedrigere und entgegengesetzte Steigung aufweist.
[0062] Durch diese Variante wird ein drehwinkel- und richtungsabhängiger Schwenkwiderstand
erzeugt, durch den beispielsweise eine Arretierung gegen ein Zufallen der Gelenkanordnung
erreicht werden kann.
1. Gelenkanordnung mit richtungsabhängigem Schwenkwiderstand, umfassend:
- ein erstes Gelenkteil (20) und ein zweites Gelenkteil (30), die entlang einer Schwenkachse
(A) und in einer Schwenkrichtung (S) und einer Gegenschwenkrichtung (G) gegeneinander
verschwenkbar angeordnet sind;
wobei die beiden Gelenkteile (20, 30) jeweilige Laufflächen (26, 36) aufweisen,
wobei die Gelenkanordnung derart ausgebildet ist, dass die beiden Laufflächen (26,
36) miteinander in Kontakt stehen und bei einer Schwenkbewegung aneinander abgleiten,
wobei die beiden Laufflächen (26, 36) derart ausgebildet sind, dass sie jeweils wenigstens
eine Flächengruppe umfassen,
wobei jede der Flächengruppen in Schwenkrichtung (S) aufeinander folgend einen ersten
bis vierten Flächenabschnitt umfasst, wobei:
- der erste (26a, 36a) und der dritte Flächenabschnitt (26c, 36c) jeweils eben ausgebildet
sind und in Ebenen verlaufen, welche senkrecht zu der Schwenkachse (A) und voneinander
beabstandet sind,
- der zweite Flächenabschnitt (26b, 36b) wenigstens abschnittsweise schräg zu der
Schwenkachse (A) verläuft und den ersten (26a, 36a) und dritten Flächenabschnitt (26c,
36c) verbindet; und
- der vierte Flächenabschnitt (26d, 36d) in einer Ebene parallel zu der Schwenkachse
(A) verläuft und den dritten Flächenabschnitt (26c, 36c) mit dem ersten Flächenabschnitt
(26a, 36a) oder einem ersten Flächenabschnitt einer benachbarten Flächengruppe verbindet.
2. Gelenkanordnung nach Anspruch 1, wobei der zweite Flächenabschnitt (26b, 36b) eben
ist.
3. Gelenkanordnung nach Anspruch 1 oder 2, wobei die Laufflächen (26, 36) des ersten
und zweiten Gelenkteils (20, 30) jeweils wenigstens zwei identische und in Schwenkrichtung
versetzte Flächengruppen umfassen.
4. Gelenkanordnung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei die beiden Gelenkteile
(20, 30) durch ein elastisches Element, beispielweise eine Schraubenfeder, entlang
der Schwenkachse (A) aufeinander zu vorgespannt sind.
5. Gelenkanordnung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, ferner umfassend eine Anschlagseinrichtung,
welche dazu eingerichtet ist, ein Schwenken in der Gegenschwenkrichtung (G) an einer
vorbestimmten relativen Schwenkposition der beiden Gelenkteile (20, 30) zu begrenzen.
6. Gelenkanordnung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei das erste oder das
zweite Gelenkteil (20, 30) zwei Elemente umfasst, welche sich entlang der Schwenkachse
(A) beiderseits des anderen Gelenkteils (30, 20) erstrecken und dazu eingerichtet
sind, eine gemeinsame Schwenkbewegung bezüglich dem anderen Gelenkteil (30, 20) auszuführen.
7. Gelenkanordnung nach Anspruch 5 und 6, wobei dem einen der beiden Elemente die Lauffläche
und dem anderen der beiden Elemente die Anschlagseinrichtung zugeordnet ist.
8. Scharnieranordnung, insbesondere für eine schwenkende Anbindung einer Tür (T) an ein
Fahrzeug (F), umfassend:
- eine erste Gelenkordnung (200) mit richtungsabhängigem Schwenkwiderstand, insbesondere
nach einem der Ansprüche 1 bis 7, mit einer ersten Schwenkachse (A);
- eine zweite Gelenkanordnung (300) mit richtungsabhängigem Schwenkwiderstand, insbesondere
nach einem der Ansprüche 1 bis 7, mit einer zweiten Schwenkachse (B); und
- ein Verbindungselement (400), welches dem zweiten Gelenkteil (230) der ersten Gelenkanordnung
(200) und dem ersten Gelenkteil (320) der zweiten Gelenkanordnung (300) entspricht,
wobei die erste und die zweite Schwenkachse (A, B) parallel zueinander sind.
9. Scharnieranordnung nach Anspruch 8, wobei das Verbindungselement (400) eine gebogene
Form aufweist.
10. Scharnieranordnung nach einem der Ansprüche 8 und 9, wobei die erste und die zweite
Gelenkanordnung (200, 300) in Schwenkrichtung (S1, S2) und/oder Gegenschwenkrichtung einen unterschiedlichen Schwenkwiderstand aufweisen.
11. Scharnieranordnung nach einem der Ansprüche 8 bis 10, wobei die jeweiligen Schwenkrichtungen
(S1, S2) der ersten und der zweiten Gelenkanordnung (200, 300) gegenläufig sind.
12. Scharnieranordnung nach einem der Ansprüche 8 bis 11, wobei die beiden Gelenkanordnungen
(200, 300) gleich ausgebildete Laufflächen (226, 236, 326, 336) aufweisen.
13. Scharnieranordnung nach einem der Ansprüche 8 bis 12, wobei die Scharnieranordnung
dazu eingerichtet ist, einen Gesamt-Schwenkwinkel von wenigstens 180° zu ermöglichen.
14. Fahrzeug, beispielsweise Flurförderzeug, umfassend eine Tür (T) und eine Scharnieranordnung
(100) nach einem der Ansprüche 8 bis 13, wobei die Tür (T) mittels der Scharnieranordnung
(100) zwischen einer geschlossenen Position (Z1) und einer offenen Position (Z3) schwenkbar an dem Fahrzeug angebracht ist.
15. Fahrzeug nach Anspruch 14, wobei die erste und die zweite Schwenkachse (S1, S2) sich in im Wesentlichen vertikaler Richtung erstrecken.
16. Fahrzeug nach Anspruch 14 oder 15, wobei die Tür (T) in ihrer geschlossenen (Z1) und/oder offenen Position an einem Abschnitt des Körpers (Z3) des Fahrzeugs zum Anschlag kommt.