[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum automatisierten Detektieren einer Gefahrensituation
in einem Überwachungsbereich. Bei dem Verfahren werden charakteristische Bewegungsmuster
in Video- bzw. Bildmaterial erkannt. Zudem betrifft die Erfindung ein Alarmierungsverfahren.
Weiterhin betrifft die Erfindung ein Überwachungssystem. Überdies betrifft die Erfindung
ein Alarmsystem. Die Erfindung betrifft auch ein Personentransportfahrzeug.
[0002] Um die Sicherheit von Personen im öffentlichen Raum und im privaten Umfeld zu verbessern,
werden zunehmend Kamerasysteme eingesetzt. Videodaten werden zur Beweissicherung und
zu Ermittlungszwecken sowie zur Echtzeitüberwachung eingesetzt. Dabei wird neben der
direkten Beobachtung durch Personen auch zunehmend eine automatisierte Überwachung
genutzt. Allerdings lassen sich mit den dabei eingesetzten Systemen meistens Notsituationen,
wie zum Beispiel bei Gewaltverbrechen, nur im Nachhinein dokumentieren, wohingegen
ein Alarmieren und rechtzeitiges Eingreifen, um das potentielle Opfer zu retten, oft
nicht möglich ist.
[0003] Ein Ansatz zur automatisierten Überwachung im öffentlichen Raum mit Hilfe von Videodaten
zielt auf die Erkennung spezieller Bewegungsmuster von Personen, welche mit Gefahrensituationen
in Verbindung gebracht werden können, ab. Besondere Anforderungen stellt hierbei die
Gefahrenerkennung in Zügen und Bussen. Denn hier besteht das Problem, die den Gefahrensituationen
zuzuordnenden Bewegungsmuster von Personen von durch die Bewegung der Fahrzeuge selbst
entstehenden Bewegungsmustern, welche durch Licht, Schatten und die Umgebung hervorgerufen
werden, abzugrenzen.
[0004] Gegenwärtig findet eine Erkennung von Bewegungsmustern in Fahrzeugen kaum oder nur
eingeschränkt statt, da das oben geschilderte Problem bisher nicht gelöst wurde. Üblicherweise
werden im Inneren der Fahrzeuge die Videoströme lediglich aufgezeichnet und nach einer
achtundvierzigstündigen Frist ungesehen vernichtet. Erst im Falle des Bekanntwerdens
von Vorfällen, beispielsweise durch eine Anzeige oder im Rahmen von aus anderen Gründen
stattfindenden polizeilichen Ermittlungen, werden die aufgezeichneten Bilddaten nachträglich
gesichtet und für die Ermittlungsarbeit oder zur Beweissicherung im Umfeld von Straftaten
herangezogen.
[0005] Eine Erkennung von Gefahrenquellen durch das Verhalten von Personen in Echtzeit,
d.h. im Vorfeld oder zur unmittelbaren Tatzeit, mit entsprechenden Interventionsmöglichkeiten,
findet nicht statt. Eine Intervention ist erst zu einem späteren Zeitpunkt nach Sichtung
des erfassten Videomaterials möglich.
[0006] Es gibt zwar Ansätze für eine Bewegungserkennung in Fahrzeugen in Echtzeit, dabei
wird jedoch nur eine erhöhte Geschwindigkeit von Bewegungen erkannt. Die Unterscheidung
spezieller Bewegungsmuster lässt sich mit dieser Vorgehensweise jedoch nicht realisieren.
[0007] Es besteht also die Aufgabe, ein Verfahren und eine Vorrichtung zu entwickeln, mit
denen eine Gefahrensituation in Echtzeit und zuverlässig erkannt werden kann.
[0008] Diese Aufgabe wird durch ein Verfahren zum automatisierten Detektieren einer Gefahrensituation
in einem Überwachungsbereich gemäß Patentanspruch 1, ein Alarmierungsverfahren gemäß
Patentanspruch 6, ein Überwachungssystem gemäß Patentanspruch 8, ein Alarmsystem gemäß
Patentanspruch 9 und ein Personentransportfahrzeug gemäß Patentanspruch 10 gelöst.
[0009] Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren zum automatisierten Detektieren einer Gefahrensituation
in einem Überwachungsbereich werden Videodaten von dem Überwachungsbereich kontinuierlich
erfasst. Anschließend werden die Videodaten in Optical-Flow-Daten umgewandelt. Die
Optical-Flow-Daten repräsentieren den optischen Fluss einer Bildsequenz aus zeitlich
aufeinanderfolgenden Einzelbildern, welche aus den aufgenommenen Videodaten gewonnen
werden. Der optische Fluss umfasst ein Vektorfeld der in die Bildebene projizierten
Geschwindigkeit von sichtbaren Punkten des Objektraumes im Bezugssystem der Abbildungsoptik
der verwendeten Bildaufnahmeeinheit. Zur Ermittlung des optischen Flusses werden über
die Positionsdifferenz markanter Punkte aus der Bildabfolge bzw. Bildsequenz Vektoren
generiert. Diese Vektoren repräsentieren eine Bewegungsrichtung und eine Schrittweite.
Auf die Optical-Flow-Daten wird in Echtzeit ein auf Basis relevanter Bewegungsmuster
trainierter Klassifikator angewendet. Der Klassifikator umfasst die Definition der
zu erkennenden Bewegungsmuster. Die Form des Klassifikators ist von der Art des Trainingsverfahrens
abhängig und kann zum Beispiel Vektormatrizen umfassen. Das Training des Klassifikators
kann vorzugsweise mit Hilfe von Referenzbilddaten erfolgen, denen unterschiedliche
Situationen, darunter auch spezifische Gefahrensituationen, zugeordnet sind und die
die jeweils zugeordneten Situationen kennzeichnende, relevante Bewegungsmuster umfassen.
Der Klassifikator ist also das Ergebnis eines angewandten Trainingsprozesses.
[0010] Die "relevanten" Bewegungsmuster umfassen Bewegungsmuster, die typischen Bewegungen,
welche mit spezifischen Situationen, insbesondere Gefahrensituationen, korreliert
sind, zuzuordnen sind. Schließlich wird auf Basis eines Klassifikationsergebnisses
ermittelt, ob eine Gefahrensituation vorliegt.
[0011] Für den Fall, dass eine Gefahrensituation ermittelt wird, kann auf Basis des Klassifikationsergebnisses
auch ein Typ der Gefahrensituation ermittelt werden.
[0012] Vorteilhaft können Gefahrensituationen in Echtzeit und im Vergleich zu herkömmlichen
Herangehensweisen deutlich zuverlässiger automatisiert detektiert werden. Aufgrund
der Echtzeitdetektion kann gegebenenfalls rechtzeitig durch entsprechend dafür vorgesehenes
Hilfspersonal eingegriffen werden, bevor eine Person zu Schaden kommt. Wird auch ein
spezifischer Typ einer Gefahrensituation erkannt, so kann gezielt geeignetes Personal
adressiert werden, welches besonders effektiv auf die spezifische Gefahrensituation
reagieren kann. Aufgrund der höheren Zuverlässigkeit des Verfahrens kann die Zahl
der Fehlalarme reduziert werden. Die Verfahrensschritte der Bildaufnahme, der Datenumwandlung,
der Klassifizierung und der Gefahrenerkennung erfolgen vorteilhaft automatisiert,
so dass kein Personal zur Gefahrenerkennung benötigt wird. Das Verfahren lässt sich
besonders vorteilhaft für die Gefahrenerkennung im öffentlichen Raum, wie zum Beispiel
in Zügen oder Bussen, anwenden, in denen aufgrund der Unübersichtlichkeit eine Gefahrenerkennung
durch Personal erschwert ist oder zumindest sehr aufwändig wäre.
[0013] Bei dem erfindungsgemäßen Alarmierungsverfahren wird zunächst das erfindungsgemäße
Verfahren zum automatisierten Detektieren einer Gefahrensituation in einem Überwachungsbereich
durchgeführt. Überdies erfolgt ein automatisiertes Auslösen eines Alarms für den Fall,
dass eine Gefahrensituation detektiert wurde. Die Art und Weise des Alarms und die
von dem Alarm adressierten Hilfskräfte können zum Beispiel von dem Erkennungsergebnis
abhängen. Als Reaktion auf eine Alarmierung kann beispielsweise ein optisches oder
akustisches Signal, im einfachsten Fall ein Signallicht, erzeugt werden, das dem Opfer
bestätigt, dass die Alarmierung stattgefunden hat, und das einen eventuell vorhandenen
Täter zum Abbruch seiner Tat veranlasst, da diesem die Überwachung durch ein Überwachungssystem
und das Auslösen des Alarms verdeutlicht wird. Das Alarmierungsverfahren teilt die
Vorteile des erfindungsgemäßen Verfahrens zum automatisierten Detektieren einer Gefahrensituation
in einem Überwachungsbereich.
[0014] Das erfindungsgemäße Überwachungssystem umfasst eine Videoaufnahmeeinheit zum kontinuierlichen
Erfassen von Videodaten von einem Überwachungsbereich. Teil des erfindungsgemäßen
Überwachungssystems ist eine Konversionseinheit zum Umwandeln der Videodaten in Optical-Flow-Daten.
Das erfindungsgemäße Überwachungssystem umfasst eine Klassifizierungseinheit, welche
dazu eingerichtet ist, einen auf Basis relevanter Bewegungsmuster trainierten Klassifikator
auf die Optical-Flow-Daten in Echtzeit anzuwenden. Teil des erfindungsgemäßen Überwachungssystems
ist auch eine Gefahrenermittlungseinheit zum Ermitteln einer Gefahrensituation auf
Basis eines Klassifikationsergebnisses.
[0015] Das erfindungsgemäße Überwachungssystem teilt die Vorteile des erfindungsgemäßen
Verfahrens zum automatisierten Detektieren einer Gefahrensituation in einem Überwachungsbereich.
[0016] Das erfindungsgemäße Alarmsystem umfasst das erfindungsgemäße Überwachungssystem
sowie eine Alarmierungseinheit zum automatisierten Auslösen eines Alarms in Abhängigkeit
von einer von dem Überwachungssystem detektierten Gefahrensituation. Das erfindungsgemäße
Alarmsystem teilt die Vorteile des erfindungsgemäßen Überwachungssystems.
[0017] Das erfindungsgemäße Personentransportfahrzeug weist das erfindungsgemäße Alarmsystem
auf. Insbesondere in Schienenverkehrsmitteln mit einer Vielzahl von Transportmodulen
lassen sich Gefahrensituationen, beispielsweise im Zusammenhang mit Gewalttaten, nicht
leicht erkennen. Vorteilhaft erfolgt die Gefahrenerkennung in dem erfindungsgemäßen
Personentransportfahrzeug automatisiert und in Echtzeit, so dass rechtzeitig Gegenmaßnahmen
eingeleitet werden können.
[0018] Einige Komponenten des erfindungsgemäßen Überwachungssystems können, eventuell nach
Ergänzung gewisser Hardwareelemente, wie zum Beispiel einer Videokamera, zum überwiegenden
Teil in Form von Softwarekomponenten ausgebildet sein. Dies betrifft insbesondere
Teile der Konversionseinheit, der Klassifizierungseinheit und der Gefahrenermittlungseinheit.
[0019] Grundsätzlich können diese Komponenten aber auch zum Teil, insbesondere wenn es um
besonders schnelle Berechnungen geht, in Form von softwareunterstützter Hardware,
beispielsweise FPGAs oder dergleichen, realisiert sein. Ebenso können die benötigten
Schnittstellen, beispielsweise wenn es nur um eine Übernahme von Daten aus anderen
Softwarekomponenten geht, als Softwareschnittstellen ausgebildet sein. Sie können
aber auch als hardwaremäßig aufgebaute Schnittstellen ausgebildet sein, die durch
geeignete Software angesteuert werden.
[0020] Eine weitgehend softwaremäßige Realisierung hat den Vorteil, dass auch schon bisher
zur Überwachung eines Bereichs vorhandene Rechnersysteme auf einfache Weise durch
ein Software-Update nachgerüstet werden können, um auf die erfindungsgemäße Weise
zu arbeiten. Insofern wird die Aufgabe auch durch ein entsprechendes Computerprogrammprodukt
mit einem Computerprogramm gelöst, welches direkt in eine Speichereinrichtung eines
solchen Rechnersystems ladbar ist, mit Programmabschnitten, um alle Schritte des erfindungsgemäßen
Verfahrens auszuführen, wenn das Computerprogramm in dem Rechnersystem ausgeführt
wird.
[0021] Ein solches Computerprogrammprodukt kann neben dem Computerprogramm gegebenenfalls
zusätzliche Bestandteile, wie z.B. eine Dokumentation und/oder zusätzliche Komponenten,
auch Hardware-Komponenten, wie z.B. Hardware-Schlüssel (Dongles etc.) zur Nutzung
der Software, umfassen
[0022] Zum Transport zur Speichereinrichtung des Rechnersystems und/oder zur Speicherung
an dem Rechnersystem kann ein computerlesbares Medium, beispielsweise ein Memorystick,
eine Festplatte oder ein sonstiger transportabler oder fest eingebauter Datenträger
dienen, auf welchem die von einem Rechnersystem einlesbaren und ausführbaren Programmabschnitte
des Computerprogramms gespeichert sind. Das Rechnersystem kann z.B. hierzu einen oder
mehrere zusammenarbeitende Mikroprozessoren oder dergleichen aufweisen.
[0023] Die abhängigen Ansprüche sowie die nachfolgende Beschreibung enthalten jeweils besonders
vorteilhafte Ausgestaltungen und Weiterbildungen der Erfindung. Dabei können insbesondere
die Ansprüche einer Anspruchskategorie auch analog zu den abhängigen Ansprüchen einer
anderen Anspruchskategorie und deren Beschreibungsteilen weitergebildet sein. Zudem
können im Rahmen der Erfindung auch die verschiedenen Merkmale unterschiedlicher Ausführungsbeispiele
und Ansprüche auch zu neuen Ausführungsbeispielen kombiniert werden.
[0024] In einer Variante des erfindungsgemäßen Verfahrens zum automatisierten Detektieren
einer Gefahrensituation in einem Überwachungsbereich wird der Klassifikator durch
folgende Schritte trainiert:
- Erfassen von Videodaten mit beispielhaften Bewegungsmustern,
- Umwandeln der Videodaten in Optical-Flow-Daten,
- Trainieren des Klassifikators mit Hilfe eines automatisierten Lernverfahrens auf Basis
der mit beispielhaften Bewegungsmustern versehenen Optical-Flow-Daten.
[0025] Bei dem Trainingsvorgang wird aus einer Grundmenge von exemplarischen Bildfolgen
ein Erkenner, welcher einen Klassifikator verwendet, trainiert, der in der Folge in
der Lage ist, entsprechende Muster zu erkennen. Ein solcher Erkenner ist ein Programm
oder eine Bibliothek, die den Klassifikator nutzt, um relevante Bewegungsmuster zu
erkennen. Vorteilhaft kann der Klassifikator flexibel an individuelle Anwendungsbereiche
angepasst werden, ohne auf ein starres, rechenaufwändiges Modell festgelegt zu sein.
[0026] In einer Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens zum automatisierten Detektieren
einer Gefahrensituation in einem Überwachungsbereich umfasst das automatisierte Lernverfahren
ein maschinelles Lernverfahren. Solche maschinellen Lernverfahren lassen sich für
das Trainieren von Klassifikationsverfahren zur Bewegungsmustererkennung anwenden.
Beispiele für Klassifikationsverfahren zur Bewegungsmustererkennung sind svm oder
Haarcascade-Einsatz. Bei dem Verfahren svm (support vector machine) handelt es sich
um ein mathematisches Verfahren zur Mustererkennung auf Basis von Vektormatrizen.
[0027] Haarcascade umfasst ein Bildextraktionsverfahren, auch Haar-Feature-Verfahren genannt,
welches Abstraktionsmuster, sogenannte Haar-Wavelets umfasst, mit denen Bilder in
Einzelteile zerlegt werden und unterschiedlich aufgelöst werden.
[0028] Das automatisierte Lernverfahren kann auch ein Deep-Learning-Verfahren umfassen,
welches als ein Spezialfall des maschinellen Lernens anzusehen ist. Deep-Learning
betrifft eine Klasse von Optimierungsmethoden, welche auf der Anwendung neuronaler
Netze beruhen. Die dabei verwendeten neuronalen Netze umfassen zahlreichen Zwischenlagen
zwischen der Eingabeschicht und der Ausgabeschicht und weisen somit eine innere Struktur
auf. Mittels Deep-Learning kann mit Unterstützung potenter Hardware und entsprechender
Verfahrensweise eine größere Menge an Basisdaten verarbeitet werden, als es bei einfacheren
Ansätzen der Fall ist.
[0029] Die Erfindung wird im Folgenden unter Hinweis auf die beigefügten Figuren anhand
von Ausführungsbeispielen noch einmal näher erläutert. Es zeigen:
- FIG 1
- ein Flussdiagramm, welches ein Verfahren zum automatisierten Detektieren einer Gefahrensituation
in einem Überwachungsbereich und zum Auslösen eines Alarms gemäß einem Ausführungsbeispiel
der Erfindung veranschaulicht,
- FIG 2
- ein Flussdiagramm, welches Verfahrensschritte zum Trainieren eines Klassifikators
veranschaulicht,
- FIG 3
- ein Blockdiagramm, welches ein Alarmsystem mit einem Überwachungssystem gemäß einem
Ausführungsbeispiel der Erfindung veranschaulicht.
[0030] In FIG 1 ist ein Flussdiagramm 100 gezeigt, welches ein Verfahren zum automatisierten
Detektieren einer Gefahrensituation beschreibt. Der Überwachungsbereich ÜB kann zum
Beispiel das Abteil eines Zugs umfassen, in dem sich Fahrgäste für eine gewisse Zeit
aufhalten.
[0031] Bei dem Schritt 1.I werden kontinuierlich Videodaten VD von dem Überwachungsbereich
ÜB erfasst. Die erfassten Videodaten VD werden bei dem Schritt 1.II in Optical-Flow-Daten
OFD gewandelt. Nachfolgend wird bei dem Schritt 1.III ein auf Basis relevanter Bewegungsmuster
trainierter Klassifikator K auf die Optical-Flow-Daten OFD in Echtzeit angewendet.
Bei dem Schritt 1.IV wird dann ermittelt, ob eine Gefahrensituation GS vorliegt und
gegebenenfalls, welcher Art diese Gefahrensituation ist. Diese Ermittlung erfolgt
auf Basis eines Klassifikationsergebnisses KE. Für den Fall, dass bei dem Schritt
1.IV ermittelt wurde, dass eine Gefahrensituation GS vorliegt, was in FIG 1 mit "j"
gekennzeichnet ist, so wird zu dem Schritt 1.V übergegangen, bei dem ein Alarm bei
zuständigen Instanzen ausgelöst wird. Beispielsweise kann die Alarmmeldung AL an eine
Hilfsmannschaft oder Hilfsinstanz, beispielsweise die Polizei oder private Wachdienste,
übermittelt werden, welche zeitnah der betroffenen Person Hilfe leisten können. Falls
bei dem Schritt 1.IV keine Gefahrensituation GS ermittelt wurde, was mit "n" gekennzeichnet
ist, so wird zu dem Schritt 1.I übergegangen und es wird der Überwachungsprozess weiter
in Echtzeit durchgeführt.
[0032] In FIG 2 wird ein Flussdiagramm 200 gezeigt, welches Verfahrensschritte zum Trainieren
eines Klassifikators K veranschaulicht. Die genannten Schritte können zum Beispiel
im Vorfeld eines Einsatzes des in FIG 1 veranschaulichten Verfahrens unter Berücksichtigung
des speziellen Anwendungsgebiets bzw. eines bekannten Überwachungsbereichs durchgeführt
werden. Bei dem Schritt 2.I werden zunächst Videodaten VD
B mit beispielhaften Bewegungsmustern, welche einer bekannten Gefahrensituation GS
zugeordnet sind, eingelesen. Die Videodaten VD
B werden bei dem Schritt 2.II in Optical-Flow-Daten OFD
B umgewandelt. Dann wird bei dem Schritt 2.III der Klassifikator K mit Hilfe eines
automatisierten Lernverfahrens auf Basis der mit beispielhaften Bewegungsmustern versehenen
Optical-Flow-Daten OFD
B trainiert.
[0033] In FIG 3 ist ein Blockdiagramm gezeigt, welches ein Alarmsystem 1 mit einem Überwachungssystem
10 gemäß einem Ausführungsbeispiel der Erfindung veranschaulicht. Teil des Alarmsystems
1 ist neben dem erwähnten Überwachungssystem 10 auch eine Alarmierungseinheit 15,
mit der Hilfskräfte von einer Gefahrensituation GS in einem Überwachungsbereich ÜB
in Kenntnis gesetzt werden können.
[0034] Das Überwachungssystem 10 umfasst zudem eine Videoaufnahmeeinheit 11 mit einer Videokamera,
welche dazu dient, kontinuierlich Videodaten VD von dem Überwachungsbereich ÜB aufzunehmen.
Die Videodaten VD werden an eine Konversionseinheit 12 weitergeleitet, welche die
empfangenen Videodaten VD in Optical-Flow-Daten OFD umwandelt. Die Optical-Flow-Daten
OFD werden an eine Klassifizierungseinheit 13 übermittelt, die einen auf Basis relevanter
Bewegungsmuster trainierten Klassifikator K auf die Optical-Flow-Daten OFD in Echtzeit
anwendet und die Optical-Flow-Daten OFD gegebenenfalls vorbestimmten Bewegungsmustern
zuordnet. Das Klassifikationsergebnis KE wird dann an eine Gefahrenermittlungseinheit
14 weiter übermittelt, welche auf Basis des Klassifikationsergebnisses KE gegebenenfalls
eine Gefahrensituation GS ermittelt.
[0035] Für den Fall, dass eine Gefahrensituation GS ermittelt wurde, wird diese Nachricht
an die Alarmierungseinheit 15 weitergeleitet, welche, wie bereits erwähnt, geeignete
Hilfskräfte alarmiert.
[0036] Das Überwachungssystem 10 umfasst außerdem Einheiten 16, 17, 18 zum Trainieren der
in der Klassifizierungseinheit 13 eingesetzten Klassifikatoren K. Eine Trainingsdatenbank
16 stellt im Rahmen eines Trainingsprozesses beispielhafte Videodaten VD
B zur Verfügung, zu denen die Klassifikationsergebnisse KE
R bekannt sind. Die beispielhaften Videodaten VD
B werden im Rahmen des Trainingsprozesses an die Konversionseinheit 12 weitergeleitet.
Die Konversionseinheit 12 wandelt die beispielhaften Videodaten VD
B in beispielhafte Optical-Flow-Daten OFD
B um. Die beispielhaften Optical-Flow-Daten OFD
B werden anschließend von der Klassifizierungseinheit 13 klassifiziert und das Klassifizierungsergebnis
KE wird an eine Vergleichseinheit 17 übermittelt. Die Vergleichseinheit 17 vergleicht
das Klassifizierungsergebnis KE mit einem von der Trainingsdatenbank 16 zur Verfügung
gestellten Referenz-Klassifizierungsergebnis KE
R und ermittelt dabei ein Vergleichsergebnis VE. Auf Basis des Vergleichsergebnisses
VE führt eine Korrektureinheit 18 eine Korrektur des Klassifikators K durch und übermittelt
den geänderten Klassifikator K an die Klassifizierungseinheit 13. Der Trainingsprozess
kann nun mit dem neuen Klassifikator K weitergeführt werden und der Vorgang kann zum
Beispiel dann abgebrochen werden, wenn das Klassifizierungsergebnis KE von der entsprechenden
Referenzgröße KE
R nur noch um eine vorgegebene Schwellengröße abweicht.
[0037] Es wird abschließend noch einmal darauf hingewiesen, dass es sich bei den vorbeschriebenen
Verfahren und Vorrichtungen lediglich um bevorzugte Ausführungsbeispiele der Erfindung
handelt und dass die Erfindung vom Fachmann variiert werden kann, ohne den Bereich
der Erfindung zu verlassen, soweit er durch die Ansprüche vorgegeben ist. Es wird
der Vollständigkeit halber auch darauf hingewiesen, dass die Verwendung der unbestimmten
Artikel "ein" bzw. "eine" nicht ausschließt, dass die betreffenden Merkmale auch mehrfach
vorhanden sein können. Ebenso schließt der Begriff "Einheit" nicht aus, dass diese
aus mehreren Komponenten besteht, die gegebenenfalls auch räumlich verteilt sein können.
1. Verfahren zum automatisierten Detektieren einer Gefahrensituation in einem Überwachungsbereich
(ÜB), aufweisend die Schritte:
- kontinuierliches Erfassen von Videodaten (VD) von dem Überwachungsbereich (ÜB),
- Umwandeln der Videodaten (VD) in Optical-Flow-Daten (OFD),
- Anwenden eines auf Basis relevanter Bewegungsmuster trainierten Klassifikators (K)
auf die Optical-Flow-Daten (OFD) in Echtzeit,
- Ermitteln auf Basis eines Klassifikationsergebnisses (KE), ob eine Gefahrensituation
(GS) vorliegt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, wobei der Klassifikator (K) durch folgende Schritte trainiert
wird:
- Erfassen von Videodaten (VDB) mit beispielhaften Bewegungsmustern,
- Umwandeln der Videodaten (VDB) in Optical-Flow-Daten (OFDB),
- Trainieren des Klassifikators (K) mit Hilfe eines automatisierten Lernverfahrens
auf Basis der mit beispielhaften Bewegungsmustern versehenen Optical-Flow-Daten (OFDB).
3. Verfahren nach Anspruch 2, wobei das automatisierte Lernverfahren ein maschinelles
Lernverfahren umfasst.
4. Verfahren nach Anspruch 3, wobei das maschinelle Lernverfahren ein Deep-Learning-Verfahren
umfasst.
5. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, wobei für den Fall, dass eine Gefahrensituation
(GS) ermittelt wird, auf Basis des Klassifikationsergebnisses (KE) ein Typ der Gefahrensituation
ermittelt wird.
6. Alarmierungsverfahren, aufweisend die Schritte:
- Durchführen des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
- automatisiertes Auslösen eines Alarms (AL) für den Fall, dass eine Gefahrensituation
(GS) detektiert wurde.
7. Verfahren nach Anspruch 6, wobei die Art des auszulösenden Alarms (AL) und die Adressaten
des Alarms in Abhängigkeit von dem ermittelten Typ der Gefahrensituation (GS) ausgewählt
werden.
8. Überwachungssystem (10), aufweisend:
- eine Videoaufnahmeeinheit (11) zum kontinuierlichen Erfassen von Videodaten (VD)
von dem Überwachungsbereich (ÜB),
- eine Konversionseinheit (12) zum Umwandeln der Videodaten (VD) in Optical-Flow-Daten
(OFD),
- eine Klassifizierungseinheit (13) zum Anwenden eines auf Basis relevanter Bewegungsmuster
trainierten Klassifikators (K) auf die Optical-Flow-Daten (OFD) in Echtzeit,
- eine Gefahrenermittlungseinheit (14) zum Ermitteln einer Gefahrensituation (GS)
auf Basis eines Klassifikationsergebnisses (KE).
9. Alarmsystem (1), aufweisend:
- ein Überwachungssystem (10) nach Anspruch 8 und
- eine Alarmierungseinheit (15) zum automatisierten Auslösen eines Alarms (AL) in
Abhängigkeit von einer von dem Überwachungssystem (10) detektierten Gefahrensituation
(GS).
10. Personentransportfahrzeug, aufweisend ein Alarmsystem (1) nach Anspruch 9.
11. Computerprogrammprodukt mit einem Computerprogramm, welches direkt in eine Speichereinheit
einer Rechnereinheit eines Überwachungssystems (10) ladbar ist, mit Programmabschnitten,
um alle Schritte eines Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 5 auszuführen, wenn
das Computerprogramm in der Rechnereinheit ausgeführt wird.
12. Computerlesbares Medium, auf welchem von einer Rechnereinheit ausführbare Programmabschnitte
gespeichert sind, um alle Schritte des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 5
auszuführen, wenn die Programmabschnitte von der Rechnereinheit ausgeführt werden.