[0001] Die Erfindung betrifft eine Pumpe, insbesondere Kraftstoffpumpe, mit wenigstens einem
Arbeitsraum, in welchem ein Kolben mittels eines Antriebssystems den Arbeitsraum in
einem Zylinder begrenzt und ein im Arbeitsraum befindliches Fluid, insbesondere Kraftstoff,
mit Druck beaufschlagt.
[0002] Wechselnde Kraftanforderungen und ein Betrieb unter Dauerlast verlangen nach Pumpen,
insbesondere Kraftstoffpumpen, die einerseits widerstandsfähig, andererseits agil
sind. Zudem sollen auch Ausfallzeiten möglichst gering gehalten werden, da diese einen
hohen Kostenfaktor mit sich bringen. Daher werden Antriebe von Kraftstoffpumpen häufig
mit rotatorischen Motoren und mechanischen Übertragungskomponenten - beispielsweise
Getriebe und Kurbelwellen - ausgestattet. Besonders die mechanischen Übertragungskomponenten
sind aber anfällig für Störungen und wartungsintensiv. Zudem ist ein derartiges System
sehr komplex.
[0003] Daher hat die Patentschrift
DE102007038529A1 eine Kraftstoffhochdruckpumpe mit mindestens einem Arbeitsraum zum Gegenstand, in
welchem Kraftstoff mit Hochdruck beaufschlagt wird. Die Kraftstoffhochdruckpumpe ist
antriebsmäßig mit einem Linearmotor gekoppelt.
[0004] Die Patentschrift
DE102014202937A1 entwickelt diesen Ansatz weiter und beschreibt eine Pumpe, die einen Pumpenzylinderkopf
mit einem Pumpenzylinder und einen in einer in den Pumpenzylinder eingelassenen Zylinderführung
translatorisch auf und ab bewegbaren Pumpenstößel aufweist. Der Pumpenstößel wirkt
antriebsseitig mit einem Linearantrieb zusammen. Der Linearantrieb ist mechanisch
spielfrei mit dem Pumpenstößel verbunden.
[0005] Wird nur ein einziger konventioneller Linearmotor als Antrieb für eine Pumpe verwendet,
muss dieser jedoch speziell für eine Pumpenart entworfen und gebaut werden. Zudem
sind für Linearmotoren robuste Lager nötig, die hohe Anzugskräfte aufnehmen können.
Eine Konstruktion eines Linearmotors ist nur rentabel, wenn dieser in einem Produkt
mit hohen Stückzahlen eingesetzt wird. Der Linearmotor kann auch so ausgelegt werden,
dass er angeforderte Nennwerte überschreitet. Pumpenspezifische oder überdimensionierte
Linearmotoren sind generell jedoch sehr teuer.
[0006] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, einen pumpenspezifischen, aber dennoch
günstigen Antrieb für Kraftstoffpumpen zu schaffen.
[0007] Die Lösung der Aufgabe gelingt durch eine Pumpe, insbesondere Kraftstoffpumpe, mit
wenigstens einem Arbeitsraum, in welchem ein Kolben mittels eines Antriebssystems
den Arbeitsraum in einem Zylinder begrenzt und ein im Arbeitsraum befindliches Fluid,
insbesondere Kraftstoff, mit Druck beaufschlagt, wobei das Antriebssystem wenigstens
zwei Linearmotoren umfasst.
[0008] Linearmotoren werden vorzugsweise als Direktantriebe ausgeführt und zeichnen sich
daher durch geringe Geräuschemissionen und eine hohe Leistungsdichte aus. Sie ermöglichen
translatorische Bewegungen ohne Getriebe, weshalb sie als verschleiß- und wartungsarm
gelten. Ein Entfall des Getriebes schafft zudem die Voraussetzung für eine kompakte
Bauweise.
[0009] Eine Entwicklung nur eines, insbesondere eines großen, Linearmotors ist sehr teuer.
Da sich die Entwicklung und Konstruktion eines Linearmotors erst ab einer gewissen
Stückzahl lohnt - man spricht hierbei von einem Serienprodukt -, umfasst das Antriebssystem
einer Pumpe, insbesondere einer Kraftstoffpumpe, erfindungsgemäß wenigstens zwei Linearmotoren.
Die Linearmotoren sind vornehmlich baugleich und daher serientauglich. Dies bietet
zudem den Vorteil, dass Linearmotoren als Ersatzteile auf Lager gehalten und im Bedarfsfall
schnell ausgetauscht werden können.
[0010] Durch Variation einer Linearmotorenanzahl gelingt eine Skalierung von Vorschubkraft
und Leistung. Somit können hohe Stückzahlen eines Linearmotors gefertigt werden, wobei
verschiedene Anforderungen an Leistung und/oder Vorschubkraft bedient werden können.
Durch die Variation der Linearmotorenanzahl kann zudem eine Redundanz ermöglicht werden,
indem mehr Linearmotoren verbaut werden als eigentlich gefordert sind.
[0011] In einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung treiben wenigstens 20 elektrisch
und/oder mechanisch parallel geschaltete Linearmotoren die Kraftstoffpumpe an.
[0012] Ein besonders sicherer und zuverlässiger Betrieb, der zudem ein ausreichendes Maß
an Skalierungsschritten ermöglicht, wird mit einem Antriebssystem aus 40 bis 50 Linearmotoren
erreicht. Jedoch können auch 128 und mehr Linearmotoren ein Antriebssystem bilden.
[0013] Bei kleineren Pumpen ist auch ein Antriebssystem mit einer geringeren Anzahl an Linearmotoren
möglich. Eine Parallelschaltung mehrerer Linearmotoren dient auch einer Erhöhung der
Vorschubkraft. Um eine Komplexität zu reduzieren, sind die das Antriebssystem bildendenden
Linearmotoren vorzugsweise parallel auf einem Träger angeordnet.
[0014] Vorteilhaft weist ein jeder Linearmotor eine mechanische Leistung zwischen 40 kW
und 85 kW auf und stellt eine Vorschubkraft von bis zu 20 kN bereit.
[0015] Das Antriebssystem weist vorzugsweise wenigstens ein Messsystem, wenigstens eine
Steuereinheit zur Ansteuerung der Linearmotoren und wenigstens ein System zur Datenübertragung
auf.
[0016] Das Messsystem ermittelt vorzugsweise eine Position und/oder Geschwindigkeit der
Linearmotoren auf ihrem jeweiligen Fahrweg. Die Position und/oder Geschwindigkeit
können auch über eine Spannungsbeobachtung im Linearmotor, vorzugsweise geberlos,
realisiert werden.
[0017] Vorteilhaft weist das Antriebssystem genau eine Steuereinheit auf. Die Steuereinheit
steuert das Antriebssystem an. Das Antriebssystem, das wenigstens zwei Linearmotoren
umfasst, wirkt hierbei wie nur ein Linearmotor.
[0018] Die Steuereinheit erteilt dem Antriebssystem Befehle, insbesondere bezüglich der
Geschwindigkeit. Zudem realisiert die Steuereinheit die bereits erwähnte Skalierung,
indem sie bei geringerem Kraftbedarf nur eine gewisse Anzahl an Linearmotoren ansteuert.
Die Daten, die beispielsweise Informationen zu Position und Geschwindigkeit enthalten,
sowie die Daten, die Befehle an die Linearmotoren enthalten, werden mittels eines
Systems zur Datenübertragung zwischen dem jeweiligen Linearmotor und dem Messsystem
bzw. der Steuereinheit übertragen. Auch zwischen dem Messsystem und der Steuereinheit
ist vorteilhaft ein System zur Datenübertragung ausgeführt. Zur Datenübertragung können
verschiedene Bussysteme oder auch Industrial Ethernet eingesetzt werden.
[0019] Durch die Erfindung und einen damit verbundenen Entfall von teuren und wartungsintensiven
mechanischen Übertragungskomponenten wie Getriebe und/oder Nockenscheibe und/oder
Kurbelwelle wird eine mechanische Umsetzung stark vereinfacht. Zudem werden eine Montage
und ein Handling erleichtert, da weniger sowie auch kleinere Teile angebunden werden
müssen. Linearmotoren können als Ersatzteile auf Lager gehalten werden.
[0020] Tritt in einem der das Antriebssystem bildenden Linearmotoren ein Fehler auf, woraufhin
dieser nicht länger funktionstüchtig ist, kann die Pumpe weiterhin - wenn auch mit
reduzierter Leistung - angetrieben werden, da die anderen Linearmotoren vom aufgetretenen
Fehler nicht betroffen sind. Der fehlerbehaftete Linearmotor kann schnell und einfach
ausgetauscht werden, was sich in einer hohen Maschinenverfügbarkeit positiv bemerkbar
macht.
[0021] Zudem bietet die Erfindung die Möglichkeit, durch Verbauen einer größeren Anzahl
an Linearmotoren als benötigt eine Redundanz im Antriebssystem aus Linearmotoren zu
verwirklichen, indem wenigstens ein redundanter Linearmotor in das erfindungsgemäßen
Antriebssystem eingefügt wird.
[0022] Für die Erfindung eignen sich sowohl Linearmotoren mit bewegtem Magneten, sogenannte
Moving-Magnet-Linearmotoren, als auch Linearmotoren mit bewegter Spule, sogenannte
Moving-Coil-Linearmotoren. Jedoch werden bevorzugt Linearmotoren mit bewegtem Magneten
eingesetzt, da hierbei elektrische Zuführleitungen für den Linearmotor nicht bewegt
werden müssen. Dies bietet den Vorteil, dass ein Fahrweg, auf welchem sich der Linearmotor
bewegt, in einer beliebigen Länge ausgeführt sein kann.
[0023] Vorzugsweise ist jedem das Antriebssystem bildenden Linearmotor wenigstens ein Umrichter,
insbesondere genau ein Umrichter, zugeordnet, der den jeweiligen Linearmotor mit einem
elektrischen Energieversorgungsnetz koppelt. Dies ermöglicht unter anderem ein einfaches
und schnelles Austauschen des Linearmotors im Fehlerfall.
[0024] Vorzugsweise bündelt eine mit dem Kolben verbundene Kolbenstange eine Kraft, insbesondere
eine Vorschubkraft, die die Linearmotoren aufbringen.
[0025] Für den Antrieb einer Pumpe sind hohe Kräfte erforderlich, die nach einer großen
Leistung verlangen. Eine Herstellung, ein Transport und eine Installation von als
Einzelmotoren ausgeführten Linearmotoren sind sehr teuer und aufwändig. Die Erfindung
bietet den Vorteil, dass mittels des Antriebssystems die geforderten hohen Kräfte
bewerkstelligt werden können, indem eine Kolbenstange die Kräfte mehrerer parallelgeschalteter,
kleiner und serientauglicher Linearmotoren bündelt.
[0026] Im Folgenden wird die Erfindung anhand eines Beispiels erläutert, bei dem die Figur
ein Antriebssystem zum Antrieb einer Pumpe zeigt.
[0027] Die Figur zeigt ein Antriebssystem 3 aus fünf Linearmotoren 1a, 1b, 1c, 1d und 1e,
die auf jeweils einem Fahrweg 2a, 2b, 2c, 2d und 2e vor- und zurückfahren können,
um eine Pumpe 4, insbesondere eine Kraftstoffpumpe, anzutreiben. Die Linearmotoren
sind parallel angeordnet und mechanisch derart verbunden, dass mittels einer Kolbenstange
7 die Kräfte der Linearmotoren 1a bis 1e gebündelt werden.
[0028] Ein jeder Linearmotor 1a bis 1e ist jeweils mit einem Umrichter 30a, 30b, 30c, 30d
und 30e an ein elektrisches Energieversorgungsnetz 40 gekoppelt. Die Linearmotoren
1a bis 1e sind über elektrische Energieversorgungsleitungen 31a, 31b, 31c, 31d und
31e mit dem jeweils zugehörigen Umrichter 30a bis 30e verbunden. Die Umrichter 30a
bis 30e sind über weitere elektrische Energieversorgungsleitungen 32a, 32b, 32c, 32d
und 32e mit dem elektrischen Energieversorgungsnetz 40 verbunden.
[0029] Die Kraft der Linearmotoren 1a bis 1e wird mittels einer Kolbenstange 7 gebündelt.
Vorteilhaft bewegen sich die einzelnen Linearmotoren 1a bis 1e mit der gleichen Geschwindigkeit.
Die Kolbenstange 7 bewegt auf diese Weise einen Kolben 6, der in einem Zylinder einer
Pumpe 4 einen Arbeitsraum 5 begrenzt.
[0030] Im Arbeitsraum 5 befindliches Fluid, insbesondere Kraftstoff wie Öl oder Gas, wird
dadurch mit Druck beaufschlagt. Hierzu wird in einem beispielhaften Ablauf Kraftstoff
durch ein vorzugsweise von der Steuereinheit 21 über ein System zur Datenübertragung
25 angesteuertes Einlassventil 11 in den Arbeitsraum 5 eingezogen, indem das Antriebssystem
3 aus Linearmotoren 1a bis 1e - und somit jeder einzelne Linearmotor 1a bis 1e - von
der Steuereinheit 21 den Befehl erhält, an ein hinteres, der Pumpe 4 abgewandtes Ende
des jeweiligen Fahrwegs 2a bis 2e zu fahren. Der Arbeitsraum 5 erlangt dadurch seine
maximale Größe und ein entstehender Unterdruck im Arbeitsraum 5 zieht den Kraftstoff
über das Einlassventil 11 ein.
[0031] Ein Messsystem 20 erkennt, wann ein jeder Linearmotor 1a bis 1e eine Endposition
erreicht hat, woraufhin die Steuereinheit 21 die Linearmotoren 1a bis 1e anhält. Das
Messsystem 20 ist über ein System zur Datenübertragung 26 mit den Linearmotoren 1a
bis 1e verbunden. Das Messsystem 20 erfasst vorteilhaft zudem eine Geschwindigkeit
und Position eines jeden Linearmotors 1a bis 1e und kann diese Daten an die Steuereinheit
21 über ein System zur Datenübertragung zwischen Steuereinheit und Messsystem 27 übermitteln.
Die Steuereinheit 21 hat daher die Möglichkeit zu reagieren, indem sie beispielsweise
die Linearmotoren 1a bis 1e abbremst oder beschleunigt.
[0032] Vorzugsweise verschließt die Steuereinheit 21 bei Erreichen der Endposition der Linearmotoren
1a bis 1e sowohl das Einlassventil 11 als auch das Auslassventil 10. Hierzu ist ein
optionales System zur Datenübertragung zwischen Steuereinheit 21 und Ventilen 29 verfügbar.
[0033] Das Antriebssystem 3 aus Linearmotoren 1a bis 1e wird von der Steuereinheit 21 veranlasst,
in Richtung eines vorderen, der Pumpe zugewandten Endes des jeweiligen Fahrwegs 2a
bis 2e zu fahren. Dadurch wird der im Arbeitsraum 5 befindliche Kraftstoff mit Druck
beaufschlagt. Ist der Druck groß genug, öffnet die Steuereinheit 21 das Auslassventil
10. Vorteilhaft wird eine Höhe des Drucks mittels des Messsystems 20 über ein optionales
System zur Datenübertragung zwischen Messsystem und Ventilen 28 erfasst.
[0034] Die Steuereinheit 21 und das Messsystem 20 können getrennte Recheneinheiten oder
eine gemeinsame Recheneinheit aufweisen. Die Systeme zur Datenübertragung 25, 26,
27, 28 und 29 können mittels Leitungen oder auch drahtlos verbunden sein.
[0035] Das in der Figur beispielhaft gezeigte Antriebssystem 3 aus Linearmotoren weist nur
fünf Linearmotoren 1a bis 1e auf. Erfindungsgemäß kann je nach Anwendungsgebiet jedoch
auch eine größere oder kleinere Anzahl an Linearmotoren ein Antriebssystem aus Linearmotoren
bilden.
1. Pumpe (4), insbesondere Kraftstoffpumpe, mit wenigstens einem Arbeitsraum (5), in
welchem ein Kolben (6) mittels eines Antriebssystems den Arbeitsraum (5) in einem
Zylinder begrenzt und ein im Arbeitsraum (5) befindliches Fluid, insbesondere Kraftstoff,
mit Druck beaufschlagt,
dadurch gekennzeichnet, dass das Antriebssystem (3) wenigstens zwei Linearmotoren (1a-1e) umfasst.
2. Pumpe (4) nach Anspruch 1, wobei das Antriebssystem (3) wenigstens ein Messsystem
(20), vorzugsweise zur Positions- und/oder Geschwindigkeitsbestimmung, wenigstens
eine Steuereinheit (21) zur Ansteuerung der Linearmotoren (1a-1e) und wenigstens ein
System zur Datenübertragung (25, 26, 27) aufweist.
3. Pumpe (4) nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei die das Antriebssystem (3)
bildenden Linearmotoren (1a-1e) elektrisch und/oder mechanisch parallel geschaltet
sind.
4. Pumpe (4) nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei die das Antriebssystem (3)
bildenden Linearmotoren (1a-1e) auf einem Träger parallel angeordnet sind.
5. Pumpe (4) nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei die das Antriebssystem (3)
bildenden Linearmotoren (1a-1e) jeweils als Linearmotoren mit bewegtem Magneten ausgeführt
sind.
6. Pumpe (4) nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei jedem das Antriebssystem
(3) bildenden Linearmotor (1a-1e) wenigstens ein Umrichter (30a-30e) zugeordnet ist.
7. Pumpe (4) nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei eine mit dem Kolben (6) verbundene
Kolbenstange (7) eine Kraft, insbesondere Vorschubkraft, des Antriebssystems (3) aus
Linearmotoren (1a-1e) bündelt.
8. Pumpe (4) nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei das Antriebssystem (3) aus
Linearmotoren (1a-1e) wenigstens 20 und maximal 128 Linearmotoren aufweist.
9. Pumpe (4) nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei die das Antriebssystem (3)
aus Linearmotoren (1a-1e) bildenden Linearmotoren baugleich sind.