(19)
(11) EP 3 453 517 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
13.03.2019  Patentblatt  2019/11

(21) Anmeldenummer: 18193656.8

(22) Anmeldetag:  11.09.2018
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC): 
B29C 51/04(2006.01)
B29C 51/26(2006.01)
B29L 31/00(2006.01)
B29C 51/34(2006.01)
B29C 51/42(2006.01)
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AL AT BE BG CH CY CZ DE DK EE ES FI FR GB GR HR HU IE IS IT LI LT LU LV MC MK MT NL NO PL PT RO RS SE SI SK SM TR
Benannte Erstreckungsstaaten:
BA ME
Benannte Validierungsstaaten:
KH MA MD TN

(30) Priorität: 11.09.2017 DE 102017215968

(71) Anmelder: MULTIVAC Sepp Haggenmüller SE & Co. KG
87787 Wolfertschwenden (DE)

(72) Erfinder:
  • LAUTH, Frank
    87787 Wolfertschwenden/Niederdorf (DE)
  • WILHELM, Roland
    87730 Bad Grönenbach (DE)

(74) Vertreter: Grünecker Patent- und Rechtsanwälte PartG mbB 
Leopoldstraße 4
80802 München
80802 München (DE)

   


(54) FORMSTATION MIT IM FORMSTEMPEL INTEGRIERTEM EINDRÜCKER UND VERFAHREN


(57) Zum Herstellen einer Verpackungsmulde (3) durch Tiefziehen wird zumindest ein Bereich einer Folienbahn (13) zwischen ein Formwerkzeugoberteil (5) und ein Formwerkzeugunterteil (7) einer Formstation (1) verbracht. Ein Formstempel (9) des Formwerkzeugoberteils (5) wird entlang einer vertikalen Richtung (V) in einen Formraum (17) einer Matrize (11) des Formwerkzeugunterteils (7) eingeführt, wobei hierbei durch Verformen der Folienbahn (13) zwischen dem Formstempel (9) und einer Innenwand (15) des Formraums (17) der Matrize (11) in der Folienbahn (13) eine Verpackungsmulde (3) tiefgezogen wird. Im eingeführten Zustand des Formstempels (9) wird ein Eindrücker (33) unter einem Winkel zu der vertikalen Richtung (V) in Richtung auf die Innenwand (15) des Formraums (17) hin aus dem Formstempel (9) ausgefahren.




Beschreibung


[0001] Die Erfindung betrifft das Gebiet des Herstellens von Verpackungsmulden durch Tiefziehen einer Folienbahn.

[0002] Es ist beispielsweise aus der EP 1 514 668 A1 ein Formwerkzeug zum Tiefziehen von Behältern aus thermoplastischem Kunststoff bekannt. Eine erwärmte Folienbahn wird zwischen ein Werkzeugoberteil und ein Werkzeugunterteil mit einem Formnest eintransportiert. Anschließend wird ein Streckhelfer des Werkzeugoberteils entlang einer vertikalen Richtung nach unten in das Formnest des Werkzeugunterteils eingefahren, wobei die zwischen dem Werkzeugunterteil und dem Werkzeugoberteil liegende Folienbahn mitgenommen wird. Bereits während des Einfahrens des Streckhelfers in das Formnest wird Druckluft aus seitlich in dem Streckhelfer vorgesehenen Öffnungen geblasen, um die Folie an eine Innenwand des Formnests anzudrücken. Somit wird ein der Form der Innenwand des Formnests entsprechender Behälter tiefgezogen. Nach einem Auskühlen wird der Behälter ausgestanzt und bei geöffnetem Formwerkzeug ausgeworfen oder wird mit dem Rest der Folienbahn verbunden Folgeeinrichtungen zugeführt. Nachteilig bei einem solchen System ist, dass die Formgebung der tiefziehbaren Behälter beschränkt ist. Insbesondere das Vorsehen von Vertiefungen in Seitenwänden des Behälters ist nur in begrenztem Maße möglich. Speziell beim Tiefziehen von Folien mit großen Dicken von beispielsweise 700 µm oder mehr wäre ein Anlegen der Folie an eine Innenwand des Formnests im Bereich von seitlichen Vertiefungen in der Innenwand oft nur von unzureichender Qualität.

[0003] Es ist aus der Praxis bekannt, in eine Kunststoffverpackungsmulde Vertiefungen und Kerben als Wiederverschlusselemente für einen haltenden Eingriff mit einem Verpackungsdeckel nach dem Tiefziehen in einem separaten Bearbeitungsschritt einzudrücken. Neben der Notwendigkeit eines zusätzlichen Bearbeitungsschritts ist hierbei auch nachteilig, dass insbesondere bei dickeren Hartfolien beim Verformen der kalten Folie nach dem Tiefziehen sogenannter "Weißbruch" entsteht, was aus ästhetischen Gründen unerwünscht sein kann und zudem die Stabilität der Verpackung beeinträchtigen kann.

[0004] Aus der WO 2007/006551 A1 ist es bekannt, eine Verpackungsmulde zunächst durch Tiefziehen herzustellen, dann zu befüllen und mit einem Deckel zu versiegeln und anschließend in einem separaten Bearbeitungsschritt die Verpackungsmulde und den Deckel zusammen zum Ausbilden einer formschlüssigen Verbindung zwischen der Verpackungsmulde und dem Deckel umzuformen. Nach einem Öffnen der Verpackung durch ein Peelen der Siegelung zwischen der Verpackungsmulde und dem Deckel kann die Verpackung mittels der formschlüssigen Verbindung wieder verschlossen werden. Die formschlüssige Verbindung zwischen Verpackungsmulde und Deckel wird in dem separaten Bearbeitungsschritt durch Thermoformen erzeugt. Dies erfolgt durch gemeinsames Verformen der Verpackungsmulde und des Deckels mittels eines Prägemittels, welches zum Ausformen der Verbindung mit einem Gegenlager zusammenwirkt, das auf der dem Prägemittel gegenüberliegenden Seite der Verpackungsmulde und des Deckels vorliegt. Auch bei dieser Lösung ist das Vorsehen eines zusätzlichen Bearbeitungsschrittes sowie einer zusätzlichen Bearbeitungsstation erforderlich.

[0005] Es ist Aufgabe der Erfindung, einen Weg zum Herstellen von tiefgezogenen Verpackungsmulden komplexer Form mit möglichst einfachen Mitteln auch bei größeren Folienstärken (beispielsweise dicker als 700 µm) anzugeben.

[0006] Diese Aufgabe wird durch das Verfahren gemäß Anspruch 1 beziehungsweise die Formstation gemäß Anspruch 8 gelöst. Die abhängigen Ansprüche geben vorteilhafte Ausführungsformen der Erfindung an.

[0007] Bei einem erfindungsgemäßen Verfahren zum Herstellen einer Verpackungsmulde durch Tiefziehen wird zumindest ein Bereich einer Folienbahn zwischen ein Formwerkzeugoberteil und ein Formwerkzeugunterteil einer Formstation verbracht. Ein Formstempel des Formwerkzeugoberteils wird entlang einer vertikalen Richtung in einen Formraum einer Matrize des Formwerkzeugunterteils eingeführt. Hierdurch wird durch Verformen der Folienbahn zwischen dem Formstempel und einer Innenwand des Formraums der Matrize in der Folienbahn eine Verpackungsmulde tiefgezogen. Die Innenwand des Formraums der Matrize kann je nach gewünschter Formgebung der Verpackungsmulde geeignet gewählt werden. Ein Anlegen der Folienbahn an die Innenwand des Formraums der Matrize kann durch das Anlegen eines Unterdrucks zwischen der Folienbahn und der Innenwand und/oder durch das Anlegen eines Überdrucks zwischen der Folienbahn und dem Formstempel begünstigt werden.

[0008] Um die Beschreibung der Erfindung zu vereinfachen, wird die Richtung des Einführens des Formstempels des Formwerkzeugoberteils in den Formraum der Matrize als "vertikale Richtung" bezeichnet. Vorzugsweise verläuft diese Richtung tatsächlich vertikal. Es versteht sich aber, dass die Erfindung nicht hierauf beschränkt sein soll. Die Richtung des Einführens des Formstempels in den Formraum der Matrize ist ersichtlicherweise von der Lage der Formstation im Raum abhängig. Bei entsprechendem Aufbau der Formstation kann die Richtung des Einführens des Formstempels des Formwerkzeugoberteils in den Formraum der Matrize, also die "vertikale Richtung" im Sinne der Erfindung, prinzipiell beliebig im Raum orientiert sein.

[0009] Erfindungsgemäß wird im eingeführten Zustand des Formstempels, insbesondere im maximal eingeführten Zustand des Formstempels, ein Eindrücker unter einem Winkel zu der vertikalen Richtung in Richtung auf die Innenwand des Formraums hin aus dem Formstempel ausgefahren. Das Ausfahren des Eindrückers kann ein Anlegen der Folie an die Innenwand des Formraums unterstützen. So kann die Formqualität der hergestellten Verpackungsmulden auch bei komplizierter Formgebung verbessert werden. Insbesondere bei der Bearbeitung von dickeren Folien mit einer Stärke von beispielsweise mehr als 700 µm wirkt sich das Unterstützen des Anlegens der Folie an die Innenwand des Formraums durch den Eindrücker positiv auf das Formergebnis aus.

[0010] Durch den Eindrücker wird es ermöglicht, direkt beim Tiefziehen seitliche Auswölbungen in der Verpackungsmulde vorzusehen. Es ist also kein nachgelagerter, zusätzlicher Prozessschritt nach dem Tiefziehen mehr notwendig. Hierdurch lassen sich insbesondere auf besonders effiziente Art und Weise Verpackungsmulden mit Wiederverschlussvertiefungen oder Wiederverschlusskerben für einen reversiblen Eingriff mit einem Deckel herstellen.

[0011] Wie beschrieben, soll der Eindrücker unter einem Winkel zu der vertikalen Richtung aus dem Formstempel ausgefahren werden. Das heißt, dass die Richtung des Ausfahrens des Eindrückers nicht parallel zu der Richtung des Einführens des Formstempels in den Formraum der Matrize ist. Besonders vorteilhaft ist es, wenn zwischen der Richtung des Ausfahrens des Eindrückers und der vertikalen Richtung ein Winkel im Bereich von 30° bis 150° oder ein Winkel im Bereich von 45° bis 135°, oder ein Winkel im Bereich von 85° bis 95° vorliegt. Insbesondere kann der Eindrücker zumindest im Wesentlichen senkrecht zu der vertikalen Richtung aus dem Formstempel ausgefahren werden.

[0012] Vorzugsweise wird der Eindrücker, insbesondere von einem entsprechenden Aktuator, mittels Druckluft, mechanisch und/oder mittels Federkraft aus dem Formstempel ausgefahren. Ein Ausfahren mittels Druckluft ist besonders einfach realisierbar, wenn ohnehin eine Druckluftversorgung an der Formstation vorliegt, beispielsweise zum Erzeugen eines Überdrucks zwischen der Folie und dem Formstempel während des Tiefziehens. Ein mechanisches Ausfahren des Eindrückers lässt sich besonders exakt und definiert steuern, beispielsweise mittels eines Servomotors. Wird der Eindrücker mittels Federkraft ausgefahren, kann die Formstation besonders widerstandsfähig und robust ausgebildet werden.

[0013] Prinzipiell sind beliebige Formen für den Eindrücker denkbar. Vorzugsweise ist der Eindrücker aber keilförmig oder wulstförmig ausgebildet und damit zum Ausbilden von Vertiefungen oder Kerben zum wiederverschließbaren Aufnehmen eines Deckels zum Verschließen der Verpackungsmulde geeignet.

[0014] Es ist auch denkbar, dass mehrere Eindrücker vorgesehen sind, die jeweils synchron oder unabhängig voneinander in Richtung auf die Innenwand des Formraums hin aus dem Formstempel ausgefahren werden, insbesondere jeweils unter einem Winkel zu der vertikalen Richtung. So können an voneinander beabstandeten Stellen einzelne Wiederverschlussvertiefungen oder Wiederverschlusskerben in der Verpackungsmulde ausgebildet werden, um eine besonders sichere und dichte Wiederverschließbarkeit zu gewährleisten.

[0015] Vorzugsweise werden zumindest der Formstempel und/oder die Matrize beheizt, so dass die ggf. bereits vorgeheizte Folie während des Tiefziehens erwärmt wird und thermoplastisch verformbar wird oder bleibt. Da der Eindrücker während des Einführens des Formstempels in dem Formstempel aufgenommen ist, liegt eine Wärmeübertragung zwischen dem Formstempel und dem Eindrücker vor, so dass im Falle eines beheizten Formstempels der Eindrücker ebenfalls erwärmt wird. Hierdurch wird ein Umformen der Folie durch den Eindrücker vereinfacht. Es wäre aber auch denkbar, dass alternativ oder zusätzlich zu einer Beheizung des Formstempels und/oder der Matrize der Eindrücker separat beheizbar ist. So könnte die Temperatur des Eindrückers insbesondere separat eingestellt werden. Das Beheizen des Formstempels, der Matrize und/oder des Eindrückers kann mittels einer geeigneten Heizvorrichtung, insbesondere einer elektrischen Heizvorrichtung erfolgen.

[0016] Vorzugsweise umfasst die Innenwand des Formraums eine Vertiefung, welche den Eindrücker beim Ausfahren zumindest teilweise aufnimmt. Eine solche Vertiefung kann insbesondere formgemäß zu dem Eindrücker komplementär ausgebildet sein, um ein optimales Andrücken der Folie an die Innenwand durch den Eindrücker zu ermöglichen. Insbesondere kann die Vertiefung nutförmig oder kerbenförmig ausgebildet sein.

[0017] Es wäre denkbar, dass der Eindrücker vor dem Herausfahren des Formstempels aus dem Formraum der Matrize aktiv wieder teilweise oder vollständig eingefahren wird. Besonders vorteilhaft ist es aber, wenn bei einem Herausfahren des Formstempels aus dem Formraum der Matrize der Eindrücker durch Eingriff mit der Innenwand des Formraums, insbesondere mit der Vertiefung in der Innenwand, automatisch zumindest teilweise wieder eingefahren wird. Dies kann durch geeignete Formgebung des Eindrückers und der Innenwand ermöglicht werden.

[0018] Die Erfindung betrifft desweiteren eine Formstation zum Herstellen einer Verpackungsmulde durch Tiefziehen. Die Formstation ist zum Durchführen des erfindungsgemäßen Verfahrens geeignet, konfiguriert und ausgelegt. In Bezug auf das Verfahren beschriebene Merkmale lassen sich auf die Formstation übertragen und umgekehrt.

[0019] Eine erfindungsgemäße Formstation zum Herstellen einer Verpackungsmulde durch Tiefziehen umfasst ein Formwerkzeugoberteil mit einem Formstempel und ein Formwerkzeugunterteil mit einer Matrize. Der Formstempel des Formwerkzeugoberteils ist dazu konfiguriert, entlang einer vertikalen Richtung in einen Formraum der Matrize des Formwerkzeugunterteils eingeführt zu werden, um hierbei durch Verformen einer Folienbahn zwischen dem Formstempel und einer Innenwand des Formraums der Matrize in der Folienbahn eine Verpackungsmulde tiefzuziehen. Die Formstation umfasst desweiteren einen Eindrücker, der dazu konfiguriert ist, im eingeführten Zustand des Formstempels unter einem Winkel zu der vertikalen Richtung in Richtung auf die Innenwand des Formstempels hin aus dem Formstempel ausgefahren zu werden.

[0020] Weitere Merkmale der Formstation erschließen sich aus der obenstehenden Beschreibung des erfindungsgemäßen Verfahrens. Insbesondere kann die Formstation den beschriebenen Aktuator zum Ausfahren des Eindrückers mittels Druckluft, mechanisch und/oder mittels Federkraft umfassen. Alternativ oder zusätzlich kann die Formstation die beschriebene Heizvorrichtung zum Beheizen des Formstempels, der Matrize und/oder des Eindrückers umfassen.

[0021] Im Folgenden wird die Erfindung anhand eines Ausführungsbeispiels unter Bezugnahme auf die Figuren näher beschrieben. Dabei zeigt
Figur 1
eine Ablaufsfolge des Tiefziehens einer Verpackungsmulde in einer schematischen Schnittansicht durch eine Formstation gemäß einer Ausführungsform; und
Figur 2
eine schematische Perspektivansicht eines Formstempels einer Formstation gemäß einer Ausführungsform.


[0022] Wie in Figur 1 gezeigt, umfasst eine Formstation 1 zum Herstellen einer Verpackungsmulde 3 durch Tiefziehen gemäß einer Ausführungsform ein Formwerkzeugoberteil 5 und ein Formwerkzeugunterteil 7. Das Formwerkzeugoberteil 5 umfasst einen Formstempel 9 und das Formwerkzeugunterteil 7 eine Matrize 11. Der Formstempel 9 und die Matrize 11 wirken zusammen, um eine zumindest bereichsweise zwischen das Formwerkzeugoberteil 5 und das Formwerkzeugunterteil 7 verbrachte, insbesondere thermoplastisch verformbare Folienbahn 13 zu einer Verpackungsmulde 3 tiefzuziehen. Hierfür umfasst die Matrize 11 einen durch eine Innenwand 15 definierten Formraum 17. Je nach der gewünschten Form der Verpackungsmulde 3 wird der Formraum 17 der Matrize 11 geeignet ausgebildet. In der gezeigten Ausführungsform soll eine im Wesentlichen quaderförmige Verpackungsmulde 3 ausgebildet werden. Entsprechend ist der Formraum 17 der Matrize 11 im Wesentlichen quaderförmig ausgebildet.

[0023] Vor dem Zuführen der Folienbahn 13 in die Formstation 1 kann die Folienbahn 13 von einer oder von beiden Seiten, d.h. von oben und/oder von unten, durch Heizeinrichtungen in einer oder mehreren Vorheizstationen (nicht dargestellt) vorgeheizt werden.

[0024] Nachdem die Folienbahn 13 zumindest bereichsweise zwischen dem Formwerkzeugoberteil 5 und dem Formwerkzeugunterteil 7 positioniert und ggf. zwischen dem Formwerkzeugoberteil 5 und dem Formwerkzeugunterteil 7 geklemmt wurde, wird, wie in Teil A von Figur 1 gezeigt, der Formstempel 9 des Formwerkzeugoberteils 5 entlang einer vertikalen Richtung V in den Formraum 17 der Matrize 11 eingeführt. Hierdurch wird die Folienbahn 13 gewissermaßen in den Formraum 17 hinein tiefgezogen. Um ein Verformen der Folienbahn 13 zu vereinfachen, wird in der gezeigten Ausführungsform der Formstempel 9 mittels einer im Formstempel 9 vorgesehenen elektrischen Heizvorrichtung 19 beheizt. Alternativ oder zusätzlich wäre es auch denkbar, die Matrize 11 zu beheizen, beispielsweise durch eine in der Matrize 11 vorgesehene elektrische Heizvorrichtung 21. Durch das Beheizen des Formstempels 9 und/oder der Matrize 11 kann die Folienbahn 13 in einen leichter verformbaren Zustand gebracht werden.

[0025] Vorzugsweise erfolgt das Formen der Verpackungsmulde 3 nicht alleine durch das Zusammenwirken zwischen dem Formstempel 9 und der Innenwand 15 des Formraums 17 der Matrize 11, sondern wird durch weitere Maßnahmen unterstützt. In der gezeigten Ausführungsform wird zwischen der Folienbahn 13 und dem Formstempel 9 ein Überdruck erzeugt, durch welchen die Folienbahn 13 in Richtung auf die Innenwand 15 des Formraums 17 hin beaufschlagt wird. Hierdurch wird erreicht, dass sich die Folienbahn 13 an die Innenwand 15 des Formraums 17 anlegt und so die gewünschte Form annimmt. In der gezeigten Ausführungsform sind zum Erzeugen des Überdrucks Druckluftkanäle 23 mit entsprechenden Druckluftauslässen 25 in dem Formstempel 9 vorgesehen. Wie in der schematischen Perspektivansicht des Formwerkzeugoberteils 5 aus Figur 2 ersichtlich, kann das Formwerkzeugoberteil 5 zur Versorgung der Druckluftkanäle 23 mit Druckluft an eine externe Druckluftquelle 27 angeschlossen sein. Alternativ wäre es beispielsweise denkbar, zwischen der Innenwand 15 des Formraums 17 der Matrize 11 und der Folienbahn 13 einen Unterdruck anzulegen. Hierzu könnten Absaugöffnungen in der Innenwand 15 des Formraums 17 vorgesehen sein.

[0026] In der gezeigten Ausführungsform soll eine Verpackungsmulde 3 geformt werden, welche Wiederverschlusskerben 29 aufweist. Diese Wiederverschlusskerben 29 sollen zur späteren wiederverschließbaren Aufnahme eines Deckels für die Verpackungsmulde 3 ausgelegt sein. Entsprechend definiert die Innenwand 15 des Formraums 17 der Matrize 11 Vertiefungen 31, welche die Form der Wiederverschlusskerben 29 angeben. Wie in Teil B von Figur 1 dargestellt, kann es insbesondere bei der Verwendung von Folienbahnen 13 größerer Dicken (beispielsweise größer als 1000 µm) vorkommen, dass der zwischen der Folienbahn 13 und dem Formstempel 9 aufgebrachte Überdruck nicht ausreicht, um die Folienbahn 19 im Bereich der Vertiefungen 31 vollständig an die Innenwand 15 des Formraums 17 der Matrize 11 anzulegen.

[0027] Um das Anlegen der Folienbahn 13 an die Innenwand 15 des Formraums 17 im Bereich der Vertiefungen 31 zu unterstützen, sind gemäß der gezeigten Ausführungsform Eindrücker 33 vorgesehen, welche im eingeführten Zustand des Formstempels 9 unter einem Winkel zu der vertikalen Richtung V in Richtung auf die Innenwand 15 des Formraums 17 hin aus dem Formstempel 9 ausgefahren werden. Die Eindrücker 33 sind in dem Stempel 9 an Positionen vorgesehen, die den Vertiefungen 31 der Innenwand 15 des Formraums 17 entsprechen, so dass die Eindrücker 33 in ihren ausgefahrenen Stellungen zumindest teilweise in den Vertiefungen 31 aufgenommen werden, wie dies in Teil C von Figur 1 dargestellt ist. Beim Ausfahrern der Eindrücker 33 wird die Folienbahn 13 gewissermaßen in die Vertiefungen 31 hineingedrückt. Hierdurch wird ein Anlegen der Folienbahn 13 an die Innenwand 15 des Formraums 17 im Bereich der Vertiefungen 31, und damit das Ausbilden der Wiederverschlusskerben 29, begünstigt. Für das Ausbilden von Wiederverschlusskerben 29 ist es besonders vorteilhaft, wenn der Eindrücker 33 keilförmig oder wulstförmig ausgebildet ist. Es wären aber auch andere Formen für den Eindrücker 33 denkbar.

[0028] In der gezeigten Ausführungsform werden die Eindrücker 33 mittels Druckluft ausgefahren. Hierzu sind die Eindrücker 33 aufnehmende Kammern 35 des Formstempels 9 mit den im Formstempel 9 vorgesehenen Druckluftkanälen 23 verbunden. Wenn im vollständig eingeführten Zustand des Formstempels 9 (Teil B von Figur 1) die Druckluftzufuhr mittels der Druckluftquelle 27 aktiviert wird, werden auch die Kammern 35 mit Druckluft versorgt, wodurch die Eindrücker 33 in den Kammern 35 nach außen geschoben werden, also ausgefahren werden. Dies ist besonders vorteilhaft, da die ohnehin vorhandene Druckluftquelle 27 auch als Aktuator zum Ausfahren der Eindrücker 33 wirkt. Alternativ oder zusätzlich wäre es aber auch denkbar, separate Aktuatoren 37 zum Ausfahren der Eindrücker 33 vorzusehen. Solche sind in Figur 1 gestrichelt dargestellt. Die Aktuatoren 37 könnten beispielsweise dazu konfiguriert sein, die Eindrücker 33 mittels Federkraft oder mechanisch auszufahren. Bei den Aktuatoren 37 könnte es sich beispielsweise um Federeinrichtungen oder Schrittmotoren handeln.

[0029] In der gezeigten Ausführungsform werden die Eindrücker 33 im Wesentlichen senkrecht zu der vertikalen Richtung V aus dem Formstempel 9 ausgefahren. Je nach Lage und Form der Eindrücker 33 und der Vertiefungen 31 in der Innenwand 15 des Formraums 17 können die Eindrücker 33 aber auch unter einem anderen Winkel zu der vertikalen Richtung V ausgefahren werden. Besonders vorteilhaft ist es, wenn zwischen der Richtung des Ausfahrens des Eindrückers 33 und der vertikalen Richtung V ein Winkel im Bereich von 30° bis 150° oder ein Winkel im Bereich von 45° bis 135°, oder ein Winkel im Bereich von 85° bis 95° vorliegt.

[0030] Um den Formstempel 9 nach dem Tiefziehen entgegen der vertikalen Richtung V wieder aus dem Formraum 17 der Matrize 11 herausfahren zu können, können die Eindrücker 33 mittels des Aktuators 37 wieder aktiv eingefahren werden. Es wäre aber auch denkbar, dass die Eindrücker 33 beim Herausfahren des Formstempels 9 aus dem Formraum 17 der Matrize 11 durch Eingriff mit der Innenwand 15 des Formraums 17 im Bereich der Vertiefungen 31 automatisch wieder eingefahren werden. Dies kann insbesondere durch eine geeignete Wahl der Form der Vertiefungen 31 sowie der Eindrücker 33 vereinfacht werden. Insbesondere sind keilförmig ausgebildete Eindrücker 33 vorteilhaft.

[0031] Da die Eindrücker 33 in dem Formstempel 9 vorgesehen sind, werden sie beim Beheizen des Formstempels 9 automatisch mit erwärmt, wodurch ein Verformen der Folienbahn 13 durch die Eindrücker 33 vereinfacht wird. Es wäre aber auch denkbar, die Eindrücker 33 mit separaten Heizvorrichtungen 39 zu versehen, welche insbesondere als elektrische Heizvorrichtungen ausgebildet sein können.

[0032] Die dargestellte Formstation 1 umfasst eine Mehrzahl von Eindrückern 33 und entsprechenden Vertiefungen 31 in der Innenwand 15 des Formraums 17 der Matrize 11. Es versteht sich, dass die Erfindung auch Ausführungsformen mit lediglich einem Eindrücker 33 und/oder einer Vertiefung 31 einschließt.


Ansprüche

1. Verfahren zum Herstellen einer Verpackungsmulde (3) durch Tiefziehen, umfassend:

Verbringen zumindest eines Bereichs einer Folienbahn (13) zwischen ein Formwerkzeugoberteil (5) und ein Formwerkzeugunterteil (7) einer Formstation (1);

Einführen eines Formstempels (9) des Formwerkzeugoberteils (5) entlang einer vertikalen Richtung (V) in einen Formraum (17) einer Matrize (11) des Formwerkzeugunterteils (7), wobei hierbei durch Verformen der Folienbahn (13) zwischen dem Formstempel (9) und einer Innenwand (15) des Formraums (17) der Matrize (11) in der Folienbahn (13) eine Verpackungsmulde (3) tiefgezogen wird,

dadurch gekennzeichnet, dass

im eingeführten Zustand des Formstempels (9) ein Eindrücker (33) unter einem Winkel zu der vertikalen Richtung (V) in Richtung auf die Innenwand (15) des Formraums (17) hin aus dem Formstempel (9) ausgefahren wird.


 
2. Verfahren nach Anspruch 1, wobei der Eindrücker (33) mittels Druckluft, mechanisch und/oder mittels Federkraft ausgefahren wird.
 
3. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, wobei der Eindrücker (33) keilförmig oder wulstförmig ausgebildet ist.
 
4. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, wobei mehrere Eindrücker (33) vorgesehen sind, welche jeweils in Richtung auf die Innenwand (15) des Formraums (17) hin aus dem Formstempel (9) ausgefahren werden.
 
5. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, wobei der Formstempel (9), die Matrize (11) und/oder der Eindrücker (33) beheizt werden.
 
6. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, wobei der Eindrücker (33) beim Ausfahren zumindest teilweise in eine Vertiefung (31) in der Innenwand (15) des Formraums (17) hinein ausgefahren wird.
 
7. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, wobei bei einem Herausfahren des Formstempels (9) aus dem Formraum (17) der Matrize (11) der Eindrücker (33) durch Eingriff mit der Innenwand (15) des Formraums (17), insbesondere mit der Vertiefung (31) in der Innenwand (15), automatisch zumindest teilweise wieder eingefahren wird.
 
8. Formstation (1) zum Herstellen einer Verpackungsmulde (3) durch Tiefziehen, umfassend
ein Formwerkzeugoberteil (5) mit einem Formstempel (9); und
ein Formwerkzeugunterteil (7) mit einer Matrize (11), wobei
der Formstempel (9) des Formwerkzeugoberteils (5) dazu konfiguriert ist, entlang einer vertikalen Richtung (V) in einen Formraum (17) der Matrize (11) des Formwerkzeugunterteils (7) eingeführt zu werden, um hierbei durch Verformen einer Folienbahn (13) zwischen dem Formstempel (9) und einer Innenwand (15) des Formraums (17) der Matrize (11) in der Folienbahn (13) eine Verpackungsmulde (3) tiefzuziehen,
gekennzeichnet durch
einen Eindrücker (33), der dazu konfiguriert ist, im eingeführten Zustand des Formstempels (9) unter einem Winkel zu der vertikalen Richtung (V) in Richtung auf die Innenwand (15) des Formraums (17) hin aus dem Formstempel (9) ausgefahren zu werden.
 
9. Formstation nach Anspruch 8, welche zudem einen Aktuator (27, 37) umfasst, welcher dazu konfiguriert ist, den Eindrücker (33) mittels Druckluft, mechanisch und/oder mittels Federkraft auszufahren.
 
10. Formstation nach Anspruch 8 oder 9, wobei der Eindrücker (33) keilförmig oder wulstförmig ausgebildet ist.
 
11. Formstation nach einem der Ansprüche 8 bis 10, wobei mehrere Eindrücker (33) vorgesehen sind, welche jeweils dazu konfiguriert sind, in Richtung auf die Innenwand (15) des Formraums (17) hin aus dem Formstempel (9) ausgefahren werden.
 
12. Formstation nach einem der Ansprüche 8 bis 11, welche zudem eine Heizvorrichtung (19, 21, 39) zum Beheizen des Formstempels (9), der Matrize (11) und/oder des Eindrückers (33) umfasst.
 
13. Formstation nach einem der Ansprüche 8 bis 12, wobei die Innenwand (15) des Formraums (17) eine Vertiefung (31) umfasst, welche dazu konfiguriert ist, den Eindrücker (33) in seinem ausgefahrenen Zustand zumindest teilweise aufzunehmen.
 
14. Formstation nach einem der Ansprüche 8 bis 13, wobei der Eindrücker (33) dazu konfiguriert ist, bei einem Herausfahren des Formstempels (9) aus dem Formraum (17) der Matrize (11) nach dem Tiefziehen durch Eingriff mit der Innenwand (15) des Formraums (17), insbesondere mit der Vertiefung (31) in der Innenwand (15), automatisch zumindest teilweise wieder eingefahren zu werden.
 




Zeichnung










Recherchenbericht









Recherchenbericht




Angeführte Verweise

IN DER BESCHREIBUNG AUFGEFÜHRTE DOKUMENTE



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In der Beschreibung aufgeführte Patentdokumente