[0001] Die Erfindung betrifft eine Flechtmaschine zur Herstellung eines Flechterzeugnisses
aus einzelnen Fäden, die auf Spulenträgern bevorratet sind, wobei die Spulenträger
von einer Flügelradanordnung angetrieben, in kurvenförmigen Bahnabschnitten geführt
und die Bahnabschnitte über Kreuzungsweichen zu einander wechselseitig kreuzenden
Umlaufbahnen verschaltet sind.
[0002] In der Vergangenheit hat ein für die Flechttechnik immer breiter werdendes Einsatzgebiet
zum Bau einer großen Vielfalt an Sonderflechtmaschinen geführt. In jüngerer Zeit gab
es Bestrebungen, die Herstellung unterschiedlicher Flechterzeugnisse auf ein und derselben
Maschine realisieren zu können. So beschreibt beispielsweise die deutsche Offenlegungsschrift
DE 10 2009 020 053 A1 eine Flechtmaschine, deren Flügelräder in einem Raster angeordnet sind und bei der
die zwischen den Flügelrädern angeordneten Kreuzungsweichen stellbar ausgebildet sind,
so dass ein Spulenträger einen Kreuzungsbereich wahlweise in Geradeausrichtung oder
in Umlaufrichtung passieren kann. Durch Umstellen mehrerer Kreuzungsweichen ermöglicht
diese Flechtmaschine die Herstellung einer Vielzahl unterschiedlicher Geflechte. Die
deutsche Offenlegungsschrift
DE 10 2011 012 166 A1 beschreibt hingegen die Schaltabläufe, mit denen auf der vorbekannten Flechtmaschine
Hohlgeflechte mit einer beliebigen Anzahl von Verzweigungen herstellbar sind. Zum
Stand der Technik gehören weiterhin Flechtmaschinen zur Herstellung sogenannter Knopflochlitzen.
Diese ermöglichen die Herstellung von verzweigten Flachgeflechten.
[0003] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Flechtmaschine der eingangs genannten
Gattung aufzuzeigen, mit der die Anzahl der auf ihr herstellbaren Geflechtarten maßgeblich
erhöht ist.
[0004] Diese Aufgabe ist erfindungsgemäß durch eine Flechtmaschine mit den Merkmalen des
Patentanspruches 1 oder mit den Merkmalen des Patentanspruches 2 gelöst. Vorteilhafte
Weiterbildungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen angegeben.
[0005] Die erfindungsgemäße Flechtmaschine gemäß Patentanspruch 1 zeichnet sich dadurch
aus, dass die Flügelradanordnung zu wenigstens einem Flechtkreis miteinander verschaltbare
Kernräder aufweist, wobei diese Kernräder jeweils eine gerade Anzahl an flechtaktiven
Spulenträgeraufnahmen haben, dass die Flügelradanordnung wenigstens zwei mit den Kernrädern
zu einer Flechtkette verschaltbare Randräder aufweist, wobei diese Randräder jeweils
eine ungerade Anzahl an flechtaktiven Spulenträgeraufnahmen haben und dass jeweils
zwei der zu einem Flechtkreis miteinander verschaltbaren Kernräder zusammen die gleiche
Anzahl an flechtaktiven Spulenträgeraufnahmen haben, wie es zusammen die beiden in
einer Flechtkette verschaltbaren Randräder haben. Während die Kernräder in unterschiedlichen
Flechtkreisen universell einsetzbare Flügelräder sind, werden die Randräder speziell
als Endräder benötigt, welche den Spulenträgern das kollisionsfreie Wenden an den
freien Enden einer offenen Flechtkette ermöglichen. Der Unterschied zwischen den zum
Flechtkreis verschaltbaren Kernrädern und den in einer Flechtkette verschaltbaren
Randrädern besteht somit lediglich in der Anzahl ihrer Spulenträgeraufnahmen. Während
Kernräder mit einer geraden Anzahl an Spulenträgeraufnahmen geschlossene Flechtkreise
zur Herstellung von Rundgeflechten ausbilden, dienen die Randräder mit einer jeweils
ungeraden Anzahl an Spulenträgeraufnahmen zusammen mit den Kernrädern der Ausbildung
offener Flechtketten zur Herstellung von Flachgeflechten. Durch ein Verschalten der
Kernräder miteinander und/oder mit den Randrädern zu unterschiedlichen Flechtkreisen
und/oder Flechtketten ermöglicht die erfindungsgemäße Flechtmaschine die Herstellung
von Einfach- und Mehrfachverzeigungen an Hohl- und Flachgeflechten sowie von Flechtwechseln
zwischen Hohl- und Flachgeflechten.
[0006] Die erfindungsgemäße Flechtmaschine gemäß Patentanspruch 2 zeichnet sich dadurch
aus, dass die Flügelradanordnung in wenigstens zwei unterschiedliche Flechtstrecken
miteinander verschaltbare Kernräder aufweist, wobei diese Kernräder jeweils eine gerade
Anzahl an flechtaktiven Spulenträgeraufnahmen haben, dass die Flügelradanordnung wenigstens
zwei wahlweise mit den Flechtstrecken der Kernräder zu einem Flechtkreis oder zu einer
Flechtkette verschaltbare Randräder aufweist, wobei diese Randräder jeweils eine gerade
Anzahl an Spulenträgeraufnahmen für den Flechtkreis sowie eine ungerade Anzahl an
Spulenträgeraufnahmen für die Flechtkette haben, und dass die Randräder zusammen,
sowohl im Flechtkreis als auch in der Flechtkette, die gleiche Anzahl an wirksamen
Spulenträgeraufnahmen haben, wie sie zusammen zwei der Kernräder haben. Auch bei dieser
Flechtmaschine sind die Kernräder universell einsetzbare Flügelräder, jedoch können
die Randräder hier mit den Kernrädern wahlweise zu geschlossenen Flechtkreisen oder
aber zu offenen Flechtketten zusammengeschaltet werden. Die in einem Flechtkreis verschaltbaren
Randräder sind somit dieselben wie die in einer offenen Flechtkette verschaltbaren
Randräder. Das Verschalten erfolgt bei diesen Randrädern durch wahlweises Aktivschalten
der geraden Anzahl an Spulenträgeraufnahmen oder der ungeraden Anzahl an Spulenträgeraufnahmen.
Während mit dem Aktivschalten der geraden Anzahl an Spulenträgeraufnahmen die geschlossenen
Flechtkreise zur Herstellung von Rundgeflechten ausgebildet werden, dient ein Aktivschalten
der ungeraden Anzahl an Spulenträgeraufnahmen der Ausbildung offener Flechtketten
zur Herstellung von Flachgeflechten. Durch ein Verschalten der Kernräder in zwei oder
mehr unterschiedliche Flechtstrecken sowie durch ein Verschalten der Flechtstrecken
der Kernräder mit den Randrädern zu unterschiedlichen Flechtkreisen und/oder Flechtketten
ermöglicht die erfindungsgemäße Flechtmaschine nach Patentanspruch 2 ebenfalls die
Herstellung von Einfach- und Mehrfachverzweigungen an Hohl- und Flachgeflechten sowie
von Geflechtswechseln zwischen Hohl- und Flachgeflechten.
[0007] Nach einer ersten Weiterbildung der Erfindung weist die Flügelradanordnung vorzugsweise
eine gerade Anzahl an Kernrädern auf. Es liegt jedoch durchaus im Rahmen dieser Erfindung,
eine ungerade Anzahl an Kernrädern vorzusehen, wenn diese auch mit einer ungeraden
Anzahl von Randrädern verschaltbar sind. Dabei weisen in den Flechtstrecken nicht
als Endräder fungierende Randräder jeweils die gleiche gerade Anzahl an Spulenträgeraufnahmen
auf, wie sie jeweils die Kernräder aufweisen.
[0008] Nach einer nächsten Weiterbildung der Erfindung weisen die Randräder jeweils einen
drehzahlgesteuerten Einzelantrieb auf. Durch eine Drehzahländerung erlaubt der Einzelantrieb
das Umschalten eines Randrades zwischen einer geraden Anzahl an Spulenträgeraufnahmen
für einen Flechtkreis und einer ungeraden Anzahl an Spulenträgeraufnahmen für eine
Flechtkette. Selbstverständlich kommt es dadurch bei einem solchen schaltbaren Randrad
wenigstens bei einer seiner Betriebsdrehzahlen dazu, dass die Spulenträger in den
Übergabepunkten zu benachbarten Flügelrädern eine schlagartige Beschleunigung oder
Verzögerung erfahren, deren bauteilbeanspruchende Wirkung jedoch durch den Einsatz
von Dämpfungselementen beherrschbar ist.
[0009] Nach einer anderen Weiterbildung der Erfindung weist die Flügelradanordnung wenigstens
ein mit den Kernrädern verschaltbares Wechsel- und Parkrad auf. Ein derartiges Wechsel-
und Parkrad ist ebenfalls ein Flügelrad, deren Spulenträgeraufnahmen zum Auswechseln
und/oder Zwischenparken einzelner Spulenträger geeignet sind. Vorzugsweise weist die
Flügelradanordnung mehrere Wechsel- und Parkräder auf, mit denen die erfindungsgemäße
Flechtmaschine zur Herstellung von Geflechten mit Farbwechseln, mit Querschnittsveränderungen,
mit Kernen aus Stehfäden und/oder mit Kernmantelverbindungen geeignet ist.
[0010] Damit das Wechsel- und Parkrad einer möglichst großen Anzahl von Einsatzmöglichkeiten
gerecht wird, weist dieses einen programmgesteuerten Einzelantrieb auf. Weiterhin
liegt es im Rahmen dieser Erfindung, für das Schalten eines Flechtkreises oder einer
Flechtkette nicht benötigte Kernräder als Wechsel- und Parkräder fungieren zu lassen.
Auch ist es denkbar, zusammen mit den Kernrädern zu einem Flechtkreis oder zu einer
Flechtkette verschaltbare Randräder temporär als Wechsel- und Parkräder fungieren
zu lassen.
[0011] Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung, aus dem sich weitere erfinderische Merkmale
ergeben, ist in der Zeichnung dargestellt. Es zeigen:
- Fig. 1:
- eine schematische Draufsicht einer Flügelradanordnung für eine erfindungsgemäße Flechtmaschine
beim Flechten eines Rundgeflechtes; und
- Fig. 2:
- eine schematische Draufsicht auf die Flügelradanordnung gemäß Fig. 1, jedoch beim
Flechten eines Flachgeflechtes.
[0012] Die Fig. 1 zeigt eine schematische Draufsicht einer Flügelradanordnung für eine erfindungsgemäße
Flechtmaschine bei der Herstellung eines Rundgeflechts aus einzelnen Fäden, die auf
Spulenträgern 1, 2 bevorratet sind, wobei die Spulenträger 1, 2 von der Flügelradanordnung
angetrieben, in kurvenförmigen Bahnabschnitten geführt und die Bahnabschnitte über
Kreuzungsweichen 3 zu einander wechselseitig kreuzenden Umlaufbahnen 4, 5 verschaltet
sind. Dazu weist die Flügelradanordnung acht zu einem Flechtkreis 6 miteinander verschaltete
Kernräder 7 auf, die mit vier Spulenträgeraufnahmen 8 jeweils eine gerade Anzahl an
flechtaktiven Spulenträgeraufnahmen haben. Außerdem weist die Flügelradanordnung mit
den Kernrädern 7 zu einer Flechtkette (siehe Fig. 2) verschaltbare Randräder 9, 10
auf, die mit drei und fünf Spulenträgeraufnahmen 11, 12 jeweils eine ungerade Zahl
an flechtaktiven Spulenträgeraufnahmen haben. Jeweils zwei der im Flechtkreis 6 miteinander
verschalteten Randräder 7 haben zusammen die gleiche Anzahl an flechtaktiven Spulenträgeraufnahmen
8, wie sie zusammen die beiden in der Flechtkette (siehe Fig. 2) verschaltbaren Randräder
9, 10 haben. Die Kernräder 7 sind in einem quadratischen Raster angeordnet. Weiterhin
weist die Flügelradanordnung mit den Kernrädern 7 über Kreuzungsweichen 13 verschaltete
Wechsel- und Parkräder 14, 15 auf.
[0013] Die Fig. 2 zeigt eine schematische Draufsicht auf die Flügelradanordnung gemäß Fig.
1, bei der aus den einzelnen Fäden, die auf den Spulenträgern 1, 2 bevorratet sind,
ein Flachgeflecht hergestellt wird. Die kurvenförmigen Bahnabschnitte sind über die
Kreuzungsweichen 3 zu einer einzigen sich wechselseitig kreuzenden Umlaufbahn verschaltet.
Dazu sind die beiden Randräder 9, 10, mit sechsen der Kernräder 7 zu einer Flechtkette
17 verschaltet. Gleiche Bauteile sind mit gleichen Bezugszahlen versehen.
[0014] Alle in der vorstehenden Beschreibung und in den Ansprüchen genannten Merkmale sind
in einer beliebigen Auswahl mit den Merkmalen der unabhängigen Ansprüche kombinierbar.
Die Offenbarung der Erfindung ist somit nicht auf die beschriebenen bzw. beanspruchten
Merkmalskombinationen beschränkt, vielmehr sind alle im Rahmen der Erfindung sinnvollen
Merkmalskombinationen als offenbart zu betrachten.
Bezugszahlenliste:
[0015]
- 1
- Spulenträger
- 2
- Spulenträger
- 3
- Kreuzungsweichen
- 4
- Umlaufbahn
- 5
- Umlaufbahn
- 6
- Flechtkreis
- 7
- Kernräder
- 8
- Spulenträgeraufnahmen
- 9
- Randräder
- 10
- Randräder
- 11
- Spulenträgeraufnahmen
- 12
- Spulenträgeraufnahmen
- 13
- Kreuzungsweichen
- 14
- Wechsel- und Parkrad
- 15
- Wechsel- und Parkrad
- 16
- Umlaufbahn
- 17
- Flechtkette
1. Flechtmaschine zur Herstellung eines Flechterzeugnisses aus einzelnen Fäden, die auf
Spulenträgern bevorratet sind, wobei die Spulenträger, von einer Flügelradanordnung
angetrieben, in kurvenförmigen Bahnabschnitten geführt und die Bahnabschnitte über
Kreuzungsweichen zu einander wechselseitig kreuzenden Umlaufbahnen verschaltet sind,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Flügelradanordnung zu wenigstens einem Flechtkreis (6) miteinander verschaltbare
Kernräder (7) aufweist, wobei diese Kernräder (7) jeweils eine gerade Anzahl an flechtaktiven
Spulenträgeraufnahmen (8) haben,
dass die Flügelradanordnung wenigstens zwei mit den Kernrädern (7) zu einer Flechtkette
(17) verschaltbare Randräder (9, 10) aufweist, wobei diese Randräder (9, 10) jeweils
eine ungerade Anzahl an flechtaktiven Spulenträgeraufnahmen (11, 12) haben, und
dass jeweils zwei der in einem Flechtkreis (6) miteinander verschaltbaren Kernräder (7)
zusammen die gleiche Anzahl an flechtaktiven Spulenträgeraufnahmen (8) haben, wie
sie zusammen die beiden in einer Flechtkette (17) verschaltbaren Randräder (9, 10)
haben.
2. Flechtmaschine zur Herstellung eines Flechterzeugnisses aus einzelnen Fäden, die auf
Spulenträgern bevorratet sind, wobei die Spulenträger, von einer Flügelradanordnung
angetrieben, in kurvenförmigen Bahnabschnitten geführt und die Bahnabschnitte über
Kreuzungsweichen zu einander wechselseitig kreuzenden Umlaufbahnen verschaltet sind,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Flügelradanordnung in wenigstens zwei unterschiedlichen Flechtstrecken miteinander
verschaltbare Kernräder (7) aufweist, wobei diese Kernräder (7) jeweils eine gerade
Anzahl an flechtaktiven Spulenträgeraufnahmen (8) haben,
dass die Flügelradanordnung wenigstens zwei wahlweise mit den Flechtstrecken der Kernräder
(7) zu einem Flechtkreis (6) oder zu einer Flechtkette (17) verschaltbare Randräder
(9, 10) aufweist, wobei diese Randräder (9, 10) jeweils eine gerade Anzahl an Spulenträgeraufnahmen
(8) für den Flechtkreis (6) sowie eine ungerade Anzahl an Spulenträgeraufnahmen (11,
12) für die Flechtkette (17) haben, und
dass die Randräder (9, 10) zusammen, sowohl im Flechtkreis (6) als auch in der Flechtkette
(17), die gleiche Anzahl an wirksamen Spulenträgeraufnahmen (8, 11, 12) haben, wie
sie zusammen zwei der Kernräder (7) haben.
3. Flechtmaschine nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Flügelradanordnung eine gerade Anzahl an Kernrädern (7) aufweist.
4. Flechtmaschine nach einem der Ansprüche 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Randräder (9, 10) jeweils einen drehzahlgesteuerten Einzelantrieb aufweisen.
5. Flechtmaschine nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Flügelradanordnung wenigstens ein mit den Kernrädern (7) verschaltbares Wechsel-
und Parkrad (14, 15) aufweist.
6. Flechtmaschine nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass das Wechsel- und Parkrad (14, 15) einen programmgesteuerten Einzelantrieb aufweist.