[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Wälzschälen.
Eine solche Vorrichtung ist typischerweise eine Bearbeitungsmaschine wie eine Schälmaschine
oder dergleichen, die dazu geeignet ist, Verzahnungen oder andere am Umfang eines
Bauteils sich periodisch wiederholende Strukturen mit hoher Qualität zu erzeugen.
[0002] Beim Wälzschälen ist das zu bearbeitende Werkstück auf einer Werkstückspindel und
das Schälrad (Werkzeug), das während des Schälens spanabtragend mit dem Werkstück
zusammenwirkt, auf einer Werkzeugspindel angeordnet. Die beiden Spindeln werden beim
Wälzschälen entsprechend einem Kopplungsverhältnis angetrieben, so dass die Schneidzähne
des Schälrads spanabhebend die Zahnflanke des Werkstücks bearbeiten.
[0003] Für die bei der Verzahnung notwendige hohe Qualität ist es erforderlich, die Geometrie
des Schälrads und die Lage des Schälrads in der Bearbeitungsmaschine möglichst genau
zu kennen.
[0004] Dabei ist es in Bearbeitungsmaschinen nach dem Stand der Technik so, dass Schälräder
auf Messmaschinen außerhalb der Maschine vermessen werden. Dies bringt unter anderem
folgende Nachteile mit sich:
- a) es müssen geeignete Vorrichtungen zur Verfügung stehen,
- b) durch die Vermessung entsteht ein zusätzlicher Arbeitsaufwand, da ein Bediener
das Schälrad auf die Vorrichtung bringen muss um sie dort zu vermessen, und
- c) in Bezug auf die Lage des Schälrads in der Bearbeitungsmaschine spielen neben der
Geometrie des Schälrades selbst auch die Werkzeugaufnahme und der Werkzeughalter eine
Rolle. Diese Einflüsse können bei einer externen Messung nicht erfasst werden.
[0005] Eine Möglichkeit Abweichungen in der Geometrie des Schälrads und/oder der Lage des
Schälrads in der Maschine indirekt zu erkennen, ist ein Werkstück zu Schälen, es zu
vermessen (in der Bearbeitungsmaschine oder außerhalb auf einer separaten Messeinheit),
die Abweichungen zu bestimmen und für folgende Werkstücke und/oder Bearbeitungshübe
die Bearbeitungskinematik so anzupassen, dass die Abweichungen zumindest teilweise
kompensiert werden.
[0006] Nachteilhaft hieran ist, dass ein solches Verfahren zu Ausschussteilen führt, insbesondere
dann, wenn die Werkstücke in nur einem Schnitt pro Flanke geschält werden, da es in
diesem Fall nicht die Möglichkeit gibt, vor dem letzten Schnitt Abweichungen zu messen
und auszukorrigieren. Ein Anwendungsfall für nur einen Schnitt pro Flanke ist insbesondere
der Einsatz von Wälzschälen als Hart-Feinbearbeitungsverfahren (Hartschälen). Gerade
in diesem Fall sind die Werkstücke bereits weit bearbeitet und teuer, so dass es einen
Ausschuss zu vermeiden gilt.
[0007] Es ist demnach das Ziel der vorliegenden Erfindung eine Vorrichtung zum Wälzschälen
vorzusehen, die die oben aufgeführten Nachteile überwindet. Dies gelingt mit einem
Verfahren, das sämtliche Schritte des Anspruchs 1 umfasst. Weiter wird das Ziel der
vorliegenden Erfindung durch eine Vorrichtung mit den Merkmalen des Anspruchs 9 erreicht.
Vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sind in den abhängigen Ansprüchen aufgeführt.
[0008] Die Bearbeitungskinematik beim Wälzschälen wird nachfolgend näher beschrieben:
- 1) Das Kopplungsverhältnis zwischen Werkzeug- und Werkstückspindelachse ist durch
das Zähnezahlverhältnis von Werkzeug und Werkstück gegeben und beschreibt das Verhältnis
von Werkzeug- und Werkstückspindel Drehzahl während der Bearbeitung, jedoch noch ohne
Berücksichtigung des Axialverschubs entlang des Werkstücks.
- 2) Der Differentialvorschub beschreibt die durch den Axialvorschub entlang des Werkstücks
durch die Steigungshöhe des Werkstücks bestimmte Zusatzdrehung des Werkstücks. Diese
Zusatzdrehung ist nötig um den Schrägungswinkel am Werkstück zu erzeugen.
- 3) Die Koppelposition beschreibt einen Satz an Werten für die Drehposition der Werkzeugspindel,
für die Drehposition der Werkstückspindel und die Position in axialer Richtung.
- 4) Der Achsabstand bezeichnet den Abstand zwischen Werkzeug- und Werkstückspindelachse.
- 5) Der Achskreuzwinkel wird hier als der Winkel definiert, um den die Werkzeugspindel
gegenüber der Werkstückspindel geneigt ist.
- 6) Der Spanflächenversatz bezeichnet eine Verschiebung des Werkzeugs entlang der Werkzeugspindelachse.
[0009] Die beim Wälzschälen am Werkstück erzeugte Lückengeometrie hängt von der Form der
Schneidkante, der Lage der Schneidkante und der Bearbeitungskinematik ab. Die Schneidkante
entsteht dadurch, dass am verzahnten Schälrad eine Spanebene eingeschliffen wird.
Diese Spanfläche kann beispielsweise als Treppenschliff oder Kegelmantelschliff ausgeführt
sein. Die für die erzielte Lückengeometrie relevante Schneidkante ergibt sich rechnerisch
durch Schneiden der Flanken eines Schälradzahns mit der Spanfläche an diesem Zahn.
Dieser Schnitt liefert eine Kurve im Raum. Diese Kurve, betrachtet in einem Koordinatensystem,
welches fest mit dem Schälrad verknüpft ist, in dem beispielsweise die z-Achse mit
der Drehachse des Schälrads und somit während der Bearbeitung mit der Werkzeugspindelachse
zusammenfällt, wird im Sinne dieser Erfindung als räumlicher Verlauf der Schneidkante
bezeichnet. Wird die Schneidkante um die Drehachse gedreht und/oder entlang der Drehachse
verschoben, so ändert sich im Sinne dieser Erfindung der räumliche Verlauf der Schneidkante
nicht, es ändert sich lediglich die Lage der Schneidkante. Die Lage der Schneidkante
bestimmt somit die Position der Schneidkante in axialer Richtung sowie ihre Winkellage,
beide bezogen auf die Drehachse.
[0010] Gemäß dem erfindungsgemäßen Verfahren zum Wälzschälen eines Werkstücks wird in einem
ersten Schritt die Geometrie eines Werkzeugs zum Bearbeiten des Werkstücks in einem
in einer Vorrichtung zur Wälzschälbearbeitung eingespannten Zustand vermessen. Dabei
kann das Werkzeug ein Schälrad sein. In einem nachgelagerten weiteren Schritt wird
eine Bearbeitungskinematik zum Wälzschälen in Abhängigkeit von der vermessenen Geometrie
des Werkzeugs bestimmt. Das Verfahren zeichnet sich dadurch aus, dass in dem ersten
Schritt die absolute Lage einer Schneidkante des Werkzeugs in der Vorrichtung bestimmt
wird.
[0011] Indem in dem ersten Schritt auch die absolute Lage einer Schneidkante des Werkzeugs
in der Vorrichtung bestimmt wird, ist es möglich, dass die Bearbeitungskinematik auf
die absolute Lage der Schneidkante abgestimmt wird.
[0012] So können Fehler bei einem vorausgehenden Vermessen eines Schälrads oder Ungenauigkeiten
in der Werkzeugaufnahme bzw. dem Werkzeughalter beim Wälzschälen kompensiert werden.
[0013] Die Lage wird als absolut bezeichnet, wenn sie auf die Position in der Werkzeugaufnahme
in der Vorrichtung bezogen ist. Die axiale Position kann dabei bevorzugt auf die Anlagefläche
der Werkzeugaufnahme bezogen werden. Die Drehposition kann dabei auf eine definierte
Richtung in der Vorrichtung bezogen sein.
[0014] Nach einer optionalen Modifikation des Verfahrens wird in dem ersten Schritt neben
dem Bestimmen der Lage zusätzlich der räumliche Verlauf der Schneidkante bestimmt.
Dadurch ist eine noch bessere Bearbeitungskinematik erzeugbar.
[0015] Nach einer bevorzugten Ausführung der Erfindung ist das Werkzeug ein Schälrad und
die Geometrie des Schälrads ist, wobei eine oder mehrere der folgenden geometrischen
Größen am Schälrad gemessen werden:
- a) einen Außendurchmesser des Schälrads an einer oder mehreren axialen Positionen
des Schälrads,
- b) eine Zahndicke des Schälrads an einer oder mehreren axialen Positionen des Schälrads,
- c) eine Profillinie des Schälrads,
- d) eine Flankenlinie des Schälrads,
- e) einen Verlauf der Schneidkante des Schälrads,
- f) eine Lage der Spanfläche und/oder deren Orientierung, insbesondere Span- und Treppenwinkel,
und/oder
- g) die Lage des Werkzeugs, vorzugsweise eine Drehposition des Schälrads, bevorzugterweise
die Drehposition einer oder mehrere Zähne auf dem Schälrad.
[0016] Die Vermessung dieser Größen kann dazu genutzt werden, um die absolute Lage und/oder
den räumlichen Verlauf der Schneidkante zu bestimmen.
[0017] Diese Bestimmung kann beispielsweise auf folgende Weisen erfolgen:
- direkte Vermessung der Schneidkante, wobei bevorzugt die Vermessung entlang der Schneidkante
erfolgt,
- durch Vermessen der Spanfläche zur Bestimmung der Lage und Orientierung sowie durch
rechnerisches Schneiden dieser mit dem Profil des Schälradzahns, wobei das Profil
des Schälradzahns durch eine Profillinien- und/oder Zahndickenmessung bestimmt werden
kann oder wobei mit dem theoretischen Profil gemäß Werkzeugauslegung gerechnet wird.
[0018] Vorzugsweise wird die Bearbeitungskinematik in Abhängigkeit von der gemessenen Geometrie
des Werkzeuges und von einer Axialvorschubposition des Werkstücks bestimmt und/oder
korrigiert.
[0019] Beim Wälzschälen ist es möglich, durch eine von der Axialvorschubposition des Werkstücks
abhängigen Änderung der Bearbeitungskinematik während eines Bearbeitungshubs Modifikationen,
insbesondere Flankenlinienmodifikationen auf dem Werkstück zu erzeugen. Ist dies der
Fall, so wirken sich Geometrieabweichungen des Schälrads an jeder Axialvorschubposition
des Werkstücks leicht unterschiedlich aus. Um dies zu kompensieren, muss die oben
beschriebene Kompensation der Geometrieabweichungen des Schälrads für jede Axialvorschubposition
separat bestimmt werden. Dabei ist in der Simulation zu berücksichtigen, welche Modifikation,
insbesondere Flankenlinienmodifikation am Werkstück an den verschiedenen Breitenlinienpositionen
erzeugt werden soll. Als Ergebnis ergibt sich so eine korrigierte Bearbeitungskinematik,
welche rein von der Axialvorschubposition des Werkstücks abhängt. Diese Abhängigkeit
von der Axialvorschubposition ist dabei unabhängig vom gewählten Axialvorschub pro
Werkstückumdrehung. Insbesondere gibt es keine direkte Abhängigkeit von der Werkstückdrehposition
und/oder Werkzeugdrehposition.
[0020] In einer weiteren Ausführung der Erfindung wird die Bearbeitungskinematik in Abhängigkeit
von der gemessenen Geometrie des Werkzeuges bestimmt und/oder korrigiert, wobei die
Bearbeitungskinematik während eines Bearbeitungshubes konstant bleibt.
[0021] Sollte ursprünglich jedoch ohne von der Axialvorschubposition des Werkstücks abhängigen
Änderung der Bearbeitungskinematik das Werkstück bearbeitet werden, so wirken sich
die Geometrieabweichungen des Schälrads an jeder Axialvorschubposition des Werkstücks
gleich auf die am Werkstück erzeugte Geometrie aus.
[0022] Die Erfindung sieht in einer bevorzugten Variante daher vor, dass die zur Kompensation
der gemessenen Geometrieabweichungen des Schälrads nötigen Änderungen der Bearbeitungskinematik
während eines Bearbeitungshubs nicht verändert werden. Da beim Wälzschälen das Werkstück
im Allgemeinen in mehreren Hüben bearbeitet wird, ist es jedoch durchaus möglich und
auch sinnvoll, die Änderung der Bearbeitungskinematik für jeden Hub separat zu bestimmen
und für jeden Hub entsprechend einzustellen.
[0023] Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren wird angenommen, dass alle Schälradzähne gleichmäßig
über den Umfang des Schälrads verteilt sind und dass alle Schneidkanten, im Rahmen
einer gegebenen und/oder üblichen Toleranz den gleichen räumlichen Verlauf aufweisen.
Dadurch genügt es die Geometrie eines einzelnen Schälradzahnes zu vermessen. Um das
Messergebnis zu verbessern, ist es jedoch durchaus möglich mehr als nur einen Schneidradzahn
zu vermessen und die Messergebnisse zu mitteln.
[0024] Erfindungsgemäß kann die in Abhängigkeit von der vermessenen Geometrie bestimmte
Bearbeitungskinematik keine periodische Komponente aufweist, die wiederkehrend mit
jeder Umdrehung des Werkzeugs auftritt.
[0025] In einer vorteilhaften Weiterbildung der Erfindung wird durch die Bearbeitungskinematik
eine Abweichung in der Zahndicke, im Profilwinkel und/oder im Fußkreisradius kompensiert
und/oder eine Winkellage der geschälten Lücke in dem Werkstück gezielt vorgegeben
wird.
[0026] Änderungen der Größen der Bearbeitungskinematik haben im Allgemeinen hauptsächlich
folgende Einflüsse auf die im Wälzschälen gefertigte Verzahnung sowie auf Span- und/oder
Freiwinkel.
[0027] Die Koppelposition bestimmt an welcher Winkelposition, bezogen auf die Drehachse
des Werkstücks die Lücken ausgebildet werden.
[0028] Der Achsabstand beeinflusst die Profilwinkel auf linker und rechter Flanke, die Zahndicke,
sowie den Fußkreisradius.
[0029] Der Achskreuzwinkel sowie der Spanflächenversatz beeinflusst die Profilwinkel auf
linker und rechter Flanke und die Zahndicke sowie die Span- und Freiwinkel. Zusätzlich
beeinflusst der Spanflächenversatz geringfügig den Fußkreisradius.
Die im Rahmen dieser Erfindung vermessenen Größen am Schälrad haben im Allgemeinen
hauptsächlich folgende Einflüsse auf die im Wälzschälen gefertigte Verzahnung sowie
auf Span- und/oder Freiwinkel.
[0030] Der Außendurchmesser des Schälrads beeinflusst den Fußkreisradius. Die Zahndicke
des Schälrads beeinflusst die Zahndicke. Die Drehposition des Schälrads beeinflusst
die Winkellage der Lücken. Die Profillinie des Schälrads beeinflusst die Profillinie
des Werkstücks. Die Flankenlinie beeinflusst den Freiwinkel, sowie den Verlauf der
Schneidkante am Schälrad, wenn diese durch rechnerisches Schneiden der Spanfläche
mit dem Schälradzahn bestimmt wird, und somit auch die Profillinie. Der Verlauf der
Schneidkante des Schälrads beeinflusst die Profillinie. Die Lage der Spanfläche sowie
deren Orientierung beeinflusst die Zahndicke, den Fußkreisradius sowie die Profillinie,
insbesondere den Profilwinkelfehler. Der Nachschliffzustand beeinflusst die Zahndicke
den Fußkreisradius sowie die Profillinie, insbesondere den Profilwinkelfehler.
[0031] Aus der oben genannten Aufstellung ergibt sich, durch Änderung welcher Größen der
Bearbeitungskinematik die Einflüsse der im Rahmen dieser Erfindung primär vermessenen
Größen am Schälrad auf die erzeugte Verzahnung kompensiert werden können.
[0032] In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform der Erfindung wird mindestens eine
der Größen der Bearbeitungskinematik wie beispielsweise eine Koppelposition, ein Achsabstand,
ein Achskreuzwinkel und ein Spanflächenversatz bestimmt.
[0033] Ferner wird mittels einer Überprüfung beurteilt, ob mit dem Schälrad und einer Bearbeitungskinematik
eine vorgegebene Fertigungstoleranz eingehalten werden kann und/oder technologische
Größen innerhalb eines vorgegebenen Bereichs liegen wobei abhängig vom Ergebnis der
Überprüfung von der Maschine entsprechende Arbeitsabläufe ausgegeben werden.
[0034] Die von der Maschine ausgegebenen Arbeitsabläufe können beispielsweise an einen Bediener
gerichtete Handlungsvorschläge und/oder auch mehrere unterschiedliche von der Maschine
durchzuführende Arbeitsvorgänge sein. Dabei ist es möglich, dass ein Bediener einen
der mehreren von der Maschine vorgeschlagenen Arbeitsvorgänge auswählt und die Maschine
den entsprechend ausgewählten Arbeitsvorgang ausführt. Ebenfalls ist es vorgesehen,
dass die Maschine Arbeitsvorgänge eingenständig durchführt.
[0035] Ferner können die Ergebnisse einer oder mehrerer dieser Messungen zum Bestimmen der
absoluten Lage und/oder des räumlichen Verlaufs der Schneidkante genutzt werden, um
die Bearbeitungskinematik beim Wälzschälen optimal auf die tatsächliche Geometrie
des Schälrads einzustellen, um so die Abweichungen des Schälrads von der Sollgeometrie
bzw. Solllage in der Bearbeitungsmaschine zumindest teilweise zu kompensieren, um
so die sich am Werkstück ergebenden Abweichungen zu reduzieren.
- Ist mindestens eine der Abweichungen des Schälrads von der Sollgeometrie bzw. Solllage
in der Bearbeitungsmaschine so groß, oder
- Ist eine Kombination aus mindestens zwei Abweichungen so geartet
dass die dadurch am Werkstück entstehende Abweichung durch eine Anpassung der Bearbeitungskinematik
nicht mehr soweit kompensiert werden kann, dass das Werkstück innerhalb einer vorgegebenen
Toleranz gefertigt werden kann, so sieht die Erfindung vor, die Bearbeitung mit diesem
Schälrad zunächst nicht weiter fortzuführen und
- den Bediener auf dieses Problem hinzuweisen und ihn entscheiden zu lassen, ob trotz
der Abweichung mit diesem Schälrad gefertigt werden soll oder
- den Bediener auf dieses Problem hinzuweisen und ihn aufzufordern das Schälrad zu tauschen
(manuell oder über einen ggf. vorhandenen Werkzeugwechsler) bzw. die Bearbeitung abzubrechen
oder
- Wenn ein automatischer Werkzeugwechsler an der Bearbeitungsmaschine vorhanden ist,
das Schälrad automatisch aus der Bearbeitungsmaschine auszuschleusen und die Bearbeitung
mit einem anderen Schälrad aus dem Werkzeugwechsler fortzusetzten oder
- Wenn die Bearbeitung als Zweiflankenbearbeitung vorgesehen war, die Bearbeitung ggf.
nach Bestätigung durch den Bediener als Einflankenbearbeitung durchzuführen, wenn
durch eine geeignete Anpassung der Bearbeitungskinematik die entstehende Abweichung
am Werkstück innerhalb einer vorgegebenen Toleranz liegt.
[0036] In diesem Zusammenhang kann unter technologischen Größen beispielsweise Span- und
Freiwinkel verstanden werden.
[0037] Die vorliegende Erfindung betrifft ferner eine Vorrichtung zum Durchführen des Verfahrens
nach einem der vorhergehenden Ansprüche, welche ein Werkzeug zum Bearbeiten eines
Werkstücks, insbesondere ein Schälrad, eine Werkzeugaufnahme zum Aufnehmen des Werkzeugs,
eine Messeinheit, die dazu ausgelegt ist, die Geometrie des in der Werkzeugaufnahme
aufgenommenen Werkezugs zu vermessen, und eine Steuereinheit umfasst, die dazu ausgelegt
ist, eine Bearbeitungskinematik zum Wälzschälen in Abhängigkeit von der vermessenen
Geometrie des Werkzeugs zu bestimmen. Die Vorrichtung zeichnet sich dadurch aus, dass
die Messeinheit ferner dazu ausgelegt ist, eine absolute Lage einer Schneidkante des
Werkzeugs in der Vorrichtung zu bestimmen, so dass die Bearbeitungskinematik auch
auf Grundlage der absoluten Lage bestimmt wird.
[0038] Ferner kann die Messeinheit dazu ausgelegt sein, eine oder mehrere der nachfolgenden
Größen des Schälrads zu bestimmen:
- a) einen Außendurchmesser des Schälrads an einer oder mehreren axialen Positionen
des Schälrads,
- b) eine Zahndicke des Schälrads an einer oder mehreren axialen Positionen des Schälrads,
- c) eine Drehposition des Schälrads, insbesondere die Drehposition einer oder mehrere
Zähne auf dem Schälrad, bezogen auf die Werkzeugspindelachse,
- d) eine Profillinie des Schälrads,
- e) eine Flankenlinie des Schälrads,
- f) einen Verlauf der Schneidkante des Schälrads,
- g) eine Lage der Spanfläche und/oder deren Orientierung, insbesondere Span- und Treppenwinkel,
[0039] Ferner kann die Vorrichtung dazu ausgelegt sein, die räumliche Lage der Messeinheit
in Bezug auf die Spindelachse des Schälrads zu kalibrieren, indem ein Prüfbund oder
einen Kegel eines Spannfutters, der auf einer Spindelachse des Schälrads an der Werkzeugaufnahme
und/oder am Schälrad angeordnet ist, mit der Messeinheit vermessen wird, so dass der
Abstand zwischen Messeinheit und Spindelachse bestimmbar ist, um die Messeinheit entsprechend
zu kalibrieren.
[0040] Im Allgemeinen ist die relative Lage der Messeinheit zur Werkzeugspindel in der Bearbeitungsmaschine
nicht exakt bekannt. So kann sich diese insbesondere durch Wärmegang der Maschine
zeitlich verändern. Um solche Wärmegänge kompensieren zu können, kann es erforderlich
sein, eine Kalibrierung der Messeinheit durchzuführen. Insbesondere kann es dabei
wichtig sein, den Abstand der Messeinheit zur Werkzeugspindelachse, insbesondere des
Messkugelmittelpunkts zur Werkzeugspindelachse zu kalibrieren. Hierzu kann beispielsweise
auf dem Schälrad und/oder auf dem Werkzeughalter und/oder auf der Werkzeugspindel
ein vorzugsweise geschliffener Prüfbund mit bekanntem Durchmesser vorgesehen sein,
welcher mit der Messeinheit vermessen wird. Wird beispielsweise ein schaltend arbeitender
Messtaster verwendet, so kann der Prüfbund mit diesem angetastet werden. Daraus lässt
sich der Abstand zwischen Messeinheit zu Werkzeugspindelachse bestimmen und die Messeinheit
entsprechend kalibrieren. Insbesondere kann dadurch der Abstand zwischen Messkugel
und Werkzeugspindelachse bestimmt werden. Alternativ zu einem extra dafür gefertigten
Prüfbund kann auch ein Kegel eines Spannfutters zur Aufnahme des Schälrads zur Kalibrierung
genutzt werden.
[0041] Ferner kann die Steuereinheit dazu ausgelegt sein, die räumliche Lage der Messeinheit
in Bezug auf eine Spindelachse des Schälrads zu kalibrieren, vorzugsweise vor dem
Durchführen einer Vermessung des Schälrads.
[0042] Alternativ zu einem Prüfbund kann auch eine an der Spindelachse des Schälrads konzentrisch
zur Spindelachse angeordnete Kugel sowie ein konzentrisch zur Spindelachse angeordneter
Kegel, insbesondere der Hohlschaftkegel der Werkzeugaufnahme vermessen werden.
[0043] Dabei kann vorgesehen sein, dass die Vorrichtung dazu ausgelegt ist, bei bekanntem
Zahnprofil, insbesondere einem Profilwinkel, des Schälrads, das Zahnprofil des in
der Werkzeugaufnahme befindlichen Schälrads mittels der Messeinheit zu bestimmen und
mit dem bekannten Zahnprofil zu vergleichen, um aus einer Abweichung zwischen dem
bekannten Zahnprofil zu dem gemessenen Zahnprofil den Fehler in der relativen Lage
zwischen Messeinheit und Schälrad zu bestimmen.
[0044] Für den Fall, dass ein solcher Prüfbund und/oder Kegel nicht vorhanden ist oder nicht
angefahren werden kann, sieht die Erfindung eine weitere Methode zur Bestimmung der
relativen Lage zwischen Messekugelmittelpunkt und Werkzeugspindelachse vor. Dabei
wird ausgenutzt, dass ein Fehler in der relativen Lage zwischen Messkugelmittelpunkt
und Werkzeugspindelachse bei einer Messung des Profils der Schälradzähne zu einem
Fehler im gemessenen Profil, insbesondere im gemessenen Profilwinkel führt. Ist das
Profil der Schälradzähne bekannt, so kann eine Messung des Profils in der Maschine
durchgeführt werden, das gemessene Profil mit dem Ist-Profil der Schälradzähne verglichen
werden und aus der Abweichung Fehler in der relativen Lage zwischen Messkugelmittelpunkt
und Werkzeugspindelachse bestimmt werden.
[0045] Dabei ist das Schälrad während des Vermessens durch die Messeinheit in der Werkzeugaufnahme
aufgenommen. Dadurch ist es möglich, das Schälrad in seiner Geometrie und/oder seiner
Lage zu bestimmen und eventuelle Fehler, die hieraus resultieren, zu kompensieren.
Nach dem Stand der Technik erfolgt bspw. die Bestimmung der Geometrie des Schälrads
außerhalb der Bearbeitungsmaschine, so dass Fehlerquellen, die aufgrund der Befestigung
des Schälrads an der Werkzeugaufnahme auftreten, nicht berücksichtigt werden können.
[0046] Diesen Nachteil überwindet die Erfindung und sieht ein Vermessen des Schälrads in
der eingespannten Position in der Werkstückaufnahme vor, die auch für die Bearbeitung
des Werkstücks beibehalten wird. Dadurch werden etwaige Fehlstellungen des Schälrads
in der Werkzeugaufnahme beim Erstellen einer Bearbeitungskinematik berücksichtigt
und es wird ein insgesamt besseres Ergebnis erzielt.
[0047] Weiter kann nach der vorliegenden Erfindung vorgesehen sein, dass die Steuereinheit
ferner dazu ausgelegt ist, eine Fertigungssimulation eines Wälzschälens auf Grundlage
einer von der Messeinheit vorgenommenen Vermessung des in der Werkzeugaufnahme befindlichen
Werkzeugs auszuführen und anhand dieser die Bearbeitungskinematik für einen Wälzschälvorgang
mit dem vermessenen Werkzeug zu erzeugen.
[0048] Dabei kann auch vorgesehen sein, dass eine Vielzahl von Fertigungssimulationen durchgeführt
wird und der Wälzschälvorgang anhand derjenigen Bearbeitungskinematik durchgeführt
wird, die in der Fertigungstoleranz oder anderen Vorgaben die besten Ergebnisse erzielt
hat.
[0049] Vorzugsweise ist die Steuereinheit dazu ausgelegt, dass bei einem bekannten Soll-Zahnprofil
des Werkzeugs, insbesondere einem Profilwinkel eines Schälrads, das tatsächliche Zahnprofil
des in der Werkzeugaufnahme befindlichen Werkzeugs bestimmt und mit dem Soll-Zahnprofil
verglichen wird, um aus einer Abweichung zwischen dem Soll-Zahnprofil zu dem gemessenen
tatsächlichen Zahnprofil einen Fehler in der relativen Lage zwischen Messeinheit und
Werkzeug zu bestimmen.
[0050] Nach einer optionalen Fortbildung der Erfindung ist die Messeinheit demnach ferner
dazu ausgelegt, die Geometrie des Schälrads zu vermessen und/oder die Lage des Schälrads
in der Vorrichtung zu vermessen.
[0051] Ferner kann vorgesehen sein, dass die Messeinheit über einen Mechanismus in einen
Arbeitsraum der Vorrichtung, in dem das Wälzschälen ausgeführt wird, verfahrbar ist,
wobei vorzugsweise der Mechanismus an einem Gegenständer der Vorrichtung befestigt
ist. Durch die Möglichkeit, die Messeinheit in den Arbeitsraum ein- oder auszufahren,
kann diese den widrigen Umständen während des Wälzschälens entzogen werden, da während
dem Wälzschälen Kühlflüssigkeit und Späne, nicht zuletzt wegen der hohen Umdrehungsgeschwindigkeiten
von Werkzeug und Werkstück, aus dem Kontaktbereich von Werkstück und Schälrad (Werkzeug)
in den Umgebungsraum verteilt werden.
[0052] Alternativ dazu kann auch vorgesehen sein, dass die Messeinheit am Ständer oder am
Maschinenbett einer solchen Bearbeitungsmaschine befestigt ist. Nach einer optionalen
Modifikation der Erfindung ist die Messeinheit fest an der Vorrichtung angeordnet,
vorzugsweise an einem Gegenständer und/oder in einem Arbeitsraum der Vorrichtung,
in dem das Wälzschälen ausgeführt wird. Um die Messeinheit vor den oben beschrieben
widrigen Einflüssen zu schützen, kann ein die Messeinheit schützendes Gehäuse vorgesehen
sein.
[0053] Weiter kann mit einer Fortbildung der Erfindung vorgesehen sein, dass die Vorrichtung
ferner dazu ausgelegt ist, eine zum Vermessen des Schälrads erforderliche Relativbewegung
zwischen Schälrad und Messeinheit durch eine bei der Schälbearbeitung zur Verfügung
stehende Bewegungsachse des Schälrads zu realisieren.
[0054] Demnach wird die zum Vermessen des Schälrads erforderliche Relativbewegung zwischen
Schälrad und Messeinheit durch diejenigen Bewegungsachsen erzeugt, über die das Schälrad
ohnehin für das Wälzschälen verfügt. Die Notwendigkeit weiterer Bewegungsachsen und
damit in Verbindung stehender Antriebe entfällt damit.
[0055] Dennoch kann nach der Erfindung auch vorgesehen sein, eine zum Vermessen des Schälrads
erforderliche Relativbewegung zwischen Schälrad und Messeinheit durch eine Bewegungsachse
zu realisieren, die bei der Schälbearbeitung durch das Schälrad nicht zur Verfügung
steht. Wird bspw. die Messeinheit am Ständer befestigt, so führen die Achsen zum Verfahren
des Ständers zu keiner Änderung der Relativstellung. Optional können daher auch Achsen
zum Einstellen der Relativstellung zwischen Messeinheit und Schälrad genutzt werden,
welche nicht zur Schälbearbeitung zur Verfügung stehen.
[0056] Weiter kann vorgesehen sein, dass die Messeinheit mit einem mechanischen Messsensor
versehen ist, und vorzugsweise eine Messspitze eines Messtasters mit einer Kugel,
insbesondere einer Rubinkugel versehen ist. Die Messung durch den Messsensor kann
schaltend oder messend erfolgen.
[0057] Als mechanischer Messsensor kann vom Funktionsprinzip ein solcher eingesetzt werden,
der aus Koordinatenmessgeräten und Verzahnungsmessmaschinen bekannt ist. Solche Messsensoren
sind auch in einer robusten Ausführung zum Einbau und Einsatz im Bearbeitungsraum
von Bearbeitungsmaschinen erhältlich. Als Messspitze des Messtasters wird bevorzugt
eine Kugel, beispielsweise eine Rubinkugel eingesetzt, wie dies beispielsweise bei
Verzahnungsmessungen üblich ist.
[0058] Des Weiteren kann die Messung aber auch optisch, insbesondere mit einem Laser erfolgen.
[0059] Darüber hinaus umfasst die Erfindung auch die Umsetzung, wonach die Messeinheit mit
einem optischen Messsensor versehen ist, vorzugsweise mit einem Triangulationssensor,
einem Bildverarbeitungssensor, einem Konfokalsensor, einem Sensor zur Fokusvariation,
und/oder einem Interferometer.
[0060] Als optische Abstandssensoren können solche eingesetzt werden, welche ebenfalls aus
Koordinatenmessgeräten bekannt sind, insbesondere Triangulationssensoren, Bilderverarbeitungssensoren,
Fokusvariation, Konfokalsensoren oder Interferometer. Um solche Sensoren vor Spänen
und ggf. Kühlmittel zu schützen, können diese optional durch eine Einhausung oder
ein Gehäuse entsprechend geschützt werden.
[0061] Nach einer weiteren bevorzugten Ausführung kann das Schälrad sowohl innen als auch
außenverzahnt sein. Es kann monolithisch oder als ein mit Wendeschneidplatten bestücktes
Schälrad ausgeführt sein.
[0062] Vorzugsweise ist die Steuereinheit ferner dazu ausgelegt, auf Grundlage eines oder
mehrerer der durch die Messeinheit bestimmten Größen des Schälrads, die Bearbeitungskinematik
bei einem nachfolgenden Wälzschälvorgang auf die tatsächliche Geometrie des Schälrads
und/oder Lage des Schälrads in der Vorrichtung einzustellen, um Abweichungen des Schälrads
von der Sollgeometrie und /oder Solllage zu kompensieren.
[0063] Die so bestimmten Größen bzw. die Ergebnisse einer oder mehrere dieser Messungen
können genutzt werden, um die Bearbeitungskinematik beim Wälzschälen optimal auf die
tatsächliche Geometrie des Schälrads einzustellen, um so die Abweichungen des Schälrads
von der Sollgeometrie bzw. Solllage in der Bearbeitungsmaschine zumindest teilweise
zu kompensieren, damit die sich am Werkstück ergebenden Abweichungen reduziert werden.
[0064] Nach einer weiteren Fortbildung der Erfindung ist die Steuereinheit ferner dazu ausgelegt,
eine Fertigungssimulation eines Wälzschälens auf Grundlage einer von der Messeinheit
vorgenommenen Vermessung des in der Werkzeugaufnahme befindlichen Schälrads auszuführen
und anhand dieser die Bearbeitungskinematik für einen Wälzschälvorgang mit dem vermessenen
Schälrad zu erzeugen.
[0065] Ferner kann die Steuereinheit dazu ausgelegt sein, die räumliche Lage der Messeinheit
in Bezug auf eine Spindelachse des Schälrads zu kalibrieren, vorzugsweise vor dem
Durchführen einer Vermessung des Schälrads.
[0066] Dabei kann vorgesehen sein, dass die Vorrichtung dazu ausgelegt ist, bei bekanntem
Zahnprofil, insbesondere einem Profilwinkel, des Schälrads, das Zahnprofil des in
der Werkzeugaufnahme befindlichen Schälrads mittels der Messeinheit zu bestimmen und
mit dem bekannten Zahnprofil zu vergleichen, um aus einer Abweichung zwischen dem
bekannten Zahnprofil zu dem gemessenen Zahnprofil den Fehler in der relativen Lage
zwischen Messeinheit und Schälrad zu bestimmen.
[0067] Ferner kann die Vorrichtung dazu ausgelegt sein, die räumliche Lage der Messeinheit
in Bezug auf die Spindelachse des Schälrads zu kalibrieren, indem ein Prüfbund, der
auf einer Spindelachse des Schälrads an der Werkzeugaufnahme und/oder am Schälrad
angeordnet ist, mit der Messeinheit vermessen wird, so dass der Abstand zwischen Messeinheit
und Spindelachse bestimmbar ist, um die Messeinheit entsprechend zu kalibrieren.
[0068] Alternativ zu einem Prüfbund kann auch eine an der Spindelachse des Schälrads konzentrisch
zur Spindelachse angeordnete Kugel sowie ein konzentrisch zur Spindelachse angeordneter
Kegel, insbesondere der Hohlschaftkegel der Werkzeugaufnahme vermessen werden. Nach
einer weiteren Fortbildung der Erfindung ist die Steuereinheit ferner dazu ausgelegt,
zu beurteilen, ob eine gewünschte Fertigungstoleranz mit dem durch die Messeinheit
vermessenen Schälrad erzielbar ist oder nicht.
[0069] Dabei kann vorgesehen sein, dass, wenn die gewünschte Fertigungstoleranz nicht erzielbar
ist, bzw. mindestens eine der Abweichungen des Schälrads von der Sollgeometrie bzw.
Solllage in der Bearbeitungsmaschine so groß ist, oder eine Kombination aus mindestens
zwei Abweichungen so geartet ist, dass die dadurch am Werkstück entstehende Abweichung
durch eine Anpassung der Bearbeitungskinematik nicht mehr kompensiert werden kann,
die Vorrichtung dazu ausgelegt ist:
einen Bediener der Vorrichtung über eine Benachrichtigungseinheit auf dieses Problem
hinzuweisen, um ihn entscheiden zu lassen, ob trotz der Abweichung mit dem Schälrad
eine Bearbeitung erfolgen soll,
den Bediener über die Benachrichtigungseinheit auf dieses Problem hinzuweisen und
ihn aufzufordern das Schälrad manuell oder über einen vorhandenen Werkzeugwechsler
zu tauschen,
wenn ein automatischer Werkzeugwechsler an der Bearbeitungsmaschine vorhanden ist,
das Schälrad automatisch aus der Bearbeitungsmaschine auszuschleusen und die Bearbeitung
mit einem anderen Schälrad aus dem Werkzeugwechsler fortzusetzen,
wenn die Bearbeitung als Zweiflankenbearbeitung vorgesehen war, die Bearbeitung, vorzugsweise
nach Bestätigung durch den Bediener, als Einflankenbearbeitung durchzuführen, wenn
durch eine geeignete Anpassung der Bearbeitungskinematik die entstehende Abweichung
am Werkstück innerhalb einer vorgegebenen Toleranz liegt, oder
die Bearbeitung abzubrechen.
[0070] Weitere Merkmale, Einzelheiten und Vorteile der Erfindung werden anhand der Erläuterung
von mehreren Beispielen der Erfindung nachfolgenden in der Figurenbeschreibung ersichtlich.
Dabei zeigen:
- Fig. 1:
- eine perspektivische Ansicht einer erfindungsgemäßen Vorrichtung zum Wälzschälen,
- Fig. 2:
- eine perspektivische Ansicht einer erfindungsgemäßen Vorrichtung zum Wälzschälen nach
einer weiteren Ausführungsform,
- Fig. 3:
- eine schematische Darstellung zur Erläuterung der Kalibrierung von Messeinheit und
Schälrad bzw. ein Vermessen des Schälrads,
- Fig. 4:
- eine Skizze bei der die erfindungsgemäße Vorrichtung eine Kalibrierung von Messeinheit
und Schälrad vornimmt,
- Fig. 5:
- eine Darstellung des Schälrads, und
- Fig. 6:
- eine Darstellung der Profile von linker und rechter Flanke des Schälrads in Polarkoordinaten.
[0071] Figur 1 zeigt dabei eine Perspektivansicht der erfindungsgemäßen Vorrichtung 20.
Es ist eine Bearbeitungsmaschine zum Wälzschälen abgebildet, bei der auf einem Maschinenbett
31 ein Ständer 32 sowie ein Gegenständer 33 angeordnet ist. An dem Ständer 32 ist
über einen verfahrbaren Schlitten 34 ein Bearbeitungskopf 36 befestigt, der über eine
Werkzeugaufnahme 22 das Schälrad 21 aufnehmen kann.
[0072] Der Schlitten 34 sowie der daran befestigte Bearbeitungskopf 36 können in eine Vielzahl
von Richtungen bewegt werden. So kann der Schlitten entlang den Achsen X1 und Z1 verfahren
werden, der Bearbeitungskopf 36 darüber hinaus entlang der Achse V1. Ferner kann der
Bearbeitungskopf um eine zur Achse X1 parallelen Achse A1 rotiert werden. Die Achse
C1 ist dabei die Spindelachse des Schälrads 21.
[0073] Das mit der Spindel zu bearbeitende Werkstück (nicht dargestellt) wird dabei auf
dem Tisch 38 angeordnet. Die dabei verwendete Werkstück-Spannvorrichtung ist aus Gründen
der besseren Übersichtlichkeit nicht dargestellt.
[0074] Figur 2 zeigt eine Perspektivansicht einer weiteren Ausführungsform der erfindungsgemäßen
Vorrichtung 20, die der in Figur 1 beschriebenen Vorrichtung bis auf die Anordnung
der Messeinheit 23 im Wesentlichen entspricht. Dabei werden für identische Bestandteile
auch dieselben Bezugszeichen wie in Figur 1 verwendet.
[0075] Im Unterschied zu Figur 1 wird in Figur 2 die Messeinheit 23 am Gegenständer 33 angeordnet.
Auch hier kann für die Relativbewegung von Schälrad 21 und Messeinheit 23 eine Bewegungsachse
V2 vorgesehen sein. Damit wird das Zustellen an die Messposition der Messeinheit 23
vereinfacht.
[0076] Ferner ist die Vorrichtung 20 mit einer Messeinheit 23 versehen, die in der vorliegenden
Ausführungsform an dem Ständer 32 befestigt ist. Die Messeinheit 23 verfügt dabei
über eine Bewegungsmechanik, um eine Relativbewegung gegenüber dem in der Werkzeugaufnahme
22 aufgenommenen Schälrad 21 zu ermöglichen. So kann die Messeinheit 23 entlang einer
zur Achse X1 parallelen Achse X2 bewegt werden, da aufgrund der Befestigung von Messeinheit
23 und Bearbeitungskopf 26 am Ständer 32 eine Relativbewegung der beiden Bestandteile
in X-Richtung nicht möglich wäre. Für das Ausführen der Bewegungen weist die Vorrichtung
20 eine Vielzahl an Antrieben auf, bspw. den Antrieb 35 für die Z1-Achse oder den
Antrieb 37 für die Werkzeugspindel.
[0077] Figur 3 zeigt eine schematische Darstellung des Schälrads 21, das mit Hilfe der Messeinheit
23 vermessen wird. Beispielhaft für die Messeinheit 23 misst ein erster Taster 231
die Zahnflanke des Schälrads 21 und ein zweiter Taster 232 die Spanfläche. Ein optischer
Sensor 233, bspw. ein Laser, kann ebenfalls Teil der Messeinheit 23 sein und für die
Vermessung oder eine Kalibrierung der Messeinheit 23 genutzt werden.
[0078] Im Folgenden werden einige Beispiele zur besseren Erläuterung der Erfindung dargestellt:
Beispiel 1)
[0079] Beim Wälzschälen sind die genaue Lage und die genaue Form der Schneidkante des Schälrads
von besonderer Bedeutung, um das gewünschte Profil auf dem Werkstück zu erzeugen.
[0080] Typischerweise wird das Profil von Schälrädern von Werkzeugherstellern mit hoher
Genauigkeit gefertigt, die genaue Lage der Schneidkante ergibt sich jedoch erst durch
das Schleifen der Spanfläche. Ist ein Schälrad verschlissen, wird die Spanfläche nachgeschärft
und es bildet sich eine neue Schneidkante. Die Lage und die Form der Schneidkante
ergeben sich aus der Lage und der Orientierung der nachgeschliffenen Spanfläche. Ist
die Spanfläche beispielsweise durch eine Ebene beschrieben, so kann die Orientierung
durch einen Normalenvektor der Spanebenen definiert werden, die Lage durch einen Aufpunkt
oder alternativ durch den Abstand der Ebene vom Ursprung des gewählten Koordinatensystems.
Ist die Spanfläche beispielsweise durch einen Kegel beschrieben, so kann die Orientierung
durch die Richtung der Rotationsachse des Kegels sowie dem Öffnungswinkel des Kegels
beschrieben werden und die Lage durch die Position der Kegelspitze.
[0081] Um beispielsweise Lage und Orientierung einer Spanebene zu bestimmen, genügt es drei
Punkte zu vermessen, welche die Ebene eindeutig bestimmen. Um die Genauigkeit der
Bestimmung zu erhöhen, ist es jedoch auch möglich, mehr als drei Punkte zu vermessen.
Um beispielsweise Lage und Orientierung eines als konzentrisch zur Spindelachse orientiert
angenommenen Kegels zu bestimmt, genügt es zwei Punkte zu vermessen. Auch hier können
zur Verbesserung der Genauigkeit mehr Punkte vermessen werden.
[0082] Die Erfindung sieht daher als einen möglichen Anwendungsfall vor, die Lage und die
Orientierung der Spanfläche zu bestimmen. Diese Bestimmung muss so erfolgen, dass
die Lage und die Orientierung der Spanfläche bezüglich des zugehörigen Schälradzahns
bekannt sind. Dazu wird bevorzugt zusätzlich mit der Messeinheit die Lage des Schälradzahns
in axialer Richtung und/oder die Drehposition des Schälradzahns bestimmt. Eine Bestimmung
der axialen Lage des Schälradzahns bzw. mehrere oder aller Schälradzähne ist insbesondere
bei konischen Schälrädern nötig. Die axiale Lage kann dabei als die Position eines
Stirnschnitts des Schälrads verstanden werden, in dem die Schälradzähne eine bestimmte
Zahndicke haben. Für zylindrische Schälräder ist diese Zahndicke in allen Strirnschnitten
gleich, so dass eine Bestimmung der axialen Lage des Schälradzahns werde möglich noch
nötig ist, für beispielsweise konische ändert sich diese Zahndicke jedoch von Stirnschnitt
zu Stirnschnitt.
[0083] Um Drehposition des Schälradzahns zu bestimmen, genügt es eine Flanke an einem Punkt
zu vermessen. Soll beispielsweise bei einem konischen Schälrad die axiale Lage Bestimmt
werden, so sind mindestens zwei Punkte zu vermessen, um die Zahndicke in einem Stirnschnitt
zu bestimmen.
[0084] Ist die Spanfläche relativ zum Schälradzahn bestimmt, so kann rechnerisch durch Schneiden
der Spanfläche mit den Flanken des Schälrads die Schneidkante bestimmt werden.
[0085] Die Geometrie der Flanken kann dabei entweder gemäß Zeichnung übernommen werden oder
durch eine Profil- und/oder Flankenlinienmessung optional ebenfalls in der Bearbeitungsmaschine
bestimmt werden. Diese so bestimmte Schneidkante kann dann beispielsweise genutzt
werden, um die Bearbeitungskinematik so einzustellen, dass sowohl Zahndicke als auch
die Profilwinkel auf linker und rechter Flanke des Werkstücks innerhalb der Toleranz
liegen. Optional kann zusätzlich geprüft werden, ob bei der so bestimmten Bearbeitungskinematik
der effektive Freiwinkel und/oder der effektive Spanwinkel innerhalb gewünschter Grenzen
liegt. Liegt der Freiwinkel außerhalb der Toleranz, so kann optional die Bearbeitung
nicht fortgesetzt werden und das Schälrad wieder ausgeschleust bzw. entnommen werden
um Schäden am Schälrad und/oder Werkstück zu vermeiden.
Beispiel 2)
[0086] Eine Erweiterung des letzten Beispiels sieht vor, dass zusätzlich zur Lage und Orientierung
der Spanfläche der Außendurchmesser des Schälrads vermessen wird. Insbesondere wenn
das Schälrad konisch ist, kann es dabei von Vorteil sein, den Außendurchmesser an
mehreren axialen Positionen des Schälrads zu messen und so den einhüllenden Kegel
zu bestimmen. Dieser einhüllende Kegel bzw. einhüllende Zylinder im Falle eines zylindrischen
Schälrads kann genutzt werden, um durch einen Schnitt mit der Spanfläche den Teil
der Spanfläche zu bestimmen, der den Fußbereich des Werkstücks fertigt, um so die
im Schälprozess erzeugte Fußkontur und insbesondere den erzeugten Fußkreisradius zu
bestimmen. Wird der Fußkreisradius mit der in Beispiel 1 bestimmten Bearbeitungskinematik
nicht innerhalb der gewünschten Toleranz erzeugt, so kann entweder mittels einer Ausgleichrechnung
durch Variation der zur Verfügung stehenden Freiheitgrade der Bearbeitungskinematik
versucht werden, eine Bearbeitungskinematik zu bestimmen, sodass Zahndicke, Profilwinkel
und Fußkreisradius innerhalb der jeweils gewünschten Toleranz liegen oder, sofern
dies nicht möglich ist, kann die Bearbeitung mit diesem Schälrad zunächst gestoppt
werden.
[0087] War die Bearbeitung als Zweiflankenbearbeitung vorgesehen, so kann optional, beispielsweise
mittels einer Simulation geprüft werden, ob es mit diesem Schälrad im Rahmen einer
Einflankenbearbeitung möglich ist, sowohl die Zahndicke und die Profilwinkel auf linker
und rechter Flanke sowie den Fußkreisradius innerhalb der gewünschten Toleranz zu
erreichen. Ist dies möglich, so kann die Bearbeitung automatisch oder nach Bestätigung
durch den Bediener einflankig durchgeführt werden. Auch hier kann optional zusätzlich
geprüft werden, ob bei der so bestimmten Bearbeitungskinematik der effektive Freiwinkel
und/oder der effektive Spanwinkel innerhalb gewünschter Grenzen liegt, und ggf. die
Bearbeitung nicht fortgesetzt wird.
Beispiel 3)
[0088] Eine vereinfachte Variante von Beispiel 1 sieht vor, lediglich die Lage der Spanfläche,
das heißt insbesondere den Nachschliffzustand des Schälrads zu bestimmen. Dieser ändert
sich nach dem Nachschleifen und ist nicht in allen Fällen exakt bekannt. Diese Variante
kann dann genutzt werden, wenn die Orientierung der Spanfläche beim Nachschleifen
so gut erreicht wird, dass der durch die Abweichung von Sollorientierung an der Schneidkante
entstehende Fehler zu einer Abweichung im Profil und/oder der Zahndicke des Werkstücks
führt, welcher innerhalb einer gewünschten Toleranz liegt. Hier bei genügt es, die
Spanfläche nur an einem Punkt zu vermessen.
Beispiel 4)
[0089] Werden bereits vorverzahnte Werkstücke durch Wälzschälen weiterbearbeitet, so ist
es wichtig, Schälrad und Werkstück so zu paaren, d.h. die Koppelpositon so zu bestimmen,
dass der gewünschte Abtrag auf linker und rechter Flanke erzielt wird. Um diese exakte
Paarung sicherzustellen, müssen sowohl die Drehposition des Werkstücks als auch die
Drehposition des Schälrads möglichst exakt bekannt sein. Die Drehposition des Werkstücks
kann dabei beispielsweise mittels eines Einfädelsensors oder einer Messeinheit zur
Messung oder Prüfung des Werkstücks bestimmt werden. Zur Bestimmung der Drehposition
des Schälrades kann erfindungsgemäß das Schälrad in der Bearbeitungsmaschine vermessen
und so die Drehposition genau bestimmt werden.
[0090] Diese Messung kann dabei optional jedes Mal durchgeführt werden, wenn ein Schälrad
über die Werkzeugaufnahme aufgenommen wird, insbesondere auch dann, wenn diese Aufnahme
automatisiert, beispielsweise über einen Werkzeugwechsler erfolgt. Ist die Werkzeugaufnahme
jedoch hinreichend wiederholgenau, was die Drehposition des Schälrads betrifft, so
kann es auch ausreichend sein, jedes Schälrad nur einmal zu vermessen und wenn es
erneut in der Maschine aufgenommen wird, auf das letzte Messergebnis zurückzugreifen.
Das Paaren mit hoher Genauigkeit ist insbesondere dann von besondere Bedeutung, wenn
nur wenig Material abgetragen werden soll, wie beispielsweise beim Hartschälen.
Beispiel 5)
[0091] Ein weiterer Anwendungsfall bei dem das genaue Paaren und somit die Drehposition
des Schälrads von Bedeutung ist, ist das lageorientierte Verzahnen. Dabei wird die
Verzahnung am Werkstück in einer fest vorgegebenen Winkelposition erzeugt. Diese kann
beispielsweise über eine Nut oder Bohrung am Werkstück oder über eine weitere Verzahnung
am Werkstück definiert sein. Insbesondere kann die Verzahnung eine Pfeilverzahnung
sein.
[0092] Es ist selbstverständlich möglich, die in den Beispielen angegeben Anzahl der zu
vermessenden Punkte zu erhöhen, um die Messgenauigkeit durch bessere Statistik zu
verbessern.
[0093] Nachfolgend finden sich unter Bezugnahme auf die Figuren, insbesondere Figuren 4
bis 6, Ausführungen, die für mehrere der vorstehend beschriebenen Beispiele von Relevanz
sein können.
[0094] Sind in den Beispielen Bearbeitungskinematiken und/oder mit einem bekannten Schälrad
und einer bekannten Bearbeitungskinematiken erzeugte Werkstückprofile, Werkstückflankelinien,
Winkellage der erzeugten Verzahnung, sowie Frei- und/oder Spanwinkel zu bestimmen,
so kann dies beispielsweise mit den heute typischerweise eingesetzten Fertigungssimulationen
geschehen. Solche Fertigungssimulationen basieren typischerweise auf einer Abtragssimulation.
Bestimmt wird das Material am Werkstück, das durch ein gegebenes Werkzeug, insbesondere
gegebener Schneidkanten am Werkzeug, während der Bearbeitung mit einer gegebenen Bearbeitungskinematik
entfernt wird. Im Falle des hier betrachteten Wälzschälens kann so die gesamte gefertigte
Lücke bestimmt werden.
[0095] Um eine Bearbeitungskinematik zur Erzeugung eines vorgegebenen Werkstückprofiles
und/oder Zahndicke mit einem gegebenen Schälrad mit einer bekannten Schneidkannte
zu bestimmen, können im Rahmen einer Fertigungssimulation die Einflüsse der in der
Bearbeitung zur Verfügung stehenden Achsen auf das Werkstückprofil und/oder Zahndicke
durch Variation der Achsen bestimmt werden. So kann bspw. bestimmt werden, wie sich
die Profilwinkel am Werkstück auf linker und rechter Seite ändern, wenn der Achskreuzwinkel
um 0.1° verstellt wird, in dem die Fertigungssimulation mit diesem verstellten Achskreuzwinkel
durchgeführt wird und der Profilwinkel der erzeugten Lücke aus dem Simulationsergebnis
bestimmt wird. Sind die Einflüsse aller für die Bearbeitung verstellbaren Achsen auf
alle zu korrigierenden geometrischen Größen am Werkstück bekannt, so kann unter Annahme
eines linearen Zusammenhangs zwischen Achsen und diesen Größen die Bearbeitungskinematik
korrigiert werden. Mit dieser korrigierten Bearbeitungskinematik kann die Fertigungssimulation
erneut durchgeführt werden und der verbliebene Fehler bestimmt werden und ggf. erneut
korrigiert werden, und solange iteriert werden, bis die geometrischen Größen innerhalb
einer vorgegebenen Toleranz liegen.
[0096] Die Bearbeitungskinematik beim Wälzschälen wird durch folgende nun näher beschriebene,
jedoch auch aus allgemeiner Literatur und Veröffentlichungen zum Wälzschälen bekannten
Größen beschrieben:
- 1) Das Kopplungsverhältnis zwischen Werkzeug- und Werkstückspindelachse ist durch
das Zähnezahlverhältnis von Werkzeug und Werkstück gegeben und beschreibt das Verhältnis
von Werkzeug- und Werkstückspindel Drehzahl während der Bearbeitung, jedoch noch ohne
Berücksichtigung des Axialverschubs entlang des Werkstücks.
- 2) Der Differentialvorschub beschreibt die durch den Axialvorschub entlang des Werkstücks
durch die Steigungshöhe des Werkstücks bestimmte Zusatzdrehung des Werkstücks. Diese
Zusatzdrehung ist nötig um den Schrägungswinkel am Werkstück zu erzeugen.
- 3) Die Koppelposition beschreibt einen Satz an Werten für die Drehposition der Werkzeugspindel,
für die Drehposition der Werkstückspindel und die Position in axialer Richtung. In
der in Figur 1 beispielhaft gezeigten Variante einer Vorrichtung zum Wälzschälen wäre
dies ein Satz an Werten für die Achsen C1, C2 und Z1. Durch diese Koppelposition wird
festgelegt, wo genau die Lücke am Werkstück, d.h. an welcher Winkelposition durch
den Wälzschälprozess erzeugt wird.
- 4) Der Achsabstand bezeichnet den Abstand zwischen Werkzeug- und Werkstückspindelachse.
Der Achsabstand wird in der in Figur 1 beispielhaft gezeigten Variante einer Vorrichtung
zum Wälzschälen im Wesentlichen durch die X1-Achse realisiert, wobei auch ein Schwenken
um A1 und ein verfahren entlang V1 den Achsabstand beeinflussen.
- 5) Der Achskreuzwinkel wird hier als der Winkel definiert, um den die Werkzeugspindel
gegenüber der Werkstückspindel geneigt ist. In der in Figur 1 beispielhaft gezeigten
Variante einer Vorrichtung zum Wälzschälen entspricht dies der Stellung der A1-Achse.
- 6) Der Spanflächenversatz bezeichnet eine Verschiebung des Werkzeugs entlang der Werkzeugspindelachse.
In der in Figur 1 beispielhaft gezeigten Variante einer Vorrichtung zum Wälzschälen,
kann dieser durch eine Kombination aus einem Verfahren der Z1 und V1 Achse realisiert
werden.
[0097] Im Allgemeinen ist die relative Lage der Messeinheit zur Werkzeugspindel in der Bearbeitungsmaschine
nicht exakt bekannt. So kann sich diese insbesondere durch Wärmegang der Maschine
zeitlich verändern. Um solche Wärmegänge kompensieren zu können, kann es erforderlich
sein, eine Kalibrierung der Messeinheit durchzuführen. Insbesondere kann es dabei
wichtig sein, den Abstand der Messeinheit zur Werkzeugspindelachse, insbesondere des
Messkugelmittelpunkts zur Werkzeugspindelachse zu kalibrieren. Hierzu kann beispielsweise
auf dem Schälrad und/oder auf dem Werkzeughalter und/oder auf der Werkzeugspindel
ein vorzugsweise geschliffener Prüfbund mit bekanntem Durchmesser vorgesehen sein,
welcher mit der Messeinheit vermessen wird. Wird beispielsweise ein schaltend arbeitender
Messtaster verwendet, so kann der Prüfbund mit diesem angetastet werden. Daraus lässt
sich der Abstand zwischen Messeinheit zu Werkzeugspindelachse bestimmen und die Messeinheit
entsprechend kalibrieren. Insbesondere kann dadurch der Abstand zwischen Messkugel
und Werkzeugspindelachse bestimmt werden. Alternativ zu einem extra dafür gefertigten
Prüfbund kann auch ein Kegel eines Spannfutters zur Aufnahme des Schälrads zur Kalibrierung
genutzt werden.
[0098] Für den Fall, dass ein solcher Prüfbund und/oder Kegel nicht vorhanden ist oder nicht
angefahren werden kann, sieht die Erfindung eine weitere Methode zur Bestimmung der
relativen Lage zwischen Messekugelmittelpunkt und Werkzeugspindelachse vor. Dabei
wird ausgenutzt, dass ein Fehler in der relativen Lage zwischen Messkugelmittelpunkt
und Werkzeugspindelachse bei einer Messung des Profils der Schälradzähne zu einem
Fehler im gemessenen Profil, insbesondere im gemessenen Profilwinkel führt. Ist das
Profil der Schälradzähne bekannt, so kann eine Messung des Profils in der Maschine
durchgeführt werden, das gemessene Profil mit dem Ist-Profil der Schälradzähne verglichen
werden und aus der Abweichung Fehler in der relativen Lage zwischen Messkugelmittelpunkt
und Werkzeugspindelachse bestimmt werden.
Diese Bestimmung wird im Folgen an der in Figur 4 beispielhaft gezeigten Anordnung
skizziert.
[0099] Figur 4 zeigt eine im Sinne dieser Erfindung beispielhafte Anordnung von Achsen zum
Verfahren des Schälrads in der Bearbeitungsmaschine, sowie eine Schälrad, bei dem
vereinfacht nur ein Zahn 5 dargestellt ist. Des Weiteren zeigt die Figur einen schaltenden
Messsensor 3 mit Messtaster 2 und Messkugel 1. Die Achse C1 entspricht der Werkzeugspindelachse
6, die Achse D dient zum bevorzugt linearen Verfahren des Schälrads und dient somit
unter Anderem zum Verändern der relativen Lage zwischen Messkugelmittelpunkt und Werkzeugspindelachse.
Der Messtaster 2 muss dabei nicht parallel zur Achse D ausgerichtet sein. Der Versatz
ΔV, welcher die Position der Messkugel in einer Richtung senkrecht zur Achse D beschreibt,
ist im Allgemeinen auch nicht exakt bekannt und kann bevorzugt mit der hier beschriebenen
Methode ebenfalls bestimmt werden. Um die Beschreibung der Idee hinter der Kalibrierung
aus das wesentliche zu beschränken, wird im Folgenden eine Messkugel mit Durchmesser
0 angenommen. In diesem vereinfachten Fall, entspricht der Messkugelmittelpunkt auch
gleich dem Berührpunkt zwischen Messkugel und Zahnflanke. In der Praxis muss aus dem
Messkugelmittelpunkt unter Berücksichtigung des Messkugeldurchmessers und des Normalenvektors
der Zahnflanke am Berührpunkt der Berührpunkt bestimmt werden, wie dies aus der Messtechnik
allgemein bekannt ist.
[0100] Zur Kalibrierung werden nacheinander die vier Punkte 11 bis 14 aus Figur 5 mit der
Messkugel angetastet und die jeweils zum Zeitpunkt der Berührung aus den Messsystemen
der Achsen C1 und D ausgelesenen Positionen aufgezeichnet. Diese Positionen werden
im Folgenden als
C1
11,
C1
12, C1
13 und
C1
14 bzw.
D11,
D12,
D13 und
D14 bezeichnet. Die vier Punkte können in gewissen Grenzen frei gewählt werden, bevorzugt
werden zwei Punkte auf einer linken und zwei Punkte auf einer rechten Flanke angetastet,
wobei bevorzugt auf jeder Flanke jeweils ein Punkt in der Nähe des Zahnkopfes und
ein weiterer in der Nähe des Zahnfußes angetastet wird. Die Punkte müssen dabei nicht
exakt getroffen werden, was auf Grund des nicht exakt bekannten relativen Lage zwischen
Messkugelmittelpunkt und Werkzeugspindelachse und des nicht exakt bekannten Versatzes
ΔV auch gar nicht möglich wäre.
[0101] Die Punkte können auf verschiedenen Schälradzähnen liegen, es ist jedoch auch möglich,
wie in Figur 5 gezeigt, die linke und rechte Flanke desselben Schälradzahns zu wählen.
Es wird angenommen, dass das Profil des Schälradzahns mit hoher Genauigkeit bekannt
ist. Dies ist bei Schälrädern in der Regel der Fall, da diese hochpräzise geschliffen
werden. Die Profile
Vl(
ρl) und
Vr(
ρr) der linken bzw. rechten Flanke können in Polarkoordinaten wie folgt beschrieben
werden:

wobei
ρl bzw.
ρr der Polarwinkel,
Rl(
ρl) bzw.
Rr(
ρr) der Radius in Abhängigkeit der Polarwinkel und die zunächst unbekannten Winkel
Ψl und
Ψr die Drehposition der Flanken beschreiben. Siehe Figur 6. Aus den vier Antastvorgängen
ergeben sich die vier mal zwei Gleichungen:

[0102] Wobei
ΔD den im Rahmen der Kalibrierung gesuchten Fehler im Abstand zwischen Messeinheit und
Werkzeugspindelachse beschreibt und die vier Winkel
ρl11, ρl12, ρr13, ρr14 die Polarwinkel der Punkte auf der linken bzw. rechten Flanke beschreiben, an denen
die Messkugel tatsächlich die Flanken berührt hat.
[0103] Diese insgesamt acht Gleichungen beschreiben ein Gleichungssystem in den acht Unbekannten
ρl11 ρl12, ρr13, ρr14,
Ψl,
Ψr,
ΔD und
ΔV welches im Allgemeinen nur numerisch gelöst werden kann.
[0104] Es ist ebenfalls möglich, mehr als die beiden hier verwendeten Achsen D und C1 zu
nutzen, um eine Berührung zwischen Messkugel und Zahnflanke herbeizuführen, sofern
weitere Achsen dafür zur Verfügung stehen. In dem Falle, in dem die Messeinheit am
Gegenständer angebracht ist, können beispielsweise die Achsen X1 und V1 sowie C1 verwendet
werden.
[0105] Um die Genauigkeit der Kalibrierung zu erhöhen, ist es möglich, mehr als vier Punkte
verteilt über einen oder mehrere Schälradzähne zu messen, insbesondere kann durch
die Verwendung eines messenden Tasters oder durch ein optisches Verfahren eine Vielzahl
von Punkten aufgenommen werden, insbesondere können diese auch über mehrere oder alle
Schälradzähne verteilt liegen. Es ergibt sich dadurch ein Gleichungssystem mit mehr
Gleichungen als unbekannten, welches somit überbestimmt ist. Im Rahmen einer Ausgleichsrechnung
lassen sich dann weiterhin
ΔV und
ΔD bestimmen. In einer einfachen Variante ist es auch möglich, nur
ΔV oder nur
ΔD zu bestimmen. Dazu werden aus dem Gleichungssystem nur die vier Gleichungen für die
linke oder die rechte Flanke ausgewählt, was zu einem Gleichungssystem mit vier Unbekannten
führt. Zum Kalibrieren in axialer Richtung der Werkzeugspindelachse kann beispielsweise
ein Punkt auf der Werkzeugaufnahme angetastet werden.
1. Verfahren zum Wälzschälen eines Werkstücks, wobei:
in einem ersten Schritt die Geometrie eines Werkzeugs (21), insbesondere eines Schälrads,
zum Bearbeiten des Werkstücks in einem in einer Vorrichtung (20) zur Wälzschälbearbeitung
eingespannten Zustand vermessen wird, und
in einem nachgelagerten weiteren Schritt eine Bearbeitungskinematik zum Wälzschälen
in Abhängigkeit von der vermessenen Geometrie des Werkzeugs (21) bestimmt wird,
dadurch gekennzeichnet, dass
in dem ersten Schritt die absolute Lage einer Schneidkante des Werkzeugs (21) in der
Vorrichtung (20) bestimmt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, wobei in dem ersten Schritt neben einem Bestimmen der Lage
zusätzlich der räumliche Verlauf der Schneidkante bestimmt wird.
3. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei das Werkzeug ein Schälrad
ist und eine oder mehrere der folgenden geometrischen Größen am Schälrad gemessen
werden:
a) einen Außendurchmesser des Schälrads (21) an einer oder mehreren axialen Positionen
des Schälrads (21),
b) eine Zahndicke des Schälrads (21) an einer oder mehreren axialen Positionen des
Schälrads (21),
c) eine Profillinie des Schälrads (21),
d) eine Flankenlinie des Schälrads (21),
e) einen Verlauf der Schneidkante des Schälrads (21),
f) eine Lage der Spanfläche und/oder deren Orientierung, insbesondere Span- und Treppenwinkel,
und/oder
g) die Lage des Werkzeugs, vorzugsweise eine Drehposition des Schälrads (21), bevorzugterweise
die Drehposition einer oder mehrere Zähne auf dem Schälrad (21).
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei die Bearbeitungskinematik
in Abhängigkeit von der gemessenen Geometrie des Werkzeuges und von einer Axialvorschubposition
des Werkstücks bestimmt und/oder korrigiert wird.
5. Verfahren nach einem der vorgehenden Ansprüche 1 bis 3, wobei die Bearbeitungskinematik
in Abhängigkeit von der gemessenen Geometrie des Werkzeuges bestimmt und/oder korrigiert
wird und während eines Bearbeitungshubes konstant bleibt.
6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei durch die Bearbeitungskinematik
eine Abweichung in der Zahndicke, im Profilwinkel und/oder im Fußkreisradius kompensiert
wird und/oder eine Winkellage der geschälten Lücke in dem Werkstück gezielt vorgegeben
wird.
7. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei mindestens eine der Größen
der Bearbeitungskinematik, insbesondere eine Koppelposition, ein Achsabstand, ein
Achskreuzwinkel und ein Spanflächenversatz bestimmt wird.
8. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei mittels einer Überprüfung
beurteilt wird, ob mit dem Schälrad und einer Bearbeitungskinematik eine vorgegebene
Fertigungstoleranz eingehalten werden kann und/oder technologische Größen innerhalb
eines vorgegebenen Bereichs liegen, wobei abhängig vom Ergebnis der Überprüfung von
der Maschine entsprechende Arbeitsabläufe ausgegeben werden.
9. Vorrichtung (20) zum Durchführen des Verfahrens nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
umfassend:
ein Werkzeug (21) zum Bearbeiten eines Werkstücks, insbesondere ein Schälrad, und
eine Werkzeugaufnahme (22) zum Aufnehmen des Werkzeugs (21),
eine Messeinheit (23), die dazu ausgelegt ist, die Geometrie des in der Werkzeugaufnahme
(22) aufgenommenen Werkzeugs (21) zu vermessen, und
eine Steuereinheit, die dazu ausgelegt ist, eine Bearbeitungskinematik zum Wälzschälen
in Abhängigkeit von der vermessenen Geometrie des Werkzeugs (21) zu bestimmen,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Messeinheit (23) ferner dazu ausgelegt ist, eine absolute Lage einer Schneidkante
des Werkzeugs (21) in der Vorrichtung (20) zu bestimmen, so dass die Bearbeitungskinematik
auch auf Grundlage der absoluten Lage bestimmt wird.
10. Vorrichtung (20) nach Anspruch 9, wobei die Vorrichtung (20) dazu ausgelegt ist, die
räumliche Lage der Messeinheit (23) in Bezug auf die Spindelachse des Schälrads (21)
zu kalibrieren, indem ein in seinem Durchmesser bekannter Prüfbund, oder einen Kegel
eines Spannfutters der auf einer Spindelachse des Schälrads (21), an der Werkzeugaufnahme
(22) und/oder am Schälrad (21) angeordnet ist, mit der Messeinheit (23) vermessen
wird, so dass der Abstand zwischen Messeinheit (23) und Spindelachse bestimmbar ist,
um die Messeinheit (23) entsprechend zu kalibrieren.
11. Vorrichtung (20) nach Anspruch 9 oder 10, wobei die Vorrichtung (20) dazu ausgelegt
ist, bei bekanntem Zahnprofil, insbesondere einem Profilwinkel, des Schälrads (21),
das Zahnprofil des in der Werkzeugaufnahme (22) befindlichen Schälrads (21) mittels
der Messeinheit (23) zu bestimmen und mit dem bekannten Zahnprofil zu vergleichen,
um aus einer Abweichung zwischen dem bekannten Zahnprofil zu dem gemessenen Zahnprofil
den Fehler in der relativen Lage zwischen Messeinheit (23) und Schälrad (21) zu bestimmen.
12. Vorrichtung (20) nach Anspruch 9 bis 11, wobei die Steuereinheit ferner dazu ausgelegt
ist, eine Fertigungssimulation eines Wälzschälens auf Grundlage einer von der Messeinheit
(23) vorgenommenen Vermessung des in der Werkzeugaufnahme (22) befindlichen Werkzeugs
(21) auszuführen und anhand dieser die Bearbeitungskinematik für einen Wälzschälvorgang
mit dem vermessenen Werkzeug (21) zu erzeugen.
13. Vorrichtung (20) nach einem der vorhergehenden Ansprüche 9 bis 12, wobei bei einem
bekannten Soll-Zahnprofil des Werkzeugs (21), insbesondere einem Profilwinkel eines
Schälrads, das tatsächliche Zahnprofil des in der Werkzeugaufnahme (22) befindlichen
Werkzeugs (21) bestimmt wird und mit dem Soll-Zahnprofil verglichen wird, um aus einer
Abweichung zwischen dem Soll-Zahnprofil zu dem gemessenen tatsächlichen Zahnprofil
einen Fehler in der relativen Lage zwischen Messeinheit (23) und Werkzeug (21) zu
bestimmen.