[0001] Die Erfindung betrifft eine Rührwerksmühle nach dem Oberbegriff des Anspruches 1.
[0002] Die Erfindung nimmt Bezug auf die europäische Patentschrift
EP 1 992 412 A1. Aus dieser ist eine derartige Rührwerksmühle bekannt. Rührwerksmühlen werden verwendet,
um Suspensionen, also Feststoffe in Flüssigkeiten, zu dispergieren. Dies findet beispielsweise
in der Herstellung von Klebstoffen, Druckfarben, Kosmetik oder Pharmaka Anwendung.
Hierfür wird das Mahlgut über einen Zuführkanal in einen Mahlraum der Rührwerksmühle
geführt, der zwischen der Außenwand eines Rotors und einer Behälterwand ausgebildet
ist, und gemeinsam mit Mahlhilfskörpern, wie beispielsweise Keramikkugeln, die im
Folgenden auch als Mahlkörper bezeichnet werden, und mit Hilfe von Werkzeugen zerkleinert,
die am Rotor und/oder an der Behälterwand angeordnet sind. Durch die Rührbewegung
werden Agglomerate dispergiert und Kristallstrukturen zerkleinert. Dabei kann die
ursprüngliche Partikelgröße von 100-500 µm auf kleiner 3 µm verringert werden. Das
fertige Produkt wird dann über einen Mahlgut-Abführ-Kanal durch eine Mahlkörpertrenneinrichtung,
insbesondere in Form eines Schutz-Siebs, zu einer Ablaufleitung gelenkt. Der Rotor
bildet dabei eine Art drehenden Käfig um die Trenneinrichtung.
[0003] Bei derartigen Rührwerksmühlen sollen sich die Mahlkörper möglichst nur in dem Mahlraum
zwischen dem Rotor und der Behälterwand befinden. Die Mahlkörper werden durch die
am Rotor angebrachten, sich bis in die Nähe der Behälterwand erstreckenden Werkzeuge
und durch die entstehenden Zentrifugalkräfte nach außen beschleunigt und aufkonzentriert.
Sind an der Behälterwand Werkzeuge angeordnet, erstrecken sich diese in Richtung des
Rotors. Die gegebenenfalls an der Behälterwand angeordneten Werkzeuge sind vorzugsweise
versetzt zu den am Rotor angebrachten Werkzeugen angeordnet, damit diese bei der Drehung
des Rotors zwischen den an der Behälterwand angeordneten Werkzeugen durchtreten können.
Das Mahlgut durchströmt diese dichte Mahlkörper-Packung in Richtung der Rotorachse.
Durch die Aufkonzentration der Mahlkörper in dem Mahlraum kann weitgehend vermieden
werden, dass diese in den Mahlgut-Abführ-Kanal gelangen. Zusätzlich zur Aufkonzentration
von Mahlkörpern im ringförmigen äußeren Mahlraum sind im Mahlgut-Abführ-Kanal Einrichtungen
vorgesehen, die ein Durchströmen der Mahlkörper zur Trenneinrichtung unterbinden sollen.
[0004] Im Mahlgut-Abführ-Kanal, der in der Regel innerhalb des Rotors angeordnet ist und
durch den Rotor und den Innen-Stator begrenzt wird, befinden sich somit möglichst
keine oder nur sehr wenige Mahlkörper. Dennoch kann es durch die Anschwemmung von
Mahlkörpern an der Trenneinrichtung immer wieder zu einem erhöhten Druck in der Rührwerksmühle
kommen, der zu einer Reduktion im Produktfluss oder sogar zur automatischen Abschaltung
führen kann, um die Rührwerksmühle nicht zu beschädigen. In Rührwerksmühlen nach dem
Stand der Technik können Abstreifer auf der Trenneinrichtung angebracht sein, die
die Mahlkörper von der Trenneinrichtung fernhalten. Jedoch kann dies bei der Dispergierung
von thermisch sensitiven Stoffen, insbesondere Sprengstoffen oder anderen Gefahrstoffen,
nicht erwünscht sein, da durch die Abstreifer Hitze im Mahlgut verursacht werden kann.
[0005] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, das Anschwemmen von Mahlkörpern an der
Mahlkörpertrenneinrichtung aufgrund von Schleppkräften und eine damit einhergehende
Verstopfung der Trenneinrichtung zu vermeiden.
[0006] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die Merkmale des Anspruches 1 gelöst. Der
Kern der Erfindung besteht darin, ein Ansammeln von Mahlkörpern an der Trenneinrichtung
durch eine Verringerung des Abstands zwischen Rotor und Trenneinrichtung wirksam zu
unterbinden. Dies kann durch eine Vergrößerung des Durchmessers der Trenneinrichtung,
also insbesondere des Siebdurchmessers erzielt werden. Insbesondere kann der Abstand
zwischen Rotor und Trenneinrichtung abhängig vom Durchmesser der Mahlkörper gewählt
werden, anstatt ausschließlich abhängig von der Baugröße der Rührwerksmühle. Weiterhin
kann für den Abstand ein Maximalwert, der unabhängig von der Mahlkörpergröße ist,
festgesetzt werden. Durch diese Maßnahme kann die Ansammlung von aufgrund von Schleppkräften
an die Trenneinrichtung angeschwemmten Mahlkörpern reduziert werden. Somit wird sowohl
ein stetiger Produktfluss als auch eine schnelle Reduzierung des Grobkorns im zu dispergierenden
Produkt gewährleistet.
[0007] Insbesondere wird die Aufgabe durch eine Rührwerksmühle mit folgenden Merkmalen gelöst.
Die Rührwerksmühle weist einen Mahlbehälter und einen Mahlraum auf, der von einer
Behälterwand begrenzt ist, und ein um die Mittel-Längs-Achse drehbares Rührwerk mit
einem Rotor mit einem Innen-Durchmesser d351 auf. An dem Rotor sind Werkzeuge angebracht,
die sich in Richtung der Behälterwand erstrecken. Weiterhin können an der Behälterwand
zweite Werkzeuge angeordnet sein, die sich in Richtung des Rotors erstrecken. Die
Rührwerksmühle weist ferner einen Innen-Stator auf, der innerhalb des Rotors angeordnet
ist. Zwischen dem Rotor und einer Außenwand des Innen-Stators ist ein Mahlgutabführkanal
ausgebildet, durch den das Mahlgut zur Trenneinrichtung und danach zu einer Ablaufleitung
geführt wird. Der Mahlraum ist zumindest teilweise mit Mahlkörpern mit Durchmesser
c gefüllt. Oberhalb des Innen-Stators ist eine Trenneinrichtung mit einem Durchmesser
d30 angeordnet. Aus dem Unterschied zwischen dem Innen-Durchmesser des Rotors und
dem Durchmesser der Trenneinrichtung ergibt sich die Größe des Abstands s zwischen
Rotor und Trenneinrichtung. Erfindungsgemäß soll dieser Abstand s in Abhängigkeit
des Durchmessers c der Mahlkörper gewählt werden, und s = 0,5 · (d351 - d30) ≤ 5 ·
c betragen. In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform kann der Abstand s in Abhängigkeit
vom Durchmesser c der Mahlkörper s ≤ 3 · c betragen. Weiterhin soll gemäß einer Ausführungsform
der Erfindung der Abstand s, auch unabhängig von der Größe der Mahlkörper, den Wert
2 mm nicht überschreiten.
[0008] Vorzugsweise lassen die am Rotor angebrachten Werkzeuge nur einen kleinen Spalt zur
Behälterwand 9 frei, wobei der Spalt eine Spaltweite b hat, für die im Verhältnis
zum Durchmesser c der Mahlkörper gilt: 4c ≤ b ≤ 6c, wobei als Mindest-Spaltweite b
gilt: 1,0 mm ≤ b ≤ 2,0 mm.
[0009] Am Innen-Stator können sich zum Rotor hin erstreckende Abstreif-Werkzeuge angeordnet
sein. Vorzugsweise überlappen diese Abstreif-Werkzeuge, falls vorhanden, in Richtung
der Mittel-Längs-Achse einander und sind am Innen-Stator derart angeordnet, dass sie
beim Antrieb des Rotors einen in Durchströmrichtung gerichteten Impuls auf die Mahlkörper
ausüben.
[0010] Zwischen Abstreif-Werkzeugen und Rotor ist bevorzugt ein Spalt ausgebildet ist, für
dessen Spaltweite e im Verhältnis zum Durchmesser c der Mahlkörper gilt: 4c ≤ e ≤
6c, wobei für eine Mindest-Spaltweite e gilt: 1,0 mm ≤ c ≤ 2,0 mm.
[0011] Ferner sind im Rührwerk Mahlkörper-Rückführkanäle zur Rückführung der Mahlkörper
aus dem Bereich der Trenneinrichtung in den Mahlraum ausgebildet.
[0012] Für den Durchmesser c der Mahlkörper gilt vorzugsweise c ≤ 0,65 mm und bevorzugt
0,02 mm ≤ c ≤ 0,3 mm.
[0013] Weitere Merkmale, Vorteile und Einzelheiten ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung
der Erfindung anhand der Zeichnung. Es zeigt
Fig. 1 : einen Ausschnitt einer Rührwerksmühle gemäß einer Ausführungsform der Erfindung
als vertikalen Längsschnitt
[0014] Die in Fig. 1 dargestellte Rührwerksmühle weist in üblicher Weise einen Mahlbehälter
2 mit einem innenliegenden Mahlraum 8 auf. Der Mahlraum 8 ist zumindest teilweise
mit Mahlkörpern 43 (nicht gezeigt) mit einem Durchmesser c gefüllt. Die Rührwerksmühle
weist weiterhin einen Innen-Stator 22 und einen um eine Mittel-Längs-Achse 19 drehbaren
Rotor 35 mit einem Durchmesser d351 auf. Dabei ist zwischen einer Außenwand 23 des
Stators 22 und dem Rotor 35 ein Mahlgut-Abführ-Kanal 47 ausgebildet. Am Rotor 35 sind
Werkzeuge 38 angebracht, die in den Mahlraum 8 hineinragen. Weiterhin sind an der
Behälterwand 9 zweite Werkzeuge 74, versetzt zu den am Rotor 35 angebrachten Werkzeuge
angeordnet. Oberhalb des Stators 22 befindet sich als Trenneinrichtung ein Schutz-Sieb
30, das rotationssymmetrisch zur Mittel-Längs-Achse 19 ausgebildet ist. Das Schutz-Sieb
30 verhindert den Durchfluss von Mahlkörpern 43 in eine nachgelagerte Ablaufleitung
31, die sich innerhalb des Innen-Stators 22 befindet. Zwischen Schutz-Sieb 30 und
Rotor 35 ist ein Abstand s ausgebildet. Der Abstand s kann dabei als

beschrieben werden und kann insbesondere durch die Wahl den Durchmesser d30 des Schutz-Siebes
30 eingestellt werden.
[0015] Bei einer Vergrößerung der Dimensionen der Rührwerksmühle wurde bisher auch der Abstand
s zwischen Schutz-Sieb 30 und Rotor 35 entsprechend größer gewählt. Dies führt jedoch
wider Erwarten nicht zu einer proportionalen Steigerung des Produktflusses. Vielmehr
bleibt der Produktfluss hinter den Erwartungen zurück.
[0016] Dies hängt damit zusammen, dass es im Betrieb vorkommen kann, dass aufgrund der Schleppkräfte
und trotz einer Einrichtung zum Rückhalten der Mahlkörper 43 diese an das Schutz-Sieb
30 angeschwemmt werden. Dies kann zur Durchflussreduktion oder zur vollständigen Verstopfung
des Siebes führen.
[0017] Um dies wirksam zu unterbinden, wird der Abstand s zwischen Schutz-Sieb 30 und Rotor
35 verringert. Dabei kann der Abstand s unabhängig von der Bauform der Rührwerksmühle
abhängig vom Durchmesser c der Mahlkörper gewählt werden. Dies führt zu einer höheren
Durchlässigkeit der Rührwerksmühle, da die Gefahr der Anschwemmung von Mahlkörpern
43 an das Schutz-Sieb 30 sinkt und dadurch zu einer schnelleren Reduzierung des Grobkorns
im zu dispergierenden Produkt.
[0018] Erfindungsgemäß beträgt der Abstand s zwischen Schutz-Sieb 30 und Rotor 35 in Abhängigkeit
vom Mahlkörperdurchmesser c

bzw.

[0019] In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform gilt für den Abstand s in Abhängigkeit
vom Mahlkörperdurchmesser c

[0020] In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform ist der Abstand s, auch unabhängig
von der Größe der Mahlkörper, nicht größer als 2 mm.
[0021] Obwohl das zuvor geschilderte Ausführungsbeispiel eine Rührwerksmühle mit einer vertikalen
Mittel-Längs-Achse 19 zeigt, sind die geschilderten Ausführungen auch ohne Weiteres
in horizontaler Position einsetzbar oder in einer dazwischen liegenden Position.
1. Rührwerksmühle zum Behandeln von fließfähigem Mahlgut,
- mit einem Mahlbehälter (2) und einem Mahlraum (8), der von einer Behälterwand (9)
begrenzt ist, und
- mit einem um eine Mittel-Längs-Achse (19) drehbaren Rührwerk mit einem Rotor (35)
mit einem Durchmesser d351, und
- wobei an dem Rotor (35) Werkzeuge (38) angebracht sind, die sich in Richtung der
Behälterwand (9) erstrecken, und
- mit einem Innen-Stator (22), der innerhalb des Rotors (35) angeordnet ist, und
- wobei zwischen dem Rotor (35) und einer Außenwand (23) des Innen-Stators (22) ein
Mahlgutabführkanal ausgebildet ist, und
- wobei der Mahlraum (8) zumindest teilweise mit Mahlkörpern mit Durchmesser c gefüllt
ist, und
- wobei oberhalb des Innen-Stators (22) eine Mahlkörpertrenneinrichtung (30) mit Durchmesser
d30 angeordnet ist, und
dadurch gekennzeichnet,
dass für den Abstand s zwischen Rotor (35) und Mahlkörpertrenneinrichtung (30) gilt:

2. Rührwerksmühle nach Anspruch 1, wobei für den Abstand s zwischen Rotor (35) und Mahlkörpertrenneinrichtung
(30) gilt:
3. Rührwerksmühle nach Anspruch 1 oder 2, wobei s ≤ 2 mm gilt.
4. Rührwerksmühle nach Anspruch 1 bis 3, wobei die Mahlkörpertrenneinrichtung (30) ein
zylinderförmiges Schutz-Sieb aufweist.
5. Rührwerksmühle nach Anspruch 1 bis 4, wobei die am Rotor (35) angebrachten Werkzeuge
(38) nur einen kleinen Spalt (39) zur Behälterwand (9) freilassen, wobei der Spalt
zwischen den Werkzeugen (38) und der Behälterwand (9) eine Spaltweite b hat, für die
im Verhältnis zum Durchmesser c der Mahlkörper gilt: 4c ≤ b ≤ 6c, wobei als Mindest-Spaltweite
b gilt: 1,0 mm ≤ b ≤ 2,0 mm.
6. Rührwerksmühle nach einem der Ansprüche 1 bis 5, wobei am Innen-Stator (22) sich zum
Rotor (35) hin erstreckende Abstreif-Werkzeuge angeordnet sind.
7. Rührwerksmühle nach Anspruch 6, wobei die am Innen-Stator (22) angeordneten Abstreif-Werkzeuge
in Richtung der Mittel-Längs-Achse (19) einander überlappen und am Innen-Stator (22)
derart angeordnet sind, dass sie beim Antrieb des Rotors (35) einen in Durchströmrichtung
gerichteten Impuls auf die Mahlkörper ausüben.
8. Rührwerksmühle nach Anspruch 7, wobei zwischen den Abstreif-Werkzeugen und dem Rotor
(35) ein Spalt ausgebildet ist, für dessen Spaltweite e im Verhältnis zum Durchmesser
c der Mahlkörper gilt: 4c ≤ e ≤ 6c, wobei für eine Mindest-Spaltweite e gilt: 1,0
mm ≤ c ≤ 2,0 mm.
9. Rührwerksmühle nach einem der Ansprüche 1 bis 8, wobei zweite Werkzeuge (74) an der
Behälterwand (22) angeordnet sind, die sich in Richtung des Rotors (35) erstrecken.
10. Rührwerksmühle nach einem der Ansprüche 1 bis 9, wobei im Rührwerk (20) Mahlkörper-Rückführkanäle
(55) zur Rückführung der Mahlkörper (43) aus dem Bereich der Mahlkörpertrenneinrichtung
(30) in den Mahlraum (8) ausgebildet sind.
11. Rührwerksmühle nach einem der Ansprüche 1 bis 10, wobei für den Durchmesser c der
Mahlkörper gilt: