(19)
(11) EP 3 483 550 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
15.05.2019  Patentblatt  2019/20

(21) Anmeldenummer: 18199141.5

(22) Anmeldetag:  08.10.2018
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC): 
F42B 12/48(2006.01)
F42B 27/00(2006.01)
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AL AT BE BG CH CY CZ DE DK EE ES FI FR GB GR HR HU IE IS IT LI LT LU LV MC MK MT NL NO PL PT RO RS SE SI SK SM TR
Benannte Erstreckungsstaaten:
BA ME
Benannte Validierungsstaaten:
KH MA MD TN

(30) Priorität: 09.11.2017 DE 202017106815 U

(71) Anmelder: Rheinmetall Waffe Munition GmbH
29345 Unterlüß (DE)

(72) Erfinder:
  • GUTH, Sven
    79588 Efringen-Kirchen (DE)

(74) Vertreter: Dietrich, Barbara 
Thul Patentanwaltsgesellschaft mbH Rheinmetall Platz 1
40476 Düsseldorf
40476 Düsseldorf (DE)

   


(54) NEBELGRANATE


(57) Vorgeschlagen wird eine Nebelgranate (1) mit einem Gehäuse (2), in dem sich Nebel erzeugendes Material (6) befindet, einem Zünderkopf (3) sowie eine sich in axialer Richtung mittig in das Gehäuse (2) erstreckende Anzündzerlegerladung (4). Das Gehäuse (2) weist mehrere sich radial gleichmäßig um die Anzündzerlegerladung (4) herum angeordnete und sich jeweils axial parallel zur Anzündzerlegerladung (4) erstreckende, rohrförmige Ausnehmungen (5) auf, die mit dem Nebel erzeugenden Material (6) gefüllt sind. Die Ausnehmungen (5) sind über Stege (12) mit einem Mittelrohr (13) verbunden, das die Anzündzerlegerladung (4) trägt. Die Nebelgranate zeichnet sich zudem dadurch aus, dass das Gehäuse (2) leicht herstellbar ist und dass eine Kombination von andauernder und spontaner Nebelleistung möglich ist.




Beschreibung


[0001] Die Erfindung betrifft eine Nebelgranate, insbesondere eine Nebel-Handgranate, mit einem Gehäuse, in dem sich Nebel erzeugendes Material befindet, und einem Zünder, der zumindest eine sich in axialer Richtung mittig in das Gehäuse erstreckende Anzündzerlegerladung umfasst.

[0002] Aus der DE 195 48 436 C1 ist eine Nebel-Handgranate bekannt, bei der das Nebel erzeugende Material aus einer Vielzahl aufeinander geschichteter, scheibenförmiger oder scheibensektorförmiger dünner Blättchen (Flares) besteht, die jeweils mit einem auf der Basis von rotem Phosphor bestehenden Nebelwirkstoff beschichtet sind. Als Gehäuse der bekannten Handgranate dient eine Aluminiumdose.

[0003] Der DE 10 2004 059 991 B4 ist ein Irritationskörper entnehmbar, der zum Ausüben eines Irrtations- bzw. Schockeffektes auf eine Person vorgesehen ist. Einzelne Kammern mit einer Effektladung sind um eine zentrale Kammer herum angeordnet. In der zentralen Kammer ist ein Verzögerungssatz eingebracht.

[0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Nebelgranate, insbesondere eine Nebel-Handgranate anzugeben, die eine gegenüber bekannten Nebelgranaten einfachere und kostengünstige Fertigung ermöglicht und bei der auf einfache Weise eine Vielzahl unterschiedlicher kundenspezifischer Forderungen berücksichtigt werden können.

[0005] Diese Aufgabe wird durch die Merkmale des Anspruchs 1 gelöst. Weitere, besonders vorteilhafte Ausgestaltungen offenbaren die Unteransprüche.

[0006] Die Erfindung beruht im Wesentlichen auf dem Gedanken, dass das Gehäuse - ähnlich wie bei einem Trommelrevolver zur Aufnahme der Patronen - mehrere sich radial gleichmäßig um zumindest eine Anzündzerlegerladung herum angeordnete und sich jeweils axial parallel zur Anzündzerlegerladung erstreckende rohrförmige Ausnehmungen aufweist, die mit dem Nebel erzeugenden Material gefüllt sind.

[0007] Das Nebel erzeugende Material besteht beispielsweise aus einem auf rotem Phosphor basierenden Nebelstoff. Vorzugsweise ist das Nebel erzeugende Material zu stapelbaren Pellets gepresst, die formschlüssig in den rohrförmigen Ausnehmungen des Gehäuses der Nebelgranate angeordnet sind. Aber auch einfaches RP- Granulat kann verwendet werden. Es kann aber vorgesehen sein, dass das Nebel erzeugende Material in Form von Flares in die rohrförmigen Ausnehmungen eingefüllt wird.

[0008] Je nach Anforderung an die Nebelbildung kann vorgesehen werden, dass die Abbrandgeschwindigkeiten der Pellets variieren, beispielsweise durch eine Kombination aus andauernder und spontaner Nebelleistung. Außerdem kann vorgesehen werden, dass eine variable Schichtung von RP-Pellets und gegebenenfalls RP-Granulat und den RP-Flares innerhalb der rohrförmigen, bevorzugt runden, Ausnehmungen des Gehäuses erfolgt. Die Ausnehmungen können aber auch eine andere Form als rund aufweise und beispielsweise dreieckig, viereckig sechseckig, d.h. mehreckig sein. Entsprechend sollte die Form der Pellets oder Flasres gewählt werden.

[0009] Bei einer weiteren Ausführungsform ist zwischen der Seitenwand des Gehäuses und der Zerlegerladung ein Hohlraum zur Aufnahme von Zusatzstoffen bzw. Sekundärladungen, wie beispielsweise Reizgas, aber auch weiterer RP-Pellets, RP-Flares vorgesehen.

[0010] Vorgeschlagen wird somit eine Nebelgranate mit einem Gehäuse, in dem sich Nebel erzeugendes Material befindet. Die Nebelgranate umfasst einen Zünderkopf oder Zünder sowie eine sich in axialer Richtung mittig in das Gehäuse erstreckende Anzündzerlegerladung. Das Gehäuse weist mehrere sich radial bevorzugt gleichmäßig um die Anzündzerlegerladung herum angeordnete und sich jeweils axial parallel zur Anzündzerlegerladung erstreckende, rohrförmige Ausnehmungen auf. Diese sind mit einem den Nebel erzeugenden Material gefüllt. Die Ausnehmungen sind über Stege mit einem Mittelrohr verbunden, das die Anzündzerlegerladung trägt.

[0011] Das Gehäuse der Nebelgranate mit den Ausnehmungen und Hohlräume etc. besteht vorzugsweise aus Kunststoff und kann als ein einteiliges Bauteil im Spritzgussverfahren hergestellt werden. Durch die Verwendung von beispielsweise eingefärbtem Kunststoff ist eine zusätzliche Lackierung des Gehäuses nicht erforderlich.

[0012] Abgesehen von dem einfachen Aufbau und der geringen Anzahl von Bauteilen weist die Nebelgranate den Vorteil auf, dass eine Erhöhung der Wirkmasse bei gleichzeitiger Reduzierung des Gesamtgewichtes möglich ist. Es ist eine Kombination aus andauernder und spontaner Nebelleistung möglich durch Einbringung von RP-Flares oder RP-Granulat.

[0013] Durch die sich mit diesem Kunststoffkörper herstellbaren und sich dadurch ergebenen Längsrillen und Riefen (Ergonomie) wird die Handhabungssicherheit auch bei feuchter Umgebung verbessert. Herumfliegende Metalleile oder -splitter werden vermieden.

[0014] Weitere Einzelheiten und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus dem folgenden, anhand von Figuren erläuterten Ausführungsbeispiel. Es zeigen:
Fig.1
einen Längsschnitt durch eine Nebel-Handgranate,
Fig.2
einen Querschnitt durch die in Fig.1 dargestellte Handgranate entlang der dort mit II-II bezeichneten Schnittlinie und
Fig.3
eine Seitenansicht der Handgranate.


[0015] In Fig.1 ist mit 1 eine erfindungsgemäße Nebel-Handgranate bezeichnet, die ein Gehäuse 2, bevorzugt aus Kunststoff, und einen in das Gehäuse 2 eingeschraubten Zünder 3, hier einem Zünderkopf, umfasst. Der Zünderkopf 3 trägt mittig ein Verzögerungselement 11, häufig eine Verzögerungsladung. Dieses Verzögerungselement 11 wirkt mit wenigstens einer sich in axialer Richtung mittig im Gehäuse 2 erstreckende Anzündzerlegerladung 4 zusammen.

[0016] Erfindungsbemäß ist vorgesehen, dass das Gehäuse 2 mehrere, zumindest zwei, bei dem dargestellten Beispiel zehn, sich radial gleichmäßig um die Anzündzerlegerladung 4 herum angeordnete und sich jeweils axial parallel zur Anzündzerlegerladung 4 erstreckende, rohrförmige Ausnehmungen 5 aufweist. Jede Ausnehmung 5 ist jeweils mit einem Nebel erzeugenden Material 6 gefüllt. Die Ausnehmungen 5 sind über dünne bzw. schmale Stege 12 mit einem Mittelrohr 13 verbunden, das die Anzündzerlegerladung 4 trägt.

[0017] Eine solche Form des Gehäuses 2 lässt sich einfach durch ein Kunststoffspritzgussverfahren herstellen. Dadurch können auch Längsrillen 15 in das Gehäuse 2 mit eingespritzt werden.

[0018] Bei dem Nebel erzeugenden Material 6 handelt es sich beispielsweise um stapelbare Pellets 61 aus einem aus rotem Phosphor basierenden Nebelstoff, die bevorzugt formschlüssig in den rohrförmigen Ausnehmungen 5 des Gehäuses 2 der Handgranate 1 angeordnet sind.

[0019] Zwischen der inneren Seitenwand 7 des Gehäuses 2 und der Anzündzerlegerladung 4 ist wenigstens ein Hohlraum 8 zur Aufnahme von Zusatzstoffen bzw. Sekundärladungen vorgesehen. Dieser wenigstens eine Hohlraum 8 wird von oben durch den Zünderkopf 3 und von unten durch einen Verschlussdeckel 14 begrenzt. Der Verschlussdeckel 14 kann in einer einfachsten Form aufgeschraubt werden. Dazu weist das Mittelrohr 13 ein Innengewinde auf.

[0020] Bei dem bestimmungsgemäßen Einsatz der Handgranate 1 wird nach Ziehen eines Sicherungssplintes durch Betätigung des Ringabzuges 9 und Freigabe eines Sicherungshebels 10 durch Auslösen einer Zünderkopfmechanik in bekannter Art und Weise ein Schlagzündhütchen initiiert (nicht näher bezeichnet). Dieses aktiviert wiederum das Verzögerungselement 11. Nach Ablauf einer Verzögerungszeit zündet dieses die Anzündzerlegerladung 4. Die Anzündzerlegerladung zündet die Pellets 61, sowie gegebenenfalls eine in dem wenigstens einen Hohlraum 8 befindliche Sekundärladung. Gleichzeitig wird durch die Gasbildung das Gehäuse 2 zerlegt und die Pellets 61 werden radial nach außen geschleudert. Die Pellets 61 brennen ab und erzeugen eine blickdichte Nebelwolke.

[0021] Selbstverständlich ist die Erfindung nicht auf Nebel-Handgranaten beschränkt, sondern kann beispielsweise auch bei aus Granatwerfern verschießbaren Nebelgranaten, sogenannte Nebel-Mörsergeschosse, angewendet werden. Dabei muss dann ein für diese Granaten geeigneter Zünder verwendet werden.

Bezugszeichenliste



[0022] 
1
Nebelgranate, Nebel-Handgranate, Handgranate
2
Gehäuse
3
Zünder
4
Anzündzerlegerladung
5
rohrförmige Ausnehmung
6
Nebel erzeugendes Material, Pellet
7
Seitenwand
8
Hohlraum
9
Ringabzug
10
Sicherungshebel
11
Verzögerungsladung
12
Stege
13
Mittelrohr
14
Verschlussdeckel
15
Längsrillen, Riefen
61
Pellets



Ansprüche

1. Nebelgranate (1) mit einem Gehäuse (2), einem Zünder (3) sowie zumindest eine sich in axialer Richtung mittig in das Gehäuse (2) erstreckende Anzündzerlegerladung (4), dadurch gekennzeichnet, dass das Gehäuse (2) mehrere sich radial um die Anzündzerlegerladung (4) herum angeordnete und sich jeweils axial parallel zur Anzündzerlegerladung (4) erstreckende, rohrförmige Ausnehmungen (5) aufweist, wobei die Ausnehmungen (5) mit Nebel erzeugendem Material (6) gefüllt sind.
 
2. Nebelgranate (1) nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Ausnehmungen (5) über Stege (12) mit einem Mittelrohr (13) verbunden sind, das die Anzündzerlegerladung (4) trägt.
 
3. Nebelgranate (1) nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Stege (12) dünn bzw. schmal sind.
 
4. Nebelgranate (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass das Nebel erzeugende Material (6) Granulat, Pellets (61) und / oder Flares sind.
 
5. Nebelgranate (1) nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Pellets (61) oder Flares bevorzugt formschlüssig in den Ausnehmungen (5) angeordnet sind.
 
6. Nebelgranate (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass das Nebel erzeugende Material (6) aus einem auf rotem Phosphor basierenden Nebelstoff besteht.
 
7. Nebelgranate (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass zwischen der inneren Seitenwand (7) des Gehäuses (2) und dem Mittelrohr (13) wenigstens ein Hohlraum (8) besteht.
 
8. Nebelgranate nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass der wenigstens eine Hohlraum (8) von unten durch einen Verschlussdeckel (14) begrenzt ist.
 
9. Nebelgranate (1) nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass der Verschlussdeckel (14) aufschraubbar ist.
 
10. Nebelgranate (1) nach einem der Ansprüche 7 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass der wenigstens eine Hohlraum (8) zur Aufnahme von Zusatzstoffen oder Sekundärladungen dient.
 
11. Nebelgranate (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet, dass die rohrförmigen Ausnehmungen (5) rund aber auch mehreckig ausgeführt sind.
 
12. Nebelgranate (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 11, dadurch gekennzeichnet, dass der Zünder (3) ein Verzögerungselement (11) trägt.
 
13. Nebelgranate (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 12, gekennzeichnet durch eine Kombination von andauernder und spontaner Nebelleistung.
 
14. Nebelgranate (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 13, dadurch gekennzeichnet, dass das Gehäuse (2) aus Kunststoff besteht.
 
15. Nebelgranate (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 14, gekennzeichnet dadurch, dass die Nebelgranate (1) eine Nebel-Handgranate oder eine Nebel-Mörsergranate ist.
 




Zeichnung










Recherchenbericht









Recherchenbericht




Angeführte Verweise

IN DER BESCHREIBUNG AUFGEFÜHRTE DOKUMENTE



Diese Liste der vom Anmelder aufgeführten Dokumente wurde ausschließlich zur Information des Lesers aufgenommen und ist nicht Bestandteil des europäischen Patentdokumentes. Sie wurde mit größter Sorgfalt zusammengestellt; das EPA übernimmt jedoch keinerlei Haftung für etwaige Fehler oder Auslassungen.

In der Beschreibung aufgeführte Patentdokumente