(19)
(11) EP 3 462 432 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
03.04.2019  Patentblatt  2019/14

(21) Anmeldenummer: 17193515.8

(22) Anmeldetag:  27.09.2017
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC): 
G09F 9/302(2006.01)
G09F 23/06(2006.01)
G09F 9/37(2006.01)
G09F 27/00(2006.01)
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AL AT BE BG CH CY CZ DE DK EE ES FI FR GB GR HR HU IE IS IT LI LT LU LV MC MK MT NL NO PL PT RO RS SE SI SK SM TR
Benannte Erstreckungsstaaten:
BA ME
Benannte Validierungsstaaten:
MA MD

(71) Anmelder: Streicher, Mathias
6095 Grinzens (AT)

(72) Erfinder:
  • Streicher, Mathias
    6095 Grinzens (AT)

(74) Vertreter: Kador & Partner PartG mbB 
Corneliusstraße 15
80469 München
80469 München (DE)

   


(54) VERFAHREN ZUR DARSTELLUNG VON BILDLICHEN INFORMATIONEN


(57) Verfahren zur Darstellung von bildlichen Informationen in Einkaufsstätten auf einem oder mehreren Bildschirmen, wobei die bildlichen Informationen auf dem oder den Bildschirmen in im räumlichen Abstand voneinander angeordneten Informationsbereich aufeinanderfolgend wiedergegeben werden.


Beschreibung


[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Darstellung von bildlichen Informationen in Einkaufsstätten auf einem oder mehreren Bildschirmen.

[0002] Es ist allgemeiner Stand der Technik, das Kaufverhalten durch Werbung positiv zu beeinflussen, indem Produkte als besonders vorteilhaft, für bestimmte Zwecke als besonders geeignet, besonders günstig in der Handhabung oder besonders preisgünstig dargestellt werden.

[0003] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es hingegen, das Kaufverhalten durch die Art der Darstellung von Informationen positiv zu beeinflussen.

[0004] Der Erfindung liegt die Erkenntnis zugrunde, dass durch Darstellung von bildlichen Informationen in im Abstand angeordneten Informationsbereichen, das Kaufverhalten positiv beeinflusst werden kann.

[0005] Gegenstand der Erfindung ist ein Verfahren zur Darstellung von bildlichen Informationen in Einkaufsstätten auf einem oder mehreren Bildschirmen, dass dadurch gekennzeichnet ist, dass die bildlichen Informationen auf dem oder den Bildschirmen in im räumlichen Abstand voneinander angeordneten Informationsbereichen aufeinanderfolgend wiedergegeben werden.

[0006] Unter bildlichen Informationen werden jede Art von bildhaft darzustellenden Informationen verstanden, wie Bilder, Zeichen oder Schrift und dies in Form eines stehenden, zumindest für einen gewissen Zeitraum stehendes Bild oder eines bewegten Bildes, wie eines Videos oder Films.

[0007] Gleiche oder vorzugsweise wechselnde bildliche Informationen werden in Folge, aufeinanderfolgend in den verschiedenen Informationsbereichen gezeigt.

[0008] Unter Einkaufsstätten werden jegliche Geschäfte in denen Käufer Waren kaufen verstanden. Insbesondere ist das erfindungsgemäße Verfahren geeignet für große Geschäfte mit in Regalen angeordneten Waren, insbesondere Supermärkte, aber auch für Einkaufszentren.

[0009] Die Art der Bildschirme ist beliebig. Es können TFT oder e-ink Technologien verwendet werden. Es kommt lediglich darauf an, dass die bildlichen Informationen auf den Bildschirmen abgebildet werden.

[0010] Die bildlichen Informationen werden in Informationsbereichen wiedergegeben, die vorzugsweise jeweils getrennt voneinander sind und im räumlichen Abstand voneinander angeordnet sind.

[0011] Unter Informationsbereich wird der Bereich am Bildschirm verstanden, auf dem die Information wiedergegeben wird.

[0012] Sind die Informationsbereiche auf denen die Information zu sehen sind im Abstand geordnet, dann wird die Information dezentralisiert angeboten, das heißt nicht im Zentrum des Blickfeldes. Dadurch ist der Käufer gezwungen, sein Gesichtsfeld zu erweitern, er verbreitert seinen Aufmerksamkeitsfokus auch in Folgesituationen, wodurch das Kaufverhalten positiv beeinflusst wird. Der nachfolgende Versuch zeigt dies deutlich.

[0013] In Einkaufsstätten werden schon Bildschirme als Werbe- bzw. Präsentationsflächen und Signage Screens verwendet. Dabei wird jedoch jegliche Information so dargeboten, dass der Betrachter aufeinanderfolgende Informationen nicht dezentralisiert erhält und somit auch keine Wirkung im Hinblick auf den Aufmerksamkeitsfokus gegeben ist.

[0014] Die Informationsbereiche sind vorzugsweise so angeordnet, dass sie vom Betrachter gleichzeitig wahrgenommen werden können.

[0015] Vorzugsweise liegt der Abstand der Begrenzungen der Informationsbereiche bei mindestens 5 cm, weiter bevorzugt mehr als 10 cm bzw. mehr als 20 cm bzw. mehr als 30 cm.

[0016] Verständlicherweise ist der Abstand der Informationsbereiche von der Größe des Bildschirmes und der Entfernung des Betrachters zum Bildschirm ausschlaggebend. Das Wesentliche ist, dass eine zentrische Wahrnehmung der Information durch den Betrachter vermieden wird und vielmehr die Information dezentral dargestellt wird, denn dadurch wird das Blickfeld erweitert.

[0017] Es wird davon ausgegangen, dass durch die Erweiterung des Blickfeldes der Käufer in der Einkaufsstätte mehr Waren wahrnimmt und deshalb auch mehr Waren einkauft. Vorzugsweise werden aufeinanderfolgende bildliche Informationen ausschließlich in im räumlichen Abstand voneinander angeordneten Informationsbereichen wiedergegeben. Vorzugsweise werden in den im Abstand angeordneten Informationsbereichen unterschiedliche Informationen wiedergegeben. Dabei ist es vorteilhaft gleichzeitig unterschiedliche Informationen wiederzugeben. Es kommt auch in Betracht, Informationen abwechselnd in den Informationsbereichen wiederzugeben.

[0018] Es wird weiter bevorzugt, produktbezogenen Informationen, das heißt Informationen bezüglich der in der Einkaufsstätte angebotenen Waren wiederzugeben. Es ist dabei festzuhalten, dass die positive Wirkung auf das Einkaufsverhalten gemäß der Erfindung aber auch gegeben ist, wenn eine völlig andere Informationen, wie über Urlaubsorte oder Comics dargeboten werden.

[0019] Um die Effekte üblicher Werbung mit einzubeziehen können sich vorzugsweise die Informationen auf Sonderangebote, Rabatte oder besondere Produkte beziehen.

[0020] Für Supermärkte mit ihrem großen Warenangebot ist die vorliegende Erfindung von besonderer Bedeutung, da durch die Erweiterung des Blickfeldes vom Käufer viel mehr Waren in den Regalen des Supermarktes wahrgenommen werden und deshalb Waren gekauft werden, die ursprünglich nicht in der Intention des Käufers lagen. Gleiches trifft auch auf Einkaufszentren zu.

[0021] Bevorzugt wird die Darstellung der bildlichen Information im Eingangsbereich der Einkaufsstätte, beispielsweise des Supermarktes, dargeboten, damit der Käufer mit erweitertem Blickfeld den Einkaufsvorgang startet.

Versuch



[0022] Der folgende Versuch zeigt eindrucksvoll, in welchem überraschenden Ausmaß das erfindungsgemäße Verfahren das Kaufverhalten von Käufern in einem Supermarkt positiv beeinflusst.

[0023] 190 Käufer mit einem mittleren Alter von 45 Jahren, wobei 69% weiblich waren, wurden für diese Studie rekrutiert und einer von drei Vergleichsgruppen per Zufall zugeteilt, nämlich "Aufmerksamkeit eng", "Aufmerksamkeit breit" und "Kontrollgruppe".

[0024] Vor dem Betreten des Supermarktes gaben die Käufer ihre geplanten Einkäufe auf Kategorieebene an, z.B. Butter, Schokolade oder Wein. Dann wurden die Teilnehmer der beiden Aufmerksamkeitsgruppen gebeten, eine kurze Produktpräsentation zu bewerten. Hierbei wurden 20 gewöhnliche Produkte auf einem iPad in sequenzieller Folge gezeigt, wie Nudeln, Schreibblock, Milch. Die Darstellung der Produkte hatte ungefähr einen Durchmesser von 3,5 cm. Die Produkte wurden für jeweils zwei Sekunden gezeigt. Für die Gruppe mit enger Aufmerksamkeit wurden die Produkte im Zentrum des iPads gezeigt. Hingegen für die Gruppe mit breiter Aufmerksamkeit in einer der vier Ecken des iPads, und zwar zufallsgesteuert. Danach gaben die Käufer ihre Bewertung zu den Produktdarstellungen ab und gingen einkaufen. Nach dem Bezahlen an der Kasse wurden die Käufer erneut kontaktiert und die tatsächlichen Einkäufe und Ausgaben notiert. Die Kontrollgruppe unterschied sich lediglich dadurch, dass in der Eingangsphase des Versuchs keine Produktpräsentation gezeigt wurde.

[0025] In der Analyse zeigte sich, dass die Gruppe "Aufmerksamkeit breit" signifikant mehr Produkte ungeplant eingekauft hatte, im Mittelwert 5,00 als die Gruppe "Aufmerksamkeit eng", im Mittelwert 3,56. Der Wert bei der Kontrollgruppe betrug im Mittel 2,99. Dieser Effekt war auch im Ausgabenbereich signifikant. Die Gruppe "Aufmerksamkeit breit" gab signifikant ungeplant mehr Geld aus, im Mittel EUR 14,75 als die Gruppe "Aufmerksamkeit eng", im Mittel EUR 8,20 und die Kontrollgruppe im Mittel EUR 8,12. Die Mehrausgaben bei der Versuchsgruppe "Aufmerksamkeit breit" waren somit um 82% höher als bei der Kontrollgruppe.

[0026] Es lässt sich festhalten, dass ein werbliches Anzeigenformat ausreicht, wenn die Darstellung der Information im räumlichen Abstand erfolgt. Dadurch wird ein breites Aufmerksamkeitsmuster erzeugt, welches die Wahrnehmung und den Kauf von Produkten positiv beeinflusst. Der Effekt ist nicht auf die vorige Wahrnehmung bestimmter Produkte zurückzuführen, da beide Aufmerksamkeitsgruppen identische Produkte sahen, sondern nur die unterschiedliche Darstellung, nämlich zentriert gegenüber räumlich im Abstand. Der Effekt ist originär, da der Kaufanstieg auch im Vergleich zur Kontrollgruppe eintrat.


Ansprüche

1. Verfahren zur Darstellung von bildlichen Informationen in Einkaufsstätten auf einem oder mehreren Bildschirmen, dadurch gekennzeichnet, dass die bildlichen Informationen auf dem oder den Bildschirmen in im räumlichen Abstand voneinander angeordneten Informationsbereichen aufeinanderfolgend wiedergegeben werden.
 
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Informationsbereiche so angeordnet sind, dass sie vom Betrachter gleichzeitig wahrgenommen werden.
 
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Begrenzungen der Informationsbereiche im Abstand von mindestens 5 cm, vorzugsweise 10 cm, vorzugsweise 20 cm oder vorzugsweise 30 cm angeordnet sind.
 
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass die bildlichen Informationen auf dem oder den Bildschirmen ausschließlich in räumlichen Abstand voneinander angeordneten Informationsbereichen wiedergegeben werden.
 
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass auf den im Abstand angeordneten Informationsbereichen gleichzeitig bildliche Informationen wiedergegeben werden.
 
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass auf den im räumlichen Abstand angeordneten Informationsbereichen gleichzeitig unterschiedliche bildliche Informationen wiedergegeben werden.
 
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass auf den im räumlichen Abstand angeordneten Informationsbereichen abwechselnd bildliche Informationen wiedergegeben werden.
 
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass die bildlichen Informationen sich auf in der Einkaufsstätte angebotene Waren beziehen.
 
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass sich die bildlichen Informationen auf Sonderangebote, Rabatte, besondere Produkte beziehen.
 
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass die Darstellung der bildlichen Informationen in Supermärkten erfolgt.
 
11. Verfahren nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, dass die Darstellung der bildlichen Informationen im Eingangsbereich von Supermärkten erfolgt.
 





Recherchenbericht









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