[0001] Die Erfindung betrifft einen feuerfesten Versatz, ein Verfahren zur Herstellung eines
ungeformten feuerfesten keramischen Erzeugnisses aus dem Versatz sowie ein durch das
Verfahren erhaltenes ungeformtes feuerfestes keramisches Erzeugnis.
[0002] Der Begriff "feuerfestes keramisches Erzeugnis" im Sinne der Erfindung bezeichnet
insbesondere feuerfeste Erzeugnisse mit einer Einsatztemperatur von über 600°C und
bevorzugt feuerfeste Werkstoffe gemäß DIN 51060: 2000-6, also Werkstoffe mit einem
Kegelfallpunkt > SK 17. Die Ermittlung des Kegelfallpunktes kann insbesondere gemäß
DIN EN 993-12: 1997-06 erfolgen.
[0003] Mit einem "feuerfesten Versatz" wird bekanntermaßen eine Zusammensetzung aus einer
oder mehreren Komponenten beziehungsweise Rohstoffen bezeichnet, durch die mittels
einer Temperaturbehandlung, also insbesondere mittels eines Brandes, ein feuerfestes
keramisches Erzeugnis herstellbar ist.
[0004] Das erfindungsgemäße Verfahren dient zur Herstellung eines ungeformten feuerfesten
keramischen Erzeugnisses aus dem erfindungsgemäßen Versatz. Der erfindungsgemäße Versatz
wird demnach als sogenannte "feuerfeste Masse" verwendet, insbesondere als feuerfeste
basische Gießmasse. Das durch das erfindungsgemäße Verfahren erhaltene erfindungsgemäße
feuerfeste keramische Erzeugnis liegt demnach als ungeformtes feuerfestes keramisches
Erzeugnis vor, also als Erzeugnis, das erhalten wurde, indem der erfindungsgemäße
Versatz ungeformt an den Verwendungsort des feuerfesten keramischen Erzeugnisses eingebracht,
insbesondere gegossen wurde und dort anschließend zu einem ungeformten feuerfesten
Erzeugnis gebrannt wurde.
[0005] Feuerfeste basische Gießmassen liegen typischerweise in Form chemisch oder hydraulisch
gebundener Gießmassen vor. Solche Massen weisen eine Grundkomponente aus einem oder
mehreren Rohstoffen auf Basis Magnesia, insbesondere Sintermagnesia oder Schmelzmagnesia,
auf. Bei chemisch gebundenen basischen Gießmassen wird die Grundkomponente beispielsweise
über einen Phosphatbinder chemisch gebunden. Bei hydraulisch gebundenen basischen
Gießmassen erfolgt die Bindung über ein hydraulisches Bindemittel, beispielsweise
Tonerdezement.
[0006] Gegenüber einer chemischen oder hydraulischen Bindung weist eine keramische Bindung
erhebliche Vorteile auf, insbesondere beispielsweise eine in der Regel höhere Feuerfestigkeit
und Korrosionsbeständigkeit, insbesondere auch eine verbesserte Heißbiegefestigkeit
sowie einen verbesserten Widerstand gegen Schlackeninfiltration. Ein Versatz zur Herstellung
einer keramisch gebundenen basischen Gießmasse wird in
EP 825 968 B2 offenbart. Dieser Versatz umfasst eine Grundkomponente in Form von Sintermagnesia,
eine Kohlenstoffkomponente in Form von Graphit und Wasser. Grundsätzlich hat sich
ein solcher Versatz zur Herstellung einer keramisch gebundenen feuerfesten basischen
Gießmasse bewährt. Allerdings ist es nicht möglich, diesem Versatz ein Antioxidans
in Form von Aluminium zur Unterdrückung der Oxidation der Kohlenstoffkomponente zuzugeben.
[0007] Insoweit ist bekannt, in Kohlenstoff umfassenden Versätzen die Oxidation des Kohlenstoffs
mit Luftsauerstoff durch die Gegenwart sogenannter Antioxidantien zu unterdrücken.
Als Antioxidantien sind insbesondere Pulver aus Aluminium, Silizium, Magnesium und
deren Legierungen bekannt. Diese Pulver reagieren während der Temperaturbeaufschlagung
der Masse mit dem Kohlenstoff des Versatzes zu Carbiden sowie mit Luftsauerstoff,
wodurch die Oxidation des Kohlenstoffs reduziert wird. Die gebildeten Carbide können
sich dabei zudem positiv auf die Festigkeit des erhaltenen, gebrannten Erzeugnisses
auswirken. Bevorzugt werden als Antioxidantien Pulver aus Aluminium eingesetzt, da
Aluminium aus thermodynamischen Gründen ein wirksameres Antioxidans als Silizium und
Magnesium darstellt.
[0008] Allerdings würde sich in einem Versatz gemäß
EP 825 968 B2 die Verwendung von Aluminium als Antioxidans als extrem schwierig erweisen, vor allem
im basischen Milieu, da Aluminium mit dem Wasser in Anwesenheit der basisch reagierenden
Grundkomponente sofort unter Bildung von Wasserstoff reagieren würde, was zu erheblichen
Schäden (insbesondere Rissbildung) in der Gießmasse beziehungsweise dem daraus gebrannten,
ungeformten feuerfesten keramischen Erzeugnis führen würde. Ferner würde die vorbezeichnete
Reaktion des Aluminiums die Gießmasse erwärmen, was deren Gießbarkeit verschlechtern
würde.
[0009] Insoweit könnten als Bindemittel statt Wasser zwar auch Harze oder Peche verwendet
werden. Bekanntermaßen weisen diese jedoch Bestandteile auf, die sich bei der Temperaturbeaufschlagung
des Versatzes verflüchtigen und geruchsbelästigend oder auch toxisch sind.
[0010] WO 2008/091041 A1 offenbart eine feuerfeste Zusammensetzung, welche zusammensetzt ist aus Schmelzkorund,
Schmelzmagnesia, Flockengraphit, Aluminium- und Silizium-Metallpulver sowie einem
Bindemittel aus Molasse und Magnesiumsulfat.
[0011] Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, einen kohlenstoffhaltigen
feuerfesten Versatz zur Herstellung eines ungeformten feuerfesten basischen keramischen
Erzeugnisses zur Verfügung zu stellen, in welchem Aluminium als Antioxidans und gleichzeitig
ein wässriges Bindemittel eingesetzt werden kann. Eine weitere Aufgabe der Erfindung
besteht darin, einen wie vorstehend ausgebildeten Versatz zur Verfügung zu stellen,
welcher in Form einer Gießmasse verwendbar ist. Eine weitere Aufgabe der Erfindung
besteht darin, einen wie vorstehend ausgebildeten Versatz zur Verfügung zu stellen,
in welchem Aluminium nicht mit dem Wasseranteil des wässrigen Bindemittels unter Bildung
von Wasserstoff reagiert beziehungsweise eine solche Reaktion zumindest weitgehend
unterdrückt ist. Eine weitere Aufgabe besteht darin, einen wie vorstehend ausgebildeten
Versatz zur Verfügung zu stellen, aus dem ein ungeformtes feuerfestes basisches keramisches
Erzeugnisses mit einer guten Beständigkeit gegen Schlackeninfiltration herstellbar
ist, insbesondere mit einer besseren Beständigkeit gegen Schlackeninfiltration als
aus chemisch oder hydraulisch gebundenen Gießmassen hergestellte Erzeugnisse. Eine
weitere Aufgabe besteht schließlich darin, einen wie vorstehend ausgebildeten Versatz
zur Verfügung zu stellen, aus dem ein ungeformtes feuerfestes basisches keramisches
Erzeugnisses mit einer hohen Heißbiegefestigkeit herstellbar ist, insbesondere mit
einer besseren Heißbiegefestigkeit als aus chemisch oder hydraulisch gebundenen Gießmassen
hergestellte Erzeugnisse.
[0012] Zur Lösung dieser Aufgabe wird erfindungsgemäß zur Verfügung gestellt ein feuerfester
Versatz, welcher die folgenden Komponenten umfasst:
eine Grundkomponente, umfassend einen oder mehrere Rohstoffe auf Basis Magnesia;
eine Kohlenstoffkomponente, umfassend einen oder mehrere Kohlenstoffträger;
eine Aluminiumkomponente, umfassend einen oder mehrere Träger metallischen Aluminiums;
ein wässriges Bindemittel; und
Aluminiumsulfat.
[0013] Überraschend hat sich erfindungsgemäß herausgestellt, dass in Gegenwart von Aluminiumsulfat
in einem feuerfesten Versatz zur Herstellung eines ungeformten feuerfesten Erzeugnisses
auf Basis Magnesia Aluminium als Antioxidans zusammen mit einem wässrigen Bindemittel
verwendet werden kann. Denn erfindungsgemäß hat sich überraschend herausgestellt,
dass in Gegenwart von Aluminiumsulfat in einem solchen Versatz die Reaktion des Aluminiums
mit dem Wasseranteil des Bindemittels vollständig oder zumindest weitgehend unterdrückt
werden kann. Vor diesem Hintergrund ist erfindungsgemäß vorgesehen, dass ein feuerfester
Versatz zur Herstellung eines ungeformten feuerfesten keramischen Erzeugnisses auf
Basis Magnesia zur Verfügung gestellt wird, der neben einer Grundkomponente auf Basis
Magnesia, einer Kohlenstoffkomponente, Aluminium als Antioxidans und einem wässrigen
Bindemittel ferner eine Komponente in Form von Aluminiumsulfat umfasst.
[0014] Erfindungsgemäß hat sich herausgestellt, dass Aluminiumsulfat seine wie vorstehend
ausgeführten, vorteilhaften Eigenschaften in gattungsgemäßen Versätzen insbesondere
dann wirksam entfalten kann, wenn es in einem Anteil von wenigstens 0,05 Masse-% im
Versatzvorliegt. Insoweit ist bevorzugt vorgesehen, dass Aluminiumsulfat in einem
Anteil von wenigstens 0,05 Masse-% im Versatz vorliegt. Ab einem Anteil von 0,1 Masse-%
kann Aluminiumsulfat seine vorteilhaften Eigenschaften noch wirksamer entfalten, so
dass bevorzugt vorgesehen ist, dass Aluminiumsulfat in einem Anteil von wenigstens
0,1 Masse-% im Versatz vorliegt, noch bevorzugter in einem Anteil von wenigstens 0,15
Masse-% und noch bevorzugter in einem Anteil von wenigstens 0,2 Masse-%. Die vorstehenden
Angaben in Masse-% sind jeweils bezogen auf die Gesamtmasse des Versatzes.
[0015] Ferner hat sich herausgestellt, dass die feuerfesten Eigenschaften eines aus dem
Versatz herstellbaren, ungeformten feuerfesten keramischen Erzeugnisses nachteilig
beeinflusst werden können, wenn Aluminiumsulfat in einem Anteil von über 1,0 Masse-%
im Versatz vorliegt. Insbesondere hat sich insoweit herausgestellt, dass der Versatz
mit einem zunehmenden Massenanteil des Aluminiumsulfates schneller ansteift und bei
einem Anteil des Aluminiumsulfates von über 1,0 Masse-% so schnell ansteift, dass
eine Verarbeitung und Verwendung des Versatzes, insbesondere als Gießmasse, praktisch
nicht mehr möglich ist. Ein solches Ansteifen kann ab einem Anteil von etwa 0,5 Masse-%
Aluminiumsulfat beobachtet werden, so dass das Ansteifen des Versatzes gezielt durch
einen Massenanteil des Aluminiumsulfates im Bereich von 0,5 bis 1,0 Masse-% eingestellt
werden kann. Insoweit kann nach einer Ausführungsform vorgesehen sein, dass das Aluminiumsulfat
höchstens in einem Anteil von 1,0 Masse-% im Versatz vorliegt; diese Obergrenze kann
insbesondere gewählt sein, wenn durch das Aluminiumsulfat auch das Ansteifen des Versatzes
eingestellt werden soll. Insoweit kann nach einer alternativen Ausführungsform vorgesehen
sein, dass das Aluiniumsulfat höchstens in einem Anteil von höchstens 0,5 Masse-%
im Versatz vorliegt; diese Obergrenze kann insbesondere gewählt sein, wenn durch das
Aluminiumsulfat der Versatz nicht angesteift werden soll. Insofern kann das Aluminiumsulfat
bevorzugt in einem Anteil im Bereich von 0,05 bis 1,0 Masse-% im Versatz vorliegen,
noch bevorzugter in einem Anteil von 0,1 bis 1,0 Masse-% und noch bevorzugter in einem
Anteil im Bereich von 0,2 bis 1,0 Masse-%. Soweit durch das Aluminiumsulfat der Versatz
nicht angesteift werden soll, liegt dieses bevorzugt in einem Anteil im Bereich von
0,05 bis 0,5 Masse-% im Versatz vor und noch bevorzugter in einem Anteil im Bereich
von 0,1 bis 0,5 Masse-%. Soweit durch das Aluminiumsulfat der Versatz gezielt angesteift
werden soll, liegt dieses bevorzugt in einem Anteil im Bereich von 0,5 bis 1,0 Masse-%
im Versatz vor. Die vorstehenden Angaben in Masse-% sind jeweils bezogen auf die Gesamtmasse
des Versatzes.
[0016] Erfindungsgemäß wurde festgestellt, dass wasserlösliche Sulfate die Reaktion des
Aluminiums mit dem Wasseranteil des Bindemittels umso wirksamer unterdrücken, umso
höher die Löslichkeit des jeweiligen wasserlöslichen Sulfates in Wasser ist.
[0017] Eine Löslichkeit von wenigstens 25 g pro 100 g Wasser weist Aluminiumsulfat (Al
2(SO
4)
3, also "Dialuminumtrisulfat" gemäß IUPAC-Nomenklatur; Löslichkeit: 38,5 g/100 g H
2O) auf.
[0018] Unter "Löslichkeit" wird hierin gemäß allgemeinem Verständnis dieses Begriffes verstanden
das bei Sättigung vorliegende Verhältnis der gelösten Masse des Aluminiumsulfates
zur Masse an Wasser bei Raumtemperatur (25°C). Eine "Löslichkeit von wenigstens 25
g pro 100 g Wasser" des Aluminiumsulfates bezeichnet insoweit beispielsweise, dass
bei Sättigung und Raumtemperatur 25 g dieses Sulfates in 100 g Wasser gelöst sind.
[0019] Zur Bestimmung der Löslichkeit kann auf die aus dem Stand der Technik bekannten Methoden
zurückgegriffen werden. Beispielsweise können in 100 g destilliertes Wasser bei Raumtemperatur
so lange wasserlösliche Sulfate eingerührt werden, bis ein Bodensatz erkennbar ist.
Die Lösung kann anschließend eine Zeit lang stehen gelassen werden, insbesondere wenigstes
etwa 24 Stunden, bis sich eine klare Lösung gebildet hat. Die Lösung kann anschließend
abfiltriert werden und die Konzentration des Sulfates mit den bekannten Bestimmungsmethoden
bestimmt werden, beispielsweise mittel Atomemissionsspektrometrie (AES) oder Titration.
Gegebenenfalls kann die Probe vor der Bestimmung der Konzentration noch verdünnt werden.
[0020] Vorteilhaft ist, dass Aluminiumsulfat sehr gut in Wasser lösbar ist. Insofern liegt
Aluminiumsulfat bevorzugt gelöst in Wasser, also in gelöster Form, im Versatz vor.
Besonders bevorzugt kann Aluminiumsulfat gelöst im Wasser des wässrigen Bindemittels
im Versatz vorliegen. Indem Aluminiumsulfat in Wasser, insbesondere im Wasser des
wässrigen Bindemittels, gelöst im Versatz vorliegt, kann Aluminiumsulfat besonders
gleichmäßig und homogen verteilt über das gesamte Volumen des Versatzes in diesem
vorliegen, so dass Aluminiumsulfat seine vorteilhaften Eigenschaften in Hinblick auf
die Unterdrückung der Reaktion des Aluminiums mit dem Wasseranteil des wässrigen Bindemittels
über das gesamte Volumen des Versatzes entfalten kann.
[0021] Aluminiumsulfat kann, insbesondere auch soweit es wie vorstehend ausgeführt gelöst
in Wasser vorliegt, in hydratisierter Form im Versatz vorliegen. Beispielsweise kann
Aluminiumsulfat insoweit in Form von Al
2(SO
4)
3 * 17 H
2O vorliegen. Soweit
Aluminiumsulfat in hydratisierter Form vorliegt, sind die hierin gemachten Angaben
zu den Massenanteilen, in denen Aluminiumsulfat im Versatz vorliegt, stets bezogen
auf deren reine Sulfatform, also deren nicht-hydratisierte Form. Soweit insoweit beispielsweise
Aluminiumsulfat in Form von Al
2(SO
4)
3 * 17 H
2O vorliegt, sind die zu diesem Hydrat gemachten Angaben zu Massenanteilen bezogen
auf die Form des nicht hydratisierten Aluminiumsulfats, also Al
2(SO
4)
3.
[0022] Bei dem Bindemittel des erfindungsgemäßen Versatzes handelt es sich um ein wässriges
Bindemittel, also ein Wasser umfassendes Bindemittel, insbesondere ein auf Wasser
basierendes Bindemittel. Bevorzugt umfasst das Bindemittel Wasser. Neben Wasser kann
das Bindemittel noch einen oder mehrere weitere Bestandteile umfassen, insbesondere
beispielsweise noch wenigstens ein Verdickungsmittel, insbesondere ein Verdickungsmittel
in Form von Polyacrylsäure. Nach einer bevorzugten Soweit das wässrige Bindemittel
die Substanzen Wasser und Polyacrylsäure umfasst, kann, jeweils bezogen auf die Gesamtmasse
des wässrigen Bindemittels, der Anteil an Wasser im Bindemittel im Bereich von 80
bis 95 Masse-% und der Anteil an Polyacrylsäure im Bereich von 5 bis 20 Masse-% liegen.
Jeweils bezogen auf die Gesamtmasse des wässrigen Bindemittels kann besonders bevorzugt
der Anteil an Wasser im Bindemittel im Bereich von 85 bis 92 Masse-% und der Anteil
an Polyacrylsäure im Bereich von 8 bis 15 Masse-% liegen.
[0023] Die Aluminiumkomponente des erfindungsgemäßen Versatzes besteht aus einem oder mehreren
Trägern metallischen Aluminiums. Bevorzugt besteht die Aluminiumkomponente aus einem
oder mehreren der folgenden Träger metallischen Aluminiums: metallisches Aluminium
oder wenigstens eine Aluminium umfassende Metalllegierung.
[0024] Aluminium liegt erfindungsgemäß als "metallisches" Aluminium im Versatz vor, soweit
dieses nicht in gebundener Form vorliegt, also beispielsweise nicht als Oxid, also
beispielsweise nicht in Form von Korund (Al
2O
3) oder Magnesiaspinell (MgAl
2O
4).
[0025] Soweit die Aluminiumkomponente in Form wenigstens einer Aluminium umfassenden Metalllegierung
vorliegt, kann diese Metalllegierung insbesondere in Form einer oder mehrere der Metalllegierungen
AISi, AlMg oder AlSiMg vorliegen, also einer Metalllegierung aus dem Metall Aluminium
und wenigstens einem der weiteren Metalle Silizium und Magnesium. Ganz besonders bevorzugt
liegt die Aluminiumkomponente als eine solche Metalllegierung in Form von AlSi vor.
Erfindungsgemäß hat sich herausgestellt, dass eine Aluminiumkomponente in Form von
metallischem Aluminium beim Aufheizen des erfindungsgemäßen Versatzes auch Aluminiumcarbide
bilden kann, die hydratisierbar sind, beispielsweise Al
4C
3. Überraschend hat sich jedoch herausgestellt, dass eine Aluminiumkomponente in Form
einer der vorbezeichneten Metalllegierungen beim Aufheizen des Versatzes ausschließlich
oder weitgehend Aluminiumoxycarbide bildet, die nicht hydratisierbar sind, beispielsweise
Al
4O
4C. Insofern kann die Hydratationsbeständigkeit eines aus dem erfindungsgemäßen Versatz
hergestellten ungeformten feuerfesten keramischen Erzeugnisses verbessert werden,
wenn als Aluminiumkomponente eine Aluminium umfassenden Metalllegierung, insbesondere
in Form wenigstens einer der vorbezeichneten Metalllegierungen vorliegt.
[0026] Soweit die Aluminiumkomponente in Form einer oder mehrere der Metalllegierungen AISi,
AlMg oder AlSiMg vorliegt, bestehen diese Legierungen bevorzugt zu wenigstens 70 Masse-%,
bezogen auf die Gesamtmasse der Metalllegierung, aus Aluminium, besonders bevorzugt
zu wenigstens 80 Masse-% und noch weiter bevorzugt zu wenigstens 85 Masse-%.
[0027] Bevorzugt weist der Versatz die Aluminiumkomponente in einem Anteil von wenigstens
1 Masse-% auf, noch bevorzugter in einem Anteil von wenigstens 2 Masse-% und noch
bevorzugter in einem Anteil von wenigstes 3 Masse-%. Ferner weist der erfindungsgemäße
Versatz die Aluminiumkomponente bevorzugt in einem Anteil von höchstens 10 Masse-%
auf, noch bevorzugter in einem Anteil von höchstens 8 Masse-% und noch bevorzugter
in einem Anteil von höchstens 6 Masse-%. Insoweit kann der Versatz die Aluminiumkomponente
in einem Anteil im Bereich von 1 bis 10 Masse-% aufweisen, bevorzugter in einem Anteil
im Bereich von 2 bis 8 Masse-% und noch bevorzugter in einem Anteil im Bereich von
2 bis 6 Masse-%. Die vorstehenden Angaben in Masse-% sind jeweils bezogen auf die
Gesamtmasse des Versatzes.
[0028] Die Aluminiumkomponente liegt bevorzugt in Form von Pulver oder Grieß vor, insbesondere
liegt die Aluminiumkomponente bevorzugt in einem Anteil von wenigstens 90 Masse-%,
bezogen auf die Gesamtmasse der Aluminiumkomponente, in einer Korngröße unter 500
µm vor, wobei die Korngröße bestimmt ist gemäß ISO 13320:2009-10. Der Vorteil der
Verwendung einer Aluminiumkomponente in Pulverform besteht insbesondere darin, dass
diese sehr gleichmäßig und homogen über den Versatz verteilbar ist.
[0029] Der Versatz umfasst eine Grundkomponente, die einen oder mehrere Rohstoffe auf Basis
Magnesia umfasst. Bevorzugt besteht die Grundkomponente aus einem oder mehreren der
folgenden Rohstoffe auf Basis Magnesia: Sintermagnesia oder Schmelzmagnesia. Besonders
bevorzugt besteht die Grundkomponente aus Sintermagnesia, insbesondere bevorzugt aus
hochreiner Sintermagnesia. Nach einer bevorzugten Ausführungsform ist vorgesehen,
dass die Grundkomponente aus Sintermagnesia mit einem Anteil von wenigstens 97 Masse-%
MgO, bezogen auf die Gesamtmasse der Sintermagnesia, besteht.
[0030] Insbesondere ist vorgesehen, dass die Grundkomponente zu wenigstens 90 Masse-% aus
Magnesia, also MgO, besteht, bevorzugter zu wenigstens 95 Masse-% und noch bevorzugter
zu wenigstens 97 Masse-%, jeweils bezogen auf die Gesamtmasse der Grundkomponente.
Soweit die Grundkomponente aus mehreren Rohstoffen auf Basis Magnesia besteht, ist
die Zusammensetzung der Grundkomponente derart ausgewählt, dass die Grundkomponente
die vorbezeichneten Anteile an Magnesia aufweist.
[0031] Die Grundkomponente liegt in dem erfindungsgemäßen Versatz bevorzugt in einem Anteil
von wenigstens 75 Masse-% vor und noch bevorzugter in einem Anteil von wenigstens
80 Masse-%. Ferner kann vorgesehen sein, dass die Grundkomponente in dem erfindungsgemäßen
Versatz in einem Anteil von höchstens 95 Masse-% vorliegt und noch bevorzugter in
einem Anteil von höchstens 90 Masse-%. Insoweit kann die Grundkomponente in dem erfindungsgemäßen
Versatz bevorzugt in einem Anteil im Bereich von 75 bis 95 Masse-% vorliegen und noch
bevorzugt in einem Anteil im Bereich von 80 bis 90 Masse-%. Die vorstehenden Angaben
in Masse-% sind jeweils bezogen auf die Gesamtmasse des Versatzes.
[0032] Die Grundkomponente liegt bevorzugt zu wenigstens 90 Masse-%, bezogen auf die Gesamtmasse
der Grundkomponente, in einer Korngröße unter 5,0 mm vor. Nach einer bevorzugte Ausführungsform
ist ferner vorgesehen, dass die Grundkomponente zu wenigstens 10 Masse-%, bezogen
auf die Gesamtmasse der Grundkomponente, weiter bevorzugt in einem Anteil im Bereich
von 10 bis 35 Masse-% und noch weiter bevorzugt in einem Anteil im Bereich von 20
bis 30 Masse-%, in einer Korngröße unter 100 µm vorliegt. Die Korngröße ist dabei
bestimmt gemäß DIN 66165-02:2016-08.
[0033] Der Versatz weist eine Kohlenstoffkomponente auf, die aus einem oder mehreren Kohlenstoffträgern
besteht. Kohlenstoffträger sind Rohstoffe, die überwiegend aus freiem Kohlenstoff
bestehen. Bevorzugt besteht die Kohlenstoffkomponente aus einem oder mehreren der
folgenden Kohlenstoffträger: Graphit oder Russ. Graphit kann dabei insbesondere in
Form von Flocken oder kugelförmigen Partikeln vorliegen.
[0034] Nach einer Ausführungsform ist vorgesehen, dass die Kohlenstoffkomponente zu wenigstens
90 Masse-%, bezogen auf die gesamte Masse der Kohlenstoffkomponente, aus freiem Kohlenstoff
besteht, bevorzugter zu wenigstens 95 Masse-% und noch bevorzugter zu wenigstens 99
Masse-%. Soweit die Kohlenstoffkomponente aus mehreren Rohstoffen, die überwiegend
aus freiem Kohlenstoff bestehen, gebildet ist, ist die Zusammensetzung der Kohlenstoffkomponente
derart ausgewählt, dass die Kohlenstoffkomponente die vorbezeichneten Anteile an freiem
Kohlenstoff aufweist.
[0035] Die Kohlenstoffkomponente liegt in dem erfindungsgemäßen Versatz bevorzugt in einem
Anteil von wenigstens 2 Masse-% vor, bevorzugter in einem Anteil von wenigstens 3
Masse-% und noch bevorzugter in einem Anteil von wenigstens 5 Masse-%. Ferner kann
bevorzugt vorgesehen sein, dass die Kohlenstoffkomponente in dem erfindungsgemäßen
Versatz in einem Anteil von höchstens 12 Masse-% vorliegt, bevorzugter in einem Anteil
von höchstens 9 Masse-% und noch bevorzugter in einem Anteil von höchstens 7 Masse-%.
Insoweit kann beispielsweise vorgesehen sein, dass der erfindungsgemäße Versatz Anteile
an der Kohlenstoffkomponente im Bereich von 2 bis 12 Masse-% aufweist, bevorzugter
in einem Anteil im Bereich von 3 bis 9 Masse-% und noch bevorzugter in einem Anteil
im Bereich von 5 bis 7 Masse-%. Die vorstehenden Angaben in Masse-% sind jeweils bezogen
auf die Gesamtmasse des Versatzes.
[0036] Die Kohlenstoffkomponente liegt bevorzugt in Pulverform vor. Nach einer bevorzugten
Ausführungsform ist vorgesehen, dass wenigstens 90 % der Kohlenstoffkomponente, bezogen
auf die Gesamtmasse der Kohlenstoffkomponente, in einer Korngröße unter 500 µm vorliegen,
bestimmt gemäß ISO 13320:2009-10.
[0037] Anteil von höchstens 7 Masse-%. Insoweit kann beispielsweise vorgesehen sein, dass
der erfindungsgemäße Versatz Anteile an der Kohlenstoffkomponente im Bereich von 2
bis 12 Masse-% aufweist, bevorzugter in einem Anteil im Bereich von 3 bis 9 Masse-%
und noch bevorzugter in einem Anteil im Bereich von 5 bis 7 Masse-%. Die vorstehenden
Angaben in Masse-% sind jeweils bezogen auf die Gesamtmasse des Versatzes.
[0038] Die Kohlenstoffkomponente liegt bevorzugt in Pulverform vor. Nach einer bevorzugten
Ausführungsform ist vorgesehen, dass wenigstens 90 % der Kohlenstoffkomponente, bezogen
auf die Gesamtmasse der Kohlenstoffkomponente, in einer Korngröße unter 500 µm vorliegen,
bestimmt gemäß ISO 13320:2009-10.
[0039] Erfindungsgemäß hat sich herausgestellt, dass der erfindungsgemäße Versatz sehr sensibel
auf die Anwesenheit weiterer Komponenten, die neben den vorbezeichneten Komponenten
im Versatz vorliegen, reagieren kann. Nach einer bevorzugten Ausführungsform ist daher
vorgesehen, dass der Versatz zu wenigstens 95 Masse-% aus der Grundkomponente, der
Kohlenstoffkomponente, der Aluminiumkomponente, dem wässrigen Bindemittel und Aluminiumsulfat
besteht, bevorzugter zu wenigstens 97 Masse-% und noch bevorzugter zu wenigstens 99
Masse-%. Die vorstehenden Angaben in Masse-% sind jeweils bezogen auf die Gesamtmasse
des Versatzes.
[0040] Entsprechend kann vorgesehen sein, dass der erfindungsgemäße Versatz - neben der
Grundkomponente, der Kohlenstoffkomponente, der Aluminiumkomponente, dem wässrigen
Bindemittel und Aluminiumsulfat - weitere Komponenten in einem Anteil unter 5 Masse-%
aufweist, bezogen auf die Gesamtmasse bevorzugter in einer Korngröße unter 200 µm,
bestimmt gemäß ISO 13320:2009-10.
[0041] Eine weitere Komponente in Form von metallischem Silizium kann in dem Versatz beispielsweise
in einem Anteil von höchstens 5 Masse-% vorliegen, bezogen auf die Gesamtmasse des
Versatzes. Metallisches Silizium kann bevorzugt zu wenigstens 90 Masse-%, bezogen
auf die Gesamtmasse an metallischem Silizium, in einer Korngröße unter 500 µm vorliegen,
bestimmt gemäß ISO 13320:2009-10.
[0042] Eine weitere Komponente in Form von Dispergierer kann in dem Versatz beispielsweise
in einem Anteil von höchstens 1,0 Masse-% vorliegen, bevorzugt in einem Anteil im
Bereich von 0,2 bis 1,0 Masse-% und noch bevorzugter in einem Anteil im Bereich von
0,2 bis 0,8 Masse-%, jeweils bezogen auf die Gesamtmasse des Versatzes.
[0043] Dispergierer kann in Form eines oder mehrerer Stoffe vorliegen, die eine gute Dispergierwirkung
auf die Kohlenstoffkomponente in dem Versatz ausüben. Insbesondere kann der Dispergierer
beispielsweise in Form eines oder mehrerer der folgenden Stoffe vorliegen: Polycarboxylate,
Polycarbonsäuren, Polyvinyle, Polyvinylsäuren oder Polyalkohole. Besonders bevorzugt
kann der Dispergierer in Form von Polycarboxylaten vorliegen, insbesondere auch in
Form von modifizierten Polycarboxylaten.
[0044] Eine weitere Komponente in Form wenigstens eines Bindemittels in Form von Harz, Teer,
Bitumen oder Pech kann in dem Versatz beispielsweise in einem Anteil von höchstens
1,0 Masse-% vorliegen. Bevorzugt liegt ein solches Bindemittel in einem Anteil von
höchstens 0,5 Masse-%, besonders bevorzugt in einem Anteil von höchstens 0,1 Masse-%
in dem Versatz vor. Die vorstehenden Angaben in Masse-% sind jeweils bezogen auf die
Gesamtmasse des Versatzes.
[0045] Gegenstand der Erfindung ist auch ein Verfahren zur Herstellung eines ungeformten
feuerfesten Erzeugnisses, umfassend die folgenden Schritte:
Zur Verfügungstellung eines erfindungsgemässen Versatzes;
Zur Verfügungstellung eines Behälters zur Aufnahme einer Stahlschmelze in einer Anlage
zur Behandlung von Stahl;
Gießen des Versatzes auf einen Bereich des Behälters, der bei Anwendung des Behälters
in der Anlage in Kontakt mit der Stahlschmelze tritt;
Aufheizen des Behälters derart, dass der auf den Bereich gegossene Versatz ein ungeformtes
feuerfestes keramisches Erzeugnis bildet.
[0046] Der erfindungsgemäße Versatz wird demnach in Form einer Gießmasse verwendet. Besonders
bevorzugt wird das erfindungsgemäße Verfahren angewandt in einer Anlage zur Behandlung
von Stahl, also in einer Anlage zum Erschmelzen oder Vergießen von Stahl, insbesondere
also in einem Elektrolichtbogenofen oder in einer Stranggießanlage. Soweit das erfindungsgemäße
Verfahren in einer Stranggießanlage angewandt wird, kann der Behälter, auf einen Bereich
desselben der erfindungsgemäße Versatz vergossen wird, insbesondere ein Konverter
oder eine Gießpfanne der Stranggießanlage sein. Der Versatz kann dabei insbesondere
auf Bereiche des Behälters in Form von Fugen, Spalten oder verschlissenen Bereichen
gegossen werden.
[0047] Im Rahmen der Erfindung hat sich herausgestellt, dass der erfindungsgemäße Versatz
insbesondere hervorragend zur Zustellung und Reparatur der Schlackenzone einer Gießpfanne
zum Vergießen von Stahl verwendet werden kann. Bei der Schlackenzone handelt es sich
bekanntermaßen um den Bereich einer Gießpfanne, der in Kontakt mit der auf der Stahlschmelze
befindlichen Schlacke tritt. Insofern kann nach einer Ausführungsform des erfindungsgemäßen
Verfahrens vorgesehen sein, dass der Behälter zur Aufnahme einer Stahlschmelze in
Form einer Gießpfanne zur Verfügung gestellt wird und der Versatz auf die Schlackenzone
der Gießpfanne gegossen wird. Das erfindungsgemäße Verfahren kann dabei gemäß dem
Stand der Technik derart durchgeführt werden, dass zur Bildung der inneren Kontur
der Gießpfanne im Bereich der Schlackenzone durch den Versatz eine in der Gießpfanne
angeordnete Schablone verwendet wird. Ein solches Verfahren gemäß dem Stand der Technik
wird beispielsweise in "
Veitsch-Radex Rundschau", Heft 1-2/1994, Seite 494 beschrieben.
[0048] Nach einer Ausführungsform kann insoweit vorgesehen sein, dass das erfindungsgemäße
Verfahren ferner die folgenden Schritte umfasst:
Zur Verfügungstellung einer Schablone für die innere Kontur einer Gießpfanne im Bereich
der Schlackenzone;
Anordnung der Schablone in einer Gießpfanne derart, dass zwischen der Schablone und
der Gießpfanne ein Zwischenraum ausgebildet wird,
wobei die den Zwischenraum begrenzende Oberfläche der Schablone der inneren Kontur
der Gießpfanne im Bereich der Schlackenzone entspricht.
[0049] Der Verfahrensschritt des Gießens des Versatzes erfolgt dabei wie folgt: Gießen des
Versatzes auf den Bereich der Schlackenzone der Gießpfanne durch Gießen des Versatzes
in den Zwischenraum.
[0050] Beim Aufheizen des Behälters im Betrieb desselben reagiert die Aluminiumkomponente
des Versatzes beziehungsweise der Gießmasse zunächst vollständig oder weitgehend mit
dem Kohlenstoff der Kohlenstoffkomponente sowie Luftsauerstoff und Luftstickstoff
zu Aluminiumoxycarbiden und Aluminiumcarbonitrid, welche dem Versatz bereits eine
hohe Festigkeit verleihen. Ab einer Temperatur von etwa 1.000°C bildet das Aluminium
des Versatzes mit der Magnesia der Grundkomponente ferner teilweise Magnesiaspinell
(MgAl
2O
4) aus. Bei weiterem Aufheizen des Behälters bildet sich vermehrt Magnesiaspinell.
Dieser Magnesiaspinell bildet sich insbesondere in den Bereichen aus, in denen im
Versatz die Aluminiumkomponente neben der Grundkomponente vorlag. Ab einer Temperatur
von etwa 1.300°C bildet sich das Gefüge des keramischen Erzeugnisses aus, das insbesondere
aus über Magnesiaspinell miteinander versinterten Körnern der Grundkomponente besteht
sowie Aluminiumoxicarbiden sowie gegebenenfalls Aluminiumcarbonitrid und Al
2O
3.
[0051] Insofern wird der Behälter bei der Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens
bevorzugt auf eine Temperatur von wenigstens 1.450°C aufgeheizt, besonders bevorzugt
bis auf eine Temperatur von etwa 1.600°C.
[0052] Das durch das Verfahren hergestellte, ungeformte feuerfeste keramische Erzeugnis
stellt sich danach als ein ungeformtes feuerfestes keramisches Erzeugnis, also ein
ungeformtes feuerfestes Erzeugnis mit einer Sinterbindung beziehungsweise als ein
keramischer Sinterkörper dar. Die Sinterbindung ist dabei insbesondere zwischen den
Körnern der Grundkomponente in Form von Sinterbrücken aus Magnesiaspinell ausgebildet.
[0053] Das Gefüge eines durch das erfindungsgemäße Verfahren auf Grundlage des erfindungsgemäßen
Versatzes hergestellten, ungeformten feuerfesten Erzeugnisses unterscheidet sich insoweit
nachhaltig von Gefügen ungeformter feuerfester Erzeugnisse nach dem Stand der Technik,
die ebenfalls auf Basis eines Versatzes aus Magnesia und Kohlenstoff hergestellt worden
sind. Denn während im Gefüge eines ungeformten feuerfesten Erzeugnisses nach dem Stand
der Technik, welches aus einem Versatz auf Basis Magnesia und Kohlenstoff hergestellt
worden ist, vorwiegend eine Kohlenstoffbindung vorliegt, liegt im Gefüge des erfindungsgemäßen
ungeformten feuerfesten Erzeugnisses ganz überwiegend eine Sinterbindung vor.
[0054] Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist auch ein ungeformtes feuerfestes keramisches
Erzeugnis, welches durch ein erfindungsgemäßes Verfahren erhalten ist, und welches
die folgenden Phasen umfasst:
Periklas;
Magnesiaspinell; und
Aluminiumoxycarbid.
[0055] Das Gefüge des erfindungsgemäßen Erzeugnisses stellt sich im Wesentlichen dar als
eine Matrix aus über Sinterbrücken aus Magnesiaspinell miteinander versinterten Körnern
aus Magnesia (Periklas, MgO), mit darin eingelagerten Gefügebereichen aus Aluminiumoxycarbid
und gegebenenfalls Aluminicarbonitrid und Korund (Al
2O
3).
[0056] Bevorzugt kann ein erfindungsgemäßes Erzeugnis zu wenigstens 95 Masse-%, bezogen
auf die Gesamtmasse des Erzeugnisses, besonders bevorzugt zu 97 Masse-% aus den vorbezeichneten
Phasen bestehen.
[0057] Das erfindungsgemäße Erzeugnis kann bevorzugt zu wenigstens 75 Masse-%, bezogen auf
die Gesamtmasse des Erzeugnisses, bevorzugter zu einem Anteil im Bereich von 75 bis
90 Masse-% und noch bevorzugter zu einem Anteil im Bereich von 75 bis 85 Masse-% aus
Periklas bestehen. Ferner kann das erfindungsgemäße Erzeugnis bevorzugt, bezogen auf
die Gesamtmasse des Erzeugnisses, zu einem Anteil im Bereich von 10 bis 25 Masse-%
noch bevorzugter zu einem Anteil im Bereich von 15 bis 25 Masse-% aus Magnesiaspinell
und Aluminiumoxycarbid bestehen. Aluminiumoxycarbid kann bevorzugt in Form von Al
4O
4C vorliegen.
[0058] Das erfindungsgemäße ungeformte feuerfeste Erzeugnis zeichnet sich durch eine offene
Porosität aus, die insbesondere im Bereich von 16 bis 22 Volumen-% liegen kann, bestimmt
gemäß DIN EN ISO 1927-8:2012.
[0059] Trotz dieser hohen offenen Porosität weist das erfindungsgemäße Erzeugnis gute Festigkeitswerte
auf. Dabei kann das erfindungsgemäße Erzeugnis wenigstens eine der folgenden physikalischen
Eigenschaften aufweisen, wobei die Eigenschaften bestimmt sind gemäß DIN EN ISO 1927-8:2012
an einem aus dem Versatz nach Verkokung bei 1.500°C (unter reduzierender Atmosphäre)
hergestellten feuerfesten keramischen Erzeugnis:
| Rohdichte: |
2,55 - 2,70 g/cm3; |
| Offene Porosität: |
16 - 22 Volumen-%; |
| Kaltbiegefestigkeit: |
0,5 - 5 MPa; |
| Kaltdruckfestigkeit: |
15 - 40 MPa; |
| Heißbiegefestigkeit (1.400°C, reduzierende Atmosphäre): |
5 - 8 MPa; |
| Heißbiegefestigkeit (1.500°C, reduzierende Atmosphäre): |
4 - 7 MPa. |
[0060] Weitere Merkmale der Erfindung ergeben sich aus den Ansprüchen sowie den nachfolgenden
Ausführungsbeispielen der Erfindung.
[0061] Sämtliche Merkmale der Erfindung können, einzeln oder in Kombination, beliebig miteinander
kombiniert sein.
Beispiel 1
[0062] Gemäß einem Ausführungsbeispiel der Erfindung wurde ein Versatz zur Verfügung gestellt,
der aus den folgenden Komponenten in den folgenden Massenanteilen, jeweils bezogen
auf die Gesamtmasse des Versatzes, bestand:
Eine Grundkomponente aus Sintermagnesia: 82 Masse-%;
Eine Kohlenstoffkomponente in Form von mikrokristallinem Graphit: 5,5 Masse-%;
Eine Aluminiumkomponente in Form einer AlSi-Legierung: 3,8 Masse-%;
Ein wässriges Bindemittel: 7 Masse-%;
Wasserlösliches Sulfat: 0,5 Masse-%;
Mikrosilika: 1 Masse-%; und
Dispergierer: 0,2 Masse-%.
[0063] Die Sintermagnesia der Grundkomponente lag in hochreiner Form mit einem Anteil an
MgO von 98,0 Masse-% vor, bezogen auf die Gesamtmasse der Sintermagnesia. Daneben
wies die Sintermagnesia einen Anteil an SiO
2 von 0,2 Masse-% und einen Anteil an CaO unter 0,9 Masse-% auf. Die Sintermagnesia
lag in einer maximalen mittleren Korngröße von 6 mm und zu über 90 Masse-%, bezogen
auf die Gesamtmasse der Sintermagnesia, in einer Korngröße unter 5 mm vor.
[0064] Die Aluminiumkomponente lag in Form einer AlSi-Legierung, also einer Metalllegierung
aus Aluminium und Silizium vor, bestehend aus 88 Masse-% metallischem Aluminium und
12 Masse-% metallischem Silizium, jeweils bezogen auf die Gesamtmasse der Aluminiumkomponente.
[0065] Das wässrige Bindemittel bestand aus Wasser und Polyacrylsäure mit einem Anteil an
Wasser von 88 Masse-% und einem Anteil an Polyacrylsäure von 12 Masse-%, jeweils bezogen
auf die Gesamtmasse des Bindemittels, vor, wobei die Polyacrylsäure wiederum in einer
Konzentration von 50 Masse-% Polyacrylsäure zu 50 Masse-% Wasser vorlag.
[0066] Das wasserlösliche Sulfat lag in Form von Aluminiumsulfat vor, das in dem Wasser
des Bindemittels gelöst vorlag.
[0067] Der Dispergierer lag in Form eines rieselfähigen Pulvers auf Basis von modifiziertem
Polycarboxylat vor.
[0068] Die Kornverteilung dieser Komponenten, bestimmt gemäß ISO 13320:2009-10, war wie
in der nachfolgenden Tabelle 1 angegeben:
Tabelle 1
| Komponente |
d10 [µm] |
d50 [µm] |
d90 [µm] |
Anteil der Komponente < 63 µm [Masse-%] |
| Graphit |
2,5 |
20,5 |
79,1 |
82 |
| AlSi-Legierung |
20,8 |
68,6 |
130,1 |
44,4 |
| Aluminiumsulfat |
24,4 |
183,1 |
399,4 |
20,3 |
| Mikrosilika |
1,3 |
9,8 |
141,1 |
77,0 |
| Dispergierer |
10,6 |
44,9 |
122,0 |
65,2 |
[0069] Die Komponenten des Versatzes wurden innig miteinander vermischt, so dass anschließend
ein homogener Versatz vorlag. Der Versatz wurde anschließend in Form einer Gießmasse
verwendet. Hierzu wurde der Versatz auf den Bereich einer Gießpfanne für das Vergießen
einer Stahlschmelze aufgegossen, der bei der Anwendung der Gießpfanne im Bereich der
Schlackenzone der Stahlschmelze liegen würde. Bei der Anwendung der Gießpfanne wurde
diese anschließend auf eine Temperatur von etwa 1.600°C aufgeheizt. Während des Aufheizens
bildete die AlSi-Legierung zunächst mit der Kohlenstoffkomponente und Luftsauerstoff
Aluminiumoxycarbide aus, die den Versatz bis zum Einsetzen der Versinterung der Grundkomponente
bereits eine gewisse Festigkeit verliehen. Ab einer Temperatur von etwa 1.300°C bildete
das Aluminium mit der Magnesia der Grundkomponente ferner Magnesiaspinell aus. Schließlich
bildete sich ab einer Temperatur von etwa 1.450°C eine Sinterbindung zwischen den
Körnern der Grundkomponente aus. Nach erfolgter Versinterung wurde ein ungeformtes
feuerfestes keramisches Erzeugnis aus dem Versatz erhalten, welches zu über 95 Masse-%,
bezogen auf die Gesamtmasse des Erzeugnisses, aus den folgenden Phasen bestand: Periklas,
Magnesiaspinell und Aluminiumoxycarbid.
[0070] Die Oxidanalyse des Erzeugnisses (RFA) war wie folgt:
| MgO: |
89,8 Masse-% |
| Al2O3: |
6,6 Masse-% |
| SiO2: |
2,3 Masse-% |
| CaO: |
0,8 Masse-% |
| Fe2O3: |
0,5 Masse-% |
[0071] Der Glühverlust betrug 5,8 Masse-% (nach RFA bei 1.050°C Glühen). Der Kohlenstoffgehalt
betrug 5,0 Masse-%, bezogen auf das Erzeugnis ohne den Kohlenstoff (nach LECO-C-Analyse
vor dem Glühen).
[0072] Das Erzeugnis zeichnete sich durch die folgenden physikalischen Eigenschaften aus,
bestimmt gemäß DIN EN ISO 1927-6:2012:
[0073] Prüfwerte nach 110°C unter reduzierenden Bedingungen:
| Rohdichte: |
2,64 g/cm3 |
| Offene Porosität: |
14 Volumen-% |
| Kaltbiegefestigkeit: |
8 MPa |
| Kaltdruckfestigkeit: |
34 MPa. |
[0074] Das Erzeugnis zeichnete sich ferner durch die folgenden physikalischen Eigenschaften
aus, bestimmt gemäß DIN EN ISO 1927-8:2012:
[0075] Prüfwerte nach 1.000°C unter reduzierenden Bedingungen:
| Rohdichte: |
2,60 g/cm3 |
| Offene Porosität: |
20 Volumen-% |
| Kaltbiegefestigkeit: |
2 MPa |
| Kaltdruckfestigkeit: |
20 MPa. |
[0076] Prüfwerte nach 1.500°C unter reduzierenden Bedingungen:
| Rohdichte: |
2,57 g/cm3 |
| Offene Porosität: |
21 Volumen-% |
| Kaltbiegefestigkeit: |
3 MPa |
| Kaltdruckfestigkeit: |
20 MPa |
| Heißbiegefestigkeit (1.400°C, reduzierende Atmosphäre): |
6,5 MPa |
| Heißbiegefestigkeit (1.500°C, reduzierende Atmosphäre): |
5,5 MPa |
Beispiel 2
[0077] Im Rahmen eines zweiten Ausführungsbeispiels wurde zur Überprüfung der Korrosionsbeständigkeit
eines erfindungsgemäßen Erzeugnisses ein Korrosionstest gemäß dem sogenannten "Induktion
Tiegel Ofen Test" (ITO-Test) durchgeführt.
[0078] Hierzu wurden zunächst ein Ausführungsbeispiel eines erfindungsgemäßen Versatzes
V1 sowie ein Versatz V2 gemäß dem Stand der Technik erstellt.
[0079] Der erfindungsgemäße Versatz V1 bestand aus den folgenden Komponenten in den folgenden
Massenanteilen, jeweils bezogen auf die Gesamtmasse des Versatzes:
Eine Grundkomponente aus Sintermagnesia: 81 Masse-%;
Eine Kohlenstoffkomponente in Form von mikrokristallinem Graphit und Ruß: 7 Masse-%;
Eine Aluminiumkomponente in Form einer AlSi-Legierung: 4 Masse-%; Metallisches Silizium:
0,5 Masse-%;
Ein wässriges Bindemittel: 7,2 Masse-%;
Wasserlösliches Sulfat: 0,3 Masse-%.
[0080] Der Versatz V2 gemäß dem Stand der Technik bestand aus den folgenden Komponenten
in den folgenden Massenanteilen, jeweils bezogen auf die Gesamtmasse des Versatzes:
Eine Grundkomponente aus Sintermagnesia: 82 Masse-%;
Eine Kohlenstoffkomponente in Form von mikrokristallinem Graphit und Ruß: 6,5 Masse-%;
Metallisches Silizium: 2 Masse-%;
Mikrosilika: 2,5 Masse-%;
Ein wässriges Bindemittel: 7 Masse-%.
[0081] Die Sintermagnesia, die Aluminiumkomponente, das wässrige Bindemittel, das wasserlösliche
Sulfat sowie die Mikrosilika lagen gemäß Beispiel 1 vor.
[0082] Die Komponenten der Versätze V1 und V2 wurden jeweils innig miteinander vermischt,
anschließend in Formen gegossen und nach einer Trocknung schließlich auf etwa 1.600°C
aufgeheizt.
[0083] Aus dem Versatz V1 wurden anschließend Erzeugnisse V1 und aus dem Versatz V2 Erzeugnisse
V2 erhalten.
[0084] Zur Überprüfung der Korrosionsbeständigkeit der Erzeugnisse V1 und V2 wurden diese
als Teil einer Ofenausmauerung verwendet, an der ein Korrosionstest gemäß dem sogenannten
"Induktion Tiegel Ofen Test" (ITO-Test) wie folgt durchgeführt wurde: Zunächst wurde
ein Ofen errichtet, dessen feuerfeste Ausmauerung wandseitig aus Steinsegmenten gebildet
war. Im späteren Schlackenbereich war die Ausmauerung aus Steinsegmenten der Erzeugnisse
V1 und V2 gebildet. Die feuerfeste Ausmauerung umschloss einen kreiszylindrischen
Ofenraum, in den ein passender, kreiszylindrischer Metalleinsatz (60 kg Stahl) gesetzt
wurde. Der Metalleinsatz wurde durch Spulen, die ringförmig außen um die Ausmauerung
geführt waren, auf 1.700 °C erhitzt und erschmolzen. Auf die Stahlschmelze wurde ein
Schlackenpulver (3 kg mit der chemischen Zusammensetzung gemäß Tabelle 2; Verhältnis
C/S von 0,7) aufgegeben, welches aufschmolz und einen Schlackenbereich mit einer korrosiven
Schlacke bildete. Die Schlacke reagierte in diesem Schlackenbereich mit den Steinsegmenten
V1 und V2 und beschädigte diese hierdurch korrosiv. Die Steinsegmente wurden insgesamt
etwa 4 Stunden durch die Schlacke korrodiert, wobei die Schlacke jeweils nach 30,
60 und 90 Minuten um jeweils 5 Masse-% Flussspat sowie nach 120, 150, 180 und 210
Minuten um jeweils 10 % Flussspat ergänzt wurde. Anschließend wurde die Ausmauerung
ausgebaut und an den Steinsegmenten V1 und V2 der Korrosionsgrad getestet, nämlich
die Verschleißtiefe und die Verschleißfläche.
Tabelle 2
| Bestandteil der Schlacke |
Anteil in der Schlacke [Masse-% in Bezug auf die Gesamtmasse der Schlacke] |
| SiO2 |
42,0 |
| CaO |
31,0 |
| Al2O3 |
11,0 |
| Fe2O3 |
10,0 |
| MnO |
3,8 |
| MgO |
0,8 |
| Sonstige |
1,4 |
[0085] In Tabelle 3 sind die Ergebnisse dieses Korrosionstests wiedergegeben. Dabei gibt
die "Verschleißfläche" den Mittelwert der maximalen Querschnittsfläche der korrodierten
Bereiche der Steinsegmente V1 und V2 an, während "Verschleißtiefe" den Mittelwert
der maximalen Verschleißtiefe der Steinsegmente V1 und V2 angibt. Wie die Werte in
Tabelle 3 zeigen, liegen diese Werte bei den Steinsegmenten V1 gemäß der Erfindung
signifikant unterhalb der Werte bei den Steinsegmenten V2 nach dem Stand der Technik.
Tabelle 3
| Größe |
V1 |
V2 |
| Verschleißfläche [cm2] |
18,3 |
34,7 |
| Verschleißtiefe [mm] |
27,5 |
44,0 |