[0001] Die Erfindung betrifft ein Strukturbauteil für den Schutz und/oder die Unterstützung
einer Körperpartie, umfassend eine der Körperpartie zugewandte flexibel verformbare
Innenschicht und eine formstabile Außenschicht nach dem Oberbegriff des Patentanspruches
1.
[0002] Derartige Strukturbauteile sind vielfältig bekannt und dienen beispielsweise als
an die zu unterstützende Körperpartie angepasste Manschette einer Orthese oder auch
als Protektor für den Schutz einer Körperpartie zum Beispiel bei bestimmten Sportarten.
[0003] Die der Körperpartie zugewandte flexibel verformbare Innenschicht ist dabei üblicherweise
elastisch nachgiebig als Polster ausgeführt und häufig mit einem hautsympathischen
Überzug auf der Kontaktfläche zur Körperpartie versehen, während die Außenschicht
formstabil bis starr ausgebildet und an die zu schützende und/oder unterstützende
Körperpartie angepasst ist und als Widerlager sowie zum Angriff von Befestigungsmitteln,
wie Spanngurten und dergleichen dient.
[0004] Problematisch bei derartigen Strukturbauteilen ist es, dass diese aufgrund des wünschenswert
engen und häufig großflächigen Kontakt zur zu schützenden und/oder zu unterstützenden
Körperpartie als unangenehm schweißtreibend empfunden werden, da sie einer Wärmeabführung
insbesondere bei körperlicher Betätigung entgegenstehen. Es sind daher bereits Versuche
unternommen worden, derartige Strukturbauteile zu kühlen, was jedoch eine entsprechende
Energieversorgung mit entsprechendem Mehraufwand bedingt oder aber nur über kurze
Zeiträume sichergestellt werden kann. Dies erscheint verbesserungswürdig.
[0005] Aus der
EP 1588 636 B1 ist ein Schutzprotektor, speziell für Sportbekleidung bekannt, der einen mindestens
drei Schichten umfassenden Aufbau besitzt. Eine dämpfende Mittelschicht ist gitterartig
aufgebaut, während die äußere Schutzschicht hutzenartige Lufteintritts- und Luftaustrittöffnungen
aufweist. In Verbindung mit einer luftdurchlässigen Unterschicht kann insoweit ein
Luftstrom durch den gesamten Schutzprotektor hindurch auf die Körperoberfläche einer
Person geleitet und von dort auch abgeführt werden, was den Klimakomfort verbessern
soll. Eine solche Zwangsbelüftung benötigt entsprechende Luftdruckunterschiede an
den Lufteintritts- und Luftaustrittsöffnungen und eignet sich von daher z.B. für Motorradbekleidung,
ist aber bei nur geringem Druckunterschied, z.B. bei fehlendem Fahrtwind weitgehend
wirkungslos und lässt sich z.B. nicht auf Manschetten oder Orthesen übertragen. Bei
zu starken Luftsruckunterschieden und kühlen Umgebungstemperaturen kann der sich entwickelnde
Luftaustausch auch unangenehm empfunden werden.
[0006] Die
WO 2014/111433 A1 beschreibt ebenfalls ein mindestens drei Schichten umfassendes Polstermaterial z.B.
für Radhosen, umfassend ein gitterartiges Polstermaterial in einem insgesamt luftdurchlässigen
Verbund. Eine formstabile stützende Manschette oder Orthese bzw. ein Protektor ist
mit diesem Material nicht herstellbar.
[0007] Die
EP 2 740 375 B1 offenbart einen Körperprotektor mit durchgängig zwischen Unter- und Oberseite verlaufenden
Belüftungskanälen, in die ein Ventil zur Verhinderung eines Flüssigkeitseintrittes
einsetzbar ist.
[0008] Aufgabe der Erfindung ist es, ein Strukturbauteil der eingangs genannten Art vorzuschlagen,
welches ohne externe Energieversorgung selbsttätig über eine integrierte bzw. implementierte
Kühlfunktion verfügt, die keinen zeitlichen Beschränkungen der Wirksamkeit unterliegt.
[0009] Zur Lösung der gestellten Aufgabe wird erfindungsgemäß ein Strukturbauteil gemäß
den Merkmalen des Patentanspruchs 1 vorgeschlagen.
[0010] Vorteilhafte Ausgestaltungen und Weiterbildungen der Erfindung sind Gegenstand der
abhängigen Ansprüche.
[0011] Im Rahmen der Erfindung wird vorgeschlagen, die Innen- und Außenschicht des erfindungsgemäßen
Strukturbauteiles randseitig zu verbinden oder jeweils als geschlossene Schicht auszubilden,
so dass ein luftgefüllter Hohlraum innerhalb des Strukturbauteiles ausgebildet wird,
welcher von der Innenschicht, der Außenschicht sowie ggf. deren randseitiger Verbindung
begrenzt wird, dergestalt, dass die Innenschicht und die Außenschicht gemeinsam den
luftgefüllten Hohlraum umschließen. Innerhalb dieses Hohlraumes wird eine Vielzahl
elastisch verformbaren Stützelemente angeordnet, die den Hohlraum zwischen Innen-
und Außenschicht aufrechterhalten und aufgrund ihrer elastischen Verformbarkeit eine
entsprechende elastisch rückstellende Verformung der Innenschicht gegenüber der als
Widerlager dienenden starren bzw. formstabilen Außenschicht ermöglichen. Darüber hinaus
sind die Stützelemente in Form von Stegen integral einstückig mit der Innen- und Außenschicht
hergestellt und weisen eine Vielzahl von Luftdurchgangsöffnungen auf, so dass sie
eine Vielzahl von miteinander kommunizierenden benachbarten Zellen bilden, die gemeinsam
den luftgefüllten Hohlraum bilden und der Hohlraum mit der Atmosphäre über mindestens
eine gemeinsame Be- und Entlüftungsöffnung oder jeweils mindestens eine separate Belüftungs-
und Entlüftungsöffnung kommuniziert, die die mit einem Ventil versehen sind. Insoweit
sind zwischen den einzelnen Stützelementen, die beispielsweise diskret ausgebildet
sein können, Luftdurchgangsöffnungen ausgebildet, sodass bei einer elastischen Verformung
der Innenschicht und/oder der Stützelemente die im Hohlraum vorhandene Luft vorübergehend
verdrängt werden und in andere Bereiche des Hohlraumes ausweichen kann. Bei einer
elastischen Verformung dienen die Innenschicht und/oder die Stützelemente als Pumpkörper
und Pumpen das Luftvolumen von einer Zelle in die benachbarte Zelle, wodurch unter
Einschluss der Be- und Entlüftungsöffnung(en) ein Luftaustausch mit der Umgebung bzw.
Atmosphäre aufgebaut wird. Dazu ist an mindestens einer geeigneten Position, vorzugsweise
im Bereich der Außenschicht, mindestens eine Be- und Entlüftungsöffnung vorgesehen,
über die der luftgefüllte Hohlraum mit der umgebenden Atmosphäre kommuniziert, so
dass ein Luftaustausch zwischen Hohlraum und umgebender Atmosphäre stattfinden kann.
[0012] Nach einem Vorschlag der Erfindung kommuniziert der Hohlraum über mindestens eine
gemeinsame Be- und Entlüftungsöffnung vorzugsweise im Bereich der Außenschicht mit
der Umgebung. Zur Steuerung des Luft- bzw. Gasaustausches ist die mindestens eine
gemeinsame Be- und Entlüftungsöffnung mit einem Zweiwegeventil ausgestattet.
[0013] Alternativ schlägt die Erfindung vor, jeweils mindestens eine separate Belüftungsöffnung
und mindestens eine separate Entlüftungsöffnung vorzusehen, die demgemäß den Luftaustausch
nur in einer Richtung ermöglichen. Dies wird durch Anordnung von entsprechend in Bezug
auf ihre Durchlass- bzw. Sperrrichtung orientierten Einwegeventilen im Bereich der
Be- und Entlüftungsöffnung(en) bewirkt.
[0014] Auf diese Weise können die örtlichen Luftvolumina innerhalb des Hohlraumes des erfindungsgemäßen
Strukturbauteiles zum Beispiel durch Kontraktion der an der Innenschicht anliegenden
Muskulatur verlagert bzw. umgewälzt werden, wodurch die von diesen Luftvolumina aufgenommene
Wärmeenergie der Körperpartie ebenfalls verlagert und durch Luftaustausch durch die
mindestens eine Be- und Entlüftungsöffnung abgeführt wird, was zu einem den Tragekomfort
erheblich erhöhenden Kühleffekt führt.
[0015] Die Stützelemente des erfindungsgemäßen Strukturbauteiles dienen dabei nicht nur
als Abstandshalter zwischen der Innen- und Außenschicht, sondern auch als Aktoren,
deren Bewegung bei elastischer Verformung die entsprechenden angrenzenden Luftvolumina
innerhalb der Zellen des Hohlraumes nach Art einer Verdrängerpumpe verlagert.
[0016] Nach einem Vorschlag der Erfindung ist der Hohlraum in mehrere Zonen unterteilt,
die unabhängig voneinander mit der Atmosphäre über jeweils mindestens eine gemeinsame
Be- und Entlüftungsöffnung oder jeweils mindestens eine separate Belüftungs- und Entlüftungsöffnung
kommunizieren, die mit einem Ventil (14, 15) versehen sind. Damit ist es gezielt möglich,
Bereiche oder Zonen innerhalb des Hohlraumes zu definieren, die z.B. stärker durchlüftet
werden, wohingegen andere Zonen oder Bereiche schwächer oder gar nicht durchlüftet
werden. Dies lasst sich über die Anzahl und Querschnitte sowie Ventilcharakteristik
in den einzelnen Zonen beliebig beeinflussen.
[0017] Nach einem weiteren Vorschlag der Erfindung können die Stützelemente in einem additiven
Verfahren aus mindestens einem Kunststoffmaterial gebildet sein, wozu insbesondere
die Schmelzschichtung in einem 3-D Drucker als geeignet angesehen wird.
[0018] Im Rahmen der Erfindung kann auch vorgesehen sein, entweder die Innenschicht oder
die Außenschicht integral und gemeinsam mit den Stützelementen in einem solchen additiven
Verfahren auszubilden oder sowohl die Innenschicht als auch die Außenschicht gemeinsam
mit den Stützelementen integral in einem solchen additiven Verfahren, zum Beispiel
dem bereits genannten 3-D Druck auszubilden, und zwar entweder aus gleichen oder unterschiedlichen
Kunststoffen.
[0019] Die Herstellung erfolgt vorzugsweise aus für den 3-D Druck geeigneten Kunststoffen
oder auch Formwachsen. Beispiele geeigneter Kunststoffe umfassen thermoplastische
Kunststoffe, wie Polyethylen, Polypropylen, Polylactid, Acrylbutadienstyrol und Polyethylenterephthalat
sowie thermoplastische Elastomere, jeweils einzeln oder in Multimaterialkombinationen.
Auch können entsprechende Gradientenmaterialien zum Aufbau oder als Oberflächenbeschichtung
der Innenschicht, Außenschicht und/oder den Stützelementen zur Anwendung kommen. Die
jeweilige Ausformung erfolgt insbesondere unter Zugrundelegung eines Digitalscans
oder einer digitalisierten Abformung der zu schützenden und/oder zu unterstützenden
Körperpartie.
[0020] Durch eine solche Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Strukturbauteils wird eine
besonders effektive und für den Träger angenehme Kühlleistung erreicht, da bei Verformung
der Innenschicht und/oder der Stützelemente eine Pumpwirkung auf das im Hohlraum befindliche
und erwärmte Luftvolumen ausgeübt wird, welche über die vorhandenen Be- und Entlüftungsöffnungen
zu einem zwangsweisen und selbsttätigen Luftaustausch des im Hohlraum befindlichen
Volumens gegenüber der Atmosphäre führt, ggf. sogar in unterschiedlichen Zonen in
unterschiedlicher Intensität. Mit der über die Entlüftungsöffnung ausströmenden Luft
wird jeweils auch die aufgenommene Wärmeenergie an die Umgebung abgeführt und es strömt
frische, kühlere Luft aus der Atmosphäre in den Hohlraum über die Belüftungsöffnung
ein. Eine solche Pumpwirkung lässt sich beispielsweise durch Kontraktion der anliegenden
Muskulatur an der Innenschicht selbsttätig und fortlaufend über die gesamte Dauer
der Nutzung des erfindungsgemäßen Strukturbauteils bewirken und aufrechterhalten.
[0021] Nach einem weiteren Vorschlag der Erfindung ist vorgesehen, die Ventile der Be- und
Entlüftungsöffnungen jeweils mit einer zugeordneten, manuell betätigbaren Absperreinrichtung
zu versehen, mittels derer ein Luftdurchgang durch das jeweilige Ventil auch in Durchlaßrichtung
verhinderbar ist. Auf diese Weise kann bewusst ein Luftaustausch zwischen dem luftgefüllten
Hohlraum und der Atmosphäre mit dem damit verbundenen Wärmeabtransport verhindert
werden. Somit kann z.B. bei sehr niedrigen Umgebungstemperaturen die solchermaßen
im Hohlraum eingeschlossene Luft auch als Wärmeisolator verwendet werden und die anliegende
Körperpartie vor Wärmeverlust effektiv schützen. Nach Aufhebung der Sperrwirkung der
Absperreinrichtung steht die Kühlfunktion unmittelbar wieder zur Verfügung.
[0022] Die Außenschicht des erfindungsgemäßen Strukturbauteiles kann aus einem geeigneten
formstabilen bis starren Kunststoff, gegebenenfalls auch faserverstärkt hergestellt
werden. Die erfindungsgemäß vorgesehenen Stützelemente sind in wenigstens einer Raumrichtung
komprimierbar, was sowohl durch entsprechende Formgebung als auch durch die getroffene
Materialauswahl oder eine Kombination derselben vorgegeben werden kann. Die gewünschte
Ausbildung der Luftdurchgangsöffnungen kann entweder durch geeignete Beanstandung
einzelner diskreter Stützelemente voneinander oder durch gezieltes Einbringen von
Luftdurchgangsöffnungen in die Stützelementestruktur beim Erstellen derselben in einem
additiven Verfahren bewirkt werden.
[0023] Die Außenschicht des erfindungsgemäßen Strukturbauteiles kann zur Erzielung der gewünschten
Formstabilität eine größere Schichtdicke als die Innenschicht aufweisen. Zusätzlich
oder alternativ kann die Innenschicht auch aus einem weichelastischen Kunststoffmaterial,
zum Beispiel einem thermoplastischen Elastomer und die Außenschicht aus einem demgegenüber
härteren Kunststoffmaterial, zum Beispiel ABS, hergestellt sein, um der Außenschicht
die gewünschte Formstabilität und der Innenschicht die gewünschte flexible Verformbarkeit
zu verleihen.
[0024] Die Stützelemente können aufgrund ihrer Herstellung in einem additiven Verfahren
in allen Raumrichtungen variabel gestaltet werden, zum Beispiel bereichsweise unterschiedlich
gestaltet und/oder orientiert und/oder dimensioniert sein, um bereichsweise unterschiedliche
Elastizitäten auszubilden und/oder den Luftstrom innerhalb des Hohlraumes gezielt
hinsichtlich Größe und Richtung zu beeinflussen. Mittels der Stützelemente können
auch Mehrkammersysteme innerhalb des Hohlraumes gebildet werden. Ferner können die
Stützelemente auch bereichsweise aus unterschiedlich elastischen Kunststoffen hergestellt
sein.
[0025] Neben der Beeinflussung des Luftstromes innerhalb des Hohlraumes dient diese bereichsweise
unterschiedliche Gestaltung der Stützelemente auch dazu, voneinander verschiedene
Stabilitätseigenschaften bezogen auf einen Bereich oder eine Raumrichtung zu erzeugen,
um zum Beispiel Bewegungsrichtungen der zugeordneten Körperpartie zu lenken, eine
Entlastung oder Stützung bestimmter Bereiche durch erhöhte Elastizität oder erhöhte
Formstabilität herbeizuführen oder auch die gezielte Freigabe oder Sperrung von Bewegungsrichtungen
zu erzielen. Durch das im Rahmen der Erfindung verwendete Additive Herstellungsverfahren
bieten sich dem Fachmann vielfältigste Gestaltungsfreiheiten.
[0026] Der Luftaustausch und der dadurch hervorgerufene Wärmeabtransport bewirkt eine passive
Kühlung des erfindungsgemäßen Strukturbauteils, welche durch möglichst dünnwandige
Ausführung der inneren Wandstärken, d. h. der Wandstärken der Innenschicht und/oder
der Stützelemente weiter gesteigert werden kann.
[0027] Das erfindungsgemäße Strukturbauteil kann beispielsweise als Prothesenschaft, Liner,
für umgreifende Konstruktionen, Anlageflächen und Manschetten von orthopädischen Hilfsmitteln
und Orthesen, für Epithesen, wie Silikonversorgungen bzw. Kosmetikversorgungen, für
Sportprotektoren und für orthopädische Schuhe, für Schutzwesten, Arbeitsschutzprotektoren
und dergleichen mehr verwendet werden.
[0028] Ein Ausführungsbeispiel eines erfindungsgemäßen Strukturbauteils ist in der Zeichnung
dargestellt. Es zeigen:
- Figur 1
- eine Ansicht eines Strukturbauteils gemäß der Erfindung;
- Figur 2
- in perspektivischer vergrößerter Darstellung einen Schnitt durch das Strukturbauteil
gemäß Figur 1;
- Figur 3
- die Darstellung gemäß Figur 2 mit einer teilweise transparenten Außenschicht;
- Figur 4
- eine weitere Schnittdarstellung des Strukturbauteils in vergrößertem Maßstab.
[0029] Aus der Figur 1 ist ein Strukturbauteil 1 in Form eines Prothesenschaftes ersichtlich,
welches vollständig aus einem geeigneten Kunststoffmaterial durch Schmelzschichtung
in einem 3-D Drucker anhand eines digitalisierten Modells einer Körperpartie eines
Patienten hergestellt worden ist.
[0030] Wie auch aus den Schnittdarstellungen gemäß Figur 2 bis 4 ersichtlich, umfasst das
Strukturbauteil 1 eine der hier nicht dargestellten Körperpartie zugewandte flexibel
verformbare Innenschicht 12 und eine die Außenoberfläche des Strukturbauteils 1 bildende
Außenschicht 10, zwischen denen Stützelemente 11 in einer regelmäßigen, rastermäßigen
Anordnung verlaufen. Die Stützelemente 11 sind in Form von Stegen integral durch den
angewandten 3-D Druck hergestellt und weisen eine Vielzahl von Luftdurchgangsöffnungen
110 auf, sodass sie eine Vielzahl von miteinander kommunizierenden benachbarten Zellen
bilden, die gemeinsam einen zusammenhängenden Hohlraum 13 zwischen der Innenschicht
12 und der Außenschicht 10 definieren, welcher luftgefüllt ist.
[0031] Aufgrund der Materialauswahl aus einem im Schmelzschichtverfahren verarbeitbaren
thermoplastischen Kunststoff, der geometrischen Anordnung und der dünnen Wandstärke
sind die einzelnen Stützelemente 11 elastisch verformbar, etwa bei Ausübung von Druckkräften
ausgehend von der Innenschicht 12 in Richtung auf die Außenschicht 10.
[0032] Wie insbesondere aus der Darstellung gemäß Figur 4 ersichtlich, ist darüber hinaus
die Außenschicht 10 in einer wesentlich größeren Materialstärke D ausgeführt als die
Innenschicht 12 mit der deutlich verringerten Materialstärke d. Dies führt dazu, dass
auch die Innenschicht flexibel verformbar ist, wohingegen die Außenschicht 10 formstabil
und starr ausgebildet ist.
[0033] Demzufolge sind die Innenschicht 12 sowie die hieran anschließende und ebenfalls
eine Schicht ausbildende Lage der Stützelemente 11 elastisch verformbar, insbesondere
gegenüber von der Innenschicht 12 in Richtung auf die Außenschicht 10 gerichteten
Kräften in wenigstens einer Raumrichtung. Derartige Kräfte treten beispielsweise durch
Kontraktion der anliegenden Muskulatur der Körperpartie auf, an der das Strukturbauteil
1 mit seiner Innenschicht 12 anliegt.
[0034] Darüber hinaus verfügt das Strukturbauteil 1 über mindestens eine Belüftungsöffnung,
in die ein Einwegeventil 14 eingesetzt ist, welches einen Zustrom von Luft aus der
Umgebung in den Hohlraum 13 gestattet und in entgegengesetzter Richtung blockiert.
Ferner ist mindestens eine Entlüftungsöffnung vorgesehen, in die ein Einwegeventil
15 eingesetzt ist, welches das Ausströmen von Luft aus dem Hohlraum 13 in die Umgebung
des Strukturbauteils 1 ermöglicht und in entgegengesetzter Richtung blockiert.
[0035] Sofern ein solches Strukturbauteil 1 an eine Körperpartie angesetzt wird, ergibt
sich durch die wechselnde Be- und Entlastung sowie durch Muskelkontraktionen eine
stetige elastische Verformung der Innenschicht 12 und der angrenzenden Stützelemente
11 gegenüber der starren Außenschicht 10, die sich aufgrund der elastischen Materialeigenschaften
bei Entlastung wieder zurückstellt. Diese elastische Verformung und Rückstellung ruft
innerhalb des luftgefüllten Hohlraumes 11 infolge der Vielzahl miteinander kommunizierender
Luftdurchtrittsöffnungen 110 eine stetige Pumpwirkung auf das Luftvolumen innerhalb
des Hohlraumes 11 hervor, wobei verdrängtes Luftvolumen über die Entlüftungsöffnung
mit Einwegeventil 15 an die umgebende Atmosphäre abgegeben wird und entsprechendes
Luftvolumen über die Belüftungsöffnung mit Einwegeventil 14 aus der umgebenden Atmosphäre
nachströmt. Dies bewirkt einen stetigen Luftaustausch innerhalb des Hohlraumes 13
des Strukturbauteils 1, wodurch die in der Luftfüllung des Hohlraumes 13 aufgenommene
Wärmeenergie bei jeder Pumpbewegung und dadurch hervorgerufenen Gas- bzw. Luftaustausch
an die umgebende Atmosphäre abgegeben wird.
[0036] Somit erreicht das beschriebene Strukturbauteil 1 allein durch bestimmungsgemäßen
Gebrauch an der zu schützenden und/oder zu unterstützenden Körperpartie eine stetige
passive Kühlung durch Abfuhr der aufgenommenen Wärme ohne externe Energieversorgung
und während der gesamten Gebrauchsdauer.
[0037] Der Tragekomfort eines solchen Strukturbauteils 1 wird dadurch enorm gesteigert.
[0038] Es versteht sich, dass die räumliche Gestaltung des Strukturbauteils 1 sowie der
Stützelemente 11 nicht auf das dargestellte Ausführungsbeispiel beschränkt ist sondern
vom Fachmann je nach Anwendungsfall ausgewählt und abgewandelt werden kann. Aufgrund
der Herstellung in einem additiven Verfahren lässt sich die Geometrie in weiten Grenzen
beeinflussen.
1. Strukturbauteil (1) für den Schutz und/oder die Unterstützung einer Körperpartie,
umfassend eine der Körperpartie zugewandte flexibel verformbare Innenschicht (12)
und eine formstabile Außenschicht (10), wobei die Innen- und Außenschicht (12, 10)
einen luftgefüllten Hohlraum (13) umschließen, der über mindestens eine Be- und Entlüftungsöffnung
mit der Umgebung kommuniziert und innerhalb des Hohlraumes (13) eine Vielzahl elastisch
verformbarer Stützelemente (11) angeordnet sind, dadurch gekennzeichnet, dass die Stützelemente (11) integral einstückig mit der Außen- und Innenschicht (10, 12)
hergestellt sind und eine Vielzahl von Luftdurchgangsöffnungen (110) aufweisen, so
dass sie eine Vielzahl von miteinander kommunizierenden benachbarten Zellen ausbilden,
die gemeinsam den luftgefüllten Hohlraum (13) bilden und der Hohlraum (13) mit der
Atmosphäre über mindestens eine gemeinsame Be- und Entlüftungsöffnung oder jeweils
mindestens eine separate Belüftungs- und Entlüftungsöffnung kommuniziert, die mit
einem Ventil (14, 15) versehen sind.
2. Strukturbauteil (1) nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Hohlraum (13) in mehrere Zonen unterteilt ist, die unabhängig voneinander mit
der Atmosphäre über mindestens eine gemeinsame Be- und Entlüftungsöffnung oder jeweils
mindestens eine separate Belüftungs- und Entlüftungsöffnung kommunizieren, die mit
einem Ventil (14, 15) versehen sind.
3. Strukturbauteil (1) nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Innenschicht (12), die Stützelemente (11) und die Außenschicht (10) in einem
additiven Verfahren aus mindestens einem Kunststoffmaterial gebildet sind.
4. Strukturbauteil (1) nach einem der Ansprüche 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, dass das Kunststoffmaterial in einem 3D-Drucker durch Schmelzschichtung zur Ausbildung
zumindest der Stützelemente (11) verarbeitet ist.
5. Strukturbauteil (1) nach Anspruch einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass jedes Ventil (14, 15) mit einer Absperreinrichtung ausgebildet ist, mittels derer
ein Luftdurchgang durch das Ventil verhinderbar ist.
6. Strukturbauteil (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Außenschicht (10) eine größere Dicke (D) als die Innenschicht (12) aufweist.
7. Strukturbauteil (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Innenschicht (12) aus einem weichelastischen Kunststoffmaterial und die Außenschicht
(10) aus einem demgegenüber härteren Kunststoffmaterial hergestellt ist.
8. Strukturbauteil (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Stützelemente (11) bereichsweise unterschiedlich gestaltet und/oder bereichsweise
unterschiedlich elastisch ausgebildet sind.
9. Verwendung eines Strukturbauteiles (1) gemäß einem der vorangehenden Ansprüche als
Prothesenschaft, Liner, Orthesenteil oder Sportprotektor.