[0001] Die Erfindung betrifft ein Testelement, das im Wesentlichen scheibenförmig und eben
ist und um eine vorzugsweise zentrale Achse, die senkrecht zur scheibenförmigen Testelementebene
liegt, rotierbar ist, enthaltend eine Probenaufgabeöffnung zur Aufgabe einer flüssigen
Probe, eine kapillaraktive Zone, insbesondere eine poröse, saugfähige Matrix und einen
Probenkanal, der von der Probenaufgabeöffnung zur kapillaraktiven Zone reicht. Weiterhin
betrifft die Erfindung ein Verfahren zur Bestimmung eines Analyten mit Hilfe des Testelements.
[0002] Prinzipiell kann man die Systeme, die zur Analyse von flüssigen Probenmaterialien
oder von Probenmaterialien, die in flüssige Form überführt werden können, in zwei
Klassen unterteilen: zum einen gibt es Analysensysteme, die ausschließlich mit sog.
Nassreagenzien arbeiten, zum anderen gibt es Systeme, die mit sog. Trockenreagenzien
arbeiten. Insbesondere in der medizinischen Diagnostik, aber auch in der Umwelt- und
Prozessanalytik, haben sich im Bereich der fest eingerichteten Labors vor allem die
ersteren Systeme durchgesetzt, während letztere Systeme vor allem im Bereich der Analytik
"vor Ort" eingesetzt werden.
[0003] Im Bereich der medizinischen Diagnostik werden Analysensysteme mit Trockenreagenzien
insbesondere in Form von sog. Testträgern, z. B. Teststreifen angeboten. Prominente
Beispiele hierfür sind Teststreifen für die Bestimmung des Blutzuckerwertes oder Teststreifen
für Urinuntersuchungen. Solche Testträger integrieren in der Regel mehrere Funktionen
(z. B. die Bevorratung von Reagenzien in getrockneter Form oder - wenn auch seltener
- in Lösung; die Abtrennung von unerwünschten Probenbestandteilen, insbesondere von
roten Blutkörperchen aus Vollblut; bei Immunoassays, die sog. Bound-Free-Trennung;
die Dosierung von Probenvolumina; den Transport von Probenflüssigkeit von außerhalb
eines Gerätes in ein Gerät hinein; die Steuerung der zeitlichen Abfolge von einzelnen
Reaktionsschritten; usw.). Die Funktion des Probentransports wird dabei oft mittels
saugfähiger Materialien (z. B. Papiere oder Vliese), mittels Kapillarkanälen oder
durch Anwendung äußerer Triebkräfte (wie z. B. Druck; Saugen) oder mittels Zentrifugalkraft
bewerkstelligt. Scheibenförmige Testträger, sog. LabDiscs oder optische BioDiscs,
führen die Idee des gesteuerten Probentransports mittels Zentrifugalkraft (Fliehkraft)
fort. Solche scheibenförmigen, CompactDisc-ähnlichen Testträger ermöglichen die Miniaturisierung
durch Nutzung von mikrofluidischen Strukturen und gleichzeitig die Parallelisierung
von Vorgängen durch wiederholtes Aufbringen identischer Strukturen für die parallele
Abarbeitung ähnlicher Analysen aus einer Probe bzw. identische Analysen aus unterschiedlichen
Proben. Gerade im Bereich der optischen BioDiscs ist die Integration von optisch gespeicherten
digitalen Daten für die Identifizierung der Testträger oder die Steuerung der Analysensysteme
auf den optischen BioDiscs möglich.
[0004] Neben der Miniaturisierung und Parallelisierung von Analysen und der Integration
von digitalen Daten auf optische Discs haben BioDiscs im Allgemeinen den Vorteil,
dass sie mittels etablierter Herstellverfahren hergestellt und mittels etablierter
Auswertetechnologie gemessen werden können. Bei den chemischen und biochemischen Komponenten
solcher optischen BioDiscs ist meist ein Rückgriff auf bekannte Chemie - und Biochemie-Komponenten
- möglich. Nachteilig an den rein auf Zentrifugal- und Kapillarkräften beruhenden
optischen LabDiscs oder Biodiscs ist, dass die Immobilisierung von Reagenzien schwer
ist und die Nachweisgenauigkeit leidet. Insbesondere bei Nachweissystemen, die auf
spezifischen Bindereaktionen beruhen, wie z. B. Immunoassays, fehlt im Vergleich zu
herkömmlichen Teststreifensystemen die Volumenkomponente, insbesondere bei der sog.
Bound-Free-Trennung.
[0005] Aus diesem Grund gibt es vor allem im Bereich der Immunoassays seit kurzem Ansätze,
Hybride aus herkömmlichen Teststreifen und BioDiscs zu etablieren. Das Ergebnis sind
BioDiscs mit Kanälen und kanalartigen Strukturen für den Flüssigkeitstransport einerseits
und voluminösen saugfähigen Materialien in diesen Strukturen (zumindest teilweise)
andererseits.
[0006] WO 2005/001429 (Phan et al.) beschreibt optische Bio-Disks, die in Teilen des Kanalsystems Membranstücke als
Reagenzienträger aufweisen. Die Reagenzien werden von einer der Disk zugeführten Flüssigkeit
gelöst und führen so zu gepufferten Reagenzlösungen, die dann mit der Probe in Kontakt
gebracht werden.
[0007] Aus
WO 2005/009581 (Randall et al.) sind optische Bio-Disks bekannt, die zum Bewegen einer Probenflüssigkeit, zum Abtrennen
partikulärer Probenbestandteile, zum Tragen von Reagenzien und zur Analyse der Probe
saugfähige Membranen oder Papiere enthalten. Die Probe wird nahe dem äußeren Rand
der Bio-Disk zunächst auf eine Blutabtrennmembran aufgebracht und wandert radial durch
diese hindurch zu einem Reagenzienpapier, das näher am Zentrum der Bio-Disk untergebracht
ist. Danach wird die Probe wieder radial nach außen, d. h. vom Zentrum der Bio-Disk
weg, bewegt und durchströmt eine so genannte Analysenmembran. Die Bewegung nach außen
erfolgt dabei über Chromatographie, die durch Rotation der Bio-Disk und die dadurch
auf die Probe wirkende Zentrifugalkraft unterstützt wird.
[0008] US 2002/0076354 A1 (Cohen) offenbart optische Bio-Disks, die neben einem Kanalsystem für den Transport einer
flüssigen Probe eine so genannte "Abfangschicht" (engl. "capture layer") aufweisen.
Letztere kann beispielsweise aus Nitrozellulose bestehen. Die "Abfangschicht" wird
mit Hilfe von Zentrifugalkräften beim Rotieren der Disk durchströmt.
[0009] US 2005/0014249 (Staimer et al.) und
US 2005/0037484 (Staimer et al.) beschreiben optische Bio-Disks mit in Kanälen integrierten porösen Materialien,
die als chromatographische Trennmedien wirken. Die Probenflüssigkeit wird mittels
Zentrifugalkraft von einer zentrumsnahen Probenaufgabestelle durch die Trennmedien
nach außen gezwungen und fließt anschließend nach Passieren eines Filters wieder in
einem Kanal radial nach innen.
[0010] US 2004/0265171 (Pugia et al.) beschreibt ein Testelement mit Flüssigkeitskanälen, bei dem Probenflüssigkeit mittels
eines Wechselspiels von Kapillarkraft und Zentrifugalkraft transportiert wird. Innerhalb
eines Flüssigkeitskanals kann ein Nitrocellulosestreifen vorgesehen sein, der ein
Agglutinationsreagenz trägt, das mit dem Analyten reagiert und so zur Bildung von
sogenannten Banden führen kann, die schließlich optisch vermessen werden können und
so zur Bestimmung einer Analytkonzentration in der Probe dienen. Mit Hilfe des Nitrocellulosestreifens
ist es möglich, die Probenflüssigkeit sowohl parallel zur Zentrifugalkraft als auch
der Zentrifugalkraft entgegengesetzt zu transportieren, insbesondere wenn ein weiteres
absorptionsfähiges Material, beispielsweise ein saugfähiges Nitrocellulosepapier,
zur Unterstützung der Saugwirkung verwendet wird.
[0011] WO 99/58245 (Larsson et al.) beschreibt mikrofluidische Testelemente, bei denen die Bewegung der Flüssigkeiten
durch unterschiedliche Oberflächen mit unterschiedlichen Oberflächeneigenschaften,
wie z. B. unterschiedliche Hydrophilie, gesteuert wird.
[0012] US 5,242,606 (Braynin et al.) offenbart kreisförmige, scheibenartige Rotoren für Zentrifugen, die über Kanäle
und Kammern zum Transport von Probenflüssigkeiten verfügen.
[0013] Nachteilig an den Konzepten des Standes der Technik ist, dass gerade für spezifische
Bindungsassays, wie z. B. Immunoassays eine gezielte Steuerung der Reaktions- und
Verweilzeiten der Probenflüssigkeit nach Aufnahme der Reagenzien und nach dem Einströmen
in die poröse, saugfähige Matrix nicht möglich ist.
[0014] Aufgabe der Erfindung ist es, die Nachteile des Standes der Technik zu beseitigen.
[0015] Diese Aufgabe wird durch den Gegenstand der Erfindung gelöst.
[0016] Gegenstand der Erfindung ist ein Testelement gemäß Anspruch 1, ein System gemäß Anspruch
13 sowie ein Verfahren gemäß Anspruch 9. Vorteilhafte Ausgestaltungen und bevorzugte
Ausführungsformen der Erfindung sind Gegenstand der abhängigen Patentansprüche.
[0017] Das erfindungsgemäße Testelement ist im Wesentlichen scheibenförmig und eben. Es
ist um eine vorzugsweise zentrale Achse, die senkrecht zur scheibenförmigen Testelementebene
innerhalb des Testelements liegt, rotierbar. Typischerweise ist das Testelement eine
kreisrunde Scheibe, vergleichbar einer Compactdisc. Die Erfindung ist jedoch nicht
auf diese Form der Scheibe beschränkt, sondern kann ohne weiteres auch bei nicht-symmetrischen
oder nicht-kreisförmigen Scheiben Verwendung finden.
[0018] Als Bestandteile enthält das Testelement zunächst eine Probenaufgabeöffnung, in die
eine flüssige Probe pipettiert oder auf andere Weise eingebracht werden kann. Die
Probenaufgabeöffnung kann entweder achsennah (d. h. nahe am Zentrum der Scheibe) oder
achsenfern (d. h. in der Nähe des Randes der Scheibe) sein. Für den Fall, dass die
Probenaufgabeöffnung achsenfern liegt enthält das Testelement zumindest einen Kanal,
der mittels Kapillarkräften die flüssige Probe von der achsenfernen Position in eine
achsennahe Position überführen kann.
[0019] Die Probenaufgabeöffnung kann dabei direkt in einen Probenkanal münden. Es ist jedoch
auch möglich, dass die Probenaufgabeöffnung zunächst in ein dahinter liegendes Reservoir
mündet, in das die Probe einströmt, bevor sie in den Probenkanal weiterfließt. Durch
geeignete Dimensionierung kann dafür gesorgt werden, dass die Probe von der Probenaufgabenöffnung
ohne weiteres Zutun in den nachfolgenden fluidischen Strukturen hineinströmt. Dazu
kann eine Hydrophilisierung der Oberflächen der fluidischen Strukturen notwendig sein
und/oder die Verwendung von Strukturen, die das Entstehen von Kapillarkräften fördern.
Es ist jedoch auch möglich, das Befüllen der fluidischen Strukturen des erfindungsgemäßen
Testelements aus der Probenaufgabeöffnung erst nach Einwirken einer äußeren Kraft,
vorzugsweise einer Zentrifugalkraft, zu ermöglichen.
[0020] Weiterhin enthält das Testelement eine kapillaraktive Zone, insbesondere in Form
einer porösen, saugfähigen Matrix oder eines Kapillarkanals, die zumindest einen Teil
der flüssigen Probe aufnimmt. Die kapillaraktive Zone weist ein achsenfernes erstes
Ende und ein achsennahes zweites Ende auf.
[0021] Das Testelement besitzt darüber hinaus einen Probenkanal, der von der Probenaufgabeöffnung
zum achsenfernen ersten Ende der kapillaraktiven Zone, insbesondere der porösen, saugfähigen
Matrix, reicht. Der Probenkanal durchläuft dabei mindestens einmal einen achsennahen
Bereich, der näher an der vorzugsweise zentralen Achse liegt als das achsenferne erste
Ende der kapillaraktiven Zone.
[0022] Wesentlich am Testelement der vorliegenden Erfindung ist, dass die kapillaraktive
Zone, insbesondere die poröse, saugfähige Matrix, ein achsennahes zweites Ende aufweist.
Das achsenferne erste Ende der kapillaraktiven Zone steht dabei mit dem Probenkanal,
in dem die Probe durch Kapillarkräfte und/oder Zentrifugalkräfte und/oder andere externe
Kräfte, wie Über- oder Unterdruck, bewegt werden kann, in Kontakt. Sobald die flüssige
Probe - ggf. nach Aufnahme von Reagenzien und/oder Verdünnungsmedien und/oder dem
Ablaufen von Vorreaktionen - das achsenferne erste Ende der kapillaraktiven Zone erreicht,
wird sie in die in sie aufgenommen und durch die Kapillarkräfte (die im Falle einer
porösen saugfähigen Matrix auch als Saugkräfte bezeichnet werden können) durch sie
hindurch transportiert.
[0023] Typischerweise ist die kapillaraktive Zone eine poröse, saugfähige Matrix, insbesondere
ein Papier, eine Membran oder ein Vlies.
[0024] Die kapillaraktive Zone, insbesondere die poröse, saugfähige Matrix, enthält in der
Regel eine oder mehrere Zonen mit immobilisierten Reagenzien.
[0025] Typischerweise sind in der kapillaraktiven Zone, insbesondere in der porösen saugfähigen
Matrix, spezifische Bindereagenzien, beispielsweise spezifische Bindepartner, wie
Antigene, Antikörper, (Poly-)Haptene, Streptavidin, Polystreptavidin, Liganden, Rezeptoren,
Nukleinsäurestränge ("capture probes") und dergleichen mehr, immobilisiert. Sie dienen
dazu, aus der durch die kapillaraktive Zone fließenden Probe gezielt den Analyten
oder vom Analyten abgeleitete und mit diesem in Beziehung stehende Spezies abzufangen.
Diese Bindepartner können in Form von Linien, Punkten, Mustern in oder auf dem Material
der kapillaraktiven Zone immobilisiert vorliegen oder indirekt, z. B. über sogenannte
Beads, an die kapillaraktive Zone gebunden sein. So kann beispielsweise im Fall von
Immunoassays ein Antikörper gegen den Analyten auf der Oberfläche der kapillaraktiven
Zone oder in der porösen, saugfähigen Matrix immobilisiert vorliegen, der dann den
Analyten (in diesem Fall ein Antigen oder Hapten) aus der Probe abfangen und ebenfalls
in der kapillaraktiven Zone wie Z. B. der saugfähigen Matrix immobilisieren. Der Analyt
kann dabei durch weitere Reaktionen, beispielsweise durch weiteres Inkontaktbringen
mit einem markierten bindefähigen Partner, detektierbar gemacht werden, beispielsweise
durch ein visuell, optisch oder fluoreszenzoptisch nachweisbares Label.
[0026] In einer bevorzugten Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Testelements grenzt die
kapillaraktive Zone, insbesondere die poröse, saugfähige Matrix, mit dem achsennahen
zweiten Ende an ein weiteres saugfähiges Material oder eine saugfähige Struktur, so
dass dieses bzw. diese Flüssigkeit aus der Zone aufnehmen kann. Typischerweise überlappen
die poröse saugfähige Matrix und das weitere Material sich zu diesem Zweck geringfügig.
Das weitere Material bzw. die weitere saugfähige Struktur dient dabei einerseits zur
Unterstützung der Saugwirkung der kapillaraktiven Zone, insbesondere der porösen saugfähigen
Matrix, andererseits als Aufnahmezone für Flüssigkeit, die bereits die kapillaraktive
Zone durchlaufen hat. Das weitere Material kann dabei aus denselben oder unterschiedlichen
Materialien wie die Matrix bestehen. Beispielsweise kann die Matrix eine Membran sein
und das weitere saugfähige Material ein Vlies oder ein Papier. Andere Kombinationen
sind natürlich ebenso möglich.
[0027] Das erfindungsgemäße Testelement zeichnet sich in einer bevorzugten Ausführungsform
dadurch aus, dass der Probenkanal Zonen unterschiedlicher Dimensionen und/oder für
unterschiedliche Funktionen enthält. Beispielsweise kann der Probenkanal eine Zone
enthalten, die in der Probe lösliche oder in der Probe suspendierbare Reagenzien enthält.
[0028] Diese können beim Ein- oder Durchströmen der flüssigen Probe in dieser gelöst oder
suspendiert werden und eine Reaktion mit dem Analyten in der Probe oder mit anderen
Probenbestandteilen eingehen.
[0029] Die unterschiedlichen Zonen im Probenkanal können sich auch dadurch unterscheiden,
dass es Zonen mit Kapillaraktivität gibt und solche ohne. Darüber hinaus können Zonen
mit hoher Hydrophilie und niedriger Hydrophilie enthalten sein. Die einzelnen Zonen
können quasi nahtlos ineinander übergeben oder durch gewisse Barrieren, beispielsweise
Ventile, insbesondere nicht schließende Ventile, wie geometrische Ventile oder Hydrophobsperren
voneinander getrennt sein.
[0030] Die Reagenzien im Probenkanal liegen bevorzugt in getrockneter oder lyophilisierter
Form vor. Es ist jedoch auch möglich, dass Reagenzien in flüssiger Form im erfindungsgemäßen
Testelement vorliegen.
[0031] Die Reagenzien können in an sich bekannter Weise in das Testelement eingebracht werden.
Bevorzugt enthält das Testelement mindestens zwei Schichten, eine Bodenschicht, in
die die fluidischen Strukturen eingebracht sind und eine Deckschicht, die in der Regel
außer den Einlassöffnungen für Flüssigkeiten und den Entlüftungsöffnungen keine weiteren
Strukturen enthält. Das Einbringen von Reagenzien während der Herstellung des Testdevices
erfolgt in der Regel bevor das Oberteil des Testelements (Deckschicht) auf das Unterteil
(Bodenschicht) aufgebracht wird. Zu diesem Zeitpunkt liegen die fluidischen Strukturen
im Unterteil offen, so dass eine Dosierung der Reagenzien in flüssiger oder getrockneter
Form ohne weiteres möglich ist. Das Einbringen der Reagenzien kann dabei beispielsweise
durch Drucken oder Dispensieren erfolgen. Es ist auch möglich, die Reagenzien dadurch
in das Testelement einzubringen, dass sie in saugfähigen Materialien, wie Papieren,
Vliesen oder Membranen imprägniert in das Testelement eingelegt werden. Nach dem Platzieren
der Reagenzien und dem Einlegen der saugfähigen Materialien, beispielsweise der porösen,
saugfähigen Matrix (Membran) und gegebenenfalls weiterer saugfähiger Materialien (Waste-Vlies
etc.) werden Ober- und Unterteil des Testelements miteinander verbunden, beispielsweise
verklipst, verschweißt, verklebt und dergleichen mehr.
[0032] Alternativ ist es möglich, dass die Bodenschicht neben den fluidischen Strukturen
auch die Einlassöffnungen für Flüssigkeiten und die Entlüftungsöffnungen aufweist.
In diesem Fall kann die Deckschicht völlig ohne Öffnungen ausgebildet sein, gegebenenfalls
mit Ausnahme einer zentralen Aussparung zur Aufnahme einer Antriebseinheit. Besonders
in diesem Fall kann das Oberteil einfach aus einer Kunststofffolie bestehen, die auf
das Unterteil aufgeklebt oder mit diesem verschweißt wird.
[0033] Üblicherweise enthält der Probenkanal eine Zone zum Abtrennen partikulärer Bestandteile
aus der flüssigen Probe. Insbesondere falls als Probenmaterial Blut oder andere Körperflüssigkeiten
mit zellulären Bestandteilen verwendet werden, dient diese Zone dem Abtrennen der
zellulären Probenbestandteile. Aus Blut kann so durch Abtrennen insbesondere der roten
Blutkörperchen (Erythrozyten) nahezu farbloses Plasma oder Serum gewonnen werden,
das sich für nachfolgende visuelle oder optische Nachweismethoden in der Regel besser
eignet als das stark gefärbte Blut.
[0034] Vorzugsweise erfolgt das Abtrennen zellulärer Probenbestandteile durch Zentrifugation,
d. h. durch schnelles Rotieren des Testelements nach Befüllen mit flüssiger Probe.
Das erfindungsgemäße Testelement enthält zu diesem Zweck geeignet dimensionierte und
geometrisch gestaltete Kanäle und/oder Kammern. Insbesondere enthält das Testelement
für die Abtrennung von zellulären Blutbestandteilen eine Erythrozytensammelzone (Erythrozytenkammer
oder Erythrozytenfalle) und eine Serum- bzw. Plasmasammelzone (Serum- bzw. Plasmakammer).
[0035] Zur Steuerung des Fließens der Probenflüssigkeit im Testelement kann dieses vor allem
im Probenkanal Ventile, insbesondere sogenannte nicht-schließende (non-closing) oder
geometrische Ventile oder Hydrophobsperren, enthalten. Diese Ventile dienen als Kapillarstopps.
Durch sie kann sichergestellt werden, dass eine gezielte zeitliche und räumliche Steuerung
des Probenflusses durch den Probenkanal und die einzelne Zone des Testelements möglich
wird.
[0036] Insbesondere kann der Probenkanal eine Probendosierzone aufweisen, die ein genaues
Abmessen der - zunächst im Überschuss aufgegebenen - Probe erlaubt. In einer bevorzugten
Ausführungsform reicht die Probendosierzone von der Probenaufgabeöffnung über ein
entsprechendes Stück eines Probenkanals bis zu einem Ventil in der Fluidikstruktur,
insbesondere einem geometrischen Ventil oder einer Hydrophobsperre. Die Probenaufgabeöffnung
kann dabei zunächst einen Überschuss an Probenmaterial aufnehmen. Die Probe fließt
entweder getrieben durch Kapillarkräfte oder durch Zentrifugation angetrieben von
der Probenaufgabenzone in die Kanalstruktur und füllt diese bis zum Ventil. Überschüssige
Probe bleibt dabei zunächst in der Probenaufgabezone. Erst wenn die Kanalstruktur
bis zum Ventil gefüllt ist, wird eine an die Probenaufgabezone angrenzende und vom
Probenkanal abzweigende Probenüberschusskammer befüllt, beispielsweise durch Kapillarkräfte
oder durch Zentrifugieren des Testelements. Dabei muss sichergestellt werden, dass
durch geeignete Wahl des Ventils das abzumessende Probenvolumen vorerst nicht über
das Ventil hinweg transportiert wird. Sobald überschüssige Probe in der entsprechenden
Überlaufkammer abgefangen ist, befindet sich zwischen dem Ventil des Probenkanals
auf der einen Seite und dem Eingang zur Probenüberlaufkammer auf der anderen Seite
ein genau definiertes Probenvolumen. Durch Anlegen externer Kräfte, insbesondere durch
Starten einer weiteren Zentrifugation wird dieses definierte Probenvolumen nun über
das Ventil hinaus bewegt. Alle fluidischen Bereiche, die nach dem Ventil liegen und
mit der Probe in Kontakt kommen, werden nun zunächst mit einem genau definierten Probenvolumen
befüllt.
[0037] Der Probenkanal kann weiterhin einen Zufluss für weitere Flüssigkeiten außer der
Probenflüssigkeit aufweisen. Beispielsweise kann in den Probenkanal ein zweiter Kanal
münden, der z. B. mit einer Wasch- oder Reagenzflüssigkeit befüllbar ist.
[0038] Das erfindungsgemäße System aus Messgerät und Testelement dient zur Bestimmung eines
Analyten in einer flüssigen Probe. Das Messgerät enthält dabei unter anderem zumindest
einen Antrieb für die Rotation des Testelements und eine Auswerteoptik zum Auswerten
des visuellen oder optischen Signals des Testelements.
[0039] Vorzugsweise kann die Optik des Messgeräts zur Fluoreszenzmessung mit ortsaufgelöster
Detektion eingesetzt werden. Bei zweidimensionaler, d. h. flächiger Auswerteoptik,
wird typischerweise zur Beleuchtung des Nachweisbereichs des Testelements und ggf.
der Anregung von optisch detektierbaren Markierungen eine LED oder ein Laser eingesetzt.
Die Detektion des optischen Signals erfolgt mittels CMOS oder CCD (typischerweise
mit 640 x 480 Pixel). Der Strahlengang ist direkt oder gefaltet (z. B. über Spiegel
bzw. Prismen).
[0040] Bei anamorphotischer Optik wird typischerweise die Beleuchtung bzw. Anregung mittels
Beleuchtungsstrich, der den Nachweisbereich des Testelements vorzugsweise senkrecht
zu den Nachweis- und Kontrollstrichen beleuchtet, bewirkt. Die Detektion kann hier
über eine Diodenzeile erfolgen. Für die Beleuchtung und Auswertung der 2. Dimension
kann in diesem Fall die Drehbewegung des Testelements ausgenutzt werden, um so mit
der Diodenzeile über den auszuwertenden flächigen Bereich des Testelements zu scannen.
[0041] Als Antrieb zum Rotieren und Positionieren des Testelements kann ein DC-Motor mit
Encoder oder ein Schrittmotor eingesetzt werden.
[0042] Vorzugsweise wird die Temperierung des Testelements im Gerät indirekt vorgenommen,
beispielsweise durch Heizen oder Kühlen der Platte, auf die das scheibenförmige Testelement
im Gerät aufliegt. Die Messung der Temperatur erfolgt vorzugsweise kontaktlos.
[0043] Das erfindungsgemäße Verfahren dient zum Nachweis eines Analyten in einer flüssigen
Probe. Dabei wird die Probe zunächst in die Probenaufgabeöffnung des Testelements
aufgegeben. Anschließend wird das Testelement - bevorzugt um seine vorzugsweise zentrale
Achse - rotiert; es ist jedoch auch möglich, das erfindungsgemäße Verfahren so auszuführen,
dass die Rotation um eine andere, möglicherweise auch außerhalb des Testelements gelegene
Achse, erfolgt. Dabei wird die Probe von der Probenaufgabeöffnung zum achsenfernen
Ende der kapillaraktiven Zone, insbesondere der porösen, saugfähigen Matrix, transportiert.
Die Rotation des Testelements wird dann soweit verlangsamt bzw. gestoppt, dass die
Probe oder ein beim Durchströmen des Testelements aus der Probe gewonnenes Material
(beispielsweise ein Gemisch der Probe mit Reagenzien, eine durch Vorreaktionen mit
Reagenzien aus dem Testelement veränderte Probe, eine von bestimmten Bestandteilen
befreite Probe wie Serum oder Plasma aus Vollblut nach Abtrennen der Erythrozyten,
etc.) vom achsenfernen zum achsennahen Ende der kapillaraktiven Zone, insbesondere
der porösen, saugfähigen Matrix, transportiert wird. Der Analyt wird schließlich in
der kapillaraktiven Zone, insbesondere in der porösen, saugfähigen Matrix, oder einer
ihr nachgelagerten Zone visuell oder optisch nachgewiesen.
[0044] Der Start der Wanderung der Probe(oder eines aus der Probe gewonnen Materials) durch
die kapillaraktive Zone kann durch gezieltes Verlangsamen bzw. Stoppen der Rotation
des Testelements zeitlich genau festgelegt und gesteuert werden. Nur wenn der Betrag
Kapillarkraft (Saugkraft) in der kapillaraktiven Zone den Betrag der ihr entgegengesetzt
gerichteten Zentrifugalkraft übersteigt, ist ein Bewegen der Probe in und durch kapillaraktive
Zone möglich. Der Flüssigkeitstransport in der kapillaraktiven Zone lässt sich so
gezielt starten. Beispielsweise kann so eine eventuelle Vorreaktion oder Vorinkubation
der Probe oder eine Temperierung der Probe abgewartet werden, bevor die Rotation des
Testelements so weit verlangsamt bzw. gestoppt wird, dass ein Einströmen der Probe
in die kapillaraktive Zone ermöglicht wird.
[0045] Der Transport der Probe (oder eines aus der Probe gewonnen Materials) durch die kapillaraktive
Zone kann durch erneute Rotation des Testelementes um seine vorzugsweise zentrale
Achse gezielt verlangsamt oder gestoppt werden. Die bei der Rotation auftretenden
Zentrifugalkräfte wirken der Kapillarkraft, die die Probenflüssigkeit vom achsenfernen
Ende der kapillaraktiven Zone hin zum achsennahen Ende bewegen, entgegen. So ist eine
gezielte Steuerung, insbesondere Verlangsamung, der Flussgeschwindigkeit der Probe
in der kapillaraktiven Zone möglich, bis hin zur Umkehrung der Flussrichtung. Auf
diese Weise kann beispielweise die Verweildauer der Probe in der kapillaraktiven Zone
gesteuert werden.
[0046] Insbesondere ist es also möglich, die mit dem erfindungsgemäßen Testelement und Verfahren
die Wanderungsrichtung der flüssigen Probe und/oder der weiteren Flüssigkeit durch
die kapillaraktive Zone durch die Rotation des Testelements umzukehren, wobei dies
auch mehrfach möglich ist, um so ein Hin- und Herbewegen der Flüssigkeit zu erreichen.
Durch ein gezieltes Wechselspiel von Kapillarkräften, die die Flüssigkeit in der kapillaraktiven
Zone von außen (d. h. vom achsenfernen Ende) nach innen (d. h. zum achsennahen Ende)
transportieren, und entgegengesetzt gerichteten Zentrifugalkräften ist es unter anderem
möglich, die Bindungseffizienz der Bindereaktionen in der kapillaraktiven Zone zu
steigern, lösliche Reagenzien besser zu lösen und mit der Probe oder anderen Flüssigkeiten
zu durchmischen, oder die Wascheffizienz ("bound-free separation") bei Affinitätsassays
zu erhöhen.
[0047] Insbesondere im Zusammenhang mit Immunoassays kann der Nachweis nach dem Prinzip
des Sandwichassays oder in Form eines kompetitiven Tests durchgeführt werden.
[0048] Es ist auch möglich, dass nach der Rotation des Testelements eine weitere Flüssigkeit
auf das Testelement aufgegeben wird, die nach der Probe vom achsenfernen zum achsennahen
Ende der kapillaraktiven Zone, insbesondere der porösen, saugfähigen Matrix, transportiert
wird.
[0049] Die weitere Flüssigkeit kann insbesondere ein Puffer, bevorzugt ein Waschpuffer,
oder eine Reagenzflüssigkeit sein. Durch die Zugabe der weiteren Flüssigkeit kann
insbesondere im Zusammenhang mit Immunoassays ein im Vergleich zu herkömmlichen Teststreifen
verbessertes Signal-zu-Hintergrund-Verhältnis erzielt werden, da die Zugabe der Flüssigkeit
quasi als Waschschritt nach der Bound-Free-Trennung eingesetzt werden kann.
[0050] Die Erfindung weist die folgenden Vorteile auf:
Die Kombination des Flüssigkeitstransports mittels Zentrifugalkräften und mittels
Saugkräften in kapillaraktiven Zonen, insbesondere in porösen, saugfähigen Matrixmaterialien,
erlaubt eine präzise Steuerung von Flüssigkeitsströmen. Erfindungsgemäß transportiert
die kapillaraktive Zone, insbesondere die poröse, saugfähige Matrix, die Flüssigkeit
von einem achsenfernen Ende hin zu einem achsennahen Ende, d. h. von der Peripherie
des scheibenförmigen Testelements hin in Richtung der Drehachse. Die Zentrifugalkraft,
die ebenfalls zum Bewegen der Flüssigkeiten benutzt werden kann, wirkt dieser Transportrichtung
genau entgegen. Durch gezielte Steuerung der Rotation des Testelements (wie z. B.
schnelleres/langsameres Rotieren, An- und Abschalten der Rotationsbewegung) ist es
deshalb möglich, den Fluss der Probenflüssigkeit in der kapillaraktiven Zone, insbesondere
in der porösen, saugfähigen Matrix, zu verlangsamen oder zu stoppen, so dass gezielte
und definierte Reaktionsbedingungen eingehalten werden können. Gleichzeitig erlaubt
die Verwendung der porösen, saugfähigen Matrix, die im Wesentlichen als Abfangmatrix
für die Bound-Free-Separation in Immunoassays dient, ein effizientes Abfangen von
Probenbestandteilen im Verlauf des Immunoassays. Insbesondere ist es durch das Wechselspiel
von Zentrifugal- und Kapillarkräften (Saugkräften) möglich, ohne gesteigerten technischen
Aufwand ein Hin- und Herbewegen der Probe über eine Reagenzienzone, insbesondere eine
Zone mit immobilisierten Reagenzien (v. a. Abfangzone für heterogene Immunoassays),
zu ermöglichen und so ein effektiveres Auflösen der Reagenzien, Mischen der Probe
mit Reagenzien bzw. ein Abfangen von Probenbestandteilen an immobilisierten Bindepartnern
zu gewährleisten. Gleichzeitig ist es möglich, Verarmungseffekte bei der Bindung von
Probenbestandteilen (v. a. Analyt) an immobilisierte Bindepartner auszuschalten und
so die Bindeeffizienz zu steigern (d. h. an Analyt verarmte Probenteile können beim
Hin- und Herbewegen der Probe über die Abfangzone und/oder durch effizientes Durchmischen
durch analytreiche Probenteile ersetzt werden). Darüber hinaus kann durch das Hin-
und Herbewegen von Flüssigkeiten in der kapillaraktiven Zone ein möglichst effizientes
Ausnutzen der kleinen Flüssigkeitsvolumina nicht nur für Reaktionszwecke (hier wird
insbesondere das Probenvolumen ausgenutzt) sondern auch für Waschzwecke, beispielsweise
zur besseren Diskriminierung von gebundenem und freiem Label in der Abfangzone, bewirkt
werden. Dadurch lassen sich effektiv die Proben- und Flüssigreagenzienmenge sowie
Waschpuffermengen minimieren.
[0051] Durch die vorzugsweise zentrale Lage der Drehachse innerhalb des Testelements ist
es möglich, sowohl das Testelement selbst als auch das dazugehörige Messgerät möglichst
kompakt zu gestalten. Bei chipförmigen Testelementen, wie sie beispielsweise in Figur
1 und 2 von
US 2004/0265171 gezeigt sind, liegt die Drehachse außerhalb des Testelements. Ein dazugehöriger Drehteller
oder Rotor ist somit zwangsläufig größer als bei einem Testelement mit identischen
Ausmaßen, bei dem aber die Drehachse innerhalb des Testelements, vorzugsweise zentral
angeordnet ist, wie dies bei den erfindungsgemäßen Testelementen der Fall ist.
[0052] Die Erfindung wird durch die nachfolgenden Beispiele und Figuren näher erläutert.
Hierbei wird jeweils auf immunologische Sandwich-Assays Bezug genommen. Die Erfindung
ist jedoch nicht hierauf beschränkt. Sie kann auf andere Arten der Immunoassays, insbesondere
auch auf kompetitive Immunoassays, oder andere Arten von spezifischen Bindeassays
(beispielsweise solche, die als Bindepartner Zucker und Lectine, Hormone und deren
Rezeptoren, oder auch komplementäre Nukleinsäurepaare verwenden) ebenfalls angewandt
werden. Typische Vertreter dieser spezifischen Bindeassays sind dem Fachmann an sich
bekannt (im Zusammenhang mit Immunoassays wird hier ausdrücklich auf die Figuren 1
und 2 und die dazugehörigen Beschreibungspassagen des Dokuments
US 4,861,711 Bezug genommen) und können auf die vorliegende Erfindung ohne weiteres übertragen
werden. In den nachfolgenden Beispielen und Figuren wird als typischer Vertreter der
kapillaraktiven Zone des erfindungsgemäßen Testelements eine poröse saugfähige Matrix
(Membran) beschrieben. Die Erfindung ist jedoch nicht auf eine solche Matrix beschränkt.
Beispielsweise ist es möglich, statt der Matrix einen kapillaraktiven Kanal, der gegebenenfalls
auch noch Mikrostrukturen zur Steuerung der Flüssigkeitsströme oder zum Bereitstellen
bzw.
[0053] Immobilisieren von Reagenzien oder zum Mischen von Flüssigkeiten und/oder Reagenzien
aufweisen kann.
Figur 1 zeigt in schematischer Darstellung eine Aufsicht auf eine bevorzugte Ausführungsform
des erfindungsgemäßen Testelements. Der Klarheit halber ist dabei lediglich die Schicht
des Testelements dargestellt, die die fluidischen Strukturen enthält. Die gezeigte
Ausführungsform enthält dabei nur eine Öffnung zum Einbringen von Proben- und/oder
Waschflüssigkeit. Die Abtrennung störender Probenbestandteile erfolgt in dieser Ausführungsform,
nach dem die Probe mit Reagenzien kontaktiert wurde.
Figur 2 zeigt schematisch eine weitere bevorzugte Ausführungsform des erfindungsgemäßen
Testelements. Auch hier wurde lediglich die Struktur abgebildet, die die fluidischen
Elemente des Testelements aufweist. In dieser Ausführungsform des Testelements gibt
es zwei separate Proben- und Waschpufferaufgabeöffnungen. Eine Abtrennung der zellulären
Probenbestandteile erfolgt hier bereits, bevor die Probe mit Reagenzien in Kontakt
gebracht wird.
Figur 3 zeigt eine Variante der Ausführungsform gemäß Figur 1 in schematischer Darstellung.
Auch hier erfolgt die Abtrennung zellulärer Probenbestandteile, nach dem die Probe
mit Reagenzien in Kontakt gebracht wurde. Allerdings weist die Struktur gemäß Figur
3 eine separate Zuführung für Waschflüssigkeit auf.
Figur 4 zeigt eine weitere bevorzugte Ausführungsform des erfindungsgemäßen Testelements
in schematischer Ansicht analog Figur 2.
Figur 5 stellt eine geringfügige Weiterentwicklung des Testelements gemäß Figur 3
dar. Im Unterschied zur Ausführungsform gemäß Figur 3 enthält Figur 5 eine andere
geometrische Anordnung des Waste-Vlieses und eine andere Art von Ventil am Ende des
Probendosierabschnittes.
Figur 6 zeigt schematisch eine Aufsicht auf eine Weiterentwicklung des Testelements
gemäß Figur 5. Im Unterschied zu der Ausführungsform gemäß Figur 5 enthält die Ausführungsform
gemäß Figur 6 eine fluidische Struktur zur Aufnahme eines Probenüberschusses.
Figur 7 ist eine schematische Darstellung einer weiteren Variante des Testelements
gemäß Figur 3. Funktional sind die fluidischen Strukturen im Wesentlichen analog denen
von Figur 3. Allerdings sind sie geometrisch anders ausgerichtet und gestaltet.
Figur 8 zeigt schematisch eine weitere bevorzugte Ausführungsform des erfindungsgemäßen
Testelements. Die Strukturen in Figur 8 entsprechen dabei im Wesentlichen den Funktionen,
die durch das Testelement gemäß Figur 4 bereits bekannt sind.
Figur 9 zeigt schematisch eine Aufsicht auf eine Alternative zum Testelement gemäß
Figur 6. Im Unterschied zu der Ausführungsform gemäß Figur 6 enthält die Ausführungsform
gemäß Figur 9 eine achsenferne Probenaufgabeöffnung, die die Probe über eine Kapillare
zunächst näher ans Zentrum des Testelements heranführt, das heißt in einen achsennahen
Bereich.
Figur 10 zeigt den typischen Kurvenverlauf für Troponin T-Messungen in Vollblutproben
(Konzentration an Troponin T in ng/ml aufgetragen gegen die Signalstärke (counts)).
Die Proben wurden mit rekombinantem Troponin T auf die jeweilige Konzentration aufgestockt.
Die Daten gehören zu Beispiel 2 und wurden mit Hilfe von Testelementen gemäß Figur
6/ Beispiel 1 erhalten.
[0054] Die Ziffern und Abkürzungen in den Figuren haben die folgende Bedeutung:
- 1
- scheibenförmiges Testelement (Disk)
- 2
- Substrat (z. B. ein- oder mehrteilig, Spritzguss, gefräst, aus Schichten aufgebaut
etc.)
- 3
- zentrale Aussparung (Antriebsloch)
- 4
- Probenaufgabeöffnung
- 5
- Probendosierzone (Dosierabschnitt des Kanals)
- 6
- Kapillarstopp (z. B. hydrophobe Barriere, geometrisches/nicht-schließendes Ventil)
- 7
- Behälter für Probenüberschuss
- 8
- Kapillarstopp (z. B. hydrophobe Barriere, geometrisches/nicht-schließendes Ventil)
- 9
- Kanal
- 10
- Serum-/Plasmasammelzone (Serum-/Plasmakammer)
- 11
- Erythrozytensammelzone (Erythrozytenkammer)
- 12
- poröse, saugfähige Matrix (Membran)
- 13
- Waste (Vlies)
- 14
- Kapillarstopp (z. B. hydrophobe Barriere, geometrisches/nicht-schließendes Ventil)
- 15
- Kanal
- 16
- Zugabeöffnung für weitere Flüssigkeiten, z. B. Waschpuffer
- 17
- Entlüftungsöffnung
- 18
- Dekantierkanal
- 19
- Kapillarstopp (z. B. hydrophobe Barriere, geometrisches/nicht-schließendes Ventil)
- 20
- Auffangreservoir
- 21
- Kapillarkanal
[0055] Die Figuren 1 bis 9 zeigen unterschiedliche bevorzugte Ausführungsformen des erfindungsgemäßen
Testelements (1). Im Wesentlichen ist jeweils das Substrat (2), enthaltend die fluidischen
Strukturen und die zentrale Aussparung (Antriebsloch 3), abgebildet. Neben dem Substrat,
das zum Beispiel ein oder mehrteilig sein kann, und mittels Spritzguss, Fräsen oder
durch Laminieren von entsprechenden Schichten aufgebaut sein kann, enthält das erfindungsgemäße,
scheibenförmige Testelement (1) auch in der Regel eine Deckschicht, die in den Figuren
der Übersichtlichkeit halber nicht dargestellt ist. Grundsätzlich kann die Deckschicht
ebenfalls Strukturen tragen, in der Regel aber wird sie außer den Öffnungen für die
Proben und/oder weiteren auf das Testelement aufzugebenden Flüssigkeiten keinerlei
Strukturen aufweisen. Die Deckschicht kann auch vollkommen ohne Öffnungen gestaltet
sein, beispielsweise in Form einer Folie, die mit dem Substrat verbunden ist und die
darin befindlichen Strukturen abschließt.
[0056] Die Ausführungsformen, die in den Figuren 1 bis 9 dargestellt sind, zeigen fluidische
Strukturen, die weitgehend gleiche Funktionen erfüllen, auch wenn sie im Detail von
Ausführungsform zu Ausführungsform sich unterscheiden. Der grundsätzliche Aufbau und
die grundsätzliche Funktion soll deshalb hier näher anhand der Ausführungsform gemäß
Figur 1 erläutert werden. Die Ausführungsformen gemäß Figur 2 bis 9 werden anschließend
lediglich anhand der spezifischen Unterschiede zueinander näher erläutert, um unnötige
Wiederholungen zu vermeiden.
[0057] Figur 1 zeigt eine erste bevorzugte Ausführungsform des erfindungsgemäßen, scheibenförmigen
Testelements (1). Das Testelement (1) enthält ein Substrat (2), welches die fluidischen
und mikrofluidischen sowie chromatographischen Strukturen enthält. Das Substrat (2)
ist durch ein entsprechendes Gegenstück (Deckschicht) abgedeckt (nicht gezeigt), welches
Probenaufgabe und Lüftungsöffnungen enthält, die zu den Strukturen im Substrat (2)
korrespondieren. Sowohl die Deckschicht als auch das Substrat (2) weisen eine zentrale
Aussparung (3) auf, die im Zusammenwirken mit einer entsprechenden Antriebseinheit
in einem Messgerät ein Rotieren des scheibenförmigen Testelements (1) ermöglichen.
Alternativ ist es möglich, dass das Testelement (gemäß einer der Figuren 1 bis 9)
keine solche zentrale Aussparung (3) aufweist und der Antrieb über eine entsprechend
den äußeren Konturen des Testelements gestaltete Antriebseinheit des Messgeräts rotiert
wird, beispielsweise einen rotierenden Teller, in den das Testelement in eine seiner
Form entsprechenden Vertiefung eingelegt wird.
[0058] Probenflüssigkeit, insbesondere Vollblut, wird dem Testelement (1) über die Probenaufgabeöffnung
(4) zugeführt. Angetrieben durch Kapillarkräfte und/oder Zentrifugalkräfte füllt die
Probenflüssigkeit die Probendosierzone (5). Die Probendosierzone (5) kann dabei auch
die getrockneten Reagenzien beinhalten. Sie wird durch die Kapillarstopps (6 und 8),
die beispielsweise als hydrophobe Barriere oder als geometrisches/nicht schließendes
Ventil ausgebildet sein können, begrenzt. Die Begrenzung der Probendosierzone (5)
durch die Kapillarstopps (6, 8) gewährleistet dabei, dass ein definiertes Probenvolumen
aufgenommen und in die fluidischen Zonen, die stromabwärts der Probendosierzone (5)
liegen, weitergegeben wird. Bei Rotation des Testelements (1) wird ein eventueller
Probenüberschuss von der Probenaufgabeöffnung (4) und der Probendosierzone (5) in
den Behälter für Probenüberschuss (7) überführt, während die abgemessene Menge an
Probe aus der Probendosierzone (5) in den Kanal (9) überführt wird.
[0059] Bei entsprechenden Rotationsgeschwindigkeiten wird in Kanal (9) die Abtrennung roter
Blutkörperchen und anderer zellulärer Probenbestandteile gestartet. Die in der Probendosierzone
(5) enthaltenen Reagenzien sind beim Eintritt der Probe in den Kanal (9) bereits gelöst
in der Probe vorhanden. Der Eintritt der Probe in Kanal (9) über den Kapillarstopp
(8) führt dabei zu einer Durchmischung der Reagenzien in der Probe.
[0060] Die Möglichkeit der zeitlichen Steuerung der Rotationsvorgänge, die mit dem erfindungsgemäßen
Testelement möglich sind, erlaubt dabei eine gezielte Steuerung der Verweilzeiten
und damit der Inkubationszeit der Probe mit Reagenzien und der Reaktionszeiten.
[0061] Während der Rotation wird die Reagenz-Proben-Mischung in die fluidischen Strukturen
(10) (Serum-/Plasmasammelzone) und (11) (Erythrozytensammelzone) geleitet. Aufgrund
der Zentrifugalkräfte, die auf die Reagenz-Proben-Mischung wirken, wird Plasma bzw.
Serum von roten Blutkörperchen getrennt. Die roten Blutkörperchen sammeln sich dabei
in der Erythrozytensammelzone (11), während das Plasma im Wesentlichen in der Sammelzone
(10) verbleibt.
[0062] Im Gegensatz zu Testelementen, die Membranen oder Vliese zum Abtrennen partikulärer
Probenbestandteile nutzen (beispielsweise Glasfaservliese oder asymmetrisch poröse
Kunststoffmembranen zum Abtrennen roter Blutkörperchen aus Vollblut, allgemein als
Blut abtrennende Membranen oder Vliese bezeichnet) kann das Probenvolumen mit den
erfindungsgemäßen Testelementen wesentlich effektiver ausgenutzt werden, da praktisch
keine Totvolumina (z. B. Volumen der Faserzwischenräume oder Poren) vorhanden sind,
aus denen die Probe nicht wieder entnommen werden kann. Außerdem neigen diese Blut
abtrennenden Membranen und Vliese des Standes der Technik teilweise zur unerwünschten
Adsorption von Probenbestandteilen (z. B. Proteinen) oder zur Zerstörung (Lyse) von
Zellen, was mit den erfindungsgemäßen Testelementen ebenfalls nicht beobachtet wird.
[0063] Wird die Rotation des Testelements (1) angehalten oder verlangsamt, wird das Reagenz-Plasma-Gemisch
(in dem sich bei Anwesenheit des Analyten im Falle eines Immunoassays, beispielsweise
Sandwichkomplexe aus Analyt- und Antikörperkonjugaten gebildet haben) durch die Saugwirkung
der porös-saugfähigen Matrix (12) in diese aufgenommen und durch diese hindurchgeleitet.
Im Fall von Immunoassays werden durch die immobilisierten Bindepartner, die in der
Membran (12) enthalten sind, die analythaltigen Komplexe in der Nachweiszone abgefangen
und in der Kontrollzone ungebundenes, gelabeltes Konjugat gebunden. Das an die poröse,
saugfähige Matrix angrenzende Vlies (13) unterstützt dabei die Bewegung der Probe
durch die Membran (12). Das Vlies (13) dient darüber hinaus der Aufnahme der Probe
nach dem Durchströmen der Membran (12).
[0064] Nachdem die flüssige Probe die fluidische Struktur des Testelements (1) von der Probenaufgabeöffnung
(4) bis zum Vlies (13) durchströmt hat, wird in einem nachfolgenden Schritt Waschpuffer
in die Probenaufgabeöffnung (4) pipettiert. Durch dieselbe Kombination von Kapillar-,
Zentrifugal- und chromatographischen Kräften durchströmt der Waschpuffer die entsprechenden
fluidischen Strukturen des Testelements (1) und wäscht insbesondere die Membran (12),
wo sich nunmehr die gebundenen Analytkomplexe befinden und entfernt so überschüssige
Reagenzreste. Der Waschschritt kann ein oder mehrmals wiederholt werden, um so das
Signal-zu-Hintergrund-Verhältnis zu verbessern. Das erlaubt eine Optimierung der Nachweisgrenze
für den Analyten und eine Erhöhung des dynamischen Messbereichs.
[0065] Der Probenkanal, in dem die flüssige Probe im Testelement (1) von der Probenaufgabeöffnung
(4) zum achsenfernen ersten Ende der Membran (12) transportiert wird, umfasst im vorliegenden
Fall die Probendosierzone (5), den Kapillarstopp (8), den Kanal (9), die Serum-/Plasmasammelzone
(10) und die Erythrozytenkammer (11). In anderen Ausführungsformen kann der Probenkanal
aus mehr oder weniger Einzelzonen/-breichen/- kammern bestehen.
[0066] Die Figuren 3, 5, 6, 7 und 9 zeigen im Wesentlichen analoge Ausführungsformen zu
Figur 1. Figur 3 unterscheidet sich von Figur 1 dadurch, dass sich einerseits an die
Probenaufgabeöffnung (4) kein Behälter für Probenüberschuss (7) anschließt und am
Ende des Probendosierabschnitts (5) kein Kapillarstopp vorhanden ist (d. h. hier ist
ein dosierter Probenauftrag erforderlich) und andererseits dadurch, dass eine separate
Zugabeöffnung (16) für weitere Flüssigkeiten, wie z. B. Waschpuffer, und ein dazugehöriger
Kanal (15) vorhanden sind, der den Puffer zur Membran (12) transportieren kann. Der
Transport des Puffers zur Membran (12) kann dabei auf Kapillarkräften oder Zentrifugalkräften
beruhen.
[0067] Die Ausführungsform gemäß Figur 5 ist weitgehend identisch mit der Ausführungsform
gemäß Figur 3. Die beiden Ausführungsformen unterscheiden sich lediglich durch die
Form des Waste-Vlieses (13) und dadurch, dass das Testelement gemäß Figur 5 einen
Kapillarstopp (8) am Ende des Probendosierabschnitts (5) aufweist.
[0068] Die Ausführungsform gemäß Figur 6 ist wiederum im Wesentlichen identisch mit der
Ausführungsform gemäß Figur 5 und unterscheidet sich von dieser durch das zusätzliche
Vorhandensein eines Behälters für Probenüberschuss (7) im Bereich zwischen der Probendosieröffnung
(4) und der Probendosierzone (5). Hier ist kein dosiertes Aufbringen der Probe erforderlich
(analog Figur 1).
[0069] Die Ausführungsform des erfindungsgemäßen Testelements (1) gemäß Figur 7 entspricht
im Wesentlichen dem Testelement (1) der Figur 6. Beide Ausführungsformen weisen die
gleichen fluidischen Strukturen und Funktionen auf. Lediglich die Anordnung und geometrische
Ausgestaltung ist unterschiedlich. Die Ausführungsform gemäß Figur 7 weist zusätzliche
Entlüftungsöffnungen (17) auf, die aufgrund der andersartigen Dimensionierung der
fluidischen Strukturen im Vergleich zu Figur 6 notwendig sind, um ein Befüllen der
Strukturen mit Proben oder Waschflüssigkeit zu ermöglichen. Kanal (9) ist hier als
dünne Kapillare ausgestaltet, die erst beim Rotieren des Testelements befüllt wird
(d. h. ein Überwinden des Kapillarstopps (8) ist nur mittels Zentrifugalkraft möglich).
Bereits während der Rotation ist es mit dem Testelement (1) gemäß Figur 7 möglich,
gewonnenes Plasma aus der Erythrozytensammelzone 11 abzuführen; dazu dient die Dekantiereinheit
18, die schließlich in die Serum-/Plasmasammelzone 10 mündet.
[0070] Die Ausführungsform des erfindungsgemäßen Testelements (1) gemäß Figur 9 entspricht
im Wesentlichen dem Testelement (1) der Figur 6. Beide Ausführungsformen weisen die
gleichen fluidischen Strukturen und Funktionen auf. Lediglich die Anordnung und geometrische
Ausgestaltung ist unterschiedlich. Die Ausführungsform gemäß Figur 9 weist grundsätzlich
eine weiter außen, das heißt achsferne, Probenaufgabeöffnung (4) auf. Dies kann vorteilhaft
sein, wenn das Testelement (1) zum Befüllen mit Probe bereits in einem Messgerät eingebracht
ist. Dem Benutzer kann in diesem Fall die Probenaufgabeöffnung (4) leichter zugänglich
gemacht werden als dies bei Testelementen gemäß Figur 1 bis 8 möglich ist, wo die
Probenaufgabeöffnung (4) jeweils achsnah (d. h. entfernt vom äußeren Rand des Testelements)
angeordnet ist.
[0071] Im Gegensatz zur Ausführungsform gemäß Figur 1, 3, 5, 6, 7 und 9 findet in den Ausführungsformen
gemäß Figur 2, 4 und 8 die Abtrennung der zellulären Probenbestandteile aus der Probenflüssigkeit
statt, bevor die Probe mit Reagenzien in Kontakt kommt. Das hat den Vorteil, dass
die Verwendung von Vollblut oder Plasma bzw. Serum als Probenmaterial nicht zu unterschiedlichen
Messergebnissen führt, da stets zunächst Plasma bzw. Serum mit den Reagenzien in Kontakt
kommt und das Auflöse-/Inkubations-/Reaktionsverhalten damit praktisch gleich sein
sollte. Auch in den Ausführungsformen gemäß Figur 2, 4 und 8 wird die flüssige Probe
zunächst über die Probenaufgabeöffnung (4) auf das Testelement (1) aufgegeben. Durch
Kapillarkräfte und/oder Zentrifugalkräfte wird die Probe anschließend von der Probenaufgabeöffnung
(4) in die Kanalstrukturen weitertransportiert. In den Ausführungsformen gemäß Figur
2 und 4 wird die Probe nach dem Aufgeben in die Probenaufgabeöffnung (4) in einem
Probendosierabschnitt (5) überführt und anschließend durch Rotation eine Serum-/Plasmaabtrennung
vom Vollblut bewirkt. Die unerwünschten zellulären Probenbestandteile, im Wesentlichen
Erythrozyten, sammeln sich dabei in der Erythrozytenfalle (11), während Serum bzw.
Plasma sich in der Zone (10) ansammeln. Über eine Kapillare wird das Serum aus der
Zone (10) entnommen und in die Kanalstruktur (9) weitertransportiert, wo getrocknete
Reagenzien untergebracht sind und beim Einströmen der Probe gelöst werden. Durch nochmaliges
Rotieren des Testelements (1) kann die Proben-Reagenz-Mischung aus Kanalstruktur (9)
den Kapillarstopp (14) überwinden und so über den Kanal (15) zur Membran (12) gelangen.
Beim Verlangsamen oder Anhalten der Rotation wird die Proben-Reagenz-Mischung über
die Membran (12) in das Waste-Vlies (13) transportiert.
[0072] Die Ausführungsformen gemäß Figur 2 und Figur 4 unterscheiden sich dabei darin, dass
in Figur 2 ein Behälter für Probenüberschuss (7) vorgesehen ist, während die Ausführungsform
gemäß Figur 4 eine solche Funktion nicht vorsieht. Wie in der Ausführungsform gemäß
Figur 3 ist hier ein dosiertes Aufbringen der Probe zweckmäßig.
[0073] Figur 8 zeigt eine Variante der Ausführungsformen gemäß Figuren 2 und 4. Hier wird
die Probe unmittelbar nach der Probenaufgabeöffnung (4) nach Passieren eines ersten
geometrischen Ventils (19) durch Zentrifugieren in eine Erythrozytenabtrennstruktur
(10, 11) überführt. Der mit (10) bezeichnete Bereich dient dabei als Serum-/Plasmasammelzone
(10), aus der von Zellen befreites Serum bzw. Plasma nach dem Zentrifugieren über
einen Kapillarkanal (21) weitergeleitet wird. Kammer (20) dient als Auffangreservoir
für überschüssiges Serum bzw. Plasma, das nach vollständigem Befüllen des Probendosierabschnitts
(5) unter Umständen aus der Serum-/Plasmasammelzone (10) nachfließt. Alle anderen
Funktionen und Strukturen sind analog den Figuren 1 bis 7.
[0074] Durch gezieltes Gestalten der hydrophilen bzw. hydrophoben Eigenschaften der Oberflächen
des Testelements (1) kann erreicht werden, dass ein Bewegen der Probenflüssigkeit
und/oder Waschflüssigkeiten entweder nur mit Hilfe der Rotation und der daraus resultierenden
Zentrifugalkräfte erfolgt oder durch eine Kombination von Zentrifugalkräften und Kapillarkräften.
Letzteres erfordert zumindest teilweise hydrophilisierte Oberflächen in den fluidischen
Strukturen des Testelements (1).
[0075] Wie weiter oben im Zusammenhang mit Figur 1 bereits beschrieben, weisen die erfindungsgemäßen
Testelemente gemäß den Figuren 1, 2, 6, 7, 8 und 9 eine automatische Funktionalität
auf, die ein verhältnismäßig genaues Abmessen eines Probenaliquots aus einer im Überschuss
auf das Testelement aufgegebenen Probe erlaubt (so genanntes "Metering-System"). Dieses
Metering-System ist ein weiterer Gegenstand der vorliegenden Erfindung. Es umfasst
im Wesentlichen die Elementen 4, 5, 6, und 7 der dargestellten Testelemente (1). Probenflüssigkeit,
insbesondere Vollblut, wird dem Testelement (1) über die Probenaufgabeöffnung (4)
zugeführt. Angetrieben durch Kapillarkräfte und/oder Zentrifugalkräfte füllt die Probenflüssigkeit
die Probendosierzone (5). Die Probendosierzone (5) kann dabei auch die getrockneten
Reagenzien beinhalten. Sie wird durch die Kapillarstopps (6 und 8), die beispielsweise
als hydrophobe Barriere oder als geometrische/nicht schließende Ventile ausgebildet
sein können, begrenzt. Die Begrenzung der Probendosierzone (5) durch die Kapillarstopps
(6, 8) gewährleistet dabei, dass ein definiertes Probenvolumen aufgenommen und in
die fluidischen Zonen, die stromabwärts der Probendosierzone (5) liegen, weitergegeben
wird. Bei Rotation des Testelements (1) wird ein eventueller Probenüberschuss von
der Probenaufgabeöffnung (4) und der Probendosierzone (5) in den Behälter für Probenüberschuss
(7) überführt, während die abgemessene Menge an Probe aus der Probendosierzone (5)
in den Kanal (9) überführt wird. Alternativ ist es auch möglich, anstelle der durch
Rotation erzeugten Kraft, die die Probe bewegt, auch andere Kräfte hierzu einzusetzen,
z. B. durch Anlegen eines Überdrucks auf der Probeneingangsseite bzw. eines Unterdrucks
an der Probenausgangsseite. Das dargestellte Metering-System ist folglich nicht zwingend
an rotierbare Testelemente gebunden, sondern kann auch in anderen Testelementen Anwendung
finden.
[0076] Ähnliche Metering-Systeme sind beispielsweise aus
US 5,061,381 bekannt. Auch in diesem Dokument wird ein System beschrieben, bei dem Probenflüssigkeit
im Überschuss auf ein Testelement aufgegeben werden kann. Das Abmessen eines verhältnismäßig
genauen Probenaliquots, das anschließend im Testelement weiterverarbeitet wird, erfolgt
hierbei ebenfalls durch das Zusammenspiel einer Dosierzone ("metering chamber") und
einer Zone für den Probenüberschuss ("overflow chamber"), wobei diese beiden Zonen
- anders als bei der vorliegenden Erfindung - durch einen zwar schmalen, aber zumindest
beim Befüllen stets Flüssigkeitsaustausch ermöglichenden Kontakt stehen. Probenflüssigkeit
wird hier beim Befüllen des Testelements unmittelbar aufgetrennt in einen Teil, der
durch einen breiten Kanal in die "metering chamber" geleitet wird, und einen Teil,
der durch einen schmalen Kanal in die "overflow chamber" fließt. Nach dem vollständigen
Befüllen der "metering chamber" wird das Testelement in Rotation versetzt und ein
eventueller Probenüberschuss in die "overflow chamber" abgeleitet, so dass in der
"metering chamber" nur das gewünschte, abgemessene Probenvolumen verbleibt, welches
anschließend weiter verarbeitet wird.
[0077] Nachteilig an der Ausgestaltung des Metering-Systems gemäß
US 5,061,381 ist, dass bei Probenvolumina, die auf das Testelement aufgegeben werden und die genau
dem Mindestvolumen entsprechen oder nur geringfügig größer sind als das Mindestvolumen,
die Gefahr besteht, dass die Dosierzone unterdosiert wird, da ja stets ein Anteil
der Probe von Anfang an ungehindert in die "overflow chamber" fließt.
[0078] Dieses Problem wird bei der vorliegend vorgeschlagenen Ausgestaltung des Metering-Systems
dadurch gelöst, dass zwischen Dosierzone und der Zone für den Probenüberschuss ein
Kapillarstopp (hydrophobe Barriere bzw. ein geometrisches bzw. nicht-schließendes
Ventil) angeordnet wird. Beim Befüllen des Testelements mit Probe wird deshalb zunächst
die Probe praktisch ausschließlich in die Dosierzone geleitet. Der Kapillarstopp verhindert
dabei, dass Probe in die Zone für den Probenüberschuss einfließen kann, bevor die
Probendosierzone vollständig gefüllt ist. Auch bei Probenvolumina, die auf das Testelement
aufgegeben werden und die genau dem Mindestvolumen entsprechen oder nur geringfügig
größer sind als das Mindestvolumen, ist so sichergestellt, dass die Probendosierzone
vollständig gefüllt ist.
Beispiel 1
Herstellung eines Testelements gemäß Figur 6
1.1. Herstellung des Substrats (2)
[0079] Mittels Spritzguss wird aus Polycarbonat (PC) (alternativ ist auch Polystyrol (PS),
ABS-Kunststoff oder Polymethylmethacrylat (PMMA) als Material möglich) ein Substrat
(2) gemäß Figur 6 gefertigt (Abmessungen ca. 60 x 80 mm
2). Die einzelnen Kanäle und Zonen (fluidische Strukturen) haben dabei die folgenden
Dimensionen (Tiefe der Strukturen (t) und ggf. deren Volumen (V); die Ziffern verweisen
auf Figur 6 und die darin gezeigten Strukturen):
Kapillare zwischen 4 und 5: t = 500 µm
Nr.7: t= 700 µm
Nr.5: t= 150 µm; V= 26,5 mm3
Nr.8: t= 500 µm
Nr.9: t= 110 µm
Nr.10: t= 550 µm
Nr.11: t= 130 µm; V= 15 mm3
Nr.15: t= 150 µm; V= 11,4 mm3
[0080] Ein Übergang von weniger tiefen auf tiefere Strukturen ist dabei in der Regel für
Flüssigkeiten in den Fluidikstrukturen nur möglich, wenn von außen Kraft (z. B. Zentrifugalkraft)
einwirkt. Solche Übergänge wirken als geometrische (nicht-schließende) Ventile.
[0081] Das Substrat (2) weist neben den fluidischen Strukturen (s. o.) noch die Proben-
und Pufferzugabeöffnungen (4, 16), Entlüftungsöffnungen (17) und die zentrale Aussparung
(3) auf.
[0082] Die Oberfläche des Substrats (2), die die fluidischen Strukturen aufweist, kann anschließend
mittels Plasmabehandlung gereinigt und hydrophiliert werden.
1.2. Einbringen der Reagenzien
[0083] Ein Teil der für den Analytnachweis erforderlichen Reagenzien (z. B. biotinylierte
Anti-Analyt-Antikörper und mit einem Fluoreszenzlabel markierte Anti-Analyt-Antikörper)
werden mittels Piezodosierung als Lösung abwechselnd als punktförmige Reagenzienspots
in den Probendosierabschnitt (5) eingebracht und anschließend getrocknet, so dass
praktisch seine gesamte innere Fläche mit Reagenzien belegt ist.
[0084] Die Reagenzlösungen sind dabei wie folgt zusammengesetzt:
Biotinylierter Antikörper: |
50 mM Mes pH 5.6,; 100 µg/ml biotinylierte monoklonale Anti-Troponin T-Antikörper |
Gelabelte Antikörper |
50 mM Hepes pH 7.4, mit Quadratsäurederivat Fluoreszenzfarbstoff JG9(in Polystyrol-Latexpartikel
eingebettet) fluoreszenzmarkierte monoklonale Anti-Troponin T-Antikörper (0,35-prozentige
Lösung) |
1.3. Einlegen der Membran (12)
[0085] In eine entsprechende Aussparung im Substrat (2) wird die poröse Matrix (12) (Nitrocellulosemembran
auf Kunststoffträgerfolie; 21 x 5 mm
2; mit 100 µm PE-Folie verstärkte Cellulosenitrat-Membran (Typ CN 140 von Sartorius,
Deutschland)), in die mittels Strichimprägnierung (s. u.) eine Analytnachweislinie
(Polystreptavidin) und eine Kontrolllinie (Polyhapten) eingebracht wurde, eingelegt
und ggf. mittels doppelseitigem Klebeband fixiert.
[0086] Auf die zuvor beschriebene Cellulosenitrat-Membran wird durch Strichdosierung eine
wässrige Streptavidinlösung (4,75 mg/ml) aufgebracht. Hierzu wird die Dosierung so
gewählt (Dosiermenge 0,12 ml/min, Bahngeschwindigkeit 3 m/min), dass ein Strich mit
einer Breite von ca. 0,4 mm entsteht. Dieser Strich dient zum Nachweis des zu bestimmenden
Analyts und enthält ca. 0,95 µg Streptavidin pro Membran.
[0087] In einem Abstand von etwa 4 mm flussabwärts vom Streptavidinstrich wird unter identischen
Dosierungsbedingungen eine wässrige Troponin T-Polyhapten-Lösung mit 0,3 mg/ml aufgebracht.
Dieser Strich dient als Funktionskontrolle des Testelements und enthält ca. 0,06 µg
Polyhapten pro Test.
1.4. Aufbringen der Abdeckung
[0088] Anschließend wird die Abdeckung (Folie oder Spritzgussteil ohne Fluidikstrukturen,
die bzw. das ggf. hydrophiliert sein kann) aufgebracht und gegebenenfalls mit dem
Substrat (2) permanent verbunden, vorzugsweise verklebt, verschweißt oder verklipst.
1.5. Einlegen des Waste-Vlieses (13)
[0089] Schließlich wird das Substrat gewendet und in die entsprechende Aussparung das Waste-Vlies
(13) (13 x 7 x 1,5 mm
3 großes Vlies aus 100 Teilen Glasfaser (Durchmesser 0,49 bis 0,58 µm, Länge 1000 µm)
und 5 Teilen Polyvinylalkoholfasern (Kuralon VPB 105-2 von Kuraray) mit einem Flächengewicht
von ca. 180 g/m
2) eingelegt, welches dann mittels eines Klebebandes im Substrat (2) fixiert wird.
[0090] Durch die quasi selbstdosierende Probenaufnahmeeinheit (umfassend die Probenaufgabeöffnung
(4), den Probendosierabschnitt (5) und den ihn begrenzenden Strukturen (Kapillarstopp
(8) und Behälter für Probenüberschuss (7)) wird gewährleistet, dass unabhängig von
der auf das Testelement (1) aufgegebenen Probenmenge (sofern sie ein Mindestvolumen
(in diesem Beispiel 27 µl) überschreitet) bei Verwendung unterschiedlicher Testelemente
reproduzierbar gleiche Probenmengen verwendet werden.
[0091] Durch die Verteilung der Reagenzien im gesamten Probendosierabschnitt (5), vorzugsweise
in Form sich abwechselnder Reagenzienspots (d. h. kleiner, fast punktförmiger Reagenzienbezirke),
in Kombination mit einer raschen Befüllung des Probendosierabschnitt (5) mit Probe
wird ein homogenes Lösen der Reagenzien im gesamten Probenvolumen erreicht, insbesondere
falls das Befüllen deutlich schneller erfolgt als das Lösen. Darüber hinaus erfolgt
ein praktisch vollständiges Lösen der Reagenzien, so dass auch hier wieder eine gesteigerte
Reproduzierbarkeit im Vergleich zu herkömmlichen, auf saugfähigen Materialien basierenden
Testelementen (Teststreifen, Bio-Disks mit Reagenzienpads etc.) beobachtet wird.
Beispiel 2
Nachweis von Troponin T mit Hilfe des Testelements aus Beispiel 1
[0092] Auf das Testelement gemäß Beispiel 1 werden 27 µl Vollblut, dem unterschiedliche
Mengen an rekombinantem Troponin T beigemischt wurden, aufgegeben. Das Testelement
wird anschließend anhand des in Tabelle 1 angegebenen Ablaufs weiterbehandelt und
abschließend die Fluoreszenzsignale für unterschiedliche Konzentrationen gemessen.
Tabelle 1: Messablauf
Zeit (min:sec) |
Dauer (min:sec) |
Rotation mit Umdrehungen pro Minute |
Aktion |
00:00 |
01:00 |
0 |
27 µl Probe aufgeben; Lösen der Reagenzien |
01:00 |
02:00 |
5000 |
Erythrozytenseparation und Inkubation |
03:00 |
01:00 |
800 |
Chromatographie (Signal generieren) |
04:00 |
00:10 |
0 |
12 µl Waschpuffer1) aufgeben |
04:10 |
02:00 |
800 |
Waschpuffertransport und Chromatographie |
06:10 |
00:10 |
0 |
12 µl Waschpuffer1) aufgeben |
06:20 |
02:00 |
800 |
Waschpuffertransport und Chromatographie |
08:20 |
00:10 |
0 |
12 µl Waschpuffer1) aufgeben |
08:30 |
02:00 |
800 |
Waschpuffertransport und Chromatographie |
10:30 |
|
0 |
Messen |
1) 100 mM Hepes, pH 8,0; 150 mM NaCl; 0,095 % Natriumazid. |
[0093] Die Messdaten sind in Figur 10 wiedergegeben. Dabei sind die jeweiligen Messsignale
(in counts) gegen die Konzentration an rekombinantem Troponin T (c (TnT)) in [ng/ml])
aufgetragen. Die tatsächliche Troponin T-Konzentration in den Vollblutproben wurde
mit der Referenzmethode "Roche Diagnostics Elecsys Troponin T Test" bestimmt.
[0094] Im Vergleich zu herkömmlichen immunochromatographischen Troponin T-Teststreifen,
wie z. B. Cardiac Troponin T von Roche Diagnostics, ist die Nachweisgrenze für den
quantitativ auswertbaren Messbereich mit dem erfindungsgemäßen Testelement nach unten
verschoben (Cardiac Troponin T: 0,1 ng/ml; Erfindung: 0,02 ng/ml) und der dynamische
Messbereich nach oben hin erweitert (Cardiac Troponin T: 2,0 ng/ml; Erfindung: 20
ng/ml). Zugleich zeigen die erfindungsgemäßen Testelemente eine verbesserte Präzision.
1. Testelement (1) zum Nachweis eines Analyten in einer flüssigen Probe, das im Wesentlichen
scheibenförmig ist und um eine Achse, die senkrecht zur scheibenförmigen Testelementebene
liegt, rotierbar ist, enthaltend
- eine Probenaufgabeöffnung (4) zur Aufgabe einer flüssigen Probe,
- eine kapillaraktive Zone (12), welche eine poröse, saugfähige Matrix (12) ist, wobei
die kapillaraktive Zone (12) eine oder mehrere Zonen mit immobilisierten Reagenzien
enthält, wobei die immobilisierten Reagenzien spezifische Bindereagenzien sind, welche
dazu geeignet sind, aus der durch die kapillaraktive Zone (12) fließenden Probe gezielt
den Analyten oder vom Analyten abgeleitete und mit diesem in Beziehung stehende Spezies
abzufangen und welche in Form von Linien, Punkten, Mustern in oder auf dem Material
der kapillaraktiven Zone (12) immobilisiert vorliegen, mit einem achsenfernen ersten
Ende und einem achsennahen zweiten Ende, und
- einen Probenkanal (9), der von der Probenaufgabeöffnung (4) über einen achsennahen
Bereich zum achsenfernen ersten Ende der kapillaraktiven Zone (12) reicht, gekennzeichnet dadurch, dass
das achsenferne erste Ende der kapillaraktiven Zone (12) mit dem Probenkanal (9) in
Kontakt steht und
die Probenaufgabeöffnung (4) achsennah ist und der Probenkanal (9) von der achsennahen
Probenaufgabeöffnung (4) zum achsenfernen ersten Ende der kapillaraktiven Zone (12)
reicht und
der Probenkanal einen Zufluss für weitere Flüssigkeiten außer der Probenflüssigkeit
aufweist.
2. Testelement (1) gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die poröse, saugfähige Matrix (12) ein Papier, eine Membran oder ein Vlies ist.
3. Testelement (1) gemäß einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die kapillaraktive Zone (12) mit dem achsennahen zweiten Ende in Kontakt steht mit
einem weiteren saugfähigen Material (13) oder einer saugfähigen Struktur, das bzw.
die Flüssigkeit aus der kapillaraktiven Zone (12) aufnehmen kann.
4. Testelement (1) gemäß einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Probenkanal (9) Zonen unterschiedlicher Dimensionen und/oder für unterschiedliche
Funktionen enthält, insbesondere eine Zone mit löslichen Reagenzien und/oder eine
Probendosierzone (5) und/oder eine Zone zum Abtrennen partikulärer Bestandteile aus
der flüssigen Probe enthält.
5. Testelement (1) gemäß einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Probenkanal (9) geometrische Ventile oder Hydrophobsperren (6, 8, 14, 19) enthält.
6. Testelement (1) gemäß einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Probenaufgabeöffnung (4) mit einer Probendosierzone (5) und einer Zone (7) für
Probenüberschuss in Kontakt steht, wobei zwischen der Probendosierzone (5) und der
Zone (7) für Probenüberschuss ein Kapillarstopp (6) vorhanden ist.
7. Testelement (1) gemäß einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, in den Probenkanal ein zweiter Kanal mündet, der vorzugsweise mit einer Wasch- oder
Reagenzflüssigkeit befüllbar ist.
8. Testelement (1) gemäß einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass eine separate Zugabeöffnung (16) für weitere Flüssigkeiten, vorzugsweise Waschpuffer,
und ein dazugehöriger Kanal (15) vorhanden sind, der den Puffer zur kapillaraktiven
Zone (12) transportieren kann.
9. Verfahren zum Nachweis eines Analyten in einer flüssigen Probe, wobei
- die Probe in die Probenaufgabeöffnung (4) des Testelements (1) gemäß einem der Ansprüche
1 bis 8 aufgegeben wird,
- das Testelement (1) rotiert wird, so dass die Probe zum achsenfernen Ende der kapillaraktiven
Zone (12) transportiert wird,
- die Rotation des Testelements (1) soweit verlangsamt wird bzw. gestoppt wird, so
dass die Probe oder ein beim Durchströmen des Testelements (1) aus der Probe gewonnenes
Material vom achsenfernen zum achsennahen Ende der kapillaraktiven Zone (12) gesaugt
wird, und
- der Analyt in der kapillaraktiven Zone (12) oder einer ihr nachgelagerten Zone visuell
oder optisch nachgewiesen wird.
10. Verfahren gemäß Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, dass nach der Rotation des Testelements (1) eine weitere Flüssigkeit auf das Testelement
(1) aufgegeben wird, die nach der Probe vom achsenfernen zum achsennahen Ende der
kapillaraktiven Zone (12) gesaugt wird.
11. Verfahren gemäß Anspruch 9 oder 10, dadurch gekennzeichnet, dass die Wanderung der flüssigen Probe und/oder der weiteren Flüssigkeit durch die kapillaraktive
Zone (12) durch die Rotation des Testelements (1) gezielt verlangsamt oder gestoppt
wird.
12. Verfahren gemäß einem der Ansprüche 9 bis 11, dadurch gekennzeichnet, dass die Wanderungsrichtung der flüssigen Probe und/oder der weiteren Flüssigkeit durch
die kapillaraktive Zone (12) durch die Rotation des Testelements (1) umgekehrt wird.
13. System zur Bestimmung eines Analyten in einer flüssigen Probe enthaltend ein Testelement
(1) gemäß einem der Ansprüche 1 bis 8 und ein Messgerät, wobei das Messgerät
- zumindest einen Antrieb für die Rotation des Testelements (1) und
- eine Auswerteoptik zum Auswerten des visuellen oder optischen Signals des Testelements
(1) aufweist.