[0001] Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zur Herstellung von Gussteilen aus Metall,
insbesondere Leichtmetalllegierungen, durch Schwerkraft-, Kipp- oder Niederdruckguss
mit mehreren Formsegmenten, die Kokillenschalen bilden und in einer Gießposition eine
Gießkavität abgedichtet umgeben, wobei die Kokillenschale, die lokal hoch oberhalb
der Gießkavität gelegene Bereiche aufweist, die Luftsammelbereiche bilden, mindestens
in einem der hoch gelegenen Bereiche Entlüftungsmittel aufweist.
[0002] Derartige Vorrichtungen sind im Stand der Technik vielfach bekannt. Es wird hierzu
beispielsweise auf die
DE 10 2010 007 812 A1 hingewiesen.
[0003] Bei üblichen Vorrichtungen dieser Art tritt beim Gießen entsprechender Formteile
mit solchen Kokillenwerkzeugen das Problem auf, dass sich Luftansammlungen in hochgelegenen
Bereichen der Kokillenform bilden, die dazu führen, dass die Gießprodukte mit Luftrückständen
behaftet sind und somit störende Kammern oder Blasen auf der Gussoberfläche entstehen.
Diesem Effekt wird zwar entgegengewirkt, indem in den hochgelegenen Bereichen übliche
Entlüftungselemente vorgesehen werden, nämlich Entlüftungsrillen, Entlüftungsbohnen,
Kerbstifte und dergleichen. Bei der Anordnung und Ausbildung solcher Entlüftungselemente
entsteht aber das zusätzliche Problem, dass diese Entlüftungselemente sich mit Gussmaterial
zusetzen und somit nicht mehr funktionstüchtig sind oder zumindest teilweise zusetzen,
sodass eine längere Zeit zur Entlüftung benötigt wird und/oder eine zeitaufwändige
Reinigung erforderlich wird.
[0004] Ausgehend von diesem Stand der Technik liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde,
eine Vorrichtung gattungsgemäßer Art zu schaffen, bei der störende Luftansammlungen
in der Gusskaverne vermieden werden, wobei zudem eine Verstopfung von Entlüftungselementen
weitestgehend ausgeschlossen werden kann.
[0005] Zur Lösung dieser Aufgabe schlägt die Erfindung vor, dass das oder jedes Entlüftungsmittel
aus einem in den Luftsammelbereich mündenden die Wandung der Kokillenschale durchsetzenden
Kanal besteht, in den ein Entlüftungseinsatz aus gut wärmeleitendem Werkstoff mit
einer den Entlüftungseinsatz umgebenden Hülse aus schlecht wärmeleitendem Werkstoff
eingesetzt und fixiert ist, wobei der Entlüftungseinsatz vorzugsweise mindestens einen
zur Gießkavität geschlossenen Kühlmittelkanal aufweist, der an seinen außenseitig
der Kokillenschale ausmündenden Enden an eine Kühlmitteltransportvorrichtung anschließbar
oder angeschlossen ist, und einen durchgehenden Entlüftungskanal, der die Gießkavität
mit der Umgebungsatmosphäre verbindet.
[0006] Durch eine solche Ausgestaltung wird die eingangs gestellte Aufgabe gelöst. Gemäß
der Erfindung wird in dem Bereich, in dem sich Luftansammlungen bilden können, also
in einem lokal hoch oberhalb der Gießkavität gelegenen Bereich, ein Durchgangskanal
erzeugt, beispielsweise mittels Einsatz eines Bohrers. Dieser Kanal dient dann zur
Aufnahme des Entlüftungseinsatzes samt diesem umgebender Hülse. Beim Gießvorgang kann
die in dem kritischen Bereich befindliche Luftmasse durch den Entlüftungskanal des
Entlüftungseinsatzes abströmen. Wenn nämlich die Formhälften der Kokille geschlossen
sind und beim Gießvorgang die Kavität mit Gussmaterial gefüllt wird, steigt das Gussmaterial
in der Kavität nach oben und verdrängt dabei die im Inneren befindliche Luft durch
den Entlüftungskanal nach außen. Sobald die Luft vollständig abgeführt ist, drängt
Gussmaterial in den Entlüftungskanal, wobei dieses Material durch die umgebende Hülse
aus schlecht wärmeleitendem Werkstoff gegenüber der Kokillenschale abgeschirmt ist,
sodass eine Wärmeleitung von der Kokillenschale auf den Entlüftungseinsatz vermieden
wird. Zudem wird durch den vorzugsweise vorgesehenen Kühlmittelkanal eine Kühlung
des Entlüftungseinsatzes bewirkt, sodass das in den Entlüftungskanal abströmende Gussmaterial
erstarrt. Es entsteht somit eine Guss-Finne aus erstarrtem Material. Beim Entformen
des Gussteils, also beim Öffnen der Formsegmente verbleibt an dem Gussteil die über
die Kontur hinausragende Guss-Finne, die in einfacher Weise durch Nacharbeit entfernt
und egalisiert werden kann. Eine Verstopfung des Entlüftungskanals wird hierduch vermieden,
weil beim Entformen die Guss-Finne, die ja noch einstückig mit dem Gießkörper ausgebildet
ist, aus dem Entlüftungskanal entfernt wird. Nach dem Entformen des Gussteiles steht
die Gießform sofort wieder für einen neuen Gussvorgang zur Verfügung, in dem die Formsegmente
wieder geschlossen werden und in der Gießposition wiederum flüssiges Material in die
Gießkavität eingefüllt wird.
[0007] Damit durch die Kühlung der im Entlüftungskanal des Entlüftungseinsatzes befindlichen
Masse dem Gusskörper nicht in diesem Bereich der Gussoberfläche Wärme entzogen wird,
ist die Hülse aus schlecht wärmeleitendem Werkstoff vorgesehen. Hierdurch wird erreicht,
dass im Wesentlichen nur noch stirnseitig am Entlüftungseinsatz der vom Gussmaterial
ausgehende Wärmetransport erfolgen kann. Diese Wärme wird über das Kühlmittel abgeführt,
sodass die entsprechende Guss-Finne erzeugt wird, ohne dass die Oberfläche des zu
erzeugenden Gusskörpers wesentlich thermisch beeinträchtigt wird.
[0008] Bevorzugt ist dabei vorgesehen, dass der Entlüftungseinsatz aus Metall, vorzugsweise
aus Stahl, besteht.
[0009] Auch ist bevorzugt vorgesehen, dass die Hülse aus keramischem Material besteht.
[0010] Um eine thermische Abschirmung des Entlüftungseinsatzes gegenüber dem umgebenden
Material der Kokillenschale zu erreichen, ist vorgesehen, dass die Hülse sich über
die gesamte Länge des Kanals erstreckt und vorzugsweise bündig mit dem Kanal an dem
zur Gießkavität hin mündenden Ende abschließt.
[0011] Um eine einfache Montage und eine lagesichere Anordnung zu erreichen ist vorgesehen,
dass die Hülse an ihrem der Gießkavität abgewandten Ende einen Kragen aufweist, der
an der Wandung der Kokillenschale neben dem Kanal anliegt.
[0012] Zudem ist bevorzugt vorgesehen, dass der Entlüftungseinsatz mit seinem der Gießkavität
zugewandten Endbereich bündig mit der Hülse und bündig mit dem Kanal abschließt.
[0013] Bevorzugt ist zudem vorgesehen, dass der Kühlmittelkanal den Entlüftungskanal über
dessen gesamte Länge umgebend ausgeführt ist.
[0014] Beispielsweise kann der Kühlmittelkanal nach Art einer Wendel ausgeführt sein, sodass
er über seine Länge gewendelt den Entlüftungskanal über dessen gesamte Länge umgibt
und somit in entsprechendem Maße Wärme abgeführt werden kann.
[0015] Um die Bildung der Erstarrungszone im Entlüftungskanal des Entlüftungseinsatzes zu
fördern und auf eine möglichst kleine Zone zu reduzieren, ist zudem vorgesehen, dass
der Entlüftungseinsatz in seinem von der Hülse umgebenen Bereich einen erheblich kleineren
Querschnitt aufweist als in einem über die Hülse in Richtung von der Wandung der Kokillenschale
weg gerichtet vorragenden Endbereich.
[0016] Zudem ist hierbei vorgesehen, dass der Bereich mit kleinerem Querschnitt im Durchmesser
etwa halb so groß wie der Bereich mit größerem Querschnitt ist.
[0017] Auch ist hierzu vorgesehen, dass der Entlüftungskanal in einem ersten Bereich, der
von dem zur Gießkavität mündenden Ende bis gering über das Ende der Hülse reicht,
einen Durchmesser von 2 mm ± 0,5 mm aufweist und in dem weiteren Bereich bis zum der
Gießkavität abgewandten Ende einen größeren Durchmesser von bis 4 mm aufweist.
[0018] Besonders bevorzugt ist dabei vorgesehen, dass der Entlüftungskanal an seinem zur
Gießkavität mündenden Endbereich konisch aufgeweitet verläuft, vorzugsweise von einer
ovalen Mündung oder schlitzförmigen Mündung in den kreisförmigen Querschnitt übergehend,
wobei der konische Endbereich über etwa ein Drittel bis über die Hälfte der Länge
eines ersten Bereichs, der von seinem zur Gießkavität mündenden Ende bis über das
Ende der Hülse reicht, verläuft.
[0019] Dadurch, dass der Entlüftungskanal von einer ovalen, elliptischen oder schlitzförmigen
Mündungskontur in den kleineren Bohrungsdurchmesser des Entlüftungskanals übergeht,
wird der Erstarrungsvorgang in Richtung der kleineren Halbachse des Schlitzes, der
ovalen Ausgestaltung der Bohrung oder der elliptischen Ausbildung der Bohrung begünstigt,
sodass im Inneren des Kanales die Schmelze abgeschnürt wird und ein Weiterfließen
der Schmelze unterbunden ist.
[0020] Zur Vereinfachung der Montage und Anordnung der entsprechenden Teile ist vorgesehen,
dass der Entlüftungseinsatz einen Montagekragen aufweist, der in Montagesolllage an
einem Kragen der Hülse anliegt und diesen übergreift, wobei der Montagekragen mit
Befestigungsmitteln an der Kokillenschale befestigt ist.
[0021] Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung ist in der Zeichnung dargestellt und im Folgenden
näher beschrieben.
[0022] Es zeigt:
- Figur 1
- die Draufsicht auf eine Kokillenschale mit Entlüftungsmittel;
- Figur 2
- desgleichen im Schnitt II-II Der Figur 1 gesehen;
- Figur 3
- eine Einzelheit in Draufsicht analog Figur 1 gesehen;
- Figur 4
- die Einzelheit von unten gesehen;
- Figur 5
- die Einzelheit im Schnitt V-V Der Figur 3 gesehen;
- Figur 6
- die Einzelheit im Schnitt VI-VI der Figur 3 gesehen;
- Figur 7
- eine symbolhafte Darstellung einer Einzelheit in Ansicht;
- Figur 8
- die Einzelheit in Schrägansicht;
- Figur 9 + 10
- die Einzelheit im Schnitt Gesehen in Schrägansicht;
- Figur 11
- eine weitere Einzelheit in Schrägansicht.
[0023] In Figur 1 und 2 ist schematisch eine Vorrichtung zur Herstellung von Gussteilen
aus Metall, insbesondere Leichtmetalllegierungen gezeigt, die zwei Formsegmente 1,
2 aufweist, die Kokillenschalen bilden. In einer Gießposition, die in Figur 2 verdeutlicht
ist, umgeben diese Formsegmente 1,2 eine Gießkavität 3, die einen lokal hoch oberhalb
der Gießkavität 3 gelegenen Bereich 4 aufweist, die einen Luftsammelbereich bildet.
In diesem Luftsammelbereich ist ein allgemein mit 5 bezeichnetes Entlüftungsmittel
vorgesehen. Zur Anordnung des Entlüftungsmittels 5 ist ein das Formsegment 2 durchsetzender
Kanal 6 ausgebildet, der die Kokillenschale 2 durchsetzt und in den Sammelbereich
4 mündet. In diesem Kanal ist ein Entlüftungseinsatz 7 dicht eingesetzt, der den entsprechenden
Kanal 6 mit einem Teilbereich durchgreift und stirnseitig bis an den Sammelbereich
4 reicht, wobei das andere Ende außen über das Formsegment 2 erheblich vorragt. Im
Bereich des Kanales 6 ist der Entlüftungseinsatz 7 dicht von einer Hülse 8 aus schlecht
wärmeleitendem Werkstoff umgeben, die auch dicht in den Kanal 6 eingesetzt ist. Zudem
weist der Entlüftungseinsatz 7 mindestens einen zur Gießkavität 3 hin geschlossenen
Kühlmittelkanal 9 auf, der an seinen außenseitig der Kokillenschale ausmündenden Enden
10,11 an eine Kühlmitteltransportvorrichtung anschließbar oder angeschlossen ist.
Beispielsweise kann das Kühlmittel bei 10 in den Kühlmittelkanal eingespeist werden,
wobei das Kühlmittel dann nach Durchlauf des Kühlmittelkanales bei 11 wieder abgezogen
werden kann. Zudem weist der Entlüftungseinsatz 7 einen durchgehenden Entlüftungskanal
12 auf, der die Gießkavität 3 mit der Umgebungsatmosphäre verbindet. Vorzugweise besteht
der Entlüftungseinsatz 7 aus Stahl, während die Hülse 8 aus keramischem Material mit
schlechter Wärmeleitfähigkeit besteht. Die Hülse 8 weist eine solche Länge auf, dass
sie sich in der Montagesollage über die gesamte Länge des Kanals 6 erstreckt und bündig
mit dem Kanal 6 an dem zur Gießkavität 3 hin mündenden Ende abschließt. An ihrem der
Gießkavität 3 abgewandten Ende weist die Hülse 8 einen Kragen 13 auf, der in der Solllage
an der Wandung des Formsegmentes 2 neben dem Kanal 6 anliegt.
[0024] Der Entlüftungseinsatz 7 schließt mit seinem der Gießkavität 3 zugewandten Endbereich
bündig mit der Hülse 8 und bündig mit dem Kanal 6 ab, wie in Figur 2 verdeutlicht
ist.
[0025] Der Kühlmittelkanal 9 ist, wie in den Figuren 5,6,9,10 verdeutlicht, so ausgebildet,
dass er den Entlüftungskanal 12 über dessen gesamte Länge umgibt, vorzugsweise nach
Art einer Wendel.
[0026] Die Wendelform ist in Figur 7 nur beispielhaft dargestellt. Sie soll die Form und
den Verlauf des Kühlmittelkanals 9 verdeutlichen. Das Kühlmittel kann beispielsweise
bei 10 zugeführt und bei 11 wieder abgezogen werden.
[0027] Wie beispielsweise aus den Zeichnungsfigur 5,6,9, 10 ersichtlich, weist der Entlüftungseinsatz
7 in seinem von der Hülse 8 umgebenen Bereich einen erheblich kleineren Querschnitt
(Durchmesser) auf, als in einem über die Hülse 8 in Richtung von der Wandung des Formsegmentes
2 weggerichtet vorragenden Endbereich. Dabei ist der Bereich mit kleinerem Querschnitt
im Durchmesser etwa halb so groß wie der Bereich mit größerem Querschnitt.
[0028] Der Entlüftungskanal 12 weist in einem ersten Bereich, der von dem zur Gießkavität
3 mündenden Ende bis gering über das Ende der Hülse 8 reicht, einen Durchmesser von
ca. 2 mm ± 0,5 mm auf, um eine ausreichende Luftabführung zu bewirken, sowie in dem
weiteren Bereich bis zum der Gießkavität 3 abgewandten Ende einen größeren Durchmesser
von beispielsweise bis 4 mm.
[0029] An seinem zur Gießkavität 3 hin mündenden Endbereich ist der Entlüftungskanal 12
konisch aufgeweitet. Die konische Aufweitung ist mit 14 bezeichnet. Insbesondere in
der Stirnansicht gemäß Figur 4 ist ersichtlich, dass die Mündung 15 dieses Bereiches
etwa oval ausgebildet ist oder auch schlitzförmig oder elliptisch ausgebildet sein
kann. Der konische Bereich 14 reicht etwa über ein Drittel bis die Hälfte der Länge
des ersten Bereiches des Entlüftungskanales 12, der von seinem zur Gießkavität 3 mündenden
Ende bis über das Ende der Hülse 8 reicht.
[0030] Zusätzlich weist der Entlüftungseinsatz 7 einen Montagekragen 16 mit Montagelochungen
17 auf. Dieser liegt in Montagesolllage an einem Kragen 13 der Hülse 8 an und übergreift
diesen, wie insbesondere in Figur 2 ersichtlich ist, wobei dieser Montagekragen 16
mit Befestigungsmitteln an der Kokillenschale 2 befestigt wird, die durch die Befestigungslochungen
17 greifen, beispielsweise Schrauben.
[0031] Der Entlüftungseinsatz 7 weist im Prinzip mehrere Zonen auf, wobei der Bereich A
die Erstarrungszone als Grenzbereich zur Gusskontur (Kavität 3) bildet. Der Bereich
B mit dem eng gewendeltem Kühlkanal dient zur direkten Wärmeabfuhr aus der Zone A.
Der etwas größer gewendelte Bereich C des Kühlkanales dient zur Wärmeabfuhr im Restbereich
des Entlüftungseinsatzes 7.
[0032] Die Montage der gesamten Einheit erfolgt mit folgenden Schritten.
[0033] An der luftkritischen Stelle im Werkzeug wird eine Bohrung gesetzt (Kanal 6), in
welche die Hülse 8 aus schlecht wärmeleitendem Werkstoff, insbesondere Keramik dicht
eingesteckt wird, die zur Kontur der Kavität 3 hin bündig abschließt. In die Hülse
8 wird der Entlüftungseinsatz 7 mit seinem im Durchmesser kleiner ausgebildeten Ende
dicht eingeschoben, bis der Entlüftungseinsatz mit seinem Kragen 16 am Kragen 13 der
Hülse 8 anliegt. Über die Befestigungsmittellochungen 17 im Kragen 16 wird die gesamte
Einheit an dem entsprechenden Formteil 2 geklemmt und befestigt.
[0034] Die Funktion des Entlüftungseinsatzes 7 beim Gießprozess lässt sich in folgender
Weise beschreiben. Wenn die Formhälften der Kokille geschlossen sind (1,2) wird die
Gießkavität mit flüssigem Gussmaterial, beispielsweise einer Aluminiumlegierung gefüllt.
Dabei steigt das Gussmaterial in der Gießkavität 3 nach oben und verdrängt dabei die
im Inneren befindliche Luft, insbesondere durch den Entlüftungseinsatz 7. Da der Entlüftungseinsatz
7 einen ausreichend großen Luftkanal 12 von mindestens 2 mm Durchmesser hat, kann
dort die Luft sehr gut entweichen. Dabei passiert die Luft zuerst die Erstarrungszone
A und dann den weiteren Bereich des Entlüftungskanals 12. Sobald die Luft über den
Entlüftungskanal 12 entwichen ist, steigt das Gussmaterial unten (bei 14) in den Bereich
der Erstarrungszone A hoch. Geometrisch gebildet wird die Erstarrungszone A als Übergangsbereich,
der von einer elliptischen Kontur 15 in den kleineren Bohrungsdurchmesser des Entlüftungskanals
12 übergeht. Die düsenförmige Erstarrungszone am Ende besitzt ein strömungsgerechten
Eintrittsradius und notwenige Entformungsschrägen (vorzugsweise zwischen 5° und 10°).
Die elliptische Form begünstigt hierbei den Erstarrungsvorgang in Richtung der kleineren
Halbachse, sodass im Inneren der Bildung eines Isolationskanals entgegengewirkt wird
und die Schmelze abgeschnürt wird. Der wendelartig ausgeführte Kühlkanal 9 besitzt
eine Eintrittsöffnung 10 und eine Austrittsöffnung 11 für ein Kühlmedium, zum Beispiel
Wasser oder Luft. Der Kühlkanal 9 ist durchgehend als durchgängige Wendel ausgebildet
und verläuft im Bereich B und Bereich C.
[0035] Im Ausführungsbeispiel handelt es sich um ein zweigängiges Wendelsystem. Die absteigende
Wendel führt das Kühlmedium zu. Die aufsteigende Wendel führt das Kühlmedium samt
aufgenommener Wärme wieder nach außen ab. Am tiefsten Punkt der unteren Kühlwendel
trifft sich der aufsteigende mit dem absteigenden Ast der Wendel. In der Phase, in
welche das Gussmaterial in die Erstarrungszone A hochsteigt, soll funktionell sichergestellt
werden, dass die abgeführte Wärme durch die Kühlwendel ausreichend groß ist, um die
dortige Schmelze innerhalb in der Erstarrungszone A zum Erstarren zu bringen. Damit
nur selektiv eine Zone an der Gussoberfläche des Gussteiles thermisch beeinträchtigt
wird, kommt als Isolationselement die Hülse 8 zum Tragen. Hierdurch kann im Wesentlichen
nur noch stirnseitig am Entlüftungseinsatz 7 der vom Gussmaterial ausgehende Wärmetransport
erfolgen. Die Kühlwendel entzieht im unteren Bereich B dem in der Erstarrungszone
A befindlichen Gussmaterial die Wärme und lässt dort eine Guss-Finne erstarren. Wird
das Gussteil nun entformt, verbleibt diese Guss-Finne als über die Gusskontur hinausragendes
Element, welches durch einfache Nacharbeit entfernt und egalisiert werden kann.
[0036] Zur aktiven Kühlung erfolgt eine Steuerung der Wärmeabfuhr, zum Beispiel mit Wasser.
Die Wärmeabfuhr im Entlüftungseinsatz 7 erfolgt zum einen durch die Wärmeleitung der
Materialwandung aus gut wärmeleitendem Material, insbesondere Stahl hin zum durchgehenden
Kühlkanal 9 und zum anderen an der Grenzschicht der Kühlkanäle 9 infolge eines konvektiven
Übergangs. Die Wärmeübergangszahl α ist dabei eine Funktion von mehreren Kennzahlen,
wie Nußelt-, Prandtl- und Reynolds-Zahl. Da das Kühlmedium in der Regel fest steht,
zum Beispiel Wasser, und die Kanalquerschnitte des Kühlkanals 9 geometrisch vorgegeben
sind, erfolgt die Einflussnahme der Wärmeabfuhr im Wesentlichen nur über die Strömungsgeschwindigkeit
des Kühlmediums und dessen Anfangstemperatur. Vorteilhafterweise wird die Temperatur
des Kühlmediums der Umgebungstemperatur überlassen, sodass im entscheidenden Maße
die Strömungsgeschwindigkeit beziehungsweise die Durchflussmenge pro Zeit zur Steuerung
der Kühlung herangezogen wird.
[0037] Im Ergebnis wird hiermit ein fehlerfreies Gussstück erzeugt, wobei auch eine Verstopfung
des Entlüftungseinsatzes vermieden wird, die zu aufwendigen Reinigungsarbeiten des
Entlüftungskanales führen würden.
[0038] Die Erfindung ist nicht auf das Ausführungsbeispiel beschränkt, sondern im Rahmen
der Offenbarung vielfach variabel.
[0039] Alle in der Beschreibung und/oder Zeichnung offenbarten Einzel- und Kombinationsmerkmale
werden als erfindungswesentlich angesehen.
1. Vorrichtung zur Herstellung von Gussteilen aus Metall, insbesondere Leichtmetalllegierungen,
durch Schwerkraft-, Kipp- oder Niederdruckguss mit mehreren Formsegmenten (1,2), die
Kokillenschalen bilden und in einer Gießposition eine Gießkavität (3) abgedichtet
umgeben, wobei die Kokillenschale, die lokal hoch oberhalb der Gießkavität (3) gelegene
Bereiche aufweist, die Luftsammelbereiche bilden, mindestens in einem der hoch gelegenen
Bereiche (4) Entlüftungsmittel aufweist, dadurch gekennzeichnet, dass das oder jedes Entlüftungsmittel aus einem in den Luftsammelbereich (4) mündenden
die Wandung der Kokillenschale durchsetzenden Kanal (6) besteht, in den ein Entlüftungseinsatz
(7) aus gut wärmeleitendem Werkstoff mit einer den Entlüftungseinsatz (7) umgebenden
Hülse (8) aus schlecht wärmeleitendem Werkstoff eingesetzt und fixiert ist, wobei
der Entlüftungseinsatz (7) vorzugsweise mindestens einen zur Gießkavität (3) geschlossenen
Kühlmittelkanal (9) aufweist, der an seinen außenseitig der Kokillenschale ausmündenden
Enden (10,11) an eine Kühlmitteltransportvorrichtung anschließbar oder angeschlossen
ist, und einen durchgehenden Entlüftungskanal (12), der die Gießkavität (3) mit der
Umgebungsatmosphäre verbindet.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Entlüftungseinsatz (7) aus Metall, vorzugsweise aus Stahl, besteht.
3. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Hülse (8) aus keramischem Material besteht.
4. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Hülse (8) sich über die gesamte Länge des Kanals (6) erstreckt und vorzugsweise
bündig mit dem Kanal (6) an dem zur Gießkavität (3) hin mündenden Ende abschließt.
5. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Hülse (8) an ihrem der Gießkavität (3) abgewandten Ende einen Kragen (13) aufweist,
der an der Wandung der Kokillenschale neben dem Kanal (6) anliegt.
6. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass der Entlüftungseinsatz (7) mit seinem der Gießkavität (3) zugewandten Endbereich
bündig mit der Hülse (8) und bündig mit dem Kanal (6) abschließt.
7. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass der Kühlmittelkanal (9) den Entlüftungskanal (12) über dessen gesamte Länge umgebend
ausgeführt ist.
8. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass der Entlüftungseinsatz (7) in seinem von der Hülse (8) umgebenen Bereich einen erheblich
kleineren Querschnitt aufweist als in einem über die Hülse (8) in Richtung von der
Wandung der Kokillenschale weg gerichtet vorragenden Endbereich.
9. Vorrichtung nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass der Bereich mit kleinerem Querschnitt im Durchmesser etwa halb so groß wie der Bereich
mit größerem Querschnitt ist.
10. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass der Entlüftungskanal (12) in einem ersten Bereich, der von dem zur Gießkavität (3)
mündenden Ende bis gering über das Ende der Hülse (8) reicht, einen Durchmesser von
2 mm ± 0,5 mm aufweist und in dem weiteren Bereich bis zum der Gießkavität (3) abgewandten
Ende einen größeren Durchmesser von bis 4 mm aufweist.
11. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet, dass der Entlüftungskanal (12) an seinem zur Gießkavität (3) mündenden Endbereich (14)
konisch aufgeweitet verläuft, vorzugsweise von einer ovalen Mündung (15) oder schlitzförmigen
Mündung in den kreisförmigen Querschnitt übergehend, wobei der konische Endbereich
(14) über etwa ein Drittel bis über die Hälfte der Länge eines ersten Bereichs, der
von seinem zur Gießkavität (3) mündenden Ende bis über das Ende der Hülse (8) reicht,
verläuft.
12. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 11, dadurch gekennzeichnet, dass der Entlüftungseinsatz (7) einen Montagekragen (16) aufweist, der in Montagesolllage
an einem Kragen (13) der Hülse (8) anliegt und diesen übergreift, wobei der Montagekragen
(16) mit Befestigungsmitteln an der Kokillenschale befestig ist.