(19)
(11) EP 3 460 113 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
27.03.2019  Patentblatt  2019/13

(21) Anmeldenummer: 17192021.8

(22) Anmeldetag:  20.09.2017
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC): 
D04B 27/00(2006.01)
D04B 35/12(2006.01)
D04B 27/26(2006.01)
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AL AT BE BG CH CY CZ DE DK EE ES FI FR GB GR HR HU IE IS IT LI LT LU LV MC MK MT NL NO PL PT RO RS SE SI SK SM TR
Benannte Erstreckungsstaaten:
BA ME
Benannte Validierungsstaaten:
MA MD

(71) Anmelder: KARL MAYER Textilmaschinenfabrik GmbH
63179 Obertshausen (DE)

(72) Erfinder:
  • BRANDL, Klaus
    63512 Hainburg (DE)

(74) Vertreter: Keil & Schaafhausen Patent- und Rechtsanwälte PartGmbB 
Friedrichstraße 2-6
60323 Frankfurt am Main
60323 Frankfurt am Main (DE)

   


(54) VERFAHREN ZUM EINARBEITEN EINER KETTENWIRKMASCHINE UND KETTENWIRKMASCHINE


(57) Es wird ein Verfahren zum Einarbeiten einer Kettenwirkmaschine (1) mit einem neuen Muster angegeben, bei dem man Fäden (4) einer Kette in Legenadeln (2) einzieht und man durch Zusammenwirken der Legenadeln (2) mit Wirknadeln (3) mindestens eine Maschenreihe bildet.
Man möchte das Einarbeiten einer Kettenwirkmaschine erleichtern können.
Hierzu ist vorgesehen, dass man eine Spannung der zulaufenden Fäden (4) ermittelt und auf einen vorbestimmbaren Maximalwert begrenzt.




Beschreibung


[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Einarbeiten einer Kettenwirkmaschine mit einem neuen Muster, bei dem man Fäden einer Kette in Legenadeln einzieht und man durch Zusammenwirken der Legenadeln mit Wirknadeln mindestens eine Maschenreihe bildet.

[0002] Ferner betrifft die Erfindung eine Kettenwirkmaschine mit mindestens einer Hauptwelle, mindestens einer Legebarre, mindestens einer Wirknadelbarre, einer Fadenausgleichseinrichtung, mindestens einem Lieferantrieb und mindestens einem Warenabzug.

[0003] Für eine bekannte Wirkware, die auch kurz als "Muster" bezeichnet werden kann, sind im Allgemeinen die notwendigen Daten verfügbar. Zu den Daten gehören u.a. die Legung, eine Größe für den Fadeneinlauf und eine Größe für den Warenabzug. Wenn also eine Kettenwirkmaschine eingearbeitet werden muss, weil beispielsweise ein Kettbaum vollständig abgearbeitet worden ist oder die Kettenwirkmaschine auf ein anderes Muster umgerüstet werden soll, zieht die Bedienungsperson die Fäden in die Legenadeln ein, erzeugt eine oder mehrere Maschenreihen, wobei man nach jedem Maschenbildungsvorgang die Fäden von Hand straff zieht, schaltet dann den Lieferantrieb mit einem vorgegebenen Fadeneinlaufwert ein, lässt die Maschine eine Reihe von weiteren Maschen erzeugen, bis man in der Lage ist, die entstandene Wirkware mit dem Warenabzug abzuziehen, schaltet dann den Warenabzug ein und kann mit der Produktion beginnen.

[0004] Wenn allerdings ein neues Muster erzeugt werden soll, stehen nicht oder nicht unbedingt alle erforderlichen Daten zur Verfügung. In der Regel ist die Legung vorgegeben, d.h. der Bewegungsverlauf der Legenadeln gegenüber den Wirknadeln. Der Fadeneinlauf muss jedoch beispielsweise empirisch ermittelt werden. Hierzu sind eine gewisse Erfahrung und ein entsprechendes Gefühl der Bedienungsperson erforderlich. Bei jedem Arbeitsschritt besteht dementsprechend das Risiko durch Bedienungsfehler sowie mangelnde Sachkenntnis. Daraus können Schäden an den Wirkelementen und/oder auch an dem Prozessmaterial, beispielsweise dem Garn, entstehen. Das Einarbeiten ist dementsprechend zeit- und kostenintensiv.

[0005] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, das Einarbeiten einer Kettenwirkmaschine bei einem neuen Muster zu erleichtern.

[0006] Diese Aufgabe wird bei einem Verfahren der eingangs genannten Art dadurch gelöst, dass man eine Spannung der zulaufenden Fäden ermittelt und auf einen vorbestimmten Maximalwert begrenzt.

[0007] Die Begrenzung der Fadenspannung vermeidet übermäßig hohe Fadenspannungen. Damit wird das Risiko einer Beschädigung der Wirkwerkzeuge oder des Fadenmaterials ganz erheblich vermindert. Darüber hinaus erlaubt die Begrenzung der Spannung der zulaufenden Fäden eine Einschränkung im Hinblick auf die frei zu wählenden Parameter, so dass die Bedienungsperson nur noch in einem begrenzten Arbeitsbereich arbeiten kann. Dies erleichtert das Einarbeiten weiter, weil die Variationsmöglichkeiten und damit auch die Fehlermöglichkeiten klein gehalten werden können. Die Spannung der umlaufenden Fäden wird hierbei vorzugsweise an einem nicht direkt fadenführenden Bauteil ermittelt. Es handelt sich auch nicht um die Spannung eines einzelnen Fadens, sondern um eine in der Gesamtheit der von einem Baum gelieferten Fäden herrschende Spannung.

[0008] Vorzugsweise bildet man die Maschenreihe im Kriechgang. Man kann also die Kettenwirkmaschine mit einer sehr niedrigen Geschwindigkeit betreiben, solange man das neue Muster einarbeitet. Die Spannungen der Fäden sind von der Arbeitsgeschwindigkeit der Kettenwirkmaschine praktisch unabhängig.

[0009] Vorzugsweise ermittelt man die Spannung zu einem Zeitpunkt, an dem die Legenadeln ihren Umkehrpunkt hinter den Wirknadeln erreicht haben. Hier erfolgt die maximale Auslenkung der Legenadeln. An diesem Punkt ist der Abstand der verschiedenen Wirkelemente am größten. Dementsprechend ist hier auch die Spannung der Fäden am größten. Es reicht aus, die Spannung hier zu ermitteln und zur Grundlage des weiteren Vorgehens zu machen.

[0010] Vorzugsweise stellt man die Spannung durch Regelung eines Lieferantriebs ein. Der Lieferantrieb treibt einen Kettbaum, von dem die Fäden der Kette abgezogen werden, aktiv an. Im späteren Produktionsbetrieb, bei dem die Wirkware kontinuierlich erzeugt wird, wird der Lieferantrieb mit einem konstanten Fadeneinlaufwert betrieben. Der Fadeneinlaufwert wird üblicherweise in "mm/R", also Millimeter pro Rack, angegeben. Eine der Aufgaben beim Einarbeiten einer Kettenwirkmaschine mit einem neuen Muster besteht darin, einen zutreffenden Fadeneinlaufwert zu ermitteln.

[0011] Diesen Fadeneinlaufwert kann man dadurch ermitteln, dass man die Spannung vorgibt und den Lieferantrieb in einem geschlossenen Regelkreis so betreibt, dass die Spannung auch erreicht, aber nicht überschritten wird. Wenn der Lieferantrieb zu viel Fadenlänge pro Maschenbildungsvorgang abgibt, ist die Spannung zu niedrig. Wenn der Lieferantrieb zu wenig Fadenlänge pro Maschenbildungsvorgang abgibt, ist die Spannung zu hoch. Dementsprechend kann man die "Liefergeschwindigkeit" beim Lieferantrieb mit einer relativ einfachen Regelung auf den richtigen Fadeneinlaufwert einstellen. Es ist hierbei nicht unbedingt erforderlich, dass der Lieferantrieb in diesem Stadium des Einarbeitens bereits kontinuierlich läuft. Er kann auch intermittierend betrieben werden, also kurzzeitig etwas Faden liefern und dann wieder anhalten. Damit sollen nur übermäßig große Spannungsspitzen vermieden werden. Im Übrigen kann während eines Maschenbildungsvorgangs durchaus zeitweilig auch eine sehr geringe oder gar keine Spannung in den Fäden herrschen. Der Lieferantrieb wird in jedem Fall nur in eine positive Antriebsrichtung betrieben, also in eine Richtung, in der er Fäden abgibt.

[0012] Vorzugsweise schaltet man einen Warenabzug ein und setzt nach Einschalten des Warenabzugs die Regelung des Lieferantriebs für eine vorbestimmte Zeit fort. Durch das Einschalten des Warenabzugs ergibt sich eine Änderung im Erscheinungsbild der Wirkware. Ohne einen Warenabzug werden die einzelnen Maschenreihen sozusagen "auf Block" erzeugt. Die Maschen der einzelnen Maschenreihen liegen in Produktionsrichtung der Wirkware praktisch aneinander an. Durch Einschalten des Warenabzugs ergibt sich dann ein etwas anderes Erscheinungsbild. In Abhängigkeit davon, mit welcher Geschwindigkeit der Warenabzug betrieben wird, ergibt sich eine lockerere oder festere Wirkwarenstruktur. Die Regelung des Lieferantriebs hat dann auch einen Einfluss auf die Struktur der Wirkware, weil man dann, wenn der Lieferantrieb eine größere Fadenlänge pro Maschenbildungsvorgang liefert, eine lockerere Wirkware erreichen kann als im Fall von geringerer Fadenlänge pro Maschenbildungsvorgang. Nach Einschalten des Warenabzugs kann die Bedienungsperson dann überprüfen, ob die Wirkware den Anforderungen oder Wünschen entspricht. Sollte dies nicht der Fall sein, kann sie die Vorgabe für die Spannung verändern.

[0013] Vorzugsweise zeigt man einen Fadeneinlaufwert des Lieferantriebs an. Aus der Fadenspannung entsteht ein Fadeneinlaufwert, beispielsweise mm/R, also Millimeter pro Rack. Wenn die Wirkware das gewünschte Aussehen und die gewünschte Haptik aufweist, kann man diesen Fadeneinlaufwert anzeigen, um ihn bei späteren Produktionsvorgängen des gleichen Musters wieder zu verwenden. Die Anzeige kann dabei optisch über ein Display erfolgen. Die Anzeige kann aber auch darin bestehen, dass man den Fadeneinlaufwert ausdruckt oder auf andere Weise speichert. Wichtig ist lediglich, dass der Fadeneinlaufwert später, d.h. bei einer erneuten Produktion des gleichen Musters, zur Verfügung steht und in die Wirkmaschine eingegeben werden kann.

[0014] Vorzugsweise gibt man den vorbestimmten Maximalwert als Bruchteil eines Grundwertes vor. Der Grundwert ist für jede Maschine bekannt und kann vom Hersteller vorgegeben werden. Er ergibt sich beispielsweise aus Messungen an der jeweiligen Kettenwirkmaschine, wobei hier auch Schwankungen berücksichtigt werden können. Man kann dann beispielsweise einen gewissen Prozentsatz des Grundwertes als Spannung vorgeben. Es ist also keine Vorgabe eines absoluten Werts erforderlich.

[0015] Die Aufgabe wird bei einer Kettenwirkmaschine der eingangs genannten Art dadurch gelöst, dass eine Fadenspannungsmesseinrichtung mit einer Steuereinrichtung verbunden ist, die in einer Lernphase den Lieferantrieb regelt.

[0016] Mit der Fadenspannungsmesseinrichtung kann man also, wie oben im Zusammenhang mit dem Verfahren erläutert, die Fadenspannung der Fäden der Kette ermitteln und diese Spannung zur Grundlage der Einstellung des Fadeneinlaufwerts des Lieferantriebs machen. Damit wird zum einen eine Überlastung der Wirkelemente und des Fadenmaterials vermieden. Zum anderen hat der Bediener eine einfache Möglichkeit, um das Aussehen und die Haptik der entstehenden Wirkware zu verändern. Er muss lediglich einen Sollwert verändern, mit dem die Steuereinrichtung den Lieferantrieb regelt.

[0017] Vorzugsweise ist die Fadenspannungsmesseinrichtung an der Fadenausgleichseinrichtung angeordnet. Die Fadenausgleichsanordnung ist bei der Produktion einer Wirkware in einer Kettenwirkmaschine erforderlich, weil sich bei einem Maschenbildungsvorgang ein schwankender Fadenverbrauch ergibt. Die Schwankungen innerhalb dieses Fadenverbrauchs können über die Fadenausgleichseinrichtung ausgeglichen werden. Man kann nun diese Fadenausgleichseinrichtung auf einfache Weise auch dazu verwenden, die Fadenspannung zu ermitteln. Ein "Messen" im Sinne eines numerischen Ergebnisses ist vielfach nicht erforderlich. Die Fadenspannungseinrichtung kann auch an der Befestigung der Fadenausgleicheinrichtung angeordnet sein.

[0018] Vorzugsweise ermittelt die Fadenspannungsmesseinrichtung eine Gesamtspannung von mehreren Fäden. Damit ergibt sich ein gewisser Ausgleich über die Breite der Kettenwirkmaschine. Der Einfluss eines einzelnen Fadens und seiner Spannung wird damit klein gehalten, während die Gesamtspannung von mehreren oder sogar allen Fäden eine aussagekräftige Größe ergibt.

[0019] Hierbei ist bevorzugt, dass die Fadenspannungsmesseinrichtung eine Spannung an einem Fadenkreuz ermittelt. Das Fadenkreuz ist im einfachsten Fall eine federnd gelagerte Stange, über die die Fäden der Kette geleitet werden, bevor sie in den Fadenleitdurchbruch der Legenadeln einlaufen. Das Fadenkreuz hat seine größte Auslenkung dann, wenn die Legenadeln in ihrem Umkehrpunkt hinter den Wirknadeln stehen. In diesem Moment lässt sich die maximale Fadenspannung ermitteln. Die Fadenspannung wird hierbei vorzugsweise an einem feststehenden Teil ermittelt, beispielsweise in einem Bereich zwischen einer Federanordnung, die das Fadenkreuz trägt, und dem Gestell der Kettenwirkmaschine.

[0020] Vorzugsweise ist die Fadenspannungsmesseinrichtung mit der Hauptwelle synchronisiert. Die Fadenspannungsmesseinrichtung kann dann genau in dem oben angegebenen Moment, in dem die Legenadeln ihre größte Entfernung zu den Wirknadeln haben, die entsprechende Spannung ermitteln.

[0021] Die Erfindung wird im Folgenden anhand eines bevorzugten Ausführungsbeispiels in Verbindung mit der Zeichnung beschrieben. Hierin zeigen:
Fig. 1
eine stark schematisierte Ansicht von Teilen einer Kettenwirkmaschine, und
Fig. 2
eine schematische Darstellung von Spannungsverläufen.


[0022] Eine Kettenwirkmaschine 1, von der Teile dargestellt sind, weist Legenadeln 2 auf, die an einer nicht näher dargestellten Legebarre angeordnet sind. Ferner weist die Kettenwirkmaschine Wirknadeln 3 auf, die an einer nicht näher dargestellten Wirknadelbarre angeordnet sind. Im Betrieb der Kettenwirkmaschine werden die Legenadeln 2 und die Wirknadeln 3 relativ zueinander bewegt, um Maschen einer Wirkware zu bilden. Die Relativbewegung weist dabei Abschnitte auf, in denen die Legenadeln 2 durch Gassen zwischen Wirknadeln 3 hindurch bewegt werden, und Abschnitte, in denen die Legenadeln parallel zur Längserstreckung der Wirknadelbarre bewegt werden.

[0023] Bei einer derartigen Bewegung werden Fäden 4, die von einem Kettbaum 5 abgezogen werden, zu Maschen der Wirkware verarbeitet.

[0024] Die Fäden 4 werden zu einem als Stange 6 ausgebildetes Fadenkreuz geleitet. Die Stange ist an einer Federanordnung 7 gelagert. Die Federanordnung 7 erlaubt eine gewisse Beweglichkeit der Stange 6, wenn sich die Spannung der Fäden 4 ändert. Eine derartige Spannungsänderung ergibt sich mindestens einmal pro Maschenbildungszyklus, wie dies aus Fig. 2 zu erkennen ist.

[0025] Fig. 2 zeigt eine erste Kurve 8, die die Spannung eines einzelnen Fadens 4 wiedergibt, und eine zweite Kurve 9, die einen entsprechenden Spannungsverlauf der gesamten Kette wiedergibt. Der in der Kurve 9 dargestellte Spannungsverlauf kann aus der Bewegung der Stange 6 ermittelt werden. Hierzu ist an der Federanordnung 7 ein Sensor 10 angeordnet, der die Spannung der Federanordnung 7 ermittelt und damit die von der Stange 6 auf die Federanordnung 7 aufgebrachte Kraft. Es ist natürlich auch möglich, einen anderen Sensor zu verwenden, um die Spannung der durch die Fäden 4 gebildeten Kette zu ermitteln. Der Sensor 10 kann beispielsweise durch einen Dehnungsmessstreifen gebildet werden, der zwischen einem Gestell 18 der Kettenwirkmaschine und einem am Gestell 19 befestigten Halter 19 der Federanordnung 7 angeordnet ist. Der Sensor befindet sich also an einem unbewegten Teil und er befindet sich außerhalb eines unmittelbar fadenführenden Elements der Kettenwirkmaschine.

[0026] Der Sensor 10 ist mit einer Steuereinrichtung 11 verbunden. Die Steuereinrichtung 11 ist mit einem Lieferantrieb 12 des Kettbaums 5 verbunden.

[0027] Die Kettenwirkmaschine 1 weist eine Hauptwelle 13 auf. Die Hauptwelle 13 ist für die meisten Bewegungen der Wirkwerkzeuge verantwortlich. Sie steuert insbesondere die Bewegungen der Legenadeln 2 und der Wirknadeln 3. Vereinfacht ausgedrückt, bewirkt eine Umdrehung der Hauptwelle 13 in den meisten Fällen einen Maschenbildungsvorgang, so dass pro Umdrehung der Hauptwelle 13 eine Maschenreihe erzeugt wird.

[0028] Ein Drehwinkelsensor 14 erfasst die Drehposition der Hauptwelle 13 und meldet sie ebenfalls an die Steuereinrichtung 11.

[0029] Nicht näher dargestellt ist ein Warenabzug, mit dem die gebildete Wirkware von dem durch die Legenadeln 2 und die Wirknadeln 3 gebildeten Arbeitsbereich abgezogen werden kann.

[0030] Wenn eine Kettenwirkmaschine in Betrieb genommen wird, werden die Fäden 4 in die Legenadeln 2 eingezogen. Dies erfolgt in der Regel bei einer ausgebauten Legebarre, in der die Legenadeln 2 besser zugänglich sind. Nach dem Einziehen der Fäden wird die Legebarre an ihre normale Arbeitsposition verbracht und dort montiert. Eine Bedienungsperson setzt die Maschine dann langsam in Bewegung und kontrolliert zunächst, ob die Legenadeln 2 durch Gassen zwischen den Wirknadeln 3 hindurch laufen können, ohne zu kollidieren. Ggfs. ist eine Korrektur erforderlich.

[0031] Die Bedienungsperson führt dann zunächst einen ersten Maschenbildungsvorgang aus. Danach werden die Fäden 4 von Hand gestrafft. Danach folgen ein oder mehrere weitere Maschenbildungsvorgänge, bis mindestens eine über die Arbeitsbreite der Kettenwirkmaschine 1 durchgehende Maschenreihe gebildet worden ist. Zwischen jedem Maschenbildungsvorgang werden die Fäden 4 von Hand gestrafft.

[0032] Wenn eine durchgehende Maschenbildung erfolgt ist, wird der Lieferantrieb 12 des Kettbaums 5 in Betrieb genommen. Der Kettbaum 5 liefert dann die Fäden 4. Die Maschen werden dann zunächst auf Block gebildet, d.h. sie liegen dicht aneinander. Danach wird der nicht näher dargestellte Warenabzug in Betrieb genommen und die Produktion der Ware kann beginnen.

[0033] Dies setzt allerdings voraus, dass gewisse Parameter der Produktion der Wirkware bekannt sind, insbesondere ein Wert für den so genannten Fadeneinlauf, der typischerweise in mm/R, also Millimeter pro Rack, angegeben wird. Neben der eigentlichen Legung und die Maschendichte, die vom Warenabzug beeinflusst werden kann, ist der Fadeneinlauf ein wichtiger Wert bei der Produktion der Wirkware.

[0034] Wenn ein neues Muster erzeugt werden soll, steht der Wert des Fadeneinlaufs nicht zur Verfügung. Der Fadeneinlauf wird mit Erfahrung und Gefühl der Bedienungsperson eingestellt. Hierbei besteht bei jedem Arbeitsschritt ein Risiko durch Bedienungsfehler und mangelnde Sachkenntnis. Daraus können Schäden an den Wirkelementen, also den Legenadeln 2 und den Wirknadeln 3, resultieren. Darüber hinaus können auch die Fäden 4 beschädigt werden.

[0035] Um dieses Problem zu entschärfen, ermittelt man mit Hilfe des Sensors 10 eine Spannung der zulaufenden Fäden 4 und meldet diese Ist-Spannung an die Steuereinrichtung 11 weiter. Die Steuereinrichtung 11 vergleicht die Ist-Spannung mit einer vorgebbaren Soll-Spannung und regelt nun den Lieferantrieb 12 so, dass diese Soll-Spannung, die einen vorbestimmbaren Maximalwert darstellt, nicht überschritten wird.

[0036] Wenn der Lieferantrieb 12 so angesteuert wird, dass er mehr Fäden 4, also eine größere Fadenlänge pro Rack, liefert, dann sinkt die Spannung. Wenn der Lieferantrieb 12 so angetrieben wird, dass er weniger Fäden, also eine kleinere Fadenlänge pro Rack, liefert, dann steigt die Spannung. Durch diese automatisierte Vorgehensweise kann man erreichen, dass sich die Kettenwirkmaschine sozusagen von selbst an den richtigen Wert des Fadeneinlaufs herantastet.

[0037] Dieser "Lernvorgang" wird fortgesetzt, wenn der Warenabzug eingeschaltet wird und die Maschen größer werden. Damit wird für jede Masche auch eine größere Länge der Fäden 4 gebraucht. Dementsprechend muss der Lieferantrieb den Kettbaum 5 etwas schneller drehen, um eine größere Länge der Fäden 4 pro Maschenbildungsvorgang zu liefern. Auch hier wird die Spannung ermittelt und der Lieferantrieb 12 wird so geregelt, dass eine maximale Spannung nicht überschritten wird.

[0038] Die Spannung muss nicht als absoluter Wert eingegeben werden. Jede Kettenwirkmaschine 1 weist üblicherweise einen Grundwert auf, der beispielsweise vom Hersteller vorgegeben oder bei einer ersten Inbetriebnahme der Kettenwirkmaschine ermittelt werden kann. Die Bedienungsperson kann dann über eine Eingabeeinrichtung 15 beispielsweise einen prozentualen Anteil dieses Grundwerts, also einen Bruchteil, vorgeben, um die maximale Spannung einzustellen. Die Bedienungsperson kann dann visuell oder durch Fühlen kontrollieren, ob dieser Spannungswert die gewünschte Qualität der Wirkware ergeben hat. Sollte dies nicht der Fall sein, kann über die Eingabeeinrichtung 15 der Prozentwert geändert werden.

[0039] Sobald die Wirkware mit der zufriedenstellenden Qualität produziert worden ist, kann der Wert des Fadeneinlaufs über eine Anzeigeeinrichtung 16 angezeigt werden. Die Anzeigeeinrichtung ist hier schematisch dargestellt. Es ist nicht notwendig, hier unbedingt einen Display oder einen Drucker zu verwenden. Es ist auch möglich, den Wert des Fadeneinlaufs lediglich abzuspeichern, so dass der gespeicherte Wert dann für spätere Produktionsvorgänge zur Verfügung steht.

[0040] Mit dem Wert des Fadeneinlaufs können dann spätere Wirkwaren, die das gleiche Muster beinhalten, produziert werden.

[0041] Der geschilderte Vorgang läuft vorzugsweise im Kriechgang ab, so dass die Bedienungsperson bei langsamer Geschwindigkeit fortlaufend kontrollieren kann, ob die Wirkware mit dem gewünschten Aussehen und der gewünschten Haptik tatsächlich produziert wird.

[0042] Das Fadenkreuz mit der Stange 6 und der Federeinrichtung 7 bildet eine Fadenausgleichseinrichtung, die im Betrieb benötigt wird, um den bei einem Maschenbildungsvorgang schwankenden Fadenverbrauch auszugleichen. Man kann sie nun zusätzlich verwenden, um die Spannung der Fäden fortlaufend zu ermitteln.

[0043] Wie aus den Kurven der Fig. 2 zu erkennen ist, schwankt die Spannung der Fäden 4 in einem Maschenbildungsvorgang ganz erheblich. Dies liegt daran, dass in einem Maschenbildungsvorgang der Fadenverbrauch ebenfalls schwankt. Die Spannung ist am größten, wenn sich die Legenadeln 2 an einem Umkehrpunkt hinter den Wirknadeln 3 befinden, und zwar auf der Seite des Hakens 17 der Wirknadeln 3. Hier haben die Legenadeln 2 gegenüber den Wirknadeln 3 die größte Auslenkung. Durch den Drehwinkelsensor 14, der die Drehwinkelposition der Hauptwelle 3 erfasst, ist es nun möglich, diese Position der Legenadeln 2 zu erfassen, so dass die Steuereinrichtung 11 den entsprechenden Spannungswert auch nur zu diesem Zeitpunkt erfasst. Die Steuereinrichtung 11 bildet also sozusagen eine Momentaufnahme der Spannung an einem Zeitpunkt, an dem sich die Hauptwelle 13 in einer vorbestimmten Drehwinkellage befindet, und vergleicht lediglich die Spannung zu diesem Zeitpunkt mit dem vorbestimmen oder vorbestimmbaren Maximalwert.


Ansprüche

1. Verfahren zum Einarbeiten einer Kettenwirkmaschine (1) mit einem neuen Muster, bei dem man Fäden (4) einer Kette in Legenadeln (2) einzieht und man durch zusammenwirken der Legenadeln (2) mit Wirknadeln (3) mindestens eine Maschenreihe bildet, dadurch gekennzeichnet, dass man eine Spannung der zulaufenden Fäden (4) ermittelt und auf einen vorbestimmbaren Maximalwert begrenzt.
 
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass man die Maschenreihe im Kriechgang bildet.
 
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass man die Spannung zu einem Zeitpunkt ermittelt, an dem die Legenadeln (2) ihren Umkehrpunkt hinter den Wirknadeln (3) erreicht haben.
 
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass man die Spannung durch Regelung eines Lieferantriebs (12) einstellt.
 
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass man einen Warenabzug einschaltet und nach Einschalten des Warenabzugs die Regelung des Lieferantriebs (12) für eine vorbestimmte Zeit fortsetzt.
 
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass man einen Fadeneinlaufwert des Lieferantriebs (12) anzeigt.
 
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass man den vorbestimmten Maximalwert als Bruchteil eines Grundwertes vorgibt.
 
8. Kettenwirkmaschine (1) mit einer Hauptwelle (13), mindestens einer Legebarre, einer Wirknadelbarre, mindestens einer Fadenausgleichseinrichtung (6, 7), mindestens einem Lieferantrieb (12) und mindestens einem Warenabzug, dadurch gekennzeichnet, dass eine Fadenspannungsmesseinrichtung (10) mit einer Steuereinrichtung (11) verbunden ist, die in einer Lernphase den Lieferantrieb (12) regelt.
 
9. Kettenwirkmaschine nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass die Fadenspannungsmesseinrichtung (10) an der Fadenausgleichseinrichtung (6, 7) angeordnet ist.
 
10. Kettenwirkmaschine nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, dass die Fadenspannungsmesseinrichtung (10) eine Gesamtspannung von mehreren Fäden (4) ermittelt.
 
11. Kettenwirkmaschine nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, dass die Fadenspannungsmesseinrichtung (10) eine Spannung an eine Fadenkreuz (6) ermittelt.
 
12. Kettenwirkmaschine nach einem der Ansprüche 8 bis 11, dadurch gekennzeichnet, dass die Fadenspannungsmesseinrichtung (10) mit der Hauptwelle (13) synchronisiert ist.
 




Zeichnung










Recherchenbericht















Recherchenbericht