[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft eine Applikationsvorrichtung zum Auftragen von
viskosem Material, insbesondere von Kleb- oder Dichtstoffen, mit einem Gehäuse mit
einem Einlass für das viskose Material und einer Bohrung, die in einen Auslass für
das viskose Material übergeht.
[0002] Mittels derartiger Applikationsvorrichtungen werden üblicherweise lange Klebstoffraupen
oder -bahnen auf Werkstücken appliziert, die anschließend mit anderen Werkstücken
verbunden werden. Insbesondere in der Automobilindustrie werden Roboter eingesetzt,
die Klebstoffraupen mittels solcher Applikationsvorrichtungen auftragen. Vergleichbare
Applikationsvorrichtungen sind beispielsweise in
DE 103 45 840 A1 und
DE 10 2014 014 592 A1 beschrieben.
[0003] Für bestimmte Anwendungszwecke ist es erforderlich, dass die Klebstoffraupe eine
unterschiedliche Dicke aufweist, weshalb an bestimmten Stellen eine größere Menge
an Klebstoff appliziert werden muss. Hierzu sind im Stand der Technik unterschiedliche
Lösungen bekannt, die jedoch nur eine langsame Reaktionszeit bei der Veränderung der
Abgabemenge pro Zeiteinheit aufweisen.
[0004] Es ist daher die Aufgabe der vorliegenden Erfindung eine Applikationsvorrichtung
für viskoses Material anzugeben, die eine schnelle Änderung der Abgabemenge eines
viskosen Materials pro Zeiteinheit erlaubt.
[0005] Diese Aufgabe wird durch die Applikationsvorrichtung nach Anspruch 1 gelöst. Erfindungsgemäß
ist die Bohrung des Gehäuses gestuft ausgebildet und weist eine erste Ringnut auf,
die mit dem Einlass verbunden ist, sowie eine in Auslassrichtung versetzt angeordnete
zweite Ringnut mit einem sich in Umfangsrichtung verändernden Durchmesser, die in
den Auslass übergeht, wobei in der Bohrung eine Welle rotierbar gelagert ist, die
mindestens eine längsaxial angeordnete Längsnut aufweist, die die erste Ringnut und
die zweite Ringnut der Bohrung miteinander verbindet, so dass durch die angulare Ausrichtung
der Welle innerhalb der Bohrung ein variabler Öffnungsquerschnitt entsteht. Der Radius
beziehungsweise der Durchmesser der zweiten Ringnut ist mit Bezug auf ein Polarkoordinatensystem
daher nicht konstant, sondern in Abhängigkeit des Polarwinkels variabel. Durch eine
schnell und präzise steuerbare Rotation der Welle lässt sich somit der maßgebliche
Öffnungsquerschnitt des Auslasses beziehungsweise der Verbindung zwischen Ein- und
Auslass wählbar einstellen, weshalb die Abgabemenge von viskosem Material pro Zeiteinheit
schnell und exakt geändert und eingestellt werden kann.
[0006] Bevorzugte Ausführungsformen der vorliegenden Erfindung werden nachfolgend und in
den Unteransprüchen angegeben.
[0007] Nach einer ersten bevorzugten Ausgestaltung ist vorgesehen, dass die zweite Ringnut
mindestens einen Bereich, vorzugsweise zwei Bereiche aufweist, in denen sich der Abstand
zwischen der Welle und der Mantelfläche der Bohrung in radialer Richtung von einem
Minimum zu einem Maximum kontinuierlich oder stufenweise vergrößert. Die kontinuierliche
oder stufenweise Vergrößerung des Abstands zwischen der Welle und der Mantelfläche
der Bohrung und mithin des Öffnungsquerschnitts ermöglicht eine fein einstellbare
Änderung der Abgabemenge pro Zeiteinheit bei einer Rotation der Welle in eine Richtung,
während eine Rotation in die andere Richtung eine sprunghafte Erhöhung der Abgabemenge
pro Zeiteinheit ermöglicht, weil die Nut beziehungsweise die Nuten der Welle unmittelbar
in die Position gedreht werden können, die den größten Abstand von der Welle zur Mantelfläche
der Bohrung aufweisen. Durch eine Drehung der Welle zwischen entsprechenden Positionen
lässt sich die Dicke der applizierten Klebstoffraupe schnell und präzise verändern.
[0008] Vorzugsweise ist vorgesehen, dass in mindestens einer angularen Position der Welle
innerhalb der Bohrung die Längsnuten der Welle von der Mantelfläche der ersten und
der zweiten Ringnut verschlossen sind, so dass der Öffnungsquerschnitt verschwindet
und eine Verbindung zum Auslass gesperrt ist. In dieser Position kann kein viskoses
Material von den Längsnuten innerhalb der Welle in die zweite Ringnut eintreten, weshalb
die Abgabe von viskosem Material in dieser Position gesperrt ist.
[0009] Ausgehend von dieser angularen Position der Welle gegenüber der zweiten Ringnut lässt
sich durch eine Drehung in eine Richtung eine langsame und kontinuierliche Steigerung
der Abgabemenge erzielen, während eine kurze Verdrehung in die entgegengesetzte Richtung
den Öffnungsquerschnitt sprunghaft vergrößert, weshalb unmittelbar der größte Öffnungsquerschnitt
erreicht ist, was die Abgabemenge von viskosem Material pro Zeiteinheit sprunghaft
zu einem Maximum führt.
[0010] Die gestufte Bohrung kann unmittelbar innerhalb des Gehäuses eingebracht sein. Alternativ
und nach einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung ist vorgesehen, dass die
gestufte Bohrung mit der ersten und der zweiten Ringnut in einer Buchse eingebracht
ist, die drehfest mit dem Gehäuse der Applikationsvorrichtung verbindbar ist. Eine
solche Buchse lässt sich außerhalb des Gehäuses einfach herstellen und ist zudem zu
Reinigungszwecken einfach zu demontieren, so dass sich die Verwendung einer Buchse
als vorteilhaft erwiesen hat. Damit die Buchse innerhalb des Gehäuses drehfest gelagert
ist, ist eine Verdrehsicherung vorgesehen, die beispielsweise in Form einer Madenschraube
ausgebildet sein kann, die das Gehäuse der Applikationsvorrichtung durchgreift und
in eine Bohrung der Buchse eingreift. Alternativ ist eine Nutführung der Buchse innerhalb
der Ausnehmung des Gehäuses vorgesehen, in der die Buchse ruht.
[0011] Zum Antrieb der Welle in beide Drehrichtungen ist vorzugsweise ein Antriebsmotor
vorgesehen, wobei zwischen dem Antriebsmotor und der Welle eine Kupplung angeordnet
sein kann. Ein solcher Motor ermöglicht die präzise Steuerung der Welle und eine exakte
Verdrehung, um den Öffnungsquerschnitt des Auslasses den Vorgaben entsprechend präzise
und schnell einzustellen.
[0012] Vorzugsweise ist die Applikationsvorrichtung mit einem Roboterarm verbindbar, so
dass die Klebstoffraupe vollautomatisch in der richtigen Position und mit der richtigen
Menge an Klebstoff aufgetragen werden kann. Alternativ ist auch vorgesehen, dass die
Applikationsvorrichtung handgeführt ist.
[0013] Schließlich ist nach einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung vorgesehen,
dass am Auslass der Applikationsvorrichtung eine Düse ausgebildet ist.
[0014] Eine konkrete Ausführungsform der vorliegenden Erfindung wird nachfolgend anhand
der Figuren erläutert. Es zeigen:
- Fig. 1
- eine Querschnittsdarstellung einer Applikationsvorrichtung und
- Fig. 2a-e
- Querschnittsdarstellungen einer Buchse.
[0015] Eine konkrete Ausführungsform einer Applikationsvorrichtung 1 ist in Fig. 1 dargestellt.
Die Applikationsvorrichtung 1 besitzt ein Gehäuse 2 mit einer Düse 3, die in einen
Auslass 4 übergeht. Das Gehäuse 2 weist eine Bohrung 5 auf, in der eine Welle 6 drehbar
gelagert ist. Im dargestellten Ausführungsbeispiel durchgreift die Welle 6 am auslassseitigen
Ende des Gehäuses 2 eine gestufte Bohrung 5', die im dargestellten Ausführungsbeispiel
innerhalb einer Buchse 7 ausgebildet ist, wobei die Buchse 7 in einer Ausnehmung 8
des Gehäuses 2 drehfest gelagert ist. Zur drehfesten Lagerung der Buchse 7 ist im
dargestellten Ausführungsbeispiel eine Madenschraube 18 vorgesehen, die eine Ausnehmung
19 des Gehäuses 2 durchgreift und in eine Bohrung 20 der Buchse 7 eingreift. Die gestufte
Bohrung 5' besitzt eine erste Ringnut 9, die mit einem Einlass 10 verbunden ist. Über
den Einlass 10 wird viskoses Material mit einer (nicht gezeigten) Zuführeinrichtung
dem Gehäuse 2 und mithin der Applikationsvorrichtung 1 zugeführt. Die gestufte Bohrung
5' besitzt eine zweite Ringnut 11, die einen sich über den Umfang verändernden und
daher nicht konstanten beziehungsweise variablen Durchmesser aufweist und die unmittelbar
in den Auslass 4 übergeht. Zwischen der ersten Ringnut 9 und der zweiten Ringnut 11
ist eine Schulter 12 ausgebildet. Die Welle 6, die die Bohrungen 5, 5' durchgreift,
weist im dargestellten Ausführungsbeispiel zwei Längsnuten 13, 13' auf, die eine hydraulische
Verbindung zwischen der ersten Ringnut 9 und der zweiten Ringnut 11 schafft. Eine
unmittelbare Verbindung zwischen der ersten Ringnut 9 und der zweiten Ringnut 11 ist
im Übrigen durch die Schulter 12 blockiert. Durch den variablen Durchmesser der zweiten
Ringnut 11 kann mittels einer Rotation der Welle 6 der Öffnungsquerschnitt zur Abgabe
des viskosen Materials eingestellt und verändert werden. Dabei ist bei mindestens
einer angularen Ausrichtung der Nuten 13, 13' gegenüber der Bohrung 5' vorgesehen,
dass der Öffnungsquerschnitt verschwindet und die hydraulische Verbindung zwischen
dem Einlass 10 und dem Auslass 4 unterbrochen ist. Von dieser Position ausgehend erlaubt
eine Rotation der Welle 6 in eine Richtung eine kontinuierliche Vergrößerung des Öffnungsquerschnitts,
während eine Rotation der Welle 6 in die andere Richtung eine sprunghafte Vergrößerung
des Öffnungsquerschnitts bewirkt, so dass unmittelbar eine maximale Abgabemenge des
viskosen Materials möglich ist.
[0016] Zur Steuerung der Welle 6 besitzt die Applikationsvorrichtung 1 einen Antriebsmotor
14, der über eine nicht dargestellte Kupplung mit der Welle 6 verbunden ist. Die Applikationsvorrichtung
kann handgeführt sein oder mit einem Roboterarm 15 verbunden sein.
[0017] Die Einstellung des Öffnungsquerschnitts wird anhand der Fig. 2a-e verdeutlicht.
Die Fig. 2a und b zeigen jeweils eine Buchse 7 mit der hierin eingebrachten gestuften
Bohrung 5', die von der drehbaren Welle 6 durchgriffen wird. Unabhängig von der angularen
Ausrichtung zwischen der Welle 6 und der Buchse 7 gelangt das zu applizierende viskose
Material von dem Einlass 10 in die erste Ringnut 9. Die Querschnittsdarstellung A-A
(Fig. 2c) zeigt, dass die erste Ringnut 9 hierfür einen ausreichenden Abstand zur
Welle aufweist.
[0018] Von der ersten Ringnut 9 ausgehend gelangt das viskose Material in die Längsnuten
13, 13', die in die Welle 6 eingebracht sind. Die Querschnittsdarstellung B-B (Fig.
2d) zeigt die beispielhafte Einstellung aus Fig. 2a in einer Draufsicht. Bei der gezeigten
angularen Ausrichtung zwischen Welle 6 und Buchse 7 ist der Öffnungsquerschnitt geöffnet
und der Einlass 10 ist mit dem Auslass hydraulisch verbunden.
[0019] Fig. 2b zeigt demgegenüber eine angulare Ausrichtung zwischen der Welle 6 und der
Buchse 7 bei der die Nuten 13, 13' von der Mantelfläche der zweiten Ringnut 11 verschlossen
sind (vergleiche Querschnitt C-C; Fig. 2e). Bei dieser Einstellung ist die hydraulische
Verbindung zwischen dem Einlass 10 und dem Auslass 4 blockiert. Von dieser Position
ausgehend wirkt eine Rechtsdrehung (Pfeilrichtung 16) der Welle 6 eine allmähliche
Vergrößerung des Öffnungsquerschnitts und mithin der Abgabemenge pro Zeiteinheit.
Eine Linksdrehung (Pfeilrichtung 17) der Welle 6 hingegen öffnet den Öffnungsquerschnitt
abrupt, so dass unmittelbar der maximale Öffnungsquerschnitt und mithin die maximale
Abgabemenge pro Zeiteinheit zur Verfügung steht.
1. Applikationsvorrichtung zum Auftragen von viskosem Material, insbesondere von Kleb-
oder Dichtstoffen, mit einem Gehäuse (2) mit einem Einlass für das viskose Material
und einer Bohrung (5'), die in einen Auslass (4) für das viskose Material übergeht,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Bohrung (5') gestuft ausgebildet ist und eine erste Ringnut (9) aufweist, die
mit dem Einlass (10) verbunden ist, sowie eine in Auslassrichtung versetzt angeordnete
zweite Ringnut (11) mit einem sich in Umfangsrichtung verändernden Durchmesser, die
in den Auslass (4) übergeht, wobei in der Bohrung (5') eine Welle (6) rotierbar gelagert
ist, die mindestens eine längsaxial angeordnete Längsnut (13, 13') aufweist, die die
erste Ringnut (9) und die zweite Ringnut (11) der Bohrung (5') miteinander verbindet,
so dass durch die angulare Ausrichtung der Welle (6) innerhalb der Bohrung (5') ein
variabler Öffnungsquerschnitt entsteht.
2. Applikationsvorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die zweite Ringnut (11) mindestens einen Bereich, vorzugsweise zwei Bereiche aufweist,
in denen sich der Abstand zwischen der Welle (6) und der Mantelfläche der Bohrung
(5') in radialer Richtung von einem Minimum zu einem Maximum kontinuierlich oder stufenweise
vergrößert.
3. Applikationsvorrichtung nach einem der Ansprüche 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass in mindestens einer angularen Position der Welle (6) innerhalb der Bohrung (5') die
Längsnuten (13, 13') der Welle von der Mantelfläche der zweiten Ringnut (11) verschlossen
sind, so dass der Öffnungsquerschnitt verschwindet und eine Verbindung zum Auslass
(4) gesperrt ist.
4. Applikationsvorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass die gestufte Bohrung (5') mit der ersten und der zweiten Ringnut (9, 11) in einer
Buchse (7) eingebracht ist, die drehfest mit dem Gehäuse (2) der Applikationsvorrichtung
(1) verbindbar ist.
5. Applikationsvorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass zum Antrieb der Welle (6) in beide Drehrichtungen ein Antriebsmotor (14) vorgesehen
ist.
6. Applikationsvorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Applikationsvorrichtung (1) mit einem Roboterarm (15) verbindbar ist.
7. Applikationsvorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass der Auslass (4) als Düse (3) ausgebildet ist.