Stand der Technik
[0001] Die Erfindung geht aus von einer Vorrichtung zum Beschichten eines Werkstücks mit
mindestens einem Hochleistungspolymer nach der Gattung des Oberbegriffs des Anspruchs
1 und einem Beschichtungsverfahren nach der Gattung des Oberbegriffs des Anspruchs
15.
[0002] Ein vielversprechender Ansatz für die Beschichtung metallischer Komponenten, an die
eine Kombination von funktionalen Anforderungen gestellt wird, besteht in der Verwendung
von Hochleistungspolymeren als Beschichtungswerkstoff. Die wesentlichen mit diesen
Beschichtungen adressierten funktionalen Anforderungen umfassen Verschleiß- und Korrosionsschutz,
Reibungsreduzierung, Temperaturbeständigkeit und elektrische Isolation. Insbesondere
das Hochleistungspolymer Polyetheretherketon (PEEK) ist aufgrund seiner Materialeigenschaften
exzellent für die Erfüllung der genannten Anforderungen geeignet und wird bereits
industriell verwendet (
E. Spyrou.: Powder coatings. Chemistry and technology 3., rev. ed. Hanover 2012).
[0003] Konventionelle Beschichtungsverfahren umfassen für diesen Werkstoff primär die pulverbasierte
Schichtapplikation mit anschließendem Aufschmelzen der applizierten Schicht mittels
Ofenverfahren sowie das Pulverflammspritzen.
[0004] Für das ofenbasierte Beschichtungsverfahren wird das Polymer in Pulverform mittels
elektrostatischer Beschichtung oder als Dispersion respektive Sprühauftrag auf das
Werkstück appliziert. Weitere, industriell weniger relevante Methoden des Materialauftrags
sind elektrophoretische Beschichtung (
I. Corni, N. Neumann, D. Eifler, A. R. Boccaccini: Polyetheretherketone (PEEK) Coatings
on Stainless Steel by Electrophoretic Deposition. In: Advanced Engineering Materials
10 (2008) 6, S. 559-64.) oder Druckverfahren (z.B. Siebdruck). Im Anschluss an den Materialauftrag wird
das Werkstück in einem Ofen auf Temperaturen von typischerweise 380 bis 420 °C erhitzt,
sodass die PEEK-Schicht vollständig aufgeschmolzen wird. Typischerweise verwendete
Aufheizraten liegen in der Größenordnung 10 K/min und Haltezeiten in der Größenordnung
von 30 min bis zu einigen Stunden. Anschließend wird das beschichtete Werkstück kontrolliert
abgekühlt. Die dafür gewählten Abkühlraten hängen von dem verwendeten Material sowie
der Masse des Werkstückes ab.
[0006] Beide genannten Verfahren sind nicht für die Herstellung dichter und haftfester Beschichtungen
auf temperaturempfindlichen Grundmaterialien geeignet, bei denen eine Erwärmung über
die Schmelztemperatur des Polymers (ca. 340 °C für PEEK) zu einer funktionsrelevanten
Veränderung der Eigenschaften führt. Neben der durch den Einsatz von Ofenverfahren
geringen Energieeffizienz sind darüber hinaus ortsselektive Beschichtungen oftmals
mit einem großen technischen und wirtschaftlichen Aufwand verbunden. Eine gezielte
Einstellung der Porosität, insbesondere in Ortsabhängigkeit ist prozessbedingt nicht
möglich.
[0007] Auch laserbasierte Beschichtungsverfahren, wie z. B. das in der Druckschrift
DE 693 00 501 T2 offenbarte Laserauftragschweißen, oder das in der Druckschrift
EP 1 932 928 B1 offenbarte Laser-Peening, gehören zum Stand der Technik. Hierbei wird das Beschichtungsmaterial
auf ein Werkstück appliziert, wobei mittels gleichzeitiger Bestrahlung eines einzigen
Lasers das Werkstück beschichtet wird bzw. die Beschichtung verdichtet wird.
[0008] Die Druckschrift
EP 2 969 256 B1 offenbart ein Verfahren zum Auftragen einer Gleitbeschichtung auf eine Kolbenanordnung,
wobei Hochleistungspolymere wie PEEK als Beschichtungsmaterial beschrieben werden.
Dabei wird das Beschichtungsmaterial in zwei nachfolgenden Schritten mittels IR-,
UV- oder Induktionsstrahlung ausgehärtet. Der Charakter der Strahlung hinsichtlich
Monochromie, Kohärenz bzw. Erzeugungsmethode wird dabei nicht näher definiert.
[0009] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, eine Vorrichtung zum Beschichten
eines Werkstücks mit mindestens einem Hochleistungspolymer und ein Beschichtungsverfahren
zur Verfügung zu stellen, die die oben beschriebenen Nachteile ausräumen.
[0010] Die Aufgabe wird durch die Vorrichtung zum Beschichten eines Werkstücks mit mindestens
einem Hochleistungspolymer mit den Merkmalen des Patentanspruchs 1 und das Beschichtungsverfahren
mit den Merkmalen des Patentanspruchs 15 gelöst.
Die Erfindung und ihre Vorteile
[0011] Die erfindungsgemäße Vorrichtung zum Beschichten eines Werkstücks mit mindestens
einem Hochleistungspolymer mit den Merkmalen des Anspruchs 1 hat demgegenüber den
Vorteil, dass die Vorrichtung mindestens zwei Strahlungsquellen aufweist. Diese können
beim Beschichten zeitgleich oder zeitversetzt nacheinander eingesetzt werden.
[0012] Nach einer vorteilhaften Ausgestaltung der erfindungsgemäßen Vorrichtung ist die
Strahlung mindestens einer Strahlungsquelle zumindest teilweise kohärent.
[0013] Nach einer zusätzlichen Ausgestaltung der erfindungsgemäßen Vorrichtung ist mindestens
eine Strahlungsquelle ein Laser. In diesem Fall ist die Strahlung der Strahlungsquelle
vollständig kohärent. Es ist aber auch denkbar, dass eine andere Strahlungsquelle
verwendet wird, die beispielsweise Infrarotstrahlung, ultraviolette Strahlung, Induktionsstrahlung,
Mikrowellenstrahlung oder Teilchenstrahlung (Röntgen- oder Gammastrahlung) erzeugt.
[0014] Nach einer zusätzlichen Ausgestaltung der erfindungsgemäßen Vorrichtung liegt die
Wellenlänge der Strahlung mindestens einer Strahlungsquelle im Wellenlängenbereich
von 400 bis 3000 nm.
[0015] Nach einer zusätzlichen Ausgestaltung der erfindungsgemäßen Vorrichtung liegt die
Wellenlänge der Strahlung mindestens einer Strahlungsquelle im Wellenlängenbereich
von 4000 bis 12000 nm.
[0016] Nach einer zusätzlichen Ausgestaltung der erfindungsgemäßen Vorrichtung ist die Strahlung
mindestens einer Strahlungsquelle kontinuierlich oder gepulst. So kann das Hochleistungspolymer
vollständig aufgeschmolzen werden, um eine homogene oder eine poröse Beschichtung
zu erreichen.
[0017] Nach einer zusätzlichen Ausgestaltung der erfindungsgemäßen Vorrichtung kann die
Strahlung mindestens einer Strahlungsquelle in ihrer Intensität reguliert werden.
Somit kann auch die Leistung mindestens einer Strahlungsquelle den Erfordernissen
angepasst werden.
[0018] Nach einer zusätzlichen Ausgestaltung der erfindungsgemäßen Vorrichtung weist die
Strahlung mindestens einer Strahlungsquelle eine Wellenlänge auf, bei der der Absorptionsgrad
mindestens eines Hochleistungspolymers möglichst groß ist. Somit wird die Strahlung
vorrangig nur von dem Hochleistungspolymer absorbiert, wodurch ein gezieltes Einstellen
bzw. eine gezielte Regulierung der Temperatur des Hochleistungspolymers möglich ist.
[0019] Nach einer zusätzlichen Ausgestaltung der erfindungsgemäßen Vorrichtung weist die
Strahlung mindestens einer Strahlungsquelle eine Wellenlänge auf, bei der der Absorptionsgrad
des Werkstücks möglichst groß ist. Somit wird die Strahlung vorrangig nur von dem
Werkstück absorbiert, wodurch ein gezieltes Einstellen bzw. eine gezielte Regulierung
der Temperatur des Werkstücks möglich ist.
[0020] Nach einer zusätzlichen Ausgestaltung der erfindungsgemäßen Vorrichtung weist die
Vorrichtung mindestens eine Festoptik auf. Die Strahlung mindestens einer Strahlungsquelle
wird zumindest teilweise durch eine Festoptik auf das Werkstück geführt. Eine Festoptik
hat den Vorteil, dass die Genauigkeit der Strahlführung optimiert werden kann.
[0021] Nach einer zusätzlichen Ausgestaltung der erfindungsgemäßen Vorrichtung weist die
Vorrichtung mindestens ein Scannersystem zum Führen der Strahlung auf. Die Strahlung
mindestens einer Strahlungsquelle wird zumindest teilweise durch ein Scannersystem
über das Werkstück geführt. Damit ist ein Abscannen des Werkstücks mit der Strahlung
und somit ein Bestrahlen von möglichst allen gewünschten Stellen des Werkstücks möglich,
auch wenn dieses eine komplexe Geometrie aufweist.
[0022] Nach einer zusätzlichen Ausgestaltung der erfindungsgemäßen Vorrichtung weist die
Vorrichtung mindestens eine Messvorrichtung zur Messung von Wärmestrahlung und/oder
Temperatur auf. Bevorzugt wird die Temperatur bzw. die Wärmestrahlung kontaktlos,
beispielsweise mittels eins Pyrometers oder einer Infrarot-Kamera, gemessen.
[0023] Nach einer zusätzlichen Ausgestaltung der erfindungsgemäßen Vorrichtung weist die
Vorrichtung mindestens eine Positioniervorrichtung auf. Damit kann das Werkstück vor
der Bearbeitung in die erforderliche Position positioniert bzw. während der Bearbeitung
bewegt werden.
[0024] Nach einer zusätzlichen Ausgestaltung der erfindungsgemäßen Vorrichtung weist die
Vorrichtung mindestens eine Auftragvorrichtung zum Applizieren mindestens eines Hochleistungspolymers
auf das Werkstück auf. Somit kann das Applizieren des Hochleistungspolymers auf das
Werkstück und das anschließende Aufschmelzen des Hochleistungspolymers von derselben
Maschine bewerkstelligt werden.
[0025] Das erfindungsgemäße Beschichtungsverfahren mit den Merkmalen des Anspruchs 15 hat
demgegenüber den Vorteil, dass die für das Beschichten eines Werkstücks mit mindestens
einem Hochleistungspolymer benötigte Prozessenergie zumindest teilweise von mindestens
zwei Strahlungsquellen erzeugt wird. Dabei werden mindestens zwei Strahlungsquellen
zeitgleich oder zeitversetzt hintereinander eingesetzt.
[0026] Nach einer vorteilhaften Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Beschichtungsverfahrens
wird in einem vorangegangenen Verfahrensschritt mindestens ein Hochleistungspolymer
auf das Werkstück appliziert. Das Hochleistungspolymer, das bevorzugt ein Polymerpulver
ist, wird beispielsweise als pulverbasierte Dispersion mittels elektrostatischem Sprühen
oder als vorzugsweise wasserbasierte Dispersion mittels Sprüh-, Druck-, Tauch,- oder
Rakelverfahren auf das Werkstück appliziert.
[0027] Nach einer zusätzlichen Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Beschichtungsverfahrens
strahlt mindestens eine Strahlungsquelle zumindest teilweise kohärent.
[0028] Nach einer zusätzlichen Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Beschichtungsverfahrens
wird ein Laser als mindestens eine Strahlungsquelle verwendet. In diesem Fall ist
die Strahlung der Strahlungsquelle vollständig kohärent. Es ist aber auch denkbar,
dass eine andere Strahlungsquelle verwendet wird, die beispielsweise Infrarotstrahlung,
ultraviolette Strahlung, Induktionsstrahlung, Mikrowellenstrahlung oder Teilchenstrahlung
(Röntgen- oder Gammastrahlung) erzeugt.
[0029] Nach einer zusätzlichen Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Beschichtungsverfahrens
strahlt mindestens eine Strahlungsquelle im Wellenlängenbereich von 400 bis 3000 nm.
[0030] Nach einer zusätzlichen Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Beschichtungsverfahrens
strahlt mindestens eine Strahlungsquelle im Wellenlängenbereich von 4000 bis 12000
nm.
[0031] Nach einer zusätzlichen Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Beschichtungsverfahrens
wird die Strahlung von mindestens einer Strahlungsquelle zeitlich und/oder örtlich
moduliert. Die Strahlung kann somit kontinuierlich, gepulst, von ansteigender Intensität
und/oder absteigender Intensität sein.
[0032] Nach einer zusätzlichen Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Beschichtungsverfahrens
wird die Intensität mindestens einer Strahlungsquelle während des Beschichtens reguliert.
Damit ist ein kontinuierlicher Wechsel und/oder ein Umschalten der Strahlung während
des Beschichtens von kontinuierlich, gepulst, ansteigender Intensität und/oder absteigender
Intensität möglich.
[0033] Nach einer diesbezüglichen Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Beschichtungsverfahrens
wird mindestens eine Strahlungsquelle derart reguliert, dass auf der Oberfläche des
Werkstücks eine konstante Temperatur vorliegt.
[0034] Nach einer zusätzlichen Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Beschichtungsverfahrens
wird die Strahlung mindestens einer Strahlungsquelle vorrangig von mindestens einem
Hochleistungspolymer absorbiert. Damit ist ein gezieltes Einstellen bzw. eine gezielte
Regulierung der Temperatur des Hochleistungspolymers möglich.
[0035] Nach einer zusätzlichen Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Beschichtungsverfahrens
wird die Strahlung mindestens einer Strahlungsquelle vorrangig vom Werkstück absorbiert.
Damit ist ein gezieltes Einstellen bzw. eine gezielte Regulierung der Temperatur des
Werkstücks möglich.
[0036] Nach einer zusätzlichen Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Beschichtungsverfahrens
wird die Strahlung mindestens einer Strahlungsquelle zumindest teilweise mittels einer
Festoptik auf das Werkstück geführt. Eine Festoptik hat den Vorteil, dass die Genauigkeit
der Strahlführung optimiert werden kann.
[0037] Nach einer zusätzlichen Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Beschichtungsverfahrens
wird die Strahlung mindestens einer Strahlungsquelle zumindest teilweise mittels eines
Scannersystems über das Werkstück geführt. Durch das Verfahren der Strahlung mittels
eines Scannersystems kann die Stelle die von der Strahlung getroffen wird variiert
werden, so dass ein Abscannen des Werkstücks mit der Strahlung und somit ein Bestrahlen
von möglichst allen gewünschten Stellen des Werkstücks möglich ist, auch wenn dieses
eine komplexe Geometrie aufweist.
[0038] Nach einer zusätzlichen Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Beschichtungsverfahrens
wird die Wärmestrahlung des Werkstücks und/oder mindestens eines Hochleistungspolymers
kontaktlos gemessen. Dies ist beispielsweise mittels eines Pyrometers oder einer Infrarot-Kamera
möglich, wobei auch andere kontaktlose Messmethoden der Wärmestrahlung bzw. der Temperatur
denkbar sind.
[0039] Nach einer zusätzlichen Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Beschichtungsverfahrens
wird das Werkstück mittels mindestens einer Positioniervorrichtung ausgerichtet und/oder
geführt. Das Werkstück kann damit in die für das Beschichtungsverfahren erforderliche
Position bewegt bzw. positioniert werden. Die Position des Werkstücks kann damit auch
während des Beschichtens verändert werden.
[0040] Nach einer zusätzlichen Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Beschichtungsverfahrens
wird beim Beschichtungsverfahren eine Vorrichtung zum Beschichten eines Werkstücks
mit mindestens einem Hochleistungspoymer nach einem der Ansprüche 1 bis 14 verwendet.
[0041] Weitere Vorteile und vorteilhafte Ausgestaltung der Erfindung sind der nachfolgenden
Beschreibung, den Ansprüchen und den Zeichnungen entnehmbar.
Zeichnung
[0042] Bevorzugte Ausführungsbeispiele des erfindungsgemäßen Gegenstands sind in der Zeichnung
dargestellt und werden im Folgenden näher erläutert. Es zeigt
- Fig. 1
- einen Aufbau zur Durchführung des erfindungsgemäßen Beschichtungsverfahrens bzw. die
erfindungsgemäße Vorrichtung zum Beschichten eines Werkstücks mit mindestens einem
Hochleistungspolymer.
Beschreibung der Ausführungsbeispiele
[0043] Fig. 1 zeigt einen Aufbau zur Durchführung des erfindungsgemäßen Beschichtungsverfahrens
bzw. die erfindungsgemäße Vorrichtung zum Beschichten eines Werkstücks 4a mit mindestens
einem Hochleistungspolymer 4b. In diesem Ausführungsbeispiel sind zwei Strahlungsquellen
1 und 2 und die Messvorrichtung 3 zur Messung von Wärmestrahlung und/oder Temperatur
über dem zu beschichtenden Werkstück 4a angeordnet. Das Hochleistungspolymer 4b ist
bereits auf dem Werkstück 4a appliziert. Das Werkstück 4a wird mittels einer Positioniervorrichtung
5 an die richtige Stelle gebracht, so dass das Werkstück 4a bzw. eine gewünschte Stelle
des Werkstücks 4a und das Hochleistungspolymer 4b von den Strahlen 6 und 7 der Strahlungsquellen
1 und 2 getroffen werden. Die Messvorrichtung 3 misst dabei die vom Werkstück 4a und
dem Hochleistungspolymer 4b emittierte Wärmestrahlung 9. Es ist ebenfalls denkbar,
dass die Messung der Wärmestrahlung 8 koaxial zum Strahlengang der Strahlung 6 erfolgt,
kann jedoch auch lateral zum Strahlengang der Strahlung 6 erfolgen.
[0044] Die beiden Strahlen der Strahlung 6 und 7 werden separat zeitlich und örtlich moduliert.
Die Wellenlängen werden dabei vorzugsweise so gewählt, dass der eine Strahl vorrangig
vom Hochleistungspolymer 4b und der andere Strahl vorrangig vom Werkstück 4a absorbiert
wird. Die Wellenlänge einer Strahlung 6 oder 7 liegt vorzugsweise im Wellenlängenbereich
von 400 bis 3000 nm und die Wellenlänge einer zweiten Strahlung 6 oder 7 im Bereich
von 4000 bis 12000 nm. Die Strahlung 6 und 7 ist in beiden Fällen vorzugsweise kontinuierlich
oder auf einer Zeitskala im Bereich von > 10 ns moduliert bzw. gepulst. Das zu beschichtende
Werkstück 4a wird mittels einer manuellen oder automatisierbaren Positioniervorrichtung
5 (vorzugsweise Roboter oder Achssystem) entweder in eine fixe Bearbeitungsposition
bewegt oder während des Beschichtungsprozesses mittels diesem in mindestens einer
Dimension (inklusive Rotation) bewegt und/oder gedreht. Die Applikation des Hochleistungspolymers
4b, z. B. eines Polymerpulvers, findet in einem vorangegangenen Schritt statt. Die
Applikationsmethode umfasst vorzugsweise den Auftrag einer (vorzugsweise wasserbasierten)
Dispersion mittels Sprüh-, Druck-, Tauch- oder Rakelverfahren oder den Auftrag einer
polymerbasierten Pulvermischung mittels elektrostatischen Sprühens.
[0045] Während des Beschichtungsprozesses wird für mindestens eine Strahlungsquelle 1 oder
2 die Leistung so geregelt oder gesteuert, dass ein konstanter Wert für die vom Werkstück
4a und Hochleistungspolymer 4b emittierte Wärmestrahlung 8, 9 resultiert. Die Regelung
oder Überwachung der Wärmestrahlung 8, 9 bzw. der Temperatur erfolgt dabei berührungslos
mittels Pyrometrie oder kamerabasiert (z.B. IR-Kamera).
[0046] Die zentrale Wirkung des erfindungsgemäßen Beschichtungsverfahrens besteht in einer
zeitlichen und örtlichen Steuerung der Temperaturprofile im Werkstück 4a und Hochleistungspolymer
4b während des Beschichtungsprozesses. Durch die Verwendung von (vorzugsweise wasserbasierten)
Hochleistungspolymer-Dispersionen bei der Schichtapplikation sind die Beimischung
einer Silan- und/oder Siloxanverbindung, eines Metallalkoholats oder sonstiger organischer
Lösungsmittel nicht erforderlich und werden nicht angestrebt. Mit dem erfindungsgemäßen
Beschichtungsverfahren können auch ohne diese Bestandteile haftfeste Beschichtungen
hergestellt werden.
[0047] Durch die Verwendung von zwei Wellenlängen ist eine Beimischung von Laserabsorbern
wie Ruß nicht erforderlich, um eine Energiedeposition im Hochleistungspolymer 4b zu
ermöglichen. Durch die Steuerung bzw. Regelung des Beschichtungsprozesses, vorzugsweise
überwacht durch Detektion der emittierten Wärmestrahlung 8, 9 vom Werkstück 4a und
Hochleistungspolymer 4b, kann ein homogenes Bearbeitungsergebnis bezüglich Haftung,
Porosität und Oberflächentopographie sichergestellt werden.
[0048] Das Schmelzen des Hochleistungspolymers 4b kann zeitlich und örtlich begrenzt werden,
wodurch die ortsselektive Herstellung von Beschichtungen ermöglicht wird.
[0049] Die Temperaturbelastung wird im Vergleich zum oben beschriebenen Ofenverfahren reduziert.
Somit ist die Beschichtung von temperaturempfindlichen Materialien möglich. Durch
die Reduzierung der thermischen Belastung unterscheidet sich der Verlauf der Mikrohärte
sowie der Wärmeeinflusszone im Grundmaterial in der Regel signifikant.
[0050] Durch die zeitlich veränderlichen Beschichtungsverfahrensparameter kann die Porosität
der Beschichtung orts- und zeitabhängig gesteuert werden.
[0051] Der Beschichtungsprozess findet vorzugsweise an Normalatmosphäre statt, eine Schutzgas-
oder Vakuumatmosphäre ist nicht erforderlich.
[0052] Im Vergleich zum Beschichtungsverfahren mittels eines einzigen Laserstrahls resultiert
eine größere Spanne der realisierbaren Schichtdicken. Diese liegt für einen einzigen
Laserstrahl im Bereich von 1 bis 50 µm. Mittels des erfindungsgemäßen Beschichtungsverfahrens
wird dieser Bereich nach oben auf mindestens 250 µm erweitert.
[0053] Das technische Anwendungsfeld besteht in der Herstellung funktionaler Beschichtungen
auf metallischen Komponenten, insbesondere in der Herstellung tribologischer und antikorrosiver
Beschichtungen. Die zu beschichtenden metallischen Bauteile können unabhängig von
Material, Geometrie und Anwendungsfall gewählt werden. Vorzugsweise wird das erfindungsgemäße
Beschichtungsverfahren für die Beschichtung von Leichtmetallen wie Aluminium, Magnesium
und Titan sowie Stahllegierungen verwendet. Der Anwendungsfall umfasst dabei insbesondere
tribologisch und korrosiv beanspruchte Komponenten, ist aber nicht auf diese beschränkt.
Ebenso ist eine Energieeffizienzsteigerung im Beschichtungsprozess hervorzuheben,
da eine Vorwärmung nicht erforderlich ist.
[0054] Alle hier dargestellten Merkmale können sowohl einzeln als auch in beliebiger Kombination
miteinander erfindungswesentlich sein.
Bezugszahlenliste
[0055]
- 1
- Strahlungsquelle
- 2
- Strahlungsquelle
- 3
- Messvorrichtung
- 4a
- Werkstück
- 4b
- Hochleistungspolymer
- 5
- Positioniervorrichtung
- 6
- Strahlung
- 7
- Strahlung
- 8
- Wärmestrahlung
- 9
- Wärmestrahlung
1. Vorrichtung zum Beschichten eines Werkstücks (4a) mit mindestens einem Hochleistungspolymer
(4b)
dadurch gekennzeichnet,
dass die Vorrichtung mindestens zwei Strahlungsquellen (1, 2) aufweist.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Strahlung (6, 7) mindestens einer Strahlungsquelle (1, 2) zumindest teilweise
kohärent ist.
3. Vorrichtung nach Anspruch 1 oder Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet,
dass mindestens eine Strahlungsquelle (1, 2) ein Laser ist.
4. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Wellenlänge der Strahlung (6, 7) mindestens einer Strahlungsquelle (1, 2) im
Wellenlängenbereich von 400 bis 3000 nm liegt.
5. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Wellenlänge der Strahlung (6, 7) mindestens einer Strahlungsquelle (1, 2) im
Wellenlängenbereich von 4000 bis 12000 nm liegt.
6. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Strahlung (6, 7) mindestens einer Strahlungsquelle (1, 2) kontinuierlich oder
gepulst ist.
7. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Strahlung (6, 7) mindestens einer Strahlungsquelle (1, 2) in ihrer Intensität
reguliert werden kann.
8. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Strahlung (6, 7) mindestens einer Strahlungsquelle (1, 2) eine Wellenlänge aufweist,
bei der der Absorptionsgrad mindestens eines Hochleistungspolymers (4b) möglichst
groß ist.
9. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Strahlung (6, 7) mindestens einer Strahlungsquelle (1, 2) eine Wellenlänge aufweist,
bei der der Absorptionsgrad des Werkstücks (4a) möglichst groß ist.
10. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Vorrichtung mindestens eine Festoptik aufweist.
11. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Vorrichtung mindestens ein Scannersystem zum Führen der Strahlung (6, 7) aufweist.
12. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Vorrichtung mindestens eine Messvorrichtung (3) zur Messung von Wärmestrahlung
und/oder Temperatur aufweist.
13. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Vorrichtung mindestens eine Positioniervorrichtung (5) aufweist.
14. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Vorrichtung mindestens eine Auftragvorrichtung zum Applizieren mindestens eines
Hochleistungspolymers (4b) auf das Werkstück (4a) aufweist.
15. Beschichtungsverfahren,
dadurch gekennzeichnet,
dass die für das Beschichten eines Werkstücks (4a) mit mindestens einem Hochleistungspolymer
(4b) benötigte Prozessenergie zumindest teilweise von mindestens zwei Strahlungsquellen
(1, 2) erzeugt wird.
16. Beschichtungsverfahren nach Anspruch 15,
dadurch gekennzeichnet,
dass in einem vorangegangenen Verfahrensschritt mindestens ein Hochleistungspolymer (4b)
auf das Werkstück (4a) appliziert wird.
17. Beschichtungsverfahren nach Anspruch 15 oder Anspruch 16,
dadurch gekennzeichnet,
dass mindestens eine Strahlungsquelle (1, 2) zumindest teilweise kohärent strahlt.
18. Beschichtungsverfahren nach einem der Ansprüche 15 bis 17,
dadurch gekennzeichnet,
dass ein Laser als mindestens eine Strahlungsquelle (1, 2) verwendet wird.
19. Beschichtungsverfahren nach einem der Ansprüche 15 bis 18,
dadurch gekennzeichnet,
dass mindestens eine Strahlungsquelle (1, 2) im Wellenlängenbereich von 400 bis 3000 nm
strahlt.
20. Beschichtungsverfahren nach einem der Ansprüche 15 bis 19,
dadurch gekennzeichnet,
dass mindestens eine Strahlungsquelle (1, 2) im Wellenlängenbereich von 4000 bis 12000
nm strahlt.
21. Beschichtungsverfahren nach einem der Ansprüche 15 bis 20,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Strahlung (6, 7) von mindestens einer Strahlungsquelle (1, 2) zeitlich und/oder
örtlich moduliert wird.
22. Beschichtungsverfahren nach einem der Ansprüche 15 bis 21,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Intensität mindestens eine Strahlungsquelle (1, 2) während des Beschichtens reguliert
wird.
23. Beschichtungsverfahren nach Anspruch 22,
dadurch gekennzeichnet,
dass die mindestens eine Strahlungsquelle (1, 2) derart reguliert wird, dass auf der Oberfläche
des Werkstücks (4a) eine konstante Temperatur vorliegt.
24. Beschichtungsverfahren nach einem der Ansprüche 15 bis 23,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Strahlung (6, 7) mindestens einer Strahlungsquelle (1, 2) vorrangig von mindestens
einem Hochleistungspolymer (4b) absorbiert wird.
25. Beschichtungsverfahren nach einem der Ansprüche 15 bis 24,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Strahlung (6, 7) mindestens einer Strahlungsquelle (1, 2) vorrangig vom Werkstück
(4a) absorbiert wird.
26. Beschichtungsverfahren nach einem der Ansprüche 15 bis 25,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Strahlung (6, 7) mindestens einer Strahlungsquelle (1, 2) zumindest teilweise
mittels einer Festoptik auf das Werkstück (4a) geführt wird.
27. Beschichtungsverfahren nach einem der Ansprüche 15 bis 26,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Strahlung (6, 7) mindestens einer Strahlungsquelle (1, 2) zumindest teilweise
mittels eines Scannersystems über das Werkstück (4a) geführt wird.
28. Beschichtungsverfahren nach einem der Ansprüche 15 bis 27,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Wärmestrahlung (8, 9) des Werkstücks (4a) und/oder mindestens eines Hochleistungspolymers
(4b) kontaktlos gemessen wird.
29. Beschichtungsverfahren nach einem der Ansprüche 15 bis 28,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Werkstück (4a) mittels mindestens einer Positioniervorrichtung (5) ausgerichtet
und/oder geführt wird.
30. Beschichtungsverfahren nach einem der Ansprüche 15 bis 29,
dadurch gekennzeichnet,
dass beim Beschichtungsverfahren eine Vorrichtung zum Beschichten eines Werkstücks (4a)
mit mindestens einem Hochleistungspolymer (4b) nach einem der Ansprüche 1 bis 14 verwendet
wird.