[0001] Der Carnot-Wirkungsgrad ist der höchste theoretische Wirkungsgrad bei der Umwandlung
von Wärmeenergie in mechanische Energie. Die beim Carnot-Wirkungsgrad verwendete Gleichung
vernachlässigt die Änderbarkeit der Wärmekapazität des Arbeitsfluides.
Erster Hauptsatz der Thermodynamik: ΔW = ΔU - ΔQ
Carnot-Wirkungsgrad: ηC = 1 - Tk/Tw
Wirkungsgrad Wärmekraftmaschine: η = W/Qzu
[0002] Dabei ist ΔQ die Differenz zwischen der zugeführten Wärme und der abgeleiteten Wärme.
Die Änderung der inneren Energie wird mit ΔU beschrieben. Die nutzbare Arbeit ist
W.
[0003] Bei Carnot wird ΔU = ΔT gesetzt. Es ist jedoch zu beachten, dass ΔU im gleichen Maße
von der Wärmekapazität c wie von der Temperatur T abhängig ist.
[0004] Bei realen Wärmekraftmaschinen mit geringen Temperaturunterschieden wird die Leistung
hauptsächlich durch den möglichen Wärmeübergang vom warmen Potential in das Arbeitsfluid
bestimmt und der thermische Wirkungsgrad durch die Abwärme an die Umgebung. Der Carnot-Wirkungsgrad
kann dabei als Orientierung dienen, ist aber keine physikalische Grenze.
[0005] Das erfindungsgemäße Verfahren beruht darauf, dass je weniger Wärme, bei gleicher
Leistung P, an die Umwelt abgegeben wird, desto größer ist der thermische Wirkungsgrad.
Um das zu erreichen, sind hohe Temperaturen nicht geeignet.
[0006] Das Verhalten von realen Gasen im Vergleich zu idealen Gasen ist nicht grundsätzlich
negativ bezüglich des thermischen Wirkungsgrades. Bei idealen Gasen wird das Verhältnis
von isochorer zu isobarer Wärmekapazität als konstant vorausgesetzt. Damit ist der
Wirkungsgrad ausschließlich von der Temperaturdifferenz abhängig. Bei der Verwendung
von realen Stoffeigenschaften ergibt sich bei der Berechnung des Wirkungsgrades zumeist
ein viel ungünstigerer Wert als bei Carnot. Es ist aber möglich, mittels Wärmetauscher,
Wärmespeicher und gezielter Isolation die ungünstigen Bereiche der realen Gase von
den Peripheriestellen fernzuhalten.
[0007] Die thermodynamischen Kreisprozesse werden am Laufen gehalten, indem dem warmen Arbeitsfluid
Wärme hinzugefügt und dem kalten Arbeitsfluid Wärme entzogen wird. Je geringer die
Wärmekapazität des Arbeitsfluides zu den Zeitpunkten der Wärmezufuhr und Wärmeableitung
im Vergleich zu den anderen im System befindlichen Wärmekapazitäten des Fluides ist,
desto größer ist der thermische Wirkungsgrad.
[0008] Das neuartige Verfahren ist bei allen Bauarten von Wärmekraftmaschinen anwendbar,
die für die Umwandlung von Wärmeenergie in mechanische Energie mit geringen Temperaturunterschieden
arbeiten. Als Voraussetzung ist hierbei zu nennen, dass eine signifikante Änderbarkeit
der Wärmekapazität des verwendeten Arbeitsfluides zwischen den zur Verfügung stehenden
Temperaturpotentialen vorliegt.
[0009] Die Wärmekapazität eines Arbeitsfluides ist für jede Zustandsänderung mittels ΔU
und ΔW ermittelbar.
[0010] Die isobare Wärmekapazität am Beispiel von Kohlenstoffdioxid bei einer Temperatur
von 32 °C und einem Druck von 75,5 bar ist ca. 90-mal größer als die isochore Wärmekapazität.
Die Abweichung zum idealen Gas beträgt bei dieser Konstellation über 7000 Prozent
und ist mit realen Anlagen, trotz Reibungs- und Strömungsverlusten, anwendbar.
[0011] In der nachfolgenden Figur 2 sind die entsprechenden Messergebnisse dargestellt.
[0012] Das neue Verfahren wird am Beispiel von Kohlenstoffdioxid beschrieben. Kohlenstoffdioxid
hat den Vorteil, dass dessen kritischer Punkt in der Nähe der Umgebungstemperatur
liegt. In der Nähe des kritischen Punktes eines Arbeitsfluides zeigen sich deutlich
höhere Wärmekapazitäten. Das betrifft nicht nur die isobare- und isochore Wärmekapazität,
sondern auch die Wärmekapazitäten bei allen anderen Zustandsänderungen. Figur 1 zeigt
den Verlauf der isobaren Wärmekapazität c
p von Kohlenstoffdioxid in Abhängigkeit von Druck und Temperatur.
[0013] Unter Ausnutzung der Änderbarkeit der Wärmekapazität ist in einem bestimmten Temperaturbereich
ein deutlich höherer Wirkungsgrad einer Wärmekraftmaschine erreichbar, als es im Allgemeinen
durch den Carnot'schen Wirkungsgrad beschrieben wird. Eine erhöhte Wärmekapazität
führt auch zu einer erhöhten Arbeitsfähigkeit des Arbeitsfluides, wie die Messwerte
in Figur 4 zeigen. Die Druck- oder Volumenänderungen sind bei gleicher Temperaturdifferenz
größer.
[0014] Das Diagramm in Figur 3 verdeutlicht das Verhältnis von Wärmekapazität bei konstantem
Druck c
p zu der Wärmekapazität bei konstantem Volumen c
v am Beispiel von Kohlenstoffdioxid im Druckbereich von 30 bar bis 110 bar und im Temperaturbereich
von 28 °C bis 34 °C. Bei idealen Gasen wird dieses Verhältnis der Wärmekapazitäten
von c
p zu c
v als konstant vorausgesetzt.
[0015] Die Figur 5 zeigt einen Kreisprozess mit Wärmetauscher. Dabei ist ein Zylinder 1
dargestellt, der im oberen Abschnitt mit dem Warmbereich 8 und im unteren Abschnitt
mit dem Kaltbereich 5 verbunden ist. Das Zylindervolumen wird durch den Kolben 2 begrenzt.
Innerhalb des Zylinders 1 befinden sich das Arbeitsfluid 4, der Wärmetauscher 7 und
der Isolator 10. Die Temperatur des Arbeitsfluides 4 ist bei diesem Prozess nicht
homogen. Im oberen Abschnitt ist es wärmer als im unteren.
[0016] Im ersten Schritt erfolgt die Expansion. Dabei bewegt sich der aufgeheizte Wärmetauscher
7 nach unten in den Kaltbereich des Arbeitsfluides 4. Der Wärmetauscher 7 gibt dabei
Wärme an das Arbeitsfluid 4 ab, und der Druck des Arbeitsfluides steigt. Die Geschwindigkeit
der Wärmeabgabe wird von der Größe der inneren Oberfläche des Wärmetauschers 7 bestimmt.
Der Wärmetauscher 7 fungiert gleichzeitig als Verdrängerkolben. Der Kolben 2 bewegt
sich bei möglichst hohem Druck nach oben. Die notwendige Wärme kommt dabei hauptsächlich
aus dem Wärmetauscher 7, dessen Wärmekapazität größer als die des Arbeitsfluides 4
ist.
[0017] Im zweiten Schritt erfolgt die isochore Abkühlung. Der Kolben 2 bleibt an seiner
Position. Der Wärmetauscher 7 bewegt sich zusammen mit dem Isolator 10 nach oben und
verdrängt einen Anteil des Arbeitsfluides 4 in den Kaltbereich 5. Der größere Masseanteil
des Arbeitsfluides 4 befindet sich dann im Kaltbereich 5, da der im Warmbereich 8
verbliebene Anteil eine geringere Dichte aufweist. Durch die Abkühlung bei konstantem
Volumen ist die Wärmekapazität des Arbeitsfluides gering und die Abwärme an den Kaltbereich
5 ist entsprechend klein. Der Warmbereich 8 ist teilweise isoliert. Der Druck des
Arbeitsfluides 4 fällt auf den niedrigsten Wert des gesamten Kreisprozesses.
[0018] Der dritte Schritt beinhaltet die Isolierung des Kaltbereichs 5. Der Isolator 10
bewegt sich nach unten.
[0019] Im vierten Schritt wird das Arbeitsfluid 4 komprimiert. Der Kolben 2 bewegt sich
nach unten in die Startposition von Schritt Eins. Den Hauptanteil der Kompressionswärme
nimmt der Wärmetauscher 7 auf. Eine teilweise Erwärmung des sich im unteren Abschnitt
befindlichen Arbeitsfluides 4 lässt sich bei dieser Anordnung nicht vermeiden. Maßgeblich
für die Leistung dieses Kreisprozesses ist der Wärmeübergang vom Warmbereich 8 in
das Arbeitsfluid 4.
[0020] Der Wärmeübergang erfolgt in allen vier Arbeitsschritten. Bei der Verwendung von
Kohlenstoffdioxid als Arbeitsfluid 4 ist eine Temperatur von 50 °C für den Warmbereich
8 und eine Temperatur von 20 °C für den Kaltbereich 5 ausreichend. Der optimale Druckbereich
liegt dann zwischen 60 bar und 100 bar.
[0021] An einem nachfolgend beschriebenen Ausführungsbeispiel, nach Figur 6, wird Kohlenstoffdioxid
als Arbeitsfluid 64 mittels Kolben 62, 63 vom oberen, warmen Bereich eines Zylinders
61 durch einen Wärmetauscher in den unteren kalten Bereich verschoben und umgekehrt.
Die Kolben 62, 63 werden dabei durch Exzenterwellen 68, 69 angetrieben, deren Exzenter
ca. 120° zueinander versetzt sind. Zum Erwärmen des oberen Teils des Zylinders 61
wird Warmwasser am Warmwasserzulauf 71 rücklauftemperaturgesteuert eingeleitet, über
die Wärmezufuhr 72 um den Zylinder 61 mehrmals herumgeführt und am Warmwasserrücklauf
73 abgeleitet. Analog dazu geschieht die Kühlung des unteren Bereiches des Zylinders
61 mit dem Kaltwasserzulauf 74, der Wärmeableitung 75 und dem Kaltwasserrücklauf 76.
Durch die Druckänderung des Arbeitsfluides 64 innerhalb des Zylinders 61 wird durch
die Exzenterwellen 68, 69 ein Drehmoment generiert. Das Drehmoment wird über das Getriebe
77 an die Generatorwelle 78 übertragen. Das Funktionsprinzip ist gleich dem mittels
Figur 5 dargestellten Kreisprozess. Auf Grund der geringen Umlaufzeiten kann auf die
Isolierung der Wärmeableitung 75 verzichtet werden.
[0022] Durch die Verwendung von mindestens drei Zylindern 61, wie dargestellt, ist die Anlage
selbststartend.
[0023] Die größte Wärmeänderung des Arbeitsfluides 64 findet innerhalb des Wärmetauschers
67 statt. Der Wärmetauscher 67 kann dazu beispielsweise aus porösem Aluminium gefertigt
sein. Bei porösem Aluminium ist ein Verhältnis von äußerem Volumen zu innerer Oberfläche
größer als 1:10000 m
3/m
2 möglich, und es weist einen relativ guten Durchströmbarkeitskoeffizienten auf.
[0024] Im Bereich des Wärmetauschers 67 besitzt das Arbeitsfluid 64 die größte Wärmekapazität.
Die bei der Expansion dem Wärmetauscher 67 entzogene Wärme wird teilweise bei der
Kompression des Arbeitsfluides 64 wieder an den Wärmetauscher 67 abgegeben.
[0025] Die Anlage arbeitet nach dem Stirlingprinzip. Erfindungsgemäß erfolgt die Umwandlung
von Wärmeenergie in mechanische Energie hauptsächlich innerhalb des Wärmetauschers
67 und die Wärmekapazität des Arbeitsfluides 64 ist in den Bereichen der Wärmezufuhr
72 und Wärmeableitung 75 deutlich reduziert.
[0026] Der beschriebene Kreisprozess in einer Wärmekraftmaschine erfolgte am Beispiel von
Kohlenstoffdioxid, weil dieses eine besonders hohe Volumenarbeit im Bereich der natürlichen
Umgebungstemperatur umsetzen kann. Für das Verfahren wurden weitere Gase auf ihre
Verwendbarkeit untersucht. Dabei wurden für die nachfolgend genannten Gase materialspezifische
Temperaturbereiche festgestellt, in denen eine besonders hohe Volumenarbeit möglich
ist:
Äthen |
ca. 8°C - 12°C |
Xenon |
ca. 15°C - 19°C |
Kohlenstoffdioxid |
ca. 30°C - 34°C |
Propan |
ca. 90°C - 96°C |
Propen |
ca. 98°C - 108°C |
[0027] Eine Übersicht über die materialspezifischen Volumenarbeiten gibt Figur 7. Daraus
wird deutlich, welches Fluid für den jeweiligen Temperaturbereich geeignet ist und
welche Volumenarbeit bei dem entsprechenden Arbeitsdruck erreicht werden kann.
[0028] Auf Grund der materialspezifischen Temperaturbereiche ist die Wärmekraftmaschine
temperaturgesteuert, so dass der Bereich mit größter verfügbarer Volumenarbeit ausgenutzt
wird. Unter Ausnutzung einer optimalen Temperatursteuerung können bereits geringste
Temperaturunterschiede zwischen Warmbereich 8 und Kaltbereich 5 von 4°C bis 10°C verwendet
werden, um die zugeführte Wärme über eine Drehbewegung in mechanische Energie umzuwandeln.
[0029] Die Figuren 8 und 9 zeigen ein erweitertes Ausführungsbeispiel. Durch das Einleiten
von warmen Fluid, zum Beispiel Wasser mit einer Temperatur von 80 °C, in den Zulauf
warm 90, wird der obere Teil des Gehäuses 80 und das darin befindliche Arbeitsfluid
erwärmt. In Abhängigkeit von der Kolbenstellung von Arbeitskolben 81 und Steuerkolben
82 befindet sich mehr oder weniger Arbeitsfluid im warmen Bereich. Das bewirkt einen
Druckunterschied zwischen der linken und der rechten Seite der Kolben 81, 82 und eine
axiale Kraft. Im Inneren der Kolben befindet sich die Laufrolle 94, die über das Laufrollenlager
83 an der Exzenterwelle 85 die Kolbenkraft in ein Drehmoment wandelt. Das dargestellte
Ausführungsbeispiel gemäß Figur 8 und Figur 9 ist mit 2 Exzenterwellen 85 ausgestattet,
deren 3 Exzenter 86 jeweils 120° zu einander versetzt sind. Der Versatz Arbeitskolben
81 zu Steuerkolben 82 kann über das Getriebe 99 reguliert werden. Die Kolbenbewegung
führt zu einer Strömung des Arbeitsfluides vom oberen warmen Bereich des Gehäuses
80, über den Wärmetauscher 84 in den unteren kalten Bereich des Gehäuses 80, beziehungsweise
entgegengesetzt. Der Wärmetauscher 84 besteht im Ausführungsbeispiel aus Aluminiumkugeln,
die mittels Sieb 88 von den Zylinderbereichen getrennt sind. Um die Temperaturdifferenz
des oberen Bereiches zum unteren Bereich aufrecht zu erhalten, ist ein Rohranschluss
Zulauf kalt 93 vorgesehen, über den, zum Beispiel kaltes Wasser durch den unteren
Bereich des Gehäuses 80 geleitetet wird. Die Wärmeisolation 89 reduziert den ungewollten
Wärmeübergang vom oberen warmen Bereich des Gehäuses 80 in den unteren kalten Bereich.
Dichtringe an den Kolben verhindern ein Austreten des Arbeitsgases.
[0030] Wird als Arbeitsfluid überkritisches CO2 verwendet, dann ist ein Betriebsdruck größer
74 bar einzustellen, um Kondensation und Verdampfung zu vermeiden. Der optimale Betriebsdruck
kann durch Zugabe eines weiteren Gases, beispielsweise Helium, oder eines Gasgemisches,
beispielsweise Luft, zum Arbeitsmedium reguliert werden.
Bezugszeichen
[0031]
- 1
- Zylinder
- 2
- Kolben
- 4
- Arbeitsfluid
- 5
- Kaltbereich
- 7
- Wärmetauscher
- 8
- Warmbereich
- 10
- Isolator
- 11
- Zylinder
- 12
- Kolben
- 13
- Arretierungsbolzen
- 14
- Arbeitsfluid
- 15
- Kolbenfläche
- 16
- Druck
- 17
- Niederhaltekraft
- 61
- Zylinder
- 62
- Kolben
- 63
- Kolben
- 64
- Kohlenstoffdioxid als Arbeitsfluid
- 67
- Wärmetauscher
- 68
- Exzenterwellen
- 69
- Exzenterwellen
- 71
- Warmwasserzulauf
- 72
- Wärmezufuhr
- 73
- Warmwasserrücklauf
- 74
- Kaltwasserzulauf
- 75
- Wärmeableitung
- 76
- Kaltwasserrücklauf
- 77
- Getriebe
- 78
- Generatorwelle
- 80
- Gehäuse
- 81
- Arbeitskolben
- 82
- Steuerkolben
- 83
- Laufrollenlager
- 84
- Wärmetauscher
- 85
- Exzenterwelle
- 86
- Mittelpunkt Exzenter
- 87
- Drehpunkt Welle
- 88
- Sieb
- 89
- Wärmeisolation
- 90
- Zulauf warm
- 91
- Rücklauf warm
- 92
- Rücklauf kalt
- 93
- Zulauf kalt
- 94
- Laufrolle
- 98
- Abtriebswelle
- 99
- Getriebe
- 101
- Lager Exzenterwelle
- 102
- Zuganker
- 103
- Verbindungsrohr
Formelzeichen
[0032]
- F
- Kraft
- P
- Leistung
- Q
- Wärme
- T
- Temperatur
- U
- innere Energie
- V
- Volumen
- W
- Arbeit
- c
- Wärmekapazität
- p
- Druck
- Δ
- Differenz
Indexe
[0033]
- ab
- abgeleitet
- zu
- zugeführt