[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Erkennen eines Defektes in einem Hörinstrument,
welches wenigstens einen ersten Eingangswandler und wenigstens einen Ausgangswandler
aufweist.
[0002] In einem Hörgerät werden Schallsignale der Umgebung durch einen oder mehrere Eingangswandler
in elektrische Signale umgewandelt, welche durch einen Signalprozessor o.ä. weiterverarbeitet
werden, und anschließend von einem Ausgangswandler zurück in ein Ausgangsschallsignal
umgewandelt werden. Das Ausgangsschallsignal wird dem Gehör eines Benutzers zugeführt,
der meist eine Beeinträchtigung des Hörvermögens hat. Somit erfolgt die Verarbeitung
der elektrischen Signale im Signalprozessor unter der Maßgabe, diese Beeinträchtigung
durch eine entsprechende Aufbereitung möglichst zu kompensieren.
[0003] Hierfür ist insbesondere eine möglichst fehlerfreie Funktionstüchtigkeit der elektroakustischen
Hardwarekomponenten, also der Eingangswandler und des Ausgangswandlers, erforderlich.
Diese Komponenten bei Hörgeräten können üblicherweise mit zunehmender Betriebsdauer
Teile ihrer Leistungsfähigkeit einbüßen, d.h., bei vergleichbaren Schalldrücken erzeugen
die Eingangswandler elektrische Signale von zunehmend geringerer Amplitude, während
der Ausgangswandler aus einem normierten Testsignal mit der Zeit einen immer geringeren
Schalldruck generiert. Dieser vornehmlich durch Abnutzung der elektroakustischen Komponenten
bedingte Verlust der Leistungsfähigkeit wird noch zusätzlich dadurch verstärkt, dass
die Komponenten im Hörgerät beim Tragen im Ohr den Einflüssen von Feuchtigkeit oder
Talg ausgesetzt sind. Eine Fehlfunktion des Hörgerätes ist daher oftmals durch eine
entsprechende Beschädigung oder Beeinträchtigung einer der elektroakustischen Hardwarekomponenten
bedingt.
[0004] Während ein Totalausfall einer dieser Komponenten - also eines der Eingangswandler
oder des Ausgangswandlers - für den Benutzer des Hörgerätes leicht zu erkennen ist,
so wird eine nur graduelle Abnahme der Leistungsfähigkeit, wie sie z.B. durch eine
Dämpfung oder Abschwächung in einem bestimmten Frequenzbereich gegeben sein kann,
vom Benutzer selbst oder auch von einem Hörgeräteakustiker ohne eine spezifische Messung
oft nur schwer erkannt. Dies resultiert in einem dauerhaften Betrieb des Hörgerätes
zu einer für den Benutzer mangelhaften Korrektur seiner Hörschwäche, was zudem aufgrund
der hierdurch verringerten Sprachverständlichkeit die Teilhabe an seiner Umwelt und
auch sein Konzentrationsvermögen beeinträchtigen kann.
[0005] Derartige Probleme an elektroakustischen Hardwarekomponenten können jedoch auch bei
anderen Hörinstrumenten wie z.B. Mobiltelefonen auftreten. Auch hier ist ein Defekt
an einem Eingangswandler für den Benutzer selbst nur schwer zu erkennen, da er das
aus seiner Sprache erzeugte Eingangssignal selbst gar nicht mehr überprüfen kann,
und somit auf Aussagen hierzu seiner Gesprächspartner angewiesen ist. Auch eine breitbandige
Dämpfung im Ausgangswandler ist für den Benutzer schwer zu erkennen, zumal gerade
bei Mobiltelefonen die Tendenz der Benutzer zu berücksichtigen lässt, Mängel am ausgegebenen
Schallsignal meist einer unzureichenden Signalübertragung durch das Mobilnetz zuzuordnen.
Überdies sind auch Mobiltelefone beim Tragen am Körper, z.B. in einer Hosen- oder
Jackentasche, potentiell Einflüssen wie Feuchtigkeit und auch Stößen ausgesetzt, welche
die elektroakustischen Komponenten beeinträchtigen können.
[0006] Das Erkennen einer möglichen Verschlechterung der Funktionstüchtigkeit über eine
längere Betriebsdauer ist somit ein generelles Problem von Hörinstrumenten mit elektroakustischen
Komponenten.
[0007] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zum Erkennen eines
Defektes in einem Hörinstrument anzugeben, welches bei hoher Zuverlässigkeit möglichst
einfach durchzuführen ist, und für die Durchführung selbst keine zusätzlichen Bedingungen
an das Hörinstrument stellt, sowie insbesondere keine weiteren Geräte erfordert.
[0008] Die genannte Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst durch ein Verfahren zum Erkennen
eines Defektes in einem Hörinstrument, welches wenigstens einen ersten Eingangswandler
und wenigstens einen Ausgangswandler aufweist, wobei eine erste Transferfunktion eines
ersten akustischen Systems, welches den Ausgangswandler und den ersten Eingangswandler
umfasst, ermittelt wird, wobei wenigstens eine erste Referenzfunktion für die erste
Transferfunktion des ersten akustischen Systems bestimmt wird, wobei die erste Transferfunktion
des ersten akustischen Systems mit der ersten Referenzfunktion verglichen wird, und
wobei anhand des Vergleichs ein Defekt im Hörinstrument erkannt wird. Vorteilhafte
und teils für sich gesehen erfinderische Ausgestaltungen sind Gegenstand der Unteransprüche
und der nachfolgenden Beschreibung.
[0009] Unter einem Hörinstrument ist hierbei generell jedwedes Gerät zu verstehen, in welchem
ein Schallsignal der Umgebung durch einen elektroakustischen Eingangswandler zu einem
internen elektrischen Signal gewandelt wird, und in welchem aus einem elektrischen
Ausgabesignal des Gerätes durch einen elektroakustischen Ausgangswandler ein Ausgangsschallsignal
erzeugt wird, also insbesondere ein Hörgerät und ein Mobiltelefon.
[0010] Bevorzugt weist hierbei das Hörinstrument auch eine Signalverarbeitungseinheit auf,
wobei im Betrieb der erste Eingangswandler aus einem Schallsignal der Umgebung ein
erstes Eingangssignal erzeugt, welches der Signalverarbeitungseinheit zugeführt wird,
und wobei im Betrieb die Signalverarbeitungseinheit ein Ausgangssignal ausgibt, welches
vom Ausgangswandler in ein Ausgangsschallsignal umgewandelt wird. Das Ausgangssignal
kann dabei auf dem Eingangssignal basieren, wie es in einem Hörgerät der Fall ist,
oder auf einem durch eine Antenne empfangenen Signal, wie es in einem Mobiltelefon
der Fall ist. In letzterem Fall kann die Signalverarbeitungseinheit insbesondere dazu
eingerichtet sein, das Eingangssignal für ein Versenden durch eine Sende-Antenne aufzubereiten
- z.B. durch entsprechende Codierung in einem Sendeprotokoll - und ein an einer Empfangs-Antenne
empfangenes Signal zu decodieren und in ein Ausganssignal zu wandeln.
[0011] Das Bestimmen der ersten Referenzfunktion kann insbesondere vor dem Ermitteln der
aktuellen ersten Transferfunktion erfolgen. Hierbei kann die erste Referenzfunktion
insbesondere auch "trivial" sein, also durch einen frequenzunabhängigen Grenzwert
für die erste Transferfunktion oder für den Betrag der ersten Transferfunktion gegeben
sein. Bevorzugt ist jedoch die Referenzfunktion nicht-trivial, also frequenzabhängig.
[0012] Durch das Ermitteln einer Transferfunktion für ein akustisches System, welche den
ersten Eingangswandler und den Ausgangswandler umfasst, werden insbesondere für das
Erkennen von Defekten an diesen Komponenten vorteilhafte Informationen geliefert.
Durch die Verwendung der Transferfunktion stehen diese Informationen zudem frequenzaufgelöst
zur Verfügung, was eine Analyse hinsichtlich eines Defekts vereinfacht. Bevorzugt
erfolgt die Ermittlung der ersten Transferfunktion dabei ohne die Verwendung eines
externen Schallerzeugers zur Stimulierung bzw. Überprüfung des ersten Eingangswandlers
oder eines zusätzlichen externen Mikrofons zur Überprüfung des Ausgangswandlers. Dies
lässt sich durch eine geeignete Wahl des ersten akustischen Systems erreichen.
[0013] Die erste Referenzfunktion ist hierbei derart zu bestimmen, dass sie als eine Referenz
für die erste Transferfunktion bei voller Funktionsfähigkeit des Hörinstruments, also
ohne Defekte, dienen kann. Durch den Vergleich der ersten Transferfunktion mit der
ersten Referenzfunktion können nun z.B. diejenigen Frequenzbereiche identifiziert
werden, in welchen die Funktionsweise des Hörinstruments beeinträchtigt ist. Für eine
genauere Lokalisierung des Defekts können nun die erste Transferfunktion und die erste
Referenzfunktion insbesondere in der Frequenz-Domäne und der Zeit-Domäne untersucht
werden. Dies liefert einen zusätzlichen Informationsgehalt und kann Rückschlüsse darauf
erlauben, an welcher Komponente ein Defekt genau vorliegt, ob also der Defekt am ersten
Eingangswandler oder am Ausgangswandler vorliegt. Ein Defekt des Ausgangswandlers
kann in einer gegenüber den Werten der ersten Referenzfunktion erheblich abgeschwächten
Impulsantwort der ersten Transferfunktion resultieren, während ein Defekt des Eingangswandlers
u.a. eine gegenüber den Werten der ersten Referenzfunktion zeitverschobene Impulsantwort
der ersten Transferfunktion aufweisen kann.
[0014] Günstigerweise wird als die erste Transferfunktion des ersten akustischen Systems
die Transferfunktion der offenen Signalschleife ermittelt, wobei die offene Signalschleife
gebildet wird aus dem Ausgangswandler, einem akustischen Rückkopplungspfad vom Ausgangswandler
zum ersten Eingangswandler, und aus dem ersten Eingangswandler. Die Transferfunktion
der offenen Signalschleife lässt sich auf besonders einfache Weise bestimmen, beispielsweise
durch ein geeignetes Testsignal, welches vom Ausgangswandler in ein Testschallsignal
umgewandelt wird, und eine Analyse des Signalanteils des Testsignals in einem vom
ersten Eingangswandler erzeugten ersten Eingangssignal, um hieraus den am ersten Eingangswandler
ankommenden Anteil des Testschallsignals abzuschätzen. Ein weiterer Vorteil der Verwendung
der offenen Signalschleife als erstes akustisches System und somit der Verwendung
der Transferfunktion der offenen Signalschleife als erster Transferfunktion liegt
darin, dass der erste Eingangswandler und der Ausgangswandler vollständig von diesem
System umfasst werden, so dass keine zusätzlichen Schallerzeuger und auch keine zusätzliche
Messapparatur erforderlich sind.
[0015] Bevorzugt wird hierbei eine weitere Transferfunktion einer geschlossenen Signalschleife
bestimmt, und hieraus die Transferfunktion der offenen Signalschleife als die erste
Transferfunktion ermittelt, wobei die geschlossene Signalschleife gebildet wird aus
dem Ausgangswandler, einem akustischen Rückkopplungspfad vom Ausgangswandler zum ersten
Eingangswandler, dem ersten Eingangswandler und einem Signalverarbeitungspfad vom
ersten Eingangswandler zum Ausgangswandler. Die geschlossene Signalschleife wird also
gebildet durch die offene Signalschleife, welche durch den Signalverarbeitungspfad
vom Eingangswandler zum Ausgangswandler geschlossen wird. Dies ist insbesondere in
einem als Hörgerät ausgebildeten Hörinstrument vorteilhaft, da dort eine Transferfunktion
der geschlossenen Signalschleife oftmals ohnehin im Zusammenhang der Unterdrückung
einer akustischen Rückkopplung ermittelt wird, und somit gar keine weiteren Messungen
erforderlich sind oder zusätzliche Funktionen zu implementieren sind.
[0016] Bevorzugt wird die Transferfunktion der geschlossenen Signalschleife durch ein adaptives
Filter bestimmt, wobei die offene Signalschleife anhand der geschlossenen Signalschleife
unter Berücksichtigung einer entlang des Signalverarbeitungspfads erfolgenden Signalverarbeitung
bestimmt wird. Dies kann insbesondere durch eine Korrektur der durch das adaptive
Filter ermittelten Transferfunktion der geschlossenen Signalschleife um eine entsprechende
Transferfunktion der internen Signalverarbeitungsprozesse, welche entlang des Signalverarbeitungspfades
des Hörinstrumentes erfolgen, erreicht werden, da diese Signalverarbeitungsprozesse
als vollständig bekannt vorausgesetzt werden.
[0017] Vorteilhafterweise wird das adaptive Filter dabei im Hörinstrument zur Unterdrückung
einer akustischen Rückkopplung über den akustischen Rückkopplungspfad vom Ausgangswandler
zum ersten Eingangswandler eingesetzt. Dies bedeutet insbesondere, dass das adaptive
Filter für eine bedarfsweise Unterdrückung der Rückkopplung während des bestimmungsgemäßen
Gebrauches des Hörinstrumentes vorgesehen und eingerichtet ist, und eine Verwendung
des adaptiven Filters im Zusammenhang der Erkennung eines Defekts im Hörinstrument
durch einen Zugriff auf die Transferfunktion der geschlossenen Signalschleife erfolgen
kann, welche zum Zweck der Unterdrückung der Rückkopplung ermittelt wurde. Wahlweise
kann das adaptive Filter auch in einem eigens vorgesehenen Modus zur Erkennung eines
Defekts des Hörinstruments betrieben werden.
[0018] Alternativ dazu wird dem Ausgangswandler ein Testsignal zugeführt, durch den Ausgangswandler
aus dem Testsignal ein Testschallsignal erzeugt, vom ersten Eingangswandler aus einem
das Testschallsignal umfassenden Eingangsschall ein erstes Eingangssignal erzeugt,
und aus dem Eingangssignal und dem Testsignal die Transferfunktion der offenen Signalschleife
als erste Transferfunktion ermittelt wird. Dies bedeutet, dass die Transferfunktion
der offenen Signalschleife durch eine direkte Messung ermittelt wird. Insbesondere
ist hierbei die spektrale Leistungsdichte des Testsignals über die Frequenz konstant,
das Testsignal ist also ein "weißes Rauschen". Eine direkte Messung der Transferfunktion
der offenen Signalschleife lässt sich somit besonders einfach realisieren. Dies gilt
auch für den Fall, dass das Hörinstrument durch ein Mobiltelefon gegeben ist, da hierfür
der Lautsprecher lediglich das Testschallsignal zu erzeugen hat, und am Mikrofon nur
der davon ankommende Anteil zu messen ist.
[0019] Insbesondere erfolgt das Ermitteln der ersten Transferfunktion in vorbestimmten Abständen,
also entweder regelmäßig oder in Abhängigkeit der jeweiligen Dauer der Betriebsphasen.
Auch kann die erste Transferfunktion durch eine Benutzereingabe ermittelt werden.
Insbesondere kann die Benutzerangabe hierbei das vollständige Verfahren zum Erkennen
eines Defektes aktivieren, wenn beispielsweise der Benutzer den subjektiven Eindruck
einer vorliegenden Fehlfunktion im Hörinstrument hat, und hierüber objektive Klarheit
erhalten möchte. Auch kann das vollständige Verfahren zum Erkennen eines Defektes
regelmäßig oder in Abhängigkeit der jeweiligen Dauer der Betriebsphasen, beispielsweise
als Teil eines Wartungsprogrammes o.ä. erfolgen.
[0020] In einer vorteilhaften Ausgestaltung wird für den Vergleich der ersten Transferfunktion
mit der ersten Referenzfunktion eine Kreuzkorrelation herangezogen. Die Kreuzkorrelation
kann dabei insbesondere gebildet werden aus der ersten Transferfunktion und der ersten
Referenzfunktion in der Frequenz-Domäne und/oder aus der ersten Transferfunktion und
der ersten Referenzfunktion in der Zeit-Domäne, in welchem die Impulsantwort des ersten
akustischen Systems angegeben wird. Die Kreuzkorrelation wird hierbei insbesondere
als zusätzliches Kriterium zur Kontrolle von Abweichungen der ersten Transferfunktion
zur ersten Referenzfunktion herangezogen. Insbesondere kann dabei der entsprechende
Korrelationskoeffizient verwendet werden. Dies hat den Vorteil, dass bei einer frequenzbandweisen
Abweichung zwischen der ersten Transferfunktion und der ersten Referenzfunktion der
Grad an Abweichung schwer zu quantifizieren und insbesondere schwerer in Relation
zu anderen Szenarien zu setzen ist. Der Korrelationskoeffizient liefert hierfür einen
einzelnen, eine derartige Vergleichbarkeit herstellenden Wert.
[0021] Zweckmäßigerweise wird die erste Referenzfunktion aus einer Messung der ersten Transferfunktion
unter normierten Bedingungen bestimmt. Insbesondere kann dies für ein Hörgerät bei
einem Hörgeräteakustiker erfolgen. Eine derartige Messung lässt sich besonders leicht
in das ohnehin erfolgende Fitting mit implementieren. Bei einem Mobiltelefon ist eine
derartige Messung beim Hersteller oder auch bei einem qualifizierten Vertrieb möglich.
[0022] Alternativ dazu kann die erste Referenzfunktion aus einer zeitlichen Mittelung einer
Vielzahl von Werten der ersten Transferfunktion zu verschiedenen Zeitpunkten bestimmt
werden. Die Werte zu einer Vielzahl an Zeitpunkten können dabei insbesondere durch
eine regelmäßige Feststellung der Werte in einem vorgegebenen Betriebsintervall nach
der Inbetriebnahme ermittelt werden, z.B. in den ersten Tagen. Dies beruht auf der
Annahme, dass das Hörinstrument bei Inbetriebnahme noch voll funktionstüchtig ist,
und daher die so anfangs festgestellten Werte der ersten Transferfunktion als Basis
für die erste Referenzfunktion geeignet sind, wobei für eine echte Referenz unabhängig
der jeweiligen Bedingungen zum Zeitpunkt, zu welchem der jeweilige Wert festgestellt
wurde, eine Mittelwertbildung über mehrere Werte vorteilhaft ist. Dieses Vorgehen
ist insbesondere dann vorteilhaft, wenn eine direkte Messung der ersten Transferfunktion
unter normierten Bedingungen nicht möglich ist - etwa, wenn bei der Inbetriebnahme
eines Hörgerätes kein Fitting bei einem Hörgeräteakustiker vorgesehen ist.
[0023] Vorteilhafterweise wird erste Transferfunktion aus einer zeitlichen Mittelung einer
Mehrzahl von Werten der Transferfunktion der offenen Signalschleife bestimmt. Hierdurch
lassen sich kurzfristige Schwankungen ausgleichen. Bevorzugt umfassen die zeitliche
Mittelung dabei vorrangig solche Werte, welche den aktuellen Status des Hörinstruments
möglichst akkurat wiedergeben, was insbesondere durch eine erhebliche Gewichtung der
neuesten Werte geschehen kann. Die Ermittlung der Werte der Transferfunktion der offenen
Signalschleife kann dabei über eine längere Zeitdauer im Hintergrund ablaufen, und
die Ermittlung der ersten Transferfunktion aus diesen Werten dann über eine in die
Vergangenheit abnehmende Gewichtung der Werte bei der Mittelung erfolgen.
[0024] Bevorzugt wird ein Defekt des ersten Eingangswandlers und/oder des Ausgangswandlers
erkannt. Für das Erkennen von Defekten an diesen Komponenten ist das beschriebene
Verfahren besonders geeignet.
[0025] Günstigerweise wird ein Maß für eine Korrelation zwischen der ersten Transferfunktion
und der ersten Referenzfunktion ermittelt, wobei der Defekt anhand des Maßes der Korrelation
erkannt wird. Als Maß der Korrelation kann hierbei beispielsweise eine Kreuzkorrelation
verwendet werden.
[0026] Alternativ dazu oder auch zusätzlich können ein erstes Polynom, welches die erste
Transferfunktion approximiert, und ein erstes Referenzpolynom, welches die erste Referenzfunktion
approximiert, ermittelt werden, wobei der Defekt anhand eines Koeffizientenvergleiches
vom ersten Polynom und dem ersten Referenzpolynom erkannt wird. Hierbei kann beispielsweise
ein Schwellwert für die Abweichung der Polynomialkoeffizienten voneinander vorgegeben
werden, oberhalb dessen auf einen Defekt im Hörinstrument geschlossen wird. Der Schwellwert
kann dabei für die unterschiedlichen Ordnungen der Polynomialkoeffizieten jeweils
verschieden gewählt werden. Insbesondere kann als Kriterium für einen Defekt im Hörinstrument
zusätzlich zum genannten Koeffizentenvergleich auch das besagte Maß für die Korrelation
der genannten Transferfunktionen mit herangezogen werden.
Als weiter vorteilhaft erweist es sich, wenn eine zweite Transferfunktion eines zweiten
akustischen Systems, welches den Ausgangswandler und einen zweiten Eingangswandler
des Hörinstruments umfasst, ermittelt wird, wenigstens eine zweite Referenzfunktion
für die zweite Transferfunktion bestimmt wird, die zweite Transferfunktion mit der
zweiten Referenzfunktion verglichen wird, und anhand des Vergleichs der ersten Transferfunktion
mit der ersten Referenzfunktion und anhand des Vergleichs der zweiten Transferfunktion
mit der zweiten Referenzfunktion ein Defekt im Hörinstrument erkannt wird. Dies ist
einerseits vorteilhaft für Hörinstrumente, welche einen zweiten Eingangswandler aufweisen,
also beispielsweise bestimmte Ausführungsformen von Hörgeräten.
[0027] Insbesondere wird zusätzlich auch ein Vergleich der ersten Transferfunktion mit der
zweiten Transferfunktion zum Erkennen eines Defekts im Hörinstrument herangezogen.
Dieser Vergleich erlaubt andererseits auch eine leichtere Lokalisierung des Defektes.
Grob gesagt gibt es mindestens drei Möglichkeiten für einen Defekt an elektroaustischer
Hardware: Die beiden Eingangswandler und der Ausgangswandler. Die genannten Vergleiche
der Transferfunktion mit der entsprechenden Referenzfunktion betreffen dabei entweder
jeweils einen Eingangswandler und den Ausgangswandler, oder beide Eingangswandler,
da sich in einem Vergleich von erster und zweiter Transferfunktion, beispielsweise
durch einfache Differenzbildung, der Beitrag des Ausgangswandlers eliminieren lässt.
[0028] Insbesondere können die erste und die zweite Transferfunktion mit der jeweils zugehörigen
ersten bzw. zweite Referenzfunktion bzw. auch miteinander anhand eines Maßes für die
Korrelation der zu vergleichenden Transfer- und/oder Referrenzfunktionen verglichen
werden. Alternativ oder zusätzlich dazu können zwei zu vergleichende Transfer- und/oder
Referrenzfunktionen jeweils durch Polymome approximiert werden, und für einen Vergleich
der besagten Funktionen ein Vergleich der betreffenden Polynomialkoeffizienten herangezogen
werden.
[0029] Das Bestimmen der zweiten Referenzfunktion kann dabei insbesondere vor dem Ermitteln
der aktuellen zweiten Transferfunktion erfolgen. Hierbei kann die zweite Referenzfunktion
insbesondere auch "trivial" sein, also durch einen frequenzunabhängigen Grenzwert
für die zweite Transferfunktion oder für den Betrag der zweiten Transferfunktion gegeben
sein. Bevorzugt ist jedoch die Referenzfunktion nicht-trivial, also frequenzabhängig.
[0030] Zweckmäßigerweise werden hierbei ein erster Grenzwert, ein zweiter Grenzwert und
ein dritter Grenzwert vorgegeben, wobei eine erste Differenz aus der ersten Transferfunktion
und der ersten Referenzfunktion gebildet wird, wobei eine zweite Differenz aus der
zweiten Transferfunktion und der zweiten Referenzfunktion gebildet, wobei eine dritte
Differenz aus der ersten Transferfunktion und der zweiten Transferfunktion gebildet
wird. Ein Defekt am ersten Eingangswandler wird erkannt, wenn die erste Differenz
den ersten Grenzwert wenigstens in einem Frequenzbereich überschreitet, ohne dass
die zweite Differenz den zweiten Grenzwert überschreitet, und/oder ein Defekt am Ausgangswandler
wird erkannt, wenn jeweils für die erste Differenz und die zweite Differenz Frequenzbereiche
existieren, in welchen der erste Grenzwert bzw. der zweite Grenzwert überschritten
wird, ohne dass die dritte Differenz den dritten Grenzwert überschreitet. Insbesondere
sind hierbei der erste Grenzwert und der zweite Grenzwert identisch. Diese Ausführungsform
ist infolge der geringen Komplexität der verwendeten Rechenoperationen besonders einfach
zu implementieren.
[0031] Die Erfindung nennt weiter ein Hörinstrument mit wenigstens einem ersten Eingangswandler
und einem Ausgangswandler, welches zur Durchführung des vorbeschriebenen Verfahrens
eingerichtet ist. Die für das Verfahren und seine Weiterbildungen angegebenen Vorteile
können dabei sinngemäß auf das Hörinstrument übertragen werden. Bevorzugt umfasst
das Hörinstrument für die Durchführung des Verfahrens eine entsprechend eingerichtete
Steuereinheit. Diese kann beispielsweise auch durch entsprechende Befehlsblöcke innerhalb
einer Signalverarbeitungseinheit des Hörinstruments implementiert sein.
[0032] In einer besonders vorteilhaften Ausgestaltung ist das Hörinstrument als ein Hörgerät
ausgebildet. Gerade für die bei Hörgeräten verwendeten Eingangs- und Ausgangswandler,
sowie angesichts möglichen Umwelteinflüsse, welchen ein Hörgerät und seine Komponenten
im Betrieb ausgesetzt sind, ist das genannte Verfahren besonders praktisch, um ohne
eine aufwendige Messung bei einem Hörgeräteakustiker einen Defekt erkennen zu können.
[0033] Nachfolgend wird ein Ausführungsbeispiel der Erfindung anhand einer Zeichnung näher
erläutert. Hierbei zeigen jeweils schematisch:
- Fig. 1
- in einem Blockschaltbild ein Hörgerät, in welchem ein Verfahren zum Erkennen von Defekten
einzelner Komponenten implementiert ist,
- Fig. 2
- in drei Frequenzbanddiagrammen für ein störungsfreies Hörgerät die Vergleiche von
zwei Transferfunktionen mit den zugehörigen Referenzfunktionen sowie miteinander,
- Fig. 3
- in drei Frequenzbanddiagrammen für ein Hörgerät mit einem defekten Eingangswandler
die Vergleiche von zwei Transferfunktionen mit den zugehörigen Referenzfunktionen
sowie miteinander,
- Fig. 4
- in drei Frequenzbanddiagrammen für ein Hörgerät mit einem defekten Ausgangswandler
die Vergleiche von zwei Transferfunktionen mit den zugehörigen Referenzfunktionen
sowie miteinander,
- Fig. 5
- jeweils in der Frequenz- und in der Zeit-Domäne die Transferfunktionen zweier offener
Signalschleifen eines störungsfreien Hörgerätes, sowie die zugehörigen Referenzfunktionen,
- Fig. 6
- jeweils in der Frequenz- und in der Zeit-Domäne die Transferfunktionen zweier offener
Signalschleifen eines Hörgerätes mit einem defekten Eingangswandler, sowie die zugehörigen
Referenzfunktionen,
- Fig. 7
- jeweils in der Frequenz- und in der Zeit-Domäne die Transferfunktionen zweier offener
Signalschleifen eines Hörgerätes mit einem defekten Ausgangswandler, sowie die zugehörigen
Referenzfunktionen, und
- Fig. 8
- in einem Blockschaltbild ein Hörgerät, in welchem eine alternative Ausführungsform
des Verfahrens zum Erkennen von Defekten einzelner Komponenten implementiert ist.
[0034] Einander entsprechende Teile und Größen sind in allen Figuren jeweils mit gleichen
Bezugszeichen versehen.
[0035] In Fig. 1 ist schematisch in einem Blockschaltbild ein Hörinstrument 1 dargestellt,
welches als ein Hörgerät 2 ausgebildet ist. Das Hörgerät 2 umfasst einen ersten Eingangswandler
4 und einen zweiten Eingangswandler 6, welche jeweils durch ein Mikrofon gebildet
werden, sowie einen Ausgangswandler 8, welcher durch einen Lautsprecher gegeben ist.
Der erste Eingangswandler 4 und der zweite Eingangswandler 6 sind dazu eingerichtet,
jeweils ein nicht näher dargestelltes Schallsignal in ein erstes Eingangssignal 10
bzw. ein zweites Eingangssignal 12 umzuwandeln. Das erste Eingangssignal 10 und das
zweite Eingangssignal 12 werden jeweils einer Signalverarbeitungseinheit 14 zugeführt,
in welcher die hörgerätespezifische Verarbeitung erfolgt, also insbesondere eine frequenzbandabhängige
Verstärkung der Eingangssignale 10, 12 in Abhängigkeit von der Hörbeeinträchtigung
des Benutzers des Hörgerätes sowie eine Verbesserung des Signal-zu-Rausch-Verhältnisses,
u.a. mittels Richtmikrofonie. Die Signalverarbeitungseinheit 14 erzeugt ein Ausgangssignal
16, welches vom Ausgangswandler 8 in ein nicht näher dargestelltes Ausgangsschallsignal
umgewandelt wird.
[0036] Um nun einen Defekt am ersten Eingangswandler 4, am zweiten Eingangswandler 6 oder
am Ausgangswandler 8 im Rahmen des Betriebes des Hörgerätes 2 zu erkennen, gibt die
Signalverarbeitungseinheit 14 als Ausgangssignal 16 ein Testsignal 18 aus, welches
vom Ausgangswandler 8 in ein Testschallsignal 20 umgewandelt wird. Das Testschallsignal
20 ist dabei vorliegend im Wesentlichen durch weißes Rauschen gegeben, weist also
ein im Wesentlichen flaches Frequenzspektrum auf. Jedoch sind hierbei auch andere
Signalarten, z.B. Sinustöne unterschiedlicher Frequenz, Chirps, sog. "perfect sweeps"
o.ä., welche Aussagen über ein möglichst breites Frequenzspektrum erlauben, denkbar.
[0037] Der erste Eingangswandler 4 und der zweite Eingangswandler 6 wandeln nun jeweils
die entsprechenden Schallsignale in die Eingangssignale 10 bzw. 12, und somit auch
den am jeweiligen Eingangswandler 4, 6 über den entsprechenden akustischen Rückkopplungspfad
22 bzw. 24 vom Ausgangswandler 8 zum Eingangswandler 4, 6 ankommenden Anteil des Testschallsignals
20.
[0038] Anhand des ersten Eingangssignals 10 und des Ausgangssignals 8 wird für ein erstes
akustisches System 26, welches gebildet wird durch die offene Signalschleife vom Ausgangswandler
8 über den akustischen Rückkopplungspfad 22 zum ersten Eingangswandler 4, eine erste
Transferfunktion T1 ermittelt. Dies kann einerseits durch eine direkte Messung des
Anteils des Testsignals 18 im ersten Eingangssignal 4 erfolgen, oder andererseits
über eine Schätzung anhand der geschlossenen Signalschleife, welche aus dem ersten
akustischen System 26, also der offenen Signalschleife, und aus der Signalverarbeitungseinheit
14 gebildet wird. Die geschlossene Signalschleife bzw. ihre Transferfunktion steht
in Hörgeräten oftmals ohnehin zur Verfügung, da sie zur Unterdrückung einer akustischen
Rückkopplung über den akustischen Rückkopplungspfad 22 ermittelt wird.
[0039] Des Weiteren wird anhand des zweiten Eingangssignals 12 und des Ausgangssignals 8
für ein zweites akustisches System 28, welches gebildet wird durch die offene Signalschleife
vom Ausgangswandler 8 über den akustischen Rückkopplungspfad 24 zum zweiten Eingangswandler
6, eine zweite Transferfunktion T2 ermittelt.
[0040] Für die erste Transferfunktion T1 und die zweite Transferfunktion T2 werden nun jeweils
eine erste Referenzfunktion bzw. eine zweite Referenzfunktion hinterlegt. Dies kann
einerseits durch Messungen der ersten Transferfunktion T1 und der zweiten Transferfunktion
T2 unter normierten Bedingungen bei einem Hörgeräteakustiker erfolgen, oder andererseits
durch eine zeitliche Mittelung der jeweiligen Werte der ersten Transferfunktion T1
bzw. T2 während der ersten Tage nach einer Inbetriebnahme, da davon ausgegangen werden
darf, dass zu dieser Zeit die zu überprüfenden Hardware-Komponenten noch die volle
Funktionsfähigkeit aufweisen.
[0041] Die jeweils aktuell ermittelte erste bzw. zweite Transferfunktion T1, T2 wird nun
mit den entsprechenden Referenzfunktionen verglichen, um hieraus auf einen möglichen
Defekt der Hardwarekomponenten schließen zu können. Dies wird anhand der Figuren 2
bis 4 erklärt.
[0042] In Fig. 2a-2c sind jeweils in einem Frequenzbanddiagramm gegen die Frequenz f die
erste Transferfunktion T1 und die erste Referenzfunktion (Fig. 2a), die zweite Transferfunktion
T2 und die zweite Referenzfunktion R2 (Fig. 2b) sowie die Differenz aus der ersten
Transferfunktion T1 und der zweiten Transferfunktion T2 (Fig. 2c) dargestellt. In
Fig. 2a verbleibt die erste Transferfunktion T1 über den gesamten dargestellten Frequenzbereich
innerhalb eines Korridors, welcher durch den ersten Grenzwert g1 von 10 dB vorgegeben
wird. Die erste Transferfunktion T1 verzeichnet zudem keine nennenswerten Abweichungen
von der ersten Referenzfunktion R1, welche den ungestörten Betrieb des Hörgerätes
2 repräsentiert. Auch die in Fig. 2b dargestellte zweite Transferfunktion T2 liegt
über den gesamten dargestellten Frequenzbereich innerhalb des Korridors, welcher durch
den zweiten Grenzwert g2 von 10 dB vorgegeben wird. Ebenso liegen keine nennenswerten
Abweichungen zur zweiten Referenzfunktion R2 vor. Die Differenz T1-T2 von erster und
zweiter Transferfunktion T1 bzw. T2 liegt, wie anhand von Fig. 2c ersichtlich, innerhalb
des durch den dritten Grenzwert g3 bestimmten Korridors. Das Hörgerät 2 arbeitet somit
störungsfrei.
[0043] In Fig. 3a-3c sind die gleichen Größen dargestellt wie in Fig. 2a-2c. Im hier vorliegenden
Fall liegt jedoch für einen kleinen Frequenzbereich von knapp unterhalb 5 kHz bis
knapp unterhalb 7 kHz die erste Transferfunktion außerhalb des durch den ersten Grenzwert
über +/- g1 definierten Korridors. Im vorliegenden Fall ist für diesen Bereich auch
die erste Referenzfunktion leicht negativ, so dass die Differenz T1-R1 (nicht dargestellt)
wieder innerhalb des Korridors liegt, und noch kein ernsthaft auffälliges Verhalten
vorliegt. Die zweite Transferfunktion T2 weist jedoch eine ab ca. 2,5 kHz stetig zunehmende
Abweichung vom zweiten Referenzwert R2 auf, und liegt oberhalb von ca. 4,5 kHz auch
außerhalb des durch den zweiten Grenzwert g2 definierten Korridors. Oberhalb von ca.
6,5 kHz übersteigt die Abweichung der zweiten Transferfunktion T2 von der zweiten
Referenzfunktion R2 (deren Funktionsverlauf im Wesentlichen in der Größenordnung von
0 dB bis - 5 dB liegt, siehe Fig. 2b) bereits 20 dB, und nimmt weiter monoton bis
weit über 40 dB bei 8 kHz zu. Ein vergleichbarer Verlauf, nur mit umgekehrtem Vorzeichen,
zeigt sich für die in Fig. 3c dargestellte Differenz aus erster und zweiter Transferfunktion
T1-T2.
[0044] Hieraus kann nun geschlossen werden, dass einerseits das erste akustische System
26, bestehend aus dem Ausgangswandler 8, dem entsprechenden akustischen Rückkopplungspfad
22 und dem ersten Eingangswandler 4 weitgehend störungsfrei arbeitet, jedoch im zweiten
akustischen System 28, gebildet aus dem Ausgangswandler 8, dem akustischen Rückkopplungspfad
24 und dem zweiten Eingangswandler 6, ein erheblicher Defekt vorliegen muss. Der Defekt
ist somit dem zweiten Eingangswandler 6 zuzuordnen.
[0045] Das Unterschreiten des negativen ersten Grenzwertes -g1 durch die erste Transferfunktion
T1 in Fig. 3a kann zusätzlich als Hinweis darauf gewertet werden, dass auch im ersten
Eingangswandler 4 die Funktionalität bereits leicht beeinträchtigt ist, jedoch liegt
hier - aufgrund des entsprechenden Verlaufes der ersten Referenzfunktion - noch kein
kritisches Verhalten vor.
[0046] Im anhand von Fig. 4a-4c dargestellten Sachverhalt liegen sowohl die erste Transferfunktion
T1 (Fig. 4a) als auch die zweite Transferfunktion T2 (Fig. 4b) erheblich außerhalb
des durch den ersten bzw. zweiten Grenzwert g1, g2 definierten Korridors, und unterscheiden
sich maßgeblich von den jeweiligen Referenzfunktionen R1 bzw. R2, wobei die Abweichung
im jeweils günstigsten Fall immer noch über 20 dB beträgt. Die in Fig. 4c dargestellte
Differenz der ersten und der zweiten Transferfunktion T1-T2 liegt jedoch innerhalb
des durch den dritten Grenzwert g3 vorgegebenen Korridors. Dies lässt darauf schließen,
dass die Defekte, welche zu den erheblichen Abweichungen in den beiden Diagrammen
in Fig. 4a und Fig. 4b führen, durch die Differenzbildung weitgehend eliminiert werden.
[0047] Die Differenz aus der ersten Transferfunktion T1 und der zweiten Transferfunktion
T2 gibt im Wesentlichen die Unterschiede zwischen den beiden akustischen Rückkopplungspfaden
22, 24 vom Ausgangswandler 8 zum ersten bzw. zweiten Eingangswandler 4 bzw. 6, und
die Unterschiede zwischen den beiden Eingangswandlern 4, 6 selbst wieder. Zudem können
die Unterschiede in den akustischen Rückkopplungspfaden 22, 24 zumindest gegenüber
den Beiträgen des Ausgangswandlers 8 in der ersten und zweiten Transferfunktion vorliegend
aufgrund der erheblichen Abweichung von der jeweiligen Referenzfunktion R1 bzw. R2
vernachlässigt werden. Dies bedeutet, dass vorliegend aus der im Verhältnis zu den
Abweichungen der beiden Transferfunktionen von der jeweiligen Referenzfunktion T1-R1
bzw. T2-R2 relativ geringen Differenz T1-T2 der beiden Transferfunktionen auf eine
weitgehend störungsfreie Funktion der beiden Eingangswandler 4, 6 geschlossen werden
kann, und somit der Defekt beim Ausgangswandler 8 liegt.
[0048] Eine weitere Möglichkeit, die Transferfunktion der offenen Signalschleife vom Ausgangswandler
8 über den jeweiligen akustischen Rückkopplungspfad 22 bzw. 24 zum entsprechenden
Eingangswandler 4 bzw. 6 hinsichtlich einer defekten Hardware zu überprüfen, bedient
sich der Kreuzkorrelation der jeweiligen Transferfunktion T1 bzw. T2 mit ihrer entsprechenden
Referenzfunktion R1 bzw. R2 in der Frequenz- und in der Zeit-Domäne.
[0049] Dies ist anhand der Figuren 5 bis 7 dargestellt. Dort sind in den Diagrammen der
linken Spalte jeweils die erste Transferfunktion T1 (durchgezogene Linien) und die
erste Referenzfunktion R1 (gestrichelte Linien) gegen die Frequenz f/Hz (jeweils Diagramm
links oben) und die entsprechende Impulsantwort der ersten Transferfunktion T1 und
der ersten Referenzfunktion R1 in der Zeit-Domäne gegen die Koeffizientennummer N
(jeweils Diagramm links unten) aufgetragen. Die jeweils rechte Spalte zeigt die hierzu
entsprechenden Diagramme für die zweite Transferfunktion T2 (durchgezogene Linien)
und die zweite Referenzfunktion R2 (gestrichelte Linien).
[0050] In Fig. 5 ist ein Fall dargestellt, welcher zum anhand der Fig. 2a bis Fig. 2c beschriebenen
Szenario vergleichbar ist. Der erste Eingangswandler 4, der zweite Eingangswandler
6 und der Ausgangswandler 8 arbeiten störungsfrei. Entsprechend gering sind die Abweichungen
der beiden Transferfunktionen T1, T2 von der jeweiligen Referenzfunktion R1, R2 im
Frequenz- und im Fourierraum. Der Korrelationskoeffizient beträgt jeweils 1,0 mit
Ausnahme der Kreuzkorrelation zwischen der zweiten Transferfunktion T2 und der zweiten
Referenzfunktion R2 in der Zeit-Domäne, dort ist die Korrelation 0,9.
[0051] In Fig. 6 ist ein Fall dargestellt, welcher zum anhand der Fig. 3a bis Fig. 3c beschriebenen
Szenario vergleichbar ist. Der erste Eingangswandler 4 und der Ausgangswandler 8 arbeiten
weitgehend störungsfrei, auch wenn bereits geringe Beeinträchtigungen der Funktionalität
vorliegen; der zweite Eingangswandler 6 weist einen erheblichen Defekt auf. Entsprechend
deutlich sind in beiden Diagrammen der rechten Spalte die Abweichungen der zweiten
Transferfunktion T2 von der zweiten Referenzfunktion. In der Frequenz-Domäne (Diagramm
rechts oben) beträgt der Korrelationskoeffizient nur 0,3, in der Zeit-Domäne (Diagramm
rechts unten) zeigt sich gar eine Antikorrelation von -0,7. Die Korrelationskoeffizienten
der ersten Transferfunktion T1 mit der ersten Referenzfunktion R1 beträgt für beide
Diagramme der linken Spalte 0,8, was auf eine nur geringe Beeinträchtigung schließen
lässt.
[0052] Der in Fig. 7 dargestellte Fall ist zum anhand der Fig. 4a bis Fig. 4c beschriebenen
Szenario vergleichbar. Der erste Eingangswandler 4 und der zweite Eingangswandler
6 arbeiten im Wesentlichen störungsfrei; hier weist der Ausgangswandler 8 einen maßgeblichen
Defekt auf. Eine breitbandige Dämpfung der Ausgangsleistung ist hier anhand der Abweichungen
von der jeweiligen Referenzfunktion R1, R2 sowohl für die erste als auch für die zweite
Transferfunktion T1 bzw. T2 in der Frequenz-Domäne sichtbar (obere Diagramme). Aufgrund
der geringen Frequenzabhängigkeit der Abschwächung der Wiedergabe im Ausgangswandler
8 beträgt der Korrelationskoeffizient für die beiden Transferfunktionen T1, T2 in
der Frequenz-Domäne 0,8 bzw. 0,7. Hieraus allein ließe sich noch nicht auf eine erhebliche
Beeinträchtigung einer Hardwarefunktion schließen. Die Unterschiede zur jeweiligen
Referenzfunktion R1, R2 werden hier erst durch die Betrachtungen in der Zeit-Domäne
deutlich (untere Diagramme). Die Korrelationskoeffizienten betragen hier -0,4 bzw.
-0,5. Dies bedeutet also, dass sich im vorliegenden Fall die Frequenzantwort für beide
Transferfunktionen T1, T2 im Wesentlichen nur durch eine Translation von der jeweiligen
Referenzfunktion R1, R2 unterscheidet, während die beiden Impulsantworten maßgebliche
Abweichungen aufweisen. Hieraus kann auf den Defekt des Ausgangswandlers 8 geschlossen
werden.
[0053] In Fig. 8 ist schematisch in einem Blockschaltbild ein als Hörgerät 2 ausgebildetes
Hörinstrument 1 dargestellt, welches in seinen wesentlichen Merkmalen dem Hörgerät
nach Fig. 1 gleicht. Um im Hörgerät nach Fig. 8 einen Defekt am ersten Eingangswandler
4, am zweiten Eingangswandler 6 oder am Ausgangswandler 8 erkennen zu können, wird
hier durch den Ausgangswandler 8 kein Testschallsignal 20 ausgegeben. Vielmehr sind
hier adaptive Filter 30, 32 zur Unterdrückung von akustischen Rückkopplungen entlang
der akustischen Rückkopplungspfade 22 bzw. 24 vorgesehen. In diesen adaptiven Filtern
30, 32 wird jeweils eine Transferfunktion der geschlossenen Signalschleifen geschätzt,
welche durch das erste akustische System 26 bzw. das zweite akustische System 28 und
die entsprechende Signalverarbeitung im Hörgerät 2 gebildet werden, welche u.a. das
jeweilige adaptive Filter 30 bzw. 32 und die Signalverarbeitungseinheit 14 umfasst.
Durch Kenntnis der internen Transferfunktion der Signalverarbeitungseinheit 14 können
so anhand der adaptiven Filter 30, 32 die Transferfunktionen des ersten akustischen
Systems 26 und des zweiten akustischen Systems 28 ermittelt werden.
[0054] Obwohl die Erfindung im Detail durch das bevorzugte Ausführungsbeispiel näher illustriert
und beschrieben wurde, ist die Erfindung nicht durch dieses Ausführungsbeispiel eingeschränkt.
Andere Variationen können vom Fachmann hieraus abgeleitet werden, ohne den Schutzumfang
der Erfindung zu verlassen.
Bezugszeichenliste
[0055]
- 1
- Hörinstrument
- 2
- Hörgerät
- 4
- erster Eingangswandler
- 6
- zweiter Eingangswandler
- 8
- Ausgangswandler
- 10
- erstes Eingangssignal
- 12
- zweites Eingangssignal
- 14
- Signalverarbeitungseinheit
- 16
- Ausgangssignal
- 18
- Testsignal
- 20
- Testschallsignal
- 22
- akustischer Rückkopplungspfad
- 24
- akustischer Rückkopplungspfad
- 26
- erstes akustisches System
- 28
- zweites akustisches System
- 30
- adaptives Filter
- 32
- adaptives filter
- g1
- erster Grenzwert
- g2
- zweiter Grenzwert
- g3
- dritter Grenzwert
- R1
- erste Referenzfunktion
- R2
- zweite Referenzfunktion
- T1
- erste Transferfunktion
- T2
- zweite Transferfunktion
1. Verfahren zum Erkennen eines Defektes in einem Hörinstrument (1), welches wenigstens
einen ersten Eingangswandler (4) und wenigstens einen Ausgangswandler (8) aufweist,
wobei eine erste Transferfunktion (T1) eines ersten akustischen Systems (26), welches
den Ausgangswandler (8) und den ersten Eingangswandler (4) umfasst, ermittelt wird,
wobei wenigstens eine erste Referenzfunktion (R1) für die erste Transferfunktion (T1)
bestimmt wird,
wobei die erste Transferfunktion (T1) mit der ersten Referenzfunktion (R1) verglichen
wird, und
wobei anhand des Vergleichs ein Defekt im Hörinstrument (1) erkannt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
wobei als die erste Transferfunktion (T1) des ersten akustisches Systems (26) die
Transferfunktion der offenen Signalschleife ermittelt wird, wobei die offene Signalschleife
gebildet wird aus dem Ausgangswandler (8), einem akustischen Rückkopplungspfad (22)
vom Ausgangswandler (8) zum ersten Eingangswandler (4), und aus dem ersten Eingangswandler
(4).
3. Verfahren nach Anspruch 2,
wobei eine weitere Transferfunktion einer geschlossenen Signalschleife, welche gebildet
wird aus dem Ausgangswandler (8), einem akustischen Rückkopplungspfad (22) vom Ausgangswandler
(8) zum ersten Eingangswandler (4), dem ersten Eingangswandler (4) und einem Signalverarbeitungspfad
(10, 14, 16) vom ersten Eingangswandler (4) zum Ausgangswandler (8), bestimmt wird,
und hieraus die Transferfunktion der offenen Signalschleife als die erste Transferfunktion
(T1) ermittelt wird.
4. Verfahren nach Anspruch 3,
wobei die Transferfunktion der geschlossenen Signalschleife durch ein adaptives Filter
(30, 32) bestimmt wird, und
wobei die offene Signalschleife anhand der geschlossenen Signalschleife unter Berücksichtigung
einer entlang des Signalverarbeitungspfads (10, 14, 16) erfolgenden Signalverarbeitung
bestimmt wird.
5. Verfahren nach Anspruch 4,
wobei das adaptive Filter (30, 32) im Hörinstrument (1) zur Unterdrückung einer akustischen
Rückkopplung über den akustischen Rückkopplungspfad (22) vom Ausgangswandler (8) zum
ersten Eingangswandler (4) eingesetzt wird.
6. Verfahren nach Anspruch 2,
wobei dem Ausgangswandler (8) ein Testsignal (18) zugeführt wird,
wobei durch den Ausgangswandler (8) aus dem Testsignal (18) ein Testschallsignal (20)
erzeugt wird,
wobei vom ersten Eingangswandler (4) aus einem das Testschallsignal (20) umfassenden
Eingangsschall ein erstes Eingangssignal (10) erzeugt wird,
und wobei aus dem ersten Eingangssignal (10) und dem Testsignal (18) die Transferfunktion
der offenen Signalschleife als erste Transferfunktion (T1) ermittelt wird.
7. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
wobei für den Vergleich der ersten Transferfunktion (T1) mit der ersten Referenzfunktion
(R1) eine Kreuzkorrelation herangezogen wird.
8. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
wobei die erste Referenzfunktion (R1) aus einer Messung der ersten Transferfunktion
(T1) unter normierten Bedingungen bestimmt wird.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7,
wobei die erste Referenzfunktion (R1) aus einer zeitlichen Mittelung einer Vielzahl
von Werten der ersten Transferfunktion (T1) zu verschiedenen Zeitpunkten bestimmt
wird.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 2 bis 9,
wobei die erste Transferfunktion (T1) aus einer zeitlichen Mittelung einer Mehrzahl
von Werten der Transferfunktion der offenen Signalschleife bestimmt wird.
11. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
wobei ein Defekt des ersten Eingangswandlers (4) und/oder des Ausgangswandlers (8)
erkannt wird.
12. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
wobei ein Maß für eine Korrelation zwischen der ersten Transferfunktion (T1) und der
ersten Referenzfunktion (R1) ermittelt wird, und
wobei der Defekt anhand des Maßes der Korrelation erkannt wird.
13. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
wobei ein erstes Polynom ermittelt wird, welches die erste Transferfunktion (T1) approximiert,
wobei ein erstes Referenzpolynom ermittelt wird, welches die erste Referenzfunktion
(R1) approximiert, und
wobei der Defekt anhand eines Koeffizientenvergleiches vom ersten Polynom und dem
ersten Referenzpolynom erkannt wird.
14. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
wobei eine zweite Transferfunktion (T2) eines zweiten akustischen Systems (28), welches
den Ausgangswandler (8) und einen zweiten Eingangswandler (6) des Hörinstruments (1)
umfasst, ermittelt wird,
wobei wenigstens eine zweite Referenzfunktion (R2) für die zweite Transferfunktion
(T2) bestimmt wird,
wobei die zweite Transferfunktion (T2) mit der zweiten Referenzfunktion (R2) verglichen
wird, und
wobei anhand des Vergleichs der ersten Transferfunktion (T1) mit der ersten Referenzfunktion
(R1) und anhand des Vergleichs der zweiten Transferfunktion (T2) mit der zweiten Referenzfunktion
(R1) ein Defekt im Hörinstrument (1) erkannt wird.
15. Verfahren nach Anspruch 11 in Verbindung mit Anspruch 14,
wobei ein erster Grenzwert (g1), ein zweiter Grenzwert (g2) und ein dritter Grenzwert
(g3) vorgegeben werden,
wobei eine erste Differenz aus der ersten Transferfunktion (T1) und der ersten Referenzfunktion
(R1) gebildet wird,
wobei eine zweite Differenz aus der zweiten Transferfunktion (T1) und der zweiten
Referenzfunktion (R2) gebildet wird,
wobei eine dritte Differenz aus der ersten Transferfunktion (T1) und der zweiten Transferfunktion
(T2) gebildet wird,
wobei ein Defekt am ersten Eingangswandler (4) erkannt wird, wenn die erste Differenz
den ersten Grenzwert (g1) wenigstens in einem Frequenzbereich überschreitet, ohne
dass die zweite Differenz den zweiten Grenzwert (g2) überschreitet, und/oder
wobei ein Defekt am Ausgangswandler (8) erkannt wird, wenn jeweils für die erste Differenz
und die zweite Differenz Frequenzbereiche existieren, in welchen der erste Grenzwert
(g1) bzw. der zweite Grenzwert (g2) überschritten wird, ohne dass die dritte Differenz
den dritten (g3) Grenzwert überschreitet.
16. Hörinstrument (1) mit wenigstens einem ersten Eingangswandler (4) und einem Ausgangswandler
(8), welches zur Durchführung des Verfahrens nach einem der vorhergehenden Ansprüche
eingerichtet ist.
17. Hörinstrument (1) nach Anspruch 16, welches als Hörgerät (2) ausgebildet ist.