[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Steuerung einer Stranggussanlage, ein Computerprogrammprodukt
sowie eine Steuereinheit zur Steuerung einer Stranggussanlage.
[0002] Stranggussanlagen dienen der Herstellung von Brammen aus verschiedenen Materialien
wie beispielsweise Stählen, Kupferlegierungen oder Aluminium. Hierbei wird eine entsprechende
Schmelze zur Stranggießanlage transportiert und aus einem Konverter in eine Gießpfanne
hineingegossen. Über einen Bodenablass kann daraufhin die Schmelze von der Pfanne
in einen Verteiler fließen, von welchem aus die Schmelze in sogenannte Kokillen fließen
kann. Jede Kokille gibt die Form des Stranges vor, der gegossen wird. Um ein Anbacken
des Materials an den Wänden der Kokille zu verhindern, wird die Kokille oszillierend
bewegt. Aufgrund der Kühlung der Wände der Kokille findet an den Randbereichen eine
Erstarrung des Materials statt, sodass hieraus eine erstarrte Strangschale resultiert,
welche nach Verlassen der Kokille noch weiter gekühlt wird. Die Strangschale oder
auch allgemein der Strang wird nach dem Verlassen der Kokille weiterhin durch Rollen
abgestützt, um ein Aufbrechen des Stranges zu vermeiden.
[0003] Wenn der Strang in seinem Querschnitt durcherstarrt ist, kann der Strang durch eine
entsprechende Schneideanlage, beispielsweise durch Schneidbrenner oder Scheren, auf
die gewünschte Länge verteilt werden.
[0004] Im Ergebnis resultieren aus dem Stranggussverfahren einzelne Brammen, welche daraufhin
beispielsweise in einem Walzwerk weiterverarbeitet werden können. Eine Möglichkeit
ist beispielsweise das Warmwalzen, wobei hierzu die Brammen auf eine entsprechende
Temperatur oberhalb der Rekristallisationstemperatur erwärmt werden und im Walzspalt
eines Warmwalzwerks durch Druck auf die vorgegebene Dicke reduziert werden. Da das
Volumen der Bramme gleich bleibt, kommt es zu Längen- und Breitenänderungen. Aufgrund
des Walzvorganges resultiert aus einer Bramme schließlich ein Band, welches auf einem
Haspel zu einer sogenannten Coil aufgewickelt wird.
[0005] Stranggussanlagen kommen in verschiedenen Konfigurationen zum Einsatz. Üblich sind
beispielsweise sogenannte Mehrstranganlagen, bei welchen mehrere Stränge parallel
und gleichzeitig gegossen werden können. Hierbei hat der Verteiler die Funktion, das
flüssige Material wie beispielsweise den Flüssigstahl auf die einzelnen Kokillen und
damit die einzelnen Stränge zu verteilen.
[0006] Die
EP 1021261 B1 beschreibt beispielsweise ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Herstellung von
Brammen verschiedener Formate. Die
EP 1658533 B1 offenbart ein Verfahren und eine Einrichtung zur Steuerung einer Anlage zur Herstellung
von Stahl.
[0007] Die
JP 2000 317 583 A offenbart ein Verfahren zur Bestimmung einer Längenaufteilung von geschmolzenen Stahlsträngen
in einer mehrsträngigen Stranggießanlage, wobei in einem Bereich zwischen einer durch
einen vordersten Strang festgelegten aktuellen Startposition und einer durch das Strangende
eines kürzesten Strangs festgelegten Endposition auf einem jeweils nächstvordersten
Strang je eine Standardlänge abgezählt wird, und wobei die Längenaufteilung durch
Abzählen weiterer Standardlängen auf den über die Endposition hinausragenden Strängen
fortgesetzt wird.
[0008] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur Steuerung einer Stranggussanlage
zur Herstellung von Brammen, ein Computerprogrammprodukt und eine Steuereinheit zur
Steuerung einer Stranggussanlage zur Herstellung von Brammen zu schaffen. Die der
Erfindung zugrunde liegenden Aufgaben werden durch die Merkmale der unabhängigen Patentansprüche
gelöst. Bevorzugte Ausführungsformen der Erfindung sind durch die abhängigen Patentansprüche
angegeben.
[0009] Es wird ein Verfahren zur Steuerung einer Stranggussanlage zur Herstellung von Brammen
aus einem vorbestimmten Material angegeben, wobei die Stranggussanlage eine Anzahl
von Kokillen zur Erzeugung entsprechender Gießstränge aufweist, wobei das Verfahren
umfasst:
- Empfangen mehrerer Gießaufträge, wobei jeder Gießauftrag eine Bedarfsmenge an dem
Material, eine zugehörige Brammenbreite und Toleranzangaben bezüglich der Gießaufträge
umfasst,
- Bestimmung für jeden der Gießaufträge aus den jeweiligen Bedarfsmengen und den jeweiligen
Brammenbreiten eines Satzes von zu gießenden Brammen mit zugehörigen Brammengewichten
und Brammenbreiten,
- Sortierung aller zu gießenden Brammen aller Gießaufträge gemäß einem Sortierkriterium
zum Erhalt einer sortierten Basisfolge von zu gießenden Brammen, wobei das Sortierkriterium
die Brammenbreiten umfasst,
- gleichmäßige Partitionierung der sortierten Basisfolge in eine Anzahl von Teilfolgen,
wobei die Anzahl der Teilfolgen der Anzahl der Kokillen entspricht,
- für jede der Teilfolgen, Anpassung der Brammenbreite der zu gießenden Brammen der
Teilfolge unter Berücksichtigung der Toleranzangaben, wobei aufgrund der Anpassung
die Breitensprünge zwischen zwei in der Teilfolge unmittelbar aufeinanderfolgenden
zu gießenden Brammen einen vorbestimmten Sprungwert nicht überschreiten, wobei aufgrund
der angepassten Brammenbreiten angepasste Teilfolgen resultieren,
- Übermittlung von Steuerdaten an die Stranggussanlage zur Herstellung der in den angepassten
Teilfolgen bestimmten zu gießenden Brammen, wobei in den Steuerdaten für jede der
Teilfolgen die Reihenfolge der Herstellung der Brammen der Reihenfolge entspricht,
in welcher die zu gießenden Brammen in der jeweiligen angepassten Teilfolge bestimmt
sind.
[0010] Ausführungsformen der Erfindung könnten den Vorteil haben, dass die Verschnittmenge
(d.h. die Erzeugung von aktuell nicht in den Aufträgen enthaltenen Lagerbrammen) durch
die optimierte Herstellung der Brammen reduziert und damit die Gießleistung der Stranggussanlage
maximiert werden kann. Aufgrund der Sortierkriterien wird auch die Chargenreinheit
(eine Konverterfüllung) der einzelnen Gießaufträge und damit der zugeordneten Kundenaufträge
verbessert, womit der Beprobungsaufwand dieser Aufträge reduziert wird, da pro Auftrag
eine Beprobung erforderlich ist. Letzteres ist deshalb relevant, weil die Coils bestimmten
Qualitätskriterien bezüglich der verwendeten Materialien genügen müssen. Aus diesem
Grund muss pro Charge (das heißt pro Schmelze) eine Beprobung stattfinden, um die
Materialqualität zu prüfen.
[0011] Unter dem Begriff der "Steuerung" der Stranggussanlage wird allgemein verstanden,
dass die Stranggussanlage jene Stranggussdaten zur Verfügung gestellt bekommt, aus
welchen dann das eigentliche Stranggussprogramm erstellt werden kann. Die Steuerdaten
beinhalten dabei alle Angaben, welche die herzustellenden Brammen bezüglich der Herstellungsreihenfolge,
als auch deren Materialien und Größenangaben betreffen. Die Stranggussdaten geben
also die Gießreihenfolge, beispielsweise die herzustellenden Brammenbreiten und Brammenlängen,
vor, woraus daraufhin in der Stranggussanlage ein Steuerprogramm oder Stranggussprogramm
zur entsprechenden Steuerung der Kokillen, der Transportgeschwindigkeit des Strangs
usw. erstellt werden kann.
[0012] Nach einer Ausführungsform der Erfindung handelt es sich bei der Stranggussanlage
um eine Mehrstranganlage mit mehreren parallelliegenden Strängen, wobei jedem Strang
eine der Kokillen zugeordnet ist, wobei die Steuerung zur parallelen gleichzeitigen
Herstellung der in den Teilfolgen bestimmten zu gießenden Brammen erfolgt. Die Steuerdaten
können zum Beispiel vorgeben, in welcher Reihenfolge welche Brammen mit welcher Breite
parallel und gleichzeitig hergestellt werden sollen.
[0013] In diesem Fall umfasst das Verfahren eine eindeutige Zuordnung jeder der Teilfolgen
zu einem der Stränge, wobei die Zuordnung so erfolgt, dass von den innenliegenden
Strängen zu den außenliegenden Strängen gehend die durchschnittliche Brammenbreite
der in den jeweiligen Teilfolgen bestimmten zu gießenden Brammen stetig abnimmt. Dies
könnte zu einer Qualitätssteigerung bezüglich der hergestellten Brammen führen, da
die aus dem Verteiler abfließenden Materialmengen durch die entsprechenden Gießrohre
in die entsprechenden Kokillen regelmäßig verteilt sind: In der Mitte finden die größten
Materialabflüsse durch die Gießrohre statt, wohingegen die Materialabflüsse bezüglich
der außenliegenden Gießrohre und Kokillen reduziert sind. Insgesamt könnte dadurch
entsprechenden Verwirbelungen des flüssigen Materials im Verteiler vorgebeugt werden.
[0014] Nach einer Ausführungsform der Erfindung ist aufgrund der gleichmäßigen Partitionierung
die Anzahl der in den jeweiligen Teilfolgen bestimmten zu gießenden Brammen für alle
Teilfolgen identisch. Alle die der Teilfolgenbildung zugrunde liegenden Gießaufträge
werden vollständig berücksichtigt. Durch eine geeignete Anpassung der Brammenlängen
können die Stranglängen der einzelnen Teilfolgen aufeinander angepasst werden, ohne
das Gesamtgewicht aller Teilstränge zu verändern. Durch die hiermit verbundene Verkürzung
der maximalen Teilstranglänge könnte außerdem die Gesamtgießzeit bezüglich der Gießaufträge
minimiert werden, wodurch insgesamt weiter die Auslastung der Anlage und damit die
Gießleistung optimiert werden kann.
[0015] Es sei an dieser Stelle angemerkt, dass unter einer gleichmäßigen Partitionierung
im Sinne der vorliegenden Beschreibung verstanden wird, dass Segmente der sortierten
Basisfolge als Teilfolgen unverändert weiterverwendet werden, wobei die innerhalb
der Segmente enthaltene Sortierung bezüglich der Brammen beibehalten wird. Beschreibt
beispielsweise die Basisfolge 20 zu gießende Brammen, so könnte eine gleichmäßige
Partitionierung so aussehen, dass Brammen 1 bis 5 in einer ersten Teilfolge enthalten
sind, Brammen 6 bis 10 in einer zweiten Teilfolge, Brammen 11 bis 15 in einer dritten
Teilfolge und Brammen 16 bis 20 in einer vierten Teilfolge enthalten sind. Es findet
quasi lediglich ein fotografisches Ausschneiden der zu gießenden Brammen, welche in
der sortierten Basisfolge beschrieben sind, statt.
[0016] Nach einer Ausführungsform der Erfindung umfasst das Verfahren ferner nach der Anpassung
der Brammenbreiten:
- Bestimmung des Gesamtgewichts aller zu gießenden Brammen aller angepassten Teilfolgen,
- Vergleichen des Gesamtgewichts mit einem Zielgewicht zum Erhalt eines Vergleichswertes,
- für alle in den angepassten Teilfolgen bestimmten zu gießenden Brammen, gleichartige
Veränderung des Brammengewichts oder der Brammenlänge anhand des Vergleichswertes
zum Erhalt aktualisierter angepasster Teilfolgen, wobei im Falle dessen, dass hierdurch
veränderte Brammengewichte oder die hierdurch veränderte Brammenlänge die Toleranzangaben
des zugehörigen Gießauftrages verletzen, keine Veränderung des Brammengewichts oder
der Brammenlänge erfolgt,
- Wiederholung der Schritte der Bestimmung des Gesamtgewichts, des Vergleichens und
der Veränderung des Brammengewichts oder der Brammenlänge bis der Vergleichswert in
einem vorbestimmten Schwellbereich liegt.
[0017] Dieses könnte dazu beitragen, dass bei primärer Vorgabe der Gießaufträge die gesamte
Zielmenge auftragsbezogen verplant wird und auftragslose Zusatzbrammen zur Erreichung
der Zielgewichte vermieden werden.
[0018] Auch dies könnte dazu beitragen, dass unter Einhaltung und Ausnutzung der Toleranzangaben
bezüglich der Gießaufträge die Gießleistung der Anlage maximiert wird, da der Schwellbereich
und das Zielgewicht so gewählt werden können, dass die zur Verfügung stehende Menge
an Material, aus welchem die Brammen gegossen werden, optimal ausnutzt. Zum Beispiel
entspricht das Zielgewicht mindestens einem ganzzahligen Vielfachen des Gewichts,
das mit der Bereitstellung des Materials aus einem Konverter erzielbar ist. Liegt
nun beispielsweise initial das Gesamtgewicht der zu gießenden Brammen der angepassten
Teilfolgen bei 275 Tonnen, wohingegen mit einem Konverter beispielsweise nur 270 Tonnen
erzielbar sind, so würde das bedeuten, dass bezüglich der Differenz von fünf Tonnen
ein weiterer Gießvorgang mit einem weiteren Konverter vorgenommen werden müsste, wobei
dann diesbezüglich 265 Tonnen an Schmelze zunächst keine Verwendung finden könnten.
Nützt man nun die Toleranzangaben bezüglich der Gießaufträge aus und "reizt diese
aus", so könnte durch das beschriebene Verfahren die Dimensionierung der herzustellenden
Brammen so weit optimiert werden, dass deren Gesamtgewicht bei den gewünschten 270
Tonnen liegt und somit mittels lediglich einem Konverter an Schmelze die Gießaufträge
erfüllt werden können.
[0019] Der Vergleichswert umfasst zum Beispiel den Quotienten von Gesamtgewicht und Zielgewicht,
wobei die Veränderung des Brammengewichts oder der Brammenlänge eine Multiplikation
des Brammengewichts oder der Brammenlänge mit dem Quotienten umfasst. Dadurch könnte
es in einfacher Weise möglich sein, schnell und zielgerichtet in einer oder mehrerer
Iterationen eine Optimierung des Gesamtgewichts zu erzielen. Der Schwellbereich kann
beispielsweise eine Abweichung des Gesamtgewichts vom Zielgewicht < 3 % sein.
[0020] Nach einer Ausführungsform der Erfindung wird nach Anpassung der Brammenbreiten für
alle zu gießenden Brammen aller angepassten Teilfolgen gleichartig jeweils die Brammenbreite
verändert bei gleichzeitiger Verkürzung der Brammenlänge unter Beibehaltung des Brammengewichts,
wobei im Fall dessen die hierdurch veränderte Brammenbreite oder die hierdurch veränderte
Brammenlänge die Toleranzangaben des zugehörigen Gießauftrages verletzt, keine Veränderung
der Brammenbreite oder der Brammenlänge erfolgt.
[0021] Dies könnte den Vorteil haben, dass hierdurch eine Reduktion der Gießzeiten durch
das Erzielen kürzerer Stranglängen bei höheren Breiten ermöglicht wird. Geht man davon
aus, dass die Durchlaufgeschwindigkeit der Stränge durch die Anlage konstant ist bzw.
die Länge der pro Zeiteinheit hergestellten Bramme konstant ist, so führt eben jene
Kürzung der Brammenlänge unter Beibehaltung des Brammengewichts und entsprechender
Erhöhung der Brammenbreite dazu, dass die Zeitdauer zur Erzeugung des Gießprogramms
reduziert wird.
[0022] Zum Beispiel umfasst das Sortierkriterium die Brammenbreiten in abnehmender Reihenfolge,
wobei die gleichartige Veränderung der Brammenbreite bei gleichzeitiger Verkürzung
der Brammenlänge für alle Brammen einer angepassten Teilfolge jeweils umfasst:
- Bestimmung eines ersten Quotienten von maximal zulässiger Brammenbreite und Breite
der aktuellen Bramme,
- Bestimmung eines zweiten Quotienten der Breite der Teilfolge der aktuellen Bramme
unmittelbar vorhergehenden Bramme und der Breite der aktuellen Bramme, wobei der zweite
Quotient nur bestimmt wird, wenn die aktuelle Bramme nicht die erste Bramme der Teilfolge
ist,
- Bestimmung eines dritten Quotienten der Breite der in der Teilfolge der aktuellen
Bramme unmittelbar nachfolgenden Bramme plus dem Sprungwert und der Breite der aktuellen
Bramme, wobei der dritte Quotient nur bestimmt wird, wenn die aktuelle Bramme nicht
die letzte Bramme der Teilfolge ist.
[0023] Während der erste Quotient zunächst die möglichen Toleranzen bezüglich der Brammen
berücksichtigt, sorgt der zweite Quotient dafür, dass ein Aufstellen des Strangs vermieden
wird. Aufstellen meint dabei, dass in der Sequenzfolge der Nachfolger der aktuellen
Bramme plötzlich breiter wird als der Vorgänger, das heißt plötzlich eine Breitenverstellung
zu größeren Breiten hin erfolgt, was jedoch nicht gewünscht ist. Ausgehend von der
initialen Sortierung der zu gießenden Brammen gemäß dem Sortierkriterium der abnehmenden
Brammenbreiten ist zur Optimierung der Gießleistung der Anlage gewünscht, dass die
Breitenverstellung immer zu kleineren Breiten hin erfolgt. Der dritte Quotient dient
schließlich dazu, einen Breitensprung zum Nachfolger zu vermeiden, der durch die Anlage
nicht leistbar ist.
[0024] Nach einer Ausführungsform der Erfindung umfasst die gleichartige Veränderung der
Brammenbreite bei gleichzeitiger Verkürzung der Brammenlänge für alle Brammen einer
angepassten Teilfolge jeweils ferner:
- Multiplikation der Breite der aktuellen Bramme und Division der Länge der aktuellen
Bramme mit dem kleinsten Wert des ersten, zweiten und dritten Quotienten,
- Wiederholung der Schritte der Bestimmung des ersten, zweiten und dritten Quotienten
sowie der Multiplikation, bis entweder keine Änderung der Breite der Bramme mehr erfolgt
oder bis eine vorbestimmte Anzahl von Iterationen erreicht oder überschritten wurde.
[0025] Durch die Multiplikation mit dem kleinsten Wert der Quotienten könnte sichergestellt
werden, dass in optimierter Weise auch tatsächlich die Strangbreiten so variiert werden
können, dass eine Optimierung der Gießseiten durch kurze Brammen bei hoher Breite
auch tatsächlich möglich ist, da sich hierdurch das Verfahren in kleinen Schritten
den optimalen Strangbreiten und Stranglängen annähern könnte, ohne hier über das Ziel
hinauszuschießen.
[0026] Nach einer Ausführungsform der Erfindung weist die Stranggussanlage für jeweils ein
Paar der Stränge eine gemeinsame Schneideanlage für die beiden Stränge zum Schneiden
parallel gegossener Brammen auf, wobei für ein Paar der angepassten Teilfolgen, welche
einem der Paare der Stränge zugeordnet sind, die jeweils an derselben Position der
jeweiligen Teilfolgen der bestimmten Brammen ein Paar von parallel zu gießenden Brammen
bilden, wobei die Bestimmung des ersten, zweiten und dritten Quotienten jeweils für
ein Paar von aktuellen Brammen der parallel zu gießenden Brammen durchgeführt wird,
wobei die gleichartige Veränderung der Brammenbreite bei gleichzeitiger Verkürzung
der Brammenlänge für alle Brammen aller Paare der angepassten Teilfolgen jeweils umfasst:
- Multiplikation der Breiten des Paars der aktuellen Brammen und Division der Längen
des Paars der aktuellen Brammen mit dem insgesamt kleinsten der Werte der ersten,
zweiten und dritten Quotienten, welche bezüglich dieses Paares der aktuellen Brammen
bestimmt wurde,
- Wiederholung der Schritte der Bestimmung des ersten, zweiten und dritten Quotienten
sowie der Multiplikation, bis entweder keine Änderung der Breite der Brammen mehr
erfolgt oder bis eine vorbestimmte Zahl von Iterationen erreicht oder überschritten
wurde.
[0027] Dies könnte den Vorteil haben, dass hierdurch die technische Gegebenheit der Anlage
berücksichtigt wird, wobei die entsprechende Schneideanlage zum Trennen eines Strangs
immer nur für ein vorgegebenes Paar von Strängen zur Verfügung steht. Dies bedeutet
jedoch, dass in der Praxis die beiden parallelen Stränge immer nur gleichzeitig zum
Erhalt identisch langer Brammen geschnitten werden können. Durch die Verwendung des
insgesamt kleinsten der Werte der Quotienten, welche bezüglich insgesamt des Paares
der aktuellen Brammen bestimmt wurde, wird nun in einer optimierten Schrittfolge dieser
technischen Einschränkung Rechnung getragen und es wird gewährleistet, dass eine Optimierung
von Gießzeiten möglich ist und hierbei Strangpaare mit der Einschränkung identischer
Brammenlängen Berücksichtigung finden.
[0028] Nach einer Ausführungsform der Erfindung umfasst jeder Gießauftrag ein KIM-Gewicht,
wobei das Sortierkriterium als Hauptkriterium die Brammenbreiten in abnehmender Reihenfolge
und als zweites Kriterium das KIM-Gewicht umfasst, wobei die Toleranzangaben jeweils
eine Untergrenze und eine Obergrenze bezüglich der Brammenbreiten und der KIM-Gewichte
umfassen.
[0029] Es sei angemerkt, dass die Verwendung von KIM-Gewichten bezüglich Coils eine Standardangabe
bei der Verarbeitung und Herstellung von Bandmaterialien wie beispielsweise Bandstahl
ist. KIM bedeutet dabei eine Gewichtsangabe in Kilogramm pro Millimeter Coilbreite.
Beträgt beispielsweise die Coilbreite 570 mm und das Coilgewicht 10500 kg, so resultiert
hierbei ein KIM von 18,4 kg/mm. Da nun das spezifische Gewicht des Materials konstant
ist, können Abmessung, Gewicht und KIM miteinander umgerechnet werden. Nimmt man beispielsweise
in Falle von Bandstahl eine Banddicke von 3,5 mm an und ein spezifisches Gewicht von
7,8 kg/dm
3, so kann hieraus eine entsprechende Länge von Bandstahl errechnet werden, nämlich
im obigen Beispiel des KIM-Gewichts von 18,4 kg/mm einer Länge von 674764 mm. Das
KIM-Gewicht kann daher als breitenunabhängiger Indikator für die Brammenlänge verwendet
werden, da bezüglich der Brammen davon auszugehen ist, dass deren Dicken als vorgegeben
und konstant anzusehen sind.
[0030] Nach einer Ausführungsform der Erfindung umfasst das Bestimmen des Satzes von zu
gießenden Brammen für jeden Gießauftrag:
- Bestimmung eines minimalen Brammengewichts aus der Untergrenze der Brammenbreiten
und der Untergrenze des KIM-Gewichts,
- Bestimmung eines maximalen Brammengewichts aus der Obergrenze der Brammenbreite und
der Obergrenze des KIM-Gewichts,
- Bestimmung eines Mittelwertes von minimalem und maximalem Brammengewicht,
- Bestimmung der benötigen Anzahl von zu gießenden Brammen, um bei dem Mittelwert des
Brammengewichts die Bedarfsmenge an Material gerade zu überschreiten, wobei durch
die Anzahl der zu gießenden Brammen der Satz von zu gießenden Brammen gebildet wird.
[0031] Dies könnte den Vorteil haben, dass bezüglich jedes Gießauftrages zunächst die Anzahl
der diesem Gießauftrag entsprechenden Brammen so ermittelt werden kann, dass für die
anschließenden Optimierungsschritte noch genügend Spielraum innerhalb der gegebenen
Toleranzen zur Variation der Strangbreiten bzw. Stranglängen übrig ist. Insgesamt
könnte hierdurch eine höchstmögliche Flexibilität bezüglich der Durchführung des Verfahrens
der Streuung der Stranggussanlage gewährleistet werden.
[0032] Nach einer Ausführungsform der Erfindung umfasst die Anpassung der Brammenbreiten
der zu gießenden Bramme der Teilfolge:
- Ausgehend von der ersten oder der letzten zu gießenden Brammen der Teilfolge, Bestimmung
der Breitendifferenz zwischen der aktuellen Bramme und der der aktuellen Bramme in
der Teilfolge unmittelbar folgenden Bramme,
- im Falle dessen die Differenz größer ist als der Sprungwert, Reduktion der Breite
der aktuellen Bramme so weit, dass die daraus resultierende Breitendifferenz zu der
unmittelbar nachfolgenden Bramme dem Sprungwert entspricht, andernfalls Beibehaltung
der Breite der aktuellen Bramme.
[0033] Möglich ist auch, dass im Falle dessen die reduzierte Breite der aktuellen Bramme
die zugehörigen Toleranzangaben verletzt, die aktuelle Bramme auf die im Toleranzbereich
minimal zulässige Breite gesetzt wird und nach Anpassung der Brammenbreiten für alle
Brammen der Teilfolge das Verfahren entgegengesetzt ausgehend von der letzten oder
der ersten zu gießenden Bramme wiederholt wird. Dies könnte den Vorteil haben, dass
die Strangbreiten so variiert werden, dass möglichst kompatible Breitenübergänge von
Bramme zu Bramme in der Teilfolge gewährleistet werden. Insbesondere könnte so vermieden
werden, dass Breitensprünge vorhanden sind, welche technisch beim Übergang von einer
Bramme zur nächsten durch die Anlage überhaupt nicht realisiert werden können, sodass
hier diesbezüglich zur Realisierung erst einmal sogenannte Zwischenbrammen oder Lagerbrammen
in die Teilfolge eingefügt werden müssten, um solche Breitenübergänge in mehreren
Schritten abgestuft zu realisieren. Eine Lagerbramme jedoch bedeutet wiederum eine
ineffektive Ausnutzung der Stranggussanlage, da ungewiss ist, zu welchem Zeitpunkt
die Lagerbramme überhaupt zum Einsatz kommen kann. Außerdem müsste eine Lagerbramme
wiederum einem anderen Gießauftrag zu einem späteren Zeitpunkt zugeordnet werden,
sodass innerhalb des Gießauftrages und der daraus resultierenden Brammen keine einheitliche
identische Qualität gegeben ist.
[0034] Nach einer Ausführungsform der Erfindung umfasst jeder Gießauftrag ein KIM-Gewicht,
wobei die Toleranzangaben jeweils eine Untergrenze und eine Obergrenze bezüglich der
KIM-Gewichte umfassen, wobei die Stranggussanlage für jeweils ein Paar der Stränge
eine gemeinsame Schneideanlage für die beiden Stränge zum Schneiden parallel gegossener
Brammen aufweist, wobei für ein Paar von angepassten Teilfolgen, welche einem der
Paare der Stränge zugeordnet sind, die jeweils an derselben Position der jeweiligen
Teilfolgen bestimmten Brammen ein Paar von parallel zu gießenden Brammen bilden, wobei
das Verfahren ferner nach Anpassung der Brammenlängen umfasst:
- Bestimmung für jede zu gießenden Brammen aller Teilfolgen aus den angepassten Brammenbreiten
und der zugehörigen Untergrenze und Obergrenze des KIM-Gewichts eine dementsprechende
minimale und maximale Länge der Bramme,
- für jedes Paar von parallel zu gießenden Brammen Bestimmen eines Durchschnittswerts
bezüglich der beiden minimalen und maximalen Längen der Brammen und Festlegung der
Länge der beiden Brammen auf dem Durchschnittswert.
[0035] Zum einen könnte dadurch gewährleistet werden, dass bezüglich der einander zugehörigen
parallelen Unterstränge eine identische Länge der hergestellten Brammen gewährleistet
werden kann. Zum anderen könnte auch hier für diesen Spezialfall einer Stranggussanlage
mit Paaren von Strängen, welche eine gemeinsame Schneideanlage jeweils aufweisen,
gewährleistet werden, dass auch hier in möglichst effektiver Weise kompatible Brammenlängen
erzeugt werden. Obwohl also die Stranggussanlage für jeweils ein Paar der Stränge
eine gemeinsame Schneideanlage aufweist und daraus resultierend die beiden parallelen
Stränge identische Länge haben müssen, könnte trotzdem gewährleistet werden, dass
die Gießleistung der Anlage maximiert wird, also im obigen Beispiel die Anzahl von
notwendigen Lagerbrammen minimiert wird.
[0036] In einem weiteren Aspekt betrifft die Erfindung ein Computerprogrammprodukt mit von
einem Prozessor ausführbaren Instruktionen zur Durchführung des obig beschriebenen
Verfahrens.
[0037] In einem weiteren Aspekt betrifft die Erfindung eine Steuereinheit zur Steuerung
einer Stranggussanlage zur Herstellung von Brammen aus einem vorbestimmten Material,
wobei die Stranggussanlage eine Anzahl von Kokillen zur Erzeugung entsprechender Gießstränge
aufweist, wobei die Steuereinheit einen Prozessor und einen Speicher aufweist, wobei
der Speicher durch den Prozessor ausführbare Anweisungen enthält, wobei die Ausführung
der Anweisungen durch den Prozessor die Steuereinheit steuert zum: Empfang mehrerer
Gießaufträge, wobei jeder Gießauftrag eine Bedarfsmenge an dem Material, eine zugehörige
Brammenbreite und Toleranzangaben bezüglich der Gießaufträge umfasst; Bestimmung für
jeden der Gießaufträge aus den jeweiligen Bedarfsmengen und den jeweiligen Brammenbreiten
eines Satzes von zu gießenden Brammen mit zugehörigen Brammengewichten und Brammenbreiten;
Sortierung aller zu gießenden Brammen aller Sätze aller Gießaufträge gemäß einem Sortierkriterium
zum Erhalt einer sortierten Basisfolge von zu gießenden Brammen, wobei das Sortierkriterium
die Brammenbreiten umfasst; Gleichmäßige Partitionierung der sortierten Basisfolge
in eine Anzahl von Teilfolgen, wobei die Anzahl der Teilfolgen der Anzahl der Kokillen
entspricht; Für jede der Teilfolgen, Anpassung der Brammenbreiten der zu gießenden
Brammen der Teilfolge unter Berücksichtigung der Toleranzangaben, wobei aufgrund der
Anpassung die Breitensprünge zwischen zwei in der Teilfolge unmittelbar aufeinander
folgenden zu gießenden Brammen einen vorbestimmten Sprungwert nicht überschreiten,
wobei aufgrund der angepassten Brammenbreiten angepasste Teilfolgen resultieren; Übermittlung
von Steuerdaten an die Stranggussanlage zur Herstellung der in den angepassten Teilfolgen
bestimmten zu gießenden Brammen, wobei in den Steuerdaten für jede der Teilfolgen
die Reihenfolge der Herstellung der Brammen der Reihenfolge entspricht, in welcher
die zu gießenden Brammen in der jeweiligen angepassten Teilfolge bestimmt sind.
[0038] Es sei angemerkt, dass die obig beschriebenen Beispiele und Ausführungsformen in
beliebiger Weise miteinander kombiniert werden können, solange sich deren Kombination
nicht technisch ausschließt.
[0039] Im Folgenden werden bevorzugt Ausführungsformen der Erfindung anhand der Zeichnungen
näher erläutert. Es zeigen:
- Figur 1
- ein System von Steuereinheit und Stranggussanlage,
- Figur 2
- ein Flussdiagramm eines Verfahrens zur Steuerung einer Stranggussanlage,
- Figuren 3 - 9
- die Umwandlung verschiedener Gießaufträge in entsprechende Steuerdaten für eine Stranggussanlage
in tabellarischer Form.
[0040] Im Folgenden werden einander ähnliche Elemente mit den gleichen Bezugszeichen gekennzeichnet.
[0041] Die Figur 1 zeigt ein System umfassend eine Steuereinheit 100 und eine Stranggussanlage
101. Hierbei sei zunächst einmal die Stranggussanlage 101 näher erläutert. Ein Konverter
122 dient dazu, flüssiges Material bereitzustellen. Im Folgenden sei ohne Beschränkung
der Allgemeinheit davon ausgegangen, dass es sich bei dem Material um Stahl handelt,
sodass der Konverter flüssigen Stahl aufnehmen kann. Über eine nicht näher dargestellte
Pfanne kann der flüssige Stahl in einem Verteiler 124 hineingegeben werden, wobei
dann der Verteiler im Falle der gezeigten Mehrstranganlage die Funktion hat, den Flüssigstahl
auf die einzelnen Stränge zu verteilen. Konkret wird über ebenfalls nicht näher gezeigte
Gießrohre der Flüssigstahl aus dem Verteiler 124 in die Kokillen 126 eingeleitet.
Die Kokillen sind an ihren Innenseiten gekühlt, sodass an den Innenseiten eine Erstarrung
des Flüssigstahls eintritt. Während des Gießens wird die Kokille oszillierend bewegt,
um ein Anbacken des Stahls an den gekühlten Wänden zu verhindern und den Transportvorgang
zu unterstützen. Beim Verlassen der Kokille hat nun der Strang eben jene erstarrte
Schale von wenigen Zentimetern Dicke, während der Großteil des Querschnitts noch flüssig
ist. Anschließend wird der Strang wieder gekühlt und durch Rollen 130 gestützt weiterbewegt.
[0042] Im Ergebnis ergibt sich im Beispiel der Figur 1 ein Satz von insgesamt vier Strängen.
Ebenfalls im Beispiel der Stranggussanlage der Figur 1 bilden dabei die zwei linken
Stränge ein Paar und die zwei rechten Stränge ebenfalls ein Paar 128. Die Paarbildung
ist deshalb gegeben, da bezüglich jeweils eines Paares 128 von Strängen eine Schneidevorrichtung
134 vorgesehen ist, welche zum Teilen des Strangs zum Erhalt individueller Brammen
132 vorgesehen ist. Dies führt zu der technischen Einschränkung, dass die Brammen
132 eines Strangpaars 128 zwangsläufig immer identische Längen haben müssen.
[0043] Gesteuert werden die für die Erzeugnisse wichtigen Steuerparameter, d.h. die Breite
der Kokillen 126 und die von den Schneideinrichtungen 134 herzustellenden Brammenlängen
sowie der Prozess des Stranggießens, das heißt der Bewegung des Strangs, des Eingießens
des flüssigen Stahls in die Pfanne in den Verteiler, der Bewegung des Kokillen 126
usw. durch ein Stranggussprogramm, welches mittels der Schnittstelle an das Fremdsystem
übertragen wird und im Speicher 120 eines Steuercomputers 114 enthalten ist. Der Steuercomputer
114 verfügt ferner über einen Prozessor 118, der in der Lage ist, das in dem Speicher
120 beinhaltete Stranggussprogramm auszuführen, um dadurch die Stranggussanlage zu
steuern. Ferner verfügt der Steuercomputer 114 ferner über eine Schnittstelle 116,
über welche der Steuercomputer Steuerdaten 112 von einer Steuereinheit 100 empfangen
kann.
[0044] Die Steuerdaten 112 bestimmen die Brammen, die durch die Stranggussanlage herzustellen
sind. Die Steuerdaten legen dabei die Reihenfolge und Verteilung der Brammen auf die
einzelnen Stränge, sowie die geometrischen Abmessungen der Brammen im Detail fest.
[0045] Die Steuereinheit 100 verfügt über einen Prozessor 102, eine Schnittstelle 104 und
einen Speicher 106. Die Schnittstelle 104 dient der Kommunikation mit der Schnittstelle
116. Der Speicher 106 umfasst verschiedene Gießaufträge 108 und Anweisungen 110. Durch
die Ausführung der Anweisung 110 durch den Prozessor 102 ist die Steuereinheit 100
in der Lage, das im Folgenden in Figur 2 beschriebene Verfahren bezüglich der Gießaufträge
108 durchzuführen.
[0046] Die Umsetzung der einzelnen in Figur 2 diskutierten Verfahrensschritte ist dabei
beispielhaft unter Verwendung verschiedener Gießaufträge in den Figuren 3 - 9 tabellarisch
wiedergegeben.
[0047] Das Verfahren zur Steuerung der Stranggussanlage 101 beginnt in Schritt 200 der Figur
2 mit dem Empfang der Gießaufträge 108, welche daraufhin im Speicher 106 der Steuereinheit
100 enthalten sind. In Figur 3 sind hierbei verschiedene Gießaufträge mit der Bezeichnung
Auftrag 1, Auftrag 2, ... Auftrag 7 angegeben, wobei beispielsweise bei Auftrag 1
eine Bedarfsmenge von 50 t bei einer Walzbreite von 520 mm angegeben ist, wobei hier
Toleranzangaben bezüglich der Walzbreite von Minimum 490 mm und Maximum 550 mm angegeben
sind. Da die Gießaufträge alle für das Ziel der Herstellung von Stahlcoils gegeben
sind, ist auch für jeden der Gießaufträge ein zugehöriges minimales und maximales
KIM-Gewicht angegeben.
[0048] Dass aus den Brammen Coils hergestellt werden sollen ist jedoch nur als beispielhafte
Anwendung zu sehen - andere Verarbeitungsmöglichkeiten für Brammen sind dem Fachmann
hinlänglich bekannt.
[0049] Bei Auftrag 1 ist das minimale KIM-Gewicht 15 kg/mm und das maximale KIM-Gewicht
20 kg/mm. Daraus lässt sich bezüglich der Walzbreite von 520 mm ein zugehöriges Halbzeuggewicht
von mindestens 7959 kg und ein maximales Halbzeuggewicht von maximal 10192 kg errechnen,
wobei hier beispielhaft ein Ausbringen von 98 % berücksichtigt wird (zum Beispiel
520 x 15 / 0,98). In anderen Worten wird eine Bramme, aus der eine Coil mit den besagten
Angaben der Walzbreite und den KIM-Gewichten ein Gesamtgewicht zwischen mindestens
7959 kg und maximal 10192 kg haben.
[0050] Jeder Auftrag spezifiziert also eine Bedarfsmenge an Material (im Beispiel der Figur
3, Auftrag 1 mit 50000 kg) sowie einer zugehörigen Brammenbreite, im Beispiel der
Figur 3 mit Auftrag 1 520 mm und Toleranzangaben bezüglich der Breiten, wiederum im
Beispiel der Figur 3 bei Auftrag 1, dem minimalen und maximalen KIM-Gewicht und den
daraus resultierenden Brammengewichten.
[0051] Zunächst wird für jeden der Aufträge aus den jeweiligen Bedarfsmengen und den jeweiligen
Brammenbreiten ein Satz von zu gießenden Brammen mit zugehörigen Brammengewichten
und Brammenbreiten bestimmt. Aus dem in Figur 3 für jeden Auftrag bestimmten minimalen
und maximalen Halbzeuggewicht (Brammengewicht), kann nun ein Mittelwert bestimmt werden,
der in Figur 3 bezüglich Auftrag 1 einem Betrag von 9076 kg entspricht. Um die bezüglich
von Auftrag 1 gewünschte Bedarfsmenge von 50 t zu erreichen, entspricht dies einer
Anzahl von sechs Brammen, da erst mit einer Anzahl von sechs Brammen à 9076 kg die
Bedarfsmenge von 50 t erreicht wird. Im Beispiel des Auftrags 1 wird sogar dadurch
die Menge, welche bezüglich Auftrag 1 produziert werden muss, deutlich überschritten,
nämlich es werden 54456 kg durch diese sechs Brammen bei dem angenommenen mittleren
Brammengewicht erzielt.
[0052] Anschließend erfolgt in Schritt 204 eine Sortierung der Brammen zum Erhalt einer
Basisfolge. Die Sortierung erfolgt dabei nach einem Sortierkriterium, wobei das Sortierkriterium
die Brammenbreiten umfasst. Ausgehend von Figur 4 werden nun die dort ausgeführten
Walzbreiten für jeden Auftrag ausgehend von der größten Walzbreite hin zur kleinsten
Walzbreite einzeln aufgelistet und sortiert, wobei das entsprechende zugehörige Ergebnis
in Figur 5 ersichtlich ist. Auftrag 2 mit der größten Walzbreite von 650 erscheint
mit der Anzahl der bestimmten Brammen von drei zunächst in den obersten drei Zeilen
der Basisfolge der Figur 5, gefolgt von den vier Brammen bezüglich Auftrag 6 mit 600
mm Walzbreite, daraufhin gefolgt von den fünf Brammen von Auftrag 5 mit 550 mm Walzbreite
usw. Die in Figur 5 gezeigte Hintereinanderreihung der sortierten zu gießenden Brammen
wird im Folgenden als "sortierte Basisfolge von zu gießenden Brammen" bezeichnet.
[0053] Nun wird in Schritt 206 die sortierte Basisfolge der Figur 5 in eine Anzahl von Teilfolgen
partitioniert, welche der Anzahl der Kokillen 126 der Figur 1 entspricht. Da in Figur
1 die Stranggussanlage vier Kokillen aufweist, erfolgt nun eine Partitionierung der
Tabelle der Figur 5 in vier Teilfolgen. Jede Teilfolge umfasst dabei eine identische
Anzahl von zu gießenden Brammen. Hierzu wird ausgehend von der ersten zu gießenden
Bramme der Tabelle der Figur 5 ein unmittelbar zusammenhängender Satz von zu gießender
Brammen ausgewählt und als Teilfolge 1 definiert. Teilfolge 1 sowie alle weiteren
Teilfolgen umfassen dabei exakt acht zu gießende Brammen. Diese sind im Folgenden
mit T1 gekennzeichnet. Dem schließen sich die nächsten acht zu gießenden Brammen der
Tabelle der Figur 5 an, welche als T2 gekennzeichnet sind. Dem folgt T3 und daraufhin
T4, jeweils umfassend acht zu gießende Brammen. Die hieraus resultierenden Teilfolgen
T1, T2, T3 und T4 sind in der Figur 6 dargestellt.
[0054] Nach dem Schritt 206 der Partitionierung in Teilfolgen erfolgt nun in Schritt 208
eine eindeutige Zuordnung jeder der Teilfolgen zu einem der Stränge, das heißt zu
einer der Kokillen 126, wobei die Zuordnung so erfolgt, dass von den innenliegenden
Strängen zu den außenliegenden Strängen gehende durchschnittliche Brammenbreite der
in der jeweiligen Teilfolge bestimmten zu gießenden Brammen stetig abnimmt. Dies führt
dazu, dass bezüglich der Stranggussanlage der Figur 1 die beiden inneren Stränge die
Teilfolge 1 und Teilfolge 2 mit den großen Brammenbreiten und die beiden äußeren Stränge
die Teilfolgen 3 und 4 mit den kleineren Brammenbreiten aufweisen.
[0055] Das Ergebnis der Zuordnung der einzelnen Teilfolgen zu den Strängen bzw. dem Strangbelegungsschema
ist in der Figur 7 gezeigt.
[0056] Nachfolgend wird in Schritt 210 für jede der Teilfolgen eine Anpassung der Brammenbreiten
der zu gießenden Brammen der Teilfolgen unter Berücksichtigung der Toleranzangaben
vorgenommen. Ziel ist es dabei, die Breitensprünge zwischen unmittelbar aufeinanderfolgenden
zu gießenden Brammen in einer Teilfolge in einem Bereich zu halten, welcher den zulässigen
Angaben für die Stranggussanlage entspricht. Im Folgenden sei die maximal zulässige
Breitendifferenz zwischen zwei unmittelbar aufeinanderfolgenden Brammen als "Sprungwert"
bezeichnet, wobei im Beispiel der Figur 1 dieser Sprungwert als maximal 25 mm angenommen
wird. Der Einfachheit halber sei ferner im Folgenden ausschließlich der Hauptstrang
1 umfassend die Unterstränge 1 und 2 mit den Teilfolgen 3 und 2 diskutiert, wobei
in analoger Weise Berechnungen bezüglich des zweiten Hauptstrangs umfassend Unterstrang
3 und 4 mit den Teilfolgen 1 und 4 eingestellt werden können.
[0057] Betrachtet man nun den Unterstrang 1 mit Teilfolge T3, so gibt es zwischen Auftrag
1 und Auftrag 4 in den Zeilen 1 und 2 bezüglich der Brammen einen Breitensprung bei
der Walzbreite von 520 nach 470 mm. Dies überschreitet die besagten 25 mm als Sprungwert
deutlich. Selbiges gilt bezüglich des Sprungs von Auftrag 4 mit einer Walzbreite von
470 mm zu Zeile 7 und Auftrag 7 mit einer Walzbreite von 430 mm. Um nun in Schritt
210 die Anpassung der Brammenbreiten durchzuführen, wird beginnend mit der ersten
Position der jeweiligen sortierten Teilfolgen die Breitendifferenz zur Breite der
Folgeposition geprüft. Im Falle dessen die Differenz größer ist als der Sprungwert
erfolgt eine Reduktion der Breite der aktuellen Bramme bzw. der aktuellen Position
so weit, dass die daraus resultierende Breitendifferenz dem Sprungwert entspricht.
Dies wird zyklisch wiederholt. Im Ergebnis ergeben sich daraus bezüglich Unterstrang
1 ausgehend von der ersten Position bis zur letzten Position maximal Sprünge von 25
mm. Es sei angemerkt, dass die exakte Art und Weise, wie diese Anpassung der Brammenbreiten
zur Berücksichtigung der maximalen Sprungwerte der Breitensprünge erfolgt, auf vielfältige
Art und Weise möglich ist. Letzten Endes ist hier das Ergebnis entscheidend, nämlich
dass in einer Teilfolge von einer zu gießenden Bramme zur nächsten der Sprungwert
nicht überschritten wird.
[0058] Da eine Besonderheit der Stranggussanlage der Figur 1 darin liegt, dass es sich hierbei
um eine sogenannte Twin-Gussanlage handelt, bei der jeweils für ein Paar der Stränge
128 nur eine gemeinsame Schneideanlage 134 zur Verfügung steht, muss gewährleistet
werden, dass die Brammen der parallelen Unterstränge 128, das heißt die Brammen im
Unterstrang 1 und 2 identische Längen haben. Dies hat in den bisherigen Anpassungen
jedoch noch keine Berücksichtigung gefunden. Aus diesem Grund erfolgt eine Anpassung
der Brammenlängen, was in Schritt 212 allgemein und in den Schritten 214-216 spezifisch
skizziert ist. Nachdem nun also in Schritt 210 die Brammenbreiten angepasst wurden,
kann bei gegebener Strangbreite aus der jeweiligen Unter- und Obergrenze des Brammengewichtes
eine entsprechende zugehörige minimale und maximale Länge der Bramme berechnet werden.
In der Figur 1 ergibt sich bezüglich der ersten Zeile und Auftrag 1 aus der angepassten
Strangbreite 500 mm eine minimale Brammenlänge von 7849 mm und eine maximale Brammenlänge
von 10051 mm. Diese Berechnungen können nun für alle in den Teilfolgen spezifizierte
Brammen durchgeführt werden. Dies entspricht Schritt 214 der Figur 2. Nun wird für
jedes Paar von parallel zu gießenden Brammen ein Durchschnittswert bezüglich der beiden
minimalen und maximalen Längen der Brammen bestimmt und daraus eine mittlere Länge
für beide Brammen berechnet. Bezüglich Unterstrang 1 und Teilfolge T3 ergibt sich
damit eine mittlere Brammenlänge 8757 mm, welche identisch ist mit Unterstrang 2 (T2)
und der ersten Bramme, Auftrag 5. Aufgrund der unterschiedlichen Strangbreiten von
einmal 500 mm und einmal 550 mm bezüglich dieser ersten Zeile ergeben sich dementsprechend
auch unterschiedliche zugehörige Brammengewichte von 8880 kg bzw. 9768 kg.
[0059] Auch hier sei angemerkt, dass es unerheblich ist, auf welche Art und Weise nun exakt
diese mittlere Brammenlänge berechnet wird. Möglich ist beispielsweise, dass als Ziellänge
(Brammenlänge) für die beiden Brammen die Mitte des Toleranzbereiches der Längen der
beiden Brammen wie folgt gewählt wird: Ziellänge = Länge_min von Unterstrang 1 + (Länge_max
von Unterstrang 2 - Länge_min von Unterstrang 1) / 2.
[0060] Es sei angemerkt, dass die minimalen und maximalen Brammenlängen wieder unter Verwendung
der Dichte von Stahl, der konstanten Dicke der Bramme (zum Beispiel 260 mm) und einem
gewissen Toleranzabzug von z.B. 2 % berechnet werden können gemäß der bekannten Formel
Länge = Gewicht / (Dicke x Breite x Dichte).
[0061] Die Bestimmung des Durchschnittswerts bezüglich der beiden minimalen und maximalen
Längen der Brammen und die Festlegung der Länge der beiden Brammen auf den Durchschnittswert
erfolgt in der Figur 2 in Schritt 216.
[0062] Das Verfahren setzt sich in Schritt 218 mit dem Anpassen der Brammengewichte auf
die real in einem Konverter zur Verfügung stehende Menge an flüssigem Stahl fort.
Summiert man in der Figur 8 die aus den mit Schritt 216 bestimmten Brammenlängen resultierenden
Brammengewichten auf, so ergibt sich bei Berücksichtigung aller Unterstränge (auch
der nicht dargestellten Unterstränge 3 und 4) unter Umständen ein Gesamtgewicht, welches
nicht optimal die Menge an Flüssigstahl berücksichtigt, welche mit einem oder mehreren
Konvertern zur Verfügung stehen. Liegt beispielsweise das Gesamtgewicht bei 275 t,
kann jedoch mit einem Konverter Flüssigstahl nur 270 t zur Verfügung gestellt werden,
so erfolgt nun eine Veränderung des Brammengewichts oder der Brammenlänge gleichmäßig
über alle Brammen aller Unterstränge hinweg, bis schließlich das hieraus erhaltene
Gesamtgewicht dem gewünschten Zielgewicht entspricht. Auch hier müssen selbstverständlich
die entsprechenden Toleranzen bezüglich minimaler und maximaler Brammenbreite bzw.
minimaler und maximaler Brammenlänge Berücksichtigung finden.
[0063] In beispielhafter Weise kann dies in Schritt 218, der Anpassung der Brammengewichte,
dergestalt realisiert werden, dass über alle Brammen aller Unterstränge hinweg ein
Quotient von hieraus resultierendem Gesamtgewicht und Zielgewicht bestimmt wird, wobei
die Veränderung des Brammengewichts oder Brammenlänge jeder einzelnen Bramme eine
Multiplikation des Brammengewichts oder der Brammenlänge mit diesem Koeffizienten
umfasst. Das diesbezügliche Ergebnis ist in der Figur 9 exemplarisch dargestellt.
Im Ergebnis haben sich hier die Gesamtgewichte der Unterstränge erhöht, um damit in
optimaler Weise das Zielgewicht zu erreichen.
[0064] Nach Schritt 218 erfolgt in Schritt 220 eine Optimierung der Gießzeiten, wobei die
Details von Schritt 220 in den Schritten 222-232 skizziert sind. Ziel ist dabei die
Strangbreite zu vergrößern bei gleichzeitiger Verkürzung der Stranglänge, in der Form,
dass das Gewicht beibehalten wird und keine Toleranzverletzung stattfindet. Die Schritte
der Optimierung der Gießzeiten sind im Detail in Figur 2 mit den Schritten 222 bis
232 angegeben. Hierzu wird zunächst in Schritt 222 der Wert Q1_i bestimmt, wobei i
bezüglich eines Strangenpaars das jeweilige Paar von parallelen Brammen angibt.
[0065] In der Figur 9 würde i beispielsweise die erste Zeile für das Brammenpaar Auftrag
1 und Auftrag 5 bezüglich der Unterstränge 1 und 2 angeben. Somit wird nun bezüglich
Auftrag 1 der Quotient aus maximaler Breite (550 mm) und der Breite der aktuellen
Bramme (500 mm) berechnet und abgespeichert. Ebenso wird der Quotient bezüglich der
ersten Zeile bzw. der ersten Bramme für Unterstrang 1, Auftrag 5 als 580 mm durch
550 mm berechnet.
[0066] Nach dieser Berechnung in Schritt 222 erfolgt in Schritt 224 die Berechnung eines
weiteren Quotienten für die Brammen dieses Brammenpaares, wobei hier jedoch keine
"Vorbramme" vorhanden ist, da die in der ersten Zeile angegebenen Brammen die ersten
Brammen sind. Insofern spielt hier Q2 keine Rolle. Nun wird anschließend in Schritt
226 der Quotient Q3 berechnet als der Quotient aus der Breite der Folgebramme plus
dem Sprungwert und der Breite der aktuellen Bramme. Bezüglich Unterstrang 1 wäre dies
also 475 mm + 25 / 500 mm = 1. Nachdem so für die erste Zeile die Quotienten Q1, Q2
(nicht vorhanden, da keine Vorbramme vorhanden) und Q3 berechnet wurden, wird nun
für Unterstrang 1 und Unterstrang 2 gemeinsam (da parallele Bramme) der kleinste Wert
verwendet der so berechneten Quotienten für die erste Zeile (Schritt 230). Mit diesem
kleinsten Quotienten wird daraufhin die Breite der aktuellen Bramme in Zeile 1 für
Unterstrang 1 und Unterstrang 2 jeweils multipliziert und die Länge der aktuellen
Bramme jeweils dividiert (Schritt 232).
[0067] Dasselbe wird nun für die nächste Zeile von Unterstrang 1 und 2, das heißt das nächste
Brammenpaar durchgeführt. Hier kann diesmal Q2 berechnet werden, da z.B. bezüglich
Zeile 2 von Unterstrang 1 die Vorbramme eine Breite von 500 mm hat und die aktuelle
Bramme eine Breite von 475 mm, sodass Q2 = 500/475 ist.
[0068] Letzten Endes können die Schritte der Bestimmung der verschiedenen Quotienten sowie
der Multiplikation der Breiten und Division der Längen, das heißt die Schritte 222
bis 232 zunächst nacheinander für alle Brammen eines Strangenpaares und für alle Stränge
iterativ durchgeführt werden, wobei nach Abschluss dieser Schritte dieses Verfahren
mehrmals wiederholt werden kann bis entweder keine Änderung der Breite der Brammen
mehr erfolgt oder aber eine bestimmte Zahl von Iterationen erreicht oder überschritten
wurde. Im Ergebnis resultieren so zu gießende Brammen, welche bezüglich der Gießzeit
optimiert sind, indem die Strangbreite innerhalb der Toleranzen vergrößert sind, ohne
dass es hierbei zu Toleranzverletzungen kommt.
[0069] Das Verfahren endet schließlich in Schritt 234 mit der Übermittlung der Steuerdaten
112 an die Stranggussanlage unter Verwendung der Schnittstellen 104 und 116. Die Steuerdaten
beinhalten Angaben bezüglich der Reihenfolge, in welcher die Brammen mit entsprechender
berechneter Breite und Länge hergestellt werden sollen. Der Steuerungscomputer 114
kann daraufhin die Steuerungsanlage so ansteuern, dass die entsprechende Produktion
der Brammen erfolgt.
Bezugszeichenliste
[0070]
- 100
- Steuereinheit
- 101
- Stranggussanlage
- 102
- Prozessor
- 104
- Schnittstelle
- 106
- Speicher
- 108
- Gießaufträge
- 110
- Anweisungen
- 112
- Steuerdaten
- 114
- Steuerungscomputer
- 116
- Schnittstelle
- 118
- Prozessor
- 120
- Speicher
- 122
- Konverter
- 124
- Verteiler
- 126
- Kokille
- 128
- Strangpaar
- 130
- Führungsrollen
- 132
- Bramme
- 134
- Schneidevorrichtung
1. Verfahren zur Steuerung einer Stranggussanlage (101) zur Herstellung von Brammen (132)
aus einem vorbestimmten Material, wobei die Stranggussanlage (101) eine Anzahl von
Kokillen (126) zur Erzeugung entsprechender Gießstränge aufweist, wobei das Verfahren
umfasst:
- Empfang mehrerer Gießaufträge (108), wobei jeder Gießauftrag eine Bedarfsmenge an
dem Material, eine zugehörige Brammenbreite und Toleranzangaben bezüglich der Gießaufträge
(108) umfasst,
- Bestimmung für jeden der Gießaufträge (108) aus den jeweiligen Bedarfsmengen und
den jeweiligen Brammenbreiten eines Satzes von zu gießenden Brammen (132) mit zugehörigen
Brammengewichten und Brammenbreiten,
- Sortierung aller zu gießenden Brammen (132) aller Sätze aller Gießaufträge (108)
gemäß einem Sortierkriterium zum Erhalt einer sortierten Basisfolge von zu gießenden
Brammen, wobei das Sortierkriterium die Brammenbreiten umfasst,
- Gleichmäßige Partitionierung der sortierten Basisfolge in eine Anzahl von Teilfolgen,
wobei die Anzahl der Teilfolgen der Anzahl der Kokillen (126) entspricht,
- Für jede der Teilfolgen, Anpassung der Brammenbreiten der zu gießenden Brammen (132)
der Teilfolge unter Berücksichtigung der Toleranzangaben, wobei aufgrund der Anpassung
die Breitensprünge zwischen zwei in der Teilfolge unmittelbar aufeinander folgenden
zu gießenden Brammen (132) einen vorbestimmten Sprungwert nicht überschreiten, wobei
aufgrund der angepassten Brammenbreiten angepasste Teilfolgen resultieren,
- Übermittlung von Steuerdaten an die Stranggussanlage (101) zur Herstellung der in
den angepassten Teilfolgen bestimmten zu gießenden Brammen, wobei in den Steuerdaten
für jede der Teilfolgen die Reihenfolge der Herstellung der Brammen (132) der Reihenfolge
entspricht, in welcher die zu gießenden Brammen (132) in der jeweiligen angepassten
Teilfolge bestimmt sind.
2. Verfahren nach Anspruch 1, wobei es sich bei der Stranggussanlage (101) um eine Mehrstranganlage
mit mehreren parallel liegenden Strängen handelt, wobei jedem Strang eine der Kokillen
(126) zugeordnet ist, wobei die Steuerung zur parallelen gleichzeitigen Herstellung
der in den Teilfolgen bestimmten zu gießenden Brammen (132) erfolgt.
3. Verfahren nach Anspruch 2, ferner umfassend eine eindeutige Zuordnung jeder der Teilfolgen
zu einem der Stränge, wobei die Zuordnung so erfolgt, dass von den innenliegenden
Strängen zu den außenliegenden Strängen gehend die durchschnittliche Brammenbreite
der in den jeweiligen Teilfolgen bestimmten zu gießenden Brammen (132) stetig abnimmt.
4. Verfahren nach einem der vorigen Ansprüche, wobei aufgrund der gleichmäßigen Partitionierung
die Anzahl der in den jeweiligen Teilfolgen bestimmten zu gießenden Brammen (132)
für alle Teilfolgen identisch ist.
5. Verfahren nach einem der vorigen Ansprüche, ferner nach der Anpassung der Brammenbreiten:
- Bestimmung des Gesamtgewichts aller zu gießender Brammen (132) aller angepasster
Teilfolgen,
- Vergleich des Gesamtgewichts mit einem Zielgewicht zum Erhalt eines Vergleichswertes,
- Für alle in den angepassten Teilfolgen bestimmten zu gießenden Brammen (132), gleichartige
Veränderung des Brammengewichts oder der Brammenlänge anhand des Vergleichswertes
zum Erhalt aktualisierter angepasster Teilfolgen, wobei im Falle dessen das hierdurch
veränderte Brammengewicht oder die hierdurch veränderte Brammenlänge die Toleranzangaben
des zugehörigen Gießauftrages verletzt, keine Veränderung des Brammengewichts oder
der Brammenlänge erfolgt,
- Wiederholung der Schritte der Bestimmung des Gesamtgewichts, des Vergleichens und
der Veränderung des Brammengewichts oder der Brammenlänge bis der Vergleichswert in
einem vorbestimmten Schwellbereich liegt.
6. Verfahren nach Anspruch 5, wobei das Zielgewicht mindestens einem ganzzahligen Vielfachen
des Gewichts entspricht, das mit der Bereitstellung des Materials aus einem Konverter
erzielbar ist.
7. Verfahren nach Anspruch 5 oder 6, wobei der Vergleichswert den Quotienten von Gesamtgewicht
und Zielgewicht umfasst, wobei die Veränderung des Brammengewichts oder der Brammenlänge
eine Multiplikation des Brammengewichts oder der Brammenlänge mit dem Quotienten umfasst.
8. Verfahren nach einem der vorigen Ansprüche 5-7, wobei der Schwellbereich eine Abweichung
des Gesamtgewichts vom Zielgewicht kleiner als 3% ist.
9. Verfahren nach einem der vorigen Ansprüche, wobei nach der Anpassung der Brammenbreiten
für alle zu gießenden Brammen (132) aller angepasster Teilfolgen gleichartig jeweils
die Brammenbreite verändert wird bei gleichzeitiger Verkürzung der Brammenlänge unter
Beibehaltung des Brammengewichts, wobei im Falle dessen die hierdurch veränderte Brammenbreite
oder die hierdurch veränderte Brammenlänge die Toleranzangaben des zugehörigen Gießauftrages
verletzt, keine Veränderung der Brammenbreite oder der Brammenlänge erfolgt.
10. Verfahren nach Anspruch 9, wobei das Sortierkriterium die Brammenbreiten in abnehmender
Reihenfolge umfasst, wobei die gleichartige Veränderung der Brammenbreite bei gleichzeitiger
Verkürzung der Brammenlänge für alle Brammen (132) einer angepassten Teilfolge jeweils
umfasst:
- Bestimmung eines ersten Quotienten von maximal zulässiger Brammenbreite und Breite
der aktuellen Bramme (132),
- Bestimmung eines zweiten Quotienten der Breite der in der Teilfolge der aktuellen
Bramme unmittelbar vorhergehenden Bramme und der Breite der aktuellen Bramme (132),
wobei der zweite Quotient nur bestimmt wird, wenn die aktuelle Bramme nicht die erste
Bramme der Teilfolge ist,
- Bestimmung eines dritten Quotienten der Breite der in der Teilfolge der aktuellen
Bramme unmittelbar nachfolgenden Bramme plus dem Sprungwert und der Breite der aktuellen
Bramme (132), wobei der dritte Quotient nur bestimmt wird, wenn die aktuelle Bramme
nicht die letzte Bramme der Teilfolge ist.
11. Verfahren nach Anspruch 10, wobei die gleichartige Veränderung der Brammenbreite bei
gleichzeitiger Verkürzung der Brammenlänge für alle Brammen (132) einer angepassten
Teilfolge jeweils ferner umfasst:
- Multiplikation der Breite der aktuellen Bramme und Division der Länge der aktuellen
Bramme mit dem kleinsten Wert des ersten, zweiten und dritten Quotienten,
- Wiederholung der Schritte der Bestimmung des ersten, zweiten und dritten Quotienten
sowie der Multiplikation, bis entweder keine Änderung der Breite der Brammen (132)
mehr erfolgt oder bis eine vorbestimmte Zahl von Iterationen erreicht oder überschritten
wurde.
12. Verfahren nach Anspruch 10, wobei die Stranggussanlage (101) für jeweils ein Paar
der Stränge (128) eine gemeinsame Schneideanlage (134) für die beiden Stränge zum
Schneiden parallel gegossener Brammen (132) aufweist, wobei für ein Paar der angepassten
Teilfolgen, welche einem der Paare der Stränge zugeordnet sind, die jeweils an derselben
Position der jeweiligen Teilfolgen bestimmten Brammen (132) ein Paar von parallel
zu gießender Brammen (132) bilden, wobei die Bestimmung des ersten, zweiten und dritten
Quotienten jeweils für ein Paar von aktuellen Brammen (132) der parallel zu gießenden
Brammen (132) durchgeführt wird, wobei die gleichartige Veränderung der Brammenbreite
bei gleichzeitiger Verkürzung der Brammenlänge für alle Brammen (132) aller Paare
der angepassten Teilfolge jeweils umfasst:
- Multiplikation der Breiten des Paars der aktuellen Brammen (132) und Division der
Längen des Paars der aktuellen Brammen (132) mit dem insgesamt kleinsten der Werte
der ersten, zweiten und dritten Quotienten, welche bezüglich des Paares der aktuellen
Brammen (132) bestimmt wurde,
- Wiederholung der Schritte der Bestimmung des ersten, zweiten und dritten Quotienten
sowie der Multiplikation, bis entweder keine Änderung der Breite der Brammen (132)
mehr erfolgt oder bis eine vorbestimmte Zahl von Iterationen erreicht oder überschritten
wurde.
13. Verfahren nach einem der vorigen Ansprüche, wobei jeder Gießauftrag ein KIM-Gewicht
umfasst, wobei das Sortierkriterium als Hauptkriterium die Brammenbreiten in abnehmender
Reihenfolge und als zweites Kriterium das KIM-Gewicht umfasst, wobei die Toleranzangaben
jeweils eine Untergrenze und eine Obergrenze bezüglich der Brammenbreiten und der
KIM-Gewichte umfassen.
14. Verfahren nach Anspruch 13, wobei das Bestimmen des Satzes von zu gießenden Brammen
(132) für jeden Gießauftrag umfasst:
- Bestimmung eines minimalen Brammengewichts aus der Untergrenze der Brammenbreite
und der Untergrenze des KIM-Gewichts,
- Bestimmung eines maximalen Brammengewichts aus der Obergrenze der Brammenbreite
und der Obergrenze des KIM-Gewichts,
- Bestimmung eines Mittelwertes von minimalem und maximalem Brammengewicht,
- Bestimmung der benötigten Anzahl von zu gießenden Brammen (132), um bei dem Mittelwert
des Brammengewichts die Bedarfsmenge an Material gerade zu überschreiten, wobei durch
die Anzahl der zu gießenden Brammen (132) der Satz von zu gießenden Brammen (132)
gebildet wird.
15. Verfahren nach einem der vorigen Ansprüche, wobei die Anpassung der Brammenbreiten
der zu gießenden Brammen (132) der Teilfolge umfasst:
- Ausgehend von der ersten oder der letzten zu gießenden Bramme der Teilfolge, Bestimmung
der Differenz der Breitendifferenz zwischen der aktuellen Bramme und der der aktuellen
Bramme in der Teilfolge unmittelbar folgenden Bramme (132),
- Im Falle dessen die Differenz größer ist als der Sprungwert, Reduktion der Breite
der aktuellen Bramme so weit, dass die daraus resultierende Breitendifferenz zu der
unmittelbar nachfolgenden Bramme dem Sprungwert entspricht, andernfalls Beibehaltung
der Breite der aktuellen Bramme.
16. Verfahren nach einem der vorigen Ansprüche 2-15, wobei jeder Gießauftrag ein KIM-Gewicht
umfasst, wobei die Toleranzangaben jeweils eine Untergrenze und eine Obergrenze bezüglich
der KIM-Gewichte umfassen, wobei die Stranggussanlage (101) für jeweils ein Paar der
Stränge (128) eine gemeinsame Schneideanlage (134) für die beiden Stränge zum Schneiden
parallel gegossener Brammen (132) aufweist, wobei für ein Paar von angepassten Teilfolgen,
welche einem der Paare der Stränge zugeordnet sind, die jeweils an derselben Position
der jeweiligen Teilfolgen bestimmten Brammen (132) ein Paar von parallel zu gießender
Brammen (132) bilden, wobei das Verfahren ferner nach der Anpassung der Brammenbreiten
umfasst:
- Bestimmung für jede zu gießende Bramme aller Teilfolgen aus den angepassten Brammenbreiten
und der zugehörigen Untergrenze und Obergrenze des KIM-Gewichts eine dem entsprechende
minimale und maximale Länge der Bramme (132),
- Für jedes Paar von parallel zu gießenden Brammen, Bestimmen eines Durchschnittswertes
bezüglich der beiden minimalen und maximalen Längen der Brammen (132) und Festlegung
der Länge der beiden Brammen (132) auf den Durchschnittswert.
17. Computerprogrammprodukt mit von einem Prozessor ausführbaren Instruktionen zur Durchführung
des Verfahrens nach einem der vorigen Ansprüche.
18. Steuereinheit (100) zur Steuerung einer Stranggussanlage (101) zur Herstellung von
Brammen (132) aus einem vorbestimmten Material, wobei die Stranggussanlage (101) eine
Anzahl von Kokillen (126) zur Erzeugung entsprechender Gießstränge aufweist, wobei
die Steuereinheit einen Prozessor und einen Speicher aufweist, wobei der Speicher
durch den Prozessor ausführbare Anweisungen enthält, wobei die Ausführung der Anweisungen
durch den Prozessor die Steuereinheit steuert zum:
- Empfang mehrerer Gießaufträge (108), wobei jeder Gießauftrag eine Bedarfsmenge an
dem Material, eine zugehörige Brammenbreite und Toleranzangaben bezüglich der Gießaufträge
(108) umfasst,
- Bestimmung für jeden der Gießaufträge (108) aus den jeweiligen Bedarfsmengen und
den jeweiligen Brammenbreiten eines Satzes von zu gießenden Brammen (132) mit zugehörigen
Brammengewichten und Brammenbreiten,
- Sortierung aller zu gießenden Brammen (132) aller Sätze aller Gießaufträge (108)
gemäß einem Sortierkriterium zum Erhalt einer sortierten Basisfolge von zu gießenden
Brammen, wobei das Sortierkriterium die Brammenbreiten umfasst,
- Gleichmäßige Partitionierung der sortierten Basisfolge in eine Anzahl von Teilfolgen,
wobei die Anzahl der Teilfolgen der Anzahl der Kokillen (126) entspricht,
- Für jede der Teilfolgen, Anpassung der Brammenbreiten der zu gießenden Brammen (132)
der Teilfolge unter Berücksichtigung der Toleranzangaben, wobei aufgrund der Anpassung
die Breitensprünge zwischen zwei in der Teilfolge unmittelbar aufeinander folgenden
zu gießenden Brammen (132) einen vorbestimmten Sprungwert nicht überschreiten, wobei
aufgrund der angepassten Brammenbreiten angepasste Teilfolgen resultieren,
- Übermittlung von Steuerdaten (112) an die Stranggussanlage (101) zur Herstellung
der in den angepassten Teilfolgen bestimmten zu gießenden Brammen, wobei in den Steuerdaten
(112) für jede der Teilfolgen die Reihenfolge der Herstellung der Brammen (132) der
Reihenfolge entspricht, in welcher die zu gießenden Brammen (132) in der jeweiligen
angepassten Teilfolge bestimmt sind.