[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Einstellung einer proportionalen Druckregelkurve
in der Regelungselektronik einer Druckerhöhungsanlage zur Versorgung eines hydraulischen
Netzwerks in einem Gebäude mit einer Anzahl von Entnahmestellen. Die Erfindung betrifft
ferner eine Druckerhöhungsanlage zur Ausführung des Verfahrens.
[0002] Drückerhöhungsanlagen sind Pumpstationen mit einer oder mehreren parallelen Pumpenaggregaten
und finden vor allem in der Trinkwasserversorgung Verwendung. Sie erhöhen den Druck
des von einem Versorger bereitgestellten Trinkwassers und fördern dieses somit über
ein Rohrleitungssystem zu sämtlichen Entnahmestellen, wie Zapfhähnen, Toiletten, oder
Duschen. Dabei ist sicherzustellen, dass stets bei jeder Entnahmestelle ein ausreichender
Druck vorliegt, damit das Trinkwasser aus der Entnahmestelle fließt. Der tatsächliche
Druck am Verbraucher ist aber in der Regel nicht bekannt, so dass die Pumpstation
stets so überdimensioniert gewählt und übertrieben hoch eingestellt wird, dass auch
bei ungünstigen Systemzuständen, beispielsweise gleichzeitig geöffneten Entnahmestellen,
die am schlechtesten versorgte Entnahmestelle stets ausreichend versorgt wird.
[0003] Es ist bei Druckerhöhungsanlagen bekannt, auf einen konstanten, vorgegebenen Ausgangsdruck
zu regeln, der auch bei Schwankungen des Versorgerdrucks unabhängig vom Volumenstrom
durch die Pumpstation konstant gehalten wird. Dies ist als p-c-Regelung bekannt (
psoll = constant). Eine solche Konstantdruck-Regelung führt jedoch zu einem energetisch
nicht optimalen Betrieb, da die Druckverluste mit dem Volumenstrom ansteigen (
pV ∼
Q). Somit steht je nach Durchfluss Q an einer Entnahmestelle unterschiedlich viel Fließdruck
pFL zur Nutzung zur Verfügung. Um diesen Nachteil zu vermeiden, ist es ebenfalls bekannt,
eine Proportionaldruckkurve zu verwenden, entlang welcher die Druckerhöhungsanlage
geregelt wird, so dass ein Solldruckverlauf
psoll =
f(
Q) am Ausgang der Druckerhöhungsanlage vorliegt, d.h. eine sogenannte
p-v-Regelung. Eine solche proportionale Druckregelkurve ist für den Nutzer auch komfortabler,
weil sie zu geringeren Druckschwankungen an den Entnahmestellen führt.
[0004] Für eine geeignete und energieoptimale Einstellung einer
p-v-Regelkurve an der Druckerhöhungsanlage ist die Kenntnis der Druckverluste
pV im hydraulischen Netzwerk erforderlich, insbesondere zumindest derjenigen Druckverluste,
die von der Druckerhöhungsanlage über das Rohrleitungsnetz zur hydraulisch ungünstigsten
Entnahmestelle auftreten. Diese werden durch die sogenannte Anlagenkurve, auch Gebäudekennlinie
oder Systemkennlinie genannt, beschrieben. Die tatsächlichen Druckverluste sind jedoch
in der Regel nicht bekannt, insbesondere in demjenigen Fall nicht, dass eine neue
Druckerhöhungsanlage in einem Bestandsgebäude installiert wird. Eine optimale Einstellung
der Druckerhöhungsanlage ist hier schwierig.
[0005] Es sind Verfahren bekannt, eine Anlagenkurve zu ermitteln. Jedoch sind diese Verfahren
aufwändig, erfordern zum Teil Kenntnisse der Struktur des hydraulischen Netzes, Berechnungen
oder Messwertauswertungen und sind daher meist nur von Fachpersonal durchzuführen.
Häufig werden die Druckverluste abgeschätzt, was einen hohen Grad der Unsicherheit
über eine korrekte Einstellung der Druckerhöhungsanlage birgt.
[0006] Es ist daher Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein einfaches Verfahren zur Einstellung
einer proportionalen Druckregelkurve in der Regelungselektronik einer Druckerhöhungsanlage
zur Verfügung zu stellen, dass schnell und auch von ungeschulten Personen durchgeführt
werden kann und zu einer benutzerfreundlichen Einstellung der Druckerhöhungsanlage
führt.
[0007] Diese Aufgabe wird durch ein Verfahren mit den Merkmalen des Anspruchs 1 gelöst.
Vorteilhafte Weiterbildungen sind in den Unteransprüchen angegeben.
[0008] Erfindungsgemäß wird ein Verfahren zur Einstellung einer proportionalen Druckregelkurve
in der Regelungselektronik einer Druckerhöhungsanlage zur Versorgung eines hydraulischen
Netzwerks in einem Gebäude mit einer Anzahl von Entnahmestellen vorgeschlagen, bei
dem die Regelungselektronik bereits aus drei Anlagenwerten, welche
- einen Volumenstromwert (Q100%) eines gewünschten Maximalvolumenstroms auf der Druckregelkurve,
- einen Höhenwert (Hgeo) einer geodätischen Höhe und
- einen Fließdruckwert (pFL) eines gewünschten Fließdrucks an der ungünstigsten Entnahmestelle umfassen,
einen Minimaldruck (pQ=0) bei Volumenstrom null und einen Maximaldruck (pQ100%) bei dem Maximalvolumenstrom ermittelt, wobei die Druckregelkurve durch eine Verbindungslinie
zwischen dem Minimaldruck (pQ=0) und dem Maximaldruck (pQ100%) gebildet ist und von der Regelungselektronik eingestellt wird.
[0009] Dieses Verfahren ermöglicht die Einstellung einer geeigneten Druckregelungskurve
an der Druckerhöhungsanlage, ohne dass ein Nutzer Kenntnisse über die Druckverluste
im hydraulischen Netz haben muss. Es genügen bereits drei Anlagenwerte für die Einstellung.
Diese sind hier einfach zu ermitteln, so dass das Verfahren besonders benutzerfreundlich
ist.
[0010] Bei dem ersten Anlagenwert, dem Maximalvolumenstrom, handelt es sich um den Solldurchfluss,
der bei der höchsten in dem Gebäude gelegenen Entnahmestelle bei einer Wasserentnahme
vorliegen soll.
[0011] Unter einem Gebäude wird im Sinne der Erfindung ein Bauwerk verstanden, das einen
oder mehrere bedachte Räume umfasst, betreten werden kann und dem Aufenthalt von Menschen,
Tieren oder der Lagerung von Sachen dient. Die Räume müssen nicht unbedingt zu allen
Seiten geschlossen sein. Das Gebäude kann eine beliebige Anzahl an Etagen haben und
sich in die Höhe oder in die Tiefe erstrecken. Auch ist die Nutzung des Gebäudes für
private, öffentliche oder industrielle Zwecke beliebig. So kann das Gebäude beispielsweise,
jedoch nicht abschließend, ein Wohnhaus, ein Mehrfamilienhaus, ein Bürohaus, ein Hochhaus,
eine öffentliche Einrichtung wie eine Schule, eine Bibliothek, ein Krankenhaus, eine
Turnhalle etc. sein. Das Gebäude kann auch Teil eines Gebäudekomplexes sein, wie z.B.
bei einem Flughafen oder einem Messegelände.
[0012] Das hydraulische Netzwerk kann sich horizontal und/ oder vertikal erstrecken. Es
kann sich im gesamten Gebäude oder nur in einem Teil des Gebäudes erstrecken. In letzterem
Fall befinden sich beispielsweise nicht in allen Räumen Entnahmestellen sondern nur
in einigen Räumen. Ferner kann sich das hydraulische Netzwerk im Falle eines Gebäudes
mit mehreren Etagen nur über einige der Etagen erstrecken, d.h. nicht über alle Etagen
hinweg. Darüber hinaus kann sich das hydraulische Netzwerk auch über zwei oder mehr
Gebäude erstrecken, wie dies beispielsweise bei Wohnanlagen umfassend mehrere Häuser,
oder bei Reihenhäusern der Fall ist.
[0013] Als ungünstigste Entnahmestelle kann diejenige Entnahmestelle des Netzwerks betrachtet
werden, bis zu deren Erreichen ein gefördertes Medium von der Druckerhöhungsanlage
betrachtet die größten Druckverluste erfährt. Beispielsweise kann die ungünstigste
Entnahmestelle diejenige Entnahmestelle sein, die im Gebäude am höchsten liegt oder
am weitesten von der Drückerhöhungsanlage entfernt liegt.
[0014] Bevorzugt bildet der Volumenstromwert (Q
100%) einen werksseitig festgelegten Vorgabewert, dessen Bestätigung oder Änderung die
Regelungselektronik erwartet. Der Volumenstromwert muss somit nicht frei vom Nutzer
vorgegeben werden. Vielmehr schlägt die Regelungselektronik ihrerseits den Volumenstromwert
vor, der durch den werksseitig festgelegten und abgespeicherten Vorgabewert gebildet
ist. Der Nutzer kann diesen Vorgabewert annehmen oder abändern und auf diese Weise
entsprechend vorgeben. Somit bedarf es bei dem ersten Anlagenwert seitens des Nutzers
weder Kenntnisse der Druckerhöhungsanlage noch Kenntnisse des hydraulischen Netzes.
[0015] Die Änderung des Vorgabewerts für den Volumenstromwert kann vorteilhafterweise seitens
der Regelungselektronik auf einen bestimmten Änderungsbereich beschränkt sein, um
zu vermeiden, dass der Nutzer durch die Änderung einen unsinnigen Wert einstellt.
[0016] Geeigneterweise entspricht der Vorgabewert dem Volumenstrom bei maximaler hydraulischer
Leistung der Druckerhöhungsanlage. Der Vorgabewert liegt somit bezogen auf das Kennlinienfeld
der Drückerhöhungsanlage im HQ-Diagramm auf der maximalen Pumpenkurve. Dies stellt
sicher, dass entlang der Druckregelkurve die gesamte Leistung der Druckerhöhungsanlage
ausgenutzt werden kann.
[0017] Alternativ oder zusätzlich zum Vorgabewert kann vorgesehen sein, dass der Nutzer
den Volumenstromwert frei vorgibt. So kann der Volumenstromwert (Q
100%) einen von einem Nutzer vorgebbaren Eingabewert bilden, dessen Eingabe die Regelungselektronik
erwartet. Dies ermöglicht eine individuelle Anpassung der Drückerhöhungsanlage gemäß
dem Wunsch des Nutzers. Der Vorgabewert kann dem Nutzer hierbei zusätzlich als Vorschlag
oder Referenzwert von der Regelungselektronik angezeigt werden.
[0018] Bei dem zweiten Anlagenwert handelt es sich um die geodätische Höhe. Die geodätische
Höhe bezieht sich im Sinne der vorliegenden Erfindung auf den Höhenunterschied zwischen
der Druckerhöhungsanlage und der am höchsten gelegenen Entnahmestelle.
[0019] Vorzugsweise bildet der Höhenwert (H
geo) einen von einem Nutzer direkt vorzugebenden Eingabewert, dessen Eingabe die Regelungselektronik
erwartet. Bei diesem Höhenwert handelt es sich um eine einfach am Gebäude zu ermittelnde
Größe.
[0020] Alternativ kann vorgesehen sein, dass der Höhenwert (H
geo) aus einer anderen Information ermittelt wird, die ein Nutzer der Regelungselektronik
angibt. Hier sind vielfältige Ausführungsvarianten möglich.
[0021] Beispielsweise kann der Höhenwert aus einer vom Nutzer vorgegebenen Gebäudehöhe ermittelt
werden, deren Eingabe die Regelungselektronik erwartet. Diese berechnet dann den Höhenwert,
beispielsweise aus der Annahme, dass die Druckerhöhungsanlage im Keller aufgestellt
ist und sich die höchste Entnahmestelle im obersten Stock befindet. Im einfachsten
Fall kann die Gebäudehöhe als Höhenwert für die geodätische Höhe angenommen werden,
da das Maß, um das die Gebäudehöhe aufgrund der Aufstellung der Druckerhöhungsanlage
im Keller erhöht werden muss, annährend dem Maß entspricht, um das die Gebäudehöhe
aufgrund der Position der höchsten Entnahmestelle im Obergeschoss reduziert werden
muss. Vorzugsweise kann vorgesehen sein, dass der Nutzer den ermittelten Höhenwert
manuell ändern kann.
[0022] Alternativ kann der Höhenwert (H
geo) aus einer von dem Nutzer vorgegebenen Etagenanzahl ermittelt werden. Hierzu kann
in der Regelungselektronik pro Etage mit einer festen Etagenhöhe wie z.B. 3m gerechnet
werden. Um die Genauigkeit der Ermittlung des Höhenwerts zu verbessern, kann zusätzlich
auch die Etagenhöhe angegebene werden, deren Eingabe die Regelungselektronik erwartet.
So wird der Höhenwert aus der Etagenanzahl und der Etagenhöhe ermittelt.
[0023] Bevorzugt kann der Druckwert (p
FL) einen werksseitig festgelegten Vorgabewert bilden, dessen Bestätigung oder Änderung
die Regelungselektronik erwartet. Dieser Druckwert kann beispielsweise zwischen 1bar
und 3bar liegen. Der Druckwert muss somit nicht frei vom Nutzer vorgegeben werden.
Vielmehr schlägt die Regelungselektronik ihrerseits den Druckwert vor, der durch den
werksseitig festgelegten und abgespeicherten Vorgabewert gebildet ist. Der Nutzer
kann diesen Vorgabewert annehmen oder abändern und auf diese Weise entsprechend vorgeben.
Somit bedarf es auch bei dem dritten Anlagenwert seitens des Nutzers weder Kenntnisse
der Druckerhöhungsanlage noch Kenntnisse des hydraulischen Netzes.
[0024] Die Änderung des Vorgabewerts für den Druckwert kann vorteilhafterweise seitens der
Regelungselektronik auf einen bestimmten Änderungsbereich beschränkt sein, um zu vermeiden,
dass der Nutzer durch die Änderung einen unsinnigen Wert einstellt.
[0025] Alternativ oder zusätzlich zum Vorgabewert kann vorgesehen sein, dass der Nutzer
den Druckwert frei vorgibt. So kann der Druckwert einen von einem Nutzer vorgebbaren
Eingabewert bilden, dessen Eingabe die Regelungselektronik erwartet. Dies ermöglicht
eine individuelle Anpassung der Drückerhöhungsanlage gemäß dem Wunsch des Nutzers.
Der Vorgabewert kann dem Nutzer hierbei zusätzlich als Vorschlag oder Referenzwert
von der Regelungselektronik angezeigt werden.
[0026] In einer Ausführungsvariante wird aus dem Höhenwert (H
geo) ein geodätischer Druckwert (p
geo) berechnet bzw. der Höhenwert in den Druckwert umgerechnet. Anschließend wird der
Minimaldruck (p
Q=0) aus der Summe dieses geodätischen Druckwerks (p
geo) und dem Fließdruckwert (p
FL) gebildet. Der Minimaldruck bildet den untersten Punkt der einzustellenden Druckregelkurve,
der somit feststeht.
[0027] In einer Ausführungsvariante wird aus dem Volumenstromwert (Q
100%) anhand einer Trendfunktion (T1-T5) ein Maximaldruckverlust (Δp
loss,max) berechnet, und der Maximaldruck (p
Q100%) aus der Summe des Minimaldrucks (p
Q=0) und dem Maximaldruckverlust (Δp
loss,max) gebildet. Der Maximaldruck bildet den höchsten Punkt der einzustellenden Druckregelkurve,
der somit ebenfalls feststeht. Im Ergebnis ist somit die gesamte Druckregelkurve festgelegt
und kann von der Regelungselektronik eingestellt werden.
[0028] Eine Trendfunktion im Sinne der vorliegenden Erfindung beschreibt die Abhängigkeit
des Maximaldruckverlusts (Δp
loss,max) vom Volumenstrom (Q) gemäß einer Wurzelfunktion. Eine solche Trendfunktion kann
empirisch ermittelt werden, beispielsweise anhand einer normkonformen Rohrdimensionierung
und der Druckverlustberechnung gemäß allgemein bekannter Literaturangaben bei einem
hydraulischen Netzwerk, anhand derer die Anlagenkennlinie ermittelt werden kann. So
kann jeder Rohrdimensionierung eine bestimmte Trendfunktion zugeordnet werden. Entspricht
die Rohrdimensionierung einer bestimmten Auslegungsnorm, kann somit auch dieser bestimmten
Auslegungsnorm eine bestimmte Trendfunktion zugeordnet werden.
[0029] Aufgrund der zeitlich unterschiedlichen Gültigkeiten der Auslegungsnormen ist vorteilhafterweise
ein Zusammenhang zwischen der angewendeten Auslegungsnorm und dem Gebäudealter gegeben.
Dies bedeutet, dass einem Gebäudealter auch eine bestimmte Trendfunktion zugeordnet
werden kann bzw. zugeordnet ist.
[0030] Die Trendfunktionen für unterschiedliche Rohrdimensionierungen bzw. unterschiedliche
Auslegungsnormen unterscheiden sich insbesondere nur durch ihre Steigung, welche durch
einen Faktor beschrieben werden kann. Aus dieser Erkenntnis heraus kann die Trendfunktion
vorteilhafterweise die Abhängigkeit des Maximaldruckverlusts (Δp
loss,max) vom Volumenstrom (Q) gemäß einer Wurzelfunktion beschreiben, deren Steigung durch
einen auswählbaren Auslegungsfaktor (k
A) definiert ist. Somit legt der Auslegungsfaktor die Steigung der Trendfunktion fest,
so dass in der Regelungselektronik nur eine einzige Trendfunktion abgespeichert werden
braucht. Dies kann als Wertetabelle oder als Funktion erfolgen.
[0031] Standardmäßig kann ein vordefinierter mittlerer Wert des Auslegungsfaktors (k
A) verwendet werden, um die Trendfunktion festzustellen und den Maximaldruckverlust
zu berechnen.
[0032] Eine höhere Genauigkeit lässt sich jedoch dadurch erzielen, dass die Trendfunktion,
respektive ihre Steigung, über den Auslegungsfaktor an das hydraulische Netz in dem
Gebäude angepasst wird. Hierfür kann vorteilhafterweise der Umstand ausgenutzt werden,
dass das Alter des Gebäudes mit einer bestimmten Auslegungsnorm und folglich mit einer
bestimmten Trendfunktion korreliert. So kann jedem Gebäudealter ein Auslegungsfaktor
(k
A) zugeordnet sein, der eine entsprechende Anpassung einer hinterlegten Referenztrendfunktion
(Trendfunktion für k
A = 1) an das Gebäude bewirkt.
[0033] Vorzugsweise kann bei dem erfindungsgemäßen Verfahren vorgesehen sein, dass die Regelungselektronik
die Vorgabe des Gebäudealters des Gebäudes erwartet und anschließend anhand dem vom
Nutzer eingegebenen Gebäudealter den Auslegungsfaktor (k
A) aus einer Anzahl hinterlegter Auslegungsfaktoren auswählt. Es wird dann die entsprechende
Trendfunktion, deren Steigung durch den ausgewählten Auslegungsfaktor (k
A) definiert ist, für die Berechnung des Maximaldruckverlusts verwendet.
[0034] Auch bei dem Gebäudealter handelt es sich um eine einfach zu ermittelnde Größe, für
die der Nutzer weder technische Kenntnisse über das Kennlinienfeld der Druckerhöhungsanlage
noch Kenntnisse über das hydraulische Netz des Gebäudes benötigt. Er kann somit auf
einfache Weise und mit wenigen Eingangsgrößen eine für das Gebäude respektive das
hydraulische Netz energetisch gute proportionale Druckregelkurve bei der Druckerhöhungsanlage
eingestellt werden, wobei die Regelungselektronik der Druckerhöhungsanlage dies selbst
vornimmt.
[0035] Die Erfindung betrifft auch eine Druckerhöhungsanlage zur Versorgung eines hydraulischen
Netzwerks in einem Gebäude mit einer Anzahl von Entnahmestellen, umfassend zumindest
ein Pumpenaggregat und eine dieses regelnde Regelungselektronik, wobei die Regelungselektronik
eingerichtet ist, das erfindungsgemäße Verfahren auszuführen.
[0036] Das erfindungsgemäße Verfahren kann beispielsweise in Gestalt eines softwarebasierten
Einstellungsassistenten in der Regelungselektronik hinterlegt, welcher somit die Einstellung
der Druckregelkurve an der Druckerhöhungsanlage erleichtert.
[0037] Weitere Merkmale und Vorteile des erfindungsgemäßen Verfahrens werden nachfolgend
anhand eines Ausführungsbeispiels und der beigefügten Figuren beschrieben.
[0038] Es zeigen:
- Fig. 1:
- HQ einer Druckerhöhungsanlage mit optimaler Druckregelkurve
- Fig. 2:
- erweitertes HQ Diagramm
- Fig. 3:
- HQ-Diagramm mit Trendfunktionen
[0039] Fig. 1 zeigt ein HQ-Diagramm mit zwei maximalen Pumpenkurven 2, 3 für eine Druckerhöhungsanlage
mit beispielhaft zwei parallel betreibbaren Pumpenaggregaten. Die äußere maximale
Pumpenkurve 3 liegt im gemeinsamen Betrieb beider Pumpenaggregate mit maximaler Drehzahl
vor. Der Nennpunkt der Druckerhöhungsanlage H
set, Q
set liegt auf der äußeren Pumpenkurve 3. Eine optimal geregelte Druckerhöhungsanlage
hat eine proportionale Druckregelkurve 1, die durch diesen Nennpunkt H
set, Q
set verläuft und der Förderhöhenunterschied H
set - H
Q=0 entlang der Regelkurve 1 gerade den maximal auftretendes Druckverlusten Δp
loss,max entspricht. Um diese Regelkurve 1 zu finden und einzustellen, werden der Regelungselektronik
der Druckerhöhungsanlage erfindungsgemäß drei Anlagenwerten vorgegeben:
- ein Volumenstromwert Q100% eines gewünschten Maximalvolumenstroms auf der Druckregelkurve 1,
- einen Höhenwert Hgeo einer geodätischen Höhe und
- einen Fließdruckwert pFL eines gewünschten Fließdrucks an der ungünstigsten Entnahmestelle.
[0040] Der Maximalvolumenstrom ist der maximale Volumenstrom auf der Druckregelkurve. In
der Praxis kann der Volumenstrom hierüber hinausgehen, die Druckregelkurve geht dann
in ein Plateau über, wobei ein Konstantdruck vorgegeben ist und die maximale Pumpenkurve
die Grenze bildet.
[0041] Da sich die Druckerhöhungsanlage selbst kennt, bzw. der Hersteller der Druckerhöhungsanlage
Kenntnis über ihre Pumpenkennlinien hat, kann der Volumenstromwert Q
100% vom Hersteller werksseitig vorgegeben werden und zwar als derjenige Volumenstromwert,
der dem Volumenstrom Q
set im Nennbetriebspunkt entspricht. Der Nutzer braucht diesen vorgeschlagenen Vorgabewert
dann nur noch an der Regelungselektronik bestätigen. Beispielsweise beträgt der Maximalvolumenstrom
Q
100% = 8,3 m
3/h.
[0042] Der Fließdruck ist der statische Überdruck eines fließenden Mediums, der an der ungünstigsten
Entnahmestelle bei einem Zapfvorgang vorhanden sein muss, damit die geforderte Wassermenge
ausfließen kann. Auch bei dem Fließdruck kann ein Vorgabewert verwendet werden, der
dem Nutzer vorgeschlagen wird, da an einer Entnahmestelle üblicherweise mindestens
1 bar vorzugsweise 2 bar Fließdruck p
FL anliegen sollte, um einen angemessenen Durchfluss zu erhalten. Auch hier braucht
der Nutzer lediglich diesen vorgeschlagenen Vorgabewert an der Regelungselektronik
zu bestätigen.
[0043] Somit muss der Nutzer lediglich den geodätischen Höhenwert angeben. Die geodätische
Höhe entspricht hier dem Höhenunterschied zwischen der Druckerhöhungsanlage und der
am höchsten gelegenen Entnahmestelle und kann somit auf einfache Weise vom Nutzer
ermittelt werden. Beispielsweise beträgt die geodätische Höhe 24m.
[0044] Aus den drei Anlagenwerten ermittelt die Regelungselektronik einen Minimaldruck p
Q=0 bei Volumenstrom null und einen Maximaldruck p
Q100% bei dem vorgegebenen Maximalvolumenstrom Q
100%, die in Fig. 2 eingezeichnet sind. Der Minimaldruck p
Q=0 ergibt sich aus einer reinen Umrechnung des geodätischen Höhenwerts H
geo in einen Druckwert und Addition des Fließdruckwerts p
FL Mit den beispielhaft genannten numerischen Werten ergibt sich ein Minimaldruck po=o
von 4,35 bar (H
geo/ 10,21 + p
FL). Der Maximaldruck p
Q100% ergibt sich aus einer reinen Umrechnung des geodätischen Höhenwerts H
geo in einen Druckwert, Addition des Fließdruckwerts p
FL sowie Addition eines Maximaldruckverlusts Δp
loss,max. Mit den beispielhaft genannten numerischen Werten ergibt sich ein Maximaldruck p
Q100% von 5,15 bar (H
geo/ 10,21 + p
FL + Δp
loss,max).
[0045] Die zu ermittelnde Druckregelkurve 1 ist durch eine Verbindungslinie zwischen dem
Minimaldruck p
Q=0 und dem Maximaldruck p
Q100% gebildet und wird von der Regelungselektronik nach ihrer Ermittlung eingestellt.
[0046] Die Berechnung des Maximaldruckverlusts Δp
loss,max wird anhand von Fig. 3 veranschaulicht. Diese zeigt rein beispielhaft fünf Trendfunktionen
T1 bis T5, die die Abhängigkeit des Maximaldruckverlusts Δp
loss,max vom Volumenstrom jeweils gemäß einer Wurzelfunktion beschreiben. Die Trendfunktionen
T1 bis T5 unterscheiden sich hier lediglich in ihrer Steigung, die durch einen Auslegungsfaktor
k
A beschrieben ist. Die Steigung der Trendfunktion ist abhängig vom hydraulischen Netzwerk
des Gebäudes, welches die Druckerhöhungsanlage bedient, beispielsweise vom Rohrleitungsdurchmesser.
[0047] Zur Berechnung des Maximaldruckverlusts kann ohne Differenzierung zwischen den einzelnen
Trendfunktionen T1 bis T5 eine repräsentative, mittlere Trendfunktion T3 verwendet
werden, welcher z.B. der Auslegungsfaktor k
A = 1 zugeordnet ist. So ergibt sich bei der mittleren Trendfunktion T3 in Fig. 3 für
einen Maximalvolumenstrom Q
100% = 8,3 m
3/h ein Maximaldruckverlust Δp
loss,max von 0,8 bar.
[0048] Die Trendfunktionen T1, T2, T4 und T5 sind empirisch ermittelt anhand der Rohrdimensionierung
hydraulischer Anlagen gemäß verschiedener Auslegungsnormen 1, 2, 3 und 4 und allgemein
bekannter Druckverlustberechnung nach Literaturangaben. Als Auslegungsnorm kann beispielsweise
die DIN 1988 herangezogen werden, die die technischen Regeln für neue TrinkwasserInstallationen
beschreibt und die damit verbundene, korrekte Auswahl der Rohrdurchmesser angibt.
Diese Auslegungsnorm wurde in den vergangenen Jahrzehnten mehrfach abgeändert und
die darin genannten Rohrdurchmesser angepasst, so dass während der Gültigkeit einer
bestimmten Auslegungsnorm auch ein bestimmter Rohrdurchmesser gültig war. Aufgrund
der empirischen Ermittlung einer bestimmten Trendfunktion aus einem oder mehreren
bestimmten Rohrdurchmesser(n), ist somit auch jeder Auslegungsnorm für Rohrdurchmesser
eine bestimmte Trendfunktion zugeordnet, die für die Berechnung des Maximaldruckverlusts
herangezogen werden kann. Neben der DIN 1988 und ihren verschiedenen Versionen kann
beispielsweise auch die DIN EN 806 herangezogen werden.
[0049] Somit kann über das Gebäudealter eine geeignete Trendfunktion ermittelt werden, um
die Maximaldruckverluste genauer zu ermitteln als mittels der repräsentativen, mittleren
Trendfunktion T3.
[0050] Es kann somit vorgesehen sein, dass die Regelungselektronik eine Eingabe des Gebäudealters
erwartet. Entsprechend kann das Gebäudealter vom Nutzer vorgegeben werden. Die Regelungselektronik
wählt dann entsprechend dem eingegebenen Gebäudealter eine der Trendfunktionen aus.
Hierfür können sämtliche Trendfunktionen in der Regelungselektronik hinterlegt sein,
beispielsweise in Gestalt einer Wertetabelle oder in Gestalt einer mathematischen
Funktion. Um den Speicherbedarf zu minimieren kann der Auslegungsfaktor k
A herangezogen werden, wobei jedem Gebäudealter ein Auslegungsfaktor k
A zugeordnet ist und nach der Eingabe des Gebäudealters durch den Nutzer ausgewählt
wird. Es muss dann nur eine Trendfunktion, beispielsweise die mittlere Trendfunktion
T3 in der Regelungselektronik hinterlegt werden, welche dann mit dem Auslegungsfaktor
k
A schlichtweg multipliziert wird.
[0051] Untersuchungen haben gezeigt, dass die Trendfunktion bei Trinkwasserinstallationen
mit vergleichsweise hoher geodätischer Höhe steiler sein sollte, als bei Trinkwasserinstallationen
mit geringerer geodätischer Höhe. Aus diesem Grund ist es zur Verbesserung der Genauigkeit
bei der Ermittlung der Maximaldruckverluste von Vorteil, die Steigung der Trendfunktion
abhängig von der geodätischen Höhe H
geo zu gestalten. Zu diesem Zweck kann ein mit der Trendfunktion zu multiplizierender
Höhenfaktor k
E berücksichtigt werden, der umso größer ist, je höher die geodätische Höhe ist. Unterhalb
eines Grenzwerts von beispielsweise 40m kann dieser Höhenfaktor beispielswiese 1 sein,
oberhalb des Grenzwerts linear ansteigen, beispielsweise bei 125m gleich 2 sein, so
dass die Steigung verdoppelt wird.
1. Verfahren zur Einstellung einer proportionalen Druckregelkurve (1) in der Regelungselektronik
einer Druckerhöhungsanlage zur Versorgung eines hydraulischen Netzwerks in einem Gebäude
mit einer Anzahl von Entnahmestellen,
dadurch gekennzeichnet, dass die Regelungselektronik bereits aus drei Anlagenwerten, welche
- einen Volumenstromwert (Q100%) eines gewünschten Maximalvolumenstroms auf der Druckregelkurve (1),
- einen Höhenwert (Hgeo) einer geodätischen Höhe und
- einen Fließdruckwert (pFL) eines gewünschten Fließdrucks an der ungünstigsten Entnahmestelle umfassen,
einen Minimaldruck (p
Q=0) bei Volumenstrom null und einen Maximaldruck (p
Q100%) bei dem Maximalvolumenstrom ermittelt, wobei die Druckregelkurve (1) durch eine
Verbindungslinie zwischen dem Minimaldruck (p
Q=0) und dem Maximaldruck (p
Q100%) gebildet ist und von der Regelungselektronik eingestellt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Volumenstromwert (Q100%) einen werksseitig festgelegten Vorgabewert bildet, dessen Bestätigung oder Änderung
die Regelungselektronik erwartet.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass der Vorgabewert dem Volumenstrom bei maximaler hydraulischer Leistung der Druckerhöhungsanlage
entspricht.
4. Verfahren nach Anspruch 1, 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, dass der Volumenstromwert (Q100%) einen von einem Nutzer vorgebbaren Eingabewert bildet, dessen Eingabe die Regelungselektronik
erwartet.
5. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Höhenwert (Hgeo) einen von einem Nutzer direkt vorzugebenden Eingabewert bildet, dessen Eingabe die
Regelungselektronik erwartet.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass der Höhenwert (Hgeo) aus einer von einem Nutzer vorgegebenen Gebäudehöhe ermittelt wird, deren Eingabe
die Regelungselektronik erwartet.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass der Höhenwert (Hgeo) aus einer von einem Nutzer vorgegebenen Etagenanzahl ermittelt wird, insbesondere
aus einer Etagenanzahl und einer Etagenhöhe, deren Eingabe die Regelungselektronik
erwartet.
8. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Druckwert (pFL) einen werksseitig festgelegten Vorgabewert bildet, vorzugsweise 3bar, dessen Bestätigung
oder Änderung die Regelungselektronik erwartet.
9. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Druckwert (pFL) einen von einem Nutzer vorgebbaren Eingabewert bildet, dessen Eingabe die Regelungselektronik
erwartet.
10. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass aus dem Höhenwert (Hgeo) ein geodätischer Druckwert (pgeo) berechnet, und der Minimaldruck (pQ=0) aus der Summe dieses geodätischen Druckwerks (pgeo) und dem Fließdruckwert (pFL) gebildet wird.
11. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass aus dem Volumenstromwert (Q100%) anhand einer Trendfunktion (T1-T5) ein Maximaldruckverlust (Δploss,max) berechnet, und der Maximaldruck (pQ100%) aus der Summe des Minimaldrucks (pQ=0) und dem Maximaldruckverlust gebildet wird.
12. Verfahren nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, dass die Trendfunktion (T1-T5) die Abhängigkeit des Maximaldruckverlusts (Δploss,max) vom Volumenstrom (Q) gemäß einer Wurzelfunktion beschreibt, deren Steigung durch
einen auswählbaren Auslegungsfaktor (kA) definiert ist.
13. Verfahren nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, dass standardmäßig ein vordefinierter mittlerer Wert des Auslegungsfaktors (kA) verwendet wird.
14. Verfahren nach Anspruch 12 oder 13, dadurch gekennzeichnet, dass die Regelungselektronik die Vorgabe eines Gebäudealters des Gebäudes erwartet, und
anhand dem vom Nutzer eingegebenen Gebäudealter den Auslegungsfaktor (kA) aus einer Anzahl hinterlegter Auslegungsfaktoren auswählt.
15. Druckerhöhungsanlage zur Versorgung eines hydraulischen Netzwerks in einem Gebäude
mit einer Anzahl von Entnahmestellen, umfassend zumindest ein Pumpenaggregat und eine
dieses regelnde Regelungselektronik, dadurch gekennzeichnet, dass die Regelungselektronik eingerichtet ist, das Verfahren nach einem der Ansprüche
1 bis 14 auszuführen.