[0001] Die Erfindung betrifft ein Sitzmöbel, insbesondere einen Bürostuhl, entsprechend
dem Oberbegriff des Anspruches 1 und im Wesentlichen der
DE 103 06 851.
[0002] Die Erfindung betrifft Sitzmöbel aller Art, mit der Maßgabe, dass sie zumindest eine
Sitzfläche und eine Rückenlehne aufweisen, die bezüglich einer Basis, zumeist Tragteil
genannt, um eine horizontale Achse schwenkbar ist. Diese Basis kann bei einem Bürostuhl
der oberste Teil einer höhenverstellbaren Säule auf einem Fahrgestell sein, es kann
ein gegebenenfalls höhenverstellbarer Fußteil sein, der am Boden fest montiert ist
oder frei verschiebbar aufliegt, es kann ein höhenverstellbarer und/oder in Längsrichtung
verschiebbarer Tragteil in einem Fahrzeug sein und dergleichen mehr. Die im Folgenden
anhand eines Bürostuhls erfolgende Erläuterung ist nicht als Einschränkung zu verstehen.
[0003] Der in der
DE 103 06 851 geoffenbarte Bürostuhl soll ein besonders weites Zurücklehnen erlauben und geht in
diesem Zusammenhang auf die reale und auch auf die vom Benutzer gefühlte Stabilität
des Stuhles ein, indem eine die Hochachse des Fußteils schneidende, ortsfeste, horizontale
erste Schwenkachse für die Rückenlehne vorgesehen ist. Um wieder in die Ausgangslage
zu kommen, ist eine Gasdruckfeder oder ähnliches vorgesehen.
[0004] An Bürostühle werden heute viele, oft einander widersprechende Anforderungen gestellt.
So ist es vor allem gewünscht, dass die Bürostühle ergonomisch und damit auch medizinisch
richtig ausgebildet sind, das heißt eine entsprechende Rückenstütze und Bewegungsmöglichkeiten
für den Benutzer, der oft Stunden auf diesen Stühlen sitzend verbringt, erlaubt, ja
zu solchen Bewegungen anregt. Andererseits ist es heute in zahlreichen Anwendungsgebieten
so, dass die Bürostühle nicht mehr festen Benutzern zugeordnet sind, sondern dass
die jeweils Arbeitenden sich aus einer Art Pool für ihren Arbeitstag einen Bürostuhl
nehmen, und hier ist es gewünscht, dass möglichst wenig Zeit mit der Anpassung des
Stuhls an den Benutzer notwendig ist. Dazu kommen einige bis jetzt nur wenig beachtete
Besonderheiten, die teils die Bequemlichkeit, teils aber auch die Ergonomie betreffen,
so beispielsweise, dass beim nach hinten Kippen des Stuhles üblicherweise eine Ausziehkraft
auf die Bluse der Benutzerin bzw. das Hemd des Benutzers erfolgt, was durch nicht
entsprechend angepasste Relativbewegungen zwischen Benutzer, Sitzfläche und Rückenlehne
bedingt ist.
[0005] Auch kommt es in den meisten Fällen bei zurückgeklapptem Stuhl zu einer unangenehmen,
einschneidenden Wirkung auf die Unterseite der vorderen Oberschenkelbereiche, wodurch
die Blutzirkulation beeinträchtigt wird. All dies wiederum führt dazu, dass der Schwenkwinkel
beim nach hinten Verschwenken begrenzt ist oder vom Benutzer nicht voll ausgenutzt
wird, obwohl sowohl von der Bewegungsseite her, als auch von der Benutzung in Ruhepausen
her ein Schwenkwinkel von 30°, bevorzugt 35° und besonders bevorzugt 45° und mehr
erstrebenswert wäre. Zu alledem kommt noch die ökonomische Forderung, dass Bürostühle
möglichst kostengünstig herstellbar sein sollen, dies schließt beispielsweise die
Verwendung spezieller und unter Umständen hochgenauer oder sogar vorgespannter Lager
etc. aus und erschwert die Verwendung von Gasdruckfedern und ähnlichem.
[0006] Es besteht somit ein Bedarf an einem Stuhl, insbesondere an einem Bürostuhl, der
die genannten Eigenschaften aufweist bzw. die genannten Forderungen möglichst vollständig
erfüllt, und dies auf möglichst kostengünstige Weise.
[0007] Es ist das Ziel der Erfindung, ein solches Sitzmöbel, einen solchen Stuhl, insbesondere
Bürostuhl, anzugeben.
[0008] Erfindungsgemäß werden diese Ziele durch einen Stuhl/Bürostuhl erreicht, der die
im kennzeichnenden Teil des Anspruches 1 angegebenen Merkmale aufweist. Mit anderen
Worten, es sind der Sitzteil und die Rückenlehne mit dem Tragteil über eine erste
horizontale, quer verlaufende Schwenkachse gelenkig verbunden, wobei in aufrechter
Position des Sessels, der Ausgangslage, diese Achse sich vor der Rückenlehne und oberhalb
der Sitzfläche, bevorzugt zumindest angenähert im Bereich des Gesamt-Schwerpunktes
der beweglichen Teile des Benutzers und der beweglichen Teile des Stuhls in der Ausgangslage
befindet, und wobei zwischen der Rückenlehne und dem Sitzteil eine zu dieser ersten
Schwenkachse parallele zweite Schwenkachse vorgesehen ist, die sich in der Ausgangslage
von der ersten Schwenkachse her gesehen, bevorzugt in einem Bereich innerhalb von
maximal 5° in Richtung zur Rückenlehne hin und maximal 15° in der Richtung von der
Rückenlehne weg bezüglich der Lotrechten und unterhalb der Sitzfläche, bevorzugt deutlich
unterhalb der Sitzfläche, am Sitzteil angeordnet ist; und dass weiters der Sitzteil
in ihrem vorderen Drittel mittels einer Kinematik durch einen mit dem Fußteil oder
dem Traggestell verbundenen Arm unterstützt wird.
[0009] Durch diese Maßnahme wird eine Beweglichkeit der Rückenlehne und der Sitzfläche erreicht,
die das Vorsehen einer Feder oder einer sonstigen beim Zurücklehnen eine Reaktionskraft
zur Verfügung stellenden Energiespeicher überflüssig macht, da die Lage des Gesamt-Schwerpunktes
der beweglichen Massen nahezu unverändert bleibt, was es dem Benutzer erlaubt, sich
auf angenehme Weise auf bzw. mit dem Stuhl vor und zurück zu bewegen.
[0010] In einer Variante ist vorgesehen, den Sitzteil und damit die Sitzfläche entlang einer
zumindest annähernd vertikal verlaufenden Querebene in einen vorderen und einen hinteren
Teil, die zueinander um eine horizontale Schwenkachse begrenzt verschwenkbar sind,
zu teilen. Der hintere Teil ist dauernd ortsfest bezüglich der Rückenlehne, der vordere
Teil vollführt eine entsprechende translatorische und drehende Bewegung. Der Trennbereich,
der auch Abstand zur Schwenkachse haben kann, ist bevorzugt so angeordnet, dass ein
Benutzer mit seinem Sitzbein auf dem hinteren Teil und mit dem eigentlichen Oberschenkelbereich
auf dem vorderen Teil ruht. Der vordere Teil wird beim Aufrichten in die Ausgangslage
über eine Kinematik, die mit dem Fußteil oder dem Traggestell verbunden ist, bezüglich
des hinteren Teils nach oben geschwenkt, somit angehoben.
[0011] Durch diese Maßnahme wird erreicht, dass beim Zurücklehnen der Hemden-Auszieh-Effekt
vollständig vermieden werden kann. Darüber hinaus wird durch die dann eintretende
Winkellage zwischen den beiden Sitzteilen der Effekt des Blut Abschnürens deutlich
verringert oder gar verhindert.
[0012] Die Erfindung wird in Folgendem anhand der Zeichnung unter Bezugnahme auf Bürostühle
näher erläutert, ohne darauf beschränkt zu sein, denn die Erfindung kann auch auf
sogenannte "Relax-Stühle", auf "Nap-chairs", auf Fernsehfauteuils, auf Sonnenliegen,
etc. angewandt werden. Dabei zeigt bzw. zeigen
die Fig. 1 einen Bürostuhl entsprechend dem Stand der Technik, nämlich der eingangs
genannten DE 103 06 851,
die Figs. 2 und 3 einen erfindungsgemäßen Bürostuhl in gleicher Ansicht wie die Fig.
1, aber in unterschiedlich geneigter Position,
die Fig. 4, in zwei Ansichten, die dynamischen Grundlagen eines erfindungsgemäßen
Bürostuhles,
die Figs. 5 und 6 ausschnittsweise Vergrößerungen der Figs. 2 und 3 zur besseren Darstellung
der Kinematiken,
die Figs. 7 und 8 eine Variante mit ungeteilter Sitzfläche und
die Fig. 9 ein Detail.
[0013] Die
Fig. 1 zeigt den Bürostuhl 1 des Standes der Technik rein schematisch in einer bereits teilweise
zurückgelehnten Position. Die Rückenlehne 15 ist über einen Schwenkhebel 16, der auch
als Armstütze ausgebildet sein kann, oder eine solche trägt, auf einem im Wesentlichen
U-förmigen Traggestell 5 über eine erste Drehachse 12 verschwenkbar gelagert. Im unteren
Bereich der Rückenlehne 15 und etwas vor ihr ist die Rückenlehne über eine zweite
Drehachse 20 mit dem Sitzteil 14 schwenkbar verbunden. Der Sitzteil 14 wird weiters
über eine Gleitführung 18 und eine entsprechende Rolle am Ende 10 eines Tragarmes
9, der mit dem Traggestell 5 verbunden ist, geführt. Eine zwingend notwendige Rückführeinrichtung,
die Aufrichthilfe 13, bevorzugt eine Feder oder dergleichen, ist mit einem Ende an
der Rückenlehne 15, mit dem anderen Ende am Tragarm 9 befestigt und wird beim Zurücklehnen
komprimiert, unterstützt somit die Aufrichtbewegung.
[0014] Dieser Vorrichtung haftet, wie eingangs erwähnt, der Nachteil an, dass beim Zurücklehen
der Hemd-Auszieh-Effekt eintritt, und dass durch das Absinken des Gesamtschwerpunktes
der bewegten Teile, darunter sind die entsprechenden Körperteile des Benutzers und
die beweglichen Teile des Stuhles zu verstehen, die Aufrichthilfe 13 vorgesehen sein
muss.
[0015] Bei einem Stuhl entsprechend dieser Konstruktion wäre als erste erfindungsgemäße
Verbesserung das deutliche nach vorne legen der zweiten Drehachse 20 anzusehen wodurch
beim Zurücklehen im hintersten Bereich des Sitzteils 14, das ist der Teil, der der
Rückenlehne 15 benachbart ist, ein Anheben oder zumindest eine deutliche Verringerung
des Absenkens erfolgt, was einerseits die Rückführeinrichtung 13, die Feder, überflüssig
macht, andererseits den Hemd-Auszieh-Effekt verringert und darüber hinaus die Rückenunterstützung
durch die Rückenlehne verbessert. Dabei kann man, um einen gewissen Anfangswiderstand
und damit eine Rückenunterstützung auch in der Ruheposition zu erreichen, die zweite
Drehachse 20 zwischen der Rückenlehne und der Sitzfläche in der Grundposition knapp
hinter der ersten Drehachse 12 positionieren; zwischen der Vertikalen und der Lage
der Achse, gemessen von der ersten Drehachse 12 aus, sind bis zu 5°, unter Umständen
bis zu 15°, möglich; auch nach vorne bis 15° vor die Lotrechte durch die erste Achse
ist es möglich.
[0016] Wie aus den Figs. 2 und 3 ersichtlich ist, weist ein erfindungsgemäßer Bürostuhl
1 in einer Ausführungsform mit geteilter Sitzfläche: einen bezüglich der Rückenlehne
15 festen Sitzteil 14a und einen beweglichen Sitzteil 14b, der um eine zweite Achse
20' bezüglich des festen Sitzteils verschwenkbar ist, die folgenden Merkmale auf:
[0017] Der feste Sitzteil 14a dient zur Auflage des Sitzbeines des Benutzers, sodass es
beim Zurücklehnen zu keiner Relativbewegung im Rückenbereich und damit zu keinem Hemd-Auszieh-Effekt
kommt; die Achse 20 verschwindet dadurch, die Achse 20' zwischen den beiden Sitzteilen
hat eine völlig andere Aufgabe und Wirkung: Beim Zurücklehnen wird der bewegliche,
vordere Sitzteil 14b nach unten geschwenkt, sodass es zu keinem Abpressen der Blutzirkulation
im Oberschenkel im Kniebereich kommt.
[0018] Eine dafür gut verwendbare Kinematik ist in den Figs. 2, 3, besonders aber in den
vergrößerten Darstellungen der
Figs. 5 und 6 dargestellt: Drehfest mit dem beweglichen, vorderen, Sitzteil 14b verbunden ist ein
Stützteil 7, der im Bereich seines freien Endes, das in diesem Ausführungsbeispiel
weit unter der Sitzfläche liegt, mit einer Rolle 18 oder dergleichen in einer Längsführung
8 eines Schwenkstabes 17 geführt wird. Der Schwenkstab 17 ist seinerseits um eine
zur Achse 12 parallele Achse an der Tragsäule 3 verschwenkbar. In der voll aufgerichteten
Ruheposition nimmt der Schwenkstab 17 zufolge der Schwerkraft die mit vollen Linien
in Fig. 2 dargestellte, durch nicht dargestellte Anschläge oder Lagerausbildung definierte
untere Endposition ein; der Stützteil 7 wirkt mit einem Drehmoment um die Achse 20'
im Gegenuhrzeigersinn über die Rolle 18 oder dergleichen und die Längsführung (Langloch)
8 auf den Schwenkstab und wird durch dessen Reaktionskraft in der gezeigten Lage gehalten.
Durch weiter unten genauer erläutertes Zusammenwirken einer Kulisse 11 mit einem Bolzen
6 wird die Endlage der beiden Sitzteile zueinander und die Grenze für das Aufrichten
der Rückenlehne 15 des Stuhls definiert.
[0019] Beim Zurücklehnen schwenkt die Lage der Achse 20' im hinteren Sitzteil 14a im Uhrzeigersinn
um die Achse 12, der vordere Sitzteil 14b verdreht sich um die Achse 20', bis ein
Bolzen 6, der am hinteren Sitzteil vor der Achse 20' fest vorgesehen ist, in einer
Kulisse 11 im hinteren Bereich des vorderen Sitzteils 14b von deren unterem Ende an
deren oberes Ende gelangt ist; durch diese Bewegung wird der vordere Sitzteil gegenüber
dem hinteren Sitzteil abgesenkt, wodurch die Probleme der Blutabschnürung beseitigt
werden. Nachdem diese Situation erreicht ist, hebt beim weiteren Zurücklehnen der
vordere Sitzteil (der dann seine Relativlage gegenüber dem hinteren Sitzteil beibehält)
über die Kinematik 7,8,18 den Schwenkstab 17 an, die Rolle (oder etwas ähnliches)
gleitet in dessen Längsführung 8 nach vorne, bis er seine höchstmögliche Winkellage
erreicht (Fig. 3, durchgehende Linien, Ruheposition), die entweder durch die gestreckte
Lage, besser durch Anschläge knapp davor zur Vermeidung einer Singularität, gegeben
ist. In dieser Situation liegt die Rolle 18 am vordersten (in der aufrechten Lage
untersten) Ende der Längsführung 8 an und fixiert so die Endlage des Zurücklehnens.
[0020] Die
Figs. 7 und 8 illustrieren die Variante der Erfindung mit ungeteilter Sitzfläche 14: Die zweite
Achse 20 liegt in der Ausgangslage, Fig. 7, voll ausgezogene Linien, knapp vor der
Vertikalen durch die erste Achse 12, die ungeteilte Sitzfläche ist in ihrem vorderen
Bereich mit einer Rolle 7' versehen, die auf einer Auflage 8', die fest mit dem Traggestell
5 verbunden ist, aufliegt. Beim Zurücklehnen ändert sich anfangs der Winkel zwischen
Rückenlehne 15 und Sitzfläche 14, bis durch eine Kinematik, die in der dieses Detail
zeigenden
Fig. 9 dargestellt ist, ein Bolzen 6 ans Ende einer Kulisse 11 gelangt und in der Folge
beim weiteren Zurücklehnen die Sitzfläche 14 mitnimmt, wie die strichliert dargestellte
Situation der Fig. 8 zeigt. Die Auflage 8' muss weder geradlinig ausgebildet sein,
noch drehfest mit dem Tragteil 5 verbunden sein; sie kann auch, wie die Version nach
Figs 2 und 3 eine Kulisse statt einer Auflage aufweisen.
[0021] Gut zu sehen ist auf diesen Darstellungen auch die Ausbildung einer Armlehne 19 als
Teil des Traggestells 5, selbstverständlich ist auch hier eine gelenkige, schwenkbar
am Traggestell 5 angelenkte und passend an der Rückenlehne 15 aufliegende bzw. geführte
Armlehne ohne Probleme vorzusehen.
[0022] Die nicht mit Bezugszeichen versehene Kulisse im Seitenbereich der Rückenlehne, die
mit einem Bolzen oder dergleichen im Tragteil 5 zusammenwirkt, begrenzt das Zurücklehnen
und entlastet somit die Kinematik im Bereich der Sitzfläche. Diese Anordnung kann
selbstverständlich auch bei allen anderen Ausführungen verwendet werden.
[0023] Die bei beiden Varianten erläuterte Kinematik, eigentlich sind es zwei miteinander
wirkende, aber voneinander unabhängige, kann/können durch andere ersetzt werden, insbesondere
kann in beiden Fällen die Anordnung von Führung und Gleitteil/Rollteil unabhängig
voneinander vertauscht werden; es braucht die Längsführung 8 nicht geradlinig zu sein,
es können an den Enden der Führungen und oder an den Gleitteilen Dämpfer vorgesehen
sein, um ein stoßartiges Bremsen zu vermeiden, es können die die Bewegung schlussendlich
begrenzenden Bauteile an anderer Stelle, insbesondere an der Tragsäule 3, vorgesehen
sein, um die Kinematik von diesen Kräften/Momenten zu entlasten; und dergleichen mehr.
[0024] Es ist auch möglich, den Übergang zwischen den beiden Sitzteilen durch einen elastischen
Bauteil, ähnlich aber natürlich angepasst, wie bei Übergängen von Fahrzeugen, auszubilden,
der auch die Begrenzung der Schwenkbewegung der Bauteile 6, 11 übernimmt und gegebenenfalls
in einem Stück mit den beiden Sitzteilen hergestellt ist.
[0025] Es ist für den Fachmann auf dem Gebiet der Sitzmöbelherstellung, insbesondere der
Herstellung von Stühlen - Bürostühlen in Kenntnis der Erfindung ein leichtes, zu entscheiden,
ob er die Kinematik 7,8,17,18; bzw. 7',8' (oder auch die den Bolzen 6 und die Kulisse
11 aufweisende Kinematik) doppelt und symmetrisch mit Abstand zur Stuhlmittelebene
ausführt oder einfach in die Symmetrieebene legt, auch eine einfache, exzentrische
Anordnung ist bei entsprechender Massivität möglich, wenn wohl auch nur in Ausnahmefällen
sinnvoll.
[0026] Die Bezeichnung "Rolle" einerseits und "Bolzen" andererseits darf nicht als technische
Differenzierung gesehen werden, sondern dient nur der semantischen Unterscheidung,
die innere Funktionalität der beiden Kinematiken mit Führung und Gleitteil/Rollteil
ist durchaus gleich, ebenso deren Ausgestaltungsmöglichkeiten mit gefederten Anschlägen,
Rollen, "gepolsterten" Rollen, deren Laufflächen mit Gummi, Polyurethan oder einem
anderen Elastomer überzogen sind.
[0028] Die zu Bürostühlen, aber nicht direkt zur Erfindung gehörenden Bauteile und Funktionen,
wie das Fahrgestell, die Höhenverstellbarkeit, die Ausbildung der Lager für die einzelnen
Achsen, dieser Terminus wird sowohl für die jeweiligen Lager und die zugehörige Drehachse
verwendet, der Aufbau der Sitzteile und der Rückenlehne, die eventuell vorgesehenen
Armstützen und vieles mehr werden, weil sie für den Fachmann auf dem Gebiete der Stühle
- Bürostühle bestens bekannt sind, und um sie nicht aufzublähen, in der Beschreibung
nicht näher beschrieben.
[0029] Durch die erfindungsgemäßen Merkmale kann, wie oben erläutert, auf kostspielige Bauteile
verzichtet werden, doch ist es selbstverständlich möglich, diese dennoch zu verwenden
bzw. anzuordnen. Dies gilt beispielsweise für eine Aufrichthilfe, insbesondere wenn
eine extreme, schon praktisch liegende Endposition des Zurücklehnens vorgesehen ist.
Dann kann durch eine Feder oder ähnliches zumindest der Beginn des Aufrichtens aus
dieser Lage unterstützt werden.
[0030] Es kann eine ausziehbare Beinstütze vorgesehen sein, durch die in der zurückgelegten
Endlage oder nahe daran auch die Beine im Unterschenkelbereich unterstützt werden
und so eine Erholungsposition geschaffen wird. Diese Beinstütze kann händisch oder
mittels Federkraft ausgefahren bzw. eingefahren werden, und/oder in verschiedenen
Positionen/stufenlos fixierbar sein. Es ist auch möglich, den Endbereich des Zurücklehnens
einstellbar zu machen oder verschiedene Zwischenstufen fixieren zu können.
[0031] Es ist möglich, eine vom Benutzer gezielt veränderliche Lordosenstütze in die Rückenlehne
einzubauen und dergleichen mehr; über Armlehnen und dergleichen muss in diesem Zusammenhang
nichts näher ausgeführt werden, nur dass diese mit dem Traggestell 3 passend verbunden
sind. Das Traggestell muss nicht die erwähnte U-formige Ausbildung haben, wenn dies
auch in den meisten Fällen praktisch ist.
[0032] Die
Fig. 4 zeigt in zwei Darstellungen, links in der aufrechten Ausgangslage, rechts teilweise
zurückgelehnt, die bei der Benutzung eines erfindungsgemäß ausgebildeten Bürostuhls
mit geteiltem Sitzteil auftretenden Kräfte und damit, bei Berücksichtigung der Bewegung,
die Änderung der potentiellen Energie durch die Höhenverschiebung des Gesamtschwerpunktes
der beweglichen Teile des Benutzers und der beweglichen Teile des Stuhles. Erfreulicherweise
ist durch die in weiten Grenzen eingehaltene Proportionalität der Benutzer über weite
Bereiche der Größe und des Lebendgewichtes durch die erfindungsgemäß vorgesehenen
Lagen der Achsen eine angenehme Benutzung ohne Kraftspeicher möglich, sodass einerseits
Kosten bei der Herstellung, andererseits Einstellungsaufwand bei der Benutzung gespart
wird.
[0033] Wie aus der linken Darstellung der Fig. 4 zu sehen ist, liegt die Drehachse der Stuhllehne
in der Ausgangsposition des Bürostuhls etwas oberhalb und etwas hinter dem Masseschwerpunkt
des mit seinem Skelett eingezeichneten Benutzers. Unter Berücksichtigung der beim
Zurücklehnen unterschiedlich bewegten Körperteile und der dabei bewegten Stuhlteile
fallen diese beiden Elemente praktisch zusammen. Beim Zurücklehnen, rechts dargestellt,
gelangt der Schwerpunkt des Benutzers praktisch über die Mitte der Sitzkontaktfläche
(ohne Oberschenkel), knapp hinter die Teilung des Sitzes, der Benutzer erfährt eine
aufrichtende Gegenkraft (Gegenmoment), die das Schaukeln und somit die Bewegung attraktiv
macht. Dabei findet keine oder nur eine leichte Hebung des Schwerpunktes statt, keinesfalls
ein Absenken, sodass auf eine Aufrichthilfe verzichtet werden kann.
[0034] Mit "Alpha" ist die Normale auf den hinteren Sitzflächenteil bezeichnet, in der Zusammenschau
wird damit der Neigungswinkel ersichtlich.
[0035] Es soll noch darauf hingewiesen werden, dass in der Beschreibung und den Ansprüchen
Angaben wie "großteils" bei der Zusammensetzung von Materialien über 50 Gew.-%, bevorzugt
über 80 Gew.-% und besonders bevorzugt über 95 Gew.% bedeuten; dass "unterer Bereich"
eines Reaktors, Filters, Bauwerks, Stuhls, oder einer Vorrichtung oder, ganz allgemein,
eines Gegenstandes, die untere Hälfte und insbesondere das untere Viertel der Gesamthöhe
bedeutet, "unterster Bereich" das unterste Viertel und insbesondere einen noch kleineren
Teil; während "mittlerer Bereich" das mittlere Drittel der Gesamthöhe meint. All diese
Angaben haben ihre landläufige Bedeutung, angewandt auf die bestimmungsgemäße Position
des betrachteten Gegenstandes.
[0036] In der Beschreibung und den Ansprüchen werden die Begriffe "vorne", "hinten", "oben",
"unten" und so weiter in der landläufigen Form und unter Bezugnahme auf den Gegenstand
in seiner üblichen Gebrauchslage, gebraucht. Das heißt, dass bei einem Stuhl/Bürostuhl
die Sitzfläche die obere Oberfläche des Sitzteils ist, dass die Rückenlehne am Stuhl
"hinten" ist, dass das Fußgestell "unten" ist, etc., etc..
[0037] In der Beschreibung und den Ansprüchen bedeutet "im Wesentlichen" eine Abweichung
von bis zu 10 % des angegebenen Wertes, wenn es physikalisch möglich ist, sowohl nach
unten als auch nach oben, ansonsten nur in die sinnvolle Richtung, bei Gradangaben
(Winkel und Temperatur) sind damit ± 10° gemeint. Bezeichnungen wie: "deutlich unterhalb
der Sitzfläche" oder dergleichen bezeichnen Bereiche von 5 bis 25 cm.
[0038] Alle Mengenangaben, Größenangaben und Anteilsangaben, insbesondere solche zur Abgrenzung
der Erfindung, soweit sie nicht die konkreten Beispiele betreffen, sind mit ± 10 %
Toleranz zu verstehen, somit beispielsweise: 11 % bedeutet: von 9,9 % bis 12,1 %.
Bei Bezeichnungen wie bei: "ein Sitzteil" ist das Wort "ein" nicht als Zahlwort, sondern
als Fürwort anzusehen, wenn nicht aus dem Zusammenhang etwas anderes hervorgeht.
[0039] Der Begriff: "Kombination" bzw. "Kombinationen" steht, soferne nichts anderes angegeben,
für alle Arten von Kombinationen, ausgehend von zwei der betreffenden Bestandteile
bis zu einer Vielzahl derartiger Bestandteile, der Begriff: "enthaltend" steht auch
für "bestehend aus" und vice versa.
[0040] Die in den einzelnen Ausgestaltungen und Beispielen angegebenen Merkmale und Varianten
können mit denen der anderen Beispiele und Ausgestaltungen frei kombiniert und insbesondere
zur Kennzeichnung der Erfindung in den Ansprüchen ohne zwangläufige Mitnahme der anderen
Details der jeweiligen Ausgestaltung bzw. des jeweiligen Beispiels verwendet werden.
[0041] Für Einspruchsabteilungen, Nichtigkeitsabteilungen und Beschwerdeabteilungen in allen
Jurisdiktionen soll explizit angegeben werden, dass die in der Anmeldung und den Zeichnungen
enthaltenen technischen Informationen, sowohl einzeln jede für sich, als auch in beliebiger
Kombination für den Fachmann auf dem Gebiete der Herstellung von Sitzmöbeln, besonders
von Stühlen, insbesondere Bürostühlen, ohne erfinderische Tätigkeit mit allen technischen
Informationen, die in Publikationen, sei es Patentliteratur oder nicht, die in die
internationale Klasse A47C fallen, kombinierbar ist.
[0042] Zusammenfassend könnte man auch festhalten: Die Erfindung betrifft einen Stuhl, insbesondere
Bürostuhl 1, mit einem Fußgestell 2 mit einem Traggestell 5, an dem eine erste Drehachse
12 für eine Rückenlehne 15 angeordnet ist, die zwischen einer aufrechten Ausgangsposition
und einer zurückgelehnten Ruheposition verschwenkbar ist. Die Rückenlehne 15 ist in
ihrem unteren Bereich mit einem Sitzteil 14 gelenkig verbunden ist, bei einteiligem
Sitzteil 14 ist die gelenkige Verbindung um eine zweite Achse 20 vorgesehen. Erfindungsgemäß
liegt bei aufrechter Ausgangsposition des Stuhls 1 die zweite Achse 20 unterhalb der
ersten Achse 12. Der hintere Sitzteil 14a ist drehfest mit der Rückenlehne 15 verbunden.
Der vordere Sitzteil 14b bzw. der einteilige Sitzteil 14 ist mittels einer Kinematik
7,8,17; 7',8' gegenüber dem Traggestell 5 abgestützt ist. Der vordere Sitzteil 14b
bzw. der einteilige Sitzteil 14 wird beim Zurückschwenken der Rückenlehne mittels
einer Kinematik 6,11 gegenüber dem hinteren Sitzteil 14a bzw. der Rückenlehne abgesenkt
mitgenommen.
Bezugszeichenliste:
01 |
Bürostuhl |
12 |
Erste Drehachse |
02 |
Fußgestell |
13 |
Rückführeinrichtung |
03 |
Tragsäule |
14 |
(ungeteilter) Sitzteil |
04 |
Vertikale Achse |
14a |
fester Sitzteil |
05 |
Traggestell |
14b |
beweglicher Sitzteil |
06 |
Bolzen |
15 |
Rückenlehne |
07 |
Stützteil |
16 |
Schwenkhebel |
08 |
Längsführung |
17 |
Schwenkstab |
09 |
Tragarm |
18 |
Rolle |
10 |
Rolle |
19 |
Armlehne |
11 |
Kulisse |
20 |
Zweite Drehachse |
1. Sitzmöbel, insbesondere Bürostuhl (1), mit einem Fußgestell (2) mit einer gegebenenfalls
um eine vertikale Achse (4) drehbaren Tragsäule (3), die an ihrem gegebenenfalls höhenverstellbaren
oberen Ende ein Traggestell (5) aufweist, an dem eine erste horizontale Drehachse
(12) für eine Rückenlehne (15) angeordnet ist, um die diese zwischen einer aufrechten
Ausgangsposition und einer zurückgelehnten Ruheposition verschwenkbar ist, wobei die
Rückenlehne (15) in ihrem unteren Bereich mit einem Sitzteil (14) gelenkig verbunden
ist, wobei bei einteiligem Sitzteil (14) die gelenkige Verbindung um eine zur ersten
Achse parallelen zweiten Achse (20) vorgesehen ist, dadurch gekennzeichnet dass, bei aufrechter Ausgangsposition des Sitzmöbels (1), die zweite Achse (20) im Bereich
unterhalb der ersten Achse (12), mit einer Abweichung von der Lotrechten von nicht
mehr als 5° zur Rückenlehne hin und nicht mehr als 15° von der Rückenlehne weg angeordnet
ist, und bei geteiltem Sitzteil (14a, 14b) der hintere Sitzteil (14a) drehfest mit
der Rückenlehne (15) verbunden ist, dass der vordere Sitzteil (14b) bzw. der einteilige
Sitzteil (14) mittels einer Kinematik (7,8,17; 7', 8') gegenüber dem Traggestell (5)
abgestützt ist, und dass der vordere Sitzteil (14b) bzw. der einteilige Sitzteil (14)
beim Zurückschwenken der Rückenlehne (15) mittels einer Kinematik (6,11) gegenüber
dem hinteren Sitzteil (14a) bzw. der Rückenlehne abgesenkt wird.
2. Sitzmöbel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die erste Drehachse (12) die Achse (4) schneidet.
3. Sitzmöbel nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die zweite Achse (20) in aufrechter Ausgangsposition unterhalb der Sitzfläche des
Sitzteils (14) liegt.
4. Sitzmöbel nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass die zweite Achse (20) unterhalb des Sitzteils (14) liegt, bevorzugt 5 cm bis 25 cm
unter der Sitzfläche.
5. Sitzmöbel nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass die die beiden Sitzteile (14a und 14b) bzw. die den Sitzteil (14) mit der Rückenlehne
(15) verbindende Kinematik einen Bolzen (6) an einem der beiden Sitzteile und eine
den Bolzen führende Kulisse (11) am anderen Sitzteil aufweist.
6. Sitzmöbel nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass die die beiden Sitzteile (14a und 14b) verbindende Kinematik aus einem elastischen
Bauteil besteht bzw. ihn und die beiden Sitzteile enthält.
7. Sitzmöbel nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die den vorderen Sitzteil (14b) stützende Kinematik eine Längsführung (8), und eine
von ihr geführte Rolle (18) oder dergleichen aufweist, wobei einer der beiden Teile
(8, 18) Teil eines am Traggestell (5) schwenkbar befestigten Schwenkhebels (17) ist
und der andere der beiden Teile Teil eines mit dem vorderen Sitzteil (14b) verbundenen
Stützteils ist.
8. Sitzmöbel nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die erste Achse (12) 5 cm bis 15 cm vor der Anlehnfläche der Rückenlehne liegt.
9. Sitzmöbel nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die erste Achse (12) 15 cm bis 25 cm über der Sitzfläche des Sitzteils (14) bzw.
des festen Sitzteils (14a) liegt.
10. Sitzmöbel nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die erste Achse (12) in der Ausgangslage im Bereich des Gesamtschwerpunktes der beim
Verschwenken beweglichen Massen des Benutzers und der beweglichen Massen des Sitzmöbels
liegt.
11. Sitzmöbel nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, dass der Bereich 10 cm in horizontaler und in vertikaler Richtung beträgt.
12. Sitzmöbel nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, dass der Bereich 5 cm in horizontaler und in vertikaler Richtung beträgt.