[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft verschiedene Varianten einer Seitenkanalpumpe
mit einem in einem Gehäuse rotierenden Laufrad, wobei das Laufrad eine Mehrzahl von
Zellen ausbildet, welche durch sich von einer Nabe forterstreckende Schaufeln voneinander
getrennt sind, und welche einen in dem Gehäuse geführten Seitenkanal außermittig überstreichen,
welcher von einer Saugleitung in Rotationsrichtung des Laufrads radial um die Nabe
herum bis zu einer Druckleitung verläuft, sowie verschiedene Verfahren zum Betrieb
einer solchen Seitenkanalpumpe.
[0002] Eine herkömmliche, im konkreten Fall zweistufige, Seitenkanalpumpe ist etwa aus der
DE 44 15 566 C2 vorbekannt. Das Prinzip der Seitenkanalpumpe entwickelte sich zu Beginn des zwanzigsten
Jahrhunderts aus der Wasserringpumpe und ist insoweit bereits seit langem bekannt.
Ihr Einsatzgebiet liegt traditionell bei den kleineren und mittleren Förderströmen.
[0003] Die Seitenkanalpumpe weist an einem Gehäuse eine Saugleitung und eine Druckleitung
auf, welche über den Seitenkanal miteinander verbunden sind. Der Seitenkanal läuft
radial etwa eine dreiviertel Umdrehung um die Nabe eines Laufrads herum, wobei die
Schaufeln des Laufrads außermittig in den gegenüber dem Laufweg der Schaufeln seitlich
versetzten, also exzentrischen Seitenkanal eingreifen.
[0004] In dem Seitenkanal bildet sich während des Betriebs der Seitenkanalpumpe aufgrund
von Zentrifugalkräften ein für die Saugwirkung der Pumpe wesentlicher umlaufender
Flüssigkeitsring. Soweit das Medium auch Gas aufweist, sammelt sich dieses im Inneren
der Zellen des Laufrads, nahe der Nabe.
[0005] Im Rahmen der Forschung an den bekannten Seitenkanalpumpen hat sich gezeigt, dass
sie sich durch Modifikationen auch für andere Einsatzzwecke in besonderem Maße eignen.
So liegt der vorliegenden Erfindung die Aufgabe zu Grunde, die Seitenkanalpumpe so
zu modifizieren, dass sie auch auf anderen Gebieten als zu reinen Förderzwecken bei
kleineren und mittleren Medienströmen sinnvoll eingesetzt werden kann.
[0006] Gelöst wird diese Aufgabe durch eine Seitenkanalpumpe gemäß den Merkmalen des Anspruchs
1, sowie des nebengeordneten Anspruchs 2. Eine sinnvolle Ausgestaltung solcher Seitenkanalpumpen
kann dem Unteranspruch 3 entnommen werden. Ferner löst diese Aufgabe ein Verfahren
zum Betrieb einer Seitenkanalpumpe gemäß den Merkmalen der Verfahrensansprüche 4 oder
5, die wiederum ihrerseits durch den Unteranspruch 6 weitergebildet werden. Schließlich
löst diese Aufgabe auch ein Verfahren zum Betrieb einer Seitenkanalpumpe gemäß den
Merkmalen des weiter nebengeordneten Verfahrensanspruchs 7.
[0007] Erfindungsgemäß ist vorgesehen, zunächst von einer herkömmlichen Seitenkanalpumpe
auszugehen, welche ein Laufrad und einen exzentrischen Seitenkanal aufweist, der wiederum
von einer Saugleitung in Stromrichtung hin zu einer Druckleitung verläuft. Während
der Seitenkanal das Laufrad einmal zu gut drei Vierteln umläuft, treten axial benachbart
zu dem Laufrad Leckageströme an Stellen auf, an denen das Medium an sich nicht entlanggeführt
wird. Diese verlaufen seitlich entlang der Nabe des Laufrads, sowie in dem kurzen
Bereich in Drehrichtung des Laufrads nach der Druckleitung und vor der Saugleitung.
Die Erfindung macht sich diese Leckageströme zu Nutze. Je nach eingestelltem Betriebspunkt
entsteht in dem beschriebenen Leckagebereich ein Unterdruck oder ein Überdruck. Dieser
kann über einen Zusatzanschluss verfügbar gemacht werden, welcher in diesem Leckagebereich
angeordnet wird.
[0008] Der Gesamtdruck Pt ist gemäß der Gleichung von Bernoulli eine Summe aus dynamischem
und statischem Druck:

[0009] Im ungedrosselten Zustand des Systems, wenn also der Gesamtdruck an der Saugleitung
gleich dem Gesamtdruck an der Druckleitung ist, sinkt der statische Druck unter den
Umgebungsdruck und an dem Zusatzanschluss tritt eine Saugwirkung auf. Bei einer Drosselung
der Seitenkanalpumpe erhöht sich der Gesamtdruck und damit auch der statische Druck.
Wenn der statische Druck den Umgebungsdruck übersteigt, wird Medium über den Zusatzanschluss
nach außen gedrückt und kann auf diese Weise entnommen werden.
[0010] In einer speziellen Anpassung kann zur Erzeugung eines Vakuums ein identischer Druck
auf der Druckleitung wie auf der Saugleitung erzeugt werden, indem zwischen der Druckleitung
und der Saugleitung ein gemeinsames Reservoir angelegt wird, aus welchem ein Medium
in die Saugleitung gefördert wird, die Seitenkanalpumpe durchläuft und wieder über
die Druckleitung in das Reservoir eingefördert wird. Hierdurch liegt an beiden Leitungen
der gleiche Druck an, da sich dieser durch das Ein- und Ausfördern nicht verändert,
und an dem Zusatzanschluss stellt sich ein Unterdruck ein. Durch den Anschluss einer
Zusatzleitung an den Zusatzanschluss kann ein Unterdruck in einem beliebigen anderen
System angelegt werden, die Lösung kann als Vakuumpumpe betrieben werden.
[0011] Ein Einsatz der erfindungsgemäß modifizierten Seitenkanalpumpe als Dosierpumpe ist
dadurch möglich, dass bei etwa gleichen Druckverhältnissen in der Saugleitung und
in der Druckleitung ein zusätzliches Medium über den Zusatzanschluss herangeführt
wird. Durch ein exaktes Einstellen der Druckverhältnisse über ein Ventil an der Druckleitung
kann eingestellt werden, wieviel des zusätzlichen Mediums in das Innere der modifizierten
Seitenkanalpumpe eingeleitet werden, so dass eine exakte Zudosierung möglich ist.
[0012] Wird bei einer solchen Konfiguration das Ventil an der Druckleitung weiter geschlossen,
so steigt der Druck in der Druckleitung an und es stellt sich ein Ungleichgewicht
ein. Da hierdurch der Druck in der Seitenkanalpumpe ansteigt, kann der Zusatzanschluss
nun zur Probenentnahme des geförderten Mediums eingesetzt werden, indem je nach Ventilstellung
an der Druckleitung eine kleinere oder größere Menge des geförderten Mediums austritt.
[0013] In Weiterbildung dieser beiden vorbeschriebenen Verfahrensausprägungen kann auch
dem Zusatzanschluss bzw. einer daran angeschlossenen Zusatzleitung ein Ventil zugeordnet
sein, um den Zu- oder Abstrom über den Zusatzanschluss zu steuern.
[0014] Die vorstehend beschriebene Erfindung wird im Folgenden anhand eines Ausführungsbeispiels
näher erläutert.
[0015] Es zeigen
- Figur 1
- eine erfindungsgemäß modifizierte Seitenkanalpumpe in einer Querschnittsdarstellung
quer zur Rotationsachse des Laufrads,
- Figur 2
- die modifizierte Seitenkanalpumpe gemäß Figur 1 in einer Querschnittsdarstellung längs
der Rotationsachse des Laufrads,
- Figur 3
- die Verwendung einer erfindungsgemäß modifizierten Seitenkanalpumpe als Dosierpumpe
oder zu Probeentnahmezwecken in einem Prinzipschaltbild, sowie
- Figur 4
- die Verwendung einer erfindungsgemäß modifizierten Seitenkanalpumpe als Vakuumpumpe
in einem Prinzipschaltbild.
[0016] Figur 1 zeigt eine erfindungsgemäß modifizierte Seitenkanalpumpe 1, welche in einem
Gehäuse 5 ein motorisch angetriebenes, rotierbar aufgenommenes Laufrad 2 aufweist.
Das Laufrad 2 füllt im Wesentlichen das Gehäuse 5, durchgreift aber auch einen in
dem Gehäuse 5 halbkreisförmig um den Umfang des Laufrads 2 herumgeführten und axial
exzentrisch angeordneten Seitenkanal 6.
[0017] Das zu fördernde Medium wird über eine Saugleitung 8 herangeführt und um das Laufrad
herum zu einer Druckleitung 9 geführt. Das Laufrad 2 dreht sich hierbei um eine Drehachse
und weist eine Nabe 4 auf, von welcher aus sich Schaufeln 3 radial forterstrecken
und damit zwischen sich, der Nabe 4 und dem Gehäuse 5 Zellen ausbilden, in denen das
Medium weitergefördert wird. Durch die Ausprägung des exzentrischen Seitenkanals 6
jedoch wird das zu fördernde Medium zwischen den Zellen des Laufrads und dem Seitenkanal
6 hin und her bewegt. Der Seitenkanal 6 schließt sich hierbei nicht um den vollen
Umfang des Laufrades, sondern ist in Drehrichtung des Laufrads zwischen Druckleitung
9 und Saugleitung 8 unterbrochen. An dieser Stelle geht der Seitenkanal 6 in die Druckleitung
9 über. Durch die mehrstufige Wirkung der Seitenkanalpumpe entsteht ein hoher Druck
im Vergleich zu baugleichen Zentrifugalpumpen.
[0018] Dieser bei Seitenkanalpumpen 1 prinzipiell auftretende Effekt wird begleitet von
einer Leckageströmung 7, bei der das Medium an der Nabe 4 vorbei geführt wird, weil
ein gewisser Abstand in axialer Richtung zwischen dem Laufrad und der Wand des Gehäuses
5 besteht. Diese Leckageströmung 7 und die Druckverhältnisse im Gehäuse 5 macht sich
die erfindungsgemäß modifizierte Seitenkanalpumpe 1 zunutze. Mittig im Bereich der
Nabe oder im Bereich zwischen der Druckleitung 9 und der Saugleitung 8 ist ein Zusatzanschluss
10 vorgesehen, mit dem die besonderen Druckverhältnisse innerhalb der Seitenkanalpumpe
1 ausgenutzt werden können.
[0019] Figur 2 zeigt diesen Zusatzanschluss 10 nochmals in einer seitlichen Querschnittsdarstellung,
wobei verdeutlicht wird, dass die Leckageströmung 7 in axialer Richtung seitlich neben
dem Laufrad 2 als eine Art Bypass zwischen verschiedenen Abschnitten des Seitenkanals
6 auftritt.
[0020] Bei einem Einsatz der erfindungsgemäß modifizierten Seitenkanalpumpe 1 gemäß Figur
3 ist an der Druckleitung 9 ein Ventil 13 vorgesehen, während an dem Zusatzanschluss
10 nunmehr eine Zusatzleitung 14 zu einem Behälter 11 geführt ist. In einem ersten
Betriebsmodus kann die modifizierte Seitenkanalpumpe 1 als Dosierpumpe eingesetzt
werden, indem der Druck P1 in der Saugleitung 8 etwa gleich dem Druck P2 in der Druckleitung
eingestellt wird, was über das Ventil 13 erfolgen kann. In diesem Betriebspunkt ergibt
sich aufgrund des niedrigen statischen Drucks, der unterhalb des Umgebungsdrucks sinkt,
ein Unterdruck am Zusatzanschluss 10, so dass über die Zusatzleitung 14 ein in dem
Behälter 11 vorgehaltenes Medium angesaugt und auf diese Weise in den Medienstrom
der Seitenkanalpumpe 1 zudosiert werden kann. Ein Ventil 12 kann ferner zur Begrenzung
der Zudosierung dienen.
[0021] Wird dagegen das Ventil 13 weiter geschlossen, so dass der Druck P2 in der Druckleitung
9 steigt, so steigt auch der statische Druck in der Seitenkanalpumpe 1 und es entsteht
ein Überdruck am Zusatzanschluss 10. Im Ergebnis kann dann Medium aus der Seitenkanalpumpe
1 in den Behälter 11 ausgefördert werden und die Anordnung eignet sich bei dieser
Konfiguration zur Probenentnahme. Auch hier dient das Ventil 12 zur Begrenzung des
Stroms, dieses Mal jedoch des Entnahmestroms aus der Seitenkanalpumpe 1 heraus.
[0022] In einer besonderen Ausgestaltung gemäß Figur 4 kann die modifizierte Seitenkanalpumpe
zu einer Vakuumpumpe umfunktioniert werden. Durch einen dauerhaften Druckausgleich
zwischen Druckleitung 9 und Saugleitung 8, welche durch ein gemeinsames mit der Druckleitung
9 und der Saugleitung 8 verbundenes, nicht gasdicht abgeschlossenes oder entlüftbares
Reservoir 15 realisiert werden kann, liegt an dem Zusatzanschluss 10 und damit an
der Zusatzleitung 14 dauerhaft ein Unterdruck, so dass die Seitenkanalpumpe 14 als
Vakuumpumpe eingesetzt werden kann. Eine solche Konfiguration kann auch direkt baueinheitlich
in einem festen Gehäuse umgesetzt werden, so dass eine spezialisierte Vakuumpumpe
realisiert werden kann, bei der das in der Seitenkanalpumpe 1 geförderte Hilfsmedium
die Gesamtanordnung nicht verlässt.
[0023] Vorstehend beschrieben ist somit eine modifizierte Seitenkanalpumpe, welche sich
die in der Seitenkanalpumpe auftretenden Effekte zunutze macht und einen Zusatzanschluss
realisiert, um die in der Seitenkanalpumpe auftretenden Druckverhältnisse nach außen
hin für unterschiedliche Anwendungen einer solchen modifizierten Seitenkanalpumpe
nutzbar zu machen.
BEZUGSZEICHENLISTE
[0024]
- 1
- Seitenkanalpumpe
- 2
- Laufrad
- 3
- Schaufel
- 4
- Nabe
- 5
- Gehäuse
- 6
- Seitenkanal
- 7
- Leckageströmung
- 8
- Saugleitung
- 9
- Druckleitung
- 10
- Zusatzanschluss
- 11
- Behälter
- 12
- Ventil
- 13
- Ventil
- 14
- Zusatzleitung
- 15
- Reservoir
- P1
- Druck in der Saugleitung
- P2
- Druck in der Druckleitung
1. Seitenkanalpumpe mit einem in einem Gehäuse (5) rotierenden Laufrad (2), wobei das
Laufrad (2) eine Mehrzahl von Zellen ausbildet, welche durch sich von einer Nabe (4)
forterstreckende Schaufeln (3) voneinander getrennt sind, und welche einen in dem
Gehäuse (5) geführten Seitenkanal (6) außermittig überstreichen, welcher von einer
Saugleitung (8) in Rotationsrichtung des Laufrads (2) radial um die Nabe (4) herum
bis zu einer Druckleitung (9) verläuft,
dadurch gekennzeichnet, dass in Axialrichtung zwischen dem Gehäuse (5) und der Nabe (4) ein Leckagebereich ausgebildet
ist, wobei dem Gehäuse (5) ein in diesen Leckagebereich mündender Zusatzanschluss
(10) zugeordnet ist.
2. Seitenkanalpumpe mit einem in einem Gehäuse (5) rotierenden Laufrad (2), wobei das
Laufrad (2) eine Mehrzahl von Zellen ausbildet, welche durch sich von einer Nabe (4)
forterstreckende Schaufeln (3) voneinander getrennt sind, und welche einen in dem
Gehäuse (5) geführten Seitenkanal (6) außermittig überstreichen, welcher von einer
Saugleitung (8) in Rotationsrichtung des Laufrads (2) radial um die Nabe (4) herum
bis zu einer Druckleitung (9) verläuft,
dadurch gekennzeichnet, dass radial in Gegenstromrichtung zwischen Saugleitung (8) und Druckleitung (9), sowie
in Axialrichtung zwischen dem Gehäuse (5) und den Schaufeln (3) ein Leckagebereich
ausgebildet ist, wobei dem Gehäuse (5) ein in diesen Leckagebereich mündender Zusatzanschluss
(10) zugeordnet ist.
3. Seitenkanalpumpe gemäß einem der Ansprüche 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Druckleitung (9) und die Saugleitung (8) mit einem gemeinsamen Reservoir (15)
eines in der Seitenkanalpumpe (1) geförderten Mediums verbunden sind.
4. Verfahren zum Betrieb einer Seitenkanalpumpe (1) gemäß einem der Ansprüche 1 oder
2 als Dosierpumpe, dadurch gekennzeichnet, dass ein der Druckleitung (9) zugeordnetes Ventil (13) derart eingestellt wird, dass der
Druck in der Saugleitung (P1) zumindest näherungsweise dem Druck in der Druckleitung
(P2) entspricht und der Zusatzanschluss (10) über eine Zusatzleitung (14) mit einem
Behälter (11) mit einem zuzudosierenden Medium verbunden wird.
5. Verfahren zum Betrieb einer Seitenkanalpumpe (1) gemäß einem der Ansprüche 1 oder
2 zur Probenentnahme aus der Saugleitung, dadurch gekennzeichnet, dass ein der Druckleitung (9) zugeordnetes Ventil (13) derart eingestellt wird, dass der
Druck in der Saugleitung (P1) kleiner als der Druck in der Druckleitung (P2) ist,
wobei eine Probenentnahme über eine mit dem Zusatzanschluss (10) verbundene Zusatzleitung
(14) erfolgt.
6. Verfahren gemäß einem der Ansprüche 4 oder 5, dadurch gekennzeichnet, dass der Zu- oder Abfluss über die Zusatzleitung (14) zur Kontrolle der Zudosierung oder
Probenentnahme mit einem Ventil (12) gesteuert wird.
7. Verfahren zum Betrieb einer Seitenkanalpumpe (1) gemäß Anspruch 3 als Vakuumpumpe,
wobei dem Zusatzanschluss (10) eine Zusatzleitung (14) zugeordnet wird, an welcher
ein Unterdruck anliegt.