[0001] Die Erfindung betrifft einen Kolben für eine Hubkolben-Verbrennungskraftmaschine.
[0002] Aus dem Stand der Technik, beispielsweise aus der Offenlegungsschrift
DE 10 2014 010 106 A1, sind Kolben für eine Hubkolben-Verbrennungskraftmaschine bekannt. Ein derartiger
Kolben wird üblicherweise in einem Zylinder einer Hubkolben-Verbrennungskraftmaschine
angeordnet. Der Kolben weist ein Kolbenhemd auf, das üblicherweise auch als "Schaft"
oder "Kolbenschaft" bezeichnet wird. Im Englischen wird das Kolbenhemd als "piston
skirt" bezeichnet. Darüber hinaus weist der Kolben eine sich in axialer Richtung des
Kolbens an das Kolbenhemd anschließende Ringpartie mit wenigstens einer Ringnut für
einen Kolbenring auf. Die Ringpartie ist Teil des Kolbenkopfs.
[0003] Die Reibung eines Verbrennungsmotors setzt sich aus der Reibung des Grundmotors (Lager,
Kolbengruppe) und der Antriebsleistung der Nebenaggregate zusammen. Auf die Kolbengruppe
entfallen hierbei in etwa 30 % der gesamten Reibung, wobei das Kolbenhemd in etwa
2/3 der Reibung der Kolbengruppe verursacht.
[0004] Die Kolbenhemdreibung wird durch verschiedene Einflussgrößen beeinflusst. Beispielsweise
hängt die Kolbenhemdreibung von der Motordrehzahl, der Motorlast, dem Spalt zwischen
Laufbuchse und Kolbenhemd sowie der Form des Kolbenhemds ab.
[0005] Aus der
EP 3 208 453 A1 ist ein Kolben bekannt, der im Bereich der Ringpartie 6 einen umlaufenden Kühlkanal
aufweist, der sich von der Ringpartie in axialer Richtung entlang einer Innenfläche
der Wandung des Kolbenhemds erstreckt. Dadurch kann eine Ölfilmtemperatur des Ölfilms
in der Laufbuchse zwischen Kolbenhemd und Zylinder erhöht werden, um die Kolbenhemdreibung
zu reduzieren. Bei einer Hin- und Herbewegung des Kolbens erreicht im oberen Abschnitt
des Kühlkanals erwärmtes Schmiermittel auch die Innenfläche der Wandung des Kolbenhemds,
um einen Energietransfer zum Erwärmen des Kolbenhemds zu ermöglichen.
[0006] Es ist eine Aufgabe der Erfindung, einen verbesserten Kolben für eine Hubkolben-Verbrennungskraftmaschine
bereitzustellen, mit dem Nachteile herkömmlicher Kolben vermieden werden können. Die
Aufgabe der Erfindung ist es insbesondere, einen Kolben für eine Hubkolben-Verbrennungskraftmaschine
bereitzustellen, mit dem eine Kolbenhemdreibung reduziert werden kann.
[0007] Diese Aufgaben werden durch einen Kolben für eine Hubkolben-Verbrennungskraftmaschine
mit den Merkmalen des unabhängigen Anspruchs gelöst. Vorteilhafte Ausführungsformen
und Anwendungen der Erfindung sind Gegenstand der abhängigen Ansprüche und werden
in der folgenden Beschreibung unter teilweiser Bezugnahme auf die Figuren näher erläutert.
[0008] Erfindungsgemäß wird ein Kolben für eine Hubkolben-Verbrennungskraftmaschine bereitgestellt,
der in einer Laufbuchse eines Zylinders der Verbrennungskraftmaschine gleitbeweglich
geführt ist und in an sich bekannter Weise einen Kolbenkopf und ein Kolbenhemd umfasst.
Das Kolbenhemd dient zur Führung des Kolbens im Zylinderrohr. Das Kolbenhemd schließt
sich in axialer Richtung des Kolbens an die Ringpartie an. Hierbei entspricht die
Axialrichtung der Bewegungsrichtung des Kolbens im Zylinder. Vorstehend wurde bereits
festgestellt, dass das Kolbenhemd auch als Kolbenschaft bezeichnet wird. Der Kolbenkopf
wird auch als Kolbenboden bezeichnet. Der Kolbenkopf weist eine umlaufende Ringpartie
mit wenigstens einer Ringnut für einen Kolbenring auf.
[0009] Der Kolben weist einen Fluidkanal auf, aufweisend einen im Bereich der Ringpartie
angeordneten oberen Abschnitt und einen vom oberen Abschnitt ausgehenden, sich entlang
einer Innenfläche der Wandung des Kolbenhemds erstreckenden unteren Abschnitt, insbesondere
derart, dass bei einer Hin- und Herbewegung des Kolbens im oberen Abschnitt des Fluidkanals
erwärmtes Schmiermittel auch die Innenfläche der Wandung des Kolbenhemds erreicht
und durch diese geführt wird, um einen Energietransfer zum Erwärmen des Kolbenhemds
zu ermöglichen.
[0010] Der Fluidkanal wird in diesem Dokument als Kühlkanal bezeichnet und auch als erster
Kühlkanal bezeichnet, zum besseren Unterscheiden von einem nachfolgend noch beschriebenen
optionalen zweiten Kühlkanal.
[0011] Der obere Abschnitt des Kühlkanals kann in der Ringpartie umlaufend ausgebildet sein.
Der erste Kühlkanal ist ausgeführt, um mit einem Medium, beispielsweise mit einem
Kühlfluid, z. B. einer Kühlflüssigkeit oder Natrium, welches einen Schmelzpunkt von
ca. 98° C aufweist, oder einem Schmiermittel, insbesondere Öl, befüllt zu werden.
Der obere Abschnitt dient zur Kühlung der Brennraummulde, die auch als Kolbenmulde
bezeichnet wird. Die durch den Verbrennungsprozess erwärmte Brennraummulde erwärmt
dabei das Medium, z. B. das Schmiermittel. Der erste Kühlkanal ist nicht nur im Bereich
der Ringpartie bzw. des Kolbenkopfs angeordnet, sondern erstreckt sich ferner nach
unten bis in den Bereich des Kolbenhemds, so dass Kühlfluid entlang zumindest eines
Teilbereichs der Innenwandung des Kolbenhemds geführt ist. "Nach unten" bedeutet hier
weg vom Kolbenkopf in Richtung Kurbelwellenpleuel bzw. in Richtung Kolbenbolzen. Dieser
sich bis zur Wandung des Kolbenhemds erstreckende Kühlkanal bietet den Vorteil, dass
das im Kühlkanal im Bereich der Ringpartie erwärmte Kühlfluid im unteren Abschnitt
entlang der Innenfläche der Wandung des Kolbenhemds geführt wird, wodurch ein Energietransfer
zum Erwärmen des Kolbenhemds ermöglicht wird. Der untere Abschnitt verläuft vorzugsweise
parallel zur Axialrichtung. Die auf diese Weise erzielte zusätzliche Erwärmung des
Kolbenhemds erhöht die Ölfilmtemperatur zwischen Kolbenhemd und Laufbuchse des Zylinders,
wodurch eine Reduzierung der Kolbenhemdreibung erreicht wird. Das Fassungsvolumen
des im Bereich des Kolbenhemds verlaufenden unteren Abschnitts des ersten Kühlkanals
kann mindestens 30 % des Fassungsvolumens des im Bereich der Ringpartie verlaufenden
oberen Abschnitts aufweisen. Vorzugsweise ist das Fassungsvolumen des unteren Abschnitts
mindestens so groß wie das Fassungsvolumen des oberen Abschnitts.
[0012] Je höher die Temperatur des Ölfilms zwischen Kolbenhemd und Laufbuchse, desto niedriger
ist die Kolbenhemdreibung. Entsprechend dieser üblichen Bezeichnung des Fluidkanals
als Kühlkanal wird auch der sich bis zur Wandung des Kolbenhemds erfindungsgemäß erstreckende
untere Abschnitt dieses Fluidkanals als Teil des Kühlkanals bezeichnet, obwohl dieser
Abschnitt dazu dient, das im oberen Bereich des Kühlkanals erwärmte Schmiermittel
dem Kolbenhemd zuzuführen und dieses zu erwärmen, und somit eigentlich als "Wärmekanal"
dient.
[0013] Der erste Kühlkanal zeichnet sich dadurch aus, dass er verschlossen und mit einem
Medium, insbesondere einem Kühlfluid, dauerhaft befüllt ist. Anders ausgedrückt ist
der Befüllungsgrad des Kühlkanals mit Kühlfluid konstant, d. h., die Menge an Kühlfluid
im ersten Kühlkanal ist vorzugsweise auf Lebensdauer in den Kolben eingebracht und
ändert sich nicht. Der erste Kühlkanal hat somit keinen Einlass und keinen Auslass,
über die Kühlfluid im Betrieb des Kolbens ein- bzw. austreten kann. Ein Einlass kann
lediglich zur erstmaligen Befüllung des ersten Kühlkanals vorgesehen sein, der nach
Befüllung jedoch verschlossen wird, z. B. durch Verschweißen oder Verschließen mit
einem Stöpsel oder einem Schraubverschluss. Die Menge des Mediums im ersten Kühlkanals
ändert sich somit nicht, im Gegensatz zu konventionellen Kühlkanälen mit Spritzölbefüllung,
bei denen der Füllungsgrad in Abhängigkeit von der Motordrehzahl und des Öldrucks
an der Ölspritzdüse schwankt.
[0014] Hierdurch kann die benötigte Kolbenkühlölmenge reduziert werden. Ferner wird die
optimale Kühlung im Ölkanal sichergestellt, da der Füllungsgrad des ersten Kühlkanals
konstant bleibt. In Kombination mit der vorstehend beschriebenen Ausgestaltung des
ersten Kühlkanals mit oberem und unterem Abschnitt findet eine optimale Verteilung
der Wärme aus dem oberen Bereich des Kolbens zu den Kolbenringen und dem Kolbenhemd
statt.
[0015] Ein besonderer Vorzug des geschlossenen ersten Kühlkanals liegt darin, dass sich
die Temperatur des Kühlfluids im ersten Kühlkanal stärker als bei einem offenen Kühlkanal
erhöht. Dadurch steigt die Temperatur des Kolbenhemds deutlich, wodurch der Wärmestrom
vom Kolben an die Laufbuchse deutlich erhöht wird.
[0016] Stand der Technik bei Verbrennungsmotoren ist, dass im Leerlauf und bei niedrigen
Lasten die Ölspritzdüsen abgeschalten werden. Durch den erhöhten Wärmestrom vom Kolben
an die Laufbuchse kann der Bereich, in dem ohne Ölspritzdüsen gefahren wird, deutlich
vergrößert werden.
[0017] Ein weiterer Vorzug ist, dass bei zweckmäßig geeigneter Auslegung des ersten Kühlkanals
(Fassungsvolumen, Länge etc.) die Ölspritzdüsen komplett entfallen können. In diesem
Fall entfällt auch der lastabhängige Wärmeeintrag in das Motoröl. Hierdurch kann auf
den Verbau eines Ölkühlers verzichtet werden, da die Interaktion des Öls mit dem Motor
für die Kühlung ausreicht.
[0018] Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform kann der Kolben einen weiteren Fluidkanal
aufweisen, der im Unterschied zum ersten Fluidkanal jedoch offen ausgeführt ist. Dieser
weitere Fluidkanal wird nachfolgend als zweiter Kühlkanal bezeichnet. Der zweite Kühlkanal
steht mit dem ersten Kühlkanal fluidisch nicht in Verbindung. Der zweite Kühlkanal
ist ausgebildet, um von einem Schmiermittel, insbesondere Öl, durchströmt zu werden.
Alle Ausführungen in diesem Dokument, bei dem Öl als hervorgehobenes Schmiermittelbeispiel
verwendet wird, gelten auch für andere Schmiermittel.
[0019] Das Vorsehen des zweiten Fluidkanals ist besonders bei Motoren mit sehr hoher spezifischer
Leistung vorteilhaft, um durch Kombination des ersten Kühlkanals mit geschlossenem
Kühlkanal und des zweiten offenen Kühlkanals die Kühlleistung in der Ringpartie zu
erhöhen.
[0020] Der offene zweite Kühlkanal kann somit als optional zusätzlich nutzbarer Kühlkanal
dienen, der bei Bedarf mit Schmiermittel versorgt wird.
[0021] Der zweite Kühlkanal kann beispielsweise im Kolbenkopf angeordnet sein, insbesondere
unterhalb der Kolbenmulde. Der zweite Kühlkanal dient so zur zusätzlichen Kühlung
der Brennraummulde.
[0022] Der zweite Kühlkanal kann mindestens eine Zulauföffnung aufweisen, über die das Schmiermittel
in den zweiten Kühlkanal einströmen kann, und kann ferner mindestens eine Austrittsöffnung
aufweisen, über die Schmiermittel aus dem zweiten Kühlkanal austreten kann. Die Zulauföffnung
kann im Bereich des Kolbeninnenraums an der Unterseite des Kolbenkopfs angeordnet
sein. Dies ist vorteilhaft für eine Spritzölbefüllung des zweiten Kühlkanals mit Ölspritzdüse.
Die Zulauföffnung kann als Zulaufbohrung ausgeführt sein. Entsprechend kann die Austrittsöffnung
als Ablaufbohrung ausgeführt sein.
[0023] Gemäß einem weiteren Aspekt kann ein Fassungsvolumen des ersten Kühlkanals größer
sein als ein Fassungsvolumen des zweiten Kühlkanals.
[0024] Der erste Kühlkanal kann sich bis zu einer unterhalb der Ringpartie angeordneten
Wandung des Kolbenhemds erstrecken. Der erste Kühlkanal erstreckt sich vorzugsweise
mindestens bis unterhalb der Ringpartie. Das Kolbenhemd kann ein Bolzenauge zur Aufnahme
eines Kolbenbolzens aufweisen. Der erste Kühlkanal kann im Bereich der Ringpartei
umlaufend ausgebildet sein, d. h., der Kühlkanal erstreckt sich in Umfangsrichtung
des Kolbens, vorzugsweise um 360° umlaufend, so dass der Kühlkanal in der Ringpartie
ringförmig verläuft. Vorzugsweise ist der untere Teil des ersten Kühlkanals, d. h.
derjenige Teil, der sich ausgehend vom oberen Abschnitt des ersten Kühlkanals im Bereich
der Ringpartie bis zu einer Wandung des Kolbenhemds erstreckt, nicht um 360° umlaufend
ausgebildet.
[0025] Gemäß einer besonders vorteilhaften Ausführungsform erstreckt sich der erste Kühlkanal
entlang der Innenfläche der Wandung des Kolbenhemds bis zu einem unteren, der Ringpartie
abgewandten Endbereich der Wandung des Kolbenhemds, um auf diese Weise das Kolbenhemd
über seine ganze axiale Länge erwärmen zu können. Alternativ kann sich der Kühlkanal
entlang mindestens 50 % der axialen Länge des Kolbenhemds entlang der Innenfläche
der Wandung des Kolbenhemds erstrecken, weiter vorzugsweise entlang mindestens 2/3
der axialen Länge oder ferner vorzugsweise mindestens entlang 4/5 der axialen Länge
des Kolbenhemds. Der untere Abschnitt des Kühlkanals verläuft dabei parallel zur Axialrichtung
und wird außenseitig von der Innenfläche der Wandung des Kolbenhemds begrenzt.
[0026] Vorstehend wurde bereits erwähnt, dass das Kolbenhemd mindestens ein Bolzenauge zur
Aufnahme eines Kolbenbolzens aufweist. Gemäß einer weiteren Ausführungsform kann sich
der Kühlkanal in axialer Richtung des Kolbens bis auf Höhe des mindestens einen Bolzenauges
entlang der Innenfläche der Wandung des Kolbenhemds erstrecken. Besonders vorteilhaft
ist, wenn sich der Kühlkanal in axialer Richtung des Kolbens bis zu einem unteren
Ende des Bolzenauges erstreckt. Hierbei ist das untere Ende des Bolzenauges dasjenige,
das einem am Kolben angreifenden Pleuel zugewandt ist.
[0027] Gemäß einer weiteren bevorzugten Ausführungsform kann die Wandung des Kolbenhemds
auf einer dem ersten Kühlkanal zugewandten Seite eine Profilierung aufweisen, wobei
die Profilierung vorzugsweise durch eine Rillenstruktur gebildet ist. Die Profilierung
vergrößert die Oberfläche der Wandung des Kühlkanals auf der Seite des Kolbenhemds,
wodurch der Wärmeübergang zum Kolbenhemd durch das an der Profilierung hängenbleibende
Schmiermittel vergrößert wird.
[0028] Gemäß einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform ist ein Wandungsabschnitt des
ersten Kühlkanals, der einen oberen Bereich des ersten Kühlkanals, der im Bereich
der Ringpartie umlaufend ausgeführt ist, mit einem unteren Bereich des Kühlkanals,
der an die Wandung des Kolbenhemds angrenzt, verbindet, so ausgeführt, dass das Schmiermittel
gegen die Wandung des Kolbenhemds geschleudert wird. Dieser Teil der Wandung des Kühlkanals
wird nachfolgend als Übergangswandungsabschnitt bezeichnet. Beispielsweise ist der
Übergangswandungsabschnitt des Kühlkanals so ausgeführt, dass er einen schräg nach
unten hin zum Kolbenhemd verlaufenden Abschnitt aufweist, an den sich im unteren Bereich
des Kühlkanals eine sich im Vergleich hierzu steiler nach unten verlaufende Wandung
des Kühlkanals, die zum Kolbenhemd gegenüberliegend angeordnet ist, anschließt. Der
schräg nach unten verlaufende Abschnitt des Übergangswandungsabschnitts kann beispielsweise
die Form einer Mantelfläche eines Kegelstumpfes aufweisen. Bei dieser Ausführungsform
wird somit das Schmiermittel besonders effizient beim Shakern gegen die Wandung des
Kolbenhemds geschleudert, so dass der Wärmeübertrag verbessert wird.
[0029] Gemäß einem weiteren Aspekt wird eine Anordnung (Vorrichtung) bereitgestellt, mit
einem Kolben, der sowohl den ersten Kühlkanal als auch den zweiten Kühlkanal, wie
vorstehend beschrieben, umfasst. Die Anordnung bzw. Vorrichtung umfasst ferner eine
Ölspritzdüse, die zur Versorgung des Kolbens mit Schmiermittel vorgesehen ist und
so angeordnet ist, dass ein Kolbeninnenraum und eine Zulauföffnung des zweiten Kühlkanals
mit Schmiermittel von der Schmiermittelpumpe bespritzbar sind. Die Anordnung bzw.
Vorrichtung umfasst ferner eine Steuereinrichtung der Ölspritzdüse, die ausgebildet
ist, in Abhängigkeit von einem Betriebsparameter eines Verbrennungsmotors, aus dem
die aktuelle Motorlast ableitbar ist, die Schmiermittelpumpe wahlweise einzuschalten
oder abzuschalten.
[0030] Beispielsweise kann die Steuereinrichtung ausgebildet sein, die Hubkolben-Verbrennungskraftmaschine
in weiten Teillastbereichen ohne Spritzkühlung zu betreiben und nur in volllastnahen
Betriebspunkten die Ölspritzdüsen zuzuschalten.
[0031] Gemäß einem weiteren Aspekt wird eine Hubkolben-Verbrennungskraftmaschine bereitgestellt,
umfassend einen Kolben, der den ersten Kühlkanal umfasst, jedoch keinen offenen zweiten
Kühlkanal, wie vorstehend beschrieben. Gemäß diesem Aspekt kann die Hubkolben-Verbrennungskraftmaschine
keine Ölspritzdüse zur Versorgung des Kolbens mit Schmiermittel und/oder keinen Ölkühler
zur Kühlung des Schmiermittels für die Hubkolben-Verbrennungskraftmaschine aufweisen,
so dass der Wärmeaustausch des Mediums im geschlossenen ersten Kühlkanal mit der Brennkraftmaschine
für die Kühlung ausreicht.
[0032] Ferner wird ein Kraftfahrzeug bereitgestellt, mit einem Kolben, wie in diesem Dokument
beschrieben. Das Kraftfahrzeug kann ein Nutzfahrzeug sein, beispielsweise ein Lastkraftwagen
oder Omnibus.
[0033] Die zuvor beschriebenen bevorzugten Ausführungsformen und Merkmale der Erfindung
sind beliebig miteinander kombinierbar. Weitere Einzelheiten und Vorteile der Erfindung
werden im Folgenden unter Bezug auf die beigefügten Zeichnungen beschrieben. Es zeigen:
- Figur 1
- einen Teilschnitt eines Kolbens gemäß einer ersten Ausführungsform; und
- Figur 2
- einen Teilschnitt eines Kolbens gemäß einer zweiten Ausführungsform.
[0034] Gleiche oder funktional äquivalente Elemente sind in allen Figuren mit denselben
Bezugszeichen bezeichnet und werden zum Teil nicht gesondert beschrieben.
[0035] Figur 1 zeigt einen Teilschnitt einer ersten Ausführungsform der Erfindung. Der Kolben
10 umfasst einen Kolbenkopf 5, der eine umlaufende Ringpartie 6 aufweist. Die Ringpartie
6 umfasst mehrere Ringnuten 6a für einen Kolbenring. In Axialrichtung A schließt sich
an die Ringpartie 6 nach unten das Kolbenhemd 1 an, das im Gegensatz zur Ringpartie
6 nicht vollständig umlaufend ausgeführt ist. Der Kolben 10 ist somit nicht als Vollschaftkolben
ausgeführt. Das Kolbenhemd 1 ist in der Laufbuchse des Zylinders gleitgelagert, wobei
eine Wandung 10 des Kolbenhemds entlang der Laufbuchse bei der Bewegung des Kolbens
hin und her gleitet. Der Kolben 10 ist in einem korrespondierenden Zylinder (nicht
dargestellt) eines Zylinderkolbengehäuses (nicht dargestellt) einer Hubkolben-Verbrennungskraftmaschine
gelagert. Das Kolbenhemd 1 weist dabei mindestens ein Bolzenauge 8 zur Aufnahme eines
Kolbenbolzens auf. Ein an der Kurbelwelle gelagerter Pleuel (nicht dargestellt) ist
über einen solchen Kolbenbolzen gelenkig mit dem Kolben 10 verbunden, um infolge dieser
gelenkigen Kopplung die translatorischen Bewegungen des Kolbens 10 im Zylinder in
rotatorische Bewegungen der Kurbelwelle um ihre Drehachse umzuwandeln.
[0036] Der Kolben 10 weist ferner eine Kolbenmulde 7 auf, auch als Brennraummulde bezeichnet.
Die Kolbenmulde 7 ist als sogenannte Omega-Mulde ausgebildet. Dies bedeutet, dass
die Kolbenmulde 7 einen Querschnitt aufweist, welcher zumindest im Wesentlichen die
Form eines "

" aufweist. Der Kolben 10 umfasst ferner einen ersten Kühlkanal 2, mit einem im Bereich
der Ringpartie 6 angeordneten oberen Abschnitt 3 und einen vom oberen Abschnitt ausgehenden,
sich entlang einer Innenfläche 12 der Wandung 11 des Kolbenhemds 1 erstreckenden unteren
Abschnitt 4. Der untere Abschnitt 4, der sich im Bereich des Kolbenhemds 1 befindet,
grenzt an die Wandung 10 des Kolbenhemds 1 an und ist entlang dieser geführt. Im Gegensatz
zum oberen Abschnitt 3 des Kühlkanals 2, der um 360° umlaufend ausgeführt ist, ist
der untere Abschnitt 4 des Kühlkanals 2 nicht vollständig umlaufend ausgeführt, bedingt
durch die nicht vollständig umlaufend ausgeführte Lauffläche des Kolbens 10.
[0037] Im gezeigten Ausführungsbeispiel erstreckt sich der untere Bereich des Abschnitts
4 des Kühlkanals 2 in axialer Richtung A des Kolbens bis zum unteren Ende 8 des Bolzenauges
bzw. im Wesentlichen fast entlang der ganzen axialen Länge des Kolbenhemds 1. Sowohl
der obere Abschnitt 3 als auch der untere Abschnitt 4 des Kühlkanals 2 erstrecken
sich umfangsseitig entlang der äußeren Wandung des Kolbens 10.
[0038] Erfindungsgemäß ist der erste Kühlkanal 2 verschlossen und mit einem Medium 15 dauerhaft
befüllt, d. h., die Menge des Mediums 15 (z. B. Schmiermittel, Kühlfluid) im ersten
Kühlkanal ist konstant und ändert sich nicht. Der erste Kühlkanal 2 hat somit keinen
Einlass und keinen Auslass, über die Kühlfluid im Betrieb des Kolben ein- bzw. austreten
könnte. Ein Einlass kann lediglich zur erstmaligen Befüllung des ersten Kühlkanals
vorgesehen sein, der nach Befüllung jedoch verschlossen wird, z. B. durch Verschweißen
oder Verschließen mit einem Stöpsel oder einem Schraubverschluss.
[0039] Die Ausführungsform der Figur 1 bietet den Vorzug, dass das Medium 15, das im oberen
Bereich 3 des Kühlkanals 2 den Kolbenkopf 5 kühlt und dabei erwärmt wird, durch die
Hin- und Herbewegung des Kolbens zwischen einem unteren Totpunkt und einem oberen
Totpunkt im Kühlkanal 2 hin und her geschleudert ("geshakert"), so dass das im oberen
Kühlkanalbereich 3 erwärmte Medium 15 auch die Innenfläche der Wandung 10 des Kolbenhemds
1 erreicht und diese somit erwärmt. Über die Erwärmung der Wandung 10 des Kolbenhemds
wird der Ölfilm, der sich zwischen der Außenseite 13 des Kolbenhemds und der Laufbuchse
befindet, ebenfalls erwärmt, wodurch dessen Reibwirkung reduziert wird. Dadurch kann
eine wirksame Reduzierung der Kolbenhemdreibung erzielt werden. Mit dem Bezugszeichen
14 ist die Wandung des unteren Abschnitts 4 des ersten Kühlkanals 2 bezeichnet, die
sich gegenüberliegend zur Wandung 10 des Kolbenhemds befindet.
[0040] Im Vergleich zu einem offenen Kühlkanal wird bei dem geschlossenen Kühlkanal 2 das
Medium im Kühlkanal 2 stärker erwärmt und dadurch der Wärmestrom vom Kolben an die
Laufbuchse deutlich erhöht, da sich die Temperatur des Kolbenhemds deutlich steigert.
[0041] In Figur 1 ist ferner erkennbar, dass der Übergang zwischen dem oberen Bereich 3
des Kühlkanals 2 und dem unteren Bereich 4 des Kühlkanals 2 so ausgeführt ist, dass
das Medium entlang eines Übergangswandungsabschnitts 9 des Kühlkanals 2 geführt wird.
Der Übergangswandungsabschnitt 9 ist auf der zur Kolbeninnenseite zugewandten Seite
des Kühlkanals 2 angeordnet und verbindet den oberen Bereich 3 des Kühlkanals mit
dem unteren Bereich 4 des Kühlkanals. Der Übergangswandungsabschnitt 9 verläuft gerade
schräg nach unten, wobei am Ende des Übergangswandungsabschnitts 9 am Übergang zu
dem unteren Wandungsabschnitt 4 des Kühlkanals eine starke Krümmung nach unten oder
auch eine Kante ausgebildet ist. Das entlang des Übergangswandungsabschnitts 9 fließende
Öl wird an dieser Krümmung schanzenförmig gegen die Innenfläche 11 der Wandung 10
des Kolbenhemds 1 geschleudert, so dass eine wirksame Benetzung der Wandung 10 des
Kolbenhemds mit Schmiermittel ermöglicht wird.
[0042] In Figur 2 ist eine zweite Ausführungsform des Kolbens 20 dargestellt. Hierbei entsprechen
Komponenten mit gleichen Bezugszeichen den Komponenten der Figur 2 und werden nicht
gesondert beschrieben.
[0043] Die Besonderheit der Ausführungsform der Figur 2 liegt darin, dass zusätzlich zu
dem geschlossenen Kühlkanal 2 ein zweiter Kühlkanal 22 vorgesehen ist, der im Unterschied
zum ersten Kühlkanal 2 jedoch offen ausgeführt ist. Der zweite Kühlkanal 22 steht
mit dem ersten Kühlkanal fluidisch nicht in Verbindung. Der zweite Kühlkanal 22 ist
hier beispielhaft unterhalb der Kolbenmulde 7 angeordnet und erstreckt sich lediglich
im Kolbenkopf 5. Der zweite Kühlkanal 22 verfügt über eine Zulaufbohrung 21, über
die das Schmiermittel in den zweiten Kühlkanal einströmen kann. Der zweite Kühlkanal
22 weist ferner eine oder mehrere Austrittsöffnungen auf, über die Schmiermittel aus
dem zweiten Kühlkanal 22 wieder austreten kann. Die Zulaufbohrung 21 ist gemäß dem
Ausführungsbeispiel im Bereich des Kolbeninnenraums an der Unterseite des Kolbenkopfs
5 angeordnet. Eine Ölspritzdüse 23 ist so unterhalb des Kolbenhemds 1 angeordnet,
dass von der Ölspritzdüse 23 austretendes Schmiermittel 24 auf die Zulaufbohrung 21
gespritzt wird.
[0044] Das Vorsehen des zweiten Fluidkanals ist besonders bei Motoren mit sehr hoher spezifischer
Leistung vorteilhaft, um durch Kombination des ersten Kühlkanals mit geschlossenem
Kühlkanal und des zweiten offenen Kühlkanals die Kühlleistung in der Ringpartie zu
erhöhen. Der offene zweite Kühlkanal kann somit als optional zusätzlich nutzbarer
Kühlkanal dienen, der bei Bedarf mit Schmiermittel versorgt wird.
[0045] Obwohl die Erfindung unter Bezugnahme auf bestimmte Ausführungsbeispiele beschrieben
worden ist, ist es für einen Fachmann ersichtlich, dass verschiedene Änderungen ausgeführt
werden können und Äquivalente als Ersatz verwendet werden können, ohne den Bereich
der Erfindung zu verlassen. Zusätzlich können viele Modifikationen ausgeführt werden,
ohne den zugehörigen Bereich zu verlassen. Folglich soll die Erfindung nicht auf die
offenbarten Ausführungsbeispiele begrenzt sein, sondern soll alle Ausführungsbeispiele
umfassen, die in den Bereich der beigefügten Patentansprüche fallen. Insbesondere
beansprucht die Erfindung auch Schutz für den Gegenstand und die Merkmale der Unteransprüche
unabhängig von den in Bezug genommenen Ansprüchen.
Bezugszeichenliste
[0046]
- 1
- Kolbenhemd
- 2
- Erster Kühlkanal
- 3
- Oberer Abschnitt
- 4
- Unterer Abschnitt
- 5
- Kolbenkopf
- 6
- Ringpartie
- 6a
- Ringnut
- 7
- Kolbenmulde
- 8
- Bolzenauge
- 9
- Übergangswandungsabschnitt
- 10
- Kolben
- 11
- Wandung des Kolbenhemds
- 12
- Innenfläche der Wandung des Kolbenhemds
- 13
- Außenfläche des Kolbenhemds
- 14
- Wandung
- 15
- Medium im ersten Kühlkanal
- 20
- Kolben
- 21
- Zulauföffnung, insbesondere Zulaufbohrung
- 22
- Zweiter Kühlkanal
- 23
- Ölspritzdüse
- 24
- Gespritztes Schmiermittel
- A
- Axiale Richtung
1. Kolben (10; 20) für eine Hubkolben-Verbrennungskraftmaschine, umfassend
einen Kolbenkopf (5), aufweisend eine umlaufende Ringpartie (6) mit wenigstens einer
Ringnut für einen Kolbenring;
ein Kolbenhemd (1); und
einen ersten Kühlkanal (2), aufweisend einen im Bereich der Ringpartie (6) angeordneten
oberen Abschnitt (3) und einen vom oberen Abschnitt ausgehenden, sich entlang einer
Innenfläche (12) der Wandung (11) des Kolbenhemds (1) erstreckenden unteren Abschnitt
(4);
dadurch gekennzeichnet, dass der erste Kühlkanal (2) verschlossen und mit einem Medium (15) dauerhaft befüllt
ist.
2. Kolben (20) nach Anspruch 1, gekennzeichnet durch einen offenen zweiten Kühlkanal (22).
3. Kolben (20) nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass der zweite Kühlkanal (22) im Kolbenkopf angeordnet ist, insbesondere unterhalb der
Kolbenmulde (7).
4. Kolben (20) nach Anspruch 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, dass der zweite Kühlkanal (22) eine Zulauföffnung aufweist, die im Bereich des Kolbeninnenraums
an der Unterseite des Kolbenkopfs angeordnet ist.
5. Kolben (20) nach einem der Ansprüche 2 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass ein Fassungsvolumen des ersten Kühlkanals (2) größer ist als ein Fassungsvolumen
des zweiten Kühlkanals (22).
6. Kolben nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass das Kolbenhemd (1) mindestens ein Bolzenauge (8) zur Aufnahme eines Kolbenbolzens
aufweist; und
b1) dass sich der untere Abschnitt (4) des ersten Kühlkanals (2) in axialer Richtung
des Kolbens entlang der Innenfläche der Wandung (11) des Kolbenhemds (1) mindestens
bis auf Höhe des mindestens einen Bolzenauges (8) erstreckt; und/oder
b2) dass sich der Kühlkanal in axialer Richtung des Kolbens entlang der Innenfläche
der Wandung (11) des Kolbenhemds (2) bis mindestens zu einem unteren Ende des Bolzenauges
(8) erstreckt.
7. Kolben nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass sich der erste Kühlkanal (2) entlang der Innenfläche der Wandung (11) des Kolbenhemds
(2) entlang mindestens 2/3 der axialen Länge des Kolbenhemds, vorzugsweise bis zu
einem unteren, der Ringpartie (6) abgewandten Endbereich (4) der Wandung (11) des
Kolbenhemds (1), erstreckt.
8. Kolben nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Innenfläche (12) der Wandung (11) des Kolbenhemds (2) eine Profilierung (61)
aufweist, wobei die Profilierung (61) vorzugsweise durch eine Rillenstruktur gebildet
ist.
9. Kolben nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
a) ein Übergangswandungsabschnitt des Kühlkanals (2) vorgesehen ist,
a1) der auf der zur Kolbeninnenseite zugewandten Seite des Kühlkanals (2) angeordnet
ist und
a2) der den oberen Bereich (3) des Kühlkanals (2), der im Bereich der Ringpartie (6)
umlaufend ausgeführt ist, mit dem unteren Bereich (4) des Kühlkanals (2) verbindet
und
a3) der einen schräg nach unten hin zum Kolbenhemd (1) verlaufenden Abschnitt (9)
aufweist, an den sich im unteren Bereich (4) des Kühlkanals eine sich im Vergleich
hierzu steiler nach unten verlaufende Wandung (14) des Kühlkanals (2), die zum Kolbenhemd
(1) gegenüberliegend angeordnet ist, anschließt.
10. Anordnung, umfassend
a) einen Kolben nach einem der vorhergehenden Ansprüche 2 oder 3 bis 9, wenn abhängig
von Anspruch 2, und
b) eine Ölspritzdüse, die zur Versorgung des Kolbens mit Schmiermittel vorgesehen
ist und so angeordnet ist, dass ein Kolbeninnenraum und eine Zulauföffnung des zweiten
Kühlkanals mit Schmiermittel von der Schmiermittelpumpe bespritzbar sind, und
c) eine Steuereinrichtung der Ölspritzdüse, wobei die Steuereinrichtung ausgebildet
ist, in Abhängigkeit von einem Betriebsparameter eines Verbrennungsmotors, aus dem
die aktuelle Motorlast ableitbar ist, die Schmiermittelpumpe wahlweise einzuschalten
oder abzuschalten.
11. Hubkolben-Verbrennungskraftmaschine, umfassend einen Kolben nach einem der Ansprüche
1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass die Hubkolben-Verbrennungskraftmaschine keine Ölspritzdüse zur Versorgung des Kolbens
mit Schmiermittel und/oder keinen Ölkühler zur Kühlung des Schmiermittels für die
Hubkolben-Verbrennungskraftmaschine aufweist.
12. Kraftfahrzeug, insbesondere Nutzfahrzeug, mit einem Kolben nach einem der Ansprüche
1 bis 9.