[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Gewinnung von Druckstickstoff durch Tieftemperaturzerlegung
von Luft gemäß dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1.
[0002] Das Verfahren bezieht sich insbesondere auf Systeme mit Entnahme von Stickstoffprodukt
aus der Hochdrucksäule. Das Stickstoffprodukt kann aus beiden Säulen stammen, zum
Beispiel durch Herausführen von gasförmigem Stickstoff (GAN) sowohl unmittelbar aus
der Niederdrucksäule als auch aus der Hochdrucksäule. Alternativ kann mindestens ein
Teil des Niederdrucksäulenstickstoffs flüssig (LIN) entnommen, in die Hochdrucksäule
eingespeist und von dort als GAN-Produkt abgezogen werden. Derartige Verfahren mit
"Zurückpumpen" von Niederdrucksäulen-LIN in die Hochdrucksäule sind aus
US 2004244417 A1, Figur 2,
DE 19933557 oder
EP 1022530 bekannt. Bei solchen Prozessen werden in der Regel Hauptkondensatoren und Niederdrucksäulen-Kopfkondensatoren
eingesetzt, die auf ihrer Verdampfungsseite als Badverdampfer ausgebildet sind. Dies
stellt die bewährteste Verdampferform dar, bei der insbesondere keine betriebstechnischen
Schwierigkeiten aufgrund schwerer als Sauerstoff flüchtiger Komponenten wie zum Beispiel
Propan zu erwarten sind. Energetisch sind Badkondensatoren allerdings nicht optimal,
weil die hydrostatische Höhe im Flüssigkeitsbad zu einer erhöhten Verdampfungstemperatur
führt.
[0003] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, das eingangs genannte Verfahren und eine
entsprechende Vorrichtung hinsichtlich des Energieverbrauchs zu verbessern und gleichzeitig
den sicheren Betrieb des Systems zu erlauben.
[0004] Diese Aufgabe wird durch die Gesamtheit der Merkmale des Patentanspruchs 1 gelöst.
[0005] Die Verwendung eines Forced-Flow-Verdampfers als Niederdrucksäulen-Kopfkondensator
erlaubt eine besonders niedrigere Druckdifferenz zwischen verdampfendem und kondensierendem
Strom bei dergleichen mittleren Temperaturdifferenz wie bei einem Badverdampfer. Dies
verringert spürbar den Energieverbrauch der Anlage, beispielsweise um 3,2 % bei einem
Produktabgabedruck im Stickstoff von 10 bar, der dem Hochdrucksäulendruck entspricht;
rechnet man eine Weiterverdichtung von 10 auf 60 bar mit ein, so liegt die Energieersparnis
bei 2,2 % des Gesamtenergieverbrauchs.
[0006] Allerdings verschwindet mit dem Flüssigkeitsbad über der Niederdrucksäule auch die
Möglichkeit, einen Spülstrom zu entnehmen und Schwersiedende, insbesondere Propan,
auszuschleusen. Dies wird bei der Erfindung dadurch kompensiert, dass ein Spülstrom
vom Sumpf der Hochdrucksäule abgezogen wird. Oberhalb dieser Entnahme (und der Zuspeisung
der Einsatzluft) ist ein Sperrbodenabschnitt vorgesehen, der die Schwersiedenden,
insbesondere Propan, im Sumpf der Hochdrucksäule zurückhält. Der sauerstoffangereicherte
Flüssigstrom für die Niederdrucksäule wird oberhalb des Sperrbodenabschnitts entnommen
und enthält weniger Schwersiedende und insbesondere praktisch kein Propan mehr. Schon
mit zwei theoretischen Böden in dem Sperrbodenabschnitt werden bei einem Propangehalt
von 0,0075 ppm in der Luft stromabwärts der Luftreinigung (mit einer beispielhaften
Annahme für Propanrückhaltung im Molekularsieb der Luftreinigung von ca. 85%) 99,8
% des Propans mit dem Spülstrom entfernt. Auch N
2O wird dabei zu 84 % abgeschieden (relativ zu der N
2O-Menge, welche die Luftreinigung passiert). Die Abscheidungsgrade anderer Komponenten
liegen bei 69 % bei C
2H
6, 15 % bei C2H4 und etwa 2,5 % bei Methan, das weniger kritisch ist. Unter "Schwersiedenden"
werden hier Stoffe verstanden, die eine höhere Verdampfungstemperatur als Sauerstoff
aufweisen.
[0007] Grundsätzlich kann mit den genannten Maßnahmen ein sicherer Betrieb der Anlage gewährleistet
werden. Diese Maßnahmen sind für sich bekannt aus
WO 2016131545 A1, werden dort aber bei relativ hohem Verfahrensdruck angewendet, der dazu führt, dass
es keine Vorverflüssigung gibt, also keine Verflüssigung der Einsatzluft stromaufwärts
der Destillation, sondern die gesamte Luft gasförmig in die Hochdrucksäule eingeleitet
wird.
[0008] Insgesamt gibt es folgende Unterschiede zwischen dem eingangs genannten Verfahren
gemäß
US 2004244417 A1, Figur 2 und demjenigen von
WO 2016131545 A1 :
| US 2004244417 A1 |
WO 2016131545 A1 |
| Hoher Luftdruck, deutlich über Hochdrucksäulendruck. |
Gesamtluft wird lediglich auf Hochdrucksäulendruck verdichtet. |
| 10 % Flüssigkeitsproduktion |
Gasförmiger Hochdruck-Stickstoff als Hauptprodukt |
| Großer Drosselstrom (Gesamtluft ohne Turbinenluft) über 232 |
Kein Drosselstrom |
| Badverdampfer |
Forced-Flow-Verdampfer |
| Restgasturbine macht nur Kälte (treibt keinen Kaltverdichter an) |
Restgasturbine mach nur Druck (treibt Kaltverdichter an) |
[0009] Die beiden Verfahren haben einen derart unterschiedlichen Charakter, dass eine Kombination
für den unvoreingenommenen Fachmann in keinem Fall in Frage käme.
[0010] Die Einsatzluft enthält bei
US 2004244417 A1 wegen des relativ geringen Drucks im Prozess (beziehungsweise relativ geringer Druckdifferenz
zu den aus dem Rektifikationssystem austretenden Strömen) auch einen geringfügigen
Flüssiganteil bei der Einspeisung in die Hochdrucksäule - dies gälte selbst bei sehr
geringer Flüssigproduktgewinnung oder reinem Gasbetrieb. Deshalb würde relativ viel
Flüssigkeit im Sumpf der Hochdrucksäule landen, wenn man die oben genannten Maßnahmen
(siehe auch
WO 2016131545 A1) auf eines dieser Verfahren anwendete. Diese Menge würde insgesamt mit dem Spülstrom
abgezogen und die Produktausbeute spürbar verringern beziehungsweise den Energieverbrauch
der Anlage negativ beeinflussen.
[0011] Aus diesem Grunde enthält Patentanspruch 1 noch ein weiteres Merkmal, gemäß dem der
gasförmige Stickstoffstrom aus der Hochdrucksäule vor seiner Anwärmung im Hauptwärmetauscher
in einem Unterkühlungs-Gegenströmer in indirektem Wärmeaustausch mit dem sauerstoffangereicherter
Flüssigstrom aus der Hochdrucksäule angewärmt wird. Es erscheint auf den ersten Blick
unklar, was diese Maßnahme mit der Ausschleusung der Schwersiedenden zu tun haben
soll. Sie führt jedenfalls zu einer Erhöhung der Enthalpie des gasförmigen Stickstoffstroms
beim Eintritt in den Hauptwärmetauscher. Da die Enthalpiedifferenz eines Bilanzkreises
um das Destillationssäulen-System herum (bei unveränderten Produktmengen und konstantem
Wärmeeinfall aus der Umgebung) unverändert bleibt, bewirkt dies eine Temperaturerhöhung
am kalten Ende des Hauptwärmetauschers. Dies spürt der sich abkühlende Einsatzluftstrom;
er weist daher ebenfalls eine höhere Enthalpie und eine höhere Temperatur als ohne
Anwärmung des Stickstoffs im Unterkühlungs-Gegenströmer auf. Diese Enthalpieerhöhung
verhindert oder vermindert eine Vorverflüssigung der Luft und führt in vielen Fällen
sogar dazu, dass der Luftstrom am Eintritt in die Hochdrucksäule leicht überhitzt
ist, seine Temperatur also etwas über der Taupunktstemperatur liegt; die Temperaturdifferenz
zum Taupunkt beträgt im Fall der Überhitzung beispielsweise 1,4 K (beim Verfahren
mit "Zurückpumpen" von Niederdrucksäulen-LIN in die Hochdrucksäule und Entnahme des
Stickstoffproduktes hauptsächlich aus der Hochdrucksäule) . Damit enthält die Einsatzluft
beim Eintritt in die Hochdrucksäule keine Flüssigkeit mehr, und der Spülstrom besteht
nur noch aus der Rücklaufflüssigkeit, die unten aus dem Sperrbodenabschnitt austritt.
[0012] Bezogen auf eine Einsatzluftmenge von 100.000 Nm
3/h ist diese durch die Anwärmung des Druckstickstoffs im Unterkühlungs-Gegenströmer
erzeugte Überhitzung der Einsatzluft wesentlich und entspricht einer Flüssigproduktion
von ca. 1.000 Nm
3/h Flüssigstickstoff. Es kann also beispielsweise etwa 1 % der Luftmenge als Flüssigprodukt
gewonnen, ohne dass Vorverflüssigung entsteht; vielmehr kann die gesamte Luftmenge
gasförmig in die Hochdrucksäule eingeleitet werden. Aber auch bei höheren Mengen an
Flüssigstickstoffproduktion (bis etwa 2 % der Luftmenge) bleibt eine gewisse Überhitzung
im Luftstrom bestehen, da mit steigender Flüssigproduktion der Einsatzluftdruck angehoben
wird.
[0013] In einem konkreten Zahlenbeispiel für eine Anlage mit 100.000 Nm
3/h Einsatzluft und einer Flüssigproduktion von weniger als 0,1 % der Einsatzluftmenge
wird im Folgenden die Erfindung mit einer Betriebsweise ohne Leitung des Druckstickstoffs
durch den Unterkühlungs-Gegenströmer verglichen. Verzichtet man auf diese Maßnahmen,
strömen 96.600 Nm
3/h Luft mit 8,50 bar und einem Dampfanteil von 0,9966864 in die Hochdrucksäule ein,
das heißt 320 Nm
3/h Luft gehen flüssig in die Hochdrucksäule (Vorverflüssigung). Betreibt man das Verfahren
demgegenüber erfindungsgemäß, werden 96.105 Nm
3/h unter 8.55 bar mit einer Überhitzung von 1,405 K (mit ähnlicher Größe des Hauptwärmetauscher
bzw. mit gleicher mittleren Temperatur im Hauptwärmetauscher im Vergleich zum Fall
mit Anwärmung des Druckstickstoffs im Unterkühlungs-Gegenströmer) in die Hochdrucksäule
eingespeist. Obwohl diese Temperaturdifferenz zum Taupunkt auf den ersten Blick gering
wirkt, hat sie einen sehr großen Effekt auf den Prozess, weil sie ja die gesamte in
die Hochdrucksäule einströmende Luftmenge betrifft.
[0014] Mit Hilfe der erfindungsgemäßen Anwärmung des Druckstickstoffs im Unterkühlungs-Gegenströmer
wird also der Anteil der Luft, die flüssig in die Hochdrucksäule geleitet wird, bei
einem Verfahren reduziert, bei dem ansonsten mehr Vorverflüssigung auftreten würde.
Diese "Reduktion" kann bis Null gehen oder auch darüber hinaus zu einer Überhitzung
der in die Hochdrucksäule eingespeisten Luft führen, also zu einer Erwärmung über
den Taupunkt hinaus. Die Erfindung bezieht sich nicht auf Verfahren, bei denen bereits
ohne Einleitung des Druckstickstoffs in den Unterkühlungs-Gegenströmer keine Vorverflüssigung
auftritt.
[0015] Die beschriebene Maßnahme ist apparativ relativ einfach, aber sehr wirksam. Sie nutzt
eine ohnehin benötigte Apparatur, den Unterkühlungs-Gegenströmer, und erlaubt eine
stabile Einstellung der Spülstrommenge, die aus dem Hochdrucksäulensumpf entnommen
wird, bei guter Produktausbeute und relativ geringem Energieverbrauch. Insgesamt ergibt
sich ein besonders effizientes Verfahren zur Gewinnung von Druckstickstoff.
[0016] Die Betriebsdrücke bei dem erfindungsgemäßen Verfahren betragen: Niederdrucksäule
(am Kopf):
beispielsweise 4,0 bis 7,0 bar, vorzugsweise 4,5 bis 6,5 bar
[0017] Hochdrucksäule (am Kopf):
beispielsweise 7 bis 12 bar, vorzugsweise 8 bis 11 bar
[0018] Niederdrucksäulen-Kopfkondensator auf der Verdampfungsseite:
beispielsweise 1,5 bis 3,5 bar, vorzugsweise 1,9 bis 3,2 bar
[0019] Mit Hilfe der Erfindung kann die Vorverflüssigung reduziert werden. In einzelnen
Fällen wird noch eine verminderte Vorverflüssigung auftreten. Vorzugsweise wird die
Vorverflüssigung durch die Erfindung jedoch vollständig beseitigt, das heißt, die
Einsatzluft strömt komplett gasförmig unter Tautemperatur oder mit leichter Überhitzung
in die Hochdrucksäule. Unter "leichter Überhitzung" wird hier eine Temperaturdifferenz
von mindestens 0,1 K, beispielsweise (je nach Flüssigproduktion) 0,1 K bis 2,0 K,
vorzugsweise 0,2 K bis 1,8 K verstanden.
[0020] Vorzugsweise wird der als Forced-Flow-Verdampfer betriebene Verdampfungsraum mit
einer sauerstoffreichen Flüssigkeit aus der Niederdrucksäule betrieben; diese kann
insbesondere aus dem Sumpf der Niederdrucksäule stammen. Das im Verdampfungsraum des
Niederdrucksäulen-Kopfkondensators erzeugte Gas wird vorzugsweise als Restgas in dem
Hauptwärmetauscher auf eine Zwischentemperatur angewärmt und anschließend in einer
Restgasturbine arbeitsleistend entspannt, danach wieder in den Hauptwärmetauscher
eingeführt und auf etwa Umgebungstemperatur angewärmt. Hierdurch kann auf wirtschaftliche
Weise Kälte für das Verfahren gewonnen werden.
[0021] Die Restgasturbine kann von einem elektrischen Generator oder von einem Verdichter
gebremst werden. Letzterer kann zum Beispiel das angewärmte entspannte Restgas oder
einen Teil davon verdichten.
[0022] Weiter erhöht werden kann die Effizienz des Verfahrens, wenn auch der Verdampfungsraum
des Hauptkondensators als Forced-Flow-Verdampfer ausgebildet ist.
[0023] Die Erfindung betrifft außerdem eine Vorrichtung gemäß Patentanspruch 10. Die erfindungsgemäße
Vorrichtung kann durch Vorrichtungsmerkmale ergänzt werden, die den Merkmalen einzelner,
mehrerer oder aller abhängigen Verfahrensansprüche entsprechen.
[0024] Die Erfindung sowie weitere Einzelheiten der Erfindung werden im Folgenden anhand
von in den Zeichnungen schematisch dargestellten Ausführungsbeispielen näher erläutert.
Hierbei zeigen:
- Figur 1a
- ein erstes Ausführungsbeispiel der Erfindung mit Generatorturbine,
- Figur 1b
- eine Variante von Figur 1a mit Gewinnung eines Flüssigstickstoffprodukts,
- Figur 2
- ein zweites Ausführungsbeispiel der Erfindung mit Booster-Turbine,
- Figur 3
- eine Variante von Figur 2 und
- Figur 4
- ein drittes Ausführungsbeispiel der Erfindung mit Entnahme von GAN-Produkt aus beiden
Säulen.
[0025] Über Leitung 1 strömt in
Figur 1a verdichtete und gereinigte Einsatzluft heran. Die anfänglichen Stufen eines Luftverdichters,
einer Vorkühlung und einer Luftreinigung sind hier nicht dargestellt und werden bei
den Ausführungsbeispielen in bekannter Weise ausgeführt. Die Luft 1 wird in dem Hauptwärmetauscher
2 auf fast ihren Taupunkt abgekühlt und strömt mit gewisser Überhitzung über Leitung
3 in den Sumpf der Hochdrucksäule 4 des Destillationssäulen-Systems. Das Destillationssäulen-System
weist außerdem einen Hauptkondensator 5, eine Niederdrucksäule 6 und einen Niederdrucksäulen-Kopfkondensator
7 auf. Die beiden Kondensatoren sind als Kondensator-Verdampfer ausgebildet; ihre
Verdampfungsräume werden jeweils als Forced-Flow-Verdampfer betrieben.
[0026] Erfindungsgemäß weist die Hochdrucksäule 4 einen Sperrbodenabschnitt 8 auf, der unmittelbar
oberhalb der Stelle angeordnet ist, an der die Einsatzluft 3 eingeleitet wird. Er
besteht beispielsweise aus ein bis fünf, vorzugsweise aus zwei bis drei klassischen
Rektifizierböden. Alternativ kann auch ein Abschnitt geordneter Packung von beispielsweise
ein bis fünf, vorzugsweise zwei bis drei theoretischen Böden eingesetzt werden. Dieser
Abschnitt hält schwersiedende Bestandteile der Luft, insbesondere Propan zurück, die
mit einem Spülstrom 9A (Purge) aus dem Sumpf der Hochdrucksäule 4 entnommen und mit
diesem aus dem Destillationssäulen-System entfernt werden. Der Spülstrom 9B kann dazu,
wie dargestellt, in einem warmen Abfallstrom 10 eingeführt werden.
[0027] Oberhalb des Sperrbodenabschnitts 8 wird ein sauerstoffangereicherter Flüssigstrom
11 aus der Hochdrucksäule 4 entnommen, in einem Unterkühlungs-Gegenströmer 12 abgekühlt
und über Leitung 13 der Niederdrucksäule 6 an einer Zwischenstelle zugeführt. Dieser
Strom ist praktisch frei von Propan und anderen schwersiedenden Komponenten. Dies
gilt dann auch für alle anderen sauerstoffreichen Fraktionen in der Niederdrucksäule,
insbesondere für die Sumpfflüssigkeit, die sowohl im Hauptkondensator 5 (über Leitung
14) als auch im Niederdrucksäulen-Kopfkondensator 7 (über die Leitungen 15 und 16)
gefahrlos verdampft werden kann. Im Niederdrucksäulen-Kopfkondensator 7 kann problemlos
eine vollständige Verdampfung durchgeführt werden. Mit zwei theoretischen Böden in
dem Sperrbodenabschnitt werden bei einem Propangehalt von 0,0075 ppm in der Luft stromabwärts
der Luftreinigung (mit einer beispielhaften Annahme für Propanrückhaltung im Molekularsieb
der Luftreinigung von ca. 85%) 99,8 % des Propans mit dem Spülstrom entfernt. Auch
N
2O wird dabei zu 84 % abgeschieden (relativ zu der N
2O-Menge, welche die Luftreinigung passiert). Die Abscheidungsgrade anderer Komponenten
liegen bei 69 % bei C
2H
6, 15 % bei C2H4 und etwa 2,5 % bei Methan, das weniger kritisch ist.
[0028] Im Hauptkondensator 5 wird ein Teil 18 des Stickstoff-Kopfgases 17 der Hochdrucksäule
4 kondensiert. Der dabei gewonnene flüssige Stickstoff 19 wird als Rücklauf in die
Hochdrucksäule 4 zurückgeleitet. Der Niederdrucksäulen-Kopfkondensator verflüssigt
Kopfgas 20 der Niederdrucksäule 6. Dabei erzeugter flüssiger Stickstoff 21 wird in
die Niederdrucksäule 6 zurückgeleitet. Ein Teil davon wird gleich wieder als Flüssigstickstoffstrom
22 aus der Niederdrucksäule 6 abgezogen. (Alternativ könnte dieser Strom auch direkt
vom Verflüssigungsraum des Niederdrucksäulen-Kopfkondensators 7 abgenommen werden.)
Eine Pumpe 23 bringt den Flüssigstickstoffstrom 22 auf etwa Hochdrucksäulendruck.
Die Druckflüssigkeit 24 wird über den Unterkühlungs-Gegenströmer 12 und Leitung 25A/25B
auf den Kopf der Hochdrucksäule 4 aufgegeben.
[0029] Ein gasförmiger Stickstoffstrom vom Kopf der Hochdrucksäule 4 wird über Leitung 17/26A/26B
entnommen und zunächst erfindungsgemäß im Unterkühlungs-Gegenströmer 12 angewärmt.
Anschließend wird der Stickstoff 27 im Hauptwärmetauscher auf etwas Umgebungstemperatur
angewärmt und kann bei 28 als gasförmiges Druckstickstoffprodukt unter Hochdrucksäulendruck
abgezogen werden. In diesem Beispiel wird er allerdings noch weiter verdichtet durch
einen oder z. B. zwei Stickstoffverdichter 29, 30 jeweils mit Zwischen- beziehungsweise
Nachkühlung, sodass das endgültige Druckstickstoffprodukt 31 (PGAN) hier einen Druck
von beispielsweise 120 oder 150 bar aufweist.
[0030] Durch die Verdampfung der Niederdrucksäulen-Sumpfflüssigkeit 16 in dem Niederdrucksäulen-Kopfkondensator
7 wird ein Restgas 32 erzeugt, das zunächst im Unterkühlungs-Gegenströmer 12 angewärmt
wird. Anschließend strömt es über Leitung 33 zum Hauptwärmetauscher 2, in dem es auf
eine Zwischentemperatur angewärmt wird. Anschließend wird es in einer Restgasturbine
35 mit Bypass 37 arbeitsleistend entspannt. Das entspannte Restgas wird in zwei Teilen
wieder in den Hauptwärmetauscher eingeführt und auf etwa Umgebungstemperatur angewärmt.
Ein erster Teil 38 wird über Leitung 39 als Regeneriergas der Luftreinigung zugeführt.
Der Rest 40 wird über Leitung 10 in die Atmosphäre (ATM) abgegeben.
[0031] Ein Teil 41 des Kopfgases der Niederdrucksäule 6 wird über die Leitungen 42 und 43
und durch den Unterkühlungs-Gegenströmer 12 und den Hauptwärmetauscher 2 als Dichtgas
(Seal) abgegeben.
[0032] Die Linie 44 zeigt den Bilanzkreis um das Destillationssäulen-System. Sie schneidet
die Spülgasleitung 9A, die Restgasleitung 33 und die Dichtgasleitung 41 und vor Allem
die Einsatzluftleitung 3 und die Druckstickstoffleitung 27 (hier fett dargestellt).
H_Luft bedeutet die Enthalpie des Luftstroms, H_Prod die Enthalpie der Produktströme,
WPump die durch die Pumpe 23 eingebrachte Wärme.
[0033] Figur 1b unterscheidet sich nur dadurch von Figur 1a, dass ein Teil 125C des im Unterkühlungs-Gegenströmer
12 angewärmten Flüssigstickstoffs 22 als Flüssigprodukt LIN abgezogen wird. Alternativ
kann der gesamte Strom 25A über Leitung 125C geführt werden; das gesamte gasförmige
Stickstoffprodukt, das aus der Niederdrucksäule 6 stammt, wird dann über Leitung 41
aus der Niederdrucksäule 6 abgezogen.
[0034] Figur 2 unterscheidet sich nur dadurch von Figur 1a, dass die Turbine 35 von einem Verdichter
236 gebremst wird. Dieser bringt den Teil 39 des angewärmten entspannten Restgases
auf den Druck, der benötigt wird, um es als Regeneriergas in der Luftreinigung einzusetzen.
Dadurch kann der Druck im Destillationssäulen-System und am Austritt des (nicht dargestellten)
Luftverdichters reduziert und die Energie direkt am Luftverdichter gespart werden.
Beispielsweise wird dabei der Druck am MAC um ca. 500 mbar oder sogar mehr abgesenkt.
[0035] In
Figur 3 wird abweichend von Figur 2 das gesamte entspannte und angewärmte Restgas 339 im
turbinengetriebenen Verdichter 236 verdichtet. Ein erster Teil 340 des verdichteten
Restgases wird wie in Figur 2 als Regeneriergas eingesetzt; der Rest 341 wird in einem
Drosselventil entspannt und in die Atmosphäre (Atm) abgelassen.
[0036] Bei dem Verfahren von
Figur 4 wird im Unterschied zu den vorangegangenen Ausführungsbeispielen kein flüssiger Stickstoff
aus der Niederdrucksäule 6 in die Hochdrucksäule gepumpt. Vielmehr wird das gesamte
Stickstoffprodukt der Niederdrucksäule 6 über Leitung 41/42 direkt gasförmig entnommen
und im Warmen in einem weiteren Stickstoffverdichter 129 auf Hochdrucksäulendruck
gebracht. Es kann dann dem Produkt aus der Hochdrucksäule 28 zugemischt oder separat
über Leitung 43 abgezogen werden.
1. Verfahren zur Gewinnung von Druckstickstoff durch Tieftemperaturzerlegung von Luft
in einem Destillationssäulen-System, das eine Hochdrucksäule (4), eine Niederdrucksäule
(6) sowie einen Hauptkondensator (5) und einen Niederdrucksäulen-Kopfkondensator (7)
aufweist, die beide als Kondensator-Verdampfer ausgebildet sind, wobei
- verdichtete und gereinigte Einsatzluft (1) in einem Hauptwärmetauscher (2) abgekühlt
und mindestens zum größten Teil gasförmig in die Hochdrucksäule (4) eingeleitet (3)
wird,
- ein sauerstoffangereicherter Flüssigstrom (11, 13) aus der Hochdrucksäule (4) entnommen
und in die Niederdrucksäule eingeleitet wird und
- ein gasförmiger Stickstoffstrom (17, 26A, 26B, 27) aus der Hochdrucksäule (4) entnommen,
im Hauptwärmetauscher (2) angewärmt und als gasförmiges Druckstickstoffprodukt (28,
31) abgezogen wird,
dadurch gekennzeichnet, dass
- der Verdampfungsraum des Niederdrucksäulen-Kopfkondensators (7) als Forced-Flow-Verdampfer
ausgebildet ist,
- die Hochdrucksäule (4) einen Sperrbodenabschnitt (8) aufweist, der unmittelbar oberhalb
der Stelle angeordnet ist, an der die Einsatzluft (3) eingeleitet wird, und ein bis
fünf theoretische beziehungsweise praktische Böden aufweist,
- der sauerstoffangereicherte Flüssigstrom (11), der in die Niederdrucksäule (6) eingeleitet
wird, oberhalb des Sperrbodenabschnitts (8) aus der Hochdrucksäule (4) entnommen wird,
- unterhalb der Sperrbodenabschnitts (8) ein Spülstrom (9A) entnommen und aus dem
Destillationssäulen-System entfernt (9B) wird und
- der gasförmige Stickstoffstrom (26A, 26B) vor seiner Anwärmung im Hauptwärmetauscher
(2) in einem Unterkühlungs-Gegenströmer (12) in indirektem Wärmeaustausch mit dem
sauerstoffangereicherten Flüssigstrom (11) aus der Hochdrucksäule (4) angewärmt und
damit der Anteil der Luft, die flüssig in die Hochdrucksäule geleitet wird, reduziert
wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die verdichtete, gereinigte und abgekühlte Einsatzluft (1) vollständig gasförmig
in die Hochdrucksäule (4) eingeleitet (3) wird und insbesondere um mindestens 0,1
K oder mindestens 0,2 K überhitzt ist.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, dass
- der Niederdrucksäule (6) eine sauerstoffreiche Flüssigkeit (15, 16) entnommen und
dem Verdampfungsraum des Niederdrucksäulen-Kopfkondensators (7) zugeleitet wird,
- das im Verdampfungsraum des Niederdrucksäulen-Kopfkondensators (7) erzeugte Gas
als Restgas (32, 33) in dem Hauptwärmetauscher (2) auf eine Zwischentemperatur angewärmt
und anschließend (34) in einer Restgasturbine (35) arbeitsleistend entspannt wird
und
- das arbeitsleistend entspannte Restgas (38, 40) wieder in den Hauptwärmetauscher
(2) eingeführt und auf etwa Umgebungstemperatur angewärmt wird.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Restgasturbine (35) von einem Generator (36) gebremst wird.
5. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Restgasturbine (35) von einem Verdichter (236) gebremst wird, der auf etwa Umgebungstemperatur
angewärmtes entspanntes Restgas (39, 339) verdichtet, wobei der Verdichter insbesondere
im Warmen betrieben wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass auch der Verdampfungsraum des Hauptkondensators (5) als Forced-Flow-Verdampfer ausgebildet
ist.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass ein Flüssigstickstoffstrom (22) aus der Niederdrucksäule (6) oder aus dem Verflüssigungsraum
des Niederdrucksäulen-Kopfkondensators (7) abgezogen und mittels einer Pumpe (23)
in die Hochdrucksäule (4) eingeführt wird.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass ein gasförmiger Stickstoffstrom (41) aus der Niederdrucksäule (6) abgezogen und als
gasförmiges Druckstickstoffprodukt (PGAN, Seal) gewonnen wird.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass ein Flüssigstickstoffstrom (22) aus der Niederdrucksäule (6) entnommen, in dem Unterkühlungs-Gegenströmer
(12) angewärmt und als Flüssigstickstoffprodukt (125C, LIN) abgezogen wird.
10. Vorrichtung zur Gewinnung von Druckstickstoff durch Tieftemperaturzerlegung von Luft
mit einem Destillationssäulen-System, das eine Hochdrucksäule (4), eine Niederdrucksäule
(6) sowie einen Hauptkondensator (5) und einen Niederdrucksäulen-Kopfkondensator (7)
aufweist, die beide als Kondensator-Verdampfer ausgebildet sind,
- mit einem Hauptwärmetauscher (2) zum Abkühlen verdichteter und gereinigter Einsatzluft
(1) und mit Mitteln (3) zum Einleiten im Hauptwärmetauscher (2) abgekühlter Einsatzluft
in Gasform in die Hochdrucksäule (4),
- mit Mitteln zum Entnehmen eines sauerstoffangereicherten Flüssigstroms (11, 13)
aus der Hochdrucksäule (4) und zum Einleiten des sauerstoffangereicherten Flüssigstroms
(11, 13) in die Niederdrucksäule und
- mit einer Produktleitung zum Entnehmen eines gasförmigen Stickstoffstroms (17, 26A,
26B, 27) aus der Hochdrucksäule (4) zum Anwärmen des gasförmigen Stickstoffstroms
(17, 26A, 26B, 27) im Hauptwärmetauscher (2) und zum Abziehen des angewärmten gasförmigen
Stickstoffstroms (17, 26A, 26B, 27) als gasförmiges Druckstickstoffprodukt (28, 31),
dadurch gekennzeichnet, dass
- der Verdampfungsraum des Niederdrucksäulen-Kopfkondensators (7) als Forced-Flow-Verdampfer
ausgebildet ist,
- die Hochdrucksäule (4) einen Sperrbodenabschnitt (8) aufweist, der unmittelbar oberhalb
der Stelle angeordnet ist, an der die Einsatzluft (3) eingeleitet wird, und ein bis
fünf theoretische beziehungsweise praktische Böden aufweist und
- die Mittel zum Entnehmen eines sauerstoffangereicherten Flüssigstroms (11, 13) aus
der Hochdrucksäule (4) oberhalb des Sperrbodenabschnitts (8) mit der Hochdrucksäule
(4) verbunden sind,
wobei die Vorrichtung ferner
- eine Spülleitung zum Entnehmen eines Spülstrom (9A) aus der Hochdrucksäule (4) und
zum Entfernen (9B) des Spülstroms aus dem Destillationssäulen-System, wobei die Spülleitung
unterhalb des Sperrbodenabschnitts (8) mit der Hochdrucksäule (4) verbunden ist und
- einen Unterkühlungs-Gegenströmer (12) zum Anwärmen des gasförmigen Stickstoffstroms
(26A, 26B) vor seiner Anwärmung im Hauptwärmetauscher (2) in indirektem Wärmeaustausch
mit dem sauerstoffangereicherten Flüssigstrom (11) aus der Hochdrucksäule (4)
aufweist.