[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur beweiskräftigen Erfassung von
Verkehrsverstößen eines Fahrzeugs, insbesondere Kraftfahrzeugs, nach dem Oberbegriff
des Anspruchs 1. Weiterhin betrifft die Erfindung eine Vorrichtung zur beweiskräftigen
Erfassung von Verkehrsverstößen eines Fahrzeugs, insbesondere Kraftfahrzeugs, nach
dem Oberbegriff des Anspruchs 10.
[0002] Verfahren und Vorrichtungen zur beweiskräftigen Erfassung von Verkehrsverstößen,
insbesondere zum Beispiel Rotlichtverstöße und Geschwindigkeitsverstöße, eines Fahrzeugs
sind aus dem Stand der Technik in zahlreichen Ausgestaltungen bekannt.
[0003] Beispielhaft sei ein in der
EP 1 301 895 B1 offenbartes automatisches Überwachungs- und Meldesystem für Verkehrsdelikte, insbesondere
für Rotlichtverstöße und Geschwindigkeitsverstöße, genannt, das an einem festen Verkehrsort,
beispielsweise einer Verkehrskreuzung, montiert ist und ein digitales Kamerasystem
sowie eine elektronische Datenverarbeitungseinheit aufweist, wobei ein potenzieller
Verkehrsverstoß, zum Beispiel das Fahren mit zu hoher Geschwindigkeit oder das Durchfahren
einer rot geschalteten Ampelkreuzung, mittels Sensoren überwacht wird und im Falle
eines festgestellten Verkehrsverstoßes mehrere digitale Bildaufnahmen von dem Fahrzeug
erstellt werden, die mittels der Datenverarbeitungseinheit eine Identifizierung des
Fahrzeugs anhand einer Kennzeichenerkennung und eine Identifizierung des Fahrzeugführers
anhand einer Gesichtserkennung erlauben.
[0004] Des Weiteren ist aus der
US 2015/0363650 A1 ein Verfahren zur Meldung und Ahndung eines Verkehrsverstoßes aufgrund einer unerlaubten
Nutzung eines elektronischen Geräts, zum Beispiel eines Mobiltelefons, Smartphones,
Tablets, Navigationsgeräts und dergleichen, durch den Fahrzeugführer während der Fahrt
bekannt. Die Nutzung solcher elektronischen Geräte von dem Fahrzeugführer während
der Fahrt führt regelmäßig zu einer erheblichen Ablenkung des Fahrzeugführers vom
Verkehrsgeschehen mit dem hieraus resultierenden hohen Risiko, einen Verkehrsunfall
zu verursachen. Das Verfahren sieht in einem ersten Schritt die Beobachtung von Fahrzeugführern
während ihrer Fahrt durch einen Streifenbeamten vor und in einem zweiten Schritt das
Erstellen mehrerer Bildaufnahmen mittels einer durch denselben Streifenbeamten bedienten
Bildaufnahmevorrichtung, wobei die Bildaufnahmen das Fahrzeug, den Fahrzeugführer
und ein Kennzeichen des Fahrzeugs abbilden. Die Bildaufnahmen werden anschließend
in elektronischer Form an eine Auswertestelle übertragen, wo sie manuell oder automatisch,
zum Beispiel mittels optischer Zeichenerkennung (OCR) des Fahrzeugkennzeichens, ausgewertet
werden.
[0005] Die Erfassung und Speicherung personenbezogener Daten durch automatische Verkehrsüberwachungssysteme
stellt insbesondere in dem Fall, in dem gar kein Verkehrsverstoß begründet vorliegt,
eine Verletzung des Rechts auf die informationelle Selbstbestimmung dar, nach dem
jeder Einzelne grundsätzlich selbst über die Preisgabe und Verwendung seiner personenbezogenen
Daten bestimmt. Andererseits ist der Einsatz automatischer, maschineller Verkehrsüberwachungssysteme
gegenüber einer personengebundenen Überwachung beispielsweise durch einen Streifenbeamten
unter anderem erheblich zuverlässiger, leistungsfähiger und kosteneffizienter.
[0006] Vor diesem Hintergrund liegt der vorliegenden Erfindung die Aufgabe zugrunde, ein
Verfahren sowie eine Vorrichtung zur beweiskräftigen Erfassung von Verkehrsverstößen
eines Fahrzeugs, insbesondere Kraftfahrzeugs, bereitzustellen, die einerseits das
Recht auf die informationelle Selbstbestimmung der Verkehrsteilnehmer, insbesondere
der das Verkehrsgeschehen in wesentlichem Maße bestimmenden Fahrzeugführer, hinreichend
berücksichtigen und dennoch zuverlässig, leistungsfähig und kosteneffizient sind.
[0007] Diese Aufgabe wird durch ein Verfahren mit den Merkmalen des Anspruchs 1 sowie durch
eine Vorrichtung mit den Merkmalen des Anspruchs 10 gelöst. Weitere besonders vorteilhafte
Ausgestaltungen der Erfindung offenbaren die jeweiligen Unteransprüche.
[0008] Es ist darauf hinzuweisen, dass die in der nachfolgenden Beschreibung einzeln aufgeführten
Merkmale in beliebiger, technisch sinnvoller Weise miteinander kombiniert werden können
und weitere Ausgestaltungen der Erfindung aufzeigen. Die Beschreibung charakterisiert
und spezifiziert die Erfindung insbesondere im Zusammenhang mit den Figuren zusätzlich.
[0009] Bei einem erfindungsgemäßen Verfahren zur Erfassung von Verkehrsverstößen eines zu
erfassenden Fahrzeugs werden mittels wenigstens einer elektronischen Messwerterfassungseinrichtung
während eines Erfassungszeitraums Messwerte wenigstens einer Messgröße von dem zu
erfassenden Fahrzeug aufgenommen. Des Weiteren werden für diejenigen Messwerte derselben
Messgröße, die an sich noch keinen Verkehrsverstoß begründen, mittels wenigstens einer
elektronischen Rechen- und Speichereinheit Abweichungen von einem vorherbestimmbaren
Vergleichswert ermittelt und diese Abweichungen mit wenigstens einem vorherbestimmbaren
Schwellenwert verglichen. Hierbei begründet ein Überschreiten des wenigstens einen
vorherbestimmbaren Schwellenwerts während des Erfassungszeitraums einen Anfangsverdacht
für einen Verkehrsverstoß. Wird der vorherbestimmbare Schwellenwert während des Erfassungszeitraums
demnach nicht überschritten, wird auch kein Anfangsverdacht für einen Verkehrsverstoß
begründet festgestellt. Hierbei ist zu verstehen, dass je nach Anwendungsfall bereits
ein einmaliges Überschreiten des vorherbestimmbaren Schwellenwerts zur Begründung
des Anfangsverdachts für einen Verkehrsverstoß ausreichen kann, in wiederum anderen
Anwendungsfällen aber auch erst ein mehrmaliges Überschreiten zur begründeten Feststellung
des Anfangsverdachts führen kann. In jedem Fall kann gemäß der vorliegenden Erfindung
wenigstens ein einmaliges Überschreiten des wenigstens einen vorherbestimmbaren Schwellenwerts
während des Erfassungszeitraums zu einer begründeten Feststellung eines Anfangsverdachts
für das Vorliegen eines Verkehrsverstoßes führen.
[0010] Da gemäß der vorstehenden Definition für das erfindungsgemäße Verfahren die aufgenommenen
Messwerte an sich keinen Verkehrsverstoß begründen, das heißt keine an dem Erfassungsort
geltenden (gesetzlichen) Verkehrsregeln verletzen, folgt, dass bei dem erfindungsgemäßen
Verfahren sowohl der wenigstens eine vorherbestimmbare Vergleichswert als auch der
wenigstens eine vorherbestimmbare Schwellenwert an sich wertemäßig ebenfalls innerhalb
bezüglich der im Erfassungszeitraum bzw. Straßenerfassungsabschnitt geltender (gesetzlicher)
Verkehrsbestimmungen liegen.
[0011] Es ist jedoch zu verstehen, dass das erfindungsgemäße Verfahren auch zur Überwachung
unmittelbar eindeutiger Verkehrsverstöße (unmittelbare Verletzung geltender Verkehrsbestimmungen)
eingesetzt werden kann, indem zum Beispiel der Vergleichswert auf einen den Verkehrsverstoß
definierenden Grenzwert, zum Beispiel eine zulässige Höchstgeschwindigkeit, einen
zulässigen Mindestabstand zu einem vor dem zu erfassenden Fahrzeug fahrenden weiteren
Fahrzeug, eine bestimmte Ortslage auf der Fahrbahn, die das zu erfassende Fahrzeug
nicht überschreiten darf (z. B. Sperrflächen, durchgezogene Fahrbahnlinien und dergleichen)
etc., festgelegt wird und durch den Schwellenwert ein gewisser Toleranzbereich, beispielsweise
zur Abbildung von Messungenauigkeiten der Messwerterfassungseinrichtung, definiert
wird, dessen einmaliges Überschreiten zur eindeutigen, unmittelbaren Feststellung
des Verkehrsverstoßes führt und eine beweiskräftige Dokumentation im Sinne der vorliegenden
Erfindung nach sich zieht.
[0012] Als Überschreiten des Schwellenwerts ist im Sinne der vorliegenden Erfindung sowohl
eine Zunahme einer festgestellten Abweichung ausgehend von einem Wert unterhalb des
Schwellenwerts bis über diesen hinaus als auch eine Abnahme der Abweichung ausgehend
von einem Wert oberhalb des Schwellenwerts bis unter diesen zu verstehen. Demnach
resultieren beispielsweise eine Zunahme einer festgestellten Abweichung der Messwerte
vom vorherbestimmbaren Vergleichswert ausgehend von einem Wert unterhalb des vorherbestimmbaren
Schwellenwerts bis über diesen hinaus und eine anschließende Abnahme dieser Abweichung
wieder bis unter diesen Schwellenwert folglich in zwei Überschreitungen des Schwellenwerts.
[0013] Das Verfahren gemäß der Erfindung sieht weiterhin vor, dass der Verkehrsverstoß ausschließlich
nach Vorliegen des begründeten Anfangsverdachts beweiskräftig dokumentiert wird. Ansonsten,
das heißt wenn innerhalb des Erfassungszeitraums kein Anfangsverdacht begründet festgestellt
werden kann, werden von der Rechen- und Speichereinheit während des Erfassungszeitraums
eventuell gespeicherte Daten über das zu erfassende Fahrzeug automatisch rückstandslos
aus der Rechen- und Speichereinheit gelöscht.
[0014] Das erfindungsgemäße Verfahren ist somit in der Lage, einen begründeten Anfangsverdacht
maschinell (d. h. automatisch und kosteneffizient), zuverlässig und genau festzustellen,
selbst wenn die aufgenommenen Messwerte des zu erfassenden Fahrzeugs an sich zunächst
gar keinen unmittelbar eindeutigen Verkehrsverstoß, wie zum Beispiel eine (einmalige)
Überschreitung einer zulässigen Höchstgeschwindigkeit, eine Unterschreitung eines
Mindestabstands zu einem vor dem zu erfassenden Fahrzeug fahrenden zweiten Fahrzeug,
ein Einfahren in einen mittels einer rot geschalteten Ampel und/oder eines entsprechenden
Verkehrszeichens gesperrten Fahrbahnabschnitts, ein Überfahren einer gesondert gekennzeichneten
Fahrbahnsperrfläche und/oder einer durchgezogenen Fahrbahnlinie und dergleichen, darlegen.
Gleichzeitig berücksichtigt das erfindungsgemäße Verfahren aber auch in hinreichender
Weise das Recht auf die informationelle Selbstbestimmung der von dem Fahrzeug beförderten
Fahrzeuginsassen, da ein Verkehrsverstoß lediglich ausschließlich bei Vorliegen des
begründeten Anfangsverdachts beweiskräftig dokumentiert wird.
[0015] Anhand der ermittelten Abweichung der von dem zu erfassenden Fahrzeug aufgenommenen
Messwerte von dem vorherbestimmbaren Vergleichswert bietet das erfindungsgemäße Verfahren
in vorteilhafter Weise die Möglichkeit, insbesondere ein auffälliges Fahrverhalten,
beispielsweise das Fahren in ausgeprägten Schlangen- oder Zickzacklinien, das Fahren
mit ausgeprägten Beschleunigungs- und/oder Verzögerungsmanövern (Geschwindigkeitsänderungen),
das Fahren mit ausgeprägten Abstandänderungen zu einem vor dem zu erfassenden Fahrzeug
fahrenden zweiten Fahrzeug und dergleichen, während des Erfassungszeitraums zu erkennen,
das zwar zunächst (noch) innerhalb zulässiger (gesetzlicher) Verkehrsregeln stattfindet,
mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit jedoch einen Verkehrsverstoß begründen oder zur
Folge haben könnte und somit einen begründeten Anfangsverdacht rechtfertigt.
[0016] Besonders bevorzugt werden in dem Fall einer zur Ausführung des erfindungsgemäßen
Verfahrens notwendigen temporären Speicherung von fahrzeug- und/oder fahrzeugführerbezogenen
Daten durch die elektronische Rechen- und Speichereinheit innerhalb des Erfassungszeitraums
diese Daten zunächst in einem flüchtigen Datenspeicher gespeichert, dessen Informationen
verloren gehen, wenn diese nicht regelmäßig aufgefrischt werden oder wenn die elektrische
Energieversorgung des Datenspeichers unterbrochen bzw. abgeschaltet wird. Im Gegensatz
hierzu behalten nicht-flüchtige Datenspeicher die in ihnen gespeicherten Informationen
über einen wesentlich längeren Zeitraum, zum Beispiel wenigstens einige Monate, ohne
Anliegen einer Betriebsspannung zur elektrischen Energieversorgung des Datenspeichers.
Dies erleichtert das rückstandslose Löschen sensibler Daten und erhöht die Sicherheit
in Bezug auf die Einhaltung des Rechts auf die informationelle Selbstbestimmung der
von dem zu erfassenden Fahrzeug beförderten Fahrzeuginsassen wesentlich.
[0017] Gemäß einer vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung ist die wenigstens eine Messgröße
bezüglich des zu erfassenden Fahrzeugs wenigstens eine Ortslage des Fahrzeugs relativ
zur Messwerterfassungseinrichtung, aus deren zeitlichen Änderung während des Erfassungszeitraums
die elektronische Rechen- und Speichereinheit beispielsweise eine Bewegungsrichtung
des Fahrzeugs bestimmen kann, eine Ortslage des Fahrzeugs relativ zu einer von diesem
befahrenen Fahrbahn in Fahrbahnlängsrichtung und/oder Fahrbahnquerrichtung, eine Geschwindigkeit
des Fahrzeugs in Fahrzeuglängsrichtung und/oder Fahrzeugquerrichtung, eine Beschleunigung
des Fahrzeugs in Fahrzeuglängsrichtung und/oder Fahrzeugquerrichtung und/oder ein
Abstand des Fahrzeugs zu einem vor diesem fahrenden zweiten Fahrzeug.
[0018] Es ist zu verstehen, dass mittels der Messwerterfassungseinrichtung auch Messwerte
mehrerer Messgrößen, also unterschiedlicher Messgrößen, bezüglich des zu erfassenden
Fahrzeugs gleichzeitig aufgenommen werden können. Einerseits kann hierdurch die Zuverlässigkeit
und Genauigkeit der Erkennung eines auffälligen Fahrverhaltens im Sinne der vorliegenden
Erfindung weiter gesteigert werden. Andererseits erweitern sich hierdurch ebenso die
Möglichkeiten, unterschiedliche Arten auffälligen Fahrverhaltens bestimmen zu können.
[0019] Eine weitere vorteilhafte Ausgestaltung der Erfindung sieht vor, dass die Messwerte
mittels wenigstens eines wellenbasierten Sensors, beispielsweise eines Radar- oder
Lasersensor, aufgenommen und numerisch bestimmt werden. Derartige Sensoren bieten
eine kostengünstige und dennoch hinreichend präzise Erfassung der zu erfassenden Messgrößen,
wie sie beispielsweise vorstehend aufgeführt sind. Zudem ist mit ihrer Hilfe ebenfalls
eine Fahrzeugkontur, insbesondere zum Beispiel die Fahrzeugbreite und/oder Fahrzeughöhe
einer Fahrzeugfront, ermittelbar, so dass zusätzlich auch eine Klassifizierung des
zu erfassenden Fahrzeugs, zum Beispiel in einspurige, insbesondere Fahrräder (sowohl
elektromotorisch als auch lediglich durch Muskelkraft betriebene Fahrräder) und Motorräder,
oder mehrspurige Fahrzeuge, insbesondere Personen- und Lastkraftwagen, von der elektronischen
Rechen- und Speichereinheit durchgeführt werden kann. So lässt sich die Erfassung
von Verkehrsverstößen auf vorherbestimmbare Fahrzeugklassen, zum Beispiel insbesondere
kennzeichenpflichtige und somit automatisch identifizierbare Fahrzeuge, beschränken,
was zum einen den Rechenaufwand der Rechen- und Speichereinheit verringert und zum
anderen den Datenschutz weiter erhöht.
[0020] Die vorstehend erwähnte Klassifizierung des Fahrzeugtyps des zu erfassenden Fahrzeugs
kann nach erster Feststellung durch den wenigstens einen Sensor zusätzlich anschließend
auch mit Hilfe einer entsprechenden Fahrzeugtypdatenbank weiter präzisiert werden,
um beispielsweise die exakte Fahrzeugbreite zu erfassender Fahrzeuge bestimmen zu
können. Die Datenbank kann hierzu sowohl lokal, das heißt in unmittelbarem, direktem
elektronischem Zugriff der Rechen- und Speichereinheit zur Verfügung gestellt werden,
sie kann aber ebenso entfernt von der Rechen- und Speichereinheit installiert sein
und dem Zugriff durch die Rechen- und Speichereinheit über kabelgebundene (z. B. LAN,
WAN) und/oder drahtlose Datenfernübertragung (z. B. WLAN/WIFI, GSM, LTE und dergleichen)
zur Verfügung gestellt werden.
[0021] Eine noch weitere vorteilhafte Ausgestaltung der Erfindung sieht vor, dass die Messwerte
mittels wenigstens einer elektronischen Bildaufnahmevorrichtung aufgenommen und anschließend
durch digitale Bildauswertung mittels der wenigstens einen elektronischen Rechen-
und Speichereinheit numerisch bestimmt werden. Als elektronische Bildaufnahmevorrichtung
kommen im Sinne der Erfindung insbesondere digitale Einzelbildkameras und/oder digitale
Videokameras in Frage. Diese können ebenso 3D-Kameras wie beispielsweise Stereokameras,
so genannte Time-of-Flight-Kameras (TOF-Kameras), so genannte Lichtfeldkameras und
dergleichen, beinhalten, um eine noch genauere Bestimmung des Fahrverhaltens des zu
erfassenden Fahrzeugs im Sinne dieser Erfindung zu erreichen. Bei der Verwendung mehrerer
Bildaufnahmevorrichtungen ist es besonders bevorzugt, diese an unterschiedlichen Standorten
zu positionieren, da hierdurch ebenfalls genauere Informationen über das Fahrveralten
des zu erfassenden Fahrzeugs innerhalb des Erfassungszeitraums aus unterschiedlichen
Blickwinkeln gewonnen werden können. Zur Bestimmung der Messwerte mittels Einzelbildkamera
und/oder Videokamera werden innerhalb des Erfassungszeitraums durch die die Bildaufnahmevorrichtung
bzw. Bildaufnahmevorrichtungen bevorzugt steuernde Rechen- und Speichereinheit insbesondere
Bildsequenzen (z. B. mehrere Einzelbilder oder Videosequenz) erstellt, aus denen sich
anschließend die dem zu erfassenden Fahrzeug zugeordnete gewünschte Messgröße bzw.
Messgrößen mittels an sich bekannter digitaler Bildauswertung bestimmen lässt/lassen,
die bevorzugt von der wenigstens einen Rechen- und Speichereinheit ausgeführt wird.
Ebenso lässt sich mit Hilfe der wenigstens einen Bildaufnahmevorrichtung aus einem
aufgenommenen Einzelbild und/oder einer Bildsequenz bzw. einem Video eine Fahrzeugkontur,
insbesondere eine Fahrzeugbreite und/oder Fahrzeughöhe, des zu erfassenden Fahrzeugs
bestimmen und anschließend wie bereits im Zusammenhang mit dem weiter oben erwähnten
wellenbasierten Sensor zusätzlich eine Klassifizierung des zu erfassenden Fahrzeugs
mit den ebendort beschriebenen Vorteilen durchführen, falls dies gewünscht ist.
[0022] Gemäß einer noch weiteren vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung erfolgt die Begründung
des Anfangsverdachts in zwei Teilschritten, wobei in einem ersten Schritt zunächst
lediglich aus den aufgenommenen Messwerten des zu erfassenden Fahrzeugs der Anfangsverdacht
vorläufig begründet wird und erst nach Vorliegen des vorläufig begründeten Anfangsverdachts
in einem zweiten Schritt mittels wenigstens einer elektronischen Bildaufnahmevorrichtung
wenigstens eine Bildaufnahme vom zu erfassenden Fahrzeug erstellt wird, die wenigstens
einen Fahrzeugführer abbildet, wobei eine durch digitale Bildauswertung mittels der
wenigstens einen elektronischen Rechen- und Speichereinheit festgestellte Ablenkung
des Fahrzeugführers vom Verkehrsgeschehen den vorläufigen Anfangsverdacht endgültig
begründet. Wie bereits vorstehend beschrieben, können auch in diesem Fall lediglich
eine Bildaufnahmevorrichtung oder mehrere Bildaufnahmevorrichtungen zum Einsatz kommen,
wobei die Bildaufnahmevorrichtung sowohl eine (digitale) Einzelbildkamera oder eine
(digitale) Videokamera sein kann. Ebenso können 3D-Kameras, zum Beispiel Stereokameras,
TOF-Kameras, Lichtfeldkameras und dergleichen, mit den zuvor beschriebenen Vorteilen
eingesetzt werden.
[0023] Bei einer Kombination der vorvorstehend beschriebenen vorteilhaften Ausgestaltung
der Erfindung, das heißt bei Verwendung wenigstens einer Bildaufnahmevorrichtung zur
Bestimmung von Messwerten bezüglich des zu erfassenden Fahrzeugs, und der unmittelbar
vorstehend beschriebenen vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung, das heißt bei
Verwendung einer Bildaufnahmevorrichtung zur Abbildung wenigstens des Fahrzeugführers
des zu erfassenden Fahrzeugs mit dem Ziel, eine Ablenkung des Fahrzeugführers vom
Verkehrsgeschehen zu ermitteln, kann in besonders vorteilhafter Weise ein und dieselbe
Bildaufnahmevorrichtung für beide Funktionen eingesetzt werden. Bei der Verwendung
mehrerer Bildaufnahmevorrichtungen können diese wie hierin bereits beschrieben auch
an mehreren unterschiedlichen Standorten zur Abbildung des zu erfassenden Fahrzeugs
aus unterschiedlichen Blickwinkeln mit den erwähnten Vorteilen aufgestellt sein.
[0024] Eine ganz besonders vorteilhafte Ausgestaltung der Erfindung besteht aus einer Kombination
des weiter oben beschriebenen wenigstens einen wellenbasierten Sensors zur Aufnahme
von Messwerten bezüglich des zu erfassenden Fahrzeugs und der vorstehend erwähnten
wenigstens einen Bildaufnahmevorrichtung zur Ermittlung einer Ablenkung des Fahrzeugführers
vom Verkehrsgeschehen. Der wenigstens eine Sensor zur Messwertaufnahme erlaubt in
vorteilhafter Weise eine genaue Messgrößenerfassung bezüglich des zu erfassenden Fahrzeugs,
die nur geringe von der Rechen- und Speichereinheit bereitzustellende Rechenressourcen
erfordert, da zu diesem Zeitpunkt keine digitale Bildauswertung zur Bestimmung der
Messwerte aus einer aufgenommenen Bildsequenz durchgeführt werden muss. Erst in dem
Fall, in dem ein begründeter Anfangsverdacht aus den Messwerten des wenigstens einen
Sensors vorläufig festgestellt ist, wird die wenigstens eine Bildaufnahmevorrichtung
verwendet, um eine Ablenkung des Fahrzeugführers des zu erfassenden Fahrzeugs vom
Verkehrsgeschehen durch digitale Bildauswertung des zuvor aufgenommenen Bildmaterials
festzustellen, welche eine Ursache für den zuvor festgestellten (vorläufigen) Anfangsverdacht,
das heißt für ein besonders auffälliges Fahrverhalten, sein kann.
[0025] Eine Ablenkung des Fahrzeugführers vom Verkehrsgeschehen kann insbesondere zum Beispiel
die unerlaubte Benutzung eines elektronischen Geräts wie eines Mobiltelefons oder
Smartphones (ohne Freisprecheinrichtung), eines portablen Computers oder Tablets,
eines Navigationsgeräts und dergleichen, verursacht sein. Die digitale Bildauswertung
der durch die wenigstens eine Bildaufnahmevorrichtung aufgenommenen Bilder (Einzelbilder
und/oder Videosequenz) zielt dementsprechend insbesondere auf die Identifizierung
eines derartigen elektronischen Geräts im Umfeld des Fahrzeugführers, beispielsweise
eine händische Benutzung eines Mobiltelefons/Smartphones während der Fahrt, ab. Hierzu
ist die digitale Bildauswertung bevorzugt dazu eingerichtet, ein Gesicht des Fahrzeugführers
aus dem durch die wenigstens eine Bildaufnahmevorrichtung aufgenommenen Bildmaterial
zu selektieren. Eine auf diese Weise festgestellte Abwendung des Blicks des Fahrzeugführers
vom Verkehrsgeschehen, beispielsweise anhand seiner Kopfposition, kann bereits als
ein Indiz für eine Ablenkung gewertet werden. Weiterhin können mittels der digitalen
Bildauswertung ebenfalls auffällige Merkmale in Form des elektronischen Geräts im
Umfeld des Fahrzeugführers ermittelt werden. Hierbei kann es besonders vorteilhaft
sein, mehrere Einzelbildaufnahmen und/oder eine Videosequenz innerhalb des Erfassungszeitraums
mit Hilfe der wenigstens einen Bildaufnahmevorrichtung zur eindeutigen Identifizierung
der Ablenkung und/oder des elektronischen Geräts zu erstellen, da das elektronische
Gerät bei einer ersten Bildaufnahme aus einem bestimmten Blickwinkel zum Beispiel
noch durch andere Gegenstände, zum Beispiel eine A-Säule des Fahrzeugs, verdeckt sein
kann.
[0026] Weiterhin besonders bevorzugt wird mittels der digitalen Bildauswertung des durch
die wenigstens eine Bildaufnahmevorrichtung aufgenommenen Bildmaterials zusätzlich
auch eine Fahrzeugidentifizierung vorgenommen. Identifizierungsmerkmale können insbesondere
ein Fahrzeugkennzeichen und zusätzlich auch die Fahrzeugmarke und/oder die Fahrzeugfarbe
beinhalten. Das Fahrzeugkennzeichen kann beispielsweise mittels optischer Schrifterkennung
(OCR) automatisch aus einer entsprechenden Bildaufnahme identifiziert werden. Wie
bereits hierin beschrieben, kann hiervor zusätzlich auch eine Fahrzeugselektion anhand
einer Fahrzeugklassifizierung, zum Beispiel insbesondere nach kennzeichenpflichtigen
Fahrzeugen wie elektromotorisch betriebenen Fahrrädern, Motorrädern Personen- und/oder
Lastkraftwagen, durchgeführt worden sein.
[0027] In einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung kann zum Nachweis der
Ablenkung des Fahrzeugführers vom Verkehrsgeschehen, insbesondere für einen zusätzlichen
Nachweis der unerlaubten Benutzung eines elektronischen Geräts während der Fahrt durch
den Fahrzeugführer, ein weiterer Sensor, zum Beispiel ein wellenbasierter Sensor,
vorgesehen sein, mit dessen Hilfe die Messwerterfassungseinrichtung insbesondere das
Aussenden von Funksignalen des elektronischen Geräts detektieren kann (z. B. durch
eine so genannte Peilantenne). Besonders bevorzugt wird hierbei zur Verbesserung der
Detektionsgenauigkeit ebenfalls eine Korrelation der Bewegung einer diese Funksignale
aussendenden Signalquelle mit der Bewegung des zu erfassenden Fahrzeugs zum Beispiel
durch die wenigstens eine Rechen- und Speichereinheit bestimmt, so dass das elektronische
Gerät eindeutig dem zu erfassenden Fahrzeug zugeordnet werden kann.
[0028] Eine noch weitere vorteilhafte Ausgestaltung der Erfindung sieht vor, dass zur Aufnahme
der Messwerte und/oder zur Erstellung der wenigstens einen Bildaufnahme vom zu erfassenden
Fahrzeug mittels der wenigstens einen elektronischen Bildaufnahmevorrichtung, insbesondere
zur Feststellung der Ablenkung des Fahrzeugführers vom Fahrgeschehen, eine für das
menschliche Auge nicht sichtbare Beleuchtung verwendet wird. Als nicht sichtbare Beleuchtung
kommen vorzugsweise eine LED- und/oder Laserbeleuchtung im nahen Infrarotbereich in
Frage. Dies ist besonders vorteilhaft, da vor einer eindeutigen Erkennung der Ablenkung
des Fahrzeugführers vom Verkehrsgeschehen beispielsweise mit Hilfe der wenigstens
einen Bildaufnahmevorrichtung noch kein begründeter, endgültiger Anfangsverdacht festgestellt
vorliegt.
[0029] Gemäß einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung wird der wenigstens
eine vorherbestimmbare Vergleichswert aus wenigstens einem Messwert von dem zu erfassenden
Fahrzeug automatisch festgelegt. Dies erlaubt insbesondere eine automatische und dynamische
Anpassung des Vergleichswerts zu Beginn des Erfassungszeitraums, zum Beispiel der
Startgeschwindigkeit und/oder Startbeschleunigung des zu erfassenden Fahrzeugs in
Fahrzeuglängs- und/oder Fahrzeugquerrichtung, der Startposition des zu erfassenden
Fahrzeugs relativ zur von diesem befahrenen Fahrbahn in Fahrbahnlängs- und/oder Fahrbahnquerrichtung
und/oder des Startabstands zu einem vor dem zu erfassenden Fahrzeug fahrenden weiteren
Fahrzeug.
[0030] Ebenso können Durchschnittswerte einiger von dem zu erfassenden Fahrzeug aufgenommener
Messwerte bevorzugt in einem im Vergleich zum gesamten Erfassungszeitraum kurzen Zeitabschnitt
zu Beginn des Erfassungszeitraums als Vergleichswert für die jeweilige Messgröße festgelegt
werden. Auch ist die Verwendung eines Durchschnittswerts von Messwerten der entsprechenden
Messgröße mehrerer in der Vergangenheit erfasster Fahrzeuge denkbar, so dass eine
automatische Anpassung der Verkehrsüberwachung an den zu erwartenden Verkehrsfluss
der zu erfassenden Fahrzeuge entsprechend des jeweiligen Anwendungsfalls und/oder
entsprechend der augenblicklichen Verkehrssituation während der Verkehrsbeobachtung
erfolgt.
[0031] Selbstverständlich kann der Vergleichswert auch abhängig von dem Anwendungsfall der
Verkehrsüberwachung, zum Beispiel Überwachung an Autobahnen (relativ hohe zu erwartende
Fahrzeuggeschwindigkeit), Landstraßen (mittlere zu erwartende Fahrzeuggeschwindigkeit),
schmalen (z. B. in Baustellenabschnitten) oder breiten Fahrbahnen, entsprechend manuell
für den jeweiligen Verwendungszeitraum fest vorgegeben, das heißt vorab fest eingestellt
werden. In diesem Fall gilt dieser Vergleichswert für den gesamten Verwendungszeitraum
der Verkehrsbeobachtung, bis der Vergleichswert durch einen befugten Benutzer neu
vorgegeben bzw. eingestellt wird.
[0032] Besonders bevorzugt kann der wenigstens eine Schwellenwert ebenfalls automatisch
zum Beispiel als prozentuale Abweichung von dem vorherbestimmbaren Vergleichswert
festgelegt werden, so dass eine automatische Anpassung des Schwellenwerts abhängig
vom augenblicklich geltenden Vergleichswert erfolgt. Selbstverständlich kann dieser
ebenso händisch durch einen befugten Benutzer vor Beginn der Verkehrsbeobachtung abhängig
vom Anwendungsfall fest vorgegeben bzw. eingestellt werden.
[0033] Eine weitere vorteilhafte Ausgestaltung der Erfindung sieht vor, dass der Anfangsverdacht
erst begründet vorliegt, wenn im Erfassungszeitraum der Schwellenwert wenigstens eine
vorherbestimmbare (absolute) Anzahl oft überschritten wird, der Schwellenwert wenigstens
mit einer vorherbestimmbaren Frequenz, das heißt mit einem vorherbestimmbaren (minimalen/maximalen)
Zeitabstand zwischen zwei Überschreitungen des Schwellenwerts, überschritten wird
und/oder der Schwellenwert wenigstens eine vorherbestimmbare Zeitdauer überschritten
wird, das heißt, dass die Abweichung nach Feststellung einer Überschreitung des Schwellenwerts
mindestens die vorherbestimmbare Zeitdauer unterhalb und/oder oberhalb des Schwellenwerts
verweilt, bevor sie den Schwellenwert eventuell erneut überschreitet. Diese Parameter
können gegebenenfalls für jede Messgröße pro Schwellenwert getrennt festgelegt werden,
was jedoch nicht zwingend erforderlich ist. So können beispielsweise für einen Vergleichswert
einer Messgröße zwei Schwellenwerte, einer für eine Abgrenzung der Abweichung oberhalb
des Vergleichswerts und einer für eine Abgrenzung der Abweichung unterhalb des Vergleichswerts,
festgelegt werden, wobei wenigstens ein vorstehend erwähntes Überschreitungskriterium
zur Begründung des Anfangsverdachts auch auf beide Schwellenwerte derselben Messgröße
identisch festgelegt werden kann. Die vorerwähnten Überschreitungskriterien stellen
ein vorteilhaftes Mittel zur Beschreibung unterschiedlichen, auffälligen Fahrverhaltens
bereit.
[0034] Gemäß einer noch weiteren vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung beinhaltet die
beweiskräftige Dokumentation des Verkehrsverstoßes eine dauerhafte Speicherung wenigstens
eines Teils der während des Erfassungszeitraums aufgenommenen, den Anfangsverdacht
begründenden Messwerte und/oder wenigstens eine Bildaufnahme (hierin insgesamt auch
als Verstoßdaten bezeichnet). Besonders bevorzugt erfolgt diese dauerhafte Speicherung
in einem wie bereits weiter oben erwähnten nicht-flüchtigen Datenspeicher, der die
in ihm gespeicherten Daten auch ohne Anliegen einer Betriebsspannung zur elektrischen
Energieversorgung des Datenspeichers sicher, das heißt ohne die Gefahr eines unbeabsichtigten
Verlusts, speichert. Die beweiskräftige Dokumentation kann wenigstens einen Teil der
Messwerte beinhalten, die zur Begründung des Anfangsverdachts geführt haben. Vorzugsweise
beinhaltet die beweiskräftige Dokumentation alternativ oder zusätzlich auch wenigstens
eine mittels der wenigstens einen elektronischen Bildaufnahmevorrichtung aufgenommene
Bildaufnahme, die Merkmale des Verstoßes abbildet, zum Beispiel eine unerlaubte Nutzung
eines elektronischen Geräts durch den Fahrzeugführer während der Fahrt, und vorzugsweise
ebenso das Kennzeichen des Fahrzeugs.
[0035] Zusätzlich kann nach der Feststellung des begründeten Anfangsverdachts, das heißt
unmittelbar vor der beweiskräftigen Dokumentation, zusätzlich mittels der wenigstens
einen Bildaufnahmevorrichtung auch wenigstens noch eine Beweisbildaufnahme vom zu
erfassenden Fahrzeug und/oder des Fahrzeugführers und/oder des Fahrzeugkennzeichens
mit einer Beleuchtung im für das menschliche Auge sichtbaren Bereich angefertigt werden,
die ebenfalls der beweiskräftigen Dokumentation des Verkehrsverstoßes hinzugefügt
wird. Als Bildaufnahme kann sowohl ein Einzelbild, beispielsweise mittels einer Einzelbildkamera
aufgenommen, als auch eine Videosequenz einer Videokamera, die letztendlich als Abfolge
mehrerer Einzelbilder aufgefasst werden kann, verstanden werden. Die mit einer Beleuchtung
im für das menschliche Auge sichtbaren Bereich durchgeführte Bildaufnahme kann an
einem definierten Aufnahmestandort (Fotopunkt) erfolgen.
[0036] Die beweiskräftige Dokumentation des Verkehrsverstoßes kann eine dauerhafte Speicherung
der entsprechenden Daten auf einem nicht-flüchtigen Speichermedium, zum Beispiel Flash-Speicher,
Festplatte und dergleichen, erfolgen, auf das die wenigstens eine Rechen- und Speichereinheit
lokal zugreifen kann. Die Verstoßdaten können so zunächst über einen vorherbestimmbaren
Verwendungszeitraum der Verkehrsbeobachtung lokal gesammelt werden und anschließend
zur Ahndung der erfassten Verkehrsverstöße von einem Benutzer ausgelesen und gegebenenfalls
noch einmal manuell durch den Benutzer überprüft bzw. einer abschließenden Bewertung
unterzogen werden. Hierzu kann das nicht-flüchtige Speichermedium auch von der Rechen-
und Speichereinheit temporär räumlich getrennt werden und/oder durch ein neues, bisher
nicht beschriebenes, leeres Speichermedium ersetzt werden, auf dem die Rechen- und
Speichereinheit neue Verstoßdaten einer nächsten Verkehrsbeobachtung eines Anwendungsfalls
speichert.
[0037] Die Übergabe der nicht-flüchtig gespeicherten Verstoßdaten kann auch automatisch
kabelgebunden (z. B. LAN, WLAN) und/oder drahtlos (z. B. WLAN/WIFI, GSM, LTE) zu einer
Auswerte- und/oder Kontrollstelle erfolgen. Diese Übergabe kann unmittelbar nach Feststellung
des begründeten Anfangsverdachts und der beweiskräftigen Dokumentation erfolgen, so
dass nach der automatischen Signalisierung des Verkehrsverstoßes an eine Kontrollstelle
der Verkehrsverstoß zusätzlich ebenso noch manuell, zum Beispiel unmittelbar durch
Polizeibeamte, beweiskräftig festgehalten und/oder unverzüglich geahndet werden kann.
[0038] Die hierin erwähnte nicht-flüchtige Speicherung der Verstoßdaten auf dem nicht-flüchtigen
Speichermedium kann zur Erhöhung der Datensicherheit verschlüsselt erfolgen. Die verschlüsselt
gespeicherten Verstoßdaten können so zum Beispiel auch automatisch beispielsweise
durch die Rechen- und Speichereinheit auf einen cloudbasierten Server übertragen werden,
so dass sie von dort einer nachgeschalteten manuellen Auswertung durch eine Auswertungsstelle
zur Verfügung stehen.
[0039] Bei einem bevorzugten räumlichen Erfassungsbereich der Messwerterfassungseinrichtung
von etwa 50 m bis etwa 500 m und einer angenommenen durchschnittlichen Fahrzeuggeschwindigkeit
des zu erfassenden Fahrzeugs innerhalb dieses räumlichen Erfassungsbereichs zwischen
etwa 10 km/h und etwa 200 km/h ergibt sich ein bevorzugter Erfassungszeitraum der
Messwerterfassungseinrichtung von etwa 0,9 s (bei einer angenommenen durchschnittlichen
Fahrzeuggeschwindigkeit von etwa 200 km/h und einem räumlichen Erfassungsbereich von
etwa 50 m) bis etwa 180 s (bei einer angenommenen durchschnittlichen Fahrzeuggeschwindigkeit
von etwa 10 km/h und einem räumlichen Erfassungsbereich von etwa 500 m). Selbstverständlich
sind auch weitere Zwischenwerte dieses Erfassungszeitraums denkbar, zum Beispiel von
etwa 5 s bis etwa 120 s, von etwa 10 s bis etwa 90 s etc.
[0040] Gemäß einem weiteren Aspekt der vorliegenden Erfindung wird eine Vorrichtung zur
Erfassung von Verkehrsverstößen eines Fahrzeugs bereitgestellt, die wenigstens eine
elektronische Messwerterfassungseinrichtung zur Aufnahme von Messwerten wenigstens
einer Messgröße von dem zu erfassenden Fahrzeug während eines Erfassungszeitraums
aufweist. Die Vorrichtung weist ferner wenigstens eine elektronische Rechen- und Speichereinheit
auf, die zur Ausführung eines Verfahrens nach einer der vorstehend beschriebenen Ausgestaltungen
ausgebildet ist.
[0041] Hierbei ist zu verstehen, dass die Vorrichtung je nach Ausgestaltung des durchzuführenden
Verfahrens ebenfalls entsprechende Komponenten, zum Beispiel Sensoren, Bildaufnahmevorrichtung(en)
und dergleichen, wie vorstehend dargelegt beinhalten kann. Bezüglich aller weiteren
Merkmale, Vorteile und deren Wirkungen wird an dieser Stelle auf die vorstehende Beschreibung
des erfindungsgemäßen Verfahrens und aller seiner hierin aufgeführten vorteilhaften
Ausgestaltungen verwiesen, die in sinngemäßer Weise ebenso für die erfindungsgemäße
Vorrichtung gelten. Auf eine unnötige Wiederholung dieser gleichfalls für die erfindungsgemäße
Vorrichtungen geltenden Merkmale, Vorteile und Wirkungen wird an dieser Stelle verzichtet.
[0042] Die erfindungsgemäße Vorrichtung kann sowohl stationär, das heißt permanent an einem
bestimmten Aufstellort, temporär, zum Beispiel durch Auf- und Abbau an einem vorherbestimmten
Aufstellort, und mobil verwendet werden, zum Beispiel in einem Einsatzfahrzeug der
Polizei mitgeführt werden, wobei in letzterem Fall sowohl Verkehrsverstöße in unmittelbarer
Umgebung des Einsatzfahrzeugs, zum Beispiel vorausfahrender oder nachfahrender Fahrzeuge,
als auch Verkehrsverstöße im Gegenverkehr des Einsatzfahrzeugs erfasst werden können.
[0043] Weitere Merkmale und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus der folgenden Beschreibung
nicht einschränkend zu verstehender Ausführungsbeispiele der Erfindung, die im Folgenden
unter Bezugnahme auf die Zeichnung näher erläutert wird. In dieser Zeichnung zeigen
schematisch:
- Fig. 1
- stellt eine Draufsicht auf eine von einem Ausführungsbeispiel einer Vorrichtung gemäß
der Erfindung beobachtbare unauffällige Verkehrssituation auf einem Straßenabschnitt
dar,
- Fig. 2
- stellt eine Draufsicht auf eine von der Vorrichtung aus Fig. 1 beobachtbare auffällige
Verkehrssituation auf dem Straßenabschnitt aus Fig. 1 dar,
- Fig. 3
- stellt in einem Komponentenblockdiagramm die erfindungsgemäße Vorrichtung aus Fig.
1 detaillierter dar,
- Fig. 4
- stellt eine Ansicht einer von der Vorrichtung aus Fig. 1 aufgenommenen Bildaufnahme
eines zu erfassenden Fahrzeugs dar,
- Fig. 5
- stellt zwei Detailansichten einer von der Vorrichtung aus Fig. 1 aufgenommenen Bildaufnahme
eines zu erfassenden Fahrzeugs dar,
- Fig. 6
- stellt eine Draufsicht auf eine durch ein Ausführungsbeispiel eines Verfahrens gemäß
der Erfindung automatisch durchgeführte Verkehrsbeobachtung einer theoretischen Verkehrssituation
auf einem Straßenabschnitt dar,
- Fig. 7
- stellt eine Draufsicht auf eine durch das Verfahren aus Fig. 6 beobachtbare unauffällige
Verkehrssituation auf dem Straßenabschnitt aus Fig. 6 dar,
- Fig. 8
- stellt eine Draufsicht auf eine durch das Verfahren aus Fig. 6 beobachtbare auffällige
Verkehrssituation auf dem Straßenabschnitt aus Fig. 6 dar,
- Fig. 9
- stellt eine Draufsicht auf eine durch ein weiteres Ausführungsbeispiel eines Verfahrens
gemäß der Erfindung automatisch durchgeführte Verkehrsbeobachtung einer weiteren auffälligen
Verkehrssituation auf dem Straßenabschnitt aus Fig. 6 dar,
- Fig. 10
- stellt eine Draufsicht auf eine durch ein noch weiteres Ausführungsbeispiel eines
Verfahrens gemäß der Erfindung automatisch durchgeführte Verkehrsbeobachtung einer
noch weiteren auffälligen Verkehrssituation auf dem Straßenabschnitt aus Fig. 6 dar
und
- Fig. 11
- stellt eine Draufsicht auf eine durch ein noch weiteres Ausführungsbeispiel eines
Verfahrens gemäß der Erfindung automatisch durchgeführte Verkehrsbeobachtung einer
noch anderen auffälligen Verkehrssituation auf dem Straßenabschnitt aus Fig. 6 dar.
[0044] In den unterschiedlichen Figuren sind hinsichtlich ihrer Funktion gleichwertige Teile
stets mit denselben Bezugszeichen versehen, so dass diese in der Regel auch nur einmal
beschrieben werden.
[0045] Fig. 1 stellt schematisch eine Draufsicht auf eine von einem Ausführungsbeispiel
einer Vorrichtung 1 zur Erfassung von Verkehrsverstößen gemäß der Erfindung beobachtbare
unauffällige Verkehrssituation auf einem Straßenabschnitt 2 dar. Wie Fig. 1 zu entnehmen
ist, weist der Straßenabschnitt 2 zwei Fahrbahnen 3 auf, die durch entsprechende,
nicht weiter bezeichnete Fahrbahnbegrenzungslinien in Form von zwei äußeren durchgezogenen
Seitenlinien und einer unterbrochenen Mittellinie definiert sind. Eine Bewegungsrichtung
4 eines auf einer Fahrbahn 3 fahrenden, von der Vorrichtung 1 zu erfassenden Fahrzeugs
5 ist durch einen entsprechenden Pfeil 4 angegeben.
[0046] Das in Fig. 1 dargestellte Ausführungsbeispiel der Vorrichtung 1 weist eine elektronische
Messwerterfassungseinrichtung (in Fig. 1 nicht zu erkennen) zur Aufnahme von Messwerten
wenigstens einer Messgröße von dem zu erfassenden Fahrzeug 5 während eines Erfassungszeitraums
auf. Fig. 1 ist weiterhin ein Erfassungsbereich 6 der Messwerterfassungseinrichtung
zu entnehmen. Aus diesem ergibt sich abhängig vom speziellen Anwendungsfall, das heißt
abhängig von der im Erfassungsbereich 6 zu erwartenden Geschwindigkeit des zu erfassenden
Fahrzeugs 5, unmittelbar auch der Erfassungszeitraum, wie hierin bereits beschrieben
wurde.
[0047] Die in Fig. 1 gezeigte Vorrichtung 1 weist weiterhin auch eine elektronische Rechen-
und Speichereinheit (in Fig. 1 nicht zu erkennen) und eine elektronische Bildaufnahmevorrichtung
(ebenfalls in Fig. 1 nicht zu erkennen) in Form einer digitalen Einzelbildkamera auf.
Die Rechen- und Steuereinheit dient bei der in Fig. 1 gezeigten Vorrichtung 1 sowohl
zur Steuerung der Messwerterfassungseinrichtung als auch der Bildaufnahmevorrichtung.
Außerdem ist die Rechen- und Speichereinheit dazu ausgelegt, Abweichungen der von
der Messwerterfassungseinrichtung aufgenommenen Messwerte derselben Messgröße während
des Erfassungszeitraums von einem vorherbestimmbaren Vergleichswert zu ermitteln und
diese Abweichungen mit wenigstens einem vorherbestimmbaren Schwellenwert zu vergleichen.
[0048] Die Rechen- und Speichereinheit deutet bei dem in Fig. 1 dargestellten Ausführungsbeispiel
der Vorrichtung 1 bereits ein einmaliges oder auch erst ein mehrmaliges Überschreiten
des wenigstens einen Schwellenwerts während des Erfassungszeitraums als ein auffälliges
Fahrverhalten des zu erfassenden Fahrzeugs 5, das einen Anfangsverdacht für einen
Verkehrsverstoß begründet. Die Rechen- und Speichereinheit veranlasst ausschließlich
nach Vorliegen des begründeten Anfangsverdachts eine beweiskräftige Dokumentation
des Verkehrsverstoßes, wobei Verstoßdaten, das heißt zum Beispiel wenigstens ein Teil
der von der Messwerterfassungseinrichtung aufgenommenen Messwerte und/oder wenigstens
eine von der Bildaufnahmevorrichtung aufgenommene Bildaufnahme, die zum Beispiel an
einem definierten Aufnahmepunkt (Fotopunkt) 7 aufgenommen wird, in einem nicht-flüchtigen
Speicher der Speichereinheit der Rechen- und Speichereinheit gespeichert werden. In
dem Fall, dass von der Rechen- und Speichereinheit während des Erfassungszeitraums
kein Anfangsverdacht begründet festgestellt werden kann, werden von der Rechen- und
Speichereinheit während des Erfassungszeitraums eventuell gespeicherte Daten über
das zu erfassende Fahrzeug 5 automatisch rückstandslos aus der Rechen- und Speichereinheit
gelöscht.
[0049] Die in Fig. 1 dargestellte Verkehrssituation bzw. die Fahrzeugbewegung des Fahrzeugs
5 stellt keine Auffälligkeiten im Sinne der vorliegenden Erfindung dar, so dass von
der Vorrichtung 1 während des Erfassungszeitraums bzw. im Erfassungsbereich 6 kein
Anfangsverdacht begründet festgestellt werden kann.
[0050] Fig. 2 stellt schematisch eine Draufsicht auf eine von der Vorrichtung 1 aus Fig.
1 beobachtbare auffällige Verkehrssituation auf dem Straßenabschnitt 2 aus Fig. 1
dar. In Fig. 2 ist die auffällige Fahrbewegung des Fahrzeugs 5 zu verschiedenen Zeitpunkten
innerhalb des Erfassungszeitraums bzw. Erfassungsbereichs 6 mittels gestrichelt gezeichneter
Fahrzeugbegrenzungslinien dargestellt, wohingegen die in Fig. 1 gezeigte unauffällige
Fahrzeugbewegung in Fig. 2 mittels durchgezogener Fahrzeugbegrenzungslinien kenntlich
gemacht ist.
[0051] Es ist in Fig. 2 zu erkennen, dass die auffällige Fahrbewegung in diesem Fall durch
eine auffällige Ortsabweichung des Fahrzeugs 5 in Fahrbahnquerrichtung zur eigentlich
zu erwartenden (unauffälligen) Fahrbewegung des Fahrzeugs 5 gekennzeichnet ist. Diese
Ortsabweichung quer zur Fahrbahn wird durch die Rechen- und Speichereinheit der Vorrichtung
1 während des Erfassungszeitraums festgestellt, da der vorherbestimmbare Schwellenwert
durch die in Fig. 2 dargestellte auffällige Fahrbewegung des Fahrzeugs 5 wenigstens
einmal überschritten wird. Diese Überschreitung begründet einen Anfangsverdacht für
das Vorliegen eines Verkehrsverstoßes und zieht die entsprechenden, hierin beschriebenen
Maßnahmen nach sich.
[0052] Fig. 3 stellt schematisch in einem Komponentenblockdiagramm die erfindungsgemäße
Vorrichtung 1 aus Fig. 1 detaillierter dar. Wie Fig. 3 zu entnehmen ist, weist die
Vorrichtung 1 in dem dargestellten Ausführungsbeispiel eine Messwerterfassungseinrichtung
8, eine elektronische Bildaufnahmevorrichtung 9 in Form einer digitalen Einzelbildkamera
und eine elektronische Rechen- und Speichereinheit 10 auf. Des Weiteren weist die
Messwerterfassungseinrichtung 8 wenigstens einen Sensor 11, insbesondere einen wellenbasierten
Sensor 11, zum Beispiel Radar- oder Lasersensor, zur Erfassung von Messwerten einer
Messgröße des zu erfassenden Fahrzeugs 5 (Fig. 2) während des Erfassungszeitraums
bzw. innerhalb des Erfassungsbereichs 6 auf.
[0053] Besonders bevorzugte erfassbare Messgrößen umfassen beispielsweise eine Ortslage
des Fahrzeugs 5 relativ zur Messwerterfassungseinrichtung 8, eine Ortslage des Fahrzeugs
5 relativ zu einer von diesem befahrenen Fahrbahn 3 in Fahrbahnlängsrichtung und/oder
Fahrbahnquerrichtung, eine Geschwindigkeit des Fahrzeugs 5 in Fahrzeuglängsrichtung
und/oder Fahrzeugquerrichtung, eine Beschleunigung des Fahrzeugs 5 in Fahrzeuglängsrichtung
und/oder Fahrzeugquerrichtung oder ein Abstand des Fahrzeugs 5 zu einem vor diesem
fahrenden zweiten Fahrzeug (nicht dargestellt). Es ist hierbei zu verstehen, dass
sich gewisse Messgrößen zum Beispiel von der Rechen- und Steuereinheit 10 auch aus
den Messwerten einer anderen Messgröße ableiten bzw. berechnen lassen, so dass eine
solche Messgröße nicht speziell durch einen separaten Sensor erfasst werden muss.
Zum Beispiel lässt sich aus der zeitlichen Änderung der Ortslage des Fahrzeugs 5 dessen
Geschwindigkeit herleiten und aus der zeitlichen Änderung der Geschwindigkeit des
Fahrzeugs 5 wiederum seine Beschleunigung.
[0054] Fig. 3 ist weiterhin zu entnehmen, dass die Rechen- und Speichereinheit 10 eine elektronische
Steuervorrichtung 12, zum Beispiel einen Mikroprozessor aufweist, sowie einen flüchtigen
Datenspeicher 13 und einen nicht-flüchtigen Datenspeicher 14. Wie Fig. 3 außerdem
zu entnehmen ist, ist die Rechen- und Speichereinheit 10, insbesondere die elektronische
Steuervorrichtung 12, dazu eingerichtet, die Messwerterfassungseinrichtung 8 und die
Bildaufnahmevorrichtung 9 entsprechend eines auszuführenden, hierin offenbarten, erfindungsgemäßen
Verfahrens zu steuern. Außerdem hat die elektronische Steuervorrichtung 12 bei der
in Fig. 3 dargestellten Vorrichtung 1 (unmittelbaren) Zugriff auf die Datenspeicher
13 und 14.
[0055] Der flüchtige Datenspeicher 13 dient insbesondere der Speicherung von temporären
Daten während des Erfassungszeitraums vor der begründeten Feststellung des Anfangsverdachts.
Diese Daten können von dem zu erfassenden Fahrzeug mittels der Messwerterfassungseinrichtung
8 aufgenommene Messwerte und/oder wenigstens eine von der Bildaufnahmevorrichtung
9 aufgenommenen Bildaufnahme (z. B. ein Einzelbild, eine Bildsequenz und/oder eine
Videosequenz) beinhalten.
[0056] Fig. 4 stellt schematisch eine Ansicht einer von der Vorrichtung 1 aus Fig. 1 aufgenommenen
Bildaufnahme 15 des zu erfassenden Fahrzeugs 5 dar, das das in Fig. 2 dargestellte
auffällige Fahrverhalten zeigt.
[0057] In dem dargestellten Fall erfolgt die Begründung des Anfangsverdachts in zwei Teilschritten.
In einem ersten Schritt wird zunächst aus den mittels der Messwerterfassungseinrichtung
8 aufgenommenen Messwerten des zu erfassenden Fahrzeugs 5 aufgrund seiner in Fig.
2 dargestellten auffälligen Fahrbewegung innerhalb des Erfassungsbereichs 6 der Anfangsverdacht
vorläufig begründet. Nach Vorliegen dieses vorläufig begründeten Anfangsverdachts
wird in einem zweiten Schritt mittels der elektronischen Bildaufnahmevorrichtung 9
wenigstens die in Fig. 4 gezeigte Bildaufnahme 15 von dem Fahrzeug 5 erstellt.
[0058] Wie in Fig. 4 zu erkennen ist, bildet die Bildaufnahme 15 einen Fahrzeugführer 16
des Fahrzeugs 5 sowie dessen Fahrzeugkennzeichen 17 ab. Die Bildaufnahme 15 wird durch
die Rechen- und Speichereinheit 10 der Vorrichtung 1 einer digitalen Bildauswertung
mit dem Ziel unterzogen, eine Ablenkung des Fahrzeugführers 16 vom Verkehrsgeschehen
festzustellen, die den im vorangehenden Schritt vorläufig festgestellten Anfangsverdacht
endgültig begründen würde. Ebenso wird durch die digitale Bildauswertung eine Identifizierung
des Fahrzeugkennzeichens durchgeführt, beispielsweise mittels OCR.
[0059] Eine Ablenkung des Fahrzeugführers 16 kann beispielsweise durch die unerlaubte Nutzung
eines elektronischen Geräts 18 begründet sein, in dem in Fig. 4 dargestellten Fall
beispielsweise durch die Nutzung eines Mobiltelefons 18 ohne Freisprecheinrichtung
während der Fahrt des Fahrzeugs.
[0060] Insbesondere wird durch die digitale Bildauswertung der Rechen- und Speichereinheit
10 des Ausführungsbeispiels der Vorrichtung 1 bevorzugt ein Gesicht 19 des Fahrzeugführers
16 aus der Bildaufnahme 15 selektiert. Eine auf diese Weise festgestellte Abwendung
des Blicks des Fahrzeugführers 16 vom Verkehrsgeschehen, beispielsweise anhand seiner
Kopfposition, kann bereits als ein Indiz für eine Ablenkung gewertet werden. Weiterhin
können mittels der digitalen Bildauswertung ebenfalls auffällige Merkmale in Form
des elektronischen Geräts 18 im Umfeld des Fahrzeugführers 16 ermittelt werden.
[0061] Fig. 5 stellt schematisch in einer ersten Detailansicht (a) eine von der Vorrichtung
1 aus Fig. 1 aufgenommene Bildaufnahme 20 eines zu erfassenden Fahrzeugs 5 und in
einer zweiten Detailansicht (b) die in Fig. 4 dargestellte Bildaufnahme 15 dar. In
Fig. 5b ist deutlich die unerlaubte Nutzung des elektronischen Geräts 18 durch den
Fahrzeugführer 16 während der Fahrt zu erkennen, die zur Feststellung des begründeten
Anfangsverdachts führt mit den sich hieraus ergebenden, hierin beschriebenen Konsequenzen.
[0062] Fig. 5a zeigt hingegen die Situation, in der aus der Bildaufnahme 20 keine Ablenkung
des Fahrzeugführers 16 vom Verkehrsgeschehen durch die von der Rechen- und Speichereinheit
10 durchgeführte digitale Bildauswertung der Bildaufnahme 20 festgestellt werden kann,
so dass folglich kein Anfangsverdacht begründet festgestellt wird mit den sich hieraus
ergebenden, hierin beschriebenen entsprechenden Konsequenzen.
[0063] Fig. 6 stellt schematisch eine Draufsicht auf eine durch ein Ausführungsbeispiel
eines Verfahrens gemäß der Erfindung automatisch durchgeführte Verkehrsbeobachtung
einer theoretischen Verkehrssituation auf einem Straßenabschnitt, zum Beispiel auf
dem in Fig. 1 dargestellten Straßenabschnitt 2, dar. Eine Bewegungsrichtung 4 eines
in Fig. 6 nicht näher dargestellten, zu erfassenden Fahrzeugs während des Erfassungszeitraums
einer hierin ebenfalls nicht näher dargestellten Vorrichtung zur Erfassung von Verkehrsverstößen
ist durch einen entsprechenden Pfeil angegeben.
[0064] Fig. 6 stellt Positionen 21 des zu erfassenden Fahrzeugs zu verschiedenen Zeitpunkten
dar, wobei die jeweiligen Fahrzeugpositionen 21 zu einem bestimmten Zeitpunkt mittels
punktförmiger Markierungen 21 jeweils nach einem festgelegten, stets identischen Zeitintervall
dargestellt sind. Beispielhaft ist in Fig. 6 lediglich eine Fahrzeugposition 21, insbesondere
eine Startposition des zu erfassenden Fahrzeugs zu Beginn des Erfassungszeitraums,
neben weiteren in Fig. 6 eingezeichneten Fahrzeugpositionen 21 mit einem Bezugszeichen
versehen.
[0065] Des Weiteren ist Fig. 6 ein strichpunktiert gezeichneter erster vorherbestimmbarer
Schwellenwert 22 und ein zweiter vorherbestimmbarer Schwellenwert 23 oberhalb bzw.
unterhalb eines mittels einer durchgezogenen Linie, die die verschiedenen Fahrzeugpositionen
21 miteinander verbindet, markierten vorherbestimmbaren Vergleichswerts 24 eingezeichnet.
[0066] In Fig. 6 stellen die dargestellten Fahrzeugpositionen 21 die örtliche Position (Ortslage)
des zu erfassenden Fahrzeugs relativ zur Fahrbahn 3 zu einem gegebenen Zeitpunkt dar.
In ähnlicher Weise stellen die in Fig. 6 gezeigten ersten und zweiten Schwellenwerte
22, 23 örtliche Begrenzungen relativ zum Vergleichswert 24 dar. Eine Fahrzeugposition
21 in Fig. 6 kann zum Beispiel als Mittelpunkt der Fahrzeugbreite des zu erfassenden
Fahrzeugs verstanden werden.
[0067] Wie Fig. 6 weiter zu entnehmen ist, sind alle Fahrzeugpositionen 21 entlang des geradlinig
verlaufenden Vergleichswerts 24 in äquidistanten Abständen relativ zueinander eingezeichnet.
Dies entspricht einer exakt gleichmäßigen (konstante Geschwindigkeit), geradlinigen
Bewegung des Fahrzeugs in Fahrbahnlängsrichtung unter Beachtung der Fahrbahnbegrenzungslinien
(Seitenlinien und Mittellinie) und ist daher eher als theoretische Fahrbewegung des
Fahrzeugs zu verstehen.
[0068] Eine realistische Abbildung einer im Sinne der vorliegenden Erfindung unauffälligen
Fahrbewegung eines zu erfassenden Fahrzeugs (ebenfalls nicht dargestellt) ist in Fig.
7 schematisch abgebildet, die eine Draufsicht auf die durch das Verfahren aus Fig.
6 beobachtbare Verkehrssituation auf dem Straßenabschnitt 2 aus Fig. 6 darstellt.
Im Unterschied zur Darstellung der Fig. 6 ist zu erkennen, dass die Fahrzeugpositionen
21 in Fig. 7 zu unterschiedlichen Zeitpunkten gewisse Abweichungen zum in Fig. 6 festgelegten
Vergleichswert 24 in Richtung des oberen und unteren Fahrbahnrands aufweisen. Diese
Abweichungen beinhalten sowohl Ungenauigkeiten (Messtoleranzen) in der Erfassung der
Fahrzeugpositionen 21 durch zum Beispiel die in Fig. 3 dargestellte Messwerterfassungseinrichtung
8 als auch Unregelmäßigkeiten der Fahrbewegung des Fahrzeugs unter Ausnutzung der
durch die jeweiligen Fahrbahnbegrenzungslinien (Seitenlinie/Mittellinie) festgelegten
Fahrbahn 3.
[0069] Wie Fig. 7 weiterhin zu entnehmen ist, liegen alle eingezeichneten Fahrzeugpositionen
21 des zu erfassenden Fahrzeugs innerhalb des durch die ersten und zweiten Schwellenwerte
22, 23 vorgegebenen Toleranzbereichs relativ zum in Fig. 6 dargestellten Vergleichswert
24. Das heißt, die beispielsweise mittels der in Fig. 3 gezeigten Rechen- und Speichereinheit
10 festgestellten Abweichungen der Fahrzeugpositionen 21 während des Erfassungszeitraums
relativ zur Fahrbahn 3 in Fahrbahnquerrichtung liegen alle derart innerhalb des durch
die Schwellenwerte 22 und 23 definierten Toleranzbereichs, dass keine Überschreitung
der Schwellenwerte 22, 23 während des Erfassungszeitraums festgestellt wird. Dementsprechend
kann ein in Fig. 7 dargestelltes Fahrverhalten keinen Anfangsverdacht im Sinne der
vorliegenden Erfindung begründen und stellt somit ein unauffälliges Fahrverhalten
des zu erfassenden Fahrzeugs dar.
[0070] Fig. 8 stellt schematisch eine Draufsicht auf eine durch das Verfahren aus Fig. 6
beobachtbare auffällige Verkehrssituation auf dem Straßenabschnitt 2 aus Fig. 6 dar.
Es ist zu erkennen, dass die Fahrzeugpositionen 21 in Fig. 8 und damit deren Abweichungen
vom in Fig. 6 dargestellten Vergleichswert 24 während des in Fig. 8 gezeigten Erfassungszeitraums
ausgehend vom Startpunkt 21 sowohl zuerst den ersten Schwellenwert 22 zweimal (einmal
nach oben aus dem Toleranzbereich heraus und anschließend wieder nach unten in den
Toleranzbereich hinein) als auch danach den zweiten Schwellenwert 23 zweimal (einmal
nach unten aus dem Toleranzbereich heraus und anschließend wieder nach oben in den
Toleranzbereich hinein) überschreiten. Die außerhalb des durch die beiden Schwellenwerte
22, 23 festgelegten Toleranzbereichs liegenden Abweichungen der Fahrzeugpositionen
21 während des Erfassungszeitraums sind in Fig. 8 in schwarzer Farbe dargestellt im
Gegensatz zu den innerhalb dieses Toleranzbereichs liegenden weiß markierten Fahrzeugpositionen
21. Die zweimalige Überschreitung des ersten Schwellenwerts 22 wie auch die zweimalige
Überschreitung des zweiten Schwellenwerts 23 kann als auffällige Fahrbewegung (Schlangenlinie),
zum Beispiel infolge einer Ablenkung des Fahrzeugführers 16 (Fig. 4) vom Fahrgeschehen
oder zum Beispiel als Folge eines übermäßigen Alkohol- und/oder Drogenkonsums des
Fahrzeugführers 16, gedeutet werden und stellt ein hinreichendes Kriterium dar, einen
Anfangsverdacht im Sinne der Erfindung zu begründen und weitere hierin beschriebene
Maßnahmen infolgedessen einzuleiten.
[0071] Das in den Fig. 6 bis 8 beschriebene Ausführungsbeispiel des Verfahrens zur Erfassung
von Verkehrsverstößen ist folglich ausgelegt, insbesondere die Ortslage des zu erfassenden
Fahrzeugs relativ zur Fahrbahnlängs- und/oder Fahrbahnquerrichtung mittels wenigstens
eines entsprechenden Sensors, zum Beispiel eines wellenbasierten Sensors 11 (Fig.
3), und/oder wenigstens einer Bildaufnahmevorrichtung, zum Beispiel Bildaufnahmevorrichtung
9 (Fig. 3), zu erfassen, numerisch zu bestimmen und entsprechend aufzunehmen.
[0072] Fig. 9 stellt eine Draufsicht auf eine durch ein weiteres Ausführungsbeispiel eines
Verfahrens gemäß der Erfindung automatisch durchgeführte Verkehrsbeobachtung einer
weiteren auffälligen Verkehrssituation auf dem Straßenabschnitt 2 aus Fig. 6 dar.
Im Unterschied zu den Darstellungen der Fig. 6 bis 8 ist das Ausführungsbeispiel des
erfindungsgemäßen Verfahrens in diesem Fall dazu ausgebildet, wenigstens die Fahrzeuggeschwindigkeit
des zu erfassenden Fahrzeugs in Fahrzeuglängs- und/oder in Fahrzeugquerrichtung innerhalb
des Erfassungszeitraums mittels wenigstens eines Sensors (z. B. Sensor 11 in Fig.
3) und/oder wenigstens einer Bildaufnahmevorrichtung (z. B. Bildaufnahmevorrichtung
9 in Fig. 3) zu erfassen, numerisch zu bestimmen und entsprechend aufzunehmen.
[0073] In Fig. 9 befinden sich die Fahrzeugpositionen 21 zwar alle innerhalb des durch die
beiden Schwellenwerte 22 und 23 festgelegten Ortslagenbereichs relativ zur vom zu
erfassenden Fahrzeug während des Erfassungszeitraums befahrenen Fahrbahn 3, jedoch
nimmt die Fahrzeuggeschwindigkeit in Fahrzeuglängsrichtung ausgehend von dem markierten
Fahrzeugstartpunkt 21 zu Beginn des Erfassungszeitraums allmählich ab, was in Fig.
9 durch einen stetig kleiner werdenden Abstand zweier in der Zeitabfolge von rechts
nach links (entsprechend der Fahrtrichtung 4 des zu erfassenden Fahrzeugs) benachbarter
Fahrzeugpositionen 21 angedeutet ist, bis die Fahrzeuggeschwindigkeit in Fahrzeuglängsrichtung
einen in Fig. 9 nicht dargestellten vorherbestimmbaren unteren Schwellenwert der Fahrzeuggeschwindigkeit
zunächst unterschreitet, was durch eine Abfolge von eng zueinander angeordneten, schwarz
markierten Fahrzeugpositionen 21 verdeutlicht ist. Anschließend beschleunigt der Fahrzeugführer
16 das Fahrzeug derart, dass die Fahrgeschwindigkeit den vorherbestimmten unteren
Geschwindigkeitsschwellenwert wieder überschreitet und im unauffälligen Geschwindigkeitstoleranzbereich
liegt (weiße Markierungen der Fahrzeugpositionen 21). Im Anschluss an den Beschleunigungsvorgang
verzögert das zu erfassende Fahrzeug erneut so sehr, dass der vorherbestimmbare untere
Geschwindigkeitsschwellenwert abermals unterschritten und später wieder überschritten
wird, wie Fig. 9 deutlich anhand der schwarz markierten Fahrzeugpositionen 21 zu erkennen
ist. Somit finden während des in Fig. 9 dargestellten Beobachtungszeitraums insgesamt
vier Überschreitungen des vorherbestimmbaren unteren Geschwindigkeitsschwellenwerts
statt, was als auffälliges Fahrverhalten gedeutet werden kann, das zum Beispiel die
Folge einer Ablenkung des Fahrzeugführers beispielsweise durch die unerlaubte Nutzung
eines elektronischen Geräts 18 (Fig. 4) während der Fahrt sein kann, und dementsprechend
einen Anfangsverdacht begründet mit allen infolgedessen anschließend eingeleiteten,
hierin beschriebenen weiteren Maßnahmen.
[0074] Fig. 10 stellt schematisch eine Draufsicht auf eine durch ein noch weiteres Ausführungsbeispiel
eines Verfahrens gemäß der Erfindung automatisch durchgeführte Verkehrsbeobachtung
einer noch weiteren auffälligen Verkehrssituation auf dem Straßenabschnitt 2 aus Fig.
6 dar. In diesem Fall ist das auffällige Fahrverhalten des zu erfassenden Fahrzeugs
durch ruckartige Richtungswechsel gekennzeichnet, die in Fig. 10 durch schwarz markierte
Fahrzeugpositionen 21 kenntlich gemacht sind. Ein derartiger plötzlicher Richtungswechsel
im Vergleich zu einer vorausgehenden, wesentlich gleichmäßigeren Fahrzeugbewegung
kann beispielsweise durch eine hohe Querbeschleunigung des Fahrzeugs (Änderung der
Fahrzeuggeschwindigkeit in Fahrzeugquerrichtung) beschrieben werden. Dementsprechend
ist das Ausführungsbeispiel des erfindungsgemäßen Verfahrens in diesem Fall derart
ausgebildet, mittels wenigstens eines Sensors (z. B. Sensor 11 in Fig. 3) und/oder
wenigstens einer Bildaufnahmevorrichtung (z. B. Bildaufnahmevorrichtung 9 in Fig.
3) eine Geschwindigkeitsänderung bzw. Fahrzeugbeschleunigung des zu erfassenden Fahrzeugs
in Fahrzeugquerrichtung zu erfassen, numerisch zu bestimmen und entsprechend aufzunehmen
[0075] Bei der in Fig. 10 gezeigten Fahrsituation werden während des dargestellten Erfassungszeitraums
für einen vorherbestimmbaren, oberen Schwellenwert der Geschwindigkeit in Fahrzeugquerrichtung
bzw. Beschleunigung in Fahrzeugquerrichtung (Geschwindigkeitsänderung in Fahrzeugquerrichtung
pro Zeiteinheit) des zu erfassenden Fahrzeugs insgesamt sechs Überschreitungen festgestellt,
was sich als auffälliges Fahrverhalten im Sinne der vorliegenden Erfindung, beispielsweise
als Folge einer Ablenkung des Fahrzeugführers 16 vom Verkehrsgeschehen, deuten lässt
und einen Anfangsverdacht begründet mit allen infolgedessen anschließend eingeleiteten,
hierin beschriebenen weiteren Maßnahmen.
[0076] Fig. 11 stellt eine Draufsicht auf eine durch ein noch weiteres Ausführungsbeispiel
eines Verfahrens gemäß der Erfindung automatisch durchgeführte Verkehrsbeobachtung
einer noch anderen auffälligen Verkehrssituation auf dem Straßenabschnitt 2 aus Fig.
6 dar. In diesem Fall ist die Situation unterschiedlich starker Verzögerungs- und
Beschleunigungsvorgänge (Geschwindigkeitsänderungen pro Zeiteinheit) des zu erfassenden
Fahrzeugs im Wesentlichen in Fahrzeuglängsrichtung des zu erfassenden Fahrzeugs dargestellt.
Hierbei wird nach dem Startpunkt 21 der Fahrzeugposition zu Beginn des dargestellten
Erfassungszeitraums zuerst eine hohe geschwindigkeitsmindemde Verzögerung, die beispielsweise
durch einen Bremsvorgang ausgelöst sein kann, festgestellt, die einen vorherbestimmbaren
Beschleunigungsschwellenwert des zu erfassenden Fahrzeugs in Fahrzeuglängsrichtung
überschreitet (eng zueinander angeordnete schwarze Markierung der Fahrzeugpositionen
21), und anschließend zwei weitere geschwindigkeitssteigernde Beschleunigungsvorgänge
des zu erfassenden Fahrzeugs in Fahrzeuglängsrichtung, die einen zweiten gemeinsamen,
vorherbestimmbaren Beschleunigungsschwellenwert überschreiten. In Fig. 11 sind während
des Erfassungszeitraums damit insgesamt sechs Überschreitungen beider Beschleunigungsschwellenwerte
feststellbar (zwei Überschreitungen des Verzögerungsschwellenwerts (Reduzierung der
Fahrzeuggeschwindigkeit) und vier Überschreitungen des Beschleunigungsschwellenwerts
(Erhöhung der Fahrzeuggeschwindigkeit), die beispielsweise mittels wenigstens eines
entsprechenden Sensors (z. B. Sensor 11 in Fig. 3) und/oder wenigstens einer Bildaufnahmevorrichtung
(z. B. Bildaufnahmevorrichtung 9 in Fig. 3) erfasst, numerisch ausgewertet und entsprechend
aufgenommen werden. Ein in Fig. 11 dargestelltes Fahrverhalten kann als auffällig
im Sinne der Erfindung gedeutet werden, das insbesondere eine Ablenkung des Fahrzeugführers
16 des zu erfassenden Fahrzeugs innerhalb des Erfassungszeitraums als Ursache haben
kann, zum Beispiel eine unerlaubte Nutzung eines elektronischen Geräts (z. B. Mobiltelefon
18 in Fig. 4) durch den Fahrzeugführer 16 während der Fahrt, und damit einen Anfangsverdacht
begründet mit allen sich hieran anschließend eingeleiteten, hierin beschriebenen weiteren
Maßnahmen.
[0077] Es ist zu verstehen, dass die im Zusammenhang mit der Beschreibung der Fig. 6 bis
11 erläuterten Ausführungsbeispiele des erfindungsgemäßen Verfahrens selbstverständlich
auch miteinander kombiniert werden können, so dass mittels einer einzigen Vorrichtung
zur Erfassung von Verkehrsverstößen mehr als nur eine Art eines auffälligen Fahrverhaltens
ermittelt werden kann. Hierzu können beispielsweise während des Erfassungszeitraums
unterschiedliche Messgrößen mit entsprechenden Sensoren und/oder wenigstens einer
Bildaufnahmevorrichtung erfasst werden, zum Beispiel eine Fahrzeugortslage (längs
und/oder quer zur Fahrbahn), eine Fahrzeuggeschwindigkeit (in Fahrzeuglängs- und/oder
Fahrzeugquerrichtung), eine Fahrzeugbeschleunigung (in Fahrzeuglängs- und/oder Fahrzeugquerrichtung)
des zu erfassenden Fahrzeugs und/oder ein Abstand des zu erfassenden Fahrzeug zu einem
vorausfahrenden weiteren Fahrzeug.
[0078] Das vorstehend beschriebene erfindungsgemäße Verfahren zur beweiskräftigen Erfassung
von Verkehrsverstößen eines Fahrzeugs, insbesondere Kraftfahrzeugs, sowie die erfindungsgemäße
Vorrichtung zur beweiskräftigen Erfassung von Verkehrsverstößen eines Fahrzeugs, insbesondere
Kraftfahrzeugs, sind nicht auf die hierin offenbarte Ausführungsform beschränkt, sondern
umfassen auch gleich wirkende weitere Ausführungsformen.
[0079] So können das erfindungsgemäße Verfahren sowie die erfindungsgemäße Vorrichtung zum
Beispiel auch dazu eingerichtet sein, ein Fahren unter Alkohol- bzw. allgemein unter
Drogeneinfluss des Fahrzeugführers zu erfassen und entsprechend zu ahnden, wobei sich
das Fahren in einem solchen Zustand durch ein auffälliges, im Sinne der vorliegenden
Erfindung automatisch feststellbares Fahrverhalten ausdrückt. Sobald mittels wenigstens
eines entsprechenden Sensors der Messwerterfassungseinrichtung ein auffälliges, wie
hierin beschriebenes Fahrverhalten des zu erfassenden Fahrzeug festgestellt wird,
woraus die Feststellung eines begründeten Anfangsverdachts und nachfolgend die nicht-flüchtige
Speicherung zur beweiskräftigen Dokumentation des Verkehrsverstoßes resultieren, kann
zum Beispiel eine unmittelbare Signalisierung des durch den Anfangsverdacht begründeten
potentiellen Verkehrsverstoßes an eine Kontrolleinrichtung, zum Beispiel an Polizeibeamte
zur Durchführung einer Verkehrskontrolle, erfolgen, die den potentiellen Verkehrsverstoß
durch weitere Überprüfungen, zum Beispiel mittels einer Alkoholblutkontrolle des Fahrzeugführers,
endgültig belegt oder widerlegt.
[0080] Ebenso ist es beispielsweise denkbar, mehrere wellenbasierte Sensoren und/oder mehrere
Bildaufnahmevorrichtungen räumlich voneinander getrennt an dem zu beobachtenden Straßenerfassungsabschnitt
verteilt anzuordnen bzw. zu positionieren, um hierdurch den Erfassungszeitraum bzw.
den räumlichen Straßenerfassungsabschnitt geeignet zu vergrößern.
[0081] In besonders bevorzugter Ausführung werden das erfindungsgemäße Verfahren zur beweiskräftigen
Erfassung von Verkehrsverstößen eines Fahrzeugs, insbesondere Kraftfahrzeugs, sowie
die diesbezüglich erfindungsgemäß ausgebildete Vorrichtung zur Erfassung von Verkehrsverstößen
verwendet, die durch ein abgelenktes Fahren, beispielsweise aufgrund einer unerlaubten
Benutzung eines elektronischen Geräts durch den Fahrzeugführer während der Fahrt,
begründet sind.
Bezugszeichenliste:
[0082]
- 1
- Vorrichtung
- 2
- Straßenabschnitt
- 3
- Fahrbahn
- 4
- Bewegungsrichtung
- 5
- Fahrzeug
- 6
- Erfassungsbereich
- 7
- Aufnahme-/Fotopunkt
- 8
- Messwerterfassungseinrichtung
- 9
- Bildaufnahmevorrichtung
- 10
- Rechen- und Speichereinheit
- 11
- Sensor
- 12
- Elektronische Steuervorrichtung
- 13
- Flüchtiger Datenspeicher
- 14
- Nicht-flüchtiger Datenspeicher
- 15
- Bildaufnahme
- 16
- Fahrzeugführer
- 17
- Kennzeichen
- 18
- Elektronisches Gerät
- 19
- Gesicht
- 20
- Bildaufnahme
- 21
- Fahrzeugposition
- 22
- Erster Schwellenwert
- 23
- Zweiter Schwellenwert
- 24
- Vergleichswert
1. Verfahren zur Erfassung von Verkehrsverstößen eines Fahrzeugs (5), bei dem mittels
wenigstens einer elektronischen Messwerterfassungseinrichtung (8) während eines Erfassungszeitraums
Messwerte wenigstens einer Messgröße von dem zu erfassenden Fahrzeug (5) aufgenommen
werden,
dadurch gekennzeichnet, dass
für diejenigen Messwerte derselben Messgröße, die an sich noch keinen Verkehrsverstoß
begründen, mittels wenigstens einer elektronischen Rechen- und Speichereinheit (10)
Abweichungen von einem vorherbestimmbaren Vergleichswert (24) ermittelt werden und
diese Abweichungen mit wenigstens einem vorherbestimmbaren Schwellenwert (22, 23)
verglichen werden, wobei ein Überschreiten des wenigstens einen vorherbestimmbaren
Schwellenwerts (22, 23) während des Erfassungszeitraums einen Anfangsverdacht für
einen Verkehrsverstoß begründet und der Verkehrsverstoß ausschließlich nach Vorliegen
des begründeten Anfangsverdachts beweiskräftig dokumentiert wird und ansonsten von
der Rechen- und Speichereinheit (10) während des Erfassungszeitraums eventuell gespeicherte
Daten über das zu erfassende Fahrzeug (5) automatisch rückstandslos aus der Rechen-
und Speichereinheit (10) gelöscht werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass
die wenigstens eine Messgröße bezüglich des zu erfassenden Fahrzeugs (5) eine Ortslage
des Fahrzeugs (5) relativ zur Messwerterfassungseinrichtung (8), eine Ortslage des
Fahrzeugs (5) relativ zu einer von diesem befahrenen Fahrbahn (3) in Fahrbahnlängsrichtung
und/oder Fahrbahnquerrichtung, eine Geschwindigkeit des Fahrzeugs (5) in Fahrzeuglängsrichtung
und/oder Fahrzeugquerrichtung, eine Beschleunigung des Fahrzeugs (5) in Fahrzeuglängsrichtung
und/oder Fahrzeugquerrichtung oder ein Abstand des Fahrzeugs (5) zu einem vor diesem
fahrenden zweiten Fahrzeug ist.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Messwerte mittels wenigstens eines wellenbasierten Sensors (11) aufgenommen und
numerisch bestimmt werden.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Messwerte mittels wenigstens einer elektronischen Bildaufnahmevorrichtung (9)
aufgenommen und anschließend durch digitale Bildauswertung mittels der wenigstens
einen elektronischen Rechen- und Speichereinheit (10) numerisch bestimmt werden.
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Begründung des Anfangsverdachts in zwei Teilschritten erfolgt, wobei in einem
ersten Schritt zunächst lediglich aus den aufgenommenen Messwerten des zu erfassenden
Fahrzeugs (5) der Anfangsverdacht vorläufig begründet wird und erst nach Vorliegen
des vorläufig begründeten Anfangsverdachts in einem zweiten Schritt mittels wenigstens
einer elektronischen Bildaufnahmevorrichtung (9) wenigstens eine Bildaufnahme (15,
20) vom zu erfassenden Fahrzeug (5) erstellt wird, die wenigstens einen Fahrzeugführer
(16) abbildet, wobei eine durch digitale Bildauswertung mittels der wenigstens einen
elektronischen Rechen- und Speichereinheit (10) festgestellte Ablenkung des Fahrzeugführers
(16) vom Verkehrsgeschehen den vorläufigen Anfangsverdacht endgültig begründet.
6. Verfahren nach einem der beiden vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
zur Aufnahme der Messwerte und/oder zur Erstellung der wenigstens einen Bildaufnahme
(15, 20) vom zu erfassenden Fahrzeug (5) mittels der wenigstens einen elektronischen
Bildaufnahmevorrichtung (9) eine für das menschliche Auge nicht sichtbare Beleuchtung
verwendet wird.
7. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
der Vergleichswert (24) aus wenigstens einem Messwert von dem zu erfassenden Fahrzeug
(5) festgelegt wird.
8. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
der Anfangsverdacht erst begründet vorliegt, wenn im Erfassungszeitraum der wenigstens
eine Schwellenwert (22, 23) wenigstens eine vorherbestimmbare Anzahl oft überschritten
wird, der Schwellenwert (22, 23) wenigstens mit einer vorherbestimmbaren Frequenz
überschritten wird und/oder der Schwellenwert (22, 23) wenigstens eine vorherbestimmbare
Zeitdauer überschritten wird.
9. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
die beweiskräftige Dokumentation des Verkehrsverstoßes eine dauerhafte Speicherung
wenigstens eines Teils der während des Erfassungszeitraums aufgenommenen, den Anfangsverdacht
begründenden Messwerte und/oder wenigstens einen Bildaufnahme beinhaltet.
10. Vorrichtung zur Erfassung von Verkehrsverstößen eines Fahrzeugs (5), aufweisend wenigstens
eine elektronische Messwerterfassungseinrichtung (8) zur Aufnahme von Messwerten wenigstens
einer Messgröße von dem zu erfassenden Fahrzeug (5) während eines Erfassungszeitraums,
gekennzeichnet durch
wenigstens eine elektronische Rechen- und Speichereinheit (10), die zur Ausführung
eines Verfahrens nach einem der vorhergehenden Ansprüche ausgebildet ist.